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30 VISIER | 9-2012 TEST & TECHNIK September 2012 Wie der Name schon sagt ... Mit deutschen AR-15-Gewehren will “Dynamic Arms Research” den Halbautomaten-Markt erobern. VISIER testete eine Version im Kaliber 6,8 SPC. Der erste Kommentar vom Tester Hartmut Mrosek war eindeutig: Tolle Qualität, das Beste, was ich bisher gesehen habe.” Dieses Lob verdienen wohl nicht nur das in diesem Artikel vorgestellte DAR-68 Hunter Ad- vanced, sondern auch die anderen DAR- Modelle. Denn der Hersteller aus Lich- tentanne bemüht sich um ein makelloses Finish und Fertigungsqualität. Teile aus ausländischer Billigproduktion bauen die Sachsen nach eigenen Angaben nicht in ihre Waffen. Trotzdem dürfte es der jungen Firma nicht leicht fallen, hierzu- lande große Stückzahlen an die Sport- schützen zu bringen. Denn sie muss sich nicht nur gegen den Platzhirsch Ober- land Arms, sondern auch gegen die Mar- Text: Hartmut Mrosek, Andreas Skrobanek Fotos: Michael Schipppers

Wie der Name schon sagt - D.A.R. Germany32 VISIER | 9-2012 September 2012 TEST & TECHNIK Modell: DAR-68 Hunter Advanced Preis: € 2992,-Kaliber: 6,8 SPC Kapazität: 10/27 + 1 Patronen

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  • 30 VISIER | 9-2012

    TEST & TECHNIKSeptember 2012

    Wie der Nameschon sagt...Mit deutschen AR-15-Gewehren will “Dynamic Arms Research” den Halbautomaten-Markt

    erobern. VISIER testete eine Version im Kaliber 6,8 SPC.

    Der erste Kommentar vom TesterHartmut Mrosek war eindeutig:“Tolle Qualität, das Beste, was ichbisher gesehen habe.” Dieses Lob

    verdienen wohl nicht nur das in diesemArtikel vorgestellte DAR-68 Hunter Ad-vanced, sondern auch die anderen DAR-Modelle. Denn der Hersteller aus Lich-tentanne bemüht sich um ein makellosesFinish und Fertigungsqualität. Teile ausausländischer Billigproduktion bauen

    die Sachsen nach eigenen Angaben nichtin ihre Waffen. Trotzdem dürfte es derjungen Firma nicht leicht fallen, hierzu-lande große Stückzahlen an die Sport-schützen zu bringen. Denn sie muss sichnicht nur gegen den Platzhirsch Ober-land Arms, sondern auch gegen die Mar-

    Text: Hartmut Mrosek, Andreas SkrobanekFotos: Michael Schipppers

  • ke Schmeisser behaupten. Wie die Wett-bewerber setzt auch “Dynamic Arms Re-search” auf Umsätze im Ausland. Erfolgsoll dabei vor allem die “Individualisie-rung” bringen – maßgeschneiderte Waf-fen für die Kunden. Das kostet natürlich.Wer sich zudem nicht mit der Standard-klasse begnügen und eine Advanced-Version kaufen will, kommt mit zirka2149 Euro nicht aus. Das ist der Grund-

    preis des DAR-Systems. Fürs “Hunter Advanced” fallen fast 3000 Euro an.

    AAnnddeerrss aallss ddiiee aannddeerreenn:: Dafür erhältder Kunde dann aber auch etwas Gedie-genes. Innen und außen war die Testwaf-fe makellos verarbeitet. Nach dem Schie-ßen mit dem Gewehr ließ sich keinerleiVerschleiß feststellen. Auch die Passun-gen verdienen das Urteil “Vorbildlich”.

