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22.06.2015 1 VERTEILUNGSUNGLEICHHEIT EINE BESTANDSAUFNAHME Bettina Csoka, Abteilung Wirtschafts-, Sozial-und Gesellschaftspolitik [email protected] ICAE-Sommerakademie „Kapitalismus und Gerechtigkeit“ 19.6.2015 „klassische“ Ökonomik (18. Jhdt.) – Adam Smith: Verrichtung menschlicher Arbeit ist die alleinige Quelle des Wertzuwachses des Rohmaterials (=>„Wertschöpfung“) – und somit auch einzige Ursache des Profits. Wie entsteht „Reichtum“, Wohlstand, Einkommen…?

VERTEILUNGSUNGLEICHHEIT EINE BESTANDSAUFNAHME

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22.06.2015

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VERTEILUNGSUNGLEICHHEIT

EINE BESTANDSAUFNAHME

Bettina Csoka, Abteilung Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik

[email protected]

ICAE- Sommerakademie „Kapitalismus und Gerechtigkeit“

19.6.2015

„klassische“ Ökonomik (18. Jhdt.) – Adam Smith:

Verrichtung menschlicher Arbeit ist die alleinige Quelle des Wertzuwachses des

Rohmaterials (=>„Wertschöpfung“) –und somit auch einzige Ursache des Profits.

Wie entsteht „Reichtum“, Wohlstand, Einkommen…?

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InhaltI. Verteilung der Einkommen zwischen „Arbeit & Kapital“

- Arbeitsproduktivität & Lohn

- Lohnquote

II. Verteilung der Einkommen personell bzw. Haushalte

III. Verteilung des privaten Reichtums

IV. Privater Reichtum / öffentliche Armut / Sozialstaat

V. Verteilungsgerechtigkeit

in Tradition „klassischer“ Ökonomik (19. Jhdt.) – Karl Marx:

„Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als

eine ´ungeheure Warensammlung´.“ …….

Wenn von allen stofflichen Eigenschaften abstrahiert wird, bleibt den Waren eine Eigenschaft:

die von Arbeitsprodukten.Arbeitsprodukte sind „sachliche Hüllen gleichartig

menschlicher Arbeit“.

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+6%

+17%

0

1999 bis 2000 bis 2001 bis 2002 bis 2003 bis 2004 bis 2005 bis 2006 bis 2007 bis 2008 bis 2009 bis 2010 bis 2011 bis 2012 1999 bis

2013

KRISE

Real-Lohn

Arbeitsproduktivität & Lohn international

Q: ILO Global Wage Report 2014/15; gewichteter Durchschnitt aus den Jahreswachstumsraten (BIP pro Erwerbstätigem und durchschnittliche Reallöhne in 36 Ländern)

(36 Industriestaaten)

Der Lohn bleibt weit hinter der erarbeiteten Produktivität zurück!

Entwicklung 1999 bis 2013 (Zuwachs insgesamt)

Produktivität (geschaffener Wert): Die Arbeit der Erwerbstätigen ist real im Schnitt um 17

Prozent ergiebiger als im Jahr 1999.

Der Lohn ist aber nur 6 % höher

6

Produktivitäts- / Lohn-Schere in Ö

Der reale Durchschnittslohn ist brutto aber nur knapp 1 % höher und netto sogar weniger wert als vor 14 Jahren.

Produktivität (geschaffener Wert): Die Arbeit der Erwerbstätigen ist

real im Schnitt um 6 Prozent ergiebiger als im Jahr 2000.

Entwicklung 2000 bis 2014 (Zuwachs insgesamt)

Q: WIFO-Datenbank, März 2015; reales BIP pro Erwerbstätigem, preisbereinigter Durchschnittslohn je Beschäftigungsverhältnis

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InhaltI. Verteilung der Einkommen zwischen „Arbeit & Kapital“

- Arbeitsproduktivität & Lohn

- Lohnquote

II. Verteilung der Einkommen personell bzw. Haushalte

III. Verteilung des privaten Reichtums

IV. Privater Reichtum / öffentliche Armut / Sozialstaat

V. Verteilungsgerechtigkeit

13%

87%

Wie sind die „Früchte der Arbeit“ (Einkommen in Ö) verteilt?

das aus der laufenden öst. Produktion (BIP) entstandene Einkommen* teilt sich (2013):

*“Volkseinkommen“ = 223,9 Mrd. €

154,7 Mrd. €

Löhne

„Gewinne“**

(Abschreibung von 57,6 Mrd. €bereits abgezogen)

69,2 Mrd. €

brutto

Definitionen:*Inländisch produziertes Volkseinkommen = Nettoinlandsprodukt zu

Faktorkosten - NIP. Das NIP ist das BIP abzgl. Abschreibungen und abzgl. Saldo aus Produktionsabgaben und Subventionen.

Lohnquote = Anteil der ArbeitnehmerInnenentgelte[= Bruttolohn- und gehaltssumme plus DG-SV-Abgaben] am NIP.

