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Vandenhoeck & Ruprecht · 2019-09-17 · Juli 2014 in Brasilien statt-findet. WM im Traumland des Fußballs: 32 Teams aus aller Welt kämpfen um den Titel, Fans aus aller Welt pilgern

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Vandenhoeck & Ruprecht

Oliver Arnhold / Constantin Klein

Zwischen Abseits und Jenseits – Fußball und Religion

Materialien für Klasse 8–12

Download von E-Book und weiteren Materialien unter www.v-r.de/fussball

Mit 23 Abbildungen

ISBN Print: 9783525776858 — ISBN E-Book: 9783647776859© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

Oliver Arnhold / Constantin Klein, Zwischen Abseits und Jenseits — Fußball und Religion

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M3.1: Für das Bild des Altars der Stadionkapelle auf Schalke danken wir Lea Kantis; für den Zugang zu ihr sei Pfarrer Norbert Filthaus, für den Zugang zur Kapelle in Warschau Stadionführerin Marika herzlich gedankt. Felix Reidenbach danken wir dafür, dass er uns The World Cup Fresco (M2.2) zur Verfügung gestellt hat.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-525-77685-8ISBN 978-3-647-77685-9 (E-Book)

Umschlagabbildung: Sven Luhmann unter Verwendung von © Paul Fleet / © bst2012 / © Anyka – fotolia.com

© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A.www.v-r.deAlle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.Printed in Germany.

Satz: SchwabScantechnik, GöttingenDruck und Bindung: e Hubert & Co., Göttingen

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

ISBN Print: 9783525776858 — ISBN E-Book: 9783647776859© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

Oliver Arnhold / Constantin Klein, Zwischen Abseits und Jenseits — Fußball und Religion

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Inhalt

Einführung: Was euch erwartet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Anpfiff: Fußball und ReligionM 1.1 Wie hältst du es mit dem Fußball? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5M 1.2 Fever Pitch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7M 1.3 Gemeinde in Kirche und Stadion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9M 1.4 Leuchte auf mein Stern – Fangesänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11M 1.5 Jogis blauer Pullover – Rituale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

1. Halbzeit: Fußball und KultM 2.1 Religiöse Ballspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15M 2.2 Fußballgötter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16M 2.3 Jetzt geh über Wasser! – Der Messias aus München . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18M 2.4 Magie, Orakel, Aberglaube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20M 2.5 Körperkult . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

2. Halbzeit: Religion im FußballM 3.1 Mit Gott auf Schalke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23M 3.2 Ein Leben lang – und darüber hinaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25M 3.3 Jesus loves you: Dennis Aogo berichtet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27M 3.4 Keine Knete auf der Brust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Nachspielzeit: Grenzen von Fußball und ReligionM 4.1 Gebet an den Fußballgott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29M 4.2 Gibt es einen Fußballgott? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31M 4.3 You’ll never walk alone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33M 4.4 Der Mann, der Manolo war . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Interviews in der Mixed Zone: Fair Play im Fußball, in Kirche und GesellschaftM 5.1 Ganz in Schwarz – vorm Altar und auf dem Rasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37M 5.2 Wenn einer 100 Millionen verdient, dann ist er trotzdem noch ein Mensch!« (Uli Hoeneß) . . . . . . . 39M 5.3 Trikottausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40M 5.4 Coming out – Homophobie im Fußball . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41M 5.5 Trikot und Stutzen statt Kopftuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43M 5.6 Zeig Rassismus die rote Karte! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44M 5.7 Foulspiel – Gewalt im Fußball . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45M 5.8 Kein Land liebt den Fußball doch mehr als Brasilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

ISBN Print: 9783525776858 — ISBN E-Book: 9783647776859© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

Oliver Arnhold / Constantin Klein, Zwischen Abseits und Jenseits — Fußball und Religion

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4 Einführung

Einführung: Was euch erwartet

15. Oktober 2013: Mit neun Siegen und einem Un-entschieden hat Deutschland souverän die Qualifi-kation zur Fußball-Weltmeisterschaft geschafft, die vom 12. Juni bis zum 13. Juli 2014 in Brasilien statt-findet. WM im Traumland des Fußballs: 32 Teams aus aller Welt kämpfen um den Titel, Fans aus aller Welt pilgern in die Stadien, allen voran ins legendä-re Maracanã, den »Altar des Fußballs«, wie es Pelé empfand, um den Ballzauberern vom Zuckerhut und von anderswo zu huldigen. WM in Brasilien – es fällt schwer, dabei nicht augenblicklich in religiöse Sprache zu verfallen. »Die Religion des Fußballs ist die einzige, die keine Atheisten kennt«, schrieb der uruguayische Schriftsteller Eduardo Galeano.

