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BEST OF LIFE 22 www.blickamabend.ch Grossartig grenzdebil KINO Roland Emmerich ist der unbestrittene Meister der grandios dämlichen Blockbuster. «White House Down» ist der beste Beweis dafür. E twas verschlampt sieht dieser Stil schon aus, wenn derbe Lederboots und Nieten mit Karo-Minis zu- sammentreffen. So gesehen bei Hedi Slimane für Saint Laurent. Man könnte mei- nen, als Vorbild für die aktu- elle Herbst-Kollektion sei Cobains Witwe Courtney Love (49) Modell gestan- den. Wer den Stil gekonnt umsetzen will, sollte darauf achten, dass keines der Teile zu neu oder perfekt aussieht. Will heissen, Löcher in Shirts und Strümpfen sowie ungebügelte Kleider sind für einmal keine Tragödie, ganz im Gegenteil. Gegen- sätze wie klobige Schuhe zu mädchenhaften Kleidern mit Bubikragen oder haut- enge Lederhosen zu weiten Karohemden sind ein Muss. Aber aufgepasst, der Stil sieht ab einem gewissen Al- ter ungepflegt aus. Ausser man heisst Courtney Love oder Kate Moss (39). bal GRUNGE In den 90ern war das karierte Flanell-Hemd dank Musiker Kurt Cobain (†27) hip. Nun ist der Grunge-Karo-Look wieder da. Collier Claires, 90 Fr. Rock H&M, für ca. 30 Fr. Strumpfhosen Fogal, für ca. 200 Fr. Pullover Mango, für ca. 50 Fr. Stiefel Zara, für ca. 180 Fr. Leder, Nieten & Karos lukas.ruettimann @ringier.ch R egelmässige Leser wissen es: Ich bin erklärter Fan von Roland Emmerich. Und ich schäme mich nicht mal dafür. Keinem anderen gelingt es, gleich zu Beginn dieses unverkennbare Blockbuster-Feeling zu kre- ieren – die Vorfreude, bald etwas grossartig Grenzdebiles zu sehen. Nicht umsonst gilt der Schwabe, der die Realität für einen möglichst grossen Kinospass lustvoll aufs Äusserste strapaziert, als «Spielbergle aus Sindelfingen». Bestes Beispiel in «White House Down»: eine Szene mit Jamie Foxx und Chanings Filmtochter Joey King. Bei der Führung durchs Weisse Haus taucht der Präsident auf; die kecke Jungjournalis- tin bittet ihn, für ihren Blog eine Videobot- schaft abzugeben, worauf Foxx den cools- ten Obama aller Zeiten, Tatum, zum Voll- deppen und Filmtochter wie Publikum happy macht. Grossartig hirnverbrannt. Leider ists danach vor allem Letzteres, die Story wird zu «Die Hard» im Weissen Haus. Auf Emmerichs Fortsetzungen von «Independence Day» freue ich mich trotz- dem. Zumindest in Hollywood eignen sich Aliens für Grenzdebiles halt immer noch besser als Politiker im Weissen Haus. Bewertung: tanya.koenig @ringier.ch H ände weg von meinen Jor- dans!», schreit Ja- mie Foxx als Prä- sident der Ver- einigten Staaten von Amerika. Foxx, in «Django» noch Sklave, spielt in «White House Down» Obama – und das ziemlich witzig. Aber sobald er von der Bildfläche verschwindet, ist auch meine Aufmerksamkeit weg. Die restlichen Figu- ren sind eintönig und gehen mir nicht son- derlich nahe. Es nervt, dass Hollywood die Ideen ausgegangen sind und ich diesen Film bereits vor drei Monaten gesehen habe. «Olympus Has Fallen» hat praktisch diesel- be Geschichte: Terroristen attackieren das Weisse Haus, nehmen den Präsidenten als Geisel, ein Möchtegern-Agent rettet ihn. Dazwischen geht viel Geschirr kaputt. Für «Olympus Has Fallen» gab es einen Stern. «White House Down» kriegt zwei, ei- nen mehr vergebe ich für den heisseren Agenten, den cooleren Präsidenten und den besseren Regisseur, der in Sachen Zer- störung des Weissen Hauses ein Experte ist. Nun hoffe ich, dass die Magazine ausge- schossen sind und bis Weihnachten nicht noch ein «America-under-Attack»-Film in die Kinos kommt. Bewertung: ER SAGT SIE SAGT

White House Down

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Filmkritik über White House Down

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BEST OF LIFE22 www.blickamabend.ch

Grossartig grenzdebilKINO → Roland Emmerich ist der unbestrittene Meister der grandios dämlichen Blockbuster. «White House Down» ist der beste Beweis dafür.