**Gewinn- und Besitzeinkommen = alle „Nicht-Lohn“-Einkommen: Unternehmensgewinne, Selbständigeneinkommen, Dividenden, Zinsen…

** Auch ArbeitnehmerInnen beziehen (wenig) Zinseinkommen (z.B. Sparbuch) -> ist aber sehr ungleich verteilt – siehe später

Q: Statistik Austria, Sep 2014, „neue“ VGR ; AKOÖ

3,62 Mio.Lohneinkommens-empfängerInnen

4,2 Mio. Erwerbstätige

0,55 Mio.Gewinn- u. Besitz-einkommens-empfängerInnen**

Einkommens verteilung

Lohn-quote69,1%

Gewinn-quote30,9%

2013

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Lohnzurückhaltung (= mehr Gewinne)von heute

= Investitionen von morgen

= Arbeitsplätze von übermorgen“

Mythos:

77%

69%

2%

8%

1%

2%

3%

4%

5%

6%

7%

8%

62%

64%

66%

68%

70%

72%

74%

76%

78%

80%

1978

1979

1980

1981

1982

1983

1984

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994*

1995*

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

Arb

eit

slo

sen

qu

ote

Loh

nq

uo

te

Lohnquote in Ö 1978 -2013

Arbeitslosenquote

Lohnquote sinkt,

Arbeitslosigkeit steigt und bleibt hoch (abgesehen von zyklischen

Schwankungen)

Q: Statistik Austria (VGR-Stand Sep 2014), „neue“ VGR; AK OÖ; * Zeitreihen-Bruch (bis 1994 „alte“ VGR-Werte, ab 1995 „neue“; Trendlinie hinzugefügt

= Anteil Löhne & Gehälter inkl. DG- bzw. DN-SV-Beiträge am inländisch erwirtschafteten Volkseinkommen

↔↔↔↔ Arbeitslosenquote

KRISE

1978

2013

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24,8%

22,2%

22,9%

30,9%

20%

22%

24%

26%

28%

30%

32%

34%

36%

„Gewinnquote“ ↔↔↔↔ Investitionsquote 1978 -2013

Gewinne / Besitzeinkommen steigen, Investitionen stagnieren

„Gewinnquote“(Gewinn- und Besitzeinkommen

in % des Volkseinkommens)

„Investitionsquote“(Bruttoanlageinvestitionen in %

des Bruttoinlandsprodukts)

Gewinnquote ist das Pendant zur Lohnquote (beide ergeben summiert das inländisch produzierte Volkseinkommen)

Q: Statistik Austria (VGR-Stand Sep 2014), „neue“ VGR; AK OÖ; * Zeitreihen-Bruch (bis 1994 „alte“ VGR-Werte, ab 1995 „neue“; Trendlinie hinzugefügt

KRISE

Gewinne von heute=

Investitionen von morgen=

Arbeitsplätze von übermorgen

Gewinne von heute=

Gewinnausschüttungen &Finanzanlagen von morgen

=Arbeitslosigkeit von

übermorgen

Fazit:

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Inhalt

I. Verteilung der Einkommen zwischen „Arbeit & Kapital“

II. Verteilung der Einkommen personell bzw. Haushalte

III. Verteilung des privaten Reichtums

IV. Privater Reichtum / öffentliche Armut / Sozialstaat

V. Verteilungsgerechtigkeit

Ungleichheit der Einkommen

Höhe und Verteilung der Einkommenauf Personen- bzw. Haushalts-Ebene

- Leistungsloses (Besitz)Einkommen- Managergagen- Löhne und Gehälter

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Besitzeinkommen in relevanter Höhe nur für Wenige

Quelle: WU-Wien, AK Wien

Leistungsloses Einkommen

Erwerbsarbeit ist Haupteinkommensquelle für die meisten.

Nur sehr wenige können allein von Besitzeinkommen (Zinsen,

Dividenden oder Mieteinnahmen), also leistungslosem Einkommen, leben.

Aber das einkommsstärkste eine Prozent der Haushalte bezieht ein Drittel (rund 100.000 Euro pro Jahr) seines durchschnittlichen Gesamteinkommens aus Vermögen.

Da der Reichtum in wenigen Händen konzentriert ist, sind es auch die Erträge daraus:insgesamt entfällt die Hälfte aller Vermögenseinkommen auf die ein

Prozent kleine Spitzenverdienstgruppe!

Besitzeinkommen in relevanter Höhe nur für Wen ige

Quelle: WU-Wien, AK Wien

Leistungsloses Einkommen

100 % der Erwerbstätigen-Haushalte nach der Höhe ihrer Jahres-„Primäreinkommen“ gereiht

Wer womit sein Geld verdient:

1 %der Haus-

halte

he

de

s Ja

hre

s-E

inko

mm

en

s in

(zu rund 97 % aus

Erwerbsarbeit)

(zu rd. einem

Drittel % aus

Besitzein-

kommen)

(Lohnabhängige & Selbstständige)

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Bildquelle: http://www.der-letzte-berliner.de

Das ist ein Banküberfall!

