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Naturwissenschaften und Technik für Mädchen und Jungen DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN FORSCHER“ TITELTHEMA: WASSER NEU ENTDECKEN WIE VIEL WASSER IST EIN SCHLUCK? DAS WASCHBECKEN WASSER KLEBT Ausgabe 2/ 2020 – 10. Jahrgang – D, A 4,50 Euro

WASSER NEU ENTDECKEN · Erforschern Sie gemeinsam, wie aus Wasser Eis entsteht. Wie fühlt es sich an, wie sieht es aus und wie lange dauert die Um-wandlung eigentlich? Probieren

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Page 1: WASSER NEU ENTDECKEN · Erforschern Sie gemeinsam, wie aus Wasser Eis entsteht. Wie fühlt es sich an, wie sieht es aus und wie lange dauert die Um-wandlung eigentlich? Probieren

Naturwissenschaften und Technik

für Mädchen und Jungen

DAS MAGAZIN DER STIFTUNG „HAUS DER KLEINEN FORSCHER“

TITELTHEMA:

WASSER NEUENTDECKEN

WIE VIEL WASSER IST EIN SCHLUCK?

DAS WASCHBECKEN

WASSER KLEBT

Ausgabe 2/ 2020 – 10. Jahrgang – D, A 4,50 Euro

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PARTNER

Helmholtz-Gemeinscha� Siemens Sti� ung Dietmar Hopp Sti� ung Deutsche Telekom Sti� ung

Es wird nass beim „Tag der kleinen Forscher“ 2020: In diesem Jahr begeben sich die Kinder auf die Reise des Wassers und entdecken dabei dieses für uns so alltägliche Element neu. Der bundesweite Mitmachtag für gute frühe Bildung feiert den kindlichen Entdeckergeist und stellt die Bedeutung des forschenden Lernens in Kita, Hort und Grundschule in den Mittelpunkt.

Mitmachen ist einfach: Besondere Momente mit Wasser posten und Teil unserer Instagram-Aktion zum #TagderkleinenForscher werden. Spannende Forscherideen und weitere Materialien zum Aktionstag sind auch online verfügbar unter tag-der-kleinen-forscher.de.

#TagderkleinenForscher

@Kleine_Forscher

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LIEBE PÄDAGOGIN, LIEBER PÄDAGOGE,

kennen Sie das gute Gefühl, morgens vor dem Frühstück in einem See schwimmen zu gehen? Wie weich sich das Wasser anfühlt, wie es riecht, welche Vogelgeräusche Sie begleiten?

Für mich ist Wasser belebend. Gleichzeitig empfinde ich auch großen Respekt gegenüber Wasser, denn wir Menschen sind davon abhängig. Und wir tragen eine hohe Verantwortung dafür, dass es ausreichend und sauber zur Verfügung steht – für uns und für alle nachfolgenden Generationen.

Meine eigene Faszination für Wasser erlebe ich eins zu eins auch bei Kindern. Mit großer Ausdauer erforschen sie Wasser im Alltag – es begegnet ihnen häufig und ist ihnen sehr nah. Damit bietet dieses Element Ihnen als pädagogische Fach- oder Lehrkraft einen guten Zugang zu MINT- und Nachhaltigkeitsthemen. Und deshalb kommen wir beim „Haus der kleinen Forscher“ immer wieder darauf zurück.

„Von der Quelle bis ins Meer – Wasser neu entdecken!“ lautet das diesjährige Motto des „Tag der kleinen Forscher“, auf das wir Sie mit dieser Ausgabe einstimmen möchten. Lesen Sie, wie Sie gemeinsam mit den Mädchen und Jungen erforschen können, wie Wasser schmeckt, wie viel vom kühlen Nass die Kinder beim Händewaschen verbrauchen oder wie es Druck erzeugen kann.

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit dem neuen Heft und viel Kraft in diesen herausfordern-den Zeiten! Danke, dass Sie in Ihrem momentan sehr ungewöhnlichen Arbeitsalltag für die Kinder und deren Familien mit Ihren Teams immer wieder neue Wege gehen, um die täglichen Anforderungen zu meistern.

Ihr

Michael FritzVorstandsvorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“

G E F Ö R D E R T V O M PA R T N E R

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18 INTERVIE W Wir müssen uns sehr anstrengen, um die Meere zu bewahren

21 MITMACHEN Weniger, anders, gerechter

22 AUSGE ZEICHNE T Kleine Wasserforscherinnen und -forscher ganz groß

26 GUT GEMACHT Forschen unterm Wuppertaler Sternenhimmel

AUS DER PRAXIS

INHALT2/2020

FORSCHENMIT KINDERN

4 TITELTHEMA Wasser neu entdecken

5 IM MORGENKREIS Wie schmeckt Wasser?

6 IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

10 ORTE ZUM FORSCHEN Das Waschbecken

11 DUR CH DIE FORSCHERBRILLE Was passiert in der Wolke, wenn es regnet?

12 MEIN FORSCHERTIPP Praxisbeispiele aus Kita, Hort und Grundschule

14 FORSCHERIDEE FÜR ELTERN Wasser klebt

16 FORSCHERBILD Fortbewegung im Wasser

24 VORLE SEGE SCHICHTE Urlaub

Wasser bietet sich hervorragend zum Entdecken und Forschen an.

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GUT ZUWISSEN

28 BILDUNGSPOLITIK UND GE SELLSCHAF T Die drei Dimensionen des Glücks

29 LE SE TIPP S

30 AUS DER BILDUNGSINITIATI VE

32 VORSCHAU AUF DIE NÄCHSTE AUSGABE IMPRE S SUM

Noch mehr Ideen zum Entdecken und Forschen auf: haus-der-kleinen-forscher.de

Deutschlands bekannteste Meeres-forscherin Prof. Dr. Antje Boetius im Interview

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H äufig finden Kinder, dass Wasser nach „nichts“ schmeckt. Aber stimmt das wirklich? Machen Sie eine Wasserverkos-tung mit den Mädchen und Jungen und probieren Sie es

aus. Auch Eis ist lecker – besonders in der warmen Jahreszeit. Erforschern Sie gemeinsam, wie aus Wasser Eis entsteht. Wie fühlt es sich an, wie sieht es aus und wie lange dauert die Um-wandlung eigentlich? Probieren Sie auch aus, wie Wasser kühlt. Wodurch wird der Kühleffekt hervorgerufen und wie verstärkt? Beim Thema „Wasser“ können Sie mit den Kindern auch gut zu

Wir sind daran gewöhnt, immer Wasser zur Verfügung zu haben. Wie häufig es gebraucht wird, merken wir erst, wenn es plötzlich fehlt, etwa wenn das Wasser im Haus wegen Reparaturen abgestellt werden muss. Wasser ist der

Ursprung allen Lebens. Wir brauchen es für unsere Existenz und es begegnet uns in unterschiedlicher Weise – als Regenguss, als Badesee, in der Gurke oder im Wassereis. Weil es hierzulande so alltäglich ist,

bietet es sich hervorragend zum Entdecken und Forschen an.

TITELTHEMA

WASSER NEU ENTDECKEN

Fragen der Nachhaltigkeit forschen: Warum sollen die Mädchen und Jungen Wasser nicht verschwenden? Messen Sie, wie viel da-von die Kinder beim Händewaschen oder Zähneputzen verbrau-chen. Und wie wird es eigentlich wieder sauber, nachdem es im Abfluss verschwunden ist? Gehen Sie am Waschbecken auf Erkun-dungstour: Wie kommt das Wasser in den Hahn, wo fließt es an-schließend hin? Aus welchen Teilen besteht ein Waschbecken? Auf den folgenden Seiten laden wir Sie dazu ein, das kühle Nass mit den Mädchen und Jungen neu zu entdecken.

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Nach was schmeckt das Wasser?Nach Gurke oder Zitrone? Sprudelt es oder ist es still?

IM MORGENKREIS

WIE SCHMECKT WASSER?

Bereiten Sie mehrere Krüge mit ver-schiedenen Wasservarianten vor: mit stillem, kohlensäurearmem und stark

kohlensäurehaltigem Mineralwasser – auch von unterschiedli-chen Herstellern. Füllen Sie außerdem pures Leitungswasser ein sowie Wasser mit einem kleinen Spritzer Zitronensaft, einer win-zigen Prise Salz oder einer Gurkenscheibe. Alle bekommen nun jeweils eine Trinkprobe aus demselben Krug in ihre Gläser, dann wird verkostet und verglichen. Zunächst werden die Kinder vielleicht wieder „nichts“ schmecken. Doch je mehr Wassersorten sie probieren, desto feinere Geschmacksun-terschiede werden sie wahrnehmen. Fordern Sie die Mädchen und Jungen auf, möglichst genau zu beschreiben, was sie schmecken. Ist das Wasser süß, salzig bzw. sauer? Prickelnd, lecker, erfri-schend, eklig oder erinnert es etwa an Frösche?

Viele Kinder finden, dass Wasser nach „nichts“ schmeckt, und trinken deshalb lieber Fruchtsaft oder Limonade. Aber stimmt das? Lassen Sie die Mädchen und Jungen selbst testen, ob Wasser wirklich geschmacklos ist.

Das Trinkwasser, das in Deutschland aus den Wasserleitungen kommt, ist das meistkontrollierte Lebensmittel und kann unbe-denklich getrunken werden. Das ist nicht überall auf der Welt so. In vielen Regionen ist sauberes Trinkwasser eine wertvolle Res-source und die Menschen dort müssen unter Umständen täglich mehrere Kilometer zurücklegen, um welches zu holen. Um dieses Thema aufzugreifen, kann die Wasserverkostung ein guter Ein-stieg sein. Verunreinigen Sie dazu einige Ihrer Wasserproben mit ein paar Krümelchen Erde, mit Lebensmittelfarben, mit einigen Tropfen Öl oder sogar mit etwas „Müll“, zum Beispiel einem Bon-bonpapier oder etwas Bananenschale. Was sagen die Kinder zu diesen Geschmacksproben – würden sie solches Wasser trinken wollen? Und wie wäre es, wenn es weit und breit kein anderes Wasser gäbe?

