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Das Leben ist voller Wunder Hans-Martin Lübking 4/2007 22 Seiten - 2 Farbfolien Villigster Medien Ideen, Tipps und Anregungen SEKUNDARSTUFE I

Villigster Medien - EKvW · 2013. 11. 28. · Nur wer noch staunen kann, nur wer sich noch wundern kann, erlebt ein Wunder. Aber nicht die, die für al-les eine Erklärung haben

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Das Leben ist voller Wunder Hans-Martin Lübking 4/2007 22 Seiten - 2 Farbfolien

Villigster Medien Ideen, Tipps und Anregungen

SEKUNDARSTUFE I

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Impressum Herausgeber: Pädagogisches Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen Redaktion: Stefan Logemann Anschrift: Pädagogisches Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen Postfach 1247 58207 Schwerte www.pi-villigst.de Preis: 5,- EUR zuzüglich Versandkosten

Autor Prof. Dr. Hans-Martin Lübking, Direktor des Pädagogischen Instituts der Evangelischen Kirche von Westfalen.

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INHALT SEITE 1

VILLIGSTER MEDIEN 4/2007 DAS LEBEN IST VOLLER WUNDER

Das Leben ist voller Wunder, Zufälle, Geheimnisse, rätselhafter Geschichten ............................. 3

Was die Bibel Wunder nennt:

Biblische Beispiele, geschichtliche Erklärungen, heutige Aktualisierungen .................................. 5

Didaktische Überlegungen.........................................................................................................................10

Literaturverzeichnis: ....................................................................................................................................13

Materialien:....................................................................................................................................................14

M 1: Für mich war es ein Wunder ...........................................................................................................15

M 2: Quiz „Wunder Erde – Wunder Leben“...........................................................................................16

M 3: Das Wunder von Lengede ................................................................................................................17

M 4: Rollendialog Bartimäus-Geschichte..............................................................................................18

M 5: Die Heilung des Gelähmten (Markus 2,1-12).............................................................................19

M 6: Ein Aussätziger kam zu Jesus .........................................................................................................21

M 7: „Ich“........................................................................................................................................................22

M 8: Die Heilung des Besessenen (Merian-Bibel) ...............................................................................23

M 9: Die Sturmstillung (Merian-Bibel)...................................................................................................24

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A EINLEITUNG SEITE 2

VILLIGSTER MEDIEN 4/2007 DAS LEBEN IST VOLLER WUNDER

Den Wundern kann man im Religionsunterricht nicht entgehen. Ob es um Jesus geht, um Mose oder die Weihnachtsgeschichte - immer wird auch von Wundern erzählt: Die Sturmstillung, die Speisung der 5000, Heilungen von Blinden und Gelähmten, der Durchzug durch das Schilfmeer, Feuersäule und Mannawunder oder der Stern von Bethlehem. Als Religionslehrerin oder Religionslehrer muss man sich mit Wundern auseinandersetzen. Wie kann man sie verstehen? Wie können sie Schülerinnen und Schülern vermittelt werden? Falsch wäre es, wenn Lehrerinnen und Lehrer die Wun-der im Religionsunterricht aussparen würden, weil sie selbst damit nicht zurecht-kommen oder Angst haben, sich theologisch unkorrekt zu äußern. Jugendliche spü-ren, dass mit den Wundergeschichten eine wesentliche Seite des christlichen Glaubens berührt wird. Weicht man ihnen aus, dann können Schülerinnen und Schüler daraus auch den Schluss ziehen, dass man den christlichen Glauben so ernst nicht nehmen muss.

„Das Leben ist voller Wunder, Zufälle, Geheimnisse, rätselhafter Geschichten“ bietet zunächst einen mehr grundsätzlichen Zugang zu Wundern.

In dem Abschnitt „Was die Bibel Wunder nennt“ sind Hilfen zum Verstehen der bibli-schen, vor allem der neutestamentlichen Wundererzählungen zusammengestellt.

Es folgen didaktische Überlegungen und Hinweise im Blick auf Grundschulkinder und auf Schüler der Sekundarstufen.

Die abschließenden Materialien enthalten einzelne Bausteine zur Wunderthematik und zu einzelnen biblischen Erzählungen.

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B KOMMENTARE UND ANREGUNGEN SEITE 3

VILLIGSTER MEDIEN 4/2007 DAS LEBEN IST VOLLER WUNDER

Das Leben ist voller Wunder, Zufälle, Geheimnisse, rätselhaf-ter Geschichten

1. Alles Zufall?

Aus dem Bestseller „Erfolg kann man lernen“:

„Sie machen zur Erlangung jedes Ihrer Ziele einen Plan. Sie machen einen Tagesplan für alles, was Sie tun müssen. Es ist nützlich, weiter vorauszuschauen, so dass Sie Ih-re Unternehmungen und Pläne koordinieren und zusammenschließen können und da-mit Ihr Leben systematisch formen. Ein Mensch ohne Plan ist ein Blatt, das von den Lebenswinden hin- und her geblasen wird. Die meisten dieser Blätter enden im Rinn-stein! Wenn Sie einen Plan haben, wissen Sie, wohin Sie zu gehen haben und wann Sie Ihr Ziel erreicht haben.“

Wir wissen: Oft kommt es ganz anders als geplant. Wir haben nicht alles im Griff. Das Leben ist nicht wirklich zu berechnen. Es steckt voller Wunder, voller Zufälle, voller Geheimnisse und voller rätselhafter Geschichten. Da kann jeder etwas erzählen.

Ein Mann geht im Sturm an einem Baukran vorbei. Auf dem Kran fährt gerade eine Palette Ziegel nach oben. In diesem Moment lösen sich ein paar Steine. Ein Ziegel trifft den Mann am Kopf. Aber weil gerade in diesem Moment jemand von der ande-ren Straßenseite seinen Namen gerufen hat, dreht er sich um. So schrammt ihn der Stein nur leicht an der Schläfe und er kommt mit einer Platzwunde davon.

Zufall? Dass ihn gerade jemand von der anderen Straßenseite ansprach, rettete dem Mann möglicherweise das Leben. Hätte er sich in diesem Moment nicht gerade unter dem Kran befunden, hätte ihn der Stein gar nicht treffen können. Hätte es keinen Sturm gegeben und hätten die Bauarbeiter ihre Vorschriften ernster genommen, wäre er gar nicht erst in Gefahr geraten. Aber warum ging der Mann auch im Sturm unter einem Kran dahin? Wieso geht gerade jetzt ein Bekannter auf der anderen Straßen-seite?

Wie viele Umstände wir auch in dieser Szene analysieren mögen – der kleine Unfall war nicht vorhersehbar, es bleibt eine Geschichte voller Zufälle.

