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229 Vereine, Gesellschaften, Anstalten. . In der Sitzung der k. k. zool.-botanischen Gesell- schaft am 4. Juni legte Kanitz einen Aufsatz vor fiber die im Museum zu Pest aufbewahrten Manuscripte Kitaibel's, welche all- gemeine Naturgeschichte betreffen und insbesondere in botanischer Beziehung wichtig sind, da sie Reisebericht tiber viele Comitate enthalten, welche seither nicht mehr botanisch erforscht wurden. Sodann theilte er einige biographische 5~otizen fiber Kataibel mit. Derselbe wurde zu Mattersdorf im Oedenburger Comitat im Jahre i757 (nach anderen Angaben im Jahre 1759) geboren, machte seine Vorbereitungsstudien ffir die Universitfit in Raab und studirte Medicin in Pest. 5~och als Student war er bet Professor Winterl Assistent ffir Chemie und Botanik~ und win'de bald nach seiner Promotion Correpetitor der Pharmaceuten. Seit 1795 durchforschte er Ungarn nach verschiedenen Richtungen~ spfiter im Yerein mit dem Grafen W aid s t e i n, machte er im Anfange dieses Jahrhunderts eine Reise nach Deutschland. Um diese Zeit erschien auch das 1. Heft der well. Kaiser Franz gewidmeten Icones. Um das Jahr 1~02 wurde er Professor der Botanik, und starb wenige Jahre~ nachdem er in den Ruhestand getreten war, im Jahre 1817.-- J. Juratzka sprach tiber die yon Dr. J. Milde benfitzten Merk' male zur Unterscheidung der Equi,'etum-Arten und deren Son- derung in Equiseta phaneropora und E. cryplopora, und unterstiitzte seineu Vor[rag dureh Vorlage mikroscopischer Pr'aparate. -- Dr. H. W. Reichardt legte ein yon A: Grunow eingesendetes Manu- script tiber Diatomaceen vor, in welchem die Familie der Nitschieen abgehandelt wird. Diese kleine nur aus 5 Gattungen bestehende Familie wird von Grunow um mehrere neue Arten bereichert, v~0r= unter besonders Trivionella Vicloriae erw~ihnenswerth ist. Grunow sammelte diese Art auf einer Reise nach London im Kiew-Garten auf den Bl/ittern der Victoria regia, und ist tier Meinung, dass sie nicht ursprtinglich in England einheimisch, sondern mitder Victoria aus Sfidamerika importirt worden set. --Der zoologische Garten in Wien. Dass die zool. Giirten nnter den Anstalten, welche zur Bildung und Belehrung des Publikums dienen, einen hohen Rang einnehmen~ und dass sie zugleich Centralpunkte der geselligen Unterhaltung bilden, haben die meisten Metropolen und viele andere Stiidte seit geraumer Zeit erkannt und fiberall ist man den Gesellschaften, welche sich die Grtindung derselben zur Aufgabe machten~ yon Sei[en der Regierungen und Communen auf die liberalste Weise entgegengekommen. Die glfinzendsten Belege hieffir haben in jtingster Zeit die bairische Regierung und der Hamburger Senat gegeben. Erstere hat der Mfinchener Thiergartengesellschaft 25 Morgen Areal und die nahm- hafte Summe yon 100000 ft. zur Verffigung gestellt. Um so mehr muss man staunen, wenn man erffihrt, mit welchen Sehwierigkeiten die Unternehmer des Wiener zoologischen Gartens zu kfimpfen

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Vere ine , G e s e l l s c h a f t e n , A n s t a l t e n . .