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IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

AUS WASSER MACH EIS

Wissenswertes Wasser gefriert zu Eis, wenn die Temperatur unter den Gefrierpunkt, also unter 0 °C sinkt. Die kleinsten Teilchen des Wassers, die in dessen flüssigem Zustand noch locker nebeneinanderlagen und sich frei bewegen konnten, ordnen sich in einer regelmäßigen Struktur an und halten aneinander fest – die Flüssigkeit Wasser wird zum Feststoff Eis. Dessen Struktur ist sehr weiträumig aufgebaut und besitzt viele Hohlräume. Daher benötigt Eis mehr Platz als Wasser und dehnt sich aus. Ist das Wasser beim Gefrieren zum Beispiel in einer Flasche „gefangen“, kann es diese sogar sprengen.

Starten Sie Ihre Entdeckungen mit dem ungefrorenen Produkt: Lassen Sie die Mädchen und Jungen die bun-

ten Schläuche anfassen und beschreiben. Sind die Schläuche prall gefüllt oder eher wabbelig? Kann man durch die Flüssigkeit hin-durchschauen wie durch ein farbiges Fenster? Was fällt den Kindern bei dieser ersten Untersuchung alles auf? Notieren Sie es, damit die Mädchen und Jungen später die Eigenschaften mit denen der gefrorenen Schläuche vergleichen können. Nun soll daraus leckeres Wassereis entstehen. Was schlagen die Kinder dafür vor? Und was schätzen sie, wie lange es wohl dau-ern wird, bis es vollständig gefroren ist: Eine Stunde? Fünf Stunden? Einen Tag? Die Mädchen und Jungen legen die flüssigen Wasser-schläuche in das Gefrierfach. Ein- bis zweimal in der Stunde schau-en sie nach, ob sich etwas verändert hat. Lassen Sie die Kinder die Schläuche immer wieder anfassen und beschreiben. Nach einigen Stunden ist das Wasser vollständig gefroren. Wie sehen die Schläu-che mit dem Eis nun aus und wie fühlen sie sich an? Rufen Sie den Mädchen und Jungen in Erinnerung, wie sie die ungefrorenen Schläuche beschrieben haben – was alles hat sich durch das Ein-frieren geändert? Beispielsweise sind die Schläuche nun prall gefüllt, weil sich das Wasser beim Gefrieren ausgedehnt hat.

Wassereis im Schlauch ist bei Kindern sehr beliebt – und es eignet sich hervorragend zum Entdecken und Forschen. Und am Schluss lässt sich das Resultat vernaschen.

Welche ist eureLieblingssorte?

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IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WIE VIEL WASSER IST EIN SCHLUCK?Regelmäßig hören die Kinder zu Hause, in der Kita oder Grundschule, dass sie kein Wasser verschwenden sollen. Warum ist das so wichtig? Und wie viel Wasser kommt eigentlich aus dem Hahn, wenn sich die Mädchen und Jungen die Hände waschen?

Beim Hände-waschen oder Zähneputzen

sollen die Kinder das Wasser nicht unnötig laufen lassen. Was denken sie über diese Regel? Kommt da wirklich so viel Wasser heraus? Und selbst wenn: Ist es denn schlimm, das Wasser einfach laufen zu lassen? Gehen Sie mit den Mädchen und Jun-gen zum Waschbecken und nehmen Sie mehrere gleich große Becher sowie einen oder zwei Eimer mit. Alle waschen sich die Hände bzw. putzen sich die Zähne – dabei wird die Zeit gestoppt. Nun sollen die Kin-der schätzen: Welche Menge an Wasser ist in diesem Zeitraum aus einem Wasserhahn geflossen: zwei Becher, fünf oder gar ein ganzer Eimer voll? Anschließend wird ge-messen. Der Wasserhahn wird genauso stark aufgedreht wie zuvor und das heraus-strömende Wasser über die bereits ermit-telte Dauer in den Bechern aufgefangen und im Eimer gesammelt. Dabei müssen die Mädchen und Jungen die Becher im Wechsel unter den Hahn halten, damit nicht zu viel Wasser verloren geht und die Messung nicht verfälscht wird. Was ist herausgekommen? Lagen die Kinder richtig mit ihren Schätzungen? Möchten sie die Messung wiederholen oder haben sie Verbesserungsvorschläge für die Durchführung? Und wie lässt sich das Ergebnis am besten auswerten bzw. darstellen? Die Mädchen und Jungen kön-nen die Wassermenge zum Beispiel mittels Messbecher oder leerer Mineralwasserfla-sche in Litern bestimmen.

Weiterführende Ideen Wenn die Kinder untersuchen möchten, was mit dem Wasser geschieht, nachdem es im Abfluss verschwunden ist, und was alles damit getan werden muss, damit es wieder – sauber und klar – aus unserem Wasserhahn sprudeln kann, machen Sie mit ihnen doch einen Ausflug zum nächsten Klärwerk.

Welche Menge an Wasser fließt während des Händewaschens aus dem Wasserhahn?

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Mit einer Nadel stechen die Mädchen und Jungen zwei Löcher in eine leere PET-Flasche – eines knapp über dem

Flaschenboden und das zweite ungefähr in der Mitte der Flaschen-wand. Die Kinder verschließen die Löcher nun mit Klebeband. Was, glauben die Mädchen und Jungen, wird wohl passieren, wenn sie die Flasche mit Wasser füllen und danach die Klebebänder entfer-nen? Wird das Wasser herausspritzen? Wird es einen Unterschied machen, ob sie das obere bzw. das untere der Löcher oder beide gleichzeitig öffnen? Die Überprüfung der Vermutungen der Kinder führen Sie am besten im Freien durch: Um die „Spritzweiten“ vergleichen zu kön-nen, öffnen die Mädchen und Jungen nun erst beide Löcher nach-einander, dann gleichzeitig. Die Kinder werden feststellen, dass das Wasser aus dem unteren Loch weiter spritzt als aus dem obe-ren. Aber der Strahl verliert an Kraft, je leerer die Flasche wird, da der Druck sinkt, mit dem das Wasser durch das Loch austritt. Die Mädchen und Jungen müssen also regelmäßig Wasser nachfüllen. Auf dem Boden können die Kinder mit Kreide oder Steinen mar-kieren, wie weit das Wasser jeweils spritzt, ihre Ergebnisse ver-gleichen und die Entfernungen mit Lineal oder Maßband abmes-sen. Fordern Sie sie dazu auf, weitere systematische Messungen durchzuführen: Was passiert bei mehr als zwei Löchern in unter-schiedlicher Höhe der Flasche? Was, wenn die Flasche nur zur Hälfte gefüllt ist oder zu einem Drittel? Welche Ideen haben die Kinder noch, um den Versuch zu variieren und das Spritzverhalten des Wassers genauer zu erforschen?

Hinweis: Manchmal kommt das Wasser nicht als Strahl aus dem Loch, sondern läuft als Rinnsal an der Flaschenwand herunter. Hält man das Loch kurz zu, entsteht eventuell wieder ein Strahl. An-sonsten muss die Flasche außen abgetrocknet und neu abgeklebt werden.

Wasser hat Kraft – es kann Räder antreiben, Strom erzeugen, Dinge die Toilette hinunterspülen. Lassen Sie die Kinder erforschen, mit welchem Druck Wasser durch Löcher in einer Flasche herausspritzt.

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

WASSER MACHT DRUCK

Wissenswertes Die Stärke, mit der der Wasserstrahl aus dem jeweils geöffneten Loch der Flasche tritt, hängt vom Gewicht der darüber liegenden Wassermenge ab. Daher ist bei gleicher Füllmenge der Druck umso größer, je weiter unten sich das Loch befindet. Und je mehr sich die Flasche leert, desto schwächer wird der austretende Strahl.

Aus welchem Loch spritzt das Wasser am weitesten?

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Die Kinder kennen das: Wenn sie von einem Regenschauer erwischt wurden oder sich im Schwimmbad nicht gleich abtrocknen, beginnen sie – nass am ganzen Körper –, schnell zu frieren.

Entdecken Sie mit den Mädchen und Jungen, wie Wasser kühlt.

IDEEN ZUM ENTDECKEN UND FORSCHEN

MIT WASSER KÜHLEN

Zunächst probieren es die Kinder an ihren Armen aus: Der eine Arm wird nass gemacht, der andere bleibt tro-

cken. Fühlen sie einen Temperaturunterschied? Auch an anderen Körperstellen kann es ausprobiert werden, etwa an der Stirn, am Fuß oder an der Wade. Lassen Sie die Mädchen und Jungen aus-giebig forschen, dabei kann zum Beispiel untersucht werden, ob kaltes bzw. warmes Wasser die gleiche Auswirkung haben, und mit einer Stoppuhr lässt sich messen, wie lange der Kühleffekt jeweils anhält. Der Einfluss der Luft soll ebenfalls erforscht werden – gibt es Unterschiede, ob der Test im geschlossenen Raum stattfindet oder draußen an der frischen Luft, wo eine leichte Brise weht? For-dern Sie die Kinder auch auf, Luft auf die nassen Körperteile zu pusten oder zu fächeln, beispielsweise mit einem festen Stück Pappe – verstärkt das den Kühleffekt?

Die Mädchen und Jungen werden wahrscheinlich feststellen, dass der Kühleffekt sofort nachlässt, sobald das Wasser verdunstet und der Arm wieder trocken ist. Haben sie eine Idee, wie sich der Effekt verlängern lässt? Hat ein Kind schon einmal bei Fieber einen feuch-ten Waschlappen auf die Stirn gelegt oder einen Wadenwickel be-kommen? Das soll ebenso untersucht werden: Die Mädchen und Jungen wickeln ihren Arm in ein nasses Tuch. Kühlt das? Wie lange hält der Effekt an? Auch hier lässt sich wieder die Zeit messen. Die Kinder können den Kühleffekt des Wassers zudem für prak-tische Zwecke nutzen, etwa zum Kühlen von Essen und Getränken. Veranstalten Sie an einem warmen, sonnigen Tag ein gemütliches Picknick; dabei kann ein kleines Planschbecken voll Wasser als

„Kühlschrank“ für die Getränke dienen und wärmeempfindliche Speisen lassen sich in nasse Tücher wickeln. Was stellen die Mäd-chen und Jungen dabei fest – funktioniert es wie gedacht? Welche Ideen haben die Kinder noch zum Kühlen ihrer Verpflegung?

