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2008/2 ISSN 1617-1071 - Mitteilungen Verein Deutscher Bibliothekare e.V. Themenschwerpunkt in diesem Heft: Wen stelle ich ein? Mit Beiträgen von :: Annette Gerlach: Einführung :: Hannsjörg Kowark: Qualifikationen für den höheren/wissenschaftlichen Bibliotheksdienst :: Karl Werner Finger, Christian Oesterheld, Ursula Jäcker: Berufsein- steiger im wissenschaftlichen Bibliotheksdienst :: Claudia Lux: Der höhere/wissenschaftli- che Dienst in Bibliotheken - was braucht die Praxis? :: Albert Bilo: Veränderungen in Nord- rhein-Westfalen Weitere Themen :: Ulrich Hohoff: Der Verein Deutscher Bibliothekare 1933/1934 – schnelle Anpassung nach der Machtergreifung :: Eric W. Steinhauer: Bibliotheksgesetz Thüringen :: Berichte vom Bibliothekartag in Mann- heim :: Berichte aus dem Vereinsausschuss, den Kommissionen sowie den Landes- und Regionalverbänden

Verein Deutscher Bibliothekare e.V

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2008/2 ISSN 1617-1071

-MitteilungenVerein Deutscher Bibliothekare e.V.

Themenschwerpunkt in diesem Heft:

Wen stelle ich ein?

Mit Beiträgen von:: Annette Gerlach: Einführung:: Hannsjörg Kowark: Qualifikationen für

den höheren/wissenschaftlichenBibliotheksdienst

:: Karl Werner Finger, ChristianOesterheld, Ursula Jäcker: Berufsein-steiger im wissenschaftlichenBibliotheksdienst

:: Claudia Lux: Der höhere/wissenschaftli-che Dienst in Bibliotheken - was brauchtdie Praxis?

:: Albert Bilo: Veränderungen in Nord-rhein-Westfalen

Weitere Themen

:: Ulrich Hohoff: Der Verein DeutscherBibliothekare 1933/1934 – schnelleAnpassung nach der Machtergreifung

:: Eric W. Steinhauer: BibliotheksgesetzThüringen

:: Berichte vom Bibliothekartag in Mann-heim

:: Berichte aus dem Vereinsausschuss, denKommissionen sowie den Landes- undRegionalverbänden

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ImpressumVDB-Mitteilungen (ISSN 1617-1071)Herausgeber: Verein Deutscher Bibliothekare e.V. - VDBVDB-Geschäftsstelle: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Unter den Linden 8, 10117 BerlinBankverbindung: Verein Deutscher Bibliothekare, Kto. Nr. 11 85 883, Kreissparkasse Tübingen (BLZ: 641 500 20, IBAN: DE64 64150020 0001 1858 83, BIC: SOLADES1TUB)Der VDB im World Wide Web: http://www.vdb-online.org. Eine elektronische Version dieser Ausgabe ist verfügbar überhttp://www.vdb-online.org/publikationen/vdb-mitteilungen.Redaktion: Dr. Marion Grabka (Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Schloß, 64283 Darmstadt, Tel.: 06151/1658-06,Fax: 06151/1658-97, E-Mail: [email protected]), Burkard Rosenberger (Universitäts- und Landesbibliothek Münster,Postfach 8029, 48043 Münster, Tel.: 0251/83-25521, Fax: 0251/83-28398, E-Mail: [email protected])Druck: Ostsee-Druck Rostock, Koppelweg 2, 18107 RostockRedaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 01.02.2009Hinweis für Autoren: Artikel an die Redaktion bitte nur elektronisch einreichen. Texte werden im im DOC-, RTF- oder TXT-Format,Grafiken und Bilder im TIF- oder JPEG-Format akzeptiert. Grafiken und Bilder bitte nicht in den Text einbinden, sondern immerseparat liefern. Weitere Hinweise finden Sie unter http://www.vdb-online.org/publikationen/vdb-mitteilungen.

Inhalt

2 VDB-Mitteilungen 2008/2

97. Deutscher Bibliothekartag 3.-6. Juni2008 in Mannheim ................................... 3

Protokoll der Mitgliederversammlung vom 5.6.2008 ........... 3

New Professionals ..................................................................... 4

Ändert Bologna die bibliothekarische Ausbildung? ............. 5

Fachreferat und Projekte – Fachreferat als Projekt?Konturen eines sich wandelnden Berufsbildes ................ 6

Vorstand und Vereinsausschuss .................. 7

„Veränderung gestalten“ ........................................................... 7

Themen ......................................................... 9

Thema: Wen stelle ich ein? ........................................................ 9Einführung ................................................................................................. 9Qualifikationen für den höheren/wissenschaftlichen

Bibliotheksdienst .............................................................................. 9Berufseinsteiger im wissenschaftlichen Bibliotheksdienst:

Wen stelle ich ein? .......................................................................... 10Der höhere/wissenschaftliche Dienst in Bibliotheken -

was braucht die Praxis? .................................................................. 11Veränderungen in Nordrhein-Westfalen .......................................... 12

Thema: Der Verein Deutscher Bibliothekare 1933/1934 –schnelle Anpassung nach der Machtergreifung .............. 13

Thema: Bibliotheksgesetz Thüringen ................................... 15Stellungnahme des VDB-Regionalverbandes Sachsen/Sachsen-

Anhalt/Thüringen zum Thüringer Bibliotheksgesetz ......... 15Thüringer Gesetz zum Erlass und zur Änderung bibliotheks-

rechtlicher Vorschriften - Thüringer Bibliotheksrechts-gesetz (ThürBibRG) ....................................................................... 16

Kommissionen ............................................ 18

Kommision für Fachreferatsarbeit ........................................ 18Fortbildungsveranstaltung für Fachreferentinnen und Fach-

referenten der Erziehungswissenschaften/Pädagogik ......... 18Freiberger Weiterbildung zwischen Lava und Java ....................... 19Fortbildungsveranstaltung für Fachreferentinnen und

Fachreferenten der Sprachwissenschaften .............................. 20

Landes- und Regionalverbände ................. 21

Regionalverband Berlin/Brandenburg .................................. 21Wissensmanager oder Fachreferent? Welche Qualifikationen

brauchen wir für den höheren/wissenschaftlichenBibliotheksdienst? ........................................................................... 21

Regionalverband Nordwest .................................................... 22Halbjahresbericht 2008 .......................................................................... 22

Regionalverband Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen ...... 23Jahresbericht 2007 ................................................................................... 23

Regionalverband Südwest ...................................................... 24Jahresversammlung 2008 in Speyer .................................................... 24„Auch Gutes kann besser werden!“ ................................................... 26

Termine ....................................................... 29

Mitglieder .................................................... 30

Titelseite: Impressionen vom Bibliothekartag in Mannheim (Fotos: Burkard Rosenberger)

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97. Deutscher Bibliothekartag3.-6. Juni 2008 in Mannheim

Protokoll der Mitglieder-versammlung vom 5.6.2008Dr. Ulrich Hohoff, UB Augsburg (Vorsitzender des VDB), Dr.Thomas Stöber, UB Augsburg (Schriftführer des VDB)

Der Einladung des Vorsitzenden Dr. Ulrich Hohoff zur dies-jährigen Mitgliederversammlung auf dem Bibliothekartag inMannheim sind 60 VDB-Mitglieder gefolgt. Die Einladungsowie ein Entwurf für die Tagesordnung wurden in den VDB-Mitteilungen 1/2008 veröffentlicht.

TOP 1: Begrüßung und Regularien

Herr Hohoff begrüßt die anwesenden Mitglieder. Es wurdenvorab keine schriftlichen Anträge zur Änderung oder Ergän-zung der Tagesordnung eingereicht.

TOP 2: Jahresbericht des Vorsitzenden

Herr Hohoff legt seinen Tätigkeitsbericht für die Jahre 2007/08 vor. Er geht dabei u.a. auf die Neuwahlen des Vorstandsund des Vereinsausschusses, auf die Mitgliederentwicklung,die Finanzsituation, den gegenwärtigen und die künftigenBibliothekartage, die Aspekte Öffentlichkeitsarbeit und Lobby-arbeit sowie die Kommissionen und Landes-/Regional-verbände ein. Der Jahresbericht ist auf der Website des VDBveröffentlicht und kann dort nachgelesen werden (http://www.vdb-online.org/publikationen/jahresberichte/vor-stand/).

TOP 3: Bericht der Kassenwartin zumGeschäftsjahr 2007

Die Kassenwartin Frau Dr. Luise Sanders berichtet über dieFinanzsituation des VDB. Im Jahr 2007 wurden an Mitglieds-beiträgen 72.559,04 EUR eingenommen; dem VDB standenin diesem Jahr insgesamt 152.891,28 EUR für seine Arbeit zurVerfügung. 2007 haben sich Einnahmen und Ausgaben damitwieder auf ein normales Niveau eingependelt. Als problema-tisch werden die immer noch hohen Kosten für Retouren auf-grund von falschen Kontodaten angesehen. Der Finanzberichtist ebenfalls auf der Website des VDB veröffentlicht (http://www.vdb-online.org/publikationen/jahresberichte/vor-stand/).

TOP 4: Bericht der Rechnungsprüfer

Die Kassenprüfer Frau Hannelore Benkert und Herr StefanSiebert haben die Finanzen des VDB überprüft und bestätigender Kassenwartin die Richtigkeit und Ordnungsmäßigkeit derBuchführung. Sie empfehlen deshalb die Entlastung derKassenwartin.

TOP 5: Entlastung für das Geschäftsjahr2007

Herr Dr. Andreas Anderhub beantragt die Entlastung desVorstands für das Geschäftsjahr 2007. Die Mitgliederversamm-lung befürwortet die Entlastung

TOP 6: Haushaltsplan für das Geschäftsjahr2008

Frau Sanders legt den Haushaltsplan für 2008 vor. Zum Stich-tag 5.5.2008 verfügt der VDB über ein Finanzvolumen in Höhevon 132.302,97 EUR; damit sind für die in 2008 noch anste-henden Ausgaben genügend Finanzreserven vorhanden. DieFinanzlage des VDB ist weiterhin stabil.

TOP 7: Mitgliederangelegenheiten

Herr Dr. Thomas Stöber berichtet über die Mitglieder-entwicklung. Seit der letzten Sitzung des Vereinsausschussesim Februar 2008 wurden 30 neue Mitglieder in den Verein auf-genommen. Zum 1.6.2008 hat der VDB 1.672 Mitglieder; dieMitgliederzahl des VDB steigt weiter leicht, aber kontinuierlichan. Im ersten Halbjahr 2008 ist es bedauerlicherweise zu Ver-zögerungen bei der Bearbeitung der Aufnahmeanträge gekom-men; für die Zukunft können diese Verzögerungen jedochausgeschlossen werden, nicht zuletzt aufgrund der bei der letz-ten Sitzung des Vereinsausschusses beschlossenen Beschleu-nigung des Aufnahmeverfahrens. - In einer Schweigeminutegedenkt die Mitgliederversammlung der verstorbenen Mitglie-der.

TOP 8: Vorstellung des Wahlausschusses

Herr Ivo Vogel, Leiter des SSG Recht an der Staatsbibliothekzu Berlin, wird von der Mitgliederversammlung als neues Mit-glied des Wahlausschusses bestätigt. Herr Prof. Dr. HolgerKnudsen stellt die Mitglieder des Wahlausschusses vor.

TOP 9: Wahl des Vereinsausschusses fürden Zeitraum 1.8.2008 bis 31.7.2010

Die folgenden Landes- bzw. Regionalverbände entsenden nachdem üblichen Verfahren Vertreter in den Vereinsausschuss:

• Regionalverband Nordwest: Dr. Johannes Marbach• Landesverband Bayern: Konstanze Söllner• Regionalverband Sachsen / Sachsen-Anhalt / Thüringen:

Dr. Eric W. Steinhauer

Als direkt zu wählende Mitglieder des Vereinsausschusses kan-didieren: Herr Dr. Klaus-Rainer Brintzinger, Frau Dr. MarionGrabka, Frau Dr. Steffi Leistner, Herr Burkard Rosenbergerund Herr Stefan Siebert. Es sind 60 wahlberechtigte Mitglieder

VDB-Mitteilungen 2008/24

des VDB anwesend; mit den 57 abgegebenen Stimmzettelnwerden alle Kandidaten mit deutlicher Mehrheit gewählt. HerrHohoff dankt den beiden ausscheidenden Mitgliedern desVereinsausschusses, Frau Felicitas Hundhausen und Frau Dr.Annette Gerlach, für ihr Engagement.

TOP 10: Satzungsänderung zu §8a

Der Vorschlag zur Änderung des §8a der Satzung des VDB,der sich auf die Landes- und Regionalverbände bezieht, wurdein den VDB-Mitteilungen 1/2008 abgedruckt. Ziel der Sat-zungsänderung ist es, dass die Mitglieder im Bundesverbandkünftig automatisch Mitglieder im entsprechenden Landes-bzw. Regionalverband sein sollen, dass Landes- und Regional-verbände künftig keine eigenen Beiträge mehr erheben sollen,und dass korporative Mitgliedschaften von Landes- undRegionalverbänden in anderen Verbänden künftig nicht mehrzulässig sein sollen. Die Mitgliederversammlung stimmt ohneGegenstimmen mit 56 Ja-Stimmen und einer Enthaltung fürdie Annahme dieser Satzungsänderung. Die Zugehörigkeit vonVDB-Mitgliedern, die außerhalb Deutschlands arbeiten und/oder leben, zu Landes- bzw. Regionalverbänden soll imVereinsausschuss noch diskutiert werden.

TOP 11: Jahrbuch und eJahrbuch

Herr Rosenberger berichtet über Neuerungen bei „MeinVDB“.Hier stehen nun personalisierte Dienste für die Mitglieder ei-nerseits sowie den Vorstand und den Vereinsausschuss ande-rerseits zur Verfügung. Für diejenigen Mitglieder, die der Ver-öffentlichung ihrer Daten zugestimmt haben, ist auf derWebsite des VDB im Bereich „MeinVDB“ die elektronischeForm des Jahrbuchs (eJahrbuch) zugänglich; in diesem sindnun auch Personen- und Institutionenteil miteinander ver-knüpft. Änderungen am eigenen Jahrbucheintrag können absofort aus „MeinVDB“ heraus als normierte Änderungs-mitteilung an die Jahrbuch-Redaktion übermittelt werden.Änderungsmitteilungen und neue Mitglieder werden zukünf-tig zeitnah im eJahrbuch verzeichnet.

TOP 12: Veränderungen bei der Zulassungzum höheren Dienst

Wie von Herrn Hohoff bereits in seinem Jahresbericht ange-sprochen, sollen einem Beschluss der Kultusministerkonfe-renz zufolge Abschlüsse in einem Masterstudiengang an Fach-hochschulen künftig grundsätzlich dem höheren Dienst zuge-ordnet werden. Die Mitgliederversammlung sieht keinen Be-darf einer Aussprache.

TOP 13: Bericht der Landes- undRegionalverbände

Die Berichte der Landes- und Regionalverbände sind auf derWebsite des VDB publiziert. Für den Regionalverband Süd-west berichtet die Vorsitzende Frau Prof. Heidrun Wiesen-müller, dass der Regionalverband mit Frau Ute Bahrs undHerrn Dr. Robert Scheuble zwei neue Vorstandsmitglieder hat.Ebenfalls zwei neue Vorstandsmitglieder hat der Regional-verband Berlin / Brandenburg: Herrn Dr. Andreas Degkwitzund Herrn Olaf Eigenbrodt. Die Landes- und Regional-verbände haben auch im zurückliegenden Jahr wieder zahlrei-

che Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt. Frau Lülfingberichtet von ihrem Treffen mit den Vorsitzenden der Landes-und Regionalverbände.

TOP 14: Berichte der Kommissionen

Die Berichte der Kommissionen sind auf der Website des VDBpubliziert. Frau Bärbel Wemheuer berichtet ergänzend, daß dieKommission für berufliche Qualifikation mit Frau Dr. BeateJohlen-Budnik und Frau Dr. Barbara Koelges zwei neue Mit-glieder hat. Frau Johlen-Budnik und Frau Koelges werden durchdie Mitgliederversammlung bestätigt.

TOP 15: Bericht aus der AhD

Frau Claudia Holland hat von Herrn Anderhub die Aufgabeübernommen, aus der Arbeitsgemeinschaft höherer Dienst(AhD) zu berichten. Der Vorstand dankt Herrn Anderhub fürseine langjährige verdienstvolle Tätigkeit. Wie Frau Hollandberichtet, ist die Gesetzgebung zur Dienstrechtsreform aufBundesebene weitgehend abgeschlossen; auf Länderebenebesteht jedoch noch großer Gestaltungsspielraum; die AhDerarbeitet entsprechende Stellungnahmen.

TOP 16: Verschiedenes

• Frau Prof. Dr. Gabriele Beger stellt die Kampagne„Deutschland liest“ vor.

• Herr Hohoff weist auf die Evaluation des Bibliothekar-tags hin, die dieses Jahr zum ersten Mal durchgeführt wer-den soll.

• Die geringe Teilnehmerzahl der Mitgliederversammlungwird als Problem genannt; es ergeht der Auftrag an denVorstand, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

New ProfessionalsForum der Berufseinsteiger in denWissenschaftlichen Bibliotheksdiensterfolgreich gestartet

Olaf Eigenbrodt, Berlin

Alles begann mit einer Idee: Warum soll man sich nur mit denKollegen aus dem Referendariat oder der sonstigen Ausbil-dung vernetzen? Berufseinsteiger in den Bibliotheksdienst ste-hen überall vor ähnlichen Fragen und Herausforderungen. Aufder IFLA wird es seit einigen Jahren erfolgreich vorgemacht.Unter einem thematischen Schwerpunkt treffen sich „NewProfessionals“, wie sie dort heißen, und tauschen sich überihre Erfahrungen und Probleme im Beruf aus.

Diese Idee wurde jetzt auch auf dem Bibliothekartag in Mann-heim umgesetzt. Zusammen mit Benjamin Blinten von derBibliothek des John F. Kennedy-Instituts der Freien Universi-tät – zugleich Kollege aus dem Referendariat – haben wir einTreffen jüngerer Kollegen mit dem Schwerpunkt „Weiterbil-dung“ abgehalten. Als Referenten konnten wir mit Martin Eich-97

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horn und Matthias Harbeck zwei junge Kollegen gewinnen,die interessante Einblicke in unser Schwerpunktthema boten.Die anschließende Diskussion hat neben einer thematischenVertiefung auch den gewünschten Austausch über das Themahinaus gebracht. Die ca. 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmerder Veranstaltung waren aber nicht nur aus der Zielgruppe,sondern zum Teil auch noch in der Ausbildung, und es warenauch Ausbildungsleiterinnen anwesend. Insgesamt war diesesForum ein voller Erfolg und machte Hoffnung auf eine nach-haltige Etablierung dieser Veranstaltung auf Bibliothekartagen.Besonders gefreut hat uns auch die Unterstützung durch dieKommission für berufliche Qualifikation.

Ein Thema, das Berthold Meier und Michael Seadle besondershervorhoben, war die zunehmende Wichtigkeit der technischenKomponente in der theoretischen Ausbildung der wissenschaft-lichen Bibliothekare, da in diesem Bereich ein wachsenderPersonalbedarf festzustellen sei.

Von Ausbilderseite (Bernhard Tempel) wurden die unter-schiedlich strukturierten Ausbildungswege für den wissen-schaftlichen Dienst thematisiert. Das Nebeneinander vonReferendarausbildung und Master-Studium könne zu Eng-pässen bei den Kapazitäten für Praktika führen.

Die Moderatorin sprach die Bibliothekare und Bibliothekarin-nen in der Ausbildung im Publikum direkt an und fragte nachihren Erfahrungen während des Studiums bzw. der Ausbil-dungszeit. So kamen die Vor- und Nachteile der verschiedenenAusbildungsgänge an den Beispielen des Referendariats inBaden-Württemberg, kombiniert mit der BibliotheksschuleMünchen, der Master-Studiengänge an der FH Köln und derHumboldt-Universität Berlin zur Sprache. Aus dem Publikumkam die Frage, welcher Hochschulabschluss in Zukunft dieformelle Voraussetzung für einen Zugang zum Referendariatdarstelle. Nach dem aktuellen Beschluss der KMK ist dies derMaster-Abschluss, also auch der einer Fachhochschule, wennder Studiengang akkreditiert ist.

Hans-Joachim Wätjen (BIS Oldenburg) brachte mit seiner Frage„Welche Art Führungskräfte brauchen wir in Bibliotheken?“Leben in die Diskussion. Er kritisierte, dass kein Vertreter einerAusbildungseinrichtung auf dem Podium bisher darauf ein-gegangen sei, inwieweit die Studiengänge Führungskräfte her-anbilden und Führungsfähigkeit, die sog. Softskills, in derAusbildung vermittelten und trainierten. In diesem Bereich,so seine Meinung, müssten alle Hochschulen noch an ihremAngebot arbeiten und Theorie und Praxis besser verzahnen.Daraufhin stellten die Vertreter der Hochschulen auf dem Po-dium die Bedeutung der Vermittlung dieser Fähigkeiten inden jeweiligen Studiengängen heraus und erwähnten die Ein-bettung von Projekten im Studium als ein Element, durch dasdiese gefördert werden könnten. Auch aus dem Publikum ka-men Beispiele von Studiengängen, die in ihrer Konzeptionauf Managementtätigkeit und Vermittlung von Führungs-kenntnissen großen Wert legen (FH Hannover, FH Leipzig).

Achim Oßwald gab in seinem Schlussstatement zu bedenken,dass der Fokus der Diskussion recht einseitig auf dem Öffent-lichen Dienst liege. Er erläuterte die zunehmende Bedeutungvon Unternehmen der freien Wirtschaft als „Abnehmer“ derAbsolventen des Master-Studiengangs der FH Köln. Nur 50Prozent der Abgänger kämen in Hochschulbibliotheken un-ter, viele andere in Rechtsanwaltskanzleien, Beratungsunter-nehmen etc.

Die Frage von Hans-Joachim Wätjen aufgreifend nannte Mi-chael Seadle zum Schluss als wichtige Fähigkeiten für Personenin Leitungsfunktionen das Verständnis für die Aufgaben einerBibliothek im breiten Sinn sowie einen wachen Blick und En-gagement für die „Ziele, die wir morgen haben werden“.

