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Sonderausstellung in der Remise von Schloß Trauttmansdorff 29.03.2013 – 15.11.2013 Südtiroler Tourismus im Wandel 2003-2013 Cambiamento del turismo in Alto Adige 2003-2013 South Tyrolean tourism in change 2003-2013 Urlaub Vacanze 2.0

URLAUB 2.0 - Südtiroler Tourismus im Wandel 2003-2013

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Das Touriseum (Südtiroler Landesmuseum für Tourismus in Meran) ist jetzt zehn Jahre alt. Seit seiner Eröffnung 2003 hat sich das Urlaubsverhalten stark verändert. Urlaub fühlt sich heute anders an als noch vor 10 Jahren. Internet und Smartphones haben unsere Sicht auf die Welt revolutioniert. Alles wird aufgenommen, alles geteilt: Reisende suchen online nach Restaurants, twittern Geheimtipps oder posten ihr Urlaubs-Glück in Echtzeit. Im Internet sind es nun die Gäste selbst mit ihren Vorlieben und Launen, die ein Haus bewerten. „Besuchen Sie uns bald wieder“, hieß es früher bei der Abreise. Heute verabschiedet der Hotelier seinen Gast mit dem Zusatz: „Bitte bewerten Sie uns positiv.“

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Sonderausstellungin der Remise vonSchloß Trauttmansdorff

29.03.2013 – 15.11.2013

Südtiroler Tourismus im Wandel 2003-2013

Cambiamento del turismo in Alto Adige 2003-2013

South Tyrolean tourism in change 2003-2013

UrlaubVacanze2.0

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Rückblick

App and away

Smog im Paradies

Wir wissen was du tust

Klick klick klick

Auf zu den Sternen

Immer Saison

Hopp hopp

Es werde Schnee

Lohas welcome

Reisen beginnt im Web

Das gläserne Hotel

Das Touriseum ist jetzt zehn Jahre alt. Seit seiner Eröffnung 2003 hat sich das Urlaubsverhalten stark verändert. Internet und Smartphones haben unsere Sicht auf die Welt revolutioniert. Unsere Ansprüche an das Leben und seine freie Zeit sind gestiegen. Zugleich aber sind Klimawandel und die Folgen der Mobilität so deutlich zu erkennen wie nie zuvor. Diese Sonderausstellung zeigt einige dieser Veränderungen im Urlaubsland Südtirol auf. Sie zeigt auch, wie die Branche darauf reagiert oder sie sogar bewirkt. Und sie deutet in elf Trends an, wohin die Reise geht.

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2003> Hitzewelle in Mitteleuropa> Weltweite SARS-Pandemie> HolidayCheck geht online> Letzter Flug einer Concorde> Eröffnung des Touriseums

2004> Tsunami im Indischen Ozean > EU-Erweiterung um zehn Länder> Facebook geht online> Der Tourismus macht weltweit 623 Mrd US-Dollar Umsatz> Dachmarke Südtirol wird vorgestellt

2005> Überschwemmungen im Alpenraum> Hurrikan Katrina setzt New Orleans unter Wasser> YouTube geht online> Kyoto-Protokoll tritt in Kraft> Neue Vinschgaubahn in Betrieb

2006> Erste Weltraumtouristin fliegt ins All> Wasserski und Tennis im Wohnzimmer: Nintendo Wii macht‘s möglich> Weltbevölkerung steigt auf 6,5 Milliarden> Erstmals Hitzenotstand in New York> Erster Sella Ronda Bike Day

2007> Verheerende Waldbrände in Kalifornien und Griechenland> iPhone kommt auf den Markt> Slowenien führt als 13. Staat den Euro ein> In Europa wärmster Winter seit Beginn der Aufzeichnungen> Pfelders wird autofrei

2008> Ölpreis steigt erstmals über 100 US-Dollar pro Barrel> Zyklon Nargis wütet in Burma > Lehman Brothers meldet Insolvenz an> Papst Benedikt XVI. verbringt seinen Sommerurlaub in Südtirol

2009> Nach Zypern und Malta übernimmt auch die Slowakei den Euro > Schweinegrippe bricht aus> Erdbeben rund um die Stadt L’Aquila (Abruzzen)> Dolomiten werden Weltnaturerbe