Zum Weiter lesen Weitere Praxisideen und Wissenswertes zum Thema

„Wasser“ finden Sie auch in der Broschüre des Aktionspakets zum „Tag der kleinen Forscher“: hdkf.de/tdkf2020-broschuere

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ORTE ZUM FORSCHEN

DAS WASCHBECKENBeim Händewaschen halten sich Kinder gern länger am Waschbecken auf. Sie beobachten fasziniert, wie das Wasser aus dem Hahn über ihre Finger fließt. Sie drehen den Wasserhahn auf und zu, füllen das Becken und lassen das Wasser mal als Rinnsal, mal als dicken Strahl laufen. Ein Waschbecken bietet sich prima zum Erkunden an.

AUS WELCHEN TEILEN BE STEHT EIN WA SCHBECKEN?Gehen Sie gemeinsam mit den Mädchen und Jungen in den Wasch- raum oder zum Waschbecken im Klassenzimmer. Aus welchen Tei-len besteht ein Waschbecken? Können die Kinder sehen, wo das Wasser wieder ablaufen kann und wie ein Überlaufen verhindert wird? Oder verbergen sich einzelne Komponenten hinter einer Standsäule? Fragen Sie die Mädchen und Jungen, welche Funktion Wasserhahn, Überlauf, Abfluss, Stöpsel, Siphon, Mischbatterie und Wasserrohre haben könnten. Aus welchen Materialien sind diese gefertigt?

WIE KOMMT DA S WA S SER IN DEN HAHN?Erkunden Sie mit den Kindern, woher das Leitungswasser kommt und wie es in den Wasserhahn gelangt. Was meinen die Mädchen und Jungen, was mit dem Wasser passiert, wenn es im Abfluss abläuft? Gehen Sie mit den Kindern auf die Suche nach Wasser-leitungen. Wie verlaufen die, die das Wasser bringen? Und wohin fließt das Wasser weiter, nachdem das Rohr in der Wand oder im Keller verschwindet? Machen Sie doch mal einen Ausflug zu den Stadtwerken, um mehr über Wasserversorgung und Abwasserent-sorgung zu erfahren.

Wie sieht euer Waschbecken aus?

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W enn die Sonne von oben auf die Wolken scheint, dann werden die Wolken wärmer. Wenn es warm

wird, dann wird das Wasser für die Wolken zu schwer. Dann reißen die Wolken und das Wasser läuft raus. Deshalb sind Regenwol-ken auch immer so dunkel, weil dann schon so viel Wasser in den Wolken ist und nach unten drückt. Nachts macht das der Mond, der leuchtet dann auf die Wolken. Deshalb kann es am Tag und in der Nacht regnen.

E ine Wolke entsteht, wenn feuchte Luft aufsteigt und sich dabei abkühlt. Da kalte Luft weniger Wasserdampf auf-

nehmen kann als warme, bildet das übrige Wasser beim Abkühlen kleine Tröpfchen oder (wenn es sehr kalt ist) Eispartikel. Die kleinen Tröpfchen sind zuerst so leicht, dass sie in der Wolke schweben und wei-terwachsen können. Wenn sie dadurch

schwerer werden, fangen sie langsam an zu fallen. Dabei treffen sie auf an-dere Tröpfchen und verbinden sich mit diesen zu immer größeren Tropfen, die dann immer schneller fallen und schließlich als Regentropfen den Boden erreichen.

DUR CH DIE FORSCHERBRILLE

WAS PASSIERT IN DER WOLKE, WENN ES REGNET?

Leo, 5 Jahre

Prof. Dr. Stephan Pfahl, Institut für Meteoro logie, Freie Universität Ber lin

WIE WIRD DA S WA S SER WIEDER S AUBER?Die Mädchen und Jungen waschen sich mehrmals am Tag die Hände. Seife, Farbe, Schmutz und Essensreste landen im Ab-fluss. Erzählen Sie den Kindern, dass Ab-wässer wieder gereinigt und aufbereitet werden. Was denken die Mädchen und Jungen, wie das Wasser wieder sauber wird? Die Kinder erleben im Alltag beim Zähneputzen oder Wäschewaschen, wie wichtig sauberes Wasser ist. Sprechen Sie mit ihnen darüber, dass es nicht selbstver-ständlich ist, immer über sauberes Trink-wasser zu verfügen. Dass Menschen an-derswo teilweise mehrere Stunden zum nächsten Brunnen laufen müssen, um an Trinkwasser zu gelangen, das dann manch-mal noch nicht einmal wirklich sauber ist.

WARUM DARF ICH KEIN WA S SER VERSCHWENDEN?Fragen Sie die Mädchen und Jungen, ob sie eine Idee haben, warum sie Wasser nicht verschwenden sollen. Warum ist das so wichtig? Wo kommt das Wasser eigentlich her – bei uns, aber auch in Ländern, in de-nen es beispielsweise sehr wenig regnet? Überlegen Sie zusammen, wie es wäre, wenn wir kein Leitungswasser hätten. Wel-che Alternativen hätten wir, wenn kein Wasser mehr fließen würde? Wie machen wir dann unsere Hände sauber oder das Geschirr? Was fällt den Kindern ein und was können sie ausprobieren? Könnten sie zum Beispiel mit Sand ihre schmutzigen Hände reinigen?

S ACHEN SCHWIMMEN L A S SENLassen Sie die Mädchen und Jungen das Waschbecken voll Wasser laufen. Beobach-ten Sie gemeinsam, wie der Überlauf eine Überschwemmung verhindert. Jetzt können die Kinder Gegenstände suchen, die sie im Wasser schwimmen lassen. Was passiert mit dem Holzstück, was mit dem Metall- löffel? Nutzen Sie eine Zahnbürste, eine Holzkugel, ein Spielzeugauto. Was meinen die Mädchen und Jungen, warum das eine schwimmt und das andere nicht?

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Kindertagesstätte Kettenheimer Grund ANSPRECHPARTNERIN

Kirsten Enders-Herbst (stellvertretende Leitung)

ORT

Wahlheim, Rheinland-Pfalz

KINDER

22 Kinder, 5–6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2010 beim „Haus der kleinen Forscher“ aktiv. 2011, 2013, 2015, 2017 und 2019 zertifiziert.

MEIN FORSCHERTIPP KITA

WAS MACHT DAS SALZ IM WASSER?

Worum ging es bei dem Projekt?Die Kinder hatten sich gewünscht, zum Thema „Aqua-rium“ zu forschen. Zunächst befassten wir uns mit den

unterschiedlichen Fischen, bis die Mädchen und Jungen entdeck-ten, dass diese eine bestimmte Art von Wasser brauchen. Daraus entwickelte sich die intensive Auseinandersetzung mit Süß- und Salzwasser. Die Kinder erforschten die Eigenschaften und Ent-stehung von Süß- und Salzwasser sowie deren verschiedene Aggregatzustände. Wie kommt das Salz in das Wasser? Was pas-siert, wenn ich Salzwasser erhitze? Außerdem beschäftigten wir uns mit den Unterschieden zwischen dem Naturelement Wasser und unserem Leitungswasser.

Was haben Sie benötigt und wie lange haben Sie geforscht? Zum Forschen dienten uns Alltagsmaterialien: ein Kochtopf mit Deckel, ein Wasserkocher, Glasschälchen, Salz, Löffel. Für das Basteln nutzten wir Schuhkartons, Pappe, Papier, Flechtstreifen, Farbstifte und Wasserfarben. Wir recherchierten im Internet, in Büchern und sahen uns Filme an. Lieder, Reime, Bewegungsspie-le und die Untermalung mit Orffschen Instrumenten rundeten das Ganze ab. Wir forschten binnen eines Vierteljahres insgesamt 40 Tage lang, meist bis zu zwei Stunden am Stück.

Im Deckel sammelt sich Wasser, das nicht salzig schmeckt.

Was haben Sie herausgefunden? Wir haben die Unterschiede zwischen Salz- und Süßwasser er-forscht und den Wasserkreislauf der Natur kennengelernt. Wir erhitzten Salzwasser im Topf, und die Kinder beobachteten, dass das Wasser am Topfdeckel nicht salzig schmeckt. Als das Wasser verdunstet war, blieb im Topf Salz zurück. So fanden die Mädchen und Jungen heraus, dass Meerwasser zwar verdunstet und sich in den Wolken sammelt, das Salz aber im Meer bleibt und dass Re-genwasser daher nicht salzig schmeckt. Die Kinder dokumentier-ten ihre Erkenntnisse mit Zeichnungen, Fotos und Plakaten. Sie lernten neue Fachbegriffe wie „Süß-“ und „Salzwasser“, „Verduns- tung“, „Wasserkreislauf“, „kondensieren“ und „Clownfisch“.

Was hat gut oder nicht so gut geklappt? Schön war unsere Zusammenarbeit mit der Grundschule Flomborn, die den Mädchen und Jungen Materialien bereitstellte, sie beim Entdecken und Forschen unterstützte. Da das Thema einen starken Alltagsbezug hat, haben sich die Kinder gegenseitig helfen kön-nen. Wenn die Forscherideen feststehen, ist es sinnvoll, alle be-nötigten Materialien vorbereitet zu haben. Dann gibt es keine Unterbrechungen, das Interesse und die Aufmerksamkeit der Mäd-chen und Jungen bleiben erhalten.

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MEIN FORSCHERTIPP GRUNDSCHULE

WAS PASSIERT MIT DEM WASSER, NACHDEM ES GEREGNET HAT?

Gehört Forschen auch in Ihrer Kita, Ihrem Hort oder Ihrer Grundschule zum Alltag? Dann lassen Sie sich zertifizieren. Informationen zum Zertifizierungs-verfahren und das Bewerbungsportal finden Sie unter: hdkf.de/zertifizierung in der Rubrik „Zertifizierung“.

