Vorlesung Deutsches und Europäisches Umweltrecht · 2019. 6. 18. · Deutsches und Europäisches Umweltrecht -SS 2019 Prof. Dr. Dr. Wolfgang DurnerLL.M. C. I. Das Recht des Naturschutzes

Deutsches und Europäisches Umweltrecht - SS 2019Prof. Dr. Dr. Wolfgang Durner LL.M.

C. I. Das Recht des Naturschutzes und der Landschaftspflege

Vorlesung „Deutsches und Europäisches Umweltrecht“

Prof. Dr. Dr. Durner LL.M.

SS 2019



Gliederung

A. GrundlagenB. Allgemeines UmweltrechtC. Ausgewählte Einzelbereiche des besonderen

Umweltrechts

I. Das Recht des Naturschutzes und der LandschaftspflegeII. Das BodenschutzrechtIII. Das ImmissionsschutzrechtIV. WasserrechtV. Das Recht der Abfallwirtschaft

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1. Rechtsgrundlagena) Völkerrechtliche Abkommen auf dem Gebiet des

Naturschutzes I

Art. 8 lit. d CBD (Convention on Biological Diversity, 1992)“Each Contracting Party shall, as far as possible and asappropriate:(d) Promote the protection of ecosystems, natural habitatsand the maintenance of viable populations of species innatural surroundings; ...”

Das Übereinkommen über die Biologische Vielfalt ist daserste globale Abkommen, das sich mit einem umfassendenAnsatz den Schutz der biologischen Artenvielfalt zur Aufgabemacht.

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Naturschutzes II

• Washingtoner Artenschutzübereinkommen von 1973(Convention on International Trade in Endangered Speciesof Wild Fauna and Flora – CITES)

• Bonner Konvention von 1979 (Convention on theConservation of Migratory Species of Wild Animals - CMS)

• Berner Konvention von 1979 (Convention on theConservation of European Wildlife and Natural Habitats -BK)

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Naturschutzes III

• Alpenkonvention, 1991 (Convention on Protection of theAlps)

• Antarktis-Abkommen, 1980 (Convention for theConservation of Antarctic Marine Living Resources -CCAMLR)

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1. Rechtsgrundlagenb) Europäisches Recht I

• EG-Artenschutzverordnung, VO (EG) 338/97- regelt EU-weit mit unmittelbarer Wirkung die Anwendung

des Washingtoner Artenschutzüberein-kommens

• Vogelschutz-Richtlinie, 2009/147/EG (VRL)

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1. Rechtsgrundlagenb) Europäisches Recht II

• Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, 92/43/EWG (FFH-RL)sieht insbesondere die Errichtung eines EU-weiten Biotop-Verbundsystems „Natura 2000“ durch Festsetzung„besonderer Schutzgebiete“ vor:

Art. 4 Abs. 4 FFH-RL„(4) Ist ein Gebiet … als Gebiet von gemeinschaftlicher

Bedeutung bezeichnet worden, so weist der betreffendeMitgliedstaat dieses Gebiet so schnell wie möglich –spätestens aber binnen sechs Jahren – als besonderesSchutzgebiet aus….“

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1. Rechtsgrundlagenc) Nationales Recht – Bundesrecht I

Seinen Anfang nahm das Naturschutzrecht in derBundesrepublik Deutschland mit der Unterschutzstellungdes Drachenfels bei Bonn im Jahre 1836, um ihn aus natur-und landschaftsästhetischen Gründen vor der Zerstörungdurch den Gesteinsbau zu sichern.

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1. Rechtsgrundlagenc) Nationales Recht – Bundesrecht II

• Staatsziel Umweltschutz, Art. 20a GG (s. Allg. Teil)

• Bundesnaturschutzgesetz 1976 (BNatSchG a.F.)- Das alte BNatSchG beruhte bis zur Föderalismusreform

2006 weitgehend auf der Rahmengesetzgebungs-kompetenz des früheren Artikel 75 GG und ersetzte dasReichsnaturschutzgesetz 1935.

- Die Novellierung 2002 führte u.a. die bundesrechtlicheVerbandsklage ein und stärkte den Arten- undBiotopschutz.

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1. Rechtsgrundlagenc) Nationales Recht – Bundesrecht III

• Bundesnaturschutzgesetz vom 29. Juli 2009 (s.u.)

• Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) vom14.10.1999

• Gesetz zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen(ArtSchÜbkG) vom 22.05.1975

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1. Rechtsgrundlagenc) Nationales Recht – Landesrecht I

• Vor der Föderalismusreform hatte der Bund nur dieRahmengesetzgebungskompetenz im Bereich desNaturschutzes, aufgrund derer er das BNatSchG und dieLänder Landesnaturschutzgesetze erlassen haben

• Nunmehr verfügt Bund über die konkurrierendeGesetzgebungskompetenz für dem Naturschutz (Art. 74Abs. 1 Nr. 29 GG), die Länder können jedoch nach Maßgabedes Art. 72 Abs. 3 Nr. 2 GG abweichende Regelungenerlassen und das Bundesrecht ergänzen

• Abweichungsfeste Grundsätze (§§ 8, 13 BNatSchG)

• In NRW gilt insoweit das Landschaftsgesetz NRW

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1. Rechtsgrundlagenc) Nationales Recht – Landesrecht II

Ø Auf dieser Grundlage ist am 1. März 2010 das neueBundesnaturschutzgesetz (BNatSchG 2010) in Kraftgetreten und löst das bisherige Rahmenrecht (BNatSchGa.F.) ab.

