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7/23/2019 Werthertext De http://slidepdf.com/reader/full/werthertext-de 1/68 Erstes Buch Was ich von der Geschichte des armen Werther nur habe auffinden können, habe ich mit Fleiß gesammelt und lege es euch hier vor, und weiß, daß ihr mir's danken werdet. Ihr könnt seinem Geist und seinem Charakter eure ewunderung und !iebe, seinem "chicksale eure #r$nen nicht versagen. %nd du gute "eele, die du eben den &rang fhlst wie er, schö(fe #rost aus seinem !eiden, und laß das chlein deinen Freund  sein, wenn du aus Geschick oder eigener "chuld keinen n$heren  finden kannst. Am 4. Mai 1771 Wie froh bin ich, daß ich weg bin! Bester Freund, was ist das er des Menschen! "ich u #er$assen, den ich so $iebe, #on dem ich unertrenn$ich war, und froh u sein! %ch weiß, du #ereihst mir&s. Waren nicht meine 'brigen (erbindungen recht ausgesucht #om )chic*sa$, um ein er wie das meine u +ngstigen "ie arme -eonore! nd doch war ich unschu$dig. /onnt& ich daf'r, daß, w+hrend die eigensinnigen 0eie ihrer )chwester mir eine angenehme nterha$tung #erschafften, daß eine -eidenschaft in dem armen eren sich bi$dete nd doch bin ich gan unschu$dig ab& ich nicht ihre Em2findungen gen+hrt ab& ich mich nicht an den gan wahren Ausdr'c*en der 3atur, die uns so oft u $achen machten, so wenig $+cher$ich sie waren, se$bst ergett ab& ich nicht o was ist der Mensch, daß er 'ber sich *$agen darf! %ch wi$$, $ieber Freund, ich #ers2reche dir&s, ich wi$$ mich bessern, wi$$ nicht mehr ein bißchen be$, das uns das )chic*sa$ #or$egt, wieder*+uen, wie ich&s immer getan habe5 ich wi$$ das 6egenw+rtige genießen, und das (ergangene so$$ mir #ergangen sein. 6ewiß, du hast recht, Bester, der )chmeren w+ren minder unter den Menschen, wenn sie nicht 6ott weiß, warum sie so gemacht sind! mit so #ie$ Emsig*eit der Einbi$dungs*raft sich besch+ftigten, die Erinnerungen des #ergangenen be$s ur'c*urufen, eher a$s eine g$eichg'$tige 6egenwart u ertragen. "u bist so gut, meiner Mutter u sagen, daß ich ihr 6esch+ft bestens betreiben und ihr ehstens 3achricht da#on geben werde. %ch habe meine ante ges2rochen und bei weitem das b8se Weib nicht gefunden, das man bei uns aus ihr macht. )ie ist eine muntere, heftige Frau #on dem besten eren. %ch er*$+rte ihr meiner Mutter Beschwerden 'ber den ur'c*geha$tenen Erbschaftsantei$5 sie sagte mir ihre 6r'nde, rsachen und die Bedingungen, unter we$chen sie bereit w+re, a$$es herausugeben, und mehr a$s wir #er$angten *ur, ich mag 9ett nichts da#on schreiben, sage meiner Mutter, es werde a$$es gut gehen. nd ich habe, mein -ieber, wieder bei diesem *$einen 6esch+ft gefunden, daß Miß#erst+ndnisse und r+gheit #ie$$eicht mehr %rrungen in der We$t machen a$s -ist und Bosheit. Wenigstens sind die beiden $etteren gewiß se$tener. brigens befinde ich mich hier gar woh$. "ie Einsam*eit ist meinem eren *8st$icher Ba$sam in dieser 2aradiesischen 6egend, und diese :ahreseit der :ugend w+rmt mit a$$er F'$$e mein oft schauderndes er. :eder Baum, 9ede ec*e ist ein )trauß #on B$'ten, und man m8chte um Maien*+fer werden, um in dem Meer #on Woh$ger'chen herumschweben und a$$e seine 3ahrung darin finden u *8nnen. "ie )tadt se$bst ist unangenehm, dagegen rings umher eine unauss2rech$iche )ch8nheit der 3atur. "as bewog den #erstorbenen 6rafen #on M., einen 6arten auf einem der 1

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Erstes BuchW as i c h v o n d e r G e s c h i c h t e d e s a r m e n W e r t h e r n u r h a b ea u f f i n d e n k ö n n e n , h a b e i c h m i t F l e i ß g e s a m m e l t u n d l e g e e s e u c hh i e r v o r , u n d w e i ß , d a ß i h r m i r ' s d a n k e n w e r d e t . I h r k ö n n t s e i n e mG e i s t u n d s e i n e m C h a r a k t e r e u r e e w u n d e r u n g u n d ! i e b e , s e i n e m

" c h i c k s a l e e u r e # r $ n e n n i c h t v e r s a g e n .% n d d u g u t e " e e l e , d i e d u e b e n d e n & r a n g f h l s t w i e e r , s c h ö ( f e# ro s t a u s s e i n e m ! e i d e n , u n d l a ß d a s c h l e i n d e i n e n F r e u n d s e i n , w e n n d u a u s G e s c h i c k o d e r e i g e n e r " c h u l d k e i n e n n $ h e r e n f i n d e n k a n n s t .

Am 4. Mai 1771Wie froh bin ich, daß ich weg bin! Bester Freund, was ist das er des Menschen! "ichu #er$assen, den ich so $iebe, #on dem ich unertrenn$ich war, und froh u sein! %chweiß, du #ereihst mir&s. Waren nicht meine 'brigen (erbindungen recht ausgesucht #om)chic*sa$, um ein er wie das meine u +ngstigen "ie arme -eonore! nd doch war

ich unschu$dig. /onnt& ich daf'r, daß, w+hrend die eigensinnigen 0eie ihrer )chwestermir eine angenehme nterha$tung #erschafften, daß eine -eidenschaft in dem armeneren sich bi$dete nd doch bin ich gan unschu$dig ab& ich nicht ihreEm2findungen gen+hrt ab& ich mich nicht an den gan wahren Ausdr'c*en der 3atur,die uns so oft u $achen machten, so wenig $+cher$ich sie waren, se$bst ergett ab& ichnicht o was ist der Mensch, daß er 'ber sich *$agen darf! %ch wi$$, $ieber Freund, ich#ers2reche dir&s, ich wi$$ mich bessern, wi$$ nicht mehr ein bißchen be$, das uns das)chic*sa$ #or$egt, wieder*+uen, wie ich&s immer getan habe5 ich wi$$ das 6egenw+rtigegenießen, und das (ergangene so$$ mir #ergangen sein. 6ewiß, du hast recht, Bester, der)chmeren w+ren minder unter den Menschen, wenn sie nicht 6ott weiß, warum sie sogemacht sind! mit so #ie$ Emsig*eit der Einbi$dungs*raft sich besch+ftigten, die

Erinnerungen des #ergangenen be$s ur'c*urufen, eher a$s eine g$eichg'$tige6egenwart u ertragen."u bist so gut, meiner Mutter u sagen, daß ich ihr 6esch+ft bestens betreiben und ihrehstens 3achricht da#on geben werde. %ch habe meine ante ges2rochen und bei weitemdas b8se Weib nicht gefunden, das man bei uns aus ihr macht. )ie ist eine muntere,heftige Frau #on dem besten eren. %ch er*$+rte ihr meiner Mutter Beschwerden 'berden ur'c*geha$tenen Erbschaftsantei$5 sie sagte mir ihre 6r'nde, rsachen und dieBedingungen, unter we$chen sie bereit w+re, a$$es herausugeben, und mehr a$s wir#er$angten *ur, ich mag 9ett nichts da#on schreiben, sage meiner Mutter, es werdea$$es gut gehen. nd ich habe, mein -ieber, wieder bei diesem *$einen 6esch+ftgefunden, daß Miß#erst+ndnisse und r+gheit #ie$$eicht mehr %rrungen in der We$tmachen a$s -ist und Bosheit. Wenigstens sind die beiden $etteren gewiß se$tener.brigens befinde ich mich hier gar woh$. "ie Einsam*eit ist meinem eren *8st$icherBa$sam in dieser 2aradiesischen 6egend, und diese :ahreseit der :ugend w+rmt mit a$$erF'$$e mein oft schauderndes er. :eder Baum, 9ede ec*e ist ein )trauß #on B$'ten, undman m8chte um Maien*+fer werden, um in dem Meer #on Woh$ger'chenherumschweben und a$$e seine 3ahrung darin finden u *8nnen."ie )tadt se$bst ist unangenehm, dagegen rings umher eine unauss2rech$iche )ch8nheitder 3atur. "as bewog den #erstorbenen 6rafen #on M., einen 6arten auf einem der

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'ge$ anu$egen, die mit der sch8nsten Mannigfa$tig*eit sich *reuen und die$ieb$ichsten +$er bi$den. "er 6arten ist einfach, und man f'h$t g$eich bei dem Eintritte,daß nicht ein wissenschaft$icher 6+rtner, sondern ein f'h$endes er den ;$angeeichnet, das seiner se$bst hier genießen wo$$te. )chon manche r+ne hab& ich demAbgeschiedenen in dem #erfa$$enen /abinettchen geweint, das sein -ieb$ings2$+tchen

war und auch meines ist. Ba$d werde ich err #om 6arten sein5 der 6+rtner ist mirugetan, nur seit den 2aar agen, und er wird sich nicht 'be$ dabei befinden.

Am 1<. MaiEine wunderbare eiter*eit hat meine gane )ee$e eingenommen, g$eich den s'ßenFr'h$ingsmorgen, die ich mit ganem eren genieße. %ch bin a$$ein und freue michmeines -ebens in dieser 6egend, die f'r so$che )ee$en geschaffen ist wie die meine. %ch bin so g$'c*$ich, mein Bester, so gan in dem 6ef'h$e #on ruhigem "asein #ersun*en,daß meine /unst darunter $eidet. %ch *8nnte 9ett nicht eichnen, nicht einen )trich, und bin nie ein gr8ßerer Ma$er gewesen a$s in diesen Augenb$ic*en. Wenn das $iebe a$ ummich dam2ft, und die hohe )onne an der =berf$+che der undurchdring$ichen Finsternis

meines Wa$des ruht, und nur eine$ne )trah$en sich in das innere ei$igtum steh$en, ichdann im hohen 6rase am fa$$enden Bache $iege, und n+her an der Erde tausendmannigfa$tige 6r+schen mir mer*w'rdig werden5 wenn ich das Wimme$n der *$einenWe$t wischen a$men, die un+h$igen, unergr'nd$ichen 6esta$ten der W'rmchen, derM'c*chen n+her an meinem eren f'h$e, und f'h$e die 6egenwart des A$$m+chtigen,der uns nach seinem Bi$de schuf, das Wehen des A$$iebenden, der uns in ewiger Wonneschwebend tr+gt und erh+$t5 mein Freund! Wenn&s dann um meine Augen d+mmert, unddie We$t um mich her und der imme$ gan in meiner )ee$e ruhn wie die 6esta$t einer6e$iebten dann sehne ich mich oft und den*e > ach *8nntest du das wieder ausdr'c*en,*8nntest du dem ;a2iere das einhauchen, was so #o$$, so warm in dir $ebt, daß es w'rdeder )2iege$ deiner )ee$e, wie deine )ee$e ist der )2iege$ des unend$ichen 6ottes! meinFreund aber ich gehe dar'ber ugrunde, ich er$iege unter der 6ewa$t der err$ich*eitdieser Erscheinungen.%ch weiß nicht, ob t+uschende 6eister um diese 6egend schweben, oder ob die warme,himm$ische ;hantasie in meinem eren ist, die mir a$$es rings umher so 2aradisischmacht. "as ist g$eich #or dem =rte ein Brunnen, ein Brunnen, an den ich gebannt bin wieMe$usine mit ihren )chwestern. "u gehst einen *$einen 'ge$ hinunter und findest dich#or einem 6ew8$be, da woh$ wanig )tufen hinabgehen, wo unten das *$arste Wasseraus Marmorfe$sen ?ui$$t. "ie *$eine Mauer, die oben umher die Einfassung macht, diehohen B+ume, die den ;$at rings umher bedec*en, die /'h$e des =rts5 das hat a$$es sowas An'g$iches, was )chauer$iches. Es #ergeht *ein ag, daß ich nicht eine )tunde dasite. "a *ommen die M+dchen aus der )tadt und ho$en Wasser, das harm$oseste6esch+ft und das n8tigste, das ehema$s die 8chter der /8nige se$bst #errichteten. Wennich da site, so $ebt die 2atriarcha$ische %dee so $ebhaft um mich, wie sie, a$$e die A$t#+ter,am Brunnen Be*anntschaft machen und freien, und wie um die Brunnen und @ue$$enwoh$t+tige 6eister schweben. = der muß nie nach einer schweren )ommertagswanderungsich an des Brunnens /'h$e ge$abt haben, der das nicht mitem2finden *ann.

Am 1. Mai

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"u fragst, ob du mir meine B'cher schic*en so$$st $ieber, ich bitte dich um 6otteswi$$en, $aß mir sie #om a$se! %ch wi$$ nicht mehr ge$eitet, ermuntert, angefeuert sein, braust dieses er doch genug aus sich se$bst5 ich brauche Wiegengesang, und den habeich in seiner F'$$e gefunden in meinem omer. Wie oft $u$$& ich mein em28rtes B$ut ur0uhe, denn so ung$eich, so unstet hast du nichts gesehn a$s dieses er. -ieber! Brauch&

ich dir das u sagen, der du so oft die -ast getragen hast, mich #om /ummer urAusschweifung und #on s'ßer Me$ancho$ie ur #erderb$ichen -eidenschaft 'bergehen usehn Auch ha$te ich mein erchen wie ein *ran*es /ind5 9eder Wi$$e wird ihmgestattet. )age das nicht weiter5 es gibt -eute, die mir es #er'be$n w'rden.

Am 1C. Mai"ie geringen -eute des =rtes *ennen mich schon und $ieben mich, besonders die /inder.Eine traurige Bemer*ung hab& ich gemacht. Wie ich im Anfange mich u ihnen gese$$te,sie freundschaft$ich fragte 'ber dies und das, g$aubten einige, ich wo$$te ihrer s2otten,und fertigten mich woh$ gar grob ab. %ch $ieß mich das nicht #erdrießen5 nur f'h$te ich,was ich schon oft bemer*t habe, auf das $ebhafteste > -eute #on einigem )tande werden

sich immer in *a$ter Entfernung #om gemeinen (o$*e ha$ten, a$s g$aubten sie durchAnn+herung u #er$ieren5 und dann gibt&s F$'cht$inge und 'b$e )2aß#8ge$, die sichherabu$assen scheinen, um ihren bermut dem armen (o$*e desto em2find$icher umachen.%ch weiß woh$, daß wir nicht g$eich sind, noch sein *8nnen5 aber ich ha$te daf'r, daß der,der n8tig u haben g$aubt, #om so genannten ;8be$ sich u entfernen, um den 0es2e*t uerha$ten, ebenso tade$haft ist a$s ein Feiger, der sich #or seinem Feinde #erbirgt, wei$ eru unter$iegen f'rchtet.-etthin *am ich um Brunnen und fand ein 9unges "ienstm+dchen, das ihr 6ef+ß auf dieunterste re22e gesett hatte und sich umsah, ob *eine /amer+din *ommen wo$$te, ihr esauf den /o2f u he$fen. %ch stieg hinunter und sah sie an. D)o$$ ich %hr he$fen,:ungfer sagte ich. sie ward rot 'ber und 'ber. D= nein, err! sagte sie. D=hnemst+nde. sie $egte ihren /ringen urecht, und ich ha$f ihr. )ie dan*te und stieghinauf.

"en 17. Mai%ch habe a$$er$ei Be*anntschaft gemacht, 6ese$$schaft habe ich noch *eine gefunden. %chweiß nicht, was ich An'g$iches f'r die Menschen haben muß5 es m8gen mich ihrer so#ie$e und h+ngen sich an mich, und da tut mir&s weh, wenn unser Weg nur eine *$eine)trec*e miteinander geht. Wenn du fragst, wie die -eute hier sind, muß ich dir sagen> wie'bera$$! Es ist ein einf8rmiges "ing um das Menschengesch$echt. "ie meisten#erarbeiten den gr8ßten ei$ der eit, um u $eben, und das bißchen, das ihnen #onFreiheit 'brig b$eibt, +ngstigt sie so, daß sie a$$e Mitte$ aufsuchen, um es $os u werden.= Bestimmung des Menschen!Aber eine recht gute Art (o$*s! Wenn ich mich manchma$ #ergesse, manchma$ mit ihnendie Freuden genieße, die den Menschen noch gew+hrt sind, an einem artig besettenisch mit a$$er =ffenG und reuherig*eit sich herumus2aßen, eine )2aierfahrt, einenan ur rechten eit anuordnen, und derg$eichen, das tut eine gan gute Wir*ung aufmich5 nur muß mir nicht einfa$$en, daß noch so #ie$e andere /r+fte in mir ruhen, die a$$e

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ungenutt #ermodern und die ich sorgf+$tig #erbergen muß. Ach das engt das gane erso ein. nd doch! Miß#erstanden u werden, ist das )chic*sa$ #on unsereinem.Ach, daß die Freundin meiner :ugend dahin ist, ach, daß ich sie 9e ge*annt habe! ichw'rde sagen> du bist ein or! "u suchst, was hienieden nicht u finden ist! Aber ich habesie gehabt, ich habe das er gef'h$t, die große )ee$e, in deren 6egenwart ich mir schien

mehr u sein, a$s ich war, wei$ ich a$$es war, was ich sein *onnte. 6uter 6ott! B$ieb daeine einige /raft meiner )ee$e ungenutt /onnt& ich nicht #or ihr das gane wunderbare6ef'h$ entwic*e$n, mit dem mein er die 3atur umfaßt War unser mgang nicht einewiges Weben #on der feinsten Em2findung, dem sch+rfsten Wite, dessenModifi*ationen, bis ur nart, a$$e mit dem )tem2e$ des 6enies beeichnet waren ndnun! ach ihre :ahre, die sie #oraus hatte, f'hrten sie fr'her ans 6rab a$s mich. 3iewerde ich sie #ergessen, nie ihren festen )inn und ihre g8tt$iche "u$dung.(or wenig agen traf ich einen 9ungen (. an, einen offnen :ungen, mit einer garg$'c*$ichen 6esichtsbi$dung. Er *ommt erst #on A*ademien d'n*t sich eben nicht weise,aber g$aubt doch, er wisse mehr a$s andere. Auch war er f$eißig, wie ich an a$$er$ei s2're,*ur, er hat h'bsche /enntnisse. "a er h8rte, daß ich #ie$ eichnete und 6riechisch

*8nnte Hwei Meteore hieru$andeI, wandte er sich an mich und *ramte #ie$ Wissens aus,#on BatteuJ bis u Wood, #on de ;i$es u Winc*e$mann, und #ersicherte mich, er habe)u$ers heorie, den ersten ei$, gan durchge$esen und besite ein Manus*ri2t #oneKnen 'ber das )tudium der Anti*e. %ch $ieß das gut sein. 3och gar einen bra#en Mann habe ich *ennen $ernen, den f'rst$ichen Amtmann, einenoffenen, treuherigen Menschen. Man sagt, es so$$ eine )ee$enfreude sein, ihn unterseinen /indern u sehen, deren er neun hat5 besonders macht man #ie$ Wesens #on seiner +$testen ochter. Er hat mich u sich gebeten, und ich wi$$ ihn ehster age besuchen. Erwohnt auf einem f'rst$ichen :agdhofe, andertha$b )tunden #on hier, wohin er nach demode seiner Frau u iehen die Er$aubnis erhie$t, da ihm der Aufentha$t hier in der )tadtund im Amthause u weh tat.)onst sind mir einige #ererrte =rigina$e in den Weg ge$aufen, an denen a$$esunaussteh$ich ist, am unertr+g$ichsten Freundschaftsbeeigungen.-eb& woh$! "er Brief wird dir recht sein, er ist gan historisch.

Am . Mai"aß das -eben des Menschen nur ein raum sei, ist manchem schon so #orge*ommen,und auch mit mir ieht dieses 6ef'h$ immer herum. Wenn ich die Einschr+n*ung ansehe,in we$cher die t+tigen und forschenden /r+fte des Menschen einges2errt sind5 wenn ichsehe, wie a$$e Wir*sam*eit dahinaus $+uft, sich die Befriedigung #on Bed'rfnissen u#erschaffen, die wieder *einen wec* haben, a$s unsere arme EJisten u #er$+ngern, unddann, daß a$$e Beruhigung 'ber gewisse ;un*te des 3achforschens nur eine tr+umende0egignation ist, da man sich die W+nde, wischen denen man gefangen sitt, mit bunten6esta$ten und $ichten Aussichten bema$t das a$$es, Wi$he$m, macht mich stumm. %ch*ehre in mich se$bst ur'c*, und finde eine We$t! Wieder mehr in Ahnung und dun*$erBegier a$s in "arste$$ung und $ebendiger /raft. nd da schwimmt a$$es #or meinen)innen, und ich $+ch$e dann so tr+umend weiter in die We$t."aß die /inder nicht wissen, warum sie wo$$en, darin sind a$$e hochge$ahrten )chu$G undofmeister einig5 daß aber auch Erwachsene g$eich /indern auf diesem Erdbodenherumtaume$n und wie 9ene nicht wissen, woher sie *ommen und wohin sie gehen,

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ebensowenig nach wahren wec*en hande$n, ebenso durch Bis*uit und /uchen undBir*enreiser regiert werden> das wi$$ niemand gern g$auben, und mich d'n*t, man *annes mit +nden greifen.%ch gestehe dir gern, denn ich weiß, was du mir hierauf sagen m8chtest, daß die9enigendie 6$'c*$ichsten sind, die g$eich den /indern in den ag hinein $eben, ihre ;u22en

herumsch$e22en, ausG und aniehen und mit großem 0es2e*t um die )chub$adeumhersch$eichen, wo Mama das uc*erbrot hineingesch$ossen hat, und, wenn sie dasgew'nschte end$ich erhaschen, es mit #o$$en Bac*en #erehren und rufen> Dmehr! dassind g$'c*$iche 6esch82fe. Auch denen ist&s woh$, die ihren -um2enbesch+ftigungenoder woh$ gar ihren -eidenschaften 2r+chtige ite$ geben und sie demMenschengesch$echte a$s 0ieseno2erationen u dessen ei$ und Woh$fahrt anschreiben.  Woh$ dem, der so sein *ann! Wer aber in seiner "emut er*ennt, wo das a$$es hinaus$+uft,wer da sieht, wie artig 9eder B'rger, dem es woh$ ist, sein 6+rtchen um ;aradieseuustuten weiß, und wie un#erdrossen auch der ng$'c*$iche unter der B'rde seinenWeg fort*eucht, und a$$e g$eich interessiert sind, das -icht dieser )onne noch eine Minute$+nger u sehn 9a, der ist sti$$ und bi$det auch seine We$t aus sich se$bst und ist auch

g$'c*$ich, wei$ er ein Mensch ist. nd dann, so eingeschr+n*t er ist, h+$t er doch immerim eren das s'ße 6ef'h$ der Freiheit, und daß er diesen /er*er #er$assen *ann, wanner wi$$.

Am L. Mai"u *ennst #on a$ters her meine Art, mich anubauen, mir irgend an einem #ertrau$ichen=rte ein 'ttchen aufusch$agen und da mit a$$er Einschr+n*ung u herbergen. Auch hier habe ich wieder ein ;$+tchen angetroffen, das mich angeogen hat.ngef+hr eine )tunde #on der )tadt $iegt ein =rt, den sie Wah$heim nennen. "ie -age aneinem 'ge$ ist sehr interessant, und wenn man oben auf dem Fuß2fade um "orfherausgeht, 'bersieht man auf einma$ das gane a$. Eine gute Wirtin, die gef+$$ig undmunter in ihrem A$ter ist, schen*t Wein, Bier, /affee5 und was 'ber a$$es geht, sind wei-inden, die mit ihren ausgebreiteten sten den *$einen ;$at #or der /irche bedec*en,der ringsum mit Bauerh+usern, )cheunen und 8fen eingesch$ossen ist. )o #ertrau$ich, soheim$ich hab& ich nicht $eicht ein ;$+tchen gefunden, und dahin $ass& ich mein ischchenaus dem Wirtshause bringen und meinen )tuh$, trin*e meinen /affee da und $ese meinenomer. "as erstenma$, a$s ich durch einen ufa$$ an einem sch8nen 3achmittage unterdie -inden *am, fand ich das ;$+tchen so einsam. Es war a$$es im Fe$de5 nur ein /nabe#on ungef+hr #ier :ahren saß an der Erde und hie$t ein anderes, etwa ha$b9+hriges, #orihm wischen seinen F'ßen sitendes /ind mit beiden Armen wider seine Brust, so daßer ihm u einer Art #on )esse$ diente und ungeachtet der Munter*eit, womit er aus seinenschwaren Augen herumschaute, gan ruhig saß. Mich #ergn'gte der Anb$ic*> ich settemich auf einen ;f$ug, der gegen'ber stand, und eichnete die br'der$iche )te$$ung mit#ie$em Ergeten. %ch f'gte den n+chsten aun, ein )cheunentor und einige gebrocheneWagenr+der bei, a$$es, wie es hinter einander stand, und fand nach (er$auf einer )tunde,daß ich eine woh$geordnete, sehr interessante eichnung #erfertiget hatte, ohne dasmindeste #on dem Meinen hinuutun. "as best+r*te mich in meinem (orsate, mich*'nftig a$$ein an die 3atur u ha$ten. )ie a$$ein ist unend$ich reich, und sie a$$ein bi$detden großen /'nst$er. Man *ann um (ortei$e der 0ege$n #ie$ sagen, ungef+hr was manum -obe der b'rger$ichen 6ese$$schaft sagen *ann. Ein Mensch, der sich nach ihnen

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 bi$det, wird nie etwas Abgeschmac*tes und )ch$echtes her#orbringen, wie einer, der sichdurch 6esete und Woh$stand mode$n $+ßt, nie ein unertr+g$icher 3achbar, nie einmer*w'rdiger B8sewicht werden *ann5 dagegen wird aber auch a$$e 0ege$, man rede wasman wo$$e, das wahre 6ef'h$ #on 3atur und den wahren Ausdruc* derse$ben erst8ren!)ag& du> Ndas ist u hart! )ie schr+n*t nur ein, beschneidet die gei$en 0ebenO etc. guter

Freund, so$$ ich dir ein 6$eichnis geben Es ist damit wie mit der -iebe. Ein 9unges erh+ngt gan an einem M+dchen, bringt a$$e )tunden seines ages bei ihr u, #erschwendeta$$e seine /r+fte, a$$ sein (erm8gen, um ihr 9eden Augenb$ic* ausudr'c*en, daß er sichgan ihr hingibt. nd da *+me ein ;hi$ister, ein Mann, der in einem 8ffent$ichen Amtesteht, und sagte u ihm> Nfeiner 9unger err! -ieben ist mensch$ich, nur m'ßt %hrmensch$ich $ieben! ei$et Eure )tunden ein, die einen ur Arbeit, und dieErho$ungsstunden widmet Eurem M+dchen. Berechnet Euer (erm8gen, und was Euch#on Eurer 3otdurft 'brig b$eibt, da#on #erwehr& ich Euch nicht, ihr ein 6eschen*, nurnicht u oft, u machen, etwa u ihrem 6eburtsG und 3amenstage etc. fo$gt der Mensch,so gibt&s einen brauchbaren 9ungen Menschen, und ich wi$$ se$bst 9edem F'rsten raten, ihnin ein /o$$egium u seten5 nur mit seiner -iebe ist&s am Ende und, wenn er ein /'nst$er

ist, mit seiner /unst. = meine Freunde! Warum der )trom des 6enies so se$ten ausbricht,so se$ten in hohen F$uten hereinbraust und eure staunende )ee$e ersch'ttert $iebeFreunde, da wohnen die ge$assenen erren auf beiden )eiten des fers, denen ihre6artenh+uschen, u$2enbeete und /rautfe$der ugrunde gehen w'rden, die daher ineiten mit "+mmen und Ab$eiten der *'nftig drohenden 6efahr abuwehren wissen.O

Am 7. Mai%ch bin, wie ich sehe, in (er'c*ung, 6$eichnisse und "e*$amation #erfa$$en und habedar'ber #ergessen, dir ausuer+h$en, was mit den /indern weiter geworden ist. %ch saß,gan in ma$erische Em2findung #ertieft, die dir mein gestriges B$att sehr erst'c*tdar$egt, auf meinem ;f$uge woh$ wei )tunden. "a *ommt gegen Abend eine 9unge Frauauf die /inder $os, die sich indes nicht ger'hrt hatten, mit einem /8rbchen am Arm undruft #on weitem> D;hi$i22s, du bist recht bra#. )ie gr'ßte mich, ich dan*te ihr, standauf, trat n+her hin und fragte sie, ob sie Mutter #on den /indern w+re )ie be9ahte es, undindem sie dem +$testen einen ha$ben Wec* gab, nahm sie das *$eine auf und *'ßte es mita$$er m'tter$ichen -iebe. Dich habe, sagte sie, Dmeinem ;hi$i22s das /$eine u ha$tengegeben und bin mit meinem $testen in die )tadt gegangen, um weiß Brot u ho$en unduc*er und ein irden Brei2f+nnchen. %ch sah das a$$es in dem /orbe, dessen "ec*e$abgefa$$en war. D%ch wi$$ meinem ans Hdas war der 3ame des :'ngstenI ein )'22chen*ochen um Abende5 der $ose (oge$, der 6roße, hat mir gestern das ;f+nnchenerbrochen, a$s er sich mit ;hi$i22sen um die )charre des Breis an*te. ich fragte nachdem $testen, und sie hatte mir *aum gesagt, daß er sich auf der Wiese mit ein 2aar6+nsen herum9age, a$s er ges2rungen *am und dem weiten eine ase$gerte mitbrachte.%ch unterhie$t mich weiter mit dem Weibe und erfuhr, daß sie des )chu$meisters ochtersei, und daß ihr Mann eine 0eise in die )chwei gemacht habe, um die Erbschaft eines(etters u ho$en. D)ie haben ihn drum betriegen wo$$en, sagte sie, und ihm auf seineBriefe nicht geantwortet5 da ist er se$bst hineingegangen. Wenn ihm nur *ein ng$'c*widerfahren ist, ich h8re nichts #on ihm. Es ward mir schwer, mich #on dem Weibe$os u machen, gab 9edem der /inder einen /reuer, und auch f'rs 9'ngste gab ich ihr

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einen, ihm einen Wec* ur )u22e mitubringen, wenn sie in die )tadt ginge, und soschieden wir #on einander.%ch sage dir, mein )chat, wenn meine )inne gar nicht mehr ha$ten wo$$en, so $indert a$$den umu$t der Anb$ic* eines so$chen 6esch82fs, das in g$'c*$icher 6e$assenheit denengen /reis seines "aseins hingeht, #on einem age um andern sich durchhi$ft, die

B$+tter abfa$$en sieht und nichts dabei den*t, a$s daß der Winter *ommt.)eit der eit bin ich oft draußen. "ie /inder sind gan an mich gew8hnt, sie *riegenuc*er, wenn ich /affee trin*e, und tei$en das Butterbrot und die saure Mi$ch mit mir desAbends. )onntags feh$t ihnen der /reuer nie, und wenn ich nicht nach der Betstunde da bin, so hat die Wirtin =rdre, ihn ausuah$en.)ie sind #ertraut, er+h$en mir a$$erhand, und besonders ergete ich mich an ihren-eidenschaften und sim2e$n Ausbr'chen des Begehrens, wenn mehr /inder aus dem"orfe sich #ersamme$n.(ie$e M'he hat mich&s ge*ostet, der Mutter ihre Besorgnis u nehmen, sie m8chten denerrn in*ommodieren.

Am <. MaiWas ich dir neu$ich #on der Ma$erei sagte, gi$t gewiß auch #on der "icht*unst5 es ist nur,daß man das (ortreff$iche er*enne und es ausus2rechen wage, und das ist frei$ich mitwenigem #ie$ gesagt. %ch habe heute eine )ene gehabt, die, rein abgeschrieben, diesch8nste %dK$$e #on der We$t g+be5 doch was so$$ "ichtung, )ene und %dK$$e Muß esdenn immer gebosse$t sein, wenn wir tei$ an einer 3aturerscheinung nehmen so$$enWenn du auf diesen Eingang #ie$ ohes und (ornehmes erwartest, so bist du wieder 'be$ betrogen5 es ist nichts a$s ein Bauerbursch, der mich u dieser $ebhaften ei$nehmunghingerissen hat. %ch werde, wie gew8hn$ich, sch$echt er+h$en, und du wirst mich, wiegew8hn$ich, den*& ich, 'bertrieben finden5 es ist wieder Wah$heim, und immer Wah$heim,das diese )e$tenheiten her#orbringt.Es war eine 6ese$$schaft draußen unter den -inden, /affee u trin*en. Wei$ sie mir nichtgan anstand, so b$ieb ich unter einem (orwande ur'c*.Ein Bauerbursch *am aus einem benachbarten ause und besch+ftigte sich, an dem;f$uge, den ich neu$ich geeichnet hatte, etwas urecht u machen. "a mir sein Wesengefie$, redete ich ihn an, fragte nach seinen mst+nden, wir waren ba$d be*annt und, wiemir&s gew8hn$ich mit dieser Art -euten geht, ba$d #ertraut. Er er+h$te mir, daß er beieiner Witwe in "iensten sei und #on ihr gar woh$ geha$ten werde. Er s2rach so #ie$es #onihr und $obte sie dergesta$t, daß ich ba$d mer*en *onnte, er sei ihr mit -eib und )ee$eugetan. )ie sei nicht mehr 9ung, sagte er, sie sei #on ihrem ersten Mann 'be$ geha$tenworden, wo$$e nicht mehr heiraten, und aus seiner Er+h$ung $euchtete so mer*$ichher#or, wie sch8n, wie reiend sie f'r ihn sei, wie sehr er w'nschte, daß sie ihn w+h$enm8chte, um das Anden*en der Feh$er ihres ersten Mannes ausu$8schen, daß ich Wort f'r Wort wiederho$en m'ßte, um dir die reine 3eigung, die -iebe und reue diesesMenschen anschau$ich u machen. :a, ich m'ßte die 6abe des gr8ßten "ichters besiten,um dir ug$eich den Ausdruc* seiner 6eb+rden, die armonie seiner )timme, dasheim$iche Feuer seiner B$ic*e $ebendig darste$$en u *8nnen. 3ein, es s2rechen *eineWorte die artheit aus, die in seinem ganen Wesen und Ausdruc* war5 es ist a$$es nur 2$um2, was ich wieder #orbringen *8nnte. Besonders r'hrte mich, wie er f'rchtete, ichm8chte 'ber sein (erh+$tnis u ihr ung$eich den*en und an ihrer guten Auff'hrung

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weife$n. Wie reiend es war, wenn er #on ihrer 6esta$t, #on ihrem /8r2er s2rach, derihn ohne 9ugend$iche 0eie gewa$tsam an sich og und fesse$te, *ann ich mir nur inmeiner innersten )ee$e wiederho$en. %ch hab& in meinem -eben die dringende Begierdeund das heiße, sehn$iche (er$angen nicht in dieser 0einheit gesehen, 9a woh$ *ann ichsagen, in dieser 0einheit nicht gedacht und getr+umt. )che$te mich nicht, wenn ich dir

sage, daß bei der Erinnerung dieser nschu$d und Wahrheit mir die innerste )ee$e g$'ht,und daß mich das Bi$d dieser reue und +rt$ich*eit 'bera$$ #erfo$gt, und daß ich, wiese$bst da#on ent'ndet, $eche und schmachte.%ch wi$$ nun suchen, auch sie ehstens u sehn, oder #ie$mehr, wenn ich&s recht beden*e,ich wi$$&s #ermeiden. Es ist besser, ich sehe sie durch die Augen ihres -iebhabers5#ie$$eicht erscheint sie mir #or meinen eigenen Augen nicht so, wie sie 9ett #or mir steht,und warum so$$ ich mir das sch8ne Bi$d #erderben

Am 16. Junius

Warum ich dir nicht schreibe Fragst du das und bist doch auch der 6e$ehrten einer. "uso$$test raten, daß ich mich woh$ befinde, und war *ur und gut, ich habe eine

Be*anntschaft gemacht, die mein er n+her angeht. %ch habe ich weiß nicht."ir in der =rdnung u er+h$en, wie&s ugegangen ist, daß ich eins der $iebensw'rdigsten6esch82fe habe *ennen $ernen, wird schwer ha$ten. %ch bin #ergn'gt und g$'c*$ich, unda$so *ein guter istorienschreiber.Einen Enge$! ;fui! "as sagt 9eder #on der )einigen, nicht wahr nd doch bin ich nichtimstande, dir u sagen, wie sie #o$$*ommen ist, warum sie #o$$*ommen ist5 genug, sie hata$$en meinen )inn gefangengenommen.)o #ie$ Einfa$t bei so #ie$ (erstand, so #ie$ 6'te bei so #ie$ Festig*eit, und die 0uhe der)ee$e bei dem wahren -eben und der +tig*eit.  "as ist a$$es garstiges 6ew+sch, was ich da #on ihr sage, $eidige Abstra*tionen, dienicht einen ug ihres )e$bst ausdr'c*en. Ein anderma$ nein, nicht ein anderma$, 9ettg$eich wi$$ ich dir&s er+h$en. u& ich&s 9ett nicht, so gesch+h& es niema$s. "enn, unter uns,seit ich angefangen habe u schreiben, war ich schon dreima$ im Begriffe, die Federniederu$egen, mein ;ferd satte$n u $assen und hinausureiten. nd doch schwur ich mir heute fr'h, nicht hinausureiten, und gehe doch a$$e Augenb$ic*& ans Fenster, u sehen,wie hoch die )onne noch steht.  %ch hab&s nicht 'berwinden *8nnen, ich mußte u ihr hinaus. "a bin ich wieder,Wi$he$m, wi$$ mein Butterbrot u 3acht essen und dir schreiben. We$ch eine Wonne dasf'r meine )ee$e ist, sie in dem /reise der $ieben, muntern /inder, ihrer acht 6eschwister,u sehen!  Wenn ich so fortfahre, wirst du am Ende so *$ug sein wie am Anfange. 8re denn, ichwi$$ mich wingen, ins "etai$ u gehen.%ch schrieb dir neu$ich, wie ich den Amtmann ). habe *ennen $ernen, und wie er michgebeten habe, ihn ba$d in seiner Einsiede$ei oder #ie$mehr seinem *$einen /8nigreiche u besuchen. %ch #ernach$+ssigte das, und w+re #ie$$eicht nie hinge*ommen, h+tte mir derufa$$ nicht den )chat entdec*t, der in der sti$$en 6egend #erborgen $iegt.nsere 9ungen -eute hatten einen Ba$$ auf dem -ande angeste$$t, u dem ich mich dennauch wi$$ig finden $ieß. %ch bot einem hiesigen guten, sch8nen, 'brigens unbedeutendenM+dchen die and, und es wurde ausgemacht, daß ich eine /utsche nehmen, mit meiner+nerin und ihrer Base nach dem =rte der -ustbar*eit hinausfahren und auf dem Wege

