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Green Logistics SANFTER TRANSPORT Die Nachfrage nach umweltverträglicher Logistik fordert die Branche heraus Energie: Erneuerbare und Erdgas speichern Fachkräfte sind knapp Human Resources Qualifizierte Mitarbeiter finden und Talente fördern schafft Wettbewerbsvorteile ∙ Virtuelle Flexibilität durch IT-Outsourcing Anleihen für Innovationen ∙ Modernisieren mit Bausparen ∙ Energieeffizienz dank Halbleiter www.visavis.de · Ausgabe 2/2011 ECONOMY Eine Sonderveröffentlichung der VISAVIS Verlagsgesellschaft mbH im Handelsblatt

VISAVIS Economy 02/2011 - Green Logistics

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Die Logistikbranche hat bis heute zahlreiche Veränderungen vollzogen, um den Weg für nachhaltige Lieferketten zu ebnen. Manche aus ganz eigenem Antrieb, einige auf Druck von außen, aber wird das wirklich ausreichen? Neben der Frage, wie viel Grün sich die Logis­tik überhaupt leisten kann, erwachsen aus solchen Herausforderungen möglicherweise noch viel drastischere Veränderungen. See, Straße und Schiene werden nicht nur weiterhin enger zusammenwachsen, auch Energieträger werden wechseln und die Lage von Logis­tikzentren wird eine wachsende Bedeutung erlangen.

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Green Logistics

SANFTERTRANSPORTDie Nachfrage nach umweltverträglicher

Logistik fordert die Branche heraus

Energie: Erneuerbare und Erdgas speichern

Fachkräfte sind knappHuman Resources

Qualifi zierte Mitarbeiter fi nden und Talente fördern schafft Wettbewerbsvorteile

∙ Virtuelle Flexibilität durch IT-Outsourcing

∙ Anleihen für Innovationen

∙ Modernisieren mit Bausparen

∙ Energieeffi zienz dank Halbleiter

www.visavis.de · Ausgabe 2/2011

ECONOMYE

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Die Logistikbranche hat bis heute zahl-reiche Veränderungen vollzogen, um den Weg für nachhaltige Lieferketten zu ebnen. Manche aus ganz eigenem

Antrieb, einige auf Druck von außen, aber wird das wirklich ausreichen?

Eine moderne und ressourcenschonende Logis-tik setzt auf Maßnahmen, um die Auslastung zu optimieren, indem sie beispielsweise versucht, Touren besser zu bündeln und so Leerfahrten zu vermeiden. Auch werden die Verkehrsträger See, Straße und Schiene zunehmend effizienter mit-einander kombiniert. Die Fahrer absolvieren Trai-ningseinheiten, wie sie ressourcenschonender fahren können und die Fahrzeugflotte wird auf emissionsarme Modelle umgestellt – nicht zuletzt um von günstigeren Mautgebühren zu profitieren.

Aber die Herausforderungen werden weiter zu-nehmen. Die wachsende Ölknappheit und der da-mit verbundene stetig steigende Ölpreis zwingt gerade die Logistikbranche zu weiteren Schritten. Wenn es beim Energieverbrauch der Haushalte

und der Industrie durchaus lohnend erscheint, über alternative Energieträger – Sonne, Wind, Was serkraft – nachzudenken, ist dies in der Trans portbranche schwieriger. Wird neben dem Einsatz nachwachsender Rohstoffe als Treibstoff künftig der Elektro-Lkw die Güter bewegen? Und wenn ja, werden diese Lkw den gesamten Trans-port, auch über große Strecken, übernehmen können? Wird ein Umdenken stattfinden müssen hin zu ganz neuen Transportkonzepten?

Neben der Frage, wie viel Grün sich die Logis-tik überhaupt leisten kann, erwachsen aus sol-chen Herausforderungen möglicherweise noch viel drastischere Veränderungen. See, Straße und Schiene werden nicht nur weiterhin enger zu-sammenwachsen, auch Energieträger werden wechseln und die Lage von Logis tikzentren wird eine wachsende Bedeutung erlangen.

Der sanfte Transport besteht insgesamt aus recht vielen Facetten, die unser Autor Chris Lö-wer im Titelthema beschrieben hat. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 7. Ihre Redaktion

InhaltMakler 6

Mit professioneller Beratung den Weg durch den Versicherungs-dschungel finden.

Titelthema 7

Logistiker stehen vor neuen He-rausforderungen ihre Wertschö p- fungsketten nachhaltig zu ge-stalten.

Human Resources 17

Mit den richtigen Instrumenten dem Fachkräftemangel begegnen und gleichzeitig Talente fördern.

IT-Outsourcing 21

Virtualisierung als Grundlage für Cloud Computing lässt die Gren-ze zwischen Soft- und Hardware verschwimmen.

Halbleiter 25

Die Schlüsselindus trie unterstützt branchenübergreifend Forschung und Innovation.

Energie 27

Mit sinnvoller Energiespeiche-rung und intelligenten Stromnet-zen den Energieverbrauch effek-tiv managen.

Factoring 32

Mit dem richtigen Partner kön-nen Unternehmen die Liquidität erhöhen und Risiken senken.

Small & Mid Caps 34

MDax und SDax haben sich in den vergangenen Monaten her-vorragend entwickelt. Der Blick auf Einzelwerte lohnt sich.

Mittelstandsanleihen 36

Nicht nur die Stuttgarter Börse punktet mit attraktiven Bond-marktsegmenten.

Baufinanzierung 39

Die Zeiten niedriger Zinsen gehen dem Ende zu – die EZB hebt den Leitzins an.

IMPRESSUM Ver lag: VISAVIS Ver lags GmbH; Marie-Cu rie-Str. 11-13, 53332 Bornheim; Tel.: 02227/ 9212 - 0, Fax: 02227/ 9212 - 10, Va nity:

07000 / visavis, E-Mail: [email protected], www.visavis.de; Chef re dak tion: Wolf gang Hasel bau er; Schluss re dak tion:

Horst-Raimund Wulle; Ge schäfts füh rer: Bernhard Ha sel bau er; Themen- und Projektleitung: Cornelia Hornschild, Oliver Hammel, Reinhard

Krabbe, Dorothea Reinecke, Andreas Schnittker, Gabriele Gottsmann, Petra Liening; Layout: Marcel Rohland, Michael Döhring; Bildmaterial: istock-

photo.com, Fraunhofer ISE, sxc.hu, Verbreitete Auf la ge: 106.000 Exemplare. Teilbelegung im Handelsblatt mit 103.000 Exem plaren; ISSN:

0942-8615; Kon zep tion und Mar k e ting: new public communication Verwaltungsges. UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG; www.newpub lic.org

UMDENKEN Nachhaltige Lieferketten sind erst der Anfang der Herausforderungen.Auf neuen Wegen zur schonenden Logistik

WACHSTUM Small und Mid Caps erobern

die Wertpapierbörsen mit verborgenen Werten.

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EDITORIAL

VISAVIS ECONOMY 02/11

Es grünt in Deutschland. Dies liegt nicht nur am einsetzenden Frühling, sondern zahlreiche Bei-spiele aus Gesellschaft und Politik oder der Indus-trie belegen dies. Auch die Logistikbranche, eine der wich tigsten Zukunfts branchen, hat die Zeichen der Zeit erkannt und orientiert sich in diese Rich-tung. Wie wichtig Nachhaltigkeit inzwischen ge-worden ist, zeigt die Auftaktdiskussion der welt-weit anerkannten Leitmesse für Logistik, Mobili-tät, IT und Supply Chain Management, der Trans-port Logistic in Mün chen: „Zwischen Ökowissen und und Ökonomiezwang – wie viel Grün kann (sich) die Logistik leisten?“ wird dann die Frage sein, über die prominente Akteure aus Wirtschaft und Politik in zahlreichen Foren diskutieren.

Der Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik der TU München hat sich schon im Jahr 2009 mit diesem Thema beschäftigt und ist in ei-ner Studie der Frage nachgegangen, ob „Green Lo-gistics“ nur eine Modeerscheinung oder Zeichen eines wirklichen Umdenkens ist. Das Ergebnis: Es sind nicht nur das ökologische Gewissen und die Verantwor tung für die kommenden Generationen.

Viel mehr führen eine umweltbewusste Strategie und die Verwandlung in ein „grünes“ Unterneh-men dazu, dass sich ökologische Ansätze langfris-tig auch finanziell lohnen.

Wie ernst es den Logistikern mit diesen Ab-sichten ist, zeigt eine im März 2010 durchgeführ-te forsa Umfrage im Auftrag des Steria Mummert Consulting F.A.Z.-Instituts. 100 Entscheider aus 68 der größten Konsumgüterhersteller und 32 der größten Einzelhändler in Deutschland wurden zu ihren Strategien und konkreten Maßnahmen im Umwelt- und Klimaschutz, insbesondere in der Logistik bis zum Jahr 2012, befragt. Bis zum nächs-ten Jahr, so das Ergebnis, verlangt etwa jedes drit-te befragte Unternehmen von seinen Transporteu-ren ein spezielles Umweltmanagementsystem, emis-sionseffiziente Fahrzeuge, regelmäßig gemeldete CO2-Kennzahlen und ganz konkrete Maßnahmen zur CO2-Reduktion.

Es bleibt also summa summarum festzuhalten: Der Prozess „Change to Green“ ist mittlerweile auch in der Transport- und Logistikbranche mehr denn je in vollem Gange.

Grünes Handeln en vogue

KOMMUNIKATION „Gesprächs stra te gie ist kein Roulettespiel, sondern lässt sich gezielt lernen“, so Zienterra.

Situationen, die Manager im Arbeitsleben zu meistern haben, sind oft von hoher Komplexität ge kennzeichnet. Ein Baustein hängt mit dem anderen zusam-men und wenn wir einen verän-dern, verändern wir das ganze System. Daher müssen Eingriffe besonders durchdacht werden. Es reicht auch nicht aus, eine adäquate Lösung nur zu erarbei-ten, sie muss auch verständlich kommuniziert werden. Hierfür

eignen sich Typologien und Theo-rien ebenso wie die narrativen Elemente Aphorismen, Erzählun-gen und Metaphern. „Grund le-gen de Kommunikations- und Rhetorikinstrumente sind also maßgeblich für die erfolgreiche Umsetzung der gedanklichen Lösung“, so Günter Zienterra vom Zienterra Institut für Rhetorik und Kommunikation, gegr. 1960, Deutschlands erstes Rhetorik-Institut. Die Herausforderung für

Führungskräfte liegt also letzt-endlich darin, die ge samte Kla-viatur der Kommunikation zu beherrschen. Die Exper ten des Zienterra Instituts nennen das die Fertigkeit zur „VarianzKom-munikation“. Sie bieten profes-sionelle Trainings zur Erweite-rung des kommuni kativen Repertoires in Bornheim/Bonn sowie in ihrer Dependance in Berlin-Charlottenburg an. Infos unter: www.rhetorik-online.de

Rhetorik | Königsspiel der Manager

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MAGAZIN

VISAVIS ECONOMY 02/11

Auch beim Arbeiten in der Zukunft werden die Ein- und Weitergabe von Daten und das Ausfüllen von Formularen ein wichtiger Bestandteil bleiben. Selbst in Zeiten von Scannern, RFID und 2-D-Tags bleibt der klassische Stift das schnellste, effizienteste und oft auch sichers te Mittel zur Datenauf-nahme. Die Brücke zwischen handschriftlicher Daten auf-nah me und digitaler Weitergabe hat das schwedische Unterneh-men Anoto mit der Digital Pen & Paper-Technologie geschlagen und damit eine Alternative zu Tablet PCs und tragbaren Com-putern geschaffen. Die DPP-Technologie besteht aus einem digitalen Stift und gerastertem Papier. Der Stift ist mit einer digitalen Kamera aus-gestattet, die handschriftliche

Informationen noch im Moment des Schreibens anhand des Rasters erfasst und digitalisiert. Die Daten können dann entwe-der über eine Dockingstation, mittels Mobiltelefon oder via Bluetooth auf einen PC zur Wei-terverarbeitung übertragen wer-den. Dadurch entfällt die erneute Eingabe und die Fehler-quote bei der Datenweitergabe reduziert sich somit auf ein Mini-mum. Auch langwierige Einarbei-tungs zeiten in die Technologie oder teure Anschaffungskosten entfallen. Die Einsatzmöglichkei-ten sind daher unbegrenzt: Die digitalen Stifte eignen sich über-all dort, wo handschriftliche Informationen aufgenommen und an Dritte weitergegeben werden müssen. Weitere Infor-mationen finden Sie im Internet unter: www.anoto.com/de

Arbeiten 2.0 | Digital und mobil

VERARBEITUNG Ein Stift mit inte-

grierter Minikamera reduziert die

Fehlerquote von Tastatur und Maus.

Die digitale Revolution ist längst nicht mehr aufzuhalten: Modernste Kommunikationslösun-gen und hoch technologisierte Endgeräte haben nicht nur in den Wohnzimmern Einzug gehalten - ohne Internet, Handy und Co. geht auch im Büro schon lange nichts mehr. Besonders das mobile Internet wird nicht nur

unser Privatleben entscheidend verändern, son-dern auch den Weg zu einer zukunftsfähigen Arbeitskultur ebnen. Denn was zum Alltag vie-ler Menschen längst dazu gehört, revolutioniert auch das Business. So ermöglicht das mobile In-ternet Geschäftsleuten, von jedem beliebigen Ort schnell und unkompliziert auf alle relevanten Unternehmensdaten zuzugreifen und sich mit Mit arbeitern überall auf der Welt zu vernetzen. Die effektive Nutzung modernster Kommunika-tionslösungen optimiert Geschäftsprozesse und spart damit nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Die Möglichkeiten des mobilen Internets werden zum Wettbewerbsvorteil für alle, die sie zu nut-zen wissen – hierfür sind jedoch leistungsstarke und dennoch energieeffiziente Endgeräte von-

nöten. Hier ist besonders eine neue Generation von Notebooks, die so genannten Tablet-PCs, auf dem Vormarsch. Die tragbaren Computer, die mit-hilfe eines Touch-Screen bedient werden, haben sich schon im zweiten Jahr nach ihrer Marktein-führung als feste Größe in der Computerbranche etabliert. Untersuchungen des Hightech-Bran-chenverbandes Bitkom zufolge werden allein in Deutschland in diesem Jahr rund 1,5 Millionen Exemplare dieser innovativen Rechner verkauft, doppelt so viele wie noch im Vorjahr.Und ein Ende des Booms ist noch lang nicht in

Sicht: So geht der Bitkom davon aus, dass sich der Umsatz mit Tablet-PCs in diesem Jahr um satte 70 Prozent auf 770 Millionen Euro steigern wird. Die Milliardenmarke könnte dann bereits im nächsten Jahr überschritten werden. Schon in diesem Jahr liegt der Anteil der neuen Tablet-PCs am gesamten Computermarkt bei zehn Prozent – und damit haben sie die klassischen kleinen Netbooks schon längst deutlich überholt. Deren Marktanteil wird im selben Zeit raum laut dem Bitkom um 15 Prozent sinken.

Weg zu einer neuen Arbeitskultur

Das mobile Internet ist auf dem Vormarsch – das wirkt sich auch auf den Datenverkehr aus, der über mobile Endgeräte übertra-gen wird. Laut einer Studie des Telekommunikationsunterneh-mens Cisco wird dieser in Deutschland bis zum Jahr 2015 jährliche Wachstumsraten von sagenhaften 97 Prozent aufwei-sen und liegt damit deutlich vor dem internationalen Durch-schnitt von 92 Prozent. Allein hierzulande wird der mobile Datenverkehr in den kommen-den vier Jahren um das 30-fache steigen – und dann der Kapazi-tät von 874 Millionen SMS pro Sekunde entsprechen. Grund hierfür ist vor allem die steigen -de Nutzung von Video-Anwen-dungen, die über mobile End-geräte versendet werden.

Studie

Mobile Daten-nutzung boomt

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MAGAZIN

VISAVIS ECONOMY 02/11

SICHERHEITKunstanlage als attraktive Ergänzung des Investments.

Kunstmarkt | Portfolio mit Ästhetik

> Ihr Partner im Web. Das Themenportal für Wirtschaft und IT:

> Dr. Andreas Scheuer, Staatssekretär (BMVBS), äußert sich zum Logistik-standort Deutschland. www.visavis.de/interviews

> Die Redaktion spricht mit Staatssekretär Jochen Homann (BMWi) über die Halbleiterindustrie. www.visavis.de/interviews

Kunst sammeln ist beliebter denn je – sowohl unter Liebha-bern als auch bei Anlegern. Doch bekanntermaßen lauert, wo Licht ist, oft auch Schatten: Öfter als angenommen wird Kunst beschädigt oder zerstört – ob beim Transport, bei der Restauration oder durch Feuer oder Hochwasser. Zudem fallen Kunstwerke aus Privatsammlun-gen oder Firmenkollektionen nicht selten Diebstählen zum Opfer. Trotz dieser Gefahren haben nach Auskunft des Spe-zialversicherers Hiscox immer noch viele Kunstsammler kei-nen oder nur einen unzurei-chenden Versicherungsschutz. Lücken bestehen auch bei vie-len Unternehmen mit Firmen-sammlungen. „Eine gewöhnli-che Hausratversicherung oder Gewerbe-Sachdeckung reicht

bei wertvollen Kunstsammlun-gen nicht aus – die Deckungs-summen sind oft zu niedrig. Die Police sollte auf den tatsächli-chen Wert einzelner Werke oder Sammlungen zugeschnitten sein und passgenaue Zusatzleis-tungen enthalten. Das kann nur eine spezielle Kunstversiche-rung leisten“, erklärt Tobias Braun, Underwriter Fine Art und Kunstexperte bei Hiscox in Deutschland. Hiscox empfiehlt

den Abschluss einer Versiche-rung, die zum Beispiel auch die Kosten für eine Instandsetzung oder Reinigung übernimmt, falls ein Werk beschädigt wird. Zusätzlich ist wichtig, dass vol-ler Versicherungsschutz beim Transport besteht. Und dass der Versicherer über Erfahrungen mit Kunst und ein exzellentes Expertennetzwerk für das Scha-denmanagement verfügt. Wei-tere Infos unter: www.hiscox.de

Spezialversicherung | Kunst verlangt nach Können

Traumrenditen und Millionen-Deals bei Galeristen und Aukti-onshäusern – mit jährlichen Um-satzsteigerungen von bis zu 30 Prozent war der Kunstmarkt in den vergangenen Jahren mehr als erfolgsverwöhnt. Im Jahr 2009 erlebte die Branche jedoch ein schwieriges Jahr. Aufgrund der wirtschaftlichen Turbulenzen brachen die Umsätze ein, viele Sammler mussten sparen. Doch wo anderswo noch immer Katerstimmung herrscht, hat sich der Kunstmarkt längst erholt. Schon im Jahr 2010 konnten die Galeristen zum Teil dank neuer Käuferschichten aus China, Russ-land und Co. erneut steigende Preise verzeichnen – und letztlich von der Unsicherheit vieler Anle-ger bezüglich riskanter Aktien-spekulationen profitieren. Gilt Kunst doch seit jeher als attrak-

tive Anlageform in Ergänzung zu anderen Investments, die zuver-lässig moderate, oft gar enorme Gewinne verspricht. Aufsehen er-regte zuletzt die Versteigerung eines Gemäldes von Picasso, das im vergangenen Jahr den absolu-ten Rekordpreis von 106 Millio-nen Dollar erzielte. Auch die großen Kunstmessen blicken wieder optimistisch in die Zukunft. Besonders die tradi-tionsreiche Art Cologne, die nach schwierigen Jahren schon im Jahr 2010 beim Fachpublikum punk-ten konnte, möchte in diesem Jahr mit rund 200 Ausstellern und frischen Konzepten wie dem Förderprogramm New Positions zu alter Stärke zurückfinden. Bereits zum 45. Mal öffnet die Messe im April für das Who-is-Who der internationalen Kunst-szene ihre Pforten.

Foto: Koelnmesse

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MAGAZIN

VISAVIS ECONOMY 02/11

Im Hinblick auf die Begrifflichkeiten der Ver-sicherungsbranche herrscht unter Verbrauchern vielfach Unklarheit. Während der Versiche-rungsvertreter im direkten Auftrag für eine oder mehrere Versicherungsgesellschaften arbeitet und für den Abschluss einer Police eine Provisi-on erhält, vergleichen Versicherungsmakler die Produkte mehrerer Versicherungsunternehmen miteinander. Der Makler schließt seinen Vertrag mit dem Kunden, haftet entsprechend auch für Fehler – und erhält für jede abgeschlossene Po-lice eine Courtage von der Versicherungsgesell-schaft. Beim Vertreter und Makler ist dafür die Beratung für den Verbraucher kostenlos.

Der Versicherungsberater hingegen steht in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zu einer Ver-sicherungsgesellschaft. Er informiert ausschließ-lich über die Produkte. Für diese Beratungsleis-tung erhält er ein Honorar vom Verbraucher. 450 Millionen Versicherungsverträge wurden in Deutschland laut Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) abgeschlossen.

260.196 Versicherungsvermittler, so die Angabe der offiziellen Registrierungsstellen der Indus trie- und Handelskammern, waren zum 1. April 2011 dort registriert. Alleine 44.573 davon sind dem-nach Versicherungsmakler, was einem Anteil von etwa 5,8 Prozent entspricht. Laut GDV ver-zeichnete die Branche im Jahr 2010 Beitrags-einnahmen in Höhe von 178,8 Milliarden Euro.

Verlässliche Zahlen darüber, wie hoch der Umsatzanteil und der Erfolg der verschiedenen Akteure am Markt ist, gibt es leider nicht. Eine Studie des Beratungsunternehmens Bain kon-statierte für den Zeitraum 2006 bis 2008, dass sich das Neugeschäft der teilnehmenden Versi-cherungsunternehmen insgesamt rückläufig entwickelte. Im direkten Vergleich zeigte sich, dass Makler hier etwas stärker sind. Sie bauten ihr Neugeschäft pro Jahr um ein Prozent aus, während das Neugeschäft in den markengebun-denen Agenturen um vier Prozent jährlich zu-rückging. Dafür schnitten letztere in der Kun-denbindung besser ab. Jörg Stroisch

Versicherungen erklären lassen

Die beiden geschäftsführenden Vorstände der Brancheninitiative Traumberuf Makler – Pro Makler-beratung e. V. – BiTMA, Christian Burlage und Riccardo Wagner, wollen das Ansehen des Makler-berufs stärken.

Vor welchen Herausforderungen steht Ihrer Meinung nach die Finanz- und Versicherungsmak-lerbranche derzeit? Burlage: Ein Thema ist die Über-alterung. Es fehlt unserer Bran-che an interessiertem Nach-wuchs. Ein Problem, das schon vor mehr als zehn Jahren hätte adressiert werden müssen.Wagner: Die Maklerbranche hat es versäumt, sich als Vertriebs-weg mit einzigartigen Positiv-merkmalen klar zu positionieren. Warum hat die Maklerbranche denn nicht schon deutlich frü-her darauf reagiert?