Manager

Die durchschnittliche Jahresgage heimischer Top-ManagerInnenin den Top-20–Börseunternehmen (ATX, 2013/14) pro Kopf:

Höchstgagen für Top-ManagerInnen in Ö

1,33 Millionen Euro pro Jahr= rd. 94.800 Euro pro Monat (14tel)

= rd. 3.640 Euro am Tag (365tel)

Quelle: AK Wien, "Vorstandsvergütung in den ATX-Unternehmen 2013/2014", September 2014; inkl. aktienbasierter Vergütung, Abfindungen, Abfertigungen, Abschlagszahlungen und Sachbezügen

Bruttolohn- bzw. Gehalt 2013: auf Basis von Statistik Austria, WIFO;* Durchschnitt aller Vorstandsmitglieder der 20 ATX-Unternehmen;

+6,5 %im Vgl. z. 2012

22.900 € 36.700 €

1.330.000 €

Frauen Männer Jahres-Managergage(ATX)*

Brutto-Lohn /Gehalt eines Jahres

Durchschnittseinkommen (2013)

zum

Vergleich:

Leistungsgerechtigkeit??58-Faches

36-Faches

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„klassische“ Ökonomik (18./19. Jhdt.) – David Ricardo:

Der Waren-Tauschwert hängt von der zu seiner Produktion notwendigen Arbeitsmenge ab.

Leistungsmaß?

angelehnt an: Nils Fröhlich, „Die Aktualität der Arbeitswerttheorie“, 2009

„klassische“ Ökonomik (18. Jhdt.) – Adam Smith:

Arbeit ist das Maß des austauschbaren Werts aller Waren.

Was üblicherweise das Produkt von 2 Tagen (oder 2 Stunden) Arbeit ist, ist selbstverständlich doppelt soviel wert als das Produkt eines Tages (oder 1 Stunde).

bis 858

bis 1222

bis 1533

bis 1826bis 2094

bis 2364

bis 2686

bis 3153

bis 3969

bis 0

bis 1000

bis 2000

bis 3000

bis 4000

bis 5000

bis 6000

niedrigst-verdienendes

Zehntel

2. Zehntel 3. Zehntel 4. Zehntel 5. (mittleres)Zehntel

6. Zehntel 7. Zehntel 8. Zehntel 9. Zehntel 4,1 % mithohen

hoch-verdienendes

Zehntel

5,9

% m

it Hö

chst-E

ink

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me

n

mehr als

4440

4,1

% m

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he

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om

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is HB

G

niedrigstver-dienendesZehntel

Median Frauen:rd. 1500 €

Median Männer:rd. 2500 €

Brutto-Lohn- und Gehaltseinkommen in OÖ 2013Die nach Einkommenshöhe gereihten 10 Zehntel der Arbeitnehmer/-innen verdienen monatlich brutto (Männer und Frauen, inkl. Teilzeit)

Quelle: Beitragsgrundlagenstatistik der GKK OÖ, laufendes Einkommen (Jahres14tel) der Arbeiter/-innen und Angestellten ab der Geringfügigkeitsgrenze (ohne Lehrlinge und Beamte/-innen); dargestellt ist die sogenannte „Dezilverteilung“, die die Arbeitnehmer/-innen in zehn personenmäßig gleich große Gruppen teilt, gereiht nach der Höhe ihrer Bruttoeinkommen

Nur 5,9% der Arbeitnehmer/-innen

verdienen über der Höchstbeitragsgrundlage

(HBG) von 4440 €

"Median": je 50 % der Arbeitnehmer/-innen

verdienen weniger bzw. mehr als knapp 2.100 €

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21.184

29.388

15.242

21.807

10.817

16.056

0

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

60.000

die mittel-verdienenden 25 %(3. Quartil)

die niedrig- bis mittelverdienenden 25 %(2. Quartil = Median)

die niedrigst-verdienenden 25 %(1. Quartil)

Q: Eurostat, Juli 2014

Einkommenshöhe in €, 2012:Netto-Jahres-Haushaltseinkommen in EU

Hohe Spreizung der Einkommen in EU

haben ein Einkommen von bis zu:

Höchst-Bezüge in der EU:

22

VorstandschefIn

(Top-Ten)Unternehmen

Vergütung

pro Jahr

Carlos Brito Anheuser-Busch InBev 14,8 Mio.€

Paul A. Walsh Diageo 14,5 Mio.€

Vittorio Colao Vodafone 13,2 Mio.€

Rakesh Kapoor Reckitt Benckiser 12,9 Mio.€

R. Bob Dudley BP 12,8 Mio.€

Richard Lepeu Compagnie Financière Richemont 11,2 Mio.€

Joseph Jimenez Novartis 10,7 Mio.€

Severin Schwan Roche 10,0 Mio.€

Peter Voser Royal Dutch Shell 9,7 Mio.€

Bernard Arnault LVMH 9,2 Mio.€

6,9 Mio.€

Top-ManagerInnen-Gagen in Europa(Börse-Unternehmen europäischer Stoxx-Index 2012 )

Durchschnitt (aus 49 Vorstandgagen)

Quelle: Manager Magazin 25.10.2013

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Ungleiche Einkommen = viele Probleme

gering hoch

Pro

ble

me

(So

zial

e &

Ge

sun

dh

eit

)

EinkommensungleichheitZitiert nach Richard Wilkinson (britischer Ungleichheitsforscher), in: Die Zeit, 25.3.2010

Sie wissen, dass ein besseres

Leben in erster Linie von der Qualität

sozialer Beziehungen abhängt. Und die macht man nur besser, wenn man

Einkommensunterschiede abbaut.

