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Natur.Raum. DAS FACHJOURNAL DER NATURRAUMMANAGER Zulassen – Fördern – Entwickeln Wagnis Wildnis? Ausgabe 05 Juli 2010 © ÖBf-Archiv / F. Kovacs, Naturwaldreservat Zellerbrunn Management NRM_5_2010:NRM_neu 01.07.2010 13:30 Uhr Seite 1

Wagnis Wildnis? - Bundesforste...Der Begriff „Wildnis“ ist in den bestehenden Schutzgebietskategorien nicht explizit ent-halten, außer in der IUCN-Kategorie Ib (Wilderness Area;

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Natur. Raum. Management Journal Ausgabe 02 | September 2009 1

Natur. Raum.DAS FACHJOURNAL DER NATURRAUMMANAGER

Zulassen – Fördern – Entwickeln

Wagnis Wildnis?

Ausgabe 05 Juli 2010

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4 Wildes Europa?

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8 Wie gelingt Wildnis?

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Gedanken zu Natur.Raum.Management

Editorial

I n dieser Ausgabe des Naturraummanagement-Fachjournals widmen wir uns schwerpunktmäßig dem Thema „Wildnis in Europa“. „Wildnis“ istdurchaus positiv besetzt, wird oft romantisierend dargestellt, aber auch mit Begriffen wie „Gefährlichkeit“, „Unberechenbarkeit“ und „Ursprünglichkeit“,assoziiert. In der Naturschutzpolitik ist Wildnis ein aktuelles Thema. In Niederösterreich wurde der Urwald Rotwald und angrenzende Flächen

um den Dürrenstein als erstes mitteleuropäisches, international anerkanntes Wildnisgebiet ausgewiesen. Wie wird nun Wildnis europaweit betrachtet?Hier ist eine durchaus differenzierte Betrachtungsweise notwendig, denn gerade was den mitteleuropäischen Bereich betrifft, sind in den seltenstenFällen ausgedehnte, ursprüngliche oder maximal leicht veränderte Gebiete vorhanden, die eine weitgehend unbeschwerte Lebensraumdynamik zu-lassen und eine entsprechende biologische Vielfalt aufweisen. Das Ausschließen gravierender Einflüsse wie Infrastrukturen ist eine wesentliche Vo-raussetzung, um die IUCN*-Anerkennung zu erlangen. Solche Flächen sind in Mitteleuropa kaum vorhanden. Nicht zuletzt aus diesen Gründen hatsich das Europäische Parlament im Jahr 2009 mit Wildnis in Europa befasst und empfohlen, die Entwicklung von Wildnisgebieten, in Zusammenar-beit mit der Bevölkerung vor Ort und entsprechender Sensibilisierung der Öffentlichkeit, einzurichten.

Hinsichtlich der Umsetzung des Wildnisgedankens liegen bei uns in Österreich und beim Naturraummanagement in unseren Nationalparkbetrie-ben schon eineinhalb Jahrzehnte an Erfahrungen vor. Daher ist im Hinblick darauf eine differenzierte Betrachtungsweise notwendig, ohne aber –das sei an dieser Stelle extra betont – das Konzept zur Wildnis grundsätzlich in Frage zu stellen. Denn vielfältige Einflüsse, wie Windwürfe mit an-schließenden Borkenkäferproblemen, haben dazu geführt, dass das Thema „Wildnis“ nicht nur mit „Schönheit“, sondern auch (wieder) mit „Angst“und „Gefahr“ assoziiert wird. Hinzu kommen die ungeklärten Auswirkungen und Folgen des Klimawandels, die natürlich auch auf die National-parks oder Wildnisgebiete Einfluss haben können. Nicht zuletzt aus diesen Gründen hat das EU-Parlament die Kommission aufgefordert, die Aus-wirkungen des Klimawandels auf die Wildnis zu beobachten und zu bewerten sowie die Folgen zu untersuchen, in welchen Fällen und mit wel-chen Mitteln das menschliche Eingreifen der Erhaltung der Wildnis dienen kann.

Diese Stoßrichtungen decken sich auch mit unseren praktischen Erfahrungen, denn die alleinige Ausweisung von Waldgebieten mit Nutzungsver-boten ohne weitere Naturraumbetreuung können die vorher beschriebenen vielfältigen Einflüsse verstärken, zumindest in einer öffentlichen Dar-stellung, wie es Verwaltungen im Hinblick auf Borkenkäfer in Schutzgebieten bereits „schmerzlich“ erfahren haben. Wir haben auf diese neuenFaktoren reagiert und erstellen derzeit in Zusammenarbeit mit dem WWF eine Kurzstudie zu diesem Thema.

Umso wichtiger ist es, das Thema „Wildnis“ gesamthaft zu betrachten und von Beginn an für eine entsprechende Naturraumbetreuung zu sorgen,um Entwicklungen, die ein größeres Gefährdungspotenzial enthalten, rechtzeitig zu erkennen und Alternativstrategien und konforme Maßnah-men zu überlegen. Dies wird insbesondere in den Randbereichen der Gebiete durch das Ausweisen von internen Pufferzonen notwendig sein. Hiermüssen gegebenenfalls auch phytosanitäre Maßnahmen gesetzt werden, um das Thema „Wildnis“, insbesondere bei benachbarten Grundeigen-tümern oder in der Öffentlichkeit, nicht von vornherein zu diskreditieren. Durch beharrliche Informations- und Überzeugungsarbeit, wie sie schonjahrelang im Wildnisgebiet Dürrenstein durchgeführt wird, kann Skepsis beseitigt und ein Wildnisgebiet als Chance in der Region verstanden wer-den, ein weiteres wichtiges Argument für die kontinuierliche Betreuung solcher Prozessschutzgebiete.

Gerald Plattner, Leitung [email protected]

*IUCN= International Union for Conservation of Nature and Natural Resources

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Was unterscheidet den europäischen Waldvon anderen Regionen? Wie viel Wald istderzeit wie streng geschützt? Und waskann der Wildnisschutz für Europa leisten?

Die europäischen Waldökosystemewurden hinsichtlich Böden, Ar-tenzusammensetzung, Struktur

und Funktionalität großteils tiefgreifenddurch den Menschen verändert. Nur in denklimatisch weniger begünstigten Regionendes Nordens und Nordostens hat der Nut-zungsdruck erst vor 300 bis 400 Jahren – undweniger intensiv – eingesetzt.Die europäischen Wälder sind fragmentiert.Auch die größeren Waldkomplexe sind durchlandwirtschaftliche Nutzflächen, Sied-lungsräume und Verkehrsflächen zerschnit-ten. Hinzu kommt die innere Fragmentierungvon Waldflächen.