Burlage: Weil es genau diese Ei-nigkeit „der Branche“ bisher nicht gibt, keinen gemeinsamen Plan oder eine Strategie, wie die gemein samen Probleme bewäl-tigt werden sollen.Und Sie meinen da mit der BiTMA eine geeignete Lösung gefunden zu haben?Wagner: Wenn Einigkeit fehlt, fehlt Stärke. Deshalb braucht es eine zentrale Instanz, die eine Vision entwirft und alle Bran-chenvertreter vereint: Wir wollen die Maklerberatung bekannter machen, den Beruf beliebter, die Zukunft sichern. Genau dafür steht BiTMA – wir sind die Platt-form für den gesellschaftlichen Dialog der Maklerbranche.Gesellschaftlicher Dialog, klingt sehr ambitioniert?Wagner: Ist es auch. Es reicht aber heutzuta ge nicht mehr, ein paar TV-Spots mit einer schlich-

ten Botschaft zu produzieren, die sagen: „Zum Glück gibt es uns oder unser Produkt“. Burlage: Die Finanz- und Versi-cherungsmaklerbranche muss eine gemeinsame Stimme finden und überhaupt sichtbar werden. Wir haben sehr viele gute Berater mit zufriedenen Kunden. Das gilt es, offen und selbstbewusst zu kommunizieren und sich gleich-zeitig frei der öffentlichen Kritik zu stellen.Wer steht hinter der BiTMA?Burlage: Einige innovative Mak-lerversicherer wie Alte Leipziger/Hallesche, Skandia, maklerma-nagement.ag, Heidelberger Le-ben, Standard Life, VPV Makler AG, aber auch viele Finanz- und Versicherungsmakler, die errei-chen möchten, dass der Makler-beruf das Image erhält, das er als unabhängiger Berater ver-dient hat. www.bitma.org

Plattform | Vereinigte Imagepflege

VISIONÄRE Riccardo Wagner (o.) und Christian Burlage (u.) geben der Maklerberatung als zentrale Instanz Gesicht und Stimme.

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MAGAZIN

VISAVIS ECONOMY 02/11

D ie Krise ist zum Glück abgehakt. Die Transport- und Logistikbranche hat längst wie der einen Gang hoch ge-

schaltet. Doch Grund zu grenzenloser Eu-phorie besteht nicht. Denn der Wettbewerbs- und Kostendruck dürfte kaum nachlassen – zumal die Anforderungen von Kunden, Ver brauchern und Politikern vor allem, was die Verminderung von Treibhausgasen an-belangt, stetig wachsen. Nach Schätzungen trägt die Logistik zum Gesamtausstoß von CO2 immerhin acht bis zehn Prozent bei. Da außerdem das Trans port auf kommen dras-tisch steigen wird, sind innovative Konzep-te gefragt, wie Lieferketten nachhaltiger or-ganisiert wer den kön nen.

Tatsächlich gerät die Branche allmählich in den Sog der Konsumgüterindustrie und des Einzelhandels, die seit Jahren Energie sparen und soweit möglich auf erneuerbare Energien setzen. Allerdings sind die Poten-

ziale ihrer eigenen Umwelt- und Klimapro-gramme fast ausgeschöpft, weswegen nun Transport- und Logistikanbieter in den Blick geraten. Ein Umweltmanagement, das auch exakte Zahlen liefert, ist Gebot der Stunde, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Das geht auch aus dem „Branchenkom-pass 2010 Transport“ der Management- und IT-Beratung Steria Mummert Consulting her vor, die die Logistik in den Fokus genom-men hat. Für die Studie wurden im März 100 Entscheider der 68 größten Konsum-güterhersteller und der 32 größten Einzel-händler in Deutschland zu ihren Strategien und Maßnahmen im Umwelt- und Klima-schutz bis zum Jahr 2012 befragt: Sie wol-len beim Umwelt- und Klimaschutz stär ker ihre Logistikdienstleister in die Pflicht neh-men. Durch klare Vorgaben sollen die Treib-hausgasemissionen in den Lieferketten ver-ringert werden. „Bis zum Jahr 2012 verlangt

etwa jedes dritte befragte Unternehmen von den Transporteuren ein Umweltmanage-mentsystem, emissionseffizien te Fahrzeu-ge, regelmäßige CO2-Kennzahlen und kon-krete Maßnahmen zur CO2-Reduktion“, heißt es in der Studie. Bei der Aus wahl der Transport- und Logistikdienst leister steht für die Befragten der Umweltschutz derzeit an fünf ter Stelle hinter den klassischen Kriterien Qualität, Flexibilität, Preis und Service. Bis zum Jahr 2012 wird der Um-weltschutz auf Platz vier vorrücken.

Überraschend dabei ist, dass nach Ein-schätzung der meisten Manager aus Ein-zelhandel und Konsumgüterindustrie Ver-braucher durchaus bereit sind, für Waren, die klima- und umweltfreundlich herge-stellt und transportiert werden, einen Auf-schlag zu zahlen. „Ein Drittel der befragten Unternehmen würde auch etwas mehr für grüne Transporte ausgeben“, betonen die

WANDEL Das Zugpferd der deutschen Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Das zunehmende Transportaufkommen verlangt nach innovativen Konzepten und nachhaltig organisierten Lieferketten.

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TITELTHEMA LOGISTIK

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Nachhaltigkeit ist gegenwärtig eines der wichtigsten Gebote für die Logistik. Vor allem in der Intralogistik – darüber sind sich Experten der Gebäudetechnik, des Anlagenbaus sowie Betreiber von Lo-gistikanlagen einig – bieten die raschen Entwicklungen sowohl der Informations-technologie als auch der Material- und Systementwicklung hohe Potenziale für ei nen harmonischen Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie. Green Logistics ist an dieser Stelle das Stichwort, unter dem gerade die Intralogistik die Wirtschaft-lichkeit und Sicherheit der Prozesse mit dem Einsparen bzw. optimalen Auslasten von Zeit, Fläche, Mitarbeitern, Energie und Materialien verknüpft.

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Lo-gistik ist es für jedes Unternehmen hilf-reich, wenn es sich dabei auf einen star-ken Partner verlassen kann. Daher rich-tet SSI Schäfer sowohl seine innerbetrieb-lichen Prozesse als auch sein Produkt- und Leistungsportfolio weiterhin konsequent auf die Herausforderungen der Green Lo-

gistics aus. Ziel ist es, vor allem solche Prozesse anzustoßen, die den hohen An-forderungen der Nachhaltigkeit gleicher-maßen unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten gerecht werden. Sie sollen sich zum einen positiv auf die Um-welt, die Effizienz der Prozesse und dar-über hinaus förderlich auf die Mitarbeiter auswirken. Dabei stehen stets nachhaltige Wertschöpfungsprozesse im Zentrum der Entwicklungsarbeit. SSI Schäfer hat den Leitgedanken der Nachhaltigkeit aufge-nommen, um für Anwender maßgeschnei-derte Systemkonzeptionen unter Berück-sichtigung grüner Anforderungen zu ent-wickeln. Dabei steht im Vordergrund der Überlegung, Verschwendung jeder Art zu vermeiden und Prozesse effizient zu ge-stalten. Dadurch können die Kunden ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und gleich-zeitig auch die Anforderungen der Green Logistics erfüllen.

Tatsächlich ist die SSI-Schäfer-Welt be-reits seit vielen Jahren grün: So sorgen umweltfreundliche Produktionsverfahren

für hohe Umweltverträglichkeit bei Ent-wicklung, Fertigung und Entsorgung. Die Lösungen reichen von die Umwelt nicht belastenden und energieeffizienten Tech-nologien über die Entwicklung flüsterlei-ser Fördertechnik oder von IT-Anwendun-gen für umweltschonende und zugleich kos tensenkende Prozesse bis hin zum Kon-zept ergo nomics@work! zur Gestaltung fort schritt licher, ergonomischer Worksta-tions. Ob ge neratorisch gewonnene Ener-gie bei Regal bediengeräten rückgespeist, komplexe Konzepte für Wert stoff ver wer-tung und Mehr weglösungen erstellt oder regenerative Energien unter Berücksich-tigung ak tueller Förderprogramme bei Neu- und Umbau von Lägern genutzt werden, bei der Projektrealisierung ist „grün“ für das Unternehmen letztendlich ein unverzichtbarer Bestandteil.

Die Herausforderungen nachhaltiger, umweltgerechter Logistik sollten daher nicht allein als Last oder als lästige Pflich-ten, sondern als echte Chance betrachtet werden. Innovative Lösungskonzepte für eine nachhaltige Logistik bieten eindeu-tige Vorteile: Sie tragen dazu bei, dass die Prozesse optimiert werden und sie er-schließen zugleich Wettbewerbsvorteile. Daher leiten sie ergebnisorientiert posi-tive Entwicklungen ein und stärken ein positives Image bei der Positionierung im Marktumfeld. Damit sind dies Investitio-nen, die sich in mehrfacher Hinsicht loh-nen. Es liegt an den Entscheidern in Un-ternehmen, die Optionen zu nutzen.

Bei der Forschung und Entwicklung zu neuen Technologien und Informationssys-temen, die die Umsetzung von Green Lo-gistics und damit die Nachhaltigkeit wei-ter vorantreiben können, wird SSI Schä-fer auch künftig maßgeblich eingebunden sein und dafür sorgen, dass sich solche Investitionen lohnen. www.ssi-schaefer.de

NACHHALTIG Ein effizienter Umwelt- und Ressourcenschutz durch die Idee der Green Logistic stärkt die ökologische Unternehmensausrichtung und unterstützt die Wirtschaftlichkeit.

Konsequent grün

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TITELTHEMA LOGISTIK

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Au toren der Studie. Konkret plant jedes fünf te Unternehmen, bis zum Jahr 2012 grü ne Logistikprodukte nach dem Vorbild von GoGreen der Deutschen Post DHL zu beziehen. Emissionsneutrale Leistungen sind nur durch besonders effiziente Techno lo-gien und Ausgleichsmaßnahmen für die verblei benden Emissionen, etwa durch spe-zielle Klimaprojekte, möglich. Und: Jedes fünfte Unterneh men wird seinen Logistik-dienstleistern darüber hinaus ein auftrag-geberbezogenes CO2-Reporting zur Aufla-ge machen, um einen detaillierten Über-blick über die Klimabilanz zu erhalten.

Mit anderen Worten: An nachhaltigen Lie ferketten führt kein Weg mehr vorbei. Ein Trend, der sich auch deutlich auf der Messe „transport logistic“ in München ab-zeichnet. „Grüne Logistik ist bei vielen Aus stellern ein großes Thema und wird die transport logistic 2011 stark prägen“, be-richtet Eugen Egetenmeir, Geschäftsführer der Messe München. Dabei handelt es sich um eine echte Querschnittsaufgabe, ange-fangen bei der IT, durch die die Abläufe ef-fizienter organisiert werden, um Leerfahr-ten zu verringern und Transportmittel opti-mal auszulasten, bis hin zu den Fahrzeu-gen, die allesamt weniger verbrauchen und auf alternative Antriebskonzepte setzen sollen. Neben greifbaren technologischen Innovationen gehen auf der Messe 30 Fach-foren dem Thema „Green Logistics“ nach. Was die Branche natürlich nachhaltig um-treibt, ist die Kernfrage: „Wie viel Grün kann (sich) die Logistik leisten?“

Wenn auch manch einer um seine Mar-ge angesichts steigender Umweltauflagen fürchtet, befindet sich die Branche gleich-wohl in robuster Verfassung. Im abgelaufe-nen Jahr setzten deutsche Anbieter rund 210 Milliarden Euro um und belegten da-mit Platz 1 in Europa. Laut „Logistics Per for-mance Index“, der aktuellen Studie der Welt-bank zu insgesamt 155 Ländern, rangiert

auch die Attraktivität des Logistikstandorts Deutschland weltweit an erster Stelle vor Singapur und den Niederlanden. Die beste Wertung gab es in den Kriterien Infrastruk-tur, Pünktlichkeit und Zollabfertigung.

NACHHALTIGE VERKEHRSWEGE „Die Stärken Deutsch lands als Logistik-standort liegen auf der Hand: Wir sind das Wirtschaftszentrum Europas und die viert-größte Volkswirtschaft der Welt. Und wir verfügen über eine hervorragend entwickel-

te Verkehrsinfrastruktur“, bemerkt Dr. An-dreas Scheuer, Parlamentarischer Staats sek-retär beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Diese Stär ken werden auch in Deutschlands einzigem ti-denabhängigen Container-Tiefwasser ha-fen, dem JadeWeserPort, deutlich. „Die tri mo dale Ausrichtung – See, Straße und Schiene – ergänzen wir durch die staufreie Erreichbarkeit der Logistikfläche,“ betont Rüdiger Beckmann, Vertriebsleiter Jade Weser Port Logistics Zone. Dr. Andreas

LOGISTIKUNTERNEHMEN UND KLIMASCHUTZInvestitionspläne

der Unternehmen

zu grüner Logistik

und Nachhaltigkeit

für das Jahr 2010.

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Logistikdienstleister Industrie & Handel

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niedrigeInvestionen

gleichbleibendeInvestionen

Seit Ende April 2010 ist für herstellende Unternehmen, die den Status Bekannter Versender tragen wollen, die behördliche Zulassung Pflicht. Im Frühjahr 2013 en-det die Übergangszeit für die herkömmliche Anerken-nung, die in der Vergangen-heit von Reglementierten Beauftragten ausgestellt wurde. Der Status spart Zeit und Kosten, da Waren vor ihrer Abfertigung nicht mehr extra kontrolliert werden müssen. „Unternehmen, die sich eine Unterbrechung ih-rer Lieferströme nicht leis-ten können, sollten dringend handeln“, betont Jens Makswitat, Luftverkehrs-experte bei OSD Schäfer mit langjähriger Erfahrung aus dem Luftfahrt-Bundesamt.

Denn die Verantwortlichen dort rechnen für das kom-mende Jahr mit einer großen An trags flut. Für Unterneh-men, die jetzt nicht starten ihre Zertifizierung auf den Weg zu bringen, ist es fast schon zu spät. Die Konse-quenzen: Der unbekannte Versender wird ab dem 25. März 2013 deutlich mehr Ressourcen für seine Luft-fracht einplanen müssen. „Wenn ein Unternehmen aber jema nden an der Seite hat, der die Abläufe kennt, vereinfacht das seine Zulas-sung erheblich“, weiß Ex-perte Makswitat. „Wir zei-gen, welche der vorhande-nen Sicherheitsmaßnahmen in eine Beurteilung einflie-ßen können und welche Un-terlagen relevant sind. Wir

beraten und schulen auf Ba-sis fundierter Schwachstellen- Analysen und stehen auch nach der behördlichen Zu-lassung mit Rat zur Seite.“ Infos: www.osd-schaefer.com/bekannter-versender

Luftfrachtsicherheit | Zulassung wird für Unternehmen zur Existenzfrage

Grünes Licht für Bekannte Versender

ZULASSUNG Jens Makswitat: „Der Bekannte Ver sender sichert effiziente Pro zesse.“

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Scheu er ergänzt dazu: „Wir wissen aber auch, dass wir trotz der hervorragenden Ein-stufung an weiteren Optimierungen bei Güterverkehr und Logistik arbeiten müs-sen, damit wir auch künftig einen Spitzen-platz im globalen Wettbewerb behaupten können.“ Strategisch gelte es, sagt Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, Vorstandsvor-sitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), die fortschreitende Globalisierung und die Entwicklungen in den BRIC-Län-dern (Brasilien, Russland, Indien und Chi-

na), aber auch in den Schwellenländern im Blick zu behalten. Denn dorthin verlagert sich zunehmend ein Großteil der Handels-ströme und damit werden auch die globa-len Logistikknotenpunkte andere sein. Um-so wichtiger erscheint es vor diesem Hin-tergrund, mit mo derner ressourcenscho-nender Logistik Wettbewerbsvorteile her-auszufahren. Allein schon auf der Straße ist dies eine umfassende Aufgabe mit vie-len Stellhebeln: Maßnahmen zur Auslas-tungsoptimierung, Bündelung und Tou-

renoptimierung, um die verkehrsbedingten Emissionen zu reduzieren, aber auch die reibungslose Kombination von Verkehrs-trägern, der Einsatz nachwachsender Roh-stoffe als Energieträger oder auch Eco-Fahr-ertrainings und Fuhr parks mit emissions-armen Fahrzeugen.

Die Investition in die Fahrzeuge zählt nicht gerade zu den Maßnahmen, die bei Spediteuren besonders beliebt sind. Die Einführung der Lkw-Maut auf deutschen Autobahnen hat dabei einiges verändert.

STÄRKE„Wir verfügen über eine hervorragend entwickelte Verkehrsinfrastruktur“, betont Dr. Andreas Scheuer, Staats-sekretär beim Ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.Fo

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Mehr als sechs Jahre nach Mautstart domi-nieren moderne Lkw über 12 Tonnen mit schadstoffarmer Abgastechnik die Fuhrparks der Transport- und Logistikunternehmen. Be-trug der Anteil der Fahrzeuge mit Schadstoff-

klasse S5 und EEV-Klasse 1 an der Gesamt-fahrleistung im Jahr 2005 noch nicht einmal ein Prozent, so sind es im ersten Quartal 2011 knapp 70 Prozent. Im gleichen Zeitraum hat sich die anteilige Fahrleistung der Lkw der Schadstoffklassen S0, S1, S2 in Summe von 36,5 Prozent im Jahr 2005 auf unter zwei Prozent im März 2011 für alle drei Schadstoff-klassen zusammen signifikant verringert. Hanns-Karsten Kirchmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Toll Collect GmbH, er-klärt dazu: „Das satellitengestützte Maut-system leistet einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz. Die Staffelung der Mautsätze nach Schadstoffklassen beeinflusst die Inves titionsentscheidungen der Transport- und Logistikunternehmen nachhaltig.“ In den zurückliegenden sechs Jahren hat das deutsche Mautsystem mehr als 160 Milliar-den Kilometer erfasst und abgerechnet, so-viel wie bisher kein anderes weltweit. Das satellitengestützte Mautsystem ist bei den

in- und ausländischen Nutzern überaus ak zeptiert. „Dabei werden rund 90 Prozent der Mauteinnahmen mit dem automatischen Einbuchungsverfahren über die Fahrzeugge-räte generiert“, so Hanns-Karsten Kirchmann. Bei Toll Collect sind insgesamt rund 900.000 Lkw von 136.000 Firmen aus 41 Ländern regi-striert. Derzeit sind in 661.000 Fahrzeugen Bordcomputer (On-Board Units) für die Mautberechung installiert.Qualitativ arbeitet das Mautsystem seit Jah-ren mit hoher Präzision. Dafür spricht die ho-he Verfügbarkeit im automatischen System. Sie liegt seit dem Jahr 2006 konstant bei durchschnittlich 99,75 Prozent und übertrifft damit den im Betreibervertrag festgelegten Wert von 99 Prozent deutlich. Auch die Kos-ten für den Betrieb des Mautsystems konn-ten in den vergangenen Jahren konstant re-duziert werden und liegen derzeit um 11 Pro-zent bezogen auf die Mauteinnahmen. Weitere Informationen: www.toll-collect.de

Mehr schadstoffarme Fahrzeuge unterwegs

Mautsystem | Wertvoller Beitrag zum Umweltschutz

STAFFELUNG Die Schadstoffklassen des Mautsystems beeinflussen Investitionsent-scheidungen beim Lkw-Kauf positiv.

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TITELTHEMA LOGISTIK

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„Unser satellitengestütztes Mautsystem leis-tet einen wertvollen Beitrag zum Umwelt-schutz. Die Staf felung der Mautsätze nach Schadstoffklassen beeinflusst die In ves-titionsentscheidun gen der Transport- und Logistikunternehmen nachhaltig“, berich-tet Hanns-Karsten Kirchmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Toll Collect GmbH. Gut sechs Jahre nach Einführung der Maut ist die Mehr zahl der Brummis ab zwölf Tonnen mit schadstoffarmer Abgastechnik ausgestattet. Während der Anteil der sau-bersten Fahrzeuge mit der Schadstoffklasse S5 und EEV Klasse 1 an der Gesamtfahr-leistung des Jahres 2005 noch nicht einmal ein Prozent betrug, sind es im ersten Quar-tal diesen Jahres knapp 70 Prozent. Im gleichen Zeitraum verringerte sich die an-teilige Fahrleistung luftverpestender Lkws der Schadstoffklassen S0, S1, S2 in Summe von 36,5 Prozent auf unter zwei Prozent für alle drei Schadstoffklassen.

Und dennoch bleibt ein Problem: Rund ein Fünftel aller täglich rollenden Lkws auf deutschen Straßen sind ohne Ladung un-terwegs. Ein ökologischer, wirtschaftlicher und verkehrspolitischer Wahnsinn. For-scher des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM in Kai-serslautern haben deshalb eine virtuelle Mitfahrzentrale für Frachtgüter entwickelt. Ihre innovative Idee, um möglichst viele Leerfahrten zu vermeiden, setzt auf unter-nehmensübergreifende Kooperationen in der Logistikbranche. Über eine Software-plattform werden die Anbieter vernetzt, ein gemeinsamer Auftragspool geschaffen und Transportorder optimal verteilt. „Bei unse-rer Software handelt es sich um eine Auk-tionsplattform mit Planungsfunktionalität. Gegenüber anderen Internet-Frachtbörsen, über die Speditionen ihre Ladungen aus-tauschen können, bietet sie einige Vortei-le“, sagt Dr. Heiner Ackermann, Wissen-schaftler am ITWM. In den Online-Fracht-

„ “Grüne Logistik ist bei vielen Ausstellern ein großes Thema

und wird die transport logistic 2011 stark prägen.

Eugen Egetenmeir, Messe München

Die Voraussetzungen könnten nicht besser sein: In keinem anderen Binnenhafen gibt es eine geografisch und logistisch so enge Verbindung zwischen der Produktion von erneuerbarer Energie und Hafenaktivität. Und weil sich Sachsen-Anhalts Landes-hauptstadt Magdeburg nun zu einer For schungs- und Produktionsstätte für erneuerbare Energien (Windenergie, Bio-Treibstoffe) entwickelt, sieht die Magdebur-ger Hafen GmbH die Verpflichtung, sich eingehend mit der Nachhaltigkeit bei der Versorgung des Hafens mit Energie zu beschäftigen. „Mit der Zuwendung zu erneuerbaren Energien und der Verringe-rung der Lärm- und Staubbelästigung bei den Transportdienstleistungen lässt der Hafen den Umweltaspekt verstärkt in seine Geschäftspolitik einfließen“, betont Karl-Heinz Ehrhardt, Geschäftsführer der Hafen GmbH. Zu diesem Zweck haben der Hafen und einige ansässige Unternehmen (Ener-con GmbH und die Städtische Werke Magde-burg GmbH) eine Projektverein barung abge-schlossen, den größten Binnen hafen Mittel-deutschlands (Umschlag 3,2 Mil lionen

Ton nen per anno) zum ersten Greenport-Hinterlandhafen zu entwickeln. Dieses Projekt soll in vier Abschnitten vollzogen werden. Dazu werden die mit Elektranten ausgestatteten neu gebauten und noch zu bauenden Kaianlagen durch eine soeben in Hafennähe errichtete Windenergie-Referenz-anlage mit Strom versorgt, um den Binnen-schiffen Landstrom zu liefern. Zudem wird ein Großteil der Rangier- und Über fuhr-diens te der Hafenbahn in Zukunft durch eine Hybridlok erbracht. Der überwiegende Stromverbrauch der Hafenbetriebs teile soll ebenfalls mit Strom aus der betriebenen neuen Referenzanlage gespeist werden. Das Projekt könnte schließlich mit der Errichtung einer Elek tro tankstelle für Elektromobile im Bereich Pkw und Kleintransporter auf dem Hafengelände abgeschlossen werden. Mit diesem Projekt unternimmt der Magdebur-ger Hafen einen beträchtlichen Schritt zur Erreichung von Zielen der Nachhaltigkeit und verlän gert die umweltfreundliche Trans-portkette von Hamburg als Green Capital in das mitteldeutsche Wirtschafts gebiet. Weitere Infos: www.magdeburg-hafen.de

Hinterlandhafen | Magdeburg entwickelt sich zum ersten Greenport

Grüne Welle in Mitteldeutschland

HAFENENERGIE Wind bringt die Schifffahrt nach vorn – aber in Magdeburg anders als noch zu Urväter Zeiten: grüner Landstrom für Hafen- und Wasserfahrzeuge.