Alles Zufall? Mathematiker haben gezeigt, dass der Zufall sogar dort auftritt, wo alles streng nach Regeln verläuft; Psychologen haben aufgewiesen, wie unvorhersehbar die Entwicklung einer Persönlichkeit und nicht zuletzt die Wege der Liebe verlaufen. Das Leben ist voller Zufälle. (M 1)

„“Der Zufall ist das Pseudonym Gottes, wenn er nicht persönlich unterschreiben will.“ (Anatole France).

Dagegen dichtet Goethe: „Nach ewigen, ehernen, großen Gesetzen müssen wir alle unseres Daseins Kreise vollenden“ („Das Göttliche“) und schreibt: „Wehe dem, der dem Zufälligen eine Art von Vernunft zuschreiben möchte.“

Der Zufall war das Sinnlose. Eigentlich gab es ihn in der Naturwissenschaft bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht. Alles Geschehen galt als festgelegt und vor-herbestimmt von der Natur mit ihren ewigen, strengen Gesetzen. „Gott würfelt nicht“, sagte Albert Einstein. Das war common sense. Auch der naturfromme Max Planck sah das so: „Ein Wunder kennt die Physiologie ebenso wenig wie die Physik.“

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Heute spielt der Zufall in vielen naturwissenschaftlichen Modellen eine immer grö-ßere Rolle. „Die Evolution ist ein Spiel mit wenigen festen Regeln und mit offenem Ausgang“, sagt der deutsche Nobelpreisträger Manfred Eigen. Ein Zusammenspiel von Gesetz und Zufall. Die Welt ist keine einfache Mechanik. Gott ist kein Uhrmacher, der die Welt nach festen, mechanischen Abläufen zusammengesetzt hätte. Gott ist aber auch kein Herrscher, der alles bis in kleinste vorherbestimmt. Er lässt die Dinge sich selbst organisieren, lässt den Zufall walten, damit ein unendlicher Formenreichtum entsteht. Nichts bleibt so, wie es ist, alles ist noch in Bewegung. Gottes Geist wirkt in die Welt hinein und wirkt den Zusammenhang der Welt, ohne in der Welt aufzuge-hen. (M 2)

„Gott ist wesentlich gegenwärtig an allen Enden, in und durch alle Kreatur, in all ih-ren Stücken und Orten, so dass die Welt Gottes voll ist und er sie alle füllt, aber doch nicht von ihr beschlossen oder umfangen ist, sondern zugleich außer und über alle Kreatur ist. Dies sind über alle Maßen unbegreifliche Dinge, aber doch sind es Artikel unseres Glaubens. Wie leidet hier doch die Vernunft, dass die göttliche Majestät so klein sei, dass sie in einem Körnlein, an einem Körnlein, über einem Körnlein, durch ein Körnlein, inwendig und auswendig, gegenwärtig und wesentlich sei … und wie-derum dass dieselbe Majestät so groß ist, dass weder diese Welt noch tausend andere Welten sie umfangen können.“ (Martin Luther).

2. Was meinen wir, wenn wir von Wundern sprechen?

Wunder sind keine besonderen Eingriffe Gottes, die die Naturgesetze außer Kraft set-zen und den Lauf der Welt an bestimmten Stellen unterbrechen. Doch so verstehen viele Leute ein Wunder und haben dann damit ihre Schwierigkeiten. Ein solcher Gott wäre auch nach christlichem Verständnis eher ein willkürlicher Gott, der heute so und morgen ganz anders handelt. Oder er wäre ein inkompetenter Gott, der sein Schöp-fungswerk immer wieder nachbessern müsste. Wie kann man einem solchen Gott ver-trauen?

Nach christlichem Verständnis ist das mit den Wundern genau andersherum: Wir können nicht von unerklärlichen Phänomenen ausgehen und von daher auf Gott schließen oder fragen, was Gott damit zu tun haben mag. Vielmehr wird dem Christen bewusst, dass Gott in einem bestimmten Lebenszusammenhang gehandelt hat - und dies bekennt er. Nicht Gott wird durch ein Wunder definiert, sondern Wunder bzw. Wundertaten werden durch den Glauben an Gott als solche (als Wunder) erkannt. Wunder sind nicht objektiv feststellbar, auch wenn das in der Katholischen Kirche (s. Heiligsprechungsverfahren) anders gesehen wird. Wunder werden immer nur von je-nen Menschen erfahren, die davon existentiell betroffen sind. Nur wer noch staunen kann, nur wer sich noch wundern kann, erlebt ein Wunder. Aber nicht die, die für al-les eine Erklärung haben.

Wer die Welt nicht von Kind auf gewohnt wäre, müsste über ihr den Verstand verlie-ren. Das Wunder eines einzigen Baumes würde genügen, ihn zu vernichten.“ (Chris-tian Morgenstern).

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VILLIGSTER MEDIEN 4/2007 DAS LEBEN IST VOLLER WUNDER

Was die Bibel Wunder nennt: Biblische Beispiele, geschichtli-che Erklärungen, heutige Aktualisierungen Im NT werden 35 Wundergeschichten von Jesus erzählt.

Von keiner anderen Person der Antike werden so viele Wundergeschichten überliefert wie von Jesus. Lange Zeit hat man sich gerade in der evangelischen Theologie mit den Wundern schwer getan. “Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat be-nutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testamens glau-ben.“ (Rud. Bultmann). Doch Jesus ist von den Wundern nicht zu trennen. Zur Person und Geschichte Jesu gehören die Wunder dazu.

1. Was ist ein Wunder?

Es gib einen strengen engen Wunderbegriff – und einen erweiterten, mehr umgangs-sprachlichen Wunderbegriff:

Ein Wunder liegt nach dem engen Wunderverständnis dann vor, wenn etwas gegen die uns bekannte Naturordnung geschieht und damit wissenschaftlich nicht erklärbar erscheint: Es geschieht nichts gegen die Natur mit ihren unveränderlichen Gesetzen. Wunderglaube ist Aberglaube, ist Befriedigung menschlicher Sehnsüchte, ist naiv und unreif. (Spinoza).

Wunder sind nach dem erweiterten Begriff außerordentliche Ereignisse, die Aufsehen erregen oder unbegreiflich erscheinen, weil sie den gewohnten Ablauf der Dinge durchbrechen. Es geschieht etwas, womit man nicht rechnen konnte oder was man nicht für möglich gehalten hat: Das „Wunder von Lengede“ bestand in der Rettung 14 längst tot geglaubter Bergleute – nach mehr als 14 Tagen. (M 3) Das „Wunder von Bern“ bestand im Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, eines krassen Au-ßenseiters, über die hoch favorisierte und für unbesiegbar gehaltene Elf von Ungarn.

