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323 5'76 324 Wichtige Konsequenzen aus Kalitins Beobachtungen der Solarkonstante. In AN 5138 veroffentlicht Herr Kaiifin seine Beob- achtpngen der Solarkonstante in Pawlowsk, wobei er zu dem SchluD kommt, daA die Grbfle der Sonnenkonstante, wenn die Erde sich nahe der Ebene des Sonnenaquators befindet, geringer sei als bei der groflten Entfernung von derselben. Herr Kuiifin gibt dafur keine Erklarung, sondern stellt nur fest, daO diese Erscheinung eine reale sein mufl, und nicht hervorgerufen sein kann durch ungleiche Durchsichtigkeit der Luft zu verschiedenen Jahreszeiten. Ich will nun darauf aufmerksam machen, dafl Kulitins Beobachtungen eine glanzende Bestatigung von R. Ewdens Theorie der rotierenden Sonne sind. Prof. Emdrs sagt namlich: SKuhlt sich die nicht rotierende Sonne von auDen her ab, so wird die Wirkung der Abkiihlung auf die ganz: Ober- flache gleichforniig sein, da die durch Konvektionsstroniung bewirkfe Mischung bis in gleiche Sonnentiefen hinabreicht. Rotiert die Sonne, so werden jene Stromungen, die sich an den Polen langs der Sonnenachse vollziehen, in keiner Weise gestort. Je naher wir aber dem Aquator kommen, desto weniger tief kann die Stromung hinabgehen . . , Der Warme- verlust der aquatorialen Partien wird deshalb langsamer ersetzt als derjenige drr polaren Gegenden . . . In den Schichten der Sonnenoberflache mussen sich in den p o I a re n G e g e n d e n h o h ere Te m pe r a tur e n vor f in d e n als am Aquatur. Ob diese Temperaturdifferenz groD genug ist, utn durch Strahlungsniessungen festgestellt werden zu konnen, mufl die Erfahrung lehrena. l) Nun haben Knliiins Beobachtungen gezeigt, daO diese Temperaturdifferenz tat- sachlich grofl genug ist, um durch Strahlungsniessungen fest- gestellt werden zu konnen. Je weiter sich die Erde von der Ebene des Sonnenaquatols entfemt, umso mehr ist die Sonne der Erde mit ihren heifleren polaren Gegenden zugewandt, umso groDer muf3 also die Solarkonstante erscheinen. ') IMN ' ~ - ~~ Gaskugeln, Leipzig u. Berlin 1907, S. 439 u. 440. Datum 192oSept. 20 23 30 Okt. 6 S 9 I0 I1 I2 Aus der Bestatigung der Emdenschen Theorie folgt auch die Bestiitigung, dafl der Warmeaustausch im Innern der Sonne wenigstens zum groflen Teil durch Konvektions- strome erfolgen muA und nicht ausschliefllich durch Strahlung. Letzteres ist vielleicht fur SRiesensternea richtig, wie es Prof, A. S. Eddington annimmt 2), nicht aber fur unsere Sonne. Als weitere Konsequenz folgt, dafl die hlassen im Innern unserer Sonne unmoglich so zah, fest und unbeweglich sein konnen, wie es z. B. Prof. T. J.J. See annimmt". Man sieht, zu welchen wichtigen Konsequenzen Kalitins Beobachtungen fuhren. Darum mufl man dem Wunsche Herrn Kalifins wohl beistimmen, dafl derartige Beobachtungen auch an einein anderen Orte gemacht werden sollten, wo die