In der Sitzung der k. k. z o o l . - b o t a n i s c h e n G e s e l l - s c h a f t am 4. Juni legte K a n i t z einen Aufsatz vor fiber die im Museum zu Pest aufbewahrten Manuscripte Kitaibel's, welche all- gemeine Naturgeschichte betreffen und insbesondere in botanischer Beziehung wichtig sind, da sie Reisebericht tiber viele Comitate enthalten, welche seither nicht mehr botanisch erforscht wurden. Sodann theilte er einige biographische 5~otizen fiber Kataibel mit. Derselbe wurde zu Mattersdorf im Oedenburger Comitat im Jahre i757 (nach anderen Angaben im Jahre 1759) geboren, machte seine Vorbereitungsstudien ffir die Universitfit in Raab und studirte Medicin in Pest. 5~och als Student war er bet Professor W i n t e r l Assistent ffir Chemie und Botanik~ und win'de bald nach seiner Promotion Correpetitor der Pharmaceuten. Seit 1795 durchforschte er Ungarn nach verschiedenen Richtungen~ spfiter im Yerein mit dem Grafen W aid s t e i n, machte er im Anfange dieses Jahrhunderts eine Reise nach Deutschland. Um diese Zeit erschien auch das 1. Heft der well. Kaiser Franz gewidmeten Icones. Um das Jahr 1~02 wurde er Professor der Botanik, und starb wenige Jahre~ nachdem er in den Ruhestand getreten war, im Jahre 1 8 1 7 . - - J. J u r a t z k a sprach tiber die yon Dr. J. M i l d e benfitzten Merk' male zur Unterscheidung der Equi,'etum-Arten und deren Son- derung in Equiseta phaneropora und E. cryplopora, und unterstiitzte seineu Vor[rag dureh Vorlage mikroscopischer Pr'aparate. - - Dr. H. W. R e i c h a r d t legte ein yon A: G r u n o w eingesendetes Manu- script tiber Diatomaceen vor, in welchem die Familie der Nitschieen abgehandelt wird. Diese kleine nur aus 5 Gattungen bestehende Familie wird von Grunow um mehrere neue Arten bereichert, v~0r= unter besonders Trivionella Vicloriae erw~ihnenswerth ist. Grunow sammelte diese Art auf einer Reise nach London im Kiew-Garten auf den Bl/ittern der Victoria regia, und ist tier Meinung, dass sie nicht ursprtinglich in England einheimisch, sondern mi tder Victoria aus Sfidamerika importirt worden set.

- - D e r z o o l o g i s c h e G a r t e n in W i e n . Dass die zool. Giirten nnter den Anstalten, welche zur Bildung und Belehrung des Publikums dienen, einen hohen Rang einnehmen~ und dass sie zugleich Centralpunkte der geselligen Unterhaltung bilden, haben die meisten Metropolen und viele andere Stiidte seit geraumer Zeit erkannt und fiberall ist man den Gesellschaften, welche sich die Grtindung derselben zur Aufgabe machten~ yon Sei[en der Regierungen und Communen auf die liberalste Weise entgegengekommen. Die glfinzendsten Belege hieffir haben in jtingster Zeit die bairische Regierung und der Hamburger Senat gegeben. Erstere hat d e r Mfinchener Thiergartengesellschaft 25 Morgen Areal und die nahm- hafte Summe yon 100000 ft. zur Verffigung gestellt. Um so mehr muss man staunen, wenn man erffihrt, mit welchen Sehwierigkeiten die Unternehmer des Wiener zoologischen Gartens zu kfimpfen

