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Variaton featuring Theodosii Spassov & Friends BOSPORUS WEST Symphonic Folklore variaton.ch

Variaton featuring Theodosii Spassov & Friends BOSPORUS WEST€¦ · grössten Komponisten des Landes, Ernst von Dohnányi, Zoltán Ko - dály und Béla Bartók, je ein Auftragswerk

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Page 1: Variaton featuring Theodosii Spassov & Friends BOSPORUS WEST€¦ · grössten Komponisten des Landes, Ernst von Dohnányi, Zoltán Ko - dály und Béla Bartók, je ein Auftragswerk

Variaton featuring Theodosii Spassov & Friends

BOSPORUSWESTSymphonicFolklore

variaton.ch

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Liebes Publikum

Es freut uns sehr, Sie mit dem diesjährigen Konzert in eine tempe-ramentvolle, mitreissende und einmalige Musikwelt zu entführen. Lassen Sie sich mit uns von der Intensität der osteuropäischen Volksmusik, ihrer einzigartigen Melodiesprache und den traditio-nellen Rhythmen begeistern.

Mit BOSPORUS WEST verbindet Variaton den Klangkörper eines grossen Sinfonieorchesters mit Elementen aus der Folklore und spannt dabei einen musikalischen Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Tradition und Innovation. Klassik, Welt-musik und Jazz verschmelzen. Sie werden dabei unter anderem die Kaval, eine bulgarische Hirtenflöte, hören. Wir sind gespannt, ob auch Sie vom Reichtum der Farben und Klänge dieses besonderen Instruments überrascht sein werden.

Zugegeben, die Idee eines Crossover-Projekts mit Musik vom Balkan besteht nach neun Projekten mit unserem Dirigenten, dem gebürtigen Bulgaren Droujelub Yanakiew, schon länger. Letzten Sommer gelang dann der Durchbruch: Bei einem persön-lichen Gespräch am Schwarzen Meer konnte die lebende Legende Theodosii Spassov aus Bulgarien für ein gemeinsames Projekt begeistert werden. Zusammen mit Ivaylo Kovachev und Boris Dinev stösst ein aussergewöhnliches Solisten-Trio mit dem Variaton in neue Klangwelten vor.

Das Wechselspiel soll aber nicht allein auf musikalischer Ebene stattfinden, sondern auch zu einem kulturellen Austausch führen: Nach den Konzerten in der Schweiz wird Variaton eine mehrtägige Konzertreise nach Bulgarien unternehmen und in der bekannten Bulgaria Hall in Sofia auftreten.

Sinnbildlich für diese Begegnung zwischen Ost und West, zwischen Heimat und Fremde steht nicht zuletzt die Wahl eines Werkes von Sándor Veress, der als ungarisch-schweizerischer Doppelbürger seine zweite Lebenshälfte in Bern verbrachte. Ein weiteres Detail verbindet die Komponisten: Sowohl Béla Bartók wie auch Sándor Veress sind in einem Ort geboren, der damals noch zu Ungarn gehörte, heute aber in Rumänien liegt, dem Hei-matland des Komponisten George Enescu. Passend dazu schliesst die Musik unseres Solisten und Komponisten Theodosii Spassov – offizieller «Artist for Peace» der UNESCO – den Kreis.

BOSPORUS WEST konnte nur dank der grosszügigen Unterstützung der in diesem Programmheft genannten Partner und Institutionen realisiert werden – herzlichen Dank dafür! Besonders hervorheben möchten wir zudem den grossartigen Einsatz unseres musikali-schen Leiters: Droujelub hat mit ausserordentlichem Engagement, vielen persönlichen Kontakten und seiner Kreativität das Projekt wesentlich geprägt und viel zu seinem Erfolg beigetragen.

Nun wünsche ich Ihnen im Namen von Variaton einen spannenden, überraschenden und unvergesslichen Konzertabend mit unter-schiedlichsten Emotionen und Improvisationen – sowie einer Prise Humor.

Benjamin RindlisbacherPräsident des Vereins Variaton

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Variaton Projektorchester

Variaton ist ein unkonventionelles und experimentierfreudigessinfonisches Orchester für Musikbegeisterte im Alter von 20 bis35 Jahren mit rund 80 Mitgliedern. Einmal pro Jahr erarbeitet die im Jahr 2004 gegründete Berner Formation ein Konzertprojekt, in dem verschiedene Musikstile oder Kunstformen aufeinandertreffen.