2010> Isländischer Vulkan Eyjafjallajökull legt Flugverkehr lahm> Schweres Erdbeben in Haiti > Allure of the Seas wird mit 6300 Passagieren das größte Passagierschiff der Welt> Gesundheitstourismus setzt weltweit über 100 Milliarden Dollar um> Einführung der Museummobil Card

2011> Tsunami in Japan löst Unfallserie im Kernkraftwerk Fukushima I aus> Größte Tropenhalle Europas, Gondwanaland, eröffnet in Leipzig> Der Arabische Frühling verändert Nordafrika> Estland führt als 17. und bislang letztes Land den Euro ein> Skigebiet Kronplatz mit Direktanschluss an die Eisenbahn

2012> Havarie der Costa Concordia vor der Insel Giglio> Kodak meldet Insolvenz an> Eine Milliarde Touristen überqueren eine internationale Grenze> 425 Bergsteiger auf dem Mount Everest> Letzte Sommerskisaison am Schnalser Gletscher

2015> Anvisierter Termin für den Start eines Weltraumhotels

Global -regional 2003 - 2013

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App and away

Das Smartphone legt uns die Welt in die Hand und verändert die Art des Reisens. Es kennt die nächstgelegene Sehenswür-digkeit und auch den Weg dorthin, es weiß wo ein Fest steigt und führt uns durch Museen. Für fast alles gibt es bereits eine App. Wer noch nicht auf dieser Welle reitet, bleibt zunehmend ausgeschlossen. Doch geht richtig abzuschalten, wenn man ständig online ist?

Sich vorab informieren ist nicht mehr wichtig. Man entscheidet spontan vor Ort.

Seit 2012 sind auch in Meran an vielen Sehenswürdigkeiten Plaketten mit einem QR-Code angebracht. Smartphones lesen die einmalige Anordnung der winzigen Quadrate wie einen Fingerabdruck und schalten automatisch zur jeweiligen Internet-Seite, auf der man alles über die betreffende Sehens-würdigkeit erfahren kann. Eine neue Form der Kommunika-tion. Wer noch ohne Smartphone ist, bleibt ausgeschlossen.

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Apps sind kleine Programme für Smartphones und Minicom-puter. Sie rüsten die Geräte mit hilfreichen, oft aber auch schrägen Funktionen auf. Das Smartphone als Museumsfüh-rer? Als Schrittezähler? Als Schminkspiegel? Das Angebot ist bereits riesig. Eine Auswahl:

Touchnote – Ein Foto schießen, Text und Adresse eingeben, per Kreditkarte bezahlen, abschicken – und eine richtige Post-karte macht sich auf den Weg.Peak Finder – Handy in die Landschaft richten – und es zeigt an, wie der Berg dort hinten heißt, mitsamt Höhenangaben.Ski tracks – Zeichnet mit Hilfe von GPS jede Skiabfahrt auf - mit Länge, Höchstgeschwindigkeit, Hangneigung, Höhenmeter.Mammut Packing List – Die Art einer gewünschten Wander-, Ski- oder Radtour eingeben – und das Gerät listet auf, was alles in den Rucksack gehört.Beat The Heat – Hauttyp, den Lichtschutzfaktor der Sonnen-creme und Angaben zum Wetter eingeben – und das Gerät meldet, wann man genug Sonne abbekommen hat.

Digital detox nennt sich eine Gegenbewegung zur Manie der ständigen Erreichbarkeit. Einer ihrer Tipps: Ferien machen, wo kein Handy funktioniert. 2011 hat das deutsche Magazin Geo Reisen ein Hotel in Schlinig (Gemeinde Mals) wärmstens empfohlen, weil der ganze Ort in einem Funkloch liege. Vorbei. Seit März 2012 hat auch Schlinig besten Empfang. Bleibt immer noch ein anderer Tipp: Handy aus!

Auf dem Sessellift zur nächsten Abfahrt – und das Smart-phone piepst? Oder man muss unbedingt gerade jetzt seinen Freunden auf Facebook oder auf Twitter verkünden, dass es heute auf der Sellaronda wirklich super ist? Keine Sorge wegen der Kälte. Es gibt bereits spezielle Handschuhe, die Touch-screen-geeignet sind.

