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Verwaltertreff Ratingen e.V. - 15. Juni 2009 Aktuelle Rechtsprechung zur Änderung der Verteilerschlüssel Rechtsanwältin Fachanwältin für Miet- und Wohnungseigentumsrecht Bettina Münstermann- Schlichtmann

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Verwaltertreff Ratingen e.V. - 15. Juni 2009

Aktuelle Rechtsprechung zur Änderung der Verteilerschlüssel

Rechtsanwältin

Fachanwältin für Miet- und Wohnungseigentumsrecht

Bettina Münstermann-Schlichtmann

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Änderung des Umlageschlüssels gemäß 16 Absatz 3 WEG

 

Übersicht zu § 16 Absatz 3 WEG

 

Urteile zur Wirksamkeit von Beschlüssen

 

Urteile betr. den Anspruch auf Änderung des Umlageschlüssels im Sinne des 16 Absatz 3 WEG

 

 

Änderung des Umlageschlüssels gemäß 16 Absatz 4 WEG

  

Übersicht zu § 16 Absatz 4 WEG

 

Urteile

Regelung der Folgekosten baulicher Maßnahmen

Änderung des Kostenverteilungsschlüssels gemäß § 16 Abs. 3 WEG

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Übersicht zu § 16 Absatz 3 WEG

Beschlusskompetenz aus § 16 Abs. 3 WEG bezieht sich auf

Betriebskosten iSd § 556 BGB

• des gemeinschaftlichen Eigentums

• des Sondereigentums , die nicht unmittelbar vom SE

mit Dritten abgerechnet werden ( Wasser, Kanal, Kabelgeb.)

Kosten der Verwaltung ( Verwaltergebühr, Saalmiete)

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Keine beliebige Änderung

Die Umlage kann durch Beschluss erfolgen nach

• Verbrauch

• Verursachung = ( Dauer, Häufigkeit des Gebrauchs einer Sache, Anzahl der nutzenden Personen)

• anderer Maßstab gemäß ordnungsmäßiger Verwaltung

- Ermessen der Wohnungseigentümer

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Ungeschriebene Voraussetzungen

• Sachlicher Grund für die Änderung

• Kein Eigentümer darf unbillig benachteiligt werden.

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Sachverhalt:

GO regelt die Umlage der Kosten nach MEAen

Beschluss der Eigentümer im November 07:

Änderung des Umlageschlüssels gemäß GO

von MEAen auf Wohnfläche

einschließlich Kellerfläche des Eigentümers A

gemäß vorliegendem WP für 2007

A hat seinen Keller verbotswidrig zu Wohnzwecken vermietet.

Änderung der Kostenverteilung; Bestimmtheit des BeschlussesAG Hamburg, Urteil v. 06.10.2008 – 102d C 1062/07

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Er macht geltend, der Beschluss

• sei nichtig, es fehle die Beschlusskompetenz, weil die GO als Vereinbarung

abgeändert werde

• entspreche nicht ordnungsgemäßer Verwaltung,

- weil er nicht hinreichend bestimmt. Es nenne keinen Zeitpunkt für den

der Änderung;

- weil er den Verteilerschlüssel für das laufende

Wirtschaftsjahr ändere;

- weil kein sachlicher Grund vorliege, dass zu seinen Lasten sein

Keller berücksichtigt werde.

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Fehlende Beschlusskompetenz?

§ 16 Abs. 3 lautet: Die Wohnungseigentümer können

„ abweichend von Absatz 2“

durch Stimmenmehrheit eine Änderung des Umlageschlüssels für

Betriebskosten beschließen.

Absatz 2 regelt den gesetzlichen Umlageschlüssel: MEAe

 

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 AG Hamburg:

Wortlaut des § 16 Abs. 3

– bezieht sich nur auf die Änderung des gesetzlichen

Umlageschlüssel

– ergibt keine Beschlusskompetenz für die Abänderung eines

vereinbarten Umlageschlüssels

ergo:

ein vereinbarter Umlageschlüssel kann nur durch eine

Vereinbarung geändert werden

Beschluss sei danach nichtig – bislang Mindermeinung

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Anders die hM:

§ 16 Abs. 3 darf gemäß § 16 Abs. 5 nicht eingeschränkt werden

auch nicht durch die Vereinbarung eines Umlageschlüssels in der

GO

Umkehrschluss:

Die GO ist so auszulegen, dass der vereinbarte

Umlageschlüssel durch Mehrheitsbeschluss gem. § 16 Abs. 3

geändert werden kann.