So ist Variaton in den vergangenen Jahren unter anderem zusammen mit dem Kaleidoscope String Quartet, Büne Huber, mit Mitgliedern des Trios Koch-Schütz-Studer, mit Tangosolisten, Modeschaffenden, Choreografen und Filmemachern, einem DJ, einem Jazz-Quintett, einer Raumgestalterin, einem Chor, Cartoo-nisten sowie einem Lichtkünstler aufgetreten. Im Vordergrund steht jeweils der Wunsch nach einer kreativen Begegnung mit Kulturschaffenden aus anderen Kunstwelten.

Mit seinen mutigen Programmen hat sich Variaton einen Namen als qualitativ hochstehendes und begeisterndes Ensemble aufbau-en können, das auch bei Personen ein Interesse an sinfonischer Musik weckt, die sonst kaum «klassische» Konzerte besuchen.

Weitere Informationen unter: www.variaton.ch

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ProgrammPROJEKT# 12

Bosporus West – Symphonic FolkloreFreitag, 1. Juli 2016 Dampfzentrale Bern 20.00 UhrSamstag, 2. Juli 2016 Dampfzentrale Bern 20.00 UhrSonntag, 3. Juli 2016 Dampfzentrale Bern 17.00 Uhr

Konzert in Sofia, BulgarienFreitag, 8. Juli 2016 Bulgaria Hall 20.00 Uhr

Variaton Projektorchester– Kompositionen von Theodosii Spassov– Sándor Veress «Threnos»– Béla Bartók «Tanz-Suite»– George Enescu «Rumänische Rhapsodie Nr. 1»

LeitungDroujelub Yanakiew

SolistenTheodosii Spassov, KavalIvaylo Kovachev, PianoBoris Dinev, Perkussion

konzipiert und kreiert.www.hold.design

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Sàndor VeressThrenos in memoriam Béla Bartók für Orchester

UA in Budapest 1945

Im September 1945 erhielt Sàndor Veress gleichzeitig mit den Komponisten Pál Kadosa und Zoltan Kodály vom neugegründeten ungarischen Kunstrat einen Kompositionsauftrag für ein Konzert, das nach dem Zweiten Weltkrieg den kulturellen Neubeginn in Budapest markieren sollte. Ursprünglich plante Veress für diesen Anlass, ein Lamento auf die unzähligen Toten des Krieges zu komponieren – beim Threnos handelt es sich um ein Trauer- oder Klagelied aus der Antike. Doch kurz nachdem der Kompositions-auftrag eingegangen war, erreichte die Öffentlichkeit die Nach-richt, dass der in die USA emigrierte Bartók verstorben war. Dieser Umstand bewog Veress dazu, das geplante Klagelied stattdessen dem Andenken seines grossen Vorbilds zu widmen. Wie bei Bartok war auch für Veress die Melodik des ungarischen Volkslieds, mit der er schon als Kind vertraut war und die er sich später auch wis-senschaftlich erschlossen hatte, eine wichtige Grundlage seiner kompositorischen Arbeit. Obwohl er seine zweite Lebenshälfte in der Schweiz verbrachte, wo er in Bern sowohl am Konservatorium wie auch an der Universität dozierte und diverse Auszeichnungen erhielt (z. B. 1987 Musikpreis der Stadt Bern), verstand er sich bis zum Schluss hauptsächlich als ungarischer Komponist im Exil.

In seinem Threnos in memoriam Béla Bartók verschmelzen die musikalischen Wurzeln seiner Heimat mit einem sakralen Ton zu einem modernen Klangbild. Veress, der sein Handwerk immer wie-der an den alten Meistern der Polyphonie wie Bach und Palestrina schulte, greift auf alte Kirchentonarten und auf den Kontrapunkt zurück, um seine eindringliche Trauermusik zu gestalten. Eingelei-tet von gravitätischen Schlägen der Pauke mündet das Orchester dabei mehrmals in dramatische Ausbrüche, bevor am Ende alles leise verklingt.