Unsere Gesellschaften sind härter, unnachgiebiger und unsozialer geworden. Die Menschen sind beunruhigt über den materiellen Reichtumder wenigen und diesozialenProbleme dervielen.

Ind

ex

gesu

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he

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sozi

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rob

lem

e

Einkommensungleichheit

Mehr Gleichheit ist besser!

In reichen Gesellschaften mit

hoher Einkommensungleichheit

sind soziale und gesundheitliche

Probleme häufiger!

gering hochgut

schlecht

Gemessen an:-Psychische Erkrankungen-Lebenserwartung-krankhafte Fettleibigkeit-Mordrate-Häufigkeit von Gefängnisstrafen-Anteil von Teenagerschwangerschaften-Schreib-Lesekompetenz

Q: Richard Wilkinson, Kate Pickett, „Gleichheit ist Glück“, 2009

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InhaltI. Verteilung der Einkommen zwischen „Arbeit & Kapital“

- Arbeitsproduktivität & Lohn

- Lohnquote

II. Verteilung der Einkommen personell bzw. Haushalte

- Leistungsloses Einkommen / Managergagen / Löhne & Gehälter

- Entwicklung der Einkommen

- Ursachen der ungleicher werdenden Einkommensverteilung

III. Verteilung des privaten Reichtums

IV. Privater Reichtum / öffentliche Armut / Sozialstaat

V. Verteilungsgerechtigkeit

0,2%

-0,7%

-3,8%

-2,7%

-8,9%

-11,2%

-12%

-10%

-8%

-6%

-4%

-2%

0%

2%

4%

6%

2003 bis 2004 bis 2005 bis 2006 bis 2007 bis 2008 bis 2009 bis 2010 bis 2011 bis 2012 2003-13

"höhere" Einkommen(= an der Grenze zum best-verdienenden

Viertel, 3. Quartil)

"niedrige" Einkommen(= an der Grenze zum niedrigst-verdienenden Viertel, 1. Quartil)

"mittlere"Einkommen

(Median)

netto

brutto

2003 bis 2013

-1 %

- 3 %

Quelle: Statistik Austria, AK-OÖ; Entwicklung der Jahreseinkommen der unselbständig Beschäftigten ohne Lehrlinge, abzüglich Inflation; dargestellt sind: 1. Quartil = Einkommenswert, bis zu dem die 25 Prozent der am wenigsten Verdienenden verdienen, 2. Quartil (Median) = Wert, über bzw. unter dem je die Hälfte der Personen liegt, 3. Quartil = 75 Prozent verdienen weniger, 25 Prozent mehr

2003 bis 2013, preisbereinigter & kumulierter Zuwachs in Prozent seit 2003:

- 10 %

Der positive Kaufkrafteffekt einer

Lohnsteuerentlastung zeigt sich sehr deutlich im

Jahr 2009, dem Jahr der letzten Steuerreform:

während sich die Bruttolöhne wegen der Krise eher

schwach bis negativ entwickelten, gab es abzüglich

Steuern - netto - einen deutlichen Anstieg.

Reale Entwicklung Personen-Lohn-Einkommen in Ö

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Haushaltseinkommen international 1985-2011(17 OECD-Staaten)

Q: OECD; *verfügbare Haushaltseinkommen - Graphik: Böcklerimpuls 10/2015

Ums soviel % sind die Einkommen durchschnittlich angestiegen:

Einkommensstärkstes Zehntel

Einkommensschwächste 40 Prozent

Einkommensniedrigstes Zehntel

Auseinanderentwicklung!

Verteilung des globalen Einkommenszuwachses

die zwischen 1988 und 2008 erfolgten gesamten Einkommenszuwächse (Löhne,

Kapitaleinkommen etc.) verteilten sich so:

100 % der Bevölkerung nach der Höhe ihrer Einkommen gereiht

Anteile am Einkommenszuwachs

Mehr als die Hälfte des Zuwachses kassierten die Einkommens-stärksten 5 %

weniger als die Hälfte des Zuwachses erhielt die restliche 95% große Bevölkerungsmehrheit

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InhaltI. Verteilung der Einkommen zwischen „Arbeit & Kapital“

- Arbeitsproduktivität & Lohn

- Lohnquote

II. Verteilung der Einkommen personell bzw. Haushalte

- Leistungsloses Einkommen / Managergagen / Löhne & Gehälter

- Entwicklung der Einkommen

- Ursachen der ungleicher werdenden Einkommensverteilung

III. Verteilung des privaten Reichtums

IV. Privater Reichtum / öffentliche Armut / Sozialstaat

V. Verteilungsgerechtigkeit

Hauptursachen für hohe / steigende Ungleichheit in der Einkommensverteilung:

Entlohnungsverhalten der Unternehmen [unbezahlte Überstunden, zu niedrige Einstufungen, nur geringe oder keine – über den KV-Mindestlohn hinausgehende – Überzahlungen, …]