Ø Aber: Vielfach blieb der rahmenhafte Charakter bestehen

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2. Allgemeines a) Ziele des BNatSchG I

Die in den §§ 1 und 2 BNatSchG genannten Ziele desBundesnaturschutzgesetzes und die Vorgaben zu derenVerwirklichung bringen eine umfassende und gestalterischeAufgabenstellung von Naturschutz und Landschaftspflege zumAusdruck:

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2. Allgemeines a) Ziele des BNatSchG II

§ 1 Abs. 1 BNatSchG:„Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und alsLebensgrundlagen des Menschen auch in Verantwortung für die künftigenGenerationen … so zu schützen, dass1. die biologische Vielfalt2. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts einschließlichder Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit derNaturgüter,3.die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Naturund Landschaftauf Dauer gesichert sind; der Schutz umfasst auch die Pflege, dieEntwicklung und, soweit erforderlich, die Wiederherstellung von Natur undLandschaft (allgemeiner Grundsatz).“

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2. Allgemeines a) Ziele des BNatSchG III

Die Ziele des neuen BNatSchG sind somit zukünftig von folgendenDimensionen bestimmt, an die die Länder grds. gebunden sind:biologische Vielfalt (Biodiversität)Leistungs- und Funktionsfähigkeit des NaturhaushaltesVielfalt, Eigenart, Schönheit und Erholungswert von Natur undLandschaft

ØDiese Zielbestimmungen haben die Aufgabe, dieGrundgedanken des Gesetzes zu verdeutlichen und dadurch eineAuslegungshilfe für den Vollzug seiner Einzelbestimmungen zugeben und Abwägungs-entscheidungen zu steuern.

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2. Allgemeines a) Ziele des BNatSchG IV

§ 1 Abs. 3 BNatSchG„Zur dauerhaften Sicherung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit

des Naturhaushalts sind insbesondere1. Die räumlich abgrenzbaren Teile seines Wirkungsgefüges im

Hinblick auf die prägenden biologischen Funktionen, Stoff- undEnergieflüsse sowie landschaftlichen Strukturen zu schützen;…

2. Böden so zu erhalten, dass sie ihre Funktion im Naturhaushalterfüllen können; …..“

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2. Allgemeines a) Ziele des BNatSchG V

ØVon den normierten Zielen kann zugleich auf die Schutzgüterdes BNatSchG geschlossen werden:

Naturhaushalt, biologische Vielfalt, Boden, Landschaftsbild,Vegetation, ökologisch bedeutsame Kleinstrukturen, wildlebende Pflanzen und Tiere, in spezifischem Sinne auchWasser (insbesondere Wasserflächen), Luft, Ruhe, Klima,Erholung

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2. Allgemeines a) Ziele des BNatSchG VI

§ 2 BNatSchG - Verwirklichung der Ziele:„(1) Jeder soll nach seinen Möglichkeiten zur Verwirklichung derZiele des Naturschutzes und der Landschaftspflege beitragenund sich so verhalten, dass Natur und Landschaft nicht mehr alsnach den Umständen unvermeidbar beeinträchtigt werden.…(3) Die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege sindzu verwirklichen, soweit es im Einzelfall möglich, erforderlich und… angemessen ist.“

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2. Allgemeines a) Ziele des BNatSchG VII

Ødem einzelnen Bürger wird dadurch zwar keine konkreteHandlungspflicht auferlegt, wohl jedoch eine „allgemeineWohlverhaltenspflicht“ begründet; als lediglich „allgemeinesSchonungsgebot“ ist es daher nicht aus sich selbst herauserzwingbar, das Gesetz knüpft keinerlei Sanktionen an dieMissachtung des Gebots; mittelbar rechtliche Konsequenzensind jedoch nicht auszuschließen.

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2. Allgemeinesb) Begriffsbestimmungen I

§ 7 BNatSchG„(1) Für dieses Gesetz gelten folgendeBegriffsbestimmungen: …

2. Naturhaushaltdie Naturgüter Boden, Wasser, Luft, Klima, Tiere und

Pflanzen sowie das Wirkungsgefüge zwischen ihnen,

(2) …

4. BiotopLebensraum einer Lebensgemeinschaft wild lebender Tiere

und Pflanzen,

…“

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2. Allgemeines b) Begriffsbestimmungen II

Noch § 7 Abs. 1 BNatSchG:…

7. Europäische VogelschutzgebieteGebiete im Sinne des Artikels 4 Absatz 1 und 2 der Richtlinie2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebendenVogelarten (ABl. L 20 vom 26. 1. 2010, S. 7), …

8. Natura 2000-GebieteGebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und EuropäischeVogelschutzgebiete;

…“

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3. Landschaftsplanung I(§§ 8 - 12 BNatSchG)

Grundziel der Landschaftsplanung:

Eindämmung des Flächenverbrauchs und die Vermeidungdes Landschaftsverbrauchs am ökologisch falschen Platzdurch eine vorhabenunabhängige Bestandsaufnahme undFachplanung.