Ändert Bologna diebibliothekarische Ausbildung?Zukünftige Wege zum wissenschaftlichenBibliotheksdienst

Barbara Koelges, Koblenz (Kommission für berufliche Qua-lifikation)

Da der Bologna-Prozess auch Veränderungen für die biblio-thekswissenschaftlichen Studiengänge nach sich zieht, stelltedie Kommission für berufliche Qualifikation des VDB diesesThema ins Zentrum der von ihr organisierten Podiumsdis-kussion auf dem Bibliothekartag 2008 in Mannheim. Mode-riert von Dr. Heike Schiffer (Zentralbibliothek der Sporthoch-schule Köln) diskutierten Vertreter der ausbildenden Hoch-schulen (Prof. Dr. Michael Seadle, Humboldt-Universität Ber-lin; Prof. Dr. Berthold Meier, Fachhochschule Darmstadt; Prof.Dr. Achim Oßwald, FH Köln) mit Bibliotheks- bzw. Aus-bildungsleitern (Petra Hätscher, UB Konstanz; Bernhard Tem-pel, TIB Hannover).

Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende der Kommissionfür berufliche Qualifikation, Bärbel Wemheuer, und einer kur-zen Einführung ins Thema durch Heike Schiffer kristallisiertensich in den Einführungsstatements der Beteiligten einige wich-tige Kernthemen heraus, über die diskutiert wurde.

So betonte Petra Hätscher die Wichtigkeit einer fundierten prak-tischen Ausbildung mit einem hohen Anteil praktischer Er-fahrung in Bibliotheken. Dies müsse auch in den neuen Studi-engängen gewährleistet sein. Zur neuen Möglichkeit, nach ei-nem bibliothekswissenschaftlichen Bachelor-Abschluss einenkonsekutiven Master-Abschluss zu absolvieren, gab sie zu be-denken, dass Hochschulbibliotheken im wissenschaftlichenDienst auch in Zukunft Fachwissenschaftler mit bibliothekari-scher Zusatzausbildung benötigten, um im wissenschaftlichenUmfeld der Hochschule kompetente und akzeptierte Partnerzu sein. Heike Schiffer ergänzte, dass in anderen Bibliotheks-typen die Absolventen der konsekutiven bibliotheks-wissenschaftlichen Master-Studiengänge aber durchaus sinn-voll eingesetzt werden könnten. 97

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VDB-Mitteilungen 2008/26

Fachreferat und Projekte –Fachreferat als Projekt?Konturen eines sichwandelnden BerufsbildesDr. Renke Siems, UB Tübingen

Die Projektarbeit hat eine gewisse Karriere im höherenBibliotheksdienst erlebt. Dies gilt sowohl für routinierte Kol-leginnen und Kollegen, bei denen die erfolgreiche Abwicklungvon Projekten einen immer größeren Anteil ihrer Tätigkeit aus-macht, wie auch für die Berufseinsteiger, für die eine Projekt-stelle immer häufiger die einzige Möglichkeit darstellt, in derBibliothek Fuß zu fassen. Diese Zunahme von Projekten istauf den ersten Blick erstaunlich, da doch die klassischenTätigkeitsfelder des höheren Dienstes wie die meistenBibliotheksangebote insgesamt durch ihre Stetigkeit gekenn-zeichnet sind, während Projekte, wie es die DIN-Norm defi-niert, sich gerade durch die Einmaligkeit ihres Ziels und ihrerArbeitskonstellation auszeichnen.

Um dieses Feld näher auszuleuchten, bot die VDB-Kommis-sion für Fachreferatsarbeit auf ihrer Veranstaltung auf demBibliothekartag in Mannheim am 3. Juni 2008 die Möglichkeit,sich dem Thema nicht nur aus Fachreferentensicht, sondernauch aus der Perspektive der Bibliotheksleitung zu nähern. Unterder Moderation von Klaus Oberdieck (Braunschweig) wurdendabei die Vorträge ergänzt durch eine erste Präsentation derErgebnisse der von der Kommission für Fachreferatsarbeitdurchgeführten Umfrage.

Den Anfang machten Veronica Albrink, Dr. Christiane Holtzund Dr. Alice Rabeler (Bonn) mit ihrem Vortrag „Fachreferatals Organisationsberatung“. Sie zeichneten dabei nach, wie denKolleginnen und Kollegen im Dschungel eines klassisch mehr-schichtigen Systems ganz neue und teilweise unerwartete Auf-gaben zuwachsen. Die Organisationsberatung für einzelne Fä-cher und Institute betrifft dabei Klassiker wie die Zeitschriften-koordination, aber auch eher ungewohntes wie das Flächen-management von Institutsbibliotheken mit allen daran hän-genden Fragen wie der Zusammenlegung von Teilbibliotheken,Aufbau, Aussonderung und Abgabe von Beständen, Baupla-nung sowie Investitionen. Die Fachreferentinnen und Fachre-ferenten haben dabei eine Vielzahl von Schwierigkeiten zu be-stehen, etwa in der Hinsicht, dass in einem zweischichtigenSystem keine institutionellen Mechanismen zur Durchsetzungvon Strukturkonzepten vorhanden sind und daher auch nichtdie dafür nötigen Organisations- und Kommunikations-strukturen. Um die Projekte erfolgreich zu meistern, sind vonFachreferentenseite aus sehr stark Schlüsselqualifikationen ge-fragt, wie das Denken im Gesamtsystem, Kontaktpflege undVerhandlungsgeschick. Auch die individuelle Fähigkeit, mitStressoren wie einer schlecht planbaren Arbeitsbelastung um-zugehen, ist von Wichtigkeit. Ein zentraler Punkt, der die Rol-le der Fachreferentinnen und Fachreferenten im Projekt be-stimmt, ist ihre Mittlerrolle zwischen Forschung und Verwal-tung. Aufgrund der Besonderheit ihrer Ausbildung bilden dieBibliothekare des höheren Dienstes einen Homunculus, zudem beide Kulturen eine Verwandtschaft erkennen. Dies gibt

die Möglichkeit, kommunikative Brücken zu bauen, ohne dieein solches Projekt nicht möglich wäre. Entscheidend aber bleibtangesichts des an Traditionsuniversitäten üblichen institutio-nellen Beharrungsvermögens (oder auch individueller Hart-leibigkeiten) eine starke äußere Motivation, um etwas zu tun,wie etwa das schlagende Ergebnis einer Brandschutzbegehungim betreffenden Institut zeigte.

Da der Vortrag von Horst Thomsen (Kiel) krankheitshalberkurzfristig entfallen musste, skizzierte dann Dr. Nobert Los-sau (Göttingen) den Strukturwandel im Aufgabenfeld der Fach-referentinnen und Fachreferenten aus Sicht der Direktionsebene.Dem klassischen Tätigkeitsfeld und wissenschaftsnahen Selbst-verständnis treten dabei zahlreiche neue Aufgaben hinzu, wor-unter Projektarbeit nur eine ist: Auch Koordination innerhalbder Bibliothek, Dienstleistungen für die Fakultät, Evaluatio-nen, Stabsaufgaben und immer mehr fachfremde Fachreferatefallen hier hinein. Gleichzeitig verliert das wissenschaftsnaheSelbstverständnis keineswegs an Geltung, sondern wird zu-künftig noch wesentlich stärker eingefordert. Als „FieldLibrarian“ verbringen Fachreferentinnen und Fachreferentenwesentlich mehr Zeit als bisher am Institut bzw. an der Fakul-tät, geben Impulse an die Wissenschaftler und engagieren sichin den Fachgesellschaften.

Hierbei stellt sich natürlich – wie schon beim Bonner Beispiel –die Frage nach den Ressourcen, insbesondere der Zeit von Fach-referentinnen und Fachreferenten, um sich all diesen Aufgabenzu stellen. Lossau gab daher auch einen Blick auf Möglichkei-ten zur Entlastung, sei es im Bereich der Erwerbung oder derErschließung. Ganz entscheidend ist aber auch der Beitrag derDirektion selbst: Klare konzeptionelle Arbeit und strategie-geleitete Vorgaben schaffen Orientierung und können die Ar-beit erleichtern. Dazu kommen „Services“ wie die Möglichkeit,nicht nur an bibliothekarischen, sondern auch an fachwissen-schaftlich Fortbildungen teilzunehmen oder die Kontaktpfle-ge innerhalb der Universität durch die Direktion selbst, dieauch für den Fachreferenten Türen zu öffnen vermag. Lossausieht also die Direktion stark gefordert, weshalb der vielleichtverständliche Wunsch, Aufgaben zu delegieren, enge Grenzenhat. Gleichzeitig ist bei allen zusätzlichen Aufgaben für dieFachreferentinnen und Fachreferenten das hervorstechendeMerkmal, das alte wissenschaftsnahe Selbstverständnis nichtnur zu behaupten, sondern auch tatsächlich einzulösen.

Die ganz entgegengesetzte Perspektive nahm dann zumAbschluss Dr. Marcus Schröter für die Kommission für Fach-referatsarbeit ein, indem er die ersten Ergebnisse der von derKommission durchgeführten Umfrage zum Verhältnis vonFachreferat und Projekt vorstellte. Eine Veröffentlichung derausführlichen Auswertung dieser Umfrage wird vorbereitet.Die Umfrage sollte erhellen, wie die Wandlung des Berufsbil-des von den Betroffenen selbst wahrgenommen wird: Ob alsChance und Bereicherung oder doch eher als Belastung. Dabeiwurde beispielsweise schon zu Beginn des von weit über 200Kolleginnen und Kollegen beantworteten Fragebogens klar,dass trotz der weitgehend traditionellen Ausbildung deutlichüber ein Viertel der Fachreferentinnen und Fachreferenten zu-nächst auf einer Projektstelle beginnen, ohne in der Mehrheitdafür ausgebildet worden zu sein. Auch wenn einige dabeiKenntnisse aus der vorangegangenen wissenschaftlichen Lauf-97

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VDB-Mitteilungen 2008/2 7

bahn besaßen, so ist dies doch angesichts dessen, dass es sichin zwei Drittel der Fälle um Projekte mit Förderung handelt,eher bedenklich. Die meisten Projekte sind dabei im Bereichder Informationsvermittlung bzw. der Benutzung angesiedelt,Erwerbung und Erschließung stellen die nächsten großen Be-reiche dar. Wichtiger als die Ressourcenausstattung für denErfolg des Projekts scheint die Integration des Projekts in denbibliothekarischen Alltag des Hauses zu sein. In dem Mo-ment, wo die Projekte „neben dem Haus her“ zu laufen begin-nen, sinken Akzeptanz, Erfolg und Nachnutzung der Ergeb-nisse in anderen Häusern rapide ab. Sind solche grundlegen-den Dinge aber geklärt, sehen die Fachreferenten und Fachrefe-rentinnen keinen Graben zwischen Projekt und Fachreferat:Sowohl die eigenen Fachreferate wie auch die anderen Fachrefe-renten würden von Projekten profitieren. Und da die meistenProjektarbeiter früher oder später auch im Fachreferat arbeiten,ist der Austausch gegeben.

Prof. Cornelia Vonhof (Hochschule der Medien Stuttgart), diegleichzeitig den Berufsverband BIB in Bozen vertrat, stieß aufhohe Aufmerksamkeit.

Der von Elisabeth Frasnelli und Daniel Weger vorgetrageneTätigkeitsbericht mit der Bilanz 2007 des BVS verdeutlichte dievielseitigen Aktivitäten des Bibliotheksverbandes beispielweisebei den Altbestandserfassungen, den Umsystematisierungennach der Einführung der neuen Einheitssystematik, der Alter-native „Interessenkreisaufstellung“, der Umstellung weitererBibliotheken auf die Software Bibliotheca2000 und der Orga-nisation zahlreicher Fortbildungen und sonstiger Veranstal-tungen. Der BVS hatte ausweislich des schriftlich vorgelegtenJahresberichts für 2007 insgesamt 1042 (2006: 932) Mitglieder:345 Bibliotheken, 22 Buchhandlungen und Verlage, außerdem675 Privatpersonen, von denen 531 die Unfallversicherung fürdie in vielen Bibliotheken Südtirols ehrenamtlich tätigen Mit-glieder in Anspruch genommen haben. Der BVS hat zur Er-füllung seiner Aufgaben momentan einen jährlichen Gesamt-etat von rund 800.000 Euro zur Verfügung, der durch Kon-ventionen und Beiträge, jedoch zu etwa 40 Prozent durch Er-löse aus den diversen Tätigkeiten des BVS gespeist wird.

Für die fälligen Gremienwahlen in den Ausschuss desBibliotheksverbandes (Amtsperiode 2008-2011) hatten sich 19Kandidat(inn)en beworben. Im Infoblatt des BVS „zum le-sen“ (Ausgabe April Nr. 1/2008) konnten sich die Mitgliederanhand jeweils eines Vorstellungstextes mit Foto schon vorabüber die 19 Bewerber(innen) informieren, die die SüdtirolerBibliothekslandschaft in ihrer Vielfalt widerspiegeln. Spannung

„Veränderung gestalten“Bericht von der 27. Jahreshaupt-versammlung des BibliothekverbandesSüdtirol (BVS) in Bozen

Wilfried Sühl-Stromenger, UB Freiburg i. Breisgau

Am 19. April 2008 fand im Pastoralzentrum von Bozen diesehr gut besuchte Jahreshauptversammlung (JHV) des BVSstatt, an der ich auf die freundliche Einladung des BVS, na-mentlich ihres Geschäftsführers Daniel Weger, als Vertreter desVDB teilnehmen durfte.

Gemäß dem Motto der diesjährigen JHV „Veränderung ge-stalten“ wurden am Vormittag drei Workshops zu denThemenfeldern „Kontraktmanagement und Zielvereinbarun-gen als Steuerungsinstrumente“, „Grundlagen der Kommu-nikation“ und „Qi- und Meridianübungen“ in den Räumender Freien Universität Bozen angeboten. Am Nachmittag folg-te dann die Mitgliederversammlung des BVS, zu der die am-tierende Vorsitzende Frau Elisabeth Frasnelli die zahlreich er-schienenen Mitglieder und Gäste herzlich willkommen hieß,ehe die Grußworte der Landesrätin für Familie, Denkmalpfle-ge und deutsche Kultur der Autonomen Provinz Bozen-Süd-tirol, Frau Sabina Kasslatter Mur, und eines Vertreters (W. Sühl-Strohmenger) der ausländischen Gäste folgten. Der Festvor-trag mit dem Thema „Zauberformel oder Teufelswerk: Kon-traktmanagement und Zielvereinbarungen als Steuerungs-instrumente – Von der Theorie zur Umsetzung“ von Frau

Was in allen Vorträgen als einheitliche Linie auffiel, war dieBedeutung der wissenschaftlichen Ausbildung für die Fachre-ferentinnen und Fachreferenten, sei es, um als vermittelnderGesprächspartner zur Verwaltung dienen zu können, um als„Field Librarian“ den betreuten Instituten und Fakultäten nahesein zu können oder um durch die Vertrautheit mit wissen-schaftlichen Arbeitsweisen auch „handwerklich“ mit Projektar-beit umgehen zu können. In allen Fällen ist die hochwertigeAusbildung der Fachreferenten der Schlüssel für alles andere –und das sollte als ein zentrales Ergebnis festgehalten werden.

Veranstaltungs-Homepage:<http://www.vdb-online.org/veranstaltungen/414/>

Vorstand und Vereinsausschuss

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bezüglich des Wahlausganges war also programmiert, denn eswaren ja nur neun Sitze zu vergeben. Die schließlich vomWahlausschuss präsentierten Gewählten durften sich über ih-ren Erfolg freuen, die dieses Mal Unterlegenen trugen es mitFassung – auch das imponierte dem ausländischen Gast. Soverwundert es auch nicht, dass sich dann alle – Gewählte undNichtgewählte – zum geselligen Ausklang in dem (seinemNamen glücklicherweise nicht gerecht werdenden) Gasthaus„Zur Löwengrube“ gemeinsam mit den Gästen einträchtig aneinen großen Tisch setzten und lebhaft über die gelungene 27.Jahreshauptversammlung und die weitere Zukunft des BVSdiskutierten.

Nach sechsjähriger erfolgreicher Amtszeit als Präsidentin desBVS kandidierte Elisabeth Frasnelli, Leiterin der Universitäts-bibliothek der Freien Universität Bozen, dieses Mal nicht mehrfür den neunköpfigen Ausschuss des Bibliotheksverbandes.In ihrer bekannten Bescheidenheit verbat sich Elisabeth Frasnellijegliche Lobesworte zu ihrem Wirken als BVS-Präsidentin,konnte sich damit allerdings (wohl erstmals in ihrer Amtszeit)nicht durchsetzen. Die Landesrätin sprach ihr die besondereAnerkennung für die geleistete Arbeit an der Spitze des BVSaus. Daniel Weger betonte ihr nachhaltiges Engagement beider Weiterentwicklung des BVS in Richtung auf eine moderneDienstleistungseinrichtung für die Bibliotheken des Landes.

Der Auf- und Ausbau einer engen Zusammenarbeit zwischendem BVS und dem VDB war Elisabeth Frasnelli ein besonde-res Anliegen und dafür möchten auch wir uns an dieser Stelleausdrücklich bedanken! Die seinerzeit vom BVS angeregte undvon den deutschen, österreichischen und schweizerischenBibliotheksverbänden mitgetragene internationale Fachtagung„Die Lernende Bibliothek / La bibliotheca apprende“ ist sicht-barer Ausdruck dieses gemeinsamen Engagements, das auchfür zukünftige Kooperationsvorhaben mit dem neu gewähl-ten Ausschuss und Vorstand des BVS ein tragfähiges Funda-ment bilden dürfte.

Der BVS-Ausschuss hat Frau Gerlinde Schmiedhofer (ECO-Library Bozen) zur neuen Vorsitzenden für die Amtsperiode2008-2011 gewählt. Wir wünschen ihr und dem neu gewähltenAusschuss viel Erfolg für die nächsten Jahre und hoffen aufeine weiterhin gute Zusammenarbeit zwischen BVS und VDB.

Bilder von der Jahreshauptversammlung finden Sie unter:<http://picasaweb.google.de/bibliotheksverband/BVSJahreshauptversammlung2008>

In eigener SacheLiebe Kolleginnen und Kollegen,

vor acht Jahren starteten die VDB-Mitteilungen als eigen-ständiges Vereinsorgan des VDB, denn nach der Fusiondes seinerzeit mitherausgebenden Vereins der Diplombi-bliothekare an wissenschaftlichen Bibliotheken (VdDB)mit dem Verein der Bibliothekare und Assistenten (vba)zum Berufsverband Information Bibliothek (BIB) konntedas gemeinsame VDB/VdDB-Rundschreiben nicht mehrweitergeführt werden. Seit dieser Zeit habe ich mich umdas Layout der VDB-Mitteilungen gekümmert, tatkräftigunterstützt durch meine Redaktionskolleginnen Hanne-lore Benkert (bis 2006) und Dr. Marion Grabka (seit 2006).Viele Stunden sind von allen Beteiligten in diese ehren-amtliche Arbeit geflossen, und ich hoffe, dass sich dieMühe gelohnt hat und die VDB-Mitteilungen - wie es derdamalige VDB-Vorsitzende Dr. Wolfgang Dittrich in sei-nem Grußwort formulierte - es geschafft haben, „einemöglichst intensive Verbindung zwischen unseren Mit-gliedern, den Landesverbänden und dem Vorstand undVereinsausschuss herzustellen“. Nun ist für mich die Zeitdes Abschieds gekommen; dies wird die letzte Ausgabeder VDB-Mitteilungen sein, an der ich mitarbeite. Grün-de hierfür sind vor allem gewachsene Anforderungen undVerantwortlichkeiten im eigenen Haus sowie der in denletzten Jahren deutlich höhere Aufwand für Pflege undtechnische Weiterentwicklung der VDB-Website, eine Auf-gabe, die ich auch weiterhin wahrnehmen werde. Trotzeiniger Wehmut bin ich froh, die Aufgabe des Layouts derVDB-Mitteilungen in andere Hände legen zu können. Ab2009 wird unsere Mitgliederzeitschrift in der Universitäts-bibliothek Augsburg ihre äußere Gestalt erhalten, und ichbin sicher, dass damit eine gute Wahl für die Zukunft derVDB-Mitteilungen getroffen wurde. Ich danke Ihnen -Beiträgern wie Lesern - für die jederzeit freundliche Unter-stützung dieser Arbeit für unseren Berufsverband undwünsche den VDB-Mitteilungen noch viele Jahre sowieden Augsburger KollegInnen viel Erfolg!

IhrBurkard Rosenberger

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Thema: Wen stelle ich ein?Einführung

Dr. Annette Gerlach, ZLB Berlin (Kommission für beruflicheQualifikation)

Ein Beispiel aus dem bibliothekarischen Alltag (wenn auch indiesem Fall nicht unmittelbar aus dem höheren/wissenschaft-lichen Dienst): Eine Stelle wird im Angestelltenverhältnis aus-geschrieben, gefordert ist eine einschlägige Fachhochschulaus-bildung zur Diplombibliothekarin/zum Diplombibliothekaroder „vergleichbare Kenntnisse und Fähigkeiten“. Ausgewähltwird eine Person, die den Magisterabschluss an der Humboldt-Universität zu Berlin erworben hat. Bei der Eingruppierungs-überprüfung wird ihr die formale Qualifikation abgesprochenund sie wird „im Wege der Lückenfüllung in die nächst-niedrigere Vergütungsgruppe eingruppiert“. Das Ende dieserGeschichte bleibt an dieser Stelle offen, aber es ist symptoma-tisch für die Verunsicherungen, die eine Folge der zahlreichenÄnderungen der letzten Jahre (nicht nur im höheren Dienst)sind.

Die Kommission für berufliche Qualifikation hat daher imvorletzten Heft der VDB-Mitteilungen einen ersten Überblicküber die aktuelle Ausbildungssituation im Bereich wissenschaft-licher Bibliothekare (höherer Dienst) gegeben. Auf demBibliothekartag in Mannheim wurde auf einer Podiumsdis-kussion über die Folgen des Bologna-Prozesses diskutiert; derRegionalverband Berlin/Brandenburg führte zu den Fragennach den heute notwendigen Kenntnissen und Fähigkeitenund den daraus erwachsenden Folgen für die Ausbildung, eben-falls eine Podiumsdiskussion durch (Bericht im vorliegendenHeft, S. 21f).