Dividendenansprüche der UnternehmenseigentümerInnen, hohe Besitzeinkommen, Höchst-Managergagen

hohe Arbeitslosigkeit schwächt Position der Gewerkschaften

Aggressive Schwächung der Kollektivvertragssysteme („Troika“)

steigender Anteil von Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor mit geringerem gewerkschaftlichen Organisierungsgrad

Verschlechterung der Einkommen infolge „Atypisierung“ & Informalisierung Arbeitsmarkt [Teilzeit, Leiharbeit, Wechsel in „billigere“ KVs durch Ausgliederung…]

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Aushöhlung der Kollektivvertragssysteme 1. Lohnkürzungen und -stopps im öffentlichen Sektor

2. Kürzungen nationaler Mindestlöhne

3. durch Schwächung bisheriger Flächentarifstrukturen:

„Rechtfertigung“ für niedrigere Löhne und weniger Schutzbestimmungen: damit werde die Wirtschaft der Länder „wettbewerbsfähiger“. Reformen seien „beschäftigungsfreundlich“ (wie die europ. Kommission heuchelt…)

Länder Maßnahmen

Irland, Rumänien Abschaffung bzw. Beendigung von Kollektivverträgen (KV) auf nationaler Ebene

Griechenland , Portugal , Rumänien Einschränkung der Allgemeinverbindlichkeitswirkung von KV

Italien , Spanien, Griechenland Abschaffung Günstigkeitsprinzip*, Vorrang betrieblicher KV vor überbetrieblichen

Ungarn, Portugal, Italien, Spanien, Gr.Erleichterung für betriebliche Verträge, von sektoralenund/oder gesetzlichen Mindestregelungen abzuweichen

Spanien, Rumänien, Ungarn, P, GrRecht zum Abschluss von Tarifverträgen für nicht-gewerkschaftliche Beschäftigtengruppen (v.a. Kleinbetriebe)

*Günstigkeitsprinzip bedeutet, dass von den Mindestbedingungen eines Tarifvertrages nur zugunsten der Beschäfigten durch Einzelvertrag oder Betriebsvereinbarung abgewichen werden darf. Allgemeinverbindlichkeitswirkung: damit wird der Geltungsbereich von KVs auch auf nicht tarifgebundene Unternehmen und Beschäftigte ausgedehnt. Quelle: Schulten, Müller (2013)

Veränderungen nationaler Kollektivvertragssysteme unter dem Druck der „Troika“ :

„TROIKA“ bestehet aus: Europäische Kommission (EK), Europäische Zentralbank (EZB), Internationaler Währungsfonds (IWF).

Staatliche Eingriffe in die Lohnpolitik der EU-Staaten unter Troika-Einfluss

Griechenland, Spanien, Portugal, Italien,

Irland, Rumänien, Ungarn, Lettland

5 - 10 % Spanien, Portugal, Irland, Italien

15 - 30 % Griechenland, Rumänien, Ungarn, Lettland

Portugal, Rumänien, Ungarn, Spanien

Verordnete

Lohnkürzungen

Allgemeiner Lohnstopp

seit 2009/2010

Löhne im öffentlichen Sektor seit 2009

Abschaffung des

Jahresbonus

Griechenland, Irland

Spanien, Portugal, Rumänien, Lettland

Kürzung

Einfrieren

Gesetzliche Mindestlöhne

Quelle: WSI, Thorsten Schulten Mai 2013

autoritärer Neoliberalismus in EU:

„TROIKA“ bestehet aus: Europäische Kommission (EK), Europäische Zentralbank (EZB), Internationaler Währungsfonds (IWF).

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„Troika“-Attacke auf Systeme kollektiver Lohnfindung zeigt Wirkung:

Quelle: Böcklerimpuls 2/2014

Schwächung kollektiver Lohnfindung:Rückgang des Anteils der durch Kollektivverträge geschützten Lohnabhängigen von 2008 bis 2013 (in %-Punkten):

Q: Eurofound yearbook 2014

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Die lohnpolitischen Eingriffe …

…führen zu einem „allgemeinen Rückgang der Lohnsetzungsmacht der Gewerkschaften“,

wie die europäische Kommission sogar zugibt(siehe: European Commission, „Labour Market Developments in Europa, 2012“)

Inhalt

I. Verteilung der Einkommen zwischen „Arbeit & Kapital“

II. Verteilung der Einkommen personell bzw. Haushalte

III. Verteilung des privaten Reichtums

IV. Privater Reichtum / öffentliche Armut / Sozialstaat

V. Verteilungsgerechtigkeit

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Foto: thinkstockphotos.de

„Wenn ein Mensch dir sagt, er sei durch harte Arbeit

reich geworden, frag ihn, durch wessen Arbeit.“

Donald Robert Perry Marquis (Don Marquis) 1878-1937, US-amerikanischer Schriftsteller

Reicher Mann und armer Mann / standen da und sah'n sich an.Und der Arme sagte bleich: /

'Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.'