Wie viel aber hat Fußball tatsächlich mit Religion zu tun? Sind die sprachlichen Anleihen aus der Sphäre des Religiösen lediglich journalistische Stilmittel, um Dramatik und Begeisterung des Fußballgeschehens hinreichend zum Ausdruck zu bringen? Oder gibt es tatsächlich Zusammenhänge und Überschneidungen zwischen der Welt des Fußballs und derjenigen der Religion? Im vorliegenden Materialheft für den Reli-gionsunterricht der Jahrgangsstufen 8 bis 12 versuchen wir, anhand von ausgewählten Texten zu illustrieren, auf welche Weise Fußball implizit oder explizit reli-giöse Züge aufweist, aber auch, welchen Grenzen die Gleichsetzung von Fußball und Religion unterliegt.

Im Baustein 1 Anpfiff: Fußball und Religion nähern wir uns der Thematik zunächst über einen kurzen Fra-gebogen zu möglichen Erscheinungsformen von Re-ligion im Fußball. Die folgenden Texte veranschauli-chen Parallelen zwischen Erfahrungen von Glück und Begeisterung, Gesängen und Ritualen innerhalb von Stadion und Kirche.

Baustein 2 1. Halbzeit: Fußball und Kult widmet sich Kultfiguren und -handlungen im Bereich des Fuß-balls, sei es in Form archaischer aztekischer Ballspiele, magischer Vorstellungen und Praktiken im heutigen

Fußball oder in Form von Fußballgöttern wie Diego Maradona und Erlösergestalten wie Pep Guardiola.

Während es sich dabei um Religion in einem weite-ren Sinne handelt, thematisiert der Baustein 3 2. Halb-zeit: Religion im Fußball, auf welche Weise traditionel-le Religionen innerhalb der Fußballkultur Fuß gefasst haben, z. B. in Form von Stadionkapellen, Fanfried-höfen, oder, auf Ebene der Akteure, durch missiona-rische Fußballprofis oder aus dem Islam inspirierte Sponsorenkritik.

Der Baustein 4 Nachspielzeit: Grenzen von Fußball und Religion zeigt Grenzen zwischen Fußball und Re-ligion auf: Wie blasphemisch ist ein Gebet an den Fuß-ballgott? Gibt es überhaupt so etwas wie einen Fuß-ballgott? Wie weit trägt der Fußball, wenn man an die Grenzen des menschlichen Lebens gelangt?

Baustein 5 Interviews in der Mixed Zone: Fair Play im Fußball, in Kirche und Gesellschaft behandelt schließlich gesellschaftliche und ethische Problem-stellungen, die Fußball und Religion gleichermaßen berühren – Werte, soziales Engagement, Globalisie-rung, Homophobie, Rassismus, Sexismus und Fa-natismus.

Allen in diesem Heft zusammengestellten Materia-lien sind Arbeitsvorschläge beigegeben, die natürlich je nach Lerngruppe und Interesse abgewandelt werden können. Sie gehen über eine reine Textanalyse weit hi-naus und regen zur kompetenten und urteilsfähigen Auseinandersetzung darüber an, was Religion aus-macht und worin die Überschneidungen und Grenzen zu einem anderen Massenphänomen, dem Fußball, bestehen. Weitere, ergänzende Materialien sind unter www.v-r.de/fussball mit Ihrem Passwort abrufbar.

Damit genug der Vorrede, jetzt kann es losgehen – frei nach dem Motto von Lukas Podolski: »Wir müssen jetzt die Köpfe hochkrempeln und die Ärmel auch.«

Constantin Klein, Oliver Arnhold

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ISBN Print: 9783525776858 — ISBN E-Book: 9783647776859© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

Oliver Arnhold / Constantin Klein, Zwischen Abseits und Jenseits — Fußball und Religion

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5Anpfiff: Fußball und Religion

M 1.1 Wie hältst du es mit dem Fußball?

