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Gerda Holz Wer ist eigentlich „sozial schwach“ Meißen, den 10.10.2011 Seite 1 Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. Zeilweg 42, 60439 Frankfurt am Main, E-mail: [email protected] Wer ist eigentlich „sozial schwach“ Gerda Holz, Frankfurt am Main Facetten von Kinderarmut, Mechanismen der Ausgrenzung und Auswirkungen auf Biografieverläufe 2 Schwerpunkte Sozial schwach oder Arm? Das Kindergesicht der Armut Umfang, Ursachen und Risiken, Definition Folgen familiärer Einkommensarmut Ansätze zur (Armuts)Prävention

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Wer ist eigentlich „sozial schwach“

Gerda Holz, Frankfurt am Main

Facetten von Kinderarmut, Mechanismen der Ausgrenzung

und Auswirkungen auf Biografieverläufe

2

Schwerpunkte

Sozial schwach oder Arm?

Das Kindergesicht der Armut

– Umfang, Ursachen und Risiken, Definition

– Folgen familiärer Einkommensarmut

Ansätze zur (Armuts)Prävention

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Was ist mit sozial schwach gemeint? – Beispiel 1

„Typischerweise sind bei [sozial schwachen] Familien – die

lang andauernd von Armut betroffen sind –

ökonomische, persönliche und soziale Probleme eng miteinander verknüpft

und viele Faktoren können sowohl Folge als auch Ursache von Armut sein.

Ist dies der Fall, so kann man hier auch von so genannten „Multiproblem-

familien“ sprechen.“

(Quelle. Anne Faupel: Beratung mit sozial schwachen Familien: http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/87068.html.)

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Was ist mit sozial schwach gemeint? – Beispiel 2

„Und immer wieder wird sozial schwach mit finanzieller Schwachheit gleich

gesetzt, wer finanziell schwach ist, ist auch sozial schwach,

so die landläufige Meinung der GeBILDeten, die nicht müde werden

gebetsmühleartig zu wiederholen, dass arme Menschen auch sozial

schwache Menschen sind.

Schauen wir uns doch einmal an was das Wort SOZIAL eigentlich bedeutet

<…>:

Umgangssprachlich ist sozial die Eigenschaft einer Person, auch das Wohl

Anderer im Auge zu behalten, fürsorglich an die Allgemeinheit zu denken,

hilfreich, höflich und taktvoll zu sind. Es bedeutet auch, anderen zu helfen und

nicht nur an sich selbst zu denken.“

(Quelle: Die Linke Ilmenau : http://www.die-linke-ilmenau.de/joomla/home/presse-und-medien/105-sozial-schwach.)

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Was ist mit sozial schwach gemeint? – Beispiel 3

„Jemand, der keine Arbeit hat, aber eine will und partout keine kriegt

und der deshalb jeden Euro dreimal umdrehen muss,

der ist arm, aber nicht sozial schwach.

Sozial schwach ist freilich ein Staat,

– der nicht alles tut, um die Menschen aus der Armut herauszuholen. <…>

– der den Hilfebedürftigen nicht die Hilfe gibt, die sie brauchen“.

(Quelle: Kommentar von Herbert Prantl in der SZ vom 28.09.2010)

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Was ist mit sozial schwach gemeint? – Zur Einordnung

„Sozial schwach“ ist als stigmatisierende Beschreibung häufig in der

öffentlichen Debatte – Politik und Massenmedien – zu finden.

– Es ist ein Feindbild: » der Sozialbetrüger, der es sich auf Kosten der Allgemeinheit in der sozialen Hängematte bequem macht,

» die sichtbare Normverletzer (z.B. Alki, Penner, Junkies), die ihre Lebensweise frei gewählt haben und

sich nun subventionieren lassen,

» die Bewohner sozialer Brennpunkte, die seit Generationen dort leben und gar nichts ändern wollen.

– Das Leitbild des Erfolgreichen und Leistungsfähigen macht den „sozial

Schwachen“ zum Normverletzter. Das eigene möglicherweise normverletzende

Verhalten (z.B. Steuerhinterziehung) wird so aus dem Blickfeld gerückt.

– Die Feindschaft gegen „sozial Schwache“ fußt zudem auf der

Fiktion der Vollbeschäftigung. Typisch dafür ist im Alltag die Parole

„Wer arbeiten will, findet auch Arbeit“.

(Quelle: Peter Widmann: Vorurteile gegen sozial Schwache und Behinderte:

http://www.bpb.de/publikationen/BP3IF1,7,0,Vorurteile_gegen_sozial_Schwache_und_Behinderte.html.)

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Was ist mit sozial schwach gemeint? – Zur Einordnung

„Sozial schwach“ erscheint seltener als Formulierung in Fachdiskursen.

Wird dann genauer nachgehalten, geht es um die Beschäftigung mit

der sozialen Lage, also den Lebensverhältnisse des Einzelnen.

Das Fazit:

– Das Adjektiv “sozial schwach“ ist ein Euphemismus für „arm“,

also ein sprachlicher Ausdruck, der eine Person, eine Gruppe oder einen

Sachverhalt beschönigend, mildernd oder in verschleiernder Absicht benennt.

– Es ist ein den Einzelnen stigmatisierendes gesellschaftliches Vorurteil.

– Es meint „Armut“ und taugt gleichzeitig in keinster Weise, um das komplexe

gesellschaftliche Phänomen „Armut“ – und schon gar nicht von „Kinderarmut“ –

zu erfassen und die Möglichkeiten einer kindbezogenen Armutsprävention

sichtbar zu machen.

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Das Kindergesicht der Armut

- Umfang, Ursachen und Risiken, Definition

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Sachsen 22,3%

Leipzig 31,6%

Dresden 21,5%

LK Görlitz 26,5%

Erzgebirgskreis 18,2%

Westdeutschland 13,2%

Ostdeutschland 25,8%

Deutschland gesamt 15,3%

Beispiele Sachsen

Dezember 2010

Quellen: Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung + Jugendberufshilfe 2010; BA 2011

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Zentrale Ursachen und Risiken

Erwerbsprobleme, z.B. – (Langzeit-)Erwerbslosigkeit

– Niedrigeinkommen

– Working poor

– Hartz-IV-Bezug

Soziale Probleme, z.B. – Überschuldung

– Trennung/Scheidung

– Behinderung/Krankheit

– Multiproblemlage

Migration

Allein erziehend

Bildung

Sozialraum

„Kinderreiche“ Familien

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Definition – Mehrdimensionales Verständnis

Armut … … ist immer zu erst Einkommensarmut

… eine Lebenslage, die die Spielräume einschränkt

… führt zur Unterversorgung

… führt zu sozialer Ausgrenzung

… hat ein spezifisches Kindergesicht.

Arm ist in Deutschland wer ... … weniger als 50%/60% des durchschnittlichen Nettoeinkommens

(nach Haushaltsgröße gewichtet) zur Verfügung hat (EU-Definition).

... wer Anspruch auf Sozialhilfe/Sozialgeld hat.

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Was ist Kinderarmut?

Quelle: Hock/Holz/Wüstendörfer 2000

Wohlergehen Benachteiligung Multiple Deprivation

Materiell

Kulturell

Sozial

Eltern/

Erwachsene Kind

Was kommt beim Kind an ?

Materiell (Kleidung, Wohnen, Nahrung, Partizipation u.a.)

Sozial (Soziale Kompetenz, Soziale Kontakte u.a.)

Gesundheitlich (physisch und psychisch)

Kulturell (kognitive Entwicklung, Sprache, Bildung, kult. Kompetenzen u.a.)

Lebenslage Kind

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Das Kindergesicht der Armut

- Die Folgen familiärer Einkommensarmut

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Lebenslage von Sechsjährigen – Nach Armut – 1999

Anteil armer und nicht-armer Kinder mit Defiziten

Lebenslagebereich arme Kinder nicht-arme Kinder

Grundversorgung (n = 220 arm; 598 nicht-arm)

40 % 15 %

Gesundheit (n = 225 arm; 640 nicht-arm)

31 % 20 %

Kulturelle Lage (n = 223 arm; 614 nicht-arm)

36 % 17 %

Soziale Lage (n = 219 arm; 618 nicht-arm)

36 % 18 %

auf- oder abgerundete Angaben Quelle: „Armut im Vorschulalter“ 1999, Berechnungen des ISS

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Zehnjährige mit Defiziten in den Lebenslagedimensionen und nach

familiärem Einkommensniveau – 2003/04

Arme

Kinder

Nicht - arme Kinder Lebenslagedimension

(< 50 %)

Prekärer

Wohlstand

(50 % – 75 %)

Unterer

Durc h schnitt

(75 % – 100 %)

Oberer

Durc h schnitt

(> 100 %)

Materielle Lage/

Grundve r sorgung

51,6 % 9,2 % 5,3 % 0,0 %

Kulturelle Lage 37,7 % 19, 0 % 9,5 % 3,6 %

Soziale Lage 34,6 % 16,0 % 15,8 % 3,6 %

Gesundheitliche Lage 25,8 % 23,3 % 21,1 % 8,4 %

N = 500 159 163 95 83

Quelle: „Armut im späten Grundschulalter 2003/04“; eigene Berechnung

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Anteil armer junger Menschen mit Auffälligkeiten

in der Lebenslage – Nach Erhebungszeitpunkten

Lebenslagebereich

Anteil armer junger Menschen mit Defiziten

1999

2003/04 2009/10

Materielle Lage/

Grundversorgung 40 % 52 % 57 %

Gesundheit 31 % 26 % 40 %

Kulturelle Lage 36 % 38 % 55 %

Soziale Lage 36 % 35 % 44 %

Gerundete Angaben:

1999: n=893; 2003/04: n=500; 2009/10: n= 416

Quellen: Armut im Vorschulalter 1999; Armut im späten Grundschulalter 2003/04; AWO-ISS-Kinderarmutspanel 2009/10

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16-/17-Jährige mit Defiziten in den Lebenslagedimensionen

n=416

Quelle: AWO-ISS-Kinderarmutspanel 2009/10

Kulturelle Lage

Materielle Lage

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16-/17-Jährige mit Defiziten in den Lebenslagedimensionen

n=416

Quelle: AWO-ISS-Kinderarmutspanel 2009/10

Soziale Lage

Gesundheitliche

Lage

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Essstörungen und Übergewicht, v.H.

Quelle: Robert-Kochinstitut, KiGGS, Elternangaben, Messwerte

3- bis 6-jährige

7- bis 10-jährige

20

Psychische und Verhaltensauffälligkeiten

nach Altersgruppen und Sozialstatus, v.H.

24,1

28,5

23,4

17,8

10,4

15,4 16,3

11,8

6,7

11

8,3 7,4

0

5

10

15

20

25

30

3-6 Jahre 7-10 Jahre 11-13 Jahre 14-17 Jahre

niedriger Sozialstatus mittlerer Sozialstatus hoher Sozialstatus

Quelle: Hölling 2009; Datenbasis KiGGS

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Aus: Richter, Antje (2000): Wie erleben und bewältigen Kinder Armut?

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Aus: Richter, Antje (2000): Wie erleben und bewältigen Kinder Armut?

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• ist schon im Krippen-/KiTa-System angelegt, z.B. • z.B. Angebot und Nutzungsmöglichkeiten

• verfrühte oder verspätete Einschulung

• verfestigt sich in der Grundschulzeit, z.B. • vermehrte Klassenwiederholung

• bei gleicher Leistung seltener Gymnasialempfehlung

• nimmt in der Sekundarstufe I weiter zu, z.B. • vermehrte Klassenwiederholung

• häufigere Schulformwechsel, d.h. Um-/Rückstufung

Es gibt eine klare Rangfolge kindlicher Entwicklungsrisiken 1. Einkommensarmut

2. Bildungshintergrund

3. Migrationshintergrund

Der Zusammenhang

„Bildungschancen und soziale Herkunft“ in Deutschland ...

24 Quelle: BMFSFJ: Eltern wollen Chancen für ihre Kinder, 2010

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25 Quelle: BMFSFJ: Eltern wollen Chancen für ihre Kinder, 20.10

26 Quelle: BMFSFJ: Eltern wollen Chancen für ihre Kinder, 2010

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Schulverlauf in der Sek I nach Armut – 2003/04 bis 2009/10

Quelle: AWO-ISS-Kinderarmutspanel, 2009/10, eigene Berechnung.

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Ansätze zur Armutsprävention

(Arme) Kinder brauchen ein

„Aufwachsen im Wohlergehen“

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Universalien der kindlichen Entwicklung! Kinder und Jugendliche brauchen …

mindestens eine Person, die sie um ihrer selbst willen liebt

eine klare soziale, räumliche und zeitliche Verlässlichkeit

ein gewisses Grundmass an Ordnung und Regeln

die Einbettung in die Beziehungen zu anderen Menschen

andere Kinder bzw. Jugendliche

Diese Entwicklungsbedingungen sichern Eltern, soziales Umfeld und Staat.

Nach Urie Bronfenbrenner, Cornell University, New York

30

0 - 3 Jahre

Bindung

Autonomie

3 - 6 Jahre

Sprache

Bewegung

Achtsamkeit

6 – 12 Jahre

Aneignen

Gestalten

Beziehungen eingehen

12 – 18 Jahre

Körper spüren

Grenzen suchen

Identität finden

18 -27 Jahre

Sich entscheiden

Intimität leben

Verantwortung übernehmen

Entwicklungsaufgaben von Kindern und Jugendlichen

Entwicklungsschritte benötigen

Rahmenbedingungen, Zeit

und stetiges (Ein-)Üben.

