Upload
lydung
View
222
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Untervazer Burgenverein Untervaz
Texte zur Dorfgeschichte
von Untervaz
1939
Die Urquellen der deutschen Personennamen
Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.
- 2 -
1939 Die Urquellen der deutschen Personennamen Gustav Zollinger Zollinger Gustav: Wie wurden altdeutsche Personennamen zu Familiennamen?
in: Veröffentlichungen der Schweizerischen Gesellschaft für Familien-forschung. Reihe I. Heft 7. Zentralstelle der Schweizerischen Gesellschaft für Familienforschung. Bern 1939. Seite 28-64.
- 3 -
ABKÜRZUNGEN:
ahd. = althochdeutsch
altnd. = altniederdeutsch
got. = gotisch
gr. = griechisch
sanskr. = Sanskrit (altindisch)
HBL = Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz.
ags. = angelsächsisch
Druck der Genossenschafts-Buchdruckerei Bern
S. 28: Einige Gottheiten der alten Arier Seite:
Angadscha, Liebesgott, entspricht germ. Angil, Ingal
(dazu ingala, Lebensprinzip, Seele) 44
Indra, Indrâni, germ. Nerthus männl. und weibl. 42, 43
Shaci, Indras Gemahlin, germ. Skadi, Njördrs Gemahlin 42, 43
Yama und Yami, germ. Ymir (zweigeschlechtiges Urwesen) 48
Manu, Erstling der Menschen, germ. Manno 48
Varuna, Himmelsgott, gr. Uranos 57
Pardschanya, Donner- und Regengott, slav. Perkunas 45, 46
Deva, Gott, germ. Deo, Thiu, Ziu 33
Bhrâdscha vgl. mit germ. Berchia 37
Hari, Sonnengott, germ. Hari, Heri, ägypt. Horus 38
Ravi, Sonnengott, vgl. mit ägypt. Ra 38
S. 29:
Auf altgermanischen Glauben und Kult bezügliche Personennamen
(Die Urquellen der deutschen Personennamen)
Als älteste deutsche Namen begegnen uns solche, die auf -mar, -merus, -mir
endigen (zu ahd. mär. = die Kunde):
Im 1. Jahrh. Ingomar (Inguiomerus), im 2. Jahrh. Ballomar, im 4. Jahrh.
Vadomar, in einer Inschrift aus unbestimmter Zeit Nertomir. Diese bedeuten:
Ingo-verkündend, Künder des Ingo, des Ballo (= Phol = Pol = Bald)r) =
Apollo), des W(u)adan (Wodan), des Nerthus. Vadomar (=Uuatmir= Uotmar=
Voimar, Audomar, Auilemar, Otmar, Wadelmar, Odolmar), Ballomar =
- 4 -
Baldomar. Ferner Godomar, Ansmar, Raginmar (=Regnimir), Angelmar
(=Ingalmar, Engilmar), Auetrimir. Ermenmar (=Irminmar, Ermemar,
Ermenomar), in christlicher Zeit Oristomer. Im 1. Jahrhundert Sigimar
(Siginmar, Sigismeres, läuft auf denselben Sinn hinaus wie Vadomar, nordisch
Sigtyr (ahd. Sigideo) = Wuotan), ebenso Grimmar (nord. Grimnir = Wuotan),
desgleichen im Jahr 357 der Name des Alemannenführers Ohnodomar (Hnot,
Not = nordisch Njot(r), Niut(erJ, ein Beiname Wuotans). Nodalmar verhält sich
zu (H)nodomar wie Godelmar zu Godomar, Ingalmar zu Ingomar, Wadelmar
zu Vadomar. Wieder ein anderer Beiname Wuotans steckt in Gautmar =
Gaudomar, Gauxmar, Goxmar, Ooaxmar = nord. Gôtmar, zu Gaut(r), Gôt(er).
Im 1. Jahrhundert erscheint ferner Catumer (später = Hathumer, Hadumar,
Hadomar) zu ahd. hadu = Kampf, personifiziert in Hotherus, nordisch Hoedhr.
Zu den ältesten deutschen
S. 30: Namen zählt auch Teuiomerus (got. Thiudimtr. ahd. Diotmar), Dodemir.
Gleicher Art sind: Fraomarius (Freumer, Frimar, Frigmar), Deomar (= Ziumar,
Zimer), Sachmar (Sachsmar, zum Stammesgott der Sachsen), Astemar,
Alamar, Alahmar, Aldemar (Altimir), Nodimar, Itmar, Ismar (Isinmar),
Drutmar, Alfmar, Trasimir (Tursen = Giganten, Cyclopen), Nibumir, Bilimer
(im 5. Jahrh.), Berechimar (zu Berchta, Wotans Gemahlin), Vullemar (Ulmar,
zu nord. Ullr), Wandemar, Wandalmar, Indelmar, Sindmar.
Lundgren 1 hat alle auf Runensteinen und andern im Norden häufigeren
Runendenkmälern erhaltenen altschwedischen Personennamen untersucht und
kommt zum Schluss, dass von den zwei Bestandteilen der eine zumeist
offensichtlich auf Gestalten der Mythologie weist.
Dasselbe kann auch von den aus vorchristlicher Zeit stammenden altdeutschen
Namen gesagt werden.
Der Mensch fühlte sich z.B. als Diener = scalch, Bote = boto,2 oder Freund =
iouni, wini, win von Gottheiten, was zur Bildung entsprechender
Personennamen führte. Er konnte sich als mächtiger Herrscher = rich.
vorkommen nach dem Vorbild eines bestimmten Gottes. Viele Personennamen
bezeichnen den Träger als einen, der unter dem Schutze (helm oder munt) einer
besondern Gottheit stand. Man konnte sich auch direkt als deren Abkömmling
betrachten: -ung, -ing, -leip, -chint.3
- 5 -
scalch: Godesscalch, Nodalscalch, Walscaleb, Engilscalch,
Vadalscalch(Oadalscalch, Odescalcheb),
boto: Teutobod im 2. Jahrh. vor Chr., Teotbodo anno 807, Ingobod,
S. 31: Ingilbodo, Ateboduus (wohl = Catobod, Hatobod), Autbodo (Autan = Wuatan),
Astrebod, Tagibod, Disibod (dis = Walküre), Gaozbod, Grimbod, Marobod,
Reginboto (= Götterbote), Saxobod (Bote des Sachsengottes), Sigibodo,
Traselpot (Bote der Thursen), Walbodo, Willibodo, Vingboto.
wuni (wini, win): Cotuni, Cotini, Crimuni (Grim = Wotan), Siguni, Eruni,
Waddin, Uatini, Aotuni, Audini, Otin, Balduni, Baldin, Perchtuni, Bertin,
Cozzuni, Gaudin, Alhuni, Asuni, Altuni, Altini, Albuni, Albini, Albin, Austrin,
Truduni, Trutin, Hroduni, Rodini, Saxuni, Norduni, Theotuni (Theotini, Dudin,
Dodoin), Tuluni (Zullini, Zullin), Raganwin, Alahwin, Alfwin, Ostrewin,
Balowin, Baldewin, Cristwin, Drudwin, Friowin, Gaudwin, Godwin, Grimwin,
Chariwin, Hadawin (zu Hotherus), Hlotwin (zu Hlodana), Inguin, Iduwin,
Irminwin (Ermoin, Armin), Isovin, Nodeluin, Nordiwin, Odalvin, Sigiwin
(Sicluin), Dinguwin, Tresuin (zu Tursen), Uotwin, Wortwin (Freund der
Schicksalsgöttin).
rich: W odalrich (Wadirich, Udorich, Audericus, Wodaricus, Woderich,
Vutrihhus), Baldarich, Irminricus (Ermaricus), Crimrih, Sigarich, Isanrich,
Astericus, Angelrich, Amalaricus, Wicleric, Willierich, Erarich (Erich),
Raganrich, Godalrich usw.
helm: Raganhelm (Reginhelm), Anshelm, Althelm, Angilhelm, Arnhalm,
Esthelm, Frohe1m, Gauzhelm, Godohelm (Coteshelm), Nothelm, Sachshelm,
Sigihelm, Thiothelm, Walahelm, Wilhelm, Odilhelm, Ermenhelm usw.
munt: Angelmund, Ansemund (Osmund), Ostermund. Baldmunt, Balsmund,
Thrudmund, Frimunt, Codemund, Grimund, Sigismund, Irmunt, Odalmunt,
Raginmund (Raymund), Sachsmunt, Dingmund (zu Mars Tincsus = Ziu),
Wanmund, Wilmunt, Thiomunt (v gl. Thiolf = Ziolf), Alchmunt.
rat: Udurat und Odalrat (zu Uodan, Wotan), Donarad, Erat (Eru = Ziu),
Tingerat (Ting =Ziu, Mars Tincsus), Sigirat (Sigtyr, Sigideo = Wotan),
Irminrat, Baldarat, Alberat = Alfred, Ingalrat, Ansrat, Wanrat, Gotrat.
Im Sanskrit gibt es Personennamen, die auf -rädhas enden.
- 6 -
-ung, -ing, -leip, -chint: Baldung, Ynglinger (älteste schwedische Könige,
hielten den Gott der Fruchtbarkeit für ihren Stammvater), Amelung, Nibelung,
Ating, Sachsinc, Erinc, Wading, Erming (Ermening), Iring, Goding, Isunc,
Zullung usw. - Godolef (nord. Gudleifr., got. Gudilaibs, heute Gottlieb. dem
ursprünglichen Sinn nach einem gr. entsprechend), Cozleip (Gozleib),
Reginleib (Rachleib), Ansleib (nord. Asleifr, ags. Oslaf), zu Wuatan:
S. 32: Watleib (Otleib, Odolleib), Albleib, Marileif, Wanlep, Thiotleip, Thonielef,
Haduleif, Nordleip, Irminlev, Wortlief (zur Schicksalsgöttin), Drasaleib
(durisis = cyclops), Tolleib, Zolchint, Drutchind, Willekind, Kotechind usw.
-(w)achar: Audovacar, Paldachar, Erachar, Ermanachar, Hlodovacar, Altachar,
Sindacar, Theutacar.
Bei allen Völkern mit eigenem Kultus mussten Götternamen als Bestandteile
von Personennamen dienen, z. B. im alten Aegypten: Tut-anch-Ammon, Mer-
en-Ptah, Ech-n-Aton, Ra-ms(-es), Thut-mos(is), bei den Assyrern: Itti-Marduk-
balatu, in Indien: Indra-sen (Mannesname), bei den Mohammedanern: Abd-
Allah, usw.
Abdallah bedeutet genau dasselbe wie der deutsche Name Gottschalch (ahd.
Cotesscalch). Gehen wir nun auf die Namen einzelner Gottheiten ein, die
germanische Personennamen geliefert haben.
Allgemeine Namen für Gottheiten
Allgemeine Bezeichnungen für Gott sind «God, Cot» und «Rag, pl. Ragin,
Regin».
GOD, erweitert GODEL. Solche Namen gab es bei den Germanen schon in
vorchristlicher Zeit. Godomar (5. Jahrh.), Godohelm, Kotmunt, Godolef,
Gotrat, Godaniwi (nord. Gudni), Goderuna, Goduin, Godalcar, Godelgaud,
Godalgrim, Godelmar usw.
RAG, pl. RAGIN, REGIN (s. Anmerkung 5 der vorigen Abhandlung), regano-
giskapu = göttliches Geschick. Rac-helm, Ragolf, Rachleib, Ragemar,
Ragemut, Ragimund, Reginbrand (Götterschwert), Ragneramnus, Raganhelm,
Raginniu, Raginmund, Reginleif usw. (im Norden: Ragn-, Raeghin-). Dazu der
heutige Geschlechtsname Regez. Bei Förstemann, Althochdeutsches
Namenbuch, unter RAC und RAGAN.
- 7 -
Zwei Götterstämme sind die Ansen (latinisiert Anses) und Wanen. ANS, wohl
verwandt mit anst = Gunst.4 Der Name der Ansen hat recht viele deutsche
Personennamen geliefert:
S. 33: Ansbald, Ansobert, Ansbrand, Ansburgis, Anstrudis, Ansfledis, Ansfrid,
Ansgar, Ansegaud, Ansher, Anshelm, Ans-bram, Ansmar, Ansemund, Ansrad.
Ansedeus, Ansolt (in «Amsoldingen»), Ansscalch usw. ANSEL: Anselbert.
Auslautend: Folch-ans (Volksgott, wohl identisch mit Teutgaud, Thietdiv),
Ker-ans (Speergott), analog zu nordisch Ulv-as, Uark-as, Urm-as. Folchans und
Kerans werden Beinamen für bestimmte Gottheiten gewesen sein. Viele
Personennamen mit Folch- und Ker- sind wohl indirekt daher entstanden und
nicht unmittelbar aus den Bedeutungen «Volk» und «Speer», wie z.B.
Fulcgaud (-raud, -coz), Fulcramnus, Folchuni, Folcleib, Folccrim, Fulchard,
Fulcrad, Fulcniu, Kerwat (= Speer- Wuatan, unter dem Speergott kann nur
Wuatan gemeint sein), Gerleip, Gerhramnus, Gerhelm, Gernot, Gerbrand,
GARILulf usw.
WAN. Zu den Wanen gehörten Freyr, seine Schwester Freya und ihr Vater
Nerthus. Wanini, Wanbald, Wanbercht, Wanburg, Wanfrit, Wanegar, Wanlep,
Wanmunt, Wanrat, Wanwic u. a. (Das Wehntal ist das Tal des Waninc).
