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VINO Eine Weinreise durch das Burgenland Foto: Joachim Lukan Genussland Burgenländische Küche und pannonische Schmankerl Edle Weine Weinvielfalt aus vier Weinbaugebieten Design & Wein Burgenlands Weinkeller als architektonische Schmuckstücke Erscheinungsort und Verlagspostamt A 3100 St. Pölten, P.b.b., GZ 02Z030836 M Special 2009 www.vinaria.at Österreichische Zeitschrift für Weinkultur

Vinaria Burgenland Spezial

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Vinaria Burgenland Spezial

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VINOEine Weinreise durch das Burgenland

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GenusslandBurgenländische Küche und

pannonische Schmankerl

Edle WeineWeinvielfalt aus

vier Weinbaugebieten

Design & WeinBurgenlands Weinkeller als

architektonische Schmuckstücke

Erscheinungsort und Verlagspostamt A 3100 St. Pölten, P.b.b., GZ 02Z030836 M Special2009www.vinaria.at

Ö s t e r r e i c h i s c h e Z e i t s c h r i f t f ü r W e i n k u l t u r

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Vorwort

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VINO Burgenland | �

Wein und Kulinarik bilden eine tragende Säule des Tourismus im Burgenland und gewinnen als Reise- und Urlaubsmotiv insbesondere bei Inlandsgästen immer stärker an Bedeutung. Was mich als Tourismuschef des Burgenlandes besonders freut: Die burgenländischen Winzer haben mit ihrem beispielgebenden Qualitätsbewusstsein und ihrem Engagement wesentlich auch zum modernen und erfolgreichen Erscheinungsbild der heimischen Tourismuslandschaft beigetragen. Tourismus ist ohne Wein undenkbar, daher ist es für mich wichtig und selbstverständlich, der Weinwirtschaft einen ganz besonderen Stellenwert in unseren Marketingaktivitäten einzuräumen. Ob TV-Produktionen wie der vor allem auch in Deutschland beliebte und erfolgreiche „Winzerkönig“, internationale Pressefahrten, Insertionskampagnen und viele weitere Werbemaßnahmen – sie alle tragen mit dazu bei, das Burgenland als Urlaubsland mit höchster Kompetenz im Genussbereich zu positionieren und seinen Ruf als das Weinland par excellence nachhaltig zu festigen. Die Zusammen-arbeit von Burgenland Tourismus und der Wein Burgenland bei diesen und vielen weiteren Projekten, aber auch mit den einzelnen Winzern darf ich mit Fug und Recht als ausgezeichnet bezeichnen. Burgenland Tourismus wird deshalb auch weiterhin bestrebt sein, die Synergien aus der Partnerschaft mit der burgenländischen Weinwirtschaft bestens zu nutzen – in diesem Sinne freue ich mich auf ein weiteres gedeihliches Miteinander, wünsche allen Burgenland-Besuchern einen genussreichen Aufenthalt und den Lesern des vorliegenden Magazins eine anregende Lektüre.

Gerhard Gucher, Direktor Burgenland Tourismus

Wein und Tourismus

Das jüngste Bundesland Österreichs ist in puncto Wein eines der bedeutendsten. Viele Wein-liebhaber und Weinexperten bezeichnen das Burgenland als das Land der Vielfalt – zu Recht, wie ich meine. Die Weinpalette reicht von fruchtigen, mineralisch geprägten Weißweinen über kräftige, ausdrucksstarke Rotweine bis hin zu edelsüßen Besonderheiten. Auch die Freunde prickelnder Weine finden im Burgenland hervorragende Qualitäten. Für diese unvergleichliche Weinvielfalt im Burgenland gibt es auch ebenso viele Gründe. Vom Terroir über die Struktur der Weingüter und das technologische Know-how der Winzer bis hin zu historischen Ein-flüssen wird diese komplexe Weinregion geprägt. Man findet aber in diesem Weinland nicht nur eine ungemeine Vielfalt an Weinstilen, sondern diese – und dies ist für mich ein entschei-

dender Aspekt – in sehr guter Qualität. Dafür sind vor allem die Winzer verantwortlich. Viele Betriebe haben in modernste Kellerwirtschaft investiert, die zudem auch architektonisch beeindruckend ist. Des Weiteren wird die Qualitätsentwick-lung, die mit Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre eingesetzt hat, konsequent fortgesetzt. Die heimischen Winzer sind sehr gut ausgebildet und verfügen über internationale Berufserfahrung. Im Weingarten wird ein Hauptaugenmerk auf den Boden und das Mikroklima gelegt und daraus folgend die ideale Kombination von Weingarten – Unterlage – Rebsorte gewählt. Dies wird auch durch den Fokus auf autochthone Rebsorten bestärkt. Der burgenländische Wein gehört auch zum pannonischen Lifestyle dazu. Er harmoniert hervorragend mit der heimischen Küche. Gemeinsam mit dem vielfäl-tigen touristischen Angebot ergeben sich somit eine Vielzahl an Gründen, das Burgenland näher kennenzulernen.

Christian Zechmeister (l.), Geschäftsführer Wein BurgenlandAndreas Liegenfeld (r.), Obmann Wein Burgenland

Das Land der Vielfalt

IMPRESSUM: Medieninhaber: LW Werbe- und Verlags-gesellschaft m.b.H., Unternehmensbereich LW Media, Gutenbergstraße 12, a-3100 St. Pölten. in Kooperation mit Burgenland Tourismus, Schloss esterházy, a-7000 ei-senstadt. Chefredakteur: Mag. Peter Schl-eimer. Redaktion: Mag. Peter Schleimer, Rüdiger Pröll. Coverfoto: Joachim Lukan. Konzept & Gestaltung: LW Werbeagentur. Grafik: Karin Fischer. alle angaben trotz sorgfältigster Bearbeitung ohne Gewähr. alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung auf welche art auch im-mer, auch auszugsweise, nur mit schrift-licher Genehmigung des Verlages.

Die Vielfalt der burgenländischen Landschaft und Kultur findet ihre logische Fortsetzung in der Vielfalt der Weine. Viel hat sich getan in den vergangenen rund 25 Jahren: Das Burgenland hat sich gewandelt vom sehr traditionsgeprägten zu einem zukunftsorientierten Muster-Weinland. Diese Symbiose zwischen Tradition und Moderne eröffnet sich dem vinophilen Gast auf Schritt und Tritt: bei Rebsorten (Seite 22) wie dem Blaufränkischen und ebensolchen Ausbaustilen wie dem „Ruster Ausbruch“. Die Vielfalt der Ausbaustile (Seite 26) oder die Wiederbelebung von historischen Lagen – Stichwort: Joiser Berg – stehen für moderne, weltoffene Weine. Unglaublich, was burgenländische Winzer mittlerweile aus dem hier durchaus heimischen Pinot Noir machen. Unglaublich, wie komplex und körperreich die tollen Weißwein-Cuvées sein können! Die Süßweine von Weltruf (Seite 50) wiederum werden im Burgenland in einer Qualitätsdichte gekeltert, die weltweit ihresgleichen sucht. Und wiederum ist die Palette extrem vielfältig: vom Welschriesling bis zu den aromatischen Sorten Sämling, Traminer und Muskat. Traditionelle Winzerhäuser wechseln mit anspruchsvollster, futuristischer Architektur (Seite 34). Kein Wunder, wenn New Yorks Star-Sommelier Aldo Sohm von diesen Weinen im VINARIA-Interview schwärmt (Seite 20). Und noch etwas macht Weinreisen ins Burgenland so wunderschön: die Herz-lichkeit der Menschen, die tolle Kulinarik in den Gasthäusern und Restaurants (Seite 52).

Mag. Peter Schleimer, Chefredakteur VINARIA

Symbiose zwischen Tradition und Moderne

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Sonnendorado mit Steppensee, Heimat idyllischer Naturlandschaften und imposanter Kulturgüter, Mischtiegel der Völker und Religionen sowie Herkunft großer Weine und kulinarischer Köstlichkeiten, das Burgenland präsentiert sich als Ferienparadies mit vielen Facetten.

Paradiesisches Pannonien

Paradiesisches Pannonien 6Das Burgenland präsentiert sich als Ferienparadies mit vielen Facetten.

Weinbaugebiete Pannoniens 12

intervieW mit aldo sohm 20Der gefeierte Starsommelier spricht über Blaufränkisch, Süßwein & Co.

burgenlands rebsorten 22Ein kurzer Exkurs über die wichtigsten Leitsorten.

Pannonische stile 26Wir stellen die wichtigsten Stilrichtungen in Weiß, Rot und Süß vor.

historische herkünfte 30

Wein & architektur 34

Winzervereinigungen 44Die engagierte Winzerszene ist ein Garant für Spitzenweine.

bio-Wein 46Dank burgenländischer „Bioniere“ sind Bioweine stark im Kommen.

Wein & kosmetik 48Trauben als Wohlfühlfaktor: Die Vinotherapie liegt im Trend.

Weinakademie 49Die europäische Schulungs-Institution bietet umfassende Weinausbildung.

süssWeine 50Weltklasse: Die Prädikatsweine sind Burgenlands süßes Gold.

Wein & essen 52

Paradeiser & co. 58Das Burgenland pflegt seine einzigartigen kulinarischen Traditionen.

Pannonisch Wohnen 60Entspannung pur in den ursprünglichen Kellerstöckln und Winzerhöfen.

vinotheken 62Ein umfassendes Sortiment und stilvolles Ambiente machen Lust auf Weinkauf.

adressen 64

Das Burgenland lebt von seinen geografischen und klimatischen

Unterschieden: In vier Weinbaugebiete gegliedert, präsentiert

sich Pannonien als vielfältige Weinlandschaft, die von hervor-

ragenden trockenen Weißweinen über kraftvolle Rote bis hin zu

Süßweinen mit Weltruf alles anzubieten vermag.

Vier Gebiete, viele Charaktere

Ansprechende Architektur kann den Weingenuss erheblich

steigern. Burgenlands Winzer sind im Bereich Wein und

Architektur federführend und feiern nicht nur mit dem Rebensaft,

sondern auch mit der architektonischen Gestaltung rund um

den Wein beachtliche Erfolge.

Form follows function

Die Erzeugung erstklassiger Charakterweine

erfordert ausgezeichnete Herkünfte und Rieden

mit idealem Mikroklima, Boden und Lage für den

Anbau. Das Burgenland verfügt über eine beson-

ders vielfältige Auswahl an solchen Toplagen, deren

Qualitäten schon seit Jahrhunderten einen hervor-

ragenden Ruf genießen.

Historische Herkünfte

Tradition und Kreativität sind das Yin und Yang

der burgenländischen Küche: Talentierte Köche

mit ebenso viel Bodenhaftung wie Weitblick

interpretieren die klassischen Speisen Pannoniens

ganz neu: von der Buschenschank bis zum

Spitzenrestaurant.

Pannonisches Kulinarium

inhaltinhalt

Fotos: 6 Joachim Lukan, 12 Armin Faber, 26 Joachim Lukan, 34 Weingut Heinrich, 52 Anna Stöcher

12

6

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Genussland BurGenlandGenussland BurGenland

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Genussland BurGenland

Paradiesisches PannonienSonneneldorado mit Steppensee, Heimat idyllischer Naturlandschaften und imposanter Kulturgüter, Mischtiegel der Völker und Religionen sowie Herkunft großer Weine und kulinarischer Köstlichkeiten – das Burgenland präsentiert sich als Ferienparadies mit vielen Facetten.

Foto: Lukan

Klein, aber oho: Trotz seiner mit knapp 4.000 Quadrat-kilometern überschaubaren Fläche hat das Burgenland

eine bemerkenswerte Vielfalt an unter-schiedlichen Landschaften zu bieten. Österreichs östlichstes und zugleich jüngstes Bundesland stellt in klimatischer wie in geografischer Hinsicht den Über-gang von der bergigen Landschaft des Alpenraums hin zur Ungarischen Tief-ebene.

Das Burgenland misst von Norden nach Süden rund 166 km und ist – durch eine nur knapp fünf Kilometer breite „Wespentaille“ in Gestalt des zwischen Niederösterreich und Ungarn einge-zwängten Sieggrabener Sattels – in zwei Hälften geteilt. Seenplatte und Heide-platte bilden im Norden den Übergang zur Ungarischen Tiefebene, das frucht-bare Eisenstädter Becken ist vom Leitha-gebirge im Norden, vom Rosaliengebirge im Westen und vom Ödenburger Gebir-ge im Süden begrenzt. Im Zentrum des Nordburgenlands liegt mit dem Neu-siedlersee Europas größter Steppensee (315 km2), der von einem breiten Schilf-gürtel umgeben ist. Diese als „Meer der Wiener“ titulierte Wasserfläche, die zum kleineren Teil auf ungarischem Gebiet liegt, ist das ganze Jahr über ein Erho-lungsgebiet par excellence: Im Sommer tummeln sich Surfer, Segler, Schwim-mer, im Winter Eissegler und Eisläufer. Das mit zahlreichen Lacken versehene Gebiet im Osten des Sees ist seiner ein-zigartigen Fauna und Flora wegen ein begehrtes Reiseziel für Naturliebhaber. Rund um den See liegen zahlreiche be-kannte Weinbaugemeinden, u. a. Gols als größter Weinbauort Österreichs oder auch die berühmten Süßweinzentren Ill-mitz – mit 116 Metern Seehöhe tiefste Gemeinde Österreichs – und die histo-rische Freistadt Rust. Kulturelles Zen-

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Genussland BurGenlandGenussland BurGenland

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Genussland BurGenland

Anfang vom Ende der DDR. 20 Jahre später wurde dieses Ereignis wieder le-bendig, als zum Auftakt der Gedenk- feiern im Juni mehr als 40 Trabis die burgenländisch-ungarische Grenze über-querten. Aufgrund seiner bewegten Ge-schichte als Durchzugs- und Siedlungs-land präsentiert sich das Burgenland heute hinsichtlich Bevölkerung, Sprache und Religion sehr vielfältig – dement-sprechend faszinierend ist eben auch der Mix an kulturellen und gesellschaft-lichen Einflüssen. Neben der deutsch-sprachigen Mehrheit, die gut 87 Prozent der 277.569 Einwohner ausmacht, gibt es auch mit den Burgenland-Kroaten und Ungarn zwei wichtige Minder-heiten.

Der Weinbau im BurgenlandDas Burgenland besitzt eine lange Wein-bau-Tradition. Zagersdorf in der Nähe von Eisenstadt ist (möglicherweise) das älteste Weindorf Österreichs. In einem Grabhügel der Hallstattzeit (etwa 700 v. Chr.) wurde ein Schlüssel mit drei Kern-bruchstücken entdeckt, die der Kultur-rebe „Vitis Vinifera“ zuzuordnen sind.

Dies ist der Beweis, dass nicht die Römer den Weinbau nach Österreich gebracht haben, sondern bereits die Kelten Trau-ben nicht nur zum Essen verwendeten. Die geschichtliche Bedeutung der ersten Trockenbeerenauslese – der Donners-kirchner Lutherwein aus 1526 – und der Ruster Ausbruchweine, die erstmals in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erwähnt wurden, haben das Bewusstsein und den Stellenwert des Weinbaus ge-prägt. Eine Sonderstellung nimmt zwei-fellos Rust ein. Durch die ständigen Kämpfe mit den Türken war Kaiser Leo-pold I. in Geldnöten. Die Ruster nutzten die Gunst der Stunde und halfen mit 60.000 Gulden und 30.000 Liter Wein aus, wofür Rust 1681 zur „Kaiserlichen Freistadt“ erhoben wurde.

Vor allem ab 1986 setzte eine rasante Qualitätsentwicklung im Weinbau ein, die bis heute nicht an Dynamik verloren hat. Viele Winzer widmeten und wid-men sich einer extensiven und hochwer-tigen Ausbildung, die vielfach auch Auslandsaufenthalte in hervorragenden Betrieben umfasst, und erwerben so jede Menge Know-how wie auch Weitblick,

wodurch die qualitative Weiterentwick-lung seit Jahrzehnten unvermindert ra-sant verläuft. Dazu kommt die gerade in letzter Zeit besonders intensive Beschäf-tigung mit Boden, Klima und Sorten, wodurch Authentizität und regionale Eigenständigkeit stark profitieren.

Durch die EU-Förderaktionen haben viele Betriebe in architektonisch und funktional beeindruckende Betriebe und neue und modernste Kellertechnologien investiert. Damit hat sich das Burgen-land zu Recht sowohl bei Weiß- und Rotweinen als auch und ganz beson- ders bei Prädikatsweinen einen hervor-ragenden Ruf weit über die Grenzen Österreichs hinaus erworben.

Das in die vier Weinbaugebiete Neu-siedlersee, Neusiedlersee-Hügelland, Mittelburgenland und Südburgenland aufgeteilte Burgenland verfügt über ebenso hervorragende wie vielfältige Ter-roirs. Die Böden reichen von leichten Sandböden über Schotter-, Schwarzerde- und Lössböden bis hin zu schweren Lehm- und Tonböden, teils mit beträcht-lichem Kalk- oder Eisenanteil. In einigen Gegenden findet man auch Urgesteins-böden mit kristallinem Gneis- und Schiefergestein.

Klimatisch stehen die drei nördlichen Gebiete unter dem Einfluss des Panno-nischen Klimas; der Weinbau wird dank der Jahresdurchschnittstemperatur von 10° C, 2.000 Stunden Sonnenschein pro Jahr und einer jährlichen Niederschlags-menge zwischen 350 bis 650 mm begüns-tigt. Das Klima schwankt hier zwischen heißen trockenen Sommern und kalten schneearmen Wintern. Der Neusiedlersee mit seiner 300 km² großen Wasser- und Schilffläche spielt als Klimaregulator eine große Rolle. In dem klimatisch eher der Steiermark ähnlichen Südburgenland gibt es höhere Niederschlagsmengen und konstantere Temperaturen.

trum ist die berühmte Landeshauptstadt Eisenstadt, Sitz des Adelsgeschlechts Es-terházy und historische Wirkungsstätte Haydns.

Der südliche Teil des Landes gliedert sich einerseits in das südlich des Öden-burger Gebirges und östlich der Buckli-gen Welt liegende Mittelburgenland mit dem Zentrum Oberpullendorf – einer von sanften Hügeln geprägten Land-schaft, in der sich Weinbau und Wald-gebiete abwechseln. Südlich davon bil-den Bernsteiner und Günser Gebirge – Letzteres umfasst den Geschriebenstein, mit 884 Meter Gipfelhöhe höchster Berg des Burgenlands – eine natürliche Barri-ere zum hügeligen Südburgenland mit dem bekannten Eisenberg und den Be-zirkshauptstädten Oberwart, Güssing und Jennersdorf. In diesem Gebiet fin-den sich kleinstrukturierte Weingärten und romantische, strohgedeckte Keller-viertel wie in Heiligenbrunn, wo auch der aus Direktträgern gewonnene Uhud-ler stammt.

Bewegte GeschichteÜber Jahrhunderte hinweg war das heu-tige Burgenland bevorzugtes Siedlungs-gebiet, aber auch umkämpfte Grenzregi-on. Zur Römerzeit war das Gebiet des heutigen Burgenlands Teil der Provinz Pannonien. Die Römer gründeten auf dem Gebiet des späteren Ödenburgs die Siedlung Scarabantia. Nach dem Unter-gang des Weströmischen Reiches 476 stand das Land nacheinander unter dem Einfluss der Ostgoten, Awaren, Franken und Slawen. Um 900 wurde das Gebiet von Magyaren in Besitz genommen. Im Spätmittelalter war ein Teil Westungarns an Österreich verpachtet. Die Habsbur-ger schlossen 1459 das spätere Burgen-land einseitig an Österreich an. 1526 erbten die Habsburger die Krone Un-garns. Nach 1626 gelangten große Teile

des heutigen Burgenlandes unter die Grundherrschaft der Adelsfamilien Bat-thyány, deren Einflussbereich vor allem im Süden lag, sowie der Esterházys – ein stets Habsburger-treues Adelshaus, des-sen feudales Patronat, aber auch Diplo-matie, Kunstsinn, Frömmigkeit und Mäzenatentum das Land jahrhunderte-lang prägten. Die Familie Esterházy ist heute mit Abstand größter Landbesitzer im Burgenland – neben Schloss Ester-házy gehören auch 22.400 ha Wald, Immobilien und Freizeitanlagen sowie 55 Hektar Weingartenfläche (Weingut Esterházy) zu ihrem Besitz.

Im Zuge der Expansionsbestrebungen des Osmanischen Reiches gen Norden im 16. und 17. Jahrhundert wurden viele Landstriche im Burgenland verwüstet – auch heute noch findet man viele Hin-weise auf diese schwere Zeit. Während der Napoleonischen Kriege war das Ge-biet zeitweise französisch besetzt. 1867, nach der Teilung in die Doppelmonar-chie Österreich-Ungarn, wurde auch das spätere Deutsch-Westungarn einer zuse-henden Magyarisierung unterzogen.

Die eigentliche Geschichte Burgen-

lands als Teil Österreichs beginnt jedoch erst nach dem Ersten Weltkrieg. Als die Habsburgermonarchie zerfiel, wurde die zukünftige Staatszugehörigkeit für viele Menschen zur Existenzfrage. Nach mehr-jährigen zähen Verhandlungen verpflich-tete sich Ungarn im Oktober 1921 im Venediger Protokoll zur Übergabe des Burgenlandes – unter der Bedingung, dass in Ödenburg und Umgebung eine Abstimmung über die Staatszugehörig-keit abgehalten werden würde; die Mehr-heit stimmte dort für den Verbleib bei Ungarn. Ende 1921 kam das Burgenland als „selbständiges, gleichberechtigtes Bundesland“ zu Österreich. Dies änderte nichts an der starken Bindung der Men-schen links und rechts vom Eisernen Vorhang. Als es 1956 zum Ungarnauf-stand gegen das kommunistische Regime kam, flüchteten 180.000 Ungarn über die Grenze nach Österreich, wo sie freundlich aufgenommen wurden. Die Brücke von Andau gilt als Symbol dieser Flucht. Im Sommer 1989 stand der Grenzort St. Margarethen im Blick-punkt, als über 600 DDR-Bürger unge-hindert über die Grenze flohen – der

n Schloss Esterházy in Eisenstadt: Hauptsitz des mächtigen Adelsgeschlechts und historische Wirkungsstätte Joseph Haydns.

n Der Neusiedlersee bietet puren Lebensgenuss für Mensch und Tier: entspannt weidende Pferde am Ufer des Steppensees (o.), seglen in der paradiesischen Naturlandschaft (u.).

Fotos: Burgenland Tourismus

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Genussland BurGenlandGenussland BurGenland

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Genussland BurGenland

die Verlängerung. Für die dritte Staffel, die vor allem Rust, den Wein und die Landschaft rund um den Neusiedlersee in den Mittelpunkt rückt, fällt die Klap-pe Mitte Oktober. Ausstrahlungstermin ist ab Frühjahr 2010.

Sportliches Burgenland „Roll on“ lautet das Motto der Rolling Area Lutzmannsburg, wo Rollerskater auf 35 Kilometer Skaterbahnen „abfah-ren“. Für Golferfreuden sorgen die Anla-ge in Donnerskirchen, die Golfschaukel Stegersbach (5 x 9 Loch) mit Kindergolf-

schule und Abenteuerwald, der grenz-überschreitende Golfklub Jennersdorf-Loipersdorf sowie der Golf & Country Club Bad Tatzmannsdorf. Der Neusied-lersee gilt als windreichstes Segelrevier Österreichs und begeistert Freizeitkapi-täne wie Surfer. Ende April geben sich die weltbesten Surfer beim Windsurf Worldcup und beim Summer Opening ein Stelldichein. Rund um den See ga-rantiert ein mehr als 150 Kilometer lan-ger Reitwanderweg Abenteuer vom Sat-tel aus. Mit Dutzenden Reitställen, Reiter-Gasthöfen und Bauernhöfen so-wie einem ausgedehnten Netz von Reit-wanderwegen ist das Burgenland ein Reiteldorado. In Bad Tatzmannsdorf wartet auf alle Läufer und „Nordic Walker“ die österreichweit einzigartige Lauf- & Walking-Arena mit 280 Kilo-metern Walking- und Wanderwegen sowie 138 Kilometern Laufwegen.

Last but not least ist das Burgenland eine Fahrrad-Destination ersten Ranges: Ein über 1.600 Kilometer langes Rad-wegenetz, davon 230 km für Mountain-biker (Rosalia, Naturpark Geschrie-benstein), warten auf die Drahtesel-Fans. Auf die Sportlichsten wartet der 310 Ki-lometer lange Jubiläumsradweg, der eine durchgehende Verbindung vom Norden

in den Süden darstellt. Darüber hinaus gibt es noch eine große Anzahl reizvoller Radwege – vom familienfreundlichen Rotweinwanderweg im Mittelburgen-land über den Kirschblütenradweg, der am Fuß des Leithagebirges verläuft, bis hin zum südburgenländischen Thermen-radweg oder den 130 km langen Radweg Rund um den Neusiedlersee.

Wellness- und Gesundheits-Tourismus Das Burgenland etabliert sich mit sei-nem Gesundheits- und Wellnessangebot als Alternativdestination zu den klas-sischen Skiurlaubsgebieten. So durfte man sich getreu dem Motto: „Der Win-ter war noch nie so flach“, in der Winter-saison 2008/09 (Nov. bis April) über ein Nächtigungsplus von sieben Prozent freuen. In absoluten Zahlen bedeutet dies insgesamt 879.600 Nächtigungen. Der positive Trend setzte sich fort: Zwi-schen Jänner und April gab es ein Näch-tigungsplus von 5,9 Prozent.

Positive Impulse erhoffen sich die Tou-rismusverantwortlichen vom neuen Ther- menprojekt zwischen Apetlon und Frau-enkirchen (St. Martins Therme & Lodge), das im November 2009 eröffnet. Dabei soll die gesamte Region – vom National-park und dem Zicksee über die Weingü-ter und die bäuerlichen Produkte bis hin zu lokalen Kulturevents – mit einbezo-gen werden. Die Betreiber rechnen mit 70.000 Hotelgästen und 350.000 Tages-gästen im Jahr. Zurzeit verfügt das Bur-genland über drei weitere öffentliche Thermen (Lutzmannsburg-Frankenau, die Burgenlandtherme Bad Tatzmanns-dorf, Reiter’s Familientherme Stegers-bach. Direkt daneben beginnt die Ther-men-Golfschaukel Lafnitztal mit 50 Löchern, eine der größten Golfanlagen Europas. Mit 60 Bädern ist das Burgen-land das bäderreichste Bundesland. i

Naturlandschaft und Weltkulturerbe Mildes Klima und vielfältige Land-schaften, vom Becken des Neusiedlersees über die Pannonische Tiefebene bis zu den sanften Hügeln im Süden, die reiche Fauna mit 300 Vogelarten im Seewinkel, 450 Falterarten am Geschriebenstein sowie eine üppige Flora mit echten Rari-täten wie etwa der Schachblume kenn-zeichnen das Burgenland. Die Kultur-landschaft des Neusiedlersee-Gebietes steht seit 13. Dezember 2001 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Damit wird dem See und Teilen seiner Umgebung „außergewöhnliches Interes-se und Wert für die gesamte Menschheit“ zugesprochen. Als grenzüberschreitendes Gebiet wurde der Neusiedlersee gemein-sam mit Ungarn als Kulturlandschaft eingereicht, als Ort der Begegnung zwi-schen Ost und West – mit einzigartigen Denkmälern wie der Altstadt von Rust, den Mörbischer Hofgassen, dem Römer-

steinbruch St. Margarethen und dem Szechenyi-Schloss im ungarischen Nagy-cenk. Dominiert wird die Region vom Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel, der besonders im Frühling eindrucksvol-le Einblicke in Tier- und Pflanzenwelt bietet. Naturfreunde verbringen einen Nachmittag im Nationalpark zum The-ma „Fische laichen, Vögel ziehen, Blu-men sprießen“, während auf (Hobby-) Ornithologen spezielle Exkursionen durch das Vogelschaugebiet warten. Etwa zur Langen Lacke oder in den soge-nannten „Hanság“ – hier spürt man der Großtrappe nach.