Worum ging es bei dem Projekt?Anlass war das Thema „Wetter“ im Sachunter-richt. Was passiert eigentlich mit dem Wasser,

das bei Regen vom Himmel fällt? Unser Projekt beschäftigte sich mit dem natürlichen Wasserkreislauf. Die Kinder pflanzten eine Blume in ein verschlossenes Glas und beobachteten dann meh-rere Tage, was drinnen passierte.

Was haben Sie benötigt und wie lange haben Sie geforscht? Die Mädchen und Jungen nutzten ein Marmeladen- bzw. Einweck-glas. Den Boden bedeckten sie mit einigen Stücken Holzkohle bzw. Steinchen. Darauf füllten sie eine Schicht Sand, darauf wie-derum etwas Blumenerde. Sie formten eine kleine Kuhle, setzten eine Pflanze mit Wurzel hinein und gossen sie mit etwas Wasser. Die Erde sollte feucht sein, es durfte aber kein Wasser im Glas stehen. Als Letztes spannten die Kinder Frischhaltefolie mithilfe eines Gummis über das Glas, das nun an einen sonnigen Ort ge-stellt wurde. Wir beobachteten den Wasserkreislauf fünf Tage lang.

Was haben Sie herausgefunden?Das Wasser im Glas erwärmte sich durch die Sonne und ver-dunstete teilweise. An der Folie sahen die Mädchen und Jungen Wassertröpfchen, die sich absetzten, wenn die Luft im Glas wie-der abkühlte. Waren sie schwer genug, fielen sie auf den Boden. Das Wasser ging nach dem Versickern im Boden also nicht verlo-ren, sondern zirkulierte im Glas – genau wie beim Wasserkreis-lauf in der Natur. Der besteht aus Verdunstung, Niederschlag, Versickerung bzw. Abfluss und wird beeinflusst durch Sonnenein-strahlung und Schwerkraft.

Was hat gut oder nicht so gut geklappt? Gemeinsam haben wir die Fachbegriffe „versickern“, „konden-sieren“ und „verdunsten“ erarbeitet. Die Kinder haben ihre Be-obachtungen jeden Morgen in einem Lernbericht notiert, sie skizzierten den Wasserkreislauf. Schön war, dass die Mädchen und Jungen viel selbstständig erarbeiten, beobachten, vermuten und Gelerntes anwenden konnten. Sie übten die Arbeit im Team und gingen immer selbstständiger und bewusster mit Fachbegrif-fen um. Bei dem Projekt lassen sich auch prima die Bedeutung und Kostbarkeit von Wasser thematisieren.

Grundschulverbund Nikolausschule ANSPRECHPARTNERINNEN

Natalie Brockmann (Lehrerin), Sandra Mittelmann (kommissarische Schulleitung)

ORT

Wipperfürth, Nordrhein-Westfalen

KINDER

293 Kinder, 6–11 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2017 beim „Haus der kleinen Forscher“ aktiv. 2019 zertifiziert.

In einem Glas lässt sich wunderbar der Wasserkreislauf zeigen.

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FORSCHERIDEE FÜR ELTERN

WASSER KLEBT

WAS KLEBT DENN DA?

Nicht nur der Duschvorhang, auch nasse Kleidung haftet besonders stark an unserer Haut und lässt sich dadurch nur schwer an- bzw. ausziehen. Probieren Sie es gemeinsam aus! Sie benötigen dafür pro Familienmitglied ein Paar Socken sowie eine Schüssel mit Was-ser und eine Uhr, am besten mit Sekundenzeiger. Die rechte Socke wird ins Wasser getaucht und ausgewrungen, die linke bleibt tro-cken. Wenn dann auch noch alle barfuß sind, kann es losgehen: eins, zwei, drei – Socke an! Wie viele Sekunden haben Sie jeweils für die trockene Socke gebraucht, wie viele für die nasse? Und wie ist es beim Ausziehen? Bei warmen Temperaturen können Sie den Versuch auch mit anderen Kleidungsstücken durchführen. Machen Sie dabei immer zwei Durchgänge, einmal mit dem trockenen und danach mit dem nassen Kleidungsstück. Wie ist es, in den nassen Badeanzug oder die nasse Badehose zu schlüpfen? Was ist mit den Schwimmflügeln

– bekommt man sie trocken und nass gleichermaßen gut ab? Und wie schwierig ist es wohl, in eine nasse Strumpfhose oder gar in eine nasse enge Jeans zu steigen? Letzteres ist eine ganz schöne Herausforderung, denn der feuchte Stoff will und will einfach nicht über die Haut gleiten, genau wie der Duschvorhang bleibt er buch-stäblich kleben.

Kommt man beim Duschen aus Versehen gegen den feuchten Duschvorhang, klebt er hartnäckig am ganzen Körper und will sich einfach nicht wieder lösen. Was passiert da eigentlich? Und was hat das mit Wasser zu tun – denn schließlich ist der Duschvorhang im trockenen Zustand ganz „harmlos“ und überhaupt nicht klebrig?

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FOR S C H E N MI T K IN DE R N

TRINKGLÄSER GESTALTEN

Nicht nur auf der Haut lässt Wasser Dinge kleben, auch auf anderen Materialien, wie zum Beispiel Glas. Nutzen Sie dieses Phänomen, um die Trinkgläser für das heutige Mittagessen einmal ganz beson-ders zu gestalten: Tragen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind kleine Stückchen bunten Papiers, Pflanzenblätter, kleine Blüten oder Fe-dern zusammen. Wenn diese mit Wasser angefeuchtet werden, dann lassen sie sich gut von außen an die Gläser kleben. Sprechen Sie darüber, welche Gegenstände wohl noch mithilfe des Wassers

Wissenswertes Gründe für dieses Festhaften feuchter Dinge sind die sogenannten Adhäsions- und Kohäsionskräfte. Adhäsion bezeichnet das Haften verschiedener Stoffe aneinander, etwa des Wassertropfens auf dem Papier. Kohäsionskräfte wiederum sorgen dafür, dass Moleküle gleicher Art (zum Beispiel Wassermoleküle) untereinander stark zusammen-halten. Dadurch bleibt der dünne Wasserfilm zwischen Glas und Papier stabil und reißt nicht so schnell. Deswegen ist Wasser ein guter Klebstoff. Kontaktlinsen beruhen ebenfalls auf diesem Prinzip: Die Linse haftet auf dem Auge, weil ein dünner Tränenfilm zwischen ihr und der Hornhaut liegt.

am Glas haften. Welche Vermutungen hat Ihr Kind? Probieren Sie es aus! Und kleben trockene Dinge ebenfalls am Glas? Sie können auch einen Langzeitversuch daraus machen und miteinander beobachten, wie lange die Gegenstände am Glas haften bleiben. Fallen sie irgendwann ab? Woran mag das liegen? Und kann man das beeinflussen – vielleicht mit einem Föhn oder durch direkte Sonneneinstrahlung?

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Fische, Krebse und Quallen bewegen sich auf

ihre jeweils typische Weise im Wasser vorwärts.

Können die Kinder entdecken, wie sich der

Mensch unter und auf der Wasseroberfläche

fortbewegen kann? Mit welchem Antrieb kommt

er vorwärts? Schauen Sie sich das Forscherbild

gemeinsam mit den Mädchen und Jungen an:

Wodurch sind unsere Gewässer und ihre tieri-

schen bzw. pflanzlichen Bewohner gefährdet?

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Antje Boetius ist Deutschlands bekannteste Meeresforscherin und Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Seit 30 Jahren erforscht sie die Tiefsee, nahm an mehr als

50 Expeditionen teil und kam an Orte, an denen nie zuvor ein Mensch gewesen ist.

INTERVIE W

WIR MÜSSEN UNS SEHR ANSTRENGEN,

UM DIE MEERE ZU BEWAHREN

Sie haben schon sehr früh gewusst: Wenn ich groß bin, will ich raus aufs Meer! Warum sind Sie Meeresforscherin geworden? Als Kind war ich ein echter Bücherwurm und habe viel über die Meere gelesen. Mein Großvater war Kapitän und hat mir vom auf-regenden Leben auf See erzählt. Im Fernsehen gab es die ersten Unterwasserfilme. Da habe ich beschlossen, Entdeckerin der Oze-ane zu werden. Ich liebe es, Orte zu entdecken, die noch kein Mensch zuvor gesehen hat. Dieses Entdecken liegt der Forschung zugrunde und wird mir nie langweilig. Gleichzeitig motiviert mich, wie wichtig Forschungsergebnisse sind, um das Leben auf unse-rem Planeten besser zu schützen. Die Landschaft der Tiefsee ist so vielfältig: Es gibt riesige Gebirge und Vulkane, Gräben und Ebe-nen, Korallenriffe, Schwammgärten. Millionen Arten von Tieren

leben da, die wir noch nicht kennen. Wenn ich rausfahre auf den Ozean, wenn ich in einem U-Boot abtauchen kann, bin ich immer sehr glücklich.

Welche Momente als Forscherin haben Sie stark berührt?Oh, es gibt so viele! Ich werde nie vergessen, wie wir nach wochen-langer mühseliger Suche in der eisbedeckten Tiefsee vor Grönland

„Wir müssen die Lebensvielfalt in den Ozeanen besser verstehen, auch um sie

schützen zu können.“

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dann plötzlich zum ersten Mal heiße Quellen vor uns sahen – nach jahrzehntelangen Vermutungen nun endlich der Beweis ihrer Exis-tenz! Das war toll. Einer meiner schönsten Tauchgänge war kürz-lich für eine Dokumentation nahe den Azoren. Bei tausend Metern Wassertiefe bat ich den Piloten des kleinen Forschungs-U-Boots, das Licht abzustellen. Plötzlich ging ein Feuerwerk los! Zahlreiche Tiefseefische und Bakterien strahlen aufgrund biochemischer Vor-gänge Licht aus: Ich habe noch nie so viel Biolumineszenz gese-hen! Alles funkelte und glitzerte. Man ist in der ewigen Dunkelheit und nur das Tiefseeleben leuchtet.