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Qhar$otten ). mitnehmen so$$te. D)ie werden ein sch8nes Frauenimmer*ennen$ernen, sagte meine 6ese$$schafterin, da wir durch den weiten, ausgehauenenWa$d nach dem :agdhause fuhren. D3ehmen )ie sich in acht, #ersette die Base, Ddaß)ie sich nicht #er$ieben! DWieso sagte ich. D)ie ist schon #ergeben, antwortete 9ene, Dan einen sehr bra#en Mann, der weggereist ist, seine )achen in =rdnung u

 bringen, wei$ sein (ater gestorben ist, und sich um eine ansehn$iche (ersorgung u bewerben. "ie 3achricht war mir iem$ich g$eichg'$tig."ie )onne war noch eine (ierte$stunde #om 6ebirge, a$s wir #or dem oftore anfuhren.Es war sehr schw'$, und die Frauenimmer +ußerten ihre Besorgnis wegen eines6ewitters, das sich in weißgrauen, dum2fichten W8$*chen rings am orionteusammenuiehen schien. %ch t+uschte ihre Furcht mit anmaß$icher Wetter*unde, ob mir g$eich se$bst u ahnen anfing, unsere -ustbar*eit werde einen )toß $eiden.%ch war ausgestiegen, und eine Magd, die ans or *am, bat uns, einen Augenb$ic* u#eriehen, Mamse$$ -ottchen w'rde g$eich *ommen. %ch ging durch den of nach demwoh$gebauten ause, und da ich die #or$iegenden re22en hinaufgestiegen war und indie 'r trat, fie$ mir das reiendste )chaus2ie$ in die Augen, das ich 9e gesehen habe. in

dem (orsaa$e wimme$ten sechs /inder #on ei$f u wei :ahren um ein M+dchen #onsch8ner 6esta$t, mitt$erer 6r8ße, die ein sim2$es weißes /$eid, mit b$aßroten )ch$eifen anArm und Brust, anhatte. )ie hie$t ein schwares Brot und schnitt ihren /$einen ringsherum 9edem sein )t'c* nach ;ro2ortion ihres A$ters und A22etits ab, gab&s 9edem mitso$cher Freund$ich*eit, und 9edes rief so unge*'nste$t sein Ddan*e!, indem es mit den*$einen +ndchen $ange in die 8he gereicht hatte, ehe es noch abgeschnitten war, undnun mit seinem Abendbrote #ergn'gt entweder wegs2rang, oder nach seinem sti$$ernQhara*ter ge$assen da#onging nach dem oftore u, um die Fremden und die /utsche usehen, darin ihre -otte wegfahren so$$te. D%ch bitte um (ergebung, sagte sie, Ddaß ich)ie hereinbem'he und die Frauenimmer warten $asse. ber dem Aniehen und a$$er$eiBeste$$ungen f'rs aus in meiner Abwesenheit habe ich #ergessen, meinen /indern ihr(es2erbrot u geben, und sie wo$$en #on niemanden Brot geschnitten haben a$s #on mir.%ch machte ihr ein unbedeutendes /om2$iment, meine gane )ee$e ruhte auf der 6esta$t,dem one, dem Betragen, und ich hatte eben eit, mich #on der berraschung uerho$en, a$s sie in die )tube $ief, ihre andschuhe und den F+cher u ho$en. "ie /$einensahen mich in einiger Entfernung so #on der )eite an, und ich ging auf das 9'ngste $os,das ein /ind #on der g$'c*$ichsten 6esichtsbi$dung war. Es og sich ur'c*, a$s eben-otte ur 're heraus*am und sagte> D-ouis, gib dem errn (etter eine and. das tatder /nabe sehr freim'tig, und ich *onnte mich nicht entha$ten, ihn, ungeachtet seines*$einen 0otn+schens, her$ich u *'ssen.D(etter sagte ich, indem ich ihr die and reichte, Dg$auben )ie, daß ich des 6$'c*swert sei, mit %hnen #erwandt u sein D=, sagte sie mit einem $eichtfertigen -+che$n,Dunsere (etterschaft ist sehr weit$+ufig, und es w+re mir $eid, wenn )ie der sch$immstedrunter sein so$$ten. %m 6ehen gab sie )o2hien, der +$testen )chwester nach ihr, einemM+dchen #on ungef+hr ei$f :ahren, den Auftrag, woh$ auf die /inder acht u haben undden ;a2a u gr'ßen, wenn er #om )2aierritte nach ause *+me. "en /$einen sagte sie,sie so$$ten ihrer )chwester )o2hie fo$gen, a$s wenn sie&s se$ber w+re, das denn aucheinige ausdr'c*$ich #ers2rachen. Eine *$eine, naseweise B$ondine aber, #on ungef+hrsechs :ahren, sagte> Ddu bist&s doch nicht, -ottchen, wir haben dich doch $ieber. diewei +$testen /naben waren hinten auf die /utsche ge*$ettert, und auf mein (orbitten

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er$aubte sie ihnen, bis #or den Wa$d mitufahren, wenn sie #ers2r+chen, sich nicht unec*en und sich recht festuha$ten.Wir hatten uns *aum urecht gesett, die Frauenimmer sich bewi$$*ommt,wechse$sweise 'ber den Anug, #or'g$ich 'ber die 'te ihre Anmer*ungen gemachtund die 6ese$$schaft, die man erwartete, geh8rig durchgeogen, a$s -otte den /utscher

ha$ten und ihre Br'der herabsteigen $ieß, die noch einma$ ihre and u *'ssen begehrten,das denn der +$teste mit a$$er +rt$ich*eit, die dem A$ter #on f'nfehn :ahren eigen sein*ann, der andere mit #ie$ eftig*eit und -eichtsinn tat. )ie $ieß die /$einen noch einma$gr'ßen, und wir fuhren weiter."ie Base fragte, ob sie mit dem Buche fertig w+re, das sie ihr neu$ich geschic*t h+tte. Dnein, sagte -otte, es gef+$$t mir nicht, )ie *8nnen&s wiederhaben. "as #orige war auchnicht besser. %ch erstaunte, a$s ich fragte, was es f'r B'cher w+ren, und sie mirantwortete>   ich fand so #ie$ Qhara*ter in a$$em, was sie sagte, ich sah mit 9edem Wortneue 0eie, neue )trah$en des 6eistes aus ihren 6esichts'gen her#orbrechen, die sichnach und nach #ergn'gt u entfa$ten schienen, wei$ sie an mir f'h$te, daß ich sie #erstand.DWie ich 9'nger war, sagte sie, D$iebte ich nichts so sehr a$s 0omane. Weiß 6ott, wie

woh$ mir&s war, wenn ich mich )onntags in so ein Ec*chen seten und mit ganemeren an dem 6$'c* und nstern einer Miß :onnK tei$nehmen *onnte. %ch $eugne auchnicht, daß die Art noch einige 0eie f'r mich hat. "och da ich so se$ten an ein Buch*omme, so muß es auch recht nach meinem 6eschmac* sein. nd der Autor ist mir der$iebste, in dem ich meine We$t wiederfinde, bei dem es ugeht wie um mich, und dessen6eschichte mir doch so interessant und her$ich wird a$s mein eigen h+us$ich -eben, dasfrei$ich *ein ;aradies, aber doch im ganen eine @ue$$e ums+g$icher 6$'c*se$ig*eit ist.%ch bem'hte mich, meine Bewegungen 'ber diese Worte u #erbergen. "as ging frei$ichnicht weit> denn da ich sie mit so$cher Wahrheit im (orbeigehen #om -and2riester #onWa*efie$d, #om   SSS reden h8rte, *am ich gan außer mich, sagte ihr a$$es, was ichmußte, und bemer*te erst nach einiger eit, da -otte das 6es2r+ch an die anderenwendete, daß diese die eit 'ber mit offenen Augen, a$s s+ßen sie nicht da, dagesessenhatten. "ie Base sah mich mehr a$s einma$ mit einem s28ttischen 3+schen an, daran miraber nichts ge$egen war."as 6es2r+ch fie$ aufs (ergn'gen am ane. Dwenn diese -eidenschaft ein Feh$er ist,sagte -otte, Dso gestehe ich %hnen gern, ich weiß mir nichts 'bers anen. nd wenn ichwas im /o2fe habe und mir auf meinem #erstimmten /$a#ier einen Qontretan#ortromm$e, so ist a$$es wieder gut.Wie ich mich unter dem 6es2+che in den schwaren Augen weidete wie die $ebendigen-i22en und die frischen, muntern Wangen meine gane )ee$e anogen wie ich, in denherr$ichen )inn ihrer 0ede gan #ersun*en, oft gar die Worte nicht h8rte, mit denen siesich ausdr'c*te da#on hast du eine (orste$$ung, wei$ du mich *ennst. /ur, ich stiegaus dem Wagen wie ein r+umender, a$s wir #or dem -usthause sti$$e hie$ten, und war soin r+umen rings in der d+mmernden We$t #er$oren, daß ich auf die Musi* *aum achtete,die uns #on dem er$euchteten )aa$ herunter entgegenscha$$te."ie wei erren Audran und ein gewisser 3. 3. wer beh+$t a$$e die 3amen , die derBase und -ottens +ner waren, em2fingen uns am )ch$age, bem+chtigten sich ihrerFrauenimmer, und ich f'hrte das meinige hinauf.Wir sch$angen uns in Menuetts um einander herum5 ich forderte ein Frauenimmer nachdem andern auf, und 9ust die un$eid$ichsten *onnten nicht dau *ommen, einem die and

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u reichen und ein Ende u machen. -otte und ihr +ner fingen einen Eng$ischen an,und wie woh$ mir&s war, a$s sie auch in der 0eihe die Figur mit uns anfing, magst duf'h$en. anen muß man sie sehen! )iehst du, sie ist so mit ganem eren und mitganer )ee$e dabei, ihr ganer /8r2er eine armonie, so sorg$os, so unbefangen, a$swenn das eigent$ich a$$es w+re, a$s wenn sie sonst nichts d+chte, nichts em2f+nde5 und in

dem Augenb$ic*e gewiß schwindet a$$es andere #or ihr.%ch bat sie um den weiten Qontretan5 sie sagte mit den dritten u, und mit der$iebensw'rdigsten Freim'tig*eit #on der We$t #ersicherte sie mir, daß sie her$ich gerndeutsch tane. DEs ist hier so Mode, Dfuhr sie fort, Ddaß 9edes ;aar, das usammengeh8rt, beim "eutschen usammenb$eibt, und mein Qha2eau wa$t sch$echt und dan*tmir&s, wenn ich ihm die Arbeit er$asse. %hr Frauenimmer *ann&s auch nicht und magnicht, und ich habe im Eng$ischen gesehen, daß )ie gut wa$en5 wenn )ie nun mein seinwo$$en f'rs "eutsche, so gehen )ie und bitten sich&s #on meinem errn aus, und ich wi$$u %hrer "ame gehen. ich gab ihr die and darauf, und wir machten aus, daß ihr+ner inwischen meine +nerin unterha$ten so$$te. 3un ging&s an, und wir ergetten uns eine Wei$e an manigfa$tigen )ch$ingungen der

Arme. Mit we$chem 0eie, mit we$cher F$'chtig*eit bewegte sie sich! nd da wir nungar ans Wa$en *amen und wie die )2h+ren um einander herumro$$ten, ging&s frei$ichanfangs, wei$&s die wenigsten *8nnen, ein bißchen bunt durcheinander. Wir waren *$ugund $ießen sie austoben, und a$s die ngeschic*testen den ;$an ger+umt hatten, fie$en wir ein und hie$ten mit noch einem ;aare, mit Audran und seiner +nerin, wac*er aus. 3ieist mir&s so $eicht #om F$ec*e gegangen. %ch war *ein Mensch mehr. "as$iebensw'rdigste 6esch82f in den Armen u haben und mit ihr herumuf$iegen wieWetter, daß a$$es rings umher #erging, und Wi$he$m, um ehr$ich u sein, tat ich aberdoch den )chwur, daß ein M+dchen, das ich $iebte, auf das ich Ans2r'che h+tte, mir niemit einem andern wa$en so$$te a$s mit mir, und wenn ich dr'ber ugrunde gehen m'ßte."u #erstehst mich!Wir machten einige ouren gehend im )aa$e, um u #erschnaufen. "ann sette sie sich,und die =rangen, die ich beiseite gebracht hatte, die nun die einigen noch 'brigenwaren, taten #ortreff$iche Wir*ung, nur daß mir mit 9edem )chnittchen, das sie einerunbescheidenen 3achbarin ehrenha$ben utei$te, ein )tich durchs er ging.Beim dritten eng$ischen an waren wir das weite ;aar. Wie wir die 0eihe durchtantenund ich, weiß 6ott mit wie#ie$ Wonne, an ihrem Arm und Auge hing, das #o$$ #omwahrsten Ausdruc* des offensten, reinsten (ergn'gens war, *ommen wir an eine Frau,die mit wegen ihrer $iebensw'rdigen Miene auf einem nicht mehr gan 9ungen 6esichtemer*w'rdig gewesen war. )ie sieht -otten $+che$nd an, hebt einen drohenden Finger aufund nennt den 3amen A$bert weima$ im (orbeif$iegen mit #ie$ Bedeutung.DWer ist A$bert sagte ich u -otten, Dwenn&s nicht (ermessenheit ist u fragen. )iewar im Begriff u antworten, a$s wir uns scheiden mußten, um die große Achte umachen, und mich d'n*te einiges 3achden*en auf ihrer )tirn u sehen, a$s wir so #oreinander #orbei*reuten. DWas so$$ ich&s %hnen $eugnen, sagte sie, indem sie mir dieand ur ;romenade bot. DA$bert ist ein bra#er Mensch, dem ich so gut a$s #er$obt bin.  nun war mir das nichts 3eues Hdenn die M+dchen hatten mir&s auf dem Wege gesagtIund war mir doch so gan neu, wei$ ich es noch nicht im (erh+$tnis auf sie, die mir in sowenig Augenb$ic*en so wert geworden war, gedacht hatte. 6enug, ich #erwirrte mich,#ergaß mich und *am wischen das unrechte ;aar hinein, daß a$$es drunter und dr'ber

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ging und -ottens gane 6egenwart und erren und iehen n8tig war, um es schne$$wieder in =rdnung u bringen."er an war noch nicht u Ende, a$s die B$ite, die wir schon $ange am orionte$euchten gesehn und die ich immer f'r Wetter*'h$en ausgegeben hatte, #ie$ st+r*er uwerden anfingen und der "onner die Musi* 'berstimmte. "rei Frauenimmer $iefen aus

der 0eihe, denen ihre erren fo$gten5 die nordnung wurde a$$gemein, und die Musi*h8rte auf. Es ist nat'r$ich, wenn uns ein ng$'c* oder etwas )chrec*$iches im (ergn'gen'berrascht, daß es st+r*ere Eindr'c*e auf uns macht a$s sonst, tei$s wegen des6egensates, der sich so $ebhaft em2finden $+ßt, tei$s und noch mehr, wei$ unsere )inneeinma$ der F'h$bar*eit ge8ffnet sind und a$so desto schne$$er einen Eindruc* annehmen."iesen rsachen muß ich die wunderbaren 6rimassen uschreiben, in die ich mehrereFrauenimmer ausbrechen sah. "ie *$'gste sette sich in eine Ec*e, mit dem 0'c*engegen #or ihr nieder und #erbarg den /o2f in der ersten )choß. Eine dritte schob sichwischen beide hinein und umfaßte ihre )chwesterchen mit tausend r+nen. Einigewo$$ten nach ause5 andere, die noch weniger wußten, was sie taten, hatten nicht so #ie$Besinnungs*raft, den /ec*heiten unserer 9ungen )ch$uc*er u steuern, die sehr

 besch+ftigt u sein schienen, a$$e die +ngst$ichen 6ebete, die dem imme$ bestimmtwaren, #on den -i22en der sch8nen Bedr+ngten wegufangen. Einige unserer errenhatten sich hinabbegeben, um ein ;feifchen in 0uhe u rauchen5 und die 'brige6ese$$schaft sch$ug es nicht aus, a$s die Wirtin auf den *$ugen Einfa$$ *am, uns einimmer anuweisen, das -+den und (orh+nge h+tte. /aum waren wir da ange$angt, a$s-otte besch+ftigt war, einen /reis #on )t'h$en u ste$$en und, a$s sich die 6ese$$schaftauf ihre Bitte gesett hatte, den (ortrag u einem )2ie$e u tun.%ch sah manchen, der in offnung auf ein saftiges ;fand sein M+u$chen s2itte und seine6$ieder rec*te. DWir s2ie$en +h$ens! sagte sie. 3un gebt acht! %ch geh& im /reiseherum #on der 0echten ur -in*en, und so +h$t ihr auch rings herum, 9eder die ah$, diean ihn *ommt, und das muß gehen wie ein -auffeuer, und wer stoc*t oder sich irrt, *riegteine =hrfeige, und so bis tausend. nun war das $ustig anusehen> sie ging mitausgestrec*tem Arm im /reise herum. DEins, fing der erste an, der 3achbar Dwei,Ddrei der fo$gende, und so fort. "ann fing sie an, geschwinder u gehen, immergeschwinder5 da #ersah&s einer> ;atsch! Eine =hrfeige, und 'ber das 6e$+chter derfo$gende auch> ;atsch! nd immer geschwinder. %ch se$bst *riegte wei Mau$sche$$enund g$aubte mit innigem (ergn'gen u bemer*en, daß sie st+r*er seien, a$s sie den'brigen uumessen 2f$egte. Ein a$$gemeines 6e$+chter und 6eschw+rm endigte das)2ie$, ehe noch das ausend ausge+h$t war. "ie (ertrautesten ogen einander beiseite,das 6ewitter war #or'ber, und ich fo$gte -otten in den )aa$. nterwegs sagte sie> D'berdie =hrfeigen haben sie Wetter und a$$es #ergessen! ich *onnte ihr nichts antworten. Dich war, fuhr sie fort, Deine der Furchtsamsten, und indem ich mich herhaft ste$$te, umden andern Mut u geben, bin ich mutig geworden. Wir traten ans Fenster. Es donnerteabseitw+rts, und der herr$iche 0egen s+use$te auf das -and, und der er?uic*endsteWoh$geruch stieg in a$$er F'$$e einer warmen -uft u uns auf. )ie stand auf ihrenE$$enbogen gest'tt, ihr B$ic* durchdrang die 6egend5 sie sah gen imme$ und auf mich,ich sah ihr Auge tr+nen#o$$, sie $egte ihre and auf die meinige und sagte> D/$o2stoc*!  %ch erinnerte mich sog$eich der herr$ichen =de, die ihr in 6edan*en $ag, und #ersan* indem )trome #on Em2findungen, den sie in dieser -osung 'ber mich ausgoß. %ch ertrug&snicht, neigte mich auf ihre and und *'ßte sie unter den wonne#o$$sten r+nen. nd sah

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nach ihrem Auge wieder Ed$er! +ttest du deine (erg8tterung in diesem B$ic*egesehen, und m8cht& ich nun deinen so oft entweihten 3amen nie wieder nennen h8ren!

Am 1R. :uniusWo ich neu$ich mit meiner Er+h$ung geb$ieben bin, weiß ich nicht mehr5 das weiß ich,

daß es wei hr des 3achts war, a$s ich u Bette *am, und daß, wenn ich dir h+tte#orschwaten *8nnen, statt u schreiben, ich dich #ie$$eicht bis an den Morgenaufgeha$ten h+tte.Was auf unserer ereinfahrt #om Ba$$e geschehen ist, habe ich noch nicht er+h$t, habeauch heute *einen ag dau.Es war der herr$ichste )onnenaufgang. "er tr82fe$nde Wa$d und das erfrischte Fe$dumher! nsere 6ese$$schafterinnen nic*ten ein. )ie fragte mich, ob ich nicht auch #onder ;artie sein wo$$te5 ihretwegen so$$t& ich unbe*'mmert sein. D)o $ange ich dieseAugen offen sehe, sagte ich und sah sie fest an, so $ange hat&s *eine 6efahr. nd wir haben beide ausgeha$ten bis an ihr or, da ihr die Magd $eise aufmachte und auf ihrFragen #ersicherte, daß (ater und /$eine woh$ seien und a$$e noch sch$iefen. "a #er$ieß

ich sie mit der Bitte, sie se$bigen ags noch sehen u d'rfen5 sie gestand mir&s u, und ich bin ge*ommen und seit der eit *8nnen )onne, Mond und )terne geruhig ihreWirtschaft treiben, ich weiß weder daß ag noch daß 3acht ist, und die gane We$t#er$iert sich um mich her.

Am 1. :unius%ch $ebe so g$'c*$iche age, wie sie 6ott seinen ei$igen auss2art5 und mit mir magwerden was wi$$, so darf ich nicht sagen, daß ich die Freuden, die reinsten Freuden des-ebens nicht genossen habe. du *ennst mein Wah$heim5 dort bin ich #8$$ig etab$iert,#on da habe ich nur eine ha$be )tunde u -otten, dort f'h$& ich mich se$bst und a$$es6$'c*, das dem Menschen gegeben ist.+tt& ich gedacht, a$s ich mir Wah$heim um wec*e meiner )2aierg+nge w+h$te, daß esso nahe am imme$ $+ge! Wie oft habe ich das :agdhaus, das nun a$$e meine W'nscheeinsch$ießt, auf meinen weiten Wanderungen, ba$d #om Berge, ba$d #on der Ebne 'berden F$uß gesehn!-ieber Wi$he$m, ich habe a$$er$ei nachgedacht, 'ber die Begier im Menschen, sichausubreiten, neue Entdec*ungen u machen, herumuschweifen5 und dann wieder 'berden inneren rieb, sich der Einschr+n*ung wi$$ig u ergeben, in dem 6$eise der6ewohnheit so hinufahren und sich weder um 0echts noch um -in*s u be*'mmern.Es ist wunderbar> wie ich hierher *am und #om 'ge$ in das sch8ne a$ schaute, wie esmich rings umher anog. dort das W+$dchen! ach *8nntest du dich in seine )chattenmischen! dort die )2ite des Berges! ach *8nntest du #on da die weite 6egend'berschauen! die in einander ge*etteten 'ge$ und #ertrau$ichen +$er! o *8nnte ichmich in ihnen #er$ieren! ich ei$te hin, und *ehrte ur'c*, und hatte nicht gefunden, wasich hoffte. = es ist mit der Ferne wie mit der u*unft! Ein großes d+mmerndes 6aneruht #or unserer )ee$e, unsere Em2findung #erschwimmt darin wie unser Auge, und wirsehnen uns, ach! nser ganes Wesen hinugeben, uns mit a$$er Wonne eines einigen,großen, herr$ichen 6ef'h$s ausf'$$en u $assen. und ach! Wenn wir hinuei$en, wenndas "ort nun ier wird, ist a$$es #or wie nach, und wir stehen in unserer Armut, inunserer Eingeschr+n*theit, und unsere )ee$e $echt nach entsch$'2ftem -absa$e.

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)o sehnt sich der unruhigste (agabund u$ett wieder nach seinem (ater$ande und findetin seiner 'tte, an der Brust seiner 6attin, in dem /reise seiner /inder, in den6esch+ften u ihrer Erha$tung die Wonne, die er in der weiten We$t #ergebens suchte.Wenn ich des Morgens mit )onnenaufgange hinausgehe nach meinem Wah$heim und dortim Wirtsgarten mir meine uc*ererbsen se$bst 2f$'c*e, mich hinsete, sie abf+dne und

dawischen in meinem omer $ese5 wenn ich in der *$einen /'che mir einen o2f w+h$e,mir Butter aussteche, )choten ans Feuer ste$$e, udec*e und mich dausete, siemanchma$ umusch'tte$n> da f'h$& ich so $ebhaft, wie die 'berm'tigen Freier der;ene$o2e =chsen und )chweine sch$achten, er$egen und braten. Es ist nichts, das michso mit einer sti$$en, wahren Em2findung ausf'$$te a$s die 'ge 2atriarcha$ischen -ebens,die ich, 6ott sei "an*, ohne Affe*tation in meine -ebensart #erweben *ann.Wie woh$ ist mir&s, daß mein er die sim2$e, harm$ose Wonne des Menschen f'h$en*ann, der ein /rauthau2t auf seinen isch bringt, das er se$bst geogen, und nun nicht den/oh$ a$$ein, sondern a$$ die guten age, den sch8nen Morgen, da er ihn 2f$ante, die$ieb$ichen Abende, da er ihn begoß, und da er an dem fortschreitenden Wachstum seineFreude hatte, a$$e in einem Augenb$ic*e wieder mitgenießt.

Am R. :unius(orgestern *am der Medi*us hier aus der )tadt hinaus um Amtmann und fand mich aufder Erde unter -ottens /indern, wie einige auf mir herum*rabbe$ten, andere michnec*ten, und wie ich sie *ite$te und ein großes 6eschrei mit ihnen erregte. "er "o*tor,der eine sehr dogmatische "raht2u22e ist, unterm 0eden seine Manschetten in Fa$ten $egtund einen /r+use$ ohne Ende herausu2ft, fand dieses unter der W'rde eines gescheitenMenschen5 das mer*te ich an seiner 3ase. %ch $ieß mich aber in nichts st8ren, $ieß ihnsehr #ern'nftige )achen abhande$n und baute den /indern ihre /artenh+user wieder, diesie ersch$agen hatten. Auch ging er darauf in der )tadt herum und be*$agte, desAmtmanns /inder w+ren so schon ungeogen genug, der Werther #erderbe sie nun #8$$ig.:a, $ieber Wi$he$m, meinem eren sind die /inder am n+chsten auf der Erde. Wenn ichihnen usehe und in dem *$einen "inge die /eime a$$er ugenden, a$$er /r+fte sehe, diesie einma$ so n8tig brauchen werden5 wenn ich in dem Eigensinne *'nftige)tandhaftig*eit und Festig*eit des Qhara*ters, in dem Mutwi$$en guten umor und-eichtig*eit, 'ber die 6efahren der We$t hinusch$'2fen, erb$ic*e, a$$es so un#erdorben,so gan! immer, immer wiederho$e ich dann die go$denen Worte des -ehrers derMenschen> Dwenn ihr nicht werdet wie eines #on diesen! und nun, mein Bester, sie, dieunseresg$eichen sind, die wir a$s unsere Muster ansehen so$$ten, behande$n wir a$sntertanen. )ie so$$en *einen Wi$$en haben! haben wir denn *einen nd wo $iegt das(orrecht wei$ wir +$ter sind und gescheiter! guter 6ott #on deinem imme$, a$te/inder siehst du und 9unge /inder, und nichts weiter5 und an we$chen du mehr Freudehast, das hat dein )ohn schon $ange #er*'ndigt. Aber sie g$auben an ihn und h8ren ihnnicht das ist auch was A$tes! und bi$den ihre /inder nach sich und Adieu, Wi$he$m!%ch mag dar'ber nicht weiter radotieren.Am 1. :u$iusWas -otte einem /ran*en sein muß, f'h$& ich an meinem eigenen eren, das 'b$er dranist a$s manches, das auf dem )iechbette #erschmachtet. )ie wird einige age in der )tadt bei einer rechtschaffnen Frau ubringen, die sich nach der Aussage der rte ihrem Endenaht und in diesen $etten Augenb$ic*en -otten um sich haben wi$$. %ch war #orige

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Woche mir ihr, den ;farrer #on )t. u besuchen5 ein Trtchen, das eine )tunde seitw+rtsim 6ebirge $iegt. Wir *amen gegen #ier dahin. -otte hatte ihre weite )chwestermitgenommen. A$s wir in den mit wei hohen 3ußb+umen 'berschatteten ;farrhof traten,saß der gute a$te Mann auf einer Ban* #or der aust'r, und da er -otten sah, ward er wieneu be$ebt, #ergaß seinen /notenstoc* und wagte sich auf, ihr entgegen. )ie $ief hin u

ihm, n8tigte ihn sich niederu$assen, indem sie sich u ihm sette, brachte #ie$e 6r'ße#on ihrem (ater, herte seinen garstigen, schmutigen 9'ngsten Buben, das @ua*e$chenseines A$ters. "u h+ttest sie sehen so$$en, wie sie den A$ten besch+ftigte, wie sie ihre)timme erhob, um seinen ha$b tauben =hren #ernehm$ich u werden, wie sie ihm #on 9ungen, robusten -euten er+h$te, die un#ermutet gestorben w+ren, #on der(ortreff$ich*eit des /ar$sbades, und wie sie seinen Entsch$uß $obte, *'nftigen )ommerhinugehen, wie sie fand, daß er #ie$ besser auss+he, #ie$ munterer sei a$s das $ettema$,da sie ihn gesehn. ich hatte indes der Frau ;farrerin meine 8f$ich*eiten gemacht. "erA$te wurde gan munter, und da ich nicht umhin *onnte, die sch8nen 3ußb+ume u$oben, die uns so $ieb$ich beschatteten, fing er an, uns, wiewoh$ mit einigerBeschwer$ich*eit, die 6eschichte da#on u geben. Dden a$ten, sagte er, wissen wir

nicht, wer den ge2f$ant hat5 einige sagen dieser, andere 9ener ;farrer. "er 9'ngere aberdort hinten ist so a$t a$s meine Frau, im =*tober funfig :ahr. %hr (ater 2f$ante ihn desMorgens, a$s sie gegen Abend geboren wurde. Er war mein (orfahr im Amt, und wie $iebihm der Baum war, ist nicht u sagen5 mir ist er&s gewiß nicht weniger. Meine Frau saßdarunter auf einem Ba$*en und stric*te, da ich #or siebenundwanig :ahren a$s ein armer )tudent um erstenma$e hier in den of *am. -otte fragte nach seiner ochter5 es hieß,sie sei mit errn )chmidt auf die Wiese hinaus u den Arbeitern, und der A$te fuhr inseiner Er+h$ung fort> wie sein (orfahr ihn $iebgewonnen und die ochter dau, und wieer erst sein (i*ar und dann sein 3achfo$ger geworden. "ie 6eschichte war nicht $ange uEnde, a$s die :ungfer ;farrerin mit dem sogenannten errn )chmidt durch den 6artenher*am> sie bewi$$*ommte -otten mit her$icher W+rme, und ich muß sagen, sie gefie$mir nicht 'be$5 eine rasche, woh$gewachsene Br'nette, die einen die *ure eit 'ber aufdem -ande woh$ unterha$ten h+tte. %hr -iebhaber Hdenn a$s so$chen ste$$te sich err)chmidt g$eich darI, ein feiner, doch sti$$er Mensch, der sich nicht in unsere 6es2r+chemischen wo$$te, ob ihn g$eich -otte immer hereinog. Was mich am meisten betr'bte,war, daß ich an seinen 6esichts'gen u bemer*en schien, es sei mehr Eigensinn und'b$er umor a$s Eingeschr+n*theit des (erstandes, der ihn sich mitutei$en hinderte. %nder Fo$ge ward dies $eider nur u deut$ich5 denn a$s Friederi*e beim )2aierengehen mit-otten und ge$egent$ich auch mit mir ging, wurde des errn Angesicht, das ohnedieseiner br+un$ichen Farbe war, so sicht$ich #erdun*e$t, daß es eit war, daß -otte mich beim rme$ u2fte und mir u #erstehn gab, daß ich mit Friederi*en u artig getan. 3un#erdrießt mich nichts mehr, a$s wenn die Menschen einander 2$agen, am meisten, wenn 9unge -eute in der B$'te des -ebens, da sie am offensten f'r a$$e Freuden sein *8nnten,einander die 2aar guten age mit Fraten #erderben und nur erst u s2+t dasnerset$iche ihrer (erschwendung einsehen. Mich wurmte das, und ich *onnte nichtumhin, da wir gegen Abend in den ;farrhof ur'c**ehrten und an einem ische Mi$chaßen und das 6es2r+ch auf Freude und -eid der We$t sich wendete, den Faden uergreifen und recht her$ich gegen die 'b$e -aune u reden. Dwir Menschen be*$agenuns oft, fing ich an, Ddaß der guten age so wenig sind und der sch$immen so #ie$, und,wie mich d'n*t, meist mit nrecht. Wenn wir immer ein offenes er h+tten, das 6ute u

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genießen, das uns 6ott f'r 9eden ag bereitet, wir w'rden a$sdann auch /raft genughaben, das be$ u tragen, wenn es *ommt. DWir haben aber unser 6em't nicht inunserer 6ewa$t, #ersette die ;farrerin, Dwie #ie$ h+ngt #om /8r2er ab! Wenn einemnicht woh$ ist, ist&s einem 'bera$$ nicht recht. %ch gestand ihr das ein. DWir wo$$en esa$so, fuhr ich fort, a$s eine /ran*heit ansehen und fragen, ob daf'r *ein Mitte$ ist

D"as $+ßt sich h8ren, sagte -otte, Dich g$aube wenigstens, daß #ie$ #on uns abh+ngt. %chweiß es an mir. Wenn mich etwas nec*t und mich #erdrieß$ich machen wi$$, s2ring& ichauf und sing& ein 2aar Qontret+ne den 6arten auf und ab, g$eich ist&s weg. Ddas war&s,was ich sagen wo$$te, #ersette ich, Des ist mit der 'b$en -aune #8$$ig wie mit derr+gheit, denn es ist eine Art #on r+gheit. nsere 3atur h+ngt sehr dahin, und doch,wenn wir nur einma$ die /raft haben, uns u ermannen, geht uns die Arbeit frisch #on der and, und wir finden in der +tig*eit ein wahres (ergn'gen. Friederi*e war sehraufmer*sam, und der 9unge Mensch wandte mir ein, daß man nicht err 'ber sich se$bstsei und am wenigsten 'ber seine Em2findungen gebieten *8nne. Des ist hier die Frage#on einer unangenehmen Em2findung, #ersette ich, Ddie doch 9edermann gerne $os ist5und niemand weiß, wie weit seine /r+fte gehen, bis er sie #ersucht hat. 6ewiß, wer *ran* 

ist, wird bei a$$en rten herumfragen, und die gr8ßten 0esignationen, die bitterstenAreneien wird er nicht abweisen, um seine gew'nschte 6esundheit u erha$ten. ich bemer*te, daß der ehr$iche A$te sein 6eh8r anstrengte, um an unserm "is*ursetei$unehmen, ich erhob die )timme, indem ich die 0ede gegen ihn wandte. Man 2redigtgegen so #ie$e -aster, sagte ich, Dich habe noch nie geh8rt, daß man gegen die 'b$e-aune #om ;redigtstuh$e [Fußnote]Wir haben nun von Lavateern eine treffliche

Predigt hierber! unter denen ber das "uch Jonas.  gearbeitet h+tte. D"as m'ßtendie )tadt2farrer tun, sagte er, Ddie Bauern haben *einen b8sen umor5 doch *8nnte esauch uwei$en nicht schaden, es w+re eine -e*tion f'r seine Frau wenigstens und f'r denerrn Amtmann. "ie 6ese$$schaft $achte, und er her$ich mit, bis er in einen usten#erfie$, der unsern "is*urs eine eit$ang unterbrach5 darauf denn der 9unge Menschwieder das Wort nahm> D)ie nannten den b8sen umor ein -aster5 mich deucht, das ist'bertrieben. DMit nichten, gab ich ur Antwort, Dwenn das, womit man sich se$bstund seinem 3+chsten schadet, diesen 3amen #erdient. %st es nicht genug, daß wireinander nicht g$'c*$ich machen *8nnen, m'ssen wir auch noch einander das (ergn'genrauben, das 9edes er sich noch manchma$ se$bst gew+hren *ann nd nennen )ie mirden Menschen, der 'b$er -aune ist und so bra# dabei, sie u #erbergen, sie a$$ein utragen, ohne die Freude um sich her u erst8ren! =der ist sie nicht #ie$mehr ein innerernmut 'ber unsere eigene nw'rdig*eit, ein Mißfa$$en an uns se$bst, das immer miteinem 3eide #er*n'2ft ist, der durch eine t8richte Eite$*eit aufgehett wird Wir seheng$'c*$iche Menschen, die wir nicht g$'c*$ich machen, und das ist unertr+g$ich. -otte$+che$te mich an, da sie die Bewegung sah, mit der ich redete, und eine r+ne inFriederi*ens Auge s2ornte mich fortufahren. DWehe denen, sagte ich, Ddie sich der6ewa$t bedienen, die sie 'ber ein er haben, um ihm die einfachen Freuden u rauben,die aus ihm se$bst her#or*eimen. A$$e 6eschen*e, a$$e 6ef+$$ig*eiten der We$t ersetennicht einen Augenb$ic* (ergn'gen an sich se$bst, den uns eine neidische nbehag$ich*eitunsers Krannen #erg+$$t hat.Mein ganes er war #o$$ in diesem Augenb$ic*e5 die Erinnerung so manches(ergangenen dr+ngte sich an meine )ee$e, und die r+nen *amen mir in die Augen.

