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Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute 1
©SpringerFachmedienWiesbaden2015B.Zirkleretal.,Basel III in der Unternehmenspraxis, essentials,DOI10.1007/978-3-658-07705-1_1
1.1 Wesentliche Inhalte von Basel III
DasfinaleBaselIII-Rahmenwerkwurdeam16.Dezember2010vomBaselerAus-schussfürBankenaufsichtveröffentlicht.EsumfasstfolgendeDokumente:
• BaselIII:EinglobalerRegulierungsrahmenfürwiderstandsfähigereBankenundBankensysteme,alsRahmenwerkzumodifiziertenKapitalvorschriften[12]und
• Basel III: Internationale Rahmenvereinbarung überMessung, Standards undÜberwachunginBezugaufdasLiquiditätsrisiko[11],alsRahmenwerkzuLi-quiditätsvorschriften.
DasRahmenwerkzudenLiquiditätsvorschriftenwurdeinderFolgedurchdasimJanuar2013veröffentlichteDokument„BaselIII:TheLiquidityCoverageRatioandliquidityriskmonitoringtools“[14]verfeinert.
Systemrelevante KreditinstitutemitstarkerinternationalerVerflechtungspielenfürdieStabilitätderFinanzmärkteeinebesonderswichtigeRolle.DaherwurdenfürdieseInstituteergänzendespezielleVorschriftenmitstrengerenAnforderungenaufgestelltundinderfolgendenzusätzlichenRahmenvereinbarungveröffentlicht:
• „GlobalsystemrelevanteBanken:BewertungsmethodikundAnforderungenandiezusätzlicheVerlustfähigkeit“[13].
AufdieseRahmenvereinbarungwird imweiterenVerlaufnichtmehrnäherein-gegangen,dasie internationalbetrachtet inDeutschlandderzeitnurein Institut,
2 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
dieDeutscheBank,betrifft.NationalsystemrelevantsindinDeutschlandderzeit36Kreditinstitute.BezüglichderspeziellenVorgabenfürsystemrelevanteKredit-instituteseiexemplarischaufdieschärferenAnforderungenaneinehöhereVer-lustabsorptionsfähigkeit verwiesen, die durch zusätzlich vorzuhaltendes hartesEigenkapital imKorridor zwischen 1–3,5% der risikogewichtetenAktiva (oderauchRWA)zugewährleistensind.
ImRahmenderCRDIValsRichtliniezurUmsetzungvonBaselIIIineuro-päischesundnationalesRechtwird„systemrelevantesInstitut“definiertals„einEU-Mutterinstitut,eineEU-Mutterfinanzholdinggesellschaft,einegemischteEU-MutterfinanzholdinggesellschaftodereinInstitut,dessenAusfalloderVersagenzueinemSystemrisikoführenkönnte“[26].
DieneuenRahmenwerkebauenaufdenimJahr2004veröffentlichtenund2006inKraftgetretenenRegelungenvonBaselIIaufundhaltenandendarineingeführ-tendreiSäulenfest.DieSäulenwurdeninhaltlichüberarbeitetundergänzt.
ImJahr2009hatderBaselerAusschussalsReaktionaufdieFinanzkrisediefolgendendreiKonsultationspapiereverfasst,diehäufigunterBasel2.5zusam-mengefasstwerdenundnurinenglischerSpracheverfügbarsind:
EnhancementstotheBaselIIframework[8],RevisionstotheBaselIImarketriskframework[9]undGuidelinesforcomputingcapitalforincrementalriskinthetradingbook[10].
Sie enthalten Maßnahmen wie höhere Kapitalanforderungen bei (Wieder−)VerbriefungenundHandelsbuchforderungenundeineVerschärfungderOffenle-gungsanforderungen.
AufBasisderDatenvon2009wurden2010vomBaselerAusschusserstmalsmehrere Auswirkungsstudien, sogenannte Comprehensive Quantitative ImpactStudies(C-QIS),aufnationalerEbene,EU-EbeneundEbeneallerMitgliedsstaa-tendesBaselerAusschusses durchgeführt unddanach jeweils halbjährlichwie-derholt.Die folgendeAbhandlungnutzt alsGrundlagedie imMärz2014unterdemTitel‚BaselIII–MonitoringReport‘[16]veröffentlichteAuswirkungsstudie,welcheaufDatenvom30.Juni2013basiert.ZieldieserundfrühererStudienwarundistes,dieAuswirkungenderimKonsultationspapiererarbeitetenVorschriftenfürdengesamtenGeltungsbereichtransparentzumachen.
DieinBaselIIundIIIenthaltenenEigenkapitalregelungenwerdeninFormvondreiSäulendargestellt.FürBaselIIIsinddiesewiefolgtaufgeteilt:
Säule 1: Regelungen zu Eigenkapital, Risikoerfassung und Verschuldungs-begrenzungmitMaßnahmen zur Stärkung derQualität,Quantität undFlexibilitätdesEigenkapitals,MinderungderZyklizitätundstrengerenKapitalanforderungenfüreinzelneRisikoaktiva.
31.1 Wesentliche Inhalte von Basel III
Säule 2: Risikomanagement und Aufsicht mit detaillierten Vorgaben zur Aus-gestaltung des Risikomanagements, insbesondere Regelungen zu Off-balance Angelegenheiten, Stresstesting, Vergütung, Bewertung undRisikobehandlung.
Säule 3: MarktdisziplinunddamitdenOffenlegungsvorschriftenmitdetailliertenVorgabenzuverschiedenenOffenlegungspflichten.
Abb.1.1gibteinenkurzenÜberblicküberdieRahmenwerkevonBaselIIIunddendarinenthaltenenKernelementen:
Abb. 1.1 RahmenwerkevonBaselIIIundihreKernelemente.(EigeneDarstellung)
4 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
DiewichtigstenInhaltevonBaselIIIundderenKernelementewerdenimFol-genden näher dargestellt.
1.1.1 Eigenkapital
Das zur Erfüllung der festgelegten Mindestkapitalanforderungen anerkannteEigenkapitalwirdkünftiginzweiBestandteileaufgeteilt:
• Kernkapital(=Tier1Kapital)bestehendaushartemundzusätzlichemKern-kapital sowie
• Ergänzungskapital(=Tier2Kapital).
Zur Zuordnung der einzelnen Kapitalbestandteile wurden entsprechende Krite-rienkatalogemitjeweils14PunktenimRahmenwerkfestgelegt.Siesindzudemrechtsformabhängiggeregelt.
Hartes Kernkapital (= Common Equity Tier 1 Capital – CET 1) DasharteKern-kapital enthält vor allem folgende Elemente: Stammkapital oder andere rechts-formspezifische, typische Eigenkapitalinstrumente wie GenossenschaftsanteilebeiGenossenschaften und stille Einlagen bei öffentlich-rechtlichen Sparkassen,Aufgeld,Gewinnrücklagen, andereoffeneRücklagen sowieeingeschränktMin-derheitenanteile Dritter.
WesentlicheKriterienfürdasharteKernkapitalsind:
• effektiveKapitaleinzahlung• DauerhaftigkeitderKapitalbereitstellung• NachrangigkeitunduneingeschränkteVerlustteilnahme(Verlustabsorption)• keineobligatorischenAusschüttungen(Zahlungsflexibilität).
Die bisher zugelassenen Drittrangmittel (Tier 3) dürfen künftig nicht mehr alsEigenkapitalanteil berücksichtigt werden. Hierdurch soll die Qualität des auf-sichtsrechtlichenKapitalsverbessertwerden.DerAnteildeshartenKernkapitalswirdbis2015schrittweisevonderzeit2%derrisikogewichtetenAktivaaufdann4,5%alsZielgrößeerhöht.
Zusätzliches Kernkapital DaszusätzlicheKernkapitalbestehtvorallemausKapi-talinstrumenten,AufgeldundeingeschränktMinderheitenanteilenDritter.EsmussimPrinzipdiegleichenBedingungenerfüllen,wiedasharteKernkapitalmitdemUnterschied,dassderEmittentunterbestimmtenVoraussetzungennachfrühestens5JahrenkündigenoderRückkäufetätigendarf.
51.1 Wesentliche Inhalte von Basel III
Ab2015isteinAnteilvon1,5%vorgeschrieben,sodasseineMindestanforde-rungfürdasgesamteKernkapitalohneKapitalpufferinHöhevon6%erreichtwird.
Abzugs- und Korrekturposten ErheblicheVeränderungenbeiderBerechnungderaufsichtsrechtlichen Eigenmittel ergeben sich durch die neuen Regelungen zuAbzugs-undKorrekturposten,diestufenweisezwischen2014und2018inSchrit-ten von jeweils 20% eingeführtwerden. Sie sind künftig komplett vom hartenKernkapitalinAbzugzubringen.DiesebeinhaltenimWesentlichendenFirmen-wert(Goodwill),immaterielleVermögensgegenstände,Finanzbeteiligungensowieaktive latente Steuern.
Abbildung 1.2 zeigt die stufenweise Einführung der Kapitalabzüge, welchevomhartenKernkapitalvorgenommenwerdenmüssen.
Dies ist gleichzeitig verbundenmit einem abnehmendenBestandsschutz fürverschiedeneEigenkapitalbestandteile,was inder folgendenAbbildung1.3 ver-deutlicht wird:
Abbildung1.3zeigtberücksichtigungsfähigeEigenkapitalbestandteileimBe-standsschutzin%derausschließlichnachalterRegelungberücksichtigungsfähi-genEigenkapitalbestandteile,welchefürvordem31.Dezember2011begebeneEmissionenbeziehungsweisevorhandeneEigenkapitalbestandteilegültigist.Aus-genommensindStaatsanleihen,soferndieseimRahmenvongenehmigtenUnter-
Abb. 1.2 EntwicklungderKapitalabzugspositionen([4],S.50)
Abb. 1.3 EntwicklungdesBestandsschutzesfürEigenkapitalbestandteile([22],S.62)
6 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
stützungsmaßnahmenundvorInkrafttretenderCRR[27]gewährtwurdenundbiszum31.Dezember2017vollumfänglichberücksichtigungsfähig,danach jedochnichtmehranrechenbarsind.
Ergänzungskapital Das Ergänzungskapital wird künftig deutlich an Bedeutungverlieren. Die Verlusttragfähigkeit beschränkt sich rein auf den Liquidations-/Insolvenzfall. Es darf zu großen Teilen aus langfristigen Nachrangverbindlich-keitenbestehenundkannauchVorzugsaktienundAufgeldsowiefreiePauschal-wertberichtigungen und Wertberichtigungsüberschüsse enthalten. Sein Anteilverringertsichvonderzeit4%auf2%imJahr2015.
FolgendeBedingungenmüssenfürdieAnerkennungerfülltsein:
• VerbotvonAnreiz-MechanismenwieStep-up-KlauselnzurvorzeitigenRück-zahlunglangfristigerNachrangverbindlichkeiten.
