4

Vorlese-Geschichte - babinjo.de · Vorlese-Geschichte Tim Sprotte, der Schiffsjunge Tim Sprotte ist 14 Jahre alt und ein Schiffsjunge. Das ist nicht ungewöhnlich für die Zeit, in

Embed Size (px)

Citation preview

Vorlese-Geschichte

Tim Sprotte, der Schiffsjunge

Tim Sprotte ist 14 Jahre alt und ein Schiffsjunge. Das ist nicht ungewöhnlich für die Zeit, in der Tim

lebt. Tim lebt im goldenen Zeitalter der Piraten, also vor ungefähr 300 Jahren. Zu dieser Zeit haben

viele Kinder schon früh arbeiten müssen. Sie arbeiteten auf Feldern, Bauernhöfen oder eben auf

Schiffen, so wie Tim. Als Heuer, das heißt als Lohn für seine Arbeit erhält Tim Sprotte Essen, einen Platz

zum Schlafen und am Ende der Seefahrt ein paar Münzen. Sprotte fährt gerne zur See, denn dort ist

vieles anders als auf dem Land. Auf dem Schiff sagt man zum Beispiel nicht rechts und links, sondern

Steuerbord und Backbord. Steuerbord ist die rechte Seite des Schiffes, Backbord die linke Seite. Der

vordere Teil des Schiffes heiß Bug und der hintere Teil, der heißt Heck. Aber das weiß Tim Sprotte alles

bereits, denn er fährt schon lange zur See.

An Bord hat Tim eine Menge Arbeiten zu verrichten. Er muss dem Koch in der Kombüse, also der

Schiffsküche helfen, die Kajüte des Kapitäns sauber halten oder auch das Deck schrubben, wenn es mal

wieder an der Zeit ist, klar Schiff zu machen. Egal, welche Aufgabe Tim aufgetragen bekommt, mit

einem fröhlichem „Aye aye“ - das heißt so viel wie „ja, ich habe verstanden„ – macht er sich ans Werk.

Das ist auch gut so, denn wer auf dem Schiff nicht gehorcht, wird böse bestraft. Zum Beispiel, indem er

an einem Seil unter dem Schiff hindurch gezogen wird. Das nennt man Kielholen und ist eine sehr

gefürchtete Strafe unter den Seeleuten. Der Alltag auf hoher See ist sehr arbeitsreich und auch

gefährlich. Nicht nur Unwetter stellen eine Gefahr dar, sondern auch Piraten.

Tim Sprotte hat schon viele Geschichten von Seeräubern gehört, die Schiffe gekapert und ausgeraubt

haben. Um sich vor Piraten zu schützen, muss immer ein Seemann im Krähennest, ganz oben auf dem

Schiffsmast, Ausschau halten. Sobald er in seinem Ausguck ein Schiff mit der gefürchteten Jolly Roger

sieht, schlägt er Alarm. Jolly Roger ist der Name der berühmten schwarzen Flagge mit weißem

Totenkopf. Das ist die Fahne der Piraten. Einer der gefährlichsten Seeräuber ist Blackbeard. Von ihm hat

Tim Sprotte schon viele schaurige Geschichten gehört. Blackbeard bedeutet Schwarzbart. Blackbeard

hat lange Haare und einen schwarzen Bart, der zu Zöpfen geflochten ist. Unter seinen Hut, einem

Dreispitz, hat er brennende Lunten gesteckt, damit er noch gefährlicher und fürchterlicher aussieht.

Früher war er ein Freibeuter, das heißt, er hatte die Erlaubnis des Königs, Handelsschiffe anderer

Könige zu überfallen und auszurauben. Doch irgendwann wollte Blackbeard die erbeuteten Schätze

nicht mehr an den König abliefern, sondern für sich behalten. Er wurde ein gesetzloser Pirat.

Doch Blackbeard ist nicht der einzige Räuber auf hoher See. Viele Männer sind als Seeräuber

unterwegs. Es gibt sogar einige Frauen, die Seeräuberinnen sind, wie Anne Bonny und Mary Read.

Gemeinsam machen die beiden Frauen die Gewässer der Karibik unsicher. Mädchen als Seeräuber, das

kann sich Tim Sprotte überhaupt nicht vorstellen. Doch es gibt auch sehr junge Seeräuber. Der jüngste

soll erst 9 Jahre alt sein, hat Tim gehört. Er heißt John King und segelt mit der Crew vom Piraten Black

Sam, so erzählt man sich in den Hafen-Kneipen. Tim Sprotte hat noch nie einen Seeräuber gesehen,

aber er weiß, wie er sie sich vorstellen muss. Die meisten haben eine Augenklappe. Diese tragen sie

nicht nur, wenn eines der Augen durch das ständige Starren in die Sonne erblindet ist. Viele Piraten

tragen auch Augenklappen, weil sie denken, dass sie durch das Abdunkeln des Auges besser in der

Dunkelheit sehen können. Eine Vorbereitung für nächtliche Kämpfe und Überfälle. An ihrem Gürtel

tragen Piraten Pistolen, Entermesser und große Pulverhörner, in denen sie das Schießpulver für ihre

Pi...stolen aufbewahren. Manchmal träumt Sprotte davon, auch ein berühmter Pirat zu sein und mit

seiner Mannschaft die Weltmeere zu befahren. Und wer weiß, vielleicht heuert er ja mal auf einem

Seeräuber-Schiff an und wird dann der weltberühmte Pirat Tim Sprotte.