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DWer sich das nur t+g$ich sagte, rief ich aus, du #ermagst nichts auf deine Freunde, a$sihnen ihre Freuden u $assen und ihr 6$'c* u #ermehren, indem du es mit ihnengenießest. (ermagst du, wenn ihre innere )ee$e #on einer +ngstigenden -eidenschaftge?u+$t, #om /ummer err'ttet ist, ihnen einen ro2fen -inderung u gebennd wenn die $ette, bangste /ran*heit dann 'ber das 6esch82f herf+$$t, das du in

 b$'henden agen untergraben hast, und sie nun da$iegt in dem erb+rm$ichsten Ermatten,das Auge gef'h$$os gen imme$ sieht, der odesschweiß auf der b$assen )tirneabwechse$t, und du #or dem Bette stehst wie ein (erdammter, in dem innigsten 6ef'h$,daß du nichts #ermagst mit deinem ganen (erm8gen, und die Angst dich inwendig*ram2ft, daß du a$$es hingeben m8chtest, dem untergehenden 6esch82fe einen ro2fen)t+r*ung, einen Fun*en Mut einf$8ßen u *8nnen."ie Erinnerung einer so$chen )ene, wobei ich gegenw+rtig war, fie$ mit ganer 6ewa$t bei diesen Worten 'ber mich. %ch nahm das )chnu2ftuch #or die Augen und #er$ieß die6ese$$schaft, und nur -ottens )timme, die mir rief, wir wo$$ten fort, brachte mich u mirse$bst. nd wie sie mich auf dem Wege scha$t 'ber den u warmen Antei$ an a$$em, unddaß ich dr'ber ugrunde gehen w'rde! "aß ich mich schonen so$$te! = der Enge$! m

deinetwi$$en muß ich $eben!

Am L. :u$ius)ie ist immer um ihre sterbende Freundin, und ist immer diese$be, immer dasgegenw+rtige, ho$de 6esch82f, das, wo sie hinsieht, )chmeren $indert und 6$'c*$ichemacht. )ie ging gestern abend mit Marianen und dem *$einen Ma$chen s2aieren, ichwußte es und traf sie an, und wir gingen usammen. 3ach einem Wege #on andertha$b)tunden *amen wir gegen die )tadt ur'c*, an den Brunnen, der mir so wert und nuntausendma$ werter ist. -otte sette sich aufs M+uerchen, wir standen #or ihr. %ch sahumher, ach, und die eit, da mein er so a$$ein war, $ebte wieder #or mir auf. D-ieberBrunnen, sagte ich, Dseither hab& ich nicht mehr an deiner /'h$e geruht, hab& inei$endem (or'bergehn dich manchma$ nicht angesehn. %ch b$ic*te hinab und sah, daßMa$chen mit einem 6$ase Wasser sehr besch+ftigt heraufstieg. %ch sah -otten an undf'h$te a$$es, was ich an ihr habe. %ndem *ommt Ma$chen mit einem 6$ase. Mariane wo$$t&es ihr abnehmen> Dnein! rief das /ind mit dem s'ßesten Ausdruc*e, nein, -ottchen, duso$$st uerst trin*en! ich ward 'ber die Wahrheit, 'ber die 6'te, womit sie das ausrief,so ent'c*t, daß ich meine Em2findung mit nichts ausdr'c*en *onnte, a$s ich nahm das/ind #on der Erde und *'ßte es $ebhaft, das sog$eich u schreien und u weinen anfing.  D)ie haben 'be$ getan, sagte -otte. %ch war betroffen. D*omm, Ma$chen, Dfuhr siefort, indem sie es bei der and nahm und die )tufen hinabf'hrte, Dda wasche dich aus der frischen @ue$$e geschwind, geschwind, da tut&s nichts. Wie ich so dastand und usah,mit we$cher Emsig*eit das /$eine seinen nassen +ndchen die Bac*en rieb, mit we$chem6$auben, daß durch die Wunder?ue$$e a$$e (erunreinigung abges2'$t und die )chmachabgetan w'rde, einen h+ß$ichen Bart u *riegen5 wie -otte sagte> Des ist genug! und das/ind doch immer eifrig fortwusch, a$s wenn (ie$ mehr t+te a$s Wenig ich sage dir,Wi$he$m, ich habe mit mehr 0es2e*t nie einer aufhand$ung beigewohnt5 und a$s -otteherauf*am, h+tte ich mich gern #or ihr niedergeworfen wie #or einem ;ro2heten, der die)chu$den einer 3ation weggeweiht hat."es Abends *onnte ich nicht umhin, in der Freude meines erens den (orfa$$ einemManne u er+h$en, dem ich Menschensinn utraute, wei$ er (erstand hat5 aber wie *am

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ich an! Er sagte, das sei sehr 'be$ #on -otten gewesen5 man so$$e den /indern nichts weismachen5 derg$eichen gebe u un+h$igen %rrt'mern und Aberg$auben An$aß, wo#or mandie /inder fr'heitig bewahren m'sse. nun fie$ mir ein, daß der Mann #or acht agenhatte taufen $assen, drum $ieß ich&s #orbeigehen und b$ieb in meinem eren derWahrheit getreu> wir so$$en es mit den /indern machen wie 6ott mit uns, der uns am

g$'c*$ichsten macht, wenn er uns in freund$ichem Wahne so hintaume$n $+ßt.

Am P. :u$iusWas man ein /ind ist! Was man nach so einem B$ic*e geit! Was man ein /ind ist! Wir waren nach Wah$heim gegangen. "ie Frauenimmer fuhren hinaus, und w+hrend unserer)2aierg+nge g$aubte ich in -ottens schwaren Augen ich bin ein or, #ereih mir&s! "uso$$test sie sehen, diese Augen. "aß ich *ur bin Hdenn die Augen fa$$en mir u #or)ch$afI> siehe, die Frauenimmer stiegen ein, da standen um die /utsche der 9unge W.,)e$stadt und Audran und ich. "a ward aus dem )ch$age ge2$audert mit den /er$chen, diefrei$ich $eicht und $'ftig genug waren. ich suchte -ottens Augen> ach, sie gingen #oneinem um andern! Aber auf mich! Mich! Mich! "er gan a$$ein auf sie resigniert

dastand, fie$en sie nicht! Mein er sagte ihr tausend Adieu! nd sie sah mich nicht!"ie /utsche fuhr #orbei, und eine r+ne stand mir im Auge. %ch sah ihr nach und sah-ottens /o2f2ut sich um )ch$age heraus$ehnen, und sie wandte sich um u sehen, ach! 3ach mir -ieber! %n dieser ngewißheit schwebe ich5 das ist mein rost> #ie$$eicht hatsie sich nach mir umgesehen! (ie$$eicht! 6ute 3acht! =, was ich ein /ind bin!

Am 1<. :u$ius"ie a$berne Figur, die ich mache, wenn in 6ese$$schaft #on ihr ges2rochen wird, so$$testdu sehen! Wenn man mich nun gar fragt, wie sie mir gef+$$t gef+$$t! "as Wort hasseich auf den od. Was muß das f'r ein Mensch sein, dem -otte gef+$$t, dem sie nicht a$$e)inne, a$$e Em2findungen ausf'$$t! 6ef+$$t! "as Wort hasse ich auf den od. Was mußdas f'r ein Mensch sein, dem -otte gef+$$t, dem sie nicht a$$e )inne, a$$e Em2findungenausf'$$t! 6ef+$$t! 3eu$ich fragte mich einer, wie mir =ssian gefie$e!

Am 11. :u$iusFrau M. ist sehr sch$echt5 ich bete f'r ihr -eben, wei$ ich mit -otten du$de. %ch sehe siese$ten bei einer Freundin, und heute hat sie mir einen wunderbaren (orfa$$ er+h$t. dera$te M. ist ein geiiger, rangiger Fi$, der seine Frau im -eben was 0echts ge2$agt undeingeschr+n*t hat5 doch hat sich die Frau immer durchuhe$fen gewußt. (or wenigenagen, a$s der Art ihr das -eben abges2rochen hatte, $ieß sie ihren Mann *ommen H-ottewar im immerI und redete ihn a$so an> D%ch muß dir eine )ache gestehen, die nachmeinem ode (erwirrung und (erdruß machen *8nnte. %ch habe bisher die ausha$tunggef'hrt, so ordent$ich und s2arsam a$s m8g$ich5 a$$ein du wirst mir #ereihen, daß ichdich diese dreißig :ahre her hintergangen habe. "u bestimmtest im Anfange unserereirat ein 6eringes f'r die Bestreitung der /'che und anderer h+us$ichen Ausgaben. A$sunsere ausha$tung st+r*er wurde, unser 6ewerbe gr8ßer, warst du nicht u bewegen,mein Wochenge$d nach dem (erh+$tnisse u #ermehren5 *ur, du weißt, daß du in deneiten, da sie am gr8ßten war, #er$angtest, ich so$$e mit sieben 6u$den die Wocheaus*ommen.

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"ie habe ich denn ohne Widerrede genommen und mir den berschuß w8chent$ich ausder -osung geho$t, da niemand #ermutete, daß die Frau die /asse besteh$en w'rde. %chhabe nichts #erschwendet und w+re auch, ohne es u be*ennen, getrost der Ewig*eitentgegengegangen, wenn nicht die9enige, die nach mir das auswesen u f'hren hat, sichnicht u he$fen wissen w'rde, und du doch immer darauf bestehen *8nntest, deine erste

Frau sei damit ausge*ommen.%ch redete mit -otten 'ber die ung$aub$iche (erb$endung des Menschensinns, daß einernicht argwohnen so$$, dahinter m'sse was anders stec*en, wenn eins mit sieben 6u$denhinreicht, wo man den Aufwand #ie$$eicht um weima$ so #ie$ sieht. Aber ich habe se$bst-eute ge*annt, die des ;ro2heten ewiges T$*r'g$ein ohne (erwunderung in ihrem auseangenommen h+tten.

Am 1. :u$ius 3ein, ich betr'ge mich nicht! %ch $ese in ihren schwaren Augen wahre ei$nehmung anmir und meinem )chic*sa$. :a ich f'h$e, und darin darf ich meinem eren trauen, daßsie o darf ich, *ann ich den imme$ in diesen Worten auss2rechen daß sie mich

$iebt!Mich $iebt! und wie wert ich mir se$bst werde, wie ich dir darf ich&s woh$ sagen, duhast )inn f'r so etwas wie ich mich se$bst anbete, seitdem sie mich $iebt!=b das (ermessenheit ist oder 6ef'h$ des wahren (erh+$tnisses ich *enne denMenschen nicht, #on dem ich etwas in -ottens eren f'rchtete. nd doch wenn sie#on ihrem Br+utigam s2richt, mit so$cher W+rme, so$cher -iebe #on ihm s2richt da istmir&s wie einem, der a$$er seiner Ehren und W'rden entsett und dem der "egengenommen wird.

Am 1L. :u$iusAch wie mir das durch a$$e Adern $+uft, wenn mein Finger un#ersehens den ihrigen ber'hrt, wenn unsere F'ße sich unter dem ische begegnen! %ch iehe ur'c* wie #omFeuer, und eine geheime /raft ieht mich wieder #orw+rts mir wird&s so schwinde$ig#or a$$en )innen. =! nd ihre nschu$d, ihre unbefangene )ee$e f'h$t nicht, wie sehrmich die *$einen (ertrau$ich*eiten 2einigen. Wenn sie gar im 6es2r+ch ihre and auf diemeinige $egt und im %nteresse der nterredung n+her u mir r'c*t, daß der himm$ischeAtem ihres Mundes meine -i22en erreichen *ann> ich g$aube u #ersin*en, wie #omWetter ger'hrt. und, Wi$he$m! Wenn ich mich 9ema$s unterstehe, diesen imme$, dieses(ertrauen ! "u #erstehst mich. 3ein, mein er ist so #erderbt nicht! )chwach!)chwach genug! und ist das nicht (erderben  sie ist mir hei$ig. A$$e Begier schweigt in ihrer 6egenwart. %ch weiß nie, wie mir ist,wenn ich bei ihr bin5 es ist, a$s wenn die )ee$e sich mir in a$$en 3er#en um*ehrte. siehat eine Me$odie, die sie auf dem /$a#iere s2ie$et mit der /raft eines Enge$s, so sim2e$und so geist#o$$! Es ist ihr -eib$ied, und mich ste$$t es #on a$$er ;ein, (erwirrung und6ri$$en her, wenn sie nur die erste 3ote da#on greift./ein Wort #on der auber*raft der a$ten Musi* ist mir unwahrschein$ich. Wie mich dereinfache 6esang angreift! nd wie sie ihn anubringen weiß, oft ur eit, wo ich mireine /uge$ #or den /o2f schießen m8chte! "ie %rrung und Finsternis meiner )ee$eerstreut sich, und ich atme wieder freier.

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Am 1P. :u$iusWi$he$m, was ist unserem eren die We$t ohne -iebe! Was eine auber$aterne ist ohne-icht! /aum bringst du das -+m2chen hinein, so scheinen dir die buntesten Bi$der andeine weiße Wand! nd wenn&s nichts w+re a$s das, a$s #or'bergehende ;hantome, somacht&s doch immer unser 6$'c*, wenn wir wie frische :ungen da#or stehen und uns 'ber 

die Wundererscheinungen ent'c*en. eute *onnte ich nicht u -otten, eineun#ermeid$iche 6ese$$schaft hie$t mich ab. Was war u tun %ch schic*te meinen "ienerhinaus, nur um einen Menschen um mich u haben, der ihr heute nahe ge*ommen w+re.Mit we$cher ngedu$d ich ihn erwartete, mit we$cher Freude ich ihn wiedersah! %ch h+tteihn gern beim /o2fe genommen und ge*'ßt, wenn ich mich nicht gesch+mt h+tte.Man er+h$t #on dem Bononischen )teine, daß er, wenn man ihn in die )onne $egt, ihre)trah$en anieht und eine Wei$e bei 3acht $euchtet. )o war mir&s mit dem Burschen. "as6ef'h$, daß ihre Augen auf seinem 6esichte, seinen Bac*en, seinen 0oc**n82fen unddem /ragen am )urtout geruht hatten, machte mir das a$$es so hei$ig, so wert! %ch h+tte indem Augenb$ic* den :ungen nicht um tausend a$er gegeben. Es war mir so woh$ inseiner 6egenwart. bewahre dich 6ott, daß du dar'ber $achest. Wi$he$m, sind das

;hantome, wenn es uns woh$ ist

"en 1R. :u$iusD%ch werde sie sehen! ruf& ich morgens aus, wenn ich mich ermuntere und mit a$$ereiter*eit der sch8nen )onne entgegenb$ic*e5 Dich werde sie sehen! und da habe ich f'rden ganen ag *einen Wunsch weiter. A$$es, a$$es #ersch$ingt sich in dieser Aussicht.

"en <. :u$iusEure %dee wi$$ noch nicht die meinige werden, daß ich mit dem 6esandten nach UUUgehen so$$. %ch $iebe die )ubordination nicht sehr, und wir wissen a$$e, daß der Mannnoch dau ein widriger Mensch ist. Meine Mutter m8chte mich gern in A*ti#it+t haben,sagst du, das hat mich u $achen gemacht. Bin ich 9ett nicht auch a*ti#, und ist&s im6runde nicht einer$ei, ob ich Erbsen +h$e oder -insen A$$es in der We$t $+uft doch aufeine -um2erei hinaus, und ein Mensch, der um anderer wi$$en, ohne daß es seine eigene-eidenschaft, sein eigenes Bed'rfnis ist, sich um 6e$d oder Ehre oder sonst wasabarbeitet, ist immer ein or.

Am 4. :u$ius"a dir so sehr daran ge$egen ist, daß ich mein eichnen nicht #ernach$+ssige, m8chte ich$ieber die gane )ache 'bergehen a$s dir sagen, daß either wenig getan wird. 3och nie war ich g$'c*$icher, noch nie war meine Em2findung an der 3atur, bis aufs)teinchen, aufs 6r+schen herunter, #o$$er und inniger, und doch ich weiß nicht, wie ichmich ausdr'c*en so$$, meine #orste$$ende /raft ist so schwach, a$$es schwimmt undschwan*t so #or meiner )ee$e, daß ich *einen mriß 2ac*en *ann5 aber ich bi$de mir ein,wenn ich on h+tte oder Wachs, so wo$$te ich&s woh$ herausbi$den. %ch werde auch onnehmen, wenn&s $+nger w+hrt, und *neten, uns so$$ten&s /uchen werden!-ottens ;ortr+t habe ich dreima$ angefangen, und habe mich dreima$ 2rostituiert5 dasmich um so mehr #erdrießt, wei$ ich #or einiger eit sehr g$'c*$ich im reffen war."arauf habe ich denn ihren )chattenriß gemacht, und damit so$$ mir g&n'gen.

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Am L. :u$ius:a, $iebe -otte, ich wi$$ a$$es besorgen und beste$$en5 geben )ie mir nur mehr Auftr+ge,nur recht oft. m eins bitte ich )ie> *einen )and mehr auf die ette$chen, die )ie mirschreiben. eute f'hrte ich es schne$$ nach der -i22e, und die +hne *nisterten mir.

Am L. :u$ius%ch habe mir schon manchma$ #orgenommen, sie nicht so oft u sehn. :a wer das ha$ten*8nnte! A$$e age unter$ieg& ich der (ersuchung und #ers2reche mir hei$ig> morgen wi$$stdu einma$ wegb$eiben. nd wenn der Morgen *ommt, finde ich doch wieder eineunwidersteh$iche rsache, und ehe ich mich&s #ersehe, bin ich bei ihr. Entweder sie hatdes Abends gesagt> D)ie *ommen doch morgen wer *8nnte da wegb$eiben =der siegibt mir einen Auftrag, und ich finde schic*$ich, ihr se$bst die Antwort u bringen5 oderder ag ist gar u sch8n, ich gehe nach Wah$heim, und wenn ich nun da bin, ist&s nur nocheine ha$be )tunde u ihr! ich bin u nah in der Atmos2h+re uc*! )o bin ich dort.Meine 6roßmutter hatte ein M+rchen #om Magnetenberg> die )chiffe, die u nahe*amen, wurden auf einma$ a$$es Eisenwer*s beraubt, die 3+ge$ f$ogen dem Berge u, und

die armen E$enden scheiterten wischen den 'bereinander st'renden Brettern.Am <. :u$iusA$bert ist ange*ommen, und ich werde gehen5 und wenn er der beste, der ede$ste Menschw+re, unter den ich mich in 9eder Betrachtung u ste$$en bereit w+re, so w+r&sunertr+g$ich, ihn #or meinem Angesicht im Besit so #ie$er (o$$*ommenheit u sehen. Besit! genug, Wi$he$m, der Br+utigam ist da! Ein bra#er, $ieber Mann, dem man gutsein muß. 6$'c*$icherweise war ich nicht beim Em2fange! "as h+tte mir das ererrissen. Auch ist er so ehr$ich und hat -otten in meiner 6egenwart noch nicht eineinigma$ ge*'ßt. "as $ohn& ihm 6ott! m des 0es2e*ts wi$$en, den er #or dem M+dchenhat, muß ich ihn $ieben. Er wi$$ mir woh$, und ich #ermute, das ist -ottens Wer* mehr a$sseiner eigenen Em2findung5 denn darin sind die Weiber fein und haben recht5 wenn siewei (erehrer in gutem (ernehmen mit einander erha$ten *8nnen, ist der (ortei$ immerihr, so se$ten es auch angeht.%ndes *ann ich A$berten meine Achtung nicht #ersagen. )eine ge$assene Außenseite stichtgegen die nruhe meines Qhara*ters sehr $ebhaft ab, die sich nicht #erbergen $+ßt. Er hat#ie$ 6ef'h$ und weiß, was er an -otten hat. Er scheint wenig 'b$e -aune u haben, unddu weißt, das ist die )'nde, die ich +rger hasse am Menschen a$s a$$e andre.Er h+$t mich f'r einen Menschen #on )inn5 und meine Anh+ng$ich*eit u -otten, meinewarme Freude, die ich an a$$en ihren and$ungen habe, #ermehrt seinen rium2h, und er$iebt sie nur desto mehr. =b er sie nicht einma$ mit *einer Eifers'chte$ei 2einigt, das $asseich dahingeste$$t sein, wenigstens w'rd& ich an seinem ;$at nicht gan sicher #or diesemeufe$ b$eiben."em sei nun wie ihm wo$$e, meine Freude, bei -otten u sein, ist hin. )o$$ ich das orheitnennen oder (erb$endung was braucht&s 3amen! Er+h$t die )ache an sich! ichwußte a$$es, was ich 9ett weiß, ehe A$bert *am5 ich wußte, daß ich *eine ;r+tension ansie u machen hatte, machte auch *eine das heißt, insofern es m8g$ich ist, bei so #ie$-iebensw'rdig*eit nicht u begehren und 9ett macht der Frate große Augen, da derandere nun wir*$ich *ommt und ihm das M+dchen wegnimmt.%ch beiße die +hne auf einander und s2ott 'ber mein E$end, und s2ottete derer do22e$tund dreifach, die sagen *8nnten, ich so$$te mich resignieren, und wei$ es nun einma$ nicht

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anders sein *8nnte. schafft mir diese )trohm+nner #om a$se! ich $aufe in denW+$dern herum, und wenn ich u -otten *omme, und A$bert bei ihr sitt im 6+rtchenunter der -aube, und ich nicht weiter *ann, so bin ich ausge$assen n+rrisch und fange #ie$;ossen, #ie$ #erwirrtes eug an. Dum 6ottes wi$$en, sagte mir -otte heut, Dich bitte)ie, *eine )ene wie die #on gestern abend! )ie sind f'rchter$ich, wenn )ie so $ustig

sind. nter uns, ich 2asse die eit ab, wenn er u tun hat5 wutsch! Bin ich drauß, undda ist mir&s immer woh$, wenn ich sie a$$ein finde.

Am P. August%ch bitte dich, $ieber Wi$he$m, es war gewiß nicht auf dich geredet, wenn ich dieMenschen unertr+g$ich scha$t, die #on uns Ergebung in un#ermeid$iche )chic*sa$efordern. %ch dachte wahr$ich nicht daran, daß du #on +hn$icher Meinung sein *8nntest.nd im 6runde hast du recht. 3ur eins, mein Bester! %n der We$t ist es sehr se$ten mitdem EntwederG=der getan5 die Em2findungen und and$ungsweisen schattieren sich somannigfa$tig, a$s Abf+$$e wischen einer abichtsG und )tum2fnase sind."u wirst mir a$so nicht 'be$nehmen, wenn ich dir dein ganes Argument einr+ume und

mich doch wischen dem EntwederG=der durchusteh$en suche.Entweder, sagst du, hast du offnung auf -otten, oder du hast *eine. 6ut, im ersten Fa$$suche sie durchutreiben, suche die Erf'$$ung deiner W'nsche u umfassen> im anderenFa$$ ermanne dich und suche einer e$enden Em2findung $os u werden, die a$$e deine/r+fte #erehren muß. Bester! "as ist woh$ gesagt, und ba$d gesagt.nd *annst du #on dem ng$'c*$ichen, dessen -eben unter einer sch$eichenden/ran*heit unaufha$tsam a$$m+h$ich abstirbt, *annst du #on ihm #er$angen, er so$$e durcheinen "o$chstoß der @ua$ auf einma$ ein Ende machen nd raubt das be$, das ihm die/r+fte #erehrt, ihm nicht auch ug$eich den Mut, sich da#on u befreienwar *8nntest du mir mit einem #erwandten 6$eichnisse antworten> wer $ieße sich nicht$ieber den Arm abnehmen, a$s daß er durch audern und agen sein -eben aufs )2ie$sette %ch weiß nicht! nd wir wo$$en uns nicht in 6$eichnissen herumbeißen.6enug 9a, Wi$he$m, ich habe manchma$ so einen Augenb$ic* aufs2ringenden,absch'tte$nden Muts, und da wenn ich nur w'ßte wohin, ich ginge woh$.Am P. AugustAbendsMein agebuch, das ich seit einiger eit #ernach$+ssiget, fie$ mir heut wieder in die+nde, und ich bin erstaunt, wie ich so wissent$ich in das a$$es, )chritt #or )chritt,hineingegangen bin! Wie ich 'ber meinen ustand immer so *$ar gesehen und dochgehande$t habe wie ein /ind, 9ett noch so *$ar sehe, und es noch *einen Anschein urBesserung hat.Am 1<. August%ch *8nnte das beste, g$'c*$ichste -eben f'hren, wenn ich nicht ein or w+re. )o sch8nemst+nde #ereinigen sich nicht $eicht, eines Menschen )ee$e u ergeten, a$s die sind, indenen ich mich 9ett befinde. Ach so gewiß ist&s, daß unser er a$$ein sein 6$'c* macht.  ein 6$ied der $iebensw'rdigen Fami$ie u sein, #on dem A$ten ge$iebt u werden wieein )ohn, #on den /$einen wie ein (ater, und #on -otten! dann der ehr$iche A$bert, derdurch *eine $aunische nart mein 6$'c* st8rt5 der mich mit her$icher Freundschaftumfaßt5 dem ich nach -otten das -iebste auf der We$t bin! Wi$he$m, es ist eine Freude,uns u h8ren, wenn wir s2aierengehen und uns einander #on -otten unterha$ten> es ist in

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der We$t nichts -+cher$ichers erfunden worden a$s dieses (erh+$tnis, und doch *ommenmir oft dar'ber die r+nen in die Augen.Wenn er mir #on ihrer rechtschaffenen Mutter er+h$t> wie sie auf ihrem odbette -ottenihr aus und ihre /inder 'bergeben und ihm -otten anbefoh$en habe, wie seit der eitein gan anderer 6eist -otten be$ebt habe, wie sie, in der )orge f'r ihre Wirtschaft und in

dem Ernste, eine wahre Mutter geworden, wie *ein Augenb$ic* ihrer eit ohne t+tige-iebe, ohne Arbeit #erstrichen, und dennoch ihre Munter*eit, ihr $eichter )inn sie niedabei #er$assen habe. %ch gehe so neben ihm hin und 2f$'c*e B$umen am Wege, f'gesie sehr sorgf+$tig in einen )trauß und werfe sie in den #or'berf$ießenden )trom undsehe ihnen nach, wie sie $eise hinunterwa$$en. %ch weiß nicht, ob ich dir geschriebenhabe, daß A$bert hier b$eiben und ein Amt mit einem artigen Aus*ommen #om ofeerha$ten wird, wo er sehr be$iebt ist. %n =rdnung und Emsig*eit in 6esch+ften habe ichwenig seinesg$eichen gesehen.

Am 1. August6ewiß, A$bert ist der beste Mensch unter dem imme$. %ch habe gestern eine wunderbare

)ene mit ihm gehabt. %ch *am u ihm, um Abschied #on ihm u nehmen5 denn michwande$te die -ust an, ins 6ebirge u reiten, #on woher ich dir auch 9ett schreibe, undwie ich in der )tube auf und ab gehe, fa$$en mir seine ;isto$en in die Augen. DBorge mir die ;isto$en, sagte ich, Du meiner 0eise. DMeinetwegen, sagte er, Dwenn du dir dieM'he nehmen wi$$st, sie u $aden5 bei mir h+ngen sie nur 2ro forma. %ch nahm eineherunter, und er fuhr fort> Dseit mir meine (orsicht einen so unartigen )treich ges2ie$t hat,mag ich mit dem euge nichts mehr u tun haben. %ch war neugierig, die 6eschichteu wissen. D%ch hie$t mich, er+h$te er, Dwoh$ ein (ierte$9ahr auf dem -ande bei einemFreunde auf, hatte ein 2aar erero$en unge$aden und sch$ief ruhig. Einma$ an einemregnichten 3achmittage, da ich m'ßig site, weiß ich nicht, wie mir einf+$$t> wir *8nnten'berfa$$en werden, wir *8nnten die erero$en n8tig haben und *8nnten du weißt 9a,wie das ist. ich gab sie dem Bedienten, sie u 2uten und u $aden5 und der dah$t mitden M+dchen, wi$$ sie schrec*en, und 6ott weiß wie, das 6ewehr geht $os, da der-adstoc* noch drin stec*t, und schießt den -adstoc* einem M+dchen ur Maus herein ander rechten and und ersch$+gt ihr den "aumen. "a hatte ich das -amentieren, und die/ur u beah$en obendrein, und seit der eit $ass& ich a$$es 6ewehr unge$aden. -ieber)chat, was ist (orsicht "ie 6efahr $+ßt sich nicht aus$ernen! war. 3un weißt du, daßich den Menschen sehr $ieb habe bis auf seine  )war 5 denn #ersteht sich&s nicht #on se$bst,daß 9eder a$$gemeine )at Ausnahmen $eidet Aber so rechtfertig ist der Mensch! Wenn er g$aubt, etwas berei$tes, A$$gemeines, a$bwahres gesagt u haben, so h8rt er dir nichtauf u $imitieren, u modifiieren und abG und uutun, bis u$ett gar nichts mehr an der)ache ist.nd bei diesem An$aß *am er sehr tief in eJt> ich h8rte end$ich gar nicht weiter auf ihn,#erfie$ in 6ri$$en, und mit einer auffahrenden 6eb+rde dr'c*te ich mir die M'ndung der;isto$e 'bers rechte Aug& an die )tirn. D;fui! sagte A$bert, indem er mir die ;isto$eherabog, Dwas so$$ das D)ie ist nicht ge$aden, sagte ich. Dnd auch so, wasso$$&s #ersette er ungedu$dig. D%ch *ann mir nicht #orste$$en, wie ein Mensch so t8richtsein *ann, sich u erschießen5 der b$oße 6edan*e erregt mir Widerwi$$en.D"aß ihr Menschen, rief ich aus, Dum #on einer )ache u reden, g$eich s2rechen m'ßt>Ndas ist t8richt, das ist *$ug, das ist gut, das ist b8s!O und was wi$$ das a$$es heißen abt

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ihr deswegen die innern (erh+$tnisse einer and$ung erforscht Wißt ihr mitBestimmtheit die rsachen u entwic*e$n, warum sie geschah, warum sie geschehenmußte +ttet ihr das, ihr w'rdet nicht so ei$fertig mit euren rtei$en sein. D"u wirstmir ugeben, sagte A$bert, Ddaß gewisse and$ungen $asterhaft b$eiben, sie m8gengeschehen, aus we$chem Beweggrunde sie wo$$en. %ch uc*te die Achse$n und gab&s ihm

u. D"och, mein -ieber, fuhr ich fort, Dfinden sich auch hier einige Ausnahmen. Es istwahr, der "iebstah$ ist ein -aster> aber der Mensch, der, um sich und die )einigen #omgegenw+rtigen ungertode u erretten, auf 0aub ausgeht, #erdient der Mit$eiden oder)trafe Wer hebt den ersten )tein auf gegen den Ehemann, der im gerechten orne seinuntreues Weib und ihren nichtsw'rdigen (erf'hrer aufo2fert 6egen das M+dchen, das ineiner wonne#o$$en )tunde sich in den unaufha$tsamen Freuden der -iebe #er$iert nsere6esete se$bst, diese *a$tb$'tigen ;edanten, $assen sich r'hren und ha$ten ihre )trafeur'c*.D"as ist gan was anders, #ersette A$bert, Dwei$ ein Mensch, den seine -eidenschaftenhinreißen, a$$e Besinnungs*raft #er$iert und a$s ein run*ener, a$s ein Wahnsinnigerangesehen wird. DAch ihr #ern'nftigen -eute! rief ich $+che$nd aus. D-eidenschaft!

run*enheit! Wahnsinn! %hr steht so ge$assen, so ohne ei$nehmung da, ihr sitt$ichenMenschen, sche$tet den rin*er, #erabscheut den nsinnigen, geht #orbei wie der ;riester und dan*t 6ott wie der ;haris+er, daß er euch nicht gemacht hat wie einen #on diesen.%ch bin mehr a$s einma$ trun*en gewesen, meine -eidenschaften waren nie weit #omWahnsinn, und beides reut mich nicht> denn ich habe in einem Maße begreifen $ernen,wie man a$$e außerordent$ichen Menschen, die etwas 6roßes, etwasnm8g$ichscheinendes wir*ten, #on 9eher f'r run*ene und Wahnsinnige ausschreitenmußte. Aber auch im gemeinen -eben ist&s unertr+g$ich, fast einem 9eden bei ha$bwegeiner freien, ed$en, unerwarteten at nachrufen u h8ren> Nder Mensch ist trun*en, der istn+rrisch!O )ch+mt euch, ihr 3'chternen! )ch+mt euch, ihr Weisen! D"as sind nunwieder #on deinen 6ri$$en, sagte A$bert, Ddu 'bers2annst a$$es und hast wenigstens hiergewiß unrecht, daß du den )e$bstmord, wo#on 9ett die 0ede ist, mit großen and$ungen#erg$eichst> da man es doch f'r nichts anders a$s eine )chw+che ha$ten *ann. "ennfrei$ich ist es $eichter u sterben, a$s ein ?ua$#o$$es -eben standhaft u ertragen. %ch warim Begriff abubrechen5 denn *ein Argument bringt mich so aus der Fessung, a$s wenneiner mit einem unbedeutenden 6emeins2ruche angeogen *ommt, wenn ich aus ganemeren rede."och faßte ich mich, wei$ ich&s schon oft geh8rt und mich 8fter dar'ber ge+rgert hatte,und #ersette ihm mit einiger -ebhaftig*eit> D"u nennst das )chw+che %ch bitte dich,$aß dich #om Anscheine nicht #erf'hren. Ein (o$*, das unter dem unertr+g$ichen :ocheines Krannen seuft, darfst du das schwach heißen, wenn es end$ich aufg+rt und seine/etten erreißt Ein Mensch, der 'ber dem )chrec*en, daß Feuer sein aus ergriffen hat,a$$e /r+fte ges2annt f'h$t und mit -eichtig*eit -asten wegtr+gt, die er bei ruhigem )inne*aum bewegen *ann5 einer, der in der Wut der Be$eidigung es mit sechsen aufnimmt undsie 'berw+$tig, sind die schwach u nennen nd, mein 6uter, wenn Anstrengung )t+r*eist, warum so$$ die bers2annung das 6egentei$ sein A$bert sah mich an und sagte>Dnimm mir&s nicht 'be$, die Beis2ie$e, die du gibst, scheinen hieher gar nicht ugeh8ren. DEs mag sein, sagte ich, Dman hat mir schon 8fters #orgeworfen, daß meine/ombinationsart manchma$ an 0adotage grene. -aßt uns denn sehen, ob wir uns aufeine andere Weise #orste$$en *8nnen, wie dem Menschen u Mute sein mag, der sich

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entsch$ießt, die sonst angenehme B'rde des -ebens abuwerfen. "enn nur insofern wirmitem2finden, haben wir die Ehre, #on einer )ache u reden.D"ie mensch$iche 3atur, fuhr ich fort, Dhat ihre 6renen> sie *ann Freude, -eid,)chmeren bis auf einen gewissen 6rad ertragen und geht ugrunde, soba$d der'berstiegen ist. ier ist a$so nicht die Frage, ob einer schwach oder star* ist, sondern ob

er das Maß seines -eidens ausdauern *ann, es mag nun mora$isch oder *8r2er$ich sein.nd ich finde es ebenso wunderbar u sagen, der Mensch ist feige, der sich das -ebennimmt, a$s es ungeh8rig w+re, den einen Feigen u nennen, der an einem b8sartigenFieber stirbt.D;aradoJ! )ehr 2aradoJ! rief A$bert aus. D3icht so sehr, a$s du den*st, #ersette ich.D"u gibst mir u, wir nennen das eine /ran*heit um ode, wodurch die 3atur soangegriffen wird, daß tei$s ihre /r+fte #erehrt, tei$s so außer Wir*ung gesett werden,daß sie sich nicht wieder aufuhe$fen, durch *eine g$'c*$iche 0e#o$ution dengew8hn$ichen m$auf des -ebens wieder heruste$$en f+hig ist. 3un, mein -ieber, $aß uns das auf den 6eist anwenden. )ich den Menschen an in seinerEingeschr+n*theit, wie Eindr'c*e auf ihn wir*en, %deen sich bei ihm festseten, bis

end$ich eine wachsende -eidenschaft ihn a$$er ruhigen )innes*raft beraubt und ihnugrunde richtet.(ergebens, daß der ge$assene, #ern'nftige Mensch den ustand ng$'c*$ichen 'bersieht,#ergebens, daß er ihm uredet! Ebenso wie ein 6esunder, der am Bette des /ran*ensteht, ihm #on seinen /r+ften nicht das geringste einf$8ßen *ann.A$berten war das u a$$gemein ges2rochen. %ch erinnerte ihn an ein M+dchen, das man#or weniger eit im Wasser tot gefunden, und wiederho$te ihm ihre 6eschichte. DEingutes, 9unges 6esch82f, das in dem engen /reise h+us$icher Besch+ftigungen,w8chent$icher bestimmter Arbeit herangewachsen war, das weiter *eine Aussicht #on(ergn'gen *annte, a$s etwa )onntags in einem nach und nach usammengeschafften ;utmit ihresg$eichen um die )tadt s2aierenugehen, #ie$$eicht a$$e hohen Feste einma$ utanen und 'brigens mit a$$er -ebhaftig*eit des her$ichsten Antei$s manche )tunde 'berden An$aß eines 6e+n*es, einer 'be$n 3achrede mit einer 3achbarin u #er2$audern deren feurige 3atur f'h$t nun end$ich innigere Bed'rfnisse, die durch die )chmeiche$eiender M+nner #ermehrt werden5 ihre #origen Freuden werden ihr nach und nachunschmac*haft, bis sie end$ich einen Menschen antrifft, u dem ein unbe*anntes 6ef'h$sie unwidersteh$ich hinreißt, auf den sie nun a$$e ihre offnungen wirft, die We$t ringsum sich #ergißt, nichts h8rt, nichts sieht, nichts f'h$t a$s ihn, den Einigen, sich nur sehntnach ihm, dem Einigen. "urch die $eeren (ergn'gungen einer unbest+ndigen Eite$*eitnicht #erdorben, ieht ihr (er$angen gerade nach dem wec*, sie wi$$ die )einige werden,sie wi$$ in ewiger (erbindung a$$ das 6$'c* antreffen, das ihr mange$t, die (ereinigunga$$er Freuden genießen, nach denen sie sich sehnte. Wiederho$tes (ers2rechen, das ihr die6ewißheit a$$er offnungen #ersiege$t, *'hne -ieb*osungen, die ihre Begierden#ermehren, umfangen gan ihre )ee$e5 sie schwebt in einem dum2fen Bewußtsein, ineinem (orgef'h$ a$$er Freuden, sie ist bis auf den h8chsten 6rad ges2annt, sie strec*tend$ich ihre Arme aus, a$$ ihre W'nsche u umfassen und ihr 6e$iebter #er$+ßt sie. Erstarrt, ohne )inne steht sie #or einem Abgrunde5 a$$es ist Finsternis um sie her, *eineAussicht, *ein rost, *eine Ahnung! "enn der  hat sie #er$assen, in dem sie a$$ein ihr"asein f'h$te. )ie sieht nicht die weite We$t, die #or ihr $iegt, nicht die #ie$en, die ihr de(er$ust erseten *8nnten, sie f'h$t sich a$$ein, #er$assen #on a$$er We$t, und b$ind, in die

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Enge ge2reßt #on der entset$ichen 3ot ihres erens, st'rt sie sich hinunter, um ineinem rings umfangenden ode a$$e ihre @ua$en u erstic*en. )ieh, A$bert, das ist die6eschichte so manches Menschen! nd sag&, ist das nicht der Fa$$ der /ran*heit "ie 3atur findet *einen Ausweg aus dem -abKrinthe der #erworrenen und widers2rechenden/r+fte, und der Mensch muß sterben. Wehe dem, der usehen und sagen *8nnte> Ndie

8rin! +tte sie gewartet, h+tte sie die eit wir*en $assen, die (erweife$ung w'rde sichschon ge$egt, es w'rde sich schon ein anderer sie u tr8sten #orgefunden haben.O "asist eben, a$s wenn einer sagte> Nder or, stirbt am Fieber! +tte er gewartet, bis seine/r+fte sich erho$t, seine )+fte sich #erbessert, der umu$t seines B$utes sich ge$egt h+tten>a$$es w+re gut gegangen, und er $ebte bis auf den heutigen ag!OA$bert, dem die (erg$eichung noch nicht anschau$ich war, wandte noch einiges ein, undunter andern> ich h+tte nur #on einem einf+$tigen M+dchen ges2rochen5 wie aber einMensch #on (erstande, der nicht so eingeschr+n*t sei, der mehr (erh+$tnisse 'bersehe, uentschu$digen sein m8chte, *8nne er nicht begreifen. DMein Freund, rief ich aus, DderMensch ist Mensch, und das bißchen (erstand, das einer haben mag, *ommt wenig odernicht in Ansch$ag, wenn -eidenschaft w'tet und die 6renen der Menschheit einen

dr+ngen. (ie$mehr ein anderma$ da#on, sagte ich und griff nach meinem ute. = mirwar das er so #o$$ und wir gingen auseinander, ohne einander #erstanden u haben.Wie denn auf dieser We$t *einer $eicht den andern #ersteht.

