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1946 400. P. Friedlaender: Untersuohungen iiber isomere Naphtalinderivate. [Mittheilung aus dern chem. Laborat. der techn. Hochschule zu Karlsruhe.3 (Eingegangen am 29. Juli.) Bei der Einwirkung wasserentziehender Mittel auf a-Naphtol und Eisessig beobachtete zuerst 0. N. Witt') die Bildiing eines Aceto- naphtols, CloHbOH. C0 CHs, dessen Reactionen )die relative Stel- lung unentschieden liessend: (loc. cit.) DHS experimentelle Material iiber die Verbindung ist meines Wissens seither nicht vermehrt worden. Trotzdem ist sie in verschiedenen Werken neuerdings als p a r a - Acetonaphtol aufgefuhrt, so z. B. von H. Erdman n, Chemische Praparatenkunde, Bd. 11, S. 170. Ich glaube, dass diese Annahme nicht richtig ist und in der Verbindung vielmehr ein Ortho-Naphtol- derivat vorliegt. Sie liefert mit Diazoverbindungen Azofarbstoffe, welche die Saureempfindlichkeit der 1 ,4-Naphtolazofarbstoffe zeigen. Sie ver- einigt sich allerdings nicht mit Nitrosodimethylanilin wie a-Naphtol, dagegen leicht mit Dichlorchinondiimid zu Farbstoffen. Endlich ist der Methylather verschieden von dem Methoxyacetonaphton, welches bei der Einwirkung auf Acetylchlorid auf a-Naphtolather bei Gegen- wart von Aluminiumchlorid entsteht und fir welches die Stellung 1.4 sehr wiihrscheinlich gemacht werden konntea). Da die Verbindung endlich von 1 .3 - A~etonaphtol~) rerschieden ist, bleibt nur die Stel- lnng 1.2 iibrig. Bei dem Interesse, das gegeriwartig o-Oxyketon- derivate wegen ihres muthmaasslichen Zusammenhanges mit einigen natiirlichen Farbstoffen beanspruchen diirfen , schien es zweckmassig, den Kiirper durch einige Derivate naber zu charakterisirrn. Bei der Darstellung der nachstehend beschriebenen Verbindungen wiirde ich durch die Herren Dr. Brief und H. Bucherer onter- stut7t. OH Die Darstellung der Verbindung erfolgt nach den Angaben von 0 N. W i t t (loc. cit ), wobei jedoch die Isolirung durch Destillation vrtmieden wird. a-Naphtol wird mit eiuer L6sung ron 11/2 Theilem Chlorzink in drr gleichen Menge Eisessig kurse Zeit (bei Anwendung von lOOg ca. 20-30 Minuten) auf 145-150" erwarmt, bis sich die Mischung dunkel rothbraun fiirbt. Zu langes Erhitzrn fiihrt zii Zer- setziing, indem die Farbe in schmi~tzig- braun umschlagt. Daa Re- actionsproduct wild durch Eingiessen in Wasser ond Auawaschen mit 2- A c et o - 1 - n a p h t ol , Clo Hs<C0CH3. 1) Diese Berichte 21, 332. 2) L. Gattermann, R. Ehrhardt und H. Maisch, diese Berichte 23, 3) H. Erdmann, Ann. d. Chern. 254, 197: 275, W1. 1209: vergl. auch diese Berichte 23, 3531.

Untersuchungen über isomere Naphtalinderivate

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1946

400. P. Friedlaender: U n t e r s u o h u n g e n iiber isomere Naphtalinderivate.

[Mittheilung aus dern chem. Laborat. der techn. Hochschule zu Karlsruhe.3 (Eingegangen am 29. Juli .)