Die Landschaftsplanung beschreibt dazu

- zum einen den Ist-Zustand eines Landschaftsraums, z.B. vonBoden, Wasser, Siedlungsdichte; Pflanzen- und Tierarten;

- zum anderen definiert sie die Anforderungen an dieErhaltung und Entwicklung des Landschaftsraums.

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3. Landschaftsplanung II(§§ 8 - 12 BNatSchG)

Ønach der Regelung der §§ 8 - 12 BNatSchG sind zwei Ebenenzu unterscheiden:

1.IDarstellung der überörtlichen Erfordernisse undMaßnahmen zur Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes undder Landschaftspflege-entweder durch ein landesweites Landschaftsprogramm-„oder“ durch flächendeckende Landschaftsrahmenpläne fürTeile eines Landes (§ 10 Abs. 1, 2 BNatSchG).-Fortschreibung realitätsnah nur bei Erforderlichkeit und auchals Teilplan möglich (§ 9 Abs. 4 BNatSchG)

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3. Landschaftsplanung III(§§ 8 - 12 BNatSchG)

2. Darstellung bzw. Festsetzung der örtlichen Erfordernisse undMaßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege inLandschaftsplänen (§ 11 Abs. 1 BNatSchG).

ØVerfahren und Zuständigkeit richtet sich nach Landesrecht(§§ 10 Abs. 4, 11 Abs. 5 BNatSchG)



3. Landschaftsplanung IV(§§ 8 - 12 BNatSchG)

§ 9 Abs. 3 BNatSchG legt fest, welchen Mindestinhalt dieLandschaftspläne haben müssen:

•Zustandsbeschreibung von Natur und Landschaft•Bewertung des vorgefundenen Zustands von Natur undLandschaft•Festlegung von landschaftsplanerischen Entwicklungs-zielen•Bestimmung eines Anforderungs- und Maßnahmen-katalogs

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3. Landschaftsplanung V(§§ 8 - 12 BNatSchG)

Ø§ 12 BNatSchG: Zusammenwirken der Länder bei derPlanung

ØVerzahnung mit dem Raumplanungsrecht, § 11 Abs. 3BNatSchG:

Abwägung der Erfordernisse und Maßnahmen derLandschaftsplanung mit anderen raumbedeutsamenPlanungen und Integration „nach Maßgabe“ der landes-planungsrechtlichen Vorschriften in die Raumordnungspläne

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3. Landschaftsplanung VI(§§ 8 - 12 BNatSchG)

Im Falle einer Übernahme als Ziele der Raumordnungentfalten Landschaftsprogramme und Landschafts-rahmenpläne gemäß § 4 Abs. 1 ROG bei dem Erlass vonGenehmigungen, Planfeststellungsbeschlüssen undsonstigen raumbedeutsamen Planungen strikteBindungswirkung.

Über die Anpassung der Bauleitpläne an die Ziele derRaumordnung (§ 1 Abs. 4 BauGB) kann auch im Bereichder örtlichen Gesamtplanung eine Verbindlichkeit derLandschaftsplanung hergestellt werden.

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3. Landschaftsplanung VII(§§ 8 - 12 BNatSchG)

Rechtsschutz gegen landschaftsplanerische Festsetzungen:Ø hängt von der Rechtsnatur der Festsetzungen ab;Ø Landschaftspläne ohne eigene Außenverbindlichkeit können

im Grundsatz nur im Rahmen konkreter MaßnahmenGegenstand einer gerichtlichen Inzidenzkontrolle sein.

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3. Landschaftsplanung VIII(§§ 8 - 12 BNatSchG)

im Landesrecht (§§ 15 ff., 27 ff. LG NRW)Der Bund belässt den Ländern bei der Ausgestaltung desVerfahrens und der Rechtsverbindlichkeit weiterhin großeHandlungsspielräume.

Die Landschaftsplanung ist daher in den Bundesländern sehrunterschiedlich ausgestaltet

ØEs gibt drei Grundmodelle:Primär- und Sekundärintegration sowie das Modell dereigenen Rechtsverbindlichkeit

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3. Landschaftsplanung IX(§§ 8 - 12 BNatSchG)

im Landesrecht (§§ 15 ff., 27 ff. LG NRW)

Ø Primärintegration• Hierbei wird die Landschaftsplanung in andere

Planungselemente und andere Planverfahren unmittelbarintegriert.

• Dieses Modell findet insbesondere bei derLandschaftsplanung in Bayern, Niedersachsen undRheinland-Pfalz ihren Niederschlag; dort werden dieLandschaftspläne i.R.d. Bauleitplanung aufgestellt, alsonicht als eigenständiges landschaftsplanerischesInstrument.

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3. Landschaftsplanung X(§§ 8 - 12 BNatSchG)


Ø Sekundärintegration• Dieses Modell findet sich in der Mehrzahl der

Bundesländer.• Der Landschaftsplan wird zunächst als eigenständiger

Plan aufgestellt und dann in andere Planungen, etwa dieRegionalplanung und die Bauleitplanung, integriert.