Die europäischen Wälder sind überwiegendim Eigentum privater Klein- und Kleinstei-gentümerInnen (durchschnittliche Wald-fläche pro EigentümerIn: Finnland 26 ha,Deutschland 7 ha, Österreich 17 ha). An die12 Mio. Private besitzen etwa 60 % der eu-ropäischen Waldfläche. Dies erleichtert nicht

gerade die Konzeption von Großschutzge-bieten über Besitzgrenzen hinweg.Die verschiedenen europäischen Wald-schutzgebiete unterscheiden sich dahergrundlegend von jenen in anderen Regionender Welt, in denen weitgehend unberührte,großflächige Waldgebiete, meist im Staats-besitz, erhalten geblieben sind. Zum Ver-gleich: Im kanadischen British Columbiabefinden sich an die 98 % des Waldes imStaatseigentum.

WaldschutzgebieteDurch die COST1 Action E4 „Forest ReservesResearch Network“ (1996 – 1998) wurden dieWaldschutzgebiete in Europa erstmals sys-tematisch untersucht. Große, unberührteWälder finden sich nur mehr in der borealenZone Russlands, zerstreute und kleinflächi-ge Urwaldrelikte in den Alpen, den Karpatenund am Balkan. Ca. 3 Mio. ha wurden von denExpertInnen als „left for free development“klassifiziert, das sind ca. 1,6 % der europäi-schen Waldfläche.Historisch hatte sich in Europa eine enormeVielfalt von Typen von Waldschutzgebie-ten entwickelt. Deren genaue Definitionsowie die Zuordnung zu den unterschiedli-chen Kategorien ließ aber beträchtliche In-terpretationsspielräume zu. Die ExpertInnender COST Action E27 „Protected Forest Are-as in Europe – Analysis and HarmonisationPROFOR” (2002 – 2006, Leitung G. Frank)nahmen daher die bestehenden europäi-schen und weltweiten Klassifikationssyste-

me von IUCN2, MCPFE3 und EEA4 genau un-ter die Lupe. Sie erarbeiteten Verbesse-rungsvorschläge, die u. a. in der Neufassungder IUCN-Managementkategorien berück-sichtigt wurden.

Insgesamt sind 15,1 Mio. ha, das entspricht 8,1 % des europäischen Waldes (ohne Russ-land), primär dem Schutz der biologischenVielfalt gewidmet, davon aber nur 1,3 Mio. haals strenge Schutzgebiete ohne aktive Ein-griffe. Zusätzliche 10,1 % der Waldflächesind in Landschaftsschutzgebieten enthal-ten, die vorrangig der Erhaltung der Land-schaft, aber auch dem Schutz kultureller, äs-thetischer, spiritueller und historischer Wer-te sowie der Erholung dienen.Anzahl und Fläche der Waldschutzgebieteschwanken in den Mitgliedstaaten be-trächtlich, ebenso die Ausrichtung des Ma-nagements. Die nordischen und baltischenStaaten sowie Südosteuropa bevorzugenstrikten Schutz durch Unterlassen von Ein-griffen, während West- und Südeuropa aufaktives Management und Wiederherstel-lungsmaßnahmen setzen.

Neue Kategorie Wildnis?Der Begriff „Wildnis“ ist in den bestehendenSchutzgebietskategorien nicht explizit ent-halten, außer in der IUCN-Kategorie Ib (Wilderness Area; siehe Kasten).

Wildnis stand im Mittelpunkt einer Konferenzvon Europäischer Kommission und tsche-

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DI Dr. Georg FrankLeiter der Abteilung für Naturwaldfor-schung und Naturschutz am Bundesfor-schungs- und Ausbildungszentrum fürWald, Naturgefahren und Landschaft

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chischer EU-Ratspräsidentschaft im Mai vorigen Jahres in Prag. Sie mündete in ein um-fangreiches Schlussdokument, der „Messagefrom Prague“. Wildnis („wilderness“) wird da-rin definiert als ein großes Gebiet terrestri-scher und/oder mariner natürlicher Habita-te mit durch den Menschen substanziell un-veränderten ökologischen Prozessen. Im Ge-gensatz dazu versteht man unter „wild are-as“ oder „wild land“ (wofür es im Deutschenkeine wirklich treffende Übersetzung gibt)kleinere und oft fragmentierte Areale, derennatürlicher Zustand entweder teilweise odersubstanziell verändert ist.Der Begriff selbst ist nicht neu, wohl aber dieForderung nach Berücksichtigung der Qua-lität „Wildnis“ in der Europäischen Gesetz-gebung, insbesondere unter dem Natura2000-Regime. In der „Message from Prague“ist die Forderung enthalten, nicht nur Artenund Lebensräume zu schützen, sondernauch den Schutz ökologischer Prozesse ansich gesetzlich zu verankern.

Primär geht es dabei um großflächige Ge-biete mit mindestens einigen Tausend bis ei-nigen Zehntausend Hektar, vor allem in denneuen Mitgliedstaaten. Es besteht kein Zwei-fel, dass die letzten mehr oder weniger un-berührten Urwaldreste der Karpaten und amBalkan eines strengen und sofortigen Schut-zes bedürfen, da diese einzigartig sind. Das-selbe gilt für noch unberührte Waldgebieteim Norden und Nordosten Europas. Aber lässtsich das Wildniskonzept auch auf die Kul-turlandschaft Mitteleuropas anwenden?

AusgangslageIn den Alpen sind 11 nennenswerte Urwald-reste mit einer Gesamtfläche von ca. 650 habekannt und wissenschaftlich untersucht.Kleinere Reste im unwegsamen Geländewerden vermutet. Großflächige, echte Ur-wälder auf nicht extremen Standorten sind– außer dem Rothwald im Wildnisgebiet Dür-renstein – jedoch nicht bekannt. Trotzdemweist die „Hemerobie-Studie“, die die Na-turnähe des österreichischen Waldes er-fasst, ca. 3 % natürliche Waldbestände aus.Es handelt sich meist um Schutzwaldbe-stände, in denen direkter menschlicher Ein-fluss schon sehr lange zurückliegt.

Wildnis der Zukunft? Definitionsgemäß ist für Wildnis Großflä-chigkeit, zumindest mehrere tausend Hektar,erforderlich. Natürlich wäre es auch in Mit-teleuropa denkbar, solche mehr oder wenigerzusammenhängenden Waldgebiete (mandenke nur an Teile des Wienerwaldes, des Leit-hagebirges, des Dunkelsteiner Waldes, etc.)der Natur zu überlassen. Irgendwann wirdauch aus einem Niederwald auf degradiertenBöden wieder Wildnis. Auch den wirtschaft-lich nicht nutzbaren österreichischen Schutz-wald mit einem Schlag als Waldschutzgebietzu deklarieren, wurde schon diskutiert.

