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1 Vom blockierten zum regierten Bruchköbel Von Dirk Vogel Bruchköbel steht vor der Entscheidung: Will es eine „Schlafstadt“ oder eine moderne Kleinstadt sein? Eine Schlafstadt hieße, eine Verwaltung zu führen, die das Mindestmaß an gesetzlichen Leistungen möglichst minimal, passiv und billig anbietet und ansonsten auf das durchaus reichhaltige Angebot in unserer Umgebung zu verweisen – dieser Weg ist nicht meiner. Eine Kleinstadt dagegen setzt auf eine selbstbewusste, eigenständige Rolle im Rhein-Main Gebiet. Diese Strategie ist meine und ich nenne sie „Bruchköbel 2026“. Damit mache ich auch klar, dass ich an dem Leitbildprozess „Bruchköbel 2025“ aus dem Jahr 2003 ansetze und den „einen Schritt“ weiter ab nächstes Jahr als Bürgermeister gehen möchte. Dabei ist wichtig zu wissen, wo wir stehen, damit wir man wissen, wohin wir gehen wollen. Deswegen werde ich anhand von vier Zustandsbeschreibungen („blockiertes Bruchköbel“, „beliebiges Bruchköbel“, „defizitäres Bruchköbel“ und „alterndes Bruchköbel“) meine Vorschläge für unsere Stadt im Wahlkampf vorstellen, damit wir zum regierten, besonderem, generationengerechten und dynamischen Bruchköbel werden. Hiermit wird unsere Stadt am Ende des Jahres klarer in eine Richtung blicken, als das bisher der Fall ist.

Vom blockierten zum regierten bruchköbel

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Vom blockierten zum regiertenBruchköbel

Von Dirk Vogel

Bruchköbel steht vor der Entscheidung: Will es eine „Schlafstadt“ oder eine moderne

Kleinstadt sein? Eine Schlafstadt hieße, eine Verwaltung zu führen, die das

Mindestmaß an gesetzlichen Leistungen möglichst minimal, passiv und billig anbietet

und ansonsten auf das durchaus reichhaltige Angebot in unserer Umgebung zu

verweisen – dieser Weg ist nicht meiner.

Eine Kleinstadt dagegen setzt auf eine selbstbewusste, eigenständige Rolle im

Rhein-Main Gebiet. Diese Strategie ist meine und ich nenne sie „Bruchköbel 2026“.

Damit mache ich auch klar, dass ich an dem Leitbildprozess „Bruchköbel 2025“ aus

dem Jahr 2003 ansetze und den „einen Schritt“ weiter ab nächstes Jahr als

Bürgermeister gehen möchte.

Dabei ist wichtig zu wissen, wo wir stehen, damit wir man wissen, wohin wir gehen

wollen. Deswegen werde ich anhand von vier Zustandsbeschreibungen („blockiertes

Bruchköbel“, „beliebiges Bruchköbel“, „defizitäres Bruchköbel“ und „alterndes

Bruchköbel“) meine Vorschläge für unsere Stadt im Wahlkampf vorstellen, damit wir

zum regierten, besonderem, generationengerechten und dynamischen Bruchköbel

werden. Hiermit wird unsere Stadt am Ende des Jahres klarer in eine Richtung

blicken, als das bisher der Fall ist.

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In Berlin ist manches einfacher: Regieren im Bund

Wenn wir als Stadt in eine Richtung marschieren wollen, müssen wir erst mal

sicherstellen, dass wir überhaupt in eine Richtung marschieren können. Zu jeder

Strategie gehört, dass man sie umsetzen kann. Um analysieren zu können, warum

das gerade für unsere Stadt so schwierig ist, lohnt sich der Blick in unsere

Hauptstadt Berlin und wie dort Politik gemacht wird.

Im Bundestag ist alles etwas einfacher. Wir wählen beispielsweise am 22.

September diesen Jahres, welche Parteien in den Bundestag mit welcher Stärke

kommen. Aus deren Mitte wird dann der Regierungschef, die oder der

Bundeskanzler, gewählt. Nachdem aber eine Partei in der Regel nicht über die

absolute Mehrheit verfügt, suchen sie sich politische Partner. Wenn diese sich

gefunden und eine Mehrheit im Bundestag bilden, nennt man das Koalition. Die

Abstimmungen finden dementsprechend im Vorfeld statt. Der Regierungschef kann

sich relativ sicher sein, dass seine Vorschläge im Parlament verabschiedet werden.