Am 1C. AugustEs ist doch gewiß, daß in der We$t den Menschen nichts notwendig macht a$s die -iebe.%ch f'h$&s an -otten, daß sie mich ungern #er$8re, und die /inder haben *einen andernBegriff, a$s daß ich immer morgen wieder*ommen w'rde. eute war ichhinausgegangen, -ottens /$a#ier u stimmen, ich *onnte aber nicht dau *ommen, denndie /$einen #erfo$gten mich um ein M+rchen, und -otte sagte se$bst, ich so$$te ihnen denWi$$en tun. %ch schnitt ihnen das Abendbrot, das sie nun fast so gern #on mir a$s #on-otten annehmen, und er+h$te ihnen das au2tst'c*chen #on der ;rinessin, die #on+nden bedient wird. %ch $erne #ie$ dabei, das #ersichre ich dich, und ich bin erstaunt,was es auf sie f'r Eindr'c*e macht. Wei$ ich manchma$ einen %nident2un*t erfindenmuß, den ich beim weitenma$ #ergesse, sagen sie g$eich, das #origema$ w+r& es andersgewesen, so daß ich mich 9ett 'be, sie un#er+nder$ich in einem singenden )i$benfa$$ aneinem )chn'rchen weg u reitieren. %ch habe daraus ge$ernt, wie ein Autor durch eineweite, #er+nderte Ausgabe seiner 6eschichte, und wenn ie 2oetisch noch so bessergeworden w+re, notwendig seinem Buche schaden muß. "er erste Eindruc* findet unswi$$ig, und der Mensch ist gemacht, daß man ihn das Abenteuer$ichste 'berreden *ann5das haftet aber auch g$eich so fest, und wehe dem, der es wieder aus*raten und austi$genwi$$!Am 1P. AugustMußte denn das so sein, daß das, was des Menschen 6$'c*se$ig*eit macht, wieder die@ue$$e seines E$endes w'rde"as #o$$e, warme 6ef'h$ meines erens an der $ebendigen 3atur, das mich mit so #ie$er Wonne 'berstr8mte, das rings umher die We$t mir u einem ;aradiese schuf, wird mir 9ett u einem unertr+g$ichen ;einiger, u einem ?u+$enden 6eist, der mich auf a$$enWegen #erfo$gt. Wenn ich sonst #om Fe$sen 'ber den F$uß bis u 9enen 'ge$n dasfruchtbare a$ 'berschaute und a$$es um mich her *eimen und ?ue$$en sah5 wenn ich 9ene

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Berge, #om Fuße bis auf um 6i2fe$, mit hohen, dichten B+umen be*$eidet, 9ene +$er inihren mannigfa$tigen /r'mmungen #on den $ieb$ichsten W+$dern beschattet sah, und dersanfte F$uß wischen den $is2e$nden 0ohren dahing$eitete und die $ieben Wo$*enabs2iege$te, die der sanfte Abendwind am imme$ her'berwiegte5 wenn ich dann die(8ge$ um mich den Wa$d be$eben h8rte, und die Mi$$ionen M'c*enschw+rme im $etten

roten )trah$e der )onne mutig tanten, und ihr $etter uc*ender B$ic* den summenden/+fer aus seinem 6rase befreite, und das )chwirren und Weben um mich her mich aufden Boden aufmer*sam machte, und das Moos, das meinem harten Fe$sen seine 3ahrungabwingt, und das 6eniste, das den d'rren )andh'ge$ hinunter w+chst, mir das innere,g$'hende, hei$ige -eben der 3atur er8ffnete> wie faßte ich das a$$es in mein warmes er,f'h$te mich in der 'berf$ießenden F'$$e wie #erg8ttert, und die herr$ichen 6esta$ten derunend$ichen We$t bewegten sich a$$be$ebend in meiner )ee$e. ngeheure Berge umgabenmich, Abgr'nde $agen #or mir, und Wetterb+che st'rten herunter, die F$'sse str8mtenunter mir, und Wa$d und 6ebirg er*$ang5 und ich sah sie wir*en und schaffen ineinanderin den iefen der Erde, a$$e die unergr'nd$ichen /r+fte5 und nun 'ber der Erde und unterdem imme$ wimme$n die 6esch$echter der mannigfa$tigen 6esch82fe. A$es, a$$es

 be#8$*ert mit tausendfachen 6esta$ten5 und die Menschen dann sich in +us$einusammen sichern und sich annisten und herrschen in ihrem )inne 'ber die weite We$t!Armer or! "er du a$$es so gering achtest, wei$ du so *$ein bist. #om unug+ng$ichen6ebirge 'ber die Ein8de, die *ein Fuß betrat, bis ans Ende des unbe*annten =eans wehtder 6eist des Ewigschaffenden und freut sich 9edes )taubes, der ihn #ernimmt und $ebt. ach dama$s, wie oft habe ich mich mit Fittichen eines /ranichs, der 'ber mich hin f$og,u dem fer des ungemessenen Meeres gesehnt, aus dem sch+umenden Becher desnend$ichen 9ene schwe$$ende -ebenswonne u trin*en und nur einen Augenb$ic* in dereingeschr+n*ten /raft meines Busens einen ro2fen der )e$ig*eit des Wesens u f'h$en,das a$$es in sich und durch sich her#orbringt.Bruder, nur die Erinnerung 9ener )tunden macht mir woh$. )e$bst diese Anstrengung, 9eneuns+g$ichen 6e$'ste ur'c*urufen, wieder ausus2rechen, hebt meine )ee$e 'ber sichse$bst und $+ßt mich dann das Bange des ustandes do22e$t em2finden, der mich 9ettumgibt.Es hat sich #or meiner )ee$e wie ein (orhang weggeogen, und der )chau2$at desunend$ichen -ebens #erwande$t sich #or mir in den Abgrund des ewig offenen 6rabes./annst du sagen> "as ist! "a a$$es #or'bergeht "a a$$es mit der Wetterschne$$e#or'berro$$t, so se$ten die gane /raft seines "aseins ausdauert, ach, in den )tromfortgerissen, untergetaucht und an Fe$sen erschmettert wird "a ist *ein Augenb$ic*, der nicht dich #erehrte und die "einigen um dich her, *ein Augenb$ic*, da du nicht einerst8rer bist, sein mußt5 der harm$oseste )2aiergang *ostet tausend armen W'rmchendas -eben, es err'ttet ein Fußtritt die m'hse$igen 6eb+ude der Ameisen und stam2fteine *$eine We$t in ein schm+h$iches 6rab. a! 3icht die große, se$tne 3ot der We$t,diese F$uten, die eure "8rfer wegs2'$en, diese Erdbeben, die eure )t+dte #ersch$ingen,r'hren mich5 mir untergr+bt das er die #erehrende /raft, die in dem A$$ der 3atur#erborgen $iegt5 die nichts gebi$det hat, das nicht seinen 3achbar, nicht sich se$bsterst8rte. nd so taum$e ich be+ngstigt. imme$ und Erde und ihre webenden /r+fte ummich her> ich sehe nichts a$s ein ewig #ersch$ingendes, ewig wieder*+uendes ngeheuer.Am 1. August

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msonst strec*e ich meine Arme nach ihr aus, morgens, wenn ich #on schweren r+umenaufd+mmere, #ergebens suche ich sie nachts in meinem Bette, wenn mich ein g$'c*$icher,unschu$diger raum get+uscht hat, a$s s+ß& ich neben ihr auf der Wiese und hie$t& ihreand und dec*te sie mit tausend /'ssen. Ach, wenn ich dann noch ha$b im aume$ des)ch$afes nach ihr ta22e und dr'ber mich ermuntere ein )trom #on r+nen bricht aus

meinem ge2reßten eren, und ich weine trost$os einer finstern u*unft entgegen.Am . AugustEs ist ein ng$'c*, Wi$he$m, meine t+tigen /r+fte sind u einer unruhigen -+ssig*eit#erstimmt, ich *ann nicht m'ßig sein und *ann doch auch nichts tun. %ch habe *eine(orste$$ungs*raft, *ein 6ef'h$ an der 3atur, und die B'cher e*e$n mich an. Wenn wir unsse$bst feh$en, feh$t uns doch a$$es. %ch schw8re dir, manchma$ w'nschte ich, einage$8hner u sein, um nur des Morgens beim Erwachen eine Aussicht auf den *'nftigenag, einen "rang, eine offnung u haben. =ft beneide ich A$berten, den ich 'ber die=hren in A*ten begraben sehe, und bi$de mir ein, mir w+re woh$, wenn ich an seiner)te$$e w+re! )chon et$ichema$ ist mir&s so aufgefahren, ich wo$$te dir schreiben und demMinister, um die )te$$e bei der 6esandtschaft anuha$ten, die, wie du #ersicherst, mir

nicht #ersagt werden w'rde. %ch g$aube es se$bst. "er Minister $iebt mich seit $anger eit,hatte $ange mir ange$egen, ich so$$te mich irgendeinem 6esch+fte widmen5 und eine)tunde ist mir&s auch woh$ drum u tun. ernach, wenn ich wieder dran den*e und mirdie Fabe$ #om ;ferde einf+$$t, das, seiner Freiheit ungedu$dig, sich )atte$ und eugauf$egen $+ßt und uschanden geritten wird ich weiß nicht, was ich so$$. und, mein-ieber! %st nicht #ie$$eicht das )ehnen in mir nach (er+nderung des ustands eine innere,unbehag$iche ngedu$d, die mich 'bera$$hin #erfo$gen wird

Am P. AugustEs ist wahr, wenn meine /ran*heit u hei$en w+re, so w'rden diese Menschen es tun.eute ist mein 6eburtstag, und in a$$er Fr'he em2fange ich ein ;+c*chen #on A$berten.Mir f+$$t beim Er8ffnen sog$eich eine der b$aßroten )ch$eifen in die Augen, die -otte #orhatte, a$s ich sie *ennen $ernte, und um die ich sie seither et$ichema$ gebeten hatte. Eswaren wei B'che$chen in "uode dabei, der *$eine Wetsteinische omer, eine Ausgabe,nach der ich so oft #er$angt, um mich auf dem )2aiergange mit dem Ernestischen nichtu sch$e22en. )ieh! )o *ommen sie meinen W'nschen u#or, so suchen sie a$$e die*$einen 6ef+$$ig*eiten der Freundschaft auf, die tausendma$ werter sind a$s 9ene b$endenden 6eschen*e, wodurch uns die Eite$*eit des 6ebers erniedrigt. %ch *'sse diese)ch$eife tausendma$, und mit 9edem Atemuge sch$'rfe ich die Erinnerung 9ener)e$ig*eiten ein, mit denen mich 9ene wenigen, g$'c*$ichen, unwiederbring$ichen age'berf'$$ten. Wi$he$m, es ist so, und ich murre nicht, die B$'ten des -ebens sind nurErscheinungen! Wie #ie$e gehn #or'ber, ohne eine )2ur hinter sich u $assen, wie wenigeseten Frucht an, und wie wenige dieser Fr'chte werden reif! nd doch sind deren nochgenug da5 und doch o mein Bruder! *8nnen wir gereifte Fr'chte #ernach$+ssigen,#erachten, ungenossen #erfau$en $assen-ebe woh$! Es ist ein herr$icher )ommer5 ich site oft auf den =bstb+umen in -ottensBaumst'c* mit dem =bstbrecher, der $angen )tange, und ho$e die Birnen aus dem 6i2fe$.)ie steht unten und nimmt sie ab, wenn ich sie ihr herunter$asse.

Am <. August

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ng$'c*$icher! Bist du nicht ein or Betriegst du dich nicht se$bst Was so$$ diesetobende, end$ose -eidenschaft %ch habe *ein 6ebet mehr a$s an sie5 meinerEinbi$dungs*raft erscheint *eine andere 6esta$t a$s die ihrige, und a$$es in der We$t ummich her sehe ich nur im (erh+$tnisse mit ihr. nd das macht mir denn so mancheg$'c*$iche )tunde bis ich mich wieder #on ihr $osreißen muß! Ach Wi$he$m! Wou

mich mein er oft dr+ngt! wenn ich bei ihr gesessen bin, wei, drei )tunden, und michan ihrer 6esta$t, an ihrem Betragen, an dem himm$ischen Ausdruc* ihrer Worte geweidethabe, und nun nach und nach a$$e meine )inne aufges2annt werden, mir es d'ster #or denAugen wird, ich *aum noch h8re, und es mich an die 6urge$ faßt wie ein Meuche$m8rder,dann mein er in wi$den )ch$+gen den bedr+ngten )innen -uft u machen sucht undihre (erwirrung nur #ermehrt Wi$he$m, ich weiß oft nicht, ob ich auf der We$t bin! nd  wenn nicht manchma$ die Wehmut das bergewicht nimmt und -otte mir den e$endenrost er$aubt, auf ihrer and meine Be*$emmung ausuweinen, so muß ich fort, mußhinaus, und schweife dann weit im Fe$de umher5 einen 9+hen Berg u *$ettern ist dannmeine Freude, durch einen unwegsamen Wa$d einen ;fad durchuarbeiten, durch dieec*en, die mich #er$eten, durch die "ornen, die mich erreißen! "a wird mir&s etwas

 besser! Etwas! nd wenn ich #or M'dig*eit und "urst manchma$ unterwegs $iegen b$eibe, manchma$ in der tiefen 3acht, wenn der hohe (o$$mond 'ber mir steht, imeinsamen Wa$de auf einen *rumm gewachsenen Baum mich sete, um meinen#erwundeten )oh$en nur einige -inderung u #erschaffen, und dann in einer ermattenden0uhe in dem "+mmerschein hinsch$ummre! = Wi$he$m! "ie einsame Wohnung einere$$e, das h+rene 6ewand und der )tache$g'rte$ w+ren -absa$e, nach denen meine )ee$eschmachtet. Adieu! %ch sehe dieses E$endes *ein Ende a$s das 6rab.

Am . )e2tember %ch muß fort! %ch dan*e dir, Wi$he$m, daß du meinen wan*enden Entsch$uß bestimmthast. )chon #ierehn age gehe ich mit dem 6edan*en um, sie u #er$assen. %ch muß fort.)ie ist wieder in der )tadt bei einer Freundin. nd A$bert und ich muß fort!Am 1<. )e2tember "as war eine 3acht! Wi$he$m! 3un 'berstehe ich a$$es. %ch werde sie nicht wiedersehn!= daß ich nicht an deinen a$s f$iegen, dir mit tausend r+nen und Ent'c*ungenausdr'c*en *ann, mein Bester, die Em2findungen, die mein er best'rmen. ier siteich und schna22e nach -uft, suche mich u beruhigen, erwarte den Morgen, und mit)onnenaufgang sind die ;ferde beste$$t.Ach, sie sch$+ft ruhig und den*t nicht, daß sie mich nie wieder sehen wird. %ch habe mich$osgerissen, bin star* genug gewesen, in einem 6es2r+ch #on wei )tunden mein(orhaben nicht u #erraten. nd 6ott, we$ch ein 6es2r+ch!A$bert hatte mir #ers2rochen, g$eich nach dem 3achtessen mit -otten im 6arten u sein.%ch stand auf der errasse unter den hohen /astanienb+umen und sah der )onne nach, diemir nun um $ettenma$e 'ber dem $ieb$ichen a$e, 'ber dem sanften F$uß unterging. )ooft hatte ich hier gestanden mit ihr und eben dem herr$ichen )chaus2ie$e ugesehen, undnun ich ging in der A$$ee auf und ab, die mir so $ieb war5 ein geheimer sKm2athetischerug hatte mich hier so oft geha$ten, ehe ich noch -otten *annte, und wie freuten wir uns,a$s wir im Anfang unserer Be*anntschaft die wechse$seitige 3eigung u diesem;$+tchen entdec*ten, das wahrhaftig eins #on den romantischsten ist, die ich #on der/unst her#orgebracht gesehen habe.

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Erst hast du wischen den /astanienb+umen die weite Aussicht Ach, ich erinnere mich,ich habe dir, den*& ich, schon #ie$ da#on geschrieben, wie hohe Buchenw+nde einenend$ich einsch$ießen und durch ein daranstoßendes Bos*ett die A$$ee immer d'stererwird, bis u$ett a$$es sich in ein gesch$ossenes ;$+tchen endigt, das a$$e )chauer derEinsam*eit umschweben. %ch f'h$e es noch, wie heim$ich mir&s ward, a$s ich um

erstenma$e an einem hohen Mittage hineintrat5 ich ahnete gan $eise, was f'r ein)chau2$at das noch werden so$$te #on )e$ig*eit und )chmer.%ch hatte mich etwa eine ha$be )tunde in den schmachtenden, s'ßen 6edan*en desAbscheidens, des Wiedersehens geweidet, a$s ich sie die errasse heraufsteigen h8rte. %ch$ief ihnen entgegen, mit einem )chauer faßte ich ihre and und *'ßte sie. Wir wareneben heraufgetreten, a$s der Mond hinter dem buschigen 'ge$ aufging5 wir redetenmancher$ei und *amen un#ermer*t dem d'stern /abinette n+her. -otte trat hinein undsette sich, A$bert neben sie, ich auch5 doch meine nruhe $ieß mich nicht $ange siten5ich stand auf, trat #or sie, ging auf und ab, sette mich wieder> es war ein +ngst$icherustand. )ie machte uns aufmer*sam auf die sch8ne Wir*ung des Monden$ichtes, das amEnde der Buchenw+nde die gane errasse #or uns er$euchtete> ein herr$icher Anb$ic*,

der um so #ie$ fra22anter war, wei$ uns rings eine tiefe "+mmerung einsch$oß. Wir warensti$$, und sie fing nach einer Wei$e an> Dniema$s gehe ich im Monden$ichte s2aieren,niema$s, daß mir nicht der 6edan*e an meine (erstorbenen begegnete, daß nicht das6ef'h$ #on od, #on u*unft 'ber mich *+me. DWir werden sein! fuhr sie mit der)timme des herr$ichsten 6ef'h$s fort5 Daber, Werther, so$$en wir uns wieder findenWieder er*ennen Was ahnen )ie Was sagen )ieD-otte, sagte ich, indem ich ihr die and reichte und mir die Augen #o$$ r+nen wurden,Dwir werden uns wiedersehn! ier und dort wiedersehn! ich *onnte nicht weiter reden  Wi$he$m, mußte sie mich das fragen, da ich diesen +ngst$ichen Abschied im erenhatte!Dnd ob die $ieben Abgeschiednen #on uns wissen, fuhr sie fort, Dob sie f'h$en, wann&suns woh$ geht, daß wir mit warmer -iebe uns ihrer erinnern =! "ie 6esta$t meinerMutter schwebt immer um mich, wenn ich am sti$$en Abend unter ihren /indern, untermeinen /indern site und sie um mich #ersamme$t sind, wie sie um sie #ersamme$twaren. Wenn ich dann mit einer sehnenden r+ne gen imme$ sehe und w'nsche, daß siehereinschauen *8nnte einen Augenb$ic*, wie ich mein Wort ha$te, das ich ihr in der desodes gab> die Mutter ihrer /inder u sein. Mit we$cher Em2findung rufe ich aus>N#ereihe mir&s, euerste, wenn ich ihnen nicht bin, was du ihnen warst. Ach! ue ichdoch a$$es, was ich *ann5 sind sie doch ge*$eidet, gen+hrt, ach, und, was mehr ist a$s dasa$$es, ge2f$egt und ge$iebt. /8nntest du unsere Eintracht sehen, $iebe ei$ige! "u w'rdestmit dem heißesten "an*e den 6ott #erherr$ichen, den du mit den $etten, bitterstenr+nen um die Woh$fahrt deiner /inder batest.O  )ie sagte das! = Wi$he$m, wer *ann wiederho$en, was sie sagte! Wie *ann der *a$te,tote Buchstabe diese himm$ische B$'te des 6eistes darste$$en! A$bert fie$ ihr sanft in die0ede> Des greift u star* an, $iebe -otte! %ch weiß, %hre )ee$e h+ngt sehr nach diesen%deen, aber ich bitte )ie. D= A$bert, sagte sie, Dich weiß, du #ergissest nicht dieAbende, da wir usammensaßen an dem *$einen, runden ischchen, wenn der ;a2a#erreist war, und wir die /$einen sch$afen geschic*t hatten. "u hattest oft ein gutes Buchund *annst so se$ten dau, etwas u $esen war der mgang dieser herr$ichen )ee$e nichtmehr a$s a$$es "ie sch8ne, sanfte, muntere und immer t+tige Frau! 6ott *ennt meine

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r+nen, mit denen ich mich oft in meinem Bette #or ihn hinwarf> er m8chte mich ihrg$eich machen.D-otte! rief ich aus, indem ich mich #or sie hinwarf, ihre and nahm und mit tausendr+nen nette, D-otte! "er )egen 6ottes ruht 'ber dir und der 6eist deiner Mutter!DWenn )ie sie ge*annt h+tten, sagte sie, indem sie mir die and dr'c*te, Dsie war

wert, #on %hnen ge*annt u sein! ich g$aubte u #ergehen. 3ie war ein gr8ßeres, sto$eres Wort 'ber mich ausges2rochen worden und sie fuhr fort>Dund diese Frau mußte in der B$'te ihrer :ahre dahin, da ihr 9'ngster )ohn nicht sechsMonate a$t war! %hre /ran*heit dauerte nicht $ange5 sie war ruhig, hingegeben, nur ihre/inder taten ihr weh, besonders das *$eine. Wie es gegen das Ende ging und sie u mirsagte> Nbringe mir sie herauf!O und wie ich sie hereinf'hrte, die *$einen, die nicht wußten,und die +$testen, die ohne )inne waren, wie sie ums Bette standen, und wie sie die +ndeaufhob und 'ber sie betete, und sie *'ßte nach einander und sie wegschic*te und u mirsagte> Nsei ihre Mutter!O %ch gab ihr die and drauf! N"u #ers2richst #ie$, meineochter&, sagte sie, Ndas er einer Mutter und das Aug& einer Mutter. %ch habe oft andeinen dan*baren r+nen gesehen, daß du f'h$st, was das sei. abe es f'r deine

6eschwister, und f'r deinen (ater die reue und den 6ehorsam einer Frau. "u wirst ihntr8sten.O )ie fragte nach ihm, er war ausgegangen, um uns den unertr+g$ichen /ummeru #erbergen, den er f'h$te, der Mann war gan errissen.A$bert, du warst im immer. )ie h8rte 9emand gehn und fragte und forderte dich u sich,und wie sie dich ansah und mich, mit dem getr8steten, ruhigen B$ic*e, daß wir g$'c*$ichsein, usammen g$'c*$ich sein w'rden. A$bert fie$ ihr um den a$s und *'ßte sie undrief> Dwir sind es! Wir werden es sein! der ruhige A$bert war gan aus seiner Fassung,und ich wußte nichts #on mir se$ber. DWerther, fing sie an, Dund diese Frau so$$te dahinsein! 6ott! Wenn ich manchma$ den*e, wie man das -iebste seines -ebens wegtragen$+ßt, und niemand a$s die /inder das so scharf f'h$t, die sich noch $ange be*$agten, dieschwaren M+nner h+tten die Mama weggetragen! Dsie stand auf, und ich ward erwec*tund ersch'ttert, b$ieb siten und hie$t ihre and. DWir wo$$en fort, sagte sie, Des wirdeit. )ie wo$$te ihre and ur'c*iehen, und ich hie$t sie fester. Dwir werden unswieder sehen rief ich, Dwir werden uns finden, unter a$$en 6esta$ten werden wir unser*ennen. %ch gehe, fuhr ich fort, Dich gehe wi$$ig, und doch, wenn ich sagen so$$te aufewig, ich w'rde es nicht ausha$ten. -eb& woh$, -otte! -eb& woh$, A$bert! Wir sehn unswieder. DMorgen, den*e ich, #ersette sie scherend. %ch f'h$te das Morgen! Ach,sie wußte nicht, a$s sie ihre and aus der meinen og )ie gingen die A$$ee hinaus, ichstand, sah ihnen nach im Mondscheine und warf mich an die Erde und weinte mich ausund s2rang auf und $ief auf die errasse her#or und sah noch dort unten im )chatten derhohen -indenb+ume ihr weißes /$eid nach der 6artent'r schimmern, ich strec*te meineArme aus, und es #erschwand.

#$eites "uch

Am %&. '(tober 1))1

6estern sind wir hier ange$angt. "er 6esandte ist un2aß und wird sich a$so einige ageeinha$ten. Wenn er nur nicht so unho$d w+re, w+r& a$$es gut. %ch mer*e, ich mer*e, das)chic*sa$ hat mir harte ;r'fungen ugedacht. "och gutes Muts! Ein $eichter )inn tr+gta$$es! Ein $eichter )inn "as macht mich u $achen, wie das Wort in meine Feder *ommt.

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= ein bißchen $eichteres B$ut w'rde mich um 6$'c*$ichsten unter der )onne machen.Was! "a, wo andere mit ihrem bißchen /raft und a$ent #or mir in behag$icher )e$bstgef+$$ig*eit herumschwadronieren, #erweif$e ich an meiner /raft, an meinen6aben 6uter 6ott, der du mir das a$$es schen*test, warum hie$test du nicht die +$fteur'c* und gabst mir )e$bst#ertrauen und 6en'gsam*eit

6edu$d! 6edu$d! Es wird besser werden. "enn ich sage dir, -ieber, du hast recht. )eit ichunter dem (o$*e a$$e age herumgetrieben werde und sehe, was sie tun und wie sie&streiben, stehe ich #ie$ besser mit mir se$bst. 6ewiß, wei$ wir doch einma$ so gemachtsind, daß wir a$$es mit uns und uns mit a$$em #erg$eichen, so $iegt 6$'c* oder E$end inden 6egenst+nden, womit wir uns usammenha$ten, und da ist nichts gef+hr$icher a$s dieEinsam*eit. nsere Einbi$dungs*raft, durch ihre 3atur gedrungen sich u erheben, durchdie 2hantastischen Bi$der der "icht*unst gen+hrt, bi$det sich eine 0eihe Wesen hinauf,wo wir das unterste sind und a$$es außer uns herr$icher erscheint, 9eder andere#o$$*ommner ist. nd das geht gan nat'r$ich u. Wir f'h$en so oft, daß uns manchesmange$t, und eben was uns feh$t, scheint uns oft ein anderer u besiten, dem wir dennauch a$$es dau geben, was wir haben, und noch eine gewisse idea$ische Behag$ich*eit

dau. nd so ist der 6$'c*$iche #o$$*ommen fertig, das 6esch82f unserer se$bst."agegen, wenn wir mit a$$ unserer )chwachheit und M'hse$ig*eit nur geradefortarbeiten, so finden wir gar oft, daß wir mit unserem )ch$endern und -a#ieren esweiter bringen a$s andere mit ihrem )ege$n und 0udern und das ist doch ein wahres6ef'h$ seiner se$bst, wenn man andern g$eich oder gar #or$+uft.

Am %6. *ovember 1))1

%ch fange an, mich insofern gan $eid$ich hier u befinden. "as beste ist, daß es u tungenug gibt5 und dann die #ie$er$ei Menschen, die a$$er$ei neuen 6esta$ten machen mir ein buntes )chaus2ie$ #or meiner )ee$e. %ch habe den 6rafen Q... *ennen $ernen, einen Mann,den ich 9eden ag mehr #erehren muß, einen weiten, großen /o2f, und der deswegennicht *a$t ist, wei$ er #ie$ 'bersieht5 aus dessen mgange so #ie$ Em2findung f'r Freundschaft und -iebe her#or$euchtet. Er nahm tei$ an mir, a$s ich einen6esch+ftsauftrag an ihn ausrichtete und er bei den ersten Worten mer*te, daß wir uns#erstanden, daß er mit mir reden *onnte wie nicht mit 9edem. Auch *ann ich sein offnesBetragen gegen mich nicht genug r'hmen. )o eine wahre, warme Freude ist nicht in der We$t, a$s eine große )ee$e u sehen, die sich gegen einen 8ffnet.

Am %+. ,e-ember 1))1

"er 6esandte macht mir #ie$ (erdruß, ich habe es #orausgesehn. Er ist der 2'n*t$ichste 3arr, den es nur geben *ann5 )chritt #or )chritt und umst+nd$ich wie eine Base5 einMensch, der nie mit sich se$bst ufrieden ist, und dem es daher niemand u "an*emachen *ann. %ch arbeite gern $eicht weg, und wie es steht, so steht es5 da ist er imstande,mir einen Aufsat ur'c*ugeben und u sagen> Der ist gut, aber sehen )ie ihn durch, manfindet immer ein besseres Wort, eine reinere ;arti*e$. "a m8chte ich des eufe$swerden. /ein nd, *ein Bindew8rtchen darf außenb$eiben, und #on a$$en %n#ersionen,die mir manchma$ entfahren, ist er ein odfeind5 wenn man seinen ;eriod nicht nach der hergebrachten Me$odie heraborge$t, so #ersteht er gar nichts drin. "as ist ein -eiden, mitso einem Menschen u tun u haben.

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"as (ertrauen des 6rafen #on Q... ist noch das einige, was mich schad$os h+$t. Er sagtemir $etthin gan aufrichtig, wie unufrieden er mit der -angsam*eit und Beden*$ich*eitmeines 6esandten sei. "ie -eute erschweren es sich und andern. "och, sagte er, Dmanmuß sich darein resignieren wie ein 0eisender, der 'ber einen Berg muß5 frei$ich, w+reder Berg nicht da, so w+r der Weg #ie$ be?uemer und *'rer5 er ist nun aber da, und man

so$$ hin'ber!Mein A$ter s2'rt auch woh$ den (orug, den mit der 6raf #or ihm gibt, und das +rgertihn, und er ergreift 9ede 6e$egenheit, be$s gegen mich #om 6rafen u reden, ich ha$te,wie nat'r$ich, Wider2art, und dadurch wird die )ache nur sch$immer. 6estern gar brachteer mich auf, denn ich war mit gemeint> u so We$tgesch+ften sei der 6raf gan gut, er habe #ie$e -eichtig*eit u arbeiten und f'hre eine gute Feder, doch an gr'nd$icher 6e$ehrsam*eit mang$e es ihm wie a$$en Be$$etristen. "au machte er eine Miene, a$s ober sagen wo$$te> Df'h$st du den )tich aber es tat bei mir nicht die Wir*ung5 ich#erachtete den Menschen, der so den*en und sich so betragen *onnte. %ch hie$t ihm standund focht mit iem$icher eftig*eit. %ch sagte, der 6raf sei ein Mann, #or dem manAchtung haben m'sse, wegen seines Qhara*ters sowoh$ a$s wegen seiner /enntnisse.

%ch habe, sagt& ich, Dniemand ge*annt, dem es so geg$'c*t w+re, seinen 6eist uerweitern, ihn 'ber un+h$ige 6egenst+nde u #erbreiten und doch diese +tig*eit f'rsgemeine -eben u beha$ten. das waren dem 6ehirne s2anische "8rfer, und ichem2fah$ mich, um nicht 'ber ein weiteres "eraisonnement noch mehr 6a$$e usch$uc*en.nd daran seid ihr a$$e schu$d, die ihr mich in das :och geschwatt und mir so #ie$ #onA*ti#it+t #orgesungen habt. A*ti#it+t! Wenn nicht der mehr tut, der /artoffe$n $egt und indie )tadt reitet, sein /orn u #er*aufen, a$s ich, so wi$$ ich ehn :ahre noch mich auf der 6a$eere abarbeiten, auf der ich nun angeschmiedet bin.nd das g$+nende E$end, die -angewei$e unter dem garstigen (o$*e, das sich hier nebeneinander sieht! "ie 0angsucht unter ihnen, wie sie nur wachen und auf2assen, einander ein )chrittchen abugewinnen5 die e$endesten, erb+rm$ichsten -eidenschaften, gan ohne08c*chen. "a ist ein Weib, um EJem2e$, die 9edermann #on ihrem Ade$ und ihrem-ande unterh+$t, so daß 9eder Fremde den*en muß> das ist eine 3+rrin, die sich auf das bißchen Ade$ und auf den 0uf ihres -andes Wunderstreiche einbi$det. Aber es ist noch#ie$ +rger> eben das Weib ist hier aus der 3achbarschaft eine Amtschreiberstochter.  )ieh, ich *ann das Menschengesch$echt nicht begreifen, das so wenig )inn hat, um sichso 2$att u 2rostituieren.war ich mer*e t+g$ich mehr, mein -ieber, wie t8richt man ist, andere nach sich u berechnen. nd wei$ ich so #ie$ mit mir se$bst u tun habe und dieses er so st'rmischist ach ich $asse gern die andern ihres ;fades gehen, wenn sie mich auch nur *8nntengehen $assen.Was mich am meisten nec*t, sind die fata$en b'rger$ichen (erh+$tnisse. war weiß ich sogut a$s einer, wie n8tig der nterschied der )t+nde ist, wie #ie$ (ortei$e er mir se$bst#erschafft> nur so$$ er mir nicht eben gerade im Wege stehen, wo ich noch ein wenigFreude, einen )chimmer #on 6$'c* auf dieser Erde genießen *8nnte. %ch $ernte neu$ichauf dem )2aiergange ein Fr+u$ein #on B. *ennen, ein $iebensw'rdiges 6esch82f, dassehr #ie$e 3atur mitten in dem steifen -eben erha$ten hat. Wir gefie$en uns in unserem6es2r+che, und da wir schieden, bat ich sie um Er$aubnis, sie bei sich sehen u d'rfen.)ie gestattete mir das mit so #ie$er Freim'tig*eit, daß ich den schic*$ichen Augenb$ic* 

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*aum erwarten *onnte, u ihr u gehen. )ie ist nicht #on hier und wohnt bei einer anteim ause. "ie ;hKsiognomie der A$ten gefie$ mir nicht. %ch beeigte ihr #ie$Aufmer*sam*eit, mein 6es2r+ch war meist an sie gewandt, und in minder a$s einer ha$ben )tunde hatte ich so iem$ich weg, was mir das Fr+u$ein nachher se$bst gestand>daß die $iebe ante in ihrem A$ter Mange$ #on a$$em, *ein anst+ndiges (erm8gen, *einen

6eist und *eine )t'te hat a$s die 0eihe ihrer (orfahren, *einen )chirm a$s den )tand, inden sie sich #er2a$isadiert, und *ein Ergeten, a$s #on ihrem )toc*wer* herab 'ber die b'rger$ichen +u2ter wegusehen. %n ihrer :ugend so$$ sie sch8n gewesen sein und ihr -eben weggegau*e$t, erst mit ihrem Eigensinne manchen armen :ungen ge?u+$t, und inden reifern :ahren sich unter den 6ehorsam eines a$ten =ffiiers geduc*t haben, der gegen diesen ;reis und einen $eid$ichen nterha$t das eherne :ahrhundert mit ihr ubrachte und starb. 3un sieht sie im eisernen sich a$$ein und w'rde nicht angesehn, w+r&ihre 3ichte nicht so $iebensw'rdig.