Das Laufbahnrecht befindet sich im Bund und in den Ländernin Überarbeitung. Informationen über Veränderungen sinddaher weiterhin wichtig. Aber vor allem auch eine Diskussionüber die Anforderungen an die Ausbildung aus Sicht der Bi-bliotheken selbst. Mit Beiträgen von Bibliotheksdirektor(inn)enwird das Thema nun bewusst aus der Perspektive derer aufge-griffen, die selbst Stellen ausschreiben und besetzen. Die Bei-träge haben unterschiedliche Schwerpunkte: Mal eher inhaltlichauf die Aufgaben der Bibliothekare bezogen, mal eher miteinem formalen Ansatz, mal eher mit Blick auf die Aus-bildungsphase selbst. Doch abzuschließen ist die Diskussiondamit keineswegs, im Gegenteil, wir möchten ausdrücklich er-mutigen und auffordern, dass sich im VDB die Diskussionfortsetzt. Die Mailingliste des VDB ist dafür ein gutes Medi-um.

Letztlich sind die Fragen, die hier angeschnitten werden, sol-che, die mit den Aufgabenschwerpunkten in den modernenBibliotheken und letztlich mit dem sich verändernden Berufs-

bild zu tun haben. Die Bibliothekswelt befindet sich im Wan-del, die eine perfekte Musterlösung ist nicht (mehr) möglich.Umso wichtiger der differenzierte und kritische Blick und dieDiskussion.

Themen

Qualifikationen für den höheren/wissenschaftlichenBibliotheksdienst

Dr. Hannsjörg Kowark, WLB Stuttgart

Der Beruf des wissenschaftlichen Bibliothekars hat in den letz-ten zehn Jahren hinsichtlich der Aufgaben und Anforderun-gen grundlegende Veränderungen erfahren. Aus der klassischenBibliothek ist ein Informations- und Medienzentrum gewor-den, das neben der traditionellen Bereitstellung von Medienund Informationen in gedruckter und elektronischer Form vorallem jedoch Fähigkeiten und Fertigkeiten der Informations-suche, der Informationsauswahl und -bewertung vermittelt.Bibliotheken sind zu ausgewiesenen Lernorten geworden mitdem Ziel, ihrer Klientel das Navigieren und Finden zertifizierterInformation in einem immer unübersichtlicheren Informa-tionsdschungel zu ermöglichen. Dieser Entwicklung müssendie Qualifikationen für den Beruf des wissenschaftlichen Bi-bliothekars Rechnung tragen.

Das Berufsbild eines Bibliothekars des höheren Dienstes ver-langt in erster Linie eine gute Allgemeinbildung sowie ein breitangelegtes Hochschulstudium mit soliden Fachkenntnissen.Spezialkenntnisse sind in den Sondersammlungen mit um-fangreicheren Altbeständen sowie im IT-Bereich erforderlich.Neben der Bereitschaft und Fähigkeit, Verwaltungs- und Füh-rungsaufgaben zu übernehmen, bilden die soliden fach-wissenschaftlichen Kenntnisse die unverzichtbare Grundlagefür die gesamte spätere berufliche Tätigkeit des wissenschaftli-chen Bibliothekars. Der Bibliothekar des höheren Dienstes sollteüber folgende Qualifikationen verfügen:

• eine gute und breite Allgemeinbildung• ein breit angelegtes Hochschulstudium• Bereitschaft der ständigen Fortbildung in den studierten

Fächern• die Bereitschaft zur Betreuung fachfremder Fachreferate und

die Fähigkeit, sich in andere Fachreferate rasch einzuarbei-ten

• strukturierte Arbeitsweise, um auch größere Arbeitsmengenzügig bewältigen zu können

• Aufgeschlossenheit für elektronische Medien und die Be-reitschaft, die rasanten Entwicklungen in diesem Bereichnachzuvollziehen mit dem Ziel, für die unterschiedlichenNutzergruppen entsprechende Angebote zu entwickeln

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• Kommunikationsfähigkeit und Geschick im Umgang mitverschiedenen Nutzergruppen (von Schülern bis zu Senio-ren)

• didaktische Fähigkeiten (Vermittlung von Informations-kompetenz)

• Fähigkeit, den Bestand des eigenen Faches im Rahmen ei-ner Ausstellung präsentieren zu können

• Verständnis für Fragen der Bestandserhaltung

Für den Bestandsaufbau in den zu vertretenden Fächern sowieals Kooperationspartner der Fachbereiche in den universitärenSystemen ist die fachliche Qualifikation zumindest in Grund-lagenfächern ebenfalls unabdingbar. Ohne eine wissenschaftli-che Qualifikation ist die Vermittlung von Informations- undMedienkompetenzen nur schwer möglich. Angesichts ständigwachsender Anforderungen durch die „Teaching Library“ kanndarauf nicht verzichtet werden.

Die Mitarbeit in der Bibliotheksverwaltung erfolgt überwie-gend als Leiter eines Arbeitsbereiches bzw. einer Abteilung oderdurch die Übernahme von Stabsstellen. Erforderlich hierfürsind Führungsqualitäten (insbesondere die Fähigkeit zur Per-sonalführung), soziale Kompetenzen sowie Organisationsfä-higkeit. Durch die bibliothekarische Ausbildung sollte derAbsolvent Verständnis für Bibliothekssysteme und bibliothe-karische Geschäftsgänge erworben haben, wodurch er auch not-wendige Veränderungen im Geschäftsgang einer Bibliothek be-gründen bzw. durchführen kann. Eine ausgeprägte Dienst-leistungsorientierung sowie die Einsicht in die Notwendigkeitder Zusammenarbeit mit anderen Bibliotheken bzw. kulturel-len Einrichtungen sollten ebenso vorhanden sein sowie dieBereitschaft, die Dienstleistungen der Bibliothek durch Veran-staltungen aktiv nach außen zu vertreten.

Den wissenschaftlichen Bibliothekaren wird in den kommen-den Jahren in noch viel stärkerem Maße Flexibilität undInnovationsbereitschaft abverlangt werden. Aufgrund ihrerfachlichen Qualifikation und den in den Bibliotheken vorhan-denen Ressourcen wird ihnen als Informationsspezialisten imRahmen der Informationsversorgung von Wissenschaft, For-schung und Lehre in Zukunft eine Schlüsselrolle zufallen.

Berufseinsteiger im wissen-schaftlichen Bibliotheksdienst:Wen stelle ich ein?

Dr. Karl Werner Finger, Dr. Christian Oesterheld, UrsulaJäcker (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz)

Die Staatsbibliothek zu Berlin ist bis jetzt in der glücklichenLage, freiwerdende Stellen im höheren Bibliotheksdienst inder Regel auch wiederbesetzen zu können. Daher hat eine Dar-stellung der Kriterien, die uns bei der Personalauswahl im wis-senschaftlichen Dienst leiten, erfreulicherweise eine reale undaktuelle Bedeutung.

Mit den grundlegenden Veränderungen der vergangenen Jahreund Jahrzehnte in der Welt der Bibliotheken hat sich auch das

Anforderungsprofil bei Neueinstellungen im höheren Dienstverändert: Der Medienwandel und der flächendeckende Ein-zug der Informationstechnik, genauso aber neue Bedürfnisseder Leser, entstanden aus neuartigen Arbeitsformen der Wis-senschaft, und die konsequentere Orientierung der bibliothe-karischen Tätigkeit daran – etwa die aktive Informationsver-mittlung und Beratung – haben zu tiefgreifenden Verände-rungen geführt. Bei der Einstellung junger Kollegen müssenwir daher auf die Kompetenzen und Kenntnisse derjenigenschauen, die morgen unsere Einrichtungen in einem sich zwei-fellos weiter rapide entwickelnden Umfeld zur Bewährung füh-ren müssen. Dabei hängt die Fähigkeit der Bibliotheken, dieseHerausforderungen zu bestehen, zuallererst von der Qualitätder Ausbildung ihrer neuen Mitarbeiter ab.

Während früher beim Einstieg in den Beruf die Auswahl imallgemeinen von der Orientierung an den Wissenschaftsfächerngeprägt war, in denen – vor allem mit Blick auf die Fachreferate– Ergänzungsbedarf bestand, reicht fachliche Passgenauigkeitallein heute nicht mehr aus: Hinzu kommen, nicht minderwichtig, die allgemeinen Qualifikationsmerkmale, über die dieneuen Kolleginnen und Kollegen für ein breites späteres Ein-satzspektrum verfügen müssen. Die Staatsbibliothek zu Ber-lin als große universale Forschungsbibliothek mit dem Schwer-punkt in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften wirdzwar immer Wert legen auf eine solide wissenschaftliche Qua-lifikation, eine hervorragende Allgemeinbildung, Erfahrungenmit anderen Ländern und Kulturen sowie breite Fremdspra-chenkenntnisse. Elementare Voraussetzungen sind Aufge-schlossenheit für moderne Informationsdienstleistung fürForschung und Wissenschaft und ihre informationstechnolo-gischen Grundlagen auf der einen Seite, auf der anderen Seitedas Verständnis der Aufgaben einer Kulturinstitution mit hi-storischen und modernen Sammlungen von nationalem undinternationalem Rang, die zu bewahren und stets neu zu ver-mitteln sind. Aber heute muss ein Interessent weitere ent-scheidende Eigenschaften mitbringen: hohe analytische undkonzeptionelle Begabung, das Vermögen, sich schnell auf neueThemen und Randbedingungen einzustellen, die Fähigkeit zurArbeit im Team und in Projekten, zuverlässiges Urteilsvermö-gen und intellektuelle Beweglichkeit, ausgeprägte Kommunikat-ions- und Vermittlungskompetenz.

Diese Fähigkeiten muss eine zeitgemäße und gründliche bi-bliothekarische Ausbildung vermitteln, die wir von unserenBewerbern fordern. Fundierte praxisbezogene Erfahrungen,die ein zeitlich ausreichend bemessener und breit angelegterpraktischer Ausbildungsanteil garantiert, stellen für die Staats-bibliothek dabei ein zentrales Element der Qualifikation dar.Dabei geben wir einer möglichst generalistisch konzipiertenPraktischen Ausbildung den Vorzug vor einer allzu frühenSpezialisierung. In der Theoretischen Ausbildung sollen dieseErkenntnisse reflektiert, vertieft und in einen einrichtungsüber-greifenden Kontext gestellt – und dabei auch kritisch hinter-fragt werden. Dabei ist das formale Modell, in dem die biblio-thekarische Qualifikation erworben wird, bei der späteren Aus-wahl für Stellen nicht das entscheidende Kriterium: Die Staats-bibliothek selber setzt auf die bewährte Ausbildung in Formdes Bibliotheksreferendariats mit der theoretischen Ausbildungund Laufbahnprüfung an der Bayerischen Bibliotheksschulein München und macht damit gute Erfahrungen. Wir verste-Th

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Der höhere/wissenschaftliche Dienstin Bibliotheken - was braucht diePraxis?

Prof. Dr. Claudia Lux, ZLB Berlin

Die Veränderung der Ausbildung im höheren Dienst bekamvor mehr als 20 Jahren eine erste moderne Komponenten durchdie Einführung neuer Technologien in den Universitäts- undLandesbibliotheken und den damit verbundenen Veränderun-gen. Mit Management und IT wurde das Unterrichtsangeboterweitert. Das bisherige Curriculum gänzlich neu zu gestaltendauerte länger, denn Bibliotheksgeschichte und Katalogisie-rung, die beiden heiligen Kühe der Ausbildung zum höherenBibliotheksdienst mit einem sehr hohen Zeitanteil in der Aus-bildung, mussten deutlich reduziert werden. Heute hat sich

hen den Vorbereitungsdienst dabei als ein Pendant zu denTrainee-Programmen großer Unternehmen, das neben demausgeprägten Praxisbezug vor allem auch eine sorgfältige Aus-wahl der bestqualifizierten Bewerber um die Ausbildung er-möglicht – mit dem Vorteil, dass das Referendariat zusätzlicheine qualitätvolle theoretische Fundierung leistet.

Dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz uns jährlich vierReferendarsstellen zur Verfügung stellt, ist eine günstige Vor-aussetzung für die kontinuierliche Weiterentwicklung unsererAusbildungsarbeit. Dabei haben wir nicht nur unseren eige-nen Personalbedarf der kommenden Jahre im Blick, sondernberücksichtigen mit dieser hohen Ausbildungsleistung denBedarf der anderen wissenschaftlichen Bibliotheken des Bun-des und auch der Bundesländer. Die Laufbahnbefähigung fürden höheren Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken ist eineregelmäßige Anforderung an Bewerber um Stellen im wissen-schaftlichen Dienst der Staatsbibliothek, doch sind entspre-chend dem besonderen Anforderungsprofil einer Stelle undder individuell nachgewiesenen Qualifikation auch Bewerberin Auswahlverfahren erfolgreich gewesen, die ihre bibliotheka-rischen Fachkenntnisse auf andere Weise erworben haben. Daunbefristete Stellen im höheren Dienst an der Staatsbibliothekhäufig sowohl im Beamten- als auch im Angestelltenverhält-nis besetzt werden können, bestehen hier meist keine formel-len Hürden.

Ausschlaggebend für den Erfolg eines Bewerbers ist letztlichimmer die Kombination von überzeugender Eignung für dasgesuchte Tätigkeitsfeld, ausgeprägten Allgemeinqualifikationen,qualitätvoller bibliothekarischer Ausbildung, hoher Belastbar-keit sowie der Bereitschaft zur Übernahme weiterer Aufgaben-bereiche jenseits des engeren persönlichen fachlichen Profils,gerade in den Bereichen mit Verbindung zur Informations-technologie, zur betrieblichen Organisation und Steuerung undzur Projektentwicklung und -leitung. Bewerber, die dies mit-bringen, können uns helfen, unsere wissenschaftlichen Dien-ste auch in den kommenden Jahren dynamisch weiterzuent-wickeln und flexibel an die kommenden Aufgabenstellungenanzupassen.

das Bild gewandelt und muss erneut überarbeitet werden, umsich den technischen und gesellschaftlichen Veränderungenanpassen zu können.

Welche Anforderungen stellt eine Landesbibliothek wie die ZLBan den zukünftigen höheren Dienst, an ihre wissenschaftli-chen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen? Es werden sowohlbestimmte Fachkenntnisse als auch persönliche Fähigkeitenbenötigt, um die Anforderungen an ein modernes Bibliotheks-wesen erfüllen zu können. Kennzeichnend für den Trend imBibliothekswesen heute sind neue Aufgaben und eine stärkereSpezialisierung bei Projekten. Dabei bleibt die Anforderungbestehen, das Gesamtsystem Bibliothek, in dem Entscheidun-gen an verschiedenen Stellen miteinander verknüpft sind, sta-bil zu halten. Der höhere Dienst muss bei aller Spezialisierungdiesen fachlichen Blick auf das Gesamtsystem haben und seineStabilität im Prozess des Wandels gewährleisten.

Drei Hauptbereiche sind für die fachlichen Kenntnisse dieserGruppe zu benennen, wobei hier mit ‚Literatur’ Inhalte inallen Medienformaten sowie wissenschaftliche Daten gemeintsind. Literaturauswahl, -erschließung und -präsentation imanlogen und digitalen Bereich auf hohem technischen Niveauunter Beachtung der entsprechenden rechtlichen Bedingungenbleibt ein wichtiges sich erweiterndes Aufgabengebiet für denhöheren Dienst. Wissenschaftliche Mitarbeiter werden verstärktdie Angebotsplanungen abgestimmt auf die heutigen und zu-künftigen Nutzerinteressen konzeptionell erarbeiten.

Fachkenntnisse sind für die Kooperation mit Partnern, fürLizenzfragen sowie für die rechtlichen Bedingungen notwen-dig. Die Rolle dieser Aufgabe im Gesamtsystem eines Landeszu kennen und zu wissen, wie man die Bibliothek innerhalbeiner Gruppe von Kooperationspartnern platziert, das sindKenntnisse, die man fachlich erwerben kann. Für eine Landes-bibliothek sind hier die historischen Fachkenntnisse immernoch wichtig und relevant. Verstärkt die inhaltliche digitaleAufbereitung und die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeitzu leisten heißt, das regionale Wissen global zu präsentieren.

Kenntnisse in der digitalen Erwerbung und Speicherung so-wie der digitalen Langzeitarchivierung sind für die Pflicht-exemplarbibliotheken besonders notwendig. Daher sind guteKenntnisse über alle Bereiche der Digitalen Bibliothek not-wendig, die auch stärker die technischen Bereiche betreffen.Selbstständige Organisation und Durchführung von Digitali-sierungsprojekten mit der Verantwortung für Mitarbeiter undTechnologieentscheidungen werden in Zukunft noch mehrgefragt werden. Weiterhin erfordert die bibliotheksweite Ko-ordination der Bestandserhaltung aktuelle Kenntnisse über dielaufenden Forschungen auf diesem Gebiet sowie die fachlicheBeurteilung von Bibliotheksanbietern. Übergreifende Projekteim Bereich der Bestandserhaltung müssen vom höheren Dienstfachlich entwickelt und koordiniert werden.

Bibliotheksbauliche Planungen sowie Um- und Anbauten be-nötigen die konzeptionelle Begleitung durch den höherenDienst, um die ineinandergreifenden Geschäftsgänge einerLandesbibliothek mit ihren speziellen Anforderungen zu be-rücksichtigen. Aufgabenkoordination zwischen Bibliothek undVerbund sind weitere fachliche Chancen für den höheren Dienst. Th

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Im Bereich der Aktivitäten mit den Nutzern kann der höhereDienst die Bildungsarbeit der Bibliothek durch Schulungenzur Informationskompetenz sowie mit dem Aufbau von E-Learning-Kursen für die Nutzer von Landesbibliotheken un-terstützen. Der Aufbau sozialer Netze im Web und die Kom-munikation mit den Nutzern über die Angebote und Aktivi-täten der Bibliothek wird ein weiteres Aufgabenfeld werden.Dieses Spektrum muss von der Ausbildung zum höherenDienst abgedeckt werden.

Aufbau und wirtschaftlich erfolgreiche Leitung eines Publika-tionsbereiches sowie das Schreiben wissenschaftliche Aufsätzeist eine Anforderung an den höheren Dienst. Basiskenntnissein Statistik, Controlling, Personalrecht und Vergaberecht wer-den als übergeordnete Fachkenntnisse von den Kräften deshöheren Dienstes gefordert, die Personalverantwortung tra-gen oder für Leistungsbereiche zuständig sind. Hier geht esauch um die Aufbereitung für die Positionierung und Wir-kung der Bibliothek vor ihrem Unterhaltsträger. Antragstel-lung für Drittmittel, Projekterfahrung bis hin zum Einwerbenvon Sponsorengelder sind zu fordernde Kenntnisse, die inden Landesbibliotheken dringend gebraucht werden. Der hö-here Dienst sollte Öffentlichkeitsarbeit und Marketing besserbeherrschen, da sie für die Bibliotheken höchst relevante Berei-che sind, zu denen Methodenwissen durch Praktika in relevan-ten Institutionen erworben werden sollte. Weitere fachlicheKomponenten sind selbständige Managementaufgaben fürgrößere organisatorische Einheiten, und Personalführung un-ter den Bedingungen eines ständigen Wandels.

Neben den bibliotheks- und informationswissenschaftlichenFachkenntnissen wird eine hohe persönliche Kompetenz, dieÜbernahme von verantwortlichen Entscheidungen und eineausgeprägte Veränderungsbereitschaft in der Landesbibliothekgefordert. Hinzu kommen Verhandlungsgeschick und Kom-munikationsfähigkeit, Flexibilität und Durchsetzungskraft. Fürreine Managementposten werden oft diese Führungseigen-schaften als ausreichend für die Leitung von Bibliotheken an-gesehen. Gerade aber weil Bibliotheken ein so fein abgestimm-tes Gesamtsystem abbilden, sind die oben genanntenbibliotheks- und informationswissenschaftlichen Kenntnisseunabdingbar. Mit einer neuen Generation von Bibliothekarenund Bibliothekarinnen des höheren Dienstes, die dynamisch,zielstrebig, veränderungsbereit und global arbeiten wollen,können wir dann erheblich Fortschritte in der Entwicklung derBibliotheken in Deutschland erzielen.

Veränderungen in Nordrhein-Westfalen

Albert Bilo, UB Duisburg-Essen (Vorsitzender der Arbeitsge-meinschaft der Universitätsbibliotheken NRW)

Nordrhein-Westfalen hat den Vorbereitungsdienst für denhöheren Bibliotheksdienst 2002 mit der Einstellung der letz-ten Referendare als verwaltungsinterne Ausbildung eingestellt,aber nicht ersatzlos. Neu eingeführt wurde der Zugang zumhöheren Bibliotheksdienst durch eine Änderung der Laufbahn-

verordnung NW 2000 als Laufbahn besonderer Fachrichtung.Von Bewerbern für die „Laufbahn des höheren Dienstes inBibliotheken“ wird nach der Hochschulprüfung ein abgeschlos-senes Zusatzstudium „Bibliotheks- und Informationswesen“MALIS an der Fachhochschule Köln gefordert. Zusammenmit dem durch die Erste Staatsprüfung oder Hochschulprüfungabgeschlossenen Fachstudium an einer Universität und einerhauptberuflichen Tätigkeit von zwei Jahren wird die Laufbahn-befähigung erreicht und ist eine Verbeamtung möglich. FürAssessoren des Bibliotheksdienstes, die ihre Laufbahn-befähigung in einem anderen Bundesland erworben haben,besteht die Möglichkeit, mit den Absolventen des Zusatz-studiums gleichgestellt zu werden. Diese Regelung gilt noch,wird aber in Kürze im Punkt des FH-Abschlusses modifiziertwerden müssen. Im Zuge des Bologna-Prozesses wird vor-aussichtlich ab Sommer 2008 in Köln ein akkreditierterWeiterbildungsmaster den Zusatzstudiengang MALIS ablö-sen <http://www.fbi.fh-koeln.de/studium/wbma/wbma.htm>. Die Arbeitsgemeinschaft der Universitätsbiblio-theken NW ist zur Zeit mit dem zuständigen Ministerium imGespräch, um in dieser Hinsicht die Laufbahnverordnung an-zupassen. Ideal wäre, wenn mit dem Weiterbildungsmaster,der eine einjährige Praxisphase voraussetzt, zugleich dieLaufbahnbefähigung erworben und unmittelbar die Verbeam-tung zugelassen würde. Eine solche Regelung ist allerdingserst im Klärungsstadium. - Für die weitere Diskussion solltennoch folgenden Stichpunkte bedacht werden:

Es erscheint konsequent, wenn Mastertitel im europäischenKontext gleichgestellt werden, unabhängig davon, bei welchemHochschultypen sie erworben wurden, soweit es sich um ak-kreditierte Studiengänge handelt. Es ist dann Angelegenheitder einstellenden Behörde, auf welchen Studienabschluss sieschaut, um ein Anforderungsprofil für eine spezifische Stellebedienen zu können. Der Weiterbildungsmaster an der FHKöln wird sowohl Studierenden mit Bachelor als auch mitMasterabschluss offen stehen. Es sind dann die Fälle vorstell-bar, dass einem BA in einem Fach ein Bibliotheksmaster folgt,einem BA in Bibliothekswesen ein Master in Bibliothekswe-sen oder einem Master in einem Fach ein Weiterbildungsmasterin Bibliothekswesen.