1. Transzendenzerfahrung StadionbesuchGehst du ins Fußballstadion? Falls ja, wie oft?

– Ich gehe nie ins Stadion. ☐ – Ich gehe nur sehr selten ins Stadion. ☐ – Ich gehe gelegentlich ins Stadion. ☐ – Ich besuche alle Heimspiele meines Vereins. ☐ – Ich fahre zu allen Spielen meines Vereins. ☐

Was gefällt dir am Stadion­besuch? tr

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Ich bin zusammen mit vielen Gleichgesinnten. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Ich kann mit Freunden etwas erleben. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Ich kann meine Fußballbegeiste-rung besser ausleben. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Ich kann das Spiel besser ver-folgen. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Ich kann die Spieler live erleben. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Mich reizt die Stadion-atmosphäre. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Ich bin aktiv am Spielgeschehen beteiligt. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Ich kann zum Erfolg meiner Mannschaft beitragen. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Ausschlaggebend sind die Momente der Begeisterung (z. B. Torszenen).

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Für ein paar Stunden kann ich in eine völlig andere Welt ein-tauchen.

☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Es ist das Highlight der Woche. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Es gehört für mich als Fan ein-fach dazu. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

2. Glaube an die Wirkung von Aktivitäten der Fans

Wie unterstützt du dein Team? nie

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Durch meine Anwesenheit im Stadion ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Durch aktives Anfeuern meines Teams (Schlachtruf, Gesang…) ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Durch Verunsicherung des Geg-ners (Ausbuhen, Beschimpfen …) ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Durch »Daumendrücken« (auch wenn ich nicht selbst beim Spiel dabei bin)

☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Durch Gebete ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Wie sehr beeinflusst deiner Meinung nach diese Unter-stützung den Erfolg deines Teams?

gar nicht wenig etwas viel sehr viel☐ ☐ ☐ ☐ ☐

3. SpielerritualeImmer wieder sieht man, dass Spieler religiöse oder »abergläubische« Rituale (wie z. B. sich Bekreuzigen; Mitnehmen, Tragen und/oder Küssen von Glücksbrin-gern usw.) vollziehen (z. B. vor einem wichtigen Spiel, einer Einwechslung, einem Elfmeter).

Was hältst du von solchen Handlungen? tr

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Es ist letztlich egal, da es nichts bringt. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Den Spielern kann es helfen. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Ich denke, dass so etwas Glück bringen kann. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Es ist gut, sich den »Fußballgott« auf seine Seite zu holen. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

Ich persönlich finde dies albern. ☐ ☐ ☐ ☐ ☐

ISBN Print: 9783525776858 — ISBN E-Book: 9783647776859© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

Oliver Arnhold / Constantin Klein, Zwischen Abseits und Jenseits — Fußball und Religion

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11Anpfi ff: Fußball und Religion

M 1.4 Leuchte auf mein Stern – Fangesänge

Für die Hamburger Zeit ist der Fußballgesang »Pein und Marter des Menschengeschlechts«. Vor allem aber ist er die ureigenste Kunstform, die der Fußball ent-wickelt hat, besser: seine Fans. Alles fi ng Ende 1963 damit an, dass die Fans des FC Liverpool auf der le-gendären Stehplatztribüne an der Anfi eld Road, dem »Kop«, den Hit You’ll never walk alone der Gruppe Jerry & the Pacemakers aufgriff en (nicht zufällig be-gannen zur selben Zeit vom selben Ort aus die Beat-les die Welt zu erobern). Drei Jahre später übernah-men die britischen Stadionsänger, deren Fähigkeiten das Urteil der Zeit nicht gerecht wird, den sogenann-ten »Soccer-Rhythmus« aus dem Hit Hold tight von Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich, der sich durch die WM 1966 in alle Welt verbreitete und bis heute in allen Stadien geklatscht wird.

Der Volksliedforscher Ernst Klusen interpretierte die Gesänge schon 1969 als Teil einer allwöchentli-chen Kulthandlung, die mit Hilfe uralter Mittel, näm-lich Narkotika, Tanz und Maske, die Fußballgötter um Hilfe anrufe. Am liebsten intoniere der »Homo fana-ticus«, wie ihn der Musikforscher Reinhard Kopiez beschrieb, »glatte, möglichst spannungslose Melodien ohne Ecken und Kanten«. Die Kreativität steckt in den Textvariationen. Der Stadion-Hit schlechthin ist das kinderliedsimple Yellow Submarine der Beatles, das als »Zieht den Bayern die Lederhosen aus«, »Deutscher Meister wird nur der FCK«, »Eins, zwei, drei und wie-der mal vorbei« oder »Ihr seid nur ein Karnevalsver-ein« in allen Bundesligastadien gesungen wird.