Zumeist wird die vorlaufende Landschaftsplanung mit ihrenwesentlichen Elementen nach einer Abwägung in dieFlächennutzungspläne übernommen.

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3. Landschaftsplanung XI(§§ 8 - 12 BNatSchG)


Ø Modell der eigenen Rechtsverbindlichkeit vonLandschaftsplänen• wird in den Stadtstaaten und Nordrhein-Westfalen

praktiziert• die jeweiligen Länderregelungen verleihen dabei dem

Landschaftsplan eigene Rechtsverbindlichkeit - nachdem Muster eines Bebauungsplanes.

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3. Landschaftsplanung XII(§§ 8 - 12 BNatSchG; §§ 15 ff., 27 ff. LG NRW),

speziell zur Rechtlage in NRW:

In Nordrhein-Westfalen findet sich auf der Ebene desRegionalplans eine Primärintegration derLandschaftsrahmenplanung.Der Landschaftsrahmenplan wird im Verfahren und in derAufstellung des Regionalplanes erarbeitet.

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3. Landschaftsplanung XIII(§§ 8 - 12 BNatSchG; §§ 15 ff., 27 ff. LG NRW),

speziell zur Rechtlage in NRW:Auf der Ortsebene gibt es dann eine erhebliche Abweichungvon dem Recht der anderen Flächenländer.

In Nordrhein-Westfalen ist der Landschaftsplan eineeigenständige und rechtsverbindliche Satzung, die von denKreisen und kreisfreien Städten aufgestellt wird. DieseSatzung ist nicht an die Bauleitplanung der Gemeindengekoppelt sondern steht neben dieser und wird auch von derLandschaftsbehörde – also den Naturschutzbehörden –erarbeitet.

Der Landschaftsplan liegt damit über demFlächennutzungsplan und ist eine eigenständigeaußenverbindliche Regelung."

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4. Naturschutzrechtliche Eingriffsregelungen I

(§§ 13 ff. BNatSchG)Der Begriff des „Eingriffs“ ist in § 14 Abs. 1 BNatSchGdefiniert:„(1) Eingriffe in Natur und Landschaft im Sinne diesesGesetzes sind Veränderungen der Gestalt oder Nutzung vonGrundflächen oder Veränderungen des mit der belebtenBodenschicht in Verbindung stehenden Grundwasserspiegels,die die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltsoder das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen können.…“

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4. Naturschutzrechtliche Eingriffsregelungen II

(§§ 13 ff. BNatSchG)Noch § 14 BNatSchG:(2) Die land-, forst- und fischereiwirtschaftliche Bodennutzung istnicht als Eingriff anzusehen, soweit dabei die Ziele undGrundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflegeberücksichtigt werden. …

(3) Nicht als Eingriff gilt die Wiederaufnahme einer land-, forst-und fischereiwirtschaftlichen Bodennutzung, wenn sie zeitweiseeingeschränkt oder unterbrochen war

1. auf Grund vertraglicher Vereinbarungen oder auf Grund derTeilnahme an öffentlichen Programmen zurBewirtschaftungsbeschränkung. …“

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4. Naturschutzrechtliche Eingriffsregelungen III

(§§ 13 ff. BNatSchG)

§ 14 BNatSchG ist im Rahmen eines Genehmigungsverfahrensoder anderer Formen der Eröffnungskontrolle stets zu beachten.Bei Eingriffen aufgrund eines vorgesehenen Fachplanes sind dienach § 15 Abs. 2 und Abs. 3 BNatSchG erforderlichenMaßnahmen bereits im Plan darzustellen (§ 17 Abs. 4BNatSchG).

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4. Naturschutzrechtliche Eingriffsregelungen IV

(§§ 13 ff. BNatSchG)

§ 15 BNatSchG - Verursacherpflichten, Unzulässigkeit vonEingriffen

„(1) Der Verursacher eines Eingriffs ist verpflichtet,vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zuunterlassen. …

(2) Der Verursacher ist verpflichtet, unvermeidbareBeeinträchtigungen durch Maßnahmen des Naturschutzes undder Landschaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen)oder in sonstiger Weise zu ersetzen (Ersatzmaßnahmen). …

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4. Naturschutzrechtliche Eingriffsregelungen V

(§§ 13 ff. BNatSchG)Noch § 15 BNatSchG:(5) Ein Eingriff darf nicht zugelassen oder durchgeführt werden,wenn die Beeinträchtigung nicht zu vermeiden oder nicht inangemessener Frist auszugleichen oder zu ersetzen sind …

(6) Wird ein Eingriff nach Absatz 5 zugelassen oderdurchgeführt, obwohl die Beeinträchtigung nicht zu vermeidenoder nicht in angemessener Frist auszugleichen oder zuersetzen sind, hat der Verursacher Ersatz in Geld zu leisten. …“

Øvgl. Verursacherprinzip (Allgemeiner Teil)

ØAbgestuftes Regelungssystem nach § 15 BNatSchG

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4. Naturschutzrechtliche Eingriffsregelungen VI

(§§ 13 ff. BNatSchG)Abgestuftes Regelungssystem nach § 13 BNatSchG1. Stufe: Pflicht zur Unterlassung vermeidbarer