„Wunder gibt es immer wieder. Heute oder morgen können sie geschehn. Wunder gibt es immer wieder, wenn sie dir begegnen, musst du sie auch sehn.“ (singt Katja Ebstein).

Im antiken Denken und damit auch in der Bibel ist ein Wunder ein Aufsehen erregen-des Geschehen, das außerhalb des Gewohnten liegt und auf eine höhere Macht schlie-ßen lässt. Das Verhältnis zur Naturordnung oder zu Naturgesetzen spielt dabei gar keine Rolle – es liegt außerhalb des Blickfeldes. Man hatte ein anderes Wirklich-keitsverständnis: Nicht unveränderliche Naturgesetze bestimmen den Lauf der Dinge, sondern in der Welt sind göttliche Kräfte wirksam. Wunder wurden damit nicht iso-liert als rätselhafte Phänomene gesehen, sondern sie standen im Zusammenhang mit dem Handeln Gottes an der Welt.

Bezeichnenderweise werden die Wunder Jesu im NT auch „Machterweise“ (Gottes) oder „Zeichen“ (Jesu) genannt.

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VILLIGSTER MEDIEN 4/2007 DAS LEBEN IST VOLLER WUNDER

2. Das Wundermotiv in der Bibel

„Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind“ (Gottes). Aber für viele ist es ein illegi-times Kind, dessen man sich schämt. Und doch steckt eine wichtige existentielle, le-bensbejahende Botschaft in den Wundern: Nichts ist so festgelegt, dass es nicht durch Wundermacht durchkreuzt werden kann. Beispiele aus dem AT sind: Auszug aus Ä-gypten, Manna in der Wüste, Rückkehr aus dem Exil – aus dem NT: Kranke werden durch Jesus geheilt, das Pfingstwunder, die Bekehrung des Paulus vor Damaskus.

Alles Geschehen in der Welt ist offen für wunderhafte Ereignisse, die alle Erwartun-gen durchkreuzen, Nichts ist völlig determiniert.

Es gibt auch in aussichtsloser Lage Hoffnung auf eine Wende. Über allem strahlt die Gewissheit, dass das Leben auch in Extremsituationen in der Macht Gottes geborgen ist. Es gibt keinen Fatalismus. Es gibt ein elementares Wundererleben.

3. Jesus und die Wunder

„Zweifellos hat Jesus Wunder getan, Kranke geheilt und Dämonen ausgetrieben“ (G. Theißen). Es gibt einen festen Kern von Wundergeschichten, die sich mit einer ge-wissen Sicherheit auf Jesus selbst zurückführen lassen. Das sind die Heilungsge-schichten oder Dämonenaustreibungen bzw. Exorzismen.

a) Heilungsgeschichten

Es handelt sich vorwiegend um psychsosomatische Heilungen. Menschen werden von der lebensfeindlichen Macht einer Krankheit befreit. Auffallend ist, auch im Vergleich mit außerbiblischen Heilungswundern, die damals erzählt wurden, die persönliche Zuwendung Jesu zu den Kranken. Oft wird vom Erbarmen Jesu ange-sichts dieses Schicksals geredet. (M 4) Das Wunder vollzieht sich nicht als tech-nische Abwicklung. Jesus vollbringt auch keine Demonstrationswunder.

Bei den Exorzismen (Mk 1,23 -27; 5,1-20; 9,14-29) steht die Auseinandersetzung Jesu mit der lebensfeindlichen Macht im Vordergrund. Sie haben Kampfcharakter. Als Gesandter Gottes tritt Jesus dem Dämon gegenüber, der den Menschen besetzt hält und der als der Repräsentant widergöttlicher Mächte erscheint. Der kranke Mensch ist dabei gleichsam das Schlachtfeld, auf dem sich der Kampf zwischen Gott und seinem Widersacher abspielt. (M 8)

Wenn ich mit dem Finger Gottes Dämonen austreibe, so ist die Königsherr-schaft Gottes ja schon angekommen. (Lk 11,20).

Die Heilungsgeschichten zeigen: Noch ist die Gottesherrschaft nicht universell durchgesetzt, aber indem Kranke an Leib und Seele gesund werden, kommt punk-tuell und zeichenhaft diese Gottesherrschaft, diese neue Welt zum Vorschein. Da-bei wird deutlich: Gutes und gelingendes Leben ist nicht nur etwas Innerliches und Spirituelles, sondern etwas sehr Irdisches und betrifft den ganzen Menschen. Es geht um Befreiung von Lebenseinschränkungen und –behinderungen. (M 5)

Als zentrales Moment tritt in den Heilungsgeschichten immer wieder der Glaube hervor: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen.“ Nämlich, der Glaube, die feste Gewissheit, in Jesus der heilenden Macht Gottes selbst zu begegnen.

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Jesus ist sich der Zweideutigkeit seiner Exorzismen und Heilungen durchaus be-wusst gewesen. Dass er die Fähigkeit hatte, ungewöhnliche, aus dem Rahmen fal-lende Machttaten zu vollbringen, war anscheinend unter den Zeitgenossen un-umstritten. Damit aber stellte sich für sie die Frage nach Wesen und Herkunft der hinter ihnen stehenden Macht. Gegner Jesu haben sie beantwortet, indem sie un-terstellten, Jesus stehe mit dem Teufel selbst im Bunde und handle im Auftrag dämonischer Mächte:

Er hat Beelzebul, und durch den Obersten der Dämonen treibt er die Dämonen aus (Mk. 3,22).

Jesus hat darum auch darauf verzichtet, seine Fähigkeit zu Wundertaten propa-gandistisch auszuwerten. Das an ihn herangetragene Ansinnen, seine messiani-sche Sendung durch besondere “Zeichen“ unter Beweis zu stellen, hat er zurück-gewiesen (Lk 11,16.29/Mr 12,38f).

