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Vie rteljahrsschrift der Naturforschenden Cesellsch.aft in Zürich unter Mitwirkung von W. BRUNNER, A. U. DÄNIKER, R. EDER j , H. FISCHER, A. FREY-WYSSLING, H. GUTERSOHN, P. KARRER, P. NIGGLI, P. SCHERRER, A. SPEISER, FR. STÜSSI UND K. ULRICH herausgegeben von HANS STEINER, ZÜRICH 7 Druck und VerIag: Gebr. Fretz AG., Ztirich Nachdruck auch auszugsweise nur mit QueIIenangabe gestattet Jahrgang 89 HEFT 3 30. September 1944 Abhandlungen Zur Pathophysiologie und Therapie der Gehirnkrampfkrankheiten Beitrag zur Kenntnis der extrapyramidalen Epilepsie Von HUGO KRAYENBÜHL (Zürich) (Mit 6 Abbildungen im Text) (Vortrag, gehalten am 10. Januar 1944 in der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich) Die Gehirnkrampfkrankheiten, die durch das Auftreten eines plötzlichen Bewusstseinsverlustes mit krampfartigen Zuckungen an Körper und Glied- massen in Erscheinung treten, haben von jeher Laien und Arzt in hohem Masse beschäftigt. Die auf HIPPOKRATES zurückgehende Bezeichnung dieser Krankheiten als Epilepsien weist auf die alte und bis in die Neuzeit sich erhal- tene Vorstellung hin, dass der mit dieser Krankheit behaftete Mensch durch ganz ungewöhnliche Kräfte ergriffen und angefallen wird. Die Krankheit, auch «morbus sacer», «morbus deificus» genannt, wurde mit göttlicher Beein- flussung in Zusammenhang gebracht; ihr wurde grosse Bedeutung beigemes- sen. Die Bezeichnung «morbus comitialis» erinnert daran, dass das Auftreten eines Anfalles in einer Versammlung als ein signum mali ominis betrachtet wurde und den sofortigen Abbruch der Comitien zur Folge hatte. GALEN be- schrieb bereits verschiedene Arten von Epilepsie. Er erkannte vielleicht schon die Jackson'sche Epilepsie, wenn er darauf hinweist, dass gelegentlich die Epi- lepsie in irgendeinem Körperteil beginne, dann in den Kopf steige in einer Weise, dass sie dem Kranken selbst zum Bewusstsein komme. Auch konnte GALEN feststellen, dass die Abschnürung einer Gliedmasse einen epileptischen VierteIjahrsschrift cl. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 89. 1944. 11

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Vie rteljahrsschrift der NaturforschendenCesellsch.aft in Zürich

unter Mitwirkung vonW. BRUNNER, A. U. DÄNIKER, R. EDER j•, H. FISCHER, A. FREY-WYSSLING, H. GUTERSOHN,

P. KARRER, P. NIGGLI, P. SCHERRER, A. SPEISER, FR. STÜSSI UND K. ULRICHherausgegeben von

HANS STEINER, ZÜRICH 7Druck und VerIag: Gebr. Fretz AG., Ztirich

Nachdruck auch auszugsweise nur mit QueIIenangabe gestattet

Jahrgang 89 HEFT 3 30. September 1944

Abhandlungen

Zur Pathophysiologie und Therapie derGehirnkrampfkrankheiten

Beitrag zur Kenntnis der extrapyramidalen EpilepsieVon

HUGO KRAYENBÜHL (Zürich)(Mit 6 Abbildungen im Text)

(Vortrag, gehalten am 10. Januar 1944 in der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich)

Die Gehirnkrampfkrankheiten, die durch das Auftreten eines plötzlichenBewusstseinsverlustes mit krampfartigen Zuckungen an Körper und Glied-massen in Erscheinung treten, haben von jeher Laien und Arzt in hohemMasse beschäftigt. Die auf HIPPOKRATES zurückgehende Bezeichnung dieserKrankheiten als Epilepsien weist auf die alte und bis in die Neuzeit sich erhal-tene Vorstellung hin, dass der mit dieser Krankheit behaftete Mensch durchganz ungewöhnliche Kräfte ergriffen und angefallen wird. Die Krankheit,auch «morbus sacer», «morbus deificus» genannt, wurde mit göttlicher Beein-flussung in Zusammenhang gebracht; ihr wurde grosse Bedeutung beigemes-sen. Die Bezeichnung «morbus comitialis» erinnert daran, dass das Auftreteneines Anfalles in einer Versammlung als ein signum mali ominis betrachtetwurde und den sofortigen Abbruch der Comitien zur Folge hatte. GALEN be-schrieb bereits verschiedene Arten von Epilepsie. Er erkannte vielleicht schondie Jackson'sche Epilepsie, wenn er darauf hinweist, dass gelegentlich die Epi-lepsie in irgendeinem Körperteil beginne, dann in den Kopf steige in einerWeise, dass sie dem Kranken selbst zum Bewusstsein komme. Auch konnteGALEN feststellen, dass die Abschnürung einer Gliedmasse einen epileptischen

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Anfall verhindere, wenn diese Gliedmasse der Sitz des Krampfanfalles war.Im Verlaufe der Jahrhunderte hat sich eine beinahe unübersehbare Epi-

lepsieliteratur entwickelt. Sie erweckt aber heute nur wenig Interesse, da essich lediglich um Mitteilungen von Krankengeschichten oder empirischer Be-handlungsmethoden handelt, in voller Unkenntnis der Korrelation zwischenKrankheitsgeschehen und Krankheitserscheinung.