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2. Focus = Strukturelle Prävention Gestaltung/Veränderung von Verhältnissen, z.B.

durch armutsfeste Grundsicherung, kostenfreie

Angebote sowie umfassende und qualifizierte

öffentliche Infrastruktur und deren Vernetzung

Die zwei entscheidenden Ebenen

einer kindbezogenen (Armuts)Prävention

1. Focus = Individuelle Förderung und Stärkung Gestaltung/Veränderung von Verhalten/Handeln

durch Angebote/Maßnahmen über öffentliche

Infrastruktur, individuelle Zeit und Kompetenz

32

Was fördert das Aufwachsen von Kindern im Wohlergehen?

Zu den Schutzfaktoren zählen u.a.

Individuelle Faktoren, z.B. – Kognitive Ressourcen

– Selbstsicherheit, Selbstachtung

– Individuelle soziale Kompetenzen

– Interesse und Aufmerksamkeit

Familiale Faktoren, z.B. – Stabile und gute emotionale Beziehung zu

Eltern in den ersten Jahren

– Positives Familienklima

– Regelm. gemeins. Familienaktivitäten

– Kindzentrierter Alltag

– Frühe Eigenverantwortung, aber Eltern als „moralische Instanz“

– Problemlösungskompetenz der Eltern

– Gefühl der Eltern, ihre (Armuts-)Situation zu bewältigen

– Berufstätigkeit der Eltern

Außerfamiliale Faktoren, z.B. – Unterstützung durch Dritte

(Familie, Freunde, Nachbarschaft)

– Erholungsräume für Kinder + Eltern

– Vertraute Institutionen/Fachkräfte, die professionelle Hilfen eröffnen

– Möglichkeit zum Erproben, Lernen und zur personalen Entwicklung von Kompetenzen (Vereine, Jugendhilfe)

– Früher KiTa-Besuch

– Gelingende Schulische Integration

– Schulische Förderung und Erfolge

– Gelingende soziale Integration in Peers

Keine Armut der Familie – Ein ausreichendes Einkommen

– Keine Überschuldung

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Anforderungen und Charakteristika von struktureller

Prävention für (armutsbetroffene) Kinder

Alle Kinder sind die Zielgruppe und jedes einzelne Kind wird gefördert

Schutzfaktoren fördern und Risikofaktoren begrenzen

Bezug zur Lebenswelt und zum Lebensverlauf, kindzentriert

„Kinder ohne Eltern gibt es nicht“ – immer gleichzeitig Eltern unterstützen

Zwei Ebenen der Prävention verknüpfen

– Strukturelle Absicherung

– Individuelle Förderung/Stärkung

Strukturformen sind

– die Präventionskette

– das Präventionsnetzwerk

Handlungsform ist die Kooperation von vielen Akteuren

– Bund, Länder, Kommunen

– Professionen, Institutionen

– Bürgerschaft

34

Strukturprinzip kindbezogener Armutsprävention:

Präventionskette durch Netzwerke

Krippe

(0-3 J.)

Kita

(3-6 J.)

Grundschule

(6-10 J.)

Berufs-

(aus-)bildung

Weiterführende

Schule (10-.. J.)

Kind

Eltern

Schwangerschafts-

begleitung

© ISS-Frankfurt a.M.

Begleitung

Begegnung Bildung

Beratung Betreuung

Information

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Kindbezogene Armutsprävention …

Kommune, z.B.

– Kinder- und Jugendhilfe

– Bildungsinfrastruktur

– Soziale Infrastruktur

– Kinder-/Familienfreundliche

Kommune

– Partizipation

– Berichterstattung und Monitoring

Bund, z.B.

– Geldwerte Leistungen für Kinder (Regelsatz, Kindergrundsicherung),

– Sachwerte Leistungen für Kinder (z.B. Krippen-/KiTa-Ausbau)

– Geld-, sach- und zeitwerte Leistungen für Eltern/Familien

(z.B. Kindergeld, Elterngeld, Elternbegleiter)

Land, z.B.

– Bildungsinfrastruktur/-kosten

– Arbeitsmarkt/Qualifizierung

– Wohnungsbau

– Gesundheit und Prävention

– Berichterstattung und Monitoring

= Verwirklichung der Kinderrechte?

36

Herzlichen Dank

für Ihre

Aufmerksamkeit und Geduld !!!