,en . Januar 1))%

Was das f'r Menschen sind, deren gane )ee$e auf dem eremonie$$ ruht, deren "ichten

und rachten 9ahre$ang dahin geht, wie sie um einen )tuh$ weiter hinauf bei ischeAnge$egenheit h+tten> nein, #ie$mehr h+ufen sich die Arbeiten, eben wei$ man 'ber den*$einen (erdrieß$ich*eiten #on Bef8rderung der wichtigen )achen abgeha$ten wird.(orige Woche gab es bei der )ch$ittenfahrt +nde$, und der gane )2aß wurde #erdorben."ie oren, die nicht sehen, daß es eigent$ich auf den ;$at gar nicht an*ommt, und daßder, der den ersten hat, so se$ten die erste 0o$$e s2ie$t! Wie mancher /8nig wird durchseinen Minister, wie mancher Minister durch seinen )e*ret+r regiert! nd wer ist dannder Erste "er, d'n*t mich, der die andern 'bersieht und so #ie$ 6ewa$t oder -ist hat,ihre /r+fte und -eidenschaften u Ausf'hrung seiner ;$ane anus2annen.

Am %&. Januar

%ch muß %hnen schreiben, $iebe -otte, hier in der )tube einer geringen Bauernherberge, indie ich mich #or einem schweren Wetter gef$'chtet habe. )o$ange ich in dem traurigen 3est "..., unter dem fremden, meinem eren gan fremden (o$*e herumiehe, habe ich*einen Augenb$ic* gehabt, *einen, an dem mein er mich geheißen h+tte, %hnen uschreiben5 und 9ett in dieser 'tte, in dieser Einsam*eit, in dieser Einschr+n*ung, da)chnee und )ch$oßen wider mein Fensterchen w'ten, hier waren )ie mein erster 6edan*e. Wie ich hereintrat, 'berfie$ mich %hre 6esta$t, %hr Anden*en, o -otte! )o hei$ig,so warm! 6uter 6ott! "er erste g$'c*$iche Augenb$ic* wieder.Wenn )ie mich s+hen, meine Beste, in dem )chwa$$ #on erstreuung! Wie ausgetroc*netmeine )inne werden! 3icht einen Augenb$ic* der F'$$e des erens, nicht eine se$ige)tunde! 3ichts! 3ichts! %ch stehe wie #or einem 0arit+ren*asten und sehe die M+nnchenund 6+u$chen #or mir herumr'c*en, und frage mich oft, ob es nicht o2tischer Betrug ist.%ch s2ie$e mit, #ie$mehr, ich werde ges2ie$t wie eine Marionette und fasse manchma$meinen 3achbar an der h8$ernen and und schaudere ur'c*. "es Abends nehme ichmir #or, den )onnenaufgang u genießen, und *omme nicht aus dem Bette5 am agehoffe ich, mich des Mondscheins u erfreuen, und b$eibe in meiner )tube. %ch weiß nichtrecht, warum ich aufstehe, warum ich sch$afen gehe."er )auerteig, der mein -eben in Bewegung sette, feh$t5 der 0ei, der mich in tiefen 3+chten munter erhie$t, ist hin, der mich des Morgens aus dem )ch$afe wec*te, ist weg.

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Ein einig weib$iches 6esch82f habe ich hier gefunden, eine Fr+u$ein #on B..., sie g$eicht%hnen, $iebe -otte, wenn man %hnen g$eichen *ann. DEi! werden )ie sagen, Dder Mensch $egt sich auf nied$iche /om2$imente! gan unwahr ist es nicht. )eit einiger eit bin ich sehr artig, wei$ ich doch nicht anders sein *ann, habe #ie$ Wit, und dieFrauenimmer sagen, es w'ßte niemand so fein u $oben a$s ich Hund u $'gen, seten )ie

hinu, denn ohne das geht es nicht ab, #erstehen )ieI. %ch wo$$te #on Fr+u$ein B... reden.)ie hat #ie$ )ee$e, die #o$$ aus ihren b$auen Augen her#orb$ic*t. %hr )tand ist ihr ur -ast,der *einen der W'nsche ihres erens befriedigt. )ie sehnt sich aus dem 6et'mme$, undwir #er2hantasieren manche )tunde in $+nd$ichen )enen #on ungemischter 6$'c*se$ig*eit5 ach! und #on %hnen! Wie oft muß sie %hnen hu$digen, muß nicht, tut esfreiwi$$ig, h8rt so gern #on %hnen, $iebt )ie.  = s+ß& ich u %hren F'ßen in dem $ieben, #ertrau$ichen immerchen, und unsere *$einen-ieben w+$ten sich mit einander um mich herum, und wenn sie %hnen u $aut w'rden,wo$$te ich sie mit einem schauer$ichen M+rchen um mich ur 0uhe #ersamme$n."ie )onne geht herr$ich unter 'ber der schneeg$+nenden 6egend, der )turm ist hin'ber geogen, und ich muß mich wieder in meinen /+fig s2erren. Adieu! %st A$bert bei

%hnen nd wie 6ott #ereihe mir diese Frage!,en . Februar

Wir haben seit acht agen das abscheu$ichste Wetter, und mir ist es woh$t+tig. "enn so$ang ich hier bin, ist mir noch *ein sch8ner ag am imme$ erschienen, den mir nicht 9emand #erdorben oder #er$eidet h+tte. Wenn&s nun recht regnet und st8bert und fr8ste$tund taut> ha! "en*& ich, *ann&s doch u ause nicht sch$immer werden, a$s es draußen ist,oder umge*ehrt, und so ist&s gut. 6eht die )onne des Morgens auf und #ers2richt einenfeinen ag, erwehr& ich mir niema$s ausurufen> da haben sie doch wieder einhimm$isches 6ut, worum sie einander bringen *8nnen! Es ist nichts, worum sie einander nicht bringen. 6esundheit, guter 3ame, Freudig*eit, Erho$ung! nd meist aus A$bernheit,nbegriff und Enge und, wenn man sie anh8rt, mit der besten Meinung. Manchma$m8cht& ich sie auf den /nieen bitten, nicht so rasend in ihre eigenen Eingeweide uw'ten.

Am 1). Februar

%ch f'rchte, mein 6esandter und ich ha$ten es usammen nicht mehr $ange aus. "er Mannist gan und gar unertr+g$ich. )eine Art u arbeiten und 6esch+fte u treiben ist so$+cher$ich, daß ich mich nicht entha$ten *ann, ihm u widers2rechen und oft eine )achenach meinem /o2f und meiner Art u machen, das ihm denn, wie nat'r$ich, niema$s rechtist. "ar'ber hat er mich neu$ich bei ofe #er*$agt, und der Minister gab mir einen war sanften (erweis, aber es war doch ein (erweis, und ich stand im Begriffe, meinenAbschied u begehren, a$s ich einen ;ri#atbrief #on ihm erhie$t, einen Brief, #or dem ichniederge*niet, und den hohen, ed$en, weisen )inn angebetet habe. Wie er meine a$$ugroße Em2find$ich*eit urechtweiset, wie er meine 'bers2annten %deen #on Wir*sam*eit,#on Einf$uß auf andere, #on "urchdringen in 6esch+ften a$s 9ugend$ichen guten Mutwar ehrt, sie nicht ausurotten, nur u mi$dern und dahin u $eiten sucht, wo sie ihr wahres )2ie$ haben, ihre *r+ftige Wir*ung tun *8nnen. Auch bin ich auf acht agegest+r*t und in mir se$bst einig geworden. "ie 0uhe der )ee$e ist ein herr$iches "ing unddie Freude an sich se$bst. -ieber Freund, wenn nur das /$einod nicht eben soerbrech$ich w+re, a$s es sch8n und *ostbar ist.

Am %&. Februar

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6ott segne euch, meine -ieben, geb& euch a$$e die guten age, die er mir abieht!%ch dan*e dir, A$bert, daß du mich betrogen hast> ich wartete auf 3achricht, wann euer ocheitstag sein w'rde, und hatte mir #orgenommen, feier$ichst an demse$ben -ottens)chattenriß #on der Wand u nehmen und ihn unter andere ;a2iere u begraben. 3un seidihr ein ;aar, und ihr Bi$d ist noch hier! 3un, so so$$ es b$eiben! nd warum nicht %ch

weiß, ich bin 9a auch bei euch, bin dir unbeschadet in -ottens eren, habe, 9a ich habeden weiten ;$at darin und wi$$ und muß ihn beha$ten. = ich w'rde rasend werden,wenn sie #ergessen *8nnte A$bert, in dem 6edan*en $iegt eine 8$$e. A$bert, $eb& woh$!-eb& woh$, Enge$ des imme$s! -eb& woh$, -otte!

,en 1/. 0r-

%ch habe einen (erdruß gehabt, der mich #on hier wegtreiben wird. %ch *nirsche mit den+hnen! eufe$! Er ist nicht u erseten, und ihr seid doch a$$ein schu$d daran, die ihr mich s2orntet und triebt und ?u+$tet, mich in einen ;osten u begeben, der nicht nachmeinem )inne war. 3un habe ich&s! 3un habt ihr&s! nd daß du nicht wieder sagst, meine'bers2annten %deen #erd'rben a$$es, so hast du hier, $ieber err, eine Er+h$ung, 2$an undnett, wie ein Qhroni*enschreiber das aufeichnen w'rde.

"er 6raf #on Q... $iebt mich, distinguiert mich, das ist be*annt, das habe ich dir schonhundertma$ gesagt. 3un war ich gestern bei ihm u afe$, eben an dem age, da abendsdie nob$e 6ese$$schaft #on erren und Frauen bei ihm usammen*ommt, an die ich niegedacht habe, auch mir nie aufgefa$$en ist, daß wir )uba$ternen nicht hineingeh8ren. 6ut.%ch s2eise bei dem 6rafen, und nach ische gehn wir in dem großen )aa$ auf und ab, ichrede mit ihm, mit dem =bristen B..., der dau *ommt, und so r'c*t die )tunde der 6ese$$schaft heran. %ch den*e, 6ott weiß, an nichts. "a tritt herein die 'bergn+dige "ame#on )... mit ihrem errn 6emah$ und woh$ ausgebr'teten 6+ns$ein ochter mit der f$achen Brust und nied$ichem )chn'r$eibe, machen en 2assant ihre hergebrachten,hochade$igen Augen und 3as$8cher, und wie mir die 3ation #on eren uwider ist,wo$$te ich mich eben em2feh$en und wartete nur, bis der 6raf #om garstigen 6ew+schefrei w+re, a$s meine Fr+u$ein B. hereintrat. "a mir das er immer ein bißchen aufgeht,wenn ich sie sehe, b$ieb ich eben, ste$$te mich hinter ihren )tuh$ und bemer*te erst nacheiniger eit, daß sie mit weniger =ffenheit a$s sonst, mit einiger (er$egenheit mit mir redete. "as fie$ mir auf. %st sie auch wie a$$ das (o$*, dacht& ich, und war angestochen undwo$$te gehen, und doch b$ieb ich, wei$ ich sie gerne entschu$digt h+tte und es nichtg$aubte und noch ein gut Wort #on ihr hoffte und was du wi$$st. nterdessen f'$$te sichdie 6ese$$schaft. "er Baron F. mit der ganen 6arderobe #on den /r8nungseiten Frandes Ersten her, der ofrat 0..., hier aber in ?ua$itate err #on 0... genannt, mit seiner tauben Frau etc., den 'be$ fournierten :... nicht u #ergessen, der die -'c*en seiner a$tfr+n*ischen 6arderobe mit neumodischen -a22en ausf$ic*t, das *ommt u auf, undich rede mit einigen meiner Be*anntschaft, die a$$e sehr $a*onisch sind. %ch dachte undgab nur auf meine B... acht. %ch mer*te nicht, daß die Weiber am Ende des )aa$es sich indie =hren f$'sterten, daß es auf die M+nner ir*u$ierte, daß Frau #on ). mit dem 6rafenredete Hdas a$$es hat mir Fr+u$ein B. nachher er+h$tI, bis end$ich der 6raf auf mich$osging und mich in ein Fenster nahm. D)ie wissen, sagt& er, Dunsere wunderbaren(erh+$tnisse5 die 6ese$$schaft ist unufrieden, mer*te ich, )ie hier u sehn. %ch wo$$tenicht um a$$es D%hro EJe$$en, fie$ ich ein, Dich bitte tausendma$ um (ereihung5 ichh+tte eher dran den*en so$$en, und ich weiß, )ie #ergeben mir diese %n*onse?uen5 ichwo$$te schon #orhin mich em2feh$en. Ein b8ser 6enius hat mich ur'c*geha$ten. )ette

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ich $+che$nd hinu, indem ich mich neigte. "er 6raf dr'c*te meine +nde mit einer Em2findung, die a$$es sagte. %ch strich mich sacht aus der #ornehmen 6ese$$schaft, ging,sette mich in ein /abrio$ett und fuhr nach M., dort #om 'ge$ die )onne untergehen usehen und dabei in meinem omer den herr$ichen 6esang u $esen, wie $Kß #on demtreff$ichen )chweinehirten bewirtet wird. "as war a$$es gut.

"es Abends *omm& ich ur'c* u ische, es waren noch wenige in der 6aststube5 diew'rfe$ten auf einer Ec*e, hatten das ischtuch ur'c*gesch$agen. "a *ommt der ehr$icheAde$in hinein, $egt seinen ut nieder, indem er mich ansieht, tritt u mir und sagt $eise>Ddu hast (erdruß gehabt Dich sagt& ich. D"er 6raf hat dich aus der 6ese$$schaftgewiesen. Do$& sie der eufe$! sagt& ich, Dmir war&s $ieb, daß ich in die freie -uft*am. D6ut, sagt& er, Ddaß du&s auf die $eichte Achse$ nimmst. 3ur #erdrießt mich&s, esist schon 'bera$$ herum. da fing mich das "ing erst an u wurmen. A$$e, die u isch*amen und mich ansahen, dachte ich, die sehen dich darum an! "as gab b8ses B$ut.nd da man nun heute gar, wo ich hintrete, mich bedauert, da ich h8re, daß meine 3eider nun trium2hieren und sagen> da s+he man&s, wo es mit den berm'tigen hinausginge, diesich ihres bißchen /o2fs 'berh8ben und g$aubten, sich darum 'ber a$$e (erh+$tnisse

hinausseten u d'rfen, und was des undegeschw+tes mehr ist da m8chte man sichein Messer ins er bohren5 denn man rede #on )e$bst+ndig*eit was man wi$$, den wi$$ich sehen, der du$den *ann, daß )chur*en 'ber ihn reden, wenn sie einen (ortei$ 'ber ihnhaben5 wenn ihr 6eschw+te $eer ist, ach da *ann man sie $eicht $assen.

Am 16. 0r-

Es hett mich a$$es. eut& treff& ich die Fr+u$ein B... in der A$$ee, ich *onnte mich nichtentha$ten, sie anureden und ihr, soba$d wir etwas entfernt #on der 6ese$$schaft waren,meine Em2find$ich*eit 'ber ihr neu$iches Betragen u eigen. D= Werther, sagte siemit einem innigen one, D*onnten )ie meine (erwirrung so aus$egen, da )ie mein er*ennen Was ich ge$itten habe um %hretwi$$en, #on dem Augenb$ic*e an, da ich in den)aa$ trat! %ch sah a$$es #oraus, hundertma$ saß mir&s auf der unge, es %hnen u sagen. %chwußte, daß die #on )... und ... mit ihren M+nnern eher aufbrechen w'rden, a$s in %hrer 6ese$$schaft u b$eiben5 ich wußte, daß der 6raf es mit ihnen nicht #erderben darf, und 9ett der -+rm! Dwie, Fr+u$ein sagt& ich und #erbarg meinen )chrec*en5 denn a$$es,was Ade$in mir ehegestern gesagt hatte, $ief mir wie siedend Wasser durch die Adern indiesem Augenb$ic*e. DWas hat mich es schon ge*ostet! sagte das s'ße 6esch82f,indem ihr die r+nen in den Augen standen. %ch war nicht err mehr #on mir se$bst,war im Begriffe, mich ihr u F'ßen u werfen. DEr*$+ren )ie sich! rief ich. "ier+nen $iefen ihr die Wangen herunter. %ch war außer mir. )ie troc*nete sie ab, ohne sie#erbergen u wo$$en. DMeine ante *ennen )ie, fing sie an, Dsie war gegenw+rtig undhat o, mit was f'r Augen hat sie das angesehen! Werther, ich habe gestern nachtausgestanden und heute fr'h eine ;redigt 'ber meinen mgang mit %hnen, und ich habem'ssen uh8ren )ie herabseten, erniedrigen, und *onnte und durfte )ie nur ha$b#erteidigen. :edes Wort, das sie s2rach, ging mir wie ein )chwert durchs er. )ie f'h$tenicht, we$che Barmherig*eit es gewesen w+re, mir das a$$es u #erschweigen, und nunf'gte sie noch hinu, was weiter w'rde getr+tscht werden, was eine Art Menschendar'ber trium2hieren w'rde.Wie man sich nunmehr 'ber die )trafe meines bermuts und meiner 6eringsch+tunganderer, die sie mir schon $ange #orwerfen, *ite$n und freuen w'rde. "as a$$es, Wi$he$m,#on ihr u h8ren, mit der )timme der wahrsten ei$nehmung ich war erst8rt und bin

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noch w'tend in mir. %ch wo$$te, daß sich einer unterst'nde, mir&s #oruwerfen, daß ichihm den "egen durch den -eib stoßen *8nnte5 wenn ich B$ut s+he, w'rde mir&s besser werden. Ach, ich hab& hundertma$ ein Messer ergriffen, um diesem gedr+ngten eren-uft u machen. Man er+h$t #on einer ed$en Art ;ferde, die, wenn sie schrec*$ich erhittund aufge9agt sind, sich se$bst aus %nstin*t eine Ader aufbeißen, um sich um Atem u

he$fen. )o ist mir&s oft, ich m8chte mir eine Ader 8ffnen, die mir die ewige Freiheitschaffte.Am %+. 0r-

%ch habe meine Ent$assung #om ofe #er$angt und werde sie, hoffe ich, erha$ten, und ihr werdet mir #ereihen, daß ich nicht erst Er$aubnis dau bei euch geho$t habe. %ch mußtenun einma$ fort, und was ihr u sagen hattet, um mir das B$eiben einureden, weiß icha$$es, und a$so bringe das meiner Mutter in einem )+ftchen bei, ich *ann mir se$bstnicht he$fen, und sie mag sich gefa$$en $assen, wenn ich ihr auch nicht he$fen *ann.Frei$ich muß es ihr wehe tun. "en sch8nen -auf, den ihr )ohn gerade um 6eheimenratund 6esandten ansette, so auf einma$ a$te u sehen, und r'c*w+rts mit dem ierchen inden )ta$$! Macht nun daraus, was ihr wo$$t, und *ombiniert die m8g$ichen F+$$e, unter 

denen ich h+tte b$eiben *8nnen und so$$en5 genug, ich gehe, und damit ihr wißt, wo ichhin*omme, so ist hier der F'rst UU, der #ie$en 6eschmac* an meiner 6ese$$schaft findet5der hat mich gebeten, da er #on meiner Absicht h8rte, mit ihm auf seine 6'ter u gehenund den sch8nen Fr'h$ing da uubringen. %ch so$$ gan mir se$bst ge$assen sein, hat er mir #ers2rochen, und da wir uns usammen bis auf einen gewissen ;un*t #erstehn, sowi$$ ich es denn auf gut 6$'c* wagen und mit ihm gehen.

#ur *achricht

Am 12. A3ril

"an*e f'r deine beiden Briefe. %ch antwortete nicht, wei$ ich dieses B$att $iegen $ieß, bismein Abschied #om ofe da w+re5 ich f'rchtete, meine Mutter m8chte sich an denMinister wenden und mir mein (orhaben erschweren. 3un aber ist es geschehen, meinAbschied ist da. %ch mag euch nicht sagen, wie ungern man mir ihn gegeben hat, und wasmir der Minister schreibt ihr w'rdet in neue -amentationen ausbrechen. "er Erb2rinhat mir um Abschiede f'nfundwanig "u*aten geschic*t, mit einem Wort, das mich bisu r+nen ger'hrt hat5 a$so brauche ich #on der Mutter das 6e$d nicht, um das ich neu$ichschrieb.

Am /. 0ai

Morgen gehe ich #on hier ab, und wei$ mein 6eburtsort nur sechs Mei$en #om Wege$iegt, so wi$$ ich den auch wiedersehen, wi$$ mich der a$ten, g$'c*$ich #ertr+umten ageerinnern. u eben dem ore wi$$ ich hinein gehn, aus dem meine Mutter mit mir herausfuhr, a$s sie nach dem ode meines (aters den $ieben, #ertrau$ichen =rt #er$ieß, um sichin ihre unertr+g$iche )tadt einus2erren. Adieu, Wi$he$m, du so$$st #on meinem ugeh8ren.

Am 2. 0ai

%ch habe die Wa$$fahrt nach meiner eimat mit a$$er Andacht eines ;i$grims #o$$endet,und manche unerwarteten 6ef'h$e haben mich ergriffen. An der großen -inde, die eine(ierte$stunde #or der )tadt nach )... u steht, $ieß ich ha$ten, stieg aus und hieß den;osti$$on fortfahren, um u Fuße 9ede Erinnerung gan neu, $ebhaft, nach meinem erenu *osten. "a stand ich nun unter der -inde, die ehedem, a$s /nabe, das ie$ und die6rene meiner )2aierg+nge gewesen. Wie anders! "ama$s sehnte ich mich in

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g$'c*$icher nwissenheit hinaus in die unbe*annte We$t, wo ich f'r mein er so #ie$e 3ahrung, so #ie$en 6enuß hoffte, meinen strebenden, sehnenden Busen ausuf'$$en undu befriedigen. :ett *omme ich ur'c* aus der weiten We$t o mein Freund, mit wie #ie$feh$gesch$agenen offnungen, mit wie #ie$ erst8rten ;$anen! %ch sah das 6ebirge #or mir $iegen, das tausendma$ der 6egenstand meiner W'nsche gewesen war. )tunden$ang

*onnt& ich hier siten und mich hin'ber sehnen, mit inniger )ee$e mich in den W+$dern,den +$ern #er$ieren, die sich meinen Augen so freund$ichGd+mmernd darste$$ten5 undwenn ich dann um die bestimmte eit wieder ur'c* mußte, mit we$chem Widerwi$$en#er$ieß ich nicht den $ieben ;$at! %ch *am der )tadt n+her, a$$e die a$ten, be*annten6artenh+uschen wurden #on mir gegr'ßt, die neuen waren mir uwider, so auch a$$e(er+nderungen, die man sonst #orgenommen hatte. %ch trat um or hinein und fand michdoch g$eich und gan wieder. -ieber, ich mag nicht ins "etai$ gehn5 so reiend, a$s es mir war, so einf8rmig w'rde es in der Er+h$ung werden. %ch hatte besch$ossen, auf demMar*te u wohnen, g$eich neben unserem a$ten aus. %m ingehen bemer*te ich, daß die)chu$stube, wo ein ehr$iches a$tes Weib unsere /indheit usammenge2fercht hatte, ineinen /ram$aden #erwande$t war. %ch erinnere mich der nruhe, der r+nen, der 

"um2fheit des )innes, der erensangst, die ich in dem -oche ausgestanden hatte. ichtat *einen )chritt, der nicht mer*w'rdig war. Ein ;i$ger im hei$igen -ande trifft nicht so#ie$e )t+tten re$igi8ser Erinnerungen an, und seine )ee$e ist schwer$ich so #o$$ hei$iger Bewegung. 3och eins f'r tausend. %ch ging den F$uß hinab, bis an einen gewissen of5das war sonst auch mein Weg, und die ;$+tchen, wo wir /naben uns 'bten, die meisten)2r'nge der f$achen )teine im Wasser her#orubringen. %ch erinnerte mich so $ebhaft,wenn ich manchma$ stand und dem Wasser nachsah, mit wie wunderbaren Ahnungen iches #erfo$gte, wie abenteuer$ich ich mir die 6egenden #orste$$te, wo es nun hinf$8sse, undwie ich da soba$d 6renen meiner (orste$$ungs*raft fand5 und doch mußte das weiter gehen, immer weiter, bis ich mich gan in dem Anschauen einer unsichtbaren Ferne#er$or. )ieh, mein -ieber, so beschr+n*t und so g$'c*$ich waren die herr$ichen A$t#+ter!)o *ind$ich ihr 6ef'h$, ihre "ichtung! Wenn u$Kß #on dem ungemeßnen Meer und #onder unend$ichen Erde s2richt, das ist so wahr, mensch$ich, innig, eng und geheimnis#o$$.Was hi$ft mich&s, daß ich 9ett mit 9edem )chu$*naben nachsagen *ann, daß sie rund sei"er Mensch braucht nur wenige Erdscho$$en, um drauf u genießen, weniger, um drunter u ruhen. 3un bin ich hier, auf dem f'rst$ichen :agdsch$oß. Es $+ßt sich noch gan woh$mit dem errn $eben, er ist wahr und einfach. Wunder$iche Menschen sind um ihn herum,die ich gar nicht begreife. )ie scheinen *eine )che$men und haben doch auch nicht dasAnsehen #on ehr$ichen -euten. Manchma$ *ommen sie mir ehr$ich #or, und ich *annihnen doch nicht trauen. Was mir noch $eid tut, ist, daß er oft #on )achen redet, die er nur geh8rt und ge$esen hat, und war aus eben dem 6esichts2un*te, wie sie ihm der andere#orste$$en mochte. Auch sch+tt er meinen (erstand und meine a$ente mehr a$s dieser, das doch mein einiger )to$ ist, das gan und a$$es E$endes. Ach, was ich weiß,*ann 9eder wissen mein er habe ich a$$ein.

Am %/. 0ai

%ch hatte etwas im /o2fe, da#on ich euch nichts sagen wo$$te, bis es ausgef'hrt w+re> 9ett, da nichts draus wird, ist es ebenso gut. %ch wo$$te in den /rieg5 das hat mir $angeam eren ge$egen. (ornehm$ich darum bin ich dem F'rsten hierher gefo$gt, der 6enera$in UUUschen "iensten ist. Auf einem )2aiergang entdec*te ich ihm mein (orhaben5 er 

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widerriet mir es, und es m'ßte bei mir mehr -eidenschaft a$s 6ri$$e gewesen sein, wennich seinen 6r'nden nicht h+tte 6eh8r geben wo$$en.

Am 11. Junius

)age was du wi$$st, ich *ann nicht $+nger b$eiben. Was so$$ ich hier "ie eit wird mir $ang. "er F'rst h+$t mich, so gut man nur *ann, und doch bin ich nicht in meiner -age.

Wir haben im 6runde nichts gemein mit einander. Er ist ein Mann #on (erstande, aber #on gan gemeinem (erstande5 sein mgang unterh+$t mich nicht mehr, a$s wenn ich einwoh$ geschriebenes Buch $ese. 3och acht age b$eibe ich, und dann iehe ich wieder inder %rre herum. "as Beste, was ich hier getan habe, ist mein eichnen. "er F'rst f'h$t inder /unst und w'rde noch st+r*er f'h$en, wenn er nicht durch das garstigewissenschaft$iche Wesen und durch die gew8hn$iche ermino$ogie eingeschr+n*t w+re.Manchma$ *nirsche ich mit den +hnen, wenn ich ihn mit warmer %magination an 3atur und /unst herumf'hre und er es auf einma$ recht gut u machen den*t, wenn er miteinem gestem2e$ten /unstworte dreinsto$2ert.

Am 16. Junius

:a woh$ bin ich nur ein Wandrer, ein Wa$$er auf der Erde! )eid ihr denn mehr

Am 16. JuniusWo ich hin wi$$ "as $aß dir im (ertrauen er8ffnen. (ierehn age muß ich doch nochhier b$eiben, und dann habe ich mir weisgemacht, daß ich die Bergwer*e im UUUschen besuchen wo$$te5 ist aber im 6runde nichts dran, ich wi$$ nur -otten wieder n+her, das ista$$es. nd ich $ache 'ber mein eigenes er und tu& ihm seinen Wi$$en.

Am %2. Julius

 3ein, es ist gut! Es ist a$$es gut! %ch ihr Mann! = 6ott, der du mich machtest, wenndu mir diese )e$ig*eit bereitet h+ttest, mein ganes -eben so$$te ein anha$tendes 6ebetsein. %ch wi$$ nicht rechten, und #ereihe mir diese r+nen, #ereihe mir meine#ergeb$ichen W'nsche! sie meine Frau! Wenn ich das $iebste 6esch82f unter der )onnein meine Arme gesch$ossen h+tte es geht mir ein )chauder durch den ganen /8r2er,Wi$he$m, wenn A$bert sie um den sch$an*en -eib faßt.nd, darf ich es sagen Warum nicht, Wi$he$m )ie w+re mit mir g$'c*$icher gewordena$s mit ihm! = er ist nicht der Mensch, die W'nsche dieses erens a$$e u f'$$en. Eingewisser Mange$ an F'h$bar*eit, ein Mange$ nimm es, wie du wi$$st5 daß sein ernicht sKm2athetisch sch$+gt bei o! bei der )te$$e eines $ieben Buches, wo mein erund -ottens in einem usammentreffen5 in hundert andern (orf+$$en, wenn es *ommt, daßunsere Erm2findungen 'ber eine and$ung eines "ritten $aut werden. -ieber Wi$he$m!  war er $iebt sie #on ganer )ee$e, und so eine -iebe, was #erdient die nicht!  Ein unertr+g$icher Mensch hat mich unterbrochen. Meine r+nen sind getroc*net. %ch bin erstreut. Adieu, -ieber!

Am +. August

Es geht mir nicht a$$ein so. A$$e Menschen werden in ihren offnungen get+uscht, inihren Erwartungen betrogen. %ch besuchte mein gutes Weib unter der -inde. "er +$teste:unge $ief mir entgegen, sein Freudengeschrei f'hrte die Mutter herbei, die sehr niedergesch$agen aussah. %hr erstes Wort war> Dguter err, ach, mein ans ist mir gestorben! es war der 9'ngste ihrer /naben. %ch war sti$$e. Dund mein Mann, sagtesie, Dist aus der )chwei ur'c* und hat nichts mitgebracht, und ohne gute -eute h+tte er sich heraus bette$n m'ssen, er hatte das Fieber unterwegs ge*riegt. ich *onnte ihr 

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nichts sagen und schen*te dem /$einen was5 sie bat mich, einige 2fe$ anunehmen, dasich tat und den =rt des traurigen Anden*ens #er$ieß.

Am %1. August

Wie man eine and umwendet, ist es anders mit mir. Manchma$ wi$$ woh$ ein freudiger B$ic* des -ebens wieder aufd+mmern, ach, nur f'r einen Augenb$ic*! wenn ich mich so

in r+umen #er$iere, *ann ich mich des 6edan*ens nicht erwehren> wie, wenn A$bertst'rbe "u w'rdest! :a, sie w'rde und dann $aufe ich dem irnges2inste nach, bis esmich an Abgr'nde f'hret, #or denen ich ur'c*bebe.Wenn ich um or hinausgehe, den Weg, den ich um erstenma$ fuhr, -otten um aneu ho$en, wie war das so gan anders! A$$es, a$$es ist #or'bergegangen! /ein Win* der #origen We$t, *ein ;u$ssch$ag meines dama$igen 6ef'h$es. Mir ist es, wie es einem6eiste sein m'ßte, der in das ausgebrannte, erst8rte )ch$oß ur'c**ehrte, das er a$s b$'hender F'rst einst gebaut und mit a$$en 6aben der err$ich*eit ausgestattet, sterbendseinem ge$iebten )ohne hoffnungs#o$$ hinter$assen h+tte.

Am 4. 5e3tember

%ch begreife manchma$ nicht, wie sie ein anderer $ieb haben *ann, $ieb haben darf , da ich

sie so gan a$$ein, so innig, so #o$$ $iebe, nichts anders *enne, noch weiß, noch habe a$ssie!Am +. 5e3tember

:a, es ist so. Wie die 3atur sich um erbste neigt, wird es erbst in mir und um michher. Meine B$+tter werden ge$b, und schon sind die B$+tter der benachbarten B+umeabgefa$$en. ab& ich dir nicht einma$ #on einem Bauerburschen geschrieben, g$eich da ichher*am :ett er*undigte ich mich wieder nach ihm in Wah$heim5 es hieß, er sei aus dem"iemste ge9agt worden, und niemand wo$$te was weiter #on ihm wissen. 6estern traf ichihn #on ungef+hr auf dem Wege nach einem andern "orfe, ich redete ihn an, und er er+h$te mir seine 6eschichte, die mich do22e$t und dreifach ger'hrt hat, wie du $eicht begreifen wirst, wenn ich dir sie wiederer+h$e. "och wou das a$$es Warum beha$t& ichnicht f'r mich, was mich +ngstigt und *r+n*t Warum betr'b& ich noch dich Warum geb&ich dir immer 6e$egenheit, mich u bedauern und mich u sche$ten )ei&s denn, auch dasmag u meinem )chic*sa$ geh8ren!Mit einer sti$$en raurig*eit, in der ich ein wenig scheues Wesen u bemer*en schien,antwortete der Mensch mir erst auf meine Fragen5 aber gar ba$d offner, a$s wenn er sichund mich auf einma$ wiederer*ennte, gestand er mir seine Feh$er, *$agte er mir seinng$'c*. /8nnt& ich dir, mein Freund, 9edes seiner Worte #or 6ericht ste$$en! Er  be*annte, 9a er er+h$te mit einer Art #on 6enuß und 6$'c* der Wiedererinnerung, daßdie -eidenschaft u seiner ausfrau sich in ihm tagt+g$ich #ermehrt, daß er u$ett nichtgewußt habe, was er tue, nicht, wie er sich ausdr'c*te, wo er mit dem /o2fe hingeso$$t.Er habe weder essen noch trin*en noch sch$afen *8nnen, es habe ihm an der /eh$egestoc*t, er habe getan, was er nicht tun so$$en5 was ihm aufgetragen worden, hab& er #ergessen, er sei a$s wie #on einem b8sen 6eist #erfo$gt gewesen, bis er eines ages, a$ser sie in einer obern /ammer gewußt, ihr nachgegangen, 9a #ie$mehr ihr nachgeogenworden sei5 da sie seinen Bitten *ein 6eh8r gegeben, hab& er sich ihrer mit 6ewa$t bem+chtigen wo$$en5 er wisse nicht, wie ihm geschehen sei, und nehme 6ott umeugen, daß seine Absichten gegen sie immer red$ich gewesen, und daß er nichtssehn$icher gew'nscht, a$s daß sie ihn heiraten, daß sie mit ihm ihr -eben ubringenm8chte. "a er eine eit$ang geredet hatte, fing er an u stoc*en, wie einer, der noch etwas

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u sagen hat und sich es nicht heraususagen getraut5 end$ich gestand er mir auch mit)ch'chternheit, was sie ihm f'r *$eine (ertrau$ich*eiten er$aubt, und we$che 3+he sieihm #erg8nnet. Er brach weiG, dreima$ ab und wiederho$te die $ebhaftesten;rotestationen, daß er das nicht sage, um sie sch$echt u machen, wie er sich ausdr'c*te,daß er sie $iebe und sch+te wie #orher, daß so etwas nicht 'ber seinen Mund ge*ommen

sei und daß er es mir nur sage, um mich u 'bereugen, daß er *ein gan #er*ehrter undunsinniger Mensch sei.  nd hier, mein Bester, fang& ich mein a$tes -ied wieder an, das ich ewig anstimmenwerde> *8nnt& ich dir den Menschen #orste$$en, wie er #or mir stand, wie er noch #or mir steht! /8nnt& ich dir a$$es recht sagen, damit du f'h$test, wie ich an seinem )chic*sa$etei$nehme, tei$nehmen muß! "och genug, da du auch mein )chic*sa$ *ennst, auch mich*ennst, so weißt du nur u woh$, was mich u a$$en ng$'c*$ichen, was mich besondersu diesem ng$'c*$ichen hinieht."a ich das B$ut wieder durch$ese, seh& ich, daß ich das Ende der 6eschichte u er+h$en#ergessen habe, das sich aber $eicht hinuden*en $+ßt. )ie erwehrte sich sein5 ihr Bruder *am dau, der ihn schon $ange gehaßt, der ihn schon $ange aus dem ause gew'nscht

hatte, wei$ er f'rchtet, durch eine neue eirat der )chwester werde seinen /indern dieErbschaft entgehn, die ihnen 9ett, da sie *inder$os ist, sch8ne offnungen gibt5 dieser habe ihn g$eich um ause hinausgestoßen und einen so$chen -+rm #on der )achegemacht, daß die Frau, auch se$bst wenn sie gewo$$t, ihn nicht wieder h+tte aufnehmen*8nnen. :ett habe sie wieder einen andern /necht genommen, auch 'ber den, sage man,sei sie mit dem Bruder erfa$$en, und man behau2te f'r gewiß, sie werde ihn heiraten,aber er sei fest entsch$ossen, das nicht u er$eben.Was ich dir er+h$e, ist nicht 'bertrieben, nichts #er+rte$t, 9a ich darf woh$ sagen,schwach, schwach hab& ich&s er+h$t, und #ergr8bert hab& ich&s, indem ich&s mit unsernhergebrachten sitt$ichen Worten #orgetragen habe."iese -iebe, diese reue, diese -eidenschaft ist a$so *eine dichterische Erfindung. )ie$ebt, sie ist in ihrer gr8ßten 0einheit unter der /$asse #on Menschen, die wir ungebi$det,die wir roh nennen. Wir 6ebi$deten u 3ichts (erbi$deten! -ies die 6eschichte mitAndacht, ich bitte dich. %ch bin heute sti$$, indem ich das hinschreibe5 du siehst an meiner and, daß ich nicht so strude$e und sude$e wie sonst. -ies, mein 6e$iebter, und den*edabei, daß es auch die 6eschichte deines Freundes ist. :a so ist mir&s gegangen, so wirdmir&s gehn, und ich bin nicht ha$b so bra#, nicht ha$b so entsch$ossen a$s der armeng$'c*$iche, mit dem ich mich u #erg$eichen mich fast nicht getraue.

Am /. 5e3tember

)ie hatte ein ette$chen an ihren Mann aufs -and geschrieben, wo er sich 6esch+ftewegen aufhie$t. Es fing an> DBester, -iebster, *omme, soba$d du *annst, ich erwarte dichmit tausend Freuden. Ein Freund, der herein*am, brachte 3achricht, daß er wegengewisser mst+nde so ba$d noch nicht ur'c**ehren w'rde. "as Bi$$ett b$ieb $iegen undfie$ mir abends in die +nde. %ch $as es und $+che$te5 sie fragte wor'ber DWas dieEinbi$dungs*raft f'r ein g8tt$iches 6eschen* ist, Drief ich aus, Dich *onnte mir einenAugenb$ic* #ors2iege$n, a$s w+re es an mich geschrieben. )ie brach ab, es schien ihr u mißfa$$en, und ich schwieg.

Am 6. 5e3tember

Es hat schwer geha$ten, bis ich mich entsch$oß, meinen b$auen einfachen Frac*, in demich mit -otten um erstenma$e tante, abu$egen, er ward aber u$ett gar unscheinbar.

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Auch habe ich mir einen machen $assen gan wie den #origen, /ragen und Aufsch$ag,und auch wieder so ge$be Weste und Bein*$eider dau. 6an wi$$ es doch die Wir*ungnicht tun. %ch weiß nicht ich den*e, mit der eit so$$ mir der auch $ieber werden.

Am 1%. 5e3tember

)ie war einige age #erreist, A$berten abuho$en. eute trat ich in ihre )tube, sie *am mir 

entgegen, und ich *'ßte ihre and mit tausend Freuden.Ein /anarien#oge$ f$og #on dem )2iege$ ihr auf die )chu$ter. DEinen neuen Freund,Dsagte sie und $oc*te ihn auf ihre and, Der ist meinen /$einen ugedacht. Er tut gar u$ieb! )ehen )ie ihn! Wenn ich ihm Brot gebe, f$attert er mit den F$'ge$n und 2ic*t soartig. Er *'ßt mich auch, sehen )ie!A$s sie dem ierchen den Mund hinhie$t, dr'c*te es sich so $ieb$ich in die s'ßen -i22en,a$s wenn es die )e$ig*eit h+tte f'h$en *8nnen, die es genoß.DEr so$$ )ie auch *'ssen. sagte sie und reichte den (oge$ her'ber. "as )chn+be$chenmachte den Weg #on ihrem Munde u dem meinigen, und die 2ic*ende Ber'hrung war wie ein auch, eine Ahnung $iebe#o$$en 6enusses.D)ein /uß, sagte ich, Dist nicht gan ohne Begierde, er sucht 3ahrung und *ehrt

unbefriedigt #on der $eeren -ieb*osung ur'c*.DEr ißt mir auch aus dem Munde. sagte sie. )ie reichte ihm einige Brosamen mit ihren-i22en, aus denen die Freuden unschu$dig tei$nehmender -iebe in a$$er Wonne $+che$ten.%ch *ehrte das 6esicht weg. )ie so$$te es nicht tun, so$$te nicht meine Einbi$dungs*raftmit diesen Bi$dern himm$ischer nschu$d und )e$ig*eit reien und mein er aus dem)ch$afe, in den es manchma$ die 6$eichg'$tig*eit des -ebens wiegt, nicht wec*en! ndwarum nicht )ie traut mir so! )ie weiß, wie ich sie $iebe!

Am 1/. 5e3tember

Man m8chte rasend werden, Wi$he$m, daß es Menschen geben so$$ ohne )inn und 6ef'h$an dem wenigen, was auf Erden noch einen Wert hat. "u *ennst die 3ußb+ume, unter denen ich bei dem ehr$ichen ;farrer u )t... mit -otten gesessen, die herr$ichen 3ußb+ume, die mich, 6ott weiß, immer mit dem gr8ßten )ee$en#ergn'gen f'$$ten! Wie#ertrau$ich sie den ;farrhof machten, wie *'h$! nd wie herr$ich die ste waren! nd dieErinnerung bis u den ehr$ichen 6eist$ichen, die sie #or #ie$en :ahren 2f$anten. "er )chu$meister hat uns den einen 3amen oft genannt, den er #on seinem 6roß#ater geh8rthatte5 und so ein bra#er Mann so$$ er gewesen sein, und sein Anden*en war immer hei$igunter den B+umen. %ch sage dir, dem )chu$meister standen die r+nen in den Augen, dawir gestern da#on redeten, daß sie abgehauen worden abgehauen! %ch m8chte to$$werden, ich *8nnte den und ermorden, der den ersten ieb dran tat. %ch, der ich mich#ertrauern *8nnte, wenn so ein 2aar B+ume in meinem ofe st'nden und einer da#onst'rbe #or A$ter ab, ich muß usehen. -ieber )chat, eins ist doch dabei> wasMenschengef'h$ ist! "as gane "orf murrt, und ich hoffe, die Frau ;farrerin so$$ es anButter und Eiern und 'brigem utrauen s2'ren, was f'r eine Wunde sie ihrem =rtegegeben hat. "enn sie ist es, die Frau des neuen ;farrers Hunser a$ter ist auch gestorbenI,ein hageres, *r+n*$iches 6esch82f, das sehr rsache hat, an der We$t *einen Antei$ unehmen, denn niemand nimmt Antei$ an ihr. Eine 3+rrin, die sich abgibt, ge$ehrt u sein,sich in die ntersuchung des /anons me$iert, gar #ie$ an der neumodischen, mora$ischG*ritischen 0eformation des Qhristentumes arbeitet und 'ber -a#aters )chw+rmereien dieAchse$n uc*t, eine gan err'ttete 6esundheit hat und deswegen auf 6ottes Erdboden*eine Freude. )o einer /reatur war es auch a$$ein m8g$ich, meine 3ußb+ume abuhauen.

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)iehst du, ich *omme nicht u mir! )te$$e dir #or> die abfa$$enden B$+tter machen ihr denof unrein und dum2fig, die B+ume nehmen ihr das ages$icht, und wenn die 3'sse reif sind, so werfen die /naben mit )teinen darnach, und das f+$$t ihr auf die 3er#en, dasst8rt sie in ihren tiefen ber$egungen, wenn sie /enni*ot, )em$er und Michae$is gegeneinander abwiegt. "a ich die -eute im "orfe, besonders die a$ten, so unufrieden sah,

sagte ich> Dwarum habt ihr es ge$itten Dwenn der )chu$e wi$$, hier u -ande, sagtensie, Dwas *ann man machen aber eins ist recht geschehen. "er )chu$e und der ;farrer, der doch auch #on seiner Frauen 6ri$$en, die ihm ohnedies die )u22en nicht fettmachen, was haben wo$$te, dachten es mit einander u tei$en5 da erfuhr es die /ammer und sagte> Dhier herein! denn sie hatte noch a$te ;r+tensionen an den ei$ des ;farrhofes,wo die B+ume standen, und #er*aufte sie an den Meistbietenden. )ie $iegen! =, wenn ichF'rst w+re! %ch wo$$te die ;farrerin, den )chu$en und die /ammer F'rst! 9a wenn ichF'rst w+re, was *'mmerten mich die B+ume in meinem -ande!

Am 1&. '(tober

Wenn ich nur ihre schwaren Augen sehe, ist mir es schon woh$! )ieh, und was mich#erdrießt, ist, daß A$bert nicht so beg$'c*t u sein scheinet, a$s er hoffte a$s ich u

sein g$aubte wenn ich mache nicht gern 6edan*enstriche, aber hier *ann ich michnicht anders ausdr'c*en und mich d'n*t deut$ich genug.Am 1%. '(tober

=ssian hat in meinem eren den omer #erdr+ngt. We$ch eine We$t, in die der err$ichemich f'hrt! u wandern 'ber die eide, umsaust #om )turmwinde, der in dam2fenden 3ebe$n die 6eister der (+ter im d+mmernden -ichte des Mondes hinf'hrt. u h8ren #om6ebirge her, im 6ebr'$$e des Wa$dstroms, ha$b #erwehtes chen der 6eister aus ihren8h$en, und die Weh*$agen des u ode sich 9ammernden M+dchens, um die #ier moosbedec*ten, grasbewachsenen )teine des Ede$gefa$$nen, ihres 6e$iebten. Wenn ichihn dann finde, den wande$nden grauen Barden, der auf der weiten eide die Fußsta2fenseiner (+ter sucht und, ach, ihre 6rabsteine findet und dann 9ammernd nach dem $ieben)terne des Abends hinb$ic*t, der sich ins ro$$ende Meer #erbirgt, und die eiten der (ergangenheit in des e$den )ee$e $ebendig werden, da noch der freund$iche )trah$ den6efahren der a2feren $euchtete und der Mond ihr be*r+ntes, siegr'c**ehrendes )chiff  beschien. Wenn ich den tiefen /ummer auf seiner )tirn $ese, den $etten #er$assenenerr$ichen in a$$er Ermattung dem 6rabe uwan*en sehe, wie er immer neue,schmer$ich g$'hende Freuden in der *raft$osen 6egenwart der )chatten seiner Abgeschiedenen einsaugt und nach der *a$ten Erde, dem hohen, wehenden 6raseniedersieht und ausruft> D"er Wanderer wird *ommen, *ommen, der mich *annte inmeiner )ch8nheit, und fragen> Nwo ist der )+nger, Finga$s treff$icher )ohnO )ein Fußtrittgeht 'ber mein 6rab hin, und er fragt #ergebens nach mir auf der Erde. = Freund! %chm8chte g$eich einem ed$en Waffentr+ger das )chwert iehen, meinen F'rsten #on der 'c*enden @ua$ des $angsam absterbenden -ebens auf einma$ befreien und dem befreitena$bgott meine )ee$e nachsenden.

Am 12. '(tober

Ach diese -'c*e! "iese entset$iche -'c*e, die ich hier in meinem Busen f'h$e! %chden*e oft, wenn du sie nur e i n m a $ , nur e i n m a $ an dieses er dr'c*en *8nntest,diese gane -'c*e w'rde ausgef'$$t sein.

Am %6. '(tober

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:a es wird mir gewiß, -ieber, gewiß und immer gewisser, daß an dem "asein eines6esch82fes wenig ge$egen ist, gan wenig. Es *am eine Freundin u -otten, und ich gingherein ins 3ebenimmer, ein Buch u nehmen, und *onnte nicht $esen, und dann nahmich eine Feder, u schreiben. %ch h8rte sie $eise reden5 sie er+h$ten einander unbedeutende )achen, )tadtneuig*eiten> wie diese heiratet, wie 9ene *ran*, sehr *ran* ist.

  D)ie hat einen troc*nen usten, die /nochen stehn ihr um 6esichte heraus, und *riegt=hnmachten5 ich gebe *einen /reuer f'r ihr -eben. )agte die eine. D"er 3. 3. istauch so 'be$ dran, sagte -otte. DEr ist schon geschwo$$en, sagte die andere. ndmeine $ebhafte Einbi$dungs*raft #ersette mich ans Bett dieser Armen5 ich sah sie, mitwe$chem Widerwi$$en sie dem -eben den 0'c*en wandten, wie sie Wi$he$m! ndmeine Weibchen redeten da#on, wie man eben da#on redet daß ein Fremder stirbt.  nd wenn ich mich umsehe und sehe das immer an, und rings um mich -ottens /$eider und A$berts )*ri2turen und diese M8be$n, denen ich nun so befreundet bin, sogar diesem"intenfaß, und den*e> siehe, was du nun diesem ause bist! A$$es in a$$em. "eineFreunde ehren dich! "u machst oft ihre Freude, und deinem eren scheint es, a$s wennes ohne sie nicht sein *8nnte5 und doch wenn du nun gingst, wenn du aus diesem /reise

schiedest W'rden sie, wie $ange w'rden sie die -'c*e f'h$en, die dein (er$ust in ihr )chic*sa$ reißt Wie $ange =, so #erg+ng$ich ist der Mensch, daß er auch da, wo er seines "aseins eigent$iche 6ewißheit hat, da, wo er den einigen wahren Eindruc* seiner 6egenwart macht, in dem Anden*en, in der )ee$e seiner -ieben, daß er auch da#er$8schen, #erschwinden muß, und das so ba$d!

Am %). '(tober

%ch m8chte mir oft die Brust erreißen und das 6ehirn einstoßen, daß man einander sowenig sein *ann. Ach die -iebe, Freude, W+rme und Wonne, die ich nicht hinubringe,wird mir der andere nicht geben, und mit einem ganen eren #o$$ )e$ig*eit werde ichden andern nicht beg$'c*en, der *a$t und *raft$os #or mir steht.Am %). '(tober abends

%ch habe so #ie$, und die Em2findung an ihr #ersch$ingt a$$es5 ich habe so #ie$, und ohnesie wird mir a$$es u 3ichts.

Am 4&. '(tober

Wenn ich nicht schon hundertma$ auf dem ;un*te gestanden bin, ihr um den a$s ufa$$en! Weiß der große 6ott, wie einem das tut, so #ie$e -iebensw'rdig*eit #or einemherum*reuen u sehen und nicht ugreifen u d'rfen5 und das ugreifen ist doch der nat'r$ichste rieb der Menschheit. 6reifen die /inder nicht nach a$$em, was ihnen in den)inn f+$$t nd ich

Am 4. *ovember

Weiß 6ott! %ch $ege mich so oft u Bette mit dem Wunsche, 9a manchma$ mit der offnung, nicht wieder u erwachen> und morgens sch$age ich die Augen auf, sehe die)onne wieder, und bin e$end. = daß ich $aunisch sein *8nnte, *8nnte die )chu$d aufsWetter, auf einen "ritten, auf eine feh$gesch$agene nternehmung schieben, so w'rde dieunertr+g$iche -ast des nwi$$ens doch nur ha$b auf mir ruhen. Wehe mir! %ch f'h$e uwahr, daß an mir a$$e )chu$d $iegt nicht )chu$d! 6enug, daß in mir die @ue$$e a$$esE$endes #erborben ist, wie ehema$s die @ue$$e a$$er )e$ig*eiten. Bin ich nicht nochebenderse$be, der ehema$s in a$$er F'$$e der Em2findung herumschwebte, dem auf 9edemritte ein ;aradies fo$gte, der ein er hatte, eine gane We$t $iebe#o$$ u umfassen nddies er ist 9ett tot, aus ihm f$ießen *eine Ent'c*ungen mehr, meine Augen sind

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troc*en, und meine )inne, die nicht mehr #on er?uic*enden r+nen ge$abt werden, iehen+ngst$ich meine )tirn usammen. %ch $eide #ie$, denn ich habe #er$oren, was meines-ebens einige Wonne war, die hei$ige, be$ebende /raft, mit der ich We$ten um michschuf5 sie ist dahin! Wenn ich u meinem Fenster hinaus an den fernen 'ge$ sehe, wiedie Morgensonne 'ber ihn her den 3ebe$ durchbricht und den sti$$en Wiesengrund

 bescheint, und der sanfte F$uß wischen seinen entb$+tterten Weiden u mir hersch$+nge$t,  o! Wenn da diese herr$iche 3atur so starr #or mir steht wie ein $ac*iertes Bi$dchen, unda$$e die Wonne *einen ro2fen )e$ig*eit aus meinem eren herauf in das 6ehirn 2um2en *ann, und der gane /er$ #or 6ottes Angesicht steht wie ein #ersiegter Brunnen,wie ein #er$echter Eimer. %ch habe mich oft auf den Boden geworfen und 6ott um r+nengebeten, wie ein Ac*ersmann um 0egen, wenn der imme$ ehern 'ber ihm ist und umihn die Erde #erd'rstet.Aber, ach, ich f'h$e es, 6ott gibt 0egen und )onnenschein nicht unserm ungest'menBitten, und 9ene eiten, deren Anden*en mich ?u+$t, warum waren sie so se$ig, a$s wei$ich mit 6edu$d seinen 6eist erwartete und die Wonne, die er 'ber mich ausgoß, mitganem, innig dan*barem eren aufnahm!

Am . *ovember)ie hat mir meine EJesse #orgeworfen! Ach, mit so #ie$ -iebensw'rdig*eit! MeineEJesse, daß ich mich manchma$ #on einem 6$ase Wein #er$eiten $asse, eine Boutei$$e utrin*en. Dun )ie es nicht! sagte sie, Dden*en )ie an -otten! D"en*en! sagte ich,Dbrauchen )ie mir das u heißen %ch den*e! %ch den*e nicht! )ie sind immer #or meiner )ee$e. eute saß ich an dem F$ec*e, wo )ie neu$ich aus der /utsche stiegen.  )ie redete was anders, um mich nicht tiefer in den eJt *ommen u $assen. Bester, ich bindahin! )ie *ann mit mir machen, was sie wi$$.

Am 1/. *ovember

%ch dan*e dir, Wi$he$m, f'r deinen her$ichen Antei$, f'r deinen woh$meinenden 0at und bitte dich, ruhig u sein. -aß mich ausdu$den, ich habe bei a$$er meiner M'dse$ig*eitnoch /raft genug durchuseten. %ch ehre die 0e$igion, das weißt du, ich f'h$e, daß siemanchem Ermatteten )tab, manchem (erschmachtenden Er?uic*ung ist. 3ur *ann siedenn, muß sie denn das einem 9eden sein Wenn du die große We$t ansiehst, so siehst duausende, denen sie es nicht war, ausende, denen sie es nicht sein wird, ge2redigt oder unge2redigt, und muß sie mir es denn sein )agt nicht se$bst der )ohn 6ottes, daß die umihn sein w'rden, die ihm der (ater gegeben hat Wenn ich ihm nun nicht gegeben binWenn mich nun der (ater f'r sich beha$ten wi$$, wie mir mein er sagt ich bitte dich,$ege das nicht fa$sch aus5 sieh nicht etwa )2ott in diesen unschu$digen Worten5 es istmeine gane )ee$e, die ich dir #or$ege5 sonst wo$$te ich $ieber, ich h+tte geschwiegen> wieich denn 'ber a$$es das, wo#on 9edermann so wenig weiß a$s ich, nicht gern ein Wort#er$iere. Was ist es anders a$s Menschenschic*sa$, sein Maß ausu$eiden, seinen Becher ausutrin*en nd ward der /e$ch dem 6ott #om imme$ auf seiner Menschen$i22e u bitter, warum so$$ ich großtun und mich ste$$en, a$s schmec*te er mir s'ß nd warumso$$te ich mich sch+men, in dem schrec*$ichen Augenb$ic*, da mein ganes Wesenwischen )ein und 3ichtsein ittert, da die (ergangenheit wie ein B$it 'ber dem finsternAbgrunde der u*unft $euchtet und a$$es um mich her #ersin*t und mit mir die We$tuntergeht %st es da nicht die )timme der gan in sich gedr+ngten, sich se$bstermange$nden und unaufha$tsam hinabst'renden /reatur, in den innern iefen ihrer #ergebens aufarbeitenden /r+fte u *nirschen> Dmein 6ott! Mein 6ott! Warum hast du

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mich #er$assenund so$$t& ich mich des Ausdruc*es sch+men, so$$te mir es #or demAugenb$ic*e bange sein, da ihm der nicht entging, der die imme$ usammenro$$t wieein uch

Am %1. *ovember

)ie sieht nicht, sie f'h$t nicht, daß sie ein 6ift bereitet, das mich und sie ugrunde richten

wird5 und ich mit #o$$er Wo$$ust sch$'rfe den Becher aus, den sie mir u meinem(erderben reicht. Was so$$ der g'tige B$ic*, mit dem sie mich oft oft nein, nicht oft,aber doch manchma$ ansieht, die 6ef+$$ig*eit, womit sie einen unwi$$*'r$ichen Ausdruc* meines 6ef'h$s aufnimmt, das Mit$eiden mit meiner "u$dung, das sich auf ihrer )tirneeichnet6estern, a$s ich wegging, reichte sie mir die and und sagte> DAdieu, $ieber Werther!  $ieber Werther! Es war das erstema$, daß sie mich -ieber hieß, und es ging mir durchMar* und Bein. %ch habe es mir hundertma$ wiederho$t, und gestern nacht, da ich uBette gehen wo$$te und mit mir se$bst a$$er$ei schwatte, sagte ich so auf einma$> Dgute 3acht, $ieber Werther! und mußte hernach se$bst 'ber mich $achen.

Am %%. *ovember

%ch *ann nicht beten> D-aß mir sie! und doch *ommt sie mir oft a$s die Meine #or. %ch*ann nicht beten> D6ib mir sie! denn sie ist eines andern. %ch wit$e mich mit meinen)chmeren herum5 wenn ich mir&s nach$ieße, es g+be eine gane -itanei #on Antithesen.

Am %+. *ovember

)ie f'h$t, was ich du$de. eute ist mir ihr B$ic* tief durchs er gedrungen. %ch fand siea$$ein5 ich sagte nichts, und sie sah mich an. nd ich sah nicht mehr in ihr die $ieb$iche)ch8nheit, nicht mehr das -euchten des treff$ichen 6eistes, das war a$$es #or meinenAugen #erschwunden. Ein weit herr$icherer B$ic* wir*te auf mich, #o$$ Ausdruc* desinnigsten Antei$s, des s'ßesten Mit$eidens. Warum durft& ich mich nicht ihr u F'ßenwerfen Warum durft& ich nicht an ihrem a$se mit tausend /'ssen antworten )ie nahmihre uf$ucht um /$a#ier und hauchte mit s'ßer, $eiser )timme harmonische -aute uihrem )2ie$e. 3ie habe ich ihre -i22en so reiend gesehn5 es war, a$s wenn sie sich$echend 8ffneten, 9ene s'ßen 8ne in sich u sch$'rfen, die aus dem %nstrumenther#or?uo$$en, und nur der heim$iche Widerscha$$ aus dem reinen Munde ur'c**$+nge   9a wenn ich dir das so sagen *8nnte! ich widerstand nicht $+nger, neigte mich undschwur> nie wi$$ ich es wagen, einen /uß euch aufudr'c*en, -i22en, auf denen die6eister des imme$s schweben. nd doch ich wi$$ ha! )iehst du, das steht wie eine)cheidewand #or meiner )ee$e diese )e$ig*eit und dann untergegangen, diese )'ndeabub'ßen )'nde

Am %6. *ovember

Manchma$ sag& ich mir> dein )chic*sa$ ist einig5 2reise die 'brigen g$'c*$ich so istnoch *einer ge?u+$t worden. dann $ese ich einen "ichter der (oreit, und es ist mir, a$ss+h& ich in mein eignes er. %ch habe so #ie$ ausustehen! Ach, sind denn Menschen #or mir schon so e$end gewesen

Am 4&. *ovember

%ch so$$, ich so$$ nicht u mir se$bst *ommen! Wo ich hintrete, begegnet mir eineErscheinung, die mich aus a$$er Fassung bringt. eute! = )chic*sa$! = Menschheit!%ch gehe an dem Wasser hin in der Mittagsstunde, ich hatte *eine *eine -ust u essen.A$$es war 8de, ein naß*a$ter Abendwind b$ies #om Berge, und die grauen 0egenwo$*enogen das a$ hinein. (on fern seh& ich einen Menschen in einem gr'nen, sch$echten

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0oc*e, der wischen den Fe$sen herum*rabbe$te und /r+uter u suchen schien. A$s ichn+her u ihm *am und er sich auf das 6er+usch, das ich machte, herumdrehte, sah icheine gar interessante ;hKsiognomie, darin eine sti$$e rauer den au2tug machte, dieaber sonst nichts a$s einen geraden guten )inn ausdr'c*te5 seine schwaren aare warenmit 3ade$n in wei 0o$$en gestec*t, und die 'brigen in einen star*en o2f gef$ochten, der 

ihm den 0'c*en herunter hing. "a mir seine /$eidung einen Menschen #on geringem)tande u beeichnen schien, g$aubte ich, er w'rde es nicht 'be$nehmen, wenn ich auf seine Besch+ftigung aufmer*sam w+re, und daher fragte ich ihn, was er suchte D%chsuche, antwortete er mit einem tiefen )eufer, B$umen und finde *eine. D"as istauch die :ahrseit nicht. sagte ich $+che$nd. DEs gibt so #ie$e B$umen, sagte er, indemer u mir herunter*am. D%n meinem 6arten sind 0osen und :e$+nger9e$ieber weier$ei)orten, eine hat mir mein (ater gegeben, sie wachsen wie n*raut5 ich suche schon weiage darnach und *ann sie nicht finden. "a haußen sind auch immer B$umen, ge$be und b$aue und rote, und das ausendg'$den*raut hat ein sch8nes B$'mchen. /eines *ann ichfinden. %ch mer*te was nheim$iches, und drum fragte ich durch einen mweg> Dwaswi$$ er denn mit den B$umen Ein wunderbares, uc*endes -+che$n #erog sein

6esichte. DWenn er mich nicht #erraten wi$$, sagte er, indem er den Finger auf denMund dr'c*te, Dich habe meinem )chat einen )trauß #ers2rochen. D"as ist bra#,sagte ich. D=! sagte er, Dsie hat #ie$ andere )achen, sie ist reich. Dnd doch hat sieseinen )trauß $ieb, #ersette ich. D=! fuhr er fort, Dsie hat :uwe$en und eine /rone.  DWie heißt sie denn DWenn mich die 6enera$staaten beah$en wo$$ten, #ersetteer, Dich w+r& ein anderer Mensch! :a, es war einma$ eine eit, da mir es so woh$ war! :ettist es aus mit mir. %ch bin nun. Ein nasser B$ic* um imme$ dr'c*te a$$es aus. DEr war a$so g$'c*$ich fragte ich. DAch ich wo$$te, ich w+re wieder so! sagte er D"a war mir es so woh$, so $ustig, so $eicht wie einem Fisch im Wasser! Deinrich! rief einea$te Frau, die den Weg her*am, Deinrich, wo stec*st du Wir haben dich 'bera$$gesucht, *omm um Essen. D%st das euer )ohn fragt& ich, u ihr tretend. DWoh$,mein armer )ohn! #ersette sie. D6ott hat mir ein schweres /reu aufge$egt. DWie$ange ist er so fragte ich. D)o sti$$e, sagte sie, Dist er nun ein ha$bes :ahr. 6ott sei"an*, daß er nur so weit ist, #orher war er ein ganes :ahr rasend, da hat er an /etten imo$$hause ge$egen. :ett tut er niemand nichts, nur hat er immer mit /8nigen und /aisernu schaffen. Er war ein so guter, sti$$er Mensch, der mich ern+hren ha$f, seine sch8neand schrieb, und auf einma$ wird er tiefsinnig, f+$$t in ein hiniges Fieber, daraus in0aserei, und nun ist er, wie )ie ihn sehen. Wenn ich %hnen er+h$en so$$te, err. %chunterbrach den )trom ihrer Worte mit der Frage> Dwas war denn das f'r eine eit, #on der er r'hmt, daß er so g$'c*$ich, so woh$ darin gewesen sei Dder t8richte Mensch!rief sie mit mit$eidigem -+che$n, Dda meint er die eit, da er #on sich war, das r'hmt er immer5 das ist die eit, da er im o$$hause war, wo er nichts #on sich wußte. "as fie$mir auf wie ein "onnersch$ag, ich dr'c*te ihr ein )t'c* 6e$d in die and und #er$ieß sieei$end. "a du g$'c*$ich warst! 0ief ich aus, schne$$ #or mich hin nach der )tadt ugehend, da dir es woh$ war wie einem Fisch im Wasser! 6ott im imme$! ast du dasum )chic*sa$e der Menschen gemacht, daß sie nicht g$'c*$ich sind, a$s ehe sie u ihrem(erstande *ommen und wenn sie ihn wieder #er$ieren! E$ender! nd auch wie beneideich deinen r'bsinn, die (erwirrung deiner )inne, in der du #erschmachtest! "u gehsthoffnungs#o$$ aus, deiner /8nigin B$umen u 2f$'c*en im Winter und trauerst, da du*eine findest, und begreifst nicht, warum du *eine finden *annst. nd ich und ich gehe

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ohne offnung, ohne wec* heraus und *ehre wieder heim, wie ich ge*ommen bin. "uw+hnst, we$cher Mensch du sein w'rdest, wenn die 6enera$staaten dich beah$ten.)e$iges 6esch82f, das den Mange$ seiner 6$'c*se$ig*eit einer irdischen indernisuschreiben *ann! "u f'h$st nicht, du f'h$st nicht, daß in deinem erst8rten eren, indeinem err'tteten 6ehirne dein E$end $iegt, wo#on a$$e /8nige der Erde dir nicht he$fen

*8nnen. M'sse der trost$os um*ommen, der eines /ran*en s2ottet, der nach der entferntesten @ue$$e reist, die seine /ran*heit #ermehren, sein Aus$eben schmerhafter machen wird! "er sich 'ber das bedr+ngte er erhebt, das, um seine 6ewissensbisse$osuwerden und die -eiden seiner )ee$e abutun, eine ;i$grimschaft nach dem hei$igen6rabe tut. :eder Fußtritt, der seine )oh$en auf ungebahntem Wege durchschneidet, ist ein-inderungstro2fen der ge+ngsteten )ee$e, und mit 9eder ausgedauerten agereise $egt sichdas er um #ie$e Bedr+ngnisse $eichter nieder. nd d'rft ihr das Wahn nennen, ihr Wort*r+mer auf euren ;o$stern Wahn! o 6ott! "u siehst meine r+nen! Mußtest du,der du den Menschen arm genug erschufst, ihm auch Br'der ugeben, die ihm das bißchen Armut, das bißchen (ertrauen noch raubten, das er auf dich hat, auf dich, duA$$$iebender! "enn das (ertrauen u einer hei$enden Wure$, u den r+nen des

Weinstoc*es, was ist es a$s (ertrauen u dir, daß du in a$$es, was uns umgibt, ei$G und-inderungs*raft ge$egt hast, der wir so st'nd$ich bed'rfen (ater, den ich nicht *enne!(ater, der sonst meine gane )ee$e f'$$te und nun sein Angesicht #on mir gewendet hat,rufe mich u dir! )chweige nicht $+nger! "ein )chweigen wird diese d'rstende )ee$enicht aufha$ten und w'rde ein Mensch, ein (ater, 'rnen *8nnen, dem sein un#ermutetr'c**ehrender )ohn um den a$s fie$e und riefe> Dich bin wieder da, mein (ater! 'rnenicht, daß ich die Wanderschaft abbreche, die ich nach deinem Wi$$en $+nger ausha$tenso$$te. "ie We$t ist 'bera$$ einer$ei, auf M'he und Arbeit -ohn und Freude5 aber was so$$mir das Mir ist nur woh$, wo du bist, und #or deinem Angesichte wi$$ ich $eiden undgenießen. und du, $ieber himm$ischer (ater, so$$test ihn #on dir weisen

Am 1. ,e-ember

Wi$he$m! "er Mensch, #on dem ich dir schrieb, der g$'c*$iche ng$'c*$iche, war )chreiber bei -ottens (ater, und eine -eidenschaft u ihr, die er n+hrte, #erbarg,entdec*te und wor'ber er aus dem "ienst geschic*t wurde, hat ihn rasend gemacht. F'h$e bei diesen troc*nen Worten, mit we$chem nsinn mich die 6eschichte ergriffen hat, damir sie A$bert ebenso ge$assen er+h$te, a$s du sie #ie$$eicht $iesest.

Am +. ,e-ember

%ch bitte dich siehst du, mit mir ist&s aus, ich trag& es nicht $+nger! eute saß ich bei ihr   saß, sie s2ie$te auf ihrem /$a#ier, mannigfa$tige Me$odien, und a$$ den Ausdruc*! A$$!  A$$! Was wi$$st du %hr )chwesterchen 2utte ihre ;u22e auf meinem /nie. Mir *amen die r+nen in die Augen. %ch neigte mich, und ihr rauring fie$ mir ins 6esicht  meine r+nen f$ossen und auf einma$ fie$ sie in die a$te, himme$s'ße Me$odie ein, soauf einma$, und mir durch die )ee$e gehn ein rostgef'h$ und eine Erinnerung des(ergangenen, der eiten, da ich das -ied geh8rt, der d'stern wischenr+ume des(erdrusses, der feh$gesch$agenen offnungen, und dann ich ging in der )tube auf undnieder, mein er erstic*te unter dem udringen. Dm 6ottes wi$$en, sagte ich, miteinem heftigen Ausbruch hin gegen sie fahrend, Dum 6ottes wi$$en, h8ren )ie auf! siehie$t und sah mich starr an. DWerther, sagte sie mit einem -+che$n, das mir durch die)ee$e ging, DWerther, )ie sind sehr *ran*, %hre -ieb$ingsgerichte widerstehen %hnen.

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6ehen )ie! %ch bitte )ie, beruhigen )ie sich. ich riß mich #on ihr weg und 6ott! "usiehst mein E$end und wirst es enden.

Am 6. ,e-ember

Wie mich die 6esta$t #erfo$gt! Wachend und tr+umend f'$$t sie meine gane )ee$e! ier,wenn ich die Augen sch$ieße, hier in meiner )tirne, wo die innere )eh*raft sich #ereinigt,

stehen ihre schwaren Augen. ier! %ch *ann dir es nicht ausdr'c*en. Mache ich meineAugen u, so sind sie da5 wie ein Meer, wie ein Abgrund ruhen sie #or mir, in mir, f'$$endie )inne meiner )tirn.Was ist der Mensch, der ge2riesene a$bgott! Ermange$n ihm nicht eben da die /r+fte,wo er sie am n8tigsten braucht nd wenn er in Freude sich aufschwingt oder im -eiden#ersin*t, wird er nicht in beiden eben da aufgeha$ten, eben da u dem stum2fen, *a$tenBewußtsein wieder ur'c*gebracht, da er sich in der F'$$e des nend$ichen u #er$ierensehnte,er erausgeber an den Leser

Wie sehr wnscht' ich, daß uns von den let*ten merkwrdigen #agen unsers Freundes soviel eigenh$ndige )eugnisse brig geblieben w$ren, daß ich nicht nötig h$tte, die Folge

 seiner hinterlaßnen riefe durch +r*$hlung *u unterbrechen. Ich habe mir angelegen sein lassen, genaue achrichten aus dem -unde derer *u sammeln, die von seiner Geschichte wohl unterrichtet sein konnten sie ist einfach, und es kommen alle +r*$hlungen davon bis auf wenige /leinigkeiten miteinander bereinnur ber die "innesarten der handelnden 0ersonen sind die -einungen verschieden und die %rteile geteilt.Was bleibt uns brig, als das1enige, was wir mit wiederholter -he erfahren können, gewissenhaft *u er*$hlen, die von dem 2bscheidenden hinterlaßnen riefe ein*uschaltenund das kleinste aufgefundene l$ttchen nicht gering *u achten *umal da es so schwer ist, die eigensten, wahren #riebfedern auch nur einer ein*elnen 3andlung *u entdecken,wenn sie unter -enschen vorgeht, die nicht gemeiner 2rt sind.%nmut und %nlust hatten in Werthers "eele immer tiefer Wur*el geschlagen, sich fester untereinander verschlungen und sein gan*es Wesen nach und nach eingenommen. &ie 3armonie seines Geistes war völlig *erstört, eine innerliche 3it*e und 3eftigkeit, die alle /r$fte seiner atur durcheinanderarbeitete, brachte die widrigsten Wirkungen hervor und ließ ihm *ulet*t nur eine +rmattung brig, aus der er noch $ngstlicher em(or strebte,als er mit allen 4beln bisher gek$m(ft hatte. &ie e$ngstigung seines 3er*ens *ehrte diebrigen /r$fte seines Geistes, seine !ebhaftigkeit, seinen "charfsinn auf, er ward eintrauriger Gesellschafter, immer unglcklicher, und immer ungerechter, 1e unglcklicher er ward. Wenigstens sagen dies 2lberts Freunde sie behau(ten, daß Werther einenreinen, ruhigen -ann, der nun eines lang gewnschten Glckes teilhaftig geworden, und  sein etragen, sich dieses Glck auch auf die )ukunft *u erhalten, nicht habe beurteilenkönnen, er, der gleichsam mit 1edem #age sein gan*es 5ermögen ver*ehrte, um an dem 2bend *u leiden und *u darben. 2lbert, sagen sie, hatte sich in so kur*er )eit nicht ver$ndert, er war noch immer derselbige, den Werther so vom 2nfang her kannte, so sehr  sch$t*te und ehrte. +r liebte !otten ber alles, er war stol* auf sie und wnschte sie auchvon 1edermann als das herrlichste Geschö(f anerkannt *u wissen. War es ihm daher *uverdenken, wenn er auch 1eden "chein des 5erdachtes ab*uwenden wnschte, wenn er indem 2ugenblicke mit niemand diesen köstlichen esit* auch auf die unschuldigste Weise *u teilen !ust hatte6 "ie gestehen ein, daß 2lbert oft das )immer seiner Frau verlassen,

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wenn Werther bei ihr war, aber nicht aus 3aß noch 2bneigung gegen seinen Freund, sondern nur weil er gefhlt habe, daß dieser von seiner Gegenwart gedrckt sei. !ottens 5ater war von einem 4bel befallen worden, das ihn in der "tube hielt, er schickteihr seinen Wagen, und sie fuhr hinaus. +s war ein schöner Wintertag, der erste "chneewar stark gefallen und deckte die gan*e Gegend.