THIU, TIU, ZIU, nord. Tyr, ags. Tiw, war ursprünglich ein allgemeiner
Ausdruck für Gott, wie litauisch dieoas, sanskr. deva,5 nepalisch und deb, deu,
lettisch deews, lat. deus, gr. DEOS, ital. dio, chines.6 di, ti (sinico-jap. tei),
aztekisch teo, tiu, Guatemala tiox.
In einigen Sprachen auch irdisch aufzufassen: sanskr. Gott, König chin. Gott,
Kaiser, ähnlich in der römischen Kaiserzeit divinus, divus. In andern Sprachen
ist der Begriff heruntergesunken, so z.B. türk. dev Dämon, de(v)li = vom
Dämon besessen, verrückt, dasselbe wie persisch div-ane, arab. medschnûn
(magnûn) zu dschinn (ginn)=lat. genius = chin. sehen, schön, Gott, Geist (jap.
schin in Schinto). Im Chinesischen hat sogar Ju-piter eine uralte, ganz genaue
Entsprechung7 fu = pater, Vater.
S. 34: Auch im Germanischen war «tiu, deo, zio» ursprünglich ein allgemeiner
Begriff wie god, rag, denn im Nordischen bedeutet die Mehrzahlform tivar =
Götter, Sigty = Siegesgott Wuotan = ahd. Sigideo, Sigidio, Veratyr. Ahd.
Namen, die an zweiter Stelle deo u.ä. aufweisen, enthalten im ersten Teil einen
Gottesnamen, möge man nun deo als «Gott» auffassen oder zu gotisch «thius =
- 8 -
Diener»8 gehörig, z.B. Angatheus, Angildeo, Ansedeus (Ansteus), Sigideo
(Sigidio, Sikideo), Ingadeus, Irmindiu, Ulitheus (zu UUr = Gott des Bogens,
des Schwures usw. wie in Ulmar, Vullemar, Vulsmar, Vulliperto), Walateus
(zu Walvater), Gotadeo, Gormenteus, Aldadeus, Grimdeo, Saxdeo (= Saxnot),
Herideo, Hadedeus (zu Hotherus, nord. Hoedhr), Thietdiv, Hugideo, Isandeo,
Hofadeo (ahd. hof= das Götterhaus) usw.
Wie im Griechischen Ζεύς, so ist Tiu, Ziu die Bezeichnung für eine bestimmte
Gottheit geworden, und zwar im Germanischen für den Kriegsgott (= Eru,
Ares).
Als Personennamen sind belegt Ziolf, Thiulf, Thiolf, Diolf Thiomunt, Diomar,
Dionot. Der Geschlechtsname Zimer (Cymer, heute Zimmer) ist wohl Ziumar,
auch in Zimikon, Zimmerberg bei Oberburg urkundl. Cimerberg. Im Norden
Tibrander (Zius Schwert) u. a.
GAUD = GAUT = CAOZ = GOZ (nord. gautr, ags. geat) ist ursprünglich
ebenfalls ein Ausdruck für «Gottheit», mit «Gott» wohl verwandt, persisch
Chuda = Gott. - Im Norden ist Fjallgautr = Felsengottheit eine Bezeichnung für
Odin (Wotan).
Auf schwedischen Runensteinen kommen vor: Ulkautr, Ernkautr, Almkaut,
altschwedische Namen: Asgôter, Thorgôter, Alfgôter, angelsächsische:
Sigegeit, Vôdelgeat (= Wotan), althochdeutsche: Altigaud, Albgoz (= ags.
Älfgeit), Elbergaut, Ingalgaud, Ansegaud = Anscoz, Wadegoz = Aodalgoz =
Oadalgaoz (= Wotan), Aostargaoz, Baldegaud, Cristingaud, Danegaud,
Ercangaud, Haregaud, Hadegaud (= Hotherus), Godelgaud, Hrodgaud,
Hugicaoz, Itgaud, Ermingaud (Irmegaus), Isingaud, Leutgaud (zu Hludana),
Manegaud (zu Mond oder zu Mannus, lat. gen. Mannanis), Nodalgaud,
Northgaud, Regingaoz, Ratgaud, Teutgaud, Ulgaud, Walagaudius (=
Walvater), Willicoz, Fricoz. - GAUDEL: Gaudalbert, Gautelhild.
S. 35: So wie Ziu auf den Kriegsgott, so hat sich Gautr (altschwed, Gôter, angelsächs.
Geat = Vôden) auf Wotan spezifiziert als einer seiner vielen Beinamen.
Gaudomar anno 573, Gaudemund, Caozhram usw. GAUDEL: Gaudalbert,
Gautelhild, Gaudelsad, Gaudremar, altschwed. Gôtmar, Gôtulver, Gôtstaver
(1349 Gôstaf, heute Gustav = Gôts, Gauds, Wotans Stab, ahd. Chustaffus),9 Da
Sigideo und nord. Hroptr nur andere Namen für Wotan sind, bedeuten Sigistab
- 9 -
(anno 866) und Rotstavus dasselbe (vgl. Sigiwat und Rodwat, wat = Kürzung
für Wuatan).
NOT, auch noat, nuot, altsächs. neat, altschwed. niuter, altisl. njòtr gemahnt an
altägypt. ntr = Gott, kopt. υουτε.
Von «not» abgeleitet ist der verallgemeinernde Begriff «ge-not», woraus unser
«Genosse» entstanden ist: «Ec forsacho Thunaer ende Uuöden ende Saxnôte
ende allum, the hira genotas sint». Vom selben Stamm kommt auch
«(ge)niessen, Nutzen»,
Altschwed. Thorniuter, Guthniuter, Sighniuter (isl. Signjôtr), Ginniuter, Vi-
niuter, ahd. Sax not (Stammgott der Sachsen), Ansnot, Disnot (zu idis), Gernot
(vgl. Ker-ans), Herihnodh, Irminot, Liutnot (Hludana), Sigenot (= Wotan),
Dionot (= Ziu), Notker, Noterim, Nothelm, Nothrad, Nothart.
NODEL: Nodalgar, Nodaltrud, Nodalgaud, Nodalhard, Nodalmar, Nodelveus,
Nodelwin, Nodalrich usw. (Niuter ging hauptsächlich Wotan an).
ALCH. Tacitus berichtet von einem Germanenstamm, der Götter unter dem
Namen Alcis verehrte, die Priester trugen weibliche Tracht. Gotisch alhs,
angelsächs: ealh, ahd. alah Tempel, lettisch elks = Götze. Alhcaoz, Alc-her,
Alacdag, Alectrud, Alahger, Electeus, Alahwin, Alhmunt usw., angelsächs.
Ale-helm. Ris-alah, Swarz-alah u.a.
Sonnen- und Lichtgötter
W(U)ATAN, W(U)OTAN, Uuodan, ags. Voden, altnd. Goden, Guodan,10
langobard. Gwodan, nord. Odin. Sein Auge ist die Sonne, daher ist er einäugig.
Er ist also ursprünglich ein Sonnengott und
S. 36: entspricht nach Wadler11 dem ägyptischen Sonnengott Aton, hebr. adon, gr.
Αδωιϛ. Auch bei den Phönizern und Syrern ist Adon Sonnengott. Im
hieroglyphischen Wörterbuch von Brugsch: aton = Sonnenscheibe.
Wadomar (Wadamir, Uuatmir),Wadirich (Wodarich, Udorich, Vutrihhus),
Vuato (Uuoto, Uto), Wadegar, Watleib usw.
WADAL. Vadalscalch, Uadalscalch (Oudelscalch, Uodalscalch, Oadalscalch),
Wadalgrim (Odhilgrim), Vadalgar (Vadalker, Aodalker, Wodelger), Aodalgoz
(Oadalgoz, ags. Vôdelgeat), Odolerhamnus, Wodalrich (= Oadalrich,
Uadalrich, Uodelrich, Ulrich) usw., suche bei Förstemann unter VADJA,
- 10 -
VODJA, UD, OD, AUDA, OTHAL u. dgl. Hierher der französische
Geschlechtsname Audeoud.
Kerwat, Sigiwat, Rodwat (vgl. Sigistab, Rotstavus), Scafwat, Lindwat (lind =
Drache), Sigot, Wallod, Rachot, Kisalot.
Ahd. Personennamen: Wotan, Woatan, Autan, Otan, Wodal, Wodilo,
Ortsnamen: Watanbrunnon, Watanesweg (= Wodeneswege), Wodenesberg =
Utenesberg.
BAL = POL = PHOL = BALDER.12 Der Stamm BaI, Pol (assyr. Bel, bibl.
Baal, auch und gr. Аπόλλου, kelt. Feuergott Beall u.ä) erlitt bei den Germanen
schon in heidnischer Zeit eine Umdeutung von «bal = licht, hell» auf «bald =
kühn, Baldur = der Kühne.
Aus der keltischen Namensform Bel-en(us), Bel-in(us) (wohl eher mit
Diphthong nach B) sind entstanden: Biel (Beelna, Bealna, Bialna, Bielna,
Bienne) und Beaune (Loiret, Frankr.).
Balder ist Wotans Sohn. Diese beiden Sonnengötter gehören also zusammen,
so wie anderseits die beiden Fruchtbarkeitsgötter Nert und Fri(c) ebenfalls als
Vater und Sohn betrachtet werden, im Griech. Dionysos = Bacchus (hierogl.
bahh = Phallus) und sein Sohn Priapos.
S. 37: Angelsächs. bealdor, nord. baldr bedeuten ausserdem «Herr, Fürst» und
entsprechen damit wieder genau den vorgenannten semitischen Wörtern, die
neben der Bezeichnung als Gott auch diese Nebenbedeutungen haben.
Ballomar ums Jahr 170, Pollachar = Paldachar (vgl. Odoachar, Willachar),
Puolin, Balovin = Baldwin. Eine ganze Menge mit dem Stamm bald = kühn
steht in Beziehung zum Namen des Gottes Phol = Balder: Balduni, Baldro,
Paltar, Baldegaud (Paldcoz), Baldornar, Baldmunt, auch Balsmund (unter dem
Schutze Balders), Baldarat usw.
NANNA, Balders Gemahlin (nand = kühn, dasselbe wie Bald(r).
Personennamen: Nanna, Nandgoz, Nandgis, Nanthart, Nanthelm. Nandarat,
Nantwin usw.
BERCHT, PERACHT. Die Häufigkeit dieses Stammes («Berchta interpretatur
fulgida») erklärt sich in folge der Göttin Berchta, Perachta, der Gemahlin des
ursprünglichen Sonnengottes Wotan, In Indien ist Bhrâdscha der Name einer
der sieben Sonnen, eigentlich «schimmernd, funkelnd».
Berachtcoz (Bertegaud, Bertingaud), Berachtwin, Perachtarat, Perachtlip,
- 11 -
Berachtmunt, Berchthelm (Perchthalm) Perchtni (vgl. die Walkürennamen
Gudni, Signi usw.), Berjajchtram.
Sonst wird Freya (Frija) als Wuotans Gemahlin genannt, die ihrer Etymologie
nach auch nicht eine Licht-, sondern eine Fruchtbarkeits- oder Liebesgöttin ist.
Solche Verschiebungen ergaben sich sehr oft, weil die Versionen örtlich und
im Verlaufe der Jahrhunderte schwankten. Zuweilen wurden ursprünglich
verschiedenartige Gottheiten einander gleichgesetzt. Ein Wirrsal
widerspruchsvoller lokaler und zeitlicher Auffassungen bietet besonders
Indien, z.B. kann die Pärvati wohltätig sein, in anderer Gestalt dagegen ist eben
dieselbe (als Kali) grausam und blutrünstig. Rudra ist eine Form des Agni und
nahe verwandt mit Schiwa oder auch mit diesem identifiziert. Wischnus Gattin
heisst Aditi und Sintsvâli, später ersetzt durch Lakschmi = Ramâ (Schri) und
Sarasvati. Abweichungen liegen auch in der alt ägyptischen Religion: Seth als
Bruder des Osiris oder als Bruder des Horus, der als Sohn des Osiris, bisweilen
auch des Ra angesehen wurde. Amon, zuerst ein Gott der Fruchtbarkeit und
Zeugung (ithyphallisch dargestellt), später Licht- und Sonnengott. In
einheitlicher Gestalt ist die römische und griechische Götterwelt überliefert, die
aber sicher auch ihre Wandlungen durchgemacht hat. Zeus und Ziu waren
ursprünglich identisch, ebenso Hermes und Herme (Hermin, Irmin), in den
letzten auf uns gekommenen Formen aber keineswegs mehr. Freya und Frowa
sind desselben Ursprungs und werden bald als gleichbedeutend, bald als zwei
Verschiedene aufgefasst, desgl. Fro und Fri (Freyr, Frig).
S. 38: HARI, HERI, HERE, HAR, HER, nordisch Har, Beiname des ursprünglichen
Sonnengottes Wotan, gemahnt an den ägyptischen Sonnengott Har, Hor(os),
Gott, König, «Herr», Die geflügelte Sonne ist das Zeichen des Horus. Sanskr.
Hari13 = Sonne, Mond, Lichtstrahl, Feuer (daher auch «fahl, blassgelb» und
von dieser Bedeutung ausgehend Bezeichnung einiger Tiere). Eine andere
Übereinstimmung zwischen Ägypten und Indien: Ra = Sonne, Sonnengott,
Ravi = Sonne, Sonnengott. Hari ist der Beiname einer grossen Zahl von
indischen Gottheiten wie Indras, Wischnu-Krischnas, Yamas, Brahmans,
Schiwas usw. und erinnert in diesem Sinn an unser HERR. Ahd. her, heri = der
Hehre, Erhabene, Komparativ dazu: hêriro, herro = Herr.14 Das in
Personennamen so ungemein häufige heri kann niemals das Neutrum heri = das
Heer, die Armee sein, welche Auslegung auch schon Andere für
unbefriedigend empfanden, weshalb eine Bedeutung «miles» darin vermutet
- 12 -
wurde. An gleicher Stelle wie «heri» steht in den Namen auch «man».15
Harigaoz (Harigaud, Chariochaud), Harilaip, Charimund,· Charimcres,
Herideo, Chariwin, usw.