Kultur-Events im Haydn-Gedenkjahr Anlässlich des 200. Todestages von Joseph Haydn finden 2009 zahlreiche Theater-, Opern- und Konzertaufführungen statt, wie die Internationalen Haydntage in Schloss Esterházy, die ein lebendiges Bild des Komponisten zeichnen. Weitere Kul-

turhighlights sind der Güssinger Kultur-sommer und die Burgspiele auf der Burg Güssing, die Schlossspiele Kobersdorf, die Opernfestspiele St. Margarethen, die Seefestspiele Mörbisch, das Interna-tionale Kammermusikfest Lockenhaus, Burg Forchtenstein Fantastisch, „J:ope-ra“ auf Schloss Tabor, die Halbturner Schlosskonzerte, die Open-Air-Pop-Kon-zerte in Wiesen, Ausstellungen im Frie-densmuseum der Burg Schlaining sowie das Liszt Festival Raiding.

Schließlich geht die TV-Serie „Der Winzerkönig“ mit Harald Krassnitzer in

n Eine Gasse altehrwürdiger Scheunen, zweckmäßig, aber auch von schlichter Eleganz gezeichnet (o.).

n Gelebte Tradition in Neckenmarkt: Am Sonntag nach dem jährlichen Fronleichnams-fest wird das berühmte Fahnenschwingen abgehalten (u.).

n Pannonische Behaglichkeit bieten die historischen Langhöfe, prächtige

Blumen, Sonnenschein und frisch gekalkte Wände, so lässt sich‘s leben.

n Majestätisch erhebt sich die Burg Güssing auf einem ehemaligen Vulkankegel.

n Gemeinsam sportlich durch das Burgenland radeln, dank der vielen Sonnentage und gut ausgebauten Radrouten ein Vergnügen.

n Idyllisches Plätzchen am Seeufer, ideal für ein romantisches Picknick.

Fotos: Burgenland Tourismus

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Weinbaugebiet

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Neusiedlersee

Wein- und Naturparadies

Das mit einem Rebbestand von knapp 8000 Hektar zweitgrößte Weinbaugebiet von ganz Österreich hat seit

Anfang der Neunzigerjahre einen kräfti-gen Strukturwandel erlebt: Von den sei-nerzeit 80 Prozent Weißweinanteil, die wiederum nur zum Bruchteil für die Ge-winnung von Qualitäts-Flaschenweinen genutzt wurden, sind in der Gegenwart nur rund 60 Prozent übrig geblieben. Zweifellos setzen sowohl die Winzer als auch die Konsumenten große Hoff-nungen in die Rotwein-Ressourcen die-ser Region. Ihre Bedeutung als wichtiges Zentrum der Dessertwein-Erzeugung ist ohnehin unbestritten und wird wohl auch für die nächsten Jahre uneinge-schränkt erhalten bleiben.

Hat man früher umgangssprachlich das Weinbaugebiet Neusiedlersee mit dem Seewinkel gleichgesetzt, so ist diese Vereinfachung nach genauer Betrach-tung eigentlich nicht gerechtfertigt. Nach einhelliger Meinung beginnt der eigentliche Seewinkel nämlich erst auf einer Linie südlich von Gols und Frau-enkirchen, wobei die Westgrenze der Neusiedlersee, die Süd- und Ostgrenze die Staatsgrenze zu Ungarn und der Hanság-Kanal darstellen. Kilometerwei-te Rebflächen, die nur selten von ande-ren Kulturen durchbrochen werden, er-wecken hier das Bild einer Monokultur, wie sie für Österreichs Weinlandschaften – und auch jene des Burgenlands – an-

sonsten selten sind; gemeinsam mit den salzigen Lacken im Naturpark Neusied-lersee prägen sie auch die etwas schwer-mütig erscheinende, aber zumindest auf den zweiten Blick durchaus reizvolle Sze-nerie. Quasi in zwei von drei Jahren tritt hier zwar manchmal spät, aber doch mit großer Regelmäßigkeit Botrytis auf, die zur Gewinnung der begehrten Süßweine von der Auslese bis zur Trockenbeeren-auslese unabdingbar ist; eine relative Neuentwicklung ist die Produktion von sogenannten Schilf- oder Strohweinen, für die Edelfäule-freie Trauben eben auf Schilf oder Stroh so lange getrocknet werden, bis die nötige Zuckergradation erreicht ist – verglichen mit dem Kunst-griff der Natur, der zu Eisweinen führt, gleichsam ein Kunstgriff des Menschen. Das Mekka der Erzeugung hochgradiger Dessertweine ist zweifellos das Gebiet rund um Illmitz, Apetlon und Poders-dorf. Insgesamt prägt die große Wasser-fläche des Neusiedlersees, der einerseits ausgleichend wirkt, andererseits für hohe Luftfeuchtigkeit sorgt, die kleinklima-tischen Voraussetzungen.

Aber nicht nur flaches Land ist für den Neusiedlersee kennzeichnend, vielmehr werden an den Abhängen des sogenann-ten Wagram der Parndorfer Platte, einem Höhenzug zwischen Neusiedl am See, Gols und Mönchhof, der im Vergleich zu den kräftigen Schwarzerdeböden des Seewinkels auch eine differenziertere, von lehmigen und sandigen Anwe-

hungen bestimmte Bodenstruktur auf-weist, ausgezeichnete Rotweine wie auch fruchtbetonte Weißweine hervorge-bracht. In diesen Hanglagen befinden sich auch so klangvolle Rieden wie Altenberg, Ungerberg, Salzberg und Ga-barinza, die Jahr für Jahr für einige der besten österreichischen Rotweine über-haupt sorgen. Die eigentliche Parndorfer Platte, die sowohl sandigen als auch kiesigen Untergrund aufweist, erweist sich als höchstens leicht wellige, recht unspektakuläre „Weinebene“, die im Großen und Ganzen für einen leichteren Weißweinstil und fruchtbetonte, durch-aus animierende Rotweine steht.

Einen gewissen Boom haben in den letzten Jahren die an den Ausläufern des Leithagebirges liegenden Rieden am Nordufer des Neusiedlersees erfahren, die zu den Gemeinden Winden und vor allem Jois zählen und wiederum – über-raschenderweise – zum Gebiet Neusied-lersee und nicht zur topografisch näher liegenden Einheit Neusiedlersee-Hügel-land gehören. Viele Spitzenweingüter, beispielsweise Josef Umathum und das Schlossweingut Halbturn, haben in den letzten Jahren das Potenzial der schiefe-rigen oder kalkreichen Rieden dieses Mi-krokosmos erkannt und dort entweder bestehende Weinberge erworben oder Rotweinreben neu ausgepflanzt – zwei-fellos ein Rotwein-Hoffnungsgebiet ers-ter Güte, von dem wir höchstwahr-scheinlich noch viel hören werden ... i

n Ideale Bedingungen für edelsüße Gewächse: Weingärten in Seenähe (o.).

n Malerischer Sonnenuntergang im Naturpark Neusiedlersee (u. l.).

n Im Spätsommer allgegenwärtig: die typischen „Schilfmandln“(u. r.).

neusiedlersee

Fotos: Armin Faber, ARGE Naturparke, Burgenland Tourismus

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Weinbaugebiet

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ger kalkreichen Schichten geprägt, die am Hangfuß und in Seenähe auch in lös-sige und Braunerdeböden übergehen; ganz vereinzelt, etwa rund um Schützen am Gebirge, am Nordende dieses Land-strichs, tritt auch verwitterter Schiefer an die Oberfläche, was sich in tempera-mentvollen und nervigen Weinen eige-ner Stilistik bemerkbar macht.

Damit verlassen wir die südwestliche Ecke des Neusiedlersees und kommen zum eingangs erwähnten Leithagebirge, das im Norden nahezu lückenlos an-schließt. An diesem Bergrücken, der bis zu einer Seehöhe von 370 m reicht und von ausgeprägten Kalksedimenten gebil-det wird, liegen wie an einer Perlenkette aufgefädelt so namhafte Weinbauorte wie

Großhöflein, Kleinhöflein, Eisenstadt, St. Georgen, Breitenbrunn, Donnerskir-chen und Purbach. Winden und Jois, die ebenso an den Ausläufern des Leithage-birges liegen, sind ja aufgrund der poli-tischen Grenzziehung dem Weinbauge-biet Neusiedlersee zuzurechnen. Speziell die Rotweine aus den besten Lagen vom Leithagebirge genießen heute nicht nur bei den österreichischen Rotwein-Liebha-bern einen legendären Ruf, da sie im bes-ten Fall Fruchtbrillanz und Dichte, und zwar ohne übermächtig wirkende Opu-lenz, mit feinnerviger Struktur und dem gewissen mineralischen Touch vereinigen, wie sie mittlerweile in der gesamten Wein-welt gesucht werden. Aber auch die wei-ßen Tropfen vom Leithagebirge sind kei-

neswegs zu verachten, weil sie anspre- chende Fülle mit knackiger Fruchtsäure verbinden können, wobei speziell die Ge-wächse aus der Burgunderfamilie, aber zum Beispiel auch der Sauvignon Blanc zu reüssieren vermögen. In den Lagen rund um Donnerskirchen scheint sich auch eine Enklave für achtbare Grüne Veltliner und Rieslinge herausgebildet zu haben. Besonders feinstrahlige und ele-gante Blaufränkische und Rotweincuvées, die sich von ihren noch kräftigeren „Kon-kurrenten“ aus Rust und Mörbisch ge-schmacklich doch deutlich abheben, kommen aus den Weinorten rund um Ei-senstadt; die Rotweine aus Donnerskir-chen, Purbach und St. Margarethen liegen sozusagen in der Mitte dieser Skala. i

Die traditionellen Weinbau-orte am Westufer des Neu-siedlersees und rund um die Landeshauptstadt Ei-

senstadt sind die wichtigsten Produkti-onsstätten dieses Weinbaugebietes, das ein ziemlich geschlossenes Bild vermit-telt. Entscheidend geprägt wird der Cha-rakter seiner Weine im Wesentlichen durch zwei Faktoren: Zum einen durch den markanten, nahezu 30 Kilometer langen Höhenzug des Leithagebirges, das im Ruster Hügelland sozusagen seine südliche Fortsetzung findet, zum ande-ren durch den Neusiedlersee als größ- ten Steppensee Mitteleuropas, dessen enorme Wasserfläche als Wärmespeicher dient und für hohe Luftfeuchtigkeit sorgt. Durch das Leithagebirge und Rus-ter Hügelland wird das Weinbaugebiet auch perfekt gegen raues Wetter aus dem Westen und Norden abgeschirmt, wäh-rend es nach Süden und Osten für die pannonischen Klimaeinflüsse empfäng-lich bleibt. Charakteristisch sind auch geringe Niederschlagsmengen, heiße Sommer und lang andauernde milde Herbsttage, sodass sogar Mandel- und Feigenbäumchen unter diesen nahezu mediterranen Bedingungen bestens ge-deihen können.

Dieses begnadete Kleinklima findet gewissermaßen seinen Höhepunkt in der alten Freistadt Rust, die nur etwas mehr als eine halbe Autostunde vom südlichen Rand Wiens entfernt ist, und ist auch hauptverantwortlich dafür, dass

dieses Gebiet nach wie vor auf drei Beinen zu stehen vermag. Zu Unrecht etwas in Vergessenheit geraten sind die geschmeidigen und voluminösen Weiß-weine, die gerade in säurereicheren, an-derswo als schwierig geltenden Wein-jahren wie etwa 2004 oder 2008 noch immer ihre Harmonie ausspielen kön-nen, während die Rotweinerzeugung nach wie vor von der ungebrochenen Nachfrage nach kraftvollen roten Ge-wächsen burgenländischer Provenienz profitiert. Klein, aber fein – so präsen-tiert sich die Süßweinszene dieses Land-strichs, die mit dem Ruster Ausbruch, mit dem sich die Ruster Bürger bereits im Jahr 1681 das Stadtrecht von Kaiser Leopold I. erkauft haben, ihren natür-

lichen Kulminationspunkt findet. Auch heutzutage zählen die relativ raren Rus-ter Ausbrüche, die vorwiegend aus der Burgundergruppe, aber auch so seltenen Rebsorten wie Muskateller und Furmint gewonnen werden, zu den gesuchtesten süßen Leckereien in ganz Österreich. Verweilen wir noch ein bisschen im Landstrich rund um das äußerst pitto-reske Rust, dessen Innenstadt zur Gänze zum Weltkulturerbe gewidmet wurde, und erfreuen wir uns an den aufgrund der vergleichbaren Bodenstruktur und der ähnlichen kleinklimatischen Bedin-gungen durchaus ebenso ausgewogene Gewächse ergebenden Rieden der Nach-barorte Oggau und Mörbisch. Der Un-tergrund wird hier von mehr oder weni-

Neusiedlersee-Hügelland

n Der Name des Weinbaugebiets ist Programm: hügelige Weingärten mit Blick in Richtung Neusiedlersee (l.).

n Bringt Glück und vielleicht auch Kindersegen, die majestätischen Störche sind gern gesehene „Untermieter“ (r.).

neusiedlersee-Hügelland

Vinophile Trilogie

Fotos: Egon Mark, Burgenland Tourismus

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mengenmäßig nennenswerte wie quali-tativ ansehnliche Partien für den Handel anzubieten vermochten.

Insgesamt präsentiert sich das Blau-fränkischland als recht einheitliche Rot-weinlandschaft, dennoch gibt es einige Besonderheiten hervorzustreichen. So wird eine besonders hohe Zuckergrada-tion Jahr für Jahr am relativ steilen, in seiner Kernzone ganz nach Süden ge-neigten Neckenmarkter Hochberg er-reicht, der in seinem oberen Teil auch verwitterten Schiefer zutage treten lässt. Besonders schwere, von Ton und Mergel geprägte Böden weist das sanft-wellige Weinland rund um Horitschon auf, das sich nunmehr bei der Etikettierung auf

die Großlagen Hochäcker einschließlich Kirchholz, Dürrau und Gfanger be-schränkt, die besonders intensive Blau-fränkische mit markanter, pfeffriger-zim-tiger Würze und dichtem Körper ergeben können. Die dritte Subzone, also die besten Lagen rund um Deutschkreutz, wie Goldberg, Hochberg, Siglos und Fabian, nehmen in der Bodenstruktur eine Mittelstellung ein und stehen für besonders elegante und geschmeidige Weine. Schließlich ist noch auf die etwas südlicher gelegene Weinbau-Enklave des Hochplateaus von Lutzmannsburg hin-zuweisen, deren tiefgründige, lehmige Böden durchaus charaktervolle, manch-mal etwas erdig-burschikose Rotweine hervorbringen, die bereits gewisse Ähn-lichkeiten mit den Herkünften des Süd-burgenlandes aufweisen.

Ab dem Jahrgang 2005 wurde für das Mittelburgenland die erste österrei-chische Rotwein-Appellation geschaffen, wobei die eher jung zu trinkende Stan-dard-Linie unter der Bezeichnung „Clas-sic“ auf den Markt kommt. Die mittlere Kategorie muss zusätzlich um eine spe-zifische Riedenbezeichnung ergänzt wer-den. Unter der Bezeichnung „Mittelbur-genland Reserve DAC“ laufen hingegen jene kraftvolleren Blaufränkischen, die zumindest zum Teil in neuen Barriques ausgebaut werden. Etwas in Vergessen-heit geraten ist das Prädikat „Juwel“ für die besten Blaufränkischen des „Verbandes Blaufränkisch Mittelburgen-land“, das mit dem Jahrgang 2000 ein-

Hier regieren die Rotwein-reben, deren Anteil in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Jahr für Jahr an-

gestiegen ist, unumschränkt, sieht man von ein paar nennenswerten Barrique-Chardonnays und seltenen Süßweinen ab. Die durchwegs tiefgründigen, manch-mal sogar extrem schweren Böden an den Ausläufern des Ödenburger Hügel-landes wurden schon frühzeitig als opti-male Grundlage für Blaufränkisch und Co. eingestuft. Auch in klimatischer Hinsicht ist das Gebiet begünstigt, da es im Norden vom Ödenburger Hügelland, im Süden vom Günser Bergland und im Westen von der Buckligen Welt vom

raueren Kontinentalklima abgeschirmt wird, während es sich gegen Osten hin für die wärmenden pannonischen Ein-flüsse öffnet; auch der Neusiedlersee, der etwa von Deutschkreutz kaum zehn Kilometer entfernt ist, spielt mit seinem regulierenden Einfluss noch eine gewisse Rolle.

Die auf ihren Rotwein und hier wieder auf ihr Liebkind Blaufränkisch so stolzen Weinbauern des Mittelburgen-landes haben auch frühzeitig Farbe be-kannt, als sie schon im Jahr 1989 den „Verband Blaufränkisch Mittelburgen-land“ gegründet haben, mit dem sie gewissermaßen als Trendsetter für die wachsende Wertschätzung einheimischer

Sorten angesehen werden können. Heut-zutage sind über 55 Prozent der Reb- fläche mit dem Blaufränkischen be-pflanzt, was durch die Deklarierung der ersten österreichischen Rotwein-DAC mit dem Jahrgang 2005 auch seine lo-gische Fortsetzung gefunden hat. Einge-führt und gefestigt wurde der gute Ruf des burgenländischen Rotweines, und hier vor allem des reinsortigen Blaufrän-kischen und der Cuvées mit Blaufrän-kisch-Grundlage, einerseits durch ihrer Zeit vorangehende Strategen wie Hans Igler, Engelbert Gesellmann und Anton Iby, andererseits durch die beiden schlagkräftigen Winzergenossenschaften in Horitschon und Neckenmarkt, die

Mittelburgenland

n Die sanften Hügel mit bester Exposition bieten ideale Voraussetzungen für den Blaufränkisch (l.).

n So idyllisch kann Weinbau sein: ein weiß gekalkter Keller, davor vollreife Trauben (M.).

Weinbaugebiet Mittelburgenland

Blaufränkischland

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geführt wurde – vorwiegend als Instru-ment, um die besten Blaufränkischen qualitativ und preislich noch über den Topcuvées zu positionieren. Einen ande-ren Weg ging die sogenannte „Vitikult“-Gruppe, die eher einen jung zu trinken-den Blaufränkischen der mittelkräftigen Kategorie favorisiert, für den auch ein Preislimit gilt. i

DACAls erstes burgenländisches Gebiet hat das Mit-telburgenland 2005 die DAC-Verordnungen umge-setzt. Bei der starken Fokussierung auf den Blaufrän-kisch – immerhin sind mehr als 55% der Rebfläche hier damit bestockt – lag es auf der Hand, dass auch nur diese Sorte den begehrten DAC-Status erhalten sollte. Die leichteste und die mittlere Kategorie tra-gen beide die Bezeichnung Mittelburgenland DAC, erstere darf nur mit unmerklichem Holzeinsatz und 12,5% bis 13% Alkohol auf den Markt kommen, zweitere positioniert sich mit moderatem Holzein-satz und maximal 13,5% Alkohol. Die kräftigste Kategorie heißt Mittelburgenland DAC Reserve, hier sind ein Mindestalkoholgehalt von 13% sowie ein deutlich ausgeprägterer Holzeinsatz vorgeschrieben. In diesem Fall dürfen die Weine erst ab dem 1. Jän-ner des zweiten auf die Ernte folgenden Jahres in den Verkauf gelangen. Allen Mittelburgenland DAC- Linien gemein ist der Grenzwert bezüglich des Rest-zuckergehalts, der 2,5 g/l nicht übersteigen darf.

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bestockt sind, deren animierende Art und forsche Fruchtsäure sie am ehesten mit ihren südoststeirischen Pendants vergleichbar macht. Das mit Abstand wichtigste Gebiet befindet sich in der Mitte des Südburgenlandes, wo der Ei-senberg, der Deutsch-Schützner Wein-berg und der Tschaterberg ausgezeichne-te Grundvoraussetzungen für beachtliche Rotweine liefern. Die Schieferlagen des Eisenberges, die von oxidierten Erzadern durchzogen werden und eine mehr oder weniger tiefe Lehmauflage besitzen, sor-gen für unverwechselbare, nervig struk-turierte Rotweine mit den charakteris- tischen trüffelig-pfeffrigen Untertönen und einem stark mineralischen Ein-schlag, wie man sie im Rotwein-Burgen-land nur dort und im Weingebirge von Deutsch-Schützen findet, wo die Böden grundsätzlich etwas tiefgründiger und weniger eisenhaltig sind. Diese tempe-ramentvolle Struktur, ergänzt um die Eisennote, unterscheidet sie auch von den Lutzmannsburger und Horitschoner Herkünften des Mittelburgenlandes, die punkto Dichte und Markanz manchmal Ähnlichkeiten aufweisen. Aufgrund des kleinstrukturierten Gefüges kann der südburgenländische Rotwein freilich nicht in größeren Quantitäten erzeugt werden und wird daher nie in aller Munde sein, dennoch sind die be-kanntesten Namen mittlerweile so gut in Fachhandel wie Vinotheken vertreten, dass der an sich überaus empfehlenswerte

Ausflug in das südburgenländische Hü-gelland nicht mehr unbedingt vonnöten ist, um für den entsprechenden Nach-schub von diesen Charakterweinen zu sorgen. Schließlich ist ganz im Süden des Gebietes rund um das Zentrum Heili-genbrunn der aus Vitis-labrusca-Reben, also sogenannten Direktträgern, gekel-terte Uhudler beheimatet. Uhudler ist übrigens ein Gattungsbegriff, der für vielfarbige Direktweine aus so malerisch getauften Rebsorten wie Noah, Othello, Isabella, Clinton und dergleichen steht, die übrigens auch in ihrer Urform als Sturm oder in schäumender Verfassung als Uhudler-Frizzante oder -Sekt für eine wohltuend spritzige, sommerliche Erfri-schung bürgen können. i

Südburgenland

n Weingärten am berühmten Eisenberg, eines der besten Terroirs des aufstrebenden Weinbaus im Südburgenland.

n Typisch für das Südburgenland sind die pittoresken Kellerstöckl, die liebevoll restaurierten Nutzbauten dienen heutzutage teils als schmucke Urlaubsdomizile.

Weinbaugebiet südburgenland

Klein, aber fein ist die Produk-tion dieses lang gestreckten Weinbaugebietes mit seiner engen Wespentaille, das auf-

grund seiner bukolischen Landschaft zu Recht als Weinidylle beworben wird. Das nach der Weststeiermark zweit-kleinste österreichische Weinbaugebiet ist ausgesprochen heterogen gestaltet, wobei drei Weinbauinseln vielleicht her-vorgestrichen werden können. In klima-

tischer Hinsicht sind hier die kontinen-talen Einflüsse sicher stärker spürbar als im übrigen Burgenland, was sich auch in entsprechend höheren Niederschlags-mengen äußert, aber auch die panno-nischen Einflüsse, die aus der südöstlich gelegenen, kleinen ungarischen Tief- ebene einwirken, sind nicht zu unter-schätzen. Auch wenn einander die Reb-flächen für Weiß- und Rotwein nach wie vor etwa gleichwertig gegenüberstehen,

ist das Südburgenland heutzutage vor allem für seine Rotweine bekannt. Fami-lienclans wie die Krutzlers und die Fami-lien Körper-Faulhammer und Wachter-Wiesler sowie aufstrebende Newcomer wie Uwe Schiefer, Alfred Weber und Vinum Ferreum haben für einen guten Mix aus Altbewährtem und Aufbruchs-stimmung gesorgt – ohne Zweifel kom-men einige der besten und bekanntesten österreichischen Rotweine, und zwar

vornehmlich aus der dominanten Reb-sorte Blaufränkisch, gegenwärtig aus die-sem lange Zeit ein wenig verschlafen anmutenden Weinbauidyll.

Weniger mit Rotwein am Hut haben die Weinberge unmittelbar südlich der höchsten Erhebung des Burgenlandes, die mit 884 m schon zu Recht als kleiner Berg bezeichnet werden kann, die rund um den Hauptort Rechnitz vor allem mit Welschriesling und Weißburgunder

Weinidylle im Süden

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IntervIew mIt Aldo SohmIntervIew mIt Aldo Sohm

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IntervIew mIt Aldo Sohm

Aldo Sohm: Ich denke, Zwei-gelt gewinnt zunehmend an Be-liebtheit. Ich liebe St. Laurents, die wie auch der Zweigelt groß-artige Speisenbegleiter sind, und so sehen das auch meine Kolle-gen. Obendrauf genießen sie einen gewissen esoterischen Touch!

VINARIA: Als Sommelier kennen Sie natürlich die Gastronomieszene in den USA sehr gut. Welche österrei-chischen und im Speziellen welche bur-genländischen Weine sind dort gut ver-treten?Aldo Sohm: Natürlich Grüne Veltliner und Rieslinge. Außerdem Süßweine von Alois Kracher: die sind absolut führend und die Amerikaner kennen sie, auch wenn sie Probleme haben, „Kracher“ richtig auszusprechen. Dann wird es aber rapide schwieriger.

VINARIA: Welche burgenländischen Herkünfte/Gebiete sind in den USA noch am bekanntesten?Aldo Sohm: Keine. Hier wird eher gerne generalisiert.

VINARIA: Bezüglich Süßwein: Das Burgenland ist für seine herausragenden Süßweine bekannt. Diese sind oft sor-tenrein, teils in Stahl, teils im Barrique ausgebaut. Welche Sorten bzw. Ausbau-richtungen haben Ihrer Meinung nach die größten Chancen international?Aldo Sohm: Alle haben die gleichen Chancen. Da sehe ich keinen Vorteil.

