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Young Stars Sonntag | 21. März 2021 | 18 Uhr (online) unvollendet | vollendet György Kurtág zum 95. Geburtstag Trio uBu Marie Heeschen, Sopran

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Young Stars—

Sonntag | 21. März 2021 | 18 Uhr (online)—

unvollendet | vollendet György Kurtág zum 95. Geburtstag—

Trio uBuMarie Heeschen, Sopran

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Wir danken den Künstlern für ihren Einsatz, der die Aufnahme und Übertragung des Konzerts ermöglicht hat.

Herausgeber: Beethoven-Haus BonnKammermusiksaal Hermann J. Abs Dr. Martella Gutiérrez-DenhoffKünstlerische Leitung

gefördert vom

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Sonntag | 21. März 2021 | 18 Uhr unvollendet | vollendetGyörgy Kurtág zum 95. Geburtstag— Programmabfolge und Liedtexte

György Kurtág (geb. 1926)In Memoriam Joannis PilinszkyIch kann...nicht eigentlich erzählen, ja fast nicht einmal reden; wenn ich erzähle, habe ich meistens ein Gefühl, wie es kleine Kinder haben könnten, die die ersten Gehversuche machen.

Franz Schubert (1797-1828)Liedentwurf D. 555

Lebenstraum D. 39Ich saß an einer Tempelhalle, am Musenhain, umrauscht vom nahen Wasserfalle im sanften Abendschein...

György KurtágSonntag, den 19. Juli 1910(BERCEUSE II)(Hommage à Jeney)Geschlafen, aufgewacht, geschlafen, aufgewacht, elendes Leben

Die Guten gehn im gleichen Schritt...Die Guten gehn im gleichen Schritt. Ohne von ihnen zu wissen, tanzen die andern um sie die Tänze der Zeit.

Wie ein Weg im HerbstWie ein Weg im Herbst: Kaum ist er reingekehrt, bedeckt er sich wieder mit den trocke-nen Blättern.

Franz SchubertGruppe aus dem Tartarus D. 396Horch, wie Murmeln des empörten Meeres, wie durch hohler Felsen Becken,weint ein Bach ein dumpfig tiefes, schweres, leeres, qualerpresstes Ach!Schmerz verzerret...

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György KurtágVerstecke Verstecke sind unzählige, Rettung nur eine, aber Möglichkeiten der Rettung wieder so viele wie Verstecke.

Franz SchubertNur wer die Liebe kennt D. 513aNur wer die Liebe kennt, versteht das Sehnen,An dem Geliebten ewig fest zu hangen,Und Lebensmuth aus seinem Aug‘ zu trinken;Er kennt das schmerzlich selige Verlangen,Dahin zu schmelzen in ein Meer von Thränen,Und aufgelöst in Liebe zu versinken! -

György KurtágNimmermehr (Excommunicatio)Nimmermehr, nimmermehr kehrst du wieder in die Städte, nimmermehr tönt die große Glocke über dir.

Árnyak (Schatten)Aus den „Jelek, játékok és üzenetek“ („Sings, Games and Messages“)

Berceuse ISchlage deinen Mantel, hoher Traum, um das Kind.

Franz SchubertDer Knabe in der Wiege D. 579, 2. VersionEr schläft so süß, der Mutter Blicke hangen an ihres Lieblings leisem Atemzug,den sie mit stillem, sehnsuchtsvollem Bangen so lange unterm Herzen trug.Sie sieht so froh die vollen Wangen glühn, in gelbe Ringellocken

Lied eines Kindes D. 596Lauter Freude fühl ich,lauter Liebe hör ich,ich so überglücklich fröhlich spielend Kind.Dort der gute Vater, hier die liebe Mutter,rundherum wir Kinder.

György KurtágMeine Ohrmuschel...Meine Ohrmuschel fühlte sich frisch, rau, kühl, saftig an wie ein Blatt.