Weitere Klassiker: Oh when the saints go marching in (»Der FCK …«), Von den blauen Bergen kommen wir (»Wieder deutscher Meister …«), Guantanamera (»Ruhrpottkanaken, ja wir sind Ruhrpottkanaken«) und der Triumphmarsch aus Aida. Während der 70er-Hit Na na na na na, na na na na (»Hey hey hey, FCK«) kaum noch zu hören ist, wurde Go west von den Pet Shop Boys zum Fußballschlager der 90er, vor allem in der Dortmunder Version »Olé, hier kommt der BVB« und in der Gelsenkirchener Fassung »Steht auf, wenn ihr Schalker seid«. In England gibt es dazu eine et-was kantigere Textversion: »You’re shit, and you know you are«.Christian Eichler, Lexikon der Fußballmythen, Eichborn, Frankfurt/M. 2004, S. 327

1. Im Text des Journalisten Christian Eichler werden mehrere Beispiele für Fanlieder genannt. Sammelt die Lieder, die ihr kennt, an der Tafel.

2. Worum geht es in den Texten der Lieder? Versucht, verschiedene Arten von Fanliedern zu unterscheiden. Auf welche Melodien werden die Lieder, die ihr kennt, gesungen? Kennt ihr die Originale?

3. Bildet zu dritt oder viert Kleingruppen, gebt die Titel der Lieder auf www.youtube.com ein und hört euch an, wie sie von Fußballfans im Stadion gesungen werden. Schaut euch dann den Eröffnungsgottesdienst des katholischen Weltjugendtags in Köln 2005 an (http://www.youtube.com/watch?v=yTqcEZZhvW0). Gibt es Gemeinsamkeiten? Unterschiede? Worin bestehen sie? Tragt eure Ergebnisse auf einem Plakat zusammen.

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Abb. 2: Fans im Borussiapark in Mönchengladbach singen die Vereinshymne »Die Elf vom Niederrhein«, © Oliver Arnhold.

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12 Anpfi ff: Fußball und Religion

Manche Fangesänge werden auf die Melodie von Glau-bensliedern gesungen, z. B. Oh, when the saints go mar-ching in … oder Amazing Grace. Letzteres schrieb der Kapitän eines Sklavenschiff s, John Henry Newton, nach seiner Errettung aus Seenot.

Nach dieser Melodie singen die Borussia-Dort-mund-Fans das Lied Leuchte auf, mein Stern Borussia.

Leuchte auf, mein Stern Borussia

Im Jahre 1909,da wurd’ ein Stern geborn.Und man sah sofort an seinem Schein,er kann nur aus Dortmund sein.

Dieser Stern, der heißt Borussiaund er leuchtet in Schwarz-Gelbals schönster Stern von allen dortam großen Himmelszelt.

Und seh ich hinauf zum Firmamentauf den Stern, den jeder kennt,spür ich seinen Glanz, dann sag ich mir,er ist auch ein Teil von dir.

Leuchte auf mein Stern Borussia,leuchte auf, zeig mir den Weg.ganz egal, wohin er uns auch führt,ich werd immer bei dir sein. (2x)

4. Hör dir Leuchte auf, mein Stern Borussia an (http://www.youtube.com/watch?v=TiRC6glHTFs). Worum geht es in dem Lied? Versuche, den Inhalt mit deinen eigenen Worten wiederzugeben.

5. Auch in vielen Kirchenliedern ist von einem Stern die Rede. Suche im Evangelischen Gesangbuch das Lied 407 (Stern, auf den ich schaue) und vergleiche die beiden Liedtexte: Was bedeutet der Stern im Fangesang für den Borussia-Fan und was bedeutet der Stern im Kirchenlied für den Gläubigen? Auch das Kirchenlied gibt es übrigens auf youtube (http://www.youtube.com/watch?v=TFVaX4YQI4c).