Béla BartókTanz-Suite für Orchester

UA in Budapest am 19. November 1923

1923 feierte Budapest den 50. Jahrestag der Vereinigung der beiden Stadtteile Buda und Pest, die zuvor aufgrund der zwischen ihnen hindurchfliessenden Donau getrennt regiert wurden. Anlässlich dieses Jubiläums organisierte die ungarische Regie-rung am 19. November ein Festkonzert, zu dem sie von den drei grössten Komponisten des Landes, Ernst von Dohnányi, Zoltán Ko-dály und Béla Bartók, je ein Auftragswerk bestellte. Dieser Auffor-derung kam Bartók nach, indem er seine Tanz-Suite für Orchester komponierte, eine Suite aus sechs Tänzen, die durch ein Ritornell miteinander verbunden sind. Die Tonsprache ist dabei durchaus modern und eigenwillig, Rhythmus und Melodik sind aber vorwie-gend der osteuropäischen Volksmusik nachempfunden. Schon seit jeher war Bartók fasziniert von der musikalischen Folklore, insbe-sondere von den Bauerntänzen seiner Heimat. Über Jahre hinweg sammelte er Volksmusik verschiedener Länder und Regionen, 1913 reiste er sogar nach Nordafrika, um die arabische Musik der Sahara zu studieren. In seiner Tanz-Suite liess sich Bartók von arabischen, ungarischen, rumänischen und walachischen Einflüssen inspirie-ren, ohne aber direkt Originalmelodien zu übernehmen.

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Im Finale der Tanz-Suite hebt Bartók den ursprünglichen Gedanken der Wiedervereinigung von Buda und Pest dann gewissermassen auf eine höhere Ebene, indem er einige der verschiedenen Tänze kombiniert. In einem Brief erklärte er seinen Hintergrund: «Meine eigentliche Idee aber, […] ist – die Verbrüderung der Völker, eine Verbrüderung trotz allem Krieg und Hader. Dieser Idee versuche ich – soweit es meine Kräfte gestatten – in meiner Musik zu dienen; deshalb entziehe ich mich keinem Einflusse, mag er auch slova-kischer, rumänischer, arabischer oder sonst irgendeiner Quelle entstammen.» Die Tanz-Suite avancierte bald – trotz einer eher mässigen Uraufführung – zu einem seiner populärsten Werke. Die Londoner Morning Post bezeichnete es als «das schönste Meister-werk der neuen Musik».

George EnescuRumänische Rhapsodie Nr. 1

UA am 23. Februar 1903 in Bukarest

Gegen Ende seines Lebens wollte Enescu nichts mehr hören von seinen «Jugendsünden»: Seine beiden rumänischen Rhapsodien op. 11 hatten eine derart hohe Popularität erreicht, dass praktisch Enescus gesamtes Œuvre in deren Schatten stand. Dabei hatte er einen beeindruckenden Leistungsausweis vorzuzeigen: Neben einer Oper, fünf Sinfonien und etlichen kammermusikalischen Werken hatte Enescu das allgemeine rumänische Musik-leben geprägt wie kein Komponist vor ihm. 1912 rief er in Bukarest den Enescu-Preis für Komposition ins Leben, später gründete er ein eigenes Sinfonieorchester und leitete 1914 die erste vollstän-dige Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie in Rumänien. Sein Debut als Dirigent feierte er bereits 1898 als Siebzehnjähriger in Anwesenheit des rumänischen Königspaars.

Der definitive Durchbruch als Komponist folgte aber eben mit den zwei 1901 komponierten Rhapsodien. Diese beiden Orches-terstücke sprühen vor jugendlicher Frische und bestechen durch ihre eingängige Melodik. Während Enescu die ruhigere zweite Rhapsodie mehr schätzte, war es zweifellos die erste, die ihn mit ihren mitreissenden Rhythmen in ganz Europa bekannt machte. Enescu bediente sich hier in abwechslungsreicher Manier bei der einheimischen Folklore: Neben diversen Zitaten bekannter Volks-lieder sind es vor allem rassige Rundtänze wie die Sîrba oder Horă, die den Charakter bestimmen. In einem gross angelegten Bogen entwickelt sich so aus dem melancholischen Klarinettensolo des Beginns allmählich eine lebensfrohe Musik, in der die Geigen fiedeln und die Blechbläser schmettern, bis das ganze Orchester schliesslich einem furios-euphorischen Schluss entgegen-taumelt.