b) Rettungsgeschichten

Neben diesen Heilungsgeschichten und Dämonenaustreibungen („Jesusgeschich-ten) werden von Jesus noch andere Wunder erzählt, Rettungsgeschichten, To-tenauferweckungen, Erscheinungen, die ich im Unterschied als „Christusge-schichten“ charakterisieren möchte. Hierzu zählen die Sturmstillung (M 9), die Speisung der 5000, die Totenauferweckung des Jünglings in Nain, der Seewandel Jesu, der wunderbare Fischzug oder die Verklärungsgeschichte auf dem Berg. Im Unterschied zu den Heilungsgeschichten haben wir es hier mit stark vom Os-terglauben geformten Rettungs- und Bewahrungsgeschichten zu tun, die davon erzählen, dass Menschen in Extremsituationen das Leben gerettet oder bewahrt wurde. Es sind eher Christusgeschichten, weil sie eigentlich den Glauben an den Auferstandenen voraussetzen, der in der Macht Gottes Menschen aus akuter Not befreien kann. Solche Christus-Wundergeschichten spiegeln den nachösterlichen Glauben an Jesus in erzählerischer Weise. Es sind erzählerische Glaubensbe-kenntnisse. Was bedeutet das für ihre Historizität? In der historisch-exegetischen Forschung wurden sie lange als problematisch angesehen und galten als unhistorisch. Das liegt oder lag daran, dass Historiker ihr Urteil, oft eher unreflektiert, von dem ab-hängig machen, was naturwissenschaftlich möglich oder unmöglich erscheint. Das ist aber 1.) ein wissenschaftlich problematisches Verfahren und 2.) haben wir gerade in den Naturwissenschaften in den letzten Jahrzehnten ein verändertes Wirklichkeitsverständnis erlebt: „Im Grunde gibt es nur Potentialität, die Mög-lichkeit der Realisierung“ (Hans-Peter Duerr), die Wirklichkeit des Möglichen.

Auch wenn diese Wundergeschichten in der Tat stark österlich geprägt sind und sie in der Breite der Jesusüberlieferung nicht so fest verankert sind wie etwa die Heilungsgeschichten, spricht vieles dafür, mit dem Urteil „unhistorisch“ oder „er-funden“ an dieser Stelle vorsichtig umzugehen. Wahrscheinlich sind in diesen Wundergeschichten Erinnerungen an reale Ereignisse – gemeinsame schwierige Bootsfahrten, gemeinsames sättigendes Essen in Notzeit, außergewöhnliche Hei-lung – eingewoben, die dann im Lichte der Ostererfahrung gesteigert, neu gedeu-tet und aktualisiert wurden.

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Zusammenfassend: Es ist nicht zu bezweifeln, dass Jesus Besessene, Blinde, Taub-stumme, Aussätzige und Gelähmte geheilt hat und dass solche Heilungen als Wunder, als Taten Gottes erlebt wurden.

• Jesu Wunder haben einen persönlichen Bezug, sie sind Hilfeleistungen für Menschen; Schau- oder Demonstrationswunder hat er abgelehnt.

• Jesus sieht auf den „Glauben“. Zum Wunder gehört das Vertrauen des Hilfesu-chenden.

• Im Kern versteht Jesus seine Wunderheilungen als Anzeichen, dass mit ihm die Gottesherrschaft beginnt.

• Ohne Wunder ist Jesus nicht zu haben: Die Wirkung, die von Jesus ausging, wäre ohne diese Taten kaum zu erklären.

4. Sinn der biblischen Wundergeschichten

a) Die Wunder sind Glaubensgeschichten.

Sie sind symbolisch zu verstehen. Das fängt schon im NT an. Das MkEv setzt an entscheidenden Abschnitten des Evangeliums Wundergeschichten, die das Folgende „symbolisch“ vorweg nehmen: Vor dem Messiasbekenntnis des Pet-rus steht eine Blindenheilung, die zeigt, dass den zuvor als „blind“ ge-scholtenen Jüngern nun endlich die Augen hinsichtlich der wahren Würde Je-su aufgehen (vgl. Mk 8,22-26). Nach dem Einzug in Jerusalem erzählt Mk das Wunder vom verdorrten Feigenbaum, um zu zeigen: Die Führer Israels brin-gen nicht mehr die von ihnen erwarteten Früchte (vgl. Mk 11,12ff und 12,1ff). Mt gab der Sturmstillung einen symbolischen Sinn: Sie zeigt das von Wind und Wellen bedrohte „Schiff“ der Kirche, das trotz aller Gefahren nicht unter-geht (Mt 8,23ff). Nur die Wunder Jesu werden in der Antike symbolisch ge-deutet. Darin liegt keine Herabminderung der Wunder: Vielmehr zeigt sich darin ihre hohe Wertschätzung. Sie werden zu Trägern zentraler theologischer Einsichten.

b) Die Wunder sind Hoffnungsgeschichten.

Die Wunder Jesu wollen zunächst einmal konkrete, heilende Hilfe bringen. Sie enthalten einen Protest gegen menschliche Not. Sie sprechen eher aller bishe-rigen Erfahrung ihre Gültigkeit ab als menschlicher Not das Recht beseitigt zu werden: Lahme sollen nicht lahm blieben, Aussätzige nicht unrein, Arme nicht hungernd, die Mächtigen sollen nicht oben bleiben, die Tyrannen nicht an der Macht. Die Wundergeschichten sind Geschichten des Aufruhrs gegen die Resignation und gegen die Zerstörung des Lebens. Es sind Geschichten, die die Menschen lehren: Findet euch nicht ab, lasst euch nicht abspeisen mit dem halben und faulen Leben!

Wie sich dieser Protest gegen menschliches Leid dazu verhält, dass es auch unvermeidliches Leid, nicht aufhebbare Behinderung oder unverschuldete Not gibt, die auch von Gott nicht beseitigt werden, ist ein altes Problem. Es gilt: Gott ist kein Wunderautomat, sondern letztlich ein unergründliches Geheim-nis. Wir wünschen uns die Befreiung von Behinderungen und Krankheiten und wissen zugleich, dass wir das Leben als Christinnen und Christen in der

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Regel „gebrochen, unvollendet und fragmentarisch“ als „Dennoch-Existenz“ führen müssen.

Neben den Wundergeschichten steht im Neuen Testament nicht umsonst Pau-lus. Er verkörpert die andere Seite: Trotz allen Protestes gegen sein Leid wurde er nicht von ihm befreit, sondern musste sich mit der Auskunft begnügen: „Meine Kraft ist in den Schwachen (den Kranken) mächtig“ (2Kor 12,9).

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Didaktische Überlegungen

1. Grundfragen der Wunderdidaktik

Sowohl für jüngere als auch für ältere Schülerinnen und Schüler ist die Frage nach der Realität der Wunder das Grundproblem für ein angemessenes Verständnis der Wundergeschichten. Dabei gibt es aber je nach Alter und entwicklungspsychologi-schen Voraussetzungen der Schüler bedeutsame Unterschiede.

a) Grundschulkinder: Die Wundererzählungen sind Glaubens- oder Bekenntnis-geschichten und keine Tatsachenberichte, sie werden von Sechs- bis Zehnjäh-rigen aber als Tatsachenberichte verstanden, da ihnen der genannte Unter-schied noch nicht wirklich vermittelbar ist. In der Regel werden Kinder in die-sem Alter die Wundererzählungen wörtlich verstehen, sie bleiben damit der Vordergründigkeit und der Konkretheit der Erzählung verhaftet. Gott wird in diesem Alter als eine unmittelbar in die Welt eingreifende höhere Macht ver-standen, für den ein Wunder kein Problem darstellt. Auch Jesus trägt für Grundschulkinder wohl eher Züge eines alles könnenden Helden à la „Super-man“. Erst ab 11, 12 Jahren erwacht in der Regel das kritische und abstrahie-rende Denken und die Fähigkeit, den symbolischen Gehalt einer Erzählung wahrzunehmen.