• EinhaltungderVorschriftenzuKündigungsrechtenverbundenmit„einemauf-sichtlichenZustimmungserfordernisfürdieRückzahlunggrundsätzlichunbe-fristetaufgenommenerMittel“([21],S.15).
Bis2015müssendamitKern-undErgänzungskapitalnochohneKapitalpufferinHöhevonmindestens8%derrisikogewichtetenAktivaaufgebautwerden.
1.1.2 Kapitalpuffer
DieRegelungenvonBaselIIIsehenvor,dassvonallenKreditinstitutenab2016schrittweisebis2019zusätzlicheKapitalpuffergebildetwerdenmüssen:
• Kapitalerhaltungspufferundder• antizyklischeKapitalpuffer
Beide KapitalpuffersindinFormvonhartemKernkapitalbereitzuhalten.Die vorgeschriebene abschließendeHöhedesKapitalerhaltungspuffers liegt
bei2,5%der risikogewichtetenAktiva.Er istab2016schrittweisemit0,625%p.a.aufzubauen.
Der antizyklische Puffer kannvor allemnacheinerPhase schnellenKredit-wachstums von der nationalen Aufsichtsinstanz des jeweiligen Landes vorge-schriebenwerdenundbiszu2,5%derrisikogewichtetenAktivabetragen.DieserPuffersoll„ingutenZeiten“aufgebautwerden,umdannspäterzurVerfügungzustehen,umdamitzyklischeSchwankungenauszugleichen.
71.1 Wesentliche Inhalte von Basel III
DerLeitfadenderDeutschenBundesbank[21]fasstmitderinAbb.1.4 darge-stelltenGrafikdiebeschriebenestufenweiseEinführungderKapitalanforderungenunddenAufbauderKapitalpufferanschaulichzusammen.Zusätzlichwurdebe-rücksichtigt,dassderursprünglichvorgeseheneEinführungstermin1.Januar2013aufGrundvonGesetzgebungsverfahrenzurnationalenUmsetzungnichteingehal-tenwerdenkonnte.DieUmsetzungüberCRDIV[26]undCRR[27]erfolgtezum1.Januar2014.
Abbildung1.5veranschaulichtdieVeränderungenbeidenKapitalanforderun-genvonBaselIIaufBaselIII.Eswirddeutlich,dasszukünftigwesentlichmehrhartesKernkapital zu unterlegen ist unddieBedeutungdesErgänzungskapitalsabnehmenwird.
DabeikommtesbeimhartenKernkapitalzueinemAnstiegvonderzeit2%auf4,5%ab2015zuzüglichdesebenfallsinFormvonhartemKernkapitalvorzuhal-tendenKapitalpuffersvonbiszu5%ab2019.DasvorzuhaltendeErgänzungskapi-talgehthingegenvonderzeit4%auf2%ab2015zurück.AußerdementfallendieDrittrangmittelausdemErgänzungskapitalkomplett.DesWeiterenwirdzukünftignichtmehrzwischenErgänzungskapital1.KlasseundErgänzungskapital2.Klasseunterschieden1.
1 BeispielefürErgänzungskapital1.KlassesindVorsorgereservennach§340f.HGB,Vor-zugsaktien, nicht realisierteReserven inGrundstücken,Gebäuden,Wertpapieren, Invest-
Abb. 1.4 EntwicklungderKapitalanforderungen([5]und[21],S.19)
8 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
ZusätzlichzudenbeidenbereitsbeschriebenenKapitalpuffernistimRahmenderUmsetzungvonBaselIIIineuropäischesundnationalesRechtüberdieCRDIV[26]unddieCRR[27]inArt.133und134CRDIV[26]dieEinführungeinesSystemrisikopuffers als Kapitalpuffer für systemische Risiken vorgesehen. ErdientderAbdeckungsystemischerodermakroprudenziellerRisikenaufnationalerEbeneundsollmindestens1%betragen.DerSystemrisikopufferkannvondenna-tionalenAufsichtsbehördenunterBerücksichtigungbestimmterVerfahrenflexibelfürverschiedeneInstitutsgruppenoderForderungsklassenfestgelegtwerden.
Fürsystemrelevante InstitutesindinArt.131und132CRDIV[26]nochwei-tereKapitalpuffervorgesehen.Dabeiwirdunterschiedenzwischenglobalsystem-relevantenInstitutenundanderweitigsystemrelevantenInstituten.Dieserzusätz-lichvorzuhaltendeKapitalpuffer soll ab2016verpflichtendvorgehaltenwerden
mentanteilen, steuerfreieRücklagenundGenussrechtsverbindlichkeiten;Beispiele fürEr-gänzungskapital2.KlassesindlängerfristigenachrangigeVerbindlichkeitenundderHaft-summenzuschlagbeiGenossenschaften.
Abb. 1.5 VergleichderKapitalanforderungenvonBasel IIundBasel III ([3],S.26und[21])
91.1 Wesentliche Inhalte von Basel III
undfürdieglobal systemrelevantenInstitute1%bis3,5%desGesamtforderungs-betragesbetragen.
Für die anderweitig systemrelevanten Institute können die nationalenAuf-sichtsbehördeneinenzusätzlichenKapitalpufferinHöhevonmaximal2%desGe-samtforderungsbetrages festsetzen.DabeierfolgtdieUnterscheidungvonglobalsystemrelevantenundanderweitigsystemrelevantenInstitutenanhandverschiede-nerinderRichtliniebeschriebenerKriterienundKategorien,welchenochinFormeiner Leitlinie verfeinert werden sollen.
AuchdiesebeidenKapitalpuffersindinFormvonhartemKernkapitalvorzu-haltenundbeideninAbb.1.4 und 1.5dargestelltenKapitalanforderungenzusätz-lichzuberücksichtigen.
Abbildung1.6gibteinenabschließendenÜberblicküberalleimRahmenderCRDIVzurUmsetzungderRegelungenvonBaselIIIvorgesehenenKapitalpuffer.
AlsergänzendeInformationzudenobendargestelltenPuffernaussystemischenRisiken(Art.131bisArt.134CDRIV[26])seierwähnt,dasseinInstitut–fallsesmehrerenPuffernunterliegt–grundsätzlichdenhöchstenPufferzuberücksich-tigen hat.Gesetzt denFall, dass der Systemrisikopuffer allerdings lediglich fürRisikopositionengilt,welcheineinemMitgliedstaatzubelegensind,welcherdenPufferdefiniert,soistdieAnforderungzueinemgegebenenfallsanzuwendendenKapitalpufferG-SRIoderA-SRIadditionalzubetrachten.
Abbildung1.7zeigtdieUnterschiedebeidenKapitalanforderungenzwischenBaselIIIundderCRDIV[26].
Abb. 1.6 KapitalpufferderCRDIVimÜberblick([23],S.69)
10 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
1.1.3 Leverage Ratio
NebendengenanntenEigenkapitalanforderungen,dieinderRegelmitderErfas-sungverschiedenerMarkt-,Kredit-undoperationellerRisikenverbundensindundinsbesondereRisikenausVerbriefungen,imHandelsbuch,Kontrahenten-AusfallundausEngagementsgegenübereinerzentralenGegenparteienbetreffen,beinhal-tetBaselIIIAnforderungenandienichtrisikobasierteHöchstverschuldungsquote–diesogenannteLeverage Ratio.
Abb. 1.7 VergleichderKapitalanforderungennachBaselIIIundCRDIV[20]
111.1 Wesentliche Inhalte von Basel III
ZurErmittlung der LeverageRatiowird das Eigenkapital insVerhältnis zurnichtrisikogewichtetenAktivaunddenaußerbilanziellenGeschäftengesetzt.
HierdurchergibtsichfolgendeinFormel1.1dargestellteBildungsvorschrift:
Formel 1.1: Leverage Ratio ([19], S. 1)
Dabeiwirdinderam12.Januar2014vomBaselerAusschussfürBankenaufsichtgenehmigtenFassungderRahmenregelungundOffenlegungsanforderungenfürdieHöchstverschuldungsquote[19]dasKernkapital(Tier1)alsKapitalmessgrößefest-gelegt.DieEngagementmessgrößebeinhaltetdiebilanziellenundaußerbilanziellenGeschäfteundsetztsichausdenfolgendenvierHauptkategorienzusammen:
• onbalancesheetexposure–bilanziellePositionen• derivativeexposure–derivativePositionen• securitiesfinancingtransactionexposure–PositionenausWertpapierfinanzie-
rungsgeschäften• off-balancesheetitems–außerbilanziellePosten
FürjedeKategoriewurdedetailliertfestgelegt,wiediesespeziellzubehandelnist.NeueingeführtwurdedieteilweiseZulässigkeitvonNettingsbeiDerivatenundWertpapierfinanzierungsgeschäften.
DemzufolgeweisteineBankmiteinemhohenVerschuldungsgradeineniedrigeLeverageRatioauf.DurchdieEinführungderLeverageRatiosollderVerschul-dungsgradeinesKreditinstitutesbegrenztwerden.Sieist[derzeit]alsergänzendeKennzifferhalbjährlichaufderBasisvonmonatlichenDurchschnittswertenzuer-mittelnundindenOffenlegungsberichtenzumelden.
DieLeverageRatioistzunächstalsInformationskennzahlundBeobachtungs-größeinSäule2enthalten.SiesollerstnachAbschlussderBeobachtungsphasevon2013bis2017,währendderbereitsab1.Januar2015eineBerichterstattungundVeröffentlichungerfolgenmuss,endgültigfestgelegtundalsMindestkapital-anforderunginSäule1integriertwerden.
BeiderabschließendenRegelungsollendieErkenntnisseausdenwährendderBeobachtungsphase gemeldetenDaten berücksichtigtwerden.GleichzeitigwirdkünftigdieAngemessenheitdesangedachteneinheitlichen,füralleKreditinstitu-teverbindlichen,Satzesvon3%aufdengesamtenKreditzyklusgeprüft.DamitwerdenAktivaundaußerbilanzielleGeschäftekünftigaufdas33-fachedesEigen-kapitalsbegrenzt.
Leverage RatioKapitalmessgr e
Engagementmessgr e= >
����
o
o
ß
ß3%
12 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
DievomBaselerAusschussfürBankenaufsichterarbeiteteneinheitlichenStan-dardsfürdieBerechnungsgrundlagensowiedieFormderOffenlegungsolleneineweltweiteVergleichbarkeitderLeverageRatiogewährleisten.IndiesemZusam-menhangsollbiszurendgültigenEinführungin2018einPraxistestzurErmittlungderAuswirkungenbeiAnwendungverschiedenerBerechnungsmethodenundna-tionalerRechnungslegungsstandardsdurchgeführtwerden.