(Becker in Bärmann, WEG, 10.Aufl.,Rz. 75).

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Verstoß gegen ordnungsmäßige Verwaltung?

Argument fehlende Bestimmtheit,

weil kein Zeitpunkt, zu dem die beschlossene Änderung gelten soll,

ausdrücklich genannt ist?

 

Meinung des Gerichts:

die Frage, ab wann eine Änderung gelten soll, ist so wesentlich,

dass der Beschluss nicht klar und hinreichend bestimmt ist, wenn er

den Beginn nicht genau benennt.

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Argument: Fehlen eines sachlichen Grundes

Die verbotswidrige Nutzung der Kellerräume ist kein

sachlicher Grund, Eigentümer auch insoweit an den

Betriebskosten zu beteiligen.

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Änderung des Kostenverteilerschlüssels für die Abrechnungdes laufenden KalenderjahresUrteil des AG Düsseldorf v. 23.03.2009 – 290a C 11636/08

 

Nach der GO werden die Kosten grundsätzlich nach Wohnfläche

umgelegt. Die Kosten des Kabelfernsehens nach Anzahl der

Antennensteckdosen.

Die Eigentümer beschließen im August 2008 u.a. die Umlage der Kosten im

Jahre 2008 für Hausreinigung und Kabelfernsehen nach Einheiten

 

Der Kläger ist Eigentümer einer kleinen Wohnung. Er macht geltend,

• die Umlage nach Einheiten komme nur Eigentümern mit großen

Wohnungen zu Gute;

• es sei ihm nicht möglich, den geänderten Schlüssel auf seine Mieter

umzulegen. 

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Beschluss nichtig ?

Beschlusskompetenz

§ 16 Abs.3 WEG gilt auch für Änderung eines vereinbartenUmlageschlüssels.

Argument: Umkehrschluss aus §16 Abs. 5 WEG.§ 16 Abs.5 :

„Die Befugnisse im Sinne der Absätze 3 und 4 können durch Vereinbarung nicht eingeschränkt werden“

.

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Beschluss ordnungsgemäß?

Kabelanschluss

+, weil Versorger nach Einheiten abrechnet und

nicht nach Antennensteckdosen;

Treppenhausreinigung

-, trage der Verursachung nicht Rechnung,

weil Verschmutzung von der Anzahl der Nutzer abhängt. Das Gericht vermutet, dass die größeren Wohnungen mehr Bewohner haben als die kleinen.

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Achtung:

Beklagten tragen die Beweislast dafür,dass ein Beschluss ordnungsgemäß ist.

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Die WEG beschließt im Juli 2008, den Umlageschlüssel für

bestimmte Betriebskosten, wie z.B. Straßenreinigungsgebühren, Treppenreinigung und

Müllgebühren noch für das laufende Wirtschaftsjahr 2008 zu ändern. Abweichend von

dem Umlageschlüssel nach MEAen soll die Umlage nunmehr

nach Wohneinheiten erfolgen.

A ist Eigentümer einer kleinen Wohnung und wurde an den

Kosten bislang mit einem Anteil von 134/1000 beteiligt. Bei dem

neuen Schlüssel wird er mit 166/1000 beteiligt.

Die beklagten Miteigentümer berufen sich darauf, dass die Anzahl der Bewohner pro

Wohnung trotz unterschiedlicher Wohnungsgröße ungefähr gleich ist.

Beschluss zur Umlage der Betriebskosten nach EinheitenAG Lüneburg, Urteil v. 03.12.2008 – 48 C 24/011 –

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Beschlusskompetenz aus § 16 Abs.3

+, Änderung betrifft Betriebskosten iSd § 556 BGB

Beschluss gültig ?