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Es zupfte mich jemand am KleidEs zupfte mich jemand am Kleid, aber ich schüttelte ihn ab.

Träumend hing...Träumend hing die Blume am hohen Stengel Abenddämmerung umzog sie.

Franz SchubertMignon D. 469So lasst mich scheinen, bis ich werde,zieht mir das weiße Kleid nicht aus.Eine kleine Stille,dann öffnet sich der frische Blick, ich...

György KurtágVerstecke (Double)Verstecke sind unzählige, Rettung nur eine, aber Möglichkeiten der Rettung wieder so viele wie Verstecke.

Alle Lieder von György Kurtág stammen aus den Kafka-Fragmenten op. 24

Franz SchubertTrio für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 2 Es-Dur op. 100 Allegro Andante con moto Scherzando Allegro moderato

Trio uBu:Anna Neubert, ViolineEsther Saladin, VioloncelloChristoph Stöber, Klavier

Marie Heeschen, Sopran

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Zum Programm—György Kurtág wurde am 19. Februar 1926 im heute zu Rumänien gehörenden Lugos geboren. Er zählt zu den bedeutendsten Komponisten der Gegenwart. Für seine Mu-sik wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ernst von Siemens Musikpreis für sein Lebenswerk. György Kurtág verbindet in seinen Werken ein hohes und verantwortungsvolles Traditionsbewußtsein („Meine Mutter-sprache ist Bartók, und Bartóks Muttersprache war Beethoven”) mit der konzen-trierten Musiksprache von Anton Webern und der unmittelbaren Expressivität von Alban Berg. (www.klassikakzente.de)György Kurtág ist Ehrenmitglied des Vereins Beethoven-Haus.

Franz Schuberts Liederzyklen „Winterreise“ und „Die schöne Müllerin“ genie-ßen große Berühmtheit und sind in vielen Konzertprogrammen zu hören. Neben seinen fertiggestellten Liedern hat Schubert auch zahlreiche unvollendete Lie-der hinterlassen: faszinierende Stücke, die plötzlich abbrechen oder denen, wie bei Schuberts frühestem überlieferten Lied „Gesang in C“ ganz der Text fehlt.Bei György Kurtágs „Kafka-Fragmenten“ für Geige und Sopran ist das Unfertige, Bruch-stückhafte dagegen Programm. Wie vorüber wehende Sprachfetzen, scheinbar ohne Zusammenhang, lassen die Vertonungen von Briefpassagen oder Tagebucheinträgen Kafkas im Bruchteil einer Sekunde eine ganze Welt entstehen – auch auch nur ein Gefühl.Offenheit der Form, Vielschichtigkeit biografischer und literarischer Ebenen und ein Anklang von Theatralität sind den Liedern beider Komponisten zu eigen, die mit ih-rer ganz individuellen Tonsprache in „vollendet | unvollendet“ aufeinandertreffen.Schuberts Liedskizzen führen nah heran an den Schaffensprozess des Komponis-ten. Manchmal entstanden sogar zwei angefangene Versionen eines Liedes am selben Tag. Kurtág versah seine Kafka-Fragmente einzeln mit Entstehungsort und –datum, wodurch ihnen wie auch Kafkas Texten ein Tagebuchcharakter anhaftet.Manchmal nur sekundenlang blitzen in der ersten Konzerthälfte Ort, Datum und damit Musik, Sprache und Lebenswelt von Schubert, Kafka und Kurtág auf.Mit Schuberts Klaviertrio op. 100 stellen wir in der zweiten Konzerthälfte dem Bruch-stückhaften der Liedfragmente die großangelegte, fast ausufernde Form eines Kam-mermusikwerkes gegenüber, das kurz vor Schuberts Tod entstand. Hier war ein schwe-disches Volkslied Inspiration und Ausgangspunkt für äußerst liedhafte Passagen des Stückes, das in seiner Stimmung eindringlich an Schuberts „Winterreise“ erinnert.