Im Haushaltsplan 2008 NRW ist bereits die Funktionszu-schreibung zu den Laufbahnen des Bibliotheksdienstes wie inallen anderen Laufbahnen nicht mehr ausgewiesen, sodass vonder Papierlage her die Bindung z.B. einer A9 oder A13 - Stellean eine spezifische Laufbahn aufgehoben ist. In Folge derFöderalismusreform, der weiteren Entwicklung der Verbeam-tungen in den Ländern, der Tatsache, dass die Regierungsbe-amten der Hochschulen des Landes NRW aufgehoben und inBeamte ihrer Hochschulen (Hochschulfreiheitsgesetz) gewan-delt wurden, entstehen eine Reihe von Variationen.

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Über die Aufgabe dieses Bibliothekartags 1933 sagte der VDB-Vorsitzende in seiner Begrüßungsansprache zu den Mitglie-dern: „…so bekennen wir laut, dass wir uns selbst und unsereVereinigung vorbehaltlos einreihen in die neue Arbeitsfrontdes Staates.“ (a.a.O., S. 511) Die Bücherverbrennung vier Wo-chen zuvor entsetzte Hilsenbeck nicht. Sie war für ihn keinFanal, über das die Bibliothekare als Hüter des Buches und alsVerantwortliche für Kulturgüter entsetzt sein müssten. ImGegenteil: Er verharmloste sie und verdrehte ihre Absichten inironischer Tonlage. Hilsenbeck machte sie zu einem derbenstudentischen Scherz, zu einem falschen Ansatz, um beste-hende Raumnöte der Bibliotheken zu lindern: „Unsere liebestudentische Jugend hat freilich eine Doktor-Eisenbart-Kur“entdeckt und „in frohem Wagemut …einen kleinen Teil (derBuchproduktion, U.H.) raschem Flammentode überliefernwollen; aber wir tragen doch Bedenken, dies System so weitauszubauen, bis alle Raumklagen verstummt sind“ (a.a.O., S.510). Immerhin, man trug Bedenken.

Dann kündigte der VDB-Vorsitzende den eingeladenen Vor-trag von Dr. Joachim Kirchner an. Kirchner war damals Direk-tor der Freiherrlich Carl von Rothschildschen Bibliothek inFrankfurt/M., einer Stiftung der jüdischen Familie Rothschild(!), außerdem Parteigenosse der NSDAP und Mitglied der SA.Er trat im Braunhemd der Nazis vor und referierte über „Schrift-tum und wissenschaftliche Bibliotheken im nationalsozialisti-schen Deutschland“ (a.a.O., S. 514-525). Es erscheint uns heu-te unglaublich: Kirchner meinte ungerührt, die Bücherverbren-nungen seien eben der notwendige Anfang einer neuen Aus-richtung der Kulturpolitik gewesen. Er fuhr fort: „Wichtigerals diese ohne Frage notwendige Vernichtungsarbeit scheintmir aber der Aufbau unseres deutschen Schrifttums zu sein.“(a.a.O., S. 515) Er forderte „eine Erneuerung des wissenschaft-lichen Schrifttums im Geiste der Bewegung Adolf Hitlers“(a.a.O., S. 519). Das bedeute strenge Aussonderung und Zen-sur an den Beständen der wissenschaftlichen Bibliotheken,Verknappung des Ankaufs von ausländischer Literatur, stren-ge Sparsamkeit in der Erwerbung und Ankauf von Werken ,„die die heranwachsende Jugend eines neuen völkischen Men-schentums benötigt“ (a.a.O., S. 520). Man müsse auch dieAusbildung der wissenschaftlichen Bibliothekare neu regeln:Nationalsozialistisches Gedankengut im Vordergrund, staats-bürgerliche Erziehung, Buchauswahl nach „völkischen Ge-sichtspunkten“, Mitgliedschaft in Wehrverbänden usw. (a.a.O.,S. 524). Die nationalsozialistische Intonation des Bibliothekar-tags und der Mitgliederversammlung 1933 mag vielen Berufs-kollegen damals wie ein böser Traum vorgekommen sein. Imhistorischen Rückblick war Kirchners Vortrag die schrille Be-gleitmusik zu der schnellen Anpassung des VDB an die Herr-schaft der Nationalsozialisten.

Georg Leyh vermerkte in seinem Tagungsbericht, zwei Aspek-te der Gegenwart seien in Darmstadt deutlich geworden: „DasLeistungsprinzip und der Führergedanke“ (a.a.O., S. 504). DasVereinsmitglied Dr. Hans Praesent, ein renommierter Biblio-graph der Deutschen Bücherei Leipzig, sagte es deutlicher. SeinBericht im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel vom22. Juli 1933 über den Darmstädter Bibliothekartag ist treffendüberschrieben: „Der 29. Deutsche Bibliothekartag: Gleichschal-tung des Vereins Deutscher Bibliothekare“ (Jg. 100/1933, Nr.168, S. 536/537). Praesent resümierte zustimmend: „Die Gleich-

Thema: Der Verein DeutscherBibliothekare 1933/1934 –schnelle Anpassung nach derMachtergreifungDr. Ulrich Hohoff, Augsburg (1. Vorsitzender)

Im Mai 1933 fanden die Bücherverbrennungen als Veranstal-tungen der deutschen Hochschulen statt. Der Verein Deut-scher Bibliothekare passte sich damals sofort der nationalso-zialistischen Politik an. Hier sei kurz an die Vorgänge vor 75Jahren erinnert.

Am 30.1.1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt.Er berief im März 1933 Dr. Joseph Goebbels zum Reich-minister für Volksaufklärung und Propaganda. Das „Gesetzzur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ folgte An-fang April 1933. Die Einführung des „Ariernachweises“ hattezur Folge, dass für mehr als die Hälfte der jüdischen Bibliothe-kare ein Berufsverbot galt. Wie viele Verbandsmitglieder be-troffen waren, wissen wir nicht. Immerhin sind einige Schick-sale jüdischer wissenschaftlicher Bibliothekare inzwischen er-forscht. Im April 1933 kam es auf Goebbels’ Initiative hin imNS-Studentenbund zu der „Aktion wider den undeutschenGeist“ und zur Sammlung „zersetzenden Schrifttums“. BeideAktionen gipfelten am 10. Mai 1933 in großen Hochschul-veranstaltungen mit Bücherverbrennung in 22 deutschenHochschulstädten. Die Bücherlisten dafür hatte der Bibliothe-kar Dr. Wolfgang Herrmann vorbereitet.

In diesem Umfeld der Machtergreifung fand vier Wochen spä-ter, am 8./9. Juni 1933, der 29. Deutsche Bibliothekartag inDarmstadt statt. Sein Ablauf ist im Jubiläumsband 50 desZentralblatts für Bibliothekswesen (ZfB) dokumentiert. Dr.Georg Leyh, der Direktor der Universitätsbibliothek Tübin-gen, bezeichnete im Tagungsbericht (Sommerheft 7/8) mitdeutlichen Worten den politischen Anlass des Treffens („DerSieg der nationalen Revolution, der eine Gleichordnung allerVerbände nach sich zieht…“, ZfB, Jg. 50/1933, S. 501). An-schließend liest man im Bericht von Dr. Anton Preis, UB Mün-chen, über die VDB-Mitgliederversammlung, es sei „nach denBedingungen, die in dem Rundschreiben vom 27. April vomReichsminister des Innern gefordert sind (Gleichschaltung)“ein neuer Vorstand zu wählen gewesen. Dabei sei es wichtiggewesen, „darauf zu sehen, dass die gesamte Vorstandschaftin beachtlicher Zahl aus Mitgliedern der NationalsozialistischenPartei besteht“ (a.a.O., S. 506). Am 6. Mai 1933 - also kurz vorder Bücherverbrennung - sei in Berlin „eine Vereinigung Na-tionalsozialistischer Bibliothekare“ gegründet worden, die derVorsitzende billige. Sie sei keine Gegengründung zum VDB,sondern „lediglich eine Sympathieerklärung für die neue Regie-rung“. Trotzdem rief der VDB-Vorstand die Mitglieder dazuauf, für die NS-Bibliothekare zu unterschreiben: „Jedes Mit-glied des Vereins sollte diesen Aufruf unterzeichnen.“ VDB-Vorsitzender war damals Dr. Adolf Hilsenbeck, der Direktorder UB München. Er wurde 1933 wiedergewählt und bekameinen neuen Stellvertreter. Das war der Theologe Dr. FriedrichSmend, Preußische Staatsbibliothek, der Gründer und Vorsit-zende der Vereinigung Nationalsozialistischer Bibliothekare. Th

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schaltung ging glatt und selbstverständlich vor sich, und dieje-nigen Vorträge, die auf die neue Zeit Bezug nahmen, wurdenmit einstimmigem Beifall quittiert“ (S.536). Der Börsenvereinhat sich ja 1933 auch selbst reibungslos gleichschalten lassen.

Einen Monat später, am 22.8.1933, gründete Goebbels dieReichkulturkammer als Dachorganisation mit Zwangs-mitgliedschaft; eine ihrer Abteilungen war die Reichschrifttums-kammer. Die Reichskulturkammer diente vor allem der Gleich-schaltung aller Bereiche des Kulturlebens. Der VDB wurde ihrEnde 1933 eingegliedert. Auf der Mitgliederversammlung 1934wurde das mitgeteilt (ZfB 51/1934, S. 461). Daher durfte jedesVDB-Mitglied ab 1934 nur noch publizieren, wenn es einen„Ariernachweis“ erbracht hatte. Der VDB-Vorsitzende wurdesogar in den Verwaltungsbeirat der Reichskulturkammer beru-fen (ebd.).

Vom 23.-25. Mai 1934 fand dann der 30. Deutsche Bibliothekar-tag im Freistaat Danzig statt, der damals außerhalb des Deut-schen Reiches lag. Laut Bericht in der ZfB erteilte die VDB-Mitgliederversammlung dem Vorsitzenden die „Ermächti-gung“, „die Statuten im Sinne des Führerprinzips zu ändern“(ebd.). Wir sehen, die Politik und Ausdrucksweise der NS-Politik haben sich durchgesetzt. Aber das Denken und dieRhetorik sind inzwischen regimekonform: Der VDB-Vorsit-zende Hilsenbeck stellte in der Begrüßungsrede u.a. fest: „Heuteist an jeden Stand und Beruf die Frage herangetreten: Ist das,was Du tust und treibst, wichtig und wertvoll für Dein Volk?“(a.a.O, S. 462). Er passte sich der Blut- und Boden-Rhetorik anund zitierte unfreiwillig komische NS-Dichtung: „Ehre jedernassen Stirn hinterm Pfluge –, doch auch dessen, der mit Schä-del und Hirn Furchen pflügt, sei nicht vergessen!“ (ebd.). Ersprach im NS-Jargon über aktuelle Probleme („und schon ste-hen an den Türen unserer Bibliotheken in Schlangen die Fami-lien- und Rasseforscher, um Kraft durch Freude zu gewin-nen…“, S. 463) und drückte die Hoffnung aus, „dass auch dasneue Reich in hoher Wertschätzung geistiger Güter uns beiste-hen wird, … die aktiven Kräfte zu fördern, die heute am Werkesind, ein neues Vaterland aufzubauen.“ (a.a.O., S. 464).

Um die Gleichschaltung des Vereins und dessen Verständnisvon „Wertschätzung geistiger Güter“ öffentlich zu zeigen, setzteder VDB beim Bibliothekartag 1934 erstmals eine Kundge-bung mit zwei Vorträgen für ein großes Publikum an. Sie fandim Schützensaal statt (Hans Praesent: Der 30. DeutscheBibliothekartag in Danzig. In: Börsenblatt 101/1934, Nr. 146,S. 575) und sollte wohl zeigen, wie nahtlos der Verein sich denZielen der neuen Regierung anpasste. Zum Hauptvortrag ludder VDB einen glühenden Nationalsozialisten ein. Prof. Dr.Fritz Prinzhorn, damals Direktor der Bibliothek der TH Dan-zig, sprach über „Die Aufgaben der Bibliotheken im national-sozialistischen Deutschland“ (in ZfB in Auszügen gedruckt,a.a.O., S. 465-471). Im Vergleich mit Prinzhorns Elaborat warHilsenbecks Begrüßung zurückhaltend. Prinzhorn rief die wis-senschaftlichen Bibliothekare dazu auf, die nationalsozialisti-sche Weltanschauung in die Tat umzusetzen. Er sprach überSachprobleme der Bibliotheksarbeit, aber im Geiste des Re-gimes: Er rechtfertigte jegliche Zensur der Bestände wissen-schaftlicher Bibliotheken durch die Bibliothekare selbst undhämmerte den Vereinsmitgliedern rassistische Losungen ein:„Die deutschen Dinge liegen uns am nächsten. Deutsche Ras-

se, deutsche Geschichte, deutsche Volkskunde, deutsche Vor-geschichte stehen, wie es natürlich ist, nunmehr im Zentrumdes wissenschaftlichen Aufbaus. Deutsche Naturwissenschaf-ten und Technik bewahren dem deutschen Volk den wirtschaft-lichen Vorsprung …“ usw. (a.a.O., S. 467). An den Schlussstellte Prinzhorn den VDB-Mitgliedern sein Ideal einer zeitge-mäßen Berufsauffassung der wissenschaftlichen Bibliotheka-re. Sie haben sich vollständig dem Regime zu unterwerfen:„Wie jeder deutsche Volksgenosse sind sie von ganzem Her-zen ADOLF HITLER, dem Führer, dem Erretter aus tiefsterVolkesnot, dem Kämpfer und glühenden Idealisten für eineiniges deutsches Volk, ergeben und geloben ihm unwandel-bare Treue und Hingabe als Mitstreiter für ein gesundes kraft-volles Deutschland.“ (a.a.O., S. 471). In der Tat wurde dasBerufsbild bald darauf in diese Richtung verändert. Der zweiteöffentliche Vortrag dieses Abends von Dr. Ernst Wermke, Bres-lau, stellte „Die deutschen Bibliotheken im Osten“ vor. Erbegann sachlich, steigerte sich dann aber zu rassistischen An-griffen gegen slavische Völker als angebliche Urfeinde der Deut-schen. Die wissenschaftlichen Bibliotheken müssten sich „inden Dienst von Heimat und Volkstum, Blut und Boden“stellen, „ostdeutsche Grenzbüchereien“ seien zu verstärken,denn sie müssten „fremde Kultureinflüsse abwehren“, und„…die heroische Weltauffassung des Nationalsozialismus suchtmit Recht ihre Wurzeln in dem Männerbund des Deutsch-Ordensstaates…und in dem Soldatentum, das aus jahrhundert-langen Grenzmarkkämpfen erwuchs“ (a..a.O., S. 482, 484 und485). Wermke übernahm die Rhetorik der NS-Expansions-ideologie, um die Bibliotheksarbeit in Richtung Nationalso-zialismus umzusteuern.

Als sei das nicht genug der Demonstration von Nibelungen-treue, beendete der VDB-Vorsitzende Dr. Hilsenbeck denBibliothekartag mit einem Gedenken „in vaterländischem Sin-ne … des Staates und seiner Leiter“ (a.a.O., S. 487). Dann san-gen alle Teilnehmer erst das Deutschlandlied, dann das Horst-Wessel-Lied, und fuhren anschließend zurück in ihre Biblio-theken. An manchen Orten hatte sich ihre Arbeit ebenfalls schnelldem Zeitgeist angepasst. Nur ein Beispiel: Die Deutsche Bü-cherei startete bereits im Sommer 1933 eine neue „Bibliogra-phie des nationalsozialistischen Schrifttums“. Im Mai 1934konnte Hans Praesent in Danzig schon von 6.000 nachgewie-senen Titeln berichten (a.a.O., S. 453).

Kolleginnen und Kollegen, die sich näher für den VDB undseine Mitglieder in der NS-Zeit interessieren, finden in dreiAufsätzen von Michael Labach, Yorck Alexander Haase undAlwin Müller-Jerina (Festschrift „Verein Deutscher Bibliothe-kare 1900-2000“, Hrsg. Engelbert Plassmann und Ludger Syre,Wiesbaden 2000) und in den neueren bibliothekshistorischenArbeiten zur NS-Zeit weitere Informationen.

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Thema: BibliotheksgesetzThüringenStellungnahme des VDB-Regionalverbandes Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen zumThüringer Bibliotheksgesetz

Dr. Eric W. Steinhauer, UB Magdeburg (Vorsitzender desRegionalverbands)

Am 4. Juli 2008 hat der Thüringer Landtag das erste deutscheBibliotheksgesetz verabschiedet. In Thüringen standen zweiGesetzentwürfe für ein Bibliotheksgesetz zur Diskussion, näm-lich der vom VDB-Regionalverband und Landesverband Thü-ringen im DBV gemeinsam vorgestellte Entwurf aus demJahre 2006, der von den Fraktionen von SPD und DIE LIN-KE im November 2007 in den Landtag eingebracht wordenwar, und ein Gesetzentwurf der Fraktion der CDU, der imApril 2008 in erster Lesung behandelt wurde. Der Entwurf derCDU, die in Thüringen mit absoluter Mehrheit allein regiert,weist die Besonderheit auf, dass neben einem eigenen Biblio-theksgesetz weitere bibliotheksbezogene Änderungen im Thü-ringer Landesrecht vorgenommen werden. Beide Gesetzent-würfe waren Gegenstand einer öffentlichen Anhörung, die am29. Mai 2008 im Thüringer Landtag stattfand. Nachfolgend istdie Stellungnahme des VDB-Regionalverbandes wiedergege-ben. Im Zuge der weiteren Beratungen konnten einige Hin-weise dieser Stellungnahme im Gesetz noch berücksichtigtwerden, das betrifft vor allem die Frage des Datenschutzessowie die Änderung des Thüringer Hochschulgesetzes. Hiernun die Stellungnahme im Wortlaut:

Dem Thüringer Landtag liegen zwei Entwürfe für ein Thürin-ger Bibliotheksgesetz vor. Dieser Vorgang ist einmalig undbemerkenswert. Noch nie hat ein deutsches Länderparlamentsich in dieser intensiven Weise des Themas Bibliotheken ge-setzgeberisch angenommen.

Ein Bibliotheksgesetz zu erlassen, entspricht einer Bibliotheks-und Kulturpolitik, die auf der Höhe der Zeit ist. Wenn auchnicht ursächlich für die Vorgänge in Thüringen, wohl aber sehrpräsent in der inner- und außerparlamentarischen Diskussionwar der erst im Dezember vergangenen Jahres vorgelegteAbschlussbericht der Enquete-Kommission „Kultur inDeutschland“ des Deutschen Bundestages. Die Enquete-Kommission hatte sich eingehend mit dem Thema Bibliothe-ken beschäftigt. Sie hat in ihrem Abschlussbericht die Bundes-länder ausdrücklich aufgefordert und ermuntert, Bibliotheks-gesetze zu erlassen. Diese Gesetze sollen insbesondere die öf-fentlichen Bibliotheken in ihrem Bestand sichern, sie sogar zueiner kommunalen Pflichtaufgaben machen. Zudem wünschtsich die Enquete-Kommission eine rechtliche Aufwertung desBibliothekswesens insgesamt.

Beide in den Landtag eingebrachten Gesetzentwürfe verfehlen,übertreffen und erfüllen zugleich das Votum der Enquete-Kommission.

Sie verfehlen es, weil sie beide darauf verzichten, Bibliothekenals eine kommunale Pflichtaufgabe gesetzlich festzuschreiben.Der Entwurf der CDU-Fraktion lässt hier durch eindeutigeFormulierungen im Gesetzestext, wo ausdrücklich von frei-williger Aufgabenerfüllung die Rede ist, erst gar keine Zweifelaufkommen. Etwas weicher und damit auch zweideutiger istdemgegenüber der Gesetzentwurf der beiden Oppositions-parteien. Dort findet sich die Aussage, dass Gemeinden Bi-bliotheken unterhalten. Über eine bloß beschreibende Feststel-lung hinaus kann dieser Indikativ durchaus auch im Sinne ei-nes Gebotes und einer Rechtspflicht verstanden werden. Inder Gesetzesbegründung aber wird betont, dass die Normie-rung einer kommunalen Pflichtaufgabe nicht beabsichtigt sei.Bei der Frage der Pflichtaufgabe bleiben beide Gesetzentwürfealso hinter den Empfehlungen der Enquete-Kommissionzurück.