AlternativenDas Wildniskonzept erscheint, von Ausnahmenabgesehen, für die Kulturlandschaften Mit-teleuropas aber nur bedingt geeignet. Amehesten eignet es sich für die großen zusam-menhängenden Waldgebiete Ost- und Nord-europas. Zudem birgt die Fixierung auf dasWildniskonzept die Gefahr der Segregation insich: Totalschutz auf einem Teil der Waldflächeund nicht nachhaltige Nutzung auf dem Rest.

Eine Alternative dazu wäre die Integrationvon Biodiversitätsaspekten in die nachhal-tige Waldwirtschaft. Die waldbaulichen

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Techniken dazu sind im Wesentlichen ent-wickelt und verfügbar: Nutzung von Dau-erwaldstrukturen und Naturverjüngung,Restaurierung degradierter Waldökosyste-me, Beachtung von Schlüsselbiotopen undbedrohten oder gefährdeten Arten sowie ge-zieltes Totholzmanagement.Der wunde Punkt des naturnahen Waldbausist dabei die Integration von überreifen Ent-wicklungsphasen und der Aufbau von Tot-holzvorräten, denn diese Maßnahmen sindkonträr zur Intention der Waldnutzung. Siesind jedoch Ökosystemleistungen des Wal-des, deren Management als Beststandteil ei-ner nachhaltigen Nutzung zu bewertenund abzugelten wäre.

1 European Cooperation in the Fields of Scientific and Technical Research

2 International Union for the Conservation of Nature

3 Ministerial Conference on the Protection of Forests in Europe

4 European Environment Agency

Webtipps:

bfw.ac.at/020/profor/

wildeurope.org > „Message from Prague“

www.foresteurope.org

prosilvaaustria.at

1) IUCN-Definition:Das IUCN2-System zur Einteilung vonSchutzgebieten nach weltweit vergleichba-ren Kriterien umfasst sechs Schutzgebiets-kategorien. Strenge Natur- oder Wildnisge-biete fallen demnach in die Kategorie I, diewiederum unterteilt werden kann:

� Kategorie I a (Strenges Naturreservat –Strict Nature Reserve):

Ein Areal von Land und/oder Meer, das eini-ge herausragende und/oder repräsentativeÖkosysteme, geologische oder physiologi-sche Merkmale und/oder Arten besitzt, undvorrangig der wissenschaftlichen Forschungund/oder dem Umwelt-Monitoring zu-gänglich ist. Schutzgebiete der IUCN-Kate-gorie I a sind demnach strikt geschützte,oft kleinräumigere Gebiete mit begrenztemmenschlichem Zutritt.

� Kategorie I b (Wildnisgebiet – Wilderness Area):Als Wildnis gilt ein ausgedehntes, ursprüngli-ches oder leicht verändertes Gebiet, das seinenursprünglichen Charakter bewahrt hat, eineweitgehend ungestörte Lebensraumdynamikund biologische Vielfalt aufweist, in dem keineständigen Siedlungen sowie sonstige Infrastruk-turen mit gravierendem Einfluss existieren unddessen Schutz und Management dazu dienen,seinen ursprünglichen Charakter zu erhalten.www.iucn.orgwww.unep-wcmc.org/protected_areas/categories/

2) Definition des EU-Parlaments:Daneben existiert eine Wildnis-Entschließungdes Europäischen Parlaments („Wildnis inEuropa“, 03. 02. 2009), in der dem Menscheneine stärkere Rolle eingeräumt wird.Siehe www.europarl.europa.eu

Wildnis im Wortlaut

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Hat Wildnis bei uns (noch) eine Chance?Und wenn ja: Wie kann sie konkret ge-schützt und gefördert werden?

Wildnis ist die vom Menschenweitgehend unbeeinflussteNatur“, meint Wikipedia kurz

und bündig. Nur: Wo findet sich in Europa,von den letzten großen WildnisgebietenSkandinaviens abgesehen, überhaupt nochechte Wildnis? Wie viel Platz haben Urwäl-der, unberührte Hochgebirge oder intakteMoore in unserer (mittel)europäischen Kul-turlandschaft?

Eines steht fest: Bildeten in der Vergangenheitdie bewirtschafteten Felder und Weiden desMenschen nur kleine Inseln im ansonsten wil-den Europa, so ist es heute genau umgekehrt.Echte oder annähernde Wildnis existiert nurmehr auf wenigen Restflächen – in Österreicham ehesten oberhalb der Waldgrenze, dane-ben noch in kleineren Urwaldresten und anwenigen unregulierten Flussläufen.Anders als etwa in den USA, wo mehr als 700Wilderness Areas rd. 40 Mio. ha umfassen,spielt sich der Wildnisschutz in Mitteleuropain flächenmäßig viel kleineren Dimensio-nen ab. Die deutsche „Nationale Strategie zurbiologischen Vielfalt“ strebt beispielsweise bis2020 einen Wildnisanteil von zwei Prozent derLandfläche an – ausgehend von gegenwärtigweit unter einem Prozent.

Und noch eines ist sicher: Wildnis polarisiert.Sie erschreckt und fasziniert zugleich. Die ei-

nen assoziieren mit Wildnis in erster LinieChaos, Nutzlosigkeit, „unordentliche Zu-stände“ und Bedrohliches in der Natur. Aufviele andere hingegen – nicht selten Stadt-bewohnerInnen – übt Wildnis heute einegroße Faszination aus. Sie sehen sie alsschützenswertes Gut, als Inbegriff für Frei-heit und Unverfälschtes und als höchste Stu-fe im Leitbild einer natürlichen Entwicklung.Jahrhundertelang haben wir uns also bemüht,die Wildnis unterzuordnen, sie zu „kultivieren“.Nun fordern manche, sie solle geschütztwerden. Laden wir die Wildnis damit mut-willig zur schrecklichen Rückkehr ein?

Natur.Raum.Management beleuchtet denStand der Umsetzung in Österreich:

Wildnisgebiet Dürrenstein

Ein Wildnisgebiet ist ein unbesiedelter Le-bensraum, der lange Zeit weitgehend un-beeinflusst von menschlicher Aktivität ge-blieben ist (siehe auch Kasten Seite 5). DurchSchutz und Management soll sein natürli-cher, „wilder“ Zustand erhalten werden –nicht aber, indem ein bestimmter Zustandkonserviert wird. Vielmehr dürfen natürlicheDynamiken weitestgehend ohne Einfluss desMenschen ablaufen. Andere Ziele, wie Er-holung, Bildung oder Regionalentwicklungsind in Wildnisgebieten untergeordnet bzw.mitunter gar nicht vorgesehen. Der öffent-liche Zugang kann stark eingeschränkt oderüberhaupt untersagt sein.