HAREL: Harilpurc usw.
Gegner des Sonnengottes
HATHER, nord. Hoedhr, lat. Hotherus, blinder Bruder und zugleich
Widersacher des Lichtgottes Balder, verwandt mit dem Wort «Hader», Hoedhr
als Gegner des Lichtgottes lässt an den griechischen Hades denken, den Gott
der Unterwelt und der Finsternis, Vermutlich
S. 39: besteht ein Zusammenhang von Hades mit dem ägyptischen Gott Set, Sat N
und (auch Satach), dem spätem Sat-an, arab. saitan. Gleich dem Hoedhr ist
auch Set der Gegner des Sonnengottes (Horus), aber zugleich sein Bruder.
Hadedeus, Hadamund, Haderat, Hadegaud (Hadugoto), Haduleif (ags.
Headholâf), Hadawin, Caturix, Catumer, CHADOLoald, Chedelmar, Hetelwif.
Auf einem schwedischen Runenstein Hathuvulfar.
Kultstätte: Hatheresburg (vgl. Erisburg, Thinkilburg, Thiusburg, Hasenburg zu
Ans, usw.). - Catu- auch bei den Kelten (ebenso Tout-, Belin-, Belen = Phol):
Mars CATUrix.
Einige Beinamen Wotans, seine Verwandtschaft
GRIM, CRIM, im Norden Grimnir, Grimr, Beiname Wotans.
Grimdeo, Grimhar, Crimuni, Grimbod, Grimmar, Crimhilt, Grimmund usw.
Hierher der französische Geschlechtsname Gremaud und der italienische
Grimaldi.
GRIMEL: Grimulfrid.
SIG, im Norden Sigtyr, Beiname Wotans (= Sieges-Gott). Sigideo, Sigenot.
Sigistab, Sigirun, Sigiwat, Sigismund, Sigihelm, Sigibaud, Siguni, Sigitrud,
Sigihram, Sigirat usw.
SIGEL: Sigleramnus, Siclwin, Sigilbert, Sicletrud, Siclehar usw.
- 13 -
(H)ROT, wohl ein Beiname Wotans (Hrodgaud = Ruhmes-Gott). Rotstavus,
Rodwat, Hrotgrim, Rotgaud (Rotcauz), Hruadboto, Hrodhelm, Chrodramnus,
Hrodmund usw.
RODEL: Rodelgrim, Chrodelbert usw.
Nach Einführung des Christentums brauchte man dabei nur an hrod = Ruhm zu
denken, ohne dabei den Ursprung im heidnischen Kult zu ahnen.
WAL. Als Bestandteil in Personennamen ist es die Kürzung für Walvater (=
Wotan).
S. 40: Walaram (Walvaters Rabe: = Odolerhamnus, Sigiram, Caozhram usw.),
Walamunt, Walamir (Walamar), Walear, Walahelm, Walerat, Walpurgis
(«Walpurgisnacht»), Walarich, Walhart, Walscalch (= Walvaters Knecht),
Walateo, Walagaud(ius), Walaruna.
In christlicher Zeit war die Umdeutung auf Walcho, Walacho (Welscher)
naheliegend, die altdeutsche Bezeichnung für den Kelten. Gallia= Walcho-lant,
Walchôno-lant. Ein Walamir, Walamar wurde zu einem Walachmar usw.
WILLI und VE sind Wotans Brüder.
Willicoz, Willekin(d), Wilenteus, Willibodo, Will uni, Willipero (vgl.
Engilpero), Wilbrand, Wilicar, Willihart, Willimar, Willihram, Willirat (vgl.
Udurat, Donarad, Erat), Willimunt, Wiliachar (vgl. Odoachar, Pollachar,
Erachar, Ermanachar), Willihelm. Kein Erklärer altdeutscher Namen verfehlt
die ausdrückliche Bemerkung, Wilhelm habe nichts mit dem mythologischen
Wili zu tun, sondern bedeute «dessen Willen nach dem Helme steht, der durch
seinen Willen Schützende» (eine ziemlich gewaltsam gedrehte Übersetzung).
Diesen sei gesagt, dass es im Norden neben einem Vilhiâlm, auch einen
Vihiâlm gab, auf Runensteinen Uihialmr, Uehealm. Alle Söhne eines Isländers
Vegeirr hatten mit Ve- beginnende Namen. Isl. Ve ist altschwedisch Vi, Vae.
Im Deutschen sind Personennamen zum Gotte Ve16 nicht mehr gut zu finden,
doch sind diese recht zahlreich im Altschwedischen, auch auf Runensteinen,
erkennbar. Parallelen zu ahd. Wilhelm, Willimunt, Wilbrand, Williger,
Willicoz, Williburg, Willimar sind altschwedische, die statt Willi dessen
Bruder enthalten: Vaehialmer (Vihialmer), Vaemunder (Vimunder), Vibrander,
Viger, Vigôter, Viborgh, Vimar, Viniuter, Vifoter usw.
- 14 -
Natürlich ist mit dem Aufhören des heidnischen Kultes der Name Wilhelm
nicht mehr verstanden und in unmittelbare Verbindung mit «Wille» gebracht
worden.
MIM zu Mimir, Wotans Oheim, der Weise. Mimameidhr = Mimirsbaum = der
Weltenbaum (an seiner Wurzel der Mimirsbrunnen). Mimuni, Mimidrud,
Mimigard, Mimihilt, Mimistein.
S. 41:
Der Kriegsgott
THIU, TIU, ZIU, s, Kapitel «Allgemeine Namen für Gottheiten». THING = die
Gerichtsverhandlung, die Versammlung, wo Streithändel erledigt werden,
personifiziert als Gottheit = Ziu, Mars. Es gab dem Mars Thincsus geweihte
Altäre. Dinguni (wuni = Freund), Dincmund, Tingerat, Tincolt (Thingolt),
Dingwin, Dincolf (Tingulf), Thinkhart (= Erhart, beherzt wie Mars) enthalten
in Thincherdinchusun (Tinkhart-ing-hausen, heute Dingeringhausen). -
THINK-Il-burg, Dingilstat.
Der Wochentag Dienstag ist eigentlich «Dingstag ", der Tag des Gottes Thing,
dagegen Ziestag, Ziostac zum Namen Ziu. Im Plattdeutschen heisst es noch
«Dingsdag».
SAXnot = Ziu, Mars (vgl. Kapitel «Stammes- und Völkernamen»): Sachsen).
Sachano, Sachmar, Sacho, Sacohilt, Saginbudd (Saxobod), Saganhart, Saxdei,
Sachsinc (Saching), Sahsmunt, Sachsleib, Saxunus u.a. - Ein Denkmal des
Hercules Saxanus im Brohltal.
«Sache» und «Ding» bedeuten ursprünglich beide einen Streithandel: ahd,
sacha = der Streithandel, die Rechtssache, die gerichtliche Angelegenheit,
sachan. = mit Worten streiten (got. sakan = streiten, sakjo Streit), Sakk-ut (ein
Beiname des assyr.-babylon. Mars = Ninib, bei Wadier), ahd. dingon =
verhandeln, vor dem Gerichte streiten, finnisch tinkiä (tinkiminen, tingintä) =
handeln, feilschen, markten. Deutsch Bedingung, einbedungen («ein
gefeilscht»), finnisch tinkimä = unbedingt.
ER(U), ein anderer Name für den Kriegsgott Ziu (Mars), gr. Streit, Hader,
Kampf, altnord. Ör = Pfeil.
Einige Autoren bestreiten die Existenz einer Bezeichnung Eru für den Mars
(Ziu, Zio), der ahd. Name Ertag, Eritac, Erichtac für Dienstag soll nach diesen
nur «Glückstag» bedeuten. Dagegen spricht der Name der Eresburg, jedenfalls
- 15 -
eine Kultstätte wie Wodenesberg (Utenesberg, Godesberg), Thuneresberg,
Irminperg, Iringisperg, Asenberg (= Hasenburg), Ba(a)lsberg, Thiusburg,
Thinkilburg, Teutoburg. Die Belege für die Erisburg, Eresburg, Aeresburg sind
häufig, auch Heresburg, Hereburg, Aresburhc. In lat. Übersetzung Mons Martis
und in späterer Form Marsberg.
Personennamen: Eruni, Erachar, Erarich, Erich, Erolt, Erwin, Eribald, Erhart,
Ermunt (Irmunt) und mehrere, die nicht genau zu unterscheiden sind von
HERI, HARI. - Altschwedische: Ermund(us), Er-, Aer-vaster, in
S. 42: Runen Irmunt, Erlaifr, Irbrn, Erstin, Irfrithar (= ahd. Erifrid, Irfrid). Vielleicht
gehören hierher Iring (Iringes-weg = die Milchstrasse), Aragoz, Aringaud,
Aramund, Arahelm usw., erweitert mit -an: Aranfred, Arengaud, Arintheo,
Arngis, Arnhalm, Arnuwin, Eringaud, Arndio.
Gottheiten der Zeugung, Fruchtbarkeit, Liebe
Die Vanen17 oder venerischen Gottheiten NERT(us) und seine Kinder FRI und
FRIJA (Freya, ags. Frig, altisl. Frigg, Freyia) sind die Gottheiten der
Fruchtbarkeit,18 auch FRO und FROWA. Frija erinnert an Aphrodite, welche
die Mutter des Priapos ist. Zu Aphrodite und Priapos gesellt sich in Indien die -
Pârvati, dialektisch auch Parbati, angeblich von parvata Berg.19
NERT, NART, NORD, nordisch Njörd), Vater von Freya und Freyr (= Ingo,
Yngvi). Der Name Njörd(r) mit seiner Gattin Skadi gemahnt an Indra20 mit
seiner Gattin Shaci in der indischen Mythologie. Njörd(r), Nert(us) ist der Gott
der Zeugung.
S. 43: Nerthus kam bei den Germanen auch als weibliche Gottheit vor (vgl. Indrani)
und wird mit Hertha = Erde (Fruchtbarkeit der Erde) identifiziert.
Nertomir (Nordmar), Nardgaot (Northgaud, Nordcoz), Nardabert, Narthildis,
Nardolf, Nordmunt, Nordrat usw.
Falls Nert dem indischen Indra entsprechen sollte, so könnten auch die sonst
unerklärbaren Namen Induni, Indgar, Intsten, Intaniwi, Indulf, Indelmar hierher
gehören, vielleicht auch Yggdra-sul (sul = Säule), der Weltenbaum, der den
Stammbaum, die Genealogie der Menschheit darstellt.
Die zu den Vanen gehörige Frija ist die Gattin Wodans. Nach älterer Version
ist Rind(r), Rinda (= Erdgöttin Nerthus) Odins Gemahlin (ahd. Personenname
Rindolt). Rindas Sohn heisst Vâli (kleiner Vane). Bei den Skalden ist Thor =
- 16 -
Donar der Sohn Odins (Wotans) und der Vanin Jord (Erdgöttin) = Hludana =
Ferguna = Berchta. Im Nordischen sind Hlôdyn und Fjorgyn, weil mit der
Erdgöttin Jord übereinstimmend, auch poetische Bezeichnungen für «Erde»
geworden. Die Gottheit Fjorgyn kommt männlich und weiblich vor, stimmt
also überein mit Nerthus männlich und weiblich. Fjorgyn (= Nerthus) ist in der
Edda Friggs Vater.
SCAZ. So beginnende Personennamen vielleicht zum Namen der Gemahlin des
Nert(us). Indisch Shaci (bedeutet auch «quidam modus coeundi»).
Nord. Skadhi (∞ Njördr) ind. Shaci (∞ Indra)
FRl, FRIG, FRlC, nord. Freyr, Fricco, vgl. Freier, freien = niederdeutsch
frigen, got. frijon = lieben, sanskr. priya = lieb, geliebt, Gatte. Dazu gr.
Priapos.21
Personennamen: Friccan, Fricoz, Friowin, Friared, Friliub, Friobaudes,
Freioverus, Fraomarius im 4. Jahrh., Freumer, Frimar (Frigmar), Fricolf,
Fricher, Fricco, Friccheo, Frimunt. Bei Förstemann unter FRICA und FRIJA.
Zu Fric(o) u.ä. die Geschlechtsnamen Frey, Frei (mittelalterl. Fryg, Frig, Frijo,
Vrigo), Frick, Fricker, Frikart (Fri(c)khard).
S. 44: FRO. Ein Zauberspruch beginnt: «Vrô unde Lâzakêre giengen fold petrottôn».
Fromar, Froolf, Frorat, Frobald, Frohelm, Vromuot u. a. (Bei Förstemann unter
FRAVI).
ANG, ING, ENG, YNGVI, ANGIL, INGAL, ENGEL (heute noch
nachklingend in England, Angleterre, Inghilterra) sind andere Namen für FRI,
FRIC, FRIG. Adam von Bremen berichtet, dass Ing (= Yngvi, Freyr) im
Hauptheiligtum zu Upsala dargestellt war «cum ingenti priapo» (= mit grossem
Zeugungsglied = sanskr. indriya), und dass dort alle neun Jahre unter
phallischen Riten grosse Opfer stattfanden. Ähnlich mögen die Verhältnisse in
Deutschland im Gebiet der INGvâonen gewesen sein. Der Name ANG, lNG
erinnert an Anqadscha22 = Geschlechtsliebe, Liebesgott (auch Anga-bhu),
altägypt. nk, kopt. anale, arab. nak (= coire). ingala23 Lebensprinzip, Seele,
altägypt. anch Leben. - Chines. yang24 «das männliche oder positive Prinzip in
der Natur» (auch = Penis). yin (japan. «in») «das weibl. od. neg. Prinzip»,
Genitalien, Chines. tai25)-yang = Sonne, kelt. (gael.) eingeal = Licht.