Beide Gesetzentwürfe gehen an anderer Stelle aber über dieForderung der Enquete-Kommission Kultur hinaus, weil siejeweils nicht nur die öffentlichen Bibliotheken in Trägerschaftder Kommunen, sondern auch die wissenschaftlichen Biblio-theken an den Hochschulen sowie die Forschungsbibliothekenberücksichtigen. Damit ist ein umfassender Blick auf das ge-samte Bibliothekswesen des Freistaats gegeben. Das ist voll-kommen sachgerecht und entspricht dem Stand der Koopera-tion zwischen wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliothe-ken. Beide Entwürfe für ein Thüringer Bibliotheksgesetz sindhier weitsichtiger und mehr auf der Höhe der bibliothekari-schen Diskussion als die Enquete-Kommission Kultur, dieeinen seit den fünfziger Jahren im Umlauf befindlichen Be-griff eines Bibliotheksgesetzes als eines Leistungsgesetzes füröffentliche Bibliotheken einfach fortschreibt.

Dabei wusste die Enquete-Kommission es an anderer Stelledurchaus besser, wenn sie davon spricht, dass das Bibliotheks-wesen insgesamt, also die wissenschaftlichen und die öffentli-chen Bibliotheken gemeinsam, eine rechtliche Aufwertung er-fahren soll. Diese wenn man so will zweite Forderung derKommission an eine bibliotheksbezogene Gesetzgebung ver-wirklichen beide Gesetzentwürfe vollauf. Durch seine Strukturals Artikelgesetz ist hier der Entwurf der CDU-Fraktion imErgebnis überzeugender. Er sorgt für Kontinuität, indem eran bereits vorhandene bibliotheksrechtliche Regelungen imLandesrecht anknüpft. Dadurch werden Doppelungen in derGesetzgebung vermieden. Im Rahmen eines Gesetzgebungs-verfahrens, das Bibliotheken und ihre Dienstleistungen zumalleinigen Gegenstand hat, nicht nur ein Bibliotheksgesetz zuerlassen, sondern auch andere Gesetze zu ändern, ist daherrichtig und zielführend. Bei einer Novelle des Hochschulrechtsetwa hätten es Bibliotheken doch ungleich schwerer, sich mitihren berechtigten Anliegen Gehör zu verschaffen und berück-sichtigt zu werden, als in einem ihnen allein gewidmeten Ge-setzgebungsverfahren.

Wenn man freilich den Grundsatz, vorhandene Regelungendort weiterzuentwickeln, wo sie bereits bestehen, konsequentumsetzen will, ist die recht ausführliche Beschreibung vonDienstleistungen der Hochschulbibliotheken im Bereich deswissenschaftlichen Publizierens im Gesetzentwurf der CDUkritisch zu sehen. Im Thüringer Hochschulgesetz nämlich fin-den sich bereits Aufgabenbeschreibungen der Hochschul- Th

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bibliotheken. Es wäre daher sinnvoller, dort eine Ergänzungvorzunehmen. Hier ist auch zu bedenken, dass die öffentli-chen Bibliotheken im Gegensatz zu den Hochschulbibliothekenbisher überhaupt noch nicht gesetzlich behandelt worden sindund allein im Bibliotheksgesetz ihre rechtliche Grundlage be-kommen sollen. Hier wirkt die im Vergleich zu den öffentli-chen Bibliotheken umfangreichere Aufgabenbeschreibung derwissenschaftlichen Bibliotheken doch etwas unproportioniert.Ich möchte daher vorschlagen, den richtigen und sinnvollenAspekt des wissenschaftlichen Publizieren als bibliothekarischeAufgabe in § 38 des Thüringer Hochschulgesetzes und nichtim Thüringer Bibliotheksgesetz zu regeln.

Auch wenn alle im Thüringer Landtag vertretenen Parteien einePflichtaufgabe in ihren Gesetzentwürfen ausdrücklich ausge-schlossen haben, bleibt die Frage, wie die öffentlichen Biblio-theken in ihrem Bestand und ihrem Dienstleistungsangebotgesichert werden können. Hier geht es auch um eine verbindli-che Landesförderung. Diese gesetzgeberisch und haushalterischnäher zu konturieren, sollte Gegenstand der weiteren Beratun-gen im federführenden Ausschuss sein. Positiv hervorgeho-ben sei hier beim Gesetzentwurf von SPD und DIE LINKE,dass dort in § 9 Abs. 3 ein jährlicher Landeszuschuss für dieöffentlichen Bibliotheken ausdrücklich vorgesehen ist.

Ebenfalls Gegenstand der Beratung sollten Fragen des Daten-schutzes sein. Nach der Publikation der Gesetzesentwürfe inden Landtagsdrucksachen wurde aus dem Archivwesen aufeine Lücke hingewiesen. Es geht um die Benutzung von Nach-lässen in Bibliotheken, die personenbezogene Daten lebenderPersonen enthalten. Vorgeschlagen wurde für die Sammlung,Erschließung und Benutzung dieser Nachlässe eine entspre-chende Anwendung der einschlägigen Vorschriften des Thü-ringer Archivgesetzes. Man könnte mit einem kurzen Verweisauf dort bereits bestehende Regelungen die genannte Rechts-lücke einfach schließen.

Gesetze sind juristische Texte. Sie senden aber auch politischeSignale aus, zumal wenn es um ein so prominentes Gesetzge-bungsverfahren geht wie den Erlass des ersten deutschenBibliotheksgesetzes überhaupt. Man sollte daher noch einmalprüfen, ob mit einer derartigen Deutlichkeit wie im Gesetzent-wurf der CDU-Fraktion die Freiwilligkeit des Unterhalts vonBibliotheken betont werden muss. Wenigstens in § 1 Satz 1des Thüringer Bibliotheksgesetzes ist dies entbehrlich und einemildere Formulierung wie diese „Das gleiche gilt auch für dieBibliotheken der Gemeinden und Landkreise.“ kann angesichtsder klaren Aussage in § 5, wo ausdrücklich von „freiwilligenLeistungen“ die Rede ist, gar nicht als Pflichtaufgabe miss-verstanden werden.

Durch eine weniger rigide Formulierung einen juristisch un-schädlichen, aber visionären Funken im Gesetz zu belassen,der die von der Enquete-Kommission mit Sachverstand emp-fohlene Pflichtaufgabe als möglichen Endpunkt einer weiterenkünftigen Entwicklung nicht vollends ausschließt, scheint mirein wichtiges Signal zu sein, auch dann, wenn man die politi-sche Entscheidung akzeptieren kann, von einer Pflichtaufgabeabzusehen und zunächst auf die Eigenverantwortung derKommunen zu setzen.

Vergleicht man die beiden vorgelegten Gesetzentwürfe, so darfman sagen, dass der Gesetzentwurf der Oppositionsparteiengerade für den juristischen Laien plastischer und eingängigerist. Er liest sich gefällig und kompakt. Juristisch überzeugen-der aber ist der von der CDU gewählte Weg eines Artikelgesetzes.Dennoch weisen beide Gesetzentwürfe – von einigen Unter-schieden im Detail einmal abgesehen – eine hohe inhaltlicheÜbereinstimmung auf, vor allem dann, wenn man auch dieGesetzesbegründungen hinzu nimmt. Es wäre daher sehr zuwünschen, wenn bei einem Thema wie Bibliotheken, über dasin der Sache doch kaum politischer Streit besteht, ein Gesetzverabschiedet werden könnte, das eine breite Mehrheit bei allenim Thüringer Landtag vertretenen Fraktionen findet.

Die in der Diskussion bisher zutage getretenen Unterschiedehalte ich nicht für unüberbrückbar, zumal bei dem fürBibliotheksgesetzgebung wohl heikelsten Thema, der Pflicht-aufgabe nämlich, im Grundsatz Einigkeit besteht.

Thüringer Gesetz zum Erlass und zurÄnderung bibliotheksrechtlicherVorschriften - ThüringerBibliotheksrechtsgesetz(ThürBibRG)

Artikel 1: Thüringer Bibliotheksgesetz(ThürBibG)

§ 1 Informationsfreiheit

Die geordneten und erschlossenen Sammlungen von Büchernund anderen Medienwerken in körperlicher und unkörperli-cher Form (Bibliotheken) des Freistaats Thüringen und derunter der Rechtsaufsicht des Landes stehenden juristischenPersonen sind nach Maßgabe ihrer Benutzungsbestimmungenund mit Rücksicht auf ihren konkreten Zweck für jedermannzugänglich. Sie gewährleisten damit in besonderer Weise dasGrundrecht, sich aus allgemein zugänglichen Quellen unge-hindert unterrichten zu können. Das Gleiche gilt für die imRahmen freiwilliger Aufgabenerfüllung im eigenen Wirkungs-kreis von den Gemeinden und Landkreisen unterhaltenen Bi-bliotheken.

§ 2 Bibliotheken in Thüringen

(1) Landesbibliothek des Freistaats Thüringen ist die Hoch-schulbibliothek der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie trägtden Namen „Thüringer Universitäts- und LandesbibliothekJena“. Als Zentrum für Angelegenheiten des wissenschaftli-chen Bibliothekswesens nimmt sie in Absprache mit den be-troffenen Einrichtungen planerische und koordinierende Auf-gaben wahr.

(2) Bibliotheken mit umfangreichen Beständen für wissen-schaftliche Forschung und Lehre (wissenschaftliche Bibliothe-ken) bestehen an den Hochschulen und der Berufsakademiedes Landes oder als eigenständige Forschungsbibliotheken. SieTh

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VDB-Mitteilungen 2008/2 1 7

stehen unbeschadet ihrer besonderen Aufgaben für Forschungund Lehre jedermann entsprechend § 1 für die private undberufliche wissenschaftliche Bildung zur Verfügung. Im Übri-gen gelten die Regelungen des Thüringer Hochschulgesetzes.

(3) Die von den Gemeinden und Landkreisen unterhaltenenallgemein zugänglichen Bibliotheken (öffentliche Bibliotheken)dienen der schulischen, beruflichen und allgemeinen Bildungund Information. Die Landesfachstelle für öffentliche Biblio-theken berät und unterstützt die öffentlichen Bibliotheken undihre Träger in allen Fragen bibliotheksfachlicher und bibliotheks-planerischer Art.

(4) Bibliotheken für den Dienstgebrauch der Verwaltung undder Gerichte (Behördenbibliotheken) sowie die Bibliothek desThüringer Landtags sind, sofern die gewünschten Bücher undMedienwerke in anderen Bibliotheken des Freistaats nicht zurVerfügung stehen und dienstliche Belange nicht beeinträchtigtwerden, entsprechend § 1 für jedermann zugänglich.

(5) Die an den Schulen des Landes bestehenden Schulbiblio-theken dienen in Zusammenarbeit mit öffentlichen und wis-senschaftlichen Bibliotheken im besonderen Maße der Lese-und Lernförderung sowie der Vermittlung von Medien-kompetenz.

(6) Öffentlich zugängliche Bibliotheken in privater oder kirch-licher Trägerschaft (nicht staatliche Bibliotheken) ergänzen undbereichern das bibliothekarische Angebot im Freistaat Thürin-gen.

§ 3 Bildung und Medienkompetenz

Bibliotheken sind Bildungseinrichtungen und als solche Part-ner für lebenslanges Lernen. Sie sind Orte der Wissenschaft,der Begegnung und der Kommunikation. Sie fördern Wissenund gesellschaftliche Integration und stärken die Lese-,Informations- und Medienkompetenz ihrer Nutzer durch ge-eignete Maßnahmen sowie durch die Zusammenarbeit mitSchulen und anderen Bildungseinrichtungen.

§ 4 Kulturelles Erbe

(1) Die wertvollen Altbestände und spezialisierten Sammlun-gen in den Bibliotheken sind Teil des kulturellen Erbes Thü-ringens von europäischem Rang. Dies gilt insbesondere für dieHerzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, die Forschungs-bibliothek Gotha als Teil der Universitäts- und Forschungs-bibliothek Erfurt/Gotha, die Sondersammlung BibliothecaAmploniana und für die Landesbibliothek. Das kulturelle Erbein den Bibliotheken ist durch sachgerechte Aufbewahrung undErschließung sowie durch geeignete Maßnahmen der Konser-vierung, Restaurierung Gesetz- und Verordnungsblatt für denFreistaat Thüringen und Digitalisierung zu schützen, zu be-wahren und für den öffentlichen Gebrauch zu erhalten.

(2) Von einem Werk, das unter wesentlicher Verwendung vonhistorischem Buchbestand, Handschriften oder Nachlässenentstanden ist, ist unaufgefordert nach der Veröffentlichungein Beleg bei der Bibliothek, die den bearbeiteten Bestand be-sitzt, in der veröffentlichten Form unentgeltlich abzuliefern.Ist die unentgeltliche Ablieferung, insbesondere wegen einerniedrigen Auflage oder hoher Herstellungskosten, nicht zu-

mutbar, kann der Bibliothek entweder ein Exemplar des Wer-kes zur Herstellung einer Vervielfältigung für einen angemes-senen Zeitraum überlassen werden oder eine Entschädigungbis zur Höhe des halben Ladenpreises beantragt werden. Wennein Ladenpreis nicht besteht, kann eine Entschädigung bis zurHöhe der halben Herstellungskosten des Belegexemplares ver-langt werden.

(3) Für die Verarbeitung von personenbezogenen Daten le-bender Personen bei der Übernahme, Erschließung und Nutz-barmachung von Nachlässen durch Bibliotheken gelten dieVorschriften des Thüringer Archivgesetzes entsprechend.

§ 5 Finanzierung

(1) Die Bibliotheken werden von ihren Trägern finanziert. DieAufwendungen für den Unterhalt kommunaler Bibliothekensind durch die Zuweisungen für freiwillige Leistungen im Rah-men des Kommunalen Finanzausgleichs abgegolten. Im Rah-men der verfügbaren Haushaltsmittel fördert das Land dieLandesfachstelle für öffentliche Bibliotheken sowie nach denvom zuständigen Ministerium erlassenen Richtlinien und un-ter Berücksichtigung einer Bibliotheksentwicklungsplanung vorallem innovative Projekte, besondere Dienstleistungen undMaßnahmen der Qualitätssicherung in den Bibliotheken.

(2) Bibliotheken nach § 2 Abs. 1 bis 4 können sozial ausgewo-gene Benutzungsentgelte oder Gebühren erheben. Die allge-meine Benutzung des Bestandes ohne Ausleihe ist frei. DieSätze 1 und 2 gelten auch für nicht staatliche Bibliotheken,sofern sie zur Sicherung der bibliothekarischen Grund-versorgung aus öffentlichen Mitteln gefördert werden.

Artikel 2: Änderung des Thüringer Hochschulgesetzes (...)

Artikel 3: Änderung des Thüringer Pressegesetzes (...)

Artikel 4: Änderung des Thüringer Archivgesetzes (...)

Artikel 5: Inkrafttreten

Das Gesetz tritt am Tage nach der Verkündung in Kraft.Erfurt, den 16. Juli 2008

Die Präsidentin des LandtagsProf. Dr.-Ing. habil. Schipanski

Veröffentlicht im Gesetz- und Verordnungsblatt für den FreistaatThüringen, Nr. 8, 29. Juli 2008, S. 243-245

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Kommision fürFachreferatsarbeitFortbildungsveranstaltung für Fach-referentinnen und Fachreferentender Erziehungswissenschaften/Pädagogik

am 29. und 30. Januar 2008 in der Deutschen Nationalbiblio-thek in Frankfurt/Main

Ilona Riek (UB Münster), Ulrike Scholle (UB Duisburg-Essen)

Als Fachreferent/in für Erziehungswissenschaften/Pädagogikkennt man das Deutsche Institut für Internationale Pädagogi-sche Forschung (DIPF) als zentrale Serviceeinrichtung für denBereich Bildungsforschung und Bildungsinformation. Dochwer kann im Arbeitsalltag schon die Zeit aufbringen, sich dievielfältigen Informationsangebote im Detail anzusehen, undwer ist immer über die aktuellsten Entwicklungen im Bilde?Die diesjährige VDB-Fortbildung stand daher ganz im Zei-chen dieses bedeutenden Service- und Forschungsinstituts undseiner Dienste. Das Interesse war sehr groß: Ca. 45 Fachrefe-rent(inn)en – darunter auch Kolleg(inn)en aus Österreich, derSchweiz und Italien – fanden sich im Ausstellungsraum „Stif-tung Buchkunst“ der Deutschen Nationalbibliothek in Frank-furt am Main ein. Neben vielen informativen Neuigkeiten war

eine einprägsame Erfahrung der Fortbildung, die Menschenhinter den Produkten und Diensten kennen zu lernen.

Nach der Begrüßung durch die Gastgeberin Ute Schwens (DNB)und die Moderatoren Klaus Oberdieck (Kommission für Fach-referatsarbeit des VDB) und Doris Bambey (DIPF) führte FrauBambey zunächst in die Aufgaben und Produkte des Infor-mationszentrums (IZ) Bildung des DIPF ein. Der Schwer-punkt ihrer Präsentation lag auf dem „Fachportal Pädagogik“.Eine Nutzerumfrage im Jahr 2007 zeigte u.a., dass das vorzwei Jahren freigeschaltete Portal insbesondere Studierenden

oft noch unbekannt ist: Hier bietet sich reichlich Gelegenheitfür die Schulungs- und Informationstätigkeit von unsFachreferent(inn)en. Im Januar zur Fortbildung noch in Vor-bereitung, aber mittlerweile online ist der Volltextserver„pedocs“, ein neues Angebot des Fachportals, das die Lang-zeitverfügbarkeit elektronischer Publikationen sichert und sichdem Open Access-Gedanken verpflichtet sieht. - Als nächsterReferent demonstrierte Thomas Oerder (DIPF) anhand vonBeispielrecherchen den Weg von der Literatursuche bis zurErgebnisverwertung mit Literaturverwaltungsprogrammen inder „FIS Bildung Literaturdatenbank“, dem Kernangebot desFachportals Pädagogik, wobei er auch einige Recherchetippsund -kniffe vermittelte. Die anschließende Diskussion zurFunktionalität und zum Bedienkomfort der Datenbank er-wies sich für alle Beteiligten als sehr anregend. - Zu internatio-nalen Fragestellungen wie etwa der Anerkennung von Bildungs-abschlüssen in Großbritannien, der Ganztagsschule im inter-nationalen Vergleich oder der Hochschulpolitik in Südkoreafindet man Antworten bei „Bildung weltweit“, einer Säule desDeutschen Bildungsservers (DBS), die Dr. Julia Kreusch(DIPF) vorstellte. Für internationale Nutzer bietet die Platt-form Informationen über das deutsche Bildungssystem undumgekehrt für deutsche Nutzer Informationen über Bildungs-systeme im Ausland. Das Angebot umfasst mehrere Daten-banken und Dossiers, u.a. ist darin die „Zeitungs-dokumentation Bildungswesen“ integriert: Seit 1985 werdenüber 30 deutsche und ausländische Tages- und Wochenzeitun-gen sowie Newsletter ausgewertet. Die „Zeitungsdokumen-tation Bildungswesen“ spiegelt mit Artikeln aus Tages- undWochenzeitungen den häufig allgemein-öffentlichen Charak-ter bildungsrelevanter Fragen wider.

Mit der Frankfurter Forschungsbibliothek (FBB) und der Bi-bliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) gehörendem DIPF zwei große pädagogische Spezialbibliotheken an.Susanne Barkowski (DIPF / BBF) präsentierte deren Daten-banken für besondere historische Materialien: Die Datenbank„Scripta Paedagogica Online“ (SPO) umfasst als digitales Text-archiv auch Archivalien des preußischen Lehrerverzeichnisses.Bildungshistorische Abbildungen und Buchillustrationen ab1433 sind im virtuellen Bildarchiv „Pictura Paedagogica On-line“ (PPO) zu finden. Das Tonarchiv „Vox Pedagogica On-line“ mit Aufnahmen renommierter Erziehungswissen-schaftler(innen) wird seit dem Jahr 2003 aufgebaut. Mit dieseneinzigartigen zeitgenössischen Tondokumenten wird die künf-tige bildungsgeschichtliche Forschung unterstützt. Eine Fund-grube für Informationen zu Forschungsprojekten, Terminen,Ausstellungen u.v.a.m ist die gemeinsam von der BBF undder Sektion Historische Bildungsforschung in der DeutschenGesellschaft für Erziehungswissenschaft betriebene Plattform„Historische Bildungsforschung Online“ (HBO). - Neben dem„Fachportal Pädagogik“ ist der „Deutsche Bildungsserver“(DBS) das zweite große bildungswissenschaftliche Fachportaldes Informationszentrums (IZ) Bildung, so erläuterte AxelKühnlenz (DIPF). Durch Dokumente von Bund und Län-dern (Curricula, Statistiken) hat dieser Meta-Server offiziellen

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onen Foyer der Deutschen Nationalbibliothek

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Charakter. Seine Themenkataloge werden überwiegend von derinteressierten Öffentlichkeit, insbesondere von Lehrern, Elternund Schülern genutzt. Der DBS arbeitet eng vernetzt in einemPortalverbund, z.B. mit Landesbildungsservern, und fördertexterne Partner, so etwa das Portal „Schulmediothek“ oder„Remus“ (Rechtsfragen von Multimedia). Dass die Zukunftdes Deutschen Bildungsservers mit Elementen des Web 2.0bereits begonnen hat, berichtete Ingo Blees: Das Erschließungs-vokabular der Informationsbestände des IZ Bildung sowieWikipedia-Artikel bilden den Kernwortbestand eines Wiki-Lexikons. Über den Recherchedienst und die klassischen FAQsdes DBS hinaus ist die „Wiki-Infobörse“ mit zugehörigem,redaktionell betreutem Blog entstanden. Der zweite Blog, der„BildungsserverBlog“, ist ein Online-Journal - mit Nachrich-ten, Meinungsaustausch und weiteren interaktiven Elementen(Podcast, Vidcast).

Was gibt es Neues für Fachreferent(inn)en außerhalb des DIPF?Ilona Riek (Universitäts- und Landesbibliothek Münster) stellteden LOTSE-Fachstrang „Pädagogik“ vor. Das Schulungssy-stem, das modular nach Arbeitsschritten wissenschaftlichenLernens aufgebaut ist, hat sich in der Praxis bewährt: beimselbstbestimmten Lernen Studierender, bei Beratungen an derInformationstheke oder im Fachreferat, beim Einsatz in fach-lichen oder fachübergeifenden Schulungen sowie als Ersatz fürdie klassischen Linktipps. Seit 2003 online, sollen jetzt Stan-dard-Layout und didaktische Aufbereitung der Inhalte überar-beitet sowie nachnutzbare interaktive Lernsequenzen und Lern-erfolgskontrollen ergänzt werden. (Ein diesbezüglicher DFG-Antrag wurde zwischenzeitlich bewilligt.)