„Wundergeschichten legen … das Missverständnis nahe, christlicher Glaube bestehe im unkritischen Fürwahrhalten rational nicht erklärbarer Gescheh-nisse. Kinder stehen dann schnell vor der falschen Alternative, entweder die biblischen Wunder wider alle Vernunft für bare Münze zu nehmen oder aber sie als märchenhaft unglaubwürdig abzulehnen und damit am biblischen Glauben überhaupt zu zweifeln.“ (B. Kollmann, Neutestamentliche Wunder-geschichten, Stuttgart 2002, 186).

Die Lösung kann aber nicht darin bestehen, im Religionsunterricht der Grund-schule auf die Behandlung von Wundergeschichten zu verzichten. Jesus ist ohne die von ihm berichteten Wundererzählungen „nicht zu haben“. Hinzu kommt, dass gerade Grundschulkinder „außerordentliche“ Personen und Ge-schichten brauchen, um in Identifikation und Abgrenzung ihre eigenen Be-grenzungen symbolisch oder phantasiereich zu überwinden.

Wunder gehören in den Religionsunterricht der Grundschule, aber ihre Be-handlung erfordert besondere didaktische Umsicht.

b) Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen: Die naturwissenschaftlich ge-prägte, funktionale Sichtweise der Welt prägt die alltagsweltliche Erfahrung. Heilungen, Sturmstillungen, Seewandel und Totenauferweckungen lassen sich, wortwörtlich verstanden, nur schwer mit den Alltagserfahrungen der Schüle-rinnen und Schüler vereinbaren. Die Folge ist, dass diese Geschichten nicht selten abgelehnt werden oder zu ernsten Anfragen an den Glauben werden:

„Ist es denn nicht unlogisch und gegen jedes physikalische Gesetz, dass ein Mensch auf dem Wasser geht oder aus Wasser Wein macht, dass ein Toter zum Leben erweckt wird? Warum werden uns diese Geschichten als Tatsachen

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vorgestellt. Die Wissenschaft beweist uns ja täglich mehr, dass alles in der Welt auf natürlichen Vorgängen beruht.“

Erschwerend kommt hinzu, dass die Wunderfrage mit der Theodizeeproble-matik verknüpft wird: Wenn Gott Wunder wirken kann, warum lässt er dann all das Leid und die Kriege zu?

Zugleich steigt mit der Fähigkeit zum symbolischen Deuten aber auch die Be-reitschaft, die Wundergeschichten als existentiell bedeutsam zu betrachten. (M 6) Auffallenderweise nannten 16–18jährige Schülerinnen und Schüler, die ich nach einer Jesus-Geschichte fragte, die ihnen besonders im Gedächtnis sei, vor allem Wundererzählungen. Es waren in erster Linie Wunder, in denen sich Jesus hilfesuchender oder notleidender Menschen annimmt: Blutflüssige Frau, Heilung des Gelähmten, Blindenheilung .. Möglicherweise spiegeln sich in die-ser Akzentuierung Probleme der Lebensphase, in der sich 16–18jährige Schü-lerinnen und Schüler befinden.

2. Didaktische Konsequenzen

Jugendliche spüren zu Recht, dass mit den Wundererzählungen der Bibel ein Kern des christlichen Glaubens berührt wird. Weicht man ihnen im Religionsunterricht aus, be-handelt man sie als reine Symbolgeschichten oder werden sie für ethische oder all-tagspsychologische Botschaften instrumentalisiert, dann ziehen Schülerinnen und Schüler häufig daraus den Schluss, dass man den christlichen Glauben so ernst nicht nehmen muss. Demgegenüber ist es wichtig, im Religionsunterricht der Widerständig-keit der biblischen Wundergeschichten standzuhalten und den Blick für die Mehrdi-mensionalität biblischer Wundertexte zu schärfen.

a) Genau hinsehen: Wunder ist nicht gleich Wunder!

Es gibt verschiedene Formen von Wundergeschichten. Die Heilung des epilep-tischen Jungen unterscheidet sich ganz erheblich von der Geschichte der Sturmstillung, die Heilung des Gelähmten trägt ganz andere Züge als die Er-zählung von der Speisung der 5000. Sie haben unterschiedliche Intentionen, unterschiedliche Themen, unterschiedliche historische Anlässe. Werden die den Schülern meist unbekannten historischen und sozialen Dimensionen der Wundergeschichten mit erschlossen und auch die oft vorhandenen religions-geschichtlichen Parallelen berücksichtigt, stellen sich auch bei scheinbar wohlbekannten Geschichten neue Lerneffekte ein. Es gilt: Je vielfältiger und differenzierter, umso interessanter für Schülerinnen und Schüler.

b) Biblische Aufklärung

Im Grunde ist die Bibel nicht wundersüchtig. „Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind“, sagt Goethe, dies ist aber nicht unbedingt die Meinung der E-vangelisten. Im Markusevangelium führen Wunder allein gerade nicht zum Glauben und im Johannesevangelium sind Wunder nur „Zeichen“. Das ist damals auch gegen die Tendenzen des „Volksglaubens“ gesagt, in dem gerade die Wundergeschichten schon zu biblischer Zeit besonders verankert gewesen sind.

Von „Harry Potter“ bis zu den unendlichen Mystery-Serien des Fernsehens sind Kinder heute umgeben von Wundern, Rätseln und unerklärlichen Ereig-

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B KOMMENTARE UND ANREGUNGEN SEITE 12

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nissen. Viele auch ältere Jugendliche sind davon geradezu fasziniert. Auch wenn sie in Alltagsstrategien realistisch denken und handeln, üben Phanta-siewelten nicht selten doch auch einen erkennbaren Einfluss auf ihr Fühlen und Denken aus. Dabei geht es auch um die Frage nach der Wirklichkeit. Bib-lische Wundererzählungen leiten an, die Mehrdimensionalität der Wirklichkeit wahrzunehmen, ohne in Phantasiewelten abzudriften. Gott ist kein mystery-Ereignis. Durch die Bibel geht auch ein aufklärerischer Zug.

c) Staunen lernen: Offen sein für die Wunder des Lebens

Eine wichtige Aufgabe der Wunderdidaktik besteht darin, ein verengtes Wirk-lichkeitsverständnis von Kindern und Jugendlichen aufzubrechen, das nur funktional belegbare und historisch nachweisbare Dinge als wahr und rele-vant anerkennt. Zum Glauben gehört das Staunen und Sich-Wundern: Nichts ist selbstverständlich. Wer alles erklären kann, hat nichts verstanden. Das Ge-heimnis des Lebens lässt sich nicht berechnen, planen oder zweckrational bestimmen. Wer sich nicht wundern kann, ist in der Regel auch nicht dank-bar.