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batten, bis alle Hindernisse beseifigt waren , welche der Ausftihrung ihres Problems im Wege standen. Auf die Versuche, welche vor einigen Jahren im zoologischen Garten zu London mit dem so- genannten Fischhause gemacht wurden, gesttitz% fassten die Herren Dr, G. J i i ge r and A. U s s n e r vor 2 Jahren den Gedanken, eine Ausstellung von Seewasseraquarien in Wien za veranstalten, durch welche der Beviilkerung mitten im Binnenlande alas interessante Schauspiel des Thier- und Pfianzenlebens im Meere vor Augen geffihrt werde. Der fiber Erwartung frequente Besuch des Aquarien-- salons schon in der allerersten Zeit seines Bestandes war der beste Beweis for die Berechtigung des zeitgem~issen Unternehmens. In kurzer Zeit erweiterte sich die Anstalt durch Ankauf und Geschenkr yon Sfiugethieren und Vi)geln, so dass es vorigen Sommer mi~glich wurde~ nebea dem Aqnariensalon in einem kleinen Thiergarten im Prater eine Ausste~lung yon hauptsiiehlich einheimischen Thieren ztt veranstalten Als es den unermfidlichen Begrtindern gegltickt ware zwei der ersten •sterreichischen Cavaliere, die Grafen Br e u n n e r und W i l c z e k , fib" ihre schiine Sache zu gewinnen, war das Ilaupt- hinderniss des gedeihlichen Fortgangs, der Geldpunkt tiberwunden~ undes wurde zu Anfang dieses Jahres mit dem Ankauf der geeig- neten Lokalit~iten im Prater begonnen. Trotz der Gutheissung des Unternehmens yon Seiten der Statthalterei, der Ministerien, des Gemeinderathes und ganz besonders d e r gesammten ifffentlichert Meinung wurde dem Fortsehritte desselben in Betreff der Verwendung und Ausdehnung der angekauften Realit~iten yon Seite der zustiin- digen Beh/irde mit staunenswerther Z~ihigkeit und Ausdauer entgegen- gewirkt. Die begonnenen Arbeiten wurden mit dem Bajonnet sistirt und manch harter Strauss mnsste ausgefochten werden, bis der kleiiae Thiergarten, welcher jetzt den Prater ziert und dem yon alien Besuchern reichliches und wohlverdientes Lob gespendet wird, statt um Ostern wenige Tage vor Pfingsten er~ff'net werden konnte. An eine Vergr~)sserung des Gartens dutch Verwendung der umliegenden Loka, htiiten ist vorderhand nieht zu denken und es wurde deshalb de r an den Prater anstossende Schtittelgarten am die jahrliche Paclrtsumme yon 20000 ft. fill' die I)auer yon l0 Jahren acquirirt. Das zweckmfissige und geschmackvollr Arrangement des vorder-. hand bestehenden~ kleirten Gartens bereclrligt zu der Hoffnung~ dass Wien an dem Acc|imatisationsgarten im Schfitte[ ein Institut auf- zuweisen haben wixd, (lass den deutschen, niederl~indisehen, engtisehen und franziisisehen Giirten ebenbfirtig zur Seite stehen dfirfte. Dieses auf Actien gegrfindete Unternehmea wird sich zur Aufgabe machenr ntitzliche Thiere and Pflanzen des Auslandes einzufiih~ren~ sie zu acclimalisiren und nebst den heimischen zu veredetn; es wird die Geschiipfe der Natur in ihrer Wesenheit entsprechenden Lokali/iitert zur ailgemeinen Anscbauang; und anregende Vorgfinge und Er- s.cheinungen an denselben zur geeigneten Beobachtung bringen. Es wird ferners naturwissenschaftliche Sammlungen aufstellen und auch die u tier Wasserwirthschaft durch eine kiinstliche Fiseh-

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zucht anslreben. Auf diese Weise wird das lnstitut gemeinniitzige Kenninisse verbreiten, der Wissenschaft Gelegenheit und Am'egung zu Forschungen bieten und wohl auch nicht ohne Einfluss auf die Erhiihung des allgemeineu Wohlstandes sein. Damit dasselbe aber dieser segenvollen Mission auch vollstiindig nachkommen kiinne, bedarf es einer kr/ifiigen Untersttitzung yon Seite des Publikums durch Zeichnung auf die yon dem Unternehmen zur Ausgabe be- stimmten Antheilscheine. Eine solche Actie repriisentirt die Ein- zablung yon t00 Gulden, welche je nach der Wahl des Besitzers, entweder mittelst Ausfolgung einer Jahreskarte zum Eintritte in die Anstalten der Unternehmung in vorhinein, oder aber nach Massgabe des erzielten Reinertrlignisses, mit einem Barbe/rage nachhiuein verzinset werden.

-- Die k. k. G a r t e n b a u - G e s e l l s c h a f t in Wiea hat be- schiossen, zur Befi)rderung der Inzucht werthvoller Pflanzeu in Oesterreich, Medaillen-Preise auszuschreiben und zwar giltig auf die Jahre 1862-1867 far Siimlinge von Nn~zpflanzen oder yon Pflanzea zur Gartenzierde oder yon Topfpflanzen, welche dutch sorgsame Zucht, aus Samen in unserem Vaterlande bisher noch zu keiner gesteigerten Ausbildung gelangteu. Die betreffenden, w~ihrend des