    Ober- und Unterteil sitzen spielfrei auf-einander. Trotzdem ließen sich vor demZerlegen die Verbindungsbolzen mit geringem Kraftaufwand herausdrücken.Gut verarbeitet und ohne schneidendenKanten präsentierten sich auch die PRI-Magazine. Man konnte sie stressfrei fül-len, und sie funktionierten auch beimSchießen zuverlässig. Das alles darf manbei einem Gewehr für diesen Preis ver-

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    Wie der Name schon sagt ... | DAR-68 Hunter Advanced

  • langen. Doch selbstverständlich möchteder Kunde etwas mehr als nur sauberesFinish und perfekte Passungen. Und dasbekommt er mit dem Hunter-Modellauch. Am achtkantigen, gefrästen Ge-häuseoberteil (DAR Upper AdvancedRTS) sitzt vorn ein massiver Flansch, derden Handschutz aufnimmt. Der Lauf liegt also völlig frei, Spannung kann nurvon dem Gasrohr kommen. Obwohl essich um kein übliches Serienteil handelt,verspricht der Hersteller übrigens Kom-patibilität mit Mil-Spec-Teilen. Weil dasVorderschaftsystem nicht über die Lauf-haltemutter, sondern über eine integrier-te Aufnahme am Upper befestigt wird,schwingt es frei. Ein weiterer Vorteil dieserKonstruktion ist die durchgehende Pica-tinny-Schiene auf der Oberseite der ausdem Vollen gefrästen Rail-Tube. Linksund rechts unter den Lüftungsschlitzensitzen keine Schienen. Aber das ist für Zi-vilisten von Vorteil: Der Schütze kann dieWaffe beliebig auflegen ohne irgendwohängen zu bleiben. Und die Railkanten sägen auch nicht an der Kleidung.

    Im Griffstück sitzt als austauschbares Mo-dul ein Uhl-Abzug. Er arbeitet mit einemschwereren Schlagstück und weichererSchlagfeder als das Serienteil und löstnach zirka 300 Gramm Vorzug wunder-

    bar weich-gleitend auf einem Weg von 2 mm bei 1200 g aus. Damit, so VISIER-Autor Hartmut Mrosek, lässt sich auch bei20-facher Vergrößerung des Zielfern-rohrs der Schuss noch ruckfrei auslösen.

    Der 425 Millimeter lange und mit vier Zü-gen versehene Lauf kommt von LotharWalther. Die Feld-Zug-Maße betragen6,88 beziehungsweise 7,04 Millimeter.

    Die Mündung misst im Durchmesser 18 Millimeter. Vorn sitzt ein vierfach geschlitzter Mündungsfeuerdämpfer.

    Die Gasdruckeinrichtung lässt sich mit einer Inbusschraube von vorn justieren.Nach dem Herausdrehen strömt mehrGas auf den Verschluss, was ihn stärkernach hinten beschleunigt. Allerdingskann man die Gaszufuhr nicht ganz abstellen. Auf Wunsch liefert D.A.R. aberauch eine modifizierte Gasentnahme,die das Gewehr zum Geradezugrepetie-rer umstellen könnte. Die Tester verän-derten die Gasentnahme nicht. Denn mitden verwendeten Fabrikpatronen funk-tionierte die Waffe optimal. Mit handge-ladener Munition könnte sich die Verstell-barkeit aber als sehr nützlich erweisen.

    AAuuff ddeemm SScchhiieeßßssttaanndd:: Das Testexem-plar arbeitete mit allen Laborierungenstörungsfrei. Die Hülsen flogen gleich-mäßig nach rechts-hinten und bliebenohne Beulen und Macken – schützen-und wiederladerfreundlich. Weil das Mo-dell 68 Hunter Advanced das Kaliber 6,8SPC verschießt, waren die Tester neugie-rig auf das Schießgefühl. Trotz des hohenGesamtgewichts der Waffe von 5220Gramm schob das Gewehr im Schussdeutlich stärker, als man es von AR-15 in

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    TEST & TECHNIKSeptember 2012

    Modell: DAR-68 Hunter Advanced

    Preis: €€ 2992,-

    Kaliber: 6,8 SPC

    Kapazität: 10/27 + 1 Patronen

    Gewicht: 3514 g (leer, mit10er Magazin)

    Länge: 860-950 mm

    Lauf: Lothar Walther, 425 mm lang

    Laufprofil: 4 Züge, rechts

    Abzugsystem: Uhl AR-15 Match

    Ausführung: freischwingender Vorderschaft.Durchgehende Picatinny-Rail. Vorn regulier-bare Gasabnahme. Griff, Vordergriff und Schubschaft von Magpul. Harris-Zweibein mit Recknagel-Adapter. Mündungsfeuerdämpfer.

  • Wie der Name schon sagt ... | DAR-68 Hunter Advanced

    Sicherung und Verschlussfang finden sich auf beiden Seiten der