Smog im Paradies

Die Staus an bestimmten Tagen erreichen Rekordlängen. Ab-gase und Lärm trüben das Bild des heilen Urlaubslandes. Die Sehnsucht nach Ruhe, das zu Ende gehende Öl und auch der Klimawandel würden neue Formen der Mobilität verlangen – von der Tourismusregion wie von den Touristen. Auf dem Weg dorthin sind aber erst winzige Schritte getan.

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Der Verkehr auf den Passstrassen ist zur Hochsaison sehr stark. Internet-Seiten locken mit Sätzen wie: „Südtirol – das Motorradparadies wartet auf euch.“ Die Diskussion über Ver-kehrsbegrenzungen kommt nicht voran. Die Einführung einer Maut zum Stilfserjoch, von der Südtiroler Landesregierung für 2013 beschlossen, wurde wieder zurückgenommen. Wegen der Proteste von Auto- und Motorradfahrern.

Tourismusorte setzen inzwischen Gratisbusse ein, damit die Gäste, einmal angekommen, ihre Autos stehen lassen. Immer-hin 15.000 pro Jahr nehmen den Bus von Schenna zum Schloss Trauttmansdorff. Auch günstige Verbundkarten für Bus und Bahn sowie verbesserte Verbindungen sollen zu Ausflügen ohne Auto animieren. Doch die Busse sind häufig überfüllt und die Verkehrsbelastung, etwa in Meran, geht nur unmerk-lich zurück.

Die Bahnlinie in den Vinschgau wurde 2005 nach 15-jähriger Pause wieder in Betrieb genommen – von Grund auf reno-viert. Anfangs wurde gezielt auch um Radfahrer geworben, die den Zug in Kombination mit dem parallel verlaufenden Radweg benützen könnten. Aber die Kapazität der Bahn wur-de zu knapp bemessen. Inzwischen ist sie so beliebt, dass die Mitnahme von Fahrrädern oft nicht mehr möglich ist.

Die Folgen der Mobilität rücken immer stärker ins Bewusstsein.

Reschenpass16.08.2003 –> 12.45008.09.2012 –> 12.484

Schnellstraße Meran-Bozen03.10.2003 –> 36.29308.06.2012 –> 40.300

St. Martin in Passeier19.06.2003 –> 10.121 09.09.2012 –> 11.956

Meran Nord (Zenoberg)19.06.2003 –> 18.360 07.06.2012 –> 18.063

Bruneck Ost/East18.08.2003 –> 24.721

10.08.2012 –> 26.392

Plan de Gralba/Gröden16.08.2003 –> 7.311

18.08.2012 –> 6.544

Das Stilfserjoch ist seit 2001 einen Tag pro Sommer für Autos und Motorräder gesperrt. Bei schönem Wetter nutzen dann 10.000 Radfahrer die Gelegenheit, in Ruhe auf den Pass zu treten. Seit 2007 hat auch der Mendelpass seinen Radtag. Die vier Dolomiten-Pässe rund um den Sellastock sind inzwi-schen sogar zweimal pro Sommer gesperrt. Dann kommen 20.000 Radfahrer. Die Anreise erfolgt meist im Auto.

Verkehrsspitzen:

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Die museumobil Card ist ein Ticket für Busse, Züge, Seil- bahnen und für rund 80 Museen (3 Tage – 28 Euro). Sie ist unter anderem auch in der MeranCard integriert, die ausgewählte Hotels als Begrüßungsgeschenk überreichen. Über die vom System hinter dem Ticket registrierten Daten lernt die Hoteldirektion einiges über den Tagesablauf ihrer Gäste kennen und kann z.B. das hauseigene Animations- programm darauf abstimmen.

Wir wissen was du tust

Jede Attraktion, selbst jede Bahn und jeder Bus wird als Teil eines großen Ganzen verstanden.