DieCRD IV [26] sieht fürAnfang2018die abschließendeFestlegungeinereuropaweit einheitlichen Höchstverschuldungsquote vor. Zu diesem Zeitpunktwird auchüber eineÜbernahme inSäule 1 als verbindliche, risikounabhängigeMessgröße oder einenVerbleib in Säule 2 imRahmen des aufsichtsrechtlichenÜberprüfungsprozessesentschieden.
Frenkel und RudolfstelleninihremimAuftragdesBundesverbandsdeutscherBankenerstelltenGutachtenzudenAuswirkungeneinerLeverageRatioalszusätz-liche aufsichtsrechtlicheBeschränkungderGeschäftstätigkeitenvonBanken [2]verschiedeneAnreizeffektesowiemöglicheReaktionendesBankensystemsdar.
EinwichtigerdarinbeschriebenerundunterlegterAspektistdiemöglicheWett-bewerbsverzerrung aufGrund der derzeit vorhandenen unterschiedlichenRech-nungslegungsstandards.DieseführenzuteilweisedeutlichenUnterschiedenhin-sichtlichderHöhedeszuunterlegendenEigenkapitals.FürFrenkel und Rudolf ist nochunklar,wiedieseUnterschiedeaufGrundderunterschiedlichen‚AccountingStandards‘zumBeispielhinsichtlichderZulässigkeitdesNettingsbeiDerivate-PositionenundbeiderBehandlungstillerEinlagenundstillerReservenberück-sichtigtwerdenmüssen.
Weiteristzubeachten,dassdieLeverageRatioalszusätzlicheRegulierungs-größedesinternationalenBankensystemsnurdannrelevantist,wennsienichtmitvorhandenemrisikoadjustiertenEigenkapitalerfülltwerdenkannunddamitauchbindendist.DabeiistvonderfolgendenAnnahmeauszugehen:„Bankenverhaltensichso,dasssowohldieLeverageRatioRegelwieauchdieklassischeRegelzuden risikogewichtetenAktiva erfüllt ist, es ist aber immer nur eine von beidenRegelnbindend“([2],S.8).
DieLeverageRatiowirdmiteinemübermäßigenAufbauanaußerbilanziellenRisikopositionen undModellrisiken begründet. Sie stellt eine „vertikaleRegel“dar,dieeineaufsämtlicheAnlagenbezogeneMindest-Eigenkapitalquoteverlangt,welcheunabhängigvomjeweiligenindenPositionenderAktivaundPassivaent-haltenenRisikoundeventuellenAbsicherungenüberDerivatepositionenist.
DasGutachtenbeschreibtunddiskutiertdiefolgendenmöglichenReaktionendesBankensystemsaufdieEinführungderLeverageRatio:
131.1 Wesentliche Inhalte von Basel III
• AbbauvonAbsicherungspositionen inFormvonDerivaten,wenndieEigen-kapitalausstattungfürAbdeckungderRWAausreichendist.HierwirddieLe-verageRatiozumEngpassfaktor.
• BilanzverkürzungendurchVerbriefungundAuslagerungvonRisikopositionenoderBeschränkungdesKreditangebots.
• Eigenkapitalerhöhungen,diewiederumzueinerVerringerungderEigenkapital-renditeführenkönnen.
DieLeverageRatioimpliziertsomiteinenAnreiz,mehrRisikeneinzugehen,wasnicht der Zielsetzung von Basel III eines sichereren Finanzsystems entspricht.DurchdenFokusaufdieLeverageRatiokönntees–wieschonzuvorindenUSA–zueinerAusrichtungderGeschäftsmodelleaufertragreichereaberauchrisikostär-kere Bankgeschäfte kommen.
VerbriefungenvonKreditrisikopositionenkönnenzueinerTendenzzurRisiko-verlagerungaufdenKapitalmarktführen.DieRisikenbleibenjedochimFinanz-system, da dieVerbriefungen lediglich zu einerVeränderung derKreditstrukturvonbankbasiertaufkapitalmarktbasiertbeigleichbleibendemGesamtkreditvolu-menführen.
ImweiterenVerlaufwerdenindemGutachtendiefolgendenmöglichenAnpas-sungsreaktionendesBankensystemsdargestellt:
• ErhöhungderEigenkapitalausstattung,waskurzfristignursehrbegrenztüberUmschichtungen bei Vermögenswerten, Bildung von Ersparnissen oder Ge-winnthesaurierungmöglichist.
• ReduzierungdesKreditvolumens–Deleveraging–zurErfüllungderLeverageRatio.
Dabeiistzuberücksichtigen,dassinderRegelnurgeringeTeiledesKreditvolu-menskurzfristigabbaubarsindundkurzfristigeKreditemeistderBereitstellungeinerfürdieAbwicklungdesZahlungsverkehrserforderlichenLiquiditätdienen.UmderGefahreinerzustarkenEinschränkungbeiLiquiditätsversorgungundZah-lungsverkehr entgegenzuwirken sollten daher Anpassungszeiträume von mindes-tenseinbiszweiJahrenberücksichtigtwerden.
AusvolkswirtschaftlicherSichtwirddiefolgendeWirkungskettebeieinerRe-duzierungdesKreditvolumensbeschrieben:
DurcheinegeringereKreditaufnahmekommteszueinersinkendenKonsum-undInvestitionsnachfrage.DieserEffektwirddurcheingeringeresKreditangebot,welcheszueinemZinsanstiegverbundenmiteinemweiterenRückgangderKon-sum-undInvestitionsnachfrageführt,nochverstärkt.Indirektkommtesimwei-
14 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
terenVerlaufzusteigendenFinanzierungskostenverbundenmiteinersinkendenEigenkapitalrendite.Der dadurch indizierteRückgang der Investitionsnachfragekann in der Folge zuWachstumseinbußen undBeschäftigungseffekten in FormeinesAnstiegsderArbeitslosigkeitführen.UmdiesenegativenAuswirkungenzuvermeidenoderzumindestabzumildernisteineschrittweiseAnpassungübereinenlängerenZeitraumnotwendig,damitKreditinstitutedieMöglichkeitzumAufbaueines entsprechenden Eigenkapitals erhalten.
ZudenlängerfristigenvolkswirtschaftlichenAuswirkungenfindetsichindemGutachtendiefolgendeAussage:
EineLeverageRatiowirkt indemMaßeprozyklisch,wie inRezessionenKreditausfälle zuAbschreibungen, entsprechendenVerlustenund letztlichzurReduktion desEigenkapitals führen, so dassBanken, die bereits ihreLeverageRatioausgeschöpfthatten,eineReduktionihresKreditvolumensvornehmenmüssen.([2],S.84)
IneinerStellungnahme[24]zudemvomBaselerAusschusserarbeitetenundimJuni2013veröffentlichtemDiskussionspapierzurfinalenGestaltungderLeverageRatio–RevisedBaselIIIleverageratioframeworkanddisclosurerequirements–consultativedocument[15]–wurdenvonderKreditwirtschaftunteranderemdiefolgendenKritikpunkteausgeführt:
• DiemitdenrisikobasiertenKapitalanforderungeneinhergehendenAnreizezurRisikoreduzierung gehen durch den vorgesehenen einheitlichenSatz für allePositionen verloren.
• BeidenderzeitangedachtenModellenzurLeverageRatiowärendieKapital-anforderungenfürdasvergleichsweiserisikoarmegroßvolumigeGeschäftmitniedrigerenMargeneherverschuldungs-alsrisikobasiert.DieshättewiederumzurFolge,dassdieseGeschäftsfeldermitgeringerProfitabilitäteherreduziertwürden,währendTransaktionenmithöherenRisikenausgeweitetwerden.Da-durchwürdendiezurStabilisierungundSicherungdesFinanzsystemsaufge-stelltenrisikobasiertenEigenkapitalregelungenausgehebelt.
• Je nach Definition der Leverage Ratio kann diese durch die angewendetenRechnungslegungsvorschriften sowie durch verschiedene bilanzpolitischeMaßnahmenbeeinflusstwerden.Dabeiwirddasausdenbilanziellenundaußer-bilanziellenTransaktionenhervorgehendewirtschaftlicheRisikonichtodernurunzureichendberücksichtigt.
• Jenachdem,wiedieendgültigenRegelungenbezüglichderEinbeziehungver-schiedeneraußerbilanziellerPositionenausgestaltetwerden,kommtes inderFolgezueinerErhöhungderGesamtpositionunddamitzueinemzusätzlichen
151.1 Wesentliche Inhalte von Basel III
Kapitalbedarf.DabeisollendieaußerbilanziellenRisikenmöglichstkompletterfasstundimRahmenderVerschuldungsobergrenzeberücksichtigtwerden.
• Eswirddeutlich,dassdieLeverageRatioinkeinemFallalsErsatzfürdieaufderRWAbasierendenEigenkapitalregelnangesehenwerdendarf.
AufBasisdiesesDiskussionspapiereseinigtesichderBaselerAusschussfürBan-kenaufsichtam12.Januar2014aufdieunterdemTitel‚BaselIIIleverageratioframeworkanddisclosurerequirements‘[19]veröffentlichteFassungderRahmen-regelungundOffenlegungsanforderungenfürdieHöchstverschuldungsquote.Da-mitwurdedieBasisfüreineweltweiteinheitlicheDefinitionderLeverageRatiogelegt.Durch die darin beschlossenenErleichterungenbei derBehandlungvonDerivatenundWertpapierfinanzierungsgeschäftendurchdieteilweisebestehendeMöglichkeiteinesNettingskommtesdefactozueinerVerringerungderEngage-mentmessgrößeunddamitzueinerErhöhungderLeverageRatio.InderFolgeer-gibtsichinsbesonderefürgroßeInstitutewiedieDeutscheBankmiteinemhohenBestandanDerivatepositioneneinklarerVorteilhinsichtlichdesvorzuhaltendenKernkapitals.WährendderBeobachtungsphasebiszurÜbernahmeinSäule1zum1. Januar2018sollendieAuswirkungenderderzeitigenVorschriftenuntersuchtundbeiBedarfnochmalsentsprechendangepasstwerden.
1.1.4 Liquidität
DasRahmenwerkzudenLiquiditätsvorschriften[11]beinhaltetfolgendeMindest-standards, die erstmals weltweit einheitlich festgelegt wurden:
• LCR(LiquidityCoverageRatio):einekurzfristigeLiquiditätsdeckungskennzif-feralsMindestliquiditätsquotebeieinem30-tägigenLiquiditätsstressszenario.
DieBerechnungerfolgtnachfolgenderFormel1.2:
Formel 1.2: Liquidity Coverage Ratio ([1], S. 34)
• NSFR (Net Stable Funding Ratio): eine stabile Finanzierungskennziffer alslangfristige strukturelle Liquiditätsquote für einen Zeitraum von einem Jahrzum Ausgleich von Liquiditätsinkongruenzen.