VINARIA: Zu welche typischen – gerne auch amerikanischen – Gerichte würden Sie folgende Weine reichen:

Aldo Sohm: Klassi-scher Grüner Veltliner: zu kalten Fischvorspeisen. Kräftiger Blaufränkischer: zu Rib-eye Steaks. Samtiger Zweigelt: Ich serviere den gerne mit warmen Fischgerichten, zum Beispiel zu einem Escolar mit einer Rotwein-Bernaise. TBA: zu Schokola-dendesserts.Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für österreichischen Wein ist und war, dass er zu fast allen Speisen und Kulturen passt, und das ist hier in den USA das Wichtigste!

VINARIA: Gibt es in der amerika-nischen Gastronomie auch eine Diskus-sion bezüglich der Verschlüsse? Werden alle Verschlusssysteme akzeptiert?Aldo Sohm: Korken sind nach wie vor am beliebtesten, allerdings sind Schraub-verschlüsse stark im Kommen. i

Bester Sommelier der USA, weltbester Sommelier, Gewinner des renommierten James Beard Award: Der gebürtige Tiroler Aldo Sohm hat inzwischen wohl jede bedeutende Sommelier-Auszeichnung erhalten. Der Weinexperte mit Lebens- und Arbeitsmittelpunkt New York über das Weinland Burgenland.

n Aldo Sohm hat leicht lachen: Der Tiroler Weinexperte und Starsommelier holte jüngst für das New Yorker Nobelrestaurant Le Bernardin den begehrten James Beard Award in der Kategorie Outstanding Wine Service.

VINARIA: Was verbindet man in den USA mit dem Burgenland (kulturell, landschaftlich, weinbaulich)?Aldo Sohm: Rot- und Süßwein und da-mit verbunden den Neusiedlersee. Das Burgenland selbst ist etwas weniger be-kannt. Die Amerikaner kennen in Öster-reich meist zwei Destinationen: Salzburg und Wien.

VINARIA: Im Weißweinbereich sind im Burgenland viele Topweine Cuvées aus Sorten wie Chardonnay, Pinot Blanc, Pinot Gris etc. Wie schätzen Sie diese ein bzw. wie schätzen Sie die Chancen für diese burgenländischen Weißweincuvées am amerikanischen Markt ein?Aldo Sohm: Keine einfache Frage! Wenn man den patriotischen Gedanken bei-seite lässt und sich ganz nüchtern und vorbehaltlos vorstellt, wie sich – hierzu-lande weitgehend unbekannte – burgen-ländische Weißweincuvées international renommierten und etablierten Weinen aus dieser Kategorie stellen, mit dem Ziel, langfristig erfolgreich zu sein, ist es schwer nachvollziehbar. Für einen ame-

rikanischen Weinhändler ist eines der wichtigsten Punkte, wie schnell sich der Wein verkaufen lässt. Manche Händler haben da sogar richtige Business Con-cepts und Strategien: wenn sich ein Wein nicht binnen sechs Wochen verkaufen lässt, wird er mit bis zu 50 Prozent Dis-count angeboten. Da diese österrei-chischen Cuvées zunehmend im Eichen-fass ausgebaut werden, kommen sie darüber hinaus unter Druck mit inter-nationaler Konkurrenz, die teilweise we-sentlich billiger ist. Ich schätze daher die Chancen als eher sehr gering ein.

VINARIA: Das Burgenland hat aktuell einen Weißweinanteil von knapp unter 50 Prozent. Gesprochen wird im Zusam-menhang mit dem Burgenland meist je-doch ausschließlich von Rot- und Süß-wein. Mit welchen Weißweinstilen hat bzw. hätte das Burgenland Ihrer Meinung nach Chancen am amerikanischen Markt?Aldo Sohm: Amerikanische Sommeliers schauen meist immer auf Authentizität und Typizität. Weißwein aus dem Bur-genland ist für sie kaum bekannt, da es

zurzeit nur eine Handvoll Weine hier am amerikanischen Markt sind.

VINARIA: Bei Blaufränkisch, der klas-sischen Rotweinsorte des Burgenlands, gibt es verschiedene Meinungen hin-sichtlich Stilistik: Manche Produzenten streben einen eher maskulinen, tannin-betonten Stil an, andere bemühen sich, eher einen burgundischen Charakter zu erreichen. Was halten Sie von den beiden Strömungen, welche bevorzugen Sie, oder halten Sie beide einfach für gleich-berechtigte Interpretationen der Sorte Blaufränkisch?Aldo Sohm: Ich bin eher für den mine-ralisch betonten, komplexen und ausge-wogenen Stil. Fruchtbomben sowie su-perkonzentrierte und mit Barrique zu- gepflasterte Blaufränkischweine lehne ich eher ab, die bereiten kein Trinkvergnü-gen, sind eindimensional und als Spei-senbegleiter kaum einsetzbar. Diese su-perkonzentrierten Blaufränkisch sind am österreichischen Markt ganz lustig, um zu zeigen, dass man auch in Österreich einen kalifornischen Weinstil produzie-ren kann. Hier in den USA bleibt man dann gleich beim kalifornischen und nicht bei einem „imported wine“.

VINARIA: Neben dem Blaufränkisch gibt es noch weitere autochthone Reb-sorten – Zweigelt, St. Laurent – mit gro-ßer Bedeutung. Wie werden diese Reb- sorten aus internationaler Sicht gesehen?

An Austrian in New York

n Flankiert von ÖWM-Chef Willi Klinger (l.) sowie Süßweinwinzer Gerhard Kracher und einem Sommelierkollegen aus dem Le Bernardin, vergnügt sich Aldo Sohm bei der Coburg Party in New York.

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Reifung. Schließlich stammen einige der besten weißen

Barrique-Weine aus bur-genländischen Chardon-

nay-Lagen, wenn man Weingüter wie etwa Kollwentz oder Velich exemplarisch heran-zieht.

Wie der Pinot Blanc eignet sich auch der

Chardonnay bestens als unaufdringliche Grund-

lage von Weißweinblends, und als reinsortige Trocken-

beerenauslese, die nach Sauternes-Art sorgsam im Barrique geschult wur-

de, ist er österreichweit ohnehin nicht zu übertreffen. Sogar in dieser Ausbaustufe sind seine exotischen Duftkomponenten nach Ananas, Banane und vielem mehr, der dichte Körper und die markante Säu-restruktur als seine Markenzeichen meist zu erkennen.

Andi Kollwentz über Chardonnay:„Generell erweist sich der Chardonnay als relativ unproblema-tisch punkto Boden

und Klima – er wächst quasi überall und wird insbesondere dann etwas beliebig, wenn nur nach der Zuckerreife gelesen wird. Wirklich reife Chardonnays, die eine malolaktische Fermentation fehlerfrei ab-solvieren, eignen sich bestens für den Barrique-Ausbau. Aber auch die ,klassisch‘ im Edelstahltank gereiften Chardonnays benötigen diese hohe Reife und ein langes Belassen auf der Feinhefe, um einen indi-viduellen Wein hervorzubringen, der bei-spielsweise den Charakter unseres Leitha-gebirges wiedergibt, wobei auch die Schulung im großen Holzfass zu interes-santen Aspekten führen kann.“

Grauburgunder (Ruländer, Pinot Gris)Diese auch im Burgenland seltene Reb-sorte geizt mit primären Fruchtaromen und erinnert zumeist eher an gebrannten Zucker, Zuckerwatte und Karamell so-wie manchmal auch an rote Beeren. Einerseits lassen sich daraus mächtige, trockene Weißweine keltern, denen es zuweilen ein bisschen an stützender Säu-re fehlt, andererseits ist der Pinot Gris ein hervorragender Partner für das Blen-ding mit seinen Verwandten Weißbur-gunder und Chardonnay, was im Üb-rigen auch für Hochprädikatsweine gilt.

Sauvignon BlancNach der anerkannten Erfolgsstory in der Südsteiermark hat sich der Sauvignon-Trend auf alle österreichischen Weinbau-gebiete und hier auch auf das gesamte Wein-Burgenland ausgebreitet. Besonders in den nördlichen Gefilden des Burgen-landes mit guten Resultaten, wobei dar-auf zu achten ist, dass der Sauvignon eine gewisse Niederschlagsmenge erhält und weder zu früh noch zu spät gelesen wird. Im ersteren Fall erbringt er eher simple Brennnessel- und Paprika-würzige, „grü-ne“ Weine, die nunmehr zu Recht out

sind, im zwei-ten Fall alkoho-lische und plumpe Weine, denen der beschwingte Frucht-charme abgeht. Die besten nordburgen-ländischen Sauvignons duften meist nach Holundermark, Cassis und ande-ren dunklen Beeren, auch frischer Kalk sowie Anis- und Fencheltöne sind zuwei-len auszumachen; die schotigen Unter-töne sollten nur angedeutet sein und die Säure sich in einem harmonischen Ver-hältnis zum mittelkräftigen bis mäch-tigen Körperbau bewegen.

TraminerDer Traminer in seinen Spielarten Gel-ber oder Weißer Traminer, Roter Trami-ner und Gewürztraminer, wobei die

Unterscheidung zwischen den bei-den letzten Spielarten mehr als

fließend verläuft, wird im Burgenland immer zu den geschützten Minderheiten zählen, obwohl er über sehr markante, im Duft-spiel mit Anklängen an Rosen, Kokosmark und Dörrmarillen versehene Aromen verfügen kann. Manchmal jedoch fällt er

allerdings so blumig und intensiv aus, dass dies von

WeissWeine

Grüner VeltlinerNoch immer wenig bekannt ist, dass der Grüne Veltliner auch im Burgenland flä-chenmäßig die Nummer 1 unter den Weißweinsorten ist. Obwohl die Mehr-heit der Vertreter nach wie vor als süffige Schankweine Einsatz findet, setzen gera-de in den letzten Jahren immer mehr burgenländische Winzer auf den „Grü-nen“, denn die österreichische Leitsorte kann auch in ihrer pannonischen Aus-prägung überzeugen. Vom spritzigen, eher jung zu trinkenden Sommerwein bis hinauf zur ernsthaften, würzigen Re-servequalität mit Potenzial reicht die Bandbreite. Da der Veltliner auf vielen verschiedenen Bodentypen sein Profil behält, kann er von den eher kalkigen Lagen entlang des Leitabergrückens bis hin zu seenahen, eher sandigen Böden und natürlich erst recht auf schwerem, lössigem Grund bestehen. Nach Jahren der Stagnation ist die Sorte derzeit wie-der kräftig im Aufwind, neben der klassi-schen trockenen Ausbauweise eignet sie sich zum Beispiel auch hervorragend für die Eisweinproduktion.

WelschrieslingDie sehr vielen Weinfreunden aus der Steiermark geläufige Rebsorte, wo sie die uneingeschränkte Num-mer 1 darstellt, wird im Bur-genland vor allem in den nördlichen Anbaugebie-ten Neusiedlersee und Neusiedlersee-Hügel-land sowie im Südbur-genland mit dem Schwer- punkt um Rechnitz kul- tiviert. Ihr burschikos- unverblümtes Duftspiel gemahnt zumeist an grüne Äpfel, Zitrusfrüchte, Ribiseln

und Stachelbeeren; charakteristisch sind eine eher schlanke Struktur und nervige Säure, die den Welschriesling als Aperitif für heiße Tage oder geradlinigen Beglei-ter einfacher Genüsse prädestinieren. Der Welschriesling kann aber auch eine völlig andere Aufgabe übernehmen, und zwar in Form einer Trockenbeerenausle-se im Seewinkel oder eines Ruster Aus-bruchs, als unnachahmlich subtiler und von der rassigen Säure auch bei höchs-tem Restzuckergehalt bestens unterstütz-ter Dessertwein.

Andreas Liegenfeld über den Welschriesling:„Im gesamten Burgen-land, vom Süden bis zum Norden und von

Rechnitz bis Gols, kann der klassisch aus-gebaute Welschriesling mit seinen be-schwingten Fruchtaromen brillieren. Er sollte allerdings nicht zu üppig ausgebaut und eher jung genossen werden. Punkto Vermarktung spielt er österreichweit eine wichtige Rolle im Inlandsgeschäft, etwa für jene Weinfreunde, die seine pikante Apfelfrucht gegenüber dem Veltliner-Pfef-ferl bevorzugen.“

Weißburgunder (Pinot Blanc)Die unaufdringlichen Aromen des Weiß-burgunders, dessen Bukett an Steinobst, Orangenschale und Mandeln, mit etwas Reife auch an Wal-nüsse und Kakao erinnert, vermögen die Exponenten aller b u r g e n l ä n d i s c h e n Weinbaugebiete aufzu-weisen. Unübertroffen ist aber auch die Eigenschaft des Pinot Blancs, als gleichwertiger Ver-schnittpartner in harmonische Cuvées mit Chardonnay bzw. Grauburgunder aufzugehen. Auch eine zarte Barrique-Reifung verträgt er ganz gut, wenn nicht allzu viel neues Fassholz gebraucht wird. Klassisch anmutende Repräsentanten finden sich vor allem auf den kalkreichen Lagen der Südabhänge des Leithagebir-ges, aber auch rund um Gols spielt der Weißburgunder reinsortig wie im Blend eine tragende Weißweinrolle. Hervorra-gend eignet er sich auch für die Kelte-rung hoher und höchster Prädikats-weine.

ChardonnayNachdem die „Chardonnitis“ Anfang der Neunzigerjahre ihren Höhepunkt erreicht hatte und nunmehr im Abebben begrif-fen ist, kann dieser Rebsorte nunmehr wohl mit der nötigen Distanz gegenüber-getreten werden. Wiewohl in allen bur-genländischen Weinlandesteilen vertre-ten, erbringt sie wohl am Leithagebirge und im Ruster Hügelland die prägnantes-ten Ergebnisse, wobei der Ausbau im Stahltank – sofern die Säure nicht allzu forsch ausfällt – ebenso gute Resultate erbringt wie die sorgfältige Barrique-

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Dank seiner vielfältigen Terroirs bietet das Burgenland hervorragende Bedingungen für zahlreiche Rebsorten: Das ampelografische Inventar umfasst eine Fülle von Charaktersorten in Weiß und Rot.

Die Rebsorten des Burgenlandes

Fotos: ÖWM, Armin Faber

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Birgit Braunstein über Zweigelt:„Für mich hat diese Sorte für Österreich insofern eine besondere Bedeutung, weil sie ja

hier entstanden ist. Leider wird sie immer noch ein bisschen unterschätzt, obwohl der Zweigelt bei konsequenter Arbeit im Wein-garten – eine strikte Ertragsbeschränkung ist eben Grundvoraussetzung – und dem passenden Terroir strukturierte Weine mit vielen Facetten ergeben kann, die auch ent-sprechende Lagerfähigkeit besitzen.“

St. LaurentDiese autochthone österreichische Rot-weinsorte, von der leider nur der Eltern-teil Pinot Noir bekannt ist, befindet sich schon seit einigen Jahren – trotz mancher für die Winzer unangenehmer Eigenschaften, wie häufiges Verrieseln während der Blüte, langsames Ausreifen und hohe Empfindlichkeit gegenüber Fäulnis – verdientermaßen wieder im Aufwind. Zu verführerisch präsentiert sich sein Bukett nach Weichseln und Zwetschken, das zumeist von dezenten, ja subtilen Geschmackseindrücken, die hin und wieder an Pinot Noir erinnern, gefolgt wird. Trotz des eher filigranen Körperbaus können viele St. Laurent auch erstaunlich gut reifen; die Eignung zu Cuvées mit Pinot Noir, Zweigelt und Blaufränkisch liegt daher von vornherein auf der Hand. Und wenn nicht alle Hin-weise täuschen, scheint der St. Laurent vor einer neuen Hochblüte zu stehen; im Burgenland setzen derzeit vor allem die Winzer im Weinbaugebiet Neusiedlersee auf diese empfindliche Rotweinrebe.

Gerhard Pittnauer zum St. Laurent:„Ich konzentriere meine Bemühungen stark auf den St. Laurent, der für mich – neben dem Blau-

fränkischen – jene österreichische Rotwein-rebe ist, die das Zeug zum großen Wein hat; sie eignet sich besonders gut für die leich-teren Böden am Ostufer des Neusiedlersees. In guten Weinjahren erinnert sie ein wenig an Syrah, in kleineren ähnelt sie dem Pinot Noir. Interessanterweise scheint die interna-tionale Anerkennung größer zu sein als die Wertschätzung am heimischen Markt.“

Pinot Noir (Blauburgunder)Die Diva unter den internationalen Rotweinreben ist im Burgenland schon seit jeher verbreitet, wenn auch in eher geringem Umfang. Seit sich der dezente Charme des Pinot Noir nicht nur in Fachkreisen immer größerer Beliebtheit erfreut, ist eine starke Tendenz zum Auspflanzen in sämtlichen burgenlän-dischen Rotweinhochburgen zu vermer-ken. Nicht jedem Weinfreund erschließt sich von Anfang an der subtile Charakter dieses eher hellfarbenen, aber in der Säu-re geradezu markanten Rotweines, der im zarten Bukett vielfältige Duftnuan-cen à la Himbeeren, Herzkirschen und Mandeln auszustrahlen ver-mag, aber zuweilen auch et-was seltsam anmutende As-soziationen wie Unterholz, Moos und Pilze hervor-bringt, sodass er insge-samt gleichsam eher mit dem Bauch als mit dem Verstand zu erfassen ist. Alles in allem sollten die besten burgenländischen Rotweinherkünfte in den nächsten Jahren auch mit dieser schwierigen Rebsorte für Überraschungen gut sein.

Cabernet SauvignonDieser nicht nur europäische Trendsetter hat in den Achtzigerjahren auch das Burgenland erreicht, wobei die besten ös-terreichischen Produzenten rasch bemerkt haben, dass er nur in den besten Rotwein-jahren voll ausreifen kann und erst dann seine bekannten Bukett- und Geschmacks-eindrücke nach Cassis und Brombeeren bei kräftigem Volumen und satten Gerb-stoffen zu realisieren vermag. In kleineren Jahren verbleibt er seltsam papriziert und grasig, sodass einige burgenländische Er-zeuger den Cabernet bereits entweder eingedämmt oder eliminiert haben. Die besten Ergebnisse liefert er zweifellos re-gelmäßig in Cuvées mit Blaufränkisch, Zweigelt oder auch Merlot.

MerlotObwohl zunächst hauptsächlich als Ju-niorpartner des Cabernet im Einsatz, hat er in letzter Zeit – vor allem auf-grund der hohen, eher plötzlich einset-zenden Reife und seiner angenehmen

Eigenschaft, selbst auf schweren Löss- und Lehmböden gut zu gedeihen – eine gewisse Renaissance erfahren. Vermut-lich zu Recht, weil er langfristig besser in die österreichische Rotweinszene passen dürfte als der zunächst stärker ange-pflanzte Cabernet. Kräftige, reinsortige Merlots gedeihen heutzutage in allen burgenländischen Rotweingebieten und erbringen zumeist etwas ungestüme Duftnoten, die an das Laub von Nacht-schattengewächsen erinnern; dazu kom-men hin und wieder Eindrücke von

schwarzen Oliven, Pfeffer und Lakritze. Klassisch ist natürlich der Bordeaux-Blend mit Cabernet Sauvignon wie Cabernet Franc, aber auch als ausglei-chender, sanfter Partner für den Blau-fränkischen eignet sich der Merlot.

Syrah (Shiraz)Der jüngste Neuzugang in der burgen-ländischen Rotweinlandschaft lässt auf-grund der jungen Reben bis jetzt noch keine endgültigen Rückschlüsse zu; im Allgemeinen erscheinen die reinsortigen Syrah-Weine manchmal etwas zu neut-ral und kratzbürstig zugleich, um an ihre Vorbilder aus Südfrankreich wirklich anknüpfen zu können. Zum anderen haben einige „Garagenweine“ mit Expe-rimentalcharakter mit tiefer Würze und erstaunlicher Substanz aufhorchen las-sen, sodass die weitere Entwicklung ab-zuwarten bleibt; für einige hochwertige Rotweincuvées wird der Syrah bereits mit gutem Erfolg verwendet. i

RebsoRten RebsoRten

RotWeine

BlaufränkischDie Rebsorte, die offensichtlich sehr früh in den österreichischen Raum kam und deren Name sich wohl aus der altertüm-lichen Bezeichnung „Fränkisch“ für alle wertvollen Weinsorten ableiten lässt (im Gegensatz zu den als minder eingestuften sogenannten „Hunnischen“), ist als ur-burgenländische Rebsorte einzustufen, die mittlerweile zum Bannerträger des österreichischen Rotwein-Booms gewor-den ist. Ihre markante Persönlichkeit, beginnend mit dem unverkennbaren Bukett nach schwarzen Kirschen, Weich-seln, Brombeeren, Zimt und vielem mehr, die sich in einem mittelkräftigen bis kräftigen Körperbau und rassiger Säu-re bei mittlerem bis ausgeprägtem Tan-ningehalt fortsetzt, hat auch in der aus-ländischen Fachpresse zuletzt für einige Furore gesorgt. Der Blaufränkische reift relativ spät und benötigt daher sehr gute Lagen, während er auf verschiedenen Bo-dentypen, wie stark lehmigem Unter-grund, Schieferböden und Kalk, schöne Ergebnisse zu liefern vermag. Er ist rela-tiv unempfindlich gegenüber dem Auf-treten der Botrytis und eignet sich gut für den Barrique-Ausbau, falls dieser nicht übertrieben wird, wie für das Blending mit zarteren Partnern wie Zweigelt und St. Laurent, geht aber auch sehr ange-nehme und harmonische Verbindungen mit dem Cabernet und Merlot ein.

Anton Iby jun. über Blaufränkisch:„Wir sollten unbedingt versuchen, dem Blau- fränkischen ,nicht die Seele zu rauben‘, das

heißt, der Blaufränkische sollte optimaler-weise so schmecken, wie er auch gewach- sen ist, nicht wie er gemacht wurde. Deshalb wollen wir auch schon durch unsere Kulti-vierungsmaßnahmen eine feine, ausgereifte Säurestruktur erzielen, die den Wein frisch und animierend wirken lässt. Auch unsere Spitzen-Blaufränkischen bauen wir daher nur mehr zu einem Drittel im neuen Bar-rique aus und haben auch das Toasting stark zurückgenommen.“

ZweigeltDiese österreichische Züchtung aus Blau-fränkisch und St. Laurent neigt in ihren spezifischen Eigenschaften meist eher dem Elternteil Blaufränkisch zu, sodass speziell im Mittelburgenland Verwechs-lungen mit diesem verzeihlich sind. Sel-tener sind Affinitäten zum St. Laurent, die sich in Weichselkirschfrucht und zar-tem Volumen widerspiegeln. Seit die bes-ten Erzeuger auch für den Zweigelt stren-ge Ertragsbeschränkung walten lassen, liefert dieser relative Neuling achtbare Er-gebnisse und eignet sich bei entspre-chender Traubenreife für den zurückhal-tenden Ausbau im Barrique ebenso wie als Hauptbestandteil für ausgeglichene Rot-weinblends mit Blaufränkisch, Cabernet, St. Laurent und Co., wobei sich speziell der Wagram der Parndorfer Platte mit dem Zentrum um Gols einen guten Na-men für Zweigelt-dominierte Rotweincu-vées des Premiumsegments gemacht hat.

manchen Weinliebhabern als zu parfü-miert oder aufdringlich empfunden wird. Wichtig ist auch ein angenehmer Gleichklang des zumeist hohen Alkohol-gehalts mit der eher tiefen Säure und dem angesprochenen Aromenbild. Die dem Traminer innewohnenden, leichten Gerbstoff- und Bittertöne lassen ihn al-lerdings als Dessertwein fester und struk-turierter erscheinen als viele andere Sor-ten, weshalb er auch in den niedrigeren Prädikatsweinstufen gerne mit etwas Restzucker ausgebaut wird; im besten Fall zählt er dann zu den lagerfähigsten österreichischen Weißweinen überhaupt.

NeuburgerAuch diese unaufdringliche, manchmal etwas nach Walnüssen und Dörrfrüch-ten duftende Rebsorte ist wirklich akut vom Aussterben bedroht, obschon sie gerade im Burgenland vom mittelkräf-tigen Aperitif bis zum hochgradigen Dessertwein eine an sich große Spann-weite besitzen würde.

Muskat-OttonelEin toller Aperitif mit Anklängen von Zimt und Muskatnuss sowie im besten Fall etwas Litschi- und Kiwifrucht, der manchmal unter dem etwas geringen Säuregehalt leidet und insgesamt eher jung genossen werden sollte, was freilich nicht für hohe Prädikatsweine aus dieser im Rückgang befindlichen Sorte gilt.

Gelber MuskatellerDieses Muskat-Pendant verfügt über eine wesentlich rassigere Säurestruktur und eine etwas größere Substanz, was ihn insgesamt über den Status eines reinen Sommerweins erhebt; der Muska-teller kann auch wunderbare Dessert-weine mit traubiger Fruchtbrillanz und nervigem Säurekick erbringen und war in geringer Dosierung früher meist Be-standteil des legendären Ruster Aus-bruchs.

FurmintDer Furmint, seit jeher Grundlage für den Tokajer Ausbruch, war früher auch im Ruster Ausbruch stark vertreten. Nachdem ihn Ruster Winzer vor dem Aussterben ge-rettet haben, ist er nun wieder da und dort anzutreffen – im Ruster Ausbruch, teilwei-se aber auch als trocken ausgebauter Wein.

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Fotos: ÖWM, Armin Faber

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die Bezeichnung. Sobald der gewünschte Schrumpfungsprozess abgeschlossen ist, wird dann gepresst und ein zumeist statt-liches Mostgewicht erreicht, der Zeit-punkt hiefür liegt meistens im Hochwin-ter. Derartige Schilfweine – Pioniere waren hier beispielsweise die Weingüter Angerhof Tschida, Opitz und Neko-witsch – bewahren die Fruchtbrillanz der gewählten Rebsorte in puristischer Form, nur entbehren sie eben die bekannten, rosinigen und brotigen Untertöne der Edelfäule.

Zurück zum TerroirMit den Weißweinen des Burgenlands ist es so eine Sache: Einerseits gibt es sie in Hülle und Fülle, und zwar aus den verschiedensten Rebsorten, zumeist klas-sisch im neuzeitlichen Sinn, also im Stahltank gereift, teilweise aber auch mit gewissem Barrique-Einsatz. Andererseits haben die burgenländischen Weißweine gerade aus Jahrgängen wie 2004 und 2008 besondere Meriten aufzuweisen, denn im Prinzip verfügen sie von Haus aus über das nötige Volumen und über-dies in solchen Jahren, die in manchen niederösterreichischen Herkünften etwas karg und streng ausgefallen sind, über eine angenehm frische Säurestruktur, die ihnen schöne Ausgewogenheit verleiht.

Dennoch haben gar nicht so wenige österreichische Weinliebhaber nach wie vor Vorurteile gegenüber burgenlän-dischen Weißweinen. Zweifellos eine einseitige Einstellung, durch die dem da-mit „behafteten“ Weinfreund so manche Kostbarkeit entgeht. Als Anekdote sei angemerkt, dass Rotweinmagier Ernst Triebaumer einst jene Weinkunden ver-ständlicherweise auf die Palme getrieben haben, die nach eingehender Verkostung seiner Rotweine auf das Angebot, die Weißen zu degustieren, mit der Bemer-kung antworteten: „Nein danke, die Weißen kaufen wir immer nur in der Wachau.“ Dort gibt es natürlich jede Menge Top-Adressen, aber ein bisschen Abwechslung tut schon gut.