In Österreichs einzigem anerkannten Wild-nisgebiet, dem Wildnisgebiet Dürrenstein,findet sich mit dem Rothwald der größtemitteleuropäische „Urwald“rest. Die unzu-gängliche Lage der flächenmäßig größtenNaturwälder Österreichs verhinderte eineforstwirtschaftliche Nutzung. Die Bundes-forste beteiligen sich zu ca. 50 % an der Flä-che des Wildnisgebietes Dürrenstein. Eben-so an Artenschutzprojekten im Wildnisge-biet, wie der Wiederansiedlung des Ha-bichtskauzes (siehe NRM-Journal Nr. 4,01/2010, Seite 8-9). Momentan werden dieMöglichkeiten einer künftigen Gebietser-weiterung auf Bundesforstegrund geprüft(siehe Kasten Seite 7).

Wildnis-ManagementAufgabe der seit 2002 tätigen Schutzge-bietsverwaltung ist u. a. die Umsetzung ei-nes Managementplanes, der im Rahmen ei-nes LIFE-Förderprojektes erstellt wurde. Inihm sind Maßnahmen zu Naturraumma-nagement und Besucherbetreuung in meh-reren Wildnisgebietszonen festgeschrieben(siehe Kasten Seite 7). Da natürliche Räubernur vereinzelt vorkommen, erfolgt auf ma-ximal 25 % der Gesamtfläche Wildstands-regulierung nach wald- und wildökologi-schen Vorgaben. So soll ein natürlichesWald-Wild-Gefüge gewährleistet werden.Aber nicht nur die Waldwildnis wird erhal-ten und gefördert. Auch das Leckermoos, ei-nes der größten Hochmoore Niederöster-reichs, wurde 2004 bis 2006 renaturiert, um

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Wildnis konkret gelebt

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Beeinträchtigungen aus der Vergangenheit(Entwässerungsgräben, Torfabbau, Auffors-tung mit Fichten) rückgängig zu machen.50% der Projektkosten trug die Europäi-sche Union, die andere Hälfte teilten sich dasLand Niederösterreich, die Gemeinde Göst-ling a. d. Ybbs und die ÖsterreichischenBundesforste. Ein Erlebnisweg rund umsLeckermoos informiert seit 2006 die Besu-cherInnen über die Bedeutung des Mooresund hält sie gleichzeitig davon ab, die sen-siblen Moorbereiche zu betreten.Daneben erfolgt Bewusstseinsbildung überdas Exkursionsprogramm des Wildnisgebie-tes: BesucherInnen dürfen – mit wenigen Aus-nahmen – das Wildnisgebiet nur im Rahmengeführter Wanderungen betreten und müs-sen auf den markierten Wegen bleiben.

Möglichkeiten undGrenzen

Damit das Wildnisgebiet Dürrenstein über-haupt sein Ziel der freien natürlichen Ent-wicklung verfolgen kann, wurde ein inte-ressantes Rechtsinstrument genützt. Diesesist in Österreich noch wenig bekannt, könn-te aber dennoch eine gute Initialzündung fürWildnisentwicklung darstellen: Die Aus-weisung als „Biotopschutzwald“ gemäß §32a des Forstgesetzes. Damit können inSchutzgebieten Ausnahmen von forstlichenEingriffspflichten behördlich genehmigtwerden – etwa von der Wiederbewaldungnach Windwürfen oder der Bekämpfungvon „Schädlings“befall. Aber selbst im Wild-nisgebiet Dürrenstein dürfen sich z. B. Bor-kenkäfer nicht so massenhaft entwickeln,

dass die benachbarten Wirtschaftswälderernsthaft in ihrem Bestand bedroht sind.

Wo ist Wildnis möglich?Neben dem Wildnisgebiet Dürrenstein habensich auch einige heimische Nationalparkszum Ziel gesetzt, auf einem großen Teil ihresGebietes eine möglichst unberührte Naturanzustreben – insbesondere der NationalparkKalkalpen auf den seitens der Bundesforstezur Verfügung gestellten Flächen. Dabeisollte aber nicht übersehen werden, dass essich selbst bei den Nationalpark-Kernzonenmeist um Prozessschutzgebiete handelt, indenen im günstigsten Fall künftig Wildnisentstehen soll – derzeit aber noch nicht vor-handen ist. Ähnlich verhält es sich mit denKernzonen in Biosphärenparks.Grundsätzlich scheint in Österreich insbe-sondere das alpine Ödland die besten Chan-cen zur Wildnisentwicklung zu bieten –auch aufgrund des geringeren Nutzungs-drucks. Große Teile des Bundesforste-Grund-besitzes, z. B. im Forstbetrieb Oberinntal, lie-gen oberhalb der Waldgrenze.

Sinnvolle ErgänzungWildnisgebiete verfolgen einen Ansatz, der inseiner Konsequenz auf den ersten Blick oft ir-ritiert: Die Natur einfach sich selbst zu über-lassen. Dennoch kann ein solches Schutz-konzept eine sinnvolle Ergänzung zur wei-terhin nötigen regelmäßigen Pflege wertvollerKulturlandschaften darstellen. Wildnis wird je-doch in Mitteleuropa in absehbarer Zeit wohleher auf kleine Flächen beschränkt bleiben.

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Wildnisgebiet Dürrenstein� Einziges Wildnisgebiet Österreichs� Größtes zusammenhängendes Wald-Wild-

nisgebiet Mitteleuropas, das internationalgemäß IUCN-Kategorie I (siehe Kasten Seite 5) anerkannt ist (seit 2003).

� 10 verschiedene Waldgesellschaften

Lage:� Niederösterreich, Bezirk Scheibbs, nahe der

Landesgrenze zur Steiermark� In den Gemeinden Göstling an der Ybbs,

Gaming sowie Lunz am See� Zwischen 950 und 1.600 m Seehöhe� Im Natura 2000-Gebiet „Ötscher-Dürrenstein“

Fläche: 2.400 ha

Zonierung:� Ostteil: IUCN-Kategorie I a (strenges

Naturreservat)� Westteil: IUCN-Kategorie I b (Wildnisgebiet)� Naturzone (85 %): Ohne menschliche Ein-

flüsse (Ausnahme: Wildstandsregulierung).� Naturzone mit waldbaulichem Management

(< 5 %): befristete Umwandlung sekundärerFichtenforste in laubholzreiche Wälder.

� Managementzone Almweide (ca. 10 %):Almwirtschaft bzw. Weide erlaubt.

Zweck / Aufgaben:� Erhalt des naturnahen Waldlebensraumes

(„Urwald“)� Wissenschaftliche Forschung bzw.