Diese gelungene Fortbildung bot neben fundierten Vorträgenund facettenreicher Diskussion auch ein „Rahmenprogramm“.Wer wollte, konnte im Anschluss an die Fortbildung an einerFührung durch die DNB teilnehmen. Die Informations-Map-pen zu Vorträgen und den präsentierten erziehungswissen-schaftlichen Angeboten sind auch nach der Fortbildung imBerufsalltag sehr hilfreich. Mit dem herzlichen Dank an alleVortragenden, Moderator(inn)en und Organsiator(inn)en ver-bindet sich die Frage: Wann und wo treffen wir uns das nächsteMal?

Veranstaltungs-Homepage:<http://www.vdb-online.org/veranstaltungen/401/>

Freiberger Weiterbildung zwischenLava und Java

Fortbildungsveranstaltung für Fachreferentinnen und Fachre-ferenten in den Geo- und Montanwissenschaften in Freiberg

Christian Möls, Bernhard Wagenbreth (Freiberg), Felix Geisler(Darmstadt), Dr. Andreas Stumm (Freiberg)

Von Nationallizenzen über Open Access bis zu aktuellen For-schungen in der Vulkanologie reichte das Themenspektrumder deutschlandweiten Fortbildungsveranstaltung für Fachre-ferenten in den Geo- und Montanwissenschaften, die am 26.und 27. Mai 2008 in Freiberg stattfand. Den Mix ausBibliotheksfachvorträgen und wissenschaftlichen Referaten hattedie Universitätsbibliothek „Georgius Agricola“ der TU Berg-akademie Freiberg gemeinsam mit dem Verein Deutscher Bi-bliothekare und der Niedersächsischen Staats- und Universi-tätsbibliothek Göttingen organisiert. 15 Teilnehmer / Geo-Bibliothekare nutzten das Angebot, um sich im „Internatio-nal Year of Planet Earth“ über Neuerungen auf ihrem Fachge-biet zu informieren.

Prof. Christoph Breitkreuz, Vulkanologe am Institut für Geo-logie und Paläontologie, öffnete für die Geo- und Umwelt-bibliothekare sein einzigartiges Forschungsarchiv. In den tür-kisfarbenen Schubladen des Centre for Volcanic Textures (CVT)an der TU Bergakademie Freiberg lagern über 2.000 Probenvulkanischer Gesteine aus aller Welt. Darunter sind auch Zeug-nisse des letzten großen Vulkanausbruchs in Deutschland. „Vorrund 13.000 Jahren fand am Laacher See in der Eifel eine Erup-tion statt. Sie hatte europäische Ausmaße, denn die Asche wurdebis nach Schweden und Norditalien transportiert“, beschreibtProf. Breitkreuz die Folgen.

Neben diesem Abstecher in die Vulkangeschichte stellte derFreiberger Wissenschaftler auch die neuesten Forschungstrendsauf seinem Fachgebiet vor. Gerade diese Überblicksreferatewaren es, die die Teilnehmer in der abschließenden Evaluierungdurch den Verein Deutscher Bibliothekare sehr positiv hervor-hoben. „Im Bibliotheksalltag müssen Fachreferenten mehrereGebiete betreuen“, erklärte der Teilnehmer Dr. Felix Geisler,Bibliotheksreferendar der Universitäts- und LandesbibliothekDarmstadt. „Da sind Weiterbildungsangebote, die neben bi-bliothekarischen Themen auch den aktuellen Forschungsstanddes Fachgebietes behandeln, ideal.“ Mit den Fachvorträgen über K

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Führung durch die Deutsche Nationalbibliothek

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Klimawandel oder die Nutzung von Erdwärme griff die Ta-gung zudem Themen auf, die auch außerhalb akademischerKreise diskutiert werden und zunehmend von wirtschaftlicherBedeutung sind.

Mit welchen neuen Angeboten Bibliotheken auf das geänderteSuchverhalten der Nutzer reagieren können, war einer der In-halte der bibliothekarischen Vorträge. Roland Bertelmann, Lei-ter der Bibliothek des Wissenschaftsparks Albert Einstein, stell-te den Prototyp einer „Bibliothekssuchmaschine“ in Ergän-zung zum traditionellen Katalog auf Basis erprobter Open-Source-Technologien aus dem Java-Umfeld vor. In der gemein-samen Bibliothek des GeoForschungsZentrums Potsdam(GFZ), der Forschungsstelle Potsdam des Alfred Wegener In-stituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) und des Pots-dam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) läuft dieseSuchmaschine seit Oktober 2007. Sie gewährleistet nicht nureine einfache und übersichtlich Suche wie bei „Google“, son-dern bietet auch einen fachspezifischen Blick auf wissenschaft-lich hochwertige Informationsquellen, zum Beispiel die Be-stände des Potsdamer PrePrint-Servers und weitere elektroni-sche Produkte wie e-books und Kataloge.

Neue Recherchemöglichkeiten lernten die Fachreferenten in denBeiträgen verschiedener geo- und montanwissenschaftlicherSondersammelgebiete (SSG) kennen. Dabei informierten ne-ben den Universitätsbibliotheken aus Freiberg und Göttingenauch die Bibliothek der Bundesanstalt für Geowissenschaftenund Rohstoffe, die Meteorologische Bibliothek des DeutschenWetterdienstes sowie die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußi-scher Kulturbesitz über ihre Angebote. GEO-LEO spielt alsVirtuelle Fachbibliothek für Geowissenschaften, Bergbau, Geo-graphie und Thematische Karten als Recherche-Instrument einezentrale Rolle. Das Zusammentreffen der SSG bot eine guteGelegenheit, gemeinsam den Erwerb von Nationallizenzenabzustimmen. Dieses von der Deutschen Forschungsgemein-schaft (DFG) geförderte Angebot bietet jedem Interessiertenkostenlosen Zugriff auf elektronische Artikel und Zeitschrif-ten sowie Datenbanken.

Bei der Abschlussbewertung zeigten sich die Teilnehmer mitder Informationsbreite der Veranstaltung sehr zufrieden. „Auf-grund der positiven Resonanz wird die VDB-Kommissionfür Fachreferatsarbeit Fortbildungen für diese Fachgebiete wei-ter anbieten“, zieht Klaus Oberdieck, Mitorganisator der Ta-gung, ein zufriedenes Resümee. Wo sie jedoch in zwei oderdrei Jahren stattfinden wird, ist noch unklar. Als möglicheVeranstaltungsorte sind Berlin oder Potsdam im Gespräch.

Fortbildungsveranstaltung für Fach-referentinnen und Fachreferentender Sprachwissenschaften

Dr. Marcus Schröter, UB Freiburg

Mit der am 12./13. Juni 2008 in Rostock von Dr. MarcusSchröter organisierten Fortbildung für Fachreferentinnen undFachreferenten aus dem Bereich Sprachwissenschaften wurde

ein Desiderat erfüllt: Insgesamt 10 Vorträge haben sich demspannenden bibliothekarischen und fachwissenschaftlichenArbeitsfeld aus vier Blickwinkeln genähert.

In der Sektion „Sprachwissenschaften aus bibliothekarischerPerspektive: Datenbanken und Internetressourcen“ wurdenStand und Entwicklungsperspektiven des dynamischen Feldessprachwissenschaftlicher Fachinformation lebendig umrissen.Heike Renner-Westermann (Frankfurt am Main) informierteüber die zentralen sprachwissenschaftlichen Datenbanken BDSLund BLL. Davon ausgehend erweiterte Dr. Volker Michel(Frankfurt am Main) den Blick auf die Virtuelle FachbibliothekGermanistik. Das Duisburg-Essener Trio PD Dr. HermannCölfen, Prof. Dr. Ulrich Schmitz und Patrick Vosskamp prä-sentierte engagiert und kreativ per Videokonferenz das inzwi-schen hoch renommierte Sprachwissenschaftsportal LINSE(Linguistik Server Essen).

Im anschließenden Themenkomplex „Sprachwissenschaft ausfachwissenschaftlicher Perspektive: Germanistik“ sprachen Prof.Dr. Ursula Götz (Rostock) über „Trends der historischen ger-manistischen Sprachwissenschaft im Kontext exemplarischerForschungsprobleme“, Dr. Marek Konopka (Mannheim) überdie grammatischen Informationssysteme ‚Grammis’ und‚ProGr@amm’ des Instituts für Deutsche Sprache sowie Prof.Dr. Irmtraud Rösler (Rostock) über „Sprachwissenschaft inMecklenburg-Vorpommern: Niederdeutsch“. Der anschließen-de Besuch im Wossidlo-Archiv mit Prof. Dr. Siegfried Neu-mann (Rostock) ließ den wichtigsten Protagonisten in der Er-forschung des Niederdeutschen und der Sagen und Erzählun-gen Mecklenburgs, Richard Wossidlo, lebendig werden.

Am zweiten Tag berichteten in der Sektion „Vermittlung sprach-wissenschaftlicher Angebote“ Dr. E. Matthias Reifegerste (Frei-burg i. Br.) über die „Vermittlung von Informationskompetenzim Rahmen der neuen sprachwissenschaftlichen BA/MA-Stu-diengänge“ und Jürgen Freudl (Tübingen) als verantwortli-cher Lektor beim Narr-Verlag über „Linguistische Verlagspro-gramme und Kulturwissenschaft“. Jeweils ein Beitrag reprä-sentierte schließlich die anglistische und romanistische Sprach-wissenschaft: Prof. Dr. Lucia Kornexl (Rostock) konnte ge-wonnen werden mit einem lebendigen Vortrag über„Anglistische Sprachwissenschaft: Perspektiven einer Fach-disziplin vor dem Hintergrund der Angebote einer Universi-tätsbibliothek“, Prof. Dr. Volker Fuchs (Greifswald) mit ei-nem souverän breit angelegten Beitrag über „Perspektiven ro-manistischer Sprachwissenschaft“.

Begleitet wurde die Tagung durch Führungen über den histo-rischen Campus der Universität Rostock sowie durch die Aus-stellung „150 Jahre Germanistik in Rostock“ und – bei bestemOstseewetter – durch eine Hafenrundfahrt nach Warnemünde.

Die Veranstaltung war mit insgesamt vierzig Kolleginnen undKollegen aus Deutschland, Österreich, Italien und der Schweizaußerordentlich gut besucht und ermutigt die Kommissionfür Fachreferatsarbeit, auch künftig ihr Fortbildungsprogrammengagiert auszugestalten.

Veranstaltungs-Homepage:<http://www.vdb-online.org/veranstaltungen/415/>

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im höheren Dienst im Fall einer klassischen Karriere ergeben-den Verschiebungen zwischen den Anteilen an Management-aufgaben und Fachreferentenaufgaben. Sei man als Anfängernoch zu ca. 70% mit Fachreferatsaufgaben beschäftigt und zu30% mit leitenden Tätigkeiten, könne sich dies im Laufe derZeit genau umkehren bis hin zur völligen Aufgabe fachlicherArbeiten. Auch Prof. Lux betonte die Managementqualifika-tionen auf einer „soliden fachlichen Grundlage“. Sie beschwordie Teamfähigkeit und die „soft skills“ der Mitarbeiter und sahebenso wie die Vertreter von HU und FH die Projektarbeit alszentralen Arbeitsinhalt. Organisationsfähigkeit und Menschen-führung waren weitere Stichpunkte des Anforderungskatalogs.

Prof. Hobohm informierte, dass an der FH Potsdam ein kon-sekutiver Master in der Entwicklung ist. Der schon jetzt sehrgroße Anteil an Projektarbeit diene dem Ziel, die praktischeArbeit ungefähr gleichrangig mit den die theoretischen Studien-anteilen auszubauen. Problemlösungskompetenz bei denAbsolventen zu entwickeln, war in seiner Darstellung ein we-sentliches Stichwort. Das sah Prof. Seadle in gleicher Weise,betonte dabei jedoch auch, dass die Fachwissenschaft als Basis-qualifikation beim bibliothekwissenschaftlichen Studium nunwahrlich nicht „schade“. Er stellte die Ausbildung in den Rah-men der sich verändernden Medienlandschaft und der domi-nierenden Rolle der digitalen Information und sah genau hierwesentliche Forschungsansätze.

Der Stellenwert der IT war somit eine zentrale Frage, die vonallen Podiumsteilnehmern ähnlich bewertet wurde. Prof. Ho-bohm forderte zum Nachdenken auf, welche Technologie zumrichtigen Zeitpunkt die richtige sei, und dazu, dies auch gutbegründen zu können. Prof. Seadle sah die Notwendigkeiteines Verstehens der Technologien, um zu begreifen, wie mitInformationen umgegangen werde. Prof. Naumann brachteden Nutzer ins Spiel, er betonte die Zusammenarbeit zwi-schen Bibliothek und IT-Spezialisten, die das „wie geht das“beantworten könnten, die Bibliothekare aber die Frage nachdem „warum“. Auch Prof. Lux unterstrich diese Zusammen-arbeit und betonte dabei die Notwendigkeit, die Strukturen zulernen und kommunizieren zu können. Während Management-fähigkeit, „soft skills“ und Technologie die Diskussion z.T.beherrschten, stellte sich jedoch auch die Frage nach der Rolledes Fachstudiums.

Auch die Informationswissenschaft selbst wurde in ihrer Rolleals Fachwissenschaft beschrieben. Der Blick des FH-Vertreterswar auf die angewandten Projekte und das Lernziel ausgerich-tet, ein Verständnis zwischen Theorie und Praxis zu generie-ren. Dabei sei zentral, dass die Bibliothekare verstünden, wassie produzierten ohne selbst Kunde zu sein. Frau Prof. Luxrichtete den Blick in das Ausland und beschrieb, dass auch dortnicht alle Bibliothekare dieselbe Ausbildung hätten, da es inallen Bibliotheken unterschiedliche Anforderungen gäbe. Sieunterstrich jedoch, dass nicht der Spezialist in einem Fach ge-fragt sei, sondern die Breite gefordert sei. Das Wort „General-

Regionalverband Berlin/BrandenburgWissensmanager oder Fachreferent?Welche Qualifikationen brauchen wirfür den höheren/wissenschaftlichenBibliotheksdienst?

Bericht über eine Podiumsdiskussion des RegionalverbandesBerlin/Brandenburg

Dr. Annette Gerlach, ZLB Berlin (Vorsitzende)

Die Veränderungen in den Ausbildungswegen sind oft be-schrieben, manchmal beklagt und kritisiert, manchmal begrüßtworden. Informationen, was sich eigentlich geändert hat, gibtes durchaus, auch kritische Bewertungen – positiv oder negativ– der neuen Wege, aber welche Fähigkeiten und Kenntnissebrauchen Bibliotheken denn heute überhaupt in einer Welt,die sich durch die technischen Revolutionen so radikal geän-dert hat?

Dass sich ausgerechnet der Regionalverband Berlin/Branden-burg des VDB immer wieder zu Ausbildungsfragen zu Wortmeldet, hängt damit zusammen, dass auf seinem Territoriumnicht nur die „klassischen“ Referendariatsausbildungen zu fin-den sind, sondern mit dem Institut für Bibliotheks- undInformationswissenschaft (IBI) der Humboldt-Universität(HU) Berlin und der Fachhochschule in Potsdam zwei Aus-bildungseinrichtungen, deren Studierende eben auch z.T. Mit-glieder im VDB sind.

Der Regionalverband hat daher bei einer Podiumsdiskussionbewusst den Blick auf die Fragen der Qualifikation gelenkt.Unter der Moderation von Dr. Andreas Degkwitz (IKMZCottbus) konnten Prof. Dr. Hobohm von der Fachhochschu-le Potsdam und Prof. Dr. Seadle, Geschäftsführender Direktordes IBI der HU, darstellen, welche Qualifikationen ihre Stu-dentinnen und Studenten erwerben. Es gab dabei mancheGemeinsamkeit; ein Unterschied zwischen Universität undFachhochschule war zu erkennen im Hinblick auf die Projekt-orientierung und der unterschiedlichen Akzentuierung bei denBezügen zur bibliothekswissenschaftlichen Forschung.

Der Direktor der Universitätsbibliothek der Freien Universität,Prof. Dr. Naumann, und die Generaldirektorin der StiftungZentral- und Landesbibliothek Berlin, Frau Prof. Dr. Lux, brach-ten den unmittelbaren Blick der „Praxis“ – also den von ein-stellenden Bibliotheken – in die Diskussion ein. Prof.Naumann betonte dabei seinen Wunsch an die Mitarbeiter deshöheren Dienstes, die er sich „helfend, verwaltend und gestal-tend“ wünsche; wirkliche „Persönlichkeiten“ mit Management-kompetenz und der Bereitschaft, Verantwortung zu tragen. Erbeschrieb aus seiner Sicht die sich im Laufe des Berufslebens

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ist“ fiel allerdings nicht nur in ihrem Diskussionsbeitrag. DieUnverzichtbarkeit einer Hochschulqualifikation für den höhe-ren Dienst war jedoch unbestritten, um Methode und Syste-matik sowie auch die Sprache „der Wissenschaft“ zu verstehen.Der Moderator verwies darauf, dass vielfach der Einstieg inden höheren Dienst nach wie vor über ein Fachreferat erfolge.Dass dazu auch ein Fachstudium in Kombination mit einempostgradualen bibliothekswissenschaftlichen Studium befähi-ge, wurde von der HU betont.

Interessant war auch die Darlegung des Verständnisses vonInformationswissenschaft verbunden mit der Kritik, die Prof.Hobohm anriss, dass diese in Deutschland zu häufig von ei-nem eher sprachwissenschaftlich orientierten Verständnis her-kommend verkürzt sei, dabei müsse eben gerade die Kombi-nation von Bibliotheks- und Informationswissenschaft her-vorgehoben werden.

Natürlich kam in der Diskussion, an der sich auch das zahlreicherschienene Publikum beteilte, die Frage nach den Widersprü-chen zwischen der realen Einstellungspraxis und der Berufs-realität auf der einen Seite und den (formalen) Anerkennungs-fragen der unterschiedlichen Abschlüsse auf der anderen Seitezur Sprache. Schließlich zählt zu den bisher ungelösten Fragenauch die des Laufbahnrechtes. Sicher eines aber nicht das einzi-ge Thema, das gesondert vertieft und hinterfragt werdenmüsste.

Die Bibliothekslandschaft bot sich an dem Abend als buntes,nicht einheitliches Bild dar, das Menschen mit unterschiedli-chen Qualifikationen und Fähigkeiten anspreche und benöti-ge. Manches mag dabei noch unscharf wirken, aber ist dasnicht auch den rasanten Veränderungen des Berufes und derArbeitsinhalte geschuldet und einer Entwicklung, die eben nichtmit Sicherheit voraussagen lässt, wie sich die Aufgaben in dennächsten Jahren und Jahrzehnten stellen werden. Die Schnell-lebigkeit der heutigen Zeit, die auch das Berufsleben eines Bi-bliothekars und einer Bibliothekarin nicht unberührt lässt, magauch eine Ursache dafür sein, dass es keineswegs nur die eineperfekte Antwort gibt und dass der Diskussionsprozess selbstwichtig ist. „Fortsetzung folgt“ - nein, „Fortsetzung mussfolgen“ - war das Ergebnis der Berliner Veranstaltung. Undunter Rückgriff auf den Titel der Podiumsdiskussion könnteman auch abschließend zusammenfassen: Wir brauchenWissensmanager und Fachreferenten und eine vielfältige Mi-schung aus beiden.

Regionalverband NordwestHalbjahresbericht 2008

Dr. Johannes Marbach, UB der Helmut-Schmidt-UniversitätHamburg (Vorsitzender)

In das abgelaufene 1. Halbjahr 2008 fielen verschiedene Fort-bildungsveranstaltungen und die diesjährige Mitgliederver-sammlung des VDB-Regionalverbandes Nordwest.

Planung und Durchführung von Fortbildungsveranstaltun-gen finden nun wieder in bewährt guter Art und Weise zusam-men mit dem Zentrum für Aus- und Fortbildung (ZAF) ander GWLB Hannover statt. Es konnten hier alte Kontaktewieder belebt werden. Der Vorsitzende ist Mitglied desFortbildungsgremiums des ZAF und nimmt regelmäßig andessen Treffen, die der Planung und Durchführung von Fort-bildungsveranstaltungen dienen, teil. Die in Kooperation mitdem ZAF veranstalteten Fortbildungsmaßnahmen des VDB-RV Nordwest finden Sie auch in der halbjährlich veröffentlich-ten Broschüre „Bibliothekarische Fortbildung in Niedersach-sen“ und natürlich auch auf der Homepage des ZAF <http://www.nlb-hannover.de/aus_und_fortbildung/>.

Im Rahmen dieser gelungenen Kooperation fand am 19. und20. Februar 2008 eine zweitägige Fortbildungsveranstaltungstatt, die Prof. Dr. Ralph Schmidt von der HAW Hamburgunter dem Thema „Kuck mal, wer da fragt! – Gesprächsfüh-rung und Informationsempathie im bibliothekarischen Aus-kunfts- und Beratungsgespräch“ gestaltete. Diese Veranstal-tung war ein außerordentlicher Erfolg, und wer Prof. Schmidtkennt, den wundert’s nicht. Wir werden deshalb diese Veran-staltung im nächsten Frühjahr wiederholen.

Eine weitere Fortbildungsveranstaltung fand am 3. April 2008statt: Kollege Martin Vorberg, Leiter der neu gebauten HengelerMüller-Bibliothek der Bucerius Law School, führte durch seinneues Haus und referierte zum Thema „Der Neubau der Bi-bliothek einer speziellen privaten Hochschule: Theorie und Pra-xis oder Wunsch und Wirklichkeit“. Die Bucerius Law Schoolwar nicht nur ein großzügiger Gastgeber, sondern beherbergteauch noch am selben Tag die Mitgliederversammlung des VDB-RV Nordwest.