TITELTHEMA LOGISTIK

Herr Egetenmeir, die Logistikbranche ist wieder zunehmend positiv gestimmt. Wie sehen Sie das?Das sehe ich genauso. Die wirtschaftli-chen Rahmenbedingungen sind wieder deutlich besser als im weltweiten Krisen-jahr 2009, in dem die transport logistic zuletzt stattfand und dennoch erfolgreich war. Auch wenn viele wieder aufatmen werden, wird es doch noch dauern, bis der Aufschwung in allen Märkten an-kommt. Die Grundtendenz ist aber in je-dem Fall positiv, und das spüren wir auch beim steigenden Interesse an der Messe.Wirkt sich das jetzt auch schon auf die Anmeldungen für die transport logistic 2011 aus?Ja, wir erleben erfreulicherweise eine re-ge Nachfrage. Aussteller, die letztes Mal nicht teilnehmen konnten, sind wieder zu-

rückgekommen. Wir verbuchen auch eine rege Nachfrage quer durch alle Sparten der Logistik-Dienstleistung.Gibt es Segmente innerhalb der Trans-port- und Logistikbranche, die sich wie-der stärker auf der transport logistic prä-sentieren als auf den vorherigen Messen?Vor allem die Nutzfahrzeugbranche ver-spürt wieder Aufwind. Fast alle großen Hersteller haben sich angemeldet. Eine sehr positive Entwicklung beobachten wir auch bei der maritimen Logistik. Sie wird sich auf zwei bis drei Hallen verteilen. Die Air Cargo Europe, die Leistungsschau der Luftfracht, ist auch nahezu ausge-bucht. Die Gleisanlagen im Freigelände, auf denen die neuesten Fahrzeuge für den Schienengüterverkehr vorgestellt wer den, sind auch so gut wie belegt. Ein Trend, den wir beobachten, betrifft das Stand-ortmarketing. Immer mehr Städte, Regio-nen und Länder bündeln sich auf Ge-meinschaftsständen, um gezielt für sich als Logistikstandort zu werben. Dies spie-gelt auch wider, dass mittlerweile die In-dustrie der Logistik nachzieht: Industry follows Logistics – wo Infrastruktur und Angebot stimmen, siedelt sich Industrie an. Früher war das noch umgekehrt.Welche Änderungen/Neuerungen wird es zur transport logistic geben?Wir rufen für den letzten Messetag den Chef-Tag aus. Das heißt, wir wollen errei-chen, dass am Freitag möglichst viele Vertreter des Top-Managements am Mes-sestand für Gespräche zur Verfügung ste-hen. Wir unterstützen dazu alle teilneh-menden Aussteller mit kostenfreien Gast-karten und veröffentlichen die Unterneh-men zeitnah auf unserer Homepage, so-dass Besucher bereits vorab Termine ver-einbaren können. Am letzten Messetag setzt die transport logistic zudem ein Highlight im Konferenzprogramm: Auf

der Diskussionsbühne trifft die Verkehrs-politik die Logistik. Wir erwarten nam-hafte Branchenvertreter und Politiker, die sich einen Schlagabtausch über die aktu-ellen Rahmenbedingungen in der Logis-tikwirtschaft liefern werden.Welche digitalen Services stehen Aus-stellern und Besuchern der transport logistic zur Verfügung?Es wird eine Messe-App für iPhones und eine mobile Website für alle Smartpho-nes geben: mit allen relevanten Informa-tionen zu den Ausstellungshallen, Points of Interest und Konferenzprogramm. Wir werden erstmals auch Social Media ein-setzen. Wir verstehen die direkte und in-teraktive Kundenkommunikation als wich-tige Ergänzung unseres analogen Marke-ting-Mixes. In Kürze schalten wir eine Präsenz bei Facebook live. Zur Messe werden wir auch auf Twitter aktiv sein und zudem eine Twitter Wall auf trans-portlogistic.de integrieren.Wie grün und ökologiebewusst präsen-tiert sich die transport logistic?Grüne Logistik ist bei vielen Ausstellern ein großes Thema und wird die transport logistic 2011 stark prägen: Egal, ob es die IT betrifft, um Abläufe zu optimieren, Leer fahrten zu verringern und Transport-mittel optimal auszulasten – oder es bei der Hardware darum geht, Emissionen zu reduzieren. Die Messe-Auftaktdiskussion wird sich auch mit diesem Thema be-schäftigen. Bundesverkehrsminister Ram-sauer, Bahnchef Grube, Lufthansa-Cargo-Chef Garnadt und weitere Branchengrö-ßen werden unter dem Titel ,Zwischen Öko gewissen und Ökonomiezwang – wie viel Grün kann (sich) die Logistik leis-ten?’ diskutieren. Zudem wird sich das Thema „Green Logistics“ auch inhaltlich durch eine ganze Reihe der 30 Fachforen der Messe ziehen.

MESSETRENDS Im Gespräch mit VISAVIS ECONOMY bestätigt Eugen Egetenmeir, stellvertretender Geschäftsführer der Messe München, die Transport- und Logistikbranche ist wieder im Aufwind.

Die Räder drehen wieder schneller

GEGENPOLE „Ökogewissen und Ökonomie bewegen sich stärker aufeinander zu“, so Eugen Egetenmeir, Messe München.

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TITELTHEMA LOGISTIK

VISAVIS ECONOMY 02/11

börsen lassen sich bislang nämlich nur ein-zelne Aufträge austauschen – das Bündeln mehrerer Aufträge ist bisher nicht möglich. Das liegt an dem vergleichsweise hohen Ab-stimmungsaufwand, der über das Internet so nicht abgebildet werden kann.

Ackermann erklärt, was die „Mitfahrzen-trale“ besser kann: „Möglicherweise lohnt sich der Umweg für einen Auftrag nicht. Kommt aber noch ein zweiter hinzu, ren-tiert sich die Fahrt. Mit unserer Auktions-plattform können sich mehrere Anbieter und Abnehmer zeitgleich austauschen“, sagt er. „Sie sind in der Lage, ihre bestehen-den Touren sinnvoll zu ergänzen, wodurch sich Aufträge günstiger als bisher ausfüh-ren lassen.“ Die Vermittlung und, wichtiger noch, die genaue Abrechnung, er folgen weit gehend automatisiert: Zunächst stellen die Firmen die Aufträge ein, die nicht in den eigenen Tourenplan passen. Nach der Biet-phase wird ermittelt, welche Spedition den

Auftrag erhält. Die komplexen Gewinn auf-teilungen zwischen Auftraggebern und Ab-nehmern berechnet die Software mit hilfe ei-gens entwickelter Algorithmen. Derzeit sind die Wissenschaft ler auf der Suche nach Spe-ditionen, die das Konzept testen und sich bei Routenplanungen nicht nur auf ein Trans-portmittel kaprizieren. Dass das Sinn ergibt, unterstreicht BVL-Chef Raimund Klinkner: „Vor allem in der Stärkung der Intermoda-lität, also der Ver knüpfung der Verkehrsträ-ger von Schiene, Straße, Was ser und der Luft, liegen erhebliche Effizienzpotenziale.“

Aber auch in den Bereichen außerhalb der Transport-Logistik lassen sich unerwar tete Effizienzpotenziale heben. Das zeigt die Firma SSI Schäfer mit einer ausgefeilten Intralogistik. Dabei geht es unter anderem darum, Gebäudetechnik und Anlagen mög-lichst wirtschaftlich und damit umwelt-schonend zu betreiben – was die optimale Auslastung von Zeit, Fläche, Mitarbeitern,

Energie und Materialien anbelangt. Bei SSI Schäfer reichen die Maßnahmen im eigenen Haus von umweltfreundlichen und energie-effizienten Technologien über die Entwick-lung flüsterleiser Fördertechnik oder IT für umweltschonende und zugleich kostensen-kende Prozesse bis hin zum Konzept ergo-nomics@work! zur Gestaltung fort schritt-licher, ergonomischer Arbeitsplätze. Zum Standard zählen hier mittlerweile die Rück-speisung generatorisch gewonnener Ener-gie bei Regalbediengeräten, die Erstellung komplexer Wertstoffverwertungs- und Mehr-wegkonzepte und die Nutzung regenerativer Energien beim Neu- und Umbau von Lägern.

Und wer glaubt, dass Häfen wenig zur Grünen Logistik betragen können, irrt ge-waltig. Selbst kleinere Infrastrukturen wie der Hinterlandhafen Magdeburg können durch neue Technologien wertvolle Beiträ-ge leisten. In der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts spricht man gar schon vom ersten

WETTBEWERB MIT UMWELTSCHUTZ

Quelle: Steria Mummert Consulting, FAZ Institut

eher wichtig

eher weniger wichtig

überhauptnicht wichtig

sehr wichtig

25 %

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6 %18 %

1 %1 %

1 %

79 %

eher abnehmend

eher zunehmend

stark abnehmend

keine Angabe

stark zunehmend19 %

2010 2012

Verkehrsträgerverbindung | Schlüsselrolle für europäische Wirtschaft

In einer modernen arbeitsteiligen Weltwirt-schaft übernehmen Häfen eine immer wichti-ger werdende Rolle als logistische Dreh-scheibe. In den Seehäfen landen Produkte für die deutsche Wirtschaft an und werden für Kunden in der ganzen Welt abgefertigt. Dabei ist eine funktionierende Logistik-Infra-struktur im Hinterland der Seehäfen wichtige Voraussetzung. Dazu gehören insbesondere die Binnenhäfen, in denen Warenströme gebündelt und auf geeignete Verkehrsträger gelenkt werden, um die Importe zu Standor-ten in ganz Deutschland und in Europa wei-ter zu verteilen oder Exportgüter den Seehä-

fen zuzuführen. Steigende Gütermengen bedeuten dabei immer wieder eine Heraus-forderung. Deshalb ist es erforderlich, dass

die Binnenhäfen als Knotenpunkte des euro-päischen Land- und Schiffsverkehrs ihre Infrastruktur optimal, bedarfsgerecht und weitsichtig anpassen. Das wiederum verlangt nach engagierten und fachlich hochqualifi-zierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie nach optimierten Prozessen. Dabei gilt es in Kooperationen zu denken, denn nur im Verbund aller Verkehrsträger können große Gütermengen ökonomisch und ökologisch sinnvoll bewältigt werden. See- und Binnen-häfen arbeiten zu diesem Zweck schon seit geraumer Zeit gut zusammen. Weitere Infor-mationen unter: www.binnenhafen.de

Binnenhäfen steuern Warenströme

Umweltmanagement ist schon heute ein Wett be-

werbsfaktor. Die Grafik zeigt den Stellenwert von

Um welt- und Klimaschutz für die aktuelle Wett be-

werbsfähigkeit des eigenen Unternehmens (in Prozent).

Umweltmanagement wird aber noch wichtiger. Dieses

Diagramm stellt die künftige Bedeutung von Umwelt-

und Klimaschutz für die Wettbewerbsfähigkeit des

eigenen Unternehmens bis 2012 dar (in Prozent).

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Grünen Hafen weit und breit, für den künf-tig erneuerbare Energien zur Versorgung der dortigen Anlagen eine herausragende Rolle spielen sollen. „Mit der Zuwendung zu er-neuerbaren Energien und der Verringerung der Lärm- und Staubbelästigung bei den Transportdienstleistungen lässt der Hafen den Umweltaspekt verstärkt in seine Ge-schäftspolitik einfließen“, betont Karl-Heinz Erhardt, Geschäftsführer der Hafen GmbH. Der Hafen ist jedoch nur ein Beispiel dafür, wie wichtig Binnenhäfen für die Logistik sind. Sie gelten als Knotenpunkte des euro-päischen Land- und Schifffahrtsverkehrs und müssen ihre Infrastruktur optimal, be-darfsgerecht und weitsichtig anpassen.

Ungeachtet solcher Leuchtturmprojekte und des öffentlichen Drucks auf Logistik-dienstleister sieht Alexander Nehm, Pro-jektleiter Geschäftsfeld Markt- und Stand-ortforschung von der Fraunhofer-Arbeits-gruppe für Supply Chain Services SCS, in der Breite noch Nachholbedarf. Denn aus dem Druck, Rechenschaft über den eigenen CO2-Ausstoß ablegen zu müssen, resultiere noch längst nicht, diesen zu verbessern. „Es gibt natürlich einige positive Ausnahmen. Der Großteil der Logistiker jedoch tut in die sem Bereich aber nicht mehr, als vom Markt verlangt wird“, sagt Nehm. Insofern dürfe der Druck ruhig noch weiter zuneh-men. „Das zeigen auch unsere Arbeiten zum Nach hal tig keits index von Logistikdienst-leistern“, sagt Nehm. Dafür wird anhand et-licher Kriterien bewertet, wie transparent die 150 umsatzstärksten Unternehmen der Branche über Aktivitäten im Bereich Nach-haltigkeit und Grüner Logistik berichten.

Deutlich weiter sei man im Bereich der Logistikimmobilien. Nehm: „Dort stellen die Investoren den entscheidenden Treiber dar.“ Schließlich seien sie an langfristigen, nachhaltigen Investments interessiert, an Immobilien, die auch noch in 20 oder 30 Jahren attraktiv am Markt bestehen sollen.

INFRASTRUKTUR„Vor allem in der Stärkung der

Intermodalität liegen erhebliche Effizienz potenziale“, so Prof. Dr.-

Ing. Raimund Klinkner von der Bundesvereinigung Logistik.

Vom 10. bis 13. Mai trifft sich die nationale und internationale Logistikbranche auf der Leitmesse für Logistik, Mobilität, IT und Sup-ply Chain Management in München. Mehr als 1.800 Aussteller nutzen diesen Branchen-treffpunkt, um ihre Neuentwicklungen, Pro-dukte und Services dem Fachpublikum vor-zustellen. Auch die JadeWeserPort-Gesell-schaften präsentieren sich auf dieser Messe, um den Container-Tiefwasserhafen und das Güterverkehrszentrum (GVZ) mit seinen Standortvorteilen und Funktionalitäten vor-zustellen. Gemeinsam mit der JadeBay GmbH, der WFG Wirtschaftsförderung, der Agentur für Arbeit sowie der Jade-Hochschule, Fach-bereich See fahrt, soll den Messebesuchern der Wirtschaftsstandort Wilhelmshaven mit seinem Entwicklungspotenzial dargestellt werden. Als regionale Partner beteiligen sich ebenfalls die Unternehmensgruppe Nordfrost aus Schortens mit ihrem vielfältigen Leis-tungs spektrum als Tiefkühl- und Transport-

logistiker sowie das Bremerhavener Unter-nehmen Neutrales Transport Kontor (NTK) mit seinem breiten Portfolio im Transportwe-sen an dem Messeauftritt. Ebenfalls mit ver-treten ist der türkische Hafen Samsunport. Er zeigt dort, wie er den europäischen Bahn-ver kehr abwickelt, der von deutschen Häfen ausgeht. Rüdiger Beckmann, Vertriebsleiter der JadeWeserPort Logistics Zone GmbH & Co. KG, zu den Vorteilen des GVZ JadeWeser-Ports: „Die trimodale Ausrichtung – See, Straße und Schiene – wird ergänzt durch die staufreie Erreichbarkeit des GVZ mit seinen 160 Hektar Logistikfläche, die aufgrund der Neuaufschüttung praktisch zu 100 Prozent bebaut werden darf. Flächenaufteilung und Verkehrsführung werden sich nach den Wün-schen der zukünftigen Mieter richten “. Auf der transport logis tic in München sind der JadeWeserPort und Wilhelmshaven mit sei-nen Partnern in Halle B5 auf dem Stand Nr. 311/412 vertreten. www.jadeweserport.de

Tiefwasserhafen | Starttermin rückt näher

Überzeugende Standortvorteile

NEUAUFSCHÜTTUNG Die aufgeschütteten 160 Hektar Logistikfläche im JadeWeserPort-Wilhelmshaven bieten viel Raum für Ideen.

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TITELTHEMA LOGISTIK

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Energiefresser sind schon heute kaum an den Mann zu bringen. Und jeder weiß, dass die Anforderungen, zumal wenn die Ge-bäude als energieeffizient zertifiziert wer-den sollen, noch steigen werden.

SICHERHEIT ERHÖHEN In einer ganz anderern Hinsicht sind als Reflex auf die Terrorgefahr im internatio-nalen Luftverkehr durch die aktuelle EU-Verordnung auch die Anforderungen an Ver-sender von Luftfracht gestiegen: Sie müs-

sen ab März 2013 den Status KC (known consignor) erlangen. Der Status als „bekann-ter Versender“ muss rechtzeitig beim Luft-fahrtbundesamt beantragt werden. Um die Zulassung zu erhalten, müssen umfangrei-che Auflagen erfüllt werden, was gerade für kleinere Versender teuer werden könn-te. Wem die Zertifizierung zu aufwändig ist, dessen Luftfrachtsendungen müssen sich dann vor der Verladung einer Sicher-heitskontrolle unterziehen, was dauern kann. „Unternehmen, die sich eine Unterbrechung

ihrer Lieferströme nicht leisten können, sollten dringend handeln“, betont Jens Maks witat, Luftverkehrsexperte bei OSD Schäfer. Der Lörracher Dienstleister Streck Transport hat dazu seine Hausaufgaben gemacht und steht als kompetenter Partner einer sicheren Lieferkette zur Verfügung.

Auch auf diesem Feld zeichnet sich ab, dass das Thema Sicherheit bei globalisier-ten Warenströmen und wachsender Gefahr terroristischer Anschläge immer wichtiger-wird. Neben Nachhaltigkeit, schlanken Pro-

RENTABEL CO2-neutrale Logistikzentren wie das G.Park Blue Planet lohnen sich bei Betrachtung von Investitionen und Betriebskosten.Q

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Die Diskussion zum Klimawandel zeigt, dass Ressourcenschonung und Energieeffizienz in Unternehmen noch immer zu kurz kommen. Statt darin den Nutzen bei eigenem proakti-vem Handeln zu erkennen, bestimmen Kos ten-effizienz und Unternehmenswertsteigerung (noch) das Tagesgeschäft. Der Lehrstuhl für Logistik im Institut für Logis tik und Material-flusstechnik (ILM) an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg forscht im Themenfeld Nachhaltigkeit in der Logistik, um aufzuzeigen, dass Ökologie und Ökonomie bei logistischen Lösungen kein Widerspruch sein muss. Institutsleiter Professor Hartmut Zadek un-tersuchte mit rund 20 Experten des Arbeits-kreises Sustainable Logistics der Bundesver-einigung Logistik, wie Logistikzentren und ih-re Intralogistik ressourcenschonend und ener gieeffizient entwickelt, gebaut und be-trieben werden können. „CO2-neutrale oder gar -positive Logistikzentren sind möglich und lohnen sich bei integrierter Betrachtung

von Investitionen und Betriebskosten“, er-läutert Hartmut Zadek. Im institutseigenen Energieeffizienz-Labor Intralogistik werden seit Dezember 2010 die Energieverbräuche des Regalbediengeräts im automatischen Kleinteilelager untersucht, um Erkenntnisse für Energieeinsparungen zu gewinnen. Erst-malig können die Energieverbrauchsdaten detailliert für jede einzelne Bewegung in alle möglichen Richtungen erfasst werden. Mit dieser Fördertechnikanlage sollen Impulse für die Intralogistik-Hersteller gegeben sowie Aufklärungsarbeit für die Betreiber geleistet werden, wann sich eine grundlegende Modernisierung alter Fördertechnik lohnt.Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Wettbe-werbs „Energieeffiziente Stadt“ hat Magde-burg eine Förderung über fünf Jahre zum Stadtumbau gewonnen. Der Lehrstuhl für Lo-gistik entwickelt gemeinsam mit dem Institut für Automation und Kommunikation e. V. die

Verkehrsmanagement-Zentrale für Magdeburg mit dem Ziel einer aktiven, prozessorientierten, emissionsreduzierenden Verkehrslenkung- und -steuerung. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.ilm.ovgu.de

Verbrauch je Richtungsbewegung kennen

Klimawandel | Material- und Warenfluss trotz ökonomischer Herausforderung ökologisch möglich

AUFKLÄRUNG „Gute Logistik ist Garant für Ressourcenschonung und aktuell auch für Energieeffizienz“, betont Hartmut Zadek.

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TITELTHEMA LOGISTIK

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zessen, Rückverfolgbarkeit und beschleu-nigter Abwicklung sind innovative Ideen gefragt, die Sicherheit zu erhöhen.

NACHWUCHS AUSBILDEN BVL-Chef Raimund Klinkner sieht den Lo-gistikstandort Deutsch land in allen Berei-chen gut aufgestellt: „Die Forschungsland-schaft in Deutschland und die sehr guten Qualifizierungssysteme in den Unterneh-men und an den Hochschulen sind gute Vo-raussetzungen dafür, dass die deutsche Lo-gistikwirtschaft sich auch weiterhin inter-national behaupten wird.“

Ein Beispiel hierfür ist die Ausbildung am Institut für Logistik und Materialfluss-technik an der Otto-von-Guericke-Univer-sität Magdeburg. Hier werden unter ande-rem anwendungsnah Konzepte für eine nach haltige Logistik entwickelt. Im For-schungsprojekt „Let's Go“ beispielsweise untersucht der Lehrstuhl für Logistik, durch welche umweltökonomischen Instrumente die Kohlendioxid-Emissionen des Straßen-güterverkehrs langfristig reduziert werden können. „Dabei sollen die Auswirkungen für die Logistikdienstleister in Form von Auf-wand und Mehrkosten minimiert und ihre Wettbewerbsfähigkeit im hart umkämpften Markt gesichert werden“, berichtet Lehr-stuhlleiter Prof. Dr.-Ing. Hartmut Zadek, „denn Ökologie und Ökonomie sind bei lo-gistischen Lösungen kein Widerspruch.“

Es gibt also gute Gründe weiter zuver-sichtlich in die Zukunft der Branche zu bli-cken. Nicht zuletzt verweist Fraunhofer-Forscher Nehm auf die Bedeutung dieses Dienstleistungssektors für den Wirtschafts-standort: „Die gesamtwirtschaftlichen und beschäftigungspolitischen Effekte sind be-achtlich. Logistik ist die drittgrößte Bran-che in Deutschland.“

Chris Löwer

„ “Die Attraktivität des Logistikstandorts

Deutschland rangiert weltweit an erster Stelle

vor Singapur und den Niederlanden.