Bei der Einwirkung wasserentziehender Mittel auf a-Naphtol und Eisessig beobachtete zuerst 0. N. W i t t ' ) die Bildiing eines Aceto- naphtols, CloHbOH. C 0 C H s , dessen Reactionen )die relative Stel- lung unentschieden liessend: (loc. cit.) DHS experimentelle Material iiber die Verbindung ist meines Wissens seither nicht vermehrt worden. Trotzdem ist sie in verschiedenen Werken neuerdings als p a r a - Acetonaphtol aufgefuhrt, so z. B. von H. E r d m a n n , Chemische Praparatenkunde, Bd. 11, S. 170. Ich glaube, dass diese Annahme nicht richtig ist und in der Verbindung vielmehr ein O r t h o - N a p h t o l - derivat vorliegt. Sie liefert mit Diazoverbindungen Azofarbstoffe, welche die Saureempfindlichkeit der 1 ,4-Naphtolazofarbstoffe zeigen. Sie ver- einigt sich allerdings nicht mit Nitrosodimethylanilin wie a-Naphtol, dagegen leicht mit Dichlorchinondiimid zu Farbstoffen. Endlich ist der Methylather verschieden von dem M e t h o x y a c e t o n a p h t o n , welches bei der Einwirkung auf Acetylchlorid auf a-Naphtolather bei Gegen- wart von Aluminiumchlorid entsteht und f i r welches die Stellung 1.4 sehr wiihrscheinlich gemacht werden konntea). Da die Verbindung endlich von 1 . 3 - A ~ e t o n a p h t o l ~ ) rerschieden ist, bleibt nur die Stel- lnng 1 .2 iibrig. Bei dem Interesse, das gegeriwartig o-Oxyketon- derivate wegen ihres muthmaasslichen Zusammenhanges mit einigen natiirlichen Farbstoffen beanspruchen diirfen , schien es zweckmassig, den Kiirper durch einige Derivate naber zu charakterisirrn.

Bei der Darstellung der nachstehend beschriebenen Verbindungen wiirde ich durch die Herren Dr. B r i e f und H. B u c h e r e r onter- stut7t.

OH

Die Darstellung der Verbindung erfolgt nach den Angaben von 0 N. W i t t (loc. cit ), wobei jedoch die Isolirung durch Destillation vrtmieden wird. a -Naphto l wird mit eiuer L6sung r o n 11/2 Theilem Chlorzink in d r r gleichen Menge Eisessig kurse Zeit (bei Anwendung von lOOg ca. 20-30 Minuten) auf 145-150" erwarmt, bis sich die Mischung dunkel rothbraun fiirbt. Zu langes Erhitzrn fiihrt zii Zer- setziing, indem die Farbe in schmi~tzig- braun umschlagt. Daa Re- actionsproduct wild durch Eingiessen in Wasser ond Auawaschen mit

2 - A c e t o - 1 - n a p h t ol , Clo Hs<C0CH3.

1) Diese Berichte 21, 332. 2) L. G a t t e r m a n n , R. E h r h a r d t und H. Maisch, diese Berichte 23,

3) H. E r d m a n n , Ann. d. Chern. 254, 197: 275, W1. 1209: vergl. auch diese Berichte 23, 3531.

1947

verdiinnter SalzsHure als krystallinisch erstarrende Masse gewonnen und entweder durch Umkrystallisiren ails Alkohol oder durch L5sen in sehr verdiionter Natronlauge und Flillen des Natronaalzes mit concentrirter Kochsalzliisung von wenig unangegriffenem Naphtol be- freit und gereinigt. Die Eigenscbaften der in nahezu theoretischer Menge entstehenden Verbindung sind die vnn 0. N. W i t t ange- gebenen. Scbmelzpunkt 103O. Siedepunkt 325O unter geringer Zer- setzung.

Analyse: Ber. f i r CIOB~OHCO CH3. Procente: C 77.41, H 5.37.

Gef. >) n 76.93, 77.23, 5.38, 5.51. Leicht liislich in Schwefelkohleostoff, Eisessig, Benzol, Chloroform,

ziemlich schwer in kaltem Alkobol. Unlijslich i u Natriumbisulfit. Durch den Eintritt der Acetylgruppe in der Orthostellung zur

Hydroxylgruppe wird die Aciditat des Naphtols erhiiht, die Fahigkeit, Aether zu liefern, verrnindert. Selbst bei I Ystiindigem Erhitzen des Acetonaphtols rnit iiberschiiasigem Bromatbyl und Natronlauge in alkoholischer Liisung in Druckflaschen auf 1 l oo bleibt ein grosser Theil der Verbindung unangegriffen. Der gebildete A e t h e r , Clo & <:2z3, kann davon durch wiederholtes Schiitteln der iithe-

rischen Liisung mit Natronlauge getrennt werden. Er bildet ein bei niedriger Temperatur dickfliissiges Oel, das bei ca. 3200 unter geringer Zersetzung siedet (die isomere 1 . 4 - Verbindung aus a- Naphtolatber ond Acetylchlorid schmilzt bei 713-790) und rnit Phenylhydrazin ein leicht veranderliches Hydrazon vom Schmp. 1 1 7 O liefert.