Prelszuerl(ennungen gehen ganzen Jahres hindurch sla/tli~denden ' yon einem oder mehreren you dem Attsschussrathe eigens hierzu ernannten Comit6's aus und sot[ea, nachdem sie die Gutheissung des Ausscht~ssrathes in seiner n~icbsten Sitzung erhalten haben~ sammt einer knrzen Beschreibung des Gegenslandes in den i)ffent-. lichen Blattera bekannt gemacht werden. Die Ueberreichung der Medaillen selbst finde~ jedoch erst bei Geleg~enheit der feierlicheu Preisvertheilungen start. Den Pflanzenztichtern aus Wien und dessert Umgebungeu steht es zu jeder Zei| h'ei, dem Secre/ariate der Gar[enbau-Gesellschaft die Anzeige you der gegltickten Erzeugung ausgezeichneter S~m linge zu machen, worauf das betreffende Comit6 sich zur Besichligung der S~Unlinge an den Ort der Erzeugung begibt und daran[' hin sein Urtheil fiillt. Die in den Kronliinderu wohnenden Ztichler hiitten ihre Erzeugnisse dem Secretaria/e ein- zusenden, gewiss wird dieses jiingste Vorgehen der Gesellschafl nicht verfehlen, anregend auf die Pflanzenztichter zu wirken und ist erst die Anregung gegeben, dann ist auch nicht zu zweifela an einem erspriessliehen Erfolg, dessen Consequenzen, namentlick was Natzpfianzen anbetrifft, in ihrer Tragweite auf das praktische Leben zu einer griJssern Bedeutung gelangen dtirflen.

- - I n einer Sitzung der G e s e l l s c h a f t n a t u r f F r e u n d e zu Ber l in am i8. Februar d.J. sprach E h r e n b e r g tiber eine mehr als gewiihnlich korallen.artig ver~istelte, sandige Kalkr6hren- bildung auf einer Saudinsel im Wiesenlande bei Drieseu, deren ri~thselhafte zahlreiche Proben Ap~heker L asch als Osteocollen, bezeichnel. Diese Kalkhtilsen verschiedener Pfianzenwurzeln sollen daselbst wahrsche~nlich durch Salix Caprea und dnerea entstanden sein. Prof. Braun sprach tiber Sporotrichum virescens L i n k , eiue~

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Fadenpilz~ welcher der Feuchtigkeit ausgeseiztes Kiefernholz, be- sonders enlrindetes and behauenes, in grossen Fliichen fiberzieht und cine tief eiadringende bliiulichgraue Ffirbung desselben zur Folge hat. Das hierbei Stattfindende Eindringen der Pilzffiden in das Innere der Holzzellen wurde dutch ein Priiparat nachgewiesen. Der- selbe trug yon Dr. I t z ig s o h n in Neudamm eingesandte Beobach- iungen fiber Pilobolus vor. Dieser in die Verwandschaft des 211ucor gehiirige Pilz, welcher vorzugsweise auf Weideplfitzen zerstreuten Kuhdfinger bewohnt, besitzt die Eigenschaft~ die rundlichen Samen- kapsel, welche er an der Spitze triigt, fortzuschleudern~ was durch Platzen der mit Wasser tiberftillten fiaschenfiirmigen Stielzel!en bewirkt wird und nieht ohne Bedeutung ftir die Lebensi)konomie des kleinen Gewiichses ist~ dutch die Gewalt des Wurfes werden nfimlich die Samenbehiilter fiber den Bereich des Dtingerhiiufchens hinausgetragen und in das umgebende Gras geworfen, an dem sie vermittelst ihrer Klebrigkeit hiingen bleiben and ruhen~ his eine weidende Kuh sic mit dem Grase verschluckt. In den Verdauungs- wegen dieser beginnen die Samen ihre Entwicklung~ um cndlich an einem neuen Orte zugleich mit dem Medium ihres Gedeihens ausgepfianzt zu werden. Dr. I t z i g sohn~ der der Entwicklungs- geschichte des l~'ruchttrfigers besondere Aufmerksamkeit zugewandt hat~ glaubt gewissen feinen Ffidchen, welche dense|ben umranken~ eine befruchtende Wirkung zuschreiben zu mfissen, doch fehlen ihm bis jetzt eniseheidende Beobachtungen. -- In ether weiteren Sitzung am i8. Mfirz erl~iuterte Dr. K a r s t e n die Natur des Blfithen- standes der Dipsaceen. Die Botaniker hatten sich ,bisher durch die Form dieses Blfithenstandes bestimmen lassen, die Familie der Dip- saceen den Compositen ifir niiher verwandt zu halten ats den Valerianeen. K a r s t e n wies nach, dass mit mehr Recht das Gegen- theil behauptet werden ki~nne, indem der Bltithenstand der Dips~ceen mit dem der Valerianeen auf's Innigste verwandt set, dagegen yon gerade enlgegengesetzter 5~atur desjenigen der Compositen. Dr, H a n s t e i n legie einige yon den sogenannten Nardoo-Frfichten, einer Marsilea-Art angehiirig~ vor~ welche die Milglieder der B ark e'sehen Expedition im Innern Neuhollands yon den Eingebornen als Nahrungsmitlel erhalten haben, and sprach fiber die damit ange- stellten Keimungsversuche. Besonders bemerkenswerth erschien hierbei, dass die Sporen ether i5 Minuten lung gekochten Frucht sich eben so gut entwickelten, als die anderen. Bet allen zeigte sich die yon Braun im Jahre 1834 entdeckte Entwicklung eines gallertartigen Trfigers zum Zweck der Sporenausstreuung in sehr vollkommener Weise~ indem derselbe in Gestalt eines gesehlossenen Ringes erschien, der eine bedeutende Griisse erreichte. Die Prothallien wurden zum Theil befruchtet, doch gelang es nicht, die Pflfinzchen zu normaler Ausbildung zu bringen, da sie nach eigenthtimlicher Auswachsung der Pr0thallie umkamen.