– Weltbank „Logistic Performance Index“

Mit der neuen europäischen Durchführungs-vorschrift VO (EU) 300 sind seit April 2010 auch die Versender aufgefordert, sich an der sicheren Lieferkette in der Luftfracht zu be teiligen. Circa 65.000 bisher anerkannte Bekannte Versender müssen für sich den passenden Weg in die Zukunft finden und bis zum 25. März 2013 den Status des be-hördlich zugelassenen Versenders erlangt haben. Grundsätzlich haben alle Versender auch weiterhin die Möglichkeit, ihre Güter sicher in die Lieferkette einzubringen, aber ab dem Jahr 2013 nur noch als „known con-signor“. Für diesen Status gilt es, rechtzeitig beim Luftfahrtbundesamt einen Antrag auf Zulassung zu stellen. Die umfangreichen An-forderungen ergeben sich aus einem ent-sprechenden Leitfaden. Keine leichte Auf-gabe, zudem je nach Unternehmensstruktur mit erheblichen Ko-sten zu rechnen ist. Angedacht ist zurzeit noch die Option des „accounted consi-gnor“, was im Prinzip einer Anerkennung des Status als Zuge-lassener Wirtschafts-beteiligter gleich-kommt. Sie soll zu Er-leichterungen bei Ver-ladung der Fracht auf reinen Frachtflügen führen. Es ist jedoch noch nicht abschlie-ßend geklärt, ob es diese Option geben

wird. Sollte es tatsächlich dazu kommen, dürfen sich die Fluggesellschaften schon heute die Hände reiben. Ein Anstieg der Frachtraten in diesem Bereich wird die Folge überbuchter Flüge sein. Versender mit nur einem geringen Sendungsvolumen können auch ganz darauf verzichten und sich für keine der beiden genannten Optionen ent-scheiden. Dies würde zum Ende der Über-gangsfrist bedeuten, dass sie ihren Status als Bekannter Versender definitiv verlieren. Luftfrachtsendungen dieser Unternehmen müssen dann vor der Verladung einer ge-sonderten Sicherheitskontrolle – in der Re-gel durch Röntgen – unterzogen werden. Für diese Kontrollen wird dann auch eine ent-sprechende Gebühr anfallen. Je nach Stand-ort und Begebenheit können diese zusätzli-chen Kontrollen dann auch zu Verzögerun-

gen führen. Unab-hängig davon ist jetzt Handlungsbe-darf gegeben. Ver-sender sollen sich entscheiden, wel-chen Status sie für sich in Zukunft wol-len. Streck-Trans-port hat seine Ent-scheidung getroffen und steht als kom-petenter Partner ei-ner sicheren inter-nationalen Liefer-kette bereit. Infos unter: www.streck-transport.com

Lieferkette | Übergangsfrist für Status des Bekannten Versenders endet

Wege zur sicheren Luftfracht

ABFERTIGUNG Das Röntgenbild einer Sicher-heitskontrolle zeigt Sanitärarmaturen und Zu behörteile – Teil der sicheren Lieferkette und der Möglichkeiten Kontrollen durchzuführen.

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TITELTHEMA LOGISTIK

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D as einstige Phantom Fachkräfteman-gel nimmt inzwischen immer realere Gestalt an. Auch wenn aus der Poli-

tik zu vernehmen ist, dass es sich dabei noch um ein Phänomen handelt, das auf einzel-ne Branchen reduziert ist – Experten sagten in einer öffentlichen Anhörung Mitte Feb-ruar im Ausschuss für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestags, dass in Deutsch-land derzeit kein flächendeckender Fach-kräftemangel herrsche, aber dennoch be-stehe auf grund der angespannten Situati-on in einigen Regionen und Berufsfeldern Handlungsbedarf. Hierzu würden die Inge-nieurberufe und der Gesundheitsbereich zählen. Es lasse sich gleichwohl nicht leug-nen, dass auch andere Branchen beginnen, unter der gesellschaftlichen Entwicklung zu leiden. Schon länger ist etwa aus der ITK-Branche zu hören, dass Stellen nicht mehr adäquat besetzt werden können, schon weit mehr als 20.000 seien dort aus diesem Grund vakant. Studien prognostizieren, dass der Mangel insgesamt in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf zwischen 2,7 und 5,5 Millionen Fachkräfte ansteigt.

Doch wie kann dieser Entwicklung ent-gegengewirkt werden? Herbert Bodner in seiner Funktion als Präsident des Haupt-verbands der Deutschen Bauindustrie sprach bei der Jahresauftaktpressekonferenz des Bauhauptgewerbes davon, dass sich durch

die Arbeitnehmerfreizügigkeit, die ab dem 1. Mai 2011 zwischen acht MOE-Staaten in Kraft tritt, die Chance ergebe, Nachwuchs-kräfte für deutsche Unternehmen zu gewin-nen, falls der Arbeitskräftebedarf aus eige-nem Nachwuchs nicht mehr gedeckt werden könne. Auf diese Möglichkeit werden auch andere Branchen setzen. Allerdings wird diese Maßnahme alleine nicht ausreichen und weitere Instrumente und Entscheidun-gen werden benötigt, damit die Wirtschaft ihren Bedarf an qualifiziertem Personal de-

cken kann. Man denke da zum Beispiel an die Forderung einer erleichterten Zuwan-derung für Fachkräfte.

Bereits im letzten Jahr verspürten auch die Unternehmen der Arbeitnehmerüber-lassung und Zeitarbeit einen gewaltigen An stieg in der Nachfrage. Der DIHK-Dienst-leistungsreport 2011 beziffert das Saldo auf 56 Prozentpunkte, das beste Ergebnis seit drei Jahren. Es ist vor allem die Industrie, die diesen Schub auslöste. In der Projektar-beit können beispielsweise Dienstleister wie Vivento helfen. In ihrem Personalport-folio haben sie auf Branchen spezialisierte Mitarbeiter, die Know-how-Lücken je nach Bedarf füllen können. Bei der Wahl solcher Schritte bleibt es jedoch nicht aus, dass die Arbeit für die Personalabteilungen zunimmt. Doch auch dafür werden Lösungen ange-boten. Personaldienstleister wie TimePart-ner koordinieren in derartigen Situationen Mitarbeiter, rekrutieren und selektieren Per-sonal, sorgen für die Einweisung am Ar-beitsplatz und übernehmen die gesamte Mitarbeiterdisposition. Eine weitere Mög-lichkeit ist das Zurückgreifen auf Freibe-rufler. Wie eine Umfrage der Krongaard AG ergab, haben die sich ihre Qualifikationen zu 91,5 Prozent in mehr als elf Jahren Be-rufserfahrung erarbeitet, jeder zweite blickt sogar auf über 20 Jahre Erfahrung zurück. Es handelt sich damit also um Experten,

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Die Lücken schließen

Im Finanzbereich sind Freiberufler überwiegend im Rahmen von Projektarbeit gefragt.

FREELANCER-BEDARF

Quelle: Kroongaard AG

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MANAGEMENT HUMAN RESOURCES

Noch herrscht derzeit in Deutschland kein flächendeckender Mangel an Fach-kräften, so das Bundesarbeitsministerium kürzlich in einer Erklärung an den Deut-schen Bundestag. Aber in verschiedenen Berufsfeldern nimmt der Handlungsbe-darf deutlich zu, insbesondere in den In-genieurberufen. Im kommenden Jahrzehnt soll beispielsweise die Zahl fehlender In-genieure bis auf 200.000 anwachsen, so der VDI zum Thema Ingenieurmangel. Der zeit sind bereits Maschinen- und Fahr-zeugbauingenieure, Elektro- und Bauin-genieure sowie Wirtschaftsingenieure Man gelware. Und auch dort, wo Hoch-schulnachwuchs vorhanden ist, fehlt es den Unternehmen an berufserfahrenen Ingenieuren. Dabei entfallen nach aktu-ellen Einschätzungen heute nur noch ein Drittel der Arbeitsleistung auf klassische Ingenieursaufgaben wie Produktentwick-lung und Konstruktion. Gefragt sind hin-gegen Prozessorientierung, Methodenkom-petenz und die Erfahrung, komplexe Pro-jekte zu steuern.

Hier sieht Vivento gute Aussichten, sich als starker Partner zu positionieren. Vol-ker Halsch, Leiter Marktmanagement Vi-vento: „Wie bereits in den Behörden des Landes können wir auch im privaten Sek-tor mit der Qualifikation unseres Perso-nals und unserer Expertise im Projektma-nagement Unternehmen bei Schlüsselpro-

jekten unterstützen, aber auch Fachkräfte-lücken nach haltig schließen.“ Vivento wur-de im Jahr 2003 als exklusiver Personal-dienstleister der Deutschen Telekom ge-gründet, um den Personalumbau des Kon-zerns zu begleiten und Mitarbeitern neue berufliche Perspektiven zu eröffnen. Zum Portfolio des Personaldienstleisters gehö-ren in erster Linie Telekom-Beamte, die über wiegend zur Unterstützung anderer öffentlicher Aufgaben ver mittelt werden, daneben auch Angestellte unterschiedli-cher Fachrichtungen. Darunter sind ver-schiedene Tech niker, Ingenieure, IT-Spezi a-listen ebenso wie Vertriebskräfte und Kun-denbetreuer. Viele von ihnen haben jah-relange Projekterfahrung. Die Spanne die-ser Erfahrungen reicht von der Umsetzung des einheitlichen Behördenrufs D 115 über die Erneuerung des kommunalen Haus halts- und Rechnungswesens bis zur Be treu ung komplexer Netzwerke. Angesichts des wach senden Fac h kräf temangels in vielen Branchen setzt Vivento auf individuelle und maßgeschnei derte Per sonallösungen.

Wesentliche Stärken liegen dabei auf den Zielmärkten Telekommunikation, Mo-bilität, Personaldienstleistung, Energie und Sicherheit. Fachkräfte können interessier-ten Unternehmen ebenso wie ganze Pro-jektteams für temporäre aber auch lang-fristige Aufgaben bereitgestellt werden. „Das Zusammenwachsen von Märkten und

Industrien fordert von Unternehmen zu-neh mend den Aufbau neuer Kompeten-zen, ins besondere im Bereich IT/TK. „Vor diesem Hintergrund wird die Rekrutierung geeigneter Fachkräfte mit fachübergreifen-dem Know-how zu einem Schlüsselfak-tor für viele Branchen“, so Volker Halsch, „und oft sind Fachkräfte zwar da, nur nicht an der richtigen Stelle.“ Insoweit ist es nach rangig, ob tatsächlich ein spürbarer Mangel an Fachkräften zu verzeichnen ist, wie es Arbeitgeberverbände und Unter-nehmen immer wieder deutlich betonen, oder ob es wirklich nicht ganz so bedroh-lich ist, wie unlängst das Deutsche Insti-tut für Wirtschaftsforschung beruhigte. Vivento kann in seinen Zielmärkten und mit den ihm zur Verfügung stehenden Experten der unterschiedlichsten Fach-richtungen flexible Per sonallösungen für die verschiedensten Anforderungen an-bieten. Weitere Infos: www.vivento.de

PERSONALPOLITIK Der Fachkräftemangel in Deutschland ist ein vieldiskutiertes Thema, aber auch wenn er noch nicht in allen Branchen sichtbar ist, sind flexible Personallösungen dennoch derzeit gefragt.

Die richtigen Köpfe am richtigen Platz

ARBEITSMARKT Volker Halsch: „Wir beugen mit qualifiziertem Personal kurz- oder langfris tigen Ressourcenengpässen vor.“

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MANAGEMENT HUMAN RESOURCES

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die Unternehmen in Spezialprojekten un-terstützen können – in der Mehrzahl haben sie bereits Erfahrungen in Unternehmen gesammelt und ihre Team- und Integra-tionsfähigkeit unter Beweis gestellt.

Je attraktiver der Arbeitgeber, seine An-gebote und Leistungen, desto stärker die Bin dung, desto größer auch die Wahr-scheinlichkeit, dass die Wahl der Fach- und Führungskräfte auf das eigene Unterneh-men als Arbeitgeber fällt. Neben dem Ge-halt, dem Umfeld, den Entwicklungsmög-lichkeiten und den Work-Life-Balance-An-geboten zählen dazu auch Zusatzversor-gungen. Eine arbeitgeberfinanzierte betrieb-liche Altersversorgung, wie sie beispiels-weise von Swiss Life angeboten wird, könn-te ein weiteres Argument im Gesamtpaket sein und die Entscheidung möglicher Kan-didaten beeinflussen.

Egal wie Unternehmen nun zu ihrem Per sonal kommen, entscheidend wird letzt-lich sein, wie sie mit ihren Mitarbeitern umgehen und deren Potenziale entdecken und entwickeln oder wie sie die Mitarbei-ter weiter- und fortbilden und sie bis ins Alter fit halten, um ihr Wissen und ihre Fä-higkeiten möglichst lange im Unternehmen zu halten. Dazu bedarf es einer Strategie und es braucht Konzepte, die in die Unter-nehmenskultur integriert werden, die das Unternehmen durchdringen und die im Alltag gelebt werden. Es gibt dafür einen Begriff: Talentmanagement. Dabei handelt es sich um einen ganzheitlichen und nach-haltigen Prozess, der in die Phasen Attrac-tion, Recruiting, Development und Reten-tion aufgegliedert werden kann. Zu aller-erst muss sich ein Unternehmen attraktiv für Talente machen, dann muss es sie ein-stellen, entwickeln und natürlich im Unter-nehmen halten. In der Vorarbeit dazu soll-te jedoch jedes Unternehmen für sich die Frage klären: Was ist ein Talent für uns, durch was zeichnet es sich aus? Nach dem

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Führungskräfteentwicklung /Leadership und Management Qualität

Talent Development / Learning and Development

Demografiemanagement(alternde Belegschaft)

Talent Attraction & Recruiting

Talent RetentionAngaben in Prozent

TALENTPFLEGEDie Top-Themen aus

dem Bereich Human

Resources für das Jahr

2012 aus Sicht der

Personalmanager.

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Zeitarbeit hat sich in den letzten Jahren wei-terentwickelt und gewandelt. Ging es früher häufig darum, niedrig qualifizierte Arbeits-kräfte für begrenzte Zeit zur Verfügung zu stellen, stehen heute Dienstleistungskon-zepte im Fokus, die auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten sind. Der Markt fordert höchste Flexibilität, extrem kurzfris-tige Reaktionszeiten und sehr konkrete An-forderungen an Qualifikation und Fähigkei-ten der Arbeitskräfte. Bei der Personalpla-nung ist daher ein Partner gefragt, der die Bedürfnisse und Abläufe im Unternehmen sehr gut kennt und weiß, worauf es an-kommt. Thomas Kellner, Direktor Inhouse-

Partner bei TimePartner, Top-Ten-Personal-dienstleister in Deutschland, betont: „In-housePartner bietet die Möglichkeit, Syner-gien zu nutzen und das Personal kosteneffi-zienter einzusetzen. Damit bietet TimePart-ner Effizienz von außen quasi ‚zur inneren Anwendung‘.“ Die Idee dahinter ist einfach: Der Mitarbeiter des Personaldienstleisters betreut seinen Kunden nicht aus der Nieder-lassung, sondern hat seinen Arbeitsplatz beim Kunden „inhouse“. Gerade in Unter-nehmen, in denen die Personalsteuerung der flexiblen Mitarbeiter sehr viel Zeit in An-spruch nimmt, ist dies vorteilhaft. Der Dienstleister steht so direkt als Ansprech-partner zur Verfügung, koordiniert alle Mit-arbeiter, rekrutiert und selektiert Personal, sorgt für die Einweisung am Arbeitsplatz und übernimmt die gesamte Mitarbeiterdis-position. Damit das möglich ist, führt Inhou-sePartner vorher einen "Flex-Scan" durch: Qualifikations-, Bedarfs- und Arbeitsmarkt-analysen gehören im ersten Schritt ebenso dazu wie Interviews, Zieldefinitionen und ei-ne genaue Betrachtung der Lieferantenstruk-tur. Dies bildet die Grundlage, um ein auf das Unternehmen maßgeschneidertes Kon-zept zu erstellen. Wie weit dann die Dienst-leis tung geht, entscheidet der Kunde. So können nur die eigenen TimePartner-Mitar-beiter betreut werden oder als sogenannter „Mas ter InhousePartner“ auch alle Zeitar-beitnehmer von Co-Lieferanten. Selbst die elektronische Zeiterfassung wird inklusive Endgeräte und digitalem Personalmanage-ment aller Mitarbeiter angeboten. Nach dem Motto „Einer für alles“. www.timepartner.com

Zeitarbeit | Neues Modell für höhere Effizienz

Betreuung vor Ort spart Kosten

SYNERGIEEFFEKT „Ein maßgeschneidertes Personaldienstleistungsangebot schafft neue Spielräume“, weiß Thomas Kellner.

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Buch „Talent Management“ von Wolfgang Jäger und Alfred Lukasczyk gehören weiter zu einem integrierten Talentmanagement-Konzept neben der Rekrutierung, dem Per-sonaleinsatz und der Entwicklung die Be-standteile Zielmanagement, Evaluierung, Nachfolge und Mobilität. Im HR-Barometer 2011 von Capgemini Consulting nennen die Personaler neben Leadership die Talentthe-men als die besonders wichtige Aufgabe für das Jahr 2012, ihre Bedeutung steigt gegenüber der letzten Befragung. Dass das Charakteristikum Ganzheitlichkeit dabei na-türlich ältere Mitarbeiter einschließt, ver-steht sich im Zusammenhang mit Talent-management von selbst – gute Mitarbeiter sollten eine möglichst lange Verweildauer im Unternehmen haben. Die Aspekte Ge-sundheitsmanagement, lebenslanges Ler-nen, flexible Arbeitszeitmodelle, Jobenlar-gement und -enrichment, also Arbeitser-weiterung und -bereicherung, werden zu wesentlichen Erfolgsfaktoren. Und nicht zuletzt kann die temporäre Mitarbeit von ehemaligen Mitarbeitern, die mittlerweile im Ruhestand leben, angekurbelt werden. Als Beispiel kann in diesem Zusammenhang die Plattform „Erfahrung Deutschland“ ge-nannt werden, die bereits mehrere Unter-nehmen als Partner gewonnen hat, das Netzwerk zu unterstützen.

Die empirische Untersuchung „Recrui-ting Trends im Mittelstand 2011“ hat fünf interne Schlüsselherausforderungen für das Jahr 2011 ausgemacht: Mitarbeiterbin-dung, internes Employer Branding, Emplo-yer Branding, Alignment und Candidate Relationship Management. Es gibt also ei-ne ganze Reihe an Konzepten und Mög-lichkeiten für Personaler, die mit Leben ge-füllt werden können, um dem Fachkräfte-mangel entgegenzuwirken.

Christoph Berger

Der Wettbewerb um qualifizierte Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter ist in vollem Gange. Unternehmen stehen dabei vor einer großen Herausforderung: Einerseits müssen sie die besten Fachkräfte finden und für sich gewinnen, zum anderen müssen sie sie mit gezielten Maßnahmen langfristig an das Unternehmen binden. Solch eine Personalpolitik ist unerläss-lich für den Unternehmenserfolg.Mit einem attraktiven Angebot einer ar-beitgeberfinanzierten betrieblichen Al-tersversorgung verschaffen sich Unter-nehmen im Wettbewerb um die besten Fachkräfte erhebliche Vorteile. Denn die finanzielle Zusatzversorgung hat bei Be-werberinnen und Bewerbern aber auch bei den Beschäftigten mittlerweile er-heblich an Bedeutung gewonnen.Attraktiv ist ein Versorgungsprogramm, das die Interessen von Arbeitgeber und Beschäftigten verquickt. Der Arbeitgeber möchte die Kostenseite planen, betriebs-fremde Risiken auslagern und einen ge-ringen Verwaltungsaufwand sowie einen Mehrwert bei der Bewerberauswahl ha-ben. Die Beschäftigten wollen eine spür-bare Zusatzversorgung aufbauen und dabei eine sichere betriebliche Versor-gung. Sie wollen Steuervorteile nutzen, alles trans parent haben und damit das Versorgungsprogramm verstehen.Realisieren lassen sich diese Ziele durch beitragsorientierte Versorgungsprogram-me. Dabei erkennen die Beschäftigten sofort den finanziellen Wert der Zusatz-versorgung, denn der bemisst sich in Prozent vom Gehalt. So kann der Arbeit-

geber zum Beispiel vier Prozent des Fix-gehalts als Beitrag für die Versorgung budgetieren und für bestimmte Fälle auch einen höheren Beitrag von viel-leicht zwölf Prozent festlegen. Beispiels-weise weil die gesetzliche Rentenversi-cherung keine Leistungen für Gehalts-teile über der aktuellen Beitragsbemes-sungsgrenze von 66.000 Euro erbringt und damit der Versorgungsbedarf für Gutverdiener steigt. Zusammen mit ei-ner üblichen finanziellen Beteiligung der Beschäftigten am Beitragsaufwand wird dann der Beitrag zur Finanzierung von Alters-, Berufs- und Hinterbliebenenlei-stung ermittelt und einmal jährlich an das aktuelle Gehalt angepasst.Externe Versorgungseinrichtungen – wie die rückgedeckte Swiss Life Unterstüt-zungskasse e. V. – versichern vollständig sämtliche Versorgungsleistungen und übernehmen außerdem einen Großteil der administrativen Tätigkeiten. Die ent-sprechenden Beiträge des Arbeitgebers sind gleichwohl frei von Lohnnebenko-sten. Er entrichtet lediglich ein jährliches Honorar, damit die Verwaltungstätigkei-ten erbracht werden, und die gesetzlich vorgeschriebenen Beiträge an den Pen-sionssicherungsverein, damit die betrieb-liche Altersversorgung gegen Insolvenz des Arbeitgebers gesichert ist.Solche Versorgungsprogramme können sowohl für einzelne Schlüsselkräfte als auch für ganze Belegschaften eingerich-tet werden und eignen sich damit für Unternehmen jeder Größe. Weitere Infos im Internet unter: www.swisslife.de

ZUSATZVERSORGUNG Eine dynamische beitragsorientierte betriebliche Alters-ver sorgung ist bei der Personalgewinnung ein echter Wettbewerbsvorteil.