Ich halte es für wichtig, in der Schule mit Kindern und auch mit Jugendlichen das Staunen zu lernen – nicht nur im Religionsunterricht, sondern auch in den naturwissenschaftlichen Fächern. Ein Baum ist z. B. „mehr als ein Baum“ (F. Vester), nämlich ein Wunderwerk: Er produziert Früchte, bietet Tieren Le-bensraum, hält den Boden fruchtbar, produziert Sauerstoff, filtert Kohlendi-oxid und andere Gifte, speichert das Wasser, liefert Baumaterial, ernährt Mensch und Tier, ist Spielplatz für Kinder und beruhigt Auge und Seele.

Bei der Beschäftigung mit Wundergeschichten kann der Religionsunterricht von einer vorgängigen oder gleichzeitigen Seh-, Aufmerksamkeits- und Wun-derschulung in verschiedenen Unterrichtsfächern nur profitieren.

d) Die Wunder im eigenen Leben

Letztlich kann ich Wundererzählungen nur verstehen, wenn ich aufmerksam geworden bin für die Wunder im eigenen Leben. Jeder Mensch, zumindest wenn er oder sie etwas älter ist, kann aus dem eigenen Leben eine Wunder-geschichte erzählen. Das Leben beginnt mit einem Wunder. Jeder, der die Ge-burt eines Kindes erlebt hat, kann diese hinterher nur „wie ein Wunder“ be-schreiben. Es bleibt im Leben nicht das Einzige. (M 7)

„Wenn es Wunder nicht gibt, gäbe es dich auch nicht.“ (R. Oberthür).

Es bietet sich daher an, im Religionsunterricht auch biographisch zu arbeiten. Geeignet sind dafür Fotos, die auf bestimmte Lebenssituationen bezogen sind und zu denen Lebensgeschichten erfunden oder erzählt werden sowie biogra-phische Texte, die anschlussfähig sind zu den Lebenserfahrungen Jugendli-cher.

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VILLIGSTER MEDIEN 4/2007 DAS LEBEN IST VOLLER WUNDER

Literaturverzeichnis:

• S. Wibbing, Wunder und christliche Existenz heute, Gütersloh 1979

• G. Theißen/A. Merz, Der historische Jesus, Göttingen 1996, 256-285

• H.-J. Blum, Biblische Wunder - heute, SBTB 23, Stuttgart 1997

• St. Alkier/B. Dressler, Wundergeschichten als fremde Welten lesen lernen, in: B. Dressler/H. Meyer-Blanck (Hg.), Religion zeigen, Münster 1998, 163-187

• B. Kollmann, Neutestamentliche Wundergeschichten, Stuttgart 2002

• entwurf 4/2006, Themenheft „Wunder“ (Friedrich-Verlag)

• W. H. Richter/M. Albrecht (Hg.), Zeichen und Wunder, Göttingen 2007

• Abbildungen aus: Die Bibel : Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift ; Psalmen und Neues Testament ökumenischer Text / mit den farb. Kupferstichen von Matthäus Merian. [Hrsg. im Auftr. der Bischöfe Deutschlands ...]; Stuttgart: 2005

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Materialien:

M 1: Gesprächskarten

• „Für mich war es ein Wunder“

• „Das hätte ich nie für möglich gehalten“

• „Eine unglaubliche Geschichte“

• „Ich kann es mir bis heute nicht erklären“

M 2: Quiz „Wunder Erde – Wunder Leben“

M 3: Text: „Das Wunder von Lengede“

M 4: Rollendialog „Bartimäus“

M 5: Hörszene: „Die Heilung des Gelähmten“ (Markus 2, 1-12)

M 6: Text „Ein Aussätziger kam zu Jesus“ – eine Heilungsgeschichte verfremdet

M 7: Text „Ich kann nicht malen wie Picasso“

M 8: Farbfolie: Die Heilung des Besessenen (Merian-Bibel)

M 9: Farbfolie: Die Sturmstillung (Merian-Bibel)

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M 1: Für mich war es ein Wunder Jede und jeder kennt Geschichten aus dem eigenen Leben, die eigentlich unglaublich sind oder waren; Ereignisse, die einem wie ein Wunder vorgekommen sind oder die man im Nachhinein als Wunder empfunden hat. Das kann etwas sein, das einem selbst passiert ist oder in der Familie oder ein öffentliches Ereignis, das einen sehr be-eindruckt hat.

Jede und jeder bekommt einen Briefumschlag mit einem kurzen Satz. Alle, die den-selben Satz haben, setzen sich zusammen und erzählen sich, was ihnen dazu einfällt. Anschließend könnt Ihr Eure Geschichten im Plenum noch mal allen erzählen.

Für mich war es ein Wunder

Das hätte ich nie für möglich gehalten.

Eine unglaubliche Geschichte

Ich kann es mir bis heute nicht erklären.

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M 2: Quiz „Wunder Erde – Wunder Leben“

1 Wie viele Tiere und kleinste Lebewesen befinden sich in einer Handvoll Erde?

5 500.000 5.000.000

2 Die größten Säugetiere der Erde sind Wale. Glaubst du, dass sie sich untereinander verständigen können?

Ja, über 100 m Nein Ja, über 100 km

3 Wie viel Sauerstoff kann ein mittelgroßer Baum jede Stunde produzieren?

knapp 500 g ungefähr 5 kg mehr als 2 kg

4 Das menschliche Gehirn enthält etwa 100 Milliarden Nervenzellen und 1 Million Kilometer Nervenbahnen. Hintereinander gelegt ergeben diese Bahnen eine Länge von:

einem Fußballfeld einer Strecke 25x um die Erde der Entfernung Hamburg - München

5 Zugvögel legen auf dem Weg zu den Winterquartieren erstaunliche Wege zurück. Die Küstenseeschwalbe fliegt im Jahr:

500 km 5000 km 35 000 km

6 Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Entstehung des Universums und des Lebens durch Zufall zu Stande gekommen ist, beträgt nach Schätzungen von Naturwissen-schaftlern:

90% 25% 0 %

7 Die Sonne ist die Quelle allen Lebens auf der Erde. Richtig genutzt könnte die Son-nenenergie alle Energieprobleme lösen. Die Sonneneinstrahlung entspricht der Ener-gieleistung von:

10 000 500 000 175.000.000 Kraftwerken

8 Die Wissenschaft hat bisher 2 Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde ent-deckt.

Das sind:

10% 50% 90%

aller Pflanzen- und Tierformen, die auf der Erde vermutet werden.