Sehr zahlreiche Namen siehe bei Förstemann unter ANGIL, ANG, INGVI. Zu
Ing gehört auch der heutige Geschlechtsname Ingold, früher Ingolt, Angolt,
- 17 -
Incuald, Inchoald, burgundisch Engewald, auf einem nordischen Runenstein
Inkiualtr. Westlich vom Inkwilersee heisst ein Flurname Ingelstein.26 In
nordischen Runen sind überliefert: Inkuar, Inkiburk, Inkimar usw. In
angelsächsischen Stammtafeln kommt vor: Ingui (= nord. Yngvi, Yngve),
davon der Völkername der Ingvaeonen.27
S. 45: VOLLA, nord. FulIa, «die Ueppige», vgl. lat. Copia. Volla ist die Schwester
der Freya. In einem Zauberspruch: «thû biguolen Frija, Volla era suister». Im
Norden ist Fulla Freyas Dienerin und Genossin.
Vollmar, Volarat, Folarat, Folaschalch, Volo, Wolager (Wolgar) usw.
NA(C)HAL-EN-IA (Nehalennia) ist vermutlich ebenfalls eine Göttin der
Fruchtbarkeit, ausserdem des Handels und der Schiffahrt, dargestellt mit Hund
und Früchtekorb, sie setzt ihren Fuss auf ein Schiff oder hält ein Ruder (ahd.
nahho, nacho = «Nachen», vgl. nord. Naglfar).
Nacho, Nachilo, Nachuni, Nahhand, Nachilt, Nahad, Nagal, Nagalhard.
Auslautend existieren nur zwei solche Namen: Swarnagal und Hartnagal, suâri
= lat. gravis passt nur auf die Fruchtbarkeitsgöttin, in Hartnagal steckt wohl
HERTHA = Ceres (auch in andern mit Hart- beginnenden Namen, z.B.
Hardegaud).
ALAT-eivia, nach Wadler eine Geburtsgöttin wie die altsemitische Alat, zu
vergleichen mit lat. Lat-on-a, Hithyia Geburtsgöttin (assyr. ilitt(u) Kind).
Altimir, Altigaud (-gooz), Aldadeus, Aldruna, Althelm, Aldegar, Alitgar usw.
Die Familie des Donnergottes
DONAR, nord. Thor, altsächs. Thuner (vgl. sumer. dingir = Gott, türk. tanri =
Gott, mongol. tengri, usw.). Personennamen: Donar, Thunerulf, Donarpercht,
Donarad, Albthonar.,
Bei den Slaven heisst der Donnergott Perk-un = ind. Parg-an-ya, der
Regengott, ein Donnerer und Befruchter, von Indra unterschieden oder auch
mit ihm identifiziert.
WING. Personennamen: Wingdeo anno 840, Wingidiu anno 795, Vingboto,
Winc-hart, Winc-win u. a. Nordisch Vingthor = ein Name für Donar (auf der
Nordendorfer Spange in Runen Wigi-thonar).
- 18 -
S. 46: SIB, Donars Gemahlin, nord. Sif, ahd. Sibja, Sippea u.ä., Göttin der Ehe. Mit
seinem Hammer weihte Donar den Ehebund. Personennamen: Sibja, Sibtrud
usw. In schwedischen Runen überlieferter Personenname: Sifa.
HLUDANA ist Donars Mutter, nord. Hlôdhyn. Zu ahd. hlût = laut, Hlotwin
(Hludwin, Chlodoin, Ludowin, Luthuin, Loutwin, Luotwin), Hluduni, Hludmar
(Chlodomir) Chlodachar (Leutachar), Ludimar (Leudomir, Lutmar), Ludimunt
(Liutmund), Liutnot, Liuthelm, Liutgoz (Liutkoz, Leutgaud), Liutrat usw., bei
Förstemann unter HLODA und LEUDI.
Andere Namen der Hludana sind Jord (Erdgöttin), Ferguna (nord. Fjorgyn) und
Berchta (die Gemahlin Wotans). Donar ist also Wotans Sohn. Mit BERCHTA
und FERGUNA vgl. balt. Perk-un = der Donnergott, ind. Parganya, tungus.
Burk-an = Gott, jakut. burchan = Orkan. Der Blitz (eigentlich «Blicks») heisst
holländ. bliks(em), schwed. blixjt), lat. fulg(ur), ladin. flage, arab. bark, hebr.
berek, korean. perak, pyörak. Allgemeines Kennzeichen ist die
Konsonantengruppe blk, brk, flg, frg, wie auch in flackern, flagrare, Pracht,
engl. bright, hebr. bälag = glänzen, usw. Dazu der Bärg-alak der Lappländer
(heute mit dem Teufel identifiziert).
TRUD, Die Walküre Thrud(r) (= Kraft) ist die Tochter des Donnergottes Donar
und der Ehegöttin Sif (Sippa).
(W)UL(L), nord. Ullr, latinisiert Ollerus (Stellvertreter Odins), Gott des
Bogens und des Schneeschuhs, Sohn der Sif, Stiefsohn Donars. Ulitheus,
Ulmar (Vullemar, Vulsmar), Vulliperto (Wullibrat), Ulgaud = altschwed.
Ulkautr (in Runenschrift).
Göttliche Symbole
Tacitus, Germania: «Die Germanen nehmen vor Beginn eines Kampfes
gewisse Sinnbilder und Attribute ihrer Götter aus den heiligen Hainen in die
Schlacht mit». Das sind. die aus Holz geschnitzten Götzenbilder der den
einzelnen Gottheiten heiligen Tiere. Diese bedeuteten soviel wie der Gott
selber, daher die entsprechenden
S. 47: Personennamen. Die Attribute sind der Speer (ger gar, ker) für Wuotan, der
Hammer (hamar) für Donar. Personennamen: Ker-ans, Ger-not usw., Hamar,
Hamerard, Hamarolf usw.
- 19 -
Schlange (ahd. wurm, lint) und Wolf (ahd. wolf, wulf) sind die heiligen Tiere
Wuatans. Im Altdeutschen bedeutete wurm = Schlange, Drache, wie noch
heute in Skandinavien orm = Schlange (nicht Wurm). Die Schlange als heiliges
Tier Wuatans, des ursprünglichen Sonnengottes, erinnert ganz an die Schlange
des ägyptischen Sonnengottes: Sonnenscheibe (= aton) mit Schlange. Bei den
Aegyptern hat die Uräusschlange die Gegner des Sonnengottes vernichtet.
Personennamen: Wurmhari, Wurmhart, Wurmger, altnord. Urm-as
(Schlangengott), ags. Vyrmhere. Lindwat (Wat = Kürzung für Wuatan wie in
Sigiwat, Uuatmir usw.), Lindrat, Lintfrit, Lintger usw. Wolfcaoz, Wolfgar,
Wolfhalm, Wolfrat, Wolfram, Wolfrun, usw.
Die heiligen Tiere Donars sind Bär (bero, pero) und Bock. Personennamen:
Peradeo, Perendeo, Berengaud, Bermund, Per-rat, Perhelm, Berachar, Bermar,
Peruni, Perantrud usw. Bucco Bocco Buchilo, Buccellinus.
Der Gott Fri, Frey (Ing, Ingal, Angil) hat als heiliges Tier den Eber.
Ebregaud, Ebarnoat, Ebarhelm, Eburmunt, Eboruni (Eburwin), Eparmar,
Eburkar, Ebarhart, Eburrad, Ebertrud, Eparfrid usw. Das Sternbild Orion:
Eburdhring, Eburdnung, Epurdurinc, Iborduring.
Der Rabe (ahd. hraban, hramn) galt als glückbringend. Die beiden göttlichen
Wotans-Raben heissen Hugin und Munin (Gedächtnis und Erinnerung), ahd.
hugu = Sinn, Geist, huggen = sich erinnern, altisl. hyggia = denken, meinen,
got. munan = denken, muns Gedanke. Hugideo, Hugicaoz, Hugilaib,
Hugimund, Hugirat usw. Munihelm. Munimund, Munihari, Munipercht usw.
In bestimmten Gegenständen wurde die Gottheit im Heiligtum verehrt: Nerthus
in einem Wagen, Wodan in einer künstlich angefertigten Schlange, Donar in
seinem Hammer, Fri(c) im Phallus.
S. 48:
Das erste irdische Wesen in Menschengestalt
Tacitus, Germania: Celebrant carminibus antiquis Tuistonem deum terra
editum, ei filium Mannum originem gentis conditoremque. Manno tres filios
assignant, e quorum nominibus proximi Oceano Ingvaeones, medii
Herminones, ceteri Istvaeones vocantur.
Tuisto (nach anderer Lesart Tuisco) ist also ein erdgeborener Gott und dessen
Sohn Mannus (ahd. Manno) der Stammvater der germanischen Menschheit mit
- 20 -
drei Söhnen Ingve (= Ingal, Angil, später mit Fri identifiziert: Yngvifreyr),
Irmin (-Tout, Irmindeot), Istve.
Tuisto wird immer mit «Zwitter» übersetzt, vielleicht wäre «Zwilling»
ebenfalls zulässig. Bei den alten Ariern war das erste Menschenpaar als ein
Zwillingspaar gedacht, Yama und Yami, die Zweigeschlechtigkeit der
Menschheit zum Ausdruck bringend. Yama bedeutet «Zwilling».28 Nach
anderer Version war Manu29 ein göttliches Wesen und Erstling der Menschen
(Sohn des Sonnengottes Vivasvant und andere Auffassungen). Im Mahâbhârata
und nachher ist Yama ein jüngerer Bruder Manus. Es gab später viele Manu,
Stammväter verschiedener Epochen.
In der altnordischen Dichtung ist Ymi(r) das erste Wesen, der Urriese, und
zwar zwiegeschlechtig, Gen. Ymis, Dat. u. Ace. Ymi, erinnert an Yama und
Yami, das Auftreten des ersten Menschen zu Zweien, als ein Menschenpaar.
Wie andere göttliche Ahnherren von Völkern, so kommt auch der germanische
Urvater des Menschengeschlechts mit der Endung -an vor, nämlich in einem
lateinischen Genitiv Mannanis, Dativ Mannani, Ablativ Mannane.
Sanskr. yama = Zwilling = lat. geminus (vgl. auch Verheiratung «Vereinigung
zu Zweien»).
S. 49: Nach Tacitus: «Einige aber reden von mehreren Göttersöhnen und (daher)
mehreren Völkernamen, worunter die Gambrivier». - Gam-bara war eine
mythische langobardische Weissagerin. Falls dieser Name hierher gehört (?),
dann auch Gamrich, Gammolf, Gammo, Camo, Camalrat, Gamalve(us),
Gamalfred, Gaman, Gamanolt, Gamanolf.
Zu Manno: Manrich, Manfrit, Manaliub, Mananrat, Mannuwini, Mangar,
Mangis, auch direkt Manno, Mennisco.
Zwival, Zuiual, sprachlich dasselbe wie unser «Zweifel» = der «Zwei-Fall», die
«Zweifaltigkeit», was wohl eine andere Bezeichnung oder ein Beiname für den
in Liedern viel besungenen Tuisto war. So ist es einleuchtend, dass Zuival auch
zu einer menschlichen Benennung werden konnte, direkt aus unserem heutigen
Gebrauch des Wortes bleibt es nicht recht begreiflich, dass daraus ein ahd.
Personenname entstand.
- 21 -
Geisterhafte Wesen in der Natur
Die ALFen (ALPen), «geisterhafte Wesen in der Natur», haben recht viele
Personennamen geliefert:
Albuni, Alftrud (Elftrudis), Alfdag, Alpcoz (ags. Älfgeat), Alphere (heute
Geschlechtsname Halbheer), Albleib, Alboin, Albniuui, Alberat (Alfred),
Alfmar, Eibergaut, Albruna usw.
In einer ahd. Glosse wird alp mit faunus übersetzt. Die Alfen, Elfen, Alpen,
Elben konnten gute oder böse Geister sein, im Norden sagt man Elfenschuss
statt Hexenschuss (Lumbago). «Mich drückt der Alp» = «mich reitet die
Mahre» (Alpdruck = holländ. nachtmerrie, engl. nightmare, holl. merrie und
engl. mare bedeuten aber auch Mähre, Stute).
Gibt es Personennamen mit ALP, so ist die Existenz solcher mit MAR auch
nicht verwunderlich, denn die so beginnenden gehören jedenfalls nicht zu mâri
= Kunde. Offenbar gab es auch freundliche, nicht nur schädigende Mahren, wie
bei den Elfen.
Merigoz (goz = nord. gautr Gottheit, vgl. Alpcoz) Marachar (vgl. Odoachar,
Pollachar, Paldachar, Willachar), Marabaud anno 377, Marobod (Meripoto),
Meripurc, Meridrud, Marafrid, Merhart, Marileif, Merofledis (ahd. flat =
Reinheit, Glanz, vgl. Hrodflat, Sigiflat, Ermenfleda, Reginflat, Ingelflid,
Ansflidis, Baldoflidis, Ingoflidis), Marseale «Pferdeknecht» ist wohl nicht die
ursprünglichste Bedeutung dieses Personennamens).