LCRhochwertige fungible Aktiva
Nettomittelabfluss ber 30 =
ü TTage unter Stress> 100%
16 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
DieBerechnungerfolgtnachfolgenderFormel1.3:
Formel 1.3: Net Stable Funding Ratio ([1], S. 34)
• Monitoring Tools zur Steuerung und aufsichtsrechtlichen Überwachung desLiquiditätsrisikossowieweiterevierBeobachtungskennziffern,diedurchdiejeweiligenAufsichtsinstanzenermitteltundüberwachtwerden.
ImJanuar2013wurdeeinweiteresRahmenwerkzurLiquidität[14]mitzumTeilneuenRegelungen veröffentlicht. Diese sehen eine stufenweise Einführung derLCRzwischen2015und2019vorundkonkretisierendieMindestanforderungenfürdenkurzfristigenLiquiditätspuffer.Dabeiwirdab1.Januar2015eineQuotevon60%verbindlichvorgeschrieben.ÜberdievierfolgendenJahreistdieseum10%proJahrzusteigern,bis2019die100%erreichtsind.Abbildung1.8 zeigt die stufenweiseEinführungderLCRimZeitablauf.
Zusätzlich wurden die Mindestanforderungen an die hochliquide Aktiva ent-schärft.Dazuwerdendie‚Level2Vermögenswerte‘unterteiltinLevel2a,welchedenbisherigenLevel2Vermögenswertenentsprechen,undLevel2bbestehendausResidentialMortgageBackedSecuritiesmitRatingbisAA(Ansatzmitma-ximal75%),zentralbankfähigenStammaktien(Ansatzmitmaximal50%)sowiequalifiziertenUnternehmensanleihenmitRatingbisBBB-(Ansatzmitmaximal50%).BeidenLevel2bVermögenswertenbestehteinnationalesWahlrechtbe-züglichderteilweisenAnerkennungdieserPositionenimRahmenderErmittlungderhochliquidenAktiva.DerzulässigeAnteilderLevel2Vermögenswertewird
NSFRverf gbare stabile Refinanzierungsmittel
erforderliche= ü
stabile Refinanzierungsmittel> 100%
Abb. 1.8 LCREinführungimZeitablauf.(EigeneDarstellung)
171.1 Wesentliche Inhalte von Basel III
aufmaximal40%beschränkt.DieLevel2bVermögenswertedürfeneinenAnteilvon15%nichtüberschreiten.
DesWeiterenkönnennachErmessender nationalenAufsicht auchTeile derMindestreserve im Rahmen der neu definierten Zentralbankguthaben als hoch-liquideAktivaanerkannt sowiederAbflussfaktor fürdiederEinlagensicherungunterliegendenRetail-Einlagenvon5%auf3%gesenktwerden.NeueRegelungengibteszudembeidenzuberücksichtigendenAbflussratenundZiehungsquotenfürbestimmtePositionensowiedenBerechnungsmethodenundMeldepositionenimBereich der Derivate.
DieMeldungenandienationaleAufsichtsindmindestensmonatlichzuerstel-len.InStresssituationenkanndieAufsichtwöchentlicheodersogartäglicheMel-dungen verlangen.
Neu ist auchdieRegelung,dassderBestandanhochliquiderAktiva inZei-tenfinanziellerAnspannungauchkurzzeitigunterdieverlangteQuotevon100%fallendarf.DiesistdannvondennationalenAufsichtsbehördenzuprüfenundzubeurteilen.
DieNSFR soll ab 1. Januar 2018 verbindlichwerden. Sie zeigt, inwieweiteine Fristenkongruenz und eine ausgewogene Fristenstruktur zwischen Aktiva und Passiva über verfügbare Refinanzierungsmittel eingehalten ist. Die endgültigenDetailszudenRegelungenzurNSFRsollenbis2016aufBasisderErfahrungenwährendderBeobachtungsphasekonkretisiertundfestgelegtwerden.
DerzeitwerdendiebeidenLiquiditätskennziffernunddiedurchsiegestelltenundteilweisenochzukonkretisierendenAnforderungenaufGrunderwarteterne-gativerNebenwirkungenteilweiserechtkontroversdiskutiert.Sicherist,dassdieLiquiditätsreserve und damit die Liquiditätssteuerung zukünftig an Bedeutunggewinnenwerden.DurchdieEinführungderbankaufsichtsrechtlichenMindestli-quiditätsvorschriftensolleinejederzeitigeZahlungsbereitschaftderKreditinstitutegewährleistet werden.
DiefolgendeAbb.1.9gibteinenkurzenÜberblicküberdiezuvordargestelltenstufenweiseeinzuführendenwesentlichenElementeausdenBaselIII–Rahmen-werken.
DieVerschiebungderEinführungaufden1.Januar2014,welcheaufgrundvonVerzögerungendurchdienationalenGesetzgebungsprozessenotwendigwurde,isthierbereitsberücksichtigt.
18 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
1.1.5 Offenlegungsanforderungen
Durchdie erweitertenOffenlegungsanforderungen soll einehöhereTransparenzbezüglichderErmittlungdes regulatorischenEigenkapitals erreichtwerden,diedazubeitragensoll,dasVertrauenindieKapitalmärktewiederzuerlangenundda-miteineStabilisierungderFinanzmärktezufördern.DabeiwirdzukünftigdieOf-fenlegung folgender Elemente verlangt:
• VollständigeÜberleitungsrechnungallerregulatorischenKapitalelemente• SeparateOffenlegungallerAbzugspositionen• BeschreibungallerBeschränkungenundMindestanforderungen
Abb. 1.9 AgendazurEinführungvonBaselIII.(EigeneDarstellung)
191.1 Wesentliche Inhalte von Basel III
• DarstellungderwesentlichenElementeemittierterKapitalinstrumente• GrundlagenderBerechnungderaufKomponentendesKapitals abstellenden
Quoten.
1.1.6 Anforderungen an die Risikobehandlung
Risikowirddefiniertals„dieineinemunzureichendenInformationsstandbegrün-deteGefahreinernegativenAbweichungdestatsächlichenErgebniswertesvomer-wartetenErgebniswert“([7],S.58).MitdemZiel,diesepotentiellennegativenAb-weichungenzuerkennen,zuanalysieren,zubewertenundzubewältigenwurdenbereitsinBaselIIGrundlagenzurRisikobehandlungundzumRatingfestgelegt.HierzuzählteninsbesonderedieBehandlungvonKredit-undMarktrisiken,sowieoperationellerRisiken.AußerdemwurdeninBaselIIverschiedeneVerfahrenzurErmittlungderrisikogewichtetenAktivaaufBasis internerundexternerRatingsbeschrieben.BaselIIIerweitertdenUmfangdesRisikomanagementsumdieBe-reicheLiquiditätsrisiken,sowierechtlicheRisikenundführtspezielleRegelungenzu Risikokonzentrationen, Stresstests, Reputationsrisiken sowie Veränderungenbei den Eigenmittelanforderungen für Kontrahentenrisiken, Handelsbücher undVerbriefungenein.
Ferner werden die Unternehmensführung/Corporate Governance sowie Vor-schriftenzurVergütungeinernäherenBetrachtungunterzogen,wodurcheinenach-haltigeStabilität inFormderSicherungvonLiquiditätundRentabilitäterreichtwerden soll. Darüber hinaus sind fortan auch langfristig wirkende strategischeRisikenzuüberwachen,umeinedauerhafteExistenzsicherungzugewährleisten.KreditinstitutemüsseneingegangeneRisikenkünftignochsorgfältigerprüfenundeinehöhereRisikovorsorgetreffen.DiedurchdieLeitungerstellteRisikostrategiebildetdenRahmenfürdasRisikomanagementundRisikocontrollingundmussindieGesamtbanksteuerungintegriertwerden.
ImRahmenderRisikoüberwachungerfolgenKontrolle,ReportingsowiedieAbleitungundImplementierungvonMaßnahmenzurRisikosteuerung,Risikoprä-ventionundPrüfungderRisikotragfähigkeit.ÜberdievorhandenenRisikoartenundgetroffeneMaßnahmenzuderenSteuerungundÜberwachungmussregelmä-ßigineinemRisikobericht,derauchdasRisikoprofilunddenEinflussderRisikenauf denErfolg desKreditinstitutes beinhaltet, informiertwerden. ImFalle dro-henderVerluste trägtdasRisikomanagementüberAdhoc-MitteilungenzueinerschnellenInformationsweitergabebei.
DieBaselerRegelungenbeschreibenverschiedeneRisikomodelle,dieImple-mentierungeinesLimitsystemszurÜberwachungderLimit-Auslastungsowieder
20 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
EntwicklungvonMaßnahmenplänenimFallvonÜberschreitungenundzurGe-währleistungderRisikotragfähigkeit. Sie verlangen einegeeignete InfrastrukturfürdasRisikomanagementsowiedieBewertungderProzessedurchunabhängigeKontrollinstanzen. In der 2. Säule beschreibtBasel III den aufsichtsrechtlichenÜberprüfungsprozess. Kernelemente dabei sind die Einführung adäquater Ri-sikomanagementsysteme und derenÜberwachung durch die nationaleAufsicht.Somussgewährleistetsein,dassgenügendinternesKapitalzurAbdeckungallerwesentlichenRisikenverfügbaristundangemesseneLeistungs-,Steuerungs-undKontrollprozessevorliegen.DieÜberprüfungerfolgtjährlichdurchdienationalenAufsichtsbehördenimRahmendes„SupervisoryReviewandEvaluationProcess“(SREP).
1.1.7 Exkurs zu den aktuellen Entwicklungen bezüglich der Einführung von Basel III in den USA
LangeZeitsahessoaus,alswolltendieAmerikanerdieinternationalenKapitalre-gelungenvonBaselIIInichtinnationalesRechtumsetzen.Umsoüberraschenderwar die in der Folge dargestellte Entwicklung.
DieNotenbankFEDhatAnfangJuli2013neueKapitalregelnzurUmsetzungvonBaselIIIbezüglichderKapitalausstattungderBankenausgearbeitetundderUS-Aufsichtvorgelegt.DabeiwillsiedieinternationalenKapitalvorschriftenso-garineinernochverschärftenFormumsetzen.DerVorschlagwurdeauchschonvon den beiden anderenAufsichtsbehörden – der Einlagensicherung FDIC undderWährungsaufseherOCC–bestätigtundmusstenochdenKongresspassieren.