Monitoring (v. a. im Ostteil)

Grundbesitz:� Je 50 % Rothschild’sche Forstverwaltung

bzw. Österreichische Bundesforste

Geplante Gebietserweiterung:� Um ca. 40 % der Gesamtfläche� Ca. 1.000 ha ÖBf-Grund im angrenzenden

Steinbachtal� Zur Erfüllung der Gesamtziele (v. a. ökolo-

gisch) und zur Absicherung der IUCN-Zerti-fizierung

� Detailkonzept von ÖBf, Land NÖ und Wild-nisgebietsverwaltung ausgearbeitet – inkl.Regionalentwicklungsimpulsen (hochwer-tiger Naturtourismus)

� Gleiche Zonierungskriterien wie im beste-henden Wildnisgebiet

� Infrastruktur und Besucherströme werdenauf die Erweiterungsfläche oder außerhalbdes Wildnisgebietes (Infozentrum ange-dacht) konzentriert.

www.wildnisgebiet.at

ÖBf und WWF 1 wollen im Rahmen eines ge-meinsamen Projektes einen umfassendenÜberblick zu den Themen „Wildnis“ bzw.„Wildnis und Klimawandel“ schaffen.Bei ExpertInnenbefragungen, Workshopsund Diskussionsrunden geht es u. a. um:� die Einschätzung der öffentlichen Mei-

nung zum Begriff “Wildnis”,� die regionale Akzeptanz von Wildnisge-

bieten bzw. strengen Schutzgebieten,� die Rolle von Wildnisgebieten im Klima-

wandel (z. B. als Kohlenstoffspeicher).Die Akzeptanz in der Region wird sehr stark

beeinflusst vom Spannungsfeld „natürlicheWeiterentwicklung versus Management“.Wenn z. B. ein Wildnisgebiet Ausgangs-punkt für weiteren Borkenkäferbefall ist,können – wenn überhaupt – nicht dieselbenMaßnahmen gesetzt werden, wie außer-halb dieses Gebietes. Im Hinblick auf denKlimawandel könnten sich diese Problem-stellungen häufen. Ähnliches gilt für dasAuftreten von einwandernden Neobiota2.

1 World Wide Fund for Nature

2 Gebietsfremde biologische Arten

Wildnis im Klimawandel

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stimmte Arten oder Gesellschaften erhal-ten?“ Generell fehlen, so der allgemeineKonsens, in Europa heutzutage vielfach dieRegelmechanismen für eine freie natürlicheEntwicklung. Die Abwesenheit großer Beu-tegreifer etwa macht oftmals eine jagdlicheWildentnahme nötig. Christoph Leditznig,Geschäftsführer des Wildnisgebietes Dür-renstein, kann sich dennoch Alternativendazu vorstellen – sofern man sich von derVorstellung der flächendeckend gleichmä-ßigen Waldentwicklung verabschiedet. Eskönnten nämlich durchaus bestimmte Be-reiche dem Wild „geopfert“ werden. In an-deren – großflächigen – Gebieten ließe sichim Gegenzug ein natürliches Regelsystemeinstellen: „Dort muss ich dann aber ak-zeptieren, dass mehr Tiere den Winter nichtüberleben. Und da ist die Frage, ob ich dasgesellschaftlich aushalte.“Natürlich, so wird einstimmig betont, sindauch Schäden am umgebenden Grundbesitzzu vermeiden. Oitzinger berichtet, dass ak-tuell, insbesondere im Nationalpark Kalkal-pen, aktiv und intensiv eingegriffen werdenmuss, weil der Borkenkäfer massiv in diesemRaum auftritt.

Wie wird der Wildnisbegriff angenommen?Hier fordert Katzmair Differenzierung: Im Na-turschutz ist „Wildnis“ meist positiv be-setzt. Die breite Masse assoziiert Naturoder gar Wildnis aber nicht immer nur mitSchönem und Angenehmem. „Für sehr, sehrviele Leute bedeutet Wildnis schlicht Angst.Das ist das Ungeordnete, Gefährliche – das

Einheit. „Ich glaube deshalb, dass eine Vor-stellung von Wildnis ohne Menschen nichtzielführend ist, weil die Bevölkerung kaumWertschätzung für Gebiete entwickeln wird,aus denen man sie aussperrt.“Kulturlandschaften, aus denen sich derMensch wieder stärker zurückzieht, könntenallerdings Ausgangspunkt für eine Ent-wicklung in Richtung „sekundärer Wildnis“sein. „Man muss sich aber damit abfinden“,so Tiefenbach, „dass man zu einer anderenArt von Wildnis kommt, wenn man die Na-tur unter den heutigen Rahmenbedingun-gen sich selbst überlässt“.

Wo liegen die Schwierigkeiten bei der Um-setzung des Wildnisgedankens in die Praxis?Die IUCN1 schreibt vor, dass 75 % der Flächeeines Nationalparks Wildnis werden sollen.In den Donau-Auen ist dies laut Gerald Oit-zinger, Leiter des ÖBf-Nationalparkbetriebes,insofern schwierig, als diese stark mensch-lich geprägt sind und die Audynamik nichtausreichend funktioniert. Im Unterschiedzum Biosphärenpark Wienerwald fehlenfür Oitzinger in den Donau-Auen zudem aus-reichend große Pufferzonen. „Wenn wirjetzt nicht mehr steuernd eingreifen, werdenwertvolle Auwaldgesellschaften oder Wie-sen verschwinden.“

Aber ist es nicht ein Widerspruch, mit Manage-mentmaßnahmen in die Natur einzugreifen?„Es kommt immer darauf an“, so Oitzinger,„was die Schutzgebietsverwaltung will: Na-türliche Entwicklung zulassen oder be-

Hat Wildnis bei uns eine Chance? WelchenRahmen braucht sie? Und wie ist sie vermit-telbar? „Natur.Raum.Management“ fragtebei vier ExpertInnen nach.

Sind Wildniskonzepte in Mitteleuropa rea-listisch umsetzbar?Alle DiskussionsteilnehmerInnen sind sichschnell einig: Echte Wildnis ist nur mehr dortmöglich, wo sich noch ausgesprochen natur-nahe Lebensräume finden – und die sindmittlerweile sehr selten. Für Maria Tiefenbachvom Umweltbundesamt sind insbesondere„jene drei Prozent Österreichs potenzielleWildnisflächen, die als Nationalpark ausge-wiesen sind. In deren Kernzonen soll ja einemöglichst natürliche Entwicklung stattfinden.“

Wildnis also nur mehr in kleinen Reservatenund unter Ausschluss des Menschen?Harald Katzmair von Fas.research siehtMensch und Natur als sozioökologische

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N Wie gelingt Wildnis?Wildnis-ExpertInnen am Wort

Dr. Harald Katzmair ist wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer der sozialwissen-schaftlichen Forschungsgesellschaft FAS.research. www.fas.at

DI Christoph Leditznig ist Geschäftsführer des Wildnisgebietes Dürrenstein.www.wildnisgebiet.at

DI Gerald Oitzinger ist Betriebsleiter des ÖBf-Nationalparkbetriebes Donau-Auen.www.bundesforste.at/donauauen, www.donauauen.at