Erst 1827 erfolgte ein bedeutsamer Beitrag in der Erforschung der Epilepsiedurch den Franzosen BRAVAIS, der in seinen «Recherches sur les symptômeset le traitement de l'épilepsie hémiplégique» eine klinische Studie überKrampf-erscheinungen in einer Körperhälfte oder gar einer Gliedmasse veröffentlichte.BRAVAIS befürwortete die Klassifikation der Epilepsie in idiopathische undsympathische, resp. Reflexepilepsie. Er beschrieb fokale Epilepsien, die vomKopf, vom Arm, vom Fuss, vom Thorax und Abdomen ausgehen und voneiner umschriebenen Nervenläsion verursacht werden können. Er beobach-tete, dass wiederholte Krampfanfälle in einer Gliedmasse gelegentlich zurLähmung derselben führen und dass in dieser gelähmten Gliedmasse oft An-fälle auftreten können. BRAVAIS bereicherte die klinische Differentialdiagnosemit der Feststellung, dass bei einem gelähmten Epileptiker mit Sicherheitangenommen werden könne, dass in der gelähmten Gliedmasse der Anfallursprünglich eingesetzt habe, und er vertritt sogar die Auffassung, dass diehemiplegische Epilepsie günstiger zu behandeln sei als die generalisierte,idiopathische Form, eine wahrhaftig neuzeitlich zu nennende Auffassung!

BRAVAIS war also sehr nahe daran, mit seinen Beobachtungen wichtige Ent-deckungen zu machen. Seine sehr genauen Beobachtungen sind bewunderungs-würdig. Die Pathogenese der Epilepsie blieb ihm aber, wie all seinen Vor-gängern, vollständig fremd. Und dies ist nicht verwunderlich, wurde dochvon dem grossen Physiologen seiner Zeit, FLOURENS, experimentell gezeigt,dass die Grosshirnhälften nichts mit der Bewegungsfunktion zu tun haben,dass aber bei grober Reizung des Rückenmarkes und des verlängerten MarkesKrämpfe auftreten. Wohl konnte FLOURENS in seinen Experimenten gelegent-lich kontralaterale Schwäche der Gliedmassen bei Exstirpation einer Gross-hirnhälfte beobachten, aber diese Erscheinung war inkonstant und bildete sichimmer wieder zurück.

Bei Berücksichtigung dieser experimentellen Resultate ist es verständlich,dass sich die spinale Theorie der Epilepsie durchsetzte und dassBRAVAIS einige Jahre später, nachdem FLOURENS seine Mitteilungen der Aca-démie Royale des Sciences de l'Institut de Paris 1822 und 1823 gemacht hatte,keine andere Ansicht vertreten und somit den zentralen Ursprung der Epi-lepsie nicht erkennen konnte.

Es blieb der genialen klinischen Forschertätigkeit von HUGHLINGS JACKSON50-70 Jahre später vorbehalten, zu einer wesentlich anderen, in ihren Grund-zügen heute noch gültigen Auffassung der Pathogenese der Epilepsien zugelangen. Auch JACKSON war, wie BRAVAIS, von den postepileptischen Läh-mungserscheinungen beeindruckt und verglich dieselben erstmals mit denpostapoplektischen Lähmungen. Er konnte keinen phänomenologischen Unter-

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schied zwischen denselben feststellen, er wusste hingegen, dass bei der Apo-plexie Ort und Art der Läsion bekannt sind. Er machte infolgedessen denAnalogieschluss, dass bei der Epilepsie mit lokalisierten Erscheinungen dieSchädigung eine umschriebene sein müsse und nahm an, dass ein halbseitigerKrampf mit einer lokalisierten Veränderung im Nervensystem einhergehe. Erschreibt: «Hemiplegia shows damage of the motor tract, hemispasm showsdamage of the convolutions which discharge through it. Palsy depends ondestruction of fibres, and convulsion on instability of g r e y matter. Asthe convolutions are rich in grey matter I suppose them to be to blame, in severeconvulsions at all events; as the corpus striatum also contains much grey matter.I cannot deny that it may be sometimes the part to blame in slighter convuls-ions ... Now both these parts — the corpus striatum and many convolutions —are supplied by one artery, the middle cerebral or Sylvian, and this arterycircumscribes the region I speak of.» So gelangt JACKSON 1870 in seiner«study of convulsions» zur Auffassung, dass der Krampfanfall mit einer plötz-lichen, ausserordentlichen und vorübergehenden nervösen Entladung im Be-reich der grauen Substanz einhergehe. Im Sinne von SPENCER versteht erunter Entladung «liberation of energy by nervous elements». Dass JACKSONdie Gegend der Arteria cerebri media als Krampffocus besonders hervorhebt,mag einerseits damit zusammenhängen, dass er die Folgen der Epilepsieimmer wieder mit jenen der Apoplexie vergleicht und andererseits daraufberuhen, dass BROWN-SÉQUARD die • Auffassung vertrat, die Krämpfe seieneine Folge von Spasmen der Gehirngefässe, eine Auffassung, die in der jüng-sten Zeit erneut von SPIELMEYER, F©ERSTE.R, PENFIELD, LERICHE U. a.vertreten worden ist.

1871 wurden die Versuche von FRITSCH, HITZIG, FERRIER bekannt. Siezeigten, dass durch Elektrostimulation der Hirnrinde bei Tieren Bewegungenin der kontralateralen Körperhälfte hervorgerufen werden. Seither fand dieLehre der Grosshirnfunktionen und ihrer Lokalisationen bis auf den heutigenTag Aufbau und Ausbau. JACKSON selbst unterschied in Würdigung dieserneuen Tatsachen 1890 in den Lumleian Lectures «On convulsive seizures» drei.Abarten von Epilepsien, die auch heute noch z. T. ihre Gültigkeit habendürften:1.Die eigentlichen epileptischen Anfälle, Anfälle höchster Stufe (highest

level fits), deren Entstehung er in die Stirnhirne verlegt, die er als die obersteStufe der motorischen Funktionen betrachtete.

2.Die sogenannten epileptiformen Anfälle, Anfälle mittlerer Stufe (middlelevel fits), deren Entstehung er in die mittlere Stufe der motorischen Funk-tionen, die Zentralregion verlegt. Diese Anfälle werden nach ihm als Jak

-son'sche Anfälle benannt.3.Die Ponto-bulbären Anfälle oder Anfälle niederster Stufe, welche JACKSON

als nicht epileptisch betrachtete.