“„Armut ist für die Aufrechterhaltung der bestehenden Macht- und Herrschaftsverhältnisse erforderlich, hält sie doch unmittelbar Betroffene, Erwerbslose und Arbeitnehmer/innen gleichermaßen unter Kontrolle. Armut dient als politisch-ideologisches Druckmittel, materielles Disziplinierungsinstrument und soziale Drohkulisse zugleich: Sie demonstriert jenen Menschen, die arm sind, dass ihre Leistungsfähigkeit und/oder -bereitschaft nicht ausgereicht hat, um sich zu etablieren, und sie demonstriert jenen Menschen, die nicht arm sind, dass ihre Loyalität weiterhin nötig ist, um nicht abzustürzen.“

Bertold Brecht(dt. Dramatiker und Lyriker´, 1898-1956)

Christoph Butterwegge, dt .Armutsforscher

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90%

31%

9%

32%

1%

37%

0%

50%

100%

Bevölkerungsanteile Besitzanteile

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Verteilung des privaten Netto-Vermögens in Österreich

Basisdaten: ÖNB (HFCS); neue Schätzung: JKU (Eckerstorfer, Halak, Kapeller, Schütz, Springholz, Wildauer); AK OÖ

90 % der Bevölkerung besitzen weniger als ein Drittel des Gesamtvermögens

9 % der Bevölkerung

besitzenrund ein

Drittel.

Das reichste 1 % besitzt mehr als

ein Drittel des Reichtums.

gesamt ca. 1,3 Billionen Euro (Netto-Vermögen = Brutto-Vermögen minus Kredite)

der Österreich-„Reichtumsticker“

Stand: 19.1.2015

www.ooe.arbeiterkammer.at/reichtumsticker

Schieflage wird größer

Der Privat-Vermögenswert der reichsten 10 Prozent der Bevölkerung in Österreich wächst fast dreimal so schnell wie der Besitz der restlichen 90 Prozent. Rund 380.000 Haushalte besitzen mit mehr als 940 Milliarden Euro mehr als zwei Drittel des Gesamtvermögens. Sie werden pro Stunde um rund 3,35 Millionen Euro reicher.

Die 90-prozentige Bevölkerungsmehrheit (rund 3,4 Millionen Haushalte) besitzt zusammen weniger als ein Drittel des Vermögens - in Summe rund 417 Milliarden Euro. Ihr Besitz wächst viel langsamer.

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drei Viertel der Bevölkerung haben

im Schnitt ein geringeres Vermögen als rund 247.400 Euro

Innerhalb des reichsten 1 % besitzt

ein Haushalt im Schnitt 12,7 Millionen

Euro.

Höhe der Durchschnittsvermögen pro Haushalt in Ö in Euro

Verteilung Privatvermögen Euroraum 2010

Quelle: Graphik AKOÖ basierend auf EZB (HFCS); ohne Irland, Estland

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22

7,7

7,3 8,2

8,2

12,4 14,9

12,2 14,2

20

17,9

18,2 20,6

21,1

17,3

24,3

22,9

14,1

15,1 17,2

17,5

18,2 16

19,1 17,9

15,3

18,6 19

19,3

19,6

25,2

21,3

24,7

21,8 22,4

25,4 25,7

30,6 30,9 31,3 32,1

35,336,5 37,2

39,9 40,742,5

45,647,6

0

25

50

nächst-reichste 4 %

reichstes 1%

[= 2. - 5. %]

Reichtumskonzentration in ganz Europa:Wie viel besitzen allein die reichsten 5 %?

Q: EZB, "Houshold Finance and Consumption Survey" (HFCS); *Euroraum ohne Irland und Estland; entnommen Martin Schürz

Besitzanteile der Reichsten in Prozent:

2,8 2,8 4,9 5,2 5,4 6 7,4 8,3 8,6 10,1 10,2 12,4 12,5 13 13,8

20,6

0

50

100

In ganz Europa: wenig bis kein Besitz bei der vermögensarmen Bevölkerungshälfte

Q: EZB, "Houshold Finance and Consumption Survey" (HFCS); *Euroraum ohne Irland und Estland; entnommen Martin Schürz

Besitzanteile der „vermögensarmen bzw. -losen“ Hälfte in Prozent:

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Globale Reichtumskonzentration steigt:

Q: OXFAM, 2015; nominelle Werte, Angaben in Mrd. Dollar

388 Ps.

177 Ps.159 Ps.

92 Ps.

80 Ps.

2010 2011 2012 2013 2014

1.851

1.843

942

1.899

0

500

1000

1500

2000

2500

3000 Reichtum der "unteren" 50% (Mrd. $)

Reichtum der 80 reichsten Personen (Mrd. $)

Reichtum der 80 reichsten Personen im Vergleich zum gemeinsamen

Vermögen der „vermögensarmen“ Hälfte der Weltbevölkerung:

Die 80 reichsten Personen haben von 2009-2014 ihren Reichtum verdoppelt, das Vermögen der „unteren“ 50 % der Weltbevölkerung ist 2014 niedriger als 2009.