Obwohl Wasser rund 70 Prozent der Erde bedeckt, ist davon bis-her nicht einmal ein Prozent erforscht. Von welchen neuen Ent-deckungen der Zukunft träumen Sie?Ich möchte, dass wir die Lebensvielfalt in den Ozeanen besser verstehen, die Ausbreitung und Vernetzung von Lebensräumen. Das ist wichtiges Wissen für den Schutz der Meere. Wie funktio-niert die natürliche Dynamik der Meere und Polarregionen? Wie anpassungsfähig sind diese gegenüber äußeren Einflüssen wie Umweltverschmutzung und Klimawandel? Wir brauchen mehr öko-logisches Wissen, sollte der Mensch künftig mehr Ressourcen der Meere nutzen wollen oder müssen, etwa zur Zukunft der Aquakul-tur oder des Tiefseebergbaus. Ich träume von einem Forschungs-U-Boot wie im Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ von Jules Verne. Mit diesem kann man Monate unter Wasser bleiben, nicht nur Stunden.

„Wir Wissenschaftler können Probleme aufdecken, aber nicht

selbst die Meere aufräumen oder das globale Klima schützen.“

Eisbär beim Durchqueren der Arktis

Forschungsschiff mit mobiler Forschungsstation

Arktisches Meereis

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Angesichts dramatischer Probleme wie riesiger Müllinseln im Ozean, kiloweise Plastik im Bauch eines Wals oder verhun-gernder Eisbären am Polarmeer: Welche Aufgabe hat die Wissenschaft?Ich habe als Forscherin gemerkt, dass ich mehr tun muss, als nur Daten zu liefern. Ich erzähle noch immer gern von der Tiefsee und allem, was es dort zu entdecken gibt, aber ich sage jetzt auch, wie wichtig es ist, dass wir besser mit den Meeren umgehen. Und wie sehr wir uns anstrengen müssen, um sie zu bewahren. Die Wis-senschaft kann ökologische Probleme aufdecken, zum Beispiel den zunehmenden Plastikmüll im Meer oder die Wirkungen von Hitzewellen im Ozean durch den Klimawandel. Unser Wissen hilft, Aufmerksamkeit zu schaffen und Lösungen zu finden. Wir Wissen-schaftler können aber nicht selbst die Meere aufräumen oder das globale Klima schützen. Dazu braucht es die Politik, die Gesell-schaft. Wir verschaffen uns jedoch hartnäckig Gehör und finden derzeit viel Unterstützung bei jungen Menschen, die uns Erwach-sene mit Nachdruck zum Handeln auffordern. Um die Meere zu schützen, müssen wir besser aufpassen, wie viel Fisch wir ihnen entnehmen, wie viel Aquakultur wir uns leisten können. Vor allem müssen wir unser Energiesystem, die Landwirtschaft und den Ver-kehr umbauen. Wenn sie das Gas CO2 aufnehmen, werden die Meere zu warm und zu sauer. Von der bloßen Erkenntnis zur Hand-lung zu kommen und umzusteuern ist das, was zählt. Mich beein-druckt die „Fridays for Future“-Bewegung sehr. Die jungen Men-schen haben verstanden, was viele Erwachsene noch immer nicht wahrhaben wollen: Klima-, Umwelt- und Naturschutz sind zentra-le Herausforderungen, die wir jetzt angehen müssen und nicht auf später verschieben können.

Antje Boetius neben einem Freifallgerät, einer Observationsplattform, die vorprogrammierte Beobachtungen, Experimente und Messungen direkt am Meeresboden der Tiefsee ermöglicht

Antje Boetius als „kleine Forscherin“ am Strand

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MITMACHEN

WENIGER, ANDERS, GERECHTER

Um eine nachhaltigere Gesellschaft zu schaffen, können wir zum Beispiel weniger Lebensmittel wegwerfen, andere Verkehrsmittel wählen oder gerechter einkaufen. Wie können Sie Kinder

in nachhaltigem Handeln unterstützen – und zwar ohne sie zu überfordern?

Der Ansatz dafür heißt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, kurz: BNE. Diese befähigt Menschen, die Auswirkungen des eige-nen Handelns auf andere und auf die Natur zu erkennen und sich so zu verhalten, dass möglichst niemand benachteiligt wird. Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ bietet dazu bundes-weit eine zweiteilige Fortbildung für Erzieherinnen und Erzieher sowie für Kita-Leitungen an. Kernstück ist der sogenannte

„BNE-Baukasten“ – ein Fortbildungsmaterial, das dabei hilft, spannende Nachhaltigkeitsthemen zu finden, geeignete pädago-gische Methoden einzusetzen und Strategien für nachhaltiges Handeln zu entwickeln. Damit wird es einfacher, den nächsten Schritt zu gehen und in der Einrichtung aus Nachhaltigkeitsideen ein ganzheitliches Bildungskonzept entstehen zu lassen.

Gemeinsam zu einem wichtigen Thema lernenMelanie Hecker, Fachfrau für Umweltbildung und BNE-Trainerin im „Haus der kleinen Forscher“-Netzwerk Kreis Höxter, berichtet davon, was die Fortbildungsteilnehmenden motiviert: „Zunächst einmal thematische Inspiration. Viele interessie-ren sich persönlich für Nachhaltigkeit, sind in der Kita oder Grund-schule auch schon aktiv und wollen das weiter voranbringen. Der BNE-Baukasten gibt ihnen die Möglichkeit, neue spannende Pro-jekte mit den Mädchen und Jungen zu entwickeln. Zweitens er-halten sie Bestätigung. Wer sich für Nachhaltigkeit stark macht, ist nicht allein. In der Fortbildung spüren die pädagogischen Fachkräfte Zuspruch für ihr Engagement. Und welches Thema ist

JETZT INFORMIEREN UND FORTBILDEN!

BNE-ANGEBOT AN PRÄSENZFORTBILDUNGEN:hdkf.de/fortbildungen-vor-ort

BNE-FORTBILDUNGSANBIETER IN IHRER NÄHE:hdkf.de/fortbildungsanbieter

BNE-ONLINE-KURSE:hdkf.de/online-lernen

aktueller als dieses? Als Drittes motiviert das Lernen von anderen. Der gegenseitige Austausch ist sehr wertvoll. Wie haben andere Einrichtungen ein bestimmtes Problem gelöst? Wie beziehen sie etwa die Eltern in die Nachhaltigkeitsbildung der Kinder ein?“

Ausblick: Wie gelingt nachhaltiger Konsum?Die Stiftung wird ab Frühjahr 2021 noch eine weitere BNE-Fortbil-dung anbieten: Thema ist „nachhaltiger Konsum“. Das ist eines von insgesamt 17 Zielen nachhaltiger Entwicklung, auf die sich die Weltgemeinschaft (UN) 2015 verständigt hat. Verantwortungs-voll zu konsumieren fällt vielen Menschen schwer. Um diesen Bereich mit Kindern zu entdecken und zu erforschen, gibt es zahl-reiche Anlässe.

Antje Boetius als „kleine Forscherin“ am Strand

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Vor den Sommerferien bauten die Hausmeister der DRK-Kita in Stelle-Uhlenhorst eine tolle Wasserbahn für den Außenbereich der Einrichtung. Die Kinder waren begeistert: Sie matschten, schütteten und experimentierten.

Nach den Sommerferien erzählten viele Mädchen und Jungen enthusiastisch von ihren Urlauben und den Tieren, die sie im Wasser gesehen hatten. So beschlossen die pädagogischen Fachkräfte gemeinsam mit den Kindern,

das „Wasser als Lebensraum“ genauer unter die Lupe zu nehmen.

AUSGE ZEICHNE T

KLEINE WASSERFORSCHERINNEN UND -FORSCHER GANZ GROSS

D ie über die Sommerferien erhaltenen Postkarten waren ein schöner Aufhänger für den Projektstart. Sie wurden zusam-men mit den Mädchen und Jungen gelesen und genau be-

gutachtet. Anschließend schauten die Kinder auf einem Globus nach, wo sich die Urlaubsorte befinden und welche Gewässer es dort gibt. Ob Süß- oder Salzwasser, fließende oder stehende Ge-wässer – in der folgenden Projektphase befassten sich die klei-nen Forscherinnen und Forscher intensiv mit der Vielseitigkeit des

Lebensraums Wasser und erforschten seine Bedeutung für die Tier- und Pflanzenwelt. Zur Veranschaulichung unternahmen die pädagogischen Fachkräfte viele Ausflüge mit den Mädchen und Jungen an Flüsse oder Seen und hängten im Gruppenraum eine Plakatwand mit den unterschiedlichen Wasserbewohnern auf.

„Wer kann mir drei Fische nennen, die im Teich leben?“ Auf diese und ähnliche Fragen einer Erzieherin hatten die Kinder sehr schnell die passende Antwort parat.

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DRK-Kita Stelle-UhlenhorstANSPRECHPARTNERINNEN

Christina Böer (Kita-Leitung), Kim Lint Golinski (Erzieherin),Svetlana Strumberger (pädagogische Fachkraft)

ORT

Stelle, Niedersachsen

KINDER

60 Kinder, 1–6 Jahre

HAUS DER KLEINEN FORSCHER

Seit 2018 beim „Haus der kleinen Forscher“ aktiv.

Wasser als lebenswichtige KomponenteDie kleinen Forscherinnen und Forscher beschäftigten sich außer-dem mit der Bedeutung von Wasser für jedes Lebewesen: Wasser als lebenswichtige Komponente. Die Mädchen und Jungen er-forschten, wie Pflanzen trinken und Tiere, wenn im Winter die Seen zugefroren sind. Eine Mutter, die Ärztin ist, erklärte den Kindern außerdem anhand eines Menschenmodells, wie der Körper Wasser aufnimmt und wozu genau es wichtig ist. Sehr aufmerksame Mäd-chen und Jungen wiesen auf die Tatsache hin, dass die Menschen früher nicht selbstverständlich an fließendes Wasser kamen und es heute auch viele gibt, die nicht einfach den Wasserhahn auf-drehen können. Lukas äußerte, dass wir sehr sparsam mit dem Leitungswasser umgehen müssen: „Wenn wir immer das Wasser laufen lassen, dann haben wir auch bald kein Wasser mehr und müssen irgendwann zur Elbe laufen und uns welches holen!“ Die Kinder überlegten, wie sie zukünftig Wasser sparen könnten: zum Beispiel beim Zähneputzen den Wasserhahn nicht die ganze Zeit laufen zu lassen!