Fachkräfte gewinnen

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MANAGEMENT HUMAN RESOURCES

O utsourcing bedeutet die vollver-antwortliche Übertragung von be-trieblichen Funktionen außerhalb

der Kernkompetenz von Unternehmen an externe Dienstleister zur Verminderung der Fertigungs- oder der Leistungstiefe“, defi-niert Dr. Mathias Weber vom Arbeitskreis „Outsourcing“ des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V., kurz: Bitkom. Outsourcing-fähig ist demnach auch die Informations-technologie (IT). „IT-Outsourcing bezeichnet die Übernahme der Verantwortung für den Betrieb von IT-Systemen und des damit verbundenen IT-Managements auf part-nerschaftlicher Basis und auf der Grundlage vereinbarter Leistungen und Ser vice Level Agreements (SLA), die zumeist die Übernah-me von Personal und Assets umfasst“, so Dr. Weber. Die Outsourcing-Leistungen kön-nen auch Teil einer Virtualisierungsstrategie sein. Der Com puterhersteller Dell zum Bei-spiel wirbt dazu mit dem Motto: vom stati-schen zum dynamischen Rechenzentrum. Die Grenze zwischen Software und Hard-ware verschwimmt, wenn man beides mieten kann. So ermöglicht etwa Virtualisierung die Ausführung mehrerer Anwendungen und

Betriebssysteme auf nur einem Server. Und ob der in den eigenen Räumen steht oder aber die Firma über eine Internetschnitt-stelle mit ihm verbunden ist, ist eigentlich egal. Einer der Vorteile: Adminis tratoren können Arbeitslasten von einem virtuellen Arbeitsbereich rasch in einen anderen ver-schieben. So werden Geschäftsanforderun-gen nach Priorität eingestuft und zugleich die Serverressourcen maximiert. Viele Un-ternehmer kennen das Problem: Ihre Sys-temlandschaft ist auf Standard an wen dun-gen hin dimensioniert – doch bei einem Großauftrag reicht die Kapazität plötz lich nicht mehr und es muss quasi ins Netz ska-liert werden. Ein anderes Thema ist die Si-cherheit der unternehmens eigenen Daten-bank. Nicht auszudenken, was passiert, wenn über Nacht ein Brand in der Firma ausbricht, Einbrecher den Server gestohlen oder Vandalen die Elektronik zerstört haben. Hier hilft nur, sensible Daten zusätzlich auf externen Servern zu spiegeln.

Neu ist das Thema allerdings nicht. Etwa um die Jahrtausendwende wurde es unter dem Stichwort Application Service Provi-ding (ASP) diskutiert. Und was die Kapa zi-täts auslastung der Systeme betrifft, so spiel te

nicht nur die Skalierbarkeit nach oben – auf externe Rechner per Internet –, sondern auch die Zur-Verfügung-Stellung von Überka-pazitäten eine wichtige Rolle – im sogenann-ten Grid Computing. Dabei werden zuvor definierte Rechenaufgaben auf jene Com-puter im Netz verteilt, die gerade nicht aus-gelastet sind. Forscher erprobten das Ver-fahren seit Jahren, unter anderem in der Verarbeitung gewaltiger Datenmengen bei den Kollisionsexperimenten am Large Hyd-ron Collider am Genfer CERN.

Können Externe mit den am CERN an-fallenden Daten kaum etwas anfangen, so sieht das mit den Unternehmensdaten na-türlich ganz anders aus. Verträge etwa sind in jedem Unternehmen essenzielle Doku-mente, die oft mit Zusatzinformationen oder unstrukturierten Daten zu einer elek tro-nischen Akte gebündelt sind – in der Firma oder beim externen Dienstleister. Mit einer Stra tegie für Document Compliance Mana-gement (DCM) können Unternehmen Do-kumente nach Corporate Compliance-Re-geln verwalten und gesetzliche Anforde-rungen erfüllen. „Deutschland ist eine tech-nologie- und exportorientierte Na tion, de-ren Stärke auf Wissensvorsprung und In-

VIRTUALISIERUNG Die Grenze zwischen Soft- und Hardware verschwimmt, wenn man beides mieten kann. Insbesondere in mittelständischen Unternehmen ist IT-Outsourcing auf dem Vormarsch.

Neue Betriebsformen der IT

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MANAGEMENT IT-OUTSOURCING

VISAVIS ECONOMY 02/11

novationen basiert. Dies weckt weltweit immer wieder großes Interesse. Dokumente, die Einblick in Patente, Best Practices, fi-nanzielle Transaktionen und ge heime Ab-sprachen geben, müssen vor frem dem Zu-griff geschützt werden“, betont Peter Weger, CEO der Brainloop AG, München.

Gerade bei den heutzutage anfallenden vielen digitalen Informationen und Doku-menten ist es notwendig, mit externen Be-ratern, Anwälten oder Partnern daran zu arbeiten. Die Verschlüsselung während des

Datentransports und auf den verschiede-nen Speichermedien sowie unternehmens-weite Digital-Rights-Management-Syste-me sind Beispiele für bekannte Sicherheits-maßnahmen. Aber sie stellen lediglich Teil-komponenten eines umfassenden und ganzheitlich konzipierten DCM dar, das für die heutige Unternehmensdynamik mit ih-rem ausgeprägten „Extranet-Charakter“ ausgelegt ist. So „alt“ das Thema Outsour-cing auch sein mag, flächendeckend kann es erst dann zum Einsatz kom men, wenn

auch die letzten Sicherheitsbedenken be-seitigt sind. Die zählen im Moment noch zu den größten Hemmschwellen für die Ver-breitung solcher Lösungen.

„Es ist in der Tat keine Revolution, viel-mehr eine Evolution der IT“, bestätigt denn auch Reiner Louis, Vorstand IT Solutions & Outsourcing bei Computacenter, Kerpen. „Schon seit einigen Jahren setzen wir be-reits nach Verbrauch abgerechnete End-to-End-Services ein, standardisierte Infra-strukturen sowie Virtualisierungstechnolo-

B2C

B2B2011 3,5 (+55 %)

5,3 (+51 %)

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10,2 (+38 %)

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1,6 1,9

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3,8 6,4

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3,1

WACHSTUMDer Gesamtumsatz des

Cloud-Computing-Marktes

wächst in den nächsten

Jahren unter dem Strich

zweistellig.

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Reiner Louis, Computacenter-Vorstandsmit-glied, erläutert im Gespräch mit VISAVIS ECONOMY die Besonderheiten von Cloud Computing und daraus resultierende Veränderungen.

Im Cloud Computing sehen viele eine Revo-lution der IT. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?Es ist keine Revolution, vielmehr eine Evolution der IT. Bereits seit einigen Jahren überführen wir bei unseren Outsourcing-Services Kunden auf unsere Private- und Virtual-Private-Cloud-Plattformen und machen die verschiedenen Cloud-Lösungen nutzbar. Dabei unterstützen wir sie mit unserem C3-Ansatz: Cloud Compu-ting bei Computacenter. Damit identifizieren wir für jeden Kunden die für ihn besten Cloud- Lösungen – Private, Virtual Private, Hybrid oder Public – und helfen bei deren Aufbau so-wie ihrer Integration in die IT-Infrastruktur.Wo genau liegen die Änderungen, die Cloud Computing mit sich bringt?Es erfüllt die Anforderungen der Unternehmen hinsichtlich Kostenreduktion, Flexibilität und Produktivität. Beim Desktop Computing ist dies beispielsweise durch den Einsatz von Client-Virtualisierung möglich. Für Unterneh-men ergeben sich dadurch neue Nutzungs-

szenarien wie beispielsweise die flexible und schnelle Bereitstellung von IT-Arbeitsplätzen bei saisonalen Schwankungen. Und für die Anwender ändert sich auch einiges: Der neue, service orientierte Arbeitsplatzansatz geht viel besser auf die individuellen Nut-zeranforderungen ein als die bisherige eher funktionszentrierte Sichtweise. Würden Sie das bitte genauer beschreiben? Wie sieht der moderne Arbeitsplatz aus?Anwender wollen morgens entscheiden, mit welchem Gerät – Tablet, Smartphone oder Laptop – sie arbeiten. Bei unseren Managed Workplace Services werden mittels des Ein-satzes von Virtualisierungstechnologien End-geräte komplett vom Desktop entkoppelt. Die verschiedenen Workplace-Produkte werden auf dem für den Anwender geeignetsten Ge-rät zur Verfügung gestellt, von dem aus er im-mer und überall verlässlich und schnell auf seinen individuellen Desktop zugreifen kann. Infos unter: www.computacenter.de

Mehr Flexibilität für Mitarbeiter

Evolution | IT-Landschaft als Dienst mieten

KONZEPT „Damit IT flexibel ist“, so Reiner Louis, „hilft die Cloud.“

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gien. Und im Rahmen unseres Outsourcing-services überführen wir Kunden auf unsere Private- und Virtual-Private-Cloud-Plattfor-men.“ Die Evolution scheint – auf dem Weg über viele Begriffe – langsam in den Köp-fen anzukommen, denn die Sicherheits-bedenken schwinden: Die Schweizer Bun-desregierung etwa hat die Provisionierung und das Management der Desktop-Systeme von Bundesbehörden mit Hilfe einer Virtu-alisierungslösung zentralisiert. Das Projekt umfasst die Desktop-Umgebun gen an über 200 Standorten weltweit, darunter Bot-schaften, Flughäfen, Grenz sta ti o nen und sogar Polizeidienststellen.

Trotz etwa noch vorhandener Skepsis sind Outsourcing, Cloud Computing und Virtualisierung Teil des Marktes geworden und haben sich – nicht zuletzt durch Wirt-schaftskrise und damit verbundene Spar-maßnahmen – zu einer attraktiven Alter-native entwickelt, IT zu beschaffen und zu nutzen. „Jetzt gilt es, die mit Cloud Com-puting verbundenen Geschäftsideen mög-lichst erfolgreich an den Start zu bringen“, betont Dr. Bernd Pfaffenbach, Staatssekre-tär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Für Software-Anbieter bedeutet das, dass sie ihre Geschäftsmodel-le anpassen müssen, hin zur Bereitstellung und Betreuung von Software als Dienst-leistung über das Internet.

Und viele Anbieter haben tatsächlich reagiert: Die „Go Cloud“-Initiative von Mi-crosoft hat ein Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro bis zum Jahr 2013. Durch die Skalierbarkeit des Cloud-Ange-bots haben Kunden die individuelle Wahl, ob sie Lösungen im Eigenbetrieb, ganz in der Cloud oder aber in Mischmodellen nut-zen möchten. Microsoft hat zudem mit „Azure“ eine Cloud-Plattform geschaffen und IBM wirbt mit dem Motto „Intelligente Datenwolken“. Es sei Zeit für eine Plattform, die für die effiziente und effektive Daten-

Verträge sind in jedem Unternehmen wesent-liche Dokumente, die mit den verschiedens-ten Anforderungen verbunden sind. Zum Nachweis und zur späteren Nachvollziehbar-keit müssen sie strukturiert abgelegt und leicht wiederzufinden sein. Das gilt auch für Vertragsentwürfe und die oft umfangreichen Begleitdokumente. Die digitale Speicherung und Systematisierung einer Vertragsakte bie-tet hierbei viele Vorteile. „Ecliso“ speichert alle zum Vertrag gehörigen Dokumente – egal in welchem Dateiformat diese vorliegen. Auch vereinbarte Fristen wie Vertragsbeginn und Vertragsdauer werden in der digitalen Akte gespeichert, sodass zeitnah vor dem Ende eines Vertrags beispielsweise automatisch eine Nachricht versendet werden kann. Über Metainformationen zur Akte sind ein schneller Überblick und genauere Sortierung möglich. Bei der Bearbeitung gibt es durch die zentrale Ablage keine Probleme mehr mit unterschie d -lichen Versionen eines Dokuments, der Status aller Verträge für ein Reporting kann schnell

eingesehen, neue Dokumente können auto-matisch der Vertragsakte zugeordnet wer-den. Auf Basis der IBM Enterprise Content Management Lösungen bietet „Ecliso“ – die digitale Akte des Beratungs- und Software-spezialisten Cenit – eine optimale Lösung für das Management von Vertragsdokumenten.Auch Kunden- oder Einkaufsakten können zugeordnet werden – so ist der Gesamtüber-blick über bestehende Verbindungen immer gegeben. Durch elektronische Akten gewin-nen Unternehmen den eigentlichen Mehr-wert eines Enterprise Content Management-Sys tems (ECM). Informationen aus dem ECM-System und andere IT-Anwendungen werden gebündelt und in übersichtlicher Weise für tägliche Arbeitsprozesse präsen-tiert. Die E-Akte „Cenit Ecliso“ lässt sich un-ternehmensweit in unterschiedlichsten Aus-prägungen – als Personalakte, Kundenakte etc. – einsetzen und führt nachweislich zu Prozessbeschleunigungen beim Anwender. Infos unter: www.cenit.de/ecliso

Contentmanagement | Erfassen, Verwalten, Speichern und Bereitstellen

Digitale Akte hält Ordnung in Verträgen

STATUSINFORMATION Vertragstext, Anlagen,

Besprechungs pro-tokolle, Termine –

alles auf einen Blick und immer aktuell.

SUPPORT „IT-Outsourcing bezeichnet die Übernahme der Verantwortung für den Betrieb von IT-Systemen auf der Grundlage vereinbarter Leistungen und Service Level Agreements“, erläutert Dr. Mathias Weber, Bitkom.

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verarbeitung auf der breiten Fläche – mit anderen Worten: überall – konzipiert ist. Das Stuttgarter IT-Beratungshaus Logica etwa hat „fünf Schritte in die Cloud“ defi-niert, die interessierten Unternehmen beim Einstieg helfen sollen.

Und eine Wolke ist seit geraumer Zeit ohnehin da: jene der digitalen Geräte, mit denen die modernen Manager von heute her umschwirren. Smartphones, Netbooks und Tablet-PCs, angebunden über Luft-schnittstellen an die heimischen Systeme, sind die Datenwiedergabegeräte für unter-nehmenskritische Prozesse. Der Geschäfts-führer soll te noch mal schnell einen Blick auf die aktuellen Kennzahlen werfen? Wa-rum nicht auf dem Smartphone, mit dem er sich gerade auf Wolke 7 befindet? „An-wender wollen morgens entscheiden, mit welchem Gerät – iPad, iPhone oder Laptop – sie heute arbeiten“, erzählt Computacen-ter-Vorstand Louis. „Dies ermöglichen un-sere Managed Workplace Services, bei de-nen durch den Einsatz von Virtualisie-rungstechnologien Endgeräte komplett vom Desktop entkoppelt werden.“ Ob sich die Auslagerung oder Virtualisierung der IT lohnt, ist nicht immer nur eine Frage von Kosten und Nutzen. Oft ist die IT nicht das Kerngeschäft und die eigenen Mitar-beiter können nicht alles abdecken. Das gilt insbesondere für kleine und mittelständi-sche Betriebe, die häufig keine Bedenken haben, IT-Leistungen an externe Firmen zu vergeben. Da bei vielen Unternehmen aber die Sicherheit und der Datenschutz Spezia-listen erfordern, kann Outsourcing auch deshalb sehr wichtig sein. Nachdem Out-sourcing bis heute unter wechselnden Be-griffen diskutiert wurde, dürften wir mitt-lerweile im digitalen Wirtschaften ange-kommen sein.

Es kommt jetzt darauf an, die mit Cloud Computing verbundenen neuen

Geschäftspotenziale möglichst erfolgreich zu erschließen.

– Dr. Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im BMWi

Fragen zur Sicherheit beim Austausch von Informationen in oder mit einer Cloud beant-wortet Peter Weger, CEO Brainloop AG, im Gespräch mit VISAVIS ECONOMY.

Welches Risiko für vertrauliche Dokumente sehen Sie in der Cloud?Deutschland ist eine technologie- und export-orientierte Nation, deren Stärke auf Wissens-vorsprung und Innovationen basiert. Dieses Wissen weckt immer wieder großes Interes-se. Dokumente, die Einblick in Patente, Best Practices, finanzielle Transaktionen und ge-heime Absprachen geben, müssen geschützt werden. Das sichert das Überleben der Un-ternehmen und sollte zentraler Bestandteil jeder Unternehmensstrategie sein.

Wie aber kann dies gelingen, wenn Unter-nehmen ihre Anwendungen, Daten und Do-kumente in die sogenannte Cloud verlagern?Unternehmerische Prozesse werden zuneh-mend über webbasierte Verfahren abgebildet. Für den Umgang mit vertraulichen Dokumen-ten werden aus diesem Grund völlig neue Lösungen erforderlich. Sie müssen beson-ders in der Cloud nicht nur eine sichere Um-gebung für eine gemeinsame Bearbeitung sondern auch eine regelkonforme Verwal-tung sensibler Inhalte garantieren.Wie kann eine solche Lösung aussehen?Unternehmen suchen Möglichkeiten, um ver-trauliche Informationen wie beispielsweise Finanzdaten, die Kommunikation zwischen Vorstand und Aufsichtsrat oder ihr geistiges Eigentum bestmöglich zu schützen. Diese Anforderungen erfüllt Document Compliance Management (DCM). Es bietet ausgewählten Adressaten über ein mehrstufiges Log-in-Verfahren den Zugang zu vertraulichen Do-kumenten. Dabei werden sämtliche Zugriffe und Arbeitsschritte revisionssicher protokol-liert. Die Zusammenarbeit ist transparent und nachvollziehbar. Wo liegen die größten Gefahren?Je sensibler Informationen sind, umso stär-ker ist die Tendenz zu beobachten, dass sie die Unternehmensgrenzen verlassen. Wenn gerade diese sensiblen Informationen mit externen Beratern, Anwälten oder Partnern gemeinsam bearbeitet werden müssen, verlassen sie damit die schützende Firewall des Unternehmens. Schutz garantiert hier Document Compliance. Informationen finden Sie im Internet unter: www.brainloop.com

Regelkonformität | Vertrauliche Dokumente revisionssicher weiterleiten.

Schutz mit Document Compliance

INFORMATIONSSCHUTZ „Vertrauliche Dokumente lassen sich auch in der Cloud sicher verwalten“, sagt Peter Weger.

Ulrich Schmitz

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MANAGEMENT IT-OUTSOURCING

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D ie weltweite Nachfrage nach Halb-leitern brummt. Nach den Marktfor-schungsexperten von Gartner ist im

abgelaufenen Jahr der Umsatz dieser Bran-che um gut ein Drittel auf 300 Milliarden US-Dollar gestiegen. Ein sattes Plus, an dem auch deutsche Hersteller kräftig mitge-wirkt haben. Infineon meldet Rekordergeb-nisse, und im sächsischen Silicon Saxony,

Europas größtem Mikroelektronikstandort, an dem sich 200 Unternehmen der Branche ballen, werden händeringend gute Fach-kräfte und Neueinsteiger gesucht.

Halbleiter sind eine Schlüsseltechnolo-gie, weil heute kaum ein Industriezweig oh-ne leistungsfähige Mikroelektronik aus-kommt. Aus dem Alltag ist sie heute nicht mehr wegzudenken: Vom Handy über den

Herzschrittmacher, Solarzellen, Leuchtdio-den, die Bordelektronik unserer Autos bis hin zum neuen smarten Personalausweis.

Aus der Halbleiterbranche kommen aber auch Lösungen für drängende Probleme unserer Zeit wie das der Klimaerwärmung und den zu hohen Energieverbrauch. Die Verbreitung der Solartechnik wäre ohne Halbleiter nicht vorstellbar. Überhaupt ließen sich Wind-, Wasser- und Sonnenkraft durch Mikroelektronik kaum effizient nutzen, zwischenspeichern und verteilen. „Intelligen-te Netze in der Energieversorgung sind oh-ne Halbleiter nicht denkbar. Insoweit hat die Halbleiterindustrie eine große Bedeu-tung für Nachhaltigkeit und Energieeffizi-enz“, unterstreicht Jochen Homann, Staats-sekre tär im Bun desministerium für Wirt-schaft und Technologie, besonders deutlich.

Und elektrisch angetriebene Autos wür-den ohne die Steuerungsgeräte für das Bat-teriemanagement nicht alltagstauglich sein.

FORTSCHRITT Die Mikroelektronik ist für Deutschland eine Schlüsselindustrie. Als Innovationsmotor hat sie schon heute für viele Industriezweige – von Kommunikations- bis Umwelttechnologien – eine große Bedeutung.

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Nanowelt | Schlüsseltechnologien für praxisnahe Forschung

Das Fraunhofer-Institut für Elektronische Na-nosysteme ENAS in Chemnitz ist spezialisiert auf Forschung und Entwicklung im Bereich Smart Systems Integration unter Nutzung von Mikro- und Nanotechnologien. Die Pro-dukt- und Dienstleistungspalette von Fraun-hofer ENAS reicht von hochgenauen Senso-ren für die Industrie, Sensor- und Aktuatorsys-temen mit Ansteuer- und Auswerteelektro-nik, über gedruckte Funktionalitäten wie An-tennen oder Batterien bis hin zur Material- und Zuverlässigkeitsforschung für die Mikro-elektronik und Mikrosystemtechnik. Im Fokus stehen die Entwicklung, das Design und der

Test von siliziumbasierten und polymerba-sierten MEMS und NEMS (mikro- und nano-elektromechanischen Systemen), Methoden und Technologien zu deren Verkappung und Integration mit Elektronik. Weitere Themen sind Metallisierungs- und Interconnectsys-teme für die Mikro- und Nanoelektronik und die 3D-Integration sowie Sicherheit und Zu-verlässigkeit von Komponenten und Syste-men. Die Anwendungen reichen von der Halbleitertechnik über die Medizintechnik, den Maschinenbau, die Auto mo bil industrie, die Logistik bis hin zur Luft- und Raumfahrt. Informationen: www.enas.fraunhofer.de

Intelligente Systeme auf kleinstem Raum

CHARAKTERISIERUNG Arbeitsplatz zur Ver-messung statischer und dynamischer Defor-mationen an Mikrosensoren und -aktuatoren.

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TECHNOLOGIE HALBLEITER

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Schon heute ist es an vorderster Stelle die Mikroelektronik, die unter anderem über das intelligente Motormanagement Verbren-nungsmotoren immer sparsamer macht.

Dabei hat die Halbleiterindustrie die Möglichkeiten längst noch nicht ausge-schöpft. Die Entwicklung geht weiter in Richtung Miniaturisierung, mehr Leistung, Energieeffizienz, Zuverlässigkeit – und das zu deutlich reduzierten Produktionskosten. Mikrochips im elektronisch lesbaren Aus-weis sind mit 70 Mikrometer heute schon dünner als ein Blatt Papier. Doch für immer neue Anwendungen müssen sie noch mehr abspecken: angestrebt sind bis zu 10 Mikro-meter dünne Chips – ein besonders dünnes Haar hat schon einen Durchmesser von rund 60 Mikrometern.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Modulare Festkörper-Technologien (EMFT) in München entwickeln derweil die Verfah-renstechnik, wie derart fragile Silizium-Wa-fer hergestellt werden können. Ein Schlüs-sel hierfür besteht im Übereinanderstapeln extrem dünner Chips. Durch diese Kon-struktion werden Rechengeschwindigkeit und Speicherdichte gesteigert sowie multi-funktionale Chip-Systeme erst möglich.