Wörtlich schreibt JACKSON: «,So that under the term «epilepsy» used gene-rically these were epilepsy proper, epileptiform seizures, and migraine (the

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last mentioned being then spoken of as a sensory epilepsy) and indeed anyparoxysmal symptoms attributable to sudden excessive discharge of any partof the cortex. I now use the term <epilepsy» for that neurosis which is oftencalled «genuine» or «ordinary» epilepsy and for that only».

Diesen Definitionen kommt immer noch grundlegende, erkenntnistheo-retische Bedeutung zu. Sie haben durch die moderne Forschung der Neuro-physiologie, Neurologie und Neurochirurgie jedoch wesentliche Vertiefungund Erweiterung erfahren. Ich erinnere an die Ergebnisse der FULTON'schenSchule über Aufbau und Funktion des prämotorischen Cortex, die tierexperi-mentellen Versuche von W. R. HESS zur extrapyramidalen Zwischenhirn-motorik und an die kortikalen Reizergebnisse bei Hirnoperationen, vor allemdurch FOERSTER und PENFIELD. Seit die Tumoren im Bereich der III. Hirn-kammer und ihre Symptomatologie durch die Arbeiten von BAILEY und FULTON,DANDY u. a. besser bekannt geworden sind, wurden, insbesondere durchPENFIELD hypothalamische Entladungen teilweise in Verbindung mit allge-meinen epileptischen Anfällen, teilweise bei akutem Verschluss der Liquor-abflusswege beschrieben. PENFIELD prägte den Ausdruck der d i e n c e -p h a 1 en a u t o n o m en Epilepsie. Bei einer Kranken mit Tumor in derIII. Hirnkammer stellten sich Anfälle ein, die mit grosser Unruhe begannenund in Rötung des Gesichts und der Arme, Verlangsamung der Atmung, Tränen-träufeln, profuses Schwitzen, Speichelfluss, Singultus, Pupillenerweiterung undTachykardie überführten. Der Anfall wurde gewöhnlich mit einem Schüttel-frost beendet. Ahnliche hypothalamische Entladungen sind bei andern Formenvon akutem Verschluss der Liquorabflusswege bekannt geworden, bei Tumo-ren der Zirbeldrüse oder Geschwülsten in der hinteren Schädelgrube, bei-spielsweise beim LINDAU'schen Kleinhirntumor. Die hypothalamischen Symp-tome sind bei diesen Krankheitszuständen sehr schwer von den Erscheinun-gen der Kompression des Mittelhirns und der Brücke zu unterscheiden, welcheFULTON als vorübergehende Enthirnungsstarre bezeichnet hat. Auch die sog.Kleinhirnanfälle von JACKSON sind oft von Erscheinungen seitens des vege-tativen Nervensystemes begleitet, wie wir sie immer mehr auch bei der genui-nen Epilepsie zu beobachten Gelegenheit haben.

YAKOVLEV weist darauf hin, dass zu Beginn des epileptischen Anfalleshäufig eine viscerale oder gastrische Aura besteht, dass die Pupillengrössesich verändert, dass die Gesichtsfarbe wechselt und dass der Kranke vielmalsein in den Kopf aufsteigendes Hitze- oder Kältegefühl verspürt. Diese Störun-gen können Ausdruck sympathischer oder parasympathischer Reaktionen sein.Unter den sympathischen Erscheinungen stehen die Tachykardie, Blässe, Pi-loerection und Schütteln im Vordergrund, die parasympathischen Manifesta-tionen äussern sich in Erröten, Nausea, gastrointestinaler Erregung und Harn-drang. Während des Anfalles selbst kommt es vorerst zu sympathischen Reak-tionen, nämlich extreme Pupillenerweiterung, Blässe und Gänsehaut währendder Krämpfe. Beim Übergang in das postparoxysmale Coma nehmen die para-sympathischen Reaktionen überhand, der Puls wird langsamer, unregelmäs-siger, die Atmung stertorös, oft vom Cheyne-Stokes'schen Typus, das Gesicht

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wird kongestioniert, es treten Speichelfluss, profuser Schweissausbruch undLichtstarre der Pupillen auf. In der Phase der Erholung, am Schluss des An-falles überwiegen ebenfalls die parasympathischen Erscheinungen. Nach Bla-sen- und Mastdarmentleerung tritt Gähnen und der postparoxysmale Schlafauf. YAKOVLEV vertritt die Ansicht, dass im epileptischen Anfall ein Reizzu-stand des sympathischen Nervensystemes, das heisst des hinteren Anteiles desHypothalamus, nämlich der Corpora mamillaria und der hinteren Wand desIII. Ventrikels besteht und dass das parasympathische Nervensystem, das heisstder vordere Anteil des Hypothalamus, insbesondere die Gegend des Tubercinereum und der rostrale Anteil des III. Ventrikels gehemmt wird. In derPhase der Erholung tritt Umkehr dieser Relation ein.

Die hypothalamische Entladung kann sich endlich in einem Symptomen-komplex äussern, der der im Tierexperiment beobachteten «Scheinwut> (Shamrage) entspricht und der beim Menschen als epileptisches Aquivalent vorkom-men kann. SJÖQVIST hat dieses Syndrom bei einem Kranken mit einer post-encephalitischen Herdschädigung im rechten Temporallappen beschrieben.Der Krampffocus nahm beinahe den ganzen rechten Schläfenlappen ein undgrenzte unmittelbar an die lateralen Thalamuskerne. Anfälle von Scheinwutwurden experimentell erstmals 1925 von CANNON und BRITTON bei dekorti-zierten Katzen beobachtet, und BARD machte 1928 den hinteren Abschnitt desHypothalamus für diese autonome Manifestation verantwortlich. RANSONkonnte 1935 durch Elektrostimulation des Hypothalamus ebenfalls Anfälle vonScheinwut hervorbringen, und dasselbe gelang DUSSER de BARENNE und SAGER1931 durch Strychnininjektionen in die Umgebung des Nucleus subthalamicus.Kürzlich hat W. R. HESS in eindrucksvoller Weise gezeigt, dass durch Reizungim unteren Teil des Septum pellucidum die Katze in die typische Abwehrreak-tion versetzt wird, indem sich die Haare sträuben, ein Knurren, Fauchen undSchneuzen ertönt und sich die Katze so benimmt wie bei Konfrontation miteinem Hund. Ausserdem hat HESS festgestellt, dass aus dem Septum pelluci-dum und einem den Hypothalamus durchziehenden Streifen Miktion und De-fäkation mit der hierfür adäquaten Stellung ausgelöst werden können.