Analyse: Ber. fir C~oHa(OCaHs)C(NaHCsHg)CH3 Procente: N 10.85.

Gef. n 10.50. Der M e t h y 1 lit h e r , auf demselben Wege dargestellt , konnte

ebenfalls nicht fest erbalten werden. Die Hydrazinverbiudung dea Acetonaphtols ist leicht zersetzlich

und bildet Bkttchen, die sich beim Aufbewahren schnell braun fiirben. Schmp. ca. 1650. Das schon von 0. N. W i t t erwiihnte Oxi m, Schmp. 168- 169O, besitzt die erwartete Zusammensetzung Clo H6 (OH) C (NOH) C Hs.

Analyae: Ber. Procente: C 71.14, N 6.96. Gef. a n 70.91, 9 7.32.

Beim Erhitzen mit tinilin auf 2000 (mit oder ohne Zinkchlorid) reeultirt eine bei 1180 schmelzende, in Wasser und Petrolather schwer, in den iiblichen Liisnngsmitteln leicht 18sliche Verbindung, die durch Eochen mit verdiinnten Siiuren in die Componenten gespalten wird, ver- muthlich CloH6(OH) C (N CS H5) CH3 (gef. N 5.3 1 pCt., ber. 3.36 pct.).

1948

Auch bier zeigt sich der schiitzende Einflusa der benachbarten CO CH3- Gruppe. a-Naphtol geht unter denselben Versuchsbedingungen eum grossen Theil in a-Naphtylamin iiber.

Die Combinationen des Acetonapbtols rnit Diazoverbindungen verlaufen glatt und normal und ffihren zu saureunechten Azofarb- stoffen.

2 - A c e t o - 1 - n a p h t o l - 4 - s u l f o s a u r e , C ~ O HS (OH) (CO CH3) (S03H). Concentrirte Schwefelsaure ffihrt Acetonaphtol schou beim Er-

warmen auf dem Wasserbade in obige Verbindung iiber, bei langerer Einwirkung und hoherer Temperatur entstehen hohere Sulfosauren, die nicht naher untersucht wurden.

1 Th. Acetonaphtol wurden mit 3 Th. concentrirter Schwefelsaure bis zur volligen Wasserloslichkeit erwarmt. Die entstandene Sulfo- saure lost sich leicht in reinem Wasser, schwer in rniissig concentrirter Schwefelsaure und kann durch Zusatz von concentrirter Schwefelsaure zur wassrigen Losung in feinen weissen Nadeln abgeschieden werden, die an der Luft nicht zerfliessen und in Alkohol und Aether loslich sind. Auf Zusatz von KochsalzlBsung fallt ein in iiberschussigem Chlornatrium schwer liisliches Natriumsalz. Beim Kochen mit Baryum- carbonat wurde ein ziemlich schwer losliches, in feinen weissen Nadeln krystallisirendes B a r y u m salz erhalten, dem die Forrnel [GO Ha OHCO CH3SO& Ba + 5 H2O zuzukommen scheint. Dasselbe verliert bei 120" 3HzO und zersetzt sich bei hijherer Temperatur (150').

1 2 d

Analyse: Ber. Procente: 3H20 7.13, Ba 1S.10. Gef. * x 7.15, 7.27, 7.02, * 18.02, 18.05, 18.11.

Die Stellung der Sulfogruppe in 4 ergiebt sich aus der Unfahig- keit der Verbindung, mit Diazoverbindungen zu combiniren, wie aus der leichten Ueberfuhrbarkeit in 2-Aceto-4-nitronaphtol beim Erwarmeu mit verdiinnter Salpetersaure.

1 2 4

2 - A c e t o -4-n i t ro n a p h t 01, Clo Hs (OH) (COCH3) (NO2). Die Einwirkung von concentrirter Salpetersaure auf Acetonapbtol

i s t eine sehr energische und muss durch Verdiinnungsmittel und Ver- meidung hoherer Temperatur gemassigt werden.