+,   keine Unbilligkeit:

• die Kostenpositionen würden nicht von der Größe der jeweiligen

Wohnungen beeinflusst. Dies gelte für die Straßenreinigungs-

gebühren und die Kosten der Treppenhausreinigung.

• Die Zahl der Bewohner je Wohnung sei unabhängig von der Größe

der Wohneinheit. Die größeren Wohneinheiten seien nicht

zwangsläufig auch mit einer größeren Anzahl von Bewohnern belegt.

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• Rückwirkung für 2008 führt nicht zur Unbilligkeit,

weil der finanzielle Nachteil geringfügig sei.

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Die Eigentümer beschließen im Juli 2007: 

• Änderung des Umlageschlüssels für Kosten betreffend Wasser/Kanal

(bisher MAe). Rückwirkend zum 01.Januar 2007 soll die Umlage nach

Personen erfolgen.

• An Stelle der Bildung einer einheitlichen Rücklage soll ab dem 01.Januar

2007 je eine Rücklage für das Haus und eine Rücklage für die Garage

gebildet werden.

 

Keine rückwirkende Änderung des Kostenverteilungsschlüssels ; Bildung einer Instandhaltungsrücklage mit Rücksicht auf § 16 Abs. 4 WEG?AG Hannover Urteil v. 31.03.2008 – 485 C 11734/07

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Beschluss bzgl. Umlageschlüssel

Beschluss ungültig,

es fehle ein sachlicher Grund für die rückwirkende Änderung,

die Rückwirkung könne einzelne Eigentümer unbillig benachteiligen

Praxistipp:

Möglichst keine rückwirkende

Änderung von Umlageschlüsseln beschließen

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Beschluss bzgl. Rücklage

Beschluss nichtig,

• keine Beschlusskompetenz nach § 16 Abs.3,

• keine Beschlusskompetenz gemäß § 16 Abs. 4,

es wird kein Einzelfall geregelt,

- weil der Beschluss keine konkrete Instandsetzungs-

maßnahme regelt

und

- nach dem Willen der Eigentümer für unbestimmte

Zeit gültig sein sollte

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Fazit aus den vorgenannten Urteilen

• §16 Abs.3 WEG gilt auch für die Abänderung vereinbarter Kostenschlüssel.

• Der Beginn der Änderung sollte im Beschluss genannt sein.

• Vorsicht vor rückwirkenden Änderungen !

• Die Umlage nach Einheiten ist problematisch, wenn

die unterschiedliche Kostenverursachung nicht auszuschließen ist.

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Die WEG besteht aus Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten

im Erdgeschoss. Diese beziehen ihr Frischwasser unmittelbar

vom Versorgungsträger. Die GO enthält eine Öffnungsklausel. Im

Jahre 2003 beschließen die Eigentümer zukünftig das Abwasser

nach Fläche umzulegen.

A ist Eigentümer eines der beiden Ladenlokale. Er beantragt im

Jahre 2005, die Kosten für Abwasser zukünftig entsprechend

dem Verbrauch für Frischwasser umzulegen.

Voraussetzungen eines Anspruchs auf Änderung des Kostenverteilungsschlüssels OLG Hamm, Beschluss vom 10.09.2007 15 W 358/06

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Die Eigentümer beschließen, den Umlageschlüssel nach Fläche

beizubehalten.

AG und LG weisen die Beschlussanfechtungsklage des A verbunden

mit einer Verpflichtungsklage zur Änderung des Umlageschlüssels für

Abwasser zurück. Das OLG Hamm hatte nach Inkrafttreten des neuen

WEG, also nach dem 01.07.2007, über die sofortige weitere

Beschwerde des A zu entscheiden. Es gilt neues Recht.

 

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Rechtsgrundlage für Anspruch auf Abänderungeines bestandskräftigen Umlagebeschlusses

Als Rechtsgrundlagen kommen in Betracht:

 • Anspruch auf ordnungsgemäße Verwaltung gemäß

§§ 21 Abs. 4, 16 Abs. 3 WEG iVm § 242 BGB

• Abänderungsanspruch gemäß § 10 Abs.2 Satz 3 WEG

Die Voraussetzungen sind unterschiedlich

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Unterschiede

§ 242 BGB –

Anspruch auf Abänderung eines

bestandskräftigen Beschlusses über einen Umlageschlüssel

setzt voraus,

•   dass außergewöhnliche Umstände vorliegen, die ein Festhalten an der bisherigen Regelung als grob

unbillig erscheinen lassen.