Auf eine ursprünglich angedachte Veranstaltung zur Vermitt-lung von Informationskompetenz wurde verzichtet, da derFortbildungsbedarf auf diesem Sektor bereits anderweitig ab-gedeckt wird. Hier wird insbesondere auf das vom Zentrumfür Aus- und Fortbildung angebotene Seminar von Frau Chri-stiane Brockerhoff, Duisburg, hingewiesen, das im zweitenHalbjahr 2008 stattfinden wird. Nähere Informationen unter:<http://www.nlb-hannover.de/aus_und_fortbildung/Fort-bildung/>

Mitte November (12.11. oder 17.11.) wird der Niedersächsi-sche Bibliothekstag in Hameln veranstaltet. GemeinsameBibliothekstage für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sinderst wieder für 2009 vorgesehen. Im Rahmen des Bibliotheks-tags soll auch ein Mitgliedertreffen arrangiert werden.

Die Planungen für die für 2008 angedachte Reise nach Kopen-hagen in die Königliche Bibliothek gestalten sich schwierig.Um anfallende Kosten und zeitlichen Aufwand annehmbarzu gestalten, folgen noch weitere Angebotsprüfungen. NachSichtung der unterschiedlichen Angebote soll den Mitgliederndes VDB-Regionalverbandes Nordwest, des BIB Niedersach-sen und des BIB Schleswig-Holstein ein „Paket-Preis-Ange-bot“ vorgestellt werden.

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Im Freistaat Thüringen wurde im November von den Fraktio-nen von SPD und DIE LINKE der vom VDB-Regional-verband zusammen mit dem Landesverband Thüringen desDBV erarbeitete Entwurf für ein Thüringer Bibliotheksgesetzin erster Lesung in den Landtag eingebracht. Das Gesetz wur-de einstimmig in die Ausschüsse zur weiteren Beratung über-wiesen. Im April hat auch die CDU einen eigenen Gesetzent-wurf für ein Thüringer Bibliotheksgesetz vorgelegt. Hier warder VDB-Regionalverband im Vorfeld intensiv in die Erarbei-tung der Gesetzesvorlage eingebunden. Am 29. Mai 2008 fanddann im Erfurter Landtag eine öffentliche Anhörung zu denbeiden Gesetzentwürfen statt. Der VDB war durch HerrnHohoff als Bundesvorsitzenden und den Vorsitzenden desRegionalverbandes vertreten. Im Eindruck der Anhörung konn-ten noch einige Änderungen am Gesetz erreicht werden. DerLandtag hat das Thüringer Bibliotheksgesetz in Gestalt desmodifizierten CDU-Entwurfes am 4. Juli mit den Stimmender CDU-Fraktion verabschiedet. Damit gibt es in Thüringendas erste deutsche Bibliotheksgesetz. Das Gesetz bringt einerechtliche Aufwertung des Bibliothekswesens insgesamt undführt einige Modernisierungen im Landesrecht durch, so etwadurch die Einführung des elektronischen Pflichtexemplars. Wasdie Finanzierung der öffentlichen Bibliotheken angeht, so bleibtdas Gesetz hinter den Erwartungen zurück. Es werden keinefinanziellen Zusagen gemacht. Gleichwohl kann das Gesetzals Erfolg bibliothekarischer Lobby-Arbeit gewertet werden.Bibliotheken und ihre Dienstleistungen sind politisch sichtbargeworden und werden dies auch in Zukunft bleiben. (Siehehierzu den Themenblock auf S. 15ff.)

Im Freistaat Sachsen wurde auf Anregung der Fraktion vonBündnis 90/Die Grünen eine öffentliche Anhörung zum The-ma Bibliothekskonzept für Sachsen durchgeführt. Der Vorsit-zende des VDB-Regionalverbandes war als Sachverständigergeladen. In Sachsen wird bislang kein Bedarf für ein eigenesBibliotheksgesetz gesehen. Die Bibliotheksförderung imKulturraumgesetz wird als ausreichend erachtet. Gleichwohlgibt es auch in Sachsen Änderungs- und Modernisierungs-bedarf im geltenden Bibliotheksrecht. Hier kann ein Anhalts-punkt für ein weites Vorgehen in Sachsen gefunden werden.

Im Land Sachsen-Anhalt wird sich die SPD-Fraktion mit derThema Bibliotheksgesetz beschäftigen. Das Thema „Biblio-theksgesetz“ wird im Koalitionsvertrag von CDU und SPDausdrücklich erwähnt: „Die öffentlichen Bibliotheken im LandSachsen-Anhalt sollen eine verlässliche Basis zur Planung undUmsetzung ihrer Aufgaben erhalten. Hierfür sollen Chancenund Möglichkeiten eines Bibliotheksgesetzes bzw. vonBibliotheksverträgen geprüft werden.“ Von daher ist davonauszugehen, dass in Sachsen-Anhalt unter dem Eindruck derEntwicklungen in Thüringen das Projekt eines Bibliotheks-gesetzes konkretere Gestalt annehmen wird.

Regionalverband Sachsen/Sachsen-Anhalt/ThüringenJahresbericht 2007

Dr. Eric W. Steinhauer, UB Magdeburg (Vorsitzender)

1. Mitgliederentwicklung

Die Mitgliederentwicklung ist stabil. Mit 130 Mitgliedern imRegionalverband ist sogar eine leichte Steigerung gegenüberdem Vorjahr zu verzeichnen.

2. Fortbildung

Am 4. Juni 2007 fand in der ULB Halle eine Fortbildung zumThema „Weblog und RSS“ statt. Referent war Herr Dr. OliverObst von der ULB Münster.

3. Studienfahrt

Die Studienfahrt des Regionalverbandes führte uns am 29.Februar und 1. März 2008 nach Marbach. Ausführlich besich-tigt wurden das Deutsche Literaturarchiv sowie das Literatur-museum der Moderne. Dank der zentralen Lage des Hotelsdirekt auf der Schillerhöhe konnte von den Kolleginnen undKollegen auch die Marbacher Altstadt erkundet werden.

4. Ausbildung und Beruf

Im Freistaat Thüringen wird das Bibliotheksvolontariat wei-terhin angeboten. Mit der Herzogin Anna Amalia Bibliothekder Klassik-Stiftung Weimar ist eine weitere Ausbildungs-bibliothek hinzu gekommen. Die auf der letzten Mitglieder-versammlung angekündigte Einführung der Fachrichtungs-laufbahn für den höheren Dienst ist bislang noch nicht erfolgt.Mit Blick auf die laufende Dienstrechtsreform des Bundes ru-hen derzeit alle Änderungen im Thüringer Laufbahnrecht.

Im Freistaat Sachsen wurde nach Thüringer Vorbild einBibliotheksvolontariat eingeführt. Jährlich wird ein Bibliotheks-volontär im Wechsel an der Universitätsbibliothek Leipzig undan der Sächsischen Landesbibliothek Staats- und Universitäts-bibliothek Dresden ausbildet. Die theoretische Ausbildung fin-det auf Grundlage eines Kooperationsvertrages an der Hum-boldt-Universität zu Berlin statt. Das zuständige Staatsmini-sterium wird in nächster Zeit einen Ausbildungserlass zur Re-gelung der praktischen Ausbildungszeit ausgeben.

Im Land Sachsen-Anhalt ruht die Ausbildung für den höhe-ren Bibliotheksdienst weiterhin. Allerdings sind Überlegun-gen im Gange, entweder das Referendariat wieder aufzuneh-men oder das Bibliotheksvolontariat einzuführen. Als Aus-bildungsbibliotheken kämen die Universitäts- und Landes-bibliothek Sachsen-Anhalt in Halle sowie die Universitätsbi-bliothek Magdeburg in Betracht.

5. Bibliotheksgesetzgebung

In allen drei Bundesländern gibt es Aktivitäten für den Erlasseines Bibliotheksgesetzes.

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Regionalverband SüdwestJahresversammlung 2008 in Speyer

Ute Bahrs, Speyer (Schriftführerin); Heidrun Wiesenmüller,Stuttgart (Vorsitzende)

Zu ihrer traditionellen Jahresversammlung fanden sich dieMitglieder des Regionalverbands Südwest in diesem Jahr wie-der einmal in Rheinland-Pfalz ein – diesmal in Speyer. Über 50Teilnehmer waren am Freitag, 25. April 2008, zu Gast in derPfälzischen Landesbibliothek (PLB).

Die PLB verdankt ihre Existenz der politischen Situation nachdem Ende des 1. Weltkrieges: Damals gehörte die Pfalz nochzu Bayern; Frankreich versuchte das linke Rheinufer aus demdeutschen Staatsverband herauszulösen. Bayern wollte die Pfalzkulturpolitisch stärken und gründete 1921 die PfälzischeLandesbibliothek, die schließlich am 3. Mai 1923 ihre Pfortenfür die Öffentlichkeit öffnete. Die Träger der Bibliothek warender Bayerische Kreistag und ab 1947 der Bezirksverband Pfalz,bis am 1. Januar 1974 das Land Rheinland-Pfalz die Träger-schaft übernahm. Zwei Umzüge waren im Laufe der Zeit zubewältigen. Wie bei Neugründungen üblich, wuchs der Bücher-bestand durch relativ große Ankäufe von geschlossenen Privat-bibliotheken und auch durch zahlreiche Geschenke rasch an.1935 stand bereits der erste Umzug im Bereich der Innenstadtan: von der Ludwigstraße in die Johannesstraße – in die Ge-bäude einer ehemaligen Zigarrenfabrik. 1990 konnte die Bi-bliothek schließlich in das große und repräsentative Gebäudein der Otto-Mayer-Straße ziehen, das sie sich mit dem Landes-archiv Speyer teilt und das in unmittelbarer Nachbarschaft zurDeutschen Verwaltungshochschule und mehrerer Gymnasienliegt. 1990 nahm die PLB die Verbundkatalogisierung im SWBauf. 2002 führte sie das lokale Bibliothekssystem LIBERO inder Katalogisierung und in der Ausleihe ein. Im Zusammen-hang mit der Gründung des LandesbibliothekszentrumsRheinland-Pfalz (LBZ), auf das weiter unten noch eingegan-

gen wird, wechselte die PLB Ende 2005 sowohl den Verbund(HBZ) als auch das Lokalsystem (SISIS Sunrise). Der integrier-te Geschäftsgang läuft seit Beginn des Haushaltsjahres 2007.Mit verstärkten Kräften (4 Vollzeitäquivalente) wird seit 2007das Retrokatalogisierungsprojekt betrieben, um auch den vor1990 erworbenen, noch nicht online erfassten Bestand zügigim OPAC verfügbar machen zu können. Die jährlich steigendeZahl der Ausleihen aus dem Bestand der PLB (auch derZweigstellenbestellungen im LBZ-internen Leihverkehr) be-stätigt die Bedeutung der Online-Bestellmöglichkeit. Beson-dere Schwerpunkte im Bestand der PLB bilden die Musikalien-sowie die Rara-Sammlung, die auch als Sonderbereiche inner-

halb des LBZ ausgewiesen sind.

2008 feiert die PLB das 85jährige Jubiläumihrer Eröffnung: Mit zahlreichen Veranstal-tungen – Ausstellungen, Lesungen, Kon-zerten und einem Tag der offenen Tür –wurde bzw. wird in die Bibliothek eingela-den. Der Besuch der Mitglieder desRegionalverbands Südwest fügte sich wun-derbar in diesen Rahmen ein. Eine weitereBesonderheit des Jahres 2008 war das Über-schreiten der Millionengrenze im Bestand– und zwar durch einen Auktionskauf: Eshandelte sich um einen aus fünf Druckendes 17. Jahrhunderts bestehenden Sam-melband, der in das Umfeld des SpeyererReichskammergerichts weist. Weitere Infor-mationen zum Bestand und zur Geschichteder PLB sind auf der Homepage zu finden<http://www.lbz-rlp.de/cms/plb/>.

Der Tagungsort Speyer legte es nahe, denFortbildungsteil am Nachmittag mit einemVortrag von Dr. Helmut Frühauf, dem

Leiter der Einrichtung, über das Landesbibliothekszentrumeinzuleiten. In dieser neuartigen Organisationsstruktur wur-den bekanntlich im Herbst 2004 die beiden Landesbibliothekenin Koblenz und Speyer, die Bibliotheca Bipontina in Zwei-brücken sowie die Büchereistellen in Koblenz und Neustadtan der Weinstraße zusammengeführt. Bereits im Sommer 2002war die Entscheidung zur Errichtung des LBZ gefallen. In derPlanungsphase mussten dann grundsätzliche Entscheidungen,etwa über das Verhältnis von Landesbibliotheken und Bücherei-stellen oder über eine einheitliche Verbundzugehörigkeit ge-troffen werden. Zu den Aufgaben, die im Errichtungserlassfür das LBZ festgelegt wurden, zählen u.a. „Aufbau und Wei-terentwicklung eines leistungsfähigen Bibliothekssystems fürdas Land Rheinland-Pfalz“, „Förderung der Kooperation undVernetzung der Bibliotheken“ sowie „zentrale Dienstleistun-gen und praktische Hilfen“ auch für Schulbibliotheken undwissenschaftliche Spezialbibliotheken. Bemerkenswerterweisewurde die bibliothekspolische Zusage gemacht, im Rahmender Neuorganisation weder Standorte zu schließen noch Per-sonal abzubauen, sondern vielmehr die erwarteten Synergie-effekte dazu zu nutzen, um Angebote zu erweitern und zuverbessern. Diese Versprechen seien, wie Frühauf betonte, aucheingehalten worden.

Den Auftakt der Jahresversammlung bildete eine Führung durch das Haus.

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Die Realisierung des LBZ-Konzepts waru.a. mit räumlich-baulichen, aber auch or-ganisatorischen Zusammenführungen so-wie mit der Entwicklung eines neuen, ge-meinsamen Erscheinungsbildes verbun-den. Leicht nachzuvollziehen ist, dass beieinem solchen Projekt auch Konflikte nichtausblieben, etwa bei der Entscheidung überden Sitz von Direktion und zentraler Ver-waltung – diese sind nunmehr in Koblenzangesiedelt. Die neue Organisationsstruk-tur sieht zwei Fachabteilungen (Fachstellen-abteilung und Landesbibliotheksabtei-lung) sowie drei Zentralabteilungen (Ver-waltung, Informationstechnologie, Presse-und Öffentlichkeitsarbeit) vor. Freilich wirdweiterhin ein gewisser Teil der anfallendenAufgaben dezentral erledigt. Nach vier Jah-ren zog Herr Frühauf eine positive Bilanz:So wurde u.a. ein einheitliches Lokalsystemin den drei wissenschaftlichen Bibliothe-ken aufgebaut, ein Containerversand zwi-schen den Standorten eingerichtet sowie eine neue gemeinsa-me Website geschaffen. Für die Fachreferate wurde eine ein-heitliche Quotierung beschlossen, welche auch Erwerbungs-absprachen und Erwerbungsprofile beinhaltet. Zu den künfti-gen Zielen des LBZ gehört beispielsweise der Abschluss derRetrokonversion in Speyer und Zweibrücken und dasDigitalisierungsprojekt dilibri, das in einem eigenen Vortragvorgestellt wurde. Noch offen ist allerdings, ob das LBZ seineEigenständigkeit erhalten kann oder ob es früher oder späterin der vor kurzem geschaffenen „Generaldirektion KulturellesErbe“ unter ein gemeinsames Dach mit den Landesmuseenund Archiven sowie dem Landesamt kommen wird.

Den zweiten inhaltlichen Schwerpunkt des Fortbildungs-programms bildete das Thema ‘Digitalisierung von Bibliotheks-beständen’. Zunächst stellte Elmar Schackmann (LBZ / Rhei-nische Landesbibliothek Koblenz) das Projekt „dilibri“ vor,mit dem ein gemeinsames Digitalisierungsportal für Rhein-land-Pfalz geschaffen werden soll. Im Fokus stehen einerseitslandeskundliche Werke über Rheinland-Pfalz, andererseits Be-stände aus rheinland-pfälzischen Bibliotheken; als erste Part-ner konnten die UB Trier und die Stadtbibliothek Mainz ge-wonnen werden. Für die Aufbereitung und Präsentation derDigitalisate kommt die Software „Visual Library“ zum Ein-satz, die von der semantics GmbH Aachen und der WalterNagel GmbH & Co. KG Bielefeld entwickelt wird. Beide Fir-men unterstützten übrigens – ebenso wie die ortsansässigeSchulz Speyer Bibliothekstechnik AG – die Jahresversammlungals Sponsoren, wofür an dieser Stelle noch einmal herzlich ge-dankt sei.

Für die Nutzer bietet Visual Library eine überzeugendeWebpräsentation mit Volltext- und Metadatenrecherche,Browsingmöglichkeiten, einer intuitiven Navigation, Betrach-tungsoptionen in mehreren Vergrößerungsstufen, Downloadim PDF-Format und einem RSS-Feed. Zu den Funktionalitätendes „Backend“ gehören u.a. der Import von bereits vorhande-nen Digitalisaten, Import und Export von Metadaten, eineOCR-Funktion (die für Frakturschriften noch zu testen ist)

und die Vergabe von URNs. Hervorzuheben sind die zahlrei-chen automatisierten Prozesse (z.B. bei der Qualitätskontrolleder Digitalisate oder beim Einspielen in die Webpräsentation)sowie die sehr komfortable Vergabe von Strukturdaten. In ei-ner Live-Vorführung demonstrierte Herr Schackmann, wie raschund bequem der Bearbeiter die innere Gliederung einesDigitalisats (z.B. Vorderdeckel, Titelblatt, Inhaltsverzeichnis,einzelne Kapitel etc.) kennzeichnen und auf diese Weise für dieNavigation verfügbar machen kann – eine solche Strukturie-rung stellt zweifelsohne einen echten Mehrwert für die Nutzerdar. Um diesen Schritt weiter zu rationalisieren, sollen künftigdie Strukturdaten schon während des Scannens erfasst werden.In der ersten Phase des dilbri-Projekts ging es vor allem dar-um, einen Workflow zu erarbeiten und erste Erfahrungen zusammeln – wobei auch deutlich wurde, dass sowohl der finan-zielle wie auch der personelle Aufwand nicht unerheblich sind.Im nächsten Schritt will man u.a. die Schnittstellen erweiternund Fragen der Langzeitarchivierung angehen. Anschließendgab Jens Peters (Fa. Walter Nagel) einen kurzen Einblick ingeplante Weiterentwicklungen der Software wie z.B. einepersistente Einzelblattadressierung (URN-Granular).

In einer ganz anderen Größenordnung bewegen sich dieMassendigitalisierungsprojekte des Münchener Digitalisierungs-zentrums (MDZ), die Dr. Markus Brantl (BSB München) vor-stellte. Er unterschied daher auch zwischen „Boutique“-Digit-alisierungen, bei denen eine überschaubare Anzahl von Objek-ten primär unter Marketing-Aspekten ausgewählt, mit ver-gleichsweise hohem manuellen Aufwand bearbeitet und rela-tiv tief erschlossen wird, und der echten Massendigitalisierung:Bei dieser werden über eine Million Seiten in einem begrenztenZeitraum und weitgehend automatisiert digitalisiert, wobeikaum selektiert und nur „pragmatisch“ erschlossen wird. Zuden besonderen Herausforderungen von Massendigitali-sierungsprojekten gehören neben dem eigentlichen Scannenbeispielsweise auch die Logistik (z.B. Transport und Verbu-chung der bearbeiteten Bände), die Qualitätssicherung im Mas-senbetrieb und die gewaltigen Datenvolumina. Für die

Angeregte Gesprächsatmosphäre in der Mittagspause.

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Massendigitalisierung der Bayerischen Staatsbibliothek stelltheute das MDZ die „zentrale Innovations- und digitale Pro-duktionseinheit“ dar. Es verfügt über fünf Plan- und 35Projektstellen, großes Know-how und eine beeindruckendetechnische Ausstattung – darunter die spektakulären Scan-Robots, mit denen derzeit ca. 37.000 Drucke des 16. Jahrhun-derts in einem DFG-Projekt digitalisiert werden. Ein besonde-rer Vorteil der neuen Technik ist, dass die Bände dabei nur ineinem sehr geringem Winkel geöffnet werden müssen. Umeine Vorstellung von den allein in diesem Projekt entstehen-den Datenmengen zu erhalten: Jedes einzelne Image eines di-gitalen Masters kann bis zu 30 Megabyte groß werden. Beieinem Produktionsziel von monatlich 2.000 Titeln wächst derDatenbestand dadurch jeden Monat um ungefähr 13 Terabyte!

Die Digitalisierungsstrategie der Bayerischen Staatsbibliothekberuht derzeit auf vier Säulen: den Drittmittel-Projekten, derDigitalisierung „on demand“, der konservatorischen Digitali-sierung sowie schließlich des sehr wichtigen Private-Public-Partnership mit Google. Den 14. Dezember 2004, an demGoogle sein Bibliotheken-Programm im Rahmen von„Google Print“ (inzwischen „Google Book Search“) startete,bezeichnete Herr Brantl deshalb auch als einen „Epochentagder (Massen-)Retrodigitalisierung“. Im urheberrechtsfreienBereich bis ca. 1900 ergibt sich dabei eine chronologische Zwei-teilung: Während Werke des 17. bis 19. Jahrhunderts vonGoogle digitalisiert werden, werden die älteren Bestände (Hand-schriften, Inkunabeln und Drucke des 16. Jahrhunderts) mitDFG-Förderung vom MDZ selbst gescannt. Die BayerischeStaatsbibliothek folgt generell dem Prinzip, die Objekte in best-möglicher Qualität zu scannen und auch die Langzeit-archivierung dieser Daten sicherzustellen. Die Digitalisate kön-nen in vielfältiger Weise nachgenutzt und in ganz verschiede-nen Kontexten nachgewiesen werden (u.a. im WorldCat, inPortalen und Suchmaschinen). Besonders groß war das Inter-esse der Teilnehmer natürlich an der Zusammenarbeit mitGoogle: Dabei sollen in wenigen Jahren über eine Million (!)Titel digitalisiert werden. Das Tempo wird primär von derLogistik bestimmt, denn für die Massendigitalisierungsprojektefallen ca. 3.000 zusätzliche Buchbewegungen pro Arbeitstagan. Das MDZ erfüllt im Google-Projekt Aufgaben wie dieÜbernahme von Metadaten, die Verarbeitung und Bereitstel-lung der „Digital Library Copy“ sowie deren Speicherung undLangzeitarchivierung (in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Rechenzentrum). Für die Digitalisierung selbst – die übrigensin Bayern erfolgt – entstehen der Staatsbibliothek keine direk-ten Kosten. An den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskus-sion über Digitalisierungsstrategien an, die sich bis in die Kaf-feepause hinein fortsetzte. Die Präsentationen zu allen Vorträ-gen können auf der Veranstaltungs-Homepage abgerufen wer-den (URL s.u.).