Anzahl der Milliardäre, die genauso viel Reichtum besitzen wie die vermögensarme

Hälfte der Weltbevölkerung:

Globale Reichtumskonzentration steigt:

48,3

51,74

40

42

44

46

48

50

52

54

56

58

Top 1%

restliche 99%

Wie viel besitzen die reichsten 1 %

Wieviel die restlichen 99 % der Weltbevölkerung?

(Entwicklung 2010-2014; geschätzte Weiterentwicklung bis 2020)

Anteile am globalen Reichtum (in %):

Q: OXFAM, 2015

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Fazit: wenige haben viel,die meisten haben wenig bis nichts

Der Reichtum ist immens hoch und enorm konzentriert in wenigen Händen = gesellschaftliche Machtkonzentration!

Vermögen hat wenig mit Leistung zu tun, sondern entsteht vorwiegend aus Erben bzw. aus Höchst-Einkommen (u.a. Besitzeinkommen). Je reicher jemand ist, umso wahrscheinlicher wird er erben, und umso höher die Erbschaft.

Verteilungsungleichheit = Krisenursache (Spekulationsdesaster auf den Finanzmärkten aufgrund des massiven „Spielkapitals“)

Inhalt

I. Verteilung der Einkommen zwischen „Arbeit & Kapital“

II. Verteilung der Einkommen personell bzw. Haushalte

III. Verteilung des privaten Reichtums

IV. Privater Reichtum / öffentliche Armut / Sozialstaat

V. Verteilungsgerechtigkeit

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Sozialstaat = unser Vermögen

Sozialstaat ist Vermögen der „kleinen Leute“ und der Mittelschicht

Sozialstaat = solidarisches Pensionssystem, öffentlicher Wohnbau, öffentlicher Verkehr, das Bildungswesen, das Gesundheitswesen etc.

= um- bzw. rück-verteiltes, „öffentliches Vermögen“, durch das Arme und die Mittelschicht Sicherheit erhalten

50

Denn in ganz Europa sollen Sozial-Staatsausgaben gekürzt

werden, um – so die

vorherrschende Argumentation

– Staatsschulden zu senken.

derzeit kommen

Sozialstaat(en) unter Druck!

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Wer von Staatsschulden redet,…… darf von Privat-Großvermögen nicht schweigen

Drei Jahrzehnte Neoliberalismus „haben durch fortgesetzte Umverteilung von unten nach oben die

privaten Geldvermögen anschwellen lassen.“

Das ging nur, „weil sich gleichzeitig eine ebenso große Schuldenblase aufzublähen begann“, die von den

Staaten getragen wurde. (Polit-Ökonomin Sahra Wagenknecht)

FILM Volker Pispers:http://www.youtube.com/watch?v=I3WwjEhiDjs

„SparerInnen“(Geld-Besitzende)

„SchuldnerInnen“(Geld-Brauchende)

Die Geldvermögen des Einen,sind die Schulden des Anderen!

Schulden = „geborgtes“

Vermögen

„Finanzsektor“

mehr Schulden als Guthabenmehr Guthaben als Schulden

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Ursachen:

1) Rückgang Steuereinnahmen wegen Konjunktureinbruch

2) und zugleich Anstieg Staatsausgaben wegen- „Bankenrettungen“- Konjunkturprogrammen- und Arbeitslosigkeit

… das ist aber eine Umdeutung der Krisenursachen!!

Erst im Zuge der Krise 2008/09 stieg der Schuldenstand der Staaten rapide!

Die Befürworter einer starken Staatsausgabenkürzung sprechen vom

„überbordenden Sozialstaat“, der die Schulden erhöht hätte ...

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Massiver Schuldenanstieg seit der Krise!

8

7,5 6,5 5,9 5,1

8,4

65,9 66,5 66,365,5 64,8

68,367,0

64,8

68,5

79,7

82,4 82,1 81,5 80,9

84,5

68,2

71,7

74,975,6 75,6 75,8 76,1

50

55

60

65

70

75

80

85

90

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Bankenpaket

Quote ohne Bankenpaket

Quote gesamt

öst. Staatsschulden-Quoten in %öffentlicher Schulden-Stand in % der Jahres-Wirtschaftsleistung (=in % des Bruttoinlandsproduktes BIP)

KRISE

Was kosten uns die Banken in Ö bisher?Effektive Belastung des öst. Bundes-Budgets

Gesamt-Aufwendungen für Banken (14,32 Milliarden €)

(insbes. Zinskosten, Kapitaltransfers; allein auf die Hypo entfallen 8 Mrd. €)

Gesamt-Erträge Bankenpaket (4,04 Milliarden €)

(Dividenden aus Partizipationskapital, Haftungsentgelte…)

abzgl.

=„Netto“-Kosten für den Staat rd. 10,3 Milliarden €(Aufwendungen abzgl. Erträge)

Q: AK Wien, Budgetanalyse bzw. Artikel Bruno Rossmann (Juni 2015)

Summe 2008 bis 2014

Die Budget-Belastung aufgrund des Bankenpakets beläuft sich seit 2008 bereits aufmehr als 10 Mrd. €, und das Finanzministerium rechnet noch mit weiteren Mrd. €, die

insbesondere für die Abwicklung der Hypo Alpe Adria anfallen werden.