§ 10 Abs. 2 Satz 3 WEG - der Abänderungsanspruch setzt voraus,

• dass ein Festhalten an der geltenden Regelung aus schwerwiegenden Gründen mit Rücksicht auf die

Umstände des Einzelfalls unbillig erscheint.

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Merke:

Die Anforderungen an einen Anspruch nach § 10 Abs. 2 Satz 3 WEG

sind geringer als die Anforderungen an den Anspruch aus §242 BGB

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Anwendbarkeit des §10 Abs.2 S.3 auf Beschlüsse

§ 10 Abs. 2 S. 3 lautet:

„ Jeder Wohnungseigentümer kann eine vom Gesetz abweichende

Vereinbarung oder die Anpassung einer Vereinbarung verlangen…“

Auffassung des Senats:

Die Vorschrift gilt auch für bestandskräftige Beschlüsse. Es sei kein

Grund ersichtlich, wonach an den Anspruch auf Abänderung eines

bestandskräftigen Beschlusses strengere Anforderungen zu stellen

seien als an einen Anspruch auf Abänderung einer Vereinbarung.

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Anspruch begründet ?

Auffassung des Gerichts

nein, wegen Benachteiligung der übrigen Eigentümer:

Zahlt A nur die Abwassergebühren entsprechend dem

von ihm verbrauchten Frischwasser und werden die

weiteren Kosten nach Fläche umgelegt,

gehen die Allgemeinkosten zu lasten der übrigen

Eigentümer.

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Gemäß Teilungserklärung sind die Kosten nach dem Verhältnis der

Wohnfläche umzulegen. Eigentümer X beantragt die Abänderung

des

Umlageschlüssels für die Kosten für Wasser und Kanal. Nach seinem

Antrag sollen diese Kosten nach Personen umgelegt werden mit

Ausnahme der Wohnungen, in denen Wasseruhren vorhanden sind.

Die Eigentümer lehnen diesen Beschluss ab.

Anspruch auf Änderung des Verteilerschlüssels, § 10 Abs. 2 Satz 3 WEG – teilweise Umlage nach Verbrauch

AG Pinneberg, Urteil vom 14.12.2007, 60 C 9/07.

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Gründe der Klageabweisung

Es erscheine wenig sachgerecht, wenn in einzelnen

Wohnungen mit Hilfe einer Wasseruhr nach erfasstem Verbrauch

abgerechnet wird, in sämtlichen anderen Wohnungen aber nach

einem verbrauchsunabhängigen Schlüssel.

Dabei ist zu berücksichtigen, das Wasseruhren regelmäßig erst

anspringen, wenn eine gewisse Menge an Wasser an der Mechanik vorbei

gelaufen ist. Dies bedeutet aber, dass die übrigen

Wohnungseigentümer die Kosten für das nicht gemessene

Wasser übernehmen müssen, diese Regelung entspreche nicht

der Billigkeit

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Die GO sieht vor, dass die Kosten teilweise

nach MEAen umzulegen sind. Der Eigentümer X beansprucht

die Zustimmung der übrigen Eigentümer, dass die Kosten, welche

bisher nach MEAen umgelegt werden, zukünftig nach der Wohn- und

Nutzfläche umgelegt werden. Da seine MEAe größer sind als

seine Fläche, werde er mit zu hohen Kosten belastet. Die MEAe

stünden mit der Verursachung der Kosten in keinem Zusammenhang.

 

Anspruch auf Änderung des Kostenverteilungsschlüssels bei Abweichen der Wohn- und Nutzfläche vom maßgeblichen Miteigentumsanteil OLG Köln, Beschluss vom 16.11.2007 Az.: 16 Wx 154/07, (ZMR 2008, 989)

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Gründe der Klageabweisung

Das Gericht führt aus:

• Anspruchsgrundlage ist § 10 Abs. 2 S.3 WEG

• Eine Schwelle ist dort nicht konkret bezeichnet

• Nach der Gesetzesbegründung sei eine Orientierung an

der Rspr. des KG angemessen.