Bei der anschließenden Mitgliederversammlung berichtete derVorsitzende, Dr. Klaus-Rainer Brintzinger (UB Tübingen),über die Aktivitäten des vergangenen Jahres. Turnusgemäßwurde auch ein neuer Regionalvorstand gewählt. Der bisherigeVorsitzende und seine Stellvertreterin, Dr. Christiane Spary (PHLudwigsburg), kandidierten nicht mehr für den Vorstand. Zurneuen Vorsitzenden wurde Prof. Heidrun Wiesenmüller (HdMStuttgart) gewählt, die dem Vorstand bereits seit 2002 als Schrift-führerin angehört hatte. Neuer Stellvertreter ist Dr. Robert

„Auch Gutes kann besser werden!“

Fortbildungsveranstaltung am 7. Juli an der Hochschule derMedien in Stuttgart

Heidrun Wiesenmüller, HDM Stuttgart

„Auch Gutes kann besser werden!“ war das Motto einer gelun-genen Fortbildungsveranstaltung, die am 7. Juli an der Hoch-schule der Medien in Stuttgart stattfand: „Ich bereue keinenKilometer, den ich zurückgelegt habe!“, resümierte eine ausHamburg angereiste Teilnehmerin. Die gemeinsam vom VDB-Regionalverband Südwest, dem VDB-Landesverband Bayernund dem Studiengang Bibliotheks- und Informationsmana-gement veranstaltete und von Dr. Klaus-Rainer Brintzinger(UB Tübingen) moderierte Fortbildung beschäftigte sich mitdem Thema Qualitätsmanagement, das in Bibliotheken nochlängst nicht dieselbe Rolle spielt wie in der Wirtschaft.

„Keine Fehler zu machen reicht nicht - das können andereauch“, war eine der Thesen, mit denen Prof. Cornelia Vonhof(Hochschule der Medien) in das Thema einführte. Denn Kun-den haben heute in vielen Fällen die Wahl zwischen verschiede-nen Anbietern. Wer sich positiv hervortun möchte, brauchtfolglich schon einen gewissen „Wow-Effekt“. Qualität dürfedeshalb nicht mehr nur als Aufgabe einzelner Beauftragter an-gesehen werden, sondern müsse „als Querschnittsaufgabe undVerantwortung jedes Mitarbeiters begriffen und gemanagt“werden. Qualitätsmanagement ist übrigens keine neue Erfin-dung, doch hat sie sich seit den 1940er Jahren merklich verän-dert und fortentwickelt: Von der Technik- und Mengen-orientierung verschob sich der Fokus zunächst zur Produkt-und Organisationsorientierung und schließlich zur Kunden-und Dienstleistungsorientierung. Aktuelle Total-Quality-Kon-zepte haben den Anspruch, sich auf sämtliche Geschäfts-prozesse zu erstrecken und die Mitarbeiter miteinzubeziehen.

In den folgenden fünf Referaten wurden nicht weniger als vierunterschiedliche Ansätze für modernes Qualitätsmanagementvorgestellt. Fraglos der bekannteste davon ist die Zertifizierungnach ISO 9001, die anhand von zwei Beispielen beleuchtetwurde: Dr. Alwin Müller-Jerina (Stadtbibliothek Neuss) be-

Scheuble (PH Schwäbisch Gmünd). Schriftführerin Ute Bahrs(LBZ / Pfälzische Landesbibliothek) und Carlheinz Straub (UBTrier), der in bewährter Weise die Kasse verwalten wird, kom-plettieren den neuen Vorstand. Ein herzliches Dankeschön giltden beiden ausscheidenden Vorstandsmitgliedern für die her-vorragende Arbeit, die sie in den vergangenen Jahren geleistethaben! Beim gemütlichen Beisammensein in einem Restau-rant am Fischmarkt klang die Veranstaltung aus. Im nächstenJahr trifft sich der Regionalverband wieder in Baden-Württem-berg: Die nächste Jahresversammlung findet am 8. Mai 2009 inder UB Hohenheim statt.

Veranstaltungs-Homepage:<http://www.vdb-online.org/veranstaltungen/417/>

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gesichts so vieler wichtiger Vorarbeiten lag der Gedanke nahe,den erreichten Stand durch das ISO-Zertifikat öffentlichkeits-wirksam dokumentieren zu lassen. Die TÜV-Plakette gilt fürdrei Jahre, wobei jährlich ein Überwachungsaudit zu absolvie-ren ist. Dieser externen Überprüfung gehen in München je-weils interne Audits voraus, die freilich bei den Mitarbeiternnicht immer auf Begeisterung stoßen. Einen Nachteil der ISO9001 sieht man in München in ihrem sehr formalen Charakter:Letztlich wird durch die Zertifizierung nur bestätigt, dass dieselbstformulierte Geschäftspolitik eingehalten und „im Un-ternehmen gelebt“ wird. Ob diese Geschäftspolitik überhauptsinnvoll und gut ist, wird jedoch nicht geprüft. Ergänzendsollen deshalb künftig Methoden der Selbstbewertung zurAnwendung kommen.

Ganz anders ist das Vorgehen der Arbeits-gemeinschaft der Kunst- und Museums-bibliotheken (AKMB), das deren Vorsit-zender, Martin Zangl (LWL-Landesmuse-um für Kunst- und Kulturgeschichte Mün-ster), vorstellte: Die AKMB hat einen Ka-talog von derzeit 83 ganz konkreten Stan-dards für ihre Mitglieder (häufig One-Per-son-Libraries) aufgestellt, die regelmäßigaktualisiert werden sollen. Die Standardsdecken verschiedene Bereiche ab (u.a. Zieleund Zielgruppen, Finanzen, Bestand, Per-sonelle Rahmenbedingungen, TechnischeAusstattung) und sollen Fakten abbilden,die „nachvollziehbar und prüfbar“ sind.Ein Beispiel aus dem Bereich Benutzungund Beratung: „Die Bibliothek ist währendder Öffnungszeiten auch telefonisch er-reichbar. Außerhalb der Öffnungszeiten istein Anrufbeantworter geschaltet, der dasAngebot des Rückrufs am nächsten Werk-

tag enthält.“ (Standard 26). Die Standards können nicht nurzur Selbsteinschätzung und als Argumentationshilfe (z.B. ge-genüber dem Träger oder bei einer Evaluation durch Fach-fremde) dienen, sondern sind zugleich Basis eines formalenQM-Verfahrens. Als Auditoren fungieren dabei eigens geschulteKolleginnen und Kollegen aus Kunst- und Museums-bibliotheken. Auch am Ende dieses Verfahrens steht ein Zerti-fikat, das vom Institut für Bibliotheks- und Informations-wissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin vergebenwird. Als erste haben sich die Bibliotheken des Instituts fürModerne Kunst in Nürnberg und des Museums für ModerneKunst Stiftung Ludwig in Wien auf diese Weise zertifizierenlassen; die Urkunden wurden auf dem Bibliothekartag in Mann-heim überreicht.

Auf einem umfassenden und ganzheitlichen Verständnis vonQualität beruht das Modell der European Foundation ofQuality Management (EFQM). Dieses ist die Basis des vonProf. Cornelia Vonhof (Hochschule der Medien) vorgestelltenPilotprojekts „Ausgezeichnete Bibliothek“ in der Region Stutt-gart: In Zusammenarbeit mit dem HdM-Forschungsschwer-punkt BEO (Bibliotheksmanagement, Evaluation und Organi-sationsentwicklung) und der Stuttgarter Fachstelle für das Öf-fentliche Bibliothekswesen erproben derzeit sieben Öffentli-che Bibliotheken das Verfahren. Von zentraler Bedeutung ist

richtete über die gemeinsame ISO-Zertifizierung von sechsÖffentlichen Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen (Dorma-gen, Erkrath, Leichlingen, Krefeld, Neuss und Wesel), CarolinBecker schilderte den Weg zum ISO-Zertifikat an der Biblio-thek der Technischen Universität München. In beiden Fällenwerden die Audits vom TÜV durchgeführt, für den der Ein-satz im Bibliotheksbereich übrigens etwas durchaus Neues war.Von der Einführung eines Qualitätsmanagements erhoffte mansich in Nordrhein-Westfalen, so Alwin Müller-Jerina, u.a. eineEntlastung im Arbeitsalltag durch die Erarbeitung von klarenund dokumentierten Regeln für alle in den Bibliotheken anfal-lenden Vorgänge. Doch natürlich ist Qualitätsmanagementmehr als das: Ganz zentral ist der kontinuierliche Verbesserungs-prozess in Form eines Kreislaufs aus der Festlegung von Zie-

len, der Umsetzung entsprechender Maßnahmen, der Bewer-tung der Ergebnisse und schließlich der Einleitung vonVerbesserungsmaßnahmen, woran sich ein neuer Kreislaufanschließt. Zu den Qualitätszielen der sechs Stadtbibliothekenfür die ersten zwei Jahre gehörte neben der Steigerung vonAusleih- und Nutzerzahlen (die übrigens nur z.T. erreichtwurden) auch die Einführung eines „Zufriedenheitsmanage-ments“. Aktuelle Kernziele sind die „Steigerung der positivenWahrnehmung (…) in Verwaltung und Öffentlichkeit“ undeine verbesserte Kundenbindung. Die Zusammenarbeit meh-rerer Bibliotheken in einem QM-Verbund bringt, so führteAlwin Müller-Jerina aus, überwiegend Vorteile mit sich, wiez.B. die arbeitsteilige Erstellung der benötigten Dokumente,geringere Kosten für die einzelne Bibliothek sowie gegenseiti-ge Motivation, aber auch einige Nachteile (erhöhter Ab-stimmungsbedarf und gegenseitige Abhängigkeit bei derZertifizierung).

An der TU München war die Ausgangssituation eine andere:Aufgrund des neuen Anspruchs einer „unternehmerischenUniversität“ wurde nach 1999 auch die Universitätsbibliothekreorganisiert. U.a. waren dabei Teamstrukturen eingeführt, einLeitbild sowie ein Bibliotheksentwicklungsplan erarbeitet so-wie interne Prozesse geregelt und dokumentiert worden. An- La

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dabei die Selbstbewertung in Form einer systematischen Stär-ken-Schwächen-Analyse auf der Basis eines umfassendenKriterienkatalogs. Diese Selbstbewertung dient zunächst als„Instrument der Diagnose“ und „Instrument der Verände-rung“. Eine anschließende Zertifizierung (in diesem Fall durchdie Hochschule) ist möglich, aber nicht zwingend. Die Hoch-schule der Medien unterstützt die teilnehmenden Bibliothe-ken bei allen Stufen des komplexen Prozesses, u.a. durch Schu-lungen, Workshops und die Bereitstellung von Materialien.

Einen Weg ganz ohne Zertifikat schilderte abschließend PetraHätscher von der Bibliothek der Universität Konstanz. „Quali-tätsentwicklung durch kollegiale Beratung oder Warum wirunseren eigenen Stärken vertrauen sollten“, hieß Ihr Vortrag.Denn so gut wie jede Bibliothek - so die Grundannahme desvorgestellten Projekts, dem leider die DFG-Förderung versagtblieb - kann aufgrund ihrer Stärken auf bestimmten FeldernVorbild- und Beratungsfunktionen für andere erfüllen. Insge-samt zehn Universitätsbibliotheken (acht aus Nordrhein-West-falen und zwei aus Baden-Württemberg) haben sich deshalbzusammengeschlossen, um sich in ausgewählten Bereichengezielt gegenseitig zu beraten. Dafür wurden Gruppen vonzweimal drei und einmal zwei Partnern gebildet, die zu ausge-wählten Themenbereichen vorab Unterlagen austauschen, sichdann gegenseitig besuchten und anschließend konkrete Emp-fehlungen formulierten. Ein wenig Überwindung koste es –so berichtete Petra Hätscher – allerdings schon, Kolleginnenund Kollegen aus anderen Häusern so genau in die eigeneBibliothek „hineinschauen“ zu lassen. Die Partner-Bibliothe-ken sollten deshalb möglichst keine direkten Konkurrentensein und auch einen gewissen geographischen Abstand von-einander haben.

Ebenso vielfältig wie die Herkunft der Referentinnen und Re-ferenten war auch das Publikum: Unter den 50 Teilnehmernwaren große und kleinere Hochschulbibliotheken genauso ver-treten wie Öffentliche Bibliotheken, Fachstellen, Spezial- undBehördenbibliotheken sowie Studierende und Lehrende derHochschule der Medien. Sowohl im Plenum als auch in denPausen kam es zu ergiebigem fachlichen Austausch und leb-haften Diskussionen. Im Mittelpunkt des Interesses standendabei naturgemäß Fragen des Aufwands für das Qualitäts-management (der jedoch zumeist schwer zu beziffern ist) undder Akzeptanz unter den Mitarbeitern. Hier besteht in der Tatdie Gefahr, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Qualitäts-management-Maßnahmen als Kontrolle ihrer Arbeitsleistun-gen missverstehen könnten. Umso wichtiger ist es, alle Betei-ligten auf dem Weg „mitzunehmen“ und innerhalb der jewei-ligen Bibliothek ein durchgängiges Bewusstsein für Qualitätzu schaffen. Deutlich wurde im Verlauf der Veranstaltung au-ßerdem, dass Qualitätsmanagement zwei durchaus unterschied-liche Seiten haben kann: Zum einen geht es um Imagegewinn– sowohl beim Unterhaltsträger als auch bei den eigenen Kun-den -, zum anderen um die konkrete Verbesserung von Abläu-fen und Dienstleistungen der Bibliothek. Beides muss sichjedoch nicht ausschließen.

Veranstaltungs-Homepage:<http://www.vdb-online.org/veranstaltungen/424/>

17.11.2008, Berlin

17 Uhr: Mitgliederversammlung des Regionalverbands Ber-lin/Brandenburg

18 Uhr: Vortrag: „Die Vermittlung von Informationskompe-tenz im Spannungsfeld von Vielfalt und Koordination -Argumente für regionale Bibliotheksnetzwerke zur Ent-wicklung der Teaching Library in Deutschland“

Ort: Berlin, Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Breite Str.36, 10178 Berlin, Berlin-Saal

Veranstalter: Regionalverband Berlin/BrandenburgReferent: Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger, UB FreiburgE-Mail-Kontakt: [email protected]

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17.11.2008, Nürnberg

Workshop „Aktuelle benutzungsrelevante Fragen des Urhe-berrechts“

Ort: Nürnberg, Georg-Simon-Ohm-Hochschule, Keßlerplatz12, Gebäude C, Raum C30

Veranstalter: Kommission für Benutzung im Bibliotheks-verbund Bayern und VDB-Landesverband Bayern in Zu-sammenarbeit mit der Bayerischen Bibliotheksschule

Referenten: Karin Knaf, Dr. Berthold GillitzerAblauf: 10:15-12:30 Uhr: Teil 1: Auswirkungen des neuen Ur-

heberrechts auf Fernleihe und Dokumentlieferung. 13:30-15:45 Uhr: Teil 2: Elektronische Lesesäle; ElektronischeSemesterapparate; Rechteeinholung zur Retrodigitalisierung;Aktuelle Hinweise zu verschiedenen Aspekten.

Anmeldung: [email protected]: 31.10.2008

Seminargröße: 25 Personen

VDB-Mitteilungen 2008/2 2 9

98. Deutscher Bibliothekartag vom02. bis 05. Juni 2009 in Erfurt

Der Verband Deutscher Bibliothekare e.V. (VdB) und der Be-rufsverband Information Bibliothek e.V. (BIB) veranstalten inZusammenarbeit mit dem Deutschen Bibliotheksverband e.V.(DBV) vom 2.-5. Juni 2009 den 98. Deutschen Bibliothekartagin Erfurt. Die Landeshauptstadt Thüringens und traditions-reiche Luther-, Dom- und Blumenstadt besticht durch ihr ge-schlossenes historisches Stadtbild. Zusammen mit Eisenachund der Wartburg, der alten Residenzstadt Gotha und demSchloss Friedenstein, mit Weimar und Jena als kulturellen Zen-tren von Klassik und Romantik finden Sie in Erfurt undUmgebung eine Kulturlandschaft mit einer seit dem Mittelal-ter ungebrochenen geistesgeschichtlichen Tradition vor, die inEuropa ihresgleichen sucht. Gleichzeitig ist Erfurt wichtigesMedienzentrum und Ansiedlungsort vor allem für Unterneh-men innovativer Technologien.

In der Atmosphäre dieser Stadt lässt sich das Motto des näch-sten Bibliothekartages besonders gut verorten. „Ein neuer Blickauf Bibliotheken“ ruft zur kritischen Hinterfragung scheinbarfeststehender Tatsachen, aber ebenso zur Suche nach zukunfts-trächtigen innovativen Konzepten für das Bibliothekswesenauf – Tradition und Moderne sollen gleichermaßen reflektiertwerden. Diese Verbindung von Geschichte, Gegenwart undZukunft wird nicht zuletzt auch durch die Erfurter Bibliotheks-

landschaft repräsentiert: Die Universitäts- und Forschungs-bibliothek Erfurt/Gotha, die gemeinsam mit der Stadt- undRegionalbibliothek Erfurt Gastgeberin des 98. DeutschenBibliothekartages sein wird, verweist mit ihren alten Samm-lungen wie der Herzoglichen Bibliothek auf Schloss Frieden-stein in Gotha und der Bibliotheca Amploniana in Erfurt aufdie große Geschichte der Region, während der Neubau derUniversitätsbibliothek auf dem Campus der Universität Er-furt und die moderne Ausstattung der größten öffentlichenBibliothek Thüringens zukunftsbezogene Horizonte eröffnen.

Seien Sie unsere Gäste und freuen Sie sich als Mitwirkende mituns auf einen spannenden 98. Deutschen Bibliothekartag ineinem attraktiven und inspirierenden Umfeld.

Auf der Website www.bibliothekartag2009.de finden Sie auchden Call for Papers und alle Informationen zu Registrierung,Hotelbuchung und Anreise, darüber hinaus gibt es ein großesAngebot an preisgünstigen Privatzimmern, die überwww.erfurt-tourismus.de buchbar sind.

Website: <http://www.bibliothekartag2009.de>Kontakt:Heike Budnitz, Dr. Christiane HeibachUniversitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/GothaTel.: 0361-7375504, - 7375503 oder -7375500Fax: 0361-7375509Mail: [email protected]

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Mayer, Dr. Martinfrüher: Freiburg UBjetzt: Wiesbaden LB

Rebmann, Dr. Martinafrüher: Karlsruhe LBjetzt: SBB- PK Musikabt.

Runschke, Wolfgangfrüher: Karlsruhe BLBjetzt: Gotha Forschungsbibliothek

Schlechter, Dr. Arminfrüher: Heidelberg UBjetzt: Speyer LBZ

Schneider, Dr. Kurtfrüher: UFB Erfurt/Gothajetzt: Frankfurt am Main, Deutsche Nationalbibl.

Seesko, Andreafrüher: HU Berlinjetzt: Potsdam, MPI f. Gravitatsphysik

Steinhauer, Dr. Eric Wilhelmfrüher: Ilmenau UBjetzt: Magdeburg UB

NamensänderungenBefurt, Bianca

jetzt: Pramann, BiancaDubowik-Belka, Ewa

jetzt Dubowik-Baradoy, EwaHartbecke, Karin

jetzt: Ilg-Hartbecke, KarinLudwig, Angela

jetzt: Haasis, AngelaMeyer, Jessica

jetzt: Kaiser, Jessica

VerstorbenBaum, Dr. Günther

* 27.09.1934 + 12.04.2008Kempf, Gerhard

* 25.01.1934 + 09.07.2008Knoefel, Dr. Erna

* 02.03.1913 + 15.07.2008Kümmerer, Dr. Emil

* 19.04.1914 + 12.05.2008

Neue MitgliederBacher, Rachel, Berlin SBB-PKBarth, Philipp, Berlin SBB-PKBauer, Bettina, Stuttgart-Hohenheim UBBeberweil, Dr. Katharina, Bozen UBBecker, Katrin H., GießenBosch, Dr. Gabriele, Potsdam Militärgeschichtl. ForschungsamtBrehm, Elke Renate, Göttingen SUBBrzoska, Yvonne, Aachen BTHBurscheidt, Lisa, MünsterChraibi, Mohamede, MünsterDiet, Jürgen, München BSBFutterlieb, Kristin, Berlin SBB-PKGeisler, Dr. Felix, DarmstadtGuhling, Dr. Ortwin, München BSBHarbeck, Matthias, Berlin UB der HUHolzer, Angela, Berlin SBB-PKJoachim, Markus Wolfgang, Braunschweig UBKanzler, Regine, Berlin ZLBKlein, Dorothea, Berlin ZLBKnoppe, Katrin, BerlinLechelt, Sandra, BerlinLutze, Doreen, Berlin HUMäder, Ida-Marie, Berlin IGAFA e.V.Michel, Joachim Peter, KielPuppe, Alexandra, Dortmund UBRichter, Andreas, Berlin UB d. TUSchmidt, Henrike, Berlin UB d. TUSchulze, Dr. Matthias, Hamburg UB der HSUWeinl, Dr. Kerstin Alexandra, Ulm kizWeng, Anja, Berlin ZLBWilke, Sebastian, Berlin

VeränderungenAckermann, Nicole

früher: Dundalk Institute of Technology (Irland)jetzt: Uxbridge, Brunel University Library, UK

Bosch, Dr. Gabrielefrüher: Dresden TU, Forschungsstelle f. Personalschriftenjetzt: Militärgeschichtliches Forschungsamt

Brugbauer, Ralffrüher: Marburg UBjetzt: Bayreuth UB

Endermann, Heikefrüher: Halle/Wittenberg, Martin-Luther-Univ.jetzt: Rastatt, Historische Bibliothek

Ilg-Hartbecke, Karinfrüher: Bamberg Univ.jetzt: Bielefeld UB

Mitglieder

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