Beeinträchtigungen

2. Stufe: Pflicht zum Ausgleich bzw. Ersatz bei unvermeidbaren Beeinträchtigungen

3. Stufe: Untersagung des Eingriffs bei unvermeidbarem und nicht kompensierbarem Eingriff nach Abwägung (§ 15 Abs. 6 BNatSchG)

4. Stufe: Ersatzzahlungen

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5. Besonders geschützte Teile von Natur und Landschaft (§§ 20 ff. BNatSchG)

Nationale Schutzgebiete I§ 20 BNatSchG„(1) …(2) Teile von Natur und Landschaft können geschützt werden1. … als Naturschutzgebiet,2. … als Nationalpark oder als Nationales

Naturmonument3. als Biosphärenreservat,4. … als Landschaftsschutzgebiet,5. als Naturpark,6. als Naturdenkmal oder7. als geschützter Landschaftsbestandteil. …“

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Nationale Schutzgebiete II

Schutzgebietsauswahl und -ausweisung• Die nach Landesrecht zuständigen Behörden haben für

die Unterschutzstellung ein Auswahlermessen (§ 22 Abs.1, 2 BNatSchG);

• Eine Verpflichtung, bestimmte Gebiete zu Schutzgebietenzu erklären, besteht nach geltender Rechtslage nicht; keinVorrang des Vertragsnaturschutzes

• Beteiligung der Gemeinden und Anhörung derBetroffenen;

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Nationale Schutzgebiete IIISchutzgebietsauswahl und -ausweisung

• Das BNatSchG verlangt für die Unterschutzstellungallgemein eine rechtsverbindliche Festsetzung (vgl. z.B.§§ 23 Abs. 1, 24 Abs. 1 BNatSchG)

• Das Landesrecht NRW sieht eine Festsetzung durchSatzung vor (§ 19 i.V.m. § 16 Abs. 2 S. 1 und Abs. 4 Nr. 2LG NW)

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Nationale Schutzgebiete IVSchutzgebietsarten: Naturschutzgebiete

• § 23 BNatSchG; § 20 LG NRW• Zweck ist der Schutz ökologisch oder landschaftlich

besonders wertvoller Lebensräume vor jeglicherBeeinträchtigung

• Festsetzung muss nach § 23 Abs. 1 BNatSchGerforderlich sein - das ist der Fall, wenn das betroffeneGebiet schutzbedürftig, schutzwürdig und schutzfähigist; hiervon ist i.d.R. auszugehen, wenn hinreichendeAnhaltspunkte dafür bestehen, dass die gesetzlichgeschützten Güter ohne die Ausweisung abstraktgefährdet wären.

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Nationale Schutzgebiete VSchutzgebietsarten: Naturschutzgebiete

• Voraussetzungen sind gerichtlich voll überprüfbar (wiebeim Wasserschutzgebiet)

• Ermessen der Behörde nur bzgl. Ob und räumlicherAbgrenzung

• In Naturschutzgebieten besteht ein Veränderungsverbot,das freilich auf ganz bestimmte Pflanzen- oder Tierartenbeschränkt werden kann („Teilnaturschutzgebiet“, vgl. §23 Abs. 1 BNatSchG); Veränderungsverbot erfasst nichtnur Eingriffe in die Substanz des Gebiets, sondern auchVeränderungen durch Zusätze (Bsp.: Aufforstung)

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Nationale Schutzgebiete VI

Schutzgebietsarten: Nationalparke

• § 24 BNatSchG; § 43 LG NRW

• Dem Wesen nach handelt es sich um Naturschutzgebietebesonderer Art, da sie in ihrem überwiegenden Gebietdie Voraussetzungen von Naturschutzgebieten erfüllenmüssen, vgl. § 24 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG; besonderesMerkmal ist die Großräumigkeit, daher in Deutschlandkaum geeignete Flächen

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Nationale Schutzgebiete VIISchutzgebietsarten: NationalparkeSiehe hierzu auch die Erklärung der Nichtigkeit derniedersächsischen Rechtsverordnung über den Nationalpark„Elbtalaue“ durch das OVG Lüneburg, Urteil v. 22.2.1999, NuR1999, 470 ff.; bestätigt durch BVerwG, Beschluss v.10.9.1999,NuR 2000, 43 ff.:

„Das Gebiet, das das Niedersächsische Umweltministerium durchdie Verordnung zum Nationalpark "Elbtalaue" erklärt hat, erfüllt dieVoraussetzung des NatSchG ND § 25 Abs 1 Nr. 3 nicht, weil essich keineswegs in einem von Menschen nicht oder wenigbeeinflußten Zustand befindet.“

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Nationale Schutzgebiete VIII

Schutzgebietsarten: Nationale Naturmonumente• § 24 Abs. 4 BNatSchG• neu! aufgenommene Schutzkategorie• Rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, die aus

wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, kulturhistorischenoder landeskundlichen Gründen wegen ihrer Seltenheit,Eigenart oder Schönheit von herausragender Bedeutung sind