Schwerwiegende Gründe können vorliegen, wenn

die Mehrbelastung durch die Abweichung der MEAe von der

Wohnfläche höher ist als 25% -

(KG 14.06.2004 Az.: 24 W 32/04 (ZMR 2004, 705, 707) 

Diese Mehrbelastung war nicht gegeben

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Zur Einheit des Klägers gehört eine Sondernutzungsfläche von rund 1.200 m², welche

bei der Berechnung der Miteigentumsanteils des Klägers berücksichtigt wurde.

Umlageschlüssel sind in der GO nicht vereinbart. Im Jahre 2000 wird das

Sondernutzungsrecht aufgehoben und die Teilfläche von 1.200 m² veräußert. Die

Miteigentumsanteile werden nicht geändert.

 

Eine Änderung der Miteigentumsanteile ohne Berücksichtigung der

Sondernutzungsfläche würde beim Kläger zu einer Kostenersparnis von 60 % führen.

Der Kläger beantragt in 2005 daher die Miteigentümer zu verpflichten, einer

Entsprechenden Änderung der Miteigentumsanteile zuzustimmen. Das Amtsgericht gab

Dem Antrag statt, das LG wies ihn ab. Das OLG hat im Beschwerdeverfahren das seit

dem 01.07.2007 geltenden Recht anzuwenden.

Anspruch auf Änderung der MiteigentumsanteileOLG München, Beschluss vom 24.04.2008 – 32 Wx 165/07

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Gründe

Um die vom Kläger erstrebte Kostenverteilung zu erzielen, gibt es zwei

Wege: 

• die Änderung der Miteigentumsanteile gemäß § 10 Abs. 2 Satz 3 WEG;

• die Abänderung des Kostenverteilungsschlüssels durch Vereinbarung:

Das Gericht vertritt die Auffassung,

 

• ein Anspruch auf Änderung der Miteigentumsanteile aus Gründen einer unbilligen

Kostenverteilung ist nicht gerechtfertigt, wenn die Unbilligkeit durch eine Abänderung des

Kostenverteilungsschlüssels im Wege der Vereinbarung oder Beschluss möglich ist.

• Der Kläger muss also die übrigen Miteigentümer auf Zustimmung zur Abänderung des

Kostenverteilungsschlüssels durch Vereinbarung (besser Beschluss) in Anspruch nehmen

müssen.

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Fazit aus den vorgenannten Urteilen

• Ansprüche auf Abänderung von Umlageschlüsseln sind auch heute noch selten durchsetzbar .

Sie haben wohl nur eine Chance bei einer

Mehrbelastung von mehr als 25 %

• Verbrauchsabhängige Umlageschlüssel lassen sich allenfalls durchsetzen, wenn der Verbrauch aller Eigentümer erfasst werden kann.

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Voraussetzungen einer Änderung des Umlageschlüssels gemäß § 16 Abs.4

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Die Anlage der WEG besteht aus einer Villa mit drei Einheiten sowie

zwei Neubauten mit jeweils sechs Einheiten. Eine Kostenregelung gibt

es in der GO nicht.

In der Versammlung vom April 2008 beschließen die Eigentümer die Sanierung

des Daches der Villa. Sie beschließen ferner, dass die Kosten für die

Sanierung von den Eigentümern der Wohnungen in der Villa zu tragen sind.

Der Kläger, welchem zwei Wohnungen in der Villa gehören, ficht nur den

Kostenbeschluss an und macht geltend:

Kostenverteilung im Einzelfall bei Mehrhausanlagebetreffend Dach und Fassade eines Hauses AG München, Urteil vom 18.09.2008 – 483 C 470/08

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• Die Regelung entspräche nicht dem Maßstab des Gebrauchs bzw.

der Möglichkeit des Gebrauchs im Sinne des § 16 Abs. 4 WEG,

Die Sondereigentümer der Villa machten vom Dach keinen

Gebrauch. Es handele sich um einen notwendigen Bestandteil des

Hauses.