Gestärkt wird dieses Plädoyer für die burgenländischen Weißen aus unserem Blickwinkel durch zwei erfreuliche Ent-wicklungen. Als Erste und Wichtigste ist eine Rückbesinnung auf jene Weiß-weintypen zu bemerken, die für das Burgenland ohnehin immer charakte-ristisch waren. Also schön ausgereifte, aber keineswegs übermächtige oder Botrytis-belastete trockene Weißweine aus so herkömmlichen Rebsorten wie Weißburgunder, Grauburgunder und Chardonnay, vielleicht auch Neuburger und, sofern die Herkunft passt, auch

Grüner Veltliner, warum denn nicht? Somit sprechen wir von einer Entwick-lung, für die die Winzer der sogenannten Leithaberg-Gruppierung die Vorreiter waren, denn sie haben sich für ihre Pre-mium-Weißweine unter anderem dieses Ziel gesteckt, wobei sinnvollerweise Holzexzesse bei der Erziehung der Weine ebenso vermieden werden wie andere Torheiten. Dass solche Weine am besten erst im zweiten Jahr nach der Lese auf den Markt gebracht und getrunken wer-den sollten, ist zwar wünschenswert, ob dies allerdings auch weniger prominente Weinbauern schaffen, ist nicht immer sicher. Wie gut dieser Weißweintyp bei sorgfältiger Vinifikation und etwas Ge-duld von allen Seiten zu reüssieren ver-mag, hat etwa Sommelier-Legende Adi Schmid schon mehrfach durch die blin-de Darreichung solcher Gewächse an zwar erfahrene, aber diesbezüglich im Dunklen tappende Gäste bewiesen.

Als weitere erfreuliche Tendenz ist eine gewisse Hinwendung zu jenen autoch-thonen weißen Rebsorten festzustellen, die bisher zu den „geschützten Minder-heiten“ gehörten, wie etwa der Muskat-Ottonel (O-Ton Alois Kracher), oder akut vom Aussterben bedroht waren, wie beispielsweise der Furmint. Mutige Vor-denker von Erwin Tinhof über Robert Wenzel und den Illmitzer Muskat-Fans haben dafür gesorgt, dass Neuburger, Furmint, Muskat-Ottonel und Co. eine Bleibe in ihren Kellern fanden. Mittler-weile haben diese Raritäten eine Güte erreicht, die ihr Verbleiben am Markt, ja möglicherweise sogar eine stärkere Verbreitung sichern sollten.

Burgundisch oder doch nur rassig? Schon bei unseren letzten VINARIA-Trophy-Verkostungen, die den österrei-chischen Premium-Rotweinen gewidmet

Stil oder Mode? Ein berühmter französischer Modeschöpfer hat einmal sinngemäß lakonisch er-klärt, dass Mode vergeht, Stil

aber besteht. Dem ist auch für die Strö-mungen und Tendenzen im Weingesche-hen kaum etwas hinzuzufügen, nur wer-den wir wohl erst in 20 Jahren wissen, welcher letzte Schrei von heute bloß eine dem Zeitgeist verpflichtete Modeerschei-nung war und welche gegenwärtig ein- geschlagene Stilrichtungen sich als so grundvernünftig und vielleicht sogar Identität stiftend herausstellen, dass sie eben noch in zwei Jahrzehnten als ent-scheidende Stilbildung einzustufen wer-den sein – lassen wir uns überraschen ...

Vom Ausbruch zur EssenzWer im Zuge von Auslandsreisen hin und wieder dort produzierte Süßweine probiert, wird sich zumeist kopfschüt-telnd besinnen, wie gut es uns diesbezüg-lich in Österreich geht. Die mit schöner Regelmäßigkeit wiederkehrenden Des-sertweine des Burgenlands haben näm-lich mittlerweile eine weltweit einzigar-tige Qualitätsdichte erlangt, und dies in unglaublicher Vielfalt, was die verant-wortlichen Rebsorten und die Ausbau-stufen von der Spätlese bis zur Trocken-

beerenauslese betrifft, und zwar zu ausgesprochen fair kalkulierten Preisen. Da hier kaum etwas zu verbessern ist, muss man wohl auch das Rad nicht neu erfinden und krampfhaft nach neuen Süßwein-Stilistiken suchen. Folgerichtig sind über das bewährte Bild hinaus zu-letzt nur wenige neue Strömungen auf-gefallen. So haben die Produzenten des Ruster Ausbruchs schon vor einigen Jah-ren damit begonnen, besonders hoch-gradige Ausbrüche, sagen wir ab 38 oder 40 Grad Klosterneuburger Mostwaage, nicht mehr wie zuweilen in der Vergan-genheit als Trockenbeerenauslesen zu be-zeichnen, sondern die stolze Appellation Ruster Ausbruch mit dem Zusatz „Es-senz“ zu versehen. Damit wird auf der einen Seite die bekannte Marke nicht verlassen und auf der anderen Seite klar-gemacht, dass es sich um einen beson-ders hochwertigen Süßwein mit extrem hohem Restzuckergehalt, also von 300 Gramm aufwärts, handelt. Da sich dieser Begriff nicht schützen lässt, haben ihn zuletzt auch Winzer anderer Weinbau-orte verwendet, wogegen im Prinzip nichts einzuwenden ist.

In jüngerer Zeit werden auch wieder relativ zart strukturierte Süßweine der Spät- und Auslesekategorie angeboten

und offensichtlich auch gerne gekauft. Vorreiter waren führende Produzenten wie Feiler-Artinger im Westen und die Krachers im Osten des Neusiedlersees. Sinnvollerweise wurden dafür Sorten ge-wählt, die solche Gradationen leicht erreichen und auch ihre Eigenart schön bewahren, wie etwa Muskat-Ottonel, Traminer oder auch Welschriesling, oder eben Cuvées, in denen dann die burgen-ländischen Hauptsorten à la Welschries-ling, Weißburgunder und Grauburgun-der ihre tragende Rolle beweisen. Damit wird auch eine gewisse burgenländische Identität durch die Wahl der einheimi-schen Rebsorten gewahrt, sodass gegen eine dosierte Wiederbelebung dieser Stil-richtung wohl keine Einwände bestehen.

Im Hochprädikatsbereich gibt es ne-ben Botrytisweinen auch einige Eisweine, jedoch wird das Zeitfenster für die Ernte der gefrorenen Trauben immer kürzer, außerdem werden gerade im Burgenland die Trauben meist schon vorher etwas von Edelfäule befallen. Quasi als Alterna-tive zu den Eisweinen gibt es auch die sogenannten Schilf- oder Strohweine, für die ebenfalls möglichst Botrytis-freie Trauben geerntet und dann in einem luftigen Raum aufgehängt werden; vom Untergrund dieser Gebäude stammt also

Stil iStiken Stil iStiken

Pannoniens Strömungen & StilrichtungenDank seiner vielfältigen Terroirs und Sortenvielfalt hat das Burgenland zahlreiche unterschiedliche Weintypen vorzuweisen. Pannoniens Winzer garantieren mit ihren eigenständigen Sorteninterpretationen und Stilistiken für ebenso spannende wie individuelle Weinerlebnisse.

Foto: Joachim Lukan

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waren, und zwar aus so unterschied-lichen Jahrgängen wie beispielsweise 2004, 2005 und 2006, konnten wir mit einiger Befriedigung feststellen, dass die Ära der übermächtig konzentrierten, ja aufgrund ihres Alkoholgehalts und der niedrigen Säure mehr oder weniger plump, fett oder marmeladig erschei-nenden „Rotweinmonster“, von denen manche noch mit einem übermäßig unsensibel starken Fassbrand versehen waren, der ihnen eine alles übertönende Röst- und Kaffeenote verlieh, vorbei sein dürfte. Vielerorts wird nun einem Rot-weintyp das Wort geredet, der in den burgenländischen Weingefilden in den meisten Jahren „natürlich“ erreichbar sein dürfte, wenn etwa schon im Wein-garten Vollreife nicht mit Überreife verwechselt und dann im Ausbau auf die Konzentrationsverfahren weitgehend verzichtet wird sowie neues Fassholz und entsprechendes Toasting nur sensibel verwendet werden.

Solche Rotweintypen, für die wir im Übrigen schon jahrelang plädiert haben, können auch durchaus mit 13 oder 13,5 Prozent Alkohol auskommen und Reb-sorten-bedingt auch durchaus eine etwas höhere, rassig anmutende Säure behal-ten. So weit, so gut, würden nun einige Winzer nicht ins andere Extrem verfallen und eher schlanke, beinahe knochige Weine mit spitzer Säure hervorbringen, die, wenn man von der stets eingesetzten malolaktischen Fermentation absieht, ein bisschen so erscheinen, als wären die letzten 25 Jahre der Rotwein-Erfah-rungen mit einem Mal wieder wegge-wischt.

Eleganz und HerkunftscharakterDennoch überwiegen grundsätzlich al-lerdings die Positiva dieser Entwicklung im Sinne einer zweckmäßigen Umset-zung des Terroir-Gedankens, und Tritt-brettfahrer wird es schließlich immer geben. Große Klasse sind zweifellos jene Rotweine, die genügend Statur und vor allem Struktur und elegante Fruchtaro-men mitbringen, um das ihnen gegebene Terroir perfekt auszudrücken, und dabei kann eben auf übermäßige Konzentrati-on, starkes Toasting und Säureentzug getrost verzichtet werden. Vorreiter die-ser Bewegung war in Gols beispielsweise John Nittnaus, der auch als einer der

Ersten ganz auf heimische Rebsorten setzte, als dies noch gar nicht so üblich war. Mit Gerhard Pittnauer, Claus Prei-singer und Werner Achs seien exempla-risch einige junge Mitstreiter für diese Stilrichtung genannt, die immer wieder mit exzellenten roten Gewächsen aufge-fallen sind. Aber auch anerkannte Groß-meister wie Gernot Heinrich oder Paul Achs haben ihren Stil behutsam in die eben genannte Richtung geändert.

Am Westufer des Neusiedlersees gehö-ren so gut wie alle Mitglieder der Leitha-berg-Gruppe zu den Verfechtern der neuen Rotweinwelle. Silvia und Engel-bert Prieler, Birgit Braunstein und Toni Hartl beweisen beispielsweise Jahr für Jahr, dass sich Substanz und messer-scharfe Struktur nicht ausschließen. In Rust wären Claudia und Erich Giefing, in Mörbisch etwa Bernhard Fiedler die-ser Bewegung zuzurechnen, wobei die Grenzen freilich fließend sind, denn so anerkannte Altmeister wie Anton Koll-wentz, Ernst Triebaumer oder einst Franz Schuster haben eigentlich immer natür-lich anmutende Rotweine und keine reinen Blockbuster hervorgebracht. Auch der Hochberg von Albert Gesellmann und der Biiri-Blaufränkische des Wein-gutes Igler beweisen Jahr für Jahr, dass Dichte und Schmelz eine wunderbare Verbindung mit Herkunftstypizität und Rasse eingehen können.

Etwas schleppend erscheint die Ent-wicklung diesbezüglich im Mittelbur-genland, wo man beispielsweise Franz Weninger oder Daniel Pöltl als Vorreiter ansehen könnte, aber auch Anton Iby jun. hat einen sehr deutlich schmeckba-ren Paradigmen-Wechsel vorgenommen. Aus den hervorragenden Rieden von Neckenmarkt und Lutzmannsburg kel-tert Roland Velich seinen Moric, der etwa 2002 und zuletzt 2006 einsame

Höhen erklomm, wodurch ihm auch große internationale Aufmerksamkeit zuteil wurde. Im Südburgenland werden Weine, die den seltenen schieferigen, von Erzadern durchzogenen Boden wi-derspiegeln, stets mit Uwe Schiefer ver-bunden werden, der trotz der erwiesenen Kompromisslosigkeit im Ausbau Jahr für Jahr Spitzenränge mit so individu-ellen Rotweinen wie Reihburg und Sza-pary belegt. Auch der wiedererstarkte „Perwolff“ von Reinhold Krutzler ist diesbezüglich ein gutes Beispiel, und an-dere Betriebe wie Alfred und Helga Weber oder die Familie Wachter-Wiesler sind auf einem guten Weg.

Rotweinsorten: Back to the rootsBereits kurz gestreift wurde die Hinwen-dung zu den österreichischen Rebsorten, von der in erster Linie natur- gemäß unsere Haus-und-Hof-Sorte Blaufränkisch profitiert. Aber auch die zu Recht als schwierig geltenden Reb-sorten St. Laurent und Pinot Noir sind stark im Aufwind und werden nunmehr von nahezu allen Rotweinspezialisten, wenn auch manchmal in kleinem Aus-maß, kultiviert. Diese Entwicklung erscheint kaum umkehrbar, wobei dem St. Laurent besonders starke Steige-rungen vorherzusagen sind. Für den

Blauburgunder wird die richtige Stand-ortwahl – also möglichst luftig und we-nig Botrytis-gefährdet – entscheidend sein; dass für seine Typizität allzu breite, dunkelbeerige Varianten von vornherein fehl am Platz sind, muss an dieser Stelle nicht eigens betont werden.

Klassiker BlaufränkischDamit zum heißen Eisen Blaufränkisch. Neuerdings wird davon gesprochen, in jenen Blaufränkischen, die nach den zu-vor erwähnten Parametern ausgebaut werden, eine burgundische Ausformung, ja gewissermaßen einen burgenlän-dischen Pinot Noir zu sehen. Wenn auch manche Blaufränker mit zunehmender Flaschenreife ein bisschen in die Aro-menwelt des Pinot einzutauchen schei-nen, ist diese Einschätzung doch als grob irreführend, ja nahezu als Etiketten-schwindel zu benennen. Betrachten wir einmal drei anerkannte Siegertypen aus der Blaufränkisch-Szene, sagen wir den Mariental von Ernst Triebaumer, den Point von Andi Kollwentz und den Dür-rau von Franz Weninger, und wir werden feststellen, dass alle drei Weine in ihrer dunkelbeerigen, wenn auch völlig unter-schiedlichen Aromatik Lichtjahre vom Erscheinungsbild eines Pinot Noir ent-fernt sind, und sei es der fetteste Cham-

bertin oder Vosne-Romanée aus einem großen Jahrgang, der je ins Glas gegossen wurde.

Klar gibt es einen eher rotbeerig an- gehauchten Blaufränkisch-Typus, dem wir spontan den G von Gesellmann, den Biiri vom Weingut Igler oder die Blau-fränkischen von Uwe Schiefer und Ro-land Velich zurechnen würden – aber wo bleibt die Affinität zum Pinot Noir, wo bleiben die jugendlichen Anklänge von Himbeerlikör und Mandeln, wo die Pilznote und das Unterholz der zuneh-menden Reife? Die meisten der vor-genannten Weingüter haben vor einiger Zeit Pinot Noir ausgepflanzt, um sich auf diesem Gebiet ebenfalls zu beweisen – warum dies, wenn sie den burgenlän-dischen Pinot ohnedies im Portefeuille hätten? Wenn man aus internationaler Sicht Rebsorten mit dem Pinot verglei-chen möchte, bieten sich wohl am ehes-ten zwei Varietäten an, nämlich die Baga-Rebe aus dem mittleren Portugal und der nordgriechische Xinomavro, die wirklich starke Gemeinsamkeiten im Geruchs- wie Geschmacksbild aufwei-sen. Auch ein Barolo oder Barbaresco der alten Schule kann aufgrund seiner Fruchtnuancen und Säurestruktur rela-tiv leicht mit einem schönen Pinot Noir verwechselt werden.

Für den Blaufränkischen trifft all dies jedoch nicht zu, und dennoch ist er, wie nun auch international bestätigt wird, eine sehr wertvolle Rebsorte, wenn man ihm seinen Charakter lässt. Im Weingarten erscheint es durchaus wich-tig, durch entsprechende Grünarbeit, im Allgemeinen also kein allzu groß- zügiges Freistellen der Traubenzone, auf übermäßige Besonnung zu verzichten, um keine verbrannten oder rosinigen Trauben und später dann nahezu Über-reife atmende, allzu massive Rotwein-monumente zu erhalten, die zumeist auch nicht das nötige Säuregerüst auf-weisen können. Apropos Säure: Eine durchaus merkliche, ja rassig erschei-nende Säure ist dem Blaufränkischen immanent. Nimmt man ihm aber diese und stellt ihn etwa auf einen Säurewert des Cabernet ein, so beraubt man ihn einer seiner Stärken, wobei einer nicht ausgereiften, grünen oder spitzen Säure keineswegs das Wort geredet werden soll, wie sie früher für österreichische Rotweine durchaus üblich war. Aber sehen wir die Diskussion rundweg posi-tiv: dem Blaufränkischen in all seinem Variantenreichtum wird damit, ob in heller oder dunkler Färbung, das Tor zur großen Weinwelt wieder ein Stück geöffnet. i

Stil iStiken Stil iStiken

n Sonnenuntergang am Neusiedlersee, er schafft ein einzigartiges Mikroklima für

Weiß-, Rot- und Süßweine von Weltklasse.

n Sie setzten im Burgenland stilistische Maßstäbe: 1 Roland Velich (Weingut Moric),

2 Uwe Schiefer, 3 Wolfgang Reisner (Weingut Igler), 4 Hans Tschida, 5 Hans Nittnaus

und 6 Kurt Feiler (Weingut Feiler-Artinger).

Fotos: 1 Andreas Durst, 2 Archiv, 3 Weingut Igler, 4 Angerhof Tschida, 5 Weingut Nittnaus, 6 Weingut Feiler-ArtingerFoto: Lukan

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Beginnen wir mit den traditi-onsreichen Herkünften, denn das Lagenbewusstsein war im Burgenland wie in jeder Wein-

baugegend mit Vergangenheit sicher immer vorhanden, wird jedoch erst seit ein paar Jahren nach außen kommuni-ziert. Unabhängig von weinrechtlichen Tatsachen haben frühere Generationen seinerzeit eher nach Herkünften als nach Rebsorten unterschieden. Mit gewissen Herkünften wurde schon eine bestimm-

te Wertschätzung verbunden – aufgrund des Renommees derselben und der üblicherweise zu erwartenden hohen Qualität. Unter diesen Traditionsur-sprüngen hat die alte Freistadt Rust seit jeher ganz klar die Nummer 1 unter den burgenländischen Herkünften einge-nommen, nicht zuletzt wegen des Rus-ter Ausbruchs. Von den anderen Ort-schaften am Westufer des Sees folgten punkto Prestige höchstwahrscheinlich Mörbisch, Oggau und Purbach. Rund

um Eisenstadt waren die Appellationen St. Georgen und Großhöflein sowie Kleinhöflein fallweise angegeben, am Ostufer des Neusiedlersees am ehesten Gols, das im Übrigen damals für trocke-ne und halbtrockene Weißweine stand.

Spätes ErwachenWenn man den eigentlichen Seewinkel mit seiner flachen Pusztalandschaft betrachtet – bei Illmitz liegt ja auch der tiefste Punkt Österreichs –, fällt es schwer, an besondere Lagenunterschiede zu glauben, und doch haben gewiefte Produzenten wie Luis Kracher ganz genau zwischen den einzelnen Rieden und deren Eignung für einzelne Reb- sorten und in diesem Fall Prädikatsweine unterschieden. Bis heute werden die Lagen jedoch relativ selten angegeben, wobei der Tiglat-Chardonnay der Fami-lie Velich als diesbezügliche Ausnahme wohl schon zur Marke geworden ist. Der Ausnahme-Zweigelt von Josef Uma-thum wird wohl untrennbar mit dem Begriff Hallebühl verbunden bleiben, dessen Name sich vom „Hollerbühel“, also vom Hügel des Holunders, ableitet, wobei der mit rotem Kies durchzogene Sandboden offenbar ideale Bedingungen bietet.

Am südlichen Ende des Wagrams der Parndorfer Platte findet sich eine ganze Reihe klangvoller Riednamen, die von

den dortigen Topwinzern zumeist zur Erzeugung ihrer Premium-Rotweine ge-nutzt werden. Östlich von Gols liegt beispielsweise der nach Südwesten ge-neigte Ungerberg, der vorwiegend Lehm-böden aufweist, eine weitere ausgezeich-nete Riede ist der in der Hangmitte situierte Altenberg mit einer heterogenen Bodenstruktur, die aus Sand, Lehm und Kies im oberen Abschnitt sowie größe-ren Schwarzerde-Anteilen im unteren Bereich besteht. Die Lagen Gabarinza und Salzberg wurden vor allem durch Gernot Heinrichs gleichnamige Top- cuvées bekannt und weisen eine mittel-schwere bis lehmige Bodenstruktur mit gewissem Kiesanteil und durchgehend hohem Kalkgehalt auf. Fallweise findet man auch die anschließenden Lagen Spiegel und Kurzberg, der an sich schon zu Mönchhof zählt, auf den Etiketten renommierter Rotweinspezialisten.

Einige Weinfreunde werden wohl die beeindruckende Terrassenanlage am Joi-ser Jungenberg kennen, die 2001 von Josef Umathum wieder mühsam rekulti-viert wurde. Der nach Südosten orien-tierte Hang liegt schon deutlich über dem Neusiedlersee und damit auch ober-halb der Nebelgrenze. Während die Ter-rassen einen Untergrund von Schiefer vermengt mit Quarz besitzen, den Josef Umathum für seinen Blaufränkischen namens Joiser Kirschgarten nützt, befin-

den sich unterhalb der Terrassen kalk-hältiger Lehm und Muschelkalk, die sinnvollerweise einem beeindruckenden Pinot Noir die Heimstatt bieten. Punkto Tradition steht dieser Weinberg, der be-reits im Jahr 1214 erstmals urkundlich erwähnt wurde, übrigens den be-kannteren Herkünften Rust und Neu-siedl am See um nichts nach. Überhaupt stehen die Joiser Lagen, seit Spitzenwein-güter wie Umathum, Schloss Halbturn, Juris-Stiegelmar, Nittnaus und Scheibl-hofer deren Potenzial erkannt haben, plötzlich im Zentrum des Interesses aus-pflanzungswilliger Winzer. Durch seine Neigung nach Süden ist der nahe Joiser Hackelsberg von der Bundesstraße nur zu erahnen; seine Quarzböden besitzen eine gute Wasserspeicherung – alles in allem steht er ebenso wie der Jungenberg und die anderen Joiser Lagen für beson-ders feinwürzige und mineralische Weine, denen stets ein gewisses Tempe-rament zu eigen ist.

Die beste Mitgift … ... lässt die Braut, zumindest in den Au-gen der Schwiegereltern, gleich noch attraktiver erscheinen; in diesem Sinne waren in Rust Bräute hochbegehrt, die Anteile an den Lagen Turner und Grei-ner mitbrachten, die sich unterhalb des Ortes Richtung Mörbisch befinden und aufgrund der Nähe zum See und der leichten Verwitterungsböden besonders gut für die Erzeugung der wertvollen Ausbruchweine eignen. Für Ruster Ver-hältnisse bergig ist der zerklüftete Vogel-sang, der aus Lehm und Löss besteht und durch die Nähe zum Wald relativ starke Temperaturunterschiede zwischen Tag

und Nacht aufweist. Die Lagenbezeich-nung Hundertpfunder, die von einem früher üblichen Flächenmaß herrührt, nützt beispielsweise das aufstrebende Weingut Esterházy für seinen Pinot.

Immer wieder auf den Etiketten zu finden sind auch die Lagennamen Um-riss und Bandkräften, Letzterer in sehr unterschiedlichen Schreibweisen, die von einem kalkhältigen Lössboden geprägt sind, der hier erstklassige Rotweine, etwa aus der Leitsorte Blaufränkisch, gedeihen lässt. Dies gilt ebenso für den Oberen Wald und das legendäre Mariental, das sich mittlerweile Ernst Triebaumer, das Haus Marienberg und das Weingut Prie-ler teilen. Die abgesehen von einer ge-wissen Höhenlage eher unspektakuläre Riede profitiert offensichtlich vom ho-hen Kalkgehalt und der eher dünnen Humusdecke, die naturgemäß viel Ar-beitsaufwand mit sich bringt. In den Topjahren gedeihen dort enorm körper-reiche und dichte Weine mit sattem Fruchtkern und ganz erstaunlichem Rei-fepotenzial, die zum Besten gehören, was Österreichs Rotweinszene zu bieten hat.

Im westlich angrenzenden Nachbarort Mörbisch gilt der oberste Bereich mit Lagen wie Altenberg und Goldberg – derartige Begriffe finden sich sehr oft auf den Riedkarten – wegen der guten Durchlüftung und der Abkühlung durch die Waldnähe als begehrtester Abschnitt. Das östlich angrenzende Oggau hat auch Anteile am Marienthal, das hier zum Unterschied von Rust so geschrieben wird und an das die ähnlich kalkreiche Lage Pratschen anschließt.

In Schützen ist der luftige, sogar von Felsblöcken durchsetzte Goldberg, an

Die Erzeugung eigenständiger Charakterweine von ausgezeichneter Qualität erfordert das Vorhandensein erstklassiger Herkünfte und Rieden mit idealem Mikroklima, Boden und Lage für den Anbau von Reben. Das Burgenland verfügt über eine besonders reiche und vielfältige Auswahl an solchen Toplagen.

Herkünfte & Lagen Herkünfte & Lagen

n Prächtige Herbststimmung am Südhang des Eisenbergs,

einem „Hotspot“ für charakterstarke Blaufränkische.

n Architekten des burgenländischen Terroirgedanken: 1 Albert Gesellmann, 2 Andi Kollwentz, 3 Reinhold Krutzler und 4 Erich Scheiblhofer.

Foto: Herbert Eberhart

Foto: Weingut Ernst Triebaumer

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n Familie Triebaumer auf Streifzug durch ihre Paradelage Mariental, dessen gleichnamiger

Blaufränkische gehört zu den ersten international anerkannten großen Rotweinen Österreichs.

Historische Herkünfte, berühmte Lagen

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standen, nur mehr die drei Großlagen Hochäcker, Dürrau und Gfanger zu ge-brauchen, was einerseits der Klarheit dient, andererseits aber auch als Entwer-tung ihrer eigentlichen Kernstücke gese-hen werden kann. Die mit Abstand be-kannteste Lage ist wohl der Hochäcker, dessen Bodenstruktur durchaus hetero-gen ist und von tonreichen, schweren Abschnitten im Steilstück bis zu leich-teren Böden im ebeneren Abschnitt reicht. Als Sublage ist das mit etwas leichteren Böden ausgestattete Kirchholz zu erwähnen, das vielleicht nicht ganz so massive und gerbstoffreiche Rotweine ermöglicht wie der diesbezüglich kaum zu übertreffende Hochäcker. Der neue Star unter den Horitschoner Lagen ist zweifellos die Dürrau, die durchwegs schweren Untergrund aus kiesigem Tonmergel besitzt und ungemein pfeff-rig-würzige, dichte wie stabile Blau- fränker garantiert, die sich auch inter-national schon einen Namen gemacht haben. Der Gfanger oder Gfangeracker ist zwar eine Südlage, bringt aber gegen-über den beiden vorgenannten Rieden eher fragilere, schlanker erscheinende Weine hervor.

Zum Abschluss sei ein kleiner Ausflug in die Enklaven gestattet: Eine solche ist das Lutzmannsburger Weingebirge, das als einheitliches Hochplateau mit etwa 150 Hektar Rebfläche schon eine fixe, ansehnliche Größe darstellt. Auf

schweren, lehmigen Böden gedeihen hier alle üblichen Rotweinreben, allen voran der Blaufränkische, die in ihrer burschi-kosen, mineralisch-würzigen Art schon ein bisschen an die südburgenländischen Gewächse erinnern. Die offenkundig vorhandenen Ressourcen werden derzeit nur von einer Handvoll Winzern wirk-lich genützt, vor allem Rudolf Weber, die Familie Prickler und Velich & Part-ner. Eine echte Rotweininsel ist hingegen der in Kleinmutschen gelegene Hexen-berg: der reine Südhang wurde von den Brüdern Pfneisl rekultiviert, wobei ein relativ großer Abschnitt allein dem New-comer Shiraz gewidmet wurde.

Die eisernen Weine der IdylleDas lange Zeit etwas vor sich hindäm-mernde Gebiet rund um den Eisenberg hatte schon in der Ära des legendären Landesrates Wiesler, der mit Hermann Krutzler und Felix Körper kompetente Mitstreiter hatte, einen guten Klang bei den Rotweinfreunden. Glücklicher-weise haben alle drei Weingüter adä-quate Nachfolger gefunden, die den einstigen Ruf nicht nur hochhalten, sondern weiter gefestigt haben. Auch die Weingüter Alfred und Helga Weber, Wallner, Kopfensteiner und Vinum Ferreum sowie vor allem der innovative Einsteiger und Querdenker Uwe Schie-fer haben in den letzten Jahren durch ausgezeichnete Rotweinqualitäten auf-

horchen lassen, sodass wir in naher Zukunft noch einiges aus der Rotwein-idylle zu erwarten haben – wirklich schade, dass am Eisenberg noch einige Herzstücke als unschöne Brachen un- genutzt sind, aber vielleicht finden sich engagierte Einsteiger, die sich ihrer annehmen.

Die pittoresken Kessellagen des Eisen-berges öffnen sich nach Osten und Süden hin zur Pannonischen Tiefebene und sind gegen Westen und Norden geschützt. Der Untergrund von Ton-schiefer wird hier von oxidierten Eisen-erzadern durchzogen, die einstens tat-sächlich kommerziell abgebaut wurden. Insofern ist es nicht vermessen, ja ge- radezu naheliegend, den mineralischen Eisenton – durchaus vergleichbar mit dem Crasse de Fer des Graves – in den Rotweinen wiederzufinden – Vorreiter ist hier wieder einmal der Blaufrän-kische, der diesen Bodenton besonders ungeschminkt wiedergibt. Als Toplage ist etwa die Riede Szapari anzusehen, die schon am oberen Rand des Eisen-berges beginnt und so karg von Humus bedeckt ist, dass der Schiefer teilweise an die Oberfläche tritt. Auch hier sind die oxidierten Erzadern zu finden, die dem Eisenberg seinerzeit seinen Namen verliehen haben; schließlich sorgt die Exposition nach Südwesten für sehr zufriedenstellende Reifegrade.

Ganz ähnlich sind die Verhältnisse für die Riede Saybritz, die allerdings etwas weniger Sonneneinstrahlung bie-tet. Schon in die Ebene geht die tief-gründige Lage Reihburg über, die von einer kräftigen Lehmschicht überzogen ist und für ungemein dichte und druck-volle Weine steht. Schließlich ist die Lage Hummergraben direkt an der un-garischen Grenze mit Blick gegen Osten hin gelegen, die eine ähnliche Boden-struktur wie die Reihburg aufweist. Das Weingebirge von Deutsch-Schützen wird unter dem Riednamen Weinberg zusammengefasst, wo tiefgründige Lehm- böden vorherrschen und der Eisenton vielleicht etwas weniger stark zutage tritt als am Eisenberg, wenn auch die mineralische Würze jedenfalls in aus- reichender Intensität vorhanden ist und die Weine vielleicht sogar noch etwas massiver und opulenter ausfallen als am Eisenberg. i

dem Muschelkalk in Glimmerschiefer übergeht, eine auf den ersten Blick do-minante Lage. Rund um Purbach sind die Kessellagen nach Osten, wie Haide und Edelgraben, jene Teilstücke, die hohe Reife gewährleisten. Oben an der Grenze zum Leithagebirge befindet sich wieder ein Schieferboden aufweisender Goldberg. Im Gegensatz dazu hat der Breitenbrunner Kirchberg wieder einen hohen Anteil an Muschelkalk vorzuwei-sen und damit eine völlig andere Prä-gung. Überhaupt ist der Vergleich von ähnlich ausgebauten Rotweinen, vor-zugsweise aus Blaufränkisch, die auf Schiefer oder Muschelkalk gewachsen sind, immer ein spannendes Duell.

Damit aber zu den Leithagebirgslagen, die die Landeshauptstadt Eisenstadt na-hezu umkränzen. Im Ortsteil St. Geor-gen steht die Riede Schneiderteil für eine humusreiche, nach Südosten geneigte Lage, auf der das Schlossweingut Ester-házy seinen reinsortigen Merlot kulti-viert. Auf der anderen Seite von Eisen-stadt ist der Fölligberg eine markante Riede, die zum Teil über recht schwere Schwarzerdeböden verfügt. Eine schöne Hanglage ist auch der Tatschler in Groß-höflein, der wiederum Schieferunter-grund aufweist und sich schon auf eine ansehnliche Seehöhe erstreckt; hier ge-deihen die Burgundersorten ebenso gut wie auf der Kollwentz’schen Monopol-lage Gloria, die mit einer Seehöhe von

über 300 Metern die höchstgelegene Lage im Nordburgenland darstellt und einen sehr kalkreichen Lehmboden auf-weist. Weiter unten in Großhöflein sind die tiefgründigen „Rotweinlagen“ Setz und Reisbühel offenbar für die Leitsorte Blaufränkisch bestens geeignet. Noch kalkreicher ist der Standort der im Wes-ten angrenzenden Riede Point, die vor allem für temperamentvolle, spannungs-geladene Blaufränkische steht.

Schwere Kaliber im Blaufränkischland Von den burgenländischen Rotwein-zentren hat das Mittelburgenland die schwersten und tiefgründigsten Lehm-böden, teilweise mit sehr hohem Ton- gehalt, zur Verfügung, deren Wasserspei-chervermögen speziell in trockenen Jahren, wie sie in den letzten Jahrzehnten ja überwogen, Vorteile bietet; die weni-ger günstige Kehrseite kommt freilich in sehr feuchten Jahren zum Vorschein. Generell ist festzustellen, dass gerade die schweren Böden von Horitschon und Umgebung auch bei geringeren bis mitt-leren Gradationen – wie sie für die Weine der Kategorie Mittelburgenland DAC Classic die Regel sind – charaktervolle und würzige Weine gestatten. Diese bringt mit schöner Regelmäßigkeit aber auch der Höhenzug des Neckenmarkter Hochberges hervor, der als südlicher Ab-hang des Ödenburger Gebirges wohl die

spektakulärste und damit auch am öftes-ten fotografierte Lage des Blaufränkisch-landes darstellt. Dass seine Böden kei-neswegs schwer sind, ja im oberen Abschnitt sogar Schiefer-Verwitterungs-gestein nahe an die Oberfläche treten lassen, zeigt wieder einmal, wie unzuläs-sig Verallgemeinerungen wären. Die zum Teil ausgezeichnete Neigung sowie gute Durchlüftung hält einerseits die Botrytis fern und bürgt andererseits für schön ausgereifte Rotweine, die mit intensiver, salzig anmutender Mineralität punkten und auch lange reifen können.

Das einstige Weißweinzentrum Deutschkreutz hat sich der Nachfrage gehorchend auch am Rotwein orientiert, der hier im Alten Weingebirge, einer Hügelkette im Südosten des Ortes, he-ranwächst, die schon vom Einfluss des nur rund zehn Kilometer entfernten Neusiedlersees profitiert. Einen sehr kalkreichen Lehm- und Schwarzerde- boden besitzt beispielsweise der dortige Goldberg, noch klarer nach Süden ge-richtet ist der teilweise von schwerem Lehm bedeckte Hochberg, dessen extrem hoher Kalkanteil für ungemein vitale und standfeste Rotweine sorgt. Von eini-gen Winzern werden auch andere gute Sublagen wie Siglos, Fabian, Kart und Steinriegl etikettiert, die im Grunde ähn-liche Verhältnisse aufweisen.

In Horitschon hat man sich in etwas fragwürdiger Bescheidenheit darauf ver-

n Die historische Lage Joiser Jungenberg: Auf den oberen Terrassen wächst Top-Blaufränkisch, in der Ebene davor gedeiht der Pinot Noir prächtig (l.).

n Drei Winzer teilen sich die berühmten Lage Mariental: Mad-Haus Marienberg, Familie Prieler und natürlich Ernst Triebaumer. Der Weingarten bietet auch einen formidablen Blick auf den Neusiedlersee (r.).

Herkünfte & Lagen Herkünfte & Lagen

Foto: Weingut MadFoto: Umathum

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Ansprechende Architektur kann den Weingenuss erheblich

steigern. Burgenlands Winzer sind im Bereich Wein und Archi-

tektur federführend und feiern nicht nur mit dem edlen Reben-

saft, sondern auch mit der Raumgestaltung rund um den

Wein beachtliche Erfolge.

Architektur&Wein

Architektur & Wein Architektur & Wein

Foto: Neusiedler See Tourismus/Weinkulturhaus Gols

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EstErhÁzy

Weingut Esterházy, Eisenstadt Baujahr: 2006Architekt: DI Anton Mayerhofer,Pichler & traupmannwww.esterhazywein.at

Modernste Kellertechnik in Verbindung mit zeitgenössischer Architektur war die Vorgabe der Bauherren. Herausgekommen ist ein Gebäude mit differenzierten Raumzusammenhängen und vielfäl-tigen Bezügen zu Umland und Wein.

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Architektur & Wein Architektur & Wein

Fotos: 1 Weingut Esterházy, 2 Weingut Pittnauer, 3 Weingut Prieler/Steve Haider, 4 Weingut Reumann, 5 Weingut Gesellmann, 6 Pez Hejduk

PIttnAuEr

Gerhard und Brigitte Pittnauer, GolsBaujahr: 2001Architekt: halbritter+halbritter,AllesWirdGut Architekturwww.pittnauer.com

Der streng funktionale, kubische Baukörper beher-bergt die gesamte Produktionsstätte. Bauphysika-lisch ist alles dem Wein untergeordnet, aber auch der prächtige Blick durch die Panoramaglasscheibe beflügelt den önologischen Weitblick.

2 rEuMAnn

Josef und Maria reumann, DeutschkreutzBaujahr: 1999Architekt: DI Anton Mayerhoferwww.weingut-reumann.at

In seiner geradlinigen, auf das Wesentliche reduzierten Gestalt nimmt das Gebäude quasi den Weinstil des Hauses Reumann vorweg. Neben Keller und Lagerräumen ist auch noch Platz genug für einen sehr geschmackvollen Verkostungsraum.

4 GEsEllMAnn

Weingut Familie Gesellmann, DeutschkreutzBaujahr: 1999Architekt: DI Anton Mayerhoferwww.gesellmann.at

Der verglaste Präsentationsraum „schwebt“ über dem historischen Gewölbekeller und ist mit dem dachgeschoßigen Fasslagerraum ver-bunden. Firstverglasung und raumhohe Glas-wände öffnen Blickbeziehungen in Funktions- und Außenbereiche.

5 WEnInGEr

Weingut Weninger, horitschonBaujahr: 1999Architekt: raimund Dickinger, Kriso leinfellner (propeller z)www.weninger.com

Der Typologie burgenländischer Langhöfe folgend, wurden die einzelnen Funktionselemente aneinan-der gereiht. Sichtbetonelemente in Verbindung mit Holzrahmen und großzügigen Glasflächen werden mit traditioneller Lamellenbeschattung kombiniert.

6PrIElEr

Weingut Familie PrielerBaujahr: 2000Architekt: hans schandlwww.prieler.at

Der moderne Zubau besticht durch die klare Formensprache und die elegante Material-kombination aus Ziegeln, Holz und Glas. Die großzügige Gartengestaltung und die stilvolle Holzterrasse unterstreichen die Eleganz des Ensembles.

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Architektur & Wein Architektur & Wein

hAns IGlEr

hans Igler – schaflerhof, DeutschkreutzBaujahr: 2009Architekt: DI Anton Mayerhoferwww.weingut-igler.at

Der in den Jahren 1793 bis 1804 erbaute Schaf-lerhof wurde mit viel Gefühl und Sachverstand renoviert und adaptiert. Eyecatcher ist die an einen umgekehrten Schiffsrumpf gemahnende Fach-werkkonstruktion, die in stimmiger Verbindung zu den zeitgenössischen Bauelementen steht.

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hIllInGEr

leo hillinger Gmbh, JoisBaujahr: 2004Architekt: gerner°gerner pluswww.leo-hillinger.com

Der weitgehend „unter Tag“ gesetzte Baukörper besticht dank natürlicher Belichtung durch eine fast feierliche Raumatmosphäre. Spektakulär wirkt der aus dem Hügel auskragende, auf Schleuderbeton-stützen gesetzte Präsentationsraum mit Sichtbezie-hungen vom Neusiedlersee bis zum Leithagebirge.

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VInuM FErrEuM

Weingut Vinum Ferreum, EisenbergBaujahr: 2007Architekt: Johann Kalcherwww.vinum-ferreum.at

Der großzügig verglaste Hauptbau beherbergt einen ansprechenden Bereich für Weinshop und Repräsentation, darüber liegt der Seminarraum. In jeder Ebene bleibt der transparente Blick in die umliegenden Weinberge und eine Fernsicht bis in die pannonische Tiefebene stets präsent.

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schützEnhoF

Weingut schützenhof – Familie FaulhammerBaujahr: 2004Architekt: Pichler & traupmannwww.schuetzenhof.cc

Der großzügige und doch homogene Baukörper beherbergt die gesamte Produktion und den transparenten Verkostungsraum. Die kontinuierliche Faltung der Gebäudehülle orientiert sich an der natürlichen Hangneigung, somit integriert sich das Weingut perfekt in die Landschaft.

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J. hEInrIch

Weingut Familie J. heinrich, DeutschkreutzBaujahr: 2004Architekt: DI Anton Mayerhofer, DI Kurt heinrichwww.weingut-heinrich.at

Das halbrunde, funktionale Presshaus hat mit Château Cheval Blanc ein prominentes Vorbild. Die neue Weinlounge entstand 2008, sie fügt sich harmonisch ins Hof-Ensemble ein und wurde von der Familie selbst geplant.

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9

Fotos: 7 Weingut Igler, 8 Leo Hillinger GmbH, 9 Vinum Ferreum, 10 Paul Ott, 11 Weingut Heinrich

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Architektur & Wein Architektur & Wein

KollWEntz

Weingut Kollwentz – römerhof, GroßhöfleinBaujahr: 2003Architekt: DI Anton Mayerhoferwww.kollwentz.at

Der Zubau zum bestehenden Streckhof nimmt die alten Baufluchten und Dachneigungen auf und ver-bindet alte und neue Kellerräume durch eindrucks-volle Querachsen. Im Inneren sorgt das Atrium in Verbindung mit der verglasten und Lamellen-be-schatteten Giebelfront für angenehme Transparenz.

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BAyEr

heribert Bayer – Kellerei In signo leonis, neckenmarktBaujahr: 2007Architekt: DI Anton Mayerhoferwww.weinfreund.at

Der von außen zurückhaltend wirkende, quader- förmige Bau mit dem markanten Dach ordnet dem Thema Wein alles andere unter. Hier zählen die inneren Werte, zum Beispiel in Form großzügiger, raumhoher Glaswände.

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schloss hAlBturn

schlosskellerei halbturn Baujahr: 1711/2006Architekt: Johann lucas von hildebrand,halbritter & halbritterwww.schlosshalbturn.at

Im Kellerbereich und in den ehemaligen Hofstal-lungen, die von Halbritter & Halbritter adaptiert wurden, beherbergt das schmucke, barocke Jagdschloss von Kaiser Karl VI. heute das burgen-ländische Topweingut.

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MEInKlAnG

Weingut Meinklang, PamhagenBaujahr: 2003Architekt: reinhilde tschida & Werner neigerwww.meinklang.at

Dynamisiert ist nicht nur der biologische Weinbau im Hause Meinklang, auch die elegante, auf natürliche Materialien zurückgreifende Architektur wirkt äußerst dynamisch, aber auf sehr elegante und mit viel Gefühl propor- tionierte Weise.

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GAGEr

Weingut Gager, DeutschkreutzBaujahr: 2006Architekt: DI heinz Grebien, DI Gerald Gundackerwww.weingut-gager.at

Der stilvoll im Ortskern integrierte Baukörper vereint unter der charakteristischen Blechdachwelle eine Fülle unterschiedlicher Funktionsbereiche. Kellerei, Verkostungsräumlichkeiten und Gastronomie finden hier einen ansprechenden Rahmen.

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14

17Fotos: 12 Kulturverein Schloss Halbturn, 13 Weingut Meinklang, 14 Weingut Gager, 15 Weingut Kollwentz, 16 Kellerei In Signo Leonis, 17 Steve Haider

Weinlaubenhof Kracher, IllmitzBaujahr: 2003Architekt: halbritter & hillerbrandwww.kracher.at

Die Ablesbarkeit einzelner Gebäudeschichten ist ebenso wie eine spürbare räumliche Lockerung das zentrale Thema. Die beinahe archaische Material-sprache mit geöltem Holz, Beton und gerostetem Stahl unterstreicht den Anspruch, Tradition und zeitgemäßes Bauen zu verbinden.

17 KrAchEr

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Architektur & Wein Architektur & Wein

schIEFEr

Weinbau uwe schiefer, WelgersdorfBaujahr: 2003Architekt: Franz zogmann www.weinbau-schiefer.at

Sichtbeton, weißer Putz und effektive, elegante Verglasung kennzeichnen diesen ruhigen Baukörper. Dabei vergisst der Hausherr bei aller architek-tonischen Schnörkellosigkeit auch nicht auf die bildende Kunst, die selbst die Kellerwände ziert.

22KrutzlEr

Weingut Krutzler, Deutsch-schützenBaujahr: 2001Architekt: Pichler & traupmannwww.krutzler.at

Die unterkellerte Produktionshalle in Stahlrahmen-konstruktion besticht durch die reduzierte Mate-rial- und Formensprache. Verzinkte Stahlbleche, Beton und rote Lackfarbe setzen funktionale und angenehm nüchterne Akzente.

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BEcK

Weingut Judith Beck, GolsBaujahr: 2005Architekt: halbritter & hillerbrandwww.weingut-beck.at

Das in Leichtbauweise errichtete Gebäude beinhaltet den gesamten Produktionsbereich sowie Verkostungsraum und Privatwohnung. Die schlichte Formensprache, sowohl innen als auch außen, gibt dem Wein als Protagonist entsprechend viel Raum.

20ArAchon

Arachon reifekeller, horitschonBaujahr: 2004Architekt: Wilhelm holzbauer, Dieter Irresberger www.arachon.com

Der geometrische Paukenschlag besitzt als wesent-liches Gestaltungsmerkmal eine 80 Meter lange Wandscheibe aus St. Margarethener Sandstein. Die mittige Dreiecksöffnung bildet das Portal zum Innenhof mit den wichtigsten Funktionsbereichen.

19hEInrIch

Gernot und heike heinrich, GolsBaujahr: 2001, 2009Architekt: Werner schüttmayr,propeller zwww.heinrich.at

Zum streng funktional gegliederten Kellerbau samt Wohn und Präsentationsräumen kommt aktuell ein neuer, mehrgeschossiger Tiefbau dazu. Hier wie dort treten sachliche Funktionalität und die klare Formen-sprache der Baukörper in Symbiose zu einander.

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Fotos: 18 Weingut Heinrich, propeller z, 19 Arachon, 20 Steve Haider, 21 Paul Ott, 22 Weingut Uwe Schiefer

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WinzervereinigungenWinzervereinigungen

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Winzervereinigungen

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Einer für alle – alle für einen

Burgenlands Winzerszene hat besonders engagierte Vereini-gungen hervorgebracht, Weinqualitäten und Stilistiken haben davon enorm profitiert.

Fotos: 1 Cercle Ruster Ausbruch, 2 Vitikult Rot-Wein-Kunst, 3 Muik, 4 RWB, 5 Herbert Lehmann, 6 Pannobile OEG

Der Trend im burgenländischen Weinbau geht in eine klare Richtung, nämlich zu heimi-

schen Sorten und einer noch ausgepräg-teren, regionalen Typizität. Die Zeiten, in denen die Winzer quasi als Einzelkämp-fer an ihren Weinstilen im Geheimen ge-tüftelt haben, sind längst passee, daran haben die Winzervereinigungen einen beträchtlichen Anteil. Eine gewisse Vor-reiterrolle kommt dabei zum Beispiel dem Verband Blaufränkisch Mittelbur-genland zu, es ist die Dachorganisation der mittelburgenländischen Weinbau-treibenden und besteht bereits seit 1989 in ihrer derzeitigen Form. Das erklärte Ziel war von Anfang an, nicht nur die Sorte Blaufränkisch zu vermarkten, son-dern auch die Qualität zu steigern.

Topwinzer wollen mehrQualitätsorientiertem Weinbau und der Pflege der regionalen Weinbautradition hat sich die RWB – Renommierte Wein-güter Burgenland verschrieben, ein Zu-sammenschluss von 14 burgenländischen

Topwinzern, die im Mittelburgenland ebenso zuhause sind, wie in den klas-sischen Weinbaugemeinden rund um den Neusiedlersee. Ernst Triebaumer ist mit von der Partie, ebenso wie die Kolle-gen Andi Kollwentz oder Josef Uma-thum, um ein paar prominente Vertreter zu nennen. Die ähnlichen Gegebenheiten von Klima, Topografie und Geologie ent-lang des Golser „Wogenrain“ haben wie-derum Spitzenwinzer wie John Nittnaus dazu bewogen, die Pannobile-Gemein-schaft mit aus der Taufe zu heben, der Qualitätsanspruch ist entsprechend hoch. Nur wenn alle neun Mitglieder einstim-mig der Überzeugung sind, dass der vor-gelegte Wein bei der gemeinsamen Ver-kostung typisch für Boden, Klima und Sorten ist und darüber hinaus dennoch erkennbar die Handschrift der Winzer trägt, darf „Pannobile“ aufs Etikett. Auch für Georg Schmelzer von der Gruppe „Select Gols“ liegen die Vorteile einer engagierten Winzervereinigung auf der Hand, er sieht ein „gegenseitiges Hinauf-schaukeln des Gesamtlevels“.

Ein Szenenwechsel zum Leithagebirge: Diese markante, lang gezogene Erhe-bung, die sich fast sichelförmig um den Neusiedlersee schmiegt, ist eine histo-risch gewachsene Heimat besonders ei-genständiger Weine. Die Winzer der Leithaberg-Vereinigung haben sich fol-gerichtig Terroir und Tiefgang auf die Fahnen geschrieben und in den letzten vier Jahren eine erfreulich eigenständige önologische Handschrift entwickelt. Die Bemühungen der Leithaberg-Winzer münden dieses Jahr in einer Leithaberg-DAC, nunmehr neben DAC Mittel- burgenland die zweite burgenländische DAC-Appellation. Schon eine Zeit lang vor der ersten DAC-Einführung haben sich neun mittelburgenländische Winzer zur Vitikult-Truppe zusammengeschlos-sen, Gebietstypizität und die Leitsorte Blaufränkisch stehen dabei im Zentrum ihrer Aktivitäten, mit großem Erfolg.

Ebenfalls sehr gut hat sich das Wein-quartett Donnerskirchen positioniert, auch hier ist es gelungen, die Qualitäten zu pushen und trotz einer gemeinsamen

n 1 Der Cercle Ruster Ausbruch wacht über Stil und Topqualität des „Ruster Goldes“ in Süß.

n 2 Engagierte Winzer mit großem Faible für den Blaufränkisch ist die Vitikult-Gruppe.

n 3 Topweine aus dem Südburgenland: Die Deutsch Schützener Winzer.

n 4 Die Mitglieder des RWB gehören zu den besten Winzern des Burgenlands.

n 5 Leithaberg: Terroir pur und bald mit eigenem DAC-Status geadelt.

n 6 Die Pannobile-Winzer haben die Lagen am Golser „Wogenrain“ wieder zur Spitze geführt.

Dachmarke die Individualität der Mit-glieder zu bewahren. Als Verein zur För-derung der burgenländischen Weinkul-tur versteht sich der Club Battonage, der unter seinem Namen auch einen ge-meinsamen Clubwein in den Handel bringt. „Wir haben den Club als Jung-winzer gegründet, um unseren Freunden und allen Interessierten den burgenlän-dischen Wein näher zu bringen“, so Christian Tschida, der mit Winzerfreun-den wie Gerhard Kracher und Gleichge-sinnten die Vereinigung gegründet hat.

Gegenseitiger Erfahrungsaustausch und Weinverkosten, um die Qualität der regionalen Weine zu heben, ist das er-klärte Ziel der Vinum Rosalia, die Win-zervereinigung rückt die Weine entlang des Rosaliengebirges ins Interesse der Weinfreunde, prominentes Mitglied ist auch die Domäne Pöttelsdorf.

Auch das kleine, aber feine Weinbau-gebiet Südburgenland hat mit der Wein-idylle Südburgenland eine schlagkräftige Winzergemeinschaft auf die Beine ge-stellt. Vor allem der Eisenberg hat in

puncto Wein große historische Bedeu-tung und fungiert zusammen mit dem Deutsch Schützener Weinberg als wein-baulicher Dreh- und Angelpunkt der re-gionstypischen Kreszenzen. Eine süße Sonderstellung nimmt schließlich der Cercle Ruster Ausbruch ein, die 1991 gegründete Ruster Winzervereinigung ist eines der ersten „Süßweinkonsortien“ für Hochprädikate in der Weinwelt. Die ortsansässigen Spitzenwinzer, wie Feiler-Artinger, Heidi Schröck oder Michael Wenzel, haben gemeinsam eine Charta entwickelt, welche die Produktion des seit Jahrhunderten begehrten Ruster Ausbruch sehr streng und penibel regelt.

Beste AussichtenAn der „Qualitäts-Rallye“ im Burgen-land hatten und haben die Winzerverei-nigungen einen beträchtlichen Anteil. Das gemeinsame Erarbeiten und Erhal-ten von eigenständigen, terroirbetonten Weinstilen trägt Früchte und macht die beteiligten Winzer zu Qualitätsmotoren für das gesamte Weinburgenland. i

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Bio & BiodynamikBio & Biodynamik

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Bio & Biodynamik

Biologisch produzierte Weine ha-ben den Nimbus des ökologisch korrekten Nischenweins längst

abgelegt und spielen im Konzert der ös-terreichischen Spitzenweine erfolgreich mit. Seit einigen Jahren bemühen sich heimische Winzergrößen verstärkt um nachhaltigere Wirtschaftsformen, neben einigen arrivierten Biobetrieben befindet sich eine ganze Reihe von Vorzeigebe-trieben gerade in der letzten Umstel-lungsphase auf biologischen beziehungs-weise biodynamischen Weinbau, burgen- ländische Winzer sind ganz vorne mit dabei. Eine natürliche, nachhaltige und schonende Produktion, in Verbindung mit eigenständigen, charakterstarken Weinqualitäten, ist das erklärte Ziel.

Organisch-biologisch versus biologisch-dynamischDer Bio-Weinbau teilt sich in diese beiden Richtungen. Erstere richtet sich an das Ökosystem Weingarten, neben dem Ver-zicht auf systemische Spritzmittel sind es vor allem zum Erhalt des Bodenlebens durchgeführte Begrünung sowie die Schädlingsbekämpfung durch kulturtech-nische Maßnahmen. Auch die Kellerarbeit regelt ein strenger Vorschriftenkatalog. Ganz ohne bestimmte chemische Präpa-rate geht’s freilich nicht, neben diversen Pflanzenölen und Mikroorganismen sind Schwefel und Kupfer erlaubt. Einen ande-ren Weg geht die Lehre des biologisch-dy-namischen Weinbaus. Den Ausgang hat diese als ganzheitlich verstandene Land-wirtschaft von den Lehren des Anthropo-sophen Rudolf Steiner. Er begann schon an der Wende zum 20. Jahrhundert ein Gegenmodell zur zunehmend industriali-sierten Landwirtschaft zu entwerfen. Be-sondere Bedeutung kommt, ebenso wie

Fotos: 1 Weingut Meinklang, 2 Weingut Schönberger, 3 Weingut Umathum, 4 Weingut Weninger

im normalen Biobetrieb, der Erhaltung beziehungsweise dem Aufbau einer leben-digen Humusschicht zu, auch verrotteter und mit diversen Präparaten versehener Kompost wird in den Weingarten einge-bracht. Natürlich kommen auch die oft zitierten Kuhhörner zum Einsatz. Hierbei wird Kuhmist in Rinderhörnern vergra-ben und gereift, nach den Lehren Steiners wird dadurch der Inhalt mit kosmischer Energie und Information angereichert. Wieder ausgegraben, wird das Ganze mit Wasser „dynamisiert“ und in homöopa-thischen Dosen im Weingarten ausge-bracht. Ebenfalls ins Horn kommen mi-neralische Substanzen, die dann in der entsprechenden Verdünnung aufs Blatt appliziert werden, um die Rebstöcke zu stärken. Neben solch ganzheitlichen Me-thoden muss aber auch der biodynamisch arbeitende Winzer Schädlingen und Pil-zen mit Netzschwefel und Kupfer zu Leibe rücken, freilich in deutlich geringerer Do-sierung als im konventionellen Weinbau.

Pioniere und ParadewinzerEines der biologischen „Urgesteine“ im Burgenland ist das Ruster Weingut Beil-schmidt, seit den frühen 1980er-Jahren wird konsequenter biologisch-organi-scher Weinbau betrieben. Das Weingut Meinklang aus Pamhagen ist nicht nur seit Anfang der 1990er-Jahre ein bio- dynamischer Betrieb, mit 55 Hektar Weingartenfläche plus Landwirtschaft, Obstbau und Viehzucht gehört das Weingut Meinklang zu den Großen des Landes. Auch Niki Moser aus Rohren-dorf bewirtschaftet seine Apetloner Weingärten biologisch, mit der Ernte 2009 ist dann auch die letzte Umstel-lungsphase abgeschlossen und der Be-trieb ist dann biologisch-dynamisch zer-tifiziert. Einer der „Bioniere“ schlechthin ist der Mörbischer Querdenker Günther Schönberger, seit 1992 arbeitet er nach biologisch-dynamischen Richtlinien, in Weiß, Rot und Süß, mit durchschla-gendem Erfolg.

„Wir sind überzeugt, dass nur ein bio-logisch aktiver Boden die beste Grund-lage für gesundes Traubengut ist“, so Schönberger. Zu den spät berufenen Bio-weingütern, die sich derzeit in der letzten Umstellungsphase befinden, gehören so-wohl die beiden Golser „Mr. Paradigma“ Claus Preisinger und das Paradeweingut Heinrich, als auch das Joiser Topweingut Josef Umathum. „In Summe ist’s eine große Herausforderung und spannend, diesen Weg konsequent zu gehen, es ist auch emotional ein Erlebnis“, so Gernot Heinrich. Ähnlich sieht das Kollege Franz Weninger, dessen Horitschoner Leitbe-trieb in kompletter Umstellung auf Bio-dynamik steht. „Hauptgrund für mich umzusteigen war unbestritten, die Quali-tät der Weine auf natürliche Weise zu steigern“, erklärt er. Nachhaltigkeit in Verbindung mit noch besseren Weinqua-litäten dank engagierter Winzer, etwas Besseres kann dem burgenländischen Weinbau gar nicht passieren. i

Burgenlands „Bioniere“Bio boomt beim Wein in einem nicht für möglich gehaltenen Ausmaß.

Burgenländische Topwinzer gehören zu den erfolgreichen Pionieren des biologischen und biodynamischen Weinbaus.

n 1: Werner Michlits, hier mit dem oft zitierten Kuhhorn zu sehen. Sein Weingut Meinklang ist der größte biodynamische Winzerbetrieb Österreichs.

n 2: Der Querdenker und leidenschaftliche Musiker Günther Schönberger arbeitet bereits seit Anfang der 1990er-Jahre biologisch-dynamisch.

n 3 + 4: Josef „Pepi“ Umathum (l.) und Franz Weninger (u.) sind gerade in der letzten Umstellungsphase auf biodynamischen Weinbau. Beide Spitzenbetriebe sind bestrebt, den Terroirausdruck ihrer Weine noch stärker hervorzuheben, und das so nachhaltig wie möglich.

n Claus Preisinger: Das Golser Jungwinzertalent steht mit seinem Betrieb kurz vor der erfolgreichen Demeter-Zertifizierung (biologisch-dynamisch).

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Dabei werden Traubenkerne und -schalen, Tresterreste, Trauben-stängel und Blüten zu Cremen,

Peelings und Lotions verarbeitet. Wein dient somit nicht nur dem Trinkgenuss, sondern auch als Jungbrunnen.

„Die Kerne der Trauben besitzen einen hohen Anteil von Wirkstoffen aus OPC (Oligomere ProCyanidine) – ein Vita-min-C-Partner –, die zellschützende Wirkung haben“, berichtet Gisela Maria Schmidt vom Privathotel „Das-Schmidt“ in Mörbisch. „Ich verwende das saft- artige Konzentrat von Süßweinen für Körperpackungen, Weinbäder und Ge-sichtscremen, weil die Fruchtsäuren, Spurenelemente und Mineralien der Weintraube die Haut verjüngen“, erzählt Vinotherapie-Pionierin Christa Tschida, Leiterin der Beauty-Abteilung in der „Vila Vita Pannonia“ bei Pamhagen.

Gemeinsam mit der Wulkaprodersdor-fer Kosmetikfirma Schajo entwickelten südburgenländische Uhudlerbauern eine Waschlotion und eine Creme zur Haut-straffung aus gemahlenen Uhudlertres-tern, aus denen die Inhaltsstoffe heraus-gelöst werden. In einem Labor im Technologiezentrum Neusiedl produziert die Firma „W-Analyt“ Champagnercre-men und eine handgeschöpfte Panno-nische Weinseife aus Rot- und Weißwein, die für jeden Hauttyp geeignet ist. Aus Weintraubenkernen wird durch Kaltpres-sung Traubenkernöl gewonnen, das auf-grund seiner hohen Pflegewirkung als wertvoller Rohstoff für hochwertige Kos-

metik-Produkte dient. Weinlaub-Extrakte fördern nachweislich die Durchblutung und Regeneration der Haut und des Ge-webes. Die bei der Gärung reifenden Weinaromastoffe sind im dabei gewon-nenen Weinhefeöl enthalten, welches in der Weinkosmetik als natürliche Duft-komponente Verwendung findet.

Die Weinkosmetik-AnbieterIn der Vila Vita bei Pamhagen begann Christa Tschida bereits vor 15 Jahren aus Wein gewonnene Kosmetikprodukte in ihrer Beauty-Abteilung zu verwenden, beispielsweise Körperpackungen mit ei-ner anschließenden Traubenkernölmas-sage, Weinbäder aus verdünnten Rot-wein-Cuvées, Weinblütenbäder, Cremen, Lotions sowie Gesichtspackungen aus Weinkonzentrat. Obwohl es kein Patent für die Vinotherapie aus dem Hause Tschida gibt, haben sich bisher keine Nachahmer gefunden. Kein Wunder, wer kann schon auf Rohstoffe des Wein-laubenhofs Kracher zurückgreifen?

Im Privathotel „Das-Schmidt“ in Mör-bisch ist das Thema „Wein und Kreide aus dem Leithagebirge“ die Basis für Gesichts- und Körperbehandlungen. An-geboten werden Ganzkörperbehandlun-gen wie Weißweingeläger-Peelingpackun-gen, Kreide-Traubenkernölpackungen und Weintrester-Kreidepackungen. Auch Jung-brunnen-Gesichtsbehandlungen mit einer Sauvignon-Weinmaske aus Trauben-kernmehl, Heilerde und Feuchtigkeits-serum gibt es im „Das-Schmidt“. i

Das Zauberwort heißt Vino-therapie. Dabei handelt es sich

um Bestandteile der Weintraube, die in Burgenlands Beauty-

Tempeln in Kosmetik-Anwen-dungen Verwendung finden.

In Trauben liegt Schönheit

Wein & KosmetiK WeinaKademie

Die europäische Weinschulungs-Institution

Die 1991 in Rust gegründete Weinakademie Österreich bietet

eine umfassende, international anerkannte Weinausbildung an.

An ihrer Spitze steht mit Dr. Josef Schuller Österreichs

einziger Master of Wine (MW).

Die vierstufige Ausbildung er-streckt sich vom Basisseminar über zwei Aufbauseminare –

„Weinbauland Österreich“ und „Wine and Spirits International“ – bis zur Aus-bildung zum Weinakademiker – „Diplo-ma in Wines and Spirits“. Letzteres be-rechtigt zum „Master of Wine“-Kurs, dessen Absolventen in den Weinolymp aufgenommen werden. Die über 400 Weinakademiker kommen aus 16 ver-schiedenen Ländern und nehmen oft Schlüsselpositionen in der Weinwirt-schaft ein. Sie sind im Absolventenver-band, dem „Club der Weinakademiker“, organisiert und verpflichten sich einem Ehrenkodex, der permanente Weiterbil-dung vorsieht.

Darüber hinaus betreut die Weinaka-demie österreichweit über 150 Touristik- und Gastronomiefachschulen, in denen sie rund 200 Seminare für 5.000 Schüler

durchführt und schulinterne Weinver-anstaltungen unterstützt. Seit 2002 ko-operiert die Weinakademie mit der welt-weit renommierten deutschen FA/FH Geisenheim und bietet die Diploma-Ausbildung exklusiv in Deutschland an, das Aufbauseminar „Wines & Spirits In-ternational“ wird gemeinsam mit dem Südtiroler Sommelierverein in Brixen

angeboten. Seit Mai 2007 wird an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Campus Wädenswil, das Diploma angeboten. Weitere Diplo-ma-Kooperationspartner sind das Bor-kollegium in Budapest, die Weinausbil-dung Schweiz und die Academie du Vin in der Schweiz sowie die Internationale Weinakademie in München. i

VINO Burgenland | 49

ADReSSenVILA VITA PannoniaStorchengasse 1, 7152 PamhagenTel. 02175/2180-5035, www.vilavitapannonia.at

PRIVAThotel „Das-Schmidt“ ****Raiffeisenstraße 8, 7072 Mörbisch/NeusiedlerseeTel. 02685/8294, www.das-schmidt.at

Kosmetikfirma W-Analytwww.w-analyt.at

UHUDLER®-Naturkosmetikwww.uhudlerverein.at

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InFoWeinakademie ÖsterreichDr. Josef Schuller MW, 7071 Rust, Hauptstraße 31Tel. 02685/6853-0, Fax-DW [email protected] www.weinakademie.at

Fotos: Weinakademie Österreich

VINARIA: Welche Neuheiten sind heuer in der Weinakademie geplant?Dr. Schuller: Ab Herbst 2009 starten wir neben dem 4-stufigen Weinakademikerprogramm und den Kurz- und Schnupperseminaren mit drei neuen Seminaren – „Das 2 x 2 des Weinverkostens“ als Fortsetzung zum „Das 1 x 1 des Weinverkostens“, „Österreich gegen den Rest der Welt“ sowie einem „Winzer-Jahreskurs“ mit der Wein- und Obstbau-schule in Krems.

VINARIA: Was sind eigentlich die Hauptziele der Weinakademie?Dr. Schuller: Die Ziele sind in unserer Unterneh-mensphilosophie ausgedrückt, die von einem „Wein- kultur-Regelkreis“ ausgeht: Je höher das Weinwis-sen und die Weinkultur einer Gesellschaft, desto eher wird sie hohe Qualität produzieren, anbieten, nachfragen und konsumieren. Darum richtet sich

das Schulungsangebot an alle Partner am Wein-markt. Die Weinakademie schult somit hohes Qua-litätsbewusstsein.

VINARIA: Wie lautet die Statistik des Vorjahres?Dr. Schuller: Die Weinakademie verzeichnete 2008 bei 900 angebotenen Seminaren rund 18.000 Teil-nehmer. 28 Absolventen wurden zum „Weinaka-demiker“ graduiert; mit dem 16. Absolventenjahr-gang, der am 30. April 2009 erstmalig in Wädenswil (Schweiz) graduiert wurde, beträgt die Zahl der Weinakademiker derzeit 430.

VINARIA: Und wie stehen die Chancen, dass es demnächst auch noch einen zweiten MW in Öster-reich gibt?Dr. Schuller: Hoffentlich gut. Ein Kandidat hat sei-ne abschließende Dissertation eingereicht. Die Er-gebnisse werden für September erwartet.

Interview mit Dr. Josef Schuller (MW) Chef der Weinakademie Österreich

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süssweinesüssweine

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süssweine

Süßwein hat im Burgenland eine jahrhundertealte Tradition, neben dem historisch verbrieften „Lu-

therwein“ aus Donnerskirchen gibt es vor allem ab dem 17. Jahrhundert sehr detaillierte Aufzeichnungen über Aus-bruchweine in vielen – damals unga-rischen, heute burgenländischen – Ge-meinden. Die pannonischen Süßweine umfassen eine entsprechend gewachsene, reichhaltige Palette verschiedener Typen, die von Mostgewicht, Sorte und Ausbau ebenso geprägt werden, wie vom jewei-ligen Verhältnis zwischen Restzucker und Alkohol.

Die Basis der Prädikatsweinpyramide bilden Spät- und Auslesen, die kaum durch die Einwirkungen des Edelschim-melpilzes Botrytis cinerea entstehen und durch Frucht und Sortencharakter beste-chen. Die meisten der süßen Spitzenpro-duzenten haben diese Kategorie – zu Recht – wieder mehr in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit gerückt, neben klas-

sischen Sorten wie Welschriesling und die Burgunderkomplementäre können auch die aromatischen Sorten à la Säm-ling und Muskat-Ottonel punkten. Tolle Qualitäten und eine beachtliche Aus-wahl bieten bekannte Topbetriebe rund um den See, wie der Angerhof von Fami-lie Tschida aus Illmitz, aber auch Aufstei-ger wie die Golser Hans und Christine Nittnaus oder alteingesessene Ruster Betriebe, wie Feiler-Artinger und das Weingut Temer. Letzteres teilt auch die Leidenschaft für die Ruster Sortenrarität, den Furmint, die von engagierten Kolle-gen wie Seiler und Wenzel vor dem Aus-sterben bewahrt wurde; vor allem Wen-zel senior war maßgeblich für die Rückbesinnung auf diese traditionelle Sorte verantwortlich.

Somit sind wir bei den hohen Prädi-katen, also Beerenauslesen und Trocken-beerenauslesen, angelangt, zu deren Ver-tretern natürlich auch der berühmte Ruster Ausbruch gehört, der von den

ansässigen Winzergrößen wie Schandl, Heidi Schröck oder den Triebaumers vorbildlich gepflegt wird. Den Trocken-beerenauslesen wird im Burgenland be-sonderer Respekt gezollt, diese sind da-her von entsprechendem Sortenreich- tum und unterschiedlichen Stilistiken geprägt. Hier schlägt nicht nur die große Stunde des Chardonnays und Welschries-lings, auch die „Schmeckerten“, wie Tra-miner, Scheurebe (Sämling) oder Sauvi-gnon Blanc, können ihren Aromenreich- tum voll ausspielen. Winzer, welche die schwierige Süßweinmaterie beherrschen, können den entsprechenden Weinen ne-ben klassischem Ausbau im Stahl auch den Barriqueeinsatz angedeihen lassen, mit hervorragenden Ergebnissen.

Dabei stellen die Weinbaugemeinden im Seewinkel, von Podersdorf über Ill-mitz bis Apetlon, eine erkleckliche An-zahl an Spitzenproduzenten. Neben dem unbestrittenen Triumvirat Kracher, An-gerhof-Tschida und Velich haben sich in

den letzten Jahren neue Topbetriebe etabliert. Christian Tschida oder Familie Haider aus Illmitz zum Beispiel, aber auch Kollegen wie der Podersdorfer Wirt Josef „Dankbarkeit“ Lentsch oder die Fa-milie Steindorfer aus Apetlon. Eine ge-wisse Sonderstellung nehmen die Eis-weine und Schilfweine ein. Spezialisten wie Helmut Lang können mit den Prädi-katen aus den gefrorenen Beeren ebenso international reüssieren, wie es die Kolle-gen mit dem aus durch natürliche Trock-nung konzentrierten Trauben gewon-nenen Nektar tun. Willi Opitz und Gerhard Nekowitsch gehören dabei zu den Pionieren der Schilfweinproduk-tion. Schließlich werfen wir noch einmal einen Blick zurück zum gegenüber lie-genden Ufer des Neusiedlersees, hier haben auch Weiden oder Jois eine his-torisch verbürgte Süßweinkompetenz, derer sich zum Beispiel Martin Pasler oder das Weingut Höpler erfolgreich be-sinnen. i

Süßes Glück

Prädikatsweine zählen zu den süßen Schät-zen des Burgenlands, die Vielfalt an Stilen und die exzellenten Qualitäten des panno-nischen Goldes sind weltweit einzigartig.

n 1 Martin Pasler, die neue Joiser Süßweingröße, hat dank bester Qualitäten leicht lachen.n 2 Gerhard Krachers Weine sind das renommierteste Aushängeschild der österreichischen Prädikate.n 3 Die beiden Quereinsteiger (v. l.) Werner Ringhofer und Harald Pairits produzieren Spitzenqualitäten.n 4 Heidi Schröck, die Grande Dame des Ruster Ausbruchs, hat natürlich einen ebensolchen im Glas.

n 5 Neues Süßweintalent aus Illmitz: Christian Tschida ist ein kompromissloser Qualitätsfanatiker.n 6 Schilfweinpionier und Marketinggenie Willi Opitz kennt quasi jede seiner Trauben persönlich.n 7 Golser Familienpower: Hans Nittnaus und Sohn Andreas bei der Qualitätskontrolle.n 8 Heinz Velich gehört auch „in Süß“ zu den beständigsten Topwinzern des Burgenlands.

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Fotos: 1 Weingut Pasler, 2 Manfred Klimek, 3 Die Winzerei, 4 Weingut Schröck, 5 Weingut Tschida, 6 Weingut Opitz, 7 Steve Haider, 8 Weingut Velich. Großes Foto: Wein Burgenland

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Wein & essenWein & essen

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Wein & essen

Die Fische spielen eine Hauptrolle, der Schmankerlwirt pflegt aber auch pannonische Köstlichkeiten wie Krautfleckerln, Szegediner oder Wildspezialitäten.

Klare Wildsuppe

Zutaten für 6 Personen: 1,5 kg Wildknochen, Fleischabschnitte, 3 l Wasser, Salz, Pfefferkörner, Suppenwürze, 150 g Wurzelwerk, ½ Zwiebel, 2 EL Öl, 5 dag Räucherspeck, Speckschwarte, Wacholderbeeren, Thymiansträußchen, Lorbeerblatt.Für die Hirschnockerln: 120 g Hirschfleisch, faschiert, 1 Zwiebel, 1 TL Butter, 150 ml Milch, 80 g Semmelwürfel, 1 Ei, 1 EL Petersilie, 1 EL Öl.

Zubereitung: Wildknochen in Öl anbraten, Wurzelwerk, Speck und Zwiebel mitrösten, öfters wenden, Fett abseihen, in einen Topf umleeren und mit Wasser auffüllen. Gewürze zugeben und bis zur Hälfte einreduzieren, ständig abschäumen, kurz vor Fertigstellung Salz und Sup-penwürze dazugeben, Suppe fein abseihen, Sherry oder Madeira beigeben.Zum Servieren in größeren Suppentellern anrichten, Hirschnockerln als Einlage, frische Peter-silie zum Bestreuen. Für die Nockerln Hirschfleisch faschieren und mit Wildgewürz würzen, Zwiebel rösten, Sem-melwürfel mit warmer Milch übergießen, 5 Minuten ziehen lassen, dann Fleisch, Zwiebel, Ei, Petersilie und Semmelmasse vermischen und 30 Minuten ziehen lassen. Kleine Nockerln formen, im heißen Öl goldbraun braten.

Schimmernde Weinhügel, ro-mantische Kellergassen, nos- talgische Puszta-Ziehbrunnen, dazu das Leuchten der burgen-

ländischen Sonnenuntergänge – die per-fekten Zutaten, um unverfälschte pan-nonische Köstlichkeiten zu entdecken. Die verschiedensten Einflüsse begegnen sich hier in dieser Grenzregion: Österrei-chische, ungarische, kroatische und slo-wakische Kulturelemente befruchten einander. Die bunte Vielfalt ist groß und für jeden ist etwas dabei: von bodenstän-digen Buschenschenken über familiäre Landgasthöfe bis hin zu exklusiven Hau-benlokalen spannt sich der Bogen.

Kulinarische Traditionen spielen im Burgenland eine große Rolle, die hervor-ragenden heimischen Produkte sind die Basis. Bodenständige Hausmannskost mit Kraut und Paprika wird gepflegt, ge-nauso wie schmackhafte Fischvarianten und feurige ungarische Fleischgerichte. Gulasch, Spagatkrapfen, Krautfleckerln,

Bauchfleisch oder Gänsebraten sind nur einige dieser feinen Herzhaftigkeiten. Auch der Heidensterz mit Grammeln und Speck kommt zu neuen Ehren und die Strudelkultur ist im Burgenland be-sonders ausgeprägt. Strudel mit Bohnen, Spinat, Karotten oder Pilzen, Fleisch- und Leberstrudel oder eher süß in Form von Apfel-, Mohn-, Trauben- und Erd-beerstrudel sind nur einige der unendlich vielen Spielarten. Im Buschenschank Schandl in Rust genießt man sogar eine Variante mit Blauschimmelkäse.

Das Burgenland hat einige der besten Köche Österreichs hervorgebracht. Diese Topbetriebe mit Walter Eselböck vom Taubenkobel in Schützen an der Spitze pflegen die traditionellen Rezepte und übersetzen sie in die Neuzeit. Einige Bei-spiele? Walter Eselböck serviert das Lamm mit Oliven-Zitronen-Jus und Knob-lauchpüree, Max Stiegl vom Gut Purbach kombiniert die geröstete Lammleber mit Selleriepüree, Oliven und Kapern.

In der Abwechslung liegt die Würze. Statt Haubentempeln bieten sich auch Buschenschenken und Heurige an, die au-thentische Deftigkeiten garantieren: Brot mit saftigem Schinken, feine Aufstriche, Blunz’n oder Schweinsbrüstl. Nach bur-genländischem Brauch werden die Spezi-alitäten übrigens noch am Tisch serviert.

Die dazupassenden Weine wachsen auf burgenländischem Boden. Im Weiß-weinbereich sind der frische, fruchtige Welschriesling und der pfeffrige Grüne Veltliner als Hauptsorten verbreitet, auch kräftigere Burgundersorten wie Weiß-burgunder und Chardonnay haben beste Bedingungen. Unter den Rotweinen finden sich elegant strukturierte genauso wie prägnant mineralische. Der Blau-fränkische ist zur Leitsorte geworden, auch der bodenständige Zweigelt und internationale Sorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon gedeihen gut. Im Süßweinbereich bietet das Burgenland Weltklassequalität. i

Die Küche ist im Burgenland lebendig wie nie. Von der Buschenschank bis zum Spitzenrestaurant werden pannonische Spezialitäten zelebriert, dazu trinkt man die besten burgenländischen Weine.

Von Buschen, Wirten und Hauben

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Früher Offizierskasino in der Monarchie, heute zeigt man im Nyikospark hervorragende Neuinterpretationen pannonischer Spezialitäten.

Zander vom neusiedlersee auf KuKuruZ-paradeis-Gröstl und Kräuterpolenta

Zutaten für 4 Personen: 4 Stk. Zanderfilet mit Haut à 120 g, 200 g Babykukuruz, 4 Paradeiser (enthäutet, entkernt und geviertelt), 250 ml Weißweinsoße, Petersilie (geschnitten), Olivenöl. Für die Kräuterpolenta: 100 g Polentagrieß, 250 ml Wasser, 250 ml Milch, 40 g Butter, 40 g Parmesan, Salz, Pfeffer, Muskat, frische Kräuter.

Zubereitung: Für die Kräuterpolenta Wasser, Milch und Butter aufkochen, Polenta zugeben und bei schwacher Hitze fünf Minuten köcheln lassen. Parmesan dazugeben, mit Salz, Pfeffer, Muskat und frischen Kräutern abschmecken.Den Zander salzen und pfeffern und auf der Hautseite zirka zehn Minuten knusprig braten.Für das Gröstl Babykukuruz in Olivenöl anbraten, Paradeisspalten dazugeben, mit Salz, Pfeffer und geschnittener Petersilie abschmecken.Zwei Esslöffel Kräuterpolenta auf den Teller geben, das Kukuruz-Paradeis-Gröstl darüber ver-teilen und den Fisch daraufsetzen. Mit aufgeschäumter Weißweinsoße anrichten.