DI Maria Tiefenbach ist Abteilungsleiterin für Biologische Vielfalt & Naturschutz am Um-weltbundesamt. www.umweltbundesamt.at

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Wie müsste der ideale Rahmen zum Schutzvon Wildnis in Österreich aussehen?Hilfreich wären laut Oitzinger eine einheit-liche Definition von Wildnis sowie ausrei-chend große Pufferzonen von Wildnisge-bieten zum Umland hin. Als wahrscheinlichwesentlichster Erfolgsfaktor wird überein-stimmend die Akzeptanz vor Ort erachtet. Esmuss gelingen zu vermitteln, dass Wildnis-gebiete nicht gegen die Interessen der Be-völkerung betrieben werden. Ebenso wird derpolitische Wille zur Wildnisförderung aus-schlaggebend sein – auch hinsichtlich aus-reichender finanzieller Ausstattung. So sind

zwei weitere geplante Wildnisgebiete aufBundesforsteflächen (Totes Gebirge, Ötzta-ler Alpen) bislang nicht zuletzt am schwie-rig zu vermittelnden Nutzen gescheitert.

Wie wild wird also die Zukunft? Schwer zusagen. Aber wer weiß? Unter Umständenkehren auch in Europa wieder wildere Zu-stände ein. Denn, so Tiefenbach, „wir werdenin 50 Jahren in einer Welt leben, die wir unsheute noch gar nicht vorstellen können“.

1 International Union for Conservation of Nature

was wir zähmen müssen. Bei vielen Men-schen steckt das enorm tief drinnen.“

Wie kann unter diesen Voraussetzungen dieAkzeptanz von Wildnis erhöht werden?„Zuerst erntet man schon oft Skepsis“, hältLeditznig fest. „Wir haben es jedoch ge-schafft, dass die drei betroffenen Bürger-meister hinter dem Projekt Wildnisgebietstehen. Es ist in unserer Region als Chanceerkannt worden.“ Tiefenbach plädiert für Ge-duld: „Natürliche Entwicklungen passierennicht von heute auf morgen, ebenso nichtdas Umdenken bei den Menschen.“Man müsse, regt Katzmair an, den Wert derWildnis noch mehr herausstreichen, umAkzeptanz zu fördern. Dabei ist unbedingtauch zu kommunizieren, was ein Wildnis-gebiet unmittelbar für die regionale Wert-schöpfung leistet, ergänzt Leditznig. „Mandarf auch nicht vergessen“, so Oitzinger,„dass es bei einer Nutzungsaufgabe auch umArbeitsplätze geht – z. B. von bisherigen Förs-terInnen. Hier ist es Strategie der Bundes-forste, diese Arbeitsplätze nach Möglichkeitzu erhalten und die MitarbeiterInnen mitneuen Aufgaben im Schutzgebietsmana-gement zu betreuen.“

Wie viel ist Wildnis wert?Schwierig sei bei der Darstellung von Öko-systemleistungen stets, so Katzmair, derenmonetäre Bewertung („natural value“). Erglaubt, dass eine künftige routinemäßige Er-hebung des „ökologischen Fußabdrucks“dazu führen könnte, dass der Wert von un-genutzten Naturflächen steigt. Leistungender Natur würden dann Teil der ökonomi-schen Berechnung. Tiefenbach sieht es aberauch als ethisch-spirituellen Wert an sich, derNatur noch ihren Platz zuzugestehen: „Manmuss klar auch sagen, dass nicht alles inGeldwerten auszudrücken ist.“Insgesamt sieht Katzmair eine enormeChance in der Kombination der Begriffe„Wildnis“ und Widerstandsfähigkeit. Erempfiehlt, verstärkt die Ausgleichsfähig-keit von natürlichen Systemen gegenüberStörungen („Resilienz“) zu kommunizieren– z. B. hinsichtlich Klimawandel. „Wildnismacht uns stärker, hilft uns, uns zu erneuern.Wir sprechen hier von nichts Geringerem alsden Grundlagen unseres Lebens.“

� Seit wann arbeiten Sie für die Bundes-forste?

Seit Oktober 1984, gleich nach meinemForstwirtschaftsstudium.

� Ihre Stationen im Unternehmen?Zugeteilter in Krems, Forstmeister in Groß-reifling, Forsttechnische Dienstleistung Hüt-teldorf, Forstbetrieb Gmunden, kurz auch imBereich Immobilien. Seit 2004 bin ich imÖBf-Naturraummanagement tätig.

� In welchem Gebiet?In Ostösterreich (Steiermark, Niederösterreich,Burgenland). Das betrifft u. a. den National-park Donau-Auen, den Biosphärenpark Wie-nerwald und das Wildnisgebiet Dürrenstein.

� Ihr Lieblingsplatz in der Natur?Kein spezieller – die Summe der schönenEindrücke macht’s aus.

� Woran arbeiten Sie gerade im BereichSchutzgebiete?

An Szenarien zu einer künftigen Erweite-rung des Wildnisgebietes Dürrenstein (ca.1.000 ha) auf Bundesforsteflächen – in en-ger Abstimmung mit der Naturschutzab-teilung des Landes Niederösterreich undder Verwaltung des Wildnisgebietes. Einegewisse Mindestgröße ist für das weitge-hend freie Ablaufen natürlicher Prozessenötig.

� Braucht Wildnis überhaupt Management?Ich denke schon. Insbesondere im BereichWildstandsregulierung. Aber auch bei Bil-dung und sanftem Naturerleben – jedoch inbescheidenem Ausmaß und an den Natur-raum angepasst.

� Welche Projekte laufen sonst noch?Eine Kooperation mit BirdLife zur Lebensraum-verbesserung für Vögel. Zudem untersuchenwir derzeit die Auswirkungen der Wasserrah-menrichtlinie auf Bundesforste-Wasserflächen.Vielleicht werden wir hier in Zukunft stärkertätig – in Zusammenarbeit mit Ingenieurbürosund Gewässerökologen. Ein weiteres Projektprüft, wie sich Schifffahrt, Hochwasserschutzund die Verbesserung der ökologischen Gege-benheiten an der Donau vereinen lassen. Undschließlich möchten wir den Naturpark MürzerOberland als Modellregion für nachhaltigeWaldbewirtschaftung weiterentwickeln.

� Worauf sind Sie beruflich stolz?Zweifellos auf die Verwirklichung des Bio-sphärenparks Wienerwald.

� Naturschutz kostet Geld. Woher könntedieses künftig kommen?

Eventuell aus verpflichtenden Ausgleichs-zahlungen – wie etwa heute schon in Salz-burg. Oder verstärkt aus dem Bereich Öko-Sponsoring, auch als Antwort auf eine künf-tig mögliche Verlagerung von EU-Förder-mitteln in den Osten Europas.

� Was braucht es zur weiteren Verbesse-rung des ÖBf-Naturraummanagements?

Es sollte in jedem Forstbetrieb einen „Natur-raum-Spezialisten“ als fixen Ansprechpart-ner geben. So könnte das Naturraummana-gement in Zukunft noch stärker verankertund ausgebaut werden.

� Kontakt: DI Gernot PichlerÖBf-Nationalparkbetrieb Donau-AuenSchloss, 2305 Eckartsau, Tel.: +43 (664) 393 52 [email protected]

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Gernot Pichler – ÖBf-Naturraummanager

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Kann man Wildnis nachträglich „schaf-fen“? Und braucht uns die Natur dazu als„Anschubser“?

B eim Naturraummanagement inMitteleuropa geht es heute weni-ger um die Bewahrung ursprüng-

licher Wildnis, sondern immer öfter um dieFrage, ob man menschlich beeinflusste Ge-biete wieder in einen möglichst naturnahenZustand rückführen kann. Ist so eine „se-kundäre Wildnis“ (wieder)herstellbar?

Sekundäre WildnisDabei sind Konzepte zur Wildnisförderungkeineswegs frei von Paradoxien: Die Ver-waltungen zahlreicher Wildnisgebiete grei-fen im Rahmen von Managementmaßnah-men aktiv ein, um naturnähere Zustände zuerreichen. Bei diesem „integrativen Pro-zessschutz“ werden die in der Natur ablau-fenden Prozesse bewertet, mit den Ent-wicklungszielen verglichen und anschlie-ßend zugelassen oder verhindert - obwohlsich Wildnisgebiete ohne menschlichen Ein-fluss doch eigentlich am besten regulierensollten. Oder?

Naturschutz durchNichtstun?

Es stellt sich die Frage: Braucht uns die Na-tur überhaupt? Der „segregative Prozess-schutz“ meint: nein. Er verfolgt die voll-kommen ungesteuerte Entwicklung der

Natur zu zumindest wildnisähnlichen Le-bensräumen.

Eine ungewohnte Vorstellung: Uns voll-ständig aus der Natur zurückzuziehen. Undsie provoziert auch Widersprüche: Eine re-präsentative Untersuchung in der Schweizergab etwa, dass für 68 Prozent der Befrag-ten ein Merkmal typisch für Wildnis ist: dieAbwesenheit menschlicher Gestaltung.Gleichzeitig wollen dort aber 67 % der Be-fragten ein System von Wegen, 91 % erwar-ten sich gar Infoschilder zum Naturraum.

Wählen wir zum „Wiederherstellen“ vonWildnis den Ansatz des „Sich-Selbst-Über -lassens“, muss uns aber bewusst sein, dasssich natürliche Entwicklung nicht planenlässt. Dabei kann auch etwas Unvorhergese-henes oder für uns Unerwünschtes heraus-kommen, z. B. der „Zusammenbruch“ groß-flächiger Waldlebensräume infolge von Sturm,Brand oder „Schädlingen“. Welche Konse-quenzen sind wir also bereit zu akzeptieren?Oder wollen wir eine ganz bestimmte Mo-mentaufnahme der Natur erhalten?Und ist ein Rückzug des Menschen über-haupt das Allheilmittel? Nicht unbedingt.Denn die sich selbst überlassene Naturführt nicht automatisch zu mehr Arten-reichtum. Beispielsweise würden sich ex-tensiv genutzte Kulturlandschaften bei Auf-gabe der Pflege langfristig in andere – zu-meist artenärmere – Lebensräume um-wandeln. Ob darauf jemals ein „Urzustand“folgt, ist mehr als fraglich.

Wildnis entwickelnWelche Praxisbeispiele gibt es nun für denunterschiedlichen Grad an Einflussnahme beiWildnisentwicklungen?

Das Wildnisgebiet Dürrenstein etwa (sieheKasten Seite 7). Dort sind noch letzte ge-schlossene „Urwald“-Inseln vorhanden –auch auf Bundesforste-Grund. Ein Großteildes Wildnisgebietes wird daher sich selbstüberlassen. Aber selbst dort geht es nichtganz ohne (Wildtier-)Management.

Naturwaldreservate –wild oder wild werden

Naturwaldreservate (NWR) sind Gebiete,die vollständig der menschlichen Nutzungentzogen sind – mit Ausnahme der Jagd.Ohne Regulierung würde es in den kleinflä-chigen Reservaten zu Wilddichten weit überdem natürlichen Maß kommen – und damitauch zu entsprechenden Waldschäden.NWR dienen dem Erhalt und der natürlichenWeiterentwicklung bereits naturnaher Wald-lebensräume. Aber auch früher intensiv ge-nutzte Wälder können NWR werden und so-zusagen die „Urwälder von morgen“ bilden.Je länger sie nicht bewirtschaftet werden,desto mehr nähern sie sich langsam wiederdem ursprünglichen Zustand an.

Seit 1995 wird koordiniert an der Umsetzungdes österreichischen NWR-Programms ge-arbeitet. Derzeit existieren 200 NWR mit ei-

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Wildnis entwickelnNatur pur aus zweiter Hand?

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ner Gesamtfläche von rd. 8.600 ha - vom Ei-chen-Hainbuchenwald der tieferen Lagen biszum alpinen Zirbenwald. Die Bundesforstebringen 53 NWR bzw. 2.800 ha ein.NWR werden meist auf dem Wege des Ver-tragsnaturschutzes für mindestens 20 Jahreeingerichtet - ein wohl zu geringer Zeitraumzur dauerhaften Etablierung von Wildnis.Größtes Manko der NWR ist aber wahr-scheinlich ihre oft sehr kleine Fläche. Die meis-ten sind nur zwischen 5 und 20 ha groß. Auchinsgesamt machen die NWR nur ca. 0,15 % derösterreichischen Waldfläche aus.

Ruderalflächen – „Wildnis“ im Niemandsland

Am anderen Ende der „Wildheitsskala“ exis-tieren schließlich Lebensräume, die sich schonsehr weit von ihrem natürlichem „Urzustand“entfernt haben: Ruderalflächen. Das sind oftkünstlich durch den Menschen geschaffene,brachliegende Flächen, die nicht mehr genutztwerden. Dabei kann es sich um Mülllager-plätze, stickstoffreiche Wegränder oder In-dustriebrachen handeln, um stillgelegte Stein-brüche, ehemalige Bergbaue oder unbebau-te Grundstücke – oft mitten in der Stadt.