Für die klinische Beurteilung der Epilepsie kommt ausser diesen vegeta-tiven und affektiven Ausserungen bei Reizung des Hypothalamus den neuestenneurophysiologischen Ergebnissen über die Zwischenhirnmotorik ganz beson-dere Bedeutung zu. Die Differenzierung epileptiformer Zustände, bei denenbestimmte Symptome einerseits auf eine Störung besonderer motorischer Funk-tionen hinweisen, andererseits aber dartun, dass die efferenten motorischenImpulse ihren Weg nicht über die Pyramidenbahnen finden, hat dem Klinikerimmer wieder grosse Schwierigkeiten bereitet. Diese Zustände werden unsheute verständlicher, nachdem uns W. R. HESS die physiologischen Aspekteder extrapyramidalen Motorik aufgezeigt hat. Nach W. R. HESS sind bei seinendiencephalen Reizversuchen an Katzen Ablenkungen des Kopfes aus der Pri-märhaltung, welche bei etwas stärkerem Reiz auch auf den Körper übergrei-fen, ein auffälliger und häufig zu beobachtender Befund. Je nach der Reiz-stelle kommt es zu Seitwärtswenden, Raddrehung, Hochsteigen oder Senken

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des vorderen Körperpoles. Diese nach den Verschiedenen Ebenen des Raumesorientierten Bewegungen sind eindeutig an bestimmte Lokalisationen der Reiz-stellen gebunden. Das Hochheben des vorderen Körperpoles wird induziert,wenn sich die Reizelektrode in der Umgebung des Tractus Meynert befindet,es erscheint aber nicht, wenn die Reizelektrode vor der durch den Vicq d'Azyrdefinierten Frontalebene liegt. HESS folgert daraus, dass in dem umschriebenenGebiete Elemente eines Innervationsapparates liegen, welche massgebendenEinfluss auf die Einstellung der Körperlängsachse innerhalb der Sagittalebenebesitzen. Ebenso exakte Angaben macht HESS hinsichtlich der Bewegungen,welche die Stellung des Körpers in der Frontal- und Horizontalebene mitbe-stimmen. Auch beschreibt er charakteristische motorische Effekte an den Vor-derextremitäten und im Gesicht (Lidzwinkern, ruckförmige Schnurrbartbe-wegungen, Hochheben einer vorderen Extremität) mit zugehörigen Reizstel-len ln den Bahnen der radiatio thalamica, welche zu rostral vom Diencephalongelegenen Kerngebilden in Beziehung stehen. HESS hebt hervor, dass diese,mit supradiencephalen Abschnitten in Beziehung stehenden Reizeffekte ein-deutig nach Körperteilen, gleichzeitig aber auch nach Richtung differenziertsind. Kennzeichnend für die Vorderextremitäten ist die Beugefunktion. In die-sem Zusammenhang weist er darauf hin, dass ein mit ausgeprägter Streck-funktion einhergehender Effekt aus einem nach hinten gelegenen Abschnittdes Zwischenhirns (Umgebung Tractus Meynert) ausgelöst wird. HESS erblicktin diesen diencephal induzierten Bewegungen den Ausdruck von Kräften,welche nach Richtung, Zeit und Intensität organisiert, den dynamischen Unter-bau zur Willkürmotorik liefern.

Bemerkenswert ist schliesslich seine Erfahrung, dass vom Zwischenhirnaus Korrekturbewegungen an den Augen nie beobachtet werden konnten. An-schluss der Augenmuskelmotorik an den ganzen Richtmechanismus erfolgtealso infradiencephal.

Versuchen wir diese seit JACKSON neu hinzugekommenen Erkenntnisse aufEinzelfälle von Gehirnkrampfkrankheiten anzuwenden, so ergibt sich etwadas folgende Bild:

Der JAcKs0N'sche Krampfanfall, entsprechend dem Anfalle mittlerer Stufeim alten Sinne JACKSON'S, wird bestimmt durch eine mehr oder weniger um-schriebene nervöse Entladung im Bereich des «Sensomotorismus» des Gross-hirnmantels oder der Körperfühlsphäre im Sinne MUNK'S. Die Studien vonHITZIG, FERRIER und SHERRINGTON beim Tier, jene FOERSTER'S beim Men-schen ergeben, dass bestimmte motorische .und sensible Abschnitte des Hirn-mantels die Tätigkeit subkortikaler und spinaler Zentren beeinflussen. Essteht zweifelsohne fest, dass für den motorischen Krampfanfall die nervöseEntladung sich im Bereich der vorderen Zentralregion, der area gigantopyra-midalis, die area 4 von BRODMANN abspielt und dass sie an die besondereTätigkeit der Betz'schen Riesenzelle gebunden ist. Diese epileptischen An-fälle, die durch Reizung der Rinde der vorderen Zentralwindung erzeugt wer-den, beginnen gewöhnlich in einem Muskelgebiet, in dem der Herd liegt, undgreifen dann, entsprechend der Lage der Foci, auf andere Muskelgebiete, resp.