„Wilder Wirt“sebastiankeller

Die neue Klassiknyikospark

Weintipp: Diese Fischzubereitung liebt burgenländische Weißweinklassiker, also einen straffen Grünen Veltliner vom Leithagebirge, einen kraftvollen Welschriesling oder auch einen feinen, klassisch ausgebauten Pinot Blanc.

Weintipp: Gerade zu dieser deftigen Suppe mit Hirschnockerleinlage passt ein mittelkräftiger Neuburger exzellent, ein aufregendes Wechselspiel bieten auch frische Spätlesen mit dezentem Restzucker.

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Wein & essenWein & essen

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Wein & essen

Regionale Köstlichkeiten werden von der Winzerfamilie Wachter-Wiesler gepflegt. Besonders beliebt: das feinfasrige Fleisch vom Zickentaler Moorochsen.

Beiried vom ZicKentaler moorochsen an Kräuterpüree & Gemüse

Zutaten für 4 Personen: 800 g Beiried (Zickentaler Moorochse), frische Kräuter (Thymian, Petersilie, Rosmarin), Knoblauch, Salz, Pfeffer, Rotwein, Rindsuppe, 12 mittelgroße, mehlige Kar-toffeln, 50 g Butter, 200 ml Milch, Salz, Muskatnuss, Gemüse (Zucchini, Tomaten, Paprika, Lauch).

Zubereitung: Beiried salzen und pfeffern. In einer Pfanne Olivenöl erhitzen, Knoblauch und Kräuter kurz anschwitzen und das gewürzte Beiried im Ganzen von allen Seiten scharf anbraten. Das Fleisch in der Pfanne im vorgeheizten Rohr bei 110° C ca. 40 Minuten braten. Die Pfanne aus dem Rohr nehmen, zugedeckt ca. 10 Minuten ziehen lassen – so bleibt es schön rosa.Für das Kräuterpüree die Kartoffeln schälen, würfelig schneiden und in Salzwasser kochen. Die Kartoffeln abseihen und mit der Butter und der Milch pürieren. Zum Schluss die fein gehackten Kräuter untermischen und das Püree mit der Muskatnuss abschmecken.Das Gemüse in große Stücke schneiden und in Olivenöl anbraten, salzen und pfeffern.Das Beiried in vier gleiche Stücke schneiden. Den Bratenfond mit Rindsuppe und Rotwein auf-gießen und kurz zu einer Sauce einkochen.Das Kräuterpüree auf vier großen Tellern anrichten, die Beiriedschnitte dazulegen und das Gericht mit dem Gemüse und der Sauce optisch finalisieren. Fo

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Köstlicher Moorochseratschen

Walter Eselböck zelebriert Hochkultur und ist ein Meister ungewöhnlicher Kombinationen. Manchmal liebt er es auch klassischer, wie beim Lammrücken.

Geschmorter rücKen vom lamm mit oliven-Zitronen-Jus, KnoBlauchpüree, „pomme de terre confit“ Zutaten für 2 Personen: 250 g Lammrücken; Pomme de Terre Confit: 100 g Kartoffeln, 20 g Butter, 10 g Olivenöl, 1 Msp. Safran, 10 g Speck, 2 Zehen Knoblauch, 1 Schalotte, 3 Zweige Thymian, 2 Lorbeerblätter, 1 Zweig Rosmarin, Salz, Pfeffer; Oliven-Zitronen-Jus: 400 g Lammabschnitte, 2 Schalotten, 3 Zehen Knoblauch, 1 Bd. Thymian, getrocknete Oliven, Zitronensaft; Knoblauchpüree: 1 Knolle Knoblauch, 100 ml Wasser, 100 ml Milch.

Zubereitung: Lammrücken anbraten und bei 42° C in Lammjus (Oliven-Zitronen-Jus) ziehen und ruhen lassen bis zum Anrichten.Kartoffeln schälen, ausstechen (3 Stück/Person) und in einem Fond aus Butter, Olivenöl, Safran, Speck, Knoblauch, Schalotte, Thymian, Lorbeerblättern, Rosmarin, Salz und Pfeffer langsam gar ziehen lassen. À la minute anbraten, sodass die Kartoffeln Farbe annehmen. Die Lammabschnitte in einem großen Topf scharf anbraten, jedoch nicht verbrennen, am besten ist ein Römertopf. Wenn das Fleisch schön gefärbt ist, Schalotten, Knoblauch und Thymian dazugeben und die Aromen entfalten lassen. Die Schalotten sollten auch goldgelb sein. Alles in ein Sieb geben und abseihen, währenddessen den Brattopf wiederum aufstellen und, wenn er heiß genug ist, mit Lammfond ablöschen, sodass der Bratensatz sich löst und die Aromen und Farbstoffe freigesetzt sind. Die angebratenen Lammabschnitte wieder in den Topf zurück- geben und mit 1 Liter Lammfond auffüllen. Alles zusammen aufkochen und dann 45 min unter dem Siedepunkt garen. Danach durch ein sehr feines Sieb abpassieren und die Jus (Bratensaft) langsam auf ein Viertel einreduzieren, wenn nötig noch einmal abbinden. Die Lammjus dann vor dem Servieren mit getrockneten Oliven und frischem Zitronensaft versehen. Den Knoblauch schälen und vom Strunk befreien. Dann den Knoblauch mit Wasser und Milch dreimal blanchieren (bei jedem Mal neues Wasser und Milch benutzen). Nach dreimaligem Blanchieren erneut frisch auffüllen und im Sud 45 min fertig garen, bis man den Knoblauch zwischen den Fingern zerreiben kann, pürieren und abschmecken.Für die Garnitur: gebackene Zucchiniblätter, getrocknete Oliven, Chorizo-Chips, Knoblauchpüree, 1 frittierter Thymianzweig, Zucchinikugeln.

Meister der Kombinationtaubenkobel

Weintipp: Geschmortes Lamm ist in dieser würzebetonten, eleganten Form ein Idealpartner für Blaufränkisch Reserve aus dem Mittelburgenland oder für gehaltvolle Zweigeltweine von beiden Seiten des Neusiedlersees.

Weintipp: Der Klassiker vom Rind verlangt nach würzig-kraftvollen Partnern: Etwa ein mineralischer Blaufränkisch aus dem Südburgenland oder auch eine Rotwein-cuvée, in der eine tanninbetonte Sorte à la Cabernet oder Blaufränkisch dominiert.

Traditionelles Wirtshaus in Reinkultur. Seine Zeit als Souschef bei Walter Eselböck lebt Jürgen Csencsits nun mit kreativen Schlenkern aus.

Gefülltes stuBenhendl aus dem holZofen

Zutaten für 4 Personen: 4 Stubenhendln à 350 g (ausgelöst), 4 frische Semmeln (in Würfel geschnitten), 4 Schalotten (geschnitten), 100 g Butter, 1 Ei, 1 Eidotter, 125 ml Milch, Muskat, Pfeffer, Salz, 3 EL frische Kräuter (gehackt: Petersilie, Rosmarin, Majoran), 500 ml Rindsuppe, 2 Karotten, 2 gelbe Rüben, 1 kleiner Sellerie, 1 Zwiebel.

Zubereitung: Die Hälfte der Butter in einem Topf erhitzen, die Schalotten beigeben und glasig dünsten, mit der Milch aufgießen, mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen, über die Semmelwürfel gießen. Die gehackten Kräuter, Dotter und Ei dazugeben, gut verrühren, nochmals abschme-cken. Die Fülle zu vier Knödeln formen. Die ausgelösten Hendln auflegen, mit Salz und Pfeffer würzen und mit je einem Knödel füllen. Das Gemüse schälen und in zwei Zentimeter starke Stücke schneiden. Das Gemüse auf ein Blech geben, die Suppe dazugießen und die in Form gebrachten, gefüllten Stubenhendln daraufsetzen, jeweils etwas Butter, Salz und Pfeffer daraufgeben. Rosmarin im Ganzen auf das Blech geben.Im vorgeheizten Holzofen ca. 30 Minuten braten. Im Backrohr bei 220° C ca. 25 Minuten goldig braten. Die Hendln mit Gemüse und Rosmarin auf vorgewärmten Tellern servieren.

Kreative TraditionGasthaus csencsits

Weintipp: Das Stubenhendl „fliegt“ auf ausgereifte Weißweine mit gefühlvollem Holzausbau, wie Chardonnays aus dem Seewinkel oder kräftige Grauburgunder, die dezente Holznote dieser Weine unterstreicht die herrliche Würze dieses Gerichts.

Was ist die pannonische Küche? Ein praktischer Test macht Sie sicher. Bei einem der zahlreichen panno-nischen Schmankerlwirte zeigen in der Region fest verankerte Betriebe überzeugend burgenländisch-pannonische Lebensart und Gastfreundschaft. Die besten Produkte sind natürlich die Basis und dem-entsprechend prall gefüllt ist der Warenkorb, aus dessen Fülle die Mitgliedsbetriebe der pannonischen Schmankerlwirte schöpfen und die Traditionen der Küche weiterpflegen. Von A wie Ananaserdbeere bis Z wie Zander findet man alles, was das Herz begehrt: Bohnen, Kürbis, Zucchini, Marillen, Erdbeeren, Paradeiser, Gansl und Graurind sind die kulinarischen Botschafter. Sechs in the country. Mit dieser Formel kann man das Programm der pannonischen Schmankerlwirte erklären. Die Wirte servieren aus einem Rezeptkanon „sechs mal 20“ Gerichte des Burgenlandes. Neben den Hausspezialitäten kann sich der Gast auf eine schöne Auswahl an pannonischen Lecke-reien freuen. Dazu gehören zum Beispiel Erdäpfel-Grammel-Roulade, Ganslsuppe, Esterházybraten oder Hollerkoch. Die Zahl sechs bedeutet auch: zumindest sechs pannonische Gerichte stehen auf der Karte, klassisch oder neu interpretiert. Dazu genießt man sechs glasweise angebotene Weine des Burgenlandes. Pan-nonische Schmankerln beschränken sich für die Wirte aber nicht nur auf die kulinarischen Genüsse. Sie sind einfach Lebensart und umfassen alles, was sie ihren Gästen jederzeit als Genuss und Gaumen-freude ans Herz legen würden – Tipps für Freizeit, Urlaub und Alltag.

Info: www.pannonische-schmankerlwirte.at

Tradition neu interpretiertZurück zum Ursprung.

Die pannonischen Schmankerlwirte machen burgenländische

Genusskunst erlebbar.

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Wein & essenWein & essen

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Wein & essen

Max Stiegl bekennt sich zu seiner Leidenschaft für Innereien, aber er kann auch ganz anders. So entsteht z. B. Oktopus mit Blunz’n-Gnocchi.

Geröstete lammleBer mit selleriepüree, oliven und Kapern

Zutaten für 4 Personen: 200 g Lammleber (zugeputzt und in 1 cm große Stücke geschnitten), 1 Schalotte (klein geschnitten), 4 EL schwarze Linsen (gekocht), 4 getrocknete Paradeiser (in Streifen geschnitten), 10 grüne Oliven (entkernt und geschnitten), 12 kleine Kapernbeeren, 2 EL Bauchspeck (in kleine Würfel geschnitten), 2 EL Balsamicoessig, 1/4 l Bratensaft, etwas Majoran, Salz, Pfeffer, ein paar Butterflocken, 1 TL Butterschmalz.Für das Selleriepüree: 1 Knollensellerie, 1 EL Zitronensaft, 250 ml Wasser, 5 EL Obers.

Zubereitung: Den Speck in Butterschmalz anrösten, die Schalotten dazugeben und gold-braun anschwitzen. Alles aus der Pfanne nehmen. Die saubere Pfanne wieder erhitzen, etwas Butterschmalz hineingeben und die Leber anbraten, mit Essig ablöschen, den Bratensaft und alle Zutaten dazugeben. Kurz köcheln lassen, mit Majoran, wenig Salz und Pfeffer würzen. Zum Schluss mit ein paar Butterflocken vollenden.Sellerie putzen, würfeln, mit 1 EL Zitronensaft beträufeln. Im Wasser 20 Minuten garen. Den Sellerie mit der Garflüssigkeit, Obers, Salz und Pfeffer pürieren.

Die inneren WerteGut purbach

Silvia Horvath bewegt sich in ihrem idyllischen Gasthof gekonnt zwischen verfeinert regionaler und mediterraner Küche.

Walnussparfait mit ZimtKirschen

Zutaten für 4 Personen: 3 Dotter, 2 Eier, 10 dag Zucker, 2 cl Haselnusslikör, 1/4 l Schlag-obers, 100 g geriebene Walnüsse. Für die Zimtkirschen: 500 g Kirschen, entkernt, 2 EL Kristallzucker, 1/8 l Zweigelt, 1/8 l Kirschsaft, eine Messerspitze Zimt, etwas Zitronensaft, 1 TL Maizena, 2 cl Kirschlikör, 4 schöne Nusskerne, gehackte Pistazien, Minze.

Zubereitung: Dotter, Eier und Zucker in einem Schneekessel über Dampf schaumig schlagen, bis eine dickliche Masse entsteht. Danach in kaltes Wasser stellen und auf Handwärme kalt rühren. Geriebene Walnüsse und Likör beigeben. Obers aufschlagen und alle Zutaten leicht vermengen. In kleine Metallförmchen (Dariol) oder Kaffeetassen füllen. Einige Stunden frieren.Für die Zimtkirschen 2 EL Zucker in einer Teflonpfanne leicht karamellisieren. Mit Rotwein ablöschen und einreduzieren. Die entkernten Kirschen darin erhitzen. Mit Kirschsaft auffüllen und mit Zimt, Kirschlikör und Zitronensaft abschmecken. Die Sauce mit etwas in Kirschsaft aufgelöster Maisstärke binden. Zucker nach Geschmack.Das Parfait 10 Minuten vor dem Anrichten aus dem Gefrierschrank nehmen und antauen lassen, auf einen Teller stürzen und mit den Kirschen garnieren. Einen Nusskern auf das Parfait legen und mit Minzblättern garnieren. Über die Kirschen gehackte Pistazien streuen.

Süßes FinishGasthof horvath

Wunderbar malerisches Ambiente in einem alten Ruster Bürgerhaus. Der Blauschimmelkäse im Strudelteig ist einer der meistgefragten Hits.

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Zutaten für 4 Personen: 4 Stück Strudelteigblätter, 1/4 kg Blauschimmelkäse, 1 Kompottbirne, etwas zerlassene Butter.

Zubereitung: Strudelteigblätter vierteln, auf jeden Teil 2/8 einer Birne und ein Stück Blau-schimmelkäse (als Rechteck zu 1,5 cm x 5 cm und 1,5 cm Höhe) legen. Den Strudelteig über die Fülle schlagen und einwickeln, mit zerlassener Butter bestreichen.Backrohr auf 220 Grad vorheizen. Käsedesserts im vorgeheizten Rohr backen, bis der Teig Farbe nimmt (ca. 8–10 Minuten). Rasch servieren.

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Weintipp: Blauschimmelkäse und Süßwein ergeben herrliche Vermählungen: Hier ist eine Beerenauslese oder elegante Trockenbeerenauslese gefragt – aus Welschries-ling oder aus den weißen Burgundersorten, für Aromafans auch aus Muskat-Ottonel.

Weintipp: Bei der Leber schlägt die große Stunde der Pinots und St. Laurents, die mit viel Frucht und feiner Würze bestechen. Auch Traminer weiß hier zu entzücken – am besten in Form einer kraftvollen trockenen Spätlese.

Weintipp: Süß und süß vertragen sich bestens: Zu diesem Gericht passt ein Ruster Ausbruch oder eine Chardonnay Trockenbeerenauslese – durchaus mit Barriqueaus-bau. Ein besonderes Gaumenerlebnis gibt‘s auch mit rotem Eis- oder Schilfwein.

Zurück zu den WurzelnWirt und Winzer Josef Lentsch lässt die guten Klassiker wiederauferstehen und ist immer auf der Spur fast vergessener burgenländischer Rezepte.

Kotelett vom manGalitZa-schWein mit dörrZWetschKen und Glacierten Karotten

Zutaten für 4 Personen: 4 Koteletts, ca. daumendick geschnitten, ca. 12 Dörrzwetschken, 1 EL fein geschnittene Zwiebel, 1 EL fein geschnittener Speck, 1/8 l brauner Fond (Bratensaft), ca. 1/8 l Gemüsefond, Salz, Pfeffer, Koriander, Zucker, 1 EL Butter, Öl zum Braten, 4 Karotten.

Zubereitung: In die Koteletts eine kleine Tasche schneiden und mit den Dörrzwetschken fül-len. Koteletts in einer Pfanne ca. 2 Minuten auf beiden Seiten anbraten. Aus der Pfanne heben und warm stellen. Zwiebel und Speck in der Pfanne anrösten. Überschüssiges Fett abgießen und mit Bratensaft aufgießen. Kurz einkochen lassen und abschmecken. Koteletts in die Sauce einlegen und erwärmen.Karotten schälen und in nicht zu dünne Scheiben schneiden. In Butter anschwitzen und mit wenig Gemüsefond aufgießen. Mit Salz, Pfeffer und gemahlenem Koriander würzen und weich dünsten. Wenn die Karotten weich sind, sollte die Flüssigkeit fast ganz verdampft sein. Butter und eine Prise Zucker dazugeben und glacieren. Koteletts mit Karotten und Sauce anrichten, eventuell Erdäpfel als Beilage servieren.

Gasthaus zur dankbarkeit

Weintipp: Das reichhaltige Mangalitza-Schwein mag in dieser Zubereitung selbstbewusste Partner, die die dezente Süße und Würze unterstreichen, etwa eine kraftvolle Weißweincuvée mit Barriqueausbau oder eine halbtrockene Spätlese.

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Eine weitere Variante ist natürlich der Lagler in Kukmirn. Angesichts der Aus-wahl raucht der Kopf: 23 verschiedene Brände und Liköre warten auf Verkos-tung. Auch Whiskey kann man probie-ren. Und nach dem ersten Schluck weiß man: Es muss nicht immer Schottland sein. Besonders angenehm gleitet der Pannonia Blend über den Gaumen, mild, fein rauchig, harmonisch.

Hochprozentiges braucht Unterlage, mit einem Schinken von Hans Bauer vielleicht? Der Wasseraufbereiter hat ein wunderbares Hobby entwickelt und er-zeugt Prosciutto mit dazupassenden dichten Rotweinen. In einem Keller mit historischen ungarischen Ziegeln und alten Gerätschaften an der Wand kostet man 24 Monate gereiften Wulka-Pro- sciutto oder den Wulka-Schinken. Selbst das Fleisch gestandener Vegetarier wird bei diesem zarten aromatischen Pro-sciutto schwach. Gepflegtes Verkosten garantieren auch das Hammerfleisch (ge-selchter Rohschin-

ken) und andere fleischliche Genüsse beim Tschürtz in Loipersbach.

Und wenn wir schon von Fleisch re-den, dann muss man nach Andau zu Johann Schwarz. Seine Schnitzel, Stelzen und Blunzen jagen Liebhabern wohlige Schauer über den Rücken. Fleischfans träumen natürlich auch von den Zicken-taler Moorochsen, die zwischen Heugra-ben, Eisenhüttl und Rohr aufwachsen. Sie fressen ausschließlich saftiges Gras und duftendes Heu, die langsame „Rei-fung“ garantiert ein mürbes Fleisch.

Lautstark bemerkbar machen sich die 250 blökenden Gesellen auf dem Hof von Christa und Wolfgang Hautzinger in Tadten. Alles dreht sich rund um das Schaf. Egal ob Käse, Dauer- oder

Knoblauchwurst, geräucherte Brat-

würstel oder Leber- und Fleischauf-strich, alles

wird nach überlieferten Familienrezepten und Bio-Richtlinien produziert. Schafe sind eben nicht nur zum Zählen da. Die Hautzingers beliefern Bauern- und Bio-Supermärkte, den Meinl am Graben in Wien und Gourmetrestaurants wie das Haubenlokal Taubenkobel. Privat-kunden kaufen ab Hof.

Auch die tierischen Kollegen im Neu-siedlersee haben Hochsaison. „Retro ist wieder in, weg von Hummer, Scampi und Branzino“ ist in den Restaurants die Devise. Jetzt sind Waller, Hecht, Zander und Karpfen die Stars. Frischer geht es nicht – und man weiß, was drinnen ist.

Ziemlich fruchtig geht es in Kittsee ab. Zum Glück konnte 1924 eine orts- ansässige Baumschule einem Bauern seinen Lohn nicht bezahlen. Statt Geld gab es Marillenbäumchen, und dass die Früchte zum Renner wurden, wissen wir heute. Eine letzte Frage: Was haben Erdbeeren aus Wiesen mit Wimbledon zu tun? Erdbeeren mit Schlag sind nicht nur im Tennismekka ein Hit. Einge-fleischte Fans schwören: Erdbeeren aus Wiesen sind die besten außerhalb von Wimbledon. i

n 1 Hans „the butcher“ Schwarz: Der leidenschaftliche Fleischer ist Garant für beste Blunzen, Stelzen & Co. n 2 Kaiser der Paradeiser: Erich Stekovics züchtet in Frauenkirchen rund 3.200 alte Paradeisersorten, die er zu verschiedenen Delikatessen verarbeitet.n 3 Der Ruster Richard Triebaumer ist für seine schmackhaften Würste und Schinken ebenso bekannt wie für feinste Marmeladen und raffinierte Aufstriche.n 4 Seit Mitte der 90er-Jahre bevölkern wieder ungarische Steppenrinder den Seewinkel. Die Rasse ist für ihr herzhaft-kerniges Fleisch bekannt.n 5 Qualitätsbrenner Kurt Lagler aus Kukmirn bei Güssing erzeugt neben klaren Fruchtbränden auch echten südburgenländischen Whiskey.

Die Jünger des ehemaligen Theologiestudenten Erich Stekovics sind rot, gelb und grün, und wenn er sie kos-

tet, sagt er so wunderbare Sätze wie „Ge-schmack erzählt in schönster Weise vom Himmel“. Die Rede ist von Tomaten, die eher nach Kiwi, Melone oder Zuckerrübe schmecken und märchenhafte Namen wie Goldkugel, Orange Königin oder Justus Zuckersüß haben. Rund 3200 alte Sorten hat der Kaiser der Paradeiser auf seinen Feldern um Frauenkirchen wieder zum Leben erweckt, die weltweit größte Sammlung an Tomaten. Zu kaufen gibt es sie fast ausschließlich als Delikatesse in kleinen Gläsern. Im Hofladen hat man die Qual der Wahl zwischen zahlreichen eingelegten Paradeisersorten, Chutney, getrockneten und in Öl eingelegten Para-deisern und Paradeisersugo. Ein weiteres Projekt hat er in Arbeit: Die Frauenkirch-ner Streuobstwiesengänse sollen bald wie-der im Schatten alter Obstsorten weiden dürfen – unter 1000 verschiedenen Bäu-men, wie den Weißen und Schwarzen Maulbeeren, Weingartenpfirsichen, Wild- marillen und Maschansker-Äpfeln.

Auch die Weidegänse haben jahrhun-dertealte Tradition, in den 60er-Jahren waren sie aber fast gänzlich aus den burgenländischen Dörfern verschwun-den. Erst 2002 haben sich aufgeschlos-sene Bauern im Südburgenland zu einer Gruppe zusammengeschlossen und sie wieder heimisch gemacht. Die Tiere sollen sich dabei natürlich pudelwohl fühlen und dürfen frisches, saftiges Weidegras fressen. Das Fleisch ist ein Gedicht, mit geringem Fettgehalt und schön feinfasrig.

Zu Paradeisern hat auch Richard Triebaumer in Rust einen sehr guten Draht. Die kleinen Aromakraftwerke veredeln selbst gemachtes Sugo Arrabi-ata, aber auch originelle Varianten wie Dörrzwetschken-Oliven-Schmalz und Paprika-Limetten-Schmalz entstehen – oder feinste Marmeladen aus Zigeuner-apfel, Vogelbeere und Vogelkirsche. Weil auf etwas Süßes aber dann doch wieder etwas Pikantes nett ist, kostet man die Triebaumer’schen Würste vom Weide-schwein und vom Mangalitza-Ziegen-kitz, zum Abrunden noch vielleicht einen Vanille-Nuss-Likör.

Paradeiser, Prosciutto & Pannonia BlendVon längst vergessenen

Paradeisern bis zu feinen Schinken und hochgeistigen Genüssen – im Burgenland

werden einzigartige kulinarische Traditionen gepflegt.

Genusstour im BurGenland Genusstour im BurGenland

Foto

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Fotos: 1 Weingut Kracher/Manfred Klimek, 2 Stekovics, 3 Weingut Triebaumer, 4 Umathum, 5 Weingut Lagler

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dukte wie Holz und Lehm prägen die Architektur, naturnahes Wohnen in sei-ner traditionellsten Form für Menschen, die lieber ein gutes Glas ehrlichen Wein im ruhigen Garten genießen als einen Bordeaux im Designerrestaurant.

Nur vom Wohnen allein kann der Mensch natürlich auch nicht leben. Der Genuss kommt nicht zu kurz. Das Land mit allen Sinnen spüren, das ist Lebens-lust pur. In Buschenschänken und Bau-ernläden in der Umgebung werden regi-onale Produkte zum lebendigen Erlebnis. Aufstriche, Schafskäse, Würste, Speck

und das Hammerfleisch – man könnte auch glauben, einen edlen Pata Negra zu kosten. Das Fleisch zergeht auf der Zunge wie eine Hostie.

„Probieren und gustieren“ ist das Mot-to bei den mehr als 40 burgenländischen Schmankerlwirten. Hier probiert man eine breite Palette oft wenig bekannter, herzhafter Gerichte. Basis der Traditions-küche mit Leckerbissen wie Lungenbra-ten vom Mangalitzaschwein, Zander in Riesling und Rotweingugelhupf ist die Vielfalt frischer Nahrungsmittel, unter pannonischer Sonne herangereift. i

Haben Sie im Urlaub auch den Tiger im Blut? Harte Kerle brauchen Kletterwände zum

Knieschlottern, Mountainbike-Abfahr-ten mit Sturzfinale und Dreifachtriath-lons mit Erschöpfungsgarantie. Aber selbst der härteste Kerl wünscht sich ein-mal Auszeit vom Adrenalintrip und die restlichen 95 Prozent der nicht so harten Kerle sowieso.