Eine Losung der Verbindung in Eisessig wurde bei 30 -40° allmahlich mit der berechneten Menge rauchender Salpetersaure in Eisessig versetzt. Beim Erkalten krystallisiren gelbe Nadeln der Nitroverbindung, die sich schwer in Alkohol, leicht in Benzol und heissem Eisessig liisen und bei l57O schmelzen. Dieselbe Verbindung erhalt man durch Erwarmen einer verdiinnten Losung von Aceto- naphtolsulfosaure mit der berechneten Menge verdiinnter Salpetersaure auf dem Wasserbade.

1949

Analyse: Ber. f ir CloH~OBCOCHsNO~. Procsnte: N 6.06.

Gef. s 2 6.12. Sie liefert ein leicht liisliches Natriumsalz, das in gelben ge-

kriimmten Nadeln krystallisirt, ein etwas scbwerer liisliches Kalium- salz (sternfiirmie gruppirte Nadeln) und mit Phenylhydrazin in Eie- essig erwiirmt, ein scbiin rotbgefarbtes Hydrazon vom Schmp. 221O.

2 - A c e to-4-amid on a p b t o l , Clo Hg (OH)(COCHJ) (NHa). Die Darstellung dieser Verbindung erfolgt durcb Reduction von

Nitroacetonaphtol, bequemer von Benzolsulfosaure-azo-acetonaphtol mit Zinnchlor6r. l h r salzsaures Salz ist in Wasser leicht, in Salzsiiure schwer liislich und kann dadurcb leicht von Zinn resp. Sulfanilsiiure getrennt werden. Es bildet weisse Nadeln, die durch vie1 Wasser unter Gelbfarbung partiell dissociirt werden. Das scbwer liisliche Platincbloriddoppelsalz besitet die Zusammensetzung

[CloHgOH. C O C H s N H a . HClIaPtCI,. Analyse: Ber. Procente: Pt 24.00.

Gef. I) 24.07, 24.02. Das scbwefelsaure Salz bildet feine, schwer loslicbe, gelbliche

Nadelchen. Die freie Base fiillt aus salzsaurer Liisung auf Zusatz von kohlen-

saurem Natron als rothbrauner, in Wasser scbwer , in Natronlauge und den gebrauchlichen Losungsmitteln leicht liislicher Niederscblag und krystallisirt aus Benzol in glanzenden Niidelchen.

Analyse : Ber. ffir CloHs . OH . CO CH3 . NHa. Procente: N 6.96.

Gef. n s 6.89.

Gelindes Erwarmen mit Essigsaureanbydrid liefert eine Acetyl- verbindung. Farblose, in Essigsaure ziemlich schwer liislicbe Nadeln vom Schmp. 107O.

A c e t o n a p b t o c h i n o n c b l o r i mid. Wie 1.4-Amidonaphtol liefert aucb Amidoacetonaphtol in ver-

diinnter salzsaurer Losung rnit Cblorkalkl6sung versetit, einen gelben Niederscblag eines Chlorchinonimids, das nacb sorgfaltigem Aus- waschen und Trocknen auf Thon aus wenig Benzol unter Zusatz von Petroleumlther in leicht zersetzlicben, sternfiirmig gruppirten , gelb- braunen Nadeln krystallisirt erhalten werden kann. Schwierig liislich in Aether und Ligroi'n. Schmp. 137".

Analyse: Ber. fiir C I O H ~ 0 . NCI . CO CH3. Procente: C1 15.lY.

Gef. )) 14.55. Bericbte d. D. cbem. Gesellsc~..ift. Jabrg. X X V I I I . 125

1950

A c e to- a- n a p h t o c h i n o n. Die Verbindung, welche wegen der Anwesenheit von 3 Keto-

gruppen ein gewisses Interesse beansprucht, ist leider so leicht zer- setzlich und schwer in reinem Zustand zu erhalten, dass wir uns auf die Feststellung ihrer Eigenschaften beschrankt haben. Versetet man eine sebr verdiinnte salzsaure Lijsung von Amidoacetonaphtol in der Kiilte mit Eisenchlorid , bis ein weiterer Zusatz keine Dunkelfarbung mehr hervorruft, so triibt sich die Fliissigkeit nach ganz kurzer Zeit, wird hell braunlichgelb und scheidet haarfeine, roluminose, hellgelbe Nadeln des in Wasser schwer liislichen Chinons ab. Dasselbe verharzt ausserst leicht unter Braunfarbung bei dem Versuch, es aus den ge- brauchlichen Solrentien, in denen es leicht 16sIich ist , umzukrystalli- siren. Nur aus leicht siedendem Petroleumather konnten beim Ver- dunsten gut ausgebildete honiggelbe Tafeln des reinen Chinons er- halten werden, die bei 78O unter Zersetzung schmolzen und bei der Verbrennung die der Formel Cxa Hs 0 3 entsprechenden Zahlen lieferten.