• Der Beschluss sei unbillig, weil in Zukunft bei weiteren Sanierungen

der Fassade, der Balkone und Dächern der anderen Häuser die

Eigentümer nicht verpflichtet seien, eine entsprechende Regelung

nach § 16 Abs. 4 WEG zu treffen.

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Gründe der Klageabweisung

Argument - fehlender Gebrauch

Ein Gebrauch bzw. der Möglichkeit des Gebrauchs liege vor

• Auf eine konkrete Nutzung des Daches komme es nicht an

• Der Gebrauchsmaßstab und die Gebrauchsmöglichkeit sind nicht

exklusiv zu verstehen. Eine ausschließliche Nutzung durch

diejenigen, die die Kosten zu tragen haben, muss nicht Vorliegen.

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Argument – fehlende Kostenregelung für die Zukunft

Unerheblich ist, ob die WEG bei der Sanierung eines anderen Daches

in der Zukunft eine gleichartige Kostenregelung treffen müsse,

Diese Frage sei erst im Falle der Anfechtung des zukünftigen

Beschlusses zu prüfen. Würde man die Regelung heute schon treffen,

ergäbe sich eine Dauerregelung , welche jedoch unzulässig ist.

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Die Eigentümer 19.06.2008 beschließen mehrheitlich die Ausstattung aller Wohnungen

mit Rauchwarnmeldern zum Preis von jeweils maximal 25,00 € einschließlich Einbau

und 10-Jahresbatterie.

 

Sie beschließen ferner mehrheitlich, dass die Anschaffungskosten der Rauchwarnmelder

nach der jeweiligen Anzahl der Rauchwarnmelder in den Wohnungen über die

Hausgeldabrechnung auf die Eigentümer umgelegt werden.

 

Der Kläger hat seine Wohnung bereits seit 1994 mit Rauchwarnmeldern zum Listenpreis

von 80,00 €/Stück ausgestattet. Er behauptet, diese Rauchwarnmelder seien höherwertig

als diejenigen, welche nach dem angefochtenen Beschluss angeschafft werden sollen.

Rauchwarnmelder; Kostenverteilung; einheitliche AusstattungAG Rendsburg, Urteil v. 30.10.2008 – 18 C 545/08

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Einbau von Rauchwarnmeldern

Beschlusskompetenz:

• § 21 Abs. 4 WEG = Maßnahme ordnungsmäßiger Verwaltung

Sie dienen dem Bestand und der Sicherheit des Gebäudes.

Beschluss ordnungsgemäß ?

• Nein, Kläger benötigt keine Rauchwarnmelder, da er bereits

hochwertige hat

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Kostenbeschluss

Beschlusskompetenz: § 16 Abs.4

• Einbau der Rauchwarnmelder = Instandsetzungsmaßnahme

• Einzelfallregelung +, Maßnahme beschränkt sich auf den

erstmaligen Einbau

• Umlage entspricht dem Gebrauch

Gegen die Verteilung der Kosten nach der Anzahl der Rauchmelder

in den Wohnungen bestehen keine Bedenken, denn er trägt der

Möglichkeit des Gebrauchs von Rauchwarnmeldern hinreichend

Rechnung.

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Anschlussfrage

Können die laufenden Wartungskosten nach der Anzahl der

Rauchmelder auf die Eigentümer durch Mehrheitsbeschluss umgelegt

werden?

Beschlusskompetenz aus § 16 Abs. 3 WEG

nur wenn die Wartungskosten = Betriebskosten sind

Streitig: + ( Elzer in Riecke/Schmidt § 16 Rz. 64)

a.A. Becker in Bärmann: Wartungskosten =

Instandhaltungskosten iSd § 16 Abs. 4

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Im Juli 2007 beschließen die Eigentümer die Sanierung des Balkons

des Eigentümers X wegen Feuchtigkeit. Sie beschließen ferner, dass

er

die Kosten der Sanierung zu tragen habe.

Eigentümer X rügt,

der angefochtene Beschluss regele keinen Einzelfall, weil die

Sanierung im Rahmen der laufenden Verwaltung durchzuführen sei.

Die zu reparierenden Teile des Balkons müssten regelmäßig in

Stand gesetzt werden.