Da die Dynamik des Halbleitermarktes stabil bleiben wird, sollten Anleger den Rohstoffmarkt für Silizium, Gallium, Ger-manium und andere Halbleiter im Blick be-halten. Staatssekretär Homann blickt jeden-falls für den Standort Deutschland optimis-tisch in die Zukunft: „Ich sehe in der deut-schen Halbleiterindustrie einen höchst wett-bewerbsfähigen Wirtschaftszweig - auch auf dem globalen Weltmarkt.“ Nicht zuletzt aufgrund deutscher Forschungsstärke. Es sollte nach Homann international aber nicht zu einem Subventionswettlauf der Förder-systeme kommen.

SEMICONDUCTOR„Die Halbleiterindustrie in

Deutschland ist höchst wettbewerbsfähig,“ unter-

streicht Jochen Homann, Staatsekretär im BMWi.

Chris Löwer

Derzeit drehen sich viele Kräne über der Globalfoundries Fab 1 in Dresden. Mit einer Investition von rund 1,5 Milliarden US-Dollar baut das weltweit tätige Unternehmen sei-nen Leitstandort bis zum Jahr 2012 zur er-sten europäischen GigaFab mit einer Kapazi-tät von 80.000 Waferstarts pro Monat aus. In Dresden setzt es dabei technologisch füh-rende Prozesse in der Produktion ein. Das Fertigungsportfolio reicht von der 40/45nm- bis zur 28nm-Technologie und umfasst Schaltkreise für Computing, mobile Kommu-nikation und Unterhaltungselektronik. Nam-hafte Kunden nutzen die große Expertise und die führenden Prozesse am Standort. „Dresden spielt eine wichtige Rolle in unse-ren Plänen für die weltweite Kapazitätser-weiterung“, so Hans-Jürgen Neufing, Team-leiter Personalbeschaffung. „Derzeit bieten wir rund 300 Stellen in den Bereichen Ferti-gung, Fertigungsunterstützung, Technolo-gieentwicklung und Integration an. Für die-se technisch sehr anspruchsvollen Aufga-ben in einem dynamischen und internatio-nalen Umfeld suchen wir sowohl erfahrene Professionals als auch Neueinsteiger.“

Globalfoundries sucht vor allem männliche und weibliche Prozess- und Entwicklungsin-genieure, Fertigungsingenieure sowie War-tungstechniker. Prozessingenieure betreuen die Abläufe in der Volumenproduktion, initi-ieren Projekte zur kontinuierlichen Verbes-serung und sichern ein hohes Qualitäts-niveau. Entwicklungsingenieure sind für die Entwicklung neuer Technologien, den Trans-fer und die Qualifikation von Prozessmodu-len zuständig. Fertigungsingenieure über-wachen im Reinraum die qualitäts- und mengengerechte Fertigung der Wafer und optimieren in bereichsübergreifenden Teams Prozessstabilität und Produktions-ausbeute. Wartungstechniker stellen die maximale Verfügbarkeit und Auslastung so-wie den effizienten Betrieb der komplexen Fertigungsanlagen sicher. Schwerpunkte ih-rer Aufgaben sind die Bedienung, Wartung und Reparatur der Anlagen und Geräte im Fertigungsprozess. Globalfoundries bietet eine attraktive und marktgerechte Vergü-tung mit sehr guten Entwicklungsmöglich-keiten in einem globalen Unternehmen. Informationen: www.globalfoundries-jobs.de

Chipindustrie | Silicon Saxony im Aufwind

Milliarden für Hochtechnologie

WAFERSTART Chipfertigung in Dresden: Im Reinraum durchläuft ein Wafer rund 1000 ein-zelne Prozessschritte, bevor die Schaltkreise auf den Siliziumscheiben fertiggestellt sind.

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TECHNOLOGIE HALBLEITER

VISAVIS ECONOMY 02/11

S chleichend hat sich der Strommix in Deutschland in den letzten Jah-ren verändert. Der Anteil des Atom-

stroms an der Stromerzeugung lag im ver-gangenen Jahr nur noch bei gut 22 Pro-zent, nachdem er Ende der neunziger Jahre noch 30 Prozent betragen hatte. Das Alter

der Kraftwerke, das zu langen Stillstand-zeiten führte, und der Ausbau der erneuer-baren Energien haben das bewirkt. Denn Atomstrom wird zunehmend verdrängt: Deutschland erzeugte im vergangenen Jahr 18 Milliarden Kilowattstunden mehr Strom als das Land verbrauchte. So ließe sich ein

Teil der deutschen Atomkraftwerke sofort vom Netz nehmen, ohne dass dadurch die Versorgung gefährdet wäre. Im Juli 2009 zum Beispiel standen in Deutschland auf-grund von Revisionen und störungsbe-dingten Abschaltungen zeitweise nur 56 Prozent der installierten AKW-Leistung zur Verfügung. Und die Meiler Brunsbüttel und Krümmel haben im Jahr 2010 nicht eine einzige Kilowattstunde erzeugt. Die Versor-gungssicherheit hat darunter zu keinem Zeitpunkt gelitten.

Auch aufgrund des großen Exportüber-schusses ließe sich die Zahl der Atomkraft-werke von derzeit 17 auf etwa zehn redu-zieren. Der Ausbau der erneuerbaren Ener-gien, wie er in den letzten Jahren erfolgte, ersetzt pro Jahr etwa ein weiteres Atom-kraftwerk. Im Jahr 2010 lag ihr Anteil am hiesigen Verbrauch bei rund 17 Prozent – und er wird drastisch steigen. Die erneuer-baren Energien können nach Schätzungen im Jahr 2020 rund 278 Milliarden Kilo-wattstunden Strom liefern. Damit wäre binnen zehn Jahren mehr als die gesamte Atomkraft ersetzt. Bei gleichzeitig reduzier-

VERSORGUNG Mit innovativen Methoden der Energiespeicherung und intelligenten Stromnetzen lassen sich die Nutzung erneuerbarer Energien optimieren und der Energieverbrauch effektiv managen.

Flexible Stromerzeugung

Energieeffizienz | Sauerstoff besser an Brennstoff binden

Laut einer Prognos-Studie hat Energieeffizienz bis zum Jahr 2020 ein Marktpotenzial von über 140 Milliarden Euro. Dabei werden steigende Energiekosten immer mehr zum Wettbewerbsfaktor. Doch gerade hier gibt es erhebli-che Potenziale, die Energie effizi-enter zu nutzen und die Kosten der Wärmeerzeugung zu reduzie-

ren. So ermöglicht das wartungs-freie „Ecojet-System“ konsequen-te Energieeinsparung ohne äuße-re Einflüsse oder staatliche Zu-schüsse. „Ecojet“ setzt direkt an der Quelle der Wärmeerzeugung an und optimiert so die Verbren-nung. Mittels physikalischer Ver-änderung der Molekülketten des durchströmenden Brennstoffs

wird eine bessere Anbindung des Sauerstoffs an ihn und damit eine effektivere Verbrennung möglich.Der Hersteller des „Ecojet“ garan-tiert jedem Unternehmen grund-sätzlich eine Mindesteinsparung, die durchschnittlich bei rund sie-ben Prozent liegt – wird diese nicht erreicht, entstehen keiner-lei Kosten. www.ecojet.com

Magnetfeld optimiert Verbrennung

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MÄRKTE ENERGIE

VISAVIS ECONOMY 02/11

tem Verbrauch könnten auch die CO2-Emi s-sionen deutlich gesenkt werden. Dahinge-hend war der 22. März ein ganz besonderer historischer Tag: In den Mittagsstunden er-zeugten die Photovoltaikanlagen erstmals mehr Strom als alle deutschen Atomkraft-werke zusammen – denn inzwischen sind in Deutschland Solarstromanlagen mit rund 18.000 Megawatt Nennleistung am Netz.

Deutschland ist bereits jetzt der zweit-größte Investor in erneuerbare Energien welt weit: Eine von der Pew-Umweltgruppe in Washington veröffentlichte Studie weist Investitionen in Höhe von 41,2 Milliarden Dollar (gut 29,2 Milliarden Euro) im Jahr 2010 aus – damit hat Deutschland sogar die USA überholt, wo 34 Milliarden Dollar investiert wurden. An der Spitze liegt Chi-na mit 54,4 Milliarden Dollar. Grundlage sind Daten des Anbieters für Finanzinfor-mationen Bloomberg, nach denen im Jahr 2010 in den 20 größten Industrienationen 243 Milliarden Dollar in erneuerbare Ener-gien investiert wurden – das sind 30 Pro-zent mehr als noch im Vorjahr. Zugleich wandelt sich mit den erneuerbaren Ener-gien die komplette Struktur der Strom wirt-schaft – die Bürger sind nicht mehr nur Ver braucher, sondern zunehmend auch Er-zeuger. Sie betreiben Solaranlagen auf dem eigenen Dach oder sie sind an Gemein-schaftsprojekten beteiligt. Im Jahr 2009 in-vestierten Privatbürger 6,22 Milliarden Eu-ro allein in die Solarenergie. Das ist mehr, als die vier großen Energieversorger zu-sammen im gleichen Zeitraum in den Neu- und Ausbau von Kraftwerken investiert ha-ben, nämlich 4,28 Milliarden Euro.

Längst haben Wissenschaftler in diversen Studien belegt, dass ein Atomausstieg mög-lich ist. So rechnete zum Beispiel im April 2008 das Umweltbundesamt vor, dass bei einem Ausstieg bis zum Jahr 2020 gemäß dem einstigen Plan der rot-grünen Regie-rung auch weiterhin genügend Strom in

KRAFT-WÄRME-KOPPLUNGWenn mechanische Energie in

Strom gewandelt und gleich-

zeitig Wärme erzeugt wird,

lassen sich fast 90 Prozent

des Brennstoffs nutzen.

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Neben der verstärkten Forderung nach dem Einsatz Erneuerbarer Energien richtet sich die Aufmerksamkeit der Politik besonders auf die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), mit der beispielsweise aus Erdgas gleichzeitig Wärme und Strom produziert wird. „Wir sind von der Notwendigkeit eines klimapolitischen Umdenkens überzeugt. Als regionaler Energieversorger in Berlin und Brandenburg stehen wir dabei in einer be-sonderen Verantwortung“, so Andreas Prohl, Vorstand für Vertrieb und Technik. Gerade in städtischen Gebieten mit vielen Mehrfamili-enhäusern, in denen Erneuerbare Energien nur eingeschränkt verfügbar oder nutzbar

sind, ist die KWK eine besonders effiziente Alternative. Das Konzept des Klimakraft-werks des Berliner Energiedienstleisters Ga-sag greift das Thema Klimaschutz im Miet-wohnungsbau konsequent auf. Durch das im Heizungskeller beigestellte Klimakraft-werk ist eine effiziente Wärmeversorgung der Immobilie sichergestellt, ohne dass In-vestitionen des Immobilieneigentümers in Neuanlagen nötig sind. Diese KWK-Techno-logie wandelt den Energiegehalt des Brenn-stoffs zu etwa 90 Prozent in nutzbaren Strom und nutzbare Wärme um. Das spart rund 35 Prozent Primärenergie und CO2-Emissionen. Im Hinblick auf anstehende ge-setzliche Klimaschutzvorgaben erhöht sich dank des Klimakraftwerks auch die Zu-kunftssicherheit der Immobilie. Doch nicht nur Vermieter profitieren davon, sondern auch die Mieter, die neben einer effizienten Wärmeversorgung auch von einem attrakti-ven Stromangebot aus dem Klimakraftwerk partizipieren können. Bei Betrieb eines Gasag-Klimakraftwerks können die Mieter praktisch zusehen, wie eigener Strom im Heizungskeller erzeugt wird – umwelt-freundlich und ein Stück weit unabhängig. Diese Form der Energieerzeugung gibt Sicherheit, da genau bekannt ist, woher der Strom kommt. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Car-Sharing-Modelle für Mieter anzubieten. Elektrofahrzeuge können mit dem selbst erzeugten KWK-Strom günstig aufgeladen und von den Mietern bei Bedarf genutzt werden. Das ist also ein ganzheit-liches Programm für Vermieter und Mieter in Berlin. Informationen unter: www.gasag.de

Hauptstadtprojekt | Berliner Energiedienstleister auf neuem Weg

Klimakraftwerk im Keller

VORSPRUNG „Die Energienutzung aus dezen-traler Kraft-Wärme-Kopplung wird optimal und bedarfsgerecht angepasst,“ so Andreas Prohl.

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MÄRKTE ENERGIE

VISAVIS ECONOMY 02/11

Deutschland zur Verfügung steht. Nötig sei dafür bis dahin lediglich ein Ausbau der erneuerbaren Energien auf knapp 30 Pro-zent der Stromerzeugung, eine Verdopp-lung der Kraft-Wärme-Kopplung und eine Senkung des Stromverbrauchs um elf Pro-zent. Während der Ausbau der erneuerba-ren Energien zügig voran kommt – die jähr liche Erzeugung wurde binnen zehn Jahren von 38 auf 102 Milliarden Kilo-wattstunden gesteigert – tut sich die Ener-gieeffizienz allerdings noch schwer; der Stromverbrauch in Deutschland ist in den letzten zehn Jahren von 580 auf 603 Milli-arden Kilowattstunden weiter gestiegen.

Die Bedeutung von Gaskraftwerken wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen – der Ausbau der erneuerbaren Energien er-zwingt sogar den Ausbau flexibler Kraft-werke. So gesehen passen die Atomkraft-werke unabhängig von den atomaren Risiken und dem Atommüll ohnehin nicht mehr in eine sich wandelnde Stromwirtschaft. Denn erneuerbare Energie und Atomkraft stehen in einem Systemkonflikt: Da Sonne und Wind stark fluktuieren, sind ergänzend flexi-ble Kraftwerke für eine gleichmä ßig Leistung rund um die Uhr erforderlich, keine großen Atom- und Kohleblöcke aus dem Grund-lastbereich. Es werden also die Grundlast-kraftwerke durch Mittellast- und Spitzen-lastkraftwerke ersetzt – was unter den fossi-len Kraftwerken vor allem die Gaskraftwer-ke sind. So erfordert der Ausbau der erneu-erbaren Energien auch aus Sicht der Netz-stabilität eine Abkehr von Kohle und Atom.

Die Lösung liegt auf der Hand: Dezen-trale Erzeuger, wie kleine Blockheizkraft-werke (BHKW), deren Betrieb sich jeweils an das Angebot von Windkraft und Son-nenenergie anpassen lässt. Das freilich setzt nicht nur einen Aufbau an BHKW-Kapazi-täten voraus, sondern auch eine Umstel-lung des Anlagenbetriebs. Bislang nämlich werden die Kleinkraftwerke in der Regel

Bisher hatten es die Energieversorger ver-hältnismäßig einfach: Sie wissen ziemlich genau, wie sich der Stromverbrauch im Laufe des Jahres oder während eines Ta-ges entwickelt. So können sie je nach Be-darf zusätzliche Kraftwerke ans Netz neh-men oder wieder herunterfahren. Wenn aber in Zukunft immer mehr Strom aus regenerativen Quellen wie Windkraft oder Photovoltaik stammt, werden die Dinge komplizierter: Weil Windstärke und Sonneneinstrahlung schwanken, ist das Angebot an Öko-Strom nur bedingt vorherzusehen. Im Stromnetz müssen sich Angebot und Nachfrage aber im mer ge-nau die Waage halten, da es sonst zu Stö-rungen kommt. „Erdgas ist der natürliche Partner der erneuerbaren Energien. Es kann Schwankungen bei der Energiege-winnung aus Wind und Sonne aufgrund seiner flexiblen Verfügbarkeit und seiner Speicherfähigkeit bestens ausgleichen und sichert so die Energieversorgung ab“, er-klärt Dr. Gerhard König, Sprecher der Ge-schäftsführung bei Wingas. Das Unter-nehmen ist einer der größten Erdgasver-sorger Deutschlands. „Und wenn man sich die CO2-Ziele der Politik anschaut, wird man auch künftig an Erdgas nicht vorbeikommen“, so Kö-nig weiter. Aufgrund der guten Emissi-onswerte – bei der Verbrennung von Erd-gas entsteht vier Mal weniger CO2 als bei Erdöl und Kohle – und seines flexiblen Ein satzes gilt der Energieträger als die „Brü cke“ ins regenerative Zeitalter. Erd-gas hat einen Anteil von rund 23 Prozent am deutschen Primärenergieverbrauch

und ist seit langem fester Bestandteil der deutschen Energieversorgung: über Pipe-lines werden Kunden zuverlässig in allen Teilen des Landes versorgt, und große un-terirdische Speicher können die Nachfra-ge für viele Monate decken. Auch die vorhandene Erdgasinfrastruktur kann für den verstärkten Einsatz der er-neuerbaren Energien genutzt werden. Derzeit werden Studien erarbeitet, bei de-nen überschüssiger Strom aus erneuerba-ren Quellen in den Erdgas-Pipelines und Erdgasspeichern zwischengelagert wer-den soll – immerhin hat das Erdgasnetz in Deutschland eine Kapazität von rund 200 Terrawattstunden. Geplant ist, überschüssigen Öko-Strom so zu nutzen, dass mit Hilfe der Elektrolyse Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auf-gespalten werden kann. In einem weite-ren Prozessschritt entsteht dann aus dem Wasserstoff Methan – der Hauptbestand-teil von Erdgas. Dieses so gewonnene Öko-Erdgas kann dann in den vorhande-nen Speichern gelagert und mit den be-stehenden Pipelines überall hin transpor-tiert und dann später in Kraftwerken wie-der in elektrische Energie und Wärme ver-wandelt werden. Dass dies keine Zukunfts-utopie ist, demonstriert eine Pilotanlage im Stuttgarter Zentrum für Sonnenener-gie- und Wasserstoffforschung (ZSW). Die Anlage saugt Luft an und isoliert Kohlendioxid. Mit Hilfe eines Katalysa-tors reagiert Kohlendioxid mit Wasser-stoff aus Öko-Strom zu Methan und Sau-erstoff. Der Wirkungsgrad dieser Methan-Synthese liegt bei über 60 Prozent.

BRÜCKENSCHLAG Da Öko-Strom unregelmäßig fließt, kann mit Überschüssen Methan gewonnen und im Erdgasnetz eingelagert werden.

Wohin mit der Energie?

SPEICHER Der größte Erdgasspeicher Westeuropas im niedersächsischen Rehden deckt den Erdgasbedarf von zwei Millionen Haushalten für ein Jahr.

29VISAVIS ECONOMY 02/11

wär megeführt betrieben. Das bedeutet, dass der Haus eigentümer sein BHKW im-mer erst dann startet, wenn er die Wärme benötigt. Der Strom, der zugleich entsteht, fließt dann sofort direkt ins Netz, unabhän-gig davon, ob er gerade benötigt wird.

Die Zukunft dürfte umgekehrt funktionie-ren müssen. Dann werden Kleinkraftwerke so gesteuert, dass sie immer dann laufen, wenn im Netz tatsächlich Strom benötigt wird. Damit die Bewohner des Hauses aber trotzdem bei Bedarf immer Wärme verfüg-bar haben, wird sie gespeichert. Denn das ist in der Regel wesentlich billiger als das Speichern des Stroms. Somit wird das Ma-nagement des Stromnetzes komplexer – es muss „intelligent“ oder „smart“ werden. „Das Netzwerk als die Plattform rückt damit in den Mittelpunkt der Aufgabe, den Energie-verbrauch effektiv managen und reduzie-ren zu können“, prognostiziert Michael Gan-ser, Senior Vice President DACH und Leiter Großkundensegment Cisco Europa. Auch die Stromnachfrage muss sich stärker als bisher nach dem Angebot richten. Ein Bei-spiel: Ein Kühlhaus startet seine Kühlag-gregate bevorzugt dann, wenn der Wind stark bläst. Das geht problemlos, weil ein gut gedämmtes Gebäude bei Wind stärker als nötig herunter gekühlt werden kann. Bei Flaute kann der Betrieb mehrere Tage ohne Strom auskommen. Der Betreiber spart da-bei Geld, weil für ihn nach der Marktlogik der Strom immer dann am billigsten ist, wenn am meisten vorhanden ist – also speziell wenn viel Wind weht. Mit ähnlichen Pro-jekten werden in Zukunft Millionen von Stromkunden ihren Betrieb optimieren, in-dem sie ihren Verbrauch soweit wie mög-lich in solche Zeiten verlagern. Das betrifft zum Beispiel auch Eigentümer von Elektro-fahrzeugen, die jeweils dann tanken wer-den, wenn das Angebot an Strom aus erneu-erbaren Energien groß ist. Gleichwohl sind auch weiterhin Speicher nötig. Ein neues

NETZWERKChristian Noll, Vorstand der

Deneff: „Wir möchten bessere Marktbedingungen für Produkte,

die Energie sparen.“

Kostenreduzierung und Effizienzsteigerung sind im Energiemanagement mehr denn je von Bedeutung. Innovative Lösungskon-zepte zur Optimierung der Energiekosten erarbeiten die ca. 90 Ingenieure und Kauf-leute der Enoplan GmbH aus Bruchsal.Aufgrund mehr als 20-jähriger Erfahrung wissen die Experten bei Enoplan die indivi-duelle Situation der Kundenunternehmen kompetent einzuschätzen. Dabei reichen die Verbesserungspotenziale bei Strom und Gas weit über den Aspekt Beschaffung und Aus-wahl des leistungsfähigsten Energieversor-gers hinaus. „Zwar ist das einer unserer zentralen Ausgangspunkte, aber er ist längst nicht der einzige. Insgesamt gibt es bis zu 20 Optimierungsansätze beim Einsatz leitungsgebundener Energiearten“, erläutert

Ralf Schade, Geschäftsführer der Enoplan GmbH. „Nicht unerhebliche Kosten sparen wir zum Beispiel für unsere Kunden durch ein fachkundiges Energiedatenmanagement und nachhaltiges Energiecontrolling sowie die Überprüfung der richtigen Abrechnun-gen von Netzentgelten und aller sonstigen Abgaben. Denn gut ein Drittel aller Energie-rechnungen ist fehlerhaft“, so Schade wei-ter zu möglichen Leistungen. Vom Dienstleistungsportfolio der Enoplan profitieren sowohl mittelständische Betriebe – weitestgehend unabhängig von Branche und Größe – als auch Unternehmen mit einem breitgefächerten Filialnetz. Letztere nutzen den Service des Energievertragsma-nagements, da die komplexen Zusammen-hänge nicht nur spezifisches Fachwissen erfordern, sondern auch personelle und zeitliche Ressourcen beanspruchen.Da in den letzten Jahren die Energiekosten massiv gestiegen sind, nimmt die Nachfrage nach Konzepten zur Verbrauchsoptimierung und Effizienzsteigerung zu. Gemeinsam mit dem Tochterunternehmen Enometrik hat Enoplan ein kostenneutrales Monitoring entwickelt, das mittels intelligenter Zähl- und Messtechnik Verbrauchsauffälligkeiten täglich meldet. Den Energieverantwortlichen in den Unternehmen ist es so zum Beispiel möglich, Bedienfehler oder technische Defekte, die zu ungewollten Mehrkosten führen, rasch zu beheben. Diese kaufmänni-schen und technischen Dienstleistungen bieten ein umfassendes Leistungsspektrum. Weitere Informationen finden Sie unter: www.enoplan.de oder www.enometrik.de

Energiekosten | Zahlreiche Optimierungsansätze

Fachkundige Beratung spart Bares

KOSTENDÄMPFER Von ihrem Firmensitz aus überwacht Enoplan insgesamt je knapp vier Milliarden Kilowattstunden Strom und Gas.