Analyse: Ber. Procente: C 72.20, H 4.00. Gef. )) >) 72.20, 71.94, w 4.25, 4.44.

Das Chinon lost sich in concentrirter Schwefelsaure in der Kalte mit griiner Farbe, die beim Verdunnen rnit Wasser in Violet und Roth umschlagt. Die sich abscheidenden rothen Flocken sind nicht unver- andertes Chinon. Mit Natriumbisulfit erhalt man eine in feinen weissen Nadeln krystallisirende Verbindung.

U e b e r 1.3 -N a p h t a l i n d e r i v ate. (gemeinsam mit Herrn K a t z bearbeitet.)

Fiir Ortsbestimmungen in der Naphtalinreibe leisten gegenwartig die isomeren Naphtylendiamine, in welche sich eine p o s s e Zahl von Substitutionsproducten in bequemer Weise uberfiihren laasen, dieselben Dienste, wie die bisher dazu benutzten Dichlornaphtaline. Nachdem nun vor Kurzem die noch fehlenden 2.5-, 2.8- und 2.3-Diamido- Iiaphtaline dargestellt und beschrieben w a r m , schienen f i r die theoretisch moglichen Verbindungen dieser Zusammensetznng aus- reichende Angaben vnrzuliegen. Einer Ergiinziing brdurfrrn nur die Daten iiber das 1 . 3 - N a p h t y l e n d i a m i n , das nur durch eine Farben- reaction iind Darstellung einer A c e t y l v e r h i n d u n g charakterisirt war l). uber das aber eine ausfiihrliche Keschreihung nicht vorlag. Die Notbwendigkeit einer solchen ergab sich sofort bei einer Wieder- holung der beschriplienen Versuche. Die rorliegenden Angaben sind nicbt nur uiigeniigend, soridern auch irxorrect u n d es gelang tins auch die wahrscbeinliche Ursache dafiir aufzufinden.

L h c h Kocheii der Diaroverbindung des 1.2 4 - Dinitt o-tx-naphtyl- amins niit Alkohol erhielten C. L i e b e r n r a n n und H a m m e r s c h l a g a )

1) C. U r b a n . diese Bericlite 20, 973. <) Ann. d. Cliem. 184, 372.

1951

1.'3-Dinitronaphtalin, jedoch nur in sehr kleiner Ausbeute, d a leicht Verharzung eintritt. Der Orund bierfir ist folgender: Liist man Dinitronaphtylamin in ca. 10 Theilen concentrirter Schwefelsiiure und leitet in den nach Zusatz von wenig Wasser entstehenden dicken Brei in der Ciilte salpetrige Saure ein, so entsteht eine klare dunkelbraune LBsung der Diazoverbindung, welche sofort in 5-6 Vol. Sprit ge- gossen und aufgekocht eine leidliche Ausbeute ~n Dinitronaphtalin mit den von L i e b e r m a n n und H a m m e r s c h l a g angegebenen Eigen- schaften liefert. Lasst man dagegen die Diazolijsung nach Zusatz von Alkohol oder Eiswasser auch nur kurze Zeit stehen, so bildet sich ein Korper , der in WaRser unliislich , d u d Umkrystallisiren aus Aceton in gelben, an der Luft sich allmiihlich braunenden Nadeln erhalten werden kann, die sich bei 136" unter Verpuffen zersetzen. Eine Stickstoffbestimmung ergab 19.5 pCt. N; denselben Stickstoff- gehalt besitzt die Verbindung C l o H s N 0 9 N % 0 und es ist uns wahr- scheinlich, dass sich dieselbe aus der normalen Diazoverbindung durch Ersatz einer Nitrogruppe (2) durch Hydroxyl unter Abspaltung von salpetriger Saure und Anhydridbildung gebildet hat und somit als I . - D i a z o - 4.2. - N i t r o n a p h t o 1 zu betrachten ist, nachdem vor Kurzem F. G a e s s und A. A m m e l b u r g I) die analoge spontane Zersetzung des Nitrodiazonaphtalins zu Naphtalindiazooxyd ausfiihrlich beschrieben haben.