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Droujelub Yanakiew ist ein Dirigent mit der Vision, Musik und Kunst auf neue und kreative Arten anzugehen. Erfolgreich realisierte Projekte, in denen klassische Orchestermusik mit verschiedens-ten Arten von Kunst und Musikstilen verschmolzen, zeichnen ihn als einer der aktivsten und innovativsten jungen Dirigenten in der Schweiz aus.

Droujelub Yanakiew wird regelmässig als Gastdirigent von Orchestern wie dem Berner Symphonieorchester, der Südwest-deutschen Philharmonie, dem Sinfonie Orchester Biel, Festival Strings Lucerne, Basel Sinfonietta, Camerata Zürich, Zuger Sinfonietta, San Juan Sinfonie Orchester (Argentinien) und dem Karlsbad Sinfonie Orchester eingeladen. Er hat mit vielen der besten Solisten der Schweizer Klassikszene wie Thomas Demenga, Andreas Janke, Raphael Rosenfeld, Igor Karsko, Simon Fuchs, Matthias Racz, Gilad Karni und Daniel Dodds zusammengearbeitet.

Droujelub Yanakiew – Musikalische Leitung

Für seine kunstübergreifenden Projekte konnte er hochkarätige Musiker wie u. a. Büne Huber (Patent Ochsner), Sandy Patton, DJ Ramax, das Trio Koch/Schutz/Studer, sowie das Kaleidoscope String Quartett gewinnen. Zuletzt hat er auch mit der berühmten Fado Sängerin Carminho erfolgreich ein Projekt zusammen mit der Basel Sinfonietta realisiert.

Was hat dich zum Projekt «Bosporus West» inspiriert? Was bedeuten dir die gespielten Werke?Ich trage die Idee schon seit ein paar Jahren mit mir herum – einschliesslich Theodosii Spassov. Ich liebe und bewundere die osteuropäische Volksmusik sehr; sie ist sehr vielschichtig und reichhaltig für mich.

Das Herz des Projektes sind die Komponisten Bartók, Veress und Enescu, die vor mehr als hundert Jahren die Musik des Balkans studiert und sich vertieft damit auseinandergesetzt haben. Von dieser traditionellen Musik inspiriert, haben sie klassische Orchesterstücke geschaffen. Die andere Seite des Projekts ist die heute lebendige Volksmusik, die von Theodossi Spassov verkörpert wird. Es ist spannend zu sehen, was vier Komponis-ten ausgehend von derselben Grundlage – der osteuropäischen Folklore – gemacht haben. Jeder hat die ursprünglichen Melodien nach seinem Geschmack, Charakter und Weltbild interpretiert und umgesetzt. Bartók hat die Volksmelodien künstlerisch weiter-entwickelt und seine musikalische Sprache darauf aufgebaut, man hört auch ganz eindeutig seine eigene Handschrift. Die Themen in der Tanz-Suite sind zwar im Stile der Volksmusik komponiert, beinhalten aber keine bereits existierenden Melodien. Er hat eine imaginative Volksmusik geschrieben, die sowohl zum Spielen wie auch zum Zuhören anspruchsvoll ist.

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Veress war ein Schüler von Bartók, man spürt seine Verbindung zu ihm. Er ist aber noch einen Schritt weiter gegangen und hat moderner, dissonanter, zeitgenössischer komponiert. Enescu hat die ursprünglichen Melodien am wenigsten verändert. In seinem Werk kommen verschiedene bekannte rumänische Lieder vor, die heute noch von Bands aufgeführt werden. Bei Spassov schliesslich spürt man den Bezug zur improvisierten Musik, Jazz, Funk, dem 21. Jahrhundert.

Das Projekt soll eine Begegnung zwischen diesen verschiedenen Interpretationen über die Zeit hinweg ermöglichen. Alle Beteilig-ten – Komponisten und Orchester – waren und sind aber bei allen Unterschieden westlich vom Bosporus tätig: Bosporus West.