6. Lies dir den Text von Amazing Grace im Internet durch (http://wikipedia.org/wiki/Amazing_Grace) und ver-gleiche ihn mit dem von Leuchte auf, mein Stern Borussia. Hat das Fanlied noch etwas mit dem ursprüngli-chen Inhalt des Lieds zu tun? Wenn ja, was? Passt der neue Text? Verfasse einen Brief an den Dortmunder Kabarettisten Bruno Knust, der den Text von Leuchte auf, mein Stern Borussia geschrieben hat, und teile ihm deine Meinung zu seinem Song mit.

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Abb. 3: Kapitän John Henry Newton

Abb. 4: © Bruno Knust, Dortmund

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13Anpfi ff: Fußball und Religion

M 1.5 Jogis blauer Pullover – Rituale

Dass die deutsche Nationalelf im Viertelfi nale steht, hat sie ihrem Trainer und natürlich sich selbst zu ver-danken. Klose, Podolski, Müller haben die Tore gegen England geschossen. Doch viele Fans führen Erfolge auf ihre Rituale zurück.

[…] »Dass die Nationalmannschaft so weit gekom-men ist, hat sie auch mir zu verdanken«, sagt Risna Olthuis-Vierling und lächelt verschmitzt. Sie ist ein Fan, wie so viele, sie hat ein Panini-Album, sie hat ein Deutschland-Trikot, sie hat die Fan-Leidenschaft .

Doch sie redet nicht nur vom Daumendrücken. »Zu-nächst einmal muss ich das Spiel zu Hause gucken«, erklärt sie. Sonst hätte Deutschland keine Chance. Das Serbien-Spiel hat sie im James-Pub geguckt – mit be-kanntem Ausgang. »Außerdem muss ich immer diese Mütze tragen«, sagt sie und holt eine gestrickte Mütze in Schwarz-Rot-Gold hervor. Ihr Einsatz erfordert al-lerdings die ganze Frau, von Kopf bis Fuß, genauer, von der Mütze zu den Fußnägeln: »Meine Füße habe ich während der ganzen WM schwarz-rot-gold lackiert.« Was würde passieren, wenn sie eines dieser Dinge nicht mehr tun würde? »Das möchte ich nicht riskieren.«

»Dass die Nationalmannschaft so weit gekommen ist, hat sie mir zu verdanken«, sagt Jan Schneidewind. Der 25-Jährige arbeitet im Blauen Haus in der Kreuz-straße. »Am Sonntag, als Deutschland gegen England gespielt hat, war ich in Köln«, erzählt er. Dort hat er seine Freundin besucht. »Aber ich wusste, damit Deutschland gewinnt, muss ich das Spiel im Blauen Haus gucken. Das war schon bei der WM 2006 und bei der EM 2008 so.« Seine Freundin hatte ein Einse-hen, setzte ihn in den Zug nach Münster. »Am Bahn-hof habe ich dann ein Taxi genommen«, erzählt er. Gerade noch rechtzeitig. Das Ergebnis ist bekannt. Am Samstag ist er übrigens nicht in Münster, sondern feiert Geburtstag mit seiner Mutter.

Eines wird klar: Der Erfolg des Nationalteams in Südafrika geht nicht nur auf die Taktik zurück, son-dern auf ein zerbrechliches Netz von Millionen Fans, die immer genau das Gleiche an einem Spieltag tun – und ganz off enbar sind beim Serbien-Spiel zu viele von ihren gewohnten Ritualen abgewichen.

Katha Martens ist 24 und Studentin. Auch sie hat ihr Ritual: »Ich trage zum Spiel niemals Silber-schmuck«, sagt sie. Warum? »Weil Silber für den zwei-ten Platz steht.«

Volker Petersen, Münstersche Zeitung, 02. 07. 2010

1. Diskutiert: Was meint ihr, warum Fans solche Rituale pfl egen? Welche positiven, welche negativen Auswir-kungen könnten sie auf das Leben der Fans haben?

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Abb. 5: Das Blaue Haus in Münster, eine traditionelle Studen-tenkneipe, beliebt für Public Viewing, © Peter Göttker

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14 Anpfi ff: Fußball und Religion

Nicht nur Fans, auch Spieler und Trainer pfl egen Rituale und glauben fest an deren positive Wir-kung. Und der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge …

Mario Gomez singt bei Länderspielen nie bei der Na-tionalhymne mit. Der Grund: Einst hatte er vor einer U-15-Partie nicht mitgesungen und prompt ein Tor erzielt. Seither verzichtet er auf Gesang.