Wasser und seine physikalischen Fähigkeiten Auch untersuchten die Mädchen und Jungen Wasser auf seine physikalischen Eigenschaften. Was kann in Wasser schwimmen? Wie verhält sich Wasser unter Druck oder mit Zufuhr von Sauer-stoff? Vermischt sich Wasser mit anderen Flüssigkeiten, wie bei-spielsweise Öl? Wie verhält sich Wasser in gefrorenem Zustand? Viele verschiedene Experimente halfen den Kindern beim Erfor-schen dieser Fragen und ließen sie staunen. Die Mädchen und Jungen prüften den Salzgehalt unterschiedlicher Gewässer und setzten sich auch mit Umweltverschmutzung sowie den Folgen von Abfallpartikeln im Wasser auseinander. Den Projektabschluss bildete schließlich ein Experimentiernachmittag, bei dem die Kin-der ihre erworbenen Kenntnisse den stolzen Eltern präsentierten.

„So, nun wissen wir mehr über Wasser als unsere Eltern“, konsta-tierte die kleine Melina, „und wenn wir in die Schule kommen, müssen wir das nicht mehr lernen.“

Der „Forschergeist“ ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Gesucht und prämiert werden heraus-

ragende Projekte, die Mädchen und Jungen für die Welt der Mathematik, Informatik, Naturwis-senschaften oder Technik begeistert haben. Weitere spannende Informationen und Details zum „Forschergeist“-Wettbewerb erhalten Sie unter: forschergeist-wettbewerb.de

„Forschergeist“-Projekt

Vermischt sich Wasser mit Öl?Die Kinder beobachten Krebse im Sand.

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K UR ZGE SCHICHTE

URLAUBText: Aby Hartog Illustrationen: Ulf K.

Der Esel und die Bärin fuhren in den Urlaub. Mit dem Boot. Es war ein kleines Boot. Mit zwei Bänken und zwei Paddeln.Der Esel und die Bärin hatten ihre Siebensachen in ein großes Tuch gepackt. Da fuhren sie »Schwups!« auf dem Meer dahin! In der hohen Brandung fürchteten sie sich ein bisschen, aber weiter draußen kamen sie gut voran.

Es wurde dunkel. Der Bärin und dem Esel wurde kalt.

Es fing an zu regnen. Die Bärin und der Esel wurden nass.

Beim Paddeln wechselten sie sich ab. Wenn die Bärin paddelte, aß der Esel eine Karotte.Wenn der Esel paddelte, aß die Bärin einen Fisch.

Es fing an zu stürmen. Die Bärin und der Esel verloren ein Paddel.

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Der Esel und die Bärin bekamen ein bisschen Angst. Was tun, mitten in der Nacht, auf hoher See, mit nur einem Paddel? Glücklicherweise schliefen die Bärin und der Esel ein.

Die Wellen wurden immer höher. Die Bärin und der Esel wurden seekrank. »Uäh!«, sagte der Esel. »Uäh!«, sagte die Bärin.

Am Nachmittag erreichten sie das Ufer. »Ich bin froh, dass der Urlaub vorbei ist«, sagte die Bärin.»Ich auch«, sagte der Esel.

Abwechselnd pusteten der Esel und die Bärin in die Segel. Es funktionierte! Manchmal schrie der Esel, dann kamen sie schneller voran. Manchmal furzte die Bärin, dann kamen sie noch schneller voran.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück hatte der Esel eine Idee. Er band das Paddel an einer Bank fest. Mit ein paar Haaren aus seinem Schwanz. Das Paddel stand senkrecht in die Höhe wie ein Mast. Der Esel knotete ein paar Taschentücher daran. Wie Segel.

Die Geschichte „Urlaub“ ist in der Kinderzeitschrift Gecko Nr. 42 und in dem Buch „Esel und Bärin“ im Peter Hammer Verlag erschienen, in dem noch viele andere Geschichten von Esel und Bärin erzählt werden. www.peter-hammer-verlag.deGecko, die werbefreie Bilderbuchzeitschrift für Kinder ab vier Jahren bringt alle zwei Monate illustrierte Vorlesegeschichten, Mitmachseiten, Sprachspiele, ein Experiment und vieles mehr.Gecko gibt es auf www.gecko-kinderzeitschrift.de und im Buchhandel.Kindergärten und Grundschulen erhalten 10 % Bildungsrabatt auf das Abo unter: www.gecko-kinderzeitschrift.de/bildungsrabatt

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„Oh, guck mal, wie schön!“ Aus dem Halbdunkel des Planetariums dringt immer wieder aufgeregtes Gemurmel. Der Wuppertaler Nachthimmel hat es den Kindern der vierten Klasse angetan. „Und wenn ihr am Ende des großen Wagens eine Linie hier rüberzieht, kommt ihr zum Polarstern“, erklärt Michael Winkhaus. „Das ist einer der wichtigsten Sterne, weil er uns beim Navigieren hilft.“ Der Physiklehrer zeigt auf einen hellen Punkt an der Innenseite der Planetariumskuppel. Noch Fragen? Acht Arme schnellen hoch.

Mehrere Jahre hat Michael Winkhaus mit seinen Astrono-mie-Schülerinnen und -Schülern am Carl-Fuhlrott-Gymnasium in Wuppertal an dem Planetarium gebaut. Jetzt laden sie Grund-schulklassen aus der Umgebung dorthin ein, so wie heute die 4b der Hermann-Herberts-Grundschule. Die Klasse besucht aber nicht nur das Planetarium. Sie forscht hier auch selbst zu den Themen „Optik“ und „Farben“.

Jedes Kind kann auch einen Blick durch das Teleskop werfen.

Wäre Physiklehrerin bzw. -lehrer der richtige Job für mich? Am Wuppertaler Carl-Fuhlrott-Gymnasium können Schülerinnen und Schüler es ausprobieren – und bieten damit gleichzeitig Grundschulklassen aus der

Region spannende und praktische Einblicke in Physik und Astronomie.

GUT GEMACHT

FORSCHEN UNTERM WUPPERTALER STERNENHIMMEL

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Jugendliche entwickeln und bauen ForscherstationenVorbereitet und begleitet werden dieser und ähnliche Besuche vom Projektkurs „MiLeNa“, den es seit drei Jahren an dem Gym-nasium gibt. „MiLeNa“ steht für MINT-Lehrer-Nachwuchsförderung. Der Kurs – geleitet von Michael Winkhaus – richtet sich an Jugend-liche der Oberstufe, die sich für Physik und Astronomie interes-sieren und sich gleichzeitig als Lehrkraft ausprobieren wollen. Dafür entwickeln und bauen sie die verschiedenen Forscherstati-onen und bringen sie dann den Jüngeren nahe. Pascal beispielsweise hat im Physikraum Farbfächer bereit-gelegt und Lampen aufgestellt, die farbiges Licht ausstrahlen: rotes, grünes und blaues. Sein Thema heute: additive und sub-traktive Farbmischung. Begriffe, die Dario, Leon und Celina, die gerade um Pascal herum sitzen, sicherlich noch nie gehört haben. Das ist an dieser Stelle aber auch egal. Die Prinzipien, die dahin-ter stecken, haben die Kinder der vierten Klasse schnell verstan-den. Sie mischen Farben, rätseln um farbige Schatten und wissen jetzt, dass die Grundfarben in der subtraktiven Farbmischung Gelb, Cyan und Magenta sind.

Ein Gewinn für alle Seiten „Das Projekt ist für alle Seiten ein Gewinn“, sagt Michael Winkhaus. „Wir Lehrkräfte können Werbung für unseren Beruf machen, die Schülerinnen und Schüler sich ausprobieren. Und für die Grund-schulen ist es toll, das alles kostenfrei zu erleben.“ Etwa 20 vierte Klassen nutzen pro Halbjahr das Angebot des Gymnasiums. Seit Neuestem besucht der Projektkurs auch Kitas und forscht mit Kin-dern im Vorschulalter. Die Werbung, die das Gymnasium dadurch bekommt, sei ein nicht zu unterschätzender Vorteil, so Winkhaus.

„Es ist toll, wenn die Kinder so begeistert sind“, sagt Jannika, die gerade zum sechsten und letzten Mal an diesem Vormittag gezeigt hat, wie die drehbare Sternenkarte funktioniert, und schon weiß, dass sie mal Lehrerin werden will. „Das motiviert mich“, fügt sie hinzu. Und die Grundschulklasse? Die besteht aus vielen zufrieden dreinschauenden Mädchen und Jungen, die heute ihre ersten ganz praktischen Erfahrungen mit Physik und Astronomie gemacht haben.

Mit der sogenannten drehbaren Sternkarte üben die Schülerinnen und Schüler, sich am Himmel zu orientieren.

Im Planetarium betrachtet Physiklehrer Michael Winkhaus mit den Grundschulkindern den Wuppertaler Sternenhimmel.

Die Sternwarte auf dem Dach des Gymnasiums ist eine von insgesamt fünf Stationen, die die Kinder besuchen.

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Woran forschen Sie gerade?Mich interessiert zurzeit besonders, was die Rahmenbedingungen sind, die es Kin-dern ermöglichen, sich wirklich gut zu ent-falten und gut zu lernen. Und das ziemlich global, also nicht nur in der Schule, son-dern auch in der Familie, in der Gesell-schaft. Damit beschäftige ich mich sowohl in meiner Forschung als auch in der Umset-zung mit Schulen.