atmospharischen Bedingungen besser als in Pawlowsk sind. Die Teniperaturdifferenz der polaren und aquatorialen Regionen kann zur Ursache kleiner periodischer Licht- schwankungen bei inanchen Doppelsternen werden. Denn dank der Prazession wird die Rotationsachse solcher Sterne periodischen Schwankungen unterworfen sein, wodurch bald mehr die heiDeren und helleren polaren Regionen zur Erde zugewandt werden, bald mehr die kalteren und dunkleren aquatorialen. Auch wird bei manchen Doppelsternen die Periode der Prazession nicht 25800 Jahre betragen wie bei der Erde, sondern sehr viel weniger. Ich habe hier nicht die Absicht, zu untersuchen, bei welchen bekannten Doppel- sternen diese Ursache der Lkhtschwankung vermutet werden kann. Ich wollte nur auf die theoretische Moglichkeit einer solchen Ursache hinweisen, wobei man nicht aufler Acht lassen soll, dat3 vielleicht bei manchen Sternen die erwahnte Temperaturdifferenz (also auch Helligkeitsdifferenz) viel grofler sein kann als bei unserer Sonne. Dorpat, 1922 Januar 17. It'. Andrrson. S. 16-35; 596-612 (1916) ') AN 4104, S. 369-404; 4152, S. 373-376. Rektaszensionsbeobachtungen des Planeten Uranus. a app. Sternzeit Kiel ~2~ 20"' 03.61 22 19 38.68 22 19 45.61 22 19 6.19 22 18 54.17 22 18 48.29 22 18 42.62 22 18 31.70 22 18 37.09 B--R +0'17 +0.08 +0.06 + 0.06 +0.12 + 0.07 + 0.07 +0.08 + 0.06 Datum 1920Okt. 13 18 I9 20 21 22 23 30 31 a aqp. Sternzeit Kiel ~2~ 18~26f47 22 18 2.72 22 17 58.47 22 17 54.37 22 17 46.68 22 17 22.92 22 17 20.84 22 17 50.41 22 11 43.01 B--K to3.07 to.09 +O.I I +O.I I +0.07 fO.1 I +0.06 +0.05 +0.12 Datum 192oNov. 3 24 25 1921 Sept. 6 7 9 '7 Okt. 6 22 a app. Sternzeit Kiel 22 17 21.64 22 17 26.40 22 37 31.87 22 31 28.95 22 37 11.17 22 36 1.74 22h 17"15'47 22 17 29.04 22 33 35.85 B-R +of1 I +0.07 +0.09 +0.07 +O.I I +o. 1 I to.09 +0.04 to.07 Die Kektaszensionen sind am achtzlilligen Meridiankreis der Kieler Sternwarte mit dem unpersonlichen Rlikrometer durch diferentiellen AnschluD an benachbarte Sterne des Berliner Jahrbuchs erhalten worden. Bei den Messungen wurde der Doppelfaden des Mikrometers der Mitte der Planetenscheibe nachgefuhrt. Die B- R sind durch Vergleichung der Beobachtungen mit den Ephemeriden des Berliner Jahrbuchs erhalten. 1920.80 +or086 (22 Beobachtungen) 1921.72 +0!084 (5 Beobachtungen). Kiel. 1922 Marz. J. Hellerich . Als Mittelwerte erhalt man : ~~ Inhalt zii Nr. 5176. R. 21. a'. PnhZen. uber die Haufigkeit des Vorkommens von Sternen verschiedener Masse. 309. - 7. Hcppoget-. Zur Ab- lenkung des Lichtes in Cravitationsfeldern. 321. - W. Andtwoti. Wichtige Konsequenzen aus Kditrrrs Beobachtungen der Solarkonstante. 323. - y. Hellcrich. Rektaszensionsbeobachtungen des Planeten Uranus. 323. ~~~ - Geschlosseo ,922 Sept 4. Herausgeber: H. Kobold. Dmck von C. Schaidt. Expedition. Kid, hloltkestr. 80. Poatscheck-Konto Nr. 6238 Hamburg 11.