• Bsp.: Wasserfälle, Dünen, Höhlen




Nationale Schutzgebiete IXSchutzgebietsarten: Biosphärenreservate

• § 25 BNatSchG• Bezugnahme auf UNESCO-Programm „Mensch und

Biosphäre“ (vgl. § 25 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG: „Erhaltung,Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältigeNutzung geprägten Landschaft und der darin historischgewachsenen Arten- und Biotopvielfalt“)

• Großräumiger Charakter; Mischform zw. Nationalparkbzw. Naturschutzgebiet einerseits undLandschaftsschutzgebiet andererseits (§ 25 Abs. 1 Nr. 2BNatSchG)

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Nationale Schutzgebiete X

Schutzgebietsarten: Landschaftsschutzgebiete• § 26 BNatSchG; § 21 LG NRW• Gegenüber Naturschutzgebieten und Nationalparken

schwächere Schutzform – primärer Zweck ist weniger derunmittelbare Schutz von Natur und Landschaft, alsvielmehr der Erhalt bestimmter vorgefundener Funktionenund Eigenschaften, vgl. § 26 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG

• Ertüchtigung des Landesgesetzgebers zur Ausweisungvon „Natura 2000“ – Gebieten nunmehr auch in § 26 Abs.1 Nr. 1 BNatSchG

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Nationale Schutzgebiete XI

Schutzgebietsarten: Noch Landschaftsschutzgebiete

• Kann auch für überwiegend landwirtschaftlich genutzteKulturlandschaft festgesetzt werden (vgl. auch Verweis auf§ 5 Abs. 1 BNatSchG in § 26 Abs. 2 BNatSchG)

• Bisher ausgeübte land-, forst- und fischereiwirtschaftlicheNutzungen auf kultivierten Flächen sinduneingeschränkt zulässig.

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Nationale Schutzgebiete XII

Schutzgebietsarten: Naturparke• § 27 BNatSchG; § 44 LG NRW• In einem Naturpark werden Landschafts- und

Naturschutzgebiet zu einem Erholungsgebietzusammengefasst (Gebietserschließung für dieNaherholung)

• Bereits bestehende Beschränkungen wg. Festsetzung alsLandschaftsschutzgebiet bleiben bestehen

• Nach teilweise vertretener Meinung ist das Konzept desNaturparks mit einem zeitgemäßen Umweltschutz nichtvereinbar; dem trägt die Nennung des Naturschutzes in §27 Abs. 2 BNatSchG Rechnung

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Nationale Schutzgebiete XIII

Schutzgebietsarten:Naturdenkmale und geschützte Landschaftsbestandteile

• § 28, 29 BNatSchG; § 23 LG NRW

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Nationale Schutzgebiete XIVProblem:Greifen Schutzgebietsausweisungen im Hinblick aufbetroffene Grundeigentümer in das Grundrecht aus Art. 14Abs. 1 GG ein und sind Eingriffe entschädigungspflichtig?

Rechtsprechung und Lehre gehen davon aus, dass Maßnahmendes Natur- und Landschaftsschutzes regelmäßigverfassungsrechtlich unbedenkliche Inhalts- undSchrankenbestimmungen des Eigentums i.S.v. Art. 14 Abs. 1Satz 2 GG darstellen, die entschädigungslos hinzunehmensind.

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Nationale Schutzgebiete XV

Ø Einschränkungen von Eigentümerbefugnissen, die dieGrenzen der Sozialpflichtigkeit nicht überschreiten, sind daherregelmäßig zu dulden; dies gilt auch dann, wenn demEigentümer durch die betreffenden Regelungen einzelneRechtspositionen entzogen werden

Ø Arg.: Grundstücke sind durch besondere Lage undBeschaffenheit sowie ihre Einbettung in Natur und Landschaftgeprägt, sog. Situationsgebundenheit des Eigentums

(vgl. Nassauskiesungsentscheidung bzgl. eigentumsrechtlicherZuordnung des Grundwassers, BVerfG 58, 300 ff.)

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Nationale Schutzgebiete XVI

Ø Grenze: Unverhältnismäßigkeit und Unzumutbarkeit desEingriffs (Bsp.: Eigentümer kann Grundstück gar nicht mehr inder bisherigen Form nutzen)

Ø In diesem Fall kann der Gesetzgeber zur Wahrung derVerhältnismäßigkeit verpflichtet sein, die mit der in Redestehenden Inhalts- und Schrankenbestimmung verbundeneBelastung finanziell auszugleichen (sog. ausgleichspflichtigeInhalts- und Schrankenbestimmung, sehr strittig)

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Europäische Schutzgebiete I

§ 2 Abs. 5 BNatSchG„…(5) Die europäischen Bemühungen auf dem Gebiet des

Naturschutzes und der Landschaftspflege werdeninsbesondere durch Aufbau und Schutz des Netzes„Natura 2000“ unterstützt. ...“

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Europäische Schutzgebiete II

§ 31 BNatSchG - Aufbau und Schutz des Netzes „Natura2000“

„Der Bund und die Länder erfüllen die sich aus den Richtlinien92/43/EWG und 2009/147/EG ergebenden Verpflichtungenzum Aufbau und Schutz des zusammenhängendeneuropäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“ im Sinnedes Artikels 3 der Richtlinie 92/43/EWG.“

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Europäische Schutzgebiete IIISchutzgebietsauswahl und -ausweisung: FFH-SchutzgebieteDifferenziertes Auswahlverfahren unter Einbindung derEuropäischen Kommission:ØJeder Mitgliedstaat war verpflichtet, bis spätestens drei Jahrenach Bekanntgabe der FFH-Richtlinie der Kommission eineVorschlagsliste mit allen schutzwürdigen Gebieten zuübermittelnDer Aufbau (vgl. § 32 Abs. 1 BNatSchG) ist nunmehr, nachteilweise erheblichen Verzögerungen, wohl abgeschlossen.