Die Bildung dieaes Korpers neben Dinitronaphtalin bat offenbar die Resultate der Arbeit von c. U r b a n beeinflusst, denn die Re- duction des reinen Dinitrouaphtalins fiihrt zu ganz anderen Ergebnissen.

Ebe wir diese Erkliirung fanden, war ea uns darum zu thun, unsere Drrten fiir Naphtylendiamin dnrch eine viillig abweichende Darstellungsmethode zu controliren.

Wir wiihlten als Ausgangsmaterial die technisch zugangliche so- genannte &-Saure , l. 3.8.-Naphtylamindisulfosaure, aus welcher sich durch Einwirknng von Natriumamalgam a ) oder durch Kochen mit 75 pCt. Schwefelsaure 3, die a-Sulfogruppe (8) leicht eliminiren lasst. Die entstehende

1 . 3 - N a p h t y l a m i n s u l f o s i i u r e bildet glanzende, in Wasser schwer lijsliche Nadelchen. Ihr iri Wasser leicht liisliches Natronsalz wird durch Kochsalz abgeschieden. Das etwas sch werer losliche Baryumsalz scheidet sich beim Abkiihlen der heiss geslttigten Lijsung in flachen glanzenden Nadeln ab , die die Zusammensetzung (Cl,-,HcNHaSOa)aBa -i- HzO besitzeii.

Analyse: Ber. Procante: Ba 22.7, Ha0 3.3. Gef. D )) 22.5, )) 3.0.

9 Diese Berichte, '27, 3211. a) P. F r i e d l i i n d e r und Ph. Luch t . diese Berichte 26, 3025.

D. R.-P. 64979, Kal le & Co.

1952

Salpetrige Saure liefert eine scbwer loslicbe Diazoverbindung, d ie beim Kocben mit 10 pCt. Scbwefelsaure in 1 . 3 - N a p b t o l s u l f o s k i u r e Ebergebt. Die nahere Untersucbung dieser Saure, die sich iibrigens anch aus Amidonapbtolsulfosaure G. gewinnen lasst, bat sich A r m s t r o n g vorbebalten. Wir bemerken desbalb bier nur, dass ibre Reinigung a m bequemsten durcb ibr in Cblorzinklijsung scbwer liislicbes Z i n k- s a1 z erfolgt.

1.3-A m i d o n a p b tol. Der Austauscb der Sulfogruppe durcb Hydroxyl beim Scbmelzen

mit Aetzalkalien erfolgt ziemlicb scbwierig. Man wendet zweckmassig 4-5 Theile Aetzkali an und scbmilzt unter Umrijhren bei 250-260" bie die anfangs dickfliissige Masse unter Braunfarbung diinnfliissig wird und das gebildete Amidonaphtol (als Kalisalz) sich olig an der Oberfliicbe abscbeidet. Zu langes Erbitzen unter Luftzutritt bedingt Verluste durcb Oxydation. Die Scbmelze wird im Wasser gelost, unter Kiihlung scbwach mit salzsaure angesauert und die hellgelbe von scbwarzem Harz befreite Losung kalt mit doppelt kohlensaurem Natron versetzt. Amidonaphtol scbeidet sich hierbei in hellgelben krystallinischen Flockeu aus, die fiir die weitere Verarbeituug meist, rein genug sind. Zur viilligen Reinigung geniigt einmaliges Umkrys- tallisiren aus Alkobol oder beisseni Xylol.

Analyse: Ber. fiir C16HswHz08. Procente: N 8.8.