IDIS, DIS. Walküren, got. deis, klug, weise. Ein altdeutscher Zauberspruch zur
Befreiung von Fesseln beginnt: «Eiris sâzun idisi…..»,
S. 50: Die «idisi» kommen aus der Luft geflogen, sie tragen ein Federkleid
(fedarhamo). Itgaud (gaud = Gottheit), Itbolda, Itaberga, Itburgis (Idiburg),
Ithar, Iduwin, Ithart, Itmar, Idolt, Idulf, IDELbold, Ydalpert, Idalcar, Idelrich,
Itis, Itisberga, Itisburg, Idesolt, Idislind, Tisa, Disibod, Dismot, Disnot,
Berentis usw. Altschwedische: Adis, Frödis, Hialmdis, Hoethindis, Aerndis,
Ödis, Othindisa. In altschwedischer Runenschrift überliefert: Irintis, Tisilfr.
Isländische: Herdis, Valdis, Vigdis. Heutiger Geschlechtsname Thesmar.
Mitten im Winter fanden die Disenopfer statt, auch Alfenopfer. Die mit it (id)
beginnenden Namen können sich auch auf Iduna, die Göttin mit den
verjüngenden Äpfeln, beziehen.
- 22 -
TRUD. Die Walküre Thrudr (= Kraft) ist die Tochter des Donnergottes Donar
und der Ehegöttin Sif (Sippe). Die Truten sind wohl identisch mit den
Walküren, idisi. Sie kommen aus der Luft geflogen, wie die Frauennamen
Wolchandrud, Himiltrud bekunden. Mit dem Christentum wurden Begriffe wie
«alp, mar, trute» geächtet und nur noch in schlechtem Sinne gebraucht. Die
Truten, Druden (ags. thrydho) wurden später einfach zu einer Art Hexen (ags.
vaelcyrge = bellona, erinnys). tr = der Drudenfuss oder Alpfuss.
Thrudger, Truduni, Trutwin, Trutmar. Diese Namen konnten in christlicher
Zeit unmittelbar mit tritt (traut, hold) in Beziehung gebracht werden, ohne an
die heidnische Personifikation zu denken.
GUND, HILD. Ausser den Namen mit «trud» stehen auch Frauennamen auf -
gund und -hild mit Walküren und anderen göttlichen Wesen im
Zusammenhang. Die Göttin Sinthgunt (gunt = Kampf) ist die Schwester der
Sonne (Sunna), wohl identisch mit dem Personennamen Sindgoz (goz =
Gottheit). Brunihild (zu brunja) = im Harnisch kämpfend, ein typischer
Walküren-Name.
THURS. Ahd. thurisis = cyclops, Riese, Hüne, Verkörperung der Naturmächte,
mhd. turse. Thorisari(us) im 5. Jahrh., Thurismund, Traselpot, Thusnelda im 1.
Jahrhundert, u. a.
RIS. Ahd. risi, riso = Riese. Rising, Risalah, Risiulf (Risolf). Geschlechter: Ris,
Ryser.
S. 51: ANT, zu ags. ent = Riese. Antuni (Andoin), Antker (Andegar), Andegaud,
Antheri, Andemar, Anderam, Antmund, Antveus, Enziman, Enzawib
(Enziwip).
GUG zu altn. gygr = Riesin (lat, gigas). Gochmar, Gochold, Guginhart u.a.
WICHT, Geist, Dämon, «Wichtelmännchen». Es gab dernea (düstere), leda
(leidige), môdaga (zornige) wihti, auch solche, die «cheden chuospunni»
(cheden = sagen, aussprechen, spunni = Verhexung, Verzauberung, im
Plattdeutschen noch heute «spunnen», dazu «Ge-spen-st».
Personennamen: Wihto, Victimar.
- 23 -
Die Schicksalsgöttin
WORT, altsächs. wurd, ags. vyrd, ahd. wurt, wort = Verhängnis, Geschick,
Name einer Norne (Schicksalsgöttin), nordisch Urdhr.
Wortwin (Freund der Sckicksalsgöttin), Vortlief, in schwedischen Runen
Urthbiarn.
Ein nationaler Gott
IRMIN, HERMIN, ERMEN, der Erhabene, Allesumfassende, Universale, die
grosse Gottheit (Irmiugot). Die ältere, kürzere Form IRM, ERME, HERME
ähnelt sehr stark dem gr. Irmin soll den Kriegsgott Tiu, Ziu, Tyr bedeuten, was
aber nicht ursprünglich, sondern eine spätere Übertragung zu sein scheint.30
Lautlich stimmt jedenfalls Erme, Herme mit dem griechischen Hermes überein,
wie ja auch der gr. Zeus sprachlich mit dem deutschen Kriegsgott Ziu
zusammentrifft, aber nicht der Bedeutung nach, denn Ziu = Eru, dagegen Zeus
nicht = Ares.
S. 52: Irmegaus (Ermegaud), Hermemir (Ermemar), Ermerad, Ermedeo (Hermedeus),
Ermoin. Siehe Förstemann unter IRMIN. Nach ahd. Glossarien: pyramides =
irmansuli (Irmensäulen), irminsul = colossus. Irmineswagen = der
Himmelswagen.
TEUT (Volk, ahd. diot, deot, got. thiuda). Die Teutoburg im Teutoburger
Walde (Teutoburgiensis saltus) soll die Burg des Gottes Teut gewesen sein.
Personennamen wie Thietdiv, Teutgaud (Diotgox, Deotcox, Teodgot u.ä.
häufig), Thiotleip, Theudemunt, Thiothelm, Thiatdag, Teuderat bestätigen
dessen einstige Existenz. Der Name Teutoburg reiht sich an Namen an wie
Erisburg, Hasenburg (die Asen = die Götter), Thiusburg, Thinkilburg,
Sunnunpurch, Isinburg, Hatheresburg, Sigiburg, Mariunburg, Autburg,
Harburg, Ostarburge, Iringisperg, Wodenesberg, Thuneresberg, Irminperg,
Göteborg, usw. Der Stamm ist erweitert in den Namen Teutelhildis,
Teudelberga usw. wie bei den Namen, die beginnen mit Wodal, Grimul, Sigil,
Ansel, Godel, Ingal (Angil) usw. Der Name Teutobod ist schon aus der Zeit
von ca. 150 vor Chr. bezeugt, Thiudemer im 4. Jahrh. Den ältesten Dietrich
finden wir in der Dativform Toutiorigi (zu einem Toutiorix) in einer zu
Wiesbaden gefundenen römischen Inschrift. Der darin vorkommende Stamm
- 24 -
Tout lässt die Vermutung aufkommen, dass hier die Verhältnisse ähnlich liegen
wie beim Gott Balder, wo der Stamm bal = licht, hell (Baal, Pol (Apollo), Phol,
BaI) auf das Wort «bald = kühn» umgedeutet wurde (Balovin, aber später und
daher häufiger belegt: Baldwin). So scheint dem Namen des Gottes Teut
ursprünglich etwas anderes zugrunde gelegen zu haben als diot = Volk.31 Diese
Ansicht wird noch verstärkt durch erhaltene Namen wie Teudoan, Theudan,
Deotan, Theodanes, Theotan, Teuthan, Todan, Zotan, Zodan, Thodan, Tutan,
Thudelindis in
S. 53: römischer Inschrift bei Mainz, Tudun, Theuduni, Dodoin, Totleib, Thoadrat,
Dothari, Dodemir 782, Dodalbert, Toteiman, Duodelin.
Der Name Toutiorix gemahnt an den ägyptischen Thout, Tout, Thot, Thoth,
auch. Tehuti,32 Theus, Tat, den Gott der höchsten Weisheit oder Hermes33
Trismegistos34
Es gab bei den alten Kelten verschiedene Eigennamen, die mit Tut-, Teut-,
Tout-, Tot- begannen. Der Name Toutiorix ist in der heutigen keltischen
Sprache von Wales zu Tudri verschliffen (älter Tutri). Bei Förstemann
hauptsächlich unter THEUDA, aber auch TAITA, TAT (Tatan, Thatumer,
Tatwin), DAID (Teitmar, Teithalm, Teidcoz, Teitwin), DADI (Dadan,
Dedanus, Tatwin, Daduin, Dadalcar, Dedalrich usw.), DOD.
Ganz besondere Beachtung verdient der altdeutsche Personenname Irmindeot,
Irminteot.35 Die Germanisten übersetzen irmindeot, irminthiod mit
«Gesamtvolk», was aber nicht die primäre Bedeutung sein kann, denn dieser
Sinn wäre doch wohl zu einer Verwendung als Mannesname recht wenig
geeignet gewesen. Es handelt sich
S. 54: hier ursprünglich eher um die Zusammensetzung aus Irmin (Hermes) und
Thout, zwei Namen desselben Gottes, gleich wie bei Ingifreyr, Yngvifreyr,
Vingthor, Sigiwat, Hartnagel (Hertha-Nehalenia) u.a. Später ist ein
vorgesetztes «irmin» freilich einfach zur Verallgemeinerung und Steigerung ins
Höchste gebraucht worden: irminman, ags. eormencyn, eormengrund usw., wie
auch teut der Begriff für die Gesamtheit wurde.
Tut, Thut (älter Tuto, Thuot, Duoth) ist ein schweizerischer Familienname, ein
deutscher lautet Toth. Todtnau ist Todans Au.
Tacitus schreibt in der Germania: «Unter den Göttern geniesst die grösste
Verehrung Merkur», Unter Merkur ist Wotan zu verstehen. Da Wotan und
- 25 -
Mercurius (= Hermes = Thout) gleiche Attribute haben und verwandte
Machtbereiche (Erfindungen, Weisheit, Verkehr, Totengott und Seelenführer),
so ist zu vermuten, dass die Germanen den ursprünglichen Sonnengott Wotan
mit Irmingott (= Theut) identifiziert haben (vgl. z. B. bei den alten Aegyptern:
Ammon zuerst als Gott der Zeugung, später übereinstimmend mit dem
Sonnengott). Das Zeichen für Merkur geht auf die altägyptische Darstellung
des Gottes Thout zurück: Auf einem Ibiskopf (langer schmaler Schnabel) eine
(Sonnen-)Scheibe und zwei Hörner. Der ägypt. Thoui, Thot war auch der
Tatengott, Merkur erinnert an slav. mrak Dunkelheit.
Verschiedenes
SWARZ, zu vergleichen mit dem mythologischen nordischen Surt(r).
Suartuas, Swarzalah u.a.
Die Namen mit GARD haben einen mythologischen Anknüpfungspunkt, denn
Freys Geliebte ist die schöne Gerdhjr).
Zu Wassergöttinnen setzt Lundgren die nordischen Frauennamen, die endigen
auf -ey, -ö (= ahd. auw) und -veig (Gullveig = ahd. Choldwaih).
Die Namen mit ERL stellt Förstemann zu nord. iarl, ags. eorl (engl. earl),
altsächs. erl (Edler, Graf). Der Zusammenhang damit trifft zu, doch scheint
eine Gottesbenennung zugrunde gelegen zu haben, wie aus solchen Namen
ersichtlich: Erlegaud, Erlegoz, Erlenteus, Erlemar usw. Man vergl. ags.
bealdor, altn. baldr = Herr, Fürst, hebr. baal = Herr, adon = Herr, die alle
sekundär zu dieser Bedeutung gekommen sind (auch fro, hari, sirrt. deva =
König). Erl gehört vielleicht zu Er(u) als Erweiterung Er-il-.
S. 55: SUNNO, SUNNA. Als Personennamen Sunno, Sunna, Sunnihilt u.a. - Die
Namen Sunniulf und Manaulf (Manulf) deuten auf einen Wolf hin, der Sonne
oder Mond verschlingt, wodurch sich die Germanen Sonnen- und
Mondfinsternisse erklärten. - Sunnegisil = Sonnenstrahl (Personenname).
AST, IST, EST, AOSTRA, OSTARA, ags. Eostre, Eastre.36 Aostargaoz,
Austrimir, Ostermund (Ostremund, Aostarmunt), Ostrewin (ags. Eastervine),
Osterrat (Austrad, Ostrad, ags. Eastred), Aostarhilt (Osterhilt, ags. Eastorhild),
Astrebod, Ostrebolda, Ostarlint, Asthar, Esthelm, Astbad. Astger, anno 547
Astulf (Austulf, Ostrulf, Austrulf), Austan (Aostan), Astrid (Estrid, Aestrith).
Mit Ingrid und Astrid (Estrid) vgl. Ingvaeonen und Istvaeonen. Asd-ing-en
- 26 -
(Königsgeschlecht der Vandalen um 171). Auf nordischem Runenstein
Personenname Aistr (auch Gautr und Danr sind Personennamen).
Aus den Namen Austan (Aostan) u. a. zu schliessen, scheint es eine
entsprechende männliche und weibliche Gottheit gegeben zu haben wie bei
Nerthus u. a. - Baltisch Auszra die Morgengöttin, slav. Jüterbog (bog = Gott,
utro = Morgen), vgl. auch im Semitischen zu Astarte einen männlichen Attar.
Damit verwandt ist auch die griechische Göttin der Gerechtigkeit. Alle diese
Namen gehören sprachlich sowohl zu «Ge-stir-n»,37 als auch zu str 38 und 39
schützen, schirmen, bedecken, verhüllen (nach WadIer).
IS, ISAL, ISAN (ägypt.) oder bloss) und andere Schreibweisen). Tacitus,
Germania: «Pars Sueborum et Isidi sacrificat, unde causa et origo peregrino
sacro, parum comperi». Viele meinen, Tacitus habe einen bestimmten andern
Kult einfach mit dem der
S. 56: Isis verglichen oder gleichgesetzt, doch muss es eine Gottheit gegeben haben,
deren Name auch bei den Germanen mit Is- begann. Ismar, Isimund, Isolt,
Isowin, Isulf, Iskar, Isalgrim, Iselmund, Isleburg. Da lag schon in alter Zeit eine
Unterschiebung des Begriffes «Eisen» nahe: Isanpercht, Isanbald, Isanbirg,
Isanger, Isanbrand, Isindrut, Isingaud (gaud = Gottheit), Isandeo usw.