So einfach geht das im deutschen Bundestag.

Schwieriger ist es in den Städten in Hessen. Dort wählen wir zeitversetzt das

Parlament der Stadt, die Stadtverordnetenversammlung, und den Bürgermeister. Der

Bürgermeister wird direkt gewählt. Das heißt, der gewählte Bürgermeister muss mit

dem Parlament zurechtkommen, das er vorfindet – und umgekehrt.

„Bruchköbeler Verhältnisse“: Wie alles begann und was das heute

für unsere Stadt bedeutetIn Bruchköbel haben die Bürger zuletzt 2007 bestimmt, wer der Bürgermeister sein

soll; im Jahr 2011, wie sich das Stadtparlament zusammensetzt. Die

Bürgermeisterwahl 2007 ging hessenweit in die Medien ein, als der Amtsinhaber und

der Herausforderer in derselben Partei waren. Was war geschehen? Der damalige

Amtsinhaber Roth hatte zuvor die Mehrheit in seiner Partei für die erneute

Kandidatur bekommen. Herr Maibach stellte sich dem innerparteilichen Wettbewerb

nicht und trat stattdessen direkt gegen Herrn Roth 2007 in der Bürgermeisterwahl an

– und gewann in der Stichwahl.

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Jenseits einer Bewertung, ob das unbedingt „fair“ ist, gegen den Kandidaten der

eigenen Partei anzutreten, so hat diese Entscheidung nicht nur persönliche, sondern

auch politische Konsequenzen gehabt. Viele wollten und konnten nicht mittragen,

dass die demokratische Entscheidung ihrer Partei nicht akzeptiert wird, traten aus

der CDU aus und gründeten 2008 eine freie Wählervereinigung, den Bruchköbeler

BürgerBund. Damit wurde die CDU, die über Jahre hinweg in Bruchköbel regiert hat,

gespalten. Diese, aus meiner Sicht absehbare, Entwicklung hat Herr Maibach für

sein persönliches Ziel, Bürgermeister zu werden, billigend in Kauf genommen.

Die Wahl eines neuen Ersten Stadtrates der CDU scheiterte im Herbst 2005, weil

Maibach in fraktionsinterner Vorabstimmung zwar keine Mehrheit fand, aber dennoch

kandidieren wollte. Die hiermit verbundenen internen und vertraulichen

Auseinandersetzungen gelangten teilweise in die Öffentlichkeit. Die CDU verlor bei

der kommenden Kommunalwahl im Frühjahr 2006 ihre absolute Mehrheit. In Folge

bildete sich eine Koalition zwischen CDU und Grünen, die zusammen damals über

eine Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung verfügte.

Herrn Ringel hat man im September 2006 zum Stadtrat gewählt und eine schwarz-

grüne Regierung begonnen. Damit verfügte die Regierung auch über eine Mehrheit

im Parlament. Als es dann 2012 darum ging, Herrn Ringel wiederzuwählen, ist es

besonders spannend geworden. Es ging um die Wiederwahl Uwe Ringels, die in

einem „Wahldesaster“ (BRK-Kurier, 2.2.2012) endete: Nachdem Herr Maibach am

ersten Stadtrat „auch fachlich nichts auszusetzen“ (FR, 26.1.2012) hatte und für eine

Wiederwahl warb und schwarz-grün über eine rechnerische Mehrheit verfügte, gab

es für ihn nur 18 Stimmen. Auch ein trotziges „Jetzt erst recht“ (HA, 26.1.2012) vom

amtierenden Bürgermeister und eine sich in der CDU-Fraktion anschließende

„peinliche Einzelbefragung“ (BRK-Kurier, 23.2.2013) halfen nichts – der Stadtrat der

Koalition bekam keine Mehrheit. Er wurde auch im zweiten Anlauf nicht

wiedergewählt. Stattdessen stimmten nun die CDU und Herr Maibach einem SPD-

Antrag zu und strichen die Stelle von Herrn Ringel, dem Vertreter des „grünen“ Teils

in der schwarz-grünen Koalition, ersatzlos. Aus finanzpolitischer Sicht war es richtig,

dem SPD-Antrag zu folgen, da Bruchköbel defizitär ist und sich im Moment einen

hauptamtlichen Ersten Stadtrat nicht leisten kann. Politisch blieben die Ereignisse

nicht folgenlos. Danach traten zwei Parlamentarier aus der CDU aus. Die Mehrheit

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im Parlament war dahin. Heute sieht die Sitzverteilung folgendermaßen aus:

Nicht alles kann man Herrn Maibach anlasten – schließlich ist ein Bürgermeister kein

Supermann. Dass die alte Volkspartei CDU in Bruchköbel aber nicht mehr

regierungsfähig ist, nimmt ihren Anfang in der Kandidatur Maibachs 2007 und endet

mit Ringels Tätigkeit als Stadtrat. Deswegen kann man zu keinem anderen Schluss

kommen: Herr Maibach hat erst seine Partei, dann seine Fraktion und schließlich

seine Koalition gespalten. Das sind die Bruchköbeler Verhältnisse 2013, die dazu

führen, dass diese Stadt keine handlungsfähige Regierung besitzt, wie es in einer

Bundes-, Landesregierung und in anderen Städten üblich und notwendig ist.

Stattdessen will die CDU lernen, mit wechselnden Mehrheiten umzugehen und eine

gute Zusammenarbeit mit den Grünen pflegen. Ernsthafte, formale

Koalitionsgespräche zur Gewinnung eines neuen Partners durch Herrn Maibach sind

mir nicht bekannt. Sie hätten aber umgehend geführt werden müssen, wenn man an

einer handlungsfähigen Regierung für unser Bruchköbel interessiert gewesen wäre.

Ich fürchte, einen solch desolaten Zustand einer Stadtregierung können wir uns nicht

leisten.

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Bürgerbeteiligung: Turn- oder Hemmschuh für Bruchköbel?Der neueste Trend der Kommunalpolitik lautet „Bürgerbeteiligung“. Dahinter verbirgt

sich der Gedanke, dass man das Wissen der Bürger bei den Entscheidungen

berücksichtigen sollte, sozusagen die Bürger als Experten. Dagegen ist prinzipiell

nichts zu sagen, wenn man diese Form gezielt und nicht wahllos anwendet. Jedoch

muss man vor jeder Einbindung festlegen, in welcher Form man die Bürger

einbinden will. Ansonsten produziert man nur Enttäuschungen. Denn

Bürgerbeteiligung ist nicht gleich Bürgerbeteiligung: Die Bandbreite reicht von der

reinen Information, über die Diskussion, geht von der Mitarbeit bis zur Entscheidung.

Das letztere, eine Entscheidungsbefugnis, zu suggerieren, kann allerdings nie

jemand ernsthaft garantieren, denn das ist klar gesetzlich geregelt: Es sind immer

noch Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung oder die Bürger, die sich für

diese Aufgaben aufstellen haben lassen und die durch eine demokratischen Wahl

hierzu bestimmt wurden. Diese Menschen haben meinen größten Respekt für die

Zeit, die sie uneigennützig über Jahre hinweg in vielen Sitzungen ehrenamtlich für

die Demokratie ableisten. Sie sind die Stütze unserer Demokratie und werden

manchmal behandelt, als wenn sie Profipolitiker mit hohem Gehalt wären. Das ist

nicht immer fair.

Deswegen bleibt mein Plädoyer: Politisches Engagement sollte auch in Bruchköbel

zuerst in demokratischen Parteien oder Wählergemeinschaften auf Dauer stattfinden.

Dort kann man etwas bewegen. Dort können sich die vielfältigen Meinungen einer

Stadt bündeln. Umso mehr Menschen mitmachen, umso besser für unsere

Demokratie in Bruchköbel. Allerdings ist das kein frommer Wunsch, sondern

rechtliche Wirklichkeit. Denn so sieht es unser Grundgesetz und die hessische

Gemeindeordnung vor.

Es ist also eine Aufgabe aller demokratischen Parteien in Bruchköbel, den Bürgern

Möglichkeiten zu bieten, mitzumachen – dazu gehört eine offene und

vertrauensvolles Miteinander, familienfreundliche Sitzungstermine und –dauer, sowie

Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Menschen mit umfangreichen

beruflichen Verpflichtungen. Mehr Vielfalt würde allen Parteien in Bruchköbel, und

damit der Stadt insgesamt, gut tun.