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Europas Politik zur Auflösung des Wohlfahrtsstaates

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„Europa ist ein reicher Ort, es gibt eine Fülle an Reserven. Wenn Europa seine Politik nicht ändert, bewegt es sich in eine tiefere Rezession hinein. Europas Politiken machen nur unter einer Annahme Sinn: dass das Ziel ist, zu versuchen den Wohlfahrtsstart zu untergraben und aufzulösen.“

US-Professor und Autor Noam Chomsky

Spar- und Kürzungspolitik trifft die Schwächsten & zerstört die Wirtschaft - Bsp. Griechenland:

Q: Böcklerimpuls 5 & 6 / 2015

So entwickelten sich die jährlichen Haushaltseinkommen (2008-2012) des…

So hätte sich die jährliche

Wirtschaftsleistung (BIP) entwickelt …

mehr als

-20 %

ohne Budget-“Konsoldierung“

und erhöht die Ungleichheit

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es gibt einen starken Zusammenhang zwischen weniger Ungleichheit und höherem, langandauerndem Wachstum

im Wesentlichen ist Um-Verteilung wachstumsfreundlich

Selbst der internationale Währungsfonds (IWF) sagt:

„Im Durchschnitt hatten - über die Zeit und mehrere Länder hinweg betrachtet - die üblicherweise durchgeführten Umverteilungsmaßnahmen (sofern sie nicht extrem waren) NICHT zu schlechten Wachstumsergebnissen geführt.“ Quelle: IWF, „Redistribution, Inequality and Growth“, Februar 2014

Ungleichheit ist wirtschaftlich unvernünftig

„Große wirtschaftliche Ungleichheit in Ländern wie den USA und zunehmend auch solchen, die sich am US-Wirtschaftsmodell

orientieren, führen zu politischer Ungleichheit. In einem solchen System sind bald auch die Möglichkeiten für wirtschaftlichen Aufstieg ungleich verteilt, was zur immer geringerer sozialer Mobilität führt.“

US-Autor und Ökonom Joseph E. Stiglitz

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Inhalt

I. Verteilung der Einkommen zwischen „Arbeit & Kapital“

II. Verteilung der Einkommen personell bzw. Haushalte

III. Verteilung des privaten Reichtums

IV. Privater Reichtum / öffentliche Armut / Sozialstaat

V. Verteilungsgerechtigkeit

Faire Lohn- und Gehaltsentwicklung:- Produktivitätsorientierte, solidarische Lohnpolitik -> Anhebung Lohnquote- Autoritäre Eingriffe in Lohnpolitik stoppen! („Troika“…)- Mindestlohn flächendeckend für alle [in Ö: Anhebung auf 1500 Euro in allen Branchen]

- Gleicher Lohn für gleiche / gleichwertige Arbeit

Zügelung der Managergagen- variable Bezüge („Boni“): Koppelung an soziale und ökologische Kriterien,

Beschränkung auf maximal 50 Prozent des Fixgehalts- Deckelung: die maximale Höhe von Managergagen sollte über einen Faktor an

die Lohn- und Gehaltsstruktur des jeweiligen Unternehmens gekoppelt sein

Existenzsichernde Sozialleistungen

mehr Steuern von Unternehmen & Reichen- Steuergerechtigkeit (EU-weit) : Mindestgewinnsteuer 30 %, Finanztransaktions-

steuer, Mindestmaß an vermögensbezogenen Steuern [z.B. „Millionärssteuer“]

Verteilungsgerechtigkeit!

Sozialstaatliche Systeme ausbauen & gerecht finanzieren!

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Vermögensteuern 2013: Österreich weit hinten(Einnahmen an Vermögensteuern in % aller Steuereinnahmen, vorläufige Zahlen)

Quelle: OECD 2015 online; * Werte = 2012; Vermögensteuern = Erbschaftssteuern, Grund- bzw. Grunderwerbssteuern, Kapitalverkehrssteuern, Bodenwertabgabe; 34 OECD-Mitgliedsstaaten

Würde Österreich seine Vermögenssteuern auf OECD-Niveau heben (verglichen mit dem Vermögensteuer-

Anteil am BIP: OECD-Schnitt = 1,8 % des BIP; Ö = 0,7%), dann

hätte der öst. Staatshaushalt um 3,6 Milliarden Euro mehr Einnahmen allein im Jahr 2013.

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte:

Artikel 23

Absatz 1. Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.

Absatz 3. Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.

Absatz 4. Jeder hat das Recht, zum Schutze seiner Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten.

(Resolution 217 A (III) der UN-Generalversammlung vom 10. Dezember 1948)

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Sozialstaat = Menschenrecht

„Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.“ Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 25 Absatz 1.

(Resolution 217 A (III) der UN-Generalversammlung vom 10. Dezember 1948)

Für die Erfüllung dieses Menschenrechts garantiert nicht „der Markt“!

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Der Kampf um Verteilungsgerechtigkeit (um gerechte, befriedigende

Löhne & Arbeitsbedingungen und

den Erhalt des Sozialstaats …) ist der Kampf um die Erfüllung

der Menschenrechte.