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Gliedmassen über. Die aus dem Verlauf des Anfalles zu vermutende Ausbrei-tung in der Rinde erfolgt melst in dorsoventraler und ventrodorsaler Rich-tung, seltener in antero-posteriorer. Es bleibt somit sehr häufig eine scharfeTrennung zwischen dem motorischen und sensorischen System bestehen, undfür gewöhnlich tritt kein Bewusstseinsverlust hinzu. Es würde jedoch eineVerkennung der Ansichten JACKSON'S bedeuten, würde man nur den moto-rischen Krampfanf all als Jackson'schen Anfall bezeichnen; hat er doch erst-mals die sensorischen Krampfanfälle im Bereich des Schläfenlappens als sog.Olfactorius- oder Uncinatusanfälle beschrieben und bei Erkrankungen desScheitellappens «eigenartige Wahrnehmungen» in den Gliedmassen nach-weisen können. Mit diesen merkwürdigen Wahrnehmungen hat sich JACKSONbereits des langen und breiten auseinandergesetzt, und er gelangte immerwieder zur Erkenntnis, dass ein bestimmter Hirnabschnitt weder ausschliess-lich motorische noch ausschliesslich sensorisch-sensible Funktionen habenkönne. Dies ist sicher immer noch von Interesse. Wir wissen beispielsweise,dass feinste oberflächliche Wahrnehmung, die Tastschärfe, auch einen sehrfeinen Bewegungsakt erfordert. Es bestehen aber andererseits keine Zweifel,dass eine reine sensible und sensorische Epilepsie vorkommt. Die Reizver-suche CUSHING'S beim Menschen, jene von VALKENBURG, KRAUSE, PENFIELDund FOERSTER zeigen, dass die Anordnung der sensiblen Reizstellen für dieeinzelnen Körperpartien etwa die gleiche ist wie die Anordnung der motori-schen Foci. Es ist jedoch erwähnenswert, dass die bei der Reizung infolgekrankhafter Prozesse entstehenden Empfindungen meistens nicht einer nor-

Abb. 1Sensible und motorische Jackson'sche Eptlapsie infolge eines Gliomes der linken

Zentralregion (Operationsbefund).

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Abb. 2Sensible Jackson'sche Epilepsie infolge eines Haemangiomes der rechten

Retrozentralregion (Operationsbefund).

malen Empfindung entsprechen. Die von dem Kranken wahrgenommenenParaesthesien werden als steifes Gefühl, Prickeln, Summen, Brennen, Ein-geschlafensein angesehen.

Die beiden folgenden Krankengeschichten mögen das Gesagte illustrieren:Eine 30jährige Patientin bemerkt eines Tages ein Kribbeln im 4. und 5.

Finger der rechten Hand, das sich unmittelbar darauf bis zum Ellbogen aus-breitet. Hierauf kommt es zu ruckartigen Zuckungen im 4. Finger, die all-mählich auf den Vorderarm übergreifen. Der ganze Anfall dauert 2 Minuten.ln der folgenden Nacht treten ähnliche Anfälle auf, die alle schliesslich mitBewusstlosigkeit enden. Ein Vierteljahr später blieb, nachdem sich diese An-fälle in unregelmässigen Abständen wiederholt haben, eine Versteifung derFinger der rechten Hand und eine Gefühllosigkeit des rechten Vorderarmeszurück. Die Ausbreitung sowohl der sensiblen als auch der motorischen Stö-rungen erfolgte in ventrodorsaler Richtung, entspricht also durchaus der Ab-laufform des Jackson'schen Krampfanfalles. Bei der Operation fand sich einzum Teil cystischer, zum Teil solider gliomatöser Tumor in der vorderen undhinteren Zentralregion, nach dessen Entfernung die Kranke zwei Jahre spätervon ihrer Jackson'schen Epilepsie befreit blieb (Abb. 1).

Eine ähnliche, jedoch ausschliesslich sensible Verlaufsform zeigte dieJAcKsoN'sche Epilepsie bei dem folgenden Kranken: Ein 38jähriger Auto-mechaniker wird bei der Arbeit unvermutet von einem Kältegefühl und vonGefühllosigkeit in den Fingern der linken Hand befallen, das sich rasch aufden ganzen linken Arm ausbreitet. Nach 10 Minuten ist die Gefühllosigkeitvorüber, wiederholt sich aber am folgenden Tag in ähnlicher Weise; gegen

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5 Uhr abends dieses Tages tritt erneut ein solcher Anfall auf, dabei greift dieGefühlsstörung sogar auf das linke Bein über. Zwei Tage später wird einähnlicher Anfall erstmals von Zuckungen in der linken Gesichtshälfte be-gleitet, und jetzt erfolgt die Klinikaufnahme des Kranken. Ähnliche Anfällekonnten klinisch genau beobachtet werden und objektiv war eine ganz leichtelinksseitige Gefühlsstörung nachweisbar. Die Operation (Abb. 2) ergab einencystischen, mit Blut erfüllten Tumor in der rechten hinteren Zentralregionund angrenzenden Scheitellappen. Nach der Operation, Entfernung diesesHaemangiomes, blieb eine Tastlähmung in der linken Hand und im linkenFuss zurück, und ein Jahr später stellten sich gelegentlich noch ganz leichteJackson'sche Anfälle ein.