DieneuenKapitalregelnseheninsbesonderefürdieachtgroßenundalsinter-nationalsystemrelevantangesehenenamerikanischenKreditinstitute–JPMorganChase&Co,WellsFargo&Co,GoldmanSachsGroup Inc.,BankofAmericaCorp.,Citigroup,MorganStanley,StateStreetunddieBankofNewYorkMellon–deutlichverschärfteRegelungenvor.SosollbeispielsweisestattderunterBaselIII vorgeschriebenenLeverageRatio von 3% eineKapitalunterlegungsquote inHöheauf5%bis6%vorgehaltenwerden.EinzelneSenatorenfordernsogareineUnterlegungvonbiszu15%.DieseVorgabesolltezum1.Januar2014eingeführtwerdenunddasgeforderteKapitalmussschrittweisebis2019aufgebautwerden.DiegeplanteVerschärfungwirdvonEuropadurchauskritischgesehen,daeshier-durchzuWettbewerbsverzerrungenkommenkann.NebenderVerschuldungsquotesoll auchdie inBasel III geforderteKapitalquote zurUnterlegungvonRisikenentsprechendeingehaltenwerden.FürkleinereKreditinstitutesehendiegeplantenRegelungenumfangreicheAusnahmenvor.Diesemüssensichvoraussichtlicherstab2015andieneuenVorgabenhalten.
211.2 Auswirkungen auf die Kreditinstitute
ÜberdenseitOktober2013laufendenStresstestzyklusmitneunaufeinander-folgendenquartalsweisenUntersuchungen,welcheraufdenBeschlüssenvomJuli2013aufbaut,solldieEinhaltungderKapitalquotenbeidenamerikanischenGroß-bankengeprüftwerden.VorgesehenistdabeiauchdieerstmaligeEinbeziehungderbislangunberücksichtigtenkleinenInstitute.
DerzeitweisendiegroßenamerikanischenKreditinstitutemeisteinedeutlichhöhereLeverageRatioaufalsihreeuropäischenKonkurrenten.EinGrundhierfürliegtinderamerikanischenRettungspolitikzuBeginnderFinanzkrise2008/2009.Während dieser Zeit wurden die in Schwierigkeiten geratenen amerikanischenBankendurchZuführungvonneuemEigenkapitalgerettet.ImUnterschieddazuwurdedenKreditinstituteninEuropaüberstaatlicheGarantiengeholfen,mitde-nensiesichwiederneuesGeldamKapitalmarktbeschaffenkonnten.
Esistvorgesehen,dassfürdiegroßenamerikanischenBankendieUmsetzungderab2019vorgesehenenRegelungenzurLCRbereitsab2017zurPflichtwerdensoll.
ZurDebattestehtzusätzlichnocheineSonderregelungfürindenUSAtätigeTochterunternehmenausländischerBanken,diezukünftigeigenesEigenkapitalzuRisikounterlegungvorweisenmüssen.DiebislanggültigeAnrechnungdesKapi-talsderMutterunternehmensolldemnachentfallen.
BezüglichderBankenregulierungistdieUSAmitderVolckerRuledeneuro-päischenAufsehernbereitseinenSchrittvoraus.DieseverpflichtetdieGroßban-kendazu,bereitsheuteriskanteHandelsaktivitätenabzuspalten.InEuropagabesindiesemZusammenhanginjüngsterZeitimmerwiederDiskussionenbezüglichderUmsetzungdesTrennbankengesetzes.
1.2 Auswirkungen auf die Kreditinstitute
ZurUntersuchungderAuswirkungenvonBaselIIIwerdenvomBaselerAusschussseit2010regelmäßighalbjährlicheAuswirkungsstudienaufEbeneallerMitglieds-staatendurchgeführt.FürdiefolgendenAusführungenwurdendieErgebnissederimMärz2014veröffentlichtenStudie(Basel III–MonitoringReport [17])ver-wendet.
1.2.1 Kapitalquoten
Wennbereitsheutedieab2019geltendenAnforderungenzuGrundegelegtwer-den,wirddasharteKernkapitalderGruppe1-BankenmiteinemKernkapitalvonmehralsdreiMilliardenEurovon11,0%auf9,5%undbeiGruppe2-Bankenmit
22 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
einemKernkapitalbiszudreiMilliardenEurovon11,3%auf9,5%zurückgehen.DieserdeutlicheRückgangistvorallemaufdieneueDefinitiondesAbzugskapi-talssowiedenAnstiegdesWertesderrisikogewichtetenAktivazurückzuführen.AusdiesemErgebnisergibtsichfürdieGruppe1einKapitalbedarfinHöhevon3,3Mrd.€bisAnfang2015durchdieErhöhungderhartenKernkapitalquoteauf4,5%und57,5Mrd.€bisAnfang2019unterBerücksichtigungvon2,5%zusätz-lichemhartenKernkapitalfürdenKapitalerhaltungspufferbeieinemGewinnnachSteuernvon456Mrd.€.FürdieGruppe2wurdeeinKapitalbedarfinHöhevon12,4Mrd.€bisAnfang2015durchdieErhöhungderhartenKernkapitalquoteauf4,5%und27,7Mrd.€bisAnfang2019zusammenmitden2,5%anzusätzlichemhartemKernkapitalfürdenKapitalerhaltungspufferbeieinemGewinnnachSteu-ernvon26Mrd.€ermittelt.
AndieserStelleseidaraufhingewiesen,dass98%(95%)derGruppe1-Bankenund95%(88%)derGruppe2-BankenbereitsheuteeineharteKernkapitalquotevon4,5%(7%)ausweisen.DieVerbesserungderhartenKapitalquotederGruppe1-Bankenumca.2%indenletzten18MonatenistvorallemaufMaßnahmenzurSenkungderRWAundKapitalabzugspositionensowiediekontinuierlicheZufuhrvonneuemhartemKernkapitalzurückzuführen.
Bei vollständiger Implementierung von Basel III nachAuslaufen der Über-gangsregelungenergebensichfolgendeAuswirkungenaufdieKapitalquoten:
DiegesamteKernkapitalquotederGruppe1wirdvon12,0%auf9,7%undbeiGruppe2von11,8%auf9,9%zurückgehen.DieGesamtkapitalquotereduziertsichinGruppe1von14,6%auf11,1%undinGruppe2von15,1%auf11,7%.
DieAuswirkungsstudievomMärz2014[17]gehtvoneinemGesamtkapital-bedarfzurvollständigenUmsetzungderAnforderungenvonBaselIIIbeiGruppe1-BankeninHöhevon305,7Mrd.–aufgegliedertin57,5Mrd.€anhartemKern-kapital,104,5Mrd.anweiteremKernkapitalund143,8Mrd.anErgänzungskapital–aus.BeiGruppe2-BankenliegtderGesamtkapitalbedarfbei47,4Mrd.€aufge-teiltin27,7Mrd.€anhartemKernkapital,7,5Mrd.anweiteremKernkapitalund12,3Mrd.anErgänzungskapital.
DabeisiehtdiedurchschnittlicheKapitalstrukturwiefolgtaus:
• Gruppe1-Banken:85,9%CET1,2,1%additionalTier1,12,0%Tier2• Gruppe2-Banken:80,7%CET1,3,5%additionalTier1,15,8%Tier2
DernochimmerdeutlicheRückgangderKapitalquoten,dendieStudieinsbeson-derebeiGruppe1-Bankenzeigt,undderhohezusätzlicheKapitalbedarfmacheneinestufenweiseEinführungderneuenRegelungennotwendig.EinweitererAuf-baudesnochbenötigtenKapitalskanndannbeispielsweiseüberGewinnthesaurie-rung erfolgen.
231.2 Auswirkungen auf die Kreditinstitute
AlsmöglicheTreiberfaktorenfürdenRückgangderKapitalquotenwerdenfol-gendeAbzugskategorien genannt: Firmenwert, latente Steueransprüche (DTAs),Beteiligungenan anderenFinanzinstitutionen (Finanzbeteiligungen) sowieMin-derheitsbeteiligungen.
DieStudienenntdabeialsHauptauslöserfürdenRückgangderKernkapital-quoteninsbesonderedieneuenKapitaldefinitionen,VeränderungenderRegelun-genzudenAbzugspositionensowieErhöhungenderRWA.Dabeisinddiegröß-tenVeränderungenbeiBankenmitausgeprägtenHandelsaktivitätenüberzentraleGegenparteienzubeobachten.DesWeiterenistzuberücksichtigen,dassdieAus-wirkungenderneuenRegelungenzuKapitalabzügenundErmittlungderRWAbeigroßenInstitutenregelmäßigstärkersindalsbeikleinerenBanken.
AufGrund des künftigenWegfalls des bislang als Eigenkapital anerkanntenNachrangkapitals(Tier3)kanneszueinemweiterenKapitalbedarfundgegebe-nenfalls zu einem Spannungsverhältnis zur risikogewichteten Aktiva kommen mit derFolge,dassRisikoaktivaunddamitKrediteabgebautwerdenmüssen.
DieVeränderungenbeiderRisikogewichtung imVergleichzudenVorgabennachBaselIIführenzueinemAnstiegdermitEigenkapitalzuhinterlegendenri-sikogewichtetenAktivainHöhevon9,1%beiGruppe1-Bankenundvon7,1%beiGruppe2-Banken.DiesistvorallemaufdieneueGewichtungderRisikoabde-ckungfürHandelsbuch,VerbriefungenundKontrahenten-Ausfallrisikenzurück-zuführen.DieAuswirkungenaufdieKapitalpositionensindhierbeivoraussichtlichgeringeralsdiederverändertenKapitaldefinitionen.
EinVergleichmitdenErgebnissendervorherigenAuswirkungsstudienzeigt,dass der noch zu deckendeKapitalbedarf derGruppe 1-Banken imZeitverlaufweitausstärkergesunkenist,alsderderGruppe2-Banken.ZuletztistderKapital-bedarfderGruppe2-Bankensogarangestiegen,wasjedochaufVeränderungenbeidenanderStudieteilnehmendenInstitutenzurückzuführenist.Diedurchschnitt-lichenKapitalquoten derGruppe 2-Banken sind noch immer höher als die derGruppe1-Banken.Damithabensiesichjedochnurleichtverbessert,währendbeiGruppe1-BankeneindeutlicherAnstiegzuverzeichnenwar.
1.2.2 Kapitalpuffer als Gegenmechanismus zur Prozyklik
DieprozyklischeWirkungergibtsichvorallemausdemGrundprinzip,dassdieRisikoübernahmeeinesKreditinstitutsdurchdessenEigenkapitalbegrenztwird.Sokann in„gutenZeiten“beigleichzeitig fallendenRisikomesszahlenaus ein-behaltenenGewinnenEigenkapitalgebildetunddieGeschäftstätigkeitunddamitderLeverage-Graderhöhtwerden.In„schlechtenZeiten“erforderteinegeringere
24 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
BonitätderSchuldnereinehöhereEigenkapitalunterlegungwährendgleichzeitigsinkendeGewinnedieBildungvonEigenkapitalbremsen.InderFolgemussdasKreditvolumenreduziertwerden.
