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Wertschätzung im Stationsalltag Bedarf für eine wertschätzende Unternehmenskultur Ein Mangel an Wertschätzung verstärkt das Erleben von Überlastung, Stress und Sinnverlust bei Mitarbeitenden. Wertschätzung löst positive Emotionen wie z. B. Stolz auf die eigene Arbeit und den Beruf aus. Stolz fördert Wohlbefinden, Arbeitsmotivation, berufliches Engagement, Selbstwert. Forschungsergebnisse zeigen, dass Pflegekräfte ihr Wohlbefinden und ihre Arbeitsfähigkeit in wertschätzenden Organisationskulturen deutlich höher einschätzen als in solchen, in denen es an Wertschätzung mangelt (Hinding et al., 2012). Maßnahmen zur Förderung von Wertschätzung sollten zum einen auf der Makroebene, welche die umfassende Organisationskultur betrifft, und zum anderen auf der Mikroebene, die in konkreten, berufsalltäglichen Situationen Ausdruck findet, ansetzten. Der dargestellte Workshop fasst die Mikroebene ins Auge. Zusammenhang von Wertschätzung, Stolz, Leistung & Gesundheit Wertschätzung adressiert das Bedürfnis nach Anerkennung, Respekt und Erfolg und ist daher wichtig für die Arbeitsmotivation, Leistungs- fähigkeit und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden. Abbildung 1 stellt die Zusammenhänge und Auswirkungen sehr vereinfacht dar: Wertschätzung ist eine Haltung, mit der Führungskräfte ihren Mitarbeiter(inne)n authentisch gegenübertreten und positive Emotionen wie z.B. Stolz hervorrufen und fördern. Diese positiven Emotionen stehen in Zusammenhang mit der Identifikation mit der Organisation, steigern die Freude an der Arbeit und wirken sich positiv auf das Selbstkonzept aus. Wertschätzung kann zugleich einen Belastungspuffer darstellen und hat somit direkten Einfluss auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit derer, denen Wertschätzung entgegengebracht wird. Aus dem Projekt „ProWert“ ergaben sich fünf zentrale Aspekte einer wertschätzen- den Führungskultur. An diesen können sich die Teilnehmer bei der Entwicklung von Ideen zur Vermittlung von Wertschätzung orientieren. Zentrale Aspekte einer wertschätzenden Führungskultur Erfolge sichtbar machen - Hervorheben, was gut läuft - Konstruktiver Umgang mit Kritik und Fehlern - Transparente Qualitätsmaßstäbe und Leistungskriterien - Konstruktive Rückmeldungen Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten - Lernen & Qualifizieren fördern - Bereitschaft zur Freistellung für Bildung - Karriereplanung bis zum Rentenalter Personaleinsatz - Nach individuellen Stärken und Schwächen - Persönliche Situation berücksichtigen Partizipationsmöglichkeiten - Mitsprachemöglichkeiten werden aktiv angeboten - Meinungen der Mitarbeitenden finden Beachtung und werden umgesetzt Arbeitssicherheit und Gesundheit - Mitarbeitergesundheit wird berücksichtigt - Psychischen Belastungen wird vorgebeugt. Ein wichtiges Anliegen des Workshops ist es, dass die Teilnehmenden sich ihres Einflusses auf die Wertschätzungskultur bewusst werden. Neben verbalem Zuspruch (Lob) kennen die Stationsleitungen nun auch andere Möglichkeiten, ihren Mitarbeiter(innen) Wertschätzung entgegenzubringen. Eine Anleitung zur Durchführung eines solchen Workshops finden Sie in: Hinding, Akca & Kastner(2012). Wertschätzung im Stationsalltag. Ein Handlungsleitfaden zur Förderung wertschätzender Führung. Lengerich: Pabst Verlag. Hinding, B., Akca, S., Spanowski, M. & Kastner, M. (2012). Mit Wertschätzungskultur zu mehr Stolz und Leistungsfähigkeit bei Pflegenden. In R. Reichwald, M. Frenz, S. Hermann & A. Schipanski (Hrsg.), Zukunftsfeld Dienstleistungen: Professionalisierung - Wertschätzung - Innovation. Wiesbaden: Gabler. Abbildung 1: Zusammenhang von Wertschätzung, Stolz, Leistung & Gesundheit Zielgruppe Führungskräfte, Mitarbeiter(innen) mit Personalverantwortung, insbesondere Stationsleitungen Verantwortliche im Personalmanagement Ablauf des Workshops „Wertschätzung im Stationsalltag“ Phase 1: Einführung in das Thema Phase 2: Vermittlung theoretischer Grundlagen und Hintergründe Zusammenhang von Wertschätzung, Stolz, Gesundheit & Leistungsfähigkeit Analyseebenen der Wertschätzung Phase 3: Wertschätzung erkennen und ausdrücken Phase 4: Leistungsrückmeldungen und –bewertungen Übung zur Reflektion der Wahrnehmung wertschätzender Führung als Erlebender und Handelnder Phase 5: Entwertung im Stationsalltag Phase 6: Beziehungsgestaltung als Führungsaufgabe Aufbau von Vertrauen als Basis für eine Vertrauens-Fehler-Lern- Innovations-Gesundheits-Kultur Phase 7: Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Zentrale Aspekte einer wertschätzenden Führungskultur Phase 8: Abschluss und Transfer Abbildung 2: Analyseebenen der Wertschätzung Lernziele des Workshops Sensibilisierung der Stationsleitungen für die Bedeutung von Wertschätzung und Stolz im Krankenhausalltag Wissensvermittlung bezüglich der Dimensionen und Analyseebenen von Wertschätzung und Stolz Zusammenhang von Wertschätzung, Stolz und Gesundheit Sensibilisierung der Stationsleitungen für ihre Rolle als Empfänger (Erlebende) aber auch als Quelle (Handelnde) von Wertschätzung Handlungsalternativen für die Vermittlung von Wertschätzung erarbeiten. Wertschätzung: Analyseebenen (siehe Abb. 2) Wertschätzung findet immer in einem komplexen sozialen System statt. Wollen wir Wertschätzung verstehen, müssen daher unterschiedliche Einflussebenen betrachtet werden: die Gesellschaft, die Organisation (insbesondere die Unternehmenskultur), die Abteilung (Vermittlung von Wertschätzung in der Zusammenarbeit von verschiedenen Berufsgruppen und Organisationseinheiten), das Team (von Kollegen und direktem Vorgesetzten ausgehende Wertschätzung) sowie Patienten (insbesondere die Anerkennung der Leistungen durch diese). Führungskräfte stellen in diesem System sowohl Empfänger als auch Quelle von Wertschätzung dar. Barbara Hinding, Selda Akca, Michael Kastner Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg

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Wertschätzung im Stationsalltag

Bedarf für eine wertschätzende Unternehmenskultur

•  Ein Mangel an Wertschätzung verstärkt das Erleben von Überlastung, Stress und Sinnverlust bei Mitarbeitenden.

•  Wertschätzung löst positive Emotionen wie z. B. Stolz auf die eigene Arbeit und den Beruf aus.

•  Stolz fördert Wohlbefinden, Arbeitsmotivation, berufliches Engagement, Selbstwert.

•  Forschungsergebnisse zeigen, dass Pflegekräfte ihr Wohlbefinden und ihre Arbeitsfähigkeit in wertschätzenden Organisationskulturen deutlich höher einschätzen als in solchen, in denen es an Wertschätzung mangelt (Hinding et al., 2012).

•  Maßnahmen zur Förderung von Wertschätzung sollten zum einen auf der Makroebene, welche die umfassende Organisationskultur betrifft, und zum anderen auf der Mikroebene, die in konkreten, berufsalltäglichen Situationen Ausdruck findet, ansetzten. Der dargestellte Workshop fasst die Mikroebene ins Auge.

Zusammenhang von Wertschätzung, Stolz, Leistung & Gesundheit Wertschätzung adressiert das Bedürfnis nach Anerkennung, Respekt und Erfolg und ist daher wichtig für die Arbeitsmotivation, Leistungs-fähigkeit und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden. Abbildung 1 stellt die Zusammenhänge und Auswirkungen sehr vereinfacht dar: Wertschätzung ist eine Haltung, mit der Führungskräfte ihren Mitarbeiter(inne)n authentisch gegenübertreten und positive Emotionen wie z.B. Stolz hervorrufen und fördern. Diese positiven Emotionen stehen in Zusammenhang mit der Identifikation mit der Organisation, steigern die Freude an der Arbeit und wirken sich positiv auf das Selbstkonzept aus. Wertschätzung kann zugleich einen Belastungspuffer darstellen und hat somit direkten Einfluss auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit derer, denen Wertschätzung entgegengebracht wird.

Aus dem Projekt „ProWert“ ergaben sich fünf zentrale Aspekte einer wertschätzen-den Führungskultur. An diesen können sich die Teilnehmer bei der Entwicklung von Ideen zur Vermittlung von Wertschätzung orientieren.