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Ursache für die exzessive „Bürgerbeteiligung“ ist die mangelnde Mehrheit der

Stadtregierung im Parlament. Bei der Umsetzung der Bürgerbeteiligung in

Bruchköbel sind wir genau in die Falle getappt, die ich zuvor skizziert habe:

· Da werden 17.000 Bürger mittels Fragebogen befragt, was sie sich für die

Zukunft vorstellen können.

· Da gibt es eine Stadtmarketing GmbH, die mit der Politik, der Verwaltung und

den Bürgerinnen und Bürgern die Entwicklung der Stadt koordinieren will.

· Da gibt es eine interfraktionelle Sitzung, die Ideen, Anregungen und

Vorschläge der Fraktionen zur Stadtentwicklung sammelt.

· Da vergibt Herr Maibach an die Arbeitsgemeinschaft Stadtmarketing den

Auftrag, ein Konzept für die Zukunft der Stadt zu erstellen.

Und nun? Auf welchen Märkten agiert Bruchköbel und steht mit wem wie im

Wettbewerb? Was will man machen? Was lehnt man ab, was befürwortet man? Auf

all diese Fragen gibt allein das Aufsetzen mehrerer Prozesses an vielen Orten keine

Antwort. Stattdessen begrüßt Herr Maibach als Bürgermeister die Veranstaltung zur

„Neuen Mitte“ und ein von der Stadt bezahlter Honorarprofessor erklärt, warum das

Rathaus am besten verkauft werden soll. Die im Rahmen der Bürgerbeteiligung

anberaumte Bürgerversammlung muss der Bürgermeister dann laut Hanauer

Anzeiger abbrechen – das absehbare Scheitern des fehlerhaft eingesetzten

Instruments „Bürgerbeteiligung“. Denn Herr Maibach ist nicht mit dem Ziel

angetreten, das Rathaus zu verkaufen. Hierzu gab es keinerlei Aussage im

Wahlprogramm. Sich dann während der Wahlperiode die fehlende Legitimität per

Bürgerbeteiligung zu holen, ist schwierig. Deswegen muss in Wahlkämpfen klar

gesagt werden, welcher Kandidat was machen will, gerade bei Projekten, die

absehbar sind. Wer dann gewählt wird, kann mit seiner Mehrheit seine Vorstellungen

durchsetzen. Am besten gibt es unterschiedliche Forderungen der Kandidaten oder

der Parteien. Dann können die Bürger auswählen aus dem politischen Angebot und

demokratisch das wählen, was sie überzeugt hat. Dann ist Kommunalpolitik

spannend und lohnt sich. Der Nebeneffekt wird eine hohe Wahlbeteiligung sein, die

wir als Stadt brauchen.

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Ansonsten drehen wir uns als Stadt im Kreis, bei der wir vor lauter Koordination und

Einbindung noch nicht einmal wissen, ob wir mit Bus, Bahn, Auto oder Flugzeug

unsere Reise antreten – geschweige denn, wohin es gehen soll. Deswegen kann

Einbindung ein Turnschuh sein, wenn sie gezielt vonstatten geht. Sie wird zum

Hemmschuh, wenn man keine Vorgaben macht und eine zufällig zustande

kommende Versammlung politische Prioritäten setzen lassen will.

Vier Punkte gegen den Verdruss: Wie wir zu einem regierbaren und

regierten Bruchköbel kommen

1. Wir brauchen eine regierungsfähige Koalition in der Stadt: Es muss

erkennbar sein, wer regiert und wer in der Opposition ist. Hierzu bedarf es

zeitlich begrenzte Bündnisse von Parteien oder Wählervereinigungen in Form

von Koalitionen, die einen Bürgermeister stützen und über eine einfache

Mehrheit im Parlament verfügen. Nach dem Ende solcher Koalitionen oder

Veränderungen der Sitze durch Kommunal- oder Bürgermeisterwahlen muss

es zu politischen Gesprächen mit Ergebnissen kommen, wer mit wem

zukünftig zusammenarbeitet. Nur so können eine Richtung, eine Ordnung und

eine Stadtentwicklung für Bruchköbel entstehen. Diese

Kompromissbereitschaft muss im Sinne der Demokratie vor Ort allen

demokratischen Parteien abverlangt werden. Deswegen werde ich als

Bürgermeister von Beginn an eine Koalition mit Mehrheit im Parlament

anstreben, um regieren zu können.

2. Wir müssen die Bürger gezielter einbinden: Bürger und ehrenamtliche

Politiker mit Detailplänen von in Auftrag gegebenen Gutachten zu

konfrontieren, schafft mehr Verwirrung, als dass es die Stadt voranbringt.

Bürger sollen sich politisch in erster Linie in Parteien oder

Wählergemeinschaften sich engagieren und hier ihre Meinung einbringen –

am besten anstreben, Mitglieder des Stadtparlaments zu werden. In der Tat

müssen die Organisationen sich hierzu ändern, um die Menschen mit

politischem Engagement anzusprechen. Komplexe Probleme, die vor allem

Kompromisse benötigen, kann man nicht in Bürgerversammlungen oder

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Bürgerworkshops klären und schon gar nicht entscheiden. Hierzu gibt es das

Parlament. Deswegen werde ich als Bürgermeister das Instrument

„Bürgerbeteiligung“ weitaus gezielter einsetzen und besser vorbereiten, als

das bisher der Fall war. Eine Bürgerbeteiligung mit Workshops, ohne

vorherige Klärung von Kompetenzen und Zielvorgabe, wie es sie bei der

neuen Mitte gegeben hat, lehne ich ab. Die Verwaltung muss immer fachlich

begleitend eng eingebunden sein und es muss von Beginn an geklärt sein,

welche Rollen die zuständigen Gremien im Verfahren haben.

3. Wir brauchen noch mehr substanzielle Berichterstattung über

Bruchköbeler Stadtpolitik: Die Demokratie lebt davon, dass Medien über

Politik und Politiker berichten und bewerten. Aus diesen vielfältigen

Meinungen kann sich der Leser dann informieren und sich selbst eine

Meinung bilden. Soweit die Theorie. Die Praxis in Bruchköbel sieht anders

aus. Der Hanauer Anzeiger berichtet meist in Form von Pressemitteilungen

der Parteien und bewertet leider nicht mehr so viel wie früher. Die Frankfurter

Rundschau berichtet auch nur punktuell über Bruchköbeler Politik, die FAZ

beinahe gar nicht. Der Bruchköbeler Kurier ist fast die einzige Zeitung, die, mit

einem sehr fähigen Redakteur, über die Bruchköbeler Politik nicht nur

berichtet, sondern diese auch kommentiert. Demokratie braucht vielfältige

Diskussion, unabhängig von der Farbe der Partei. Deswegen werde ich als

Bürgermeister mit Vertretern aller Parteien mit den regionalen

Medienvertretern und Verlagsmanagern Gespräche führen, wie unter den

Bedingungen der wirtschaftlich ausgerichteten Medien trotzdem ein verstärkte

Berichterstattung und Kommentierung der Bruchköbeler Stadtpolitik möglich

sein könnte. Die Initiative sollte überparteilich erfolgen und federführend vom

Präsidium getragen werden.

4. Wir brauchen mehr politische Führung in dieser Stadt: Führung im Jahr

2013 heißt nicht immer vorgeben, was zu tun ist. Führung heißt bei

chronischen Problemen, die entscheidenden Fragen, die nicht einfach zu

lösen sind, zu erkennen und den Problemlösungsdruck aufrecht zu erhalten,

zu begleiten und für Resultate zu sorgen. Das heißt aber auch, ohne

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Ansehung von Person oder Parteizugehörigkeit, kompetente Diskussionen

unter Fachleuten und Entscheidungsträgern zu initiieren und nicht nur zu

moderieren, sondern sachlich und fachlich mit zu gestalten. Hierzu gehört das

Bemühen, tragbare Kompromisse zu fördern. Führung heißt bei akuten

Problemen, Vorstellungen zu entwickeln und für diese zu werben.

Wahlkämpfe sind die richtigen Zeitpunkte, um sich mit klaren Vorschlägen die

Legitimität zu holen, um bestimmte Maßnahmen auch umzusetzen. Deswegen

werde ich als Bürgermeister chronische Probleme, die nicht sofort von einer

Stadt zu lösen sind, offen ansprechen und Diskussionen nicht nur moderieren

lassen, sondern führen. Bei drängenden, akuten Problem, die man direkt als

Stadt lösen kann, werde ich nicht passiv abwarten, sondern meine

Vorstellungen kundtun und Mehrheiten in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft

suchen.