13-mal die rote Piste genommen, 4-mal die schwarze. Acht Stationen in der Vinschgaubahn gefahren. 57 Minuten bei Ötzi verbracht. Tickets mit integriertem Chip erlauben es, einzelne Attraktionen nach Wunsch zu kombinieren und flexibel zu nutzen. Und sie machen es möglich, die Angebote auf die Vorlieben der Kunden auszurichten.

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Das Frühstücksbüffet. Meine Spuren im Schnee. Ich beim Downhillen. Ich auf dem Weg zum Gipfel. Alles wird aufge-nommen, alles mitgenommen. Digital kostet ja nichts – außer der Zeit am Computer. Das Erlebnis glaubt man jetzt mit allen zu teilen. Die Bilder vom Skitag schon am Abend für alle Freunde im Netz. Via Smartphone sogar sofort. Ich soeben am Gipfel.

4,4 Milliarden Digitalkameras soll es weltweit inzwischen geben. Davon sind immer mehr in Smartphones eingebaut und also stets griffbereit. Jeden Monat werden allein bei Facebook 3 Milliarden Fotos hochgeladen – 12.000, während Sie diese sieben Zeilen gelesen haben. Und auf dem Video-kanal Youtube landet in jeder Minute neues Videomaterial von 60 Stunden Länge.

Hotels, Museen (2013 auch das Touriseum) und Skigebiete richten derzeit für beträchtliches Geld sogenannte Hotspots ein. In ihrem Umkreis können die Besucher mit Smartphones und Minicomputern gratis ins Internet, dort surfen, mailen und vor allem Fotos und Filme hochladen. Marketingexperten wissen: Bilder und Grüße, die man quasi live an seine Freunde daheim verschickt, sind hoch wirksame Werbung.

Klick klick klick Das persönliche Erlebnis wird noch überhöht, indem man andere – virtuell – daran teilhaben lässt.

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Die Prospekte von früher priesen jedes Hotel als sauber, freundlich und mit allerbester Lage. Im Internet sind es jetzt die Gäste selbst mit ihren Vorlieben und Launen, die ein Haus bewerten. Ihr Urteil auf speziellen Portalen ist jederzeit von allen zu sehen. Fällt es positiv aus, ist es die beste Empfehlung. Die Angst vor Kritik hält die Hoteliers dagegen ständig auf Trab.

Die viel befahrene Straße in Hotelnähe, der hässliche Mast der Hochspannungsleitung – mit den Tricks der Bildbearbeitung sind sie früher einfach verschwunden. Heute haben Lügen deutlich kürzere Beine. Mit Internet-Seiten wie Google Earth und Google Streetview kann der Gast schon daheim die Lage eines Hotels und seine Umgebung überprüfen.

„Besuchen Sie uns bald wieder“, hieß es früher bei der Abrei-se. Heute ist eine andere Formel üblich: „Bitte bewerten Sie uns positiv.“ Das Urteil in Bewertungsportalen wie Holiday-Check, Tripadvisor oder Booking.com kann entscheidend sein, ob nachfolgende Gäste dieses Haus buchen – oder sich doch lieber für ein anderes entscheiden.

Das gläserne Hotel

Empfehlungen anderer Nutzer erscheinen glaubwürdiger als Prospekte und Kataloge.

Weiches Toilettenpapier!Alles war sauber und frisch…http://reisen.ciao.de

Zimmer 417 ist perfekt. Einziges

Manko Hoteleingang: Koffer kann

nicht gerollt werden.www.booking.com

Zertifikat über den Hygiene-Zustand der Matzratzen läßt einen ruhig schlafen ;)www.zoover.de

Das Hotel und das Zimmer sind zu Lasten der Funktionalität mit Kunst ausgestattet. www.hotel.de

In den Weinbergen wurde täglich lautstark gearbeitet, an Ruhe am Pool war nicht zu denken.www.holidaycheck.de

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Die kleinen Garnis haben Südtirol einst groß gemacht. Im Generationenwechsel gibt es oft niemanden mehr, der sie weiterführt. Dafür prägen immer mehr die großen Hotels das Bild: Professionell geführt, mit vier oder gar fünf Sternen oder spezialisiert auf Nischen. Beim Urlaub auf dem Bauernhof, unter Hühnern und Kühen, kommt es derweil zur Gegenbewegung.