Der Brasilianer Jorginho, der früher für den FC Bayern seine Fußballschuhe schnürte, ist streng gläu-big. Vor den Partien überreicht er den gegnerischen Kapitänen stets eine Bibel.

Franck Ribery steht vor jedem Spiel für sich allein auf dem Platz, breitet die Hände aus und schaut in diese hinein. Der dribbelstarke Franzose ist Moslem und betet vor jeder Begegnung.

Frankreichs Ex-Nationalcoach Raymond Dome-nech soll bei der Aufstellung des Teams ganz genau auf die Sternzeichen der Spieler achten. Off enbar be-fragt er vor Kader-Nominierungen zudem das Ho-roskop.

Bei Christoph Metzelder stand bei der Euro 2008 das Ritual des Nicht-Rasierens an – allerdings mit mäßigem Erfolg.

Felix Magath hat während seiner ersten Zeit in Wolfsburg monatelang eine grüne Krawatte getragen. So lange, wie sein Club ungeschlagen war.

Der Brasilianer Mario Zagallo, Weltmeister als Spie-ler wie als Trainer, liebt die Zahl 13. Das rührt von der Verehrung des Heiligen Antonius her. Dessen Gedenk-tag wird am 13. Juni gefeiert. Zagallo lebt in einem 13. Stockwerk, heiratete am 13. Januar und verlangte als Spieler immer die Nummer 13.

Miroslav Klose bekreuzigt sich vor jedem Einsatz.Trainer Giovanni Trapattoni vertraute bei der WM

2002 auf geweihtes Wasser. Damit besprühte er vor den Partien Teile des Platzes. Seine Schwester, die Or-densfrau ist, hatte ihm die Flüssigkeit besorgt.

Der italienische Nationalkicker Gennaro Gattuso trug bei der WM in Deutschland die ganze Zeit über den gleichen Pullover. Außerdem packte er vor allen Partien ab dem Viertelfi nale den Koff er für die Heim-reise. Die Rituale waren von Erfolg geprägt, Italien wurde Weltmeister.

BVB-Verteidiger Neven Subotic trägt zwei Arm-bänder, die er von seiner bosnischen Oma Milena bekommen hat. Zu seinem Ärger muss er die Bänder vor den Spielen ablegen. Das gebieten DFL-Aufl agen.

Trainer Jogi Löw trug während der Fußball WM als Glückbringer für die deutsche Nationalmannschaft immer den gleichen blauen Pullover. Er trug ihn wäh-rend der Spiele gegen Ghana, Australien, England und Argentinien und jedes Mal gewann das deutsche Team. Erst gegen Spanien endete die Glückssträhne trotz Pullover.

Trainer Jürgen Klopp führte bei Borussia Dort-mund das Ritual ein, dass sich vor dem Spiel die Spie-ler, Betreuer und er selbst in der Kabine versammeln und einen Kreis bilden. Kapitän Sebastian Kehl hält dann eine kleine Ansprache, die einpeitschend, lustig oder feierlich sein kann. Das Ritual endet mit einem gemeinsamen Schlachtruf des gesamten Kreises.

1. Benenne die im Text aufgeführten Rituale (linke Spalte einer Tabelle). Schreibe in die rechte Spalte, wie die Durchführung der Rituale von den Fans, Spielern und Trainern begründet werden könnte.

2. Durchforste das Internet nach Bildbelegen für solche Rituale und stelle sie in einer Collage zusammen.3. Suche im Internet nach Ritualen, die es in der christlichen Religion gibt, und halte deren Funktion schrift-

lich fest. Beschreibe Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den in Aufgabe 1 herausgestellten Ritualen.4. Steffi , eingefl eischter BVB-Fan aus der WDR-Dokumentation Leuchte auf, mein Stern Borussia! aus dem Jahr

1997, küsst vor jedem Spiel die BVB-Fahne in ihrem Vorgarten und hisst sie dann, um das Spiel positiv für die Borussia zu beeinfl ussen. Sie sagt dabei: »Sieg, Sieg, Sieg! Lieber Gott! Die Schwarzgelben sind’s, die gewinnen müssen!« Stell dir vor, Steffi wäre deine Nachbarin und du kämest mit ihr darüber ins Gespräch. Schreibe einen Dialog in dein Heft, in dem deine Meinung dazu deutlich wird. Eventuell kommt ihr dabei auch auf Rituale zu sprechen, die du selbst pfl egst, z. B. um den Ausgang von Klassenarbeiten positiv zu beeinfl ussen. Beziehe dabei auch die Ergebnisse der Klassenumfrage (Punkt 3 in M 1.1) mit ein.