Die ägyptische Isis war ursprünglich eine Gestirns- oder «astrale» Göttin (zu
«Stern» oder im weitern Sinn zu «Gestirn», wozu auch Sonne und Mond) und
wurde wie Hathor als Kuh (sanskr. go = Kuh und Erde gedacht, dargestellt mit
Kuhhörnern, zwischen denen sich die Sonne befindet. Das eiförmige Zeichen
im Namen der Isis bedeutet wohl «Gestirn», denn für die «Nacht» ist die ältere
Form der Himmel, der untere Himmel).
Isis uud Osiris40 sind die Eltern des Sonnengottes Horus, beide sind also
ursprünglich ebenfalls Sonnen- oder Himmels- (Gestirns-) Götter. (Vgl. im
Germanischen Wotan als Vater Balders, Nerthus als Vater von Frey und
Froya). - Osiris )~ bedeutet die untergehende Sonne, die nachts durch die
Unterwelt fährt, ist daher zum Fürsten der Unterwelt geworden. Osiris wird
von Seth (= Finsternis) besiegt. Im Sohne Horus (= aufgehende Sonne des
nächsten Tages) ersteht ein Rächer, der die Finsternis besiegt, indem er sich auf
den Thron des Vaters setzt, das volle Auge des Horns. - Etwas abgeändert bei
den Germanen: Balder wird von Hather (Hotherus, Hoedhr) getötet und in
seinem Bruder wiedergeboren, der die Rache vollführt. Auch die alten Azteken
- 27 -
in Mexiko kannten einen Sonnengott der Unterwelt, wohl ebenfalls aus der
Vorstellung, die Sonne weile nach ihrem Untergang - nachdem sie von der
Finsternis verschlungen ist - bis zum Aufgang in der Unterwelt.
Die beiden Namengruppen mit AST, IST, EST und mit IS stehen wohl in
Beziehung zueinander (vgl. Anmerkung 37: Stern = istar und isar, dazu auch
Osir(is)). Die alten Ägypter haben die Himmelsgöttin Hathor («Ostara») der
Isis gleichgesetzt.
Stammes- und Völkernamen
Es fällt auf, dass die in den altdeutschen Personennamen enthaltene
Gottesbenennung allgemein erweitert werden kann durch die Endung -il, -el, -
al, -ul, also Wodal- (Wadal-, Uodel-, Odol-, Odil-),
S. 57: Grimul-, Sigil-, Haril-, Nodal-, Ansel-, Angil- (Ingal-), Godal-, Gaudel-,
Thinkil- (in Thinkilburg, zu Mars Tincsus), Teutil- (Teudol-in, in = win
Freund), Trasel- (zu Tursen, Dämonen), Idal- (idis Walküre), Leudel- (zu
Hludana), Isal-, Garil- (zu Ker-ans, Ger-not), Chadol und Hetel- zu Hotherus,
Wicle- usw.
Ein anderes interessantes Anhängsel ist die Silbe -an (auch -en, -in, -un, -yn, -
on). Der Name des Fruchtbarkeitsgottes Fric wird so zu Friccan, ferner Teut-an
(Teudoan, Theodanes), Jordan (Jordanes), Genzan,41 Erman (Ermen, Hermen,
Irmin), Hlud-an-a = Hlod-yn (Mutter des Donnergottes), Ferg-un-a = Fjorg-yn,
Id-zoz-a (Göttin mit den verjüngenden Aepfeln), Tanfana (Göttin, deren
Heiligtum im Jahr 14 überfallen und vernichtet wurde), Sach-an = Ase-an
(Aschanes), Eckan, Brand-an, Dag-an, Altan, Alfan, Austan, Chagan, serntan,
Germ-an (auch Germ-on, Gen. Germoni). In Zusammensetzungen ist diese
Anfügung oft verkürzt oder ausgelassen, so dass sich zu einem Scrutan ein
Scrutolf findet, zu einem German oder Germon ein Germoard. Germening,
Girminburg, Gormenteus, ferner Enginrat = Ingarat = Engirat = Engilrat =
Ingalrat, Anginulf = Angenulf, Engenulf, Angilulf, Engilwolf. Angantheo,
Angantheus, Angandeo (nord. Angantyr, ags. Angentheov) = Ingadeus.
Sigiwolf, Sigolf, Sieulf, Sigilolf, Siginulf und Sikenolf. Amolt, Amanolt und
Amalolt. lngolt, Ingenolt, Engenolt, Angloald. Im Namen Wuatan (Odin)
scheint es sich zwar um kein Anhängsel zu handeln, doch wird dieser Name
gleich behandelt, d. h. die Endung kann in Zusammensetzungen wegfallen
(z.B. W(u)atleib) oder durch -.l ersetzt werden (z. B. Wodilulf).
- 28 -
Der Erweiterung des Stammes bei Götternamen durch -il, -al, -ul, -eI kann
jedenfalls nicht ein Diminutivcharakter zukommen, sondern diese gemahnt
eher an ein altorientalisches Wort für Gott, z. B. assyr. il(u) (hebr. el), wogegen
«an» an sumer. an = Himmelsgott erinnert, gr. Ur-an(-os) = Himmelsgott
(sumer. an-ur = Himmelsfundament), sanskr. Var-un(a) (nepal. Barun).
S. 58: Diese beiden Ergänzungen sind von den verschiedenartigsten Völkern an ihren
Götternamen angebracht worden, z. B. zigeunerisch Dev-el = Gott (in
indischen Sprachen bloss dev, deb, deu), estnisch Jumal = Gott, lappländ.
Jubmel, Jupmel, Ibmel, röm.-griech. Hercul(es),42 slav. Perk-un, tungus. Burk-
an = Gott, lat. Vulc-zzajus), keltisch Bel-in(us),43, Bel-en(os) (= irisch Bel,
schott. Beall ahd. Pol, Phol, assyr. Bel, gr. Apollo), ägypt. Am-on (urspr. Gott
der Zeugung und Geschlechtsliebe, zu am-are, am-or?), in Texten aus Ras
Shamra ein altphöniz. Gott Dag-on,44 gr. lat. Bell-on-a, Lat-on-a. Selbst an den
Namen des ägyptischen Gottes der Finsternis Set, Sat ist diese Endung getreten
(Sat-an). Etruskisch Tur-an = Venus. Germ. Nehal-en-ia, ind. Parg-an-ia (=
slav. Perk-un-as). Nepturi (Nit-on). Kelt. Ep-on-a (Pferdegöttin, eplo) = Pferd).
Hercules Sax-an-us (Denkmal im Brohltal).
Manno galt bei den alten Germanen als der göttliche Stammvater des
Menschen (mennisco), es sind dazu lateinische Casusformen Mann-an-is,
Mann-an-i, Mann-an-e erhalten.
Der Name Teudo-an, Teut-an, Theot-an, Theod-an(es) usw. leitet über zum
Völkernamen der Teut-on-en,45 sowie Germ-an, Germ-on
S. 59: zum Namen Germ-an-en.46. Römische Grenzsteininschrift im Odenwald: inter
Tontonos. Schon die ältesten deutschen Stämme waren eigentlich
Kultverbände, wie aus ihren Benennungen deutlich hervorgeht: Inquae-on-en,
Istuae-on-en, Hermin-on-en, Sie betrachteten Ing(ve), Ist(ve), Irmin als ihre
Stammväter. Auch ausserhalb Europas sind Völker zu treffen, deren Name mit
ihrem Nationalgott in Beziehung steht, z. B. die Inder mit Indra, die Assyrer
mit ihrem Gott Assur, die Mexicaner, die sich nach ihrem Kriegsgott Mexitli,47
benannten.
So sind die Völkernamen Sax-on-es, Goi-on-es (Gut-on-es), Semn-on-es.
Ambr-on-es gebildet.
Die Sachsen haben als ihren ganz besonderen Stammesgott Saxnot (später mit
dem Kriegsgott Ziu identifiziert). Sie sahen Saxnot wohl auch als ihren Urvater
- 29 -
an, von dem sie abstammten. Vgl. die Personennamen Sach-an, Saxdei,
Sahsmunt, Saxobod, Sachsleib, Saxunus (Sachsuni), Sachshelm. Die Ableitung
des Namens der Sachsen
S. 60: von sachs = Messer ist eine ganz alte Umdeutung. Es gibt auch Personennamen
mit Sach- (ohne -s): Sachmar, Sacho, Saching, Sacohilt, Saganhart, Saginbudd
usw. Sach-an und Ase-an sind dasselbe (Umstellung wie Actumer = Catumer,
Romea = Morea, Peloponnes). Nach altsächsischer Sage soll der erste
Sachsenkönig As'ch-an (As'chanes) geheissen haben. Asc-an ist der
mythologische Stammvater der Sachsen, der später als ihr Stammesgott Saxnot
verehrt wurde. Hierher gehören auch Personennamen wie Aschari (Asc-hari),
Ascwin, Ascarich (jedenfalls schon früh nicht mehr verstanden und zu asc =
Esche gestellt). Ascwin = Saxuni, Asemund = Sachsmunt. Askanien
(Ascharien), alte deutsche Grafschaft. Beruh. v. Askanien besass das
Herzogtum Sachsen.
Die Gauten (altnord. Gautar, schwed. Gôtar) sind die Bewohner von Götland
(Schweden). In angelsächsischen Prosatexten ist Geâtas der Name der
Bewohner von Jütland, bei Beowulf der Bewohner von Gôtland. Ihre Heimat
ist zugleich die Urheimat der Goten, die sich von ihrem mythischen
Stammvater Gaut (altnord. Gautr, ags. Geat) ableiten. Gotones, Bezeichnung
der Goten bei Tacitus, Guton es bei Plinius. Der Name geht auf eine Form
Gautan, Gotan, Caotan, Codan zurück, wie er in den Personennamen
Cotanbert, Godenard, Cotanwiha, Godenulf überliefert ist. Dazu gehört der
durch Pomponius Mela und Plinius erwähnte Codanus sinus = der westl. Teil
der Ostsee. Gaut, Gaud (= Gottheit) ist eine erweiterte Umformung zu God (=
Gott) und bezog sich hauptsächlich auf Wotan. Hier war eine sprachliche
Vermischung und Identifizierung zweier Wörter verschiedener Herkunft leicht
möglich, denn Wotan hiess niederdeutsch Gwodan, Guodan, Goden, Mittwoch
= gudensdag, Godesberg hiess Wodenesberg, Guodenesberg, Godenesberg,
Utenesberg, Wutensberc, Wothensberc, in Guodanes monte.
Die Semnonen. hatten eine ganz besondere Stammesgottheit wie die Sachsen in
ihrem Saxnot, siehe Tacitus, Germania, Kapitel 39. Dessen Name dürfte
enthalten sein in Saman-olt, Samanhild, Samuin, Samolf, Samdrud, Samwih.
Nach Plutarch schlugen die Ambronen bei der Schlacht taktmässig die Waffen
zusammen und riefen wiederholt ihren Namen
- 30 -
S. 61: Ambronen, um die Feinde durch blosse Nennung ihres Namens zu erschrecken.
Wahrscheinlich hat Plutarch den Sinn nicht ganz richtig erfasst, denn
vermutlich haben sie ihren Stammesgott angerufen, von dem ihr Völkername
abgeleitet war.
Tacitus: Quidam plures deo ortos pluresque gentis appellation es affirmant =
Einige reden von mehreren Göttersöhnen und mehreren Völkernamen, wie z.B.
von Marsern, Gambriviern, Sueben, Vandiliern und sagen, das seien echte, alte
Namen.
Demnach läge also auch der Bezeichnung Vandilii ein Göttername zugrunde.
Viele Personennamen sprechen ebenfalls dafür: Wandalgaud, Wandalmar
(Wendilmar), Wandilhelm, viele mit Wand-, Want-, Went-, Winegaud,
Winideo, viele mit Winid-, Wined- usw. Tatsächlich ist in römischen
Inschriften Helvetiens ein Gott Vindedo bezeugt (wohl Winded(e)o), ebenfalls
in solchen die Personennamen Vindo, Vindonius, Vindillus, Vindorisus. - Im
Namen Wend-, Venet-, Vand-, Vind- (Hind-, Sint-) liegt wohl eine uralte
Selbstbenennung indogermanischer Völker im Gegensatz zu den früher in
Europa noch verbreiteteren Nicht-Indogermanen (wie z. B. Ligurer, Räter usw.
Nach Untersuchungen von F. v. d. Velden besitzen die keltischen Sprachen
einen nordafrikanischen (hamitischen) Untergrund und sind indogermanisiert
worden). Man findet bei germanischen, keltischen, slavischen Völkern solche
Namen, Veneti = im östlichen Oberitalien (davon Venedig), Veneti =
Keltenstamm der Bretagne (Hauptstadt: das jetzige Vannes). Vindelicier,
Vandalen, Vineta (sagenhafte, in der Ostsee versunkene Handelsstadt),
Vindobona (Wien), finn. Venäjä = Russland, Windau = lett. Ventspils
(«Wendopolis»). Das Meer dieser indogermanischen Völker heisst ahd.
wentilseo, ags. wendelsoe. Heute ist der Name Venedi nur noch an einem
einzigen Volk haften geblieben, einem slavischen, den Wenden in der Lausitz.