Zentrale Aspekte einer wertschätzenden Führungskultur

•  Erfolge sichtbar machen -  Hervorheben, was gut läuft -  Konstruktiver Umgang mit Kritik und Fehlern -  Transparente Qualitätsmaßstäbe und Leistungskriterien -  Konstruktive Rückmeldungen

•  Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten -  Lernen & Qualifizieren fördern -  Bereitschaft zur Freistellung für Bildung -  Karriereplanung bis zum Rentenalter

•  Personaleinsatz -  Nach individuellen Stärken und Schwächen -  Persönliche Situation berücksichtigen

•  Partizipationsmöglichkeiten -  Mitsprachemöglichkeiten werden aktiv angeboten -  Meinungen der Mitarbeitenden finden Beachtung und werden umgesetzt

•  Arbeitssicherheit und Gesundheit -  Mitarbeitergesundheit wird berücksichtigt -  Psychischen Belastungen wird vorgebeugt.

Ein wichtiges Anliegen des Workshops ist es, dass die Teilnehmenden sich ihres Einflusses auf die Wertschätzungskultur bewusst werden. Neben verbalem Zuspruch (Lob) kennen die Stationsleitungen nun auch andere Möglichkeiten, ihren Mitarbeiter(innen) Wertschätzung entgegenzubringen. Eine Anleitung zur Durchführung eines solchen Workshops finden Sie in: Hinding, Akca & Kastner(2012). Wertschätzung im Stationsalltag. Ein Handlungsleitfaden zur Förderung wertschätzender Führung. Lengerich: Pabst Verlag. Hinding, B., Akca, S., Spanowski, M. & Kastner, M. (2012). Mit Wertschätzungskultur zu mehr Stolz und Leistungsfähigkeit bei Pflegenden. In R. Reichwald, M. Frenz, S. Hermann & A. Schipanski (Hrsg.), Zukunftsfeld Dienstleistungen: Professionalisierung - Wertschätzung - Innovation. Wiesbaden: Gabler.

Abbildung 1: Zusammenhang von Wertschätzung, Stolz, Leistung & Gesundheit

Zielgruppe ü  Führungskräfte, Mitarbeiter(innen) mit Personalverantwortung,

insbesondere Stationsleitungen ü  Verantwortliche im Personalmanagement

Ablauf des Workshops „Wertschätzung im Stationsalltag“ Phase 1: Einführung in das Thema

Phase 2: Vermittlung theoretischer Grundlagen und Hintergründe •  Zusammenhang von Wertschätzung, Stolz, Gesundheit &

Leistungsfähigkeit •  Analyseebenen der Wertschätzung

Phase 3: Wertschätzung erkennen und ausdrücken

Phase 4: Leistungsrückmeldungen und –bewertungen •  Übung zur Reflektion der Wahrnehmung wertschätzender Führung

als Erlebender und Handelnder

Phase 5: Entwertung im Stationsalltag

Phase 6: Beziehungsgestaltung als Führungsaufgabe •  Aufbau von Vertrauen als Basis für eine Vertrauens-Fehler-Lern-

Innovations-Gesundheits-Kultur

Phase 7: Zusammenfassung und Schlussfolgerungen •  Zentrale Aspekte einer wertschätzenden Führungskultur

Phase 8: Abschluss und Transfer

Abbildung 2: Analyseebenen der Wertschätzung

Lernziele des Workshops

•  Sensibilisierung der Stationsleitungen für die Bedeutung von Wertschätzung und Stolz im Krankenhausalltag

•  Wissensvermittlung bezüglich der Dimensionen und Analyseebenen von Wertschätzung und Stolz

•  Zusammenhang von Wertschätzung, Stolz und Gesundheit •  Sensibilisierung der Stationsleitungen für ihre Rolle als Empfänger

(Erlebende) aber auch als Quelle (Handelnde) von Wertschätzung •  Handlungsalternativen für die Vermittlung von Wertschätzung erarbeiten.

Wertschätzung: Analyseebenen (siehe Abb. 2)

Wertschätzung findet immer in einem komplexen sozialen System statt. Wollen wir Wertschätzung verstehen, müssen daher unterschiedliche Einflussebenen betrachtet werden: die Gesellschaft, die Organisation (insbesondere die Unternehmenskultur), die Abteilung (Vermittlung von Wertschätzung in der Zusammenarbeit von verschiedenen Berufsgruppen und Organisationseinheiten), das Team (von Kollegen und direktem Vorgesetzten ausgehende Wertschätzung) sowie Patienten (insbesondere die Anerkennung der Leistungen durch diese). Führungskräfte stellen in diesem System sowohl Empfänger als auch Quelle von Wertschätzung dar.

Barbara Hinding, Selda Akca, Michael Kastner Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg