Upload
phungkhuong
View
213
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
LVA 875.070 INTEGRIERTE UND NACHHALTIGE HOCHBAUPLANUNG
VO WS 2008/2009Univ.Prof.Arch.DI Dr.Martin Treberspurg
15.1.2009 13-15 UhrSozialwissenschaftliche AspekteAss.Prof.Dr. Alexander KeulFB Psychologie, [email protected]
Psychologie – die Wissenschaft vom Menschen,seinem Erleben, Verhalten und HandelnÖkologische Psychologie / UmweltpsychologiePsychologie der Mensch-Umwelt-Beziehung,v.a. mit seiner gebauten (kulturellen) UmweltRobert Sommer (1983) Social Design -Creating Buildings with people in mindUser Needs Analysis – NutzerbedarfsanalyseParticipatory Planning – PlanungsmitbestimmungPost-Occupancy Evaluation – Nutzerevaluation
Psychologie der gebauten Umwelt(„Architekturpsychologie“) – Probleme:1. Wenig Kontakt Bauwesen - Psychologie 2. Bauwesen arbeitsteilig und interdisziplinär3. Organisatoren haben wenig Interesse an einer Komplexitätserweiterung durch Sozialwissenschaft4. Vorab keine gemeinsame Sprache5. Gebaute Umwelt ist für Laien „unbewusst“6. Diskurs der Gebäudekritik ist elitär-abgehoben7. Breiter Diskurs politisch-ökonomisch unerwünscht
Psychologie der gebauten Umwelt(„Architekturpsychologie“) – Chancen:1. Bauwesen als nutzerorientierte Dienstleistung 2. Psychologie hat interdisziplinäre Erfahrung3. Sozialwissenschaft reduziert Komplexität,vermindert neurotische Auseinandersetzungen4. Psychologie ermöglicht gemeinsame Sprache 5. „Unbewusste“ Laienwirkung bewusst gemacht6. Elitäre Gebäudekritik wird demokratisiert7. Diskurs dient politisch-ökonomischer Stabilität
Post-Occupancy Evaluation = P.O.E.Evaluation nach Bezug eines Gebäudeseher-häßlich-sperrigerTechno-Ausdruck,hat mit Edgar Allen Poenichts zu tunInternational nichtverbindliche, abernützliche subjektiveGebäude-Wertbestimmung durch die Bewohnera) etwa ein Jahr nach Bezug (Eingewöhnung)b) mit allen Bewohnern (Repräsentativität)c) mit psychologischen Methoden (Validität)
Gebäudekommunikation hat eine Experten-und eine LaienperspektiveExperten haben Fachausbildung, Fachsprache,denken konzept-, theoriegebunden, visuell,ordnen Gebautes ein, unterliegen Stil, Moden Laien haben kein Fach-, aber Alltagswissen,denken bedürfnisorientiert, eher konservativ
PASSIVHAUS Experten- / LaienperspektiveExperten: Terminus technicus Feist PASSIVersolarer Eintrag, 15 kWh/m²/a, HWB PHPP, Dämmung, U-Wert, Dichte, blower door, Lüftungssystem, Passivhaushülle, NutzflächeLaien: Passiv-was?, Haus OHNE Heizung?, Fenster NICHT öffnen?, kWh-was?, WER heizt?,Systemsicherheit?, Regulation?, Endkosten?
PASSIVHAUS – Laienperspektive, FeedbackEvaluationsdaten für die Experten durch:Beobachtung vor Ort (Privatheit!) nur BegehungBefragung mündlich, telefonisch, schriftlichRücklauf an Planer, Hausverwaltung, Medien... spontaner Rücklauf immer eher negativ, daherUmfrage als Totalerhebung am sinnvollsten –mündlich aufwendig, teuer, schriftlich günstiger
EvaluationsbeispielBefragung zum Hörsaal1. qualitativ-frei (offene Fragen)2. gestützt (halboffen, geschlossen)3. quantitativ, z.B. Semantisches Differential1. offene Fragen zur Einstimmung, Orientierungwichtig, nachträgliche Kategorisierung, daher inAuswertung zeitaufwendig, stark individuell2. gestützte Fragen Hauptteil, gut codierbar,statistisch zu verarbeiten (Mittelwert, Range, Gruppen-Signifikanzen, Korrelationen usw.)3. Forschungsinstrumente alltagsfern, teilweiseunverständlich, nur bei klarer Forschungsfrage
MethodenspektrumArchiv-, Literatur-, MedienanalyseFeldbeobachtung/VerhaltenskarteFotos, Videos, VideoanalyseFeldinterviewsGleichzeitiges Lautes DenkenFragebogen (Umfrage)Semantisches DifferenzialTagebuch/ZeitbudgetKognitive Karte (Karte „im Kopf“)Trade-off, PlanspieleAugenbewegung (Eyetracker)Simulation (CAD, Modell)
Evaluationsprojekte ab 1988Naturwiss.Fakultät Salzburg-Freisaal 1988
Personal, Studierende, schriftliche StichprobePsychiatrische Stationen München 1993
Vergleich alt/neu, Personal, Pflege, PatientenFreiräume von 15 Siedlungen Wien 1990-1997
Alte und neue Objekte, Experten, BewohnerSiedlung Graz-Nordberggasse 2002
gemeinsam m.Planern, schriftliche Stichprobe
Evaluationsprojekte ab 1988, 2Salzburger Siedlungen „Haus der Zukunft“ 2000Demonstrationsprojekt Glantreppelweg Salzburg
Vergleich 4 konventionelle und 4 energie-sparende Siedlungen, Bewohnerstichprobe
Passivhaus-Projekt (Totalerhebungen)Wien-Mühlweg Bewohner 2007 WohnbauforschungWien-Utendorfgasse, Roschégasse, Kammelwegals TU-LV-Projekte, Salzburg-Samer Mösl als Uni-Salzburg-LV-Projekt, Vergleich mit Dreherstraße
Fallbeispiel Freiräume Wiener Siedlungen
Wohnwert-Kategorien im Semantischen DifferenzialUmweltqualitätgesund, gute Luft, ländlich, natürlich, ruhig, schöne Aussicht, sonnigSoziales, Identität, Emotionalesgemütlich, gute Gegend, sicher, übersichtlich, vertrautArchitektonisches Gefüge/Zusammenwirkenabwechslungsreich, farbig,aufgelockert, interessant, schön, vielfältigGebrauchswert, Infrastrukturfreizeitgerecht, kindergerecht, zentralErhaltungszustand - gepflegt, ordentlichZeitwert, Luxus - exklusiv, neuFlexibilität - veränderbar
Wohnwert-Kategorien SD wichtig, unwichtigUmweltqualitätgesund, gute Luft, ländlich, natürlich, ruhig, schöne Aussicht, sonnigSoziales, Identität, Emotionalesgemütlich, gute Gegend, sicher, übersichtlich, vertrautArchitektonisches Gefüge/Zusammenwirkenabwechslungsreich, farbig,aufgelockert, interessant, schön, vielfältigGebrauchswert, Infrastrukturfreizeitgerecht, kindergerecht, zentralErhaltungszustand - gepflegt, ordentlichZeitwert, Luxus - exklusiv, neuFlexibilität - veränderbar
POE Roschégasse 2007
ThemenstellungWiens erste große Passivhaussiedlungen -Mühlweg 70, Utendorf- 39, Roschég. 114 WE- sind in Betrieb und sollen evaluiert werden.Haus der Zukunft evaluiert den Mühlweg,eine Lehrveranstaltung der TU Wien imSommersemester 2007 die beiden Anderen.Schriftliche Totalerhebungen wurden mit denPlanern und Hausverwaltungen vorbereitet.
POE Roschégasse 2007
FragebogenDie Umfrage Roschégasse erfasste
7 soziodemografische Daten13 freie (qualitative) Antworten
19 gestützte (quantitative) Antworten19 grundsätzliche Fragen waren bei denPost-Occupancy Evaluations (POE) Mühlweg,Utendorf- und Roschégasse identisch. Je 14bis 19 Fragen waren pro Siedlung individuell.