- Der Name deutet auf weisse, helle Rasse (kelt. vindo-48 = weiss, breton.
gwenn weiss) gleich wie der Name Arier49 (Aryan, Airan, Eran, Iran).
Freilich mag der Stammesname zuweilen älter sein und der entsprechende
Gottes- oder Stammvater-Name sekundär davon abgeleitet als Heros
eponymos.
S. 62: Vielleicht sind auch die Namen der Balten und Esten kultischen Ursprungs. Bei
den Esten wäre etwa an Ostara, Austra, Astra zu denken (vgl. Personennamen
- 31 -
wie Astrid, Austrad, Asthar, Esthelm, litauisch Auszra = Morgengöttin), und in
der Tat berichtet Tacitus: «Aestii matrem deum venerantur» (die Esten
verehren eine Göttermutter). - Die Anglii gehörten zu den Ingvaeonen. Nach
Tacitus betrieben die Angeln den Nerthuskult (Njörd(r) und Ingvi = Angil sind
Vater und Sohn, beide Fruchtbarkeitsgötter). - Die Hermunduren
(Hermindurinc, heute Thüringer) haben den Hermin, Irmingott in ihrem
Namen. Naharnavaler (zu Nehalennia?). Harier. Heruler, Antes. Was die
Namen Dänen und Briten betrifft, so fallen Personennamen auf wie: Danegaud,
Danleib, Britobaudes, Brittliari, Pridker, Pretimir. Das Volk der Tulinger
scheint auf kultischer Basis zu seinem Namen gekommen zu sein durch einen
uns unbekannten kleinern Lokalgott. Vgl. Personennamen wie Tuluni,
Zullin(i), Tolbert, Tolleib, Zolchint (Monumenta Boica). - Am Stammsitz der
Yngelinger, einem schwedischen Königsgeschlecht um 1060, das den Yngal,
Yngvi als Ahnherrn verehrte, fanden die obszönen Riten und Opfer für diesen
Gott statt. - Ähnlich mögen die Amelungen (Herrschergeschlecht der Ostgoten
ca. 240) sich wohl nach ihrem Gott und Stammvater Amalgaud (Am-, Aman-,
Amal-) genannt haben (Amon?). Personennamen: Amalgaud, Amalgoz,
Amaluni (Amalwin), Amo, Ammo, Amano, Amala (masc.) = Amalo, Aming,
Amming, Amanung, Amnegisilus, Amalung, Amolt, Amanolt, Nibelung lässt
an ägypt. Nephthys, die Göttin der nebligen Sümpfe, denken. Nephthys50 ist
Gemahlin des Seth Typhon und Schwester des Osiris. - Asdingen,
Königsgeschlecht der Vandalen (um 171).
Auch bei den Kelten hingen Götter-, Personen- und Völkerschaftsnamen
zusammen: Albiorix als Götter- und zugleich Personenname, desgleichen
Epona, Moritasgus, Atepomarus. - Ambitoutus Personenname aus dem Wallis,
Ambitouti ein Teil der kleinasiatischen Galater. - Einige keltische
Personennamen aus Helvetien: Ingenuvius, Ttmtio, Lugurix (zu keltischen
Götternamen
S. 63: Lugoves, Lug), Vindelicus, Vindaluco (Gott Vindedo in Yverdon bezeugt),
Bellinus, Belatullus, Belatulla (f.), Rhenicus u. Rhenicius, beide in Basel (zum
Flussgott Rhenus). Aus Helvetien ist nachgewiesen die Verehrung von Isis,
Osiris, Amon, Attis (Yegetationsgctt). Auf dem Boden der Schweiz hat Isis
einen Tempel besessen in Baden. Mithraheiligtümer in Königshofen b.
Strassburg, Mithreum von Neuenheim bei Heidelberg.
- 32 -
Schlussbetrachtung
Das Thema «Auf altgermanischen Glauben und Kult bezügliche
Personennamen» kann überhaupt nie erschöpfend dargestellt werden, aus dem
Grunde, weil wir die kleinern germanischen Lokalgottheiten, die eben auch
ihre Auswirkung in Personennamen fanden, gar nicht alle kennen. Wir sind
bezüglich unserer Kunde über die germanischen Gottheiten oft auf reinen
Zufall angewiesen, so ist z.B. der Name Phol für Balder ein einziges Mal in
einem Zauberspruch belegt. Wenn uns dieser nicht zufällig erhalten geblieben
wäre, so wüsste man nichts von der Gleichstellung Phol = Balder, und doch
wäre Phol in zusammengesetzten Eigennamen erhalten, die dann eben
undeutbar geblieben oder falsch ausgelegt worden wären. So ist es mit vielen
andern Göttern, für die uns zufällig der Beleg fehlt, die aber in Eigennamen
häufig vorkommen. Man denke etwa an unerklärbare wie Filomar schon im 5.
Jahrh., Filing, Filogud, Feletheus, Filibert, Brandan, Hagan, Chagan, Kagan,
Gagan, vielleicht zur Hagelrune (Hagadeus vielleicht «Freund Hain»),
Hainarad, Heinhard.
Gisal und Gisen sind Erweiterungen zu einem unklaren GIS, KIS: Gisemund,
Watgis (Aotkis, Wadalgis, Odalgis), Ermgis (Ermengis), Wihkis, Willigis,
Walagis, Teutgis, Nodalgis, Nergis, Munigis, Merigis, Isengis, Itgis, Hludokis,
Hadegis, Harigis, Frigis, Frauigis, Baldigis, Arngis, Ansigis, Altgis. Albgis,
Andagis, Turgis, Uligis usw.
Oft ist der Name nur im Nordischen überliefert, dazu etwa noch in einer
entstellten latinisierten Form unter vollständigem Fehlen einer Namensnennung
in deutscher Gestalt. So fehlt z. B. zum nordischen Hoedhr, latinisiert
Hotherus, die deutsche Namensnennung, dagegen verrät der Ortsname
Hatheresburg deutlich genug, dass jene Gottheit im alten Deutschen Hather
geheissen hat.
S. 64: Teubners Ausgabe der Germania hat die Stelle: «... et olim Auriniam et
complures alias venerati sunt», Dasselbe in Übersetzung nach Reclams
Ausgabe: «schon in grauer Vorzeit haben die Germanen der Albruna und
mehreren Andern göttliche Ehren erwiesen». Vermutlich ist die Übersetzung
mit Albruna willkürlich, es steck wohl irgendein anderer Name in entstellter
Form dahinter.
- 33 -
Die erhalten gebliebenen Belege über ahd. Götternamen sind dürftig im
Vergleich zu denjenigen des Nordens oder Ägyptens Dort hatte derselbe Gott
oft eine grosse Anzahl verschiedener Namen, die sich alle in Personennamen
auswirken konnten. Wotar (Odin) hiess im Norden auch Grimnir = Hroptr =
Fimbultyr = Sigtyr = Walvater = Rögnir = Fjolnir = Svipall = Gondlir =
Fjallgauti usw. Thonar: Thor = Vingthor = Hlorridhi usw. Wir wissen wenig
über Doppel- und Beinamen der deutschen Götter, auch deshalb lässt bei vielen
erhaltenen Personennamen die Erklärung zu wünschen übrig und stützt sich
vielleicht bloss auf eine spätere Umdeutung
Auch in den Runennamen stecken die alten Götter. Die Sieg-Rune ist die
Wotans-Rune. Die Runengruppe F-U TH-A-R-K heisst Freys Geschlecht die
letzte Gruppe Tius Geschlecht. Th heisst die Thurs-Rune, A die Ans Rune, es
gibt eine Not-Rune, eine Is-Rune, eine Hag-el-Rune. Rist di, Rat-Rune
(Personennamen: Radobod, Ratleib, Ratgaud, Ratcoz, Rathelm, Ratmar,
Ratramnus, Radowin, Ratmund, Radalcar, Radelmund usw.). M ist die Man-
Rune, L ist Lagu the leochto (Lagu der Lichte (Personenname Lago usw.),
nord. Loki, Lucifer, Vater der Hel, logi = die Lohe, das Feuer) usw. Dadurch
erklärt es sich, dass Wulfilas zur Übersetzung der Bibel ins Gotische eine neue
Schrift erfand, obwohl die Goten eine eigene besassen in ihren Runen.
Warum sich die heidnischen Namen in christlicher Zeit er hielten? Zum Teil
wohl infolge Gedankenlosigkeit und Unwissenheit, die die Bedeutung nicht
mehr erfasste, nachdem die heidnisch, Priesterschaft, die den Sinn des Namens
lebendig erhalten hatte nicht mehr da war. Daher schon ums Jahr 810
irrtümliche Deutungen wie Uuatmir = vestimentum mihi, Altimir = vetulus
mihi. Auch spielt, bei der Erhaltung der alten Namen die Tradition im cnuosal
(«Kennsal») mit, wonach ein Geschlecht immer wieder altüberlieferte Namen
mit einer bestimmten Kennsilbe verwendete. War die heidnische Bedeutung
ganz offenbar, so wurde der Name von Christen wohl auch gemieden, war eine
Umdeutung leicht möglich, so erhielt er sich weiter, selbst wenn diese
Unterschiebung recht wenig Sinn ergab.
- 34 -
Anmerkungen: 1 Magnus Fred. Lundgren, Spar af hednisk tro och kult i fornsvenska personnamn, Upsala
Universitets Arsskrift 1880. 2 Die Vorstellung von Götterboten ist uralt. Schon die frühesten Arier glaubten an die Angiras,
ein Geschlecht höherer Wesen, das zwischen Göttern und Menschen steht. Sie erscheinen in Gemeinschaft der Götter und sind deren Boten, werden auch als Stammväter von Menschen betrachtet. Die Inder halten Agni für den obersten Boten der Himmlischen, den ersten und höchsten der Angiras (zu angh = gehen, sich auf den Weg machen, eilen, dazu άϒϒελος = Bote, Engel, άϒϒαρος Eilbote).
3 -ung, -ing (Junges), -leip zu bleiben, übrigbleiben, chin-t (Kind) entspricht formell einem lat. gen-it(um).
4 Ähnlichen Klang haben: sumerisch an = Gott, chin. en, ön = Gunst, Gnade (thiän-ön göttliche Gnade, Gunst des Himmels).
5 Devata = Gottheit, nepal. Debata, hebr. Zebaot (= himmlische Heerscharen). 6 Gwan-di, Kwan-ti =Kriegsgott, Wön-tschhang-ti = Literaturgott, Frühlingsgott, usw.,
aztekisch (Mexiko) Tona-tiu = Sonnengott, Cinteott Maisgott, Tlazol-teoti Erdgöttin, Ciwa-teoti weibl. Gottheit der Epilepsie, teocalli = Gotteshaus. - Annamitisch de = Gott, ost-türk, (Chines. Turkestan) div, deo= Dämon.
7 Chines. «i» und «fa» erinnern an lat. «ius» und «fas». 8 Das Wort «dienen. (ahd. thionôn, deonôn) steht zu «thiu, deo» Gott in gleichem Verhältnis wie
frônen zu fro = Herr, ursprünglich Fro, Name des Gottes der Fruchtbarkeit. 9 Die allgemein übliche Uebersetzung von Gustav = Kampfstab (zu gund = Kampf) ist falsch. 10 Gônsdag, Gudenstag= Mittwoch, engl. Wednesday. 11 Dr. Arnold Wadler, Germanische Urzeit, Basel 1936. 12 In einer Ortsbezeichnung Baldesbrunno steckt offenbar der Name des Gottes Balder gleich
wie in Pholesbrunno, ferner in Balberge (10. Jahrh., heute Baalsberg, Anhalt), Baltowiler (anno 728, heute Bollweiler, Elsass), Balteresheim, Balderes- (Paltiris-jhusun, Balsberg, Baltsberg, Baltensberg. Siehe auch Anmerkungen 20 und 26 der vorigen Abhandlung.
13 Vgl. auch malayisch Mata-Hari = Sonne (mata = Auge) und in der austronesischen Cham-Sprache harei = Sonne. Malayisch hari = Tag, ägypt. haro = Tag. Nach der Sonne: sanskr, hari = gelb, mongol. hari = gelb, germanisch bal = licht, hell, franz. beau, russisch weiss (Bel-grad = Weiss-stadt.)
14 Ahd, fro = Herr war ursprünglich auch Name eines bestimmten Gottes, desgl. hebr. adon und baal, bel, baal ha-bayit = herus domesticus, Hausherr. Mit «hari ».
15 Vgl. Agihar Egiman, Alaher Alaman, Althar Aldman, Alfheri Alpman usw. 16 Nordisch ve (heilig) = ags. vih = ahd. wih, Folgende Personennamen, worin wih (heilig) mit
wie (Kampf) vermengt sind, könnten diesen Gott enthalten: Wihgoz (Wihkoz), Wigheri (Wiher), Wighelm (Wihelm, Wyhelm, Vielm), Wiglef (ags. Viglal), Wigmar (Wimar), Wigmunt (Wihmunt), Wihdiu (Wihdeo), Wigerat (Wirat), Wicolbert, Wiclebold, Wiclelm, Wiclerad, Wicleric, franz. Vuichoud, Vuichard (Guichard).
17 Ahd. wân, sanskr. vanas = Verlangen, lat, venus = Anmut, Liebe, dazu auch «Wonne». Vielleicht steckt in (amcn wie Wunna (Vunna, Vunnia), Wunnileif, Uunimar, Vunnihelm, Vunemunt usw. ein Beiname der Freya. (Vgl. auch «freuen, Freude» mit Freya, sanskr. priti Freude, pri froh sein).