Was macht die osteuropäische Volksmusik aus?Was ist eine «Kaval»?Die osteuropäische Volksmusik ist sehr reich und vielfältig. In Bulgarien gibt es ein Schulfach dazu, das eines der schwierigs-ten Fächer ist. Jede Region in Bulgarien hat ihre eigene Musik und das gleiche gilt auch für Rumänien und Ungarn. In Westeuropa wird die «Balkan-Musik» häufig mit Gypsy-Musik und lauter Brassmusik im zweiviertel Takt gleichgesetzt. Ich möchte zeigen, dass es viel mehr gibt. Die Musik vom Balkan bietet eine Vielfalt an Rhythmen, Harmonien und Emotionen von traurig über verrückt bis zu lus-tig – und alle Zwischentöne.

Die Kaval-Flöte ist eines der ältesten Blasinstrumente der Welt. Sie war ursprünglich sehr einfach gebaut – nur ein Rohr mit Lö-chern, mit dem Hirten ihre Schafe beruhigten. Heute besteht die Kaval-Flöte aus drei Teilen. Sie ist über Syrien und die Türkei nach Bulgarien gekommen. In Bulgarien ist die Flöte heute sehr verbrei-tet, sie ist in fast allen Volksmusikformationen als solistisches Instrument vertreten. Gerade weil sie so einfach gebaut ist, bietet

sie viele klangliche Möglichkeiten. Jeder Spieler hat seine eigene Technik und entlockt der Kaval somit unterschiedliche Klänge und Farben.

Was ist die grösste Herausforderung in diesem Projekt?Die grösste Herausforderung in Bezug auf das Programm ist, dass die Musik des Balkans einerseits sehr anspruchsvoll, virtuos ist und viele Emotionen und Ausdrücken konzentriert, aber andererseits sehr natürlich, locker und entspannt interpre-tiert werden muss, damit sie gut klingt. Diese Musik lebt von ihrer Leichtigkeit. Die Rhythmen sind unregelmässig und viel kompli-zierter als in der westlichen Volksmusik, müssen aber beim Spielen selbstverständlich rüberkommen. Ein guter Volksmusiker ist einer, der die schwierigsten Teile virtuos und locker spielt. Ich wünsche mir, dass wir die Stücke am Schluss spielen, als wäre es das Einfachste der Welt. [lacht]

In Bezug auf das Projekt bestand die Herausforderung darin, zwei Welten organisatorisch zu verbinden; Organisation ist nicht die grösste Stärke von Bulgarien...

Es ist lange her, seit du ein Projekt in Bulgarien gemacht hast – was hat dich dazu motiviert, dies mit Variaton zu wagen?Die Idee ist im Austausch mit dem Vorstand entstanden und ich habe mich mitreissen lassen – warum nicht eine Reise nach Bulgarien… Bulgarien ist für mich mittlerweile eine Oase, in der ich sofort abschalten und auftanken kann. Es gibt dort kein wirkliches Zeitgefühl wie in der Schweiz, die Zeit hat eine andere Dimension. Ich bin überzeugt, dass wir in Sofia die Zeitlosigkeit spüren können und das Projekt sehr bereichernd für uns alle wird.

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Theodosii Spassov – Kaval

Theodosii Spassov wurde am 4. März 1961 geboren und gilt als einer der talentiertesten Musiker aus Osteuropa. Sein Instrument ist die Kaval, eine achtlöchrige hölzerne «Hirtenflöte». Die Kaval ist eines der ältesten Instrumente in Europa und reich an Ton und technischen Möglichkeiten. Theodosii Spassov hat seinen eigenen einzigartigen Stil entwickelt. Er mischt dabei traditionelle Folklore mit Jazz, Fusion (Rockjazz) und klassischer Musik. Seit über 20 Jahren tritt Theodosii in Europa, Asien, Australien, Kanada, im mittleren Osten und in den USA auf. Als Solist wurde er von den weltbesten Orchester eingeladen, darunter das London Symphony Orchestra, das Royal Philharmonic Orchestra oder das mdr Sinfonieorchester.