DieserProzykliksolldurchdenverpflichtendenAufbauvonKapitalpufferninBoomphasenentgegengewirktwerden.VorgesehensindeinKapitalerhaltungspuf-ferundeinantizyklischerPuffer.DiesePufferkönneninkritischenPhasenzurVer-lustabsorptionverwendetwerdenundsollendieAuswirkungenmöglicherKrisenabfedern.SiekönnenKreditvergabespielräumeinAbschwungphasenschaffenunddieKreditvergabeinBoomphasenbremsen.DieDimensionierungdesantizykli-schenPufferswirdvondernationalenAufsichtsbehördeuntersuchtundfestgelegt.DieEinführungerfolgtstufenweiseab2016.
ZusätzlichwirddieProzyklikdadurchverringert,dassdieBildungvonWertbe-richtigungeninZukunftüberden‚expectedloss‘-AnsatzaufGrundlagevonkünf-tigerwartetenEreignissenerfolgenmuss.EineWertberichtigungistdaherbereitsfrüherzubildenalsbisher.
EineReduzierungderProzyklikergibtsichauchausderDifferenzierungver-wendeterRisikomessverfahren,beispielsweisedurchdieVerwendunglangfristigerDurchschnittebeiderErmittlungvonAusfallratenundAusfallwahrscheinlichkei-tenunterBerücksichtigungvonAbschwungphasen.
1.2.3 Leverage Ratio
DieseitAnfang2014zumeldendeLeverageRatio(=Verschuldungshöchstgrenze)liegtbeiBerücksichtigungder imRegelwerkvonBasel IIIenthaltenenKernka-pitaldefinitionderzeitbeidurchschnittlich4,0%fürGruppe1-Bankenund4,6%fürGruppe2-Banken.DabeiwurdendienochvorgesehenenVeränderungenbeiderBehandlungvonDerivatenüberdieVerwendungvonSchätzwertenberück-sichtigt.VondenanderAuswirkungsstudie[17]teilnehmendenBankenerreichenbeiBerechnungaufBasisdesKernkapitalsnachBaselIIIamzuGrundeliegendenStichtag19der102Gruppe1-Bankenund25der125Gruppe2-Bankendenvorge-sehenenWertvon3%nicht.UnterderAnnahme,dassalleBankendieunterBaselIIIvorgeseheneKapitalquotevon8,5%erreichthaben,liegtderzusätzlicheKa-pitalbedarfzurEinhaltungdesZielwertesbei56,8Mrd.fürGruppe1-Bankenund11,9Mrd.fürGruppe2-Banken.DamitwürdenzumBetrachtungszeitpunkt26,7%derGruppe1und26,9%derGruppe2durcheineMarkevon3%beiderKredit-vergabeeingeschränktwerden.DasbedeutetimUmkehrschluss,dass73,2%derBankendurchdierisikobasiertenKapitalquotenstärkereingeschränktwerdenalsdurchdieLeverageRatio.DieseEinschränkungensindbeiGruppe2-Bankenmeist
251.2 Auswirkungen auf die Kreditinstitute
stärkeralsbeiGruppe1-Banken.SeitBeginnderAuswirkungsstudienin2011hatsichdieaufBasisdesKernkapitalsnachBaselIIIermittelteLeverageRatiofürGruppe1-Bankenvon3,4%auf4,0%erhöht,währenddiederGruppe2-Bankenweitestgehendunverändertgebliebenist.
DieAnalysezeigt,dassGruppe2-BankenimAllgemeinenwenigerhochver-schuldetsindalsGruppe1-Banken.DieserUnterschiedweitetsichmitvollständi-gerEinführungderBaselIIIAnforderungenweiteraus.Esistwahrscheinlich,dassdieserEffektzumindestteilweiseaufdieVeränderungenbeiderKapitaldefinitionzurückzuführenist.
EineUntersuchungdesZusammenhangsvonLeverageRatioundrisikobasier-tenKapitalanforderungenzeigtfolgendesErgebnis:
BeiGruppe1-BankenkommteszueinerstetigenErhöhungvonKernkapitalundGesamtverschuldungsposition(totalleverageexposure)beieinerrückläufigenRWA.
Bei Gruppe 2-Banken kommt es zu einer stetigen Erhöhung von RWA undGesamtverschuldungspositionbei zunächst steigendemunddann stagnierendemKernkapital.
Auf Grund der Definitionen der Kernkapitalquote und der Leverage Ratioergibt sich ein Standardverhältnis (normative proportion) von Gesamtverschul-dungsposition zuRWAvon2,83.Dieseswirdberechnet alsQuotient aus8,5%vorgeschriebenerKernkapitalquoteund3%vorgesehenerLeverageRatio.Dabeiistzubeachten,dassbeieinemVerhältnisvonunter2,83mitdergleichenKernka-pitalhöhedierisikobasiertenKapitalquotenleichterzuerreichensindalsdieLeve-rageRatio.UmgekehrtistbeieinemVerhältnisvonüber2,83dieLeverageRatioleichterzuerreichenalsdierisikobasiertenKapitalquoten[17].
1.2.4 Liquidität
BeidengeplantenneuenLiquiditätsstandardsLCRundNSFRkommtdiehierzuGrundegelegteAuswirkungsstudie[17]zufolgendenErgebnissen:
• Dieab2015einzuhaltendeLCRwurde imRahmendieserStudiedaszweiteMalseitdenimJanuar2013beschlossenenÄnderungenerhoben.ImDurch-schnitterreichtendie102Gruppe1-BankeneineLCRvon114%unddie124Gruppe2-BankeneinenWertvon132%.DabeigibtesinsbesondereinnerhalbderGruppe2-BankennocherheblicheUnterschiede.
Derzeiterfüllenbereits91%derInstitutemindestensdieab2015vorgeschrie-beneMindesthöhevon60%.AktuellbestehtnocheineKapitallückeinHöhe
26 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
von168Mrd..72%derBankenerreichenschonheutedenab2019gültigenEndwertvon100%.DergesamteKapitalbedarffürdie100%-Quoteliegtak-tuellbei536Mrd.,was0,9%derGesamtwertederAktivaallerteilnehmendenInstituteinHöhevon62Billionenentspricht.AlsTreiberfaktorenfürdieVer-besserungderLCRimZeitablaufsindVeränderungenbeiderKalibrierungderAbflussratensowiedieauf15%begrenzteAnrechnungderLevel2bAktivazuden hochliquiden Aktiva zu nennen.
DieStudiezeigteineDifferenzzwischenliquidenAnlagenundZuflüssenso-wieAbflüssenundBegrenzungseinflüssen inHöhevon1.193Mrd.DerUn-terschiedzudemermitteltenKapitalbedarfvon536Mrd.zurErreichungdesvorgesehenenEndwerteslässtsichdurchdenHandelderBankenuntereinandererklären.InderPraxiswirdderWertvermutlichzwischendenbeidenermittel-tenGrößenliegen.
• Die ab 2018 einzuhaltendeNSFR beträgtmit StandSeptember 2013durch-schnittlich100%beiGruppe1und99%beiGruppe2 [18].DiesentsprichteinemKapitalbedarf von ca. 2,0Billion€, der bis 2018noch zudecken ist.ImVergleichdazuwurdebeidervorherigenAuswirkungsstudienocheinKa-pitalfehlbetragvon2,4Billion€ermittelt.DabeiwurdendieFehlbeträgederBanken,diederzeitunter100%liegennichtmitdenÜberschüssenderanderenInstituteverrechnet.Es sei nochdaraufhingewiesen, dass92%der Institutebereits heute eineNSFRvonmindestens75%und53%der teilnehmendenBankendenfür2019vorgesehenenEndwertvon100%odermehrerreichen.
Es ist zubeachten,dassdieKapitallückenbeiLCRundNSFRnichtadditivzusehensind,dadieReduzierungeinerLückegleichzeitigzurVerringerungderan-derenLückeführenkann.
Der NSFR Standard verlangt von Kreditinstituten, dass langfristige Krediteauchmit langfristigemKapitalunterlegtwerden.DieshatmöglicherweiseAus-wirkungenaufUmfangundBedingungenfürlangfristigeKredite.
1.2.5 Voruntersuchung bedeutender europäischer Kreditinstitute durch die EZB
MitBeschlussvom15.Oktober2013hatderEuropäischeRatdieVerordnungzumeinheitlichenAufsichtsmechanismus(SSM–SingleSupervisoryMechanism)[28]verabschiedet.SieistmitVeröffentlichungimEU-AmtsblattimNovember2013inKraftgetreten.DurchdieseVerordnungwirddieEuropäischeZentralbanknachAbschlusseinerumfassendenPrüfungderKreditinstitutemitderBankenaufsicht
271.2 Auswirkungen auf die Kreditinstitute
derGroßbanken in ihremZuständigkeitsbereichder18Euro-Länderbeauftragt.InVorbereitungdieserAufgabeüberprüftdieEuropäischeZentralbanküber ein„ComprehensiveAssessment“ die wichtigsten europäischen Kreditinstitute hin-sichtlich ihrer derzeitigenKompatibilitätmit denAnforderungen aus Basel III/CRDIV,dasheißtaufeinevorzuhaltendeMindestquoteinHöhevon8%hartemKernkapital(Tier-1-Kapital).
DerHintergrunddieserMaßnahmeisteineVorab-Bestandsaufnahmederinter-nenGeschäftsdatenhinsichtlichdesKapitalisierungszustandesunterBerücksichti-gungderab2019geltendenRegelungenmitdemZiel,eineTransparenzbezüglichder vorliegendenRisiken undLasten zu erreichen.AlsweitereZiele sollen dieMöglichkeitzuKorrekturmaßnahmen sowie Vertrauensbildung genannt werden. MitdieserUntersuchungstelltsichdieEZBaufihrenabNovember2014begin-nendenPrüfauftrageinundverschafftsicheinendetailliertenÜberblicküberdenZustandderBankenlandschaft.DiesbetrifftinsbesonderedieGeschäftsbankenindenEURO-KrisenstaatenwieGriechenland,Irland,PortugalundSpanien.
DieserCheckumfasst124europäischeKreditinstitute,woruntersich24deut-scheKreditinstitutebefinden.Damitwerden85%dereuropaweitenBankenbilanz-summeinderUntersuchungberücksichtigt.
Das Comprehensive Assessmenterfolgtininsgesamtdreiaufeinanderaufbau-endenStufenundistaufeinenZeitraumvonvoraussichtlicheinemJahrangelegt.Detailshierzuwurdenam23.Oktober2013vonderEZBveröffentlicht.BeiderDurchführungarbeitetdieEZBengmitdennationalenAufsichtsbehördensowieunabhängigenPrüfernundBeraternzusammen.Zielistes,dassdieEZBdieAuf-sichtüberdieBanken imNovember2014 freivonAltlastenübernehmenkann.AlsDatenbasisdienendie jeweiligenBankbilanzenzumStichtag31.Dezember2013.ImFokusderUntersuchungstehendiefolgenden,aufeinanderaufbauendenTeilbereiche:
1. RiskAssessment2. BalanceSheetAssessment3. ZukunftsgerichteterStresstest
Das Risk Assessment beinhaltet einen bankaufsichtlichen ÜberprüfungsprozesshinsichtlichwesentlicherRisikenderuntersuchtenKreditinstitute.IndiesemZu-sammenhang werden insbesondere die kurzfristige Liquidität, Refinanzierungsowie Verschuldungsgrad mithilfe einer quantitativen und qualitativenAnalyseuntersucht.