Eine besondere Form von sensorischer Epilepsie wurde erstmals von JACK-SON und BEEVOR als Unicatus-Anfälle in Verbindung mit sog. «Dreamy States»bei einem tiefsitzenden Schläfenlappentumor beschrieben. Heute wissen wir,dass es sich nicht um eigentliche Reizzustände des Schläfenhirns, sondern desan seiner medialen Seite sich befindlichen Riechhirns handelt. Immerhin habensolche epileptische Anfälle mit Geruchsempfindungen besonders lokalisato-rische Bedeutung, wie der folgende Fall zeigt: Der 51jährige Maler bot einevierjährige Krankengeschichte von zeitweise auftretenden Anfällen von krank-haften Geruchswahrnehmungen, indem während einer Minute ein vom Magenaufsteigender widerlicher Geruch, verbunden mit Schwindelgefühl, auftrat.Dann gesellten sich bisweilen Anfälle von plötzlichem Verlust der Orien-tierung hinzu, in denen dem Kranken die Gegenstände plötzlich wie in einemNebel erschienen und der Kranke infolgedessen die räumliche Orientierungverlor. Trotzdem konnte er in solchen Zuständen mit dem Fahrrad weiter-fahren oder marschieren. Schliesslich traten in den letzten zwei Jahren un-verhofft vereinzelte Anfälle tiefster Bewusstlosigkeit auf und es stellte sicheine zunehmende Gemütsdepression ein. Bei der Operation (Abb. 3) wurdeaus der rechten zweiten und dritten Schläfenwindung ein gliomatöser Tumorradikal entfernt. Im postoperativen Verlauf traten nun kurzdauernde, einigeMinuten bis eine halbe Stunde dauernde Anfälle von depressiver Ver-stimmung und motorische Erregung auf. In der depressiven Verstimmungwurde der Kranke plötzlich von einer unbeschreiblichen Angst befallen,dazu bot er eine Tachykardie. Ohne äusseren Grund gingen diese Zuständenach wenigen Minuten wieder vorüber. Dann konnte er aber auch plötzlichhochgradig motorisch erregt werden, sprang aus dem Bett, ging auf andereMitpatienten los und verirrte sich im Spitalgang. Nach vier bis fünf Tagengingen diese Zustände allmählich an Häufigkeit und Stärke zurück, und derKranke konnte nach einer normalen weiteren Rekonvaleszenz geheilt ent-lassen werden.

Dieser Fall ist bemerkenswert nicht nur wegen des Auftretens von Ge-ruchshalluzinationen und Dreamy States, sondern wegen des Manifestwerdensaffektiver Störungen. Wir möchten nicht annehmen, dass eine reaktiv aufden Hirntumor ausgelöste Depression vorliegt, sondern ein Symptom einerVerschiebung der allgemeinen Erregungslage, worüber HESS, KARPLUS und

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Abb. 3Uncinatus-Anfälle und Dreamy States infolge eines Astrocytmnes des rechten

Schläfenlappens (Operationsbef und).

KREIDL, CANNON und BRITTON experimentell bei Reizung in hypothalamischerGegend berichtet haben. Bei unserem Patienten bestanden die depressivenZustände bereits vor der Operation, traten aber nach der Operation besondersin Erscheinung. Sie wechselten mit Zuständen hochgradiger Euphorie undmotorischer Erregung. Es dürfte sich kaum um eine temporale Ausfallser-scheinung, sondern um eine durch das postoperative Hirnoedem verursachteReizwirkung auf die der Läsion benachbarte hypothalamische Gegend ge-handelt haben. Der Übergang solcher Erscheinungen in die bereits geschil-derten Zustände von Scheinwut scheint mir nur . eine Frage der Quantitätzu sein.

So genau aus den klinischen Erscheinungen der Krampffocus bei der Jack-son'schen Epilepsie bestimmt werden kann, so schwierig, ja unlösbar erscheintim allgemeinen die Determination der Krampfentladung bei der gewöhnlichenoder idiopathischen Epilepsie. Ob hier die Entladung wirklich im Stirnhirn,der obersten Stufe der Motorik, beginnt, wie dies JACKSON anzunehmen ge-neigt war, ist unbewiesen. Es könnte dies der Fall sein, wenn wir die initialeKopf- und Augendrehung als ein Stirnhirnsymptom anerkennen. Die im initia-len Höhestadium des Anfalls auftretenden tonisch-conischen Krampfanfälleund die bereits erwähnten sympathischen und parasympathischen Manifesta-tionen dürfen doch wohl nur als Ausdruck einer allgemeinen Irradiation dernervösen Entladung aufzufassen sein. Die Besonderheit des epileptischenAnfalles ist im schweren initialen Bewusstseinsverlust zu sehen. Die Loka-lisation dieser Erscheinung bleibt uns unklar, solange das Substrat des Be-wusstseins unbekannt ist. Wenn wir den epileptischen Anfall als eine allge-

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meine Reaktionsform des Gehirns auf einen schädlichen Reiz und nicht alseine Krankheit für sich auffassen, werden wir dank einer eingehenden klini-schen Durchuntersuchung immer wieder erfahren, dass sich gewöhnliche Epi-lepsien oft als symptomatische, d. h. durch einen lokalisierten Krampffocusbestimmte Epilepsien herausstellen. Die folgenden Fälle mögen darauf hin-weisen:

Ein 22jähriger Hausbursche litt seit einigen Monaten an eigentümlichenOhnmachtsanfällen, denen jeweilen unangenehme Magenbeschwerden undOppressionsgefühle auf der Brust vorangingen. Der Kranke klagte über einDruckgefühl im Magen, wie wenn etwas drinnen stecken würde, dann wandertedieses Gefühl in die Brustgegend hinauf, und jetzt wurde er von einem Ohn-machtsanf all befallen, der gelegentlich in tiefe Bewusstlosigkeit überging undmit Zuckungen an sämtlichen Gliedmassen und Schaum vor dem Mund endete.Erst in einer Militärsanitätsanstalt wurde das Leiden als Epilepsie erkannt, dain einem solchen Anfall charakteristische tonisch-clonische Zuckungen insämtlichen Gliedmassen auftraten. Es war allerdings auffallend, dass die rechteKörperhälfte wesentlich mehr krampfte als die linke, und man hielt einenähere Abklärung dieser Epilepsie für wünschenswert. Bei der Untersuchungim anfallsfreien Intervall wurde beobachtet, dass die linke Pupille etwasweiter war als die rechte, dass ein Greifreflex in der rechten Hand, 'ein Rosso-limo'sches Zeichen und eine Tendenz zu Babinski'scher Stellung im rechtenFuss vorhanden waren. Es lag also eine Symptomatologie der Epilepsie vor,wie sie nach den Untersuchungen von FULTON und seiner Schule der prä-motorischen Gegend Area 6a und dem extrapyramidalen motorischen System

Abb. 4 a

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zugeschrieben wird. Diese Auffassung wurde durch die Enzephalographie be-stätigt. Sie ergab eine umschriebene Ausweitung des linken Seitenventrikelsin der Gegend der-prämotorischen Region (Abb. 4a). Dieser Ausweitung ent-sprach im Arteriogramm ein Schrumpfungsprozess der Hirnrinde, verursachtdurch eine arterio-venöse Gefässmissbildung (Abb. 4b). Durch die Exstir-pation derselben (Abb. 4c) blieb der Kranke anfallsfrei.