- - E i n M a u l b e e r p f l a n z u n g s - und S e i d e n z f i c h t c r - V e r e i n hat sich am 22. Mat zu Brtix in Biihmen constituirt.

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- - Nach den neuesten Briefen vom 28. April war das Mitglied d e r d e u t s c h e n E x p e d i t i o n n a c h I n n e r - A f r i k a , Dr. B e u r m a n n , im Begriff, nach Wadschanga, einer Landschaft nSrd- lich yon Wadai, vorzudringen; er wird das Land der Tebu durch- streifen und Gegenden bert~hren, die yon Europi~eru bisher noch nicht besucht worden sind. Von Wadschanga und Baghirmi wird or wieder nach Tripoli gehen, wo~in die ftir ihn bestimmten Geld- sendungen, Geschenke und nSthigen Dokumente, ohne die er es nicht wagon darf, in Wadai einzudringen, gerichtet werden.

- - Die C e n t r a l - G a r t e n b a u g e s e l l s c h a f t in Par is hat ftir i863 eine goldene Medaille im Werthe yon 300 Frcs. als Preis fiir die bcste Beantwortung folgender Frage ausgesetzt: ,Eine Mare auf neue Erfahrungen oder bereits bekannte Thatsachen gestiitzte Darstetlung der Umstfinde, welche die Erzeugung und die Festsetzung der Varielaten in den Zierpflanzen bedingen."

Die d e u t s c h e n E x p e d i t i o n e n in I n n e r - A f r i k a . An P e t e r m a n n , Sekretar des Komitd's der Expedilionen nach Wadai, sind drei starke Briefsendungen aus Afrika gelangt, welche Nach- richten yon der Munzinger 'schen Expedition bis zum 26. Miirz bringen. Dieselbe hatte bekanntlich Keren am 28. Oktober 1861 verlassen und sich am l i . November zu Mai Schecha (in der abyssinischen erovinz Seraui) yon H e ugl i n und seinen Begleitern getrennt, um yon da einen westlichen Weg einzuschlagen; nach den jetzigen Nachrichten verliess sie diesen Ort am i6. November, machte eine erfolgreiche und wichtige Reise dureh das von Euro- piiern nie betretene Land der Basen und Baren und langte bereits am 22. Dezember in Kassela an, wo sie durch gefiihrliche Krank-, hei/sanf~ille bis Mitre Februar aufgehalten wurde und dann fiber Gos Rachjeb, dem Atbora bis zu seiner Mtindung in den Nil folgend, Chartum in einem grossen Bogen am 9. Marz wohlbehalten erreichte. Mit vollem Muthe rtistete sich die Expedilion am 26. Marz zum Aufbruch nach Westen, zunachst nach E10beid, der Hauptstadt yon Kordofan. H e u g l i n , Dr. S t e u d n e r und S c h u b e r t hatten Adoa am 26. Dezember verlassen, eine interessante Raise dutch das Alpengebirge yon Semim gemacht und waren am 23. Jiinner in Gondar angelangt, wo sie sich am 7. Februar noch aufhielten. Die in den Bogos-Landern gemachten naturhistorischen Sammlungen (9 Kisten) sinn in diesem Augenblick yon Alexandrien nach Deutsch- land unterwegs.