Wichtige Konsequenzen aus Kalitins Beobachtungen der Solarkonstante

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Page 1: Wichtige Konsequenzen aus Kalitins Beobachtungen der Solarkonstante

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Wichtige Konsequenzen aus Kalitins Beobachtungen der Solarkonstante. In AN 5138 veroffentlicht Herr Kaiifin seine Beob-

achtpngen der Solarkonstante in Pawlowsk, wobei er zu dem SchluD kommt, daA die Grbfle der Sonnenkonstante, wenn die Erde sich nahe der Ebene des Sonnenaquators befindet, geringer sei als bei der groflten Entfernung von derselben. Herr Kuiifin gibt dafur keine Erklarung, sondern stellt nur fest, daO diese Erscheinung eine reale sein mufl, und nicht hervorgerufen sein kann durch ungleiche Durchsichtigkeit der Luft zu verschiedenen Jahreszeiten.

Ich will nun darauf aufmerksam machen, dafl Kulitins Beobachtungen eine glanzende Bestatigung von R. Ewdens Theorie der rotierenden Sonne sind. Prof. Emdrs sagt namlich: SKuhlt sich die n i c h t rotierende Sonne von auDen her ab, so wird die Wirkung der Abkiihlung auf die ganz: Ober- flache gleichforniig sein, da die durch Konvektionsstroniung bewirkfe Mischung bis in gleiche Sonnentiefen hinabreicht. Rotiert die Sonne, so werden jene Stromungen, die sich an den Polen langs der Sonnenachse vollziehen, in keiner Weise gestort. Je naher wir aber dem Aquator kommen, desto weniger tief kann die Stromung hinabgehen . . , Der Warme- verlust der aquatorialen Partien wird deshalb langsamer ersetzt als derjenige drr polaren Gegenden . . . I n d e n S c h i c h t e n d e r S o n n e n o b e r f l a c h e mussen s i c h i n d e n p o I a r e n G e g e n d e n h o h e r e T e m p e r a t u r e n vor f i n d e n a l s a m Aqua tu r . Ob diese Temperaturdifferenz groD genug ist, utn durch Strahlungsniessungen festgestellt werden zu konnen, mufl die Erfahrung lehrena. l ) Nun haben Knliiins Beobachtungen gezeigt, daO diese Temperaturdifferenz tat- sachlich grofl genug ist, um durch Strahlungsniessungen fest- gestellt werden zu konnen. Je weiter sich die Erde von der Ebene des Sonnenaquatols entfemt, umso mehr ist die Sonne der Erde mit ihren heifleren polaren Gegenden zugewandt, umso groDer muf3 also die Solarkonstante erscheinen.

') IMN ' ~ - ~~

Gaskugeln, Leipzig u. Berlin 1907, S. 439 u. 440.

Datum

192oSept. 2 0

23 3 0

Okt. 6 S 9

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I 2

Aus der Bestatigung der Emdenschen Theorie folgt auch die Bestiitigung, dafl der Warmeaustausch im Innern der Sonne wenigstens zum groflen Teil durch Konvektions- strome erfolgen muA und nicht ausschliefllich durch Strahlung. Letzteres ist vielleicht fur SRiesensternea richtig, wie es Prof, A. S. Eddington annimmt 2), nicht aber fur unsere Sonne. Als weitere Konsequenz folgt, dafl die hlassen im Innern unserer Sonne unmoglich so zah, fest und unbeweglich sein konnen, wie es z. B. Prof. T. J. J. See annimmt".

Man sieht, zu welchen wichtigen Konsequenzen Kalitins Beobachtungen fuhren. Darum mufl man dem Wunsche Herrn Kalifins wohl beistimmen, dafl derartige Beobachtungen auch an einein anderen Orte gemacht werden sollten, wo die atmospharischen Bedingungen besser als in Pawlowsk sind.

Die Teniperaturdifferenz der polaren und aquatorialen Regionen kann zur Ursache kleiner periodischer Licht- schwankungen bei inanchen Doppelsternen werden. Denn dank der Prazession wird die Rotationsachse solcher Sterne periodischen Schwankungen unterworfen sein, wodurch bald mehr die heiDeren und helleren polaren Regionen zur Erde zugewandt werden, bald mehr die kalteren und dunkleren aquatorialen. Auch wird bei manchen Doppelsternen die Periode der Prazession nicht 25800 Jahre betragen wie bei der Erde, sondern sehr viel weniger. Ich habe hier nicht die Absicht, zu untersuchen, bei welchen bekannten Doppel- sternen diese Ursache der Lkhtschwankung vermutet werden kann. Ich wollte nur auf die theoretische Moglichkeit einer solchen Ursache hinweisen, wobei man nicht aufler Acht lassen soll, dat3 vielleicht bei manchen Sternen die erwahnte Temperaturdifferenz (also auch Helligkeitsdifferenz) viel grofler sein kann als bei unserer Sonne.