Sind diese Flächen über längere Zeit unge-nutzt, erobert sich die Natur einen Teil desSiedlungsraumes zurück. Es entstehen“Gstett’n“ – der anarchische Gegenentwurfzu gepflegten Parks. Gerade solche Brach-flächen sind Ersatzlebensräume für zahl-reiche hoch spezialisierte Arten, die bei unsin Ermangelung natürlicher Habitate seltengeworden sind (z. B. Pflanzen, die natürlichsteile Flussufer und Schutthänge besiedeln).Ruderalflächen sind selbstverständlich allesandere als unberührte Natur. Diese „Naturaus zweiter Hand“ muss aber nicht vonHaus aus wertlos sein. Siedlungen sind oftsogar erheblich artenreicher als ihre Um-gebung. So sind allein im Stadtgebiet vonBerlin 53 Säugetierarten und 180 Brutvo-gelarten nachgewiesen.

Naturpark SchönebergerSüdgelände

Auf einem stillgelegten Bahngelände mitten inBerlin ist eine ganz eigene Stadtwildnis ent-

standen. Seit 1999 sind Teile des 18 ha großenGeländes unter Naturschutz gestellt – als ein-zige Bahnbrache bisher in Deutschland. Zwi-schen alten Bahnsteigen, Gleisen, Ruinen undBombentrichtern finden sich nun u. a. 366verschiedenen Farn- und Blütenpflanzen, 49 Vo-gel-, 57 Spinnen- und fast 100 Wildbienenarten.

Die Bedeutung derartiger „Stadtwildnisse“nimmt noch zu, wenn man sich vor Augenhält, dass 2050 zwei Drittel der Weltbevöl-kerung in Städten leben werden. Zudem istder urbane Naturraum oftmals die einzigeArt von Natur, mit der Städter überhauptKontakt haben – und somit für die Natur-sensibilisierung von hoher Bedeutung.Und auch für den Erhalt der Lebensqualitätist die Stadtwildnis entscheidend – geradein Zeiten des Klimawandels. Dicht bebauteGebiete erwärmen sich nämlich im Sommeraufgrund des Wärmespeichervermögensder Baumasse erheblich. In Wien werden diejährlichen Hitzetage (mit mehr als 30 Grad)von knapp 9 in den 1990ern auf mehr als 25(im Jahr 2020) bzw. 33 (2040) steigen. Abhilfekönnen hier natürliche Beschattung, Ver-dunstung und systematische Begrünungbieten. Die Bundesforste beteiligen sich u. a.mit dem Nationalpark Donau-Auen unddem Biosphärenpark Wienerwald an derErhaltung des Wiener Grüngürtels.

Zusammengefasst können Ruderalflächenalso gut geeignete, wertvolle Ersatzbiotopefür bestimmte Arten darstellen oder in sol-che umgewandelt werden. Dies sollte al-lerdings nicht darüber hinweg täuschen, dassdabei die ursprüngliche Wildnis nicht (wie-der)hergestellt wird.

Tun oder Unterlassen?Je nach Gebiet und dessen naturräumli-chen, wirtschaftlichen und sozialen Vo-raussetzungen wird es wohl beides brau-chen: Einerseits Lebensräume, die man ganzoder großteils unbeeinflusst der Natur über-lässt. Daneben aber auch Gebiete, die durchPflege erhalten werden (z. B. Streuobstwie-sen). Oder wo sich ehemalige Kulturflä-chen zu einer Art „Naturlandschaft“ zu-rückentwickeln können – die aber kaum je-mals „echte Wildnis“ sein wird.

Die laufenden Diskussionen zur Neuaus-richtung der EU-Agrarpolitik nach 2013 bö-ten jedenfalls Anlass zur Klärung der Frage,was angesichts der gegenwärtigen Aufga-be land- und forstwirtschaftlicher Betriebemit den außer Nutzung gestellten Flächenpassieren soll. Weiter pflegen oder verwil-dern lassen? Gleiches gilt für die Aufgabe derAlmnutzung in alpinen Bereichen.Aber wollen wir überhaupt „wilde Zustän-de“ in Mitteleuropa? Was meinen Sie dazu?

Natur. Raum. Management Ausgabe 05 | Juli 2010 11

Naturwaldreservate (NWR)Flächen zur natürlichen Entwicklung des Öko-systems Wald, in denen jede unmittelbaremenschliche Beeinflussung (ausgenommenJagd) unterbleibt. Sie sind oft kleinräumig undnicht notwendigerweise gesetzlich verankert.

Ziele:� Förderung aller Alters- und Zerfalls-

stadien des Waldes;� dadurch Bereitstellen eines geeigneten

Lebensraumes für bedrohte Tierarten, z. B. Totholzbewohner;

� dadurch Erhalt der für die jeweiligeWald gesellschaft typischen Biodiversität;

� Forschung & Bildung

Österreichisches NWR-Programm:� Ziel: Mind. ein NWR zu jeder der 118

österreichischen Waldgesellschaften.� dzt. 200 NWR, davon 53 auf ÖBf-Grund� Gesamt 8.603 ha, davon 2.800 ha

ÖBf-Grund (Stand: 05/2010)

Kategorien:Standardreservate:� ausreichende Größe für einen vollstän-

digen Waldentwicklungszyklus nötig.Schwerpunktreservate:� für besondere Waldstandorte und Wald-

gesellschaften, oder� spezielle Eignung für BildungsmaßnahmenNaturwaldzellen:� Kleinräumige (mind. 1 ha), charakteristi-

sche oder seltene natürliche Waldbe-stände, z. T. mit Vernetzungsfunktion.

bfw.ac.at/100/1135.htmlwww.efi.int

Webtipps:

http://bfw.ac.at/100/1135.html

wua-wien.at/natur-wien/stadtwildnis

www.bi-suedgelaende.de

www.urbio2008.com/content/Erfurt-Declaration_Ger.php

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12 Natur. Raum. Management Journal Ausgabe 02 | September 2009

Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber:Österreichische Bundesforste AG Naturraum-ManagementPummergasse 10–12, 3002 PurkersdorfTel.: +43 (2231) 600 DW 3140, Fax: DW 3190E-Mail: [email protected]: Pia Buchner, Uwe Grinzinger, Gerald PlattnerTexte: Georg Frank, Uwe Grinzinger, Gerald PlattnerLektorat: [email protected]: SiebenGestaltung: Breiner&Breiner, [email protected]: HolzhausenVerlags-, Herstellungs- und Erscheinungsort: Purkersdorf

www.bundesforste.at/naturraummanagement

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe desNatur.Raum.Management-Journalsu. a. über folgende Themen:

• 3. ExpertInnenforum des Naturraummanagement• Neobiota – „Aliens“ als Gefahr für die Naturräume?• Naturschutz in der Regionalentwicklung

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UW 680 DASPapier: Claro-Bulk, M-Real, Druck: Holzhausen Druck GmbH, 1140 Wien. Das Unternehmen ist PEFC-zertifiziert und hat für dieses Produkt Papier eingesetzt, das nachweislich aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt. Die Herstellung ist nach der Umweltzeichen-Richtlinie UZ 24 für schadstoffarme Druckerzeugnisse erfolgt.

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