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Europäische Schutzgebiete IVSchutzgebietsauswahl und -ausweisung:Ø EU-Kommission erstellt gemäß Art. 4 Abs. 2 nach dem in

Art. 21 dargestellten Verfahren der FFH-Richtlinie für jedebiogeografische Region eine Liste der Gebiete vongemeinschaftlicher Bedeutung (Laut BMUB in Deutschlandvollständig erfolgt).

Ø Mitgliedstaaten müssen die gelisteten Gebiete in einer drittenPhase als Schutzgebiete ausweisen; in Deutschland obliegtdie Ausweisung nach § 32 Abs. 2 BNatSchG den Ländernund wird i.d.R. durch Ausweisung von Naturschutzgebieteni.S.v. § 23 BNatSchG zu erfolgen haben.

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Europäische Schutzgebiete VSchutzgebietsauswahl und -ausweisung:Auswahl von VogelschutzgebietenØ Auswahlverfahren der VRL deutlich einfacher als das der

FFH-RL

Ø § 32 Abs. 2 BNatSchG und § 4 Abs. 1 VRL (dazu EuGH Rs.C-355/90 Santona, Slg. 1993, I - 4221 Rn. 19)

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Europäische Schutzgebiete VISchutzgebietsauswahl und -ausweisung

Für beide Schutzgebietsauswahlverfahren gilt:"Die Mitgliedstaaten dürfen bei der Zusammenstellung dernationalen Vorschlagslisten oder bei der Festsetzung vonVogelschutzgebieten kein politisches Ermessen ausüben undkeinerlei wirtschaftliche, sondern ausschließlichnaturschutzfachliche Kriterien berücksichtigen, genießen jedocheinen fachlichen Beurteilungsspielraum."

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Europäische Schutzgebiete VII

Problem: Was passiert mit Gebieten, die an sich diemateriellen Voraussetzungen für eine Unterschutzstellungerfüllen, aber noch nicht als Schutzgebiete ausgewiesenwurden („potentielle FFH-Gebiete“)?

Ø sehr str.; BVerwG (siehe z.B. Urteil vom 21. Mai 1998, ZUR1998, 203, 208): Schutzregime der FFH-RL mussangewendet werden, obwohl Gemeinschaftsliste noch nichterstellt wurde

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Europäische Schutzgebiete VIII

Ø a.A. wohl anschließend EuGH (Dragaggi-Entscheidung;Urteil v. 13. 1. 2005 – Rs. C-117/03 – Nur 2005, 242):(-), die aus der FFH-RL folgenden Schutzpflichten gelten nurfür solche Gebiete, die von der Kommission durchEntscheidung in die entsprechende Liste von Gebieten mitgemeinschaftsweiter Bedeutung aufgenommen worden sind;

Aber: Ab dem Zeitpunkt der Zuleitung der Gebietsliste durchdie Mitgliedstaaten an die Kommission bestehtVerschlechterungsverbot (vgl. auch § 33 Abs. 5 BNatSchG)

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) I

Artenschutz• seit dem 1. März 2010 fast ausschließlich vom

Bundesrecht bestimmt• gehört zu den in Art. 72 Abs. 3 Nr. 2 GG genannten

Gebieten, die nicht dem Abweichungsrecht unterfallen;d.h. abweichungsfestes Bundesrecht

• Landesrecht nur über Öffnungsklauseln des Bundesrechtsanwendbar



6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) II

§ 37 BNatSchG„(1) Die Vorschriften dieses Kapitels … dienen dem Schutz derwild lebenden Tier- und Pflanzenarten. Der Artenschutz umfasst1. den Schutz der Tiere und Pflanzen wild lebender Artenund ihrer Lebensgemeinschaften vor Beeinträchtigungen durchden Menschen und die Gewährleistung ihrer sonstigenLebensbedingungen,

2. den Schutz der Lebensstätte und Biotope der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten sowie3. die Wiederansiedlung von Tieren und Pflanzen verdrängterwild lebender Arten in geeigneten Biotopen …“

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) III

Ø Nach dieser artenschutzspezifischenZweckbestimmung in § 37 BNatSchG soll Artenschutznicht nur im traditionellen Sinne unmittelbar durch Schutz,Pflege und Wiederansiedlung der Arten als solcher,sondern auch mittelbar durch die Erhaltung undGestaltung ihrer Lebensräume geschehen.