- - Die erste B l u m e n a u s s t e l l u n g in L o n d o n , veranlasst dutch die englische Gartenbau-Gesellschaft, land den 21. Mai statt. Man tritt aus dem Geb~iude der Indutsrie-Ausstellung unmittelbar in die Blumenausstel~lung. Der Tag war einer der k~iltesten, scharfer Wind und Regen wechselten ab. Es regnete dutch die Zelte, die Wege standen voll Wasser. Die Gartenbau-Gesellschaft hat dasselbe Schicksal wie S t u w e r in Wien. Man nennt jeden Regentag ein Chiswick-Wetter, wail die Gartenbau-Gesellschaft fraher an diesem Orte ihre Ausstellungen gehabt. Nicht die Seltenheit der Blumen,

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aber die seltene Zucht bekannter Arden war das Auffallende bet dieser Ausstellung. Staluen~ Btisten und Fontaines tragen das Ihrige zur Verschiinertmg des nfit Arkaden umgebenen Gartens bet. Man weiss hier die Blumen so zu ziehen und dann zu binden, dass Vasen yon 5 ~ 6 Schuh HShe, KSrbe yon 3--4 Schuh Durchmesscr etc., ganz aus Azalecn uud Rhododendron-BIfithen zu bestehen scheinen; die Pflanzen sind fast aller Bl~itter beraubt~ und nur bet niiherer Besichtigung sieht man, wie die geschickte Hand die willigen Zweige in die gewtinschte Form gebogen hat. Rosenbfiume, kaum einen Schuh hoch, trugen 30--40 Bltithen yon der GrOsse ether Orange, und aus solchen B~iumchen waren durch Staffelage wirk- liche Rosenhfigel dargestellt..Die Rhododendrons wurden durch die Azaleen tiberboten; Pelargonien sollen in anderen Jahren htibscher gewesen seth; Violen dagegen land man tiberrascheud. Die Aus- stellung dauerte yon 1--7 Uhr, und nur an diesem einen Tag, Es mag sonderbar erscheinen, eine Blumenausstellung mit ebensovie[ Geld als Geschmack herzustellen, um sie schon nach 6 Stunden wieder wegzuriiumen, denn noch am selben Tage Abends wurden die meisten 'l'iipfe weggeffihrt, um am 24. Mat im Sydenham-Palais wieder ffir 6 Stunden t~usgcslellt zu werden und einen neuen Welt- kampf einzugehen. Bekanntlich ist der gydenham-Palast das Aus- stellnngsgebfiude yon 185t, nur vergri)ssert~ auf eine Anh0he hin- gestell t und mit einem kunstvollen Park umgeben. Obwoh/ hier dieselben Blumen standen, nahmen sic sich doch in den ungcheueren Riiumlichkeiten bedeutend sch0ner aus~ um so mehr~ als a(~ch die Sonne dem Sydenham-Palaste gtinstiger war, als don siidlichen Kensington-Giirten. Dem Orchester gegenfiber waren im Halbkreis die grO.~sten Blumenst0cke aufgestellt. Zwischen Beiden das zahllose Publicum nicht einen Moment im Zweifel, dass diessmal Flora den Sieg tiber Euterpe davon getragen, Das grOsste Gedriinge war in der N~he der bltihcnden Cactus. Fein gezeichnete Pimelien, glfinzende, Chorozemas und besonders e i n e , wie es scheint, schnell beliebt gewordene Aphelexis fieten auf. Letztere gleicht ganz ether Distel und nur die schiine Farbe mag den Zfichter lohnen. Fast alle Obst- sorten waren frisch vorhanden, yon der Erdbeere angefallgen his zur Melone und Weintranbe. , Merkwfirdig ist, dass die Kunst bier die

Concurrenz mit tier Natur often aufnimmt. Zwischen den naltirlichen Blumen und Frfichten lagen Blumen aus Papier und StoiT, und Frtichte aus Wachs, und man lachle fiber die eigene Bereitwilligkeit, in die Tiiuschung einzugehen~ welche Bereitwifligkeit das griisste Compliment ist~ welches die Tiiusehung erringen kann (At L. u. F. Z.)

Literarisches. Yon Dr. G. yon H o l l e ist eine Farntlora der (legend yon

Hannover erschienen.