Auflösung des Quiz: 1) 500.000 2) über 100 km 3) mehr als 2 kg 4) 25 x um die Erde 5) 35.000 km 6) 0 % (zur Erklärung s.u.) 7) 175.000.000 8) 10% zu Nr. 6: "Wenn wir Gott spielen und die Werte für die Naturkräfte durch Knopfdruck frei wählen könnten, würden wir auch trotz Computer und in 100 Jahren nicht die Feinabstimmung zustande bringen, die unser Universum auszeichnet und von der alles Leben abhängt", so der australische Physiker Paul Davies.

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M 3: Das Wunder von Lengede Am Abend des 24. Oktober 1963 bricht auf dem Gelände des Erzbergwerks im nie-dersächsischen Lengede ein Klärteich. 500 000 Kubikmeter Wasser und Schlamm er-gießen sich in Minutenschnelle in das kilometerweit verzweigte Stollensystem. 128 Bergleute und ein Elektromonteur befinden sich zu dieser Zeit unter Tage. Sie kämp-fen ums Überleben. Zwei Kumpel können sich in den ersten Stunden über den Haupt-schacht, 44 über den Materialstollen retten. 33 werden mit Strickleitern über ein Wet-terbohrloch geborgen. Sieben weitere Bergleute werden mit einem Floß rausgeholt. 43 Bergleute werden vermisst.

Auf den Rübenäckern rings um das Bergwerk werden Suchbohrungen angesetzt, um unterirdische Hohlräume zu finden, in die sich die Bergleute vielleicht haben retten können. Mikrofone werden an Seilen herabgelassen, aber was man aus den Lautspre-chern hören kann, ist nur das Tropfen von Wasser. Doch nach anderthalb Tagen hört man bei einer erneuten Bohrung ein entferntes Klopfen. In einer Luftblase haben drei Mann überlebt, ein vierter ist ertrunken. 450 Journalisten reisen an, um über die Ret-tung zu berichten, Vier Tage dauert es, bis die drei geretteten Kumpel in einer kom-plizierten und riskanten Aktion an die Erdoberfläche geholt werden können: Dass al-les klappte, war ein Wunder.

Für die noch vermissten 39 Bergleute wird eine Trauerfeier angesetzt. „Ausgeschlos-sen, dass da noch etwas ist“, urteilt der Hüttendirektor. Bohrtrupps und Rettungs-mannschaften werden nach Hause geschickt. Trauerbeflaggung wird angeordnet. Die Todesanzeigen für die Zeitungen sind schon formuliert. Zwei Tage vor der Trauerfeier konfrontieren erfahrene Bergleute den Hüttendirektor mit einer fixen Idee: Es könnte sein, dass sich ein Teil der Kumpel in den „Alten Mann“ geflüchtet hat, ein verlasse-ner, ungesicherter Hohlraum, 55 Meter unter der Erde. Der Hüttendirektor glaubt nicht daran, aber dann ordnet er für den nächsten Morgen eine weitere Suchbohrung an – „wider besseres Wissen“. Keiner weiß genau, wo gebohrt werden muss. Aber als sich am 3. November um 6.30 Uhr der Bohrer in die Tiefe dreht, hört man nach eini-ger Zeit, allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz, deutliche Klopfsignale. Schon bald nach dem Wassereinbruch in den Stollen hatten sich 21 Mann in den „Alten Mann“ geflüchtet. Elf von ihnen haben ohne Nahrung in völliger Dunkelheit elf Tage über-lebt, zehn andere sind in dieser Zeit von zentnerschweren Gesteinsbrocken, die sich immer wieder von der Decke lösten, erschlagen worden.

Die abgereisten Bohrtrupps werden zurückgeholt, die Trauerfeier abgesagt. Sonder-meldungen schicken die Nachricht in alle Welt, Bundeskanzler Erhard eilt nach Len-gede, mit ihm Hunderte von Journalisten und viele Fernsehteams. „Gott hat mitge-holfen“ titelt die Bild-Zeitung am nächsten Tag.

Vier Tage vergehen noch, bis die Rettung beginnen kann. Sie wird am 7. November 1963 live im Fernsehen übertragen. Anschließend erklingt das Kirchenlied „Nun dan-ket alle Gott“.

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M 4: Rollendialog Bartimäus-Geschichte

1) Die Bartimäus-Erzählung (Markus 10, 46-52) wird laut vorgelesen.

2) Im Raum werden fünf DIN A 4-Blätter zu verschiedenen Rollen in der Bartimäus-Geschichte ausgelegt:

- Bartimäus

- Jesus

- Jünger

- Leute aus Jericho

- Die Menge, die mit Jesus zieht

Die Schülerinnen und Schüler gehen im Raum umher, sehen sich die Rollenblätter in Ruhe an und stellen sich zu der Rolle, zu der sie eine Nähe empfinden oder auf die sie neugierig sind.

(Wenn mehrere Schüler bei einer Rolle stehen, erfolgt ein kurzer Austausch: Warum habe ich mich hierhin gestellt….)

3) Der Reihe nach erzählt jede und jeder aus der eigenen Rolle heraus („Ich als Barti-mäus fand gut…“), wie sie oder er die Geschichte erlebt und wahrgenommen hat. (Es können mehrere zu einer Rolle sprechen.)

4) Aus jeder Rolle heraus werden Fragen an andere Rollen gestellt, z. B. „Bartimäus, kannst du dir nicht einen anderen Platz zum Betteln suchen?“ oder „Warum habt ihr von Bartimäus gefordert, er solle den Mund halten?“ oder „Jesus, woran hast du gesehen, dass Bartimäus dir glaubt?“ usw. Es sollte sich möglichst ein Dialog entspinnen.

5) Aus jeder Rolle heraus wird etwas zu einer anderen Rolle gesagt: eine Beobach-tung, ein gutes Wort, ein Ratschlag, eine Frage. Das kann kurz beantwortet oder schweigend angenommen werden.