Garnis und Pensionen mit nur ein oder zwei Sternen haben seit 2003 ein Viertel ihrer Gäste verloren. Allein in den letzten fünf Jahren gaben über 200 dieser Kleinbetriebe auf. Mit ein Grund: Die Aufbaugeneration tritt ab, viele Erben sind nicht bereit, ihren Beruf für den Kleinbetrieb der Eltern aufzugeben. Eine Generation zuvor waren noch weit über der Hälfte der Südtirolerinnen Hausfrauen.

Neben den Vier- und Fünf-Sterne-Hotels sind auch die Bauern-höfe die großen Gewinner der letzten zehn Jahre. Diese beiden so konträren Quartierarten haben ihre Gäste seit 2003 fast verdoppelt. Die hochklassigen Hotels profitieren von steigen-den Ansprüchen an den Komfort. Der Urlaub auf dem Bauern-hof mit dem Roten Hahn als Qualitätssiegel profitiert von der Sehnsucht nach dem ländlichen Idyll.

Auf zu den Sternen

Südtirol versucht, sich als Gesamtprodukt auf gehobenem Niveau einzurichten.

4-Sterne-Hotels2003: 223 2013: 355

4-Sterne S2003: 22 2013: 71

5-Sterne-Hotels2003: 4 2013: 19

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Weihnachtszauber bereits im November. Schneesicherheit bis weit in den Frühling hinein. Auch die einst tote Zeit belebt mit Events oder mit Wellness für Einheimische. Südtirol ist auf dem Weg zur Ganzjahresdestination. In der Hotellerie sind die Phasen der Ruhe nur noch kurz, die zwischendurch fälligen Bauarbeiten ein Wettlauf mit der Zeit.

Zwischen Schneeschmelze und Sommerbeginn legte der Tourismus im Passeiertal stets eine lange Pause ein. 2010 wurde der Psairer Langis erfunden, der Passeirer Frühling. Dieses Jahr mit einem Konzert der Kastelruther Spatzen, einer Sonnenaufgangswanderung mit einem Harmonika-Virtuosen und einem Andreas-Hofer-Golfturnier. Bis 2012 stieg die Zahl der Übernachtungen bereits von 169.000 auf 192.000.

Die grauen Tage zwischen dem Ende des Herbstes und dem Beginn der Skisaison werden immer mehr zu Wellness-Tagen für Einheimische. Warum weit fahren, wenn die Sauna-Landschaften vor der Haustür liegen? Einzelne Hotels entdeckten hier eine Nische und verlängern ihre Saison mit dieser Gästeschicht. Insgesamt stiegen die Ankünfte der Einheimischen in den letzten zehn Jahren um 45 Prozent.

Immer Saison Hohe Betriebskosten verleiten dazu, die vorhan-denen Strukturen möglichst intensiv auszulasten.

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Sie stehen auf Natur? Sie achten auf die Gesundheit? Das Regionale finden Sie sexy? Dann sind Sie ein LOHAS. Dieser Lebensstil ist eine Antwort auf das Immer-mehr und Immer-schneller der globalisierten Welt. Ins Freie, aber ohne Stress. Genießen, aber in Respekt vor der Umwelt. „Nachhaltig“ leben, und sei es nur für ein Wochenende.

LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) sind in der Spra-che der Tourismusexperten die Anhänger eines gesundheitsbe-wussten und nachhaltigen Lebensstils. Daneben gibt es auch die DINKs (Double income no kids), also die kinderlosen Paare mit zwei Einkommen, die Yindies (jung und unabhängig) und auch die Yollies (jung gebliebene Senioren). Eine Zeitlang sind sie alle im besten Alter, sind also Best ager. Zum Glück bleiben viele lange rüstig, so dass auch auf den Silver agers große Hoff-nung liegt.Südtiroler Gasthaus ist eine Vereinigung von inzwischen 25 Re-staurants, die in Einrichtung und Menüwahl eine traditionelle Gastlichkeit zelebrieren. Sie verpflichten sich dazu, einheimi-sche Gerichte zu servieren, vor allem regionale Zutaten mög-lichst von Lieferanten aus der Umgebung zu verwenden und eine große Auswahl Südtiroler Weine bereit zu halten.Vitalpina ist eine Werbegemeinschaft von über 30 Hotels. Jedes bietet eine traditionelle Küche mit Zutaten aus der Re-gion, ein Frühstücksbuffet mit lokalen Produkten, Wohlfühl-kuren auf der Basis von Molke, Kräutern, Heu oder anderen für Südtirol typischen Essenzen sowie ein vielfältiges Anima- tionsprogramm, unter anderem mit mindestens drei geführ-ten Wanderungen pro Woche.Die Südtiroler Gastronomie hat in den letzten zehn Jahren erneut viel Lorbeeren eingeheimst. Die Zahl der Hauben, eine begehrte Auszeichnung des renommierten Gastro-Führers Gault-Millau, hat sich seit 2003 fast verdoppelt. Dazu kommen inzwischen 17 Küchen mit insgesamten 20 Sternen der Guide Michelin sowie 26mal die Drei Gläser, die höchste Auszeich-nung des Gambero Rosso für Weine.

Lohas welcome Umweltverträglich, gesund und nachhaltig sind wichtige Kriterien bei der Wahl des Urlaubsziels.

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Nur wandern, nur Piste, nur faulenzen war gestern. Der Gast von heute will in kurzer Zeit möglichst viel erleben. Auf seiner Suche nach der „Destination Ich“ trifft er auf eine breite Palette der Möglichkeiten. Sie verführt dazu, den Urlaub wie aus Bausteinen zusammenzusetzen: bunt, vielfältig, am liebsten alles gleichzeitig. Und das auch noch mit 60+.

Der Lifteverbund Superski Dolomiti setzt noch auf Tageskar-ten – wegen der Sellaronda, für die man seine Zeit braucht. In anderen Skigebieten aber werden Stundenkarten immer beliebter. Sie machen bereits bis zu 40 Prozent des Umsatzes aus. Den Skifahrern reicht es nach zwei, drei Stunden auf den Brettern. Danach nutzen sie die Zeit lieber zum Sonnen, Wan-dern, Rodeln, Schwimmen, Shoppen, Kuchenessen.

Hopp hopp Die Ich-Gesellschaft will nichts verpassen. Ihr Aktio-nismus wird durch ein breites Angebot noch verstärkt.

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In der digitalen Welt ist Südafrika nur einen Mausklick von Südtirol entfernt. Den Weg durch den dichten Wald der Möglichkeiten weisen Suchmaschinen, Foren und die Tipps der „Freunde“ im sozialen Netzwerk. Die Zahl der Ziele ist immens. Doch gerade darin liegt auch eine Chance für das Regionale und die Nische.

Die Südtirol Marketing Gesellschaft SMG hat in den letzten Jahren ihre Werbemethoden radikal verändert: die Präsenz bei Fachmessen halbiert, gedruckte Kataloge fast eliminiert. Auch die Marketinggesellschaft Meran druckt seit 2006 keine Imagekataloge mehr. Stattdessen geht ein Großteil des Wer-bebudgets in Videos, Podcasts, Apps, Newsletters und andere Anwendungen der neuen Medien.

Marketing war einst eine Einbahnstraße. Eine Ferienregion oder ein Hotel ließ Prospekte drucken, und die Kunst bestand darin, sie zu potenziellen Gästen zu bringen. In Zeiten des Internet machen sich die Gäste selbst auf die Suche. Die Südtirol Marketing Gesellschaft SMG verfolgt zum Beispiel die Einträge in den Internet-Foren und geht direkt auf die Fragen ein, die dort zu Südtirol gestellt werden.

Reisen beginnt im Web Die Werbung verlagert sich

ins Netz. Dort funktioniert sie nach neuen Mustern.

SMG 201226 Tage auf 5 Messen1 % des Budgets für Kataloge

SMG 200358 Tage auf 10 Messen5 % des Budgets für Kataloge

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Auf den Wettergott ist nicht mehr Verlass. Die Technik muss es richten. Kaum noch ein Flecken Piste ohne Schnee aus der Maschine. Hightech auch die Lifte. Sie befördern die Massen immer bequemer und immer schneller nach oben. Der industrialisierte Winter ist inzwischen der Standard. Wie lange kann er funktionieren, wenn das Klima sich weiter wandelt?