Werther ging ihr den andern -orgen nach, um, wenn 2lbert sie nicht ab*uholen k$me, sie herein*ubegleiten. &as klare Wetter konnte wenig auf sein trbes Gemt wirken, ein dum(fer &ruck auf  seiner "eele, die traurigen ilder hatten sich bei ihm festgeset*t, und sein Gemt kanntekeine ewegung als von einem schmer*lichen Gedanken *um andern.Wie er mit sich in ewigem %nfrieden lebte, schien ihm auch der )ustand andrer nur bedenklicher und verworrner, er glaubte, das schöne 5erh$ltnis *wischen 2lbert und  seiner Gattin gestört *u haben, er machte sich 5orwrfe darber, in die sich einheimlicher %nwille gegen den Gatten mischte."eine Gedanken fielen auch unterwegs auf diesen Gegenstand. 78a, 1a,9 sagte er *u sich selbst, mit heimlichem )$hneknirschen, 7das ist der vertraute, freundliche, *$rtliche, an

allem teilnehmende %mgang, die ruhige, dauernde #reue: "attigkeit ist's und Gleichgltigkeit: )ieht ihn nicht 1edes elende Gesch$ft mehr an als die teure, köstliche Frau6 Weiß er sein Glck *u sch$t*en6 Weiß er sie *u achten, wie sie es verdient6 +r hat  sie, nun gut, er hat sie ; ich weiß das, wie ich was anders auch weiß, ich glaube an denGedanken gewöhnt *u sein, er wird mich noch rasend machen, er wird mich nochumbringen ; und hat denn die Freundschaft *u mir "tich gehalten6 "ieht er nicht inmeiner 2nh$nglichkeit an !otten schon einen +ingriff in seine <echte, in meiner  2ufmerksamkeit fr sie einen "tillen 5orwurf6 Ich weiß es wohl, ich fhl' es, er sieht michungern, er wnscht meine +ntfernung, meine Gegenwart ist ihm beschwerlich9.=ft hielt er seinen raschen "chritt an, oft stand er stille und schien umkehren *u wollenallein er richtete seinen Gang immer wieder vorw$rts und war mit diesen Gedanken und "elbstges(r$chen endlich gleichsam wider Willen bei dem 8agdhause angekommen. +r trat in die #r, fragte nach dem 2lten und nach !otten, er fand das 3aus in einiger  ewegung. &er $lteste /nabe sagte ihm, es sei drben in Wahlheim ein %nglck  geschehn, es sei ein auer erschlagen worden: ; +s machte das weiter keinen +indruck auf ihn. ; +r trat in die "tube und fand !otten besch$ftigt, dem 2lten *u*ureden, der ungeachtet seiner /rankheit hinber wollte, um an =rt und "telle die #at *u untersuchen. &er #$ter war noch unbekannt, man hatte den +rschlagenen des -orgens vor der  3austr gefunden, man hatte -utmaßungen> der +ntleibte war /necht einer Witwe, dievorher einen andern im &ienste gehabt, der mit %nfrieden aus dem 3ause gekommenwar. &a Werther dieses hörte, fuhr er mit 3eftigkeit auf. ; 7Ist's möglich:9 rief er aus, 7ichmuß hinber, ich kann nicht einen 2ugenblick ruhn9. ; +r eilte nach Wahlheim *u, 1ede +rinnerung ward ihm lebendig, und er *weifelte nicht einen 2ugenblick, daß 1ener  -ensch die #at begangen, den er so manchmal ges(rochen, der ihm so wert gewordenwar. &a er durch die !inden mußte, um nach der "chenke *u kommen, wo sie den /ör(er hingelegt hatten, entset*t' er sich vor dem sonst so geliebten 0lat*e. 8ene "chwelle,worauf die achbarskinder so oft ges(ielt hatten, war mit lut besudelt. !iebe und #reue,die schönsten menschlichen +m(findungen, hatten sich in Gewalt und -ord verwandelt.

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 &ie starken $ume standen ohne !aub und bereift, die schönen 3ecken, die sich ber dieniedrige /irchhofmauer wölbten, waren entbl$ttert, und die Grabsteine sahen mit "chneebedeckt durch die !cken hervor. 2ls er sich der "chenke n$herte, vor welcher das gan*e &orf versammelt war, entstand auf einmal ein Geschrei. -an erblickte von fern einen #ru(( bewaffneter -$nner, und 

ein 1eder rief, daß man den #$ter herbeifhre. Werther sah hin und blieb nicht lange *weifelhaft. 8a, es war der /necht, der 1ene Witwe so sehr liebte, den er vor einiger )eit mit dem stillen Grimme, mit der heimlichen 5er*weiflung umhergehend angetroffen hatte.D Was hast du begangen, %nglcklicher:9 rief Werther aus, indem er auf den Gefangenenlosging. ; &ieser sah ihn still an, schwieg und verset*te endlich gan* gelassen> 7keiner wird sie haben, sie wird keinen haben9. ; man brachte den Gefangnen in die "chenke,und Werther eilte fort. &urch die entset*liche, gewaltige erhrung war alles, was in seinem Wesen lag,durcheinandergeschttelt worden. 2us seiner #rauer, seinem -ißmut, seiner  gleichgltigen 3ingegebenheit wurde er auf einen 2ugenblick herausgerissenunberwindlich bem$chtigte sich die #eilnehmung seiner, und es ergriff ihn eine

uns$gliche egierde, den -enschen *u retten. +r fhlte ihn so unglcklich, er fand ihnals 5erbrecher selbst so schuldlos, er set*te sich so tief in seine !age, daß er gewiß glaubte, auch andere davon *u ber*eugen. "chon wnschte er fr ihn s(rechen *ukönnen, schon dr$ngte sich der lebhafteste 5ortrag nach seinen !i((en, er eilte nach dem 8agdhause und konnte sich unterwegs nicht enthalten, alles das, was er dem 2mtmannvorstellen wollte, schon halblaut aus*us(rechen. 2ls er in die "tube trat, fand er 2lberten gegenw$rtig, dies verstimmte ihn einen 2ugenblick doch faßte er sich bald wieder und trug dem 2mtmann feurig seineGesinnungen vor. &ieser schttelte einigemal den /o(f, und obgleich Werther mit der  größten !ebhaftigkeit, !eidenschaft und Wahrheit alles vorbrachte, was ein -ensch *ur  +ntschuldigung eines -enschen sagen kann, so war doch, wie sich's leicht denken l$ßt,der 2mtmann dadurch nicht gerhrt. +r ließ vielmehr unsern Freund nicht ausreden,widers(rach ihm eifrig und tadelte ihn, daß er einen -euchelmörder in "chut* nehme er  *eigte ihm, daß auf diese Weise 1edes Geset* aufgehoben, alle "icherheit des "taats *ugrund gerichtet werde auch set*te er hin*u, daß er in einer solchen "ache nichts tunkönne, ohne sich die größte 5erantwortung auf*uladen, es msse alles in der =rdnung, indem vorgeschriebenen Gang gehen.Werther ergab sich noch nicht, sondern bat nur, der 2mtmann möchte durch die Finger  sehn, wenn man dem -enschen *ur Flucht behlflich w$re: 2uch damit wies ihn der  2mtmann ab. 2lbert, der sich endlich ins Ges(r$ch mischte, trat auch auf des 2lten "eite.Werther wurde berstimmt, und mit einem entset*lichen !eiden machte er sich auf denWeg, nachdem ihm der 2mtmann einigemal gesagt hatte> 7nein, er ist nicht *u retten:9Wie sehr ihm diese Worte aufgefallen sein mssen, sehn wir aus einem )ettelchen, das sich unter seinen 0a(ieren fand und das gewiß an dem n$mlichen #age geschriebenworden>D"u bist nicht u retten, ng$'c*$icher! %ch sehe woh$, daß wir nicht u retten sind.Was 2lbert *ulet*t ber die "ache des Gefangenen in Gegenwart des 2mtmanns ges(rochen, war Werthern höchst *uwider gewesen> er glaubte einige +m(findlichkeit  gegen sich darin bemerkt *u haben, und wenn gleich bei mehrerem achdenken seinem"charfsinne nicht entging, daß beide -$nner recht haben möchten, so war es ihm doch,

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als ob er seinem innersten &asein entsagen mßte, wenn er es gestehen, wenn er es *ugeben sollte. +in l$ttchen, das sich darauf be*ieht, das vielleicht sein gan*es 5erh$ltnis *u 2lbert ausdrckt, finden wir unter seinen 0a(ieren>DWas hi$ft es, daß ich mir&s sage und wieder sage, er ist bra# und gut, aber es erreißt mir 

mein inneres Eingeweide5 ich *ann nicht gerecht sein.Weil es ein gelinder 2bend war und das Wetter anfing, sich *um #auen *u neigen, ging  !otte mit 2lberten *u Fuße *urck. %nterwegs sah sie sich hier und da um, eben als wenn sie Werthers egleitung vermißte. 2lbert fing von ihm an *u reden, er tadelte ihn, indemer ihm Gerechtigkeit widerfahren ließ. +r berhrte seine unglckliche !eidenschaft und wnschte, daß es möglich sein möchte, ihn *u entfernen. ; 7ich wnsch' es auch umunsertwillen,9 sagt' er, 7und ich bitte dich, 7fuhr er fort,9 siehe *u, seinem etragen gegen dich eine andere <ichtung *u geben, seine öftern esuche *u vermindern. &ie !eute werden aufmerksam, und ich weiß, daß man hier und da drber ges(rochen hat9. ;  !otte schwieg, und 2lbert schien ihr "chweigen em(funden *u haben, wenigstens seit der  )eit erw$hnte er Werthers nicht mehr gegen sie, und wenn sie seiner erw$hnte, ließ er 

das Ges(r$ch fallen oder lenkte es woanders hin. &er vergebliche 5ersuch, den Werther *ur <ettung des %nglcklichen gemacht hatte, war das let*te 2uflodern der Flamme eines verlöschenden !ichtes er versank nur desto tiefer in "chmer* und %nt$tigkeit besonders kam er fast außer sich, als er hörte, daß man ihnvielleicht gar *um )eugen gegen den -enschen, der sich nun aufs !eugnen legte,auffordern könnte. 2lles was ihm %nangenehmes 1eweils in seinem wirksamen !eben begegnet war, der 5erdruß bei der Gesandtschaft, alles was ihm sonst mißlungen war, was ihn 1e gekr$nkt hatte, ging in seiner "eele auf und nieder. +r fand sich durch alles dieses wie *ur %nt$tigkeit berechtigt, er fand sich abgeschnitten von aller 2ussicht, unf$hig, irgendeine 3andhabe *u ergreifen, mit denen man die Gesch$fte des gemeinen !ebens anfaßt und  so rckte er endlich, gan* seiner wunderbaren +m(findung, &enkart und einer endlosen !eidenschaft hingegeben, in dem ewigen +inerlei eines traurigen %mgangs mit demliebenswrdigen und geliebten Geschö(fe, dessen <uhe er störte, in seine /r$fte strmend, sie ohne )weck und 2ussicht abarbeitend, immer einem traurigen +nde n$her.5on seiner 5erworrenheit, !eidenschaft, von seinem rastlosen #reiben und "treben, von seiner !ebensmde sind einige hinterlaßne riefe die st$rksten )eugnisse, die wir hier einrcken wollen.

Am 1%. ,e-ember

D-ieber Wi$he$m, ich bin in einem ustande, in dem 9ene ng$'c*$ichen gewesen seinm'ssen, #on denen man g$aubte, sie w'rden #on einem b8sen 6eiste umhergetrieben.Manchma$ ergreift mich&s5 es ist nicht Angst, nicht Begier es ist ein inneres,unbe*anntes oben, das meine Brust u erreißen droht, das mir die 6urge$ u2reßt!Wehe! Wehe! nd dann schweife ich umher in den furchtbaren n+cht$ichen )enen dieser menschenfeind$ichen :ahrseit.6estern abend mußte ich hinaus. Es war 2$8t$ich auwetter eingefa$$en, ich hatte geh8rt,der F$uß sei 'bergetreten, a$$e B+che geschwo$$en und #on Wah$heim herunter mein$iebes a$ 'berschwemmt! 3achts nach ei$fe rannte ich hinaus. Ein f'rchter$iches)chaus2ie$, #om Fe$s herunter die w'h$enden F$uten in dem Mond$ichte wirbe$n usehen, 'ber c*er und Wiesen und ec*en und a$$es, und das weite a$ hinauf und hinab

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eine st'rmende )ee im )ausen des Windes! nd wenn dann der Mond wieder her#ortratund 'ber der schwaren Wo$*e ruhte, und #or mir hinaus die F$ut in f'rchter$ichherr$ichem Widerschein ro$$te und *$ang> da 'berfie$ mich ein )chauer, und wieder ein)ehnen! Ach, mit offenen Armen stand ich gegen den Abgrund und atmete hinab! inab!nd #er$or mich in der Wonne, meine @ua$en, meine -eiden da hinabust'rmen!

"ahinubrausen wie die We$$en! =! nd den Fuß #om Boden u heben #ermochtest dunicht, und a$$e @ua$en u enden! Meine hr ist noch nicht ausge$aufen, ich f'h$e es! =Wi$he$m! Wie gern h+tte ich mein Menschsein drum gegeben, mit 9enem )turmwinde sieWo$*en u erreißen, die F$uten u fassen! a! nd wird nicht #ie$$eicht demEinge*er*erten einma$ diese Wonne utei$  nd wie ich wehm'tig hinabsah auf ein ;$+tchen, wo ich mit -otten unter einer Weidegeruht, auf einem heißen )2aiergange, das war auch 'berschwemmt, und *aum daßich die Weide er*annte! Wi$he$m! nd ihre Wiesen, dachte ich, die 6egend um ihr :agdhaus! Wie #erst8rt 9ett #om reißenden )trome unsere -aube! "acht& ich. nd der (ergangenheit )onnenstrah$ b$ic*te herein, wie einem 6efangenen ein raum #onerden, Wiesen und Ehren+mtern. %ch stand! ich sche$te mich nicht, denn ich habe Mut

u sterben. ich h+tte nun site ich hier wie ein a$tes Weib, das ihr o$ #on +unensto22e$t und ihr Brot an den 'ren, um ihr hinsterbendes, freude$oses "asein noch einenAugenb$ic* u #er$+ngern und u er$eichtern.

Am 1+. ,e-ember

DWas ist das, mein -ieber %ch erschrec*e #or mir se$bst! %st nicht meine -iebe u ihr diehei$igste, reinste, br'der$ichste -iebe abe ich 9ema$s einen strafbaren Wunsch inmeiner )ee$e gef'h$t ich wi$$ nicht beteuern und nun, r+ume! = wie wahr f'h$tendie Menschen, die so widers2rechende Wir*ungen fremden M+chten uschrieben! "iese 3acht! %ch ittere, es u sagen, hie$t ich sie in meinen Armen, fest an meinen Busengedr'c*t, und dec*te ihren $iebe$is2e$nden Mund mit unend$ichen /'ssen5 mein Augeschwamm in der run*enheit des ihrigen! 6ott! Bin ich strafbar, daß ich auch 9ett nocheine )e$ig*eit f'h$e, mir diese g$'henden Freuden mit #o$$er %nnig*eit ur'c*urufen-otte! -otte! und mit mir ist es aus! Meine )inne #erwirren sich, schon acht age habeich *eine Besinnungs*raft mehr, meine Augen sind #o$$ r+nen. %ch bin nirgend woh$,und 'bera$$ woh$. %ch w'nsche nichts, #er$ange nichts. Mir w+re besser, ich ginge. &er +ntschluß, die Welt *u verlassen, hatte in dieser )eit, unter solchen %mst$nden inWerthers "eele immer mehr /raft gewonnen. "eit der <ckkehr *u !otten war es immer  seine let*te 2ussicht und 3offnung gewesen doch hatte er sich gesagt, es solle keinebereilte, keine rasche #at sein, er wolle mit der besten 4ber*eugung, mit der möglichst ruhigen +ntschlossenheit diesen "chritt tun."eine )weifel, sein "treit mit sich selbst blicken aus einem )ettelchen hervor, daswahrscheinlich ein angefangener rief an Wilhelm ist und ohne &atum unter seinen 0a(ieren gefunden worden>D%hre 6egenwart, ihr )chic*sa$, ihre ei$nehmung an dem meinigen 2reßt noch die$etten r+nen aus meinem #ersengten 6ehirne. "en (orhang aufuheben und dahinter utreten! "as ist a$$es! nd warum das audern und agen Wei$ man nicht weiß, wie esdahinten aussieht nd man nicht wieder*ehrt nd daß das nun die Eigenschaft unseres6eistes ist, da (erwirrung und Finsternis u ahnen, wo#on wir nichts Bestimmteswissen.

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 +ndlich ward er mit dem traurigen Gedanken immer mehr verwandt und befremdet und  sein 5orsat* fest und unwiderruflich, wovon folgender *weideutige rief, den er an seinen Freund schrieb, ein )eugnis abgibt.

Am %&. ,e-ember

D%ch dan*e deiner -iebe, Wi$he$m, daß du das Wort so aufgefangen hast. :a, du hast

recht> mir w+re besser, ich ginge. "er (orsch$ag, den du u einer 0'c**ehr u euch tust,gef+$$t mir nicht gan5 wenigstens m8chte ich noch gern einen mweg machen, besonders da wir anha$tenden Frost und gute Wege u hoffen haben. Auch ist mir es sehr $ieb, daß du *ommen wi$$st, mich abuho$en5 #eriehe nur noch #ierehn age, underwarte noch einen Brief #on mir mit dem Weiteren. Es ist n8tig, daß nichts ge2f$'c*twerde, ehe es reif ist. nd #ierehn age auf oder ab tun #ie$. Meiner Mutter so$$st dusagen> daß sie f'r ihren )ohn beten so$$, und daß ich sie um (ergebung bitte wegen a$$es(erdrusses, den ich ihr gemacht habe. "as war nun mein )chic*sa$, die u betr'ben,denen ich Freude schu$dig war. -eb& woh$, mein euerster! A$$en )egen des imme$s'ber dich! -eb& woh$!Was in dieser )eit in !ottens "eele vorging, wie ihre Gesinnungen gegen ihren -ann,

 gegen ihren unglcklichen Freund gewesen, getrauen wir uns kaum mit Wortenaus*udrcken, ob wir uns gleich davon, nach der /enntnis ihres Charakters, wohl einen stillen egriff machen können, und eine schöne weibliche "eele sich in die ihrige denkenund mit ihr em(finden kann."o viel ist gewiß, sie war fest bei sich entschlossen, alles *u tun, um Werthern *uentfernen, und wenn sie *auderte, so war es eine her*liche, freundschaftliche "chonung,weil sie wußte, wie viel es ihm kosten, 1a daß es ihm beinahe unmöglich sein wrde. &ochward sie in dieser )eit mehr gedr$ngt, +rnst *u machen es schwieg ihr -ann gan* ber dies 5erh$ltnis, wie sie auch immer darber geschwiegen hatte, und um so mehr war ihr angelegen, ihm durch die #at *u beweisen, wie ihre Gesinnungen der seinigen wert seien. 2n demselben #age, als Werther den *ulet*t eingeschalteten rief an seinen Freund  geschrieben, es war der "onntag vor Weihnachten, kam er abends *u !otten und fand sieallein. "ie besch$ftigte sich, einige "(ielwerke in =rdnung *u bringen, die sie ihrenkleinen Geschwistern *um Christgeschenke *urecht gemacht hatte. +r redete von dem5ergngen, das die /leinen haben wrden, und von den )eiten, da einen die unerwartete?ffnung der #r und die +rscheinung eines aufge(ut*ten aumes mit Wachslichtern, )uckerwerk und @(feln in (aradiesische +nt*ckung set*te. ; 7"ie sollen,9 sagte !otte,indem sie ihre 5erlegenheit unter ein liebes !$cheln verbarg, 7"ie sollen auch beschert kriegen, wenn "ie recht geschickt sind ein Wachsstöckchen und noch was9. ; 7%nd washeißen "ie geschickt sein69 rief er aus 7wie soll ich sein6 Wie kann ich sein6 este !otte:9 ; 7&onnerstag abend9, sagte sie, 7ist Weihnachtsabend, da kommen die /inder,mein 5ater auch, da kriegt 1edes das "einige, da kommen "ie auch ; aber nicht eher9. ; Werther stut*te. ; 7Ich bitte "ie,9 fuhr sie fort, 7es ist nun einmal so, ich bitte um meiner  <uhe willen, es kann nicht, es kann nicht so bleiben9. ; +r wendete seine 2ugen von ihr und ging in der "tube auf und ab und murmelte das 7es kann nicht so bleiben:9 *wischenden )$hnen. ; !otte, die den schrecklichen )ustand fhlte, worein ihn diese Worteverset*t hatten, suchte durch allerlei Fragen seine Gedanken ab*ulenken, aber vergebens. ; 7ein, !otte,9 rief er aus, 7ich werde "ie nicht wiedersehen:9 ; 7Warumdas69 verset*te sie, 7Werther, "ie können, "ie mssen uns wiedersehen, nur m$ßigen "ie sich. = warum mußten "ie mit dieser 3eftigkeit, dieser unbe*winglich haftenden

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 !eidenschaft fr alles, was "ie einmal anfassen, geboren werden: Ich bitte "ie,9 fuhr sie fort, indem sie ihn bei der 3and nahm, 7m$ßigen "ie sich: Ihr Geist, IhreWissenschaften, Ihre #alente, was bieten die Ihnen fr mannigfaltige +rget*ungen dar:"ein "ie ein -ann, wenden "ie diese traurige 2nh$nglichkeit von einem Geschö(f, dasnichts tun kann als "ie bedauern9. ; +r knirrte mit den )$hnen und sah sie dster an. ; 

"ie hielt seine 3and. 7ur einen 2ugenblick ruhigen "inn, Werther:9 sagte sie 7Fhlen"ie nicht, daß "ie sich betriegen, sich mit Willen *ugrunde richten: Warum denn mich,Werther6 8ust mich, das +igentum eines andern6 8ust das6 Ich frchte, ich frchte, es ist nur die %nmöglichkeit, mich *u besit*en, die Ihnen diesen Wunsch so rei*end macht9. ;  +r *og seine 3and aus der ihrigen, indem er sie mit einem starren, unwilligen lick ansah. 7Weise:9 rief er, 7sehr weise: 3at vielleicht 2lbert diese 2nmerkung gemacht6 0olitisch: "ehr (olitisch:9 ; 7+s kann sie 1eder machen9, verset*te sie drauf, 7und solltedenn in der weiten Welt kein -$dchen sein, das die Wnsche Ihres 3er*ens erfllte6Gewinnen "ie's ber sich, suchen "ie darnach, und ich schwöre Ihnen, "ie werden sie finden denn schon lange $ngstigt mich, fr "ie und uns, die +inschr$nkung, in die "ie sich diese )eit her selbst gebannt haben. Gewinnen "ie ber sich, eine <eise wird "ie,

muß "ie *erstreuen: "uchen "ie, finden "ie einen werten Gegenstand Ihrer !iebe, und kehren "ie *urck, und lassen "ie uns *usammen die "eligkeit einer wahren Freundschaft  genießen9. 7das könnte man9, sagte er mit einem kalten !achen, 7drucken lassen und allen 3ofmeistern em(fehlen. !iebe !otte: !assen "ie mir noch ein klein wenig <uh, eswird alles werden:9 ; 7nur das, Werther, daß "ie nicht eher kommen alsWeihnachtsabend:9 ; er wollte antworten, und 2lbert trat in die "tube. -an bot sicheinen frostigen Guten 2bend und ging verlegen im )immer neben einander auf und nieder. Werther fing einen unbedeutenden &iskurs an, der bald aus war, 2lbert desgleichen, der sodann seine Frau nach gewissen 2uftr$gen fragte und, als er hörte, sie seien noch nicht ausgerichtet, ihr einige Worte sagte, die Werthern kalt, 1a gar hart vorkamen. +r wollte gehen, er konnte nicht und *auderte bis acht, da sich denn sein%nmut und %nwillen immer vermehrte, bis der #isch gedeckt wurde, und er 3ut und "tock nahm. 2lbert lud ihn *u bleiben, er aber, der nur ein unbedeutendes /om(liment *uhören glaubte, dankte kalt dagegen und ging weg. +r kam nach 3ause, nahm seinem urschen, der ihm leuchten wollte, das !icht aus der  3and und ging allein in sein )immer, weinte laut, redete aufgebracht mit sich selbst, ging heftig die "tube auf und ab und warf sich endlich in seinen /leidern aufs ette, wo ihnder ediente fand, der es gegen eilfe wagte hinein*ugehn, um *u fragen, ob er dem 3errndie "tiefeln aus*iehen sollte, das er denn *uließ und dem edienten verbot, den andern -orgen ins )immer *u kommen, bis er ihm rufen wrde. -ontags frh, den einund*wan*igsten &e*ember, schrieb er folgenden rief an !otten,den man nach seinem #ode versiegelt auf seinem "chreibtische gefunden und ihr berbracht hat, und den ich absat*weise hier einrcken will, so wie aus den %mst$ndenerhellet, daß er ihn geschrieben habe.DEs ist besch$ossen, -otte, ich wi$$ sterben, und das schreibe ich dir ohne romantischebers2annung, ge$assen, an dem Morgen des ages, an dem ich dich um $etten Ma$esehen werde. Wenn du dieses $iesest, meine Beste, dec*t schon das *'h$e 6rab dieerstarrten 0este des nruhigen, ng$'c*$ichen, der f'r die $etten Augenb$ic*e seines-ebens *eine gr8ßere )'ßig*eit weiß, a$s sich mit dir u unterha$ten. %ch habe eineschrec*$iche 3acht gehabt und, ach, eine woh$t+tige 3acht. )ie ist es, die meinen

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Entsch$uß befestiget, bestimmt hat> ich wi$$ sterben! Wie ich mich gestern #on dir riß, inder f'rchter$ichen Em28rung meiner )inne, wie sich a$$es das nach meinem erendr+ngte und mein hoffnungs$oses, freude$oses "asein neben dir in gr+ß$icher /+$te michan2ac*te ich erreichte *aum mein immer, ich warf mich außer mir auf meine /nie,und o 6ott! "u gew+hrtest mir das $ette -absa$ der bittersten r+nen! ausend

Ansch$+ge, tausend Aussichten w'teten durch meine )ee$e, und u$ett stand er da, fest,gan, der $ette, einige 6edan*e> ich wi$$ sterben! ich $egte mich nieder, und morgens,in der 0uhe des Erwachens, steht er noch fest, noch gan star* in meinem eren> ichwi$$ sterben! es ist nicht (erweif$ung, es ist 6ewißheit, daß ich ausgetragen habe, unddaß ich mich o2fere f'r dich. :a, -otte! Warum so$$te ich es #erschweigen Eins #on unsdreien muß hinweg, und das wi$$ ich sein! = meine Beste! %n diesem errissenen erenist es w'tend herumgesch$ichen, oft deinen Mann u ermorden! dich! mich! so seies denn! wenn du hinaufsteigst auf den Berg, an einem sch8nen )ommerabende, dannerinnere dich meiner, wie ich so oft das a$ herauf*am, und dann b$ic*e nach dem/irchhofe hin'ber nach meinem 6rabe, wie der Wind das hohe 6ras im )cheine der sin*enden )onne hin und her wiegt. ich war ruhig, da ich anfing, nun, nun weine ich

wie ein /ind, da a$$es das so $ebhaft um mich wird.Gegen *ehn %hr rief Werther seinem edienten, und unter dem 2n*iehen sagte er ihm,wie er in einigen #agen verreisen wrde, er solle daher die /leider auskehren und alles *um +in(acken *urecht machen auch gab er ihm efehl, berall /ontos *u fordern,einige ausgeliehene cher ab*uholen und einigen 2rmen, denen er wöchentlich etwas *u geben gewohnt war, ihr )ugeteiltes auf *wei -onate voraus *u be*ahlen. +r ließ sich das +ssen auf die "tube bringen, und nach #ische ritt er hinaus *um 2mtmanne, den er nicht *u 3ause antraf. +r ging tiefsinnig im Garten auf und ab und  schien noch *ulet*t alle "chwermut der +rinnerung auf sich h$ufen *u wollen. &ie /leinen ließen ihn nicht lange in <uhe, sie verfolgten ihn, s(rangen an ihm hinauf,er*$hlen ihm, daß, wenn morgen, und wieder morgen, und noch ein #ag w$re, sie dieChristgeschenke bei !otten holten, und er*$hlten ihm Wunder, die sich ihre kleine +inbildungskraft vers(rach. ; 7morgen:9 rief er aus, 7und wieder morgen: %nd noch ein#ag:9 ; und kßte sie alle her*lich und wollte sie verlassen, als ihm der /leine nochetwas in das =hr sagen wollte. &er verriet ihm, die großen rder h$tten schöne eu1ahrswnsche geschrieben, so groß: %nd einen fr den 0a(a, fr 2lbert und !otteneinen und auch einen fr 3errn Werther die wollten sie am eu1ahrstage frhberreichen. das bermannte ihn, er schenkte 1edem etwas, set*te sich *u 0ferde, ließ den 2lten grßen und ritt mit #r$nen in den 2ugen davon.Gegen fnf kam er nach 3ause, befahl der -agd, nach dem Feuer *u sehen und es bis indie acht *u unterhalten. &en edienten hieß er cher und W$sche unten in den /offer  (acken und die /leider einn$hen. &arauf schrieb er wahrscheinlich folgenden 2bsat* seines let*ten riefes an !otten.D"u erwartest mich nicht! "u g$aubst, ich w'rde gehorchen und erst Weihnachtsabenddich wieder sehn. = -otte! eut oder nie mehr. Weihnachtsabend h+$tst du dieses ;a2ier in deiner and, itterst und benetest es mit deinen $ieben r+nen. %ch wi$$, ich muß! =wie woh$ ist es mir, daß ich entsch$ossen bin.-otte war indes in einen sonderbaren ustand geraten. 3ach der $etten nterredung mitWerthern hatte sie em2funden, wie schwer es ihr fa$$en werde, sich #on ihm u trennen,was er $eiden w'rde, wenn er sich #on ihr entfernen so$$te.

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Es war wie im (or'bergehn in A$berts 6egenwart gesagt worden, daß Werther #or Weihnachtsabend nicht wieder *ommen werde, und A$bert war u einem Beamten in der  3achbarschaft geritten, mit dem er 6esch+fte abutun hatte, und wo er 'ber 3achtausb$eiben mußte.)ie saß nun a$$ein, *eins #on ihren 6eschwistern war um sie, sie 'ber$ieß sich ihren

6edan*en, die sti$$e 'ber ihren (erh+$tnissen herumschweiften. )ie sah sich nun mit demMann auf ewig #erbunden, dessen -iebe und reue sie *annte, dem sie #on erenugetan war, dessen 0uhe, dessen u#er$+ssig*eit recht #om imme$ dau bestimmt usein schien, daß eine wac*ere Frau das 6$'c* ihres -ebens darauf gr'nden so$$te5 sief'h$te, was er ihr und ihren /indern auf immer sein w'rde. Auf der andern )eite war ihr Werther so teuer geworden, g$eich #on dem ersten Augenb$ic* ihrer Be*anntschaft anhatte sich die bereinstimmung ihrer 6em'ter so sch8n geeigt, der $ange dauerndemgang mit ihm, so manche durch$ebte )ituationen hatten einen unaus$8sch$ichenEindruc* auf ihr er gemacht. A$$es, was sie %nteressantes f'h$te und dachte, war siegewohnt mit ihm u tei$en, und seine Entfernung drohete in ihr ganes Wesen eine -'c*eu reißen, die nicht wieder ausgef'$$t werden *onnte. =, h+tte sie ihn in dem Augenb$ic* 

um Bruder umwande$n *8nnen, wie g$'c*$ich w+re sie gewesen! +tte sie ihn einer ihrer Freundinnen #erheiraten d'rfen, h+tte sie hoffen *8nnen, auch sein (erh+$tnis gegenA$bert gan wieder heruste$$en!)ie hatte ihre Freundinnen der 0eihe nach durchgedacht und fand bei einer 9eg$ichenetwas aususeten, fand *eine, der sie ihn geg8nnt h+tte.ber a$$en diesen Betrachtungen f'h$te sie erst tief, ohne sich es deut$ich u machen, daßihr her$iches, heim$iches (er$angen sei, ihn f'r sich u beha$ten, und sagte sich daneben,daß sie ihn nicht beha$ten *8nne, beha$ten d'rfe5 ihr reines, sch8nes, sonst so $eichtes und$eicht sich he$fendes 6em't em2fand den "ruc* einer )chwermut, dem die Aussicht um6$'c* #ersch$ossen ist. %hr er war ge2reßt, und eine tr'be Wo$*e $ag 'ber ihrem Auge.)o war es ha$b sieben geworden, a$s sie Werthern die re22e herauf*ommen h8rte undseinen ritt, seine )timme, die nach ihr fragte, ba$d er*annte. Wie sch$ug ihr er, undwir d'rfen fast sagen um erstenma$, bei seiner An*unft. )ie h+tte sich gern #or ihm#er$eugnen $assen, und a$s er hereintrat, rief sie ihm mit einer Art #on $eidenschaft$icher (erwirrung entgegen> D)ie haben nicht Wort geha$ten. D%ch habe nichts #ers2rochenwar seine Antwort. D)o h+tten )ie wenigstens meiner Bitte stattgeben so$$en, #ersettesie, Dich bat )ie um unser beider 0uhe.)ie wußte nicht recht, was sie sagte, ebensowenig was sie tat, a$s sie nach einigenFreundinnen schic*te, um nicht mit Werthern a$$ein u sein. Er $egte einige B'cher hin,die er gebracht hatte, fragte nach andern, und sie w'nschte, ba$d daß ihre Freundinnen*ommen, ba$d daß sie wegb$eiben m8chten. "as M+dchen *am ur'c* und brachte die 3achricht, daß sich beide entschu$digen $ießen.)ie wo$$te das M+dchen mit ihrer Arbeit in das 3ebenimmer siten $assen5 dann besannsie sich wieder anders. Werther ging in der )tube auf und ab, sie trat ans /$a#ier und fingeine Menuett an, sie wo$$te nicht f$ießen. )ie nahm sich usammen und sette sichge$assen u Werthern, der seinen gew8hn$ichen ;$at auf dem /ana2ee eingenommenhatte.Daben )ie nichts u $esen sagte sie. Er hatte nichts. D"a drin in meiner )chub$ade, fing sie an, D$iegt %hre bersetung einiger 6es+nge =ssians5 ich habe sienoch nicht ge$esen, denn ich hoffte immer, sie #on %hnen u h8ren5 aber either hat sich&s

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nicht finden, nicht machen wo$$en. Er $+che$te, ho$te die -ieder, ein )chauer 'berfie$ihn, a$s er sie in die +nde nahm, und die Augen standen ihm #o$$ r+nen, a$s er hineinsah. Er sette sich nieder und $as.D)tern der d+mmernden 3acht, sch8n fun*e$st du in Westen, habst dein strah$end au2taus deiner Wo$*e, wande$st statt$ich deinen 'ge$ hin. Wornach b$ic*st du auf die eide

"ie st'rmenden Winde haben sich ge$egt5 #on ferne *ommt des 6ießbachs Murme$n5rauschende We$$en s2ie$en am Fe$sen ferne5 das 6esumme der Abendf$iegen schw+rmet'bers Fe$d. Wornach siehst du, sch8nes -icht Aber du $+che$st und gehst, freudigumgeben dich die We$$en und baden dein $ieb$iches aar. -ebe woh$, ruhiger )trah$.Erscheine, du herr$iches -icht #on =ssians )ee$e!nd es erscheint in seiner /raft. %ch sehe meine geschiedenen Freunde, sie samme$n sichauf -ora, wie in den agen, die #or'ber sind. Finga$ *ommt wie eine feuchte 3ebe$s+u$e5 um ihn sind seine e$den, und, siehe! "ie Barden des 6esanges> grauer $$in! )tatt$icher 0Kno! A$2in, $ieb$icher )+nger! nd du, sanft *$agende Minona! Wie#er+ndert seid ihr, meine Freunde, seit den fest$ichen agen auf )e$ma, da wir buh$ten umdie Ehre des 6esanges, wie Fr'h$ings$'fte den 'ge$ hin wechse$nd beugen das schwach

$is2e$nde 6ras."a trat Minona her#or in ihrer )ch8nheit, mit niedergesch$agenem B$ic* undtr+nen#o$$em Auge, schwer f$oß ihr aar im unsteten Winde, der #on dem 'ge$ herstieß.  d'ster ward&s in der )ee$e der e$den, a$s sie die $ieb$iche )timme erhob5 denn ofthatten sie das 6rab )a$gars gesehen, oft die finstere Wohnung der weißen Qo$ma. Qo$ma,#er$assen auf dem 'ge$, mit der harmonischen )timme5 )a$gar #ers2rach u *ommen5aber ringsum og sich die 3acht. 8ret Qo$mas )timme, da sie auf dem 'ge$ a$$ein saß.7olma

Es ist 3acht! %ch bin a$$ein, #er$oren auf dem st'rmischen 'ge$. "er Wind saust im6ebirge. "er )trom heu$t den Fe$sen hinab. /eine 'tte sch'tt mich #or 0egen, mich(er$aßne auf dem st'rmischen 'ge$. ritt, o Mond, aus deinen Wo$*en, erscheinet,)terne der 3acht! -eite mich irgend ein )trah$ u dem =rte, wo meine -iebe ruht #on denBeschwerden der :agd, sein Bogen neben ihm abges2annt, seine unde schnobend umihn! Aber hier muß ich siten a$$ein auf dem Fe$sen des #erwachsenen )troms. "er )tromund der )turm saust, ich h8re nicht die )timme meines 6e$iebten.Warum audert mein )a$gar at er sein Wort #ergessen da ist der Fe$s und der Baumund hier der rauschende )trom! Mit einbrechender 3acht #ers2rachst du hier u sein5ach! Wohin hat sich mein )a$gar #erirrt Mit dir wo$$t& ich f$iehen, #er$assen (ater undBruder, die sto$en! -ange sind unsere 6esch$echter Feinde, aber wir sind *eine Feinde, o)a$gar!)chweig eine Wei$e, o Wind! )ti$$ eine *$eine Wei$e, o )trom, daß meine )timme *$ingedurchs a$, daß mein Wanderer mich h8re. )a$gar! %ch bin&s, die ruft! ier ist der Baumund der Fe$s! )a$gar! Mein -ieber! ier bin ich5 warum auderst du u *ommen)ieh, der Mond erscheint, die F$ut g$+nt im a$e, die Fe$sen stehen grau den 'ge$hinauf5 aber ich seh& ihn nicht auf der 8he, seine unde #or ihm her #er*'ndigen nichtseine An*unft. ier muß ich siten a$$ein.Aber wer sind, die dort unten $iegen auf der eide Mein 6e$iebter Mein Bruder  0edet, o meine Freunde! )ie antworten nicht. Wie ge+ngstet ist meine )ee$e! Ach siesind tot! %hre )chwester rot #om 6efechte! = mein Bruder, mein Bruder, warum hast dumeinen )a$gar ersch$agen = mein )a$gar, warum hast du meinen Bruder ersch$agen %hr 

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wart mir beide so $ieb! = du warst sch8n an dem 'ge$ unter ausenden! Es war schrec*$ich in der )ch$acht. Antwortet mir! 8rt meine )timme, meine 6e$iebten! Aber ach, sie sind stumm, stumm auf ewig! /a$t wie die Erde ist ihr Busen!= #on dem Fe$sen des 'ge$s, #on dem 6i2fe$ des st'rmenden Berges, redet, 6eister der oten! 0edet! Mir so$$ es nicht grausen! wohin seid ihr ur 0uhe gegangen %n we$cher 

6ruft des 6ebirges so$$ ich euch finden *eine schwache )timme #ernehme ich imWinde, *eine wehende Antwort im )turme des 'ge$s. %ch site in meinem :ammer, ichharre auf den Morgen in meinen r+nen. W'h$et das 6rab, ihr Freunde der oten, aber sch$ießt es nicht, bis ich *omme. Mein -eben schwindet wie ein raum5 wie so$$t& ichur'c*b$eiben! ier wi$$ ich Fe$sens wenn&s 3acht wird auf dem 'ge$, und Wind*ommt 'ber die eide, so$$ mein 6eist im Winde stehn und trauern den od meiner Freunde. "er :+ger h8rt mich aus seiner -aube, f'rchtet meine )timme und $iebt sie5 denns'ß so$$ meine )timme sein um meine Freunde, sie waren mir beide so $ieb!"as war dein 6esang, o Minona, ormans sanft err8tende ochter. nsere r+nen f$ossenum Qo$ma, und unsere )ee$e ward d'ster.$$in trat auf mit der arfe und gab uns A$2ins 6esang A$2ins )timme war freund$ich,

0Knos )ee$e ein Feuerstrah$. Aber schon ruhten sie im engen ause, und ihre )timme war #erha$$et in )e$ma. Einst *ehrte $$in ur'c* #on der :agd, ehe die e$den noch fie$en. Er h8rte ihren Wettegesang auf dem 'ge$. %hr -ied war sanft, aber traurig. )ie *$agtenMorars Fa$$, des ersten der e$den. )eine )ee$e war wie Finga$s )ee$e, sein )chwert wiedas )chwert =s*ars aber er fie$, und sein (ater 9ammerte, und seiner )chwester Augenwaren #o$$ r+nen, Minonas Augen waren #o$$ r+nen, der )chwester des herr$ichenMorars. )ie trat ur'c* #or $$ins 6esang, wie der Mond in Westen, der den )turmregen#oraussieht und sein sch8nes au2t in eine Wo$*e #erbirgt. %ch sch$ug die arfe mit$$in um 6esange des :ammers.89no

(orbei sind Wind und 0egen, der Mittag ist so heiter, die Wo$*en tei$en sich. F$iehend bescheint den 'ge$ die unbest+ndige )onne. 08t$ich f$ießt der )trom des Bergs im a$ehin. )'ß ist dein Murme$n, )trom5 doch s'ßer die )timme, die ich h8re. Es ist A$2ins)timme, er be9ammert den oten. )ein au2t ist #or A$ter gebeugt und rot sein tr+nendesAuge. A$2in, treff$icher )+nger, warum a$$ein auf dem schweigenden 'ge$ Warum 9ammerst du wie ein Windstoß im Wa$de, wie eine We$$e am fernen 6estadeAl3in

Meine r+nen, 0Kno, sind f'r den oten, meine )timme f'r die Bewohner des 6rabs.)ch$an* bist du auf dem 'ge$, sch8n unter den )8hnen der eide. Aber du wirst fa$$enwie Morar, und auf deinem 6rabe wird der rauernde siten. "ie 'ge$ werden dich#ergessen, dein Bogen in der a$$e $iegen unges2annt."u warst schne$$, o Morar, wie ein 0eh auf dem 'ge$, schrec*$ich wie die 3achtfeuer am imme$. "ein 6rimm war ein )turm, dein )chwert in der )ch$acht wieWetter$euchten 'ber der eide. "eine )timme g$ich dem Wa$dstrome nach dem 0egen,dem "onner auf fernen 'ge$n. Manche fie$en #on deinem Arm, die F$amme deines6rimmes #erehrte sie. Aber wenn du wieder*ehrtest #om /riege, wie fried$ich war deine )tirne! "ein Angesicht war g$eich der )onne nach dem 6ewitter, g$eich demMonde in der schweigenden 3acht, ruhig deine Brust wie der )ee, wenn sich des WindesBrausen ge$egt hat.