Relaxen hat eine neue Dimension: „Pannonisch Wohnen“. Schlafen wie im Freien, und trotzdem im weichen Bett aufwachen. Nicht schon wieder in einem unpersönlichen Designerhotel. Wohnen im Burgenland bedeutet eins sein mit der Natur und mit sich selbst. Wir su-chen sie doch alle, diese besonderen Plätze, abseits der Alltagshektik, einfach zum Wohlfühlen. 27 Häuser haben sich nun vereinigt und bieten pannonisches Wohnflair zum Genießen in seiner sympathischsten Form. Vom gefühlvoll renovierten Kellerstöckl über das stil-volle Landgut bis hin zum edlen Win-zerhof warten Orte, die Geschichte und Geschichten erzählen. Biologische Pro-

„Pannonisch Wohnen“ ist Urlaub ohne Stress, natürlich ganz natürlich in sympathischen

Kellerstöckln und Winzerhöfen. Das ist Konzentration auf sich selbst,

auf die Ursprünglichkeit der Natur ringsum und aufs Genießen.

n Weinek´s Kellerstöckl in Heiligenbrunn ist ein behagliches Stück traditioneller südburgenlän-discher Wohnkultur, individuell wie seine Besitzer.

Pannonisch pausieren

ADreSSeNwww.pannonisch-wohnen.infowww.pannonische-schmankerlwirte.at

Ferienwohnungen KazdaMarkt 11, 7121 Weiden am SeeTel. & Fax 02231/62997www.tiscover.at/kazda-weiden

SiebenbrüderhofDr. Liselotte Brunner, Markt 51-53, 7121 Weiden am SeeTel. 01/5129754, [email protected]

Herberge an der NikolauszecheBodenzeile 7, 7083 Purbach Tel. 0676/7776233www.nikolauszeche.at

Haus Hans MoserHauptgasse 10, 7083 PurbachTel. 02683/2886www.tiscover.at/hans.moser

Gut PurbachHauptgasse 64, 7083 Purbach Tel. 02683/56086www.gutpurbach.at

BurgenlandhausBergstraße 397082 DonnerskirchenTel. 02683/8573www.tiscover.at/burgenlandhaus

Der LöwenhofJohannesstraße 367082 DonnerskirchenTel. & Fax 02683/8580www.tiscover.at/loewenhof

Knappenstöckl im Schloss HalbturnIm Schloss, 7131 HalbturnTel. & Fax 02172/82390www.knappenstoeckl.at

Hotel Restaurant TaubenkobelHauptstraße 337081 Schützen/Geb.Tel. 02684/2297www.taubenkobel.at

Familie Van Tholen´s Ferienhaus-HofgasseHauptstraße 36a7072 Mörbisch am SeeTel. +49 (0)441/8007744www.ferienhaus-hofgasse.de

Casa PeisoHerrengasse 157072 Mörbisch am SeeTel. & Fax 02685/60991www.casapeiso.at

Weinherberge MoritzHauptstraße 707301 DeutschkreutzTel. & Fax 02613/80369www.weinherberge.at

Altes Zollhaus7302 Kroatisch MinihofTel. 02614/8616-5www.tiscover.at/altes-zollhaus

Ferienhaus HimmelreichNeustiftgasse 10, 7361 LutzmannsburgTel. & Fax 02615/87014www.tiscover.at/ferienhaus-himmelreich

Hotel Burg BernsteinSchlossweg 1, 7434 BernsteinTel. 03354/6382www.burgbernstein.at

Kellerstöckl ElisabethObere Hauptstraße 477512 KohfidischTel. 03366/76615, weinritter.heim.at

Kellerstöckl SchrammelHauptstraße 9, 7521 BildeinTel. & Fax 03323/2558www.kellerstoeckl-schrammel.at

Weber‘s KellerstöcklWinten 6, 7521 EberauTel. & Fax 03323/2227www.tiscover.at/kellerstoeckl.weber

Haus Eveline7542 Gerersdorf 83Tel. 03328/32919www.eveline.niederbacher.atwww.tiscover.at/haus.eveline

Gästehaus GerersdorfAm Riegelberg 73, 7542 GerersdorfTel. 0664/5018470www.gaestehaus-gerersdorf.atwww.tiscover.at/gaestehaus.gerersdorf

Bauernhof HofmannHofried 5, 7543 LimbachTel. & Fax 03328/32171www.tiscover.at/hofmann

Kellerstöckl LeitnerTobaj 41, 7540 GüssingTel. 03322/42896www.tiscover.at/kellerstoeckl.leitner

Haus Huber LindeBergstraße 197543 Neusiedl bei GüssingTel. 03382/71231, [email protected]

Weinek´s KellerstöcklHagensdorf 28, 7522 Heiligenbrunn Tel. & Fax 03324/20082www.weinek-wein.at

Gästehaus BücsekOberhenndorf 4, 8380 JennersdorfTel. & Fax 03329/45555www.buecsek.at

Hartweber-HofWindischeck 1028380 Grieselstein-Jennersdorf Tel. 0664/2820133www.tiscover.at/hartweberhof

Landhofmühle8384 Minihof-LiebauTel. 03329/2814www.tiscover.at/landhofmuehlewww.landhofmuehle.at

Pannonisch Wohnen Pannonisch Wohnen

n Das Hotel Burg Bernstein vermählt mittelalter-liche Romantik mit einem gediegenen Interieur; ein traumhafter Burggarten mit Lauben lädt zum Verweilen ein.

n Burgenländisches Pendant zur Teezeremonie:

Entschleunigung dank Großmutters Kaffeeservice (r.).

n Ein lauer Sommerabend auf Gut Purbach: hier kann

man fein speisen und in stilvoll eingerichteten

Appartements auch gemütlich nächtigen (l.).

Fotos: Burgenland Tourismus / Pannonisch Wohnen

Page 32: Vinaria Burgenland Spezial

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VinothekenVinotheken

VINO Burgenland | 63

Vinotheken

Besuche bei Winzern haben im Burgenland Tradition – denn schließlich hat das Degustie-ren und Fachsimpeln direkt

beim Produzenten seinen ganz besonde-ren Reiz. Will man jedoch eine mehr oder weniger breite Auswahl an erlesenen Weinen aus einer bestimmten Gegend oder gar aus der gesamten Region erste-hen, lässt sich das mit individuellen Kostterminen kaum mehr bewerkstelli-gen. Genau diese Lücke wissen die zahl-reichen Vinotheken des Burgenlands zu füllen, die mit ihrem teils lokalen, teils überregionalen Weinangebot genau je-nen Menschen entgegenkommen, die nach einem repräsentativen Weinsorti-ment an einem zentralen Standort su-

Topadressen für Weinfreunde

Umfassendes Sortiment in stilvollem Ambiente: Burgenlands Vinotheken sind Anlaufstelle Nummer 1,

wenn es darum geht, eine breite Selektion an erstklassigen Weinen zu verkosten und zu erwerben.

AdreSSeNNeusiedlerseeSailer‘s Vinothek7132 FrauenkirchenKirchenplatz 27Tel. 0664/4109697, Fax 02172/[email protected] Gols7122 Gols, Hauptplatz 20Tel. 02173/20039, Fax-DW [email protected] Halbturn7131 Halbturn, KirchenplatzTel. 02172/8863www.halbturn.at Ortsvinothek Illmitz im Raiffeisenkassenkeller7142 Illmitz, Hauptplatz 4Tel. 02175/[email protected] – Weinstube Tschida7412 Illmitz, Hauptplatz 5 [email protected] www.weinstube-tschida.at Paradiso Pannonia Sandhöhe & Schlesingervinothek7123 MönchhofSandhöhe19Tel. 02173/80119, Fax [email protected] Weinhandel OG7123 MönchhofRaiffeisenplatz 26Tel. 02173/[email protected] Burgenland7100 Neusiedl am SeeObere Hauptstraße 31Tel. 02167/20705, Fax-DW [email protected]

Weinclub 217141 Podersdorf am SeeSeestraße 35-37Tel. 02177/21170, Fax [email protected] Blumen Thell7121 Weiden am SeeObere Hauptstraße 39Tel. 02167/40158, Fax 70170www.blumen-thell.at

Neusiedlersee-HügellaNdVinothek und Galerie7091 BreitenbrunnEisenstädter Straße 16Tel. 02683/521315Burgenländisches Weinforum im Leisserhof7082 Donnerskirchen, Hauptstraße 57Tel. 02683/8636, Fax [email protected] Der Schemitz 7082 Donnerskirchen, Hauptstraße 66 Tel. & Fax 02683/8506 od. 8706 [email protected] www.schemitz.atMörbischer Vinothek7072 Mörbisch am See, Hauptstraße 95Tel. 0664/5987971, Fax 02685/[email protected] Purbach7083 Purbach, Neusiedlerstraße 19Tel. 02683/805Weindörfl im Römersteinbruch7062 St. MargarethenRömersteinbruchTel. 02680/2188www.roemersteinbruch.atWeindörfl Urbanihof7071 Rust, Seezeile 22Tel. 02685/6869, Fax 218822

Welt der Weine7011 Siegendorf, Kapellengasse 8Tel. 02687/[email protected] Vinothek7041 WulkaprodersdorfUntere Hauptstraße 5Tel. 02687/62644, Fax [email protected]

MittelburgeNlaNdBurgenland Vinothek Glöckl GmbH7301 Deutschkreutz, Hauptstraße 42Tel. 02613/80200, Fax-DW 4deutschkreutz@burgenland-vinothek.atwww.burgenland-vinothek.atVinatrium – Gebietsvinothek7301 Deutschkreutz, Hauptstraße 55Tel. 02613/89768, Fax-DW [email protected] Bacchuskeller7372 Draßmarkt, Haselbrunn 15Tel. 0676/4008013, Fax 02617/[email protected] Horitschon, Am Kirchenplatz 1Tel. 02610/43194, Fax 42577vinothek@horitschon.atwww.vinothek-horitschon.atBacchuskeller – Naturpark Geschriebenstein7442 Lockenhaus, Hauptplatz 14 RathausTel. 02616/2800, Fax [email protected] Vinothek7361 LutzmannsburgThermengelände 4Tel. 02615/812220, Fax [email protected]

Neckenmarkt7311 Neckenmarkt, Rathausgasse 1Tel. 02610/42263, Fax-DW [email protected]

südburgeNlaNdWeinatelier Johannes Ohrnhofer-Zisser7431 Bad TatzmannsdorfJormannsdorf 25Tel. & Fax 03353/[email protected] Bildein7521 Bildein, Florianigasse1Tel. 03323/2597www.bildein.atEisenberg7474 Eisenberg, Am Naturpark 1Tel. 03365/2666www.c-shop.at/vineisenVinum Ferreum7474 EisenbergObere Kellergasse 120Tel. 03365/20090, Fax 20091vinothek@vinum-ferreum.atwww.vinum-ferreum.atUhudler-Vinothek Eltendorf7562 Eltendorf, HochkogelTel. 03325/2385Vinothek am Csaterberg7512 Kohfidisch, Klein Csater 11Tel. 03366/77245, Fax-DW [email protected] Südburgenland7540 MoschendorfIm Weinmuseum MoschendorfTel. 03324/6318, Fax-DW [email protected] Reichermühle7471 Rechnitz, Falludigasse 5Tel. 03363/79202

chen. Darüber hinaus dürfen sich Ge-nussmenschen in vielen burgenländi- schen Vinotheken auch über eine ver- lockende Auswahl an typischen regiona- len Leckereien freuen – von Pasteten und Schinken über eingelegtes Gemüse bis hin zu Säften und Schnäpsen.

Für einen stimmungsvollen Weinein-kauf wesentlich ist auch das Ambiente, und hier können gerade Burgenlands Vi-notheken punkten: Oft in historischen Gemäuern angesiedelt, präsentieren sich viele dieser Weinpilgerstätten als „Cross-over“ zwischen Tradition und moderner Architektur – Gebäude, die einerseits die wohlige Wärme alter Gemäuer ausstrah-len, andererseits aber auch dank zahl-reicher mit Können und Bedacht einge-

setzter architektonischer Elemente die vitale Ausstrahlung kreativer, zukunft-sorientierter Bauten aufweisen.

Lokal oder regionalDas Angebot in Pannoniens Vinotheken ist äußerst vielfältig: Manche bieten ein durch alle Weinbaugebiete des Burgen-lands führendes Weinangebot, andere spe-zialisieren sich auf die Weine einer Gegend oder Gemeinde – quasi von der vinophi-len Tricolore in Rot, Weiß und Süß aus allen Regionen, wie sie etwa in dem in Neusiedl am See beheimateten Weinwerk Burgenland oder auch in Sepp Sailer’s Vi-nothek in Frauenkirchen angeboten wird, bis hin zu einer ausschließlich lokalen bzw. gebietsbezogenen Selektion, die je

nach Gemeinde oder Gebiet auch durch-aus von einer Sorte dominiert sein kann; zu nennen sind hier etwa die Vinotheken im Mittel- und Südburgenland, wo Blau-fränkisch eine beherrschende Rolle spielt. Besonders hervorzuheben sind hier zwei-fellos die Gebietsvinotheken in Deutsch-kreutz im Mittelburgenland (Vinatrium), die Gebietsvinothek Südburgenland in Moschendorf, das Weinkulturhaus Gols sowie das Burgenländische Weinforum im Donnerskirchener Leisserhof.

Doch auch die zahlreichen weiteren Weinanlaufstellen mit ihren spezifischen Schwerpunkten lohnen einen Besuch, denn gerade hier darf man sich auf zahl-reiche Geheimtipps – in Sachen Winzer wie auch in Sachen Wein – freuen. i

n 1 Vinatrium nennt sich die neu renovierte, rundum gelungene Gebietsvinothek in Deutschkreutz. n 2 Die pittoresk gelegene Vinothek in Moschendorf ist ein Pflichtbesuch für Fans südburgenländischer Weine.n 3 Sailers Vinothek in Frauenkirchen hat unter Weinfreunden seit Jahren einen ausgezeichneten Ruf.n 4 Das Weinwerk Burgenland: moderne Architektur und lokale Weinkompetenz in Neusiedl am See.

Fotos: 1 Bernd Moederl, 2 ArGe Südburgenland, 3 Vinothek Sailers, 4 Vinothek Weinwerk

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Adressen im BurgenlAnd

Gastronomie im BurGenlandNeusiedlerseeGasthaus „Zum fröhlichen Arbeiter“7143 Apetlon, Quergasse 98Tel. & Fax 02175/2218 www.tschidas.atLandgasthaus Sittinger7132 Frauenkirchen, Hauptstraße 39Tel. 02172/2307, Fax 20094www.sittinger.atBirkenhof7122 Gols, Birkenplatz 1Tel. 02173/2346-0, Fax-DW 33www.birkenhofgols.atRestaurant „Knappenstöckl“7131 Halbturn, Schloss HalbturnTel. 02172/82390-0, Fax-DW 4www.knappenstoeckl.atIllmitzer7142 Illmitz, Sandgasse 16Tel. & Fax 02175/2147www.illmitzer.comJohanneszeche7142 Illmitz, Florianigasse 10Tel. 02175/2335, Fax-DW 5www.johannes-zeche.atLandgasthaus Karlo7142 Illmitz, Seegasse 43Tel. 0699/10981422, Fax 02175/2324www.landgasthaus-karlo.atPresshaus7142 Illmitz, Apetloner Straße 13Tel. 02175/2730, Fax 26025www.presshaus.comSeejungfrau7093 Jois, Hafen 1Tel. 0699/12191626www.seejungfrau.at Gasthof Gregorits7013 KlingenbachÖdenburger Straße 8Tel. 02687/48138, Fax-DW 16www.gasthof-gregorits.atZur Alten Mauth7100 Neusiedl, Eisenstädter Straße 205Tel. 02167/8129, Fax 8830www.mauth-windholz.atMole West7100 NeusiedlStrandbad-WestmoleTel. 02167/20205, Fax 20261www.mole-west.atMundart7100 Neusiedl, Hauptplatz 4Tel. 02167/40029, Fax 40043www.mundart4.atLandgasthaus am Nyikospark7100 NeusiedlUntere Hauptstraße 59Tel. 02167/40222, Fax 7778www.nyikospark.atVitatella im Vila Vita7152 PamhagenStorchengasse 1Tel. 02175/2180-0, Fax-DW 444www.vilavitahotels.comwww.storch.at Wirtshaus zum Türkenturm7152 Pamhagen, Hauptstraße 39Tel. 02174/2165, Fax [email protected] Dankbarkeit7141 Podersdorf, Hauptstraße 39Tel. 02177/2223, Fax-DW 4www.dankbarkeit.at

Pannonia7141 Podersdorf, Seezeile 20Tel. 02177/2245-0, Fax-DW 4www.pannonia-hotel.atZur Blauen Gans7121 Weiden, Seepark WeidenTel. 02167/7510 www.blaue-gans.at

Neusiedlersee-HügellaNdParkhotel Neubauer7202 Bad SauerbrunnHauptplatz 4Tel. 02625/32213, Fax-DW 6www.parkhotel-neubauer.atVinarium im Leisserhof 7082 DonnerskirchenHauptstraße 57Tel. 02683/8636, Fax-DW 4www.leisserhof.at Henrici7000 Eisenstadt, Esterházyplatz 5Tel. 02682/62819, Fax-DW 4www.henrici.atGasthaus Ohr7000 Eisenstadt, Ruster Straße 51Tel. 02682/62460, Fax-DW 9www.hotelohr.atGasthof zur Linde2491 Neufeld/LeithaHauptstraße 54Tel. 02624/52294, Fax 513147www.popovits.atLandgasthof Sebastiankeller7063 Oggau, Sebastianstraße 68Tel. 02685/7297, Fax-DW 4www.sebastiankeller.atGasthof zur Grenze7033 Pöttsching, Zipfwald 1Tel. 02631/2265, Fax-DW 4www.gasthof-zur-grenze.atDer Reisinger – Restaurant & Catering7033 PöttschingHauptstraße 83Tel. 02631/2212, Fax 2090www.der-reisinger.atWeingasthof Pauli´s Stuben – Braunstein7083 PurbachAn der BundesstraßeTel. 02683/5513, Fax-DW 9www.braunstein.atFossil7083 Purbach, Kellergasse 6KTel. 02683/21025 www.restaurant-fossil.atGut Purbach7083 Purbach, Hauptgasse 64Tel. & Fax 02683/56086www.gutpurbach.atKloster am Spitz7083 PurbachWaldsiedlung 2Tel. 02683/5519, Fax-DW 20www.klosteramspitz.atWirtshaus im Hofgassl 7071 Rust, Rathausplatz 10Tel. 02685/60763www.hofgassl.at Inamera7071 Rust, Oggauer Straße 29Tel. 02685/6473, Fax-DW 18www.inamera.at

Michael Mooslechners Rusterhof7071 Rust, Rathausplatz 18Tel. 02685/60793, Fax-DW 11www.hotelbuergerhaus-rust.atTimimoo im Hotel Mooslechners Bürgerhaus7071 Rust, Hauptstraße 1Tel. 02685/6162, Fax-DW 11www.hotelbuergerhaus-rust.atTaubenkobel7081 Schützen/GebirgeHauptstraße 33Tel. 02684/2297www.taubenkobel.atLandgasthof Kruisz7011 Siegendorf, Hauptstraße 29Tel. 02687/48253, Fax-DW 4www.landgasthof-kruisz.atGasthaus Schweiger7203 Wiesen, Hauptplatz 1Tel. & Fax 02626/81631www.3pudelhauben.at

MittelburgeNlaNdLandgasthof Faymann7453 Dörfl, Obere Hauptstraße 81Tel. 0664/5366700Fax 02612/8463www.tiscover.at/faymannBernie „Das Wirtshaus“7372 Draßmarkt, Hauptstraße 66Tel. 02617/2238, Fax-DW 23www.bernie.atCsarda7361 Frankenau Nr. 64Tel. & Fax 02615/87064www.csarda.atGasthaus Kautz-Janits7304 Kleinwarasdorf, Hauptstraße 28Tel. 02614/2274, Fax-DW [email protected] Traube7311 Neckenmarkt, Herrengasse 25Tel. 02610/42256, Fax 423064www.gasthof-zur-traube.atWeingasthof Krail7350 Oberpullendorf, Hauptstraße 37Tel. 02612/42220, Fax-DW 6www.krail.atBurgenländer Hof7441 PilgersdorfKirchschlager Straße 6Tel. 02616/7701, Fax-DW 4www.burgenlaenderhof.atGasthof Hutter7443 Rattersdorf, Hauptstraße 20Tel. 02611/2224, Fax-DW [email protected] Ritzing, Lange Zeile 92Tel. 02619/67229-0, Fax-DW 20www.restaurant-horvath.atGasthof Kappel7435 Weissenbachl Nr. 64Tel. & Fax 02616/2297www.gasthof-kappel.at

südburgeNlaNdRestaurant „Sonnengarten“ – Kurbad Tatzmannsdorf7431 Bad TatzmannsdorfElisabethallee 2–3Tel. 03353/8200, Fax-DW 7205www.thermen-undvitalhotel.at

Traube im Reiter‘s Supreme Hotel7431 Bad TatzmannsdorfAm Golfplatz 1–4Tel. 03353/8841, Fax-DW 155www.reitersburgenlandresort.atRestaurant „Wintergarten“ – Kurbad Tatzmannsdorf7431 Bad TatzmannsdorfJormannsdorf 45Tel. 03353/8581, Fax-DW 7098www.kuren.atRestaurant Pannonia7434 BernsteinHauptstraße 58Tel. 03354/6543, Fax-DW 4www.pannonia-roth.atWachter-Wieslers Ratschen7474 Deutsch SchützenAm RatschenbergTel. 03365/20082, Fax 21777www.ratschen.atGasthof Walits-Guttmann7535 Deutsch Tschantschen-dorf Nr. 27Tel. 03327/2285, Fax 2870www.gasthof-walits-guttmann.comKirchenwirt Mirth7562 Eltendorf, Kirchenstraße 7Tel. 0664/3956817Fax 03325/2216-4www.kirchenwirt-mirth.atGasthof „Zur Post“7503 GroßpetersdorfHauptstraße 27Tel. 03362/2303, Fax-DW 23www.lucky-town.atCsencsits7512 Harmisch 13Tel. & Fax 03366/77220 www.gasthaus-csencsits.atRaffel8380 Jennersdorf, Hauptplatz 6Tel. 03329/46622, Fax 46247www.raffel.atBrennerei-Wellnesshotel Lagler7543 Kukmirn, Hotelgasse 1Tel. 03328/32003, Fax-DW 40www.lagler.ccGasthaus zum Türkenwirt8382 Mogersdorf Nr. 23Tel. & Fax 03325/8245www.tuerkenwirt.comGasthaus zur Burgruine8385 Neuhaus/Klb.Hauptstraße 12Tel. 03329/2403, Fax 30026www.gasthaus-sampl.atGasthaus Szémes7423 Pinkafeld, Hauptstraße 33Tel. & Fax 03357/42305gasthaus.szemes.netZum alten Weinstock7571 Rudersdorf, Hauptstraße 13Tel. 03382/71621, Fax-DW 4www.zumaltenweinstock.atGasthof-Pension Fandl7522 Steinfurt Nr. 31Tel. 03324/7270, Fax-DW [email protected] Kedl7540 Urbersdorf Nr. 33Tel. 03322/42403, Fax-DW 14www.tiscover.at/gasthof.kedl

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Page 34: Vinaria Burgenland Spezial

66 | VINO Burgenland

Adressen im BurgenlAnd

1993 wurde der Nationalpark Neusiedler See- Seewinkel gegründet. Schon seit 1991 bestand auf ungarischer Seite der Fertö-Hanság Nemzeti Park. Das Schutzgebiet ist nicht nur der erste grenz-überschreitende Nationalpark Österreichs, sondern auch der erste, der international anerkannt wurde. Die Bewahrungszonen des Nationalparks sind großteils Kulturlandschaft mit sechs Bereichen: Apetlon – Lange Lacke, Illmitz – Hölle, Podersdorf – Karmazik, Sandeck – Neudegg, Waasen – Hanság und Zitzmannsdorfer Wiesen.www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at

Der Naturpark Rosalia-Kogelberg, der jüngste Naturpark mit einer Fläche von 7.500 ha, umfasst 13 Gemeinden im Bezirk Mattersburg. Zwei Natur-schutzgebiete und das Natura2000-Vogelschutzge-biet befinden sich im Naturpark. Das Gebiet zwi-schen Rosalien- und Ödenburger Gebirge und dem Kogelberg ist als Lebensraum für seltene und gefähr-dete Tier- und Pflanzenarten bekannt. www.rosalia.at

Der Naturpark Geschriebenstein-Irrotkö umfasst mit einer Größe von 8.500 ha das Gebiet um den 884 m hohen Geschriebenstein, der höchsten Erhe-bung des Burgenlandes. Von dessen Aussichtswarte, durch deren Mitte die Staatsgrenze Österreich – Ungarn verläuft, genießt man einen Rundblick von den Alpen bis in den pannonischen Raum. Mehr als 500 km markierte grenzüberschreitende Wander-wege warten auf die Urlauber.www.naturpark-geschriebenstein.at

Der Naturpark in der Weinidylle liegt in der öst-lichen Hälfte des südburgenländischen Bezirks Güs-sing und umfasst Teile der Weinbaugemeinde Deutsch Schützen-Eisenberg. In diesem Gebiet fin-den sich kleinstrukturierte Weingärten und roman-tische, strohgedeckte Kellerviertel wie Heiligenbrunn mit seinen 106 denkmalgeschützten Weinkellern. Im Weinmuseum Moschendorf findet man neben liebevoll wiedererrichteten Weinkellern aus Press-häusern die Uhudler-, Vinest- und die Gebietsvino-thek mit den besten Tropfen aus der Weinidylle. Vom Hamerlberg über den Stremer-Berg bis hin zum

Die sechs Naturparke„Natur wieder bewusst erleben und begreifen“ heißt das Motto in den sechs burgenländischen Naturparks.

Heiligenbrunner Kellerviertel und von Moschendorf die Pinkataler Weinstraße entlang bis zu den Wein-hängen von Deutsch Schützen-Eisenberg kann man in unzähligen Buschenschenken die regionalen Pro-dukte der Bauern und die besten Weine verkosten.www.naturpark.at

Der Naturpark Raab – Örsèg – Goricko liegt im südlichsten Winkel des Burgenlandes, zwischen der Lafnitz im Norden und dem Stadelberg an der slo-wenischen Grenze im Süden. Die Vielfalt von Natur, Landschaftsformen, Sprachen und Kulturen, der bo-denständigen Speisen und Getränke stehen im Mit-telpunkt. Außerdem kann man hier römerzeitliche Fundstätten entdecken, auf der Raab paddeln und Uhudler oder den Naturpark-Apfelsaft genießen.www.naturparkraab.at

Der Naturpark Landseer Berge mit 6.550 ha liegt zwischen 330 und 760 m Höhe und ist zur Gänze Landschaftsschutzgebiet, das im westlichen Mittel-burgenland liegt und auch noch Teile der Buckligen Welt umfasst. Die Landschaft ist geprägt vom Über-gang der Ausläufer der Zentralalpen zur kleinen Ungarischen Tiefebene. Bemerkenswert ist der Vul-kan am Pauliberg. www.landseer-berge.atFo

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unter folgenden Kontaktadressen finden sie zahlreiche informationen über das Burgenland: Winzeradressen, touristische angebote, sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen usw.

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