Dorpat, 1922 Januar 1 7 . It'. Andrrson.

S. 16-35; 596-612 (1916) ') AN 4104, S. 369-404; 4 1 5 2 , S. 373-376.

Rektaszensionsbeobachtungen des Planeten Uranus. a app.

Sternzeit Kiel ~2~ 20"' 03.61 2 2 19 38.68 2 2 1 9 4 5 . 6 1 2 2 19 6.19 2 2 18 54.17 2 2 18 48.29 2 2 1 8 42.62

2 2 18 31.70 2 2 18 37.09

B--R

+0 '17

+0.08

+ 0 . 0 6 + 0.06 + 0 . 1 2

+ 0.07 + 0.07 +0.08

+ 0.06

Datum

1920Okt. 1 3 18 I9 2 0

2 1

2 2

23 30 31

a aqp. Sternzeit Kiel

~2~ 1 8 ~ 2 6 f 4 7 2 2 18 2 . 7 2

2 2 1 7 58.47 2 2 1 7 54.37

2 2 1 7 46.68

2 2 1 7 22.92 2 2 1 7 20.84

2 2 1 7 50.41

2 2 11 43.01

B--K

to3.07 t o . 0 9 +O.I I

+O.I I

+0.07

f O . 1 I

+0 .06 +0.05

+ 0 . 1 2

Datum

192oNov. 3

24 2 5

1 9 2 1 Sept. 6 7 9

' 7 Okt. 6

2 2

a app. Sternzeit Kiel

2 2 1 7 21.64 2 2 1 7 26.40

2 2 37 31.87 2 2 31 28.95 2 2 3 7 1 1 . 1 7

2 2 36 1 . 7 4

2 2 h 17"15'47

2 2 1 7 29.04

2 2 33 35.85

B-R

+of1 I

+0.07

+0.09 +0.07

+ O . I I

+o. 1 I

t o . 0 9

+ 0 . 0 4 t o . 0 7

Die Kektaszensionen sind am achtzlilligen Meridiankreis der Kieler Sternwarte mit dem unpersonlichen Rlikrometer durch diferentiellen AnschluD an benachbarte Sterne des Berliner Jahrbuchs erhalten worden. Bei den Messungen wurde der Doppelfaden des Mikrometers der Mitte der Planetenscheibe nachgefuhrt. Die B- R sind durch Vergleichung der Beobachtungen mit den Ephemeriden des Berliner Jahrbuchs erhalten.

1 9 2 0 . 8 0 +or086 ( 2 2 Beobachtungen) 1921.72 +0!084 (5 Beobachtungen). Kiel. 1 9 2 2 Marz. J. Hellerich .

Als Mittelwerte erhalt man :

~~

I n h a l t zii Nr. 5176. R. 21. a'. PnhZen. uber die Haufigkeit des Vorkommens von Sternen verschiedener Masse. 309. - 7. Hcppoget-. Zur Ab- lenkung des Lichtes in Cravitationsfeldern. 321. - W. Andtwoti. Wichtige Konsequenzen aus Kditrrrs Beobachtungen der Solarkonstante. 323. - y. Hellcrich. Rektaszensionsbeobachtungen des Planeten Uranus. 323.

~~~ - Geschlosseo ,922 Sept 4 . Herausgeber: H. K o b o l d . Dmck von C. Schaidt. Expedition. Kid, hloltkestr. 80. Poatscheck-Konto Nr. 6238 Hamburg 1 1 .