Eine umschriebene, grob-organische Gehirnerkrankung hatte somit eine ge-wöhnliche Epilepsie mit gastrischer Aura vorgetäuscht. Die genaue Beobachtungdes einzelnen Anfalles, der exakte nervenärztliche Befund im freien Inter-vall liessen aber eine umschriebene Läsion im Bereich des linken Stirnhirnsvermuten. Die ausgesprochene gastrische Aura weist wiederum auf die engeBeziehung zwischen Stirnhirn und Hypothalamus.

Die nächstfolgende Krankengeschichte schildert ein Krankheitsgeschehen,das als Epilepsia procursiva bezeichnet und fälschlicherweise der genuinenEpilepsie zugerechnet wird.

Ein vierzehnjähriges Mädchen erkrankte seit seinem elften Lebensjahr aneigentümlichen Anfällen: während des Essens spr ang es plötzlich auf, wargeistesabwesend, stampfte mit beiden Füssen, beruhigte sich nach zehn biszwanzig Sekunden wieder und klagte über Bauchweh. Diese Anfälle tratenstets während des Essens auf und wiederholten sich etwa alle vier Wocheneinmal mit einer Serie von zehn bis zwölf Anfällen im Tag. Schliesslich wurdendie Anfälle stärker und waren von Übelkeit, Erbrechen, starkem Kopfweh undallgemeinem Elendsgefühl begleitet. Der Anfall selbst ist folgendermassen

Abb. 4b

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Abb. 4 c

Abb. 4 a—cEpilepsie infolge eines arteriovenösen Aneurysmas der linken prämotorischen Region.

a) Encephalogramm c) Operationsbefund: Exstirpation des Aneurysmasb) Arteriogramm mit Eröffnung des linken Seltenventrikels.

charakterisiert: Plötzliches hochgradiges Angstgefühl, verbunden mit furcht-barem Herzklopfen, das Kind springt ängstlich aus dem Bett zur Mutter, reisstdie Augen gross auf, die Pupillen werden weit, das Gesicht wird verkrampftund bläulich verfärbt und der Blick ist starr. Das Kind wird benommen, fängtan zu schwitzen, macht stampfende Tretbewegungen mit beiden Beinen undsucht mit den Armen nach einem Gegenstand, den es nachträglich verkrampftfesthält. Diese Anfälle dauerten zwei bis drei Minuten. Im anfallsfreien Inter-vall konnte niemals ein krankhafter neurologischer Befund festgestellt werden.Es fiel lediglich eine gewisse Neigung zur Fettsucht auf. Die Krankheit, dieüber viele Jahre als Epilepsie aufgefasst worden war, wurde durch die Rönt-genaufnahme des Schädels schlagartig abgeklärt (Abb. 5). Es fand sich eineeigrosse, schalenförmige Verkalkung in der Mitte der vorderen Schädelgrube.Im Enzephalogramm konnte diese Verkalkung zwischen beiden Vorderhörnernder Hirnkammern nachgewiesen werden und in der folgenden Operationkonnte ein 80 Gramm schwerer Missbildungstumor, ein Fett-, Knochen- undmissgebildetes Gewebe des Zentralnervensystemes enthaltendes Teratom ent-fernt werden. Es zeigte sich, dass der Tumor an der Basis seinen Ausgangs-punkt vom Septum pellucidum nahm und dass der Balken vollständig ver-schwunden war. Am Schluss der Operation waren das Septum pellucidum unddas Dach der III. Hirnkammer reseziert, beide Hirnkammern und der III.Ventrikel lagen breit eröffnet da. Nun setzten sehr schwere Anfälle in Abstän-den von fünf bis zehn Minuten ein, die immer denselben Charakter trugen,nämlich maximale Öffnung der Lidspalten, maximale Erweiterung der Pu-pillen, starrer Gesichtsausdruck, rasche tiefe Atmung, dann langsam tonische

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Abb. 5Extrapyramidale Epilepsie, sog. «Epi-lepsia procursiva» bei Teratom desBalkens und des Septum peeludicum.Röntgenbefund mit Tumorverkalkung

(seitliche und P.-a.-Aufnahme).

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Streckkrämpfe in sämtlichen Gliedmassen mit Neigung zu Opisthotonus, Dauerzwanzig bis fünfundvierzig Sekunden. Im ganzen stellten sich vierunddreissigsolcher Anfälle nach Beendigung der Operation ein. Das Kind ist zwei Stundenspäter an einer Hyperthermie von 42° und einer Vasomotorenlähmung ge-storben.

Ähnlich ungewöhnliche, wenn auch wesentlich weniger heftige epileptiformeAnfälle, sog. Salaamkrämpfe, konnten bei einem einjährigen Knaben beob-achtet werden. Im vierten bis fünften Lebensmonat wurde bemerkt, dass erdie linksseitigen Gliedmassen nicht so fleissig bewegte und gebrauchte wiedie rechtseitigen. Seit dem neunten Lebensmonat traten sehr ungewöhnlicheAnfälle hinzu. Die Mutter bemerkte, dass der Knabe plötzlich die Augennach oben drehte und mit beiden Armen nach oben schlug. Dazu Geistesab-wesenheit von einigen Sekunden Dauer. Schliesslich nahmen die Anfälle anHeftigkeit und Stärke zu, es traten bis zu vierzig Anfälle hintereinanderauf (Abb. 6a).