Trio uBu

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Die Künstler —

Trio uBuAls Trio uBu erforschen die drei MusikerInnen Anna Neubert (Violi-ne), Esther Saladin (Violincello) und Christoph Stöber (Klavier) musikali-sche Gegenwart, suchen zeitgemäße Hörperspektiven und Blickwinkel auf Werke der Vergangenheit und prä-sentieren den Klangkörper Klaviertrio als gegenwärtigen Eindruck zwischen Musik, Bewegung, Sprache und Bild. 2016 gegründet erweiterte sich das Trio um drei TänzerInnen und einen Darsteller zum Ensemble uBu um B.A. Zimmermanns Présence und M. Denhoffs Klaviertrio Nr. 3 als Kon-zerperformance zu verbinden. Im gleichen Jahr erhielt Trio uBu den Boris-Pergamenschikow- Preis für Kammermusik in Berlin, damit ver-bunden die Vergabe eines Kompo-sitionsauftrags für ein neues Werk: „Calling Sirens“, von Huihui Cheng, das 2019 in Berlin uraufgeführt und für die Por-trät-CD der Komponistin beim Label Wergo im Deutschlandfunk Köln aufgezeichnet wurde. Mit der Konzertperformance „Présence“ war uBu unterdessen bei den Schwetzin-ger Festspielen und dem Internationalen Zimmermann-Symposium Köln zu erleben. Weitere Konzerte führten das Trio in den Tonalisaal Hamburg, in die Villa Massimo Rom und ins Konservatorium Athen. 2020 erhielt uBu ein Stipendium der Kulturstif-tung des Bundes, im Rahmen dessen das Ensemble 360°-Musikvideos in den Räu-men der Kölner Philharmonie produzierte.

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Marie Heeschen—Marie Heeschen zieht ihr Publikum mit ihrer sinnlich fließenden und gleichzeitig wandlungsfähigen Stimme in den Bann. Ihre spielfreudig-natürliche Bühnenpräsenz stellt die junge Sopranistin seit 2016 als festes Ensemblemitglied am Theater Bonn unter Beweis, wo sie bereits in Partien wie Musetta (La Bohéme) und Susanna (Figaros Hochzeit) reüssierte und zuletzt als Papagena in Mozarts Zauberflöte, als Atalanta in Händels Xerxes, als Maria (Westside Story), Marzelline (Fidelio) und Adele (Die Fleder-maus) sowie in der Rolle als stimmgewandt-exaltierte Tussy in Jonathan Doves neu-ester Oper Marx in London zu erleben war, was international ein begeistertes Presse-Echo hervorrief. Jenseits der Oper liegt ihr die Kammermusik sehr am Herzen. Mit ihrem Ensemble Paper Kite konzentriert sie sich auf das weniger bekannte Kanta-tenrepertoire des deutschen und italienischen Barocks. 2017 ist die erste CD felice un tempo des 2013 mit dem Biago-Marini-Preis ausgezeichneten Ensembles bei Coviel-lo Classics erschienen, die zweite, Abendandacht, bringt das Label im Frühjahr 2021 heraus. Der Neuen Musik widmet sich Marie Heeschen in ihrem Ensemble BRuCH, das überwiegend impressionistische Werke in Kombination mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts aufführt und bereits mit Komponisten wie Helmut Lachenmann, Gordon Kampe und Johannes Schöllhorn gearbeitet hat. Als Solistin war sie bei den Händelfestspielen Halle, beim Oude Muziek Fest Utrecht, beim Acht-Brücken-Fes-tival in Köln sowie in der Kölner Philharmonie zu Gast. Marie Heeschen studierte Gesang bei Christoph Prégardien und Lioba Braun in Köln. Wichtige Impulse erhielt sie zudem u.a. bei Klesie Kelly-Moog, Ruth Ziesak, Martin Kränzle und Jil Feldman.

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