Was verstehen Sie unter der Bezeichnung Bruttonationalglück?Der Grundgedanke des Bruttonational- glücks ist, dass Dinge wie Fortschritt und Wachstum kein Selbstzweck sind, sondern dass sie der menschlichen Gesellschaft dienen sollten, bei gleichzeitigem Respekt für die Umwelt. Es geht darum, dass man sich bewusst ist, dass die Wirtschaft nur ein Subsystem der menschlichen Gesell-schaft und diese nur ein Subsystem des

GU T ZU W IS S E N

BILDUNGSPOLITIK UND GE SELLSCHAF T

DIE DREI DIMENSIONEN DES GLÜCKS

Dr. Ha Vinh Tho leitete von 2012 bis 2018 das Programm für Bruttonationalglück in Bhutan, einem buddhistischen Königreich am östlichen Rand des Himalajas. Er trägt das Konzept seitdem als Autor und Forscher in die Welt, unter anderem im Dezember 2019 auf einer internationalen Konferenz in Berlin zu den Zusammenhängen von MINT-Bildung und Nachhaltigkeit, die die Siemens Stiftung und die Stiftung

„Haus der kleinen Forscher“ gemeinsam organisierten. Im Interview mit der „Forscht mit!“ spricht Ha Vinh, der heute in der Schweiz lebt, über glücklichere Schulen und Momente der Stille.

Ökosystems ist. Heute ist es oft umgekehrt: Die Wirtschaft ist das Hauptziel und Men-schen und Natur sind nur Ressourcen für die Wirtschaft. Bruttonationalglück sagt: Wachstum, Wirtschaft, Fortschritt, Entwick-lung müssen einem Ziel dienen und zwar: Glück für alle Menschen und Wohlbefinden für alle Lebensformen. Mit Glück sind dabei nicht oberflächliche, angenehme Gefühle gemeint, sondern die Grundbedingungen eines dauerhaft guten Lebens. Wir gehen davon aus, dass es drei dieser Grundbedin-gungen gibt, dass der Mensch dreifach in Harmonie leben kann: mit sich selbst, mit seinen Mitmenschen und mit der Natur.

Wie setzt man das um?In Bhutan ruht das System auf vier Säulen. Die erste Säule ist Ökologie, also der Schutz des Ökosystems. Die zweite Säule ist eine richtige wirtschaftliche Entwick-lung, die gerecht, fair und nachhaltig ist, also auch die Bedürfnisse der zukünftigen Generationen miteinbezieht. Die dritte ist die Pflege der Kultur – das heißt Wissen-schaft, Kunst und Spiritualität –, die eben nicht Subsystem der Wirtschaft sein soll, weil sie der Ort ist, wo sich Menschen kre-ativ ausdrücken und wirklich weiterentwi-

ckeln können. Die letzte Säule ist eine gute Regierung, also dass die Führungsstruktu-ren so sind, dass sie das Gemeinwohl in den Vordergrund stellen.

Warum ist das auch für Kinder wichtig?Die Gesellschaft und die Systeme, die wir haben, sind ja das Resultat der Art, wie wir denken, reden, miteinander umgehen und wie wir uns verhalten. Das wird natürlich maßgeblich in der Schule angelegt. Aber unser Schulsystem spiegelt heute eigent-lich unser Wirtschaftssystem wider. Es ist einerseits auf Konkurrenz aufgebaut, sehr individualistisch und alle gegen alle. Ande-rerseits kann es nicht wirklich auf die Be-dürfnisse der Einzelnen eingehen und übt einseitig akademische Fähigkeiten, wäh-rend emotionale, soziale und ökologische Dimensionen unterfordert werden. Das Projekt „Happy Schools“, das wir jetzt in Zusammenarbeit mit dem Erziehungsmi-nisterium sehr groß in Vietnam angelegt haben, geht davon aus, dass die kindliche

„Fortschritt und Wachstum sind kein Selbstzweck,

sondern so llten der mensch-lichen Gesellschaft dienen.“

„Unsere Schulkinder als Menschen verstehen zu lernen

macht sehr viel aus.“

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GEMEINS AME LE SEEMPFEHLUNGENDER STIF TUNG „HAUS DER KLEINEN FORSCHER“ UND DER STIF TUNG LE SEN

Martin BaltscheitDie Geschichte vom Löwen, der nicht schwimmen konnteab ca. 6 Jahren, Beltz & Gelberg Verlag40 Seiten, Preis: 13,95 €

„Zu Hilfe, mein Löwe, so rette mich doch! Denn wenn ich hier bleibe, ertrinke ich noch …“ Eine Rettung muss her und zwar schnell. Aber der König der Tiere muss mal wieder zugeben, dass er etwas nicht kann – nämlich schwimmen. Die ande-ren Tiere haben zwar gute Ratschläge parat, aber selbst mit detaillierter zeichne-rischer Anleitung kann der Löwe nicht erkennen, wie er ohne Flossen, Boot oder Flugzeug die Liebste retten könnte … Mit zahlreichen witzigen Anspielungen auf den Kultklassiker kommt diese Geschichte vom Schwimmenlernen daher, die aber auch eigenständig zu überzeugen weiß. Und am Ende … Nein, hier wird nichts über die weibliche List verraten.

Anke M. Leitzgen/Anna BockelmannErforsche das Meerab 8 Jahren, Beltz & Gelberg Verlag160 Seiten, Preis: 16,95 €

Badespaß ist das eine – spannendes Sachwissen zu den Hintergründen von Küste, Meer und dazugehöriger Flora bzw. Fauna das andere. Und hier kann man all dem im Wortsinn auf den Grund gehen: zum Beispiel

den unzähligen winzigen Lebewesen, die sich im Watt tummeln und die auf einer anschaulichen Illustration im Querschnitt gezeigt werden. Mit einem Mix aus Fotos und Abbildungen liefert das Buch einen spielerischen und gleichzeitig fundierten Einstieg in Meereswissen. Genial gelöst ist hier die „Navigation“: Icons wie Fernglas und Pfeil weisen auf Tipps, weiterführende Erklärungen, Um-weltbezüge oder Experimente hin.

Anna Schindler/Katrin DageförBis zum blauen Meer und zurückab ca. 3 Jahren, Edition Pastorplatz34 Seiten, Preis: 14 €

Ein Lachs als Buchheld ist echt mal etwas anderes! Aber schließlich hat der kleine Lax ja auch viel zu erzählen – von seiner langen, langen Reise, die ihn und seinen besten

Freund, den Frosch Ogi, von der eisigen Quelle bis zum Meer führt. Dabei erleben die beiden natürlich jede Menge Abenteuer, treffen zahllose vorübergehende Reisegefährten und müssen sich gefährlichen Situationen stellen. Und plötzlich ist es da – weit, groß und blau: das Meer! Mit der liebevoll bebilderten, spannen-den Reisegeschichte können neugierige Kinder einiges lernen – nicht nur über die Wanderung der Lachse, bei der diese Süß- und Salzwasser durchqueren.

Weitere Lese- und Medienempfehlungen zu MINT und vielen anderen Themen finden Sie auf: stiftunglesen.de

Erziehung eine ganzheitliche sein soll, nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz und die Hand ausbildet und diese drei Ebe-nen des Glücks – harmonisch Umgehen mit sich selbst, mit anderen und der Natur – fördert.

Was brauchen denn Pädagoginnen und Pä-dagogen, vielleicht auch in Deutschland, um glücklichere Schulen zu schaffen?Einerseits ist man als Lehrkraft ja ein Vor-bild. Wenn Lehrerinnen und Lehrer anfan-gen, an ihrem eigenen Inneren zu arbeiten

– Wie gehe ich mit schwierigen Emotionen wie Wut und Trauer um? Wie kann ich mehr auf mich selbst achten? –, hat das sofort eine Wirkung auf die Kinder. Außerdem muss den Lehrkräften klar werden, dass das Wohlbefinden der Kinder ein Teil ihrer Aufgabe ist und nicht nur die Leistungen für die Prüfungen. Natürlich muss das die Schule auch fördern. Wenn die Lehrkräfte nur daran gemessen werden, was für Noten die Kinder in ihren Klassen bekommen, dann werden sie natürlich ihre ganze Auf-merksamkeit darauf lenken – das ist das Gleiche wie auf der gesamtgesellschaftli-chen Ebene. Wir müssen uns fragen, was gemessen wird.

All dies muss man eigentlich auf System- ebene anpacken und mindestens die Schule, am besten aber gleich die Regie-rung involvieren. Gibt es denn auch kleine Dinge, mit denen man selbst anfangen kann?Kleine Schritte können eine große Rolle spielen. In Vietnam haben wir zum Beispiel eingeführt, dass der Schulunterricht mit einem kurzen Moment der Stille und der Achtsamkeit beginnt, damit die Schülerin-nen und Schüler wirklich zu sich kommen können. Es dauert nur ein paar Minuten, aber es hat eine Wirkung. Und mindestens einmal in der Woche – wir nennen das

„Class Quality Time“ – kommen die Schul-kinder in einem Kreis zusammen und jedes hat Gelegenheit, auszusprechen, wie es sich fühlt und was es gerade bewegt. Wenn wir unsere Schulkinder verstehen lernen, nicht nur als Schülerinnen und Schüler, sondern als Menschen, macht das sehr viel aus.

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AUS DER BILDUNGSINITIATIVE

651 Kitas aus allen Teilen Deutschlands haben sich mit ihren MINT-Projekten beim

„Forschergeist 2020“ beworben. Eine Jury, die sich aus renommierten Fachleuten aus Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft zu-sammensetzt, wählte für jedes Bundesland das jeweils beste Projekt aus. Die 16 aus-gezeichneten Einrichtungen erhielten ne-ben der „Forschergeist“-Trophäe auch ein

BUNDESWEITER KITA-WETTBEWERB „FORSCHERGEIST 2020“

NACHHALTIG IM BUNDESTAG

W älder sind Orte, an denen Kinder spielen und forschen können. Zugleich bieten sie Lebensräume für die Tiere und sind wirtschaftlich genutzte Flächen. Nicht immer

sind diese Nutzungen miteinander vereinbar. Die Kombination von MINT-Bildung und Bildung für nachhal-tige Entwicklung (BNE) hilft, solche Konflikte zu verstehen und zu lösen. Dies war der Tenor eines Gesprächs im Deutschen Bundes-tag, zu dem Prof. Dr. Heike Molitor von der Hochschule für nach-haltige Entwicklung Eberswalde und Michael Fritz, Vorstandsvor-sitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, am 4. März 2020 von Abgeordneten eingeladen worden waren. Heike Molitor erläuterte, dass ein Ziel von BNE der Perspektiv-wechsel sei, um die anderen zu verstehen und produktive Ausein-andersetzungen führen zu können. Dadurch stellt man sich schnell die Frage, was eigentlich gerecht ist, und lernt, mögliche Wider-sprüche zur eigenen Vorstellung auszuhalten. Diese Kompetenzen sind für eine globale Gesellschaft wichtig. Auch Kinder kennen solche „Zwickmühlen“ schon früh aus ihrem Alltag – etwa wenn es darum geht, wer wie viele Erdbeeren bekommen soll.