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M 5: Die Heilung des Gelähmten (Markus 2,1-12)

– eine Hörszene

Reporter: Wir sind heute in Kapharnaum am Nordufer des Sees Genezareth. Seit einiger Zeit macht hier der Wander-prediger Jesus von sich reden. Wir haben gehört, dass er auch heute in der Stadt ist. Viele Menschen haben sich vor dem Haus versammelt, in dem er zu Gast ist.

(Es klopft an eine Tür.)

Matthias: Komm, Simon, ich gehe zu dem Haus, in dem Jesus ist. Gehst du mit?

Simon: Andreas und ich wollten uns gerade auf den Weg ma-chen. Wir kommen mit.

Andreas: Ich habe schon überlegt, ob wir nicht Baruch mitneh-men sollen. Vielleicht kann Jesus ihm ja helfen.

Simon: Baruch ist so krank, dem kann keiner mehr helfen. Und überhaupt – der kann sich ja gar nicht mehr rühren. Wie sollen wir den denn zu Jesus schleppen?

Matthias: Andreas hat Recht. Vielleicht kann Jesus ihm ja wirk-lich helfen. Baruch tut mir richtig leid. Wir sollten ihn mitnehmen. Zu dritt schaffen wir das schon.

(Man hört Schritte, die sich entfernen.)

Baruch: Es hat keinen Zweck. Mir kann keiner helfen. Lasst mich hier liegen.

Andreas: Kommt nicht in Frage. Jesus hat schon vielen geholfen. Deswegen kommst du mit, wir gehen nicht ohne dich.

Baruch: Das ist mir aber peinlich, wenn ihr mich zu den Leuten tragt. Ich kann ja keinen Schritt gehen.

Matthias: Mach dir keine Gedanken. Du hast doch Freunde, oder?

(Schritte und schlurfende Geräusche. Man hört Stimmen und Gesprächsfetzen. Auf der Straße ist viel los. Rufe: „Könnt ihr Platz machen? Wir haben einen Kranken.“)

Simon: Jetzt sind wir gleich da. Aber seht nur: So viele Leute, da kommen wir gar nicht durch.

Baruch: Ich habe es ja gleich gesagt: Es hat keinen Zweck, mich mitzunehmen. Lasst mich hier irgendwo liegen, ich bin euch nur im Wege.

Andreas: Red’ keinen Unsinn! Ich weiß, was wir machen.

(Geräusche von vielen Stimmen. Rufe: „Wo wollt ihr denn hin? Jesus ist da drinnen.“ Man hört Schritte, Keuchen, Stöhnen, aufmunternde Worte)

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Reporter: Wir haben es jetzt bis an die Tür des Hauses geschafft, in dem Jesus sich aufhält. Das Haus wird von einer Menschenmenge regelrecht belagert. Jetzt können wir sehen, wie einige Männer über eine Treppe auf das Dach des Hauses steigen. Sie haben eine Trage dabei, auf der ein Kranker liegt. Wir werden nun versuchen, etwas weiter in das Haus vorzudringen.

(Rufe: „Können Sie uns mal durchlassen?“ Laute Stimmen, Gelächter, Gemurmel…)

Wir sehen jetzt Jesus vor uns. Er spricht mit einigen Leuten. Es sind Schriftgelehrte, gesetzeskundige Männer. Es wird erzählt, dass sie das Auftreten Jesu genau verfolgen.

(Geräusche: Laute Schläge Kratzen, Wegräumen…)

Da! Das Dach wird geöffnet. Ein Mann wird hinuntergelassen. Er liegt auf einer Trage. Sie landet direkt vor den Füßen Jesu.

(Stimmen: „Was soll das? Ein starkes Stück!“ Aufgeregte Gespräche, Gemurmel)

Simon: Hast du gehört, Andreas, was Jesus zu Baruch gesagt hat? Deine Sünden sind dir vergeben.

(Gemurmel: „Deine Sünden sind dir vergeben, deine Sünden sind dir vergeben?“)

Matthias: Ich glaube, das gibt Ärger. Die Schriftgelehrten sehen gar nicht glücklich aus.

Eine Frau: Wie kann er so etwas sagen? Sünden kann nur Gott vergeben.

Eine andere Frau: Das werden die Schriftgelehrten nicht akzeptieren. Da ist Jesus zu weit gegangen.

(Anschwellendes Gemurmel)

Andreas: Könnt ihr etwas sehen? Da muss etwas passiert sein. Alle rennen aufgeregt herum.

(Laute Rufe: „Das gibt es doch nicht! Hat man so etwas schon mal gesehen? Er ist ge-sund. Er kann laufen.“)

Reporter: Wir wurden gerade Zeugen eines außergewöhnlichen Ereignisses. Jesus sagte zu dem gelähmten Mann, der vor ihm auf der Trage lag: Stehe auf, nimm deine Tra-ge und gehe nach Hause. Und der Mann stand tat-sächlich auf und ging. Wir haben es mit eigenen Au-gen gesehen. Das ist völlig unglaublich.

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M 6: Ein Aussätziger kam zu Jesus

Ein Aussätziger* kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: "Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde.“

Was wird Jesus tun?

• Er wandte sich angewidert ab.

• Er hatte Mitleid mit ihm.

• Er sagte, er sei nicht zuständig.

• Er berührte ihn.

• Er achtete darauf, dass er sich nicht ansteckte.

• Er hielt Abstand zu dem Aussätzigen.

• Er verschrieb ihm Tabletten.

• Er sprach eine Zauberformel.

• Er sagte: "Ich will es. Werde rein!"

• Er sagte: Erzähle niemandem davon!"

• Es gab eine Pressekonferenz.

• Er schrieb dem Aussätzigen eine Rechnung.

Die Geschichte von Jesus und dem Aussätzigen steht im Markusevangelium (1,40-45).

* Aussatz = Lepra. Aussätzige wurden damals aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Ihre Berührung machte unrein.

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M 7:

Ich kann nicht malen wie Picasso Ich bin nicht so schlau wie Einstein Ich kann nicht so gut singen wie Britney Spears Ich bin nicht so bekannt wie Angela Merkel

ABER

kann reden wie ich rede kann tanzen wie ich tanze kann lachen wie ich lache kann weinen wie ich weine kann singen wie ich singe

Ich bin nicht überragend Ich bin nicht berühmt Ich bin nicht reich

ABER

Ich bin etwas Besonderes Mich gibt es nur einmal Ich bin einmalig Gott hat mich wunderbar gemacht

Schreibe in das leere Feld "Ich". Das "Ich" kannst du zugleich besonders gestalten oder schön schreiben.

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D FOLIE

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M 8: Die Heilung des Besessenen (Merian-Bibel)

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D FOLIE

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M 9: Die Sturmstillung (Merian-Bibel)