Sein breites Schaffen wurde auf über 30 Tonträgern veröffentlicht. Im Jahr 1994 trat er mit dem Sofia Women’s Radio Choir auf und gewann damit für «Le Mystere Des Voix Bulgares» einen Grammy Award. Auch als Filmkompo-nist erlangte er weltweite Beachtung und hat acht Filme vertont. In Bulgarien ist Spassov eine Nationalfigur und ein Musikerheld. Neben zahlreichen internationalen Awards wurde er mehrmals als «Music Artist of the Year» ausgezeichnet.

S O L I S T E N

Eine kleine Anekdote aus Bulgarien…Ich war an meinem ersten nationalen Wettbewerb in Bulgarien und am Vorabend, sind wir – alles klassisch ausgebildete junge Geiger – etwas essen gegangen. Während des Essens kamen Musiker von der Strasse herein mit einem Geiger, der eine schwarze Geige mit einem grossen Loch für die Kollekte hatte. Wir haben sie etwas belächelt – bis sie zu spielen begannen… Je länger sie spielten, desto beeindruckter waren wir. Am Schluss haben wir nur noch gehofft, dass er nicht am Wettbewerb teilnehmen würde… Seither habe ich Volksmusiker schätzen gelernt.

Was möchtest du dem Publikum mitgeben?Möglichst viele verschiedene Stimmungen und Emotionen. Ich wünsche mir, dass das Publikum die Zeit vergisst und die Musik einfach spürt. Ich möchte ein Gefühl von Zeitlosigkeit und Ewigkeit vermitteln. Es soll eine Zeitreise ohne Denken werden, ein Aufge-hen im Moment.

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Der aus einer bulgari-schen Opernsängerfami-lie stammende Pianist Ivo Kova spielt seit seinem fünften Lebensjahr Klavier und gab mit zwölf Jahren bereits sein ers-tes öffentliches Konzert. Während des Studiums an der Musikakademie

von Sofia wurde er von Milena Mollova, einer Schülerin von Emil Gilels, gefördert, anschliessend von Homero Francesch. Bereits in dieser Zeit setzte er sich auch intensiv mit Jazzmusik auseinan-der, wobei er wichtige Impulse vom Jazzgitarristen Mike Stern und dem Jazzpianisten Milcho Leviev empfing. Abgerundet wurde sein Studium mit Meisterkursen bei Gérmaine Mounier und Marco Tezza sowie einem Postgraduate Studium bei Erika Radermacher an der Musikhochschule Bern.

Als Sieger von acht nationalen und internationalen Klavierwett-bewerben trat er u. a. bei den Salzburger Festspielen und in Paris auf. Mit 25 Jahren wurde Ivo Kova Klavierdozent in Sofia, in der Schweiz war er Assistent an der Musikhochschule Bern und setzt sich bis heute mit Nachdruck für den pianistischen Nachwuchs ein. Ivo Kova begeistert mit einem umfangreichen Repertoire und einer musikstilistischen Bandbreite. Hervorgehoben werden seine technische Exzellenz und sein filigranes und subtiles Spiel. Neben solistischen Auftritten steht die Zusammenarbeit mit Kammermu-sikern und Sängern oder das Realisieren von Crossover-Projekten im Mittelpunkt, u. a. mit dem Cellisten Mattia Zappa. Seit 2014 ist Ivo Kova, der in Zürich lebt, künstlerischer Leiter für die Konzertreihen des Johann Jacobs Museums in Zürich, daneben betätigt er sich auch als Klavierpädagoge.

Boris Dinev wurde am19. August 1955 in Sofia, Bulgarien, geboren und kommt aus einer musika-lischen Familie. Er fing mit Klavier an, wechselte dann aber auf Perkussion und absolvierte die Sofia Music School und studierte an der Musikakademie in Sofia unter der Leitung von Dobri Pallev. Er ist einer der Gründer des Perkussionsquartett «Polyrhythmia» mit welchem er an mehreren grossen Festi-vals auftrat, unter anderem in Deutschland, Belgien,

Frankreich, Italien, Griechenland, Japan, Polen, Ex-Jugoslawien und Tunesien. Am ersten internationalen Perkussionswettbewerb gewann «Polyrhythmia» den 3. Preis und den Publikumspreis.