ImRahmendesBalance Sheet Assessment–einerBilanzprüfung–wirdzumeinenübereinenumfassendenAsset Quality ReviewdieQualitätderAktiva-Po-
28 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
sitionenundderenBewertunggeprüft.ZumanderenerfolgteineBeurteilungderKreditsicherheitensowiederAngemessenheitderRisikovorsorge.DabeiwerdensämtlicheKredit- undMarktexposures auf Basis eines risikobasiertenAnsatzesberücksichtigt.
Der StresstestaufGrundlagederVorgabenderEBAzuverschiedenenRisiko-szenariensolldieWiderstandsfähigkeit/ÜberlebensfähigkeitderBanken indefi-nierten Stresssituationen aufzeigen.
DieVeröffentlichungderErgebnissedesComprehensive Assessment soll noch vorderÜbernahmederAufsichtsfunktiondurchdieEZBimNovember2014er-folgen.
ImMärz2014wurdevonderEZBeinHandbuchzurPrüfungderAktiva-Qua-lität (AQR–AssetQualityReview)veröffentlicht.Esumfasst etwa300SeitenundstellteinenLeitfadenfürdiemitderBilanzprüfungbeauftragtennationalenBehördenundderenexterneSachverständigedarundistinzehnArbeitseinheitengegliedert.DasHandbuchenthältunteranderemLeitlinienzudenfolgendenPunk-ten/Bereichen:
• DatenvalidierungundPrüfungvonModellparametern• BewertungbedeutenderForderungen,SicherheitenundFestlegungerforderli-
cherRückstellungen• ProzessezurQualitätssicherungundFortschrittskontrolle• RichtgrößenbeiderBewertungvonMarktrisiken
VonbesonderemInteresseistdieValiditätderverwendeteninternenBewertungs-modelle,welchemithilfeeinerumfangreichenStichprobeprountersuchtemKre-ditinstitut aufdieQuantifizierungenthaltenerRisikenhinüberprüftwurde.ZieldiesesPrüfungsprozessesistes,dieBilanzenderuntersuchtenBankentransparen-terzumachenunddasVertrauenderAnlegerwiederherzustellen.
DesWeiterensollenimVorfeldderÜbernahmederAufsichtdurchdieEuro-päischeZentralbankgegebenenfalls nochbestehendeKapitallücken imRahmendesÜberprüfungsprozessesunddenfolgendenStresstestsaufgedecktwerden.DenStresstests werden zwei verschiedene Szenarien mit unterschiedlich hohen Stress-niveauszuGrundegelegt.Kreditinstitute,beiwelchensichinfolgederUntersu-chungKapitallückenzeigen,sinddazuverpflichtet,detailliertePlänezurDeckungdesKapitalbedarfszumithilfegeeigneterFinanzierungsinstrumentezuerstellen.DieSchließungderKapitallückenhatdanninnerhalbeinesZeitraumsvonmaxi-malneunMonatenzuerfolgen.
291.2 Auswirkungen auf die Kreditinstitute
1.2.6 Resümee
ZusammenfassendsindfolgendeAspektezudenAuswirkungenderneuenRege-lungenvonBaselIIIaufKreditinstitutezuerörtern.
Potentielle Auswirkungen auf KreditvergabemöglichkeitenAlleKreditinstitutemüssenwährendderschrittweisenEinführungvonBaselIIIKapitalaufbauen.DieserzusätzlicheKapitalbedarfundeinverschärftesRisikoma-nagementbeiderKreditvergabekönnendazuführen,dassdieKreditvergabeehererschwertund/odereingeschränktwird.EineReduzierungderKreditausreichungzurSenkungdeszusätzlichenEigenkapitalbedarfskannnichtausgeschlossenwer-den.
Nochistnichtabschätzbar,wiesichdieneuenRegelungenvonBaselIIIgenauaufdieKreditvergabeauswirkenwerden.UmdasbislanggenutzteGeschäftsmo-dellbeiderKreditvergabeaufrechterhaltenzukönnen,müssensichdieBankengegebenenfallserstdasnötigeEigenkapitalbeschaffen.ZukünftigwirdinjedemFallauchbeibekanntenUnternehmeneinegenauere/umfassenderePrüfungvorge-nommenwerdenmüssen.
AlsmöglicheGründe für eine Einschränkung der Kreditvergabe sollen hiernebenEinschränkungenbeidenalsEigenkapitalanerkanntenPositionendieBe-schränkungenderFristentransformationaufGrundderNSFRaufgeführtwerden.
VorhandenesKapitalmuss aufGrundderVerschärfungderKapital- undLi-quiditätsanforderungengezieltereingesetztwerden,waszueinerReduzierungderGeschäftsaktivitätenodereinemdeutlichenAnstiegderKostenführenkann.
Notwendigkeit zur Veränderung interner ProzesseSchonmitderUmsetzungvonBaselIImussteninterneProzessebeispielsweiseimControlling-Bereichangepasstwerden.DieUmsetzungderRegelungenvonBaselIIIstelltdieKreditinstitutevorneueadministrativeHerausforderungen.SowerdendurchweitergehendeAnforderungenandieRisikosteuerungund-bewertungwei-tereAnpassungen insbesondere imRahmendesRisikomanagementsnotwendig.AuchdiehöhereBedeutunginternerRatingsunddiegefordertenStresstestswer-denAuswirkungenaufdieinternenProzessehaben.
EineStudievonKPMGsiehtinverschiedenenBereichenaufGrundderVerän-derungenimRahmenderÜberarbeitungderMaRiskeinenHandlungsbedarf([23],S.4–5).
NebenderEinführungeinesKapitalplanungsprozesses,soweitdieserinsbeson-derebeimittlerenundkleinenInstitutennochnichtvorhandenist,müssenAnpas-
30 1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
sungenderAblauf-undAufbauorganisationzurEinrichtungeinererweitertenundaufgewertetenComplianceFunktionerfolgen.DabeisinddiefolgendenAspektezuberücksichtigen:AbgrenzungundPriorisierungderindenVerantwortungsbe-reichderComplianceFunktionfallendenNormen,AbstimmungvonRisikoiden-tifikations-undRisikobewertungsverfahren,DefinitionderBerichtsinhalte,-wegeund-frequenzeneinschließlichkorrespondierenderKontrollenundSicherstellungderVerfügbarkeitrelevanterInformationen.WeitereVeränderungenergebensichin den Bereichen des Liquiditätstransferpreissystems zur internen VerrechnungvonLiquiditätskostenund-risikensowiedenRisikosteuerungs-und-controlling-prozessen. Dazu gehören beispielsweise das Limitsystem, ein Risikotragfähig-keitskonzeptundeinRisikofrüherkennungssystem.
KreditinstitutehabenbereitsmitEinführungvonBaselIIerforderlicheSchrit-te durchgeführt.Damit verbundenwaren und sind ständigeVerbesserungen derinternenProzesse,SchulungenundWeiterbildungsmaßnahmen.AufdieserBasislassensichdiezuvorbeschriebenenmitBaselIIIverbundenenErweiterungenundÄnderungenvermittelnundumsetzen.AnpassungsbedarfistvorallemimBereichderITzusehen.HiermüssenmöglicherweiseÄnderungenanbestehendenVerfah-renerfolgen,umbeispielsweiseKennzahlenfürRisikobewertungundRatingszuerstellenundzupflegen.AußerdemsindErweiterungenimBerichts-undMelde-wesen notwendig.
ImjeweiligenEinzelfallmussgeprüftwerden,obaufGrundvonBaselIIIineinemKreditinstitut strategischeÄnderungen inderGeschäftspolitiknotwendigwerden, die dannAuswirkungen auf bestehendeStrukturen oder dieGeschäfts-modelle habenkönnen.Es ist damit zu rechnen, dass hiervon insbesondere derKreditvergabeprozessbetroffenseinwird.
Auswirkungen der Regelungen auf StabilitätEswirddavonausgegangen,dassdieneuenRegelungenvorallemdurchdiequali-tativundquantitativhöhereEigenkapitalunterlegung,dieaufzubauendenKapital-puffersowiedieLiquiditätsvorschriftenzumehrStabilitätdesFinanzsektorsunddamitauchzumehrSicherheitführenwerden.Dabeiistjedochzubeachten,dassfür die Stabilität neben einer ausreichendenLiquidität auch eine entsprechendeRentabilitätnotwendigist.
FürdenFinanzsektorwirdeinreduziertesRisikoeinersystemischenBanken-krisedurchdenAbbauwechselseitigerAbhängigkeitenerwartet.DieneuenMin-destanforderungenkönnensichaufdieErtragskraftder Instituteauswirken.DerUmfangderAuswirkungistabhängigvonderbisherigenKapitalausstattungunddemjeweiligenGeschäftsmodell.WeitermussmiteingeschränktemWettbewerb,wenigerFristentransformationsowieweniger InnovationenbeiFinanzproduktenund Finanzdienstleistungen gerechnet werden.
311.2 Auswirkungen auf die Kreditinstitute
Die vorhandenen Ermessensspielräume, die in verschiedenen Ländern unter NutzungnationalerWahlrechtedurchdieAufsichtsbehördenunterschiedlichaus-gelegt und umgesetzt werden, können zu ungleichenWettbewerbsbedingungenführen.
DanebenkannauchdieAnwendungvonverschiedenen–vonder jeweiligennationalenAufsicht zu genehmigenden – internen Risikomodellen zu teilweiseerheblichenUnterschiedenbeiderErmittlungdes zurRisikounterlegungvorzu-haltendenKapitalsführen.HierdurchkannesinderFolgezuWettbewerbsverzer-rungen kommen.
In seinem im Juli 2013 veröffentlichtenGutachten ‚Regulatory ConsistencyAssessmentProgramme(RCAP)–Analysisofrisk-weightedassetsforcreditriskin thebankingbook‘ [16]präsentiertderBaselerAusschuss fürBankenaufsichtdieErgebnisseeinerzuvordurchgeführtenStudiezurKonsistenzregulatorischerAnforderungen.Dabeiwirddeutlich,dass esderzeit durchdieVerwendungderinternenModelleimRahmendesIRB-AnsatzeszuAbweichungenbeimErgebnisdermitEigenkapitalzuunterlegendenRWAvonbiszu2%gegenüberderBench-markvon10%kommt.