Gef. n ) 8.6. Feine Nadeln, loelicb in Alkohol und beissem Xylol, in Sauren

und Aetzalkalien, kaum in Ammoniak, Wasser, Benzol, Chloroform; beginnt sicb bei 1850 unter Scbwarzfarbung zu zersetzen. Die alka- lische Losung farbt eich an der Luft ziemlich scbnell braun. D a s salzsaure und scbwefelsaure Salz bilden kleine, leicbt liislicbe Nadel- &en, die durcb iiberscbiissige Saure abgeschieden werden. Ihre wass- rigen Liisungen werden durch Eisencblorid in der Kalte scbwach brannsiolet, beim Erwarmen braun gefarbt. Cbarakteristisch fur die Verbindung, im Gegensatz zu den beteronuclealen Amidonaphtolen, ist die Leichtigkeit, mit welcher daraus die Amidogruppe als Ammoniak abgespalten wird. Es geniigt hierzu schon llrigeres Kocben d e r scbwacb angeslnerten Liisung, doch gelingt es nur scbwer wegen gleicbzeitiger Harzbildung, das zweifellos hierbei entstebende 1,3-Di- oxyoaphtalin zu isoliren.

VBllig abweichend in (lei Nuance sind ferner die Azoderivate des 1 , 3 - Amidonaphtols von denen der bekannten Amidonaphtole. Diazoverbindungen vereinigen sich damit leicht und glatt sowobl in scbwach saurer wie in alkalischer Losung und geben hierbei (ebenfalls abweichend) identiscbe Azofarbstoffe, die durch ihren stark gelben Ton ausgezeichnet sind. Die Combination mit Diazobenzolsulfosaure

1953

ist in Sauren schwer lijalich, giebt ein leicht losliches, i n seiden- gliinzenden Niidelchen krystallisirendes Natron- und .Ammoniaksalz und fiirbt Wolle ziemlich siiureecht o r a n g e g e l b an.

Die Diazoverbindung des 1.3-Amidonaphtols ist Husserst unbe- stiindig. Die auf Zusatz von Nitrit anfiinglich hellgelbe Liisung fiirbt 8ich schnell dunkelbraunviolet und scheidet nach ganz kurzer Zeit dunkle metallisch gliinzende Haute ab.

Die Monoacetylverbindung, C t o H s N H . COCH3. OH, krystalli- sirt aus Ess igshre in farblosen Nadeln vom Schmp. 1790.

Analyse: Ber. Procente: C 71.F, H 5.4 Gef. B 71.34, s 5.31.

1 . 3 - N a p h t y l e n d i a m i n . Wir erhielten dasselbe durch 3 stiindiges Erhitzen des Amido-

naphtols mit concentrirtem wassrigen Ammoniak auf 1500, Extrahiren des Rohrinhalts mit Aether, Durchscbiitteln rnit etwas Natronlauge und Umkrystallisiren des Verdampfungsriickstandes aus Wasser oder Alkohol in weissen Blattchen, die sich an der Luft etwas violet fiirben und bei 960 schmelzen.

Analyse: Ber. fiir CLO&(NH&. Procente: N 17.7.

Gef. s )) 17.4. Sulfat und salzsaures Salz werden aus ihrer Liisung durch iiber-

schiissige Saure in (in Wasser leicht liislichen) Nadelchen ausgefiillt. Eisenchlorid farbt die Liisung dunkelbraun. Diazoverbindungen liefern Azofarbstoffe, die auch bier durch eine stark gelbstichige Nuance susgezeichnet sind und denen des m-Phenylendiamins fast gleich- kommen. Das Chrysoi’din der Naphtalinreihe aus Diazobenzol und 1.3-Naphtylendiamin farbt tannirte Baumwolle gelbbraun an und giebt mit Salzsaure ein in metallisch dunkelblau schillernden Nadelchen krystallisirendes Salz.

D i a c e t y l n a p h t y l e n d i a m i n ist in Wasser und Alkohol schwer liislich und krystallisirt aus Essigsanre in feinen weissen Nadeln vom Schmp. 2630. (C. U r b a n giebt 154-1560 an.)

Procente: C 69.4, H 5.8. Gef. n 70.0, s 6.4.

Eine mit obigem Naphtylendiamin in jeder Beziehung i d e n t i s c h e Verbindung resnltirte nun auch bei der Reduction des Dinitronaph- talins von C. L i e b e r m a n n und H a m m e r s c h l a g rnit Zirin und Salzsaure. Die Beobacbtungen von C. U r b a n sind demoach zu corrigiren, nachdem die Uebereinstimmung in den Eigenschaften der auf zwei ganz verschiedeneri Wegen erhaltenen Verbindung die Richtig- keit uneerer Angaben ausser Zweifel gestellt hat.

Andyse: Ber. fiir Cl4Hl4NaOs.