18 Die Namen der Fruchtbarkeitsgötter Fri(c), Frija, Fro, Frowa entstammen wohl demselben Urbegriff wie lat. frui, fructus. Wie die Götternamen hari, ags. bealdor, hebr. baal, adon die Nebenbedeutung «Herr» erhalten haben, so auch der Name des Fruchtbarkeitsgottes fra, wovon wieder das Verb «fronen» abgeleitet ist. Frig, Fri führt über zu der Eigenschaft «frei» und Fra zu «froh», Froma ist zu «Frau» geworden. Die nämlichen Zusammenhänge wie zwischen dem Gott Fri(g) und den Begriffen «frei» (frig) und sanskr. priya = lieb existieren
- 35 -
anderseits zwischen dem altitalischen Gott Liber (= Frig, Freyr) und dem lat. liber = frei sowie dem deutschen «lieb» (verwandt mit libido). Liber wurde gemeinschaftlich mit Libera (Freya) und der Göttin der Erde verehrt.
19 «Tochter des Berges», des Himalaya. Das scheint eine Umdeutung zu sein, gleich wie Yama eigentlich «Zwilling» heisst, dann aber falsch aufgefasst wurde als «Bändiger» und so zum Gott der Unterwelt umwechselte. Der Name Parvati ist wohl anderer Etymologie, paravata bedeutet «quidam modus coeundi», desgleichen angulirata, angulipidana, rambhaprya, indrani, indranika.
20 Sanskr. indriya = Genitalien, männl. Samen, nepal. indri = Penis. 21 Priapos, Sohn des Bacchus (hierogl. bahh = Phallus) und der Aphrodite. Aphrodites Liebling
ist Adonis, bei den Germanen gehören Wodan (Odin) und Freya zusammen, bei den Indern ist Parvati die Gattin des wichtigsten Gottes (Schiwa, Mahadeva), der auch in der Gestalt eines Phallus (lingam) göttliche Verehrung genoss gleich wie bei den Germanen Fri, Frig, Fric (= Ingui). Zu Ingui die anatomische Bezeichnung Inguinalgegend (lat. inguen).
22 anga = Glied des Körpers, Körper, männl. Glied. 23 inga = beweglich, ingana Vibration, ingala Lebensprinzip, Seele. 24 Yang ist wohl aus «ang» entstanden, so wie der Chinese aus «England, englisch» ying macht,
also wieder ein y vorausschickt. 25 chin. tai = gross, tai-yin (jap, tai-in) = Mond, sanskr. indu = Mond, Soma-Tropfen. 26 Unter einem Ingelstein hat man sich einen dem Fruchtbarkeitszauber dienenden Menhir
vorzustellen, wie sich einer noch heute bei Attiswil befindet. Tacitus setzt die weibliche Nertus der Terra Mater gleich, deren Hochzeit mit dem Gotte Attis alljährlich gefeiert wurde. Der Menhir bei Attiswil wird Freistein genannt, also der Stein (Phallus-Symbol) des Gottes Fri, Frig, Fric (gr. Priapos).
27 Der zweite Bestandteil kommt auch noch in andern Namen vor: Thanwi, Filiwi, Liebwi, Sigiwih, Clodovaeus, Meroveus, Antveus, Nodelveus, Audoveus (Odelveus), Branveus usw.
28 Yama wurde später infolge eines sprachlichen Missverständnisses («Bändiger» statt «Zwilling») zum Gott der Unterwelt und des Todes, dagegen erinnert das noch heute in Indien gefeierte Yama-Fest, an dem Schwestern ihre Brüder verehren, an das Zwillingsmenschenpaar Yama und Yami.
29 Manu = Mann, Mensch, in der Bedeutung dasselbe wie hebr. Adam. 30 Bei Widukind: Irmin Mars dicitur. Der Personenname Irminteot erinnert an
Zusammensetzungen wie Yngvifreyr (Yngvi und Freyr derselbe) Sigiwat (Sigi(tiu) = V(u)at(an)) usw., also Irmin = Teot (der ägypt. Hermes = Thout). - Es sind belegt: Mars Toutatis, Apollo Toutiorix (Wiesbaden), Doner dûtigo dictêwigo.
31 Vielleicht hat sich die Bedeutung theot, deot = Volk (ähnlich in allen keltischen Sprachen, z. B. breton. tûd, sowie im Umbrischen, Oskischen, Sabinischen) aus dem Namen des Gottes entwickelt. Im Spruch «vox populi vox dei» haben wir ja auch eine Uebereinstimmung des Volkes mit der Gottheit. Das lateinische totus klingt ebenfalls ähnlich wie der Name dieses «Allesumfassenden». Jedenfalls dürfte Kleinpaul Unrecht haben, der im Band 178 der Sammlung Göschen schreibt: «Kurzum, wir geben keinen Deut für den Gott Teut», - Römische Inschrift: inter Toutonos. Offenbar ist Teutobod von spätern Abschreibern «korrigiert» aus Toutobod (vgl. Anm. 45).
32 Tehuti, Dehuti auch als menschlicher Eigenname. 33 Das Wort «hermetisch» hängt mit Mysterien zusammen, die dem Uneingeweihten völlig
verschlossen waren. Die Reihenfolge der Überlieferung dieser Geheimlehre von Glied zu Glied hiess «die hermetische Kette », Im 2.-4. Jahrhundert entstanden die Schriften der sog. Hermetiker, worin ägyptische, griechische, jüdische und christliche Bestandteile vermengt waren. - Zu verschiedenen Zeiten sind bei den alten Germanen andere Kulte mit neuen Gottheiten eingedrungen, wie das ja auch bei andern Völkern der Fall war. Die Vanen sind wohl die ältesten indogermanischen Gottheiten, und der mythologische Vanenkrieg ist die Erinnerung an Kämpfe neuer Kulte (besonders des Wotan-Kultes) gegen die Kultgruppe der Vanen. Nach der Heimskringla stammten Odhin und die Asen aus dem Orient.
- 36 -
34 Der Dreimalgrösste, der Allergrösste, also die ganz grosse Gottheit wie Irmingot. - Woran ist
nicht zu allen Zeiten bei allen germanischen Stämmen die höchste Gottheit gewesen, sondern eben in der letzten Zeit, bevor das Christentum eindrang. Auch im alten Ägypten haben die Kulte oft gewechselt. Dort ist einst der in Abgang gekommene Aton-Kult durch Echnaton wieder gehoben worden (Aton = Votan).
35 «deot» als zweiter Bestandteil eines Personennamens sonst nur noch in Uerdeot (vâr = wahr) = der wahre Teut. - Werigoz, Warbote Warher (Weriheri), Warimund, Werimer, Warrat, Warengaud (Verengaot), Warinmund, Erchannot, Erchanmar, Ercanteus, Ercangaud (erchan = ächt, wahrhaftig, wirklich). - Folchans, dem Sinne nach wohl dasselbe wie Teutgaud, Thietdiv.
36 Germanisch Ist-, Ast-, Est-, Aust- vgl. mit Astarte. phöniz. Astor-et, assyr. Istar, Dazu auch Osten, Ostern, Jat. auster, australis, slav. utro = Morgen. Ostara: ags. Eastre = Frühlingsgöttin, Freya (bask, ostroii, ostoaro, ostaro = Mai, ostsrot Freitag, ostaldi = das Knospen und Spriessen, ostargz = Tageshelle, Aufheiterung, ostari = Astronom).
37 Stern heisst lat. stella (aus «ster-ul-a»), avesta star, persisch sitara, belutschisch istar, in vielen Sprachen Indiens târd, târo, târe, taru, turi, berberisch (Nefûsi, Schilh, Sergu): tri, itri, eteri (pl. itran), etrusk. Tur-an = Venus, bask. izar, isar = Stern, griech. aster = Stern, assyr. Istar = Planet Venus.
38 hebr. sâtar verbergen, seter Schutz. 39 arab. sitâr, istdra, sitr (pl. astâr ) Vorhang, Hülle. - Die griechische Göttin der Gerechtigkeit,
Astraia, die «beschirmende» Göttin. 40 An Osiris gemahnt die Bezeichnung für Gott in vielen Sprachen Indiens: Iswar, Isar, Iswor,
Isor u.ä. 41 Genzan und Jordan sind offenbar altdeutsche Gottheiten, denn mit diesen Namen beginnt ein
heidnischer Zauberspruch (galstar): « Genzan unde Jordan giengen sament scôzzôn usw. Vgl. die Anfänge anderer solcher Besprechungen: «Phol ende Uuodan fuorun zi holza» oder «Frô unde Lâzakere giengen fold petrettôn» oder «Doner dûtigo dietêwigo » - Ir-on und Nordi-an waren sagenhafte Jäger.
42 Der Stamm Herc- ist zu vergleichen mit Herc-yn (-ia silva) = Virg-un(nia silva), Ferg-un(na), ferner mit Perk-un(as) = altslav, Donnergott, altnord. Ferg-un-a, Fjorg-yn = Donars Mutter, lappländ. Bärg-alak, nordasiat, Burch-an, auch lat. Vulc-an(-usJ Gott des Feuers.
43 Davon der Name der Stadt Biel, Siehe «Schweiz. Familienforscher », Jahrgang 1939, Seite 2. 44 Vgl. damit die unerklärbaren ahd. Personennamen Dagan, Tagadeo, Dagaud, Dagalaif (um
350, die auf einen Götternamen schliessen lassen, ferner Tagibod, Dagewin, Tagomar, Dache1m, Taginbert, Daginbald. - Wie unter dem Christentum heidnische Namen umgedeutet und missverstanden weiterlebten, so konnten ebensogut in vorchristlicher Zeit auf überwundene Kulte zurückgehende Namen unverstanden weiter existieren. Die Kulte wechselten zeitlich und örtlich.
45 Ob die Teutonen, die mit den Kimbern gegen Rom kämpften, Germanen oder Kelten waren, ist noch nicht entschieden. Nach Poseidonios waren die Teutonen ein helvetischer Teilstamm, von allen späteren Schriftstellern durchweg Teutonen genannt.
46 Gorm-er, ein altschwed, Personenname. Im Namen Germ-an, Germ-on steckt der Name des Stammvaters Gomer, der später als Gottheit verehrt wurde (Gormenteus), gleich wie im Namen der Saxonen («Ascanen») der Name ihres Stammvaters, später als Stammesgott Saxnot verehrt: Nach der Völkertafel der Bibel (Genesis 10,21 ist Japhet der Stammvater der Indogermanen, zu Japhets Söhnen zählen Gomer, Madai und Javan (Madai = die arischen Meder, Javan = Griechen («Jonier», sanskr. Yavanajj, Zu den Kindern von Gomer zählen Askenas (Askus) und Riphat. Die Juden Europas scheiden sich seit alten Zeiten in östliche Askenasim (Askenas = Deutschland) und westliche Sephardim (Sepharad = Pyrenäenhalbinsel, «Franzose» heisst neuhebr. «sarphathi », Sarfatti ist auch Geschlechtsname). - Germanen und Cimbern (ursprünglich wohl Kimmern ohne b), entspringen demselben Worte wie auch Cymry (Bewohner von Wales), Cumberland, Kimmerier (Krim), Gomer (charakteristische Konsonanten: Grm, Cmr, Krm, Gmr). Die
- 37 -
kymrischen Bewohner von Wales gelten heute als Kelten, nicht als Germanen, doch sind solche Verschiebungen häufig, haben ja auch die Franzosen, die ihre Sprache hauptsächlich aus dem Latein schöpften, ihren Namen dennoch nach den deutschsprechenden Franken, und das Wort Russe bedeutete ursprünglich Schwede (lappl. Ruoscha = Schwede, finn. Ruotsi = Schweden). Bei den Esten und Finnen ist «Sachse» noch heute die Bezeichnung für den Deutschen im allgemeinen (Saksa = Deutschland).
47 Vgl. ital. macellare, griech. µάχήf Kampf, Streit, Schlacht. Möglicherweise könnte auch Michael sprachlich hierher gehören, obwohl der Name heute als « micha-el = wer (ist) wie Gott?» ausgelegt wird. Michael, ursprünglich Schutzengel der Juden, wird immer mit dem Schwert dargestellt (Sieger über den Drachen oder Satan).
48 Im Slavischen mit s-Vorschlag: s-vet = Licht, s-vatoi = heilig. (Vor Dental fällt n im Slavischen aus, z. B. lat. sunt = russ. sut, ital. cento = russ. sto).
49 In vielen Sprachen lautet «das Helle, Lichte» ähnlich: tatar, ari = heilig, licht, bask. urre = Gold, lat. aur(um), hebr. or = Licht, ur = Feuer, lat. ur(ere) = brennen, afghanisch or, yor, ur = Feuer, altphöniz, (Ras Schamra) ar = Licht (hebr. aur, lat. aura), finnisch aurinko = Sonne, armenisch or = Tag, lat. sol oritur die Sonne geht auf (oritur eigentl. «es wird licht »),
50 Freilich gaben die alten Ägypter Nephthys (Neb-t-hat) beginnend mit dem Zeichen neb = Herr wieder, neb-t = Herrin, und sie zerlegten diesen Namen in die Bestandteile «neb-t» und «hat» als «Herrin des Schlosses », sowie den Namen der oft mit Isis identifizierten Himmelsgöttin der Freude und Liebe Hathor in «hat» und «Hor» (=« Schloss des Horus» ), obwohl diese Schreibweisen sicher nicht dem ursprünglichsten Sinn und der Wortentstehung (Etymologie) entsprachen, sondern als ganz frühe Umdeutungen aufgefasst werden können. - Der Kakodämon Seth Typhon heisst auch e Nebt, Sohn der Nut » (neb-t verzehrendes Feuer, nep = Widersacher, Feind).
Internet-Bearbeitung: K. J. Version 10/2012
- - - - - - - -