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151. Halbzeit: Fußball und Kult

M 2.1 Religiöse Ballspiele

Die Rituale waren blutig: Die Sieger (nicht etwa die Verlierer!) aztekischer Ballspiele wurden den Göttern geopfert. Heute ist das ein ganz klein wenig anders. Die Olmeken, Zapoteken, Mixteken, Maya, Azteken, Tolteken und viele andere Völker Mesoamerikas prak-tizierten das rituelle Ballspiel aus mehreren Grün-den: Zu Ehren ihrer Götter und Herrscher, um reli-giöse Entscheidungen zu treff en, zur Unterhaltung der Herrscher und der Bevölkerung oder auch um die Entscheidung in einem Krieg herbeizuführen. Die Azteken nannten dieses Ballspiel Ullamaliztli und die Maya POK TA POK, abgeleitet von dem Ton, den der Ball macht, wenn er geschlagen wird. Bei dem Ball-spiel stand der kosmologische Mythos, der tägliche Weg der Sonne (»Vater« Sonne) am Himmel und ihr nächtlicher Gang durch die Unterwelt, im Mittelpunkt. Der Himmel oder Kosmos wurde durch den steiner-nen Ring (durch dessen mittlere, kleine Öff nung die Spieler den Ball hindurchbringen mussten) symboli-siert. Der Ball, der die Sonnenscheibe – und damit das Leben – symbolisierte, bestand entweder aus Gummi

(mit einem Gewicht zwischen 500 und 1500 Gramm) oder aus einem mit Leder bezogenen Totenschädel. Das yukatekische Wort für Gummi, und ebenfalls für Blut, welches das Bindeglied aller Lebensbereiche der Maya war, lautet »k’ik’«. Damit stellt der Ball auch die Lebenskraft und das Blut der Ahnen dar und gilt so-mit als Mittler zwischen Leben und Tod. Aus diesem Grunde wird das Ballspiel in Bezug zu Xibalbá (die Unterwelt) gesetzt.

Die Spieler waren in der frühen Zeit meist Würden-träger, hochgestellte Persönlichkeiten, Fürsten oder Priester in der Tracht der Götter. Gefangene folgten erst zu einer viel späteren Zeit. Der Ball durft e nur mit Ellbogen, Hüft e und Gesäß geprellt werden. […] Bei der Berührung anderer Körperteile gab es Strafpunkte. Beide Spielparteien bemühten sich, den Ball in Bewe-gung zu halten. Gute Spieler schafft en es, diesen Ball sogar eine ganze Stunde lang im Spiel zu halten, ohne dass er dabei den Boden berührte. Eine unglaubliche Vorstellung und Leistung, zumal wenn man bedenkt, dass einige Spieler bereits während des Spieles ver-starben […]

Die Frage, ob nun die Siegermannschaft oder die Verlierermannschaft , oder ob nur der Mannschaft s-führer geopfert wurden, erregt seit Jahren die Ge-müter der Mayaforscher. Aber immer mehr Forscher gehen […] davon aus, dass die Sieger mannschaft ge-opfert wurde, um ihnen den Zugang zum Pantheon zu öff nen und sie damit die Ehre erhielten, selbst zu Göttern zu werden. […] Das Einzige, was man mit Sicherheit bestimmen kann, ist die enge Verbindung von Ballspiel und Menschenopfer wie auch Kampf und Krieg.

http://www.pm-magazin.de/r/geschichte/fu%C3%9Fball-bei-den-azteken

1. Schau dir das obige Bild genau an und beschreibe, was du darauf siehst. Deute anschließend die Darstel-lung. Lies dann den Text zu den religiösen Ballspielen durch und überprüfe deine Deutung.

2. Aus welchen Gründen wurden die rituellen Ballspiele durchgeführt? Arbeite Gemeinsamkeiten und Unter-schiede zu heutigen Fußballspielen heraus.

3. Informiere dich über den Opferkult und dessen Funktion in heutigen Religionen. Gibt es auch einen christ-lichen Opferkult?

Abb. 6: POK TA POK bei den Maya, Codex Magliabecchi

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