Die Gletscher in Südtirol haben in den letzten 30 Jahren rund ein Drittel ihres Volumens verloren. Einige sind sogar ganz ver-schwunden. Gletscher sind ein Indikator für den Klimawandel. Die Forschung geht inzwischen davon aus, dass in Zentral-europa wegen steigender Temperaturen kein Skigebiet unter 1500 Metern Meereshöhe überleben wird.

Sechs Millionen m3 Wasser verbrauchen Südtirols Skigebiete jetzt in einem einzigen Winter. So viel wie die 100.000 Ein-wohner der Stadt Bozen in einem ganzen Jahr. 2003 waren es noch vier Millionen m3. In diesen zehn Jahren wurde massiv in den Bau von Speicherbecken investiert. Inzwischen gibt es 170 davon, neuerdings sogar unterirdische. Aus Rücksicht auf das Landschaftsbild.

Es werde Schnee Die Gäste erwarten, gerade im Winter, wie selbstverständlich eine perfekte Infrastruktur.

SchneekanonenIm Winter 2002/2003 1261Im Winter 2012/2013 2900

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Die Zahl der Sessel- und Gondelbahnen in den Skigebieten Südtirols ist in den letzten zehn Jahren leicht gesunken: auf 370 im Winter 2012/13. Ihre Förderkapazität ist aber noch einmal gestiegen: von 460.000 auf inzwischen 520.000 Personen pro Stunde, mehr als Südtirol Einwohner hat. Hinauf geht es jetzt ruckzuck. Die Warteschlangen bilden sich eher bei der Abfahrt auf den Pisten.

Kurze Fahrtzeiten und bequemes Ein- und Aussteigen sind be-reits Standard. Der letzte Schrei bei den Aufstiegsanlagen sind beheizbare Sessel. Und vergangenen Winter hat der Südtiroler Seilbahnbauer Leitner zusammen mit BMW für ein Skigebiet im Zillertal eine Luxusgondel gebaut. Mit Multimedia-System wie in einem Auto der Oberklasse und mit Ledersitzen, die während der Bergfahrt den Rücken massieren.

Dem technisierten Winter den Rücken kehren. Auf Skitour gehen, in Schneeschuhen wandern, langlaufen und rodeln – die „sanfte“ Art des Wintersports erlebt seit einigen Jahren einen deutlichen Aufschwung. Sichtbar auch an einer starken Zunahme spezieller Wanderführer.

IMPRESSUMVeranstalterTourismusmuseum Schloss Trauttmansdorff –

Touriseum Meran

ProjektleitungPaul Rösch

KuratoriumPaul Rösch, Patrick Gasser, Evelyn Reso,

Josef Rohrer

TexteJosef Rohrer

Wissenschaftliche BeratungThomas Aichner, Harald Pechlaner

Ausstellungsarchitektur und GraphikGruppe Gut Gestaltung, Bozen

InstallationenTeo Mahlknecht, St. Ulrich

FilmeKarl Prossliner, Meran

EinrichtungRuth Engl

TechnikArnold Linder

Elmar Spechtenhauser, Schlanders

ÜbersetzungenGiorgia Lazzaretto, Meran

Gareth Norbury, Eppan

VerwaltungGerda Hanifle

GewerkeAufbau: Othmar Calliari, Kaltern

Drucke: Silk Apple, Bozen

FotosAndreas Marini, Meran

DruckMedus, Meran

April 2013. Alle Rechte vorbehalten.

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MeranMerano

Geöffnet von 29. März – 31. Oktober:täglich von 9.00 – 19.00 Uhr,1. November – 15. November:täglich von 9.00 – 17.00 Uhr.Juni, Juli & August: freitags bis 23.00 Uhr.BarrierefreiCafè & Restaurant

St.-Valentin-Str. 51a Via San Valentino 51a I–39012 Meran/oT +39 0473 270172 F +39 0473 277665 www.touriseum.it [email protected]