Boris trat in Bulgarien mit verschiedenen Sinfonieorchestern auf, unter anderem als Solist des Sofia Philharmonic Orchestra und das Bulgarian Radio Orchestra. Zugleich war er Professor am Bulgarian Music Acedemy’s Jazz Department. Als Jazz-Musiker ist er regel-mässig an internationalen Festivals anzutreffen, zum Beispiel am Jazz Jamboree, Prague Jazz Fest, Sofia Jazz Meeting oder Sibiu Jazz Fest.

Seit 1991 lebt Boris in Luxembourg und unterrichtet an der Music School of Echternach.

Boris Dinev – PerkussionIvaylo Kovachev – Piano

S O L I S T E N

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Variaton Projektorchester

Violine 1Jérôme Faller (KM)Andreas BättigCécile BernetIsabelle BischofMarius BischofCaroline FreyLisa MarschallXenia MüllerSurabhi PasarakondaLucio RobledoMarina StoffelSimone WegelinVirginia ZwahlenNadine Zybach

Violine 2Anna Szilágyi (Stf.)Kathrin BertschyElias BührerLukas GeissbühlerManuel GschwendLea HindenDorothee JossRahel MeinenRhea RiebenSarah StürzingerMaria SuskaJulia Weingart

FlöteRuth BirrerSimone HubacherMadeleine Matter

PiccoloRuth BirrerMadeleine Matter

OboeEmanuel BührerSarah Frey

EnglischhornJoëlle Hemund

KlarinettePascal ChevalierMartina HunzikerPeter Schneider

BassklarinettePeter Schneider

FagottDavid BrunnerAnne LüscherMartin Staub

KontrafagottAnne Lüscher

ViolaAndrea Bisegna (Stf.)Eveline Ammann DulaUrsula AmstutzFlorian BärRaphael FuhrerAnne-Katrin GunternLinda HoffmannJohanna SchneiderLuzia StankowskiAnita WaltherRamona Winiger

VioloncelloRené Camacaro (Stf.)Anna ChevalierClaudia DunkelRahel GrossniklausKathrin HuberCatherine MooserAnna Rossé-MeinenNiklaus WagnerRia Zoller

KontrabassJonathan Inniger (Stf.)Emanuel BenkerSylvie DelrieuAnne MooserAnne Ogg

HornMarlen HoferMichael MächlerBarbara RindlisbacherLiliane Schuler

TrompeteJonas MartiTobias MächlerChristopher WaltherCornelius Wegelin

PosauneMarco IseliManuel Nägeli

BassposauneAlejandro Hagen

TubaBenjamin Rindlisbacher

PerkussionRomeo ArnoldGeri EggimannJérôme RosséJonas Stoffel

Celesta/KlavierTabia Stoffel

HarfeSimon Bilger

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Variaton ist stets auf der Suche nach Musikbegeisterten im Alter von ungefähr 20 bis 35 Jahren, die Orchestererfahrung, Experi-mentierfreude und Engagement für die Musik mitbringen.

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Herzlichen Dank

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Werden Sie unser Freund und Passivmitglied! Mit einem Beitrag von 30 Franken pro Jahr können Sie Variaton finanziell unter- stützen – als Gegenleistung werden Sie laufend über die Aktivi- täten des Orchesters informiert.

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Auch einmalige Spenden sind herzlich willkommen! Ohne finanzielle Unterstützung wäre es nicht möglich, das Variaton Projektorchester lebendig zu halten. PC 30-274935-3 (Variaton, 3000 Bern)

Das Projekt «Bosporus West» konnte nur mit finanzieller Unter-stützung folgender Institutionen und Personen realisiert werden, bei denen wir uns ganz herzlich bedanken:

Burgergemeinde BernBürgi-Willert-StiftungErnst Göhner StiftungKultur Stadt BernLotteriefonds Kanton BernMigros KulturprozentMurbach Musik AGNutzfahrzeuge AG Bernhold KommunikationsdesignKPT VersicherungenPassivmitglieder und Gönner des Vereins Variaton

Bosporus West SupportDampfzentrale Bern Mirjam Berger (Licht) Pius Bacher (Film und Fotos)Droujelub YanakiewVariaton-Vorstand: Benjamin Rindlisbacher / Joëlle Hemund / Michael Matter / Marina Stoffel / Manuel Nägeli /Surabhi Pasarakonda / Julia Weingart

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