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MÄRKTE ENERGIE

VISAVIS ECONOMY 02/11

Ver fahren zur Energiespeicherung hat un-terdessen das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Würt-temberg (ZSW) in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES vorgestellt: Mit Strom aus überschüssigen erneuerbaren Energien wird per Elektrolyse Wasserstoff erzeugt. Durch eine chemische Reaktion mit Kohlendioxid entsteht dann Methan – also Erdgas. Die Speicherkapazitäten sind enorm. Und vor allem sind sie bereits vor-handen: Das heutige Erdgasnetz kann mehr als 200 Terawattstunden aufnehmen.

Der Ausstieg aus der Atomkraft und der Boom der erneuerbaren Energien führt auch in den Unternehmen der etablierten Ener-giewirtschaft zum Umdenken. Der Berliner Gasversorger Gasag zum Beispiel setzt sich zunehmend für dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung ein, also die hocheffiziente Er-zeugung von Strom und Wärme im eigenen Heizungskeller. So soll in Berlin ein stadt-weites Netz von erdgasbetriebenen Block-heizkraftwerken in Wohnhäusern entste-hen. Dieses werde „eine umweltschonende und dezentrale, also flexibel einsetzbare, Energieversorgung ermöglichen und kon-ventionelle Kraftwerke ersetzen“, prognosti-ziert Andreas Prohl, Vorstand für Vertrieb und Technik bei der Gasag. Auch andere Gasversorger sehen Chancen im Atomaus-stieg und der aktuell sehr eindringlich ge-führten Debatte um den Klimaschutz. „Wer zeitnah und nachhaltig Kohlendioxid ver-ringert sehen will, kommt an Erdgas nicht vorbei“, sagt Gerhard König, Sprecher der Wingas-Geschäftsführung.

Um den fortschreitenden Atomausstieg ohne Probleme bewältigen zu können, ist jedoch auch eine Erhöhung der Energieef-fizienz nötig. Immerhin hat die seit einigen Monaten erstmals eine starke Stimme: In Berlin hat sich die Deutsche Unternehmens-initiative Energieeffizienz (Deneff) gegrün-

det – ein neuer Industrieverband, der in enger Kooperation mit bestehenden Fach-verbänden und der Zivilgesellschaft für ei-ne bessere Nutzung der Energie eintreten will. Mitglieder sind Firmen, die zum Bei-spiel Gebäudetechnik oder Dämmstoffe produzieren oder diverse energieeffizienz-relevante Ingenieurdienstleistungen anbie-ten und sich als Vorreiter fühlen.

„Wir sehen uns vor allem als politische Interessenvertretung“, sagt Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deneff.

Ziel sei es zum Beispiel, in der Gesetzge-bung darauf hinzuwirken, dass Produkte und Dienstleistungen, die Energie sparen, bessere Marktbedingungen bekommen. Von politischer Seite sei die Deneff mit of-fenen Armen empfangen worden, sagt Noll: „Die Politik weiß, dass sie viel Experten-wissen benötigt, um ihre Klimaschutzziele zu erreichen.“

GASSPEICHERAUSLASTUNG IN DEUTSCHLANDDie Speicher kapazität des

deutschen Erdgasnetzes

beträgt über 200 Tera watt-

stunden. Dieses Gesamt-

volumen soll zukünftig

auch genutzt werden, um

Erdgas aus erneuerbaren

Energien zu generieren

und zu speichern.

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Stand: 31. Januar 2011

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Die Zukunft der Energieversorgung durch er-neuerbare Energien wird insbesondere von einer effizienten Nutzung der Windkraft ge-prägt. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die permanente technische Weiterentwicklung der Windenergieanlagentechnologie.GE Renewable Energy hat sich weltweit auf diesem Gebiet einen Namen gemacht. Mit weltweit über 16.000 installierten Windener-gieanlagen bietet GE flexible Lösungen – ob onshore, offshore oder im Service.Die Produktpalette reicht von der 1,5-Mega-watt-Onshore-Anlage bis zur 4,1-Megawatt- Offshore-Anlage. Die 4.1-113 Offshore-Anla-ge wird erstmalig in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres in Schweden installiert. Die Onshore-Anlagen für Europa werden in Salz-bergen (Niedersachsen) gefertigt, wo sich auch die europäische Zentrale für GE‘s Windgeschäft befindet. Das Besondere im Servicebereich: GE bietet Betreibern von Windenergieanlagen (WEA) verschiedene Servicepakete, die auf die je-weiligen individuellen Bedürfnisse zuge-

schnitten sind. So kann zwischen einer Rou-tinewartung der Anlage mit Fernüberwachung und vorbeugenden Maßnahmen zur Instand-haltung, einem umfassenden Ersatzteil- und Wartungsvertrag oder einem Vollwartungs-vertrag gewählt werden. Weitere Infos im Internet unter: www.ge.com/de

Portfolio | Der Kunde kann wählen

Onshore, Offshore oder Service

POTENZIAL Nur moderne, stets kompetent gewartete Technik kann die Windkraft opti-mal in Energie umwandeln.

Bernward Janzing

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S timmen die allgemeinen Progno-sen, wird sich der weltweite Kon-junkturaufschwung in den nächs-

ten Monaten unverän dert weiter fortsetzen. Viele deutsche Unternehmen po si tio nie ren sich auf internationalen Märkten und wei-sen als Weltmarkt führer eine entsprechend hohe Exportquote auf. Das Betreten inter-nationaler Märkte aber ist schwie rig und bringt neben Chancen auch Risiken mit sich. So kann es bei Exportgeschäften beispiels-weise zu unvorhergesehenen Zahlungsver-zögerungen oder sogar Forderungs ausfällen kommen. Dazu kommen – insbesondere in vielen Schwellenländern – längere Zahlungs-ziele, da nicht immer alle Rechnungen bei Lieferung auch pünktlich bezahlt werden. Unternehmen, die den Sprung ins Ausland wagen und international agieren, stehen damit vor vielfältigen Herausforderungen und müssen be reits im Vorfeld ihre Haus-aufgaben machen, um nicht die eigene Li-quidität und damit letztlich die Kreditwür-digkeit zu gefährden. Eine dauerhafte Al-ternative bietet in solchen Fällen die Um-satzfinanzierung mit Fac to ring. Damit lässt sich relativ problemlos und weitgehend un-bürokratisch ein größerer Fi nan zie rungs -

spiel raum generieren, um deutliches Um-satzwachstum zu finanzieren, längere Zah-lungsziele ohne Liquiditätseinbußen zu ver-geben, Ein kaufs vorteile zu nutzen oder letzt-endlich die Produktion zu erweitern.

Beim Factoring veräußern Unternehmen ihre offenen Rechnungen an ein Factoring-Unternehmen, den so genannten Factor. Der Factor begleicht nun sofort einen Großteil des offenen Betrages, noch bevor der Schuld-ner gezahlt hat. Das bietet für Unternehmen den Vorteil des schnellen Zahlungseingangs und des Wegfalls des Ausfallrisikos. Ihm stehen also sofort liquide Mittel zur Verfü-gung. Das ist faktisch so, als hätten alle Kun den ihre Rechnungen sofort gezahlt. Die Folge: Das Unternehmen kann in Ruhe wei-terarbeiten, weil es vor Forderungsausfällen kei ne Angst mehr haben muss. Der Factor leis tet so einen wichtigen Bei trag zur Si-cherung der Liquidität.

Der Verkauf offener Forderungen eröff-net gerade mittelständischen Unternehmen einen Weg, bankenunabhängig ihr Wachs-tum zu unterstützen und den gerade ein-setzenden Aufschwung optimal zu nutzen. „Als zusätzliches Instrument, das in Ab-stimmung mit der Hausbank eingesetzt wird,

bringt Factoring messbare Vorteile für die Unternehmensfinanzierung“, erklärt Thomas Frericks, Vorstand des Bundesverbands Fac-toring für den Mittelstand (BFM).

Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil von Factoring: der Factor übernimmt weitere Dienstleistungen für seinen Kun-den. So muss sich dieser nicht mehr um Mahnwesen, Inkasso oder Zahlungsver hal-ten seiner Kunden kümmern. Ausstehende Rechnungen werden direkt in bares Geld umgewandelt. Das Unternehmen kann Wa-ren und Güter unter Ausnutzung von Skon-ti oder anderen Bonivorteilen beziehen und den Einkauf so kostengünstiger ge stalten. Dabei steht es mit einem Factor im Rücken viel sicherer im Markt und verbessert so auch seine Wettbewerbsfähigkeit erheblich. Vor allem die zusätzliche Liquidität sorgt dafür, dass das Unternehmen seine Kräfte und Finanzmittel voll und ganz auf die Pro-duktion und die Erschließung neuer Märk-te konzentrieren kann.

Deshalb lohnt es sich, für das Exportge-schäft moderne Finanzierungsalternativen wie beispielsweise Exportfactoring zu prü-fen. Exportfactoring ist eine Finanzdienst-leistung speziell für Unternehmen mit in-ternationalen Handelspartnern. Dabei kauft der Factor dem Exporteur die Forderungen unmittelbar nach der Lieferung oder Leis-tungserbringung ab. Das exportierende Un-ternehmen nimmt dabei die Finanzierungs-leistungen eines meist inländischen Fac-tors in Anspruch. Dieser wickelt das Ge-schäft entweder direkt oder unter Einschal-tung eines Korrespondenzpartners in den jeweiligen Ländern ab. Der Factor prüft die Zahlungsfähigkeit und das bisherige Zah-lungsverhalten des Käufers vor der Liefe-rung. Wenn der Exporteur diese Prüfung wie vereinbart abwartet und erst nach der Freigabe erstmals liefert, dann ist er von möglichen Forderungsausfällen seiner An-schlusskunden nicht mehr betroffen. Dies

LIQUIDITÄT Der Verkauf offener Forderungen eröffnet mittelständischen Unternehmen den Weg, ihre Finanzkraft zu stärken und so bankenunabhängig vom einsetzenden Aufschwung zu profitieren.

Schnelle Verfügbarkeit

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FINANZEN FACTORING

VISAVIS ECONOMY 02/11

zeigt: Factoring erleichtert vielen Un ter neh-men den Weg ins internationale Geschäft. Der Einstieg und damit verbundene Risi-ken können mithilfe entsprechender Ri si ko-absicherung durch diverse Factoring-Lö-sungen vermindert werden. Im Gegensatz zu klassischen Kreditinstituten berücksich-tigt ein Factor die positive Perspektive weit-aus stärker und stellt die erforderliche Fi-nanzkraft rasch zur Verfügung. Eine solche Unterstützung bietet zum Beispiel die Süd-Factoring GmbH, eine 100-prozentige Toch-tergesellschaft der Landesbank Baden-Würt-temberg und seit nunmehr fast vierzig Jah-ren im Geschäft. SüdFactoring wickelt Ex-port ge schäf te grundsätzlich direkt mit den infrage kom menden Ländern und ohne Ein-schaltung eines Importfactors ab. Sie führt selbst Bonitätskontrollen durch und bedient sich hierbei nationaler und internationaler Informanten, Rückversicherungsgesellschaf-ten und Banken.

Die zunehmende Beliebtheit dieser Art der Unternehmensfinanzierung spiegelt sich deutlich in den starken Umsatzzahlen des Factoringmarktes wider. Laut Deutschem Factoring-Verband boomte im Jahr 2010 der deutsche Factoring-Markt so stark wie noch nie zuvor. Der Gesamtumsatz der im Deutschen Factoring-Verband e. V. vertre-tenen 26 Factoring-Institute stieg nach An-gaben des Verbandes um 37,48 Prozent und erreichte mit einem Umsatz von 132,28 Mil-liarden Euro eine neue Höchstmarke. Das zeigt, dass sich dieses Finanzierungsinstru-ment zwischenzeitlich in Deutsch land auch gegen eine Vielzahl von Vorbehalten und Hemmschwellen durchgesetzt hat. So wird Factoring neben Leasing zukünftig eine be-deutende alternative Finanzierungs art ins-besondere für mittelständische Unterneh-men sein.

Im Jahr 2010 hat sich die Wirtschaft überraschend schnell von den Folgen der internationalen Wirtschaftskrise er-holt. Für das laufende Jahr 2011 sind die Aussichten mit einem erwarteten An-stieg des BIP von etwa drei Prozent er-neut gut. Es müssen aber weiterhin als Risiken für die Weltwirtschaft gerade die stark anziehenden Rohstoff- und Nah-rungs mittelpreise identifiziert werden. So drängt das wirtschaftliche Umfeld Ent-scheidungsträger der Wirtschaft aktuell mehr noch als in der Vergangenheit, auch bei der Unternehmens finanzierung nach Wettbewerbsvorteilen zu suchen.Der Wirtschaftskreislauf leidet zuneh-mend unter einer Verknappung von Li-quidität und der Unsicherheit über Kun-denbonität. Beides ist aber von entschei-dender Bedeutung für den Unterneh-mens erfolg, denn ausreichend Liquidität kann nur bei einem angemessenen Um-satz mit hinreichender Gewinnmarge erzielt werden. Außerdem führen Kun-den mit schlechter Zahlungsmoral oder durch ein Insolvenz verfahren zu Ausfäl-len und gefährden die Rentabilität.Solche Risiken lassen sich aber professio-nell managen, wenn Unternehmen Li qui-dität aus dem regresslosen Verkauf der Forderungen generieren – durch Fac to-ring. Aktuell erlebt diese Form der Fi-nanzierung und des Risikotransfers im Debitorenbestand einen Boom. Die da-mit abgewickelten Umsätze haben im ver-gangenen Geschäftsjahr um 38 Prozent zugenommen. Das derzeitige wirtschaft-liche Umfeld hat zur Folge, dass die drei

Servicebausteine der SüdFactoring GmbH, Stuttgart, weiter an Bedeutung gewin-nen werden: Eine 100-prozentige Zah-lungsgarantie für alle rechtlich begrün-deten Forderungen, ein professionelles Forderungsmanagement und eine Fi-nanzierungsoption.Die verschiedenen Varianten des Facto-rings ermöglichen eine Anpassung an spe zielle Anforderungen eines Unter-nehmens. Die Möglichkeiten reichen da-bei von der kompletten Übernahme der Debitorenbuchhaltung und des Mahn-wesens als Full Service bis hin zum In-house-Service, bei dem der Factoring-nehmer die Debitorenbuchhaltung für den Factor treuhänderisch weiterführt. Auch wenn keine Lösung der anderen gleicht, so haben alle Factoring-Varian-ten signifikante Vorteile: Der Forderungs-verkäufer erhält sofort Liquidität, auch wenn langfristige Zahlungsziele einge-räumt sind, er bekommt eine umsatzkon-gruente Finanzierung bei einem starken, verlässlichen Finanzinstitut und seine Ei-genkapitalquote wird durch Verkürzung der Bilanzsumme gesteigert.Die Unternehmensfinanzierung der Zu-kunft wird sich aus einem Mix verschie-dener klassischer und innovativer Finan-zierungsvarianten zusammensetzen. Ne-ben den bekannten Kreditformen hat sich mittlerweile Factoring als integraler Be-standteil etabliert, soweit das Factoring-Institut sowohl über genügend Kapital als auch über eine gesicherte Refinanzie-rung verfügt. Weitere Informationen im Internet unter: www.suedfactoring.de

FINANZDIENSTLEISTUNG Mit der Unternehmensfinanzierung Factoring lassen sich auch Außenstände leicht in Liquidität verwandeln.

Handlungsspielräume erhöhen

Reinhard Krabbe

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FINANZEN FACTORING

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Investitionen in Small Caps verlangen besondere Anstrengungen, die nicht jeder Investor auf sich nehmen will und kann. Gerade kleine Unternehmen blühen, eben weil sie klein sind, oft im Verborgenen. Es bedarf daher überdurchschnittlicher An-strengungen, Kandidaten mit verborgenen Werten zu entde cken. Sind sie dann ent-deckt, ist es nicht einfach, aufgrund der oft geringen Marktka pitalisierung und manch-mal geringen Free Floats tatsächlich sub-stanziell zu investieren. Der Delta Lloyd L European Participation Fund hat sich nun genau auf solche verborgenen Werte spe-zialisiert und bietet Investoren die Möglich-keit in Small Caps in Europa zu investieren.

Delta Lloyd geht größere strategische Beteiligungen an Small Caps ein, die über großes Wertsteigerungspotenzial verfügen. Die Fondsmanager von Delta Lloyd verste-hen sich dabei als langfristig investierender Miteigentümer, der über die relativ hohe Beteiligung am Unternehmen Zugang zum Topmanagement und profunde Kenntnisse über die einzelnen Unternehmen erhält. Der leitende Fondsmanager Angus Steel betont,

dass Investoren davon in besonderer Weise profitieren, wenn die Fondsmanager die Un-ternehmen wirklich gut kennen.

Bei allen Investitionen verfolgen die Fondsmanager einen Ansatz, der sich aus vier Säulen zusammensetzt. Die erste Säule bildet die Auswahl von ausschließlich klei-nen bis mittleren unterbewerteten Unter-nehmen mit großem Potenzial und einer starken finanziellen Basis. Dabei liegt das Augenmerk auf den sogenannten „hidden champions“, die eine starke Marktposition in ihrem Segment haben und ein stabiles Wachstum aufweisen können. Die zweite Säule ist der Erwerb von mindestens fünf Prozent der Aktien der Unternehmen mit dem Ziel, einen dauerhaften Mehrwert zu schaffen und als Partner für Diskussionen über strategische Entscheidungen zur Ver-fügung zu stehen. Die dritte Säule beinhal-tet regelmäßige Besuche der Fondsmana-ger bei den Unternehmen. Ziel ist es, in of-fener Diskussion mit dem Management ei-nen klaren Eindruck von der Vision sowie der grundlegenden Unternehmensstrategie zu erhalten. Letztlich also baut sich durch

dieses Engagement Wissen darüber auf, was die stärksten Produkte sind, wo die Wettbe-werbsvorteile liegen und wo wirklicher Mehrwert erzeugt wird. Die vierte Säule ist die Begrenzung des Fondsportfolios auf maximal 35 Unternehmen, die nach einem strikten Value-Ansatz ausgewählt werden.

„Bevor wir uns engagieren“, so Steel, „informieren wir uns sehr genau über alle Bereiche und Optionen; wir wollen wirk-lich wissen, wohin die Reise geht. Danach mischen wir uns natürlich nicht in das Ta-gesgeschäft ein, aber wir möchten sehen, wie unser Investment arbeitet.“

Der Fonds ist nicht auf schnelle Erfolge angewiesen und investiert nur in Werte, die eine ausreichende Finanzkraft für eine re-gelmäßige und angemessene Dividenden-zahlung aufweisen. Das schwedische Un-ternehmen Munters beweist, wie erfolg-reich und lohnenswert diese Strategie sein kann. Nachdem es als unterbewertet iden-tifiziert und auf strategische Optionen ge-prüft wurde, unterstützte das Team um An-gus Steel das – neue – Management bei der Neuausrichtung. Dadurch wurde der wahre Wert durch externe Firmen erkannt und mündete in einer Übernahme.

Der Fonds setzt in seiner Strategie auf Langfristigkeit und die Geduld, die Invest-ments reifen zu lassen. Gesucht werden vor allem Investoren, die auf der Suche nach langfristigem Kapitalzuwachs sind und die den gleichen mehrwertschaffenden und part-nerschaftlichen Investmentansatz verfol gen wie die Fondsmanager von Delta Lloyd.

Erfolgreiche Beispiele für diesen Ansatz in Deutschland sind Firmen wie Surteco SE oder Progress-Werk Oberkirch AG (PWO). Surteco, ein weltweit führender Spezialist für Oberflächentechnologie, verfügt über eine sehr stabile Gewinnmarge und Divi-dende. PWO hat sich erfolgreich als Part-ner der globalen Autoindustrie positioniert. www.deltalloydassetmanagement.de

NEBENWERTE Wer dem richtigen Ansatz folgt und einen langen Atem hat, hat die Chance auf eine überdurchschnittliche Rendite und eine stets attraktive Dividendenausschüttung.

Investitionen in verborgene Potenziale

BETEILIGUNG „Nur solide Säulen stützen ein starkes Haus“, weiß Angus Steel aus seiner Erfahrung als Fondsmanager, „und lassen unsere Beteiligungen in aller Ruhe reifen.“

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FINANZEN SMALL & MID CAPS

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S ie sind die Keimzelle der ökonomi-schen Erfolgsgeschichte Deutsch-lands: Die kleineren und mittleren

Unternehmen, die Innovator, Ideengeber und Wachstumstreiber für die Volkswirt-schaft zugleich sind. Ihre Beliebtheit zeigt sich auch an den Börsen, wo sie längst zu den Favoriten privater und institutioneller Anleger geworden sind. Denn sowohl der MDax- als auch der SDax – Auswahlindi-zes für mittlere und kleinere Unternehmen – entwickelten sich in den vergangenen Monaten deutlich besser als der Standard-werte-Index Dax.

Die Aktien der Small und Mid-Cap-Un-ternehmen (SMC) sind reizvoll – aber sie sind auch riskant. Ein Risiko ist für Kapi-talanleger im raschen Technologiewandel zu sehen. Denn wenn kleine Unternehmen technologische Neuerungen verpassen, ge-raten sie oft ins Hintertreffen und können nur mit erhöhtem finanziellem Aufwand den Rückstand aufholen. Der Aktienkurs reagiert darauf oft mit einer erhöhten Vola-tilität. Weil SMC-Aktien in der Regel an der Börse eine nur geringe Handelbarkeit auf-weisen, sind sie daher für große Invest-mentfonds nur selten attraktiv. So sind im-mer mehr spezielle Fonds entstanden, die sich darauf fokussieren. Nur wenige Aktien solcher „versteckten Perlen“ sind darüber hinaus in den betreffenden Aktienindizes vertreten und so für Indexfonds oder ande-re institutionelle Investoren unsichtbar.

„Kleine Unternehmen blühen oft länge-re Zeit unbemerkt im Verborgenen, bevor sie von Anlegern entdeckt werden“, sagen die Fondsmanager des Delta Lloyd Euro-pean L Participation Fund. Bis solche Un-ternehmen als investmentwürdig betrach-tet werden, bedarf es überdurchschnittli-cher Anstrengungen in der Analyse. Wenn SMC jedoch in der Regel mehr Phantasie aufweisen als Blue Chips – Aktien großer multinationaler Konzerne und Konglome-rate – so liegt das nicht zuletzt an der grö-ßeren Flexibilität, über die sie bei der Um-setzung ihrer Unternehmensstrategie ver-fügen. Manager können rascher auf not-wendige Veränderungen am Markt reagie-ren. Aus dieser Situation heraus resultieren bei technologischen Marktführern nicht sel-ten deutlich überdurchschnittliche Wachs-tumsraten bei Umsatz und Gewinn. Nicht wenige deutsche Unternehmen mit Allein-stellungsmerkmalen sind in ihrer Branche eindeutig Weltmarktführer.

„Wer als Fondsmanager dem richtigen Ansatz folgt und über einen langen Atem verfügt, hat die Chance auf eine über durch-schnittliche Rendite“, sagen die Delta-Fach-leute. Das bedeutet aber auch: Wer als An-leger in Aktien von kleineren und mittleren Aktiengesellschaften Erfolge vorweisen will, muss seine Hausaufgaben bei der Wertpa-pier-Analyse mit Bravour bestehen. Denn SMC werden nur von wenigen Wertpapier-Analysten der Banken überhaupt unter die

Lupe genommen. Auch ist die Finanzkom-munikation gerade bei Nebenwerten weni-ger stark ausgeprägt.

Wenn Aktien dieser meist gering kapi-talisierten Unternehmen der Branchen Au-tozulieferer, Software-Spezialitäten und In-genieurwesen nach Meinung von UBS-Fondsmanager Frank Elze auch in Zukunft zu den Top-Favoriten an den Börsen zählen dürften, so nicht zuletzt auch wegen des noch immer niedrigen Kurs-Gewinn-Ver-hältnisses mit der Kennziffer von rund elf. Die Vorliebe für diese Werte dürfte ihren Ur-sprung auch in der anhaltenden Übernah-me- und Fusionsphantasie der Anleger ha-ben. Denn weltweit sitzen gerade die gro-ßen Konzerne weiterhin auf einem hohen Berg an Liquidität, die in den kommenden Monaten verstärkt auch für Übernahmen eingesetzt werden dürfte.

Small und Mid Caps dürften wegen ihrer Vielfältigkeit und besonderen Wachstums-dynamik auch in Zukunft im Fokus der Börsen stehen. Bevor sie noch stärker die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich zie-hen können, müssen Schwächen wie bei-spielsweise Berichtswesen oder dürftige In-formationspolitik abgestellt werden. Nur dadurch lassen sich mehr Anleger dafür gewinnen, Risiken einzugehen und Risiko-kapital zur Verfügung zu stellen.

INDIZES Als Innovator und Wachstumstreiber der deutschen Wirtschaft erobern Small und Mid Caps die Börse. Trotz höherer Risiken und gewisser Marktenge versprechen sie anschauliche Gewinne.

Dynamische Minis

Udo Rettberg

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FINANZEN SMALL & MID CAPS

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WERTPAPIERE Die neu geschaffenen speziellen Bondmärkte der deutschen Börsen halten interessante Investments mit hohen Renditechancen aber auch Risiko bereit.

Renaissance der Anleihe

D er seit Jahrzehnten blühende deut-sche Mittelstand ist jetzt auf der Su-che nach neuen Kapitalquellen fün-

dig geworden – und zwar an den heimi-schen Wert papierbörsen. Als Finanzie rungs- ins tru ment stehen dabei weniger Aktien als vielmehr Anleihen im Fokus der Anleger. Dazu bieten die heimischen Wertpapier bör-sen Anlegern auf der Suche nach neuen Ge-schäfts feldern attrak tive Renditen.

Der deutsche Mittelstand will seine gol-denen Zeiten weiter in die Zukunft fort-schreiben. Als Hürde erweist sich für die Flaggschiffe der hiesigen Wirtschaft dabei nicht selten ein grundsätzlicher Mangel an Kapital. Zwar verfügen einige Unternehmen wegen der positiven wirtschaftlichen Ent-wicklung über hohe Cash-Reserven, doch sind größere Investitionen oftmals nur über die zusätzliche Aufnahme von Finanzmit-teln zu bewerkstelligen. Dies ist notwen-dig, will der nach Meinung der Kreditan-stalt für Wiederaufbau (KfW) derzeit eu-phorisch gestimmte Mittelstand nach dem Ausbleiben der Kapitalismus-Kernschmelze auch im Ausland expandieren. Für die nach

Fremdkapital lechzenden mittelständischen Firmen könnten also durchaus goldene Zei-ten anbrechen. Doch es gibt mehrere Hin-dernisse. So halten sich zum Beispiel die Banken bei der Bereitstellung von Krediten nicht zuletzt we gen neuer Eigenkapitalvor-schriften nach Basel II bei der Kreditverga-be zurück. Hier ist auch der von der Bun-desregierung Ende 2009 eingesetzte Kredit-mediator nicht immer in der Lage, Abhilfe zu schaffen. Jene Unternehmen, denen es letztlich doch noch gelingt, sich mit Fremd- kapital einzudecken, dürfen sich glück lich schätzen. Denn sie werden auf viele Jahre hinaus vergleichsweise niedrige Zinsen ent-richten müssen. Schließlich haben die No-tenbanken durch ihre generöse Zins politik sowohl die Geld- als auch die Kapitalmarkt-zinsen auf ein Rekordtief gedrückt. Finan-zierungen lohnen sich also.

Das Ansinnen, Eigen- oder Fremdkapital aufzunehmen, ist einfacher formuliert als in die Realität umgesetzt. Denn dort, wo zum einen Banken bei der Kreditvergabe zöger-lich und knauserig sind und zum anderen vor allem kleinere und mittlere Firmen bei

der Beschaffung von Eigenkapital über die Aktienbörsen auf Hindernisse treffen, ha-ben die Wertpapierbörsen einen neuen Weg erschlossen. Vor allem der Stuttgarter Bör-se ist es zu verdanken, dass Mittelstands-anleihen sowohl bei Unterneh men als auch bei den Investoren inzwischen zu einem Begriff geworden sind. Das Besondere an dieser Finanzierungsform: Das Ganze ge-schieht ohne die Vermittlung durch Banken.

„Die Unternehmen machen sich so un-abhängiger von ihrer Hausbank“, betonen Mar tin Wilhelm und Monica-Aurea Herodek vom Acatis IfK Value Rentenfonds. „Eine Anleihe kann ein erstes Hineinschnuppern eines Unternehmens in den Kapitalmarkt sein“, ergänzt Christian Schäfer von der biw (Bank für Investments und Wertpapiere AG). Der nächste Schritt in der Finanzierungs-planung kann die Eigenkapitalfinanzierung über die Ausgabe von Aktien und als de-ren Folge dann ein IPO – also der Börsen-gang – sein. Und dennoch: Anleihe-Emis-sionen sind nicht für jedes Un ternehmen passend. Klei nere Mittelständler scheiden häufig schon deshalb aus dem Auswahl-prozess aus, weil ihr Kapitalbedarf nicht das notwendige Min destvolumen erreicht. Auch ist die Platzierung von Anleihen trotz aller Vereinfachun gen recht komplex – jeden falls aufwändiger als der Abschluss eines Kre-ditvertrages mit der Bank. Dies wiederum bedeutet, dass die Ausgabe einer Anleihe durch einen mit tel ständischen Betrieb eine gewisse Vorbereitungsphase be nötigt. Darü-ber hinaus müs sen Unternehmen während der Laufzeit der Anleihe auf jeden Fall in der Lage sein, die für die Zinszah lung und Rück-zahlung notwendigen Zah lungs strö me zu planen und zu bewältigen.

Richtig ist, dass immer mehr mittelstän-dische Unternehmen bei ihrer Beschaffung von Kapital auf die von verschiedenen deut-schen Börsen geschaffenen speziellen Bond-märkte setzen. Für die deutschen Regional-

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FINANZEN ANLEIHEN

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börsen ist der Run des Mittelstandes auf die innovativen Bondmarkt-Segmente ein Se-gen, denn diese haben zuletzt Marktanteile verloren. Mittelständische Unternehmen wie die Egger Holzwerkstoffe GmbH und die Helma Eigenheimbau AG haben für sich das Finanzierungsinstrument Anleihe ent deckt. „Wir wollen damit unsere Fin an zie rungs -struk tur möglichst breit aufstellen, um lang- fristig eine sichere Basis für gesun des Wachs-tum zu haben“, begründet Thomas Leissing, Sprecher und Mitglied der Egger Gruppenlei-tung, diesen Schritt. Und Karl-Heinz Maerz-ke, Vorstand der Helma Eigenheimbau AG, sieht in der Anleihe-Emission seines Unter-nehmens die Chance, „unser Un terneh mens-wachstum noch weiter zu be schleuni gen.“ Die Helma-Anleihe zieht beispielsweise die Blicke der An leger auf sich, da sie bei einer Laufzeit von fünf Jahren ei ne Ren dite von 6,5 Prozent abwirft. Zum Vergleich: Fünf-jährige Bundesanleihen ren tieren derzeit mit 2,72 Prozent.

Für Anleger sind Mittelstandsanleihen wegen der im Vergleich zu Staats anleihen in der Regel deutlich höheren Rendite also durchaus interessant. Aber es gilt zu be-denken, dass von Mittelständlern gebotene höhere Renditen ganz eng mit höheren Ri-siken verbunden sind. Denn wer in einzelne kleinere Unternehmen investiert, geht na-turgemäß ein höheres Risiko ein, als er das mit Investments in Anleihen multinationa-ler Konzerne tun würde. Ein weiteres Risiko wird derzeit möglicherweise unterschätzt. Die über mehr als 30 Jahre andauernde Hausse – also der Kursaufschwung – an den internationalen Bondmärkten dürfte vor dem Aus stehen. Während dieser Zeit sind die Renditen in den Industrieländern von mehr als zehn in Europa und den USA auf zuletzt nur noch rund drei Prozent gefallen. In der kommenden Zeit rechnen Fach leute an den Bondmärkten mit kräftigen Kurs-verlusten. Denn eine steigende Kapitalnach-

„ “Anleihen sind allgemein eine wichtige Säule

für die Portfoliostabilität.

– Martin Wilhelm und Monica-Aurea Herodek

Die jüngste Unternehmensanleihe der Tiroler Egger-Gruppe ist vor kurzem mit einem Volu-men von 200 Millionen Euro erfolgreich am Markt platziert worden. Die Nachfrage wurde dabei insbesondere von privaten Anlegern getrieben, die allein 74 Prozent der Orders ausmachten. Die 200-Millionen-Euro-Anleihe der Egger Holzwerkstoffe GmbH mit einer Stückelung von 500 Euro weist eine Kupon-verzinsung von 5,625 Prozent auf. Der Emis-sionskurs betrug 100,818 Prozent, die Lauf-zeit 7 Jahre. Der Erlös soll dem Unternehmen zur langfristigen Unternehmensfinanzierung dienen. „Wir wollen unsere Finanzierungs-struktur möglichst breit aufstellen, um lang-fristig eine sichere Basis zu haben. Das ist die Grundlage für das weitere gesunde Wachstum der Egger Gruppe“, kommentiert Thomas Leissing, Sprecher und Mitglied der Egger Gruppenleitung. Der Holzwerkstoff-hersteller verfolgt dabei eine klare Strategie: weiteres internationales Wachstum mit kla-rem Fokus auf Europa inklusive Russland und Türkei, Innovation durch neue Produkte, Technologien und Prozesse und Vorwärts- und Rückwärtsintegration wesentlicher Pro-zessschritte entlang der gesamten Wert-schöpfungskette. Um die bestehende Markt-position weiter zu stärken, arbeitet Egger an der permanenten Weiterentwicklung seines Produkt- und Serviceportfolios. Ob in Küche, Bad, Büro, Wohn- und Schlaf-räumen – in unzähligen Bereichen des priva-ten und öffentlichen Lebens finden sich Pro-dukte des Tiroler Unternehmens. Das seit dem Jahr 1961 bestehende Familienunter-nehmen Egger produziert europaweit an 16

Standorten und hat weltweit Abnehmer in der Möbelindustrie, dem Holz-Fachhandel sowie bei Baumärkten. Da die Produkte aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz bestehen, sind sie auf natürli-che Weise CO2-neutral und damit besonders umweltverträglich. In puncto Nachhaltigkeit setzt das Unternehmen Maßstäbe, immerhin sind nachhaltige Forstwirtschaft und um-weltverträgliche Produktion wesentliche An-liegen der Unternehmensführung.Die Anleihe profitiert dabei von der guten Bonität des bekannten Holzwerkstoffherstel-lers. Auch angesichts unverändert niedriger Sparzinsen bleibt die Unternehmensanleihe eine attraktive Alternative für private Anleger. Weitere Informationen: www.egger.com

Traditionsrohstoff | Anleihe eines Holzwerkstoffherstellers erfolgreich

Fremdkapital alternativ beschafft

SPARZINSEN „Clevere Anleger suchen Alternativen nicht nur bei ihrer Bank“, stellt Thomas Leissing zufrieden fest.

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FINANZEN ANLEIHEN

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frage zum Beispiel der hochverschuldeten Industrieländer muss aufgrund der gerin-geren Investmentbereitschaft privater und institutioneller Anleger praktisch zu hohen Zinsen führen.

Wer Anleihen von Mittelständlern mit dem Ziel erwirbt, diese bis zur Endfällig-keit zu halten, hat dieses Problem drohen-der Kurs verluste nicht – er hat jedoch Op-portunitätsverluste. Denn er kann während der Laufzeit der Anleihe sein gebundenes Geld nicht in andere Unternehmensanleihen investieren, die im Zeitablauf möglicher-weise einen höheren Zinskupon aufweisen. Festzustellen ist indes, dass nur we nige pri-vate Anleger bereit und in der Lage sind, sich mit all diesen komplexen Zusammen-hängen im Hinblick auf die Zinsentwicklung und das Bonitätsrisiko von Mit tel ständ lern auseinanderzusetzen – sie ver trauen daher ihr Ka pital Rentenfonds-Managern an, die sich auf die Bewertung von Unternehmens-anleihen spezialisiert haben.

„Anleihen sind allgemein eine wichtige Säule für Stabilität innerhalb des Portfo-lios“, sagen die Acatis IfK-Fondsmanager. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil sich die Zinsen am Geldmarkt derzeit weiterhin auf rekordtiefem Niveau befinden. Und so sind Anleger auf der verzweifelten Suche nach höheren Renditen auch bei Mittel-standsanleihen fündig geworden. Für vie le deutsche Investoren ist die emotionale Be-ziehung zu mittelständisch strukturierten heimischen Firmen enger als zu Schuld nern aus den Emerging Markets, die mög li cher-weise ebenso oder noch höhere Zinsen bie-ten. Wer bei solchen festverzinslichen Wert-papieren kleiner und mittelständischer Un-ternehmen einen langen Atem und Geduld hat, kann gut planbare Renditen erzielen, die sein Depot stabilisieren.

MARKTENTWICKLUNGMit Neuemissionen von

Anleihen macht sich das

Small und Medium

Business unabhängig

von Hausbanken. Seit

September 2008 steigt

das Emissionsvolumen

stark an.

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Udo Rettberg

Niedrige Zinsen und aufsteigende Angst vor einer kommenden Inflation rückt die Immo-bilie wieder mehr in den Blick des Anlegers. Die Helma Eigenheimbau AG ist einer der führenden Anbieter solarer Energiesparhäu-ser und gilt als Pionier bei der Entwicklung nachhaltiger Energiekonzepte. Im Geschäfts-jahr 2010 konnte das Lehrter Unternehmen den Wachstumstrend erfolgreich fortsetzen und einen Umsatzanstieg von 19,4 Prozent auf rund 74,5 Millionen Euro vermelden. Au-ßerdem verbucht das Unternehmen mit 87,7 Millionen Euro (+ 25 Prozent) den höchsten Auftragsbestand in der mehr als 30-jährigen Unternehmensgeschichte und verfügt somit

über eine ausgezeichnete Ausgangslage für weiteres Wachstum. Die Innovationsführer-schaft, die ein so deutliches Wachstum über die Jahre ermöglicht hat, will das Unterneh-men auch zukünftig weiter ausbauen. Um dieses Vorhaben zu realisieren, hat Helma begonnen, seit Dezember letzten Jahres Ka-pital über eine An leihe einzusammeln. „Die Zeichnung unserer Anleihe eröffnet Anlegern die Möglichkeit, in eines der führenden Un-ternehmen im Bereich der energieeffizienten Bauweisen zu investieren und dabei eine at-traktive Rendite zu erzielen“, so der Vor-standsvorsitzende Karl-Heinz Maerzke. „Für unser Unternehmen ist hiermit die Chance verbunden, unseren Marktanteil insbesonde-re in den deutschen Ballungsräumen deut-lich auszubauen und unser Unternehmens-wachstum damit weiter zu beschleunigen“, erläutert Maerzke weiter. Eine Zeichnung der Anleihe, die ein Angebotsvolumen von bis zu 10 Millionen Euro aufweist, ist nach wie vor durch Erteilung einer Kauforder mit der WKN: A1E8QQ bei nahezu allen Kreditinstitu-ten und Direktbanken über die Börse Düssel-dorf möglich. Helma beabsichtigt, die Anlei-he nach Beendigung der Angebotsfrist in den Freiverkehr der Börse Düsseldorf einzu-beziehen. Mit einer Laufzeit von fünf Jahren, einer festen Verzinsung von 6,5 Prozent pro Jahr sowie einer Mindestanlage von 1.000 Euro ist die Anleihe sowohl für private als auch institutionelle Anleger konzipiert. Für interessierte Zeichner hat das Unternehmen eigens ein Informationszentrum eingerichtet. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.helma-anleihe.de

Schuldverschreibung | Investition in Energieeffizienz

Baudienstleister bietet attraktive Zinsen

RENDITE „Wer in die Helma Eigenheimbau AG investiert“, so Karl-Heinz Maerzke, „findet in uns einen verlässlichen Partner.“

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FINANZEN ANLEIHEN

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V ieles im Leben ist eine Frage des richtigen Zeitpunkts. Das gilt für die Politik, für die Diplomatie, aber

auch für die Baufinanzierung. Man muss sehr lange zurückblicken, um eine so ge-ringe Zinsbelastung für Kreditnehmer aus-zu machen wie zurzeit. Das liegt vor allem an dem harten Wettbewerb, den sich die Banken auf dem Feld der Baufinanzierung liefern. Die Folge des großen Angebots sind günstige Zinssätze für Baufinanzierer und sinkende Margen für die Banken. Doch die Europäische Zentralbank hat aktuell ihre Leitzinsen erhöht und das stellt die Kreditnehmer vor eine schwierige Ent-scheidung: Ist es besser, das Risiko in Zu-

kunft deutlich höherer Zinssätze einzuge-hen oder lohnen sich sogenannte Forward-Darlehen, mit denen die Zinssätze für ei-nen längeren Zeitraum festgeschrieben werden können? Obwohl die Aufschlä ge vergleichsweise hoch sind, könnte dies für Kreditnehmer, deren Zinsbindung in den nächsten Monaten ausläuft, gleichwohl ei-ne interessante Option sein. Verbraucher, die jetzt bauen, kaufen oder modernisie-ren, sind gut beraten, sich die noch günsti-gen Kreditkonditionen möglichst lange zu sichern. Dabei können sie im Fall ökologi-schen Bauens das Förderprogramm „Ener-gieeffizient Bauen“ nut zen, mit dem die KfW den Bau von Ökohäusern unterstützt

und pro Wohneinheit 50.000 Euro Darle-hen bei einem effektivem Zinssatz ab 2,47 Prozent gewährt. Auch die GLS-Bank för-dert mit günstigem Zins Finanzierungsbe-träge von maximal 100.000 Euro mit bis zu 0,5 Prozent unter dem üblichen Satz der Banken für Niedrigenergiehäuser. Selbst Bausparkassen wie Wüstenrot bieten zins-günstige Kredite für energiesparende Mo-dernisierungsmaßnahmen wie Iso-Fenster oder die Isolierung von Dach- und Außen-fassade. Auch das ist eine Frage des richti-gen Zeitpunkts.

DARLEHEN Die Zinssätze sind so niedrig wie selten zuvor. Doch die Europäische Zentralbank hat ihren Leitzins erhöht. Gute Konditionen und Förderprogramme jetzt sichern.

Den richtigen Zeitpunkt finden

Dr. Ralf Magagnoli

Ungefähr die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland entfällt auf Gebäude. Deswegen hat die Bundesregierung diesem Thema in ihrem Energiekonzept viel Aufmerksamkeit gewidmet. Bis zum Jahr 2050 soll sich die Energiebilanz des Haus- und Wohnungsbe-stands in Deutschland deutlich verbessern. Es ist abzusehen, dass damit auf Eigentümer einige Investitionen zukommen. Hierfür ist ein Bausparvertrag zur Finanzierung ideal. Der klassische Bausparvertrag dient heute vielen Eigenheimbesitzern als Vorsorgepro-dukt für anfallende Renovierungen und Modernisierungen am Haus. Darauf haben sich die Bausparkassen eingestellt: Bei der Wüstenrot Bausparkasse AG, einer Tochter des Vorsorge-Spezialisten Wüstenrot & Württembergische AG, gibt es das „Ideal Bausparen“. Dabei können Kunden mit einer eigenen Immobilie, die sich auf anstehende Arbeiten am Haus vorbereiten möchten, die Variante „Finanzierer“ wählen. Auch bei klei-

nen Kreditsummen unter 50.000 Euro bleibt der Zins für Bauspardarlehen unverändert günstig. Bei normalen Hypothekendarlehen hingegen werden für solche Beträge oft Zins-zuschläge verlangt. Außerdem gibt es beim Bausparen für Darlehensnehmer keiner lei Altersgrenzen nach oben. In Deutschland werden zwar deutlich weniger Wohnungen gebaut als noch vor zehn Jahren, sodass dafür auch weniger Finanzierungsmittel benötigt werden, doch gleicht das enorme Modernisierungspotenzial diesen Rückgang mehr als aus. In den alten Bundesländern sind fast 80 Prozent der Wohnungen älter als 30 Jahre, in den neuen Bundesländern im mer-hin fast 75 Prozent. 60 Prozent der Baugelder, die die privaten Bausparkassen ihren Kunden auszahlen, fließen inzwischen in Maßnahmen zur Renovierung und Modernisierung beste-hender Gebäude. Am besten wird ein Bau-spar vertrag bald nach dem Hausbau oder Woh nungs kauf für zukünftige Arbeiten abge-

schlos sen und über die Jahre hinweg regel-mäßig bespart. Damit lässt sich der Bau spar-vertrag ideal als eine „Krankenversicherung“ für das eigene Heim nutzen. www.ww-ag.com

Modernisierungsversicherung fürs Eigenheim

Bausparen | Ideale Finanzierung auch für Renovierungen

EIGENHEIM Investieren in Energie spar tech-nik und Wärmedämmung. Lohnender Weg für Geldbeutel und Wert des Hauses.

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FINANZEN BAUFINANZIERUNG

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Und das ist gut so. Denn der Verbrauch von Erdgas schwankt im Jahresverlauf. Er ist im Sommer

wesentlich niedriger als in der Heizperiode im Winter. Erdgasspeicher gleichen solche Schwan-

kungen aus. WINGAS verfügt über den größten unterirdischen Erdgasspeicher Westeuropas.

Im niedersächsischen Rehden lagern mehr als 4 Mrd. Kubikmeter Erdgas. Das entspricht dem

Jahresbedarf von etwa 2 Millionen Einfamilienhäusern. Weitere Speicherprojekte in Deutschland,

Österreich und Großbritannien sind derzeit im Aufbau. Für Versorgungssicherheit auch in Zukunft.

was aufLager.

www.wingas.de

Gemeinsam mehr Energie.