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Eng ist nun deine Wohnung, finster deine )t+tte! Mit drei )chritten mess& ich dein 6rab, odu, der du ehe so groß warst! (ier )teine mit moosigen +u2ten sind dein einiges6ed+chtnis5 ein entb$+tterter Baum, $anges 6ras, das im Winde wis2e$t, deutet dem Augedes :+gers das 6rab des m+chtigen Morars. /eine Mutter hast du, dich u beweinen, *einM+dchen mit r+nen der -iebe. ot ist, die dich gebar, gefa$$en die ochter #on Morg$an.

Wer auf seinem )tabe ist das Wer ist es, dessen au2t weiß ist #or A$ter, dessen Augenrot sind #on r+nen Es ist dein (ater, o Morar, der (ater *eines )ohnes außer dir. Er h8rte #on deinem 0uf in der )ch$acht, er h8rte #on erstobenen Feinden5 er h8rte Morars0uhm! Ach! 3ichts #on seiner Wunde Weine, (ater Morars, weine! Aber dein )ohn h8rtdich nicht. ief ist der )ch$af der oten, niedrig ihr /issen #on )taube. 3immer achtet er auf die )timme, nie erwacht er auf deinen 0uf. = wann wird es Morgen im 6rabe, u bieten dem )ch$ummerer> erwache!-ebe woh$, ede$ster der Menschen, du Eroberer im Fe$de! Aber nimmer wird dich dasFe$d sehen, nimmer der d'stere Wa$d $euchten #om 6$ane deines )tah$s. "uhinter$ießest *einen )ohn, aber der 6esang so$$ deinen 3amen erha$ten, *'nftige eitenso$$en #on dir h8ren, h8ren #on dem gefa$$enen Morar.

-aut war die rauer der e$den, am $autesten Armins berstender )eufer. %hn erinnerte esan den od seines )ohnes, er fie$ in den agen der :ugend. Qarmor saß nah bei deme$den, der F'rst des ha$$enden 6a$ma$. Nwarum sch$uchet der )eufer ArminsO s2racher, Nwas ist hier u weinen /$ingt nicht ein -ied und ein 6esang, die )ee$e u schme$enund u ergeten )ie sind wie sanfter 3ebe$, der steigend #om )ee aufs a$ s2r'ht, unddie b$'henden B$umen f'$$et das 3aß5 aber die )onne *ommt wieder in ihrer /raft, undder 3ebe$ ist gegangen. Warum bist du so 9ammer#o$$, Armin, errscher desseeumf$ossenen 6ormaON:ammer#o$$! Woh$ das bin ich, und nicht gering die rsache meines Wehs. Qarmor, du#er$orst *einen )ohn, #er$orst *eine b$'hende ochter5 Qo$gar, der a2fere, $ebt, undAnnira, die sch8nste der M+dchen. "ie weige deines auses b$'hen, o Qarmor5 aber Armin ist der -ette seines )tammes. Finster ist dein Bett, o "aura! "um2f ist dein)ch$af in dem 6rabe wann erwachst du mit deinen 6es+ngen, mit deiner me$odischen)timme Auf, ihr Winde des erbstes! Auf, st'rmt 'ber die finstere eide! Wa$dstr8me, braust! eu$t, )tr8me, im 6i2fe$ der Eichen! Wand$e durch gebrochene Wo$*en, o Mond,eige wechse$nd dein b$eiches 6esicht! Erinnre mich der schrec*$ichen 3acht, da meine/inder um*amen, da Arinda$, der M+chtige, fie$, "aura, die -iebe, #erging."aura, meine ochter, du warst sch8n, sch8n wie der Mond auf den 'ge$n #on Fura,weiß wie der gefa$$ene )chnee, s'ß wie die atmende -uft! Arinda$, dein Bogen war star*,dein )2eer schne$$ auf dem Fe$de, dein B$ic* wie 3ebe$ auf der We$$e, dein )chi$d eineFeuerwo$*e im )turme! OArmar, ber'hmt im /riege, *am und warb um "auras -iebe5 sie widerstand nicht $ange.)ch8n waren die offnungen ihrer Freunde.Erath, der )ohn =dga$s, gro$$te, denn sein Bruder $ag ersch$agen #on Armar. Er *am, ineinen )chiffer #er*$eidet. )ch8n war sein 3achen auf der We$$e, weiß seine -oc*en #or A$ter, ruhig sein ernstes 6esicht. Nsch8nste M+dchen,O sagte er, N$ieb$iche ochter #onArmin, dort am Fe$sen, nicht fern in der )ee, wo die rote Frucht #om Baume herb$in*t,dort wartet Armar auf "aura> ich *omme, seine -iebe u f'hren 'ber die ro$$ende )ee.O

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sie fo$gt& ihm und rief nach Armar5 nichts antwortete a$s die )timme des Fe$sens. NArmar!Mein -ieber! Mein -ieber! Warum +ngstest du mich so 8re, )ohn Arnarths! 8re!"aura ist&s, die dich ruft!OErath, der (err+ter, f$oh $achend um -ande. )ie erhob ihre )timme, rief nach ihrem (ater und Bruder> NArinda$! Armin! %st *einer, seine "aura u rettenO

%hre )timme *am 'ber die )ee. Arinda$, mein )ohn, stieg #om 'ge$ herab, rauh in der Beute der :agd, seine ;fei$e rasse$ten an seiner )eite, seinen Bogen trug er in der and,f'nf schwargraue "oggen waren um ihn. Er sah den *'hnen Erath am fer, faßt& und band ihn an die Eiche, fest umf$ocht er seine 'ften, der 6efesse$te f'$$te mit chen dieWinde.Arinda$ betritt die We$$en in seinem Boote, "aura her'ber u bringen. Armar *am inseinem 6rimme, dr'c*t& ab den grau befiederten ;fei$, er *$ang, er san* in dein er, oArinda$, mein )ohn! )tatt Eraths, des (err+ters, *amst du um, das Boot erreichte denFe$sen, er san* dran nieder und starb. u deinen F'ßen f$oß deines Bruders B$ut, we$chwar dein :ammer, o "aura! "ie We$$en erschmettern das Boot. Armar st'rt sch in die)ee, seine "aura u retten oder u sterben. )chne$$ st'rmte ein )toß #om 'ge$ in die

We$$en, er san* und hob sich nicht wieder.A$$ein auf den seebes2'$ten Fe$sen h8rt& ich die /$agen meiner ochter. (ie$ und $aut war ihr )chreien, doch *onnt& sie ihr (ater nicht retten. "ie gane 3acht stand ich am fer,ich sah sie im schwachen )trah$e des Mondes, die gane 3acht h8rt& ich ihr )chreien, $autwar der Wind, und der 0egen sch$ug scharf nach der )eite des Berges. %hre )timme wardschwach, ehe der Morgen erschien, sie starb weg wie die Abend$uft wischen dem 6raseder Fe$sen. Be$aden mit :ammer starb sie und $ieß Armin a$$ein! "ahin ist meine )t+r*eim /riege, gefa$$en mein )to$ unter den M+dchen.

Wenn die )t'rme des Berges *ommen,wenn der 3ord die We$$en hochhebt,sit& ich am scha$$enden fer,schaue nach dem schrec*$ichen Fe$sen.=ft im sin*enden Mondeseh& ich die 6eister meiner /inder,ha$b d+mmernd wande$n sieusammen in traurigen Eintracht.

Ein )trom #on r+nen, der aus -ottens Augen brach und ihrem ge2reßten eren -uftmachte, hemmte Werthers 6esang. Er warf das ;a2ier hin, faßte ihre and und weinte die bittersten r+nen. -otte ruhte auf der andern und #erbarg ihre Augen ins )chnu2ftuch."ie Bewegung beider war f'rchter$ich. )ie f'h$ten ihr eigenes E$end in dem )chic*sa$eder Ed$en, f'h$ten es usammen, und ihre r+nen #ereinigten sich. "ie -i22en und AugenWerthers g$'hten an -ottens Arme5 ein )chauer 'berfie$ sie5 sie wo$$te sich entfernen, und)chmer und Antei$ $agen bet+ubend wie B$ei auf ihr. )ie atmete, sich u erho$en, und batihn sch$uchend fortufahren, bat mit der ganen )timme des imme$s! Werther itterte,sein er wo$$te bersten, er hob das B$att auf und $as ha$b gebrochen>DWarum wec*st du mich, Fr'h$ings$uft "u buh$st und s2richst> ich betaue mit ro2fendes imme$s! Aber die eit meines We$*ens ist nahe, nahe der )turm, der meine B$+tter herabst8rt! Morgen wird der Wanderer *ommen, *ommen der mich sah in meiner )ch8nheit, ringsum wird sein Auge im Fe$de mich suchen und wird mich nicht finden.

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"ie gane 6ewa$t dieser Worte fie$ 'ber den ng$'c*$ichen. Er warf sich #or -ottennieder in der #o$$en (erweife$ung, faßte ihre +nde, dr'c*te sie in seine Augen, wider seine )tirn, und ihr schien eine Ahnung seines schrec*$ichen (orhabens durch die )ee$eu f$iegen. %hre )inne #erwirrten sich, sie dr'c*te seine +nde, dr'c*te sie wider ihreBrust, neigte sich mit einer wehm'tigen Bewegung u ihm, und ihre g$'henden Wangen

 ber'hrten sich. "ie We$t #erging ihnen. Er sch$ang seine Arme um sie her, 2reßte sie anseine Brust und dec*te ihre itternden, stamme$nden -i22en mit w'tenden /'ssen.  DWerther!rief sie mit erstic*ter )timme, sich abwendend, DWerther!, und dr'c*te mitschwacher and seine Brust #on der ihrigen5 DWerther!rief sie mit dem gefaßten onedes ede$sten 6ef'h$es. Er widerstand nicht, $ieß sie sich aus seinen Armen und warf sich unsinnig #or sie hin. )ie riß sich auf, und in +ngst$icher (erwirrung, bebendwischen -iebe und orn, sagte sie> Ddas ist das $ette Ma$! Werther! )ie sehn mich nichtwieder. nd mit dem #o$$sten B$ic* der -iebe auf den E$enden ei$te sie ins 3ebenimmer und sch$oß hinter sich u. Werther strec*te ihr die Arme nach, getrautesich nicht, sie u ha$ten. Er $ag an der Erde, den /o2f auf dem /ana2ee, und in dieser )te$$ung b$ieb er 'ber eine ha$be )tunde, bis ihn ein 6er+usch u sich se$bst rief. Es war 

das M+dchen, das den isch dec*en wo$$te. Er ging im immer auf und ab, und da er sichwieder a$$ein sah, ging er ur 're des /abinetts und rief mit $eiser )timme> D-otte!-otte! 3ur noch ein Wort! Ein -ebewoh$! sie schwieg. er harrte und bat und harrte5dann riß er sich weg und rief> D$ebe woh$, -otte! Auf ewig $ebe woh$!Er *am ans )tadttor. "ie W+chter, die ihn schon gewohnt waren, $ießen ihnsti$$schweigend hinaus. Es stiebte wischen 0egen und )chnee, und erst gegen ei$fe*$o2fte er wieder. )ein "iener bemer*te, a$s Werther nach ause *am, daß seinem errnder ut feh$te. Er getraute sich nicht, etwas u sagen, ent*$eidete ihn, a$$es war naß. Manhat nachher den ut auf einem Fe$sen, der an dem Abhange des 'ge$s ins a$ sieht,gefunden, und es ist unbegreif$ich, wie er ihn in einer finstern, feuchten 3acht, ohne ust'ren, erstiegen hat.Er $egte sich u Bette und sch$ief $ange. "er Bediente fand ihn schreibend, a$s er ihm denandern Morgen auf sein 0ufen den /affee brachte. Er schrieb fo$gendes am Briefe an-otten>Dum $ettenma$e denn, um $ettenma$e sch$age ich diese Augen auf. )ie so$$en, ach, die)onne nicht mehr sehn, ein tr'ber, neb$ichter ag h+$t sie bedec*t. )o traure denn, 3atur!"ein )ohn, dein Freund, dein 6e$iebter naht sich seinem Ende. -otte, das ist ein 6ef'h$ohneg$eichen, und doch *ommt es dem d+mmernden raum am n+chsten, u sich usagen> das ist der $ette Morgen. "er $ette! -otte, ich habe *einen )inn f'r das Wort> der $ette! )tehe ich nicht da in meiner ganen /raft, und morgen $iege ich ausgestrec*t undsch$aff am Boden. )terben! Was heißt das )iehe, wir tr+umen, wenn wir #om odereden. %ch habe manchen sterben sehen5 aber so eingeschr+n*t ist die Menschheit, daß sief'r ihres "aseins Anfang und Ende *einen )inn hat. :ett noch mein, dein! "ein, o6e$iebte! nd einen Augenb$ic* getrennt, geschieden #ie$$eicht auf ewig nein,-otte, nein wie *ann ich #ergehen Wie *annst du #ergehen Wir sind 9a! #ergehen!  was heißt das "as ist wieder ein Wort, ein $eerer )cha$$, ohne 6ef'h$ f'r mein er.  tot, -otte! Eingescharrt der *a$ten Erde, so eng! )o finster! ich hatte eine Freundin, diemein a$$es war meiner h'$f$osen :ugend5 sie starb, und ich fo$gte ihrer -eiche und standan dem 6rabe, wie sie den )arg hinunter$ießen und die )ei$e schnurrend unter ihm wegund wieder herauf schne$$ten, dann die erste )chaufe$ hinunterscho$$erte, und die

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+ngst$iche -ade einen dum2fen on wiedergab, und dum2fer und immer dum2fer, undend$ich bedec*t war! ich st'rte neben das 6rab hin ergriffen, ersch'ttert, ge+ngstet,errissen mein %nnerstes, aber ich wußte nicht, wie mir geschah wie mir geschehen wird  )terben! 6rab! %ch #erstehe die Worte nicht!= #ergib mir! (ergib mir! 6estern! Es h+tte der $ette Augenb$ic* meines -ebens sein

so$$en. = du Enge$! um ersten Ma$e, um ersten Ma$e gan ohne weife$ durch meininnig %nnerstes durchg$'hte mich das Wonnegef'h$> sie $iebt mich! )ie $iebt mich! Es brennt noch auf meinen -i22en das hei$ige Feuer, das #on den deinigen str8mte, neue,warme Wonne ist in meinem eren. (ergib mir! (ergib mir!Ach, ich wußte, daß du mich $iebtest, wußte es an den ersten see$en#o$$en B$ic*en, andem ersten +ndedruc*, und doch, wenn ich wieder weg war, wenn ich A$berten andeiner )eite sah, #eragte ich wieder in fieberhaften weife$n.Erinnerst du dich der B$umen, die du mir schic*test, a$s du in 9ener fata$en 6ese$$schaftmir *ein Wort sagen, *eine and reichen *onntest =, ich habe die ha$be 3acht da#or ge*niet, und sie #ersiege$ten mir deine -iebe. Aber ach! "iese Eindr'c*e gingen #or'ber,wie das 6ef'h$ der 6nade seines 6ottes a$$m+h$ich wieder aus der )ee$e des 6$+ubigen

weicht, die ihm mit ganer imme$sf'$$e in hei$igen, sichtbaren eichen gereicht ward.A$$es das ist #erg+ng$ich, aber *eine Ewig*eit so$$ das g$'hende -eben aus$8schen, dasich gestern auf deinen -i22en genoß, das ich in mir f'h$e! )ie $iebt mich! "ieser Arm hatsie umfaßt, diese -i22en haben auf ihren -i22en geittert, dieser Mund hat an demihrigen gestamme$t. )ie ist mein! "u bist mein! :a, -otte, auf ewig.nd was ist das, daß A$bert dein Mann ist Mann! "as w+re denn f'r diese We$t undf'r diese We$t )'nde, daß ich dich $iebe, daß ich dich aus seinen Armen in die meinigenreißen m8chte )'nde 6ut, und ich strafe mich daf'r5 ich habe sie in ihrer ganenimme$swonne geschmec*t, diese )'nde, habe -ebensba$sam und /raft in mein ergesaugt. "u bist #on diesem Augenb$ic*e mein! Mein, o -otte! %ch gehe #oran! 6ehe umeinem (ater, u deinem (ater. "em wi$$ ich&s *$agen, und er wird mich tr8sten, bis du*ommst, und ich f$iege dir entgegen und fasse dich und b$eibe bei dir #or dem Angesichtedes nend$ichen in ewigen marmungen.%ch tr+ume nicht, ich w+hne nicht! 3ahe am 6rabe wird mir es he$$er. Wir werden sein!Wir werden uns wieder sehen! "eine Mutter sehen! %ch werde sie sehen, werde siefinden, ach, und #or ihr mein ganes er aussch'tten! "eine Mutter, dein Ebenbi$d.6egen ei$fe fragte Werther seinen Bedienten, ob woh$ A$bert ur'c*ge*ommen sei "er Bediente sagte> 9a, er habe dessen ;ferd dahinf'hren sehen. "arauf gibt ihm der err einoffenes ette$chen des %nha$ts> Dwo$$ten )ie mir woh$ u einer #orhabenden 0eise %hre;isto$en $eihen -eben )ie recht woh$!"ie $iebe Frau hatte die $ette 3acht wenig gesch$afen5 was sie gef'rchtet hatte, war entschieden, auf eine Weise entschieden, die sie weder ahnen noch f'rchten *onnte. %hr sonst so rein und $eicht f$ießendes B$ut war in einer fieberhaften Em28rung, tausender$eiEm2findungen err'tteten das sch8ne er. War es das Feuer #on Werthersmarmungen, das sie in ihrem Busen f'h$te War es nwi$$e 'ber seine (erwegenheitWar es eine unmutige (erg$eichung ihres gegenw+rtigen ustandes mit 9enen agen ganunbefangener, freier nschu$d und sorg$osen utrauens an sich se$bst Wie so$$te sieihrem Manne entgegengehen, wie ihm eine )ene be*ennen, die sie so gut gestehendurfte, und die sie sich doch u gestehen nicht getraute )ie hatten so $ange gegeneinander geschwiegen, und so$$te sie die erste sein, die das )ti$$schweigen br+che und

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eben ur unrechten eit ihrem 6atten eine so unerwartete Entdec*ung machte )chonf'rchtete sie, die b$oße 3achricht #on Werthers Besuch werde ihm einen unangenehmenEindruc* machen, und nun gar diese unerwartete /atastro2he! /onnte sie woh$ hoffen,daß ihr Mann sie gan im rechten -ichte sehen, gan ohne (orurtei$ aufnehmen w'rdend *onnte sie w'nschen, daß er in ihrer )ee$e $esen m8chte nd doch wieder, *onnte

sie sich #erste$$en gegen den Mann, #or dem sie immer wie ein *rista$$he$$es 6$as offenund frei gestanden und dem sie *eine ihrer Em2findungen 9ema$s #erheim$icht noch#erheim$ichen *8nnen Eins und das andre machte ihr )orgen und sette sie in(er$egenheit5 und immer *ehrten ihre 6edan*en wieder u Werthern, der f'r sie #er$orenwar, den sie nicht $assen *onnte, den sie $eider! sich se$bst 'ber$assen mußte, unddem, wenn er sie #er$oren hatte, nichts mehr 'brig b$ieb.Wie schwer $ag 9ett, was sie sich in dem Augenb$ic* nicht deut$ich machen *onnte, die)toc*ung auf ihr, die sich unter ihnen festgesett hatte! )o #erst+ndige, so gute Menschenfingen wegen gewisser heim$icher (erschiedenheiten unter einander u schweigen an, 9edes dachte seinem 0echt und dem nrechte des andern nach, und die (erh+$tnisse#erwic*e$ten und #erhetten sich dergesta$t, daß es unm8g$ich ward, den /noten eben in

dem *ritischen Momente, #on dem a$$es abhing, u $8sen. +tte eine g$'c*$iche(ertrau$ich*eit sie fr'her wieder einander n+her gebracht, w+re -iebe und 3achsichtwechse$sweise unter ihnen $ebendig worden und h+tte ihre eren aufgesch$ossen,#ie$$eicht w+re unser Freund noch u retten gewesen. 3och ein sonderbarer mstand *am dau. Werther hatte, wie wir aus seinen Briefenwissen, nie ein 6eheimnis daraus gemacht, daß er sich diese We$t u #er$assen sehnte.A$bert hatte ihn oft bestritten, auch war wischen -otten und ihrem Mann manchma$ die0ede da#on gewesen. "ieser, wie er einen entschiedenen Widerwi$$en gegen die atem2fand, hatte auch gar oft mit einer Art #on Em2find$ich*eit, die sonst gan außer seinem Qhara*ter $ag, u er*ennen gegeben, daß er an dem Ernst eines so$chen (orsatessehr u weife$n rsach& finde, er hatte sich sogar dar'ber einigen )cher er$aubt undseinen ng$auben -otten mitgetei$t. "ies beruhigte sie war #on einer )eite, wenn ihre6edan*en ihr das traurige Bi$d #orf'hrten, #on der andern aber f'h$te sie sich auchdadurch gehindert, ihrem Manne die Besorgnisse mitutei$en, die sie in dem Augenb$ic*e?u+$ten.A$bert *am ur'c*, und -otte ging ihm mit einer #er$egenen astig*eit entgegen, er war nicht heiter, sein 6esch+ft war nicht #o$$bracht, er hatte an dem benachbarten Amtmanneeinen unbiegsamen, *$einsinnigen Menschen gefunden. "er 'b$e Weg auch hatte ihn#erdrieß$ich gemacht.Er fragte, ob nichts #orgefa$$en sei, und sie antwortete mit berei$ung> Werther seigestern abends dagewesen. Er fragte, ob Briefe ge*ommen, und er erhie$t ur Antwort,daß ein Brief und ;a*ete auf seiner )tube $+gen. Er ging hin'ber, und -otte b$ieb a$$ein."ie 6egenwart des Mannes, den sie $iebte und ehrte, hatte einen neuen Eindruc* in ihr er gemacht. "as Anden*en seines Ede$muts, seiner -iebe und 6'te hatte ihr 6em'tmehr beruhigt, sie f'h$te einen heim$ichen ug, ihm u fo$gen, sie nahm ihre Arbeit undging auf sein immer, wie sie mehr u tun 2f$egte. )ie fand ihn besch+ftigt, die ;a*ete uerbrechen und u $esen. Einige schienen nicht das Angenehmste u entha$ten. )ie tateinige Fragen an ihn, die er *ur beantwortete, und sich an den ;u$t ste$$te, u schreiben.)ie waren auf diese Weise eine )tunde nebeneinander gewesen, und es ward immer dun*$er in -ottens 6em't. )ie f'h$te, wie schwer es ihr werden w'rde, ihrem Mann, auch

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wenn er bei dem besten umor w+re, das u entdec*en, was ihr auf dem eren $ag5 sie#erfie$ in eine Wehmut, die ihr um desto +ngst$icher ward, a$s sie so$che u #erbergen undihre r+nen u #ersch$uc*en suchte."ie Erscheinung #on Werthers /naben sette sie in die gr8ßte (er$egenheit5 er 'berreichte A$berten das ette$chen, der sich ge$assen nach seiner Frau wendete und

sagte> Dgib ihm die ;isto$en. Dich $asse ihm g$'c*$iche 0eise w'nschen. Dsagte er um:ungen. das fie$ auf sie wie ein "onnersch$ag, sie schwan*te aufustehen, sie wußtenicht, wie ihr geschah. -angsam ging sie nach der Wand, itternd nahm sie das 6ewehr herunter, 2utte den )taub ab und auderte, und h+tte noch $ange ge8gert, wenn nichtA$bert durch einen fragenden B$ic* sie gedr+ngt h+tte. )ie gab das ung$'c*$icheWer*eug dem /naben, ohne ein Wort #orbringen u *8nnen, und a$s der um ausehinaus war, machte sie ihre Arbeit usammen, ging in ihr immer, in dem ustande der unauss2rech$ichsten ngewißheit. %hr er weissagte ihr a$$e )chrec*nisse. Ba$d war sieim Begriffe, sich u den F'ßen ihres Mannes u werfen, ihm a$$es u entdec*en, die6eschichte des gestrigen Abends, ihre )chu$d und ihre Ahnungen. "ann sah sie wieder *einen Ausgang des nternehmens, am wenigsten *onnte sie hoffen, ihren Mann u

einem 6ange nach Werthern u bereden. "er isch ward gedec*t, und eine gute Freundin,die nur etwas u fragen *am, g$eich gehen wo$$te und b$ieb, machte die nterha$tung bei ische ertr+g$ich5 man wang sich, man redete, man er+h$te, man #ergaß sich."er /nabe *am mit den ;isto$en u Werthern, der sie ihm mit Ent'c*en abnahm, a$s er h8rte, -otte habe sie ihm gegeben. Er $ieß sich Brot und Wein bringen, hieß den /nabenu ische gehen und sette sich nieder, u schreiben.D)ie sind durch deine +nde gegangen, du hast den )taub da#on ge2utt, ich *'sse sietausendma$, du hast sie ber'hrt! nd du, 6eist des imme$s, beg'nstigst meinenEntsch$uß, und du, -otte, reichst mir das Wer*eug, du, #on deren +nden ich den od uem2fangen w'nschte, und ach! 3un em2fange. = ich habe meinen :ungen ausgefragt. "uittertest, a$s du sie ihm reichtest, du sagtest *ein -ebewoh$! wehe! Wehe! /ein-ebewoh$! so$$test du dein er f'r mich #ersch$ossen haben, um des Augenb$ic*swi$$en, der mich ewig an dich befestigte -otte, *ein :ahrtausend #ermag den Eindruc* ausu$8schen! nd ich f'h$e es, du *annst den nicht hassen, der so f'r dich g$'ht. ach #ische hieß er den /naben alles vollends ein(acken, *erriß viele 0a(iere, ging ausund brachte noch kleine "chulden in =rdnung. +r kam wieder nach 3ause, ging wieder aus vors #or, ungeachtet des <egens, in den gr$flichen Garten, schweifte weiter in der Gegend umher und kam mit anbrechender acht *urck und schrieb.DWi$he$m, ich habe um $etten Ma$e Fe$d und Wa$d und den imme$ gesehen. -eb woh$auch du! -iebe Mutter, #ereiht mir! r8ste sie, Wi$he$m! 6ott segne euch! Meine )achensind a$$e in =rdnung. -ebt woh$! Wir sehen uns wieder und freudiger.D%ch habe dir 'be$ ge$ohnt, A$bert, und du #ergibst mir. %ch habe den Frieden deinesauses gest8rt, ich habe Mißtrauen wischen euch gebracht. -ebe woh$! %ch wi$$ esenden. = daß ihr g$'c*$ich w+ret durch meinen od! A$bert! A$bert! Mache den Enge$g$'c*$ich! nd so wohne 6ottes )egen 'ber dir! +r kannte den 2bend noch viel in seinen 0a(ieren, *erriß vieles und warf es in den =fen,versiegelte einige 0$cke mit den 2dressen an Wilhelm. "ie enthielten kleine 2ufs$t*e,abgerissene Gedanken, deren ich verschiedene gesehen habe und nachdem er um *ehn%hr Feuer hatte nachlegen und sich eine Flasche Wein geben lassen, schickte er den edienten, dessen /ammer wie auch die "chlaf*immer der 3ausleute weit hinten hinaus

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waren, *u ette, der sich dann in seinen /leidern niederlegte, um frhe bei der 3and *u sein denn sein 3err hatte gesagt, die 0ost(ferde wrden vor sechse vors 3aus kommen.

*ach :ilfe

DA$$es ist so sti$$ um mich her, und so ruhig meine )ee$e. %ch dan*e dir, 6ott, der dudiesen $etten Augenb$ic*en diese W+rme, diese /raft schen*est.

%ch trete an das Fenster, meine Beste, und sehe, und sehe noch durch die st'rmenden,#or'berf$iehenden Wo$*en eine$ne )terne des ewigen imme$s! 3ein, ihr werdet nichtfa$$en! "er Ewige tr+gt euch an seinem eren, und mich. %ch sehe die "eichse$sternedes Wagens, des $iebsten unter a$$en 6estirnen. Wenn ich nachts #on dir ging, wie ich ausdeinem ore trat, stand er gegen mir 'ber. Mit we$cher run*enheit habe ich ihn oftangesehen, oft mit aufgehabenen +nden ihn um eichen, um hei$igen Mer*steinemeiner gegenw+rtigen )e$ig*eit gemacht! nd noch o -otte, was erinnert mich nicht andich! mgibst du mich nicht! nd habe ich nicht, g$eich einem /inde, ungen'gsama$$er$ei /$einig*eiten u mir gerissen, die du ei$ige ber'hrt hattest!-iebes )chattenbi$d! %ch #ermache dir es ur'c*, -otte, und bitte dich, es u ehren.ausend, tausend /'sse habe ich darauf gedr'c*t, tausend 6r'ße ihm ugewin*t, wenn

ich ausging oder nach ause *am. %ch habe deinen (ater in einem ette$chen gebeten,meine -eiche u sch'ten. Auf dem /irchhofe sind wei -indenb+ume, hinten in der Ec*e nach dem Fe$de u5 dort w'nsche ich u ruhen. Er *ann, er wird das f'r seinenFreund tun. Bitte ihn auch. %ch wi$$ frommen Qhristen nicht umuten, ihren /8r2er nebeneinen armen ng$'c*$ichen u $egen. Ach, ich wo$$te, ihr begr'bt mich am Wege, oder imeinsamen a$e, daß ;riester und -e#it #or dem beeichneten )teine sich segnend#or'bergingen und der )amariter eine r+ne weinte.ier, -otte! %ch schaudre nicht, den *a$ten, schrec*$ichen /e$ch u fassen, aus dem ichden aume$ des odes trin*en so$$! "u reichtest mir ihn, und age nicht. A$$! A$$! )o sinda$$e die W'nsche und offnungen meines -ebens erf'$$t! )o *a$t, so starr an der ehernen;forte des odes anu*$o2fen."aß ich des 6$'c*es h+tte tei$haftig werden *8nnen, f'r dich u sterben! -otte, f'r dichmich hinugeben! %ch wo$$te mutig, ich wo$$te freudig sterben, wenn ich dir die 0uhe, dieWonne deines -ebens wiederschaffen *8nnte. Aber ach! "as ward nur wenigen Ede$ngegeben, ihr B$ut f'r die %hrigen u #ergießen und durch ihren od ein neues,hundertf+$tiges -eben ihren Freunden anufachen.%n diesen /$eidern, -otte, wi$$ ich begraben sein, du hast sie ber'hrt, gehei$igt5 ich habeauch deinen (ater darum gebeten. Meine )ee$e schwebt 'ber dem )arge. Man so$$ meineaschen nicht aussuchen. "iese b$aßrote )ch$eife, die du am Busen hattest, a$s ich dichum ersten Ma$e unter deinen /indern fand o *'sse sie tausendma$ und er+h$e ihnendas )chic*sa$ ihres ung$'c*$ichen Freundes. "ie -ieben! )ie wimme$n um mich. Ach wieich mich an dich sch$oß! )eit dem ersten Augenb$ic*e dich nicht $assen *onnte! diese)ch$eife so$$ mit mir begraben werden. An meinem 6eburtstage schen*test du sie mir!Wie ich das a$$es #ersch$ang! ach, ich dachte nicht, daß mich der Weg hierher f'hrenso$$te! sei ruhig! %ch bitte dich, sei ruhig!  )ie sind ge$aden es sch$+gt w8$fe! )o sei es denn! -otte! -otte, $ebe woh$! -ebewoh$! +in achbar sah den lick vom 0ulver und hörte den "chuß fallen da aber alles stilleblieb, achtete er nicht weiter drauf.

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 -orgens um sechse tritt der ediente herein mit dem !ichte. +r findet seinen 3errn ander +rde, die 0istole und lut. +r ruft, er faßt ihn an keine 2ntwort, er röchelt nur noch. +r l$uft nach den @r*ten, nach 2lberten. !otte hört die "chelle *iehen, ein )ittern ergreift alle ihre Glieder. "ie weckt ihren -ann, sie stehen auf, der ediente bringt heulend und  stotternd die achricht, !otte sinkt ohnmöchtig vor 2lberten nieder.

 2ls der -edikus *u dem %nglcklichen kam, fand er ihn an der +rde ohne <ettung, der  0uls schlug, die Glieder waren alle gel$hmt. 4ber dem rechten 2uge hatte er sich durchden /o(f geschossen, das Gehirn war herausgetrieben. -an ließ ihm *um 4berfluß eine 2der am 2rme, das lut lief, er holte noch immer 2tem. 2us dem lut auf der !ehne des "essels konnte man schließen, er habe sit*end vor dem"chreibtische die #at vollbracht, dann ist er heruntergesunken, hat sich konvulsivisch umden "tuhl herumgew$l*t. +r lag gegen das Fenster entkr$ftet auf dem <cken, war invölliger /leidung, gestiefelt, im blauen Frack mit gelber Weste. &as 3aus, die achbarschaft, die "tadt kam in 2ufruhr. 2lbert trat herein. Werthernhatte man auf das ett gelegt, die "tirn verbunden, sein Gesicht schon wie eines #oten, er rhrte kein Glied. &ie !unge röchelte noch frchterlich, bald schwach, bald st$rker man

erwartete sein +nde.5on dem Weine hatte er nur ein Glas getrunken.9+milia Galotti9 lag auf dem 0ulteaufgeschlagen.5on 2lberts estr*ung, von !ottens 8ammer laßt mich nichts sagen. &er alte 2mtmann kam auf die achricht hereinges(rengt, er kßte den "terbenden unter den heißesten #r$nen. "eine $ltesten "öhne kamen bald nach ihm *u Fuße, sie fielenneben dem ette nieder im 2usdrucke des unb$ndigsten "chmer*ens, kßten ihm die 3$nde und den -und, und der $lteste, den er immer am meisten geliebt, hing an seinen !i((en, bis er verschieden war und man den /naben mit Gewalt wegriß. %m *wölfemittags starb er. &ie Gegenwart des 2mtmannes und seine 2nstalten tuschten einen 2uflauf. achts gegen eilfe ließ er ihn an die "t$tte begraben, die er sich erw$hlt hatte. &er 2lte folgte der !eiche und die "öhne, 2lbert vermocht's nicht. -an frchtete fr  !ottens !eben. 3andwerker trugen ihn. /ein Geistlicher hat ihn begleitet.