MitdieserStudiesolltendieTreiberfaktorenfürdiemateriellenAbweichungenbeiderErmittlungderrisikogewichtetenAktivaimAnlagebuchbeiAnwendungdesIRB-Ansatzesuntersuchtwerden.AusihrenErgebnissenwurdedeutlich,dassdie Risikogewichtung der Kreditrisiken die Hauptursache für die vorhandenenAbweichungendarstellt.DabeibestehenUnterschiedebei derEinschätzungderverschiedenen imRahmen des IRB-Ansatzes verwendeten Parameter wieAus-fallwahrscheinlichkeit(PD)undVerlustquotebeiAusfall(LGD),welcheimFol-gendennochnähererläutertwerden.DesWeiterenwerdenMöglichkeitenzurMi-nimierungderaufGrundderverwendetenModelleentstehendenAbweichungendiskutiert,umeineStetigkeitundVergleichbarkeitderErgebnisseausdenunter-schiedlichenBerechnungsmethodenzurErmittlungdes regulatorischenKapitalsbeiallenKreditinstitutenzugewährleisten.HierseiendiefolgendenMöglichkei-ten genannt:
• ErweiterteOffenlegungspflichtenundMeldeanforderungenfürBankenzurEr-höhungderMarkttransparenz
• HarmonisierungdernationalenUmsetzungsvorschriften• Einschränkungen der Modellierungsspielräume bei den internen Modellen
durch− zusätzlicheLeitlinienzuverschiedenenAspektendesBaselerRahmenwerks
und− GrenzenbeidenSchätzungsparameterndesIRB-Ansatzes
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NähereAusführungenfindensichindemvomBaselerAusschussfürBankenauf-sichtveröffentlichtenGutachten[16].
Auswirkungen der Regelungen auf die KostenstrukturenAufGrundderverschärftenVorschriftenzurQualitätundQuantitätdesEigenka-pitalskannBaselIIIzueinemdeutlichenAnstiegderEigenkapital-undRisikoun-terlegungskostenführen.WesentlicheKostenbestandteilebeiderKalkulationderKreditkostenund-konditionensind:
• Kapitalkosten(KostenfürdieEigenkapitalunterlegungzurAbdeckungvon unerwartetenVerlusten)• ErwarteteVerluste(RisikokostenzurAbdeckungmöglicherAusfallrisiken)
Diese sind abhängig vom Rating des Kreditnehmers und steigen mit sich ver-schlechterndenRatingprogressivan.
WeitereKostenbestandteilesind:
• BetrieblicheKosten(KostenfürdenlaufendenGeschäftsbetrieb)• Finanzierungskosten(KostenderBankzurRefinanzierungamMarkt)
DiesebeidenKostenbestandteilebildeneinenratingunabhängigenKostenblock.Eswirddeutlich,dassdieRisikenmiteinerzunehmendenBonitätdesUnter-
nehmensunddamitbesserenUnternehmensratingsabnehmen,wasinderFolgezusinkendenKostenfürdieKreditinstituteführt.
DieGesamtkostenfüreinKreditinstitutwerden– jenachBonität/RatingderKreditnehmer–tendenziellsteigen.SiekönnenjedochaufGrunddesbestehendenWettbewerbs inallerRegelnur teilweiseüberhöhereKreditkonditionenweiter-gereichtwerden,sodassMargenunddamitdieProfitabilitätdesKreditgeschäftstendenziellzurückgehenwerden.Eswirdimmerwichtiger,imRahmenvonCross-Selling-GeschäftenweitereErträgezuerzielen,umdenDeckungsbeitragausdemKundengeschäftzuverbessern.
Neben erhöhten Eigenkapitalkosten zur Unterlegung verschiedener RisikenführenauchvorzuhaltendeLiquiditätsreservenzueinemzusätzlichenAnstiegderKosten.MithinsindLiquiditätsreservenalseinvonRechtswegenvorzuhaltenderKapitalblockgebundenundkönnennurwenigerertragsbringendangelegtwerden,alsdiesbeivollkommenfreifungiblemVermögenderFall ist,waszuOpportu-nitätskosten führt.Dieswirkt sich zusätzlich auf dasErgebnis und die Innenfi-nanzierungsmöglichkeitenübereineGewinnthesaurierungaus.JenachverfolgterRisikostrategiewerdendieAuswirkungendurchdievariablenKostenimRahmenderRisikovorsorgeunterschiedlichstarksein.
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1.2.7 Exkurs zu Solvency II
ImZusammenhangmitdenFinanzierungskostenseiandieserStelleaufdiezu-sätzlichenAuswirkungensowieWechselwirkungenüberdieneuenRegelungenfürVersicherungen(SolvencyII)hingewiesen,welchevoraussichtlichzum1.Januar2017inKrafttretensollen.
ZurVorbereitungaufdasneueRegelwerkhatdieEuropäischeAufsichtsbehör-defürdasVersicherungswesenunddiebetrieblicheAltersvorsorge(EIOPA)An-fangOktober2013Leitlinien[29]veröffentlicht,welchebereitsabdem1.Januar2014anzuwendensind.DiesebeinhaltenRegelungenzurGeschäftsorganisation,RisikomanagementsowiederPrüfungunternehmenseigenerRisikenundwirkendamitauchaufdasBerichtswesenunddieinternenModelle.
Mit Solvency II wird auch vonVersicherungen eine risikobasierte Eigenka-pitalunterlegung gefordert. Die Ermittlung der Solvenzkapitalanforderung kann übereinStandardmodellodereininternesModellerfolgen.DurchdiegeforderteEigenmittelunterlegungfürZinsänderungsrisikengewinntdieUmschichtungderKapitalanlageninlangfristigeAnleihenanAttraktivität.DabeimusszusätzlichdasKreditrisikomitberücksichtigtwerden.
Versicherungen sind bislang diewichtigstenKapitalsammelstellen undRefi-nanzierungsquellenfürdenBankensektorundhabenvorallemBedeutungbeiderBeschaffungvonHybridkapitalwieNachrangdarlehen,GenussrechtenundstillenBeteiligungen.SiehabendadurcheinewichtigeFinanzierungsfunktiondirektfürKreditinstituteundindirektfürUnternehmen.AufGrundderneuenRegelungenzurFristentransformationundLiquiditätshaltungfürVersicherungenunterSolven-cyIIziehensichVersicherungentendenziellalsInvestorenzurück–gleichzeitigentstehtunterBasel III fürBankeneinerhöhterRefinanzierungsbedarf.HierauslassensichbereitsdieerstenWechselwirkungenzwischenBaselIIIundSolvencyIIerkennen.
Überdensogenannten„Mean-Reversion-Prozess“wirktsichSolvencyIIauchaufdieKreditmargenaus,wasindemGutachtenwiefolgtbeschriebenwird:„EineErhöhungdesEigenkapitals[führt]zueinerUmverteilungvonRisikenzuGunstenderVersicherten,waszurFolgehat,dassbeiLebensversicherungenaufrisikoad-justierter Basis die Eigenkapitalkosten mit steigendem Eigenkapital zunehmen“ ([6],S.13).AufdieseWeiseimpliziertereinenAnreiz,einehöhereEigenkapital-unterlegungdurcheineReduktionderRisikenindenKapitalanlagenzuvermeiden.
KünftigwirdeineEigenmittelunterlegunggefordert,dieaufRisikenberuht,diesichinderBilanzdesVersicherersnurteilweisewiederfinden.AlsBasiswerdendietatsächlichenRisikenundnichtmehrreinbilanziellgemesseneRisikenverwendet.Hierdurch könnte die Eigenmittelunterlegung gegebenenfalls auch systematisch
1.2 Auswirkungen auf die Kreditinstitute
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zuhochsein.BishererfolgteeinAusgleichvonErgebnisschwankungenüberdieBewertungsreserven.DieneuenRegelungenwirkensichvorallemdannaus,wennbishernachHGBundnichtschonnachIFRSbilanziertwurde.ZudemistdieOp-timierungvoninternenModellenzurAbbildunglangfristigerKapitalmarktrisikensehraufwendigunddamitkostenintensiv,waszueinemWettbewerbsnachteilvorallemfürkleinereVersicherungenführt.
EinweiteresZusammenspielvonBaselIIIundSolvencyIIbestehthinsichtlichderKapitalkosten, daVersicherungen zumindest imFremd- undHybridkapital-bereichinderVergangenheitwichtigeKapitalgeberderBankenwaren.Diesver-deutlichtauchfolgendesZitat:„EindurchBaselIIIerhöhtesAngebotanhybridenFinanzinstrumenten trifft auf eine durch Solvency IImöglicherweise reduzierteNachfrage“([6],S.44).
Marktwerteffekte durch Solvency II entstehen insbesondere auf Grund derzuerwartendensinkendenZahlungsüberschüssebeieinemzunehmendenbewer-tungsrelevantenMarktrisiko.DiesführtzusteigendenKapitalkostenausSichtderEigentümerinFormdirekterRegulierungskosten,dienichtweitergegebenwerdenkönnen,sowieKostenfürdiehöhereEigenkapitalunterlegung.Sieentstehenzu-sätzlichzudenMarktwerteffektenausBaselIII,ZinsstruktureffektenundKredit-risikoeffekten.
EntgegenderAnnahme,dassderVersicherungssektor infolgedesnochnichtrechtsverbindlichenRegelungswerkesSolvencyIIeineVerlagerungseinesTätig-keitsbereichesindasBankgeschäftanstrebt,istdiesausSichtderBaFinhingegen[noch]nichterkennbar.TheoretischbetrachtetwäredieserSchrittallerdingsfolge-richtig,dennVersicherungsunternehmensind insbesondereaufGrundderkonti-nuierlichenAuszahlungen,resultierendausdergesetzlichvorgeschriebenenMin-destverzinsung eingesammelter Kundengelder sowie aus Garantieleistungsver-sprechenbestehenderPolicen,gezwungen,diedafürnotwendigenRenditendurchandereGeschäftsfelderzugenerieren.InsofernhättendieVersicherungsunterneh-mengegenüberKreditinstituteneinenentscheidendenVorteil,indemfürsie[noch]keinevergleichbarenRegulierungenanalogzuBaselIIIgelten.DeshalbistunterBerücksichtigungdererzielbarenMargendieFinanzierungvonInfrastrukturpro-jektensowievonImmobilieneininteressantespotentiellesGeschäftsmodell.EinGrundfüreinebishernichtinerwähnenswertemUmfangzuverzeichnendeVer-schiebungderGeschäftsfelderkönntedarinzusehensein,dassdasPrestigeprojektdesAllianzkonzerns,dieAllianzBankalsVereinigungslösungvonVersicherungs-und Bankprodukten aus einer Hand, per Ende Juni 2013 den Geschäftsbetriebwegen signifikanter Planverfehlungen einstellte. Davon waren schätzungsweise 385.000Kundenbetroffen.
1 Wesentliche Inhalte von Basel III und Auswirkungen auf die Kreditinstitute
http://www.springer.com/978-3-658-07704-4