POE Roschégasse 2007
Studentische TeilnehmerInnenAn der Feldarbeit (Verteilung, Einsammelnder Fragebögen) und der Datatypie nahmenbeim Projekt Roschégasse teil:Michael Ernst (Koordination), Robert Simbürger,Maria E. Rutzmoser, Dominique Zant, Martin Spalt,Christian u. Heidelinde Wampera, Cornelia Prinz,Viktoria Barthofer, Stephanie Radon, KatharinaLuftensteiner, Anita Haider, Harald Stiefvater,Victoria McDowell, Markus Damm, Iris Jöchlingerund Brigitte Noack
POE Roschégasse 2007
ErgebnisseAntwort von 45 BewohnerInnen (40%)Altersbereich 21-60 Jahre, Durchschnitt 36,336% Männer, 64% Frauen; v.a. AngestellteHaushalte 1-5 Personen, 56% 2; 0-3 Kinder,49% kinderlos; Stockwerke 0-4 gleichverteiltWohndauer 1-6 Monate, Median 4, 18% bis 2Zugang 44% WSW, 56% Genossenschaft:AH!Rücklauf Stiege 7 höher, 4 und 5 geringer
POE Roschégasse 2007
Allgemeines Wohlbefinden82% fühlen sich in der Wohnung sehr wohl,16% „schon“, 2% (1 WE) „weniger“. Für (noch) experimentelle Wohnbauform undsehr kurz nach Bezug sensationell gut...Haupt-Wohlfühlbereiche sind (Rangreihe, 32)Terrasse/Balkon/Loggia, Garten, Wohnzimmer,überall, Schlafzimmer, WohnkücheWohlfühlproblem (RR,13) Bad, Schlafzimmer,Balkon, Einzelnennungen
POE Roschégasse 2007
Attraktivität, wichtige Wohnqualitätskriterien,VerbesserungswünscheAttraktiv wirken v.a. (RR, 36): Passivhaus,kleine Anlage, Nachbarschaft/Kinder, LageHauptqualitätskriterien (RR, 35): Energie-Klima-Lüftung-Heizung, Ruhe, Größe, Helligk.Verbesserungswünsche (RR, 31): Müllraum/-trennung, Sandkiste, Waschküche, Lärm-vermeidung, Einzelnennungen
POE Roschégasse 2007
Präferenz/Wissen/Image PassivhausRoschégasse gewählt, weil Passivhaus:Hauptgrund 30%, neben der Lage 43%,unwichtig 27%Wissen um Passivhauseigenschaften:91% ja, 9% teilweise, 0% neinPassivhausimage: 75% sympathisch,25% neutral, 0% unsympathisch (Einzug)PH-Empfehlung an Freunde: 60% ja,sehr31% ja, schon, 2% (1 WE) nein, sichernicht, 7% weiß ich noch nicht
POE Roschégasse 2007
Wichtigkeit/Wissen Energiesparen
Energiesparen ist mir: 91% sehr wichtig,9% wichtig, 0% unwichtigBei Nennungen, wo meiste HH-Energie zusparen ist, richtige Antwort (Heizkosten):24 von 37 Antwortenden = 65% richtigvon Antwortenden, absolut (45) 53%Heizkostenersparnis Passivhaus:3% keine, 12% unter 50%, 85% richtig(über 50%)
POE Roschégasse 2007
Information über das HausPH-Informationen von Genossenschaft:73% sehr gut, 22% brauchbar, 4%(2 WE) weniger gutPH-Informationen praktisch umsetzbar:64% ja, 34% teilweise, 2% neinWas an PH-Information verbessern?(RR, 30): 70% nichts, 23% mehr,verpflichtender , 7% Einzelmeinungen
POE Roschégasse 2007
Gewöhnung, Probleme Heizsystem (RR, 39):62% keine, 21% anfangs, 8% brauche Zeit, Einzelmeinungen (z.B. nur ein Heizkörperungewohnt, Thermostat im falschen Raum) Gewöhnung, Probleme Lüftung (RR, 36):75% keine, 8% anfangs, Einzelmeinungen –teilweise, brauche mehr Zeit, viel Staubkommt herein, Lüftungsgeräusch zu laut,keine Abluft in Zimmern
POE Roschégasse 2007
Gewöhnung, Probleme Temperaturregelung(RR, 38): 68% keine, 13% anfangs, 5%(2 WE) Wohnung zu kalt; Einzelmeinungen –brauche mehr Zeit, eingestellte Temperaturwird nicht umgesetzt, abends Wohnzimmerzu kühl, Schlafzimmer zu warm
POE Roschégasse 2007
Fenster gekippt ? manchmal 43%, nein 41%, oft 16%welche? (RR, 23): 26% Schlafzimmer,22% Wohn- und Schlafzimmer, 13% alle,9% Wohnzimmer, 30% andere (Küche,Kinderzimmer, Gartentür) Zusätzlicher Radiator im Wohnzimmerwichtig? 46% nein, 35% ja, 19% egal
POE Roschégasse 2007
Außenraum/Freiraum der Anlage(RR, 41): 78% (sehr) gut – hell, freundlich, sympathisch, persönlich;20% Mängel – mehr Spielgeräte fürKinder, Sand geht über, Stiegenhaus zuheiß, Eingangstor nicht stabil, Lärm/Grillen in Gärten stört; 2% (1 WE)Fehlplanung
POE Roschégasse 2007
Wohnung Lärmbelastung?39% nein, kaum; 34% ja, teilweise;16% nein, gar nicht; 11% ja, sehrArt des Lärms? (RR, 30, Mehrfachnennung)Flugzeuge (15), Kinder (7), Nachbarn (7),Straßenbahn, -lärm (4), v.a. bei offenemFenster bzw. nachts
POE Roschégasse 2007
Bekanntheit naher NachbarnKennen Sie schon..? 67% einige,18% wenige, 13% ja, viele, 2% keinenSicherheitsgefühl 66% sehr sicher, 29% es geht, 5% unsicher
POE Roschégasse 2007
Image der Hausverwaltung (RR, 40):„Wünsche ernst genommen“ – 52% ja,18% teilweise, 15% nein, 15% habe keine,Zeit noch zu kurzKritikpunkte (3): Reklamationen dauern zulang, keiner ist zuständig, zuwenig Kontrolleder Anlage
POE Roschégasse 2007
Infrastruktur und Soziale EinrichtungenGenügend Infrastruktur?57% es geht, 41% ja, 2% nein,0% brauche sie nicht Genügend Sozialeinrichtungen?59% ja, 21% es geht, 16% brauche sie nicht, 4% nein
POE Roschégasse 2007
Öffentlicher NahverkehrNutzen Sie ÖPNV? 38% teilweise,37% immer, 25% brauche ihn nichtFreundlichkeit der Siedlung fürKinder/Jugendliche66% ja, 30% es geht, 4% nein
POE Roschégasse 2007
Ein wenig höhere Statistik:Urteilt Zugang WSW anders als AH ? Nein.Signifikanteste Korrelationen:Empfehlung PH an Bekannte mit Wohlfühlen,gewählt weil PH, sympathisch bei Einzug,PH-Informationen umgesetzt. PH-Infos gutmit Monate Wohndauer, Wohlfühlen.Wohlfühlen mit Monate Wohndauer.Wissen PH-Eigenschaften mit Energiesparenwichtig, sympathisch bei Einzug.
POE Roschégasse 2007
ZusammenfassungPOE Roschégasse 40% - repräsentativ 82% hohes Wohlbefinden, Passivhaus ist 75% sehr sympathischHeizsystem 73% gut informiert, 60-75%keine Probleme Heizung und Lüftung 45% Lärmbelastung (v.a. Flugverkehr)Hohes SicherheitsgefühlAußenanlagen noch optimierbar
VERGLEICH WIENERPASSIVHAUS-WOHNANLAGEN
Vergleich der PassivhausprojekteUtendorfgasse, Mühlweg, Roschégasse
0,90,50,7Kinder Durchschnitt
2,72,22,4Haushaltsgröße (Pers.)
406679Frabo-Rücklauf %
36,338,434,5Altersdurchschnitt
RoschMühlUtenEigenschaft
Vergleich der PassivhausprojekteKammelweg B, E, Samer Mösl
1,80,40,8Kinder Durchschnitt
3,12,12,5Haushaltsgröße (Pers.)
804964Frabo-Rücklauf %
36,037,637,8Altersdurchschnitt
SamMKamEKamBEigenschaft
Vergleich der PassivhausprojekteUtendorfgasse, Mühlweg, Roschégasse
757484PH sehr sympathisch %
917884Wissen Eigensch. PH %
30408Entscheidung wg. PH %
828087Wohlfühlen „ja, sehr“ %
RoschMühlUtenEigenschaft
Vergleich der PassivhausprojekteKammelweg B, E, Samer Mösl
393064PH sehr sympathisch %
357382Wissen Eigensch. PH %
---4026Entscheidung wg. PH %
262357Wohlfühlen „ja, sehr“ %
SamMKamEKamBEigenschaft
Vergleich der PassivhausprojekteUtendorfgasse, Mühlweg, Roschégasse
665671Sehr sicher i.d.Anlage %
705659Hausverwaltung OK %
786390Außenraum OK %
386350Probleme Heizsystem %
RoschMühlUtenEigenschaft
Vergleich der PassivhausprojekteKammelweg B, E, Samer Mösl
533771Sehr sicher i.d.Anlage %
37440Hausverwaltung OK %
805775Außenraum OK %
594720Probleme Heizsystem %
SamMKamEKamBEigenschaft