Kosten der Balkonsanierung

AG Oldenburg, Urteil v. 19.02.2008 – E 10 C 1016/07

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Gründe der Klageabweisung

Einzelfall +,

die Sanierungsmaßnahme dient der Wiederherstellung eines

einzelnen Balkons .

Über die Sanierung weiterer Balkone bzw. die Kostenverteilung in

vergleichbaren Fällen macht Beschluss keine Aussage.

 

Unerheblich sei, dass die Eigentümer getrennt dazu und zeitlich

versetzt entsprechende Beschlüsse für weitere Balkonsanierungen

treffen können. Dies ist nach dem Willen des Gesetzgebers

zulässig.

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Folge:

X wird sich ungerecht behandelt fühlen, wenn in der Zukunft

Sanierungen für Balkone notwendig werden und die

Sanierungskosten nicht den betreffenden Eigentümern auferlegt

werden.

Tipp für die Praxis:

Beschlussfassung unter auflösender Bedingung,

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Möglicher Beschlusstext:

„Die Kosten für die Sanierung des Balkons des Eigentümers X

gehen zu seinen Lasten. Diese Regelung erfolgt unter der

auflösenden Bedingung, dass die Kosten späterer

Instandsetzungsmaßnahmen anderer Balkone ebenfalls dem

jeweiligen Eigentümer auferlegt werden. Geschieht dies nicht, so

kann Eigentümer X von der Gemeinschaft die Erstattung der ihm

entstandenen Kosten beanspruchen. „

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Eigentümer A und B beabsichtigen ihre Wohnungen im 2.Obergeschoss und Dachgeschoss zu einer Wohneinheit zu verbinden. Das Bauamt erteilt die Auflage, einen zweiten Rettungsweg zu schaffen. In der Versammlung vom 02.05.2007 lehnen die Eigentümer den Antrag auf Herstellung eines zweiten Rettungsweges in den Dachgeschosswohnungen ab und auch den Antrag aufÜbernahme der Kosten für den Rettungsweg durch die Gemeinschaftab.  Die Eigentümer A und B fechten die Negativbeschlüsse an und stelleneinen entsprechenden Verpflichtungsantrag. Das LG verpflichtet dieübrigen Eigentümer, allen zur Herstellung eines zweitenRettungsweges erforderlichen baulichen Maßnahmen zuzustimmen.und die Herstellungskosten zu tragen

Beschluss über Kostenverteilung zukünftiger BaumaßnahmenOLG Düsseldorf Beschl. v. 19.02.2008 – I 3 WX 1/08

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Die übrigen Eigentümer wenden sich gegen die Kostenregelung.

Die Beschwerde hat Erfolg:

Eine Kostenbelastung widerspricht ordnungsmäßiger Verwaltungsolange nicht feststeht , dass eine Maßnahme zeitnah durchgeführtwird.

Die Umstände können bei bei Errichtung des zweiten Rettungswegesin ferner Zukunft gebieten, eine vom Gesetz abweichendeKostenregelung zu treffen. Den übrigen Eigentümern muss die

Chanceerhalten bleiben, kurz vor der tatsächlichen Errichtung des zweitenRettungsweges durch qualifizierten Mehrheitsbeschluss eine vomGesetz abweichende wie Kostenregelung nach § 16 Abs. 4 WEG zu schaffen.

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Problemstellung

Die WEG will auf Wunsch der im 1. bis 4. Obergeschoss lebenden

Eigentümer einen Aufzug einbauen.

Die Eigentümer des Erdgeschosses sind bereit dem Einbau

zuzustimmen unter der Voraussetzung, dass sie nicht mit den

Einbaukosten belastet werden und auch nicht zukünftigen Kosten der

Instandhaltung und Instandsetzung.

Folgekosten am Beispiel des Aufzugseinbaus

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Ist ein Beschluss rechtmäßig,

dass zukünftige Kosten der Instandhaltung und Instandsetzung des

Aufzugs zu Lasten der Eigentümer der Wohnungen im 1. bis 4.

Obergeschoss gehen ?

Nach hM in der Literatur ja,

weil die Folgekostenregelung noch zur Regelung des Einzelfalles „Einbau des Aufzug“ gehöre.

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