E twas verschlampt sieht dieser Stil schon aus,

wenn derbe Lederboots und

Nieten mit Karo-Minis zu-sammentreffen. So gesehen bei Hedi Slimane für Saint

Laurent. Man könnte mei-nen, als Vorbild für die aktu-elle Herbst-Kollektion sei Cobains Witwe Courtney Love (49) Modell gestan-den. Wer den Stil gekonnt umsetzen will, sollte darauf achten, dass keines der Teile

zu neu oder perfekt aussieht. Will heissen, Löcher in Shirts und Strümpfen sowie ungebügelte Kleider sind für einmal keine Tragödie, ganz im Gegenteil. Gegen-sätze wie klobige Schuhe zu mädchenhaften Kleidern

mit Bubikragen oder haut-enge Lederhosen zu weiten Karohemden sind ein Muss. Aber aufgepasst, der Stil sieht ab einem gewissen Al-ter ungepflegt aus. Ausser man heisst Courtney Love oder Kate Moss (39). bal

GRUNGE → In den 90ern war das karierte Flanell-Hemd dank Musiker Kurt Cobain (†27)hip. Nun ist der Grunge-Karo-Look wieder da.

Collier Claires, 90 Fr. Rock H&M, für ca. 30 Fr.

Strumpfhosen Fogal, für ca. 200 Fr.

Pullover Mango, für ca. 50 Fr.

Stiefel Zara, für ca. 180 Fr.

Mode Leder, Nieten & Karos

lukas.ruettimann @ringier.ch

R egelmässige Leser wissen

es: Ich bin erklärter Fan von Roland Emmerich. Und ich schäme mich

nicht mal dafür. Keinem anderen gelingt es, gleich

zu Beginn dieses unverkennbare Blockbuster-Feeling zu kre-ieren – die Vorfreude, bald etwas grossartig Grenzdebiles zu sehen. Nicht umsonst gilt der Schwabe, der die Realität für einen möglichst grossen Kinospass lustvoll aufs Äusserste strapaziert, als «Spielbergle aus Sindelfingen». Bestes Beispiel in «White House Down»: eine Szene mit Jamie Foxx und Chanings Filmtochter Joey King. Bei der Führung durchs Weisse Haus taucht der Präsident auf; die kecke Jungjournalis-tin bittet ihn, für ihren Blog eine Videobot-schaft abzugeben, worauf Foxx den cools-ten Obama aller Zeiten, Tatum, zum Voll-deppen und Filmtochter wie Publikum happy macht. Grossartig hirnverbrannt.

Leider ists danach vor allem Letzteres, die Story wird zu «Die Hard» im Weissen Haus. Auf Emmerichs Fortsetzungen von «Independence Day» freue ich mich trotz-dem. Zumindest in Hollywood eignen sich Aliens für Grenzdebiles halt immer noch besser als Politiker im Weissen Haus. Bewertung:

tanya.koenig @ringier.ch

H ände weg von meinen Jor-

dans!», schreit Ja-mie Foxx als Prä-sident der Ver-

einigten Staaten von Amerika. Foxx, in «Django»

noch Sklave, spielt in «White House Down» Obama – und das ziemlich witzig. Aber sobald er von der Bildfläche verschwindet, ist auch meine Aufmerksamkeit weg. Die restlichen Figu-ren sind eintönig und gehen mir nicht son-derlich nahe. Es nervt, dass Hollywood die Ideen ausgegangen sind und ich diesen Film bereits vor drei Monaten gesehen habe. «Olympus Has Fallen» hat praktisch diesel-be Geschichte: Terroristen attackieren das Weisse Haus, nehmen den Präsidenten als Geisel, ein Möchtegern-Agent rettet ihn. Dazwischen geht viel Geschirr kaputt.

Für «Olympus Has Fallen» gab es einen Stern. «White House Down» kriegt zwei, ei-nen mehr vergebe ich für den heisseren Agenten, den cooleren Präsidenten und den besseren Regisseur, der in Sachen Zer-störung des Weissen Hauses ein Experte ist. Nun hoffe ich, dass die Magazine ausge-schossen sind und bis Weihnachten nicht noch ein «America-under-Attack»-Film in die Kinos kommt.Bewertung:

ERSAGT

SIESAGT