Upload
dinhxuyen
View
217
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Untervazer Burgenverein Untervaz
Texte zur Dorfgeschichte
von Untervaz
1477
Ursula Mötteli stiftet Kapelle in Woringen
Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter
http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter
http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.
- 2 -
1477 Ursula Mötteli stiftet Kapelle in Woringen Adolf Kemnitzer
Auszug aus: Ein Begleiter durch die evangelisch-lutherische Pfarrkirche in
Woringen. Druck: Memmingen ohne Jahrgang.
- 3 -
S. 03: In der Woringer Bucht des Trockentales der Iller hatten seit der Bronzezeit
Kelten gelebt. Spuren ihrer Fliehburg auf der westlichen Anhöhe, dem
Burgösch, sind bis heute erhalten. In den Jahrzehnten vor der Geburt unseres
Herrn Jesus Christus unterwarfen die Römer das Land zwischen Alpen und
Donau und gliederten es für Jahrhunderte ihrem Reich an. Unter allem, was in
jener Zeit aus Rom an geistigen und kulturellen Einflüssen einströmte, wird
gewiss auch die Kunde von Jesus Christus und seiner Kirche gewesen sein -
wann sein Name das erste Mal in Woringen dabei erklang, liegt verborgen. Ein
halbes Jahrtausend später stiessen die Alemannen in den westlichen Alpenraum
vor und siedelten sich nach der Völkerwanderung hier an. Im 6. Jahrhundert
n. Chr. bekehrten Mönche aus Irland und Schottland diese heidnischen
Germanen. Mit dem umgebenden Land wird Woringen eine christliche
Siedlung. Am 26. Dezember 948 bestätigte der König des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation, Otto I., dass der Priester Paldmunt in Woringen
seinen Besitz dem Kloster in Kempten übergeben hat. In der in Frankfurt am
Main erstellten Königsurkunde findet sich der älteste erhaltene Nachweis für
Woringen, dort "worringa" genannt.
200 Jahre später, im Jahr 1167, erwarb der Ottobeurer Abt Isengrim "drei
ganze und fünf halbe Leiber" jener 11'000 (7) Jungfrauen, die in Köln im 5.
Jahrhundert als christliche Zeugen den Märtyrertod starben. Einen Teil dieser
damals hoch geschätzten Reliquien schenkte er an 77 Pfarrkirchen in
Schwaben, er bedachte auch Woringen im Lauf der Jahrhunderte sind diese
Gebeine spurlos verloren gegangen.
Im Jahr 1350 werden für Woringen erstmals aufgeführt: die Martinskirche auf
dem Friedhof, die bis zu ihrem Abbruch 1806 als katholisches Gotteshaus zum
Fürststift Kempten gehört hat und wahrscheinlich in der Urkunde von 948
bezeichnet ist, und die Kirche im Süden des Dorfes an der Strasse nach Zell.
Dieses Gotteshaus wird vielfach als "Marienkirche" angesprochen. Mit der
Einführung der Reformation verliert sich dieser Name mehr und mehr hin zu
der Bezeichnung "evangelisch-lutherische Pfarrkirche". Im Jahr 1959 legten
Ausgrabungen im Garten an der Nordseite Fundamente zweier romanischer
Apsiden (Altarräume) und eines Langhauses mit Chor einer frühgotischen
Kirche frei. Hier muss also schon um die Jahrtausendwende eine Kirche oder
Kapelle gestanden
- 4 -
S. 05: haben, der dann weitere Bauten folgten, bis schliesslich in der 2. Hälfte des 15.
Jh. nach deren Abriss, Verfall oder Brandzerstörung an der Südseite des
erhaltenen Turmes die jetzige, im Grundriss rein gotische Kirche aufgerichtet
wurde, sie hat die nun fast fünf Jahrhunderte bis heute überdauert.
Die beiden grossen kirchlichen Grundherren, das Fürststift Kempten und das
im Osten nahe gelegene Kloster Ottobeuren, teilten sich lange die Besitzungen
im Dorf. Nach 1293 wurden die Ritter von Rothenstein Inhaber des Dorfes als
Lehen des Stifts Kempten - der Aufstieg des Ritterstandes im Reich prägte
somit auch die Woringer Geschichte. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ging das
Dorf in den Besitz der Ravensburger Familie Möttelin über. Durch Erwerb des
Schlosses Rappenstein bei St. Gallen erhielt dieses Geschlecht vom Kaiser die
Erlaubnis im Jahr 1440 sich "vom Rappenstein" zu nennen. 1516 wurde das
Rappensteinische Eigentum für 15'250 Florentiner Gulden an die Freie
Reichsstadt Memmingen verkauft. Dies sollte zu einem Schicksalsjahr werden:
denn die Reichsstadt schloss sich 1524/1525 der Reformation an. Die
evangelische Glaubenslehre strahlte in das Umland. Im Jahr 1532 - nach den
Wirren der Bauernkriege und dem Augsburger Reichstag mit der Confessio
Augustana - baten die Woringer Untertanen den Rat der Stadt Memmingen,
dass er ihnen einen evangelischen Prediger schicken möge. Am 6. Dezember
1532 wurde in der oberen Kirche der erste evangelisch-lutherische Gottesdienst
gehalten. …..
Bald danach muss Woringen in Leonhard Bächlin einen eigenen evangelischen
Pfarrer zugewiesen bekommen haben, denn als im Jahr 1534 die
Stadtgeistlichen eine Gehaltserhöhung empfingen, wurde auch dem
evangelischen Pfarrer des Dorfes diese Einkommensverbesserung gewährt. Am
11. Mai 1537 verbot der Rat der Stadt dem (noch) ansässigen katholischen
Priester das Messelesen, nach der Einigung zwischen Abt Wolfgang von
Kempten und der Reichsstadt hörte schliesslich am 18. Februar 1539 dessen
Exerzitium (Messelesen) gänzlich auf. Acht Jahre danach aber, nach der
Niederlage der Lutherischen im Schmalkaldischen Krieg, wurde durch das
kaiserliche Interim das Abhalten evangelischer Gottesdienste untersagt.
Bartholomäus Bertelin, seit 1543 lutherischer Pfarrer, wurde ergriffen und ins
Gefängnis gelegt, jedoch am 5. Tag wieder freigelassen. …… etc. etc.
- 5 -
S. 07:
Grabplatte für den Gemahl der Ursula Mötteli in der Woringer Kirche.
- 6 -
S. 12: ……………
Als 1477 der Ritter Dr. Anselm von Eyb verstorben war, liess seine Witwe
Ursula, geborene Möttelin, über seinem Grab unmittelbar an der Nordwand der
Kirche eine Kapelle errichten, 400 Jahre später wurde dieser Anbau die
Allerheiligen-Kapelle - durch die beiden neugotischen Spitzbögen zum
Hauptschiff hin weitgehend geöffnet. Die linke Raumseite erhielt dadurch ein
deutliches Schwergewicht.
S. 34: …………
Bevor der Prediger des Gottesdienstes nach seinem Weg aus der Sakristei (dem
Turmzimmer) am Taufstein vorbei die Treppe zur Kanzel erreicht, muss er
vorüber an zwei Platten, die früher Gräber abdeckten. Die dunkle aus Grüntner
Stein trägt die Inschrift: (Ergänzung in Klammer) «Do man zalt
MCCCCLXXV (II) (Ja) r (i) st mantag an d hailgen dry king (entag) (ge) starb
(en) der edelborn gelert streng Ritter und (d) docto (r) (Ansh)alm vo eub dem
Gott gnadig sy.» Das Wappen des Verstorbenen von Eyb ist auf der linken
Seite, rechts das Schild mit dem Raben verweist auf die Rappensteiner. (Der
Rabe auf dem Dreiberg ist später zum Woringer Wappensymbol geworden.)
………..
Woringen liegt in der Region
Donau-Iller in Oberschwaben
und grenzt an die Stadtgrenze von
Memmingen.
Wir danken Herrn Gerd Nattenmiller, Schlössleweg 7, D-87789 Woringen
bestens für die freundliche Zusendung von Fotokopien.
Internet-Bearbeitung: K. J. Version 09/2014
- - - - - - - -