Der Knabe zeigte neurologisch eine linksseitige leicht spastische Prädi-lektionsparese, im Enzephalogramm (Abb. 6b), das ich Herrn P.-D. Dr. Williverdanke, kommt eine mächtige Zystenbildung im Bereich des rechten Stirn-hirns, mit dem rechten Seitenventrikel kommunizierend zur Darstellung. Beider Operation wurde eine grosse Zyste breit eröffnet, ein Tumor gelangte nichtzur Darstellung. Seither sind die Anfälle ausgeblieben und der Knabe ent-wickelt sich in normaler Weise.

Diese beiden letzten Gehirnkrampfkrankheiten entbehren des charakteri-stischen motorischen Ablaufes, den wir bei der Jackson'schen und bei der ge-nuinen Epilepsie kennen. Der zwangsmässige, zielgerichtete Ablauf bei Rei-zung der pyramidalen Motorik, mittlerer oder oberster Stufe, fehlt durchwegs:Bei dem ersteren dieser beiden Kranken finden wir Erscheinungen, wie sievon PENFIELD bei der diencephalen, autonomen Epilepsie erstmals beschriebenwurden. Hieher gehören die tief rote Verfärbung des Gesichtes, die Verlang-samung der Atmung, die Erweiterung der Lidspalte und der Pupillen, diestarke Beschleunigung der Herzaktion und die Neigung zu Schweissausbrüchen.Es lagen Störungen vor, die PENFIELD auf einen Reizzustand infolge Kompres-sion der seitlichen und hinteren Abschnitte des Hypothalamus zurückführte.Im Vordergrund der Symptome stehen aber bei beiden Kindern motorischeErscheinungen, die zweifelsohne grosse Ähnlichkeit mit der von HESS bei derKatze erzeugten diencephalen, extrapyramidalen Motorik haben. Wie in denReizversuchen von HESS ist hier die Motorik eindeutig nach Körperteilen undin der Richtung differenziert. Bei dem älteren Mädchen sind beide Beine, beidem jungen Knaben sind beide Arme betroffen, und es tritt ausschliesslich dieBeugefunktion dieser Gliedmassen in Aktion. Es liegen in sich geschlossenemotorische Äusserungen vor, die nicht durch den Pyramidenapparat in Ganggesetzt werden. Im ersteren Fall ist diese motorische Äusserung mit einerausgesprochen ängstlichen, affektiven Erregung gepaart. Es besteht somitebenfalls Beziehung zur Feststellung von HESS, dass aus bestimmten Bezirkenim Septum pellucidum und angrenzenden Substraten eine Reaktion ausgelöst

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Abb. 6 a

Abb. 6 a, bExtrapyramidale Epilepsie, sog. «Sa-laamkrämpfe» bei Cyste der rechten

Präfrontalregion.a) Krampfanfall nach Feer, Lehrbuch

für Kinderheilkunde, S. 496.b) Encephalograrm.

Abb..6 b

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wird, wie man sie unter physiologischen Verhältnissen bei der in Abwehr-stellung befindlichen Katze sieht.

Diese beiden Krankheitsgeschichten mögen dartun, wie wertvoll es ist, dieneuesten neurophysiologischen Forschungsergebnisse, insbesondere die Be-trachtungsweise nach Leistungssystemen, pyramidale und extrapyramidaleMotorik, sympathisches und parasympathisches System, für die Deutung derklinischen Symptomatik auszuwerten. Für den Kliniker bleibt aber die Frage,was als Reizwirkung, was als Ausfallserscheinung zu bewerten ist, leider oftunlösbar. Es erscheint mir jedoch ausser Zweifel zu sein, dass sich bei denGehirnkrampfkrankheiten ausser dem bereits von JACKSON beschriebenen,sich innerhalb des motorischen, pyramidalen Systems abspielenden Krank-heitsgeschehen ein solches auch im Bereich der hypothalamischen, vegeta-tiven Zentren und des motorischen, extrapyramidalen Systems sich abspielenkann.

Ausserhalb des Formenkreises der genuinen und Jackson'schen Epilepsiebestehen somit als seltenere Formen von Gehirnkrampfkrankheiten die vonPENFIELD beschriebene diencephale autonome Epilepsie und, wie unserebeiden letzteren Fälle zeigen, eine supra- und diencephale extrapyramidaleEpilepsie. Wir müssen bestrebt sein, diese extrapyramidale Unterform derEpilepsie durch weitere klinische Beobachtungen auszubauen und zu diffe-renzieren.

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Über die Abhängigkeit derSenkungsbeschleunigung der Erythrocyten von

der Molekülgrösse der ModellsubstanzenEin Beitrag zur Wechselwirkung von Blutzelle und Blutplasma

Vou

CH. WUNDERLY

(Mit 2 Abbildungen im Text)

(Aus der medizinischen Universitätsklinik, Zürich)

Seit dem Erscheinen der klassischen Arbeiten von FAHRAEUS (1921) undWESTERGREN (1924) über die Senkungsreaktion der roten Blutkörperchenist dieselbe die meistgebrauchte Blutreaktion des klinischen Laboratoriumsgeworden. Mit ihrer weiten Verbreitung hat auch die Zahl der Veröffent-lichungen Schritt gehalten (Literatur s. b. NICHOLS, 1942), in welchen ver-sucht wurde, zu ihrem Reaktionsmechanismus Stellung zu nehmen (vergl.THYGESEN 1942, FIUMBERGER 1942). Denn so einfach die Methode dieserReaktion sich darstellt, so schwierig ist es, die sich oft überschneidendenReaktionsfolgen während des Senkungsablaufes, wie sie bedingt werden durchkolloidphysikalische, chemische und zelluläre Faktoren, messend zu verfol-gen. Betrachten wir die Messmöglichkeiten derselben, so fällt auf, dass dieÄnderungen des roten Blutbildes, als Folge etwa der verschiedenen Formen