Preisgeld in Höhe von je 2.000 Euro. Aber es bleibt spannend! Denn die Bundespreis-träger müssen noch gekürt und die Sonder-preise vergeben werden. Die Bundessieger werden aus den 16 Landespreisträgern er-mittelt und gewinnen zusätzlich noch ein-mal je 3.000 Euro. Die Sonderpreise sind mit je 2.000 Euro dotiert.Mehr unter: forschergeist-wettbewerb.de

Was müssen Kitas, Horte und Grundschulen für das Zertifikat

„Haus der kleinen Forscher“ tun? Und was sind die Vorteile einer

solchen Zertifizierung? In diesem Film bekommen

Sie Antworten:hdkf.de/zertifizierung

„Stelle Fragen. Unser Wissen besteht

aus den Antworten auf gestellte Fragen.“

Aristoteles Philosoph und Naturforscher

ZAHL DES MONATS

3, 5Prozent beträgt der Salzgehalt

der Ozeane. Pro Liter Meerwasser ist das ein Esslöffel voll. Als Süßwasser gilt ein Salzgehalt von unter 0,1 Prozent.

FO R S C H T MI T ! 2 / 2020

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GU T ZU W IS S E N

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GU T ZU W IS S E N

Sie haben in Trier einen Forscherraum auf-gebaut. Was passiert da und wer forscht? Gedacht als Raum, in dem pädagogische Fach- und Lehrkräfte, Partner und Interes-sierte unsere Arbeit erleben können, entwi-ckelte es sich schnell so, dass Kitas und Grundschulen zu Forscherrunden kamen. Sie forschen jeweils zu einem Thema, oft in Ko-operation mit der Stadtbibliothek nebenan.

Was haben Sie durch das „Haus der kleinen Forscher“ gelernt?In elf Jahren habe ich viel gelernt! Das tägli-che Ausprobieren und Forschen prägten mich schon damals. Durch das pädagogi-sche Konzept, viele Methoden sowie die Schulungen zu BNE habe ich neue Kompe-tenzen erworben. Forschendes Lernen und Ko-Konstruktion sind Teil meines Denk- und Lebenskonzepts geworden.

Was haben Sie zuletzt selbst erforscht?Prinzipiell probiere ich gern vieles aus. Zu-letzt habe ich auf verschiedene Art Ingwer-bier hergestellt, Salzkrebse fürs Mikrosko-pieren gezüchtet, eine neue Haarfärbetechnik versucht und Reinigungsmittel aus natürli-chen Zutaten angefertigt.

CLAUDIA MEURERNETZWERK-

KOORDINATORIN UND

TRAINERIN BEI DER

VOLKSHOCHSCHULE TRIER

Gestatten, ...

V ernetzung für gute frühe Bildung liegt der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ am Herzen – nicht nur analog mit ihren lokalen Netzwerken, sondern auch auf digitalen Kanälen: Hier ist ortsunabhängig immer Platz

für Austausch, Feedback und Anregungen! Auf Facebook (facebook.com/KleineForscher), Twitter (twitter.com/ KleineForscher) und Instagram (instagram.com/Kleine_Forscher) berichtet die Bildungsinitiative von ihren neuesten Angeboten und Fortbildungsthemen, diskutiert über gute frühe MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung und gibt Einblicke hinter ihre Kulissen. Interaktive Aktionen laden regelmäßig zum Mitmachen ein: Auf Instagram sind im Rahmen des diesjährigen „Tags der kleinen Forscher“ alle dazu aufgerufen, unter dem Motto „Zeigt, was Wasser kann!“ eine spannende Facette des nassen Elements zu posten. Und auf Facebook kann unter anderem über das Coverbild der nächsten „Forscht mit!“ abgestimmt werden. Alle können mitmachen und Teil der digitalen Community werden!

DIGITAL VERNETZT AUF ALLEN KANÄLEN

WAS HEISST „BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG“?

W as sind die Ziele einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)? Wie können diese im pädagogischen Alltag praktisch umgesetzt wer-den? Welche Rolle spielt dabei das Handeln der Leitung? Wie sehen

konkrete Bildungsangebote aus? Gemeinsam mit renommierten Fachleuten hat sich die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ mit Fragen rund um das Bildungskonzept „Frühe Bildung für nachhaltige Entwicklung“ beschäftigt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind nun im zwölften Band der wissenschaftlichen Schriftenreihe „Frühe Bildung für nachhaltige Entwicklung – Ziele und Gelingensbedingungen“ erschienen. Der Band beschreibt auch Ergebnisse zur Wirkung der BNE-Angebote des

„Hauses der kleinen Forscher“: Zum Beispiel, wie zufrieden die pädagogischen Fach- und Leitungskräfte mit den Fortbildungen sind, wie groß ihre Lernerfol-ge sind, wie sie BNE im pädagogischen Alltag umsetzen und inwiefern sich die Einrichtungen dadurch ganzheitlich verändern.

Weitere Informationen finden Sie unter: hdkf.de/schriftenreihe

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Naturwissenschaften und Technik

für Mädchen und Jungen

HerausgeberStiftung Haus der kleinen ForscherKatrin Pauly (V. i. S. d. P.)Rungestraße 1810179 Berlin Tel: 030 27 59 59 - 0Fax: 030 27 59 59 - 209E-Mail: [email protected]

ProjektleitungKatrin PaulyE-Mail: katrin.pauly@ haus-der-kleinen-forscher.de

Verantwortliche RedakteurinFriederike ZiemerE-Mail: [email protected]

RedaktionAntonia FrankeLisa GerloffAnna-Lotta GeysselKatharina Hanraths Susanne HeinEsther LauerAlexander MatzkeitJulia Oberthür

Miriam SandabadMartin SchmuckerFriederike Ziemer Partner der Stiftung sind die Helmholtz- Gemeinschaft, die Siemens Stiftung, die Dietmar Hopp Stiftung und die Deutsche Telekom Stiftung. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

BildnachweisTitel: Per Swantesson/Stocksy United; S. 1 Bettina Volk/Stiftung Haus der kleinen Forscher; S. 4 Angela Lumsden/Stocksy United; S. 7 MIA Studio/shutterstock; S. 11 oben: privat, unten: Petra Grasse; S. 12 Kindertagesstätte Kettenheimer Grund;S. 13 Imgorthand/istockphoto; S. 18 Esther Horvath (CC-BY 4.0)/Alfred-Wegener-Institut; S. 19 Mario Hoppmann (CC-BY 4.0)/Alfred-Wegener-Institut; S. 20 oben: Mario Hoppmann (CC-BY 4.0)/Alfred-Wegener-Institut, unten:privat; S. 21 CC BY-ND 3.0 DE Stiftung Haus der kleinen Forscher/Baden-Württemberg Stiftung; S. 22 und 23 Mareike Mittelbach/Stiftung Haus der kleinen Forscher;

S. 26 Michael Winkhaus; S. 27 oben: Michael Winkhaus, unten: Katharina Hanraths/Stiftung „Haus der kleinen Forscher“; S. 28 Dai Bui Photography; S. 30 Stiftung Haus der kleinen Forscher; S. 31 Universität Hildesheim; S. 32 New Africa/istockphoto

BezugsbedingungenDie Kitas, Horte und Grundschulen, die am Bildungsangebot der Initiative „Haus der kleinen Forscher“ teilgenommen haben und damit aktiv sind, erhalten das Magazin 4 x jährlich kostenlos. Das Magazin steht in vollem Umfang auf der Website haus-der-kleinen-forscher.dekostenlos zum Download zur Verfügung.

Erscheinungvierteljährlich

Gestaltung und SatzDiscodoener · Stuttgart

Lektorat Dr. Frauke SeveritBerlin

DruckBonifatius GmbHDruck – Buch – VerlagPaderborn

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in elektronische Datenbanken, Mailboxen sowie sonstige Vervielfältigungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion von „Forscht mit!“ recherchiert und prüft jeden Artikel sorgfältig auf seine inhaltliche Richtigkeit. Dennoch kann es immer mal passieren, dass sich Fehler in die Texte oder Bilder einschleichen. Wir übernehmen daher keine Garantie fürdie Angaben.

Gedruckt auf 100 % PEFC-zertifiziertem Papier

VORSCHAU AUF DIE NÄCHSTE AUSGABE

VOLL SÜSS!

Zucker sind nicht automatisch schlecht, nur weil zu viel Konsum bestimmter Sorten (Saccharose) krank macht. Wie viel Zucker ist eigentlich gesund? Zucker kommen nicht nur in allen Lebewesen vor, sie sind auch ziemlich „stark“. Sie liefern Energie und werden bei der Herstellung chemischer Stoffe benötigt. Aber wo kommt Zucker eigentlich her? Wie wird er nachhaltig gewonnen – Welche Zuckerarten gibt es? Mit welchen Sinnen können die Kinder diese erforschen?

Es erwarten Sie viele spielerische Forscherideen zum Thema „Zucker“.

Im Heft finden Sie gute Beispiele aus der Praxis von Kita, Hort und Grundschule – beispielsweise zum Erforschen verschie- dener Zucker und ihres unterschiedlichen Geschmacks.

Die nächste Ausgabe erscheint Ende August 2020.

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Helmholtz-Gemeinscha� Siemens Sti� ung Dietmar Hopp Sti� ung Deutsche Telekom Sti� ung

Rückmeldung erhalten4.

Voraussetzungen erfüllen1.

2. Online-Fragebogen ausfüllen

Auswertung durch die Sti� ung3.

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Kann gut zuhören und trösten, läuft fast immer barfuß, ist hilfsbereit und läßt sich ihre Zeit nicht stehlen

„DIE GANZE WELT IST EINE GROSSE GESCHICHTE, UND WIR SPIELEN DARIN MIT.“