Ø Die für den Artenschutz relevanten Legaldefinitionen (z.B.„Tiere“, „Pflanzen“, „besonders geschützte Arten“, etc.)finden sich in § 7 Abs. 2 BNatSchG

Ø BNatSchG unterscheidet zwischen allgemeinem undbesonderem Artenschutz

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) IV

Allgemeiner Artenschutz (§§ 39 ff. BNatSchG, § 61 LG NRW)

§ 39 Abs. 1 BNatSchG• enthält ein allgemeines naturschutzrechtliches

Eingriffsverbot• steht unter dem Vorbehalt vernünftiger Gründe:

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) V

Allgemeiner Artenschutz (§§ 39 ff. BNatSchG, § 61 LG NRW)

„Es ist verboten,1. wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne

vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zutöten,

2. wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihremStandort zu entnehmen oder zu nutzen oder ihre Beständeniederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten,

3. Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen ohnevernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören.…“

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) VI

Besonderer Artenschutz (§§ 44 ff., 67 BNatSchG)

§§ 44 ff. BNatSchG• inhaltlich unverändert• die Vorschriften tragen zur nationalen Verwirklichung des

internationalen und europäischen Artenschutzrechtsbei

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) VI

Besonderer Artenschutz (§§ 44 ff., 67 BNatSchG)

Es ist zwischen besonders (§ 7 Abs. 2 Nr. 13 BNatSchG) undstreng (§ 7 Abs. 2 Nr. 14 BNatSchG) geschützten Arten zuunterscheiden, für die jeweils unterschiedlich weit reichendeVerbote gelten:

- Zugriffs-, Besitz- und Vermarktungsverbote;Ausnahmen für die Landwirtschaft, soweit dieBodennutzung der guten fachlichen Praxis entspricht:Begrenzung auf lokale und solche Populationen, die imAnhang IV der FFH-RL aufgeführt sind

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) VII

Siehe zu den artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen auchBVerwG (Urt. v. 9.7.2008, ZUR 2009, 141 - "Nordumfahrung BadOeynhausen„):

"Bei der Prüfung, ob artenschutzrechtliche Verbotstatbestände erfüllt sind,steht der Planfeststellungsbehörde eine naturschutzfachlicheEinschätzungsprärogative sowohl bei der ökologischen Bestands-aufnahme als auch bei deren Bewertung zu, namentlich bei derQuantifizierung möglicher Betroffenheiten und bei der Beurteilung ihrerpopulationsbezogenen Wirkungen.

Die gerichtliche Kontrolle ist darauf beschränkt, ob die Einschätzungen derPlanfeststellungsbehörde im konkreten Einzelfall naturschutzfachlichvertretbar sind und nicht auf einem unzulänglichen oder gar ungeeignetenBewertungsverfahren beruhen."

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) VIII

Einschränkung der Verbote:§ 67 BNatSchG stellt eine zentrale Vorschrift zur Regelung derMöglichkeiten zur Erteilung einer Befreiung von Geboten undVerboten des BNatSchG, der LNatSchG und auf derenGrundlage erlassenen Rechtsverordnungen dar;

ØEnthält auch die Ermächtigung, aus besonderem Anlass vonden artenschutzrechtlichen Verboten eine Befreiung zuerteilen:

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) IX

§ 67 BNatSchG – „Befreiungen“(1) Von den Geboten und Verboten dieses Gesetzes, in einer

Rechtsverordnung auf Grund des § 57 sowie nach demNaturschutzrecht der Länder kann auf Antrag Befreiunggewährt werden, wenn

1. dies aus Gründen des überwiegenden öffentlichenInteresses, einschließlich solcher sozialer undwirtschaftlicher Art, notwendig ist oder

2. die Durchführung der Vorschriften im Einzelfall zu einerunzumutbaren Belastung führen würde und die Abweichungmit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflegevereinbar ist.

Im Rahmen des Kapitels 5 gilt Satz 1 nur für die §§ 39 und 40,42 und 43.

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) X

Sonstiges artenschutzrelevantes Recht außerhalb des BNatSchG

§ 35 Abs. 3 Nr. 5 BauGBØ unterbindet Vorhaben im baulichen Außenbereich, die

Beeinträchtigungen der Belange des Naturschutzes mit sichbringen.

Ø Die Norm wurde gerade in jüngster Zeit mehrfachherangezogen, z.B. um die Errichtung von Windkraftanlagenan Standorten zu unterbinden, die sich für die Erhaltungwandernder Fledermäuse oder ziehender Kraniche alsproblematisch darstellten.

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) XI


§ 55 Abs. 1 Nr. 11 BBergG

Ø zwingt zur Versagung eines Plans für den Betreib einesbergrechtlichen Vorhabens im Bereich des Festlandsockelsoder der Küstengewässer, wenn die hierbei betroffenePflanzen- und Tierwelt unangemessen beeinträchtigtwird.

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6. Artenschutz(§§ 37 ff. BNatSchG, §§ 60 ff. LG NRW) XII


Rechtsstaatlich verankertes Abwägungsgebot(z.B. §I1IAbs. 6 Nr. 7 lit. a BauGB)

Ø will sämtliche Belange unter Einschluss gerade auch jenerdes Artenschutzrechts berücksichtigt wissen

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Vorlesung Deutsches und Europäisches Umweltrecht · 2019. 6. 18. · Deutsches und Europäisches Umweltrecht -SS 2019 Prof. Dr. Dr. Wolfgang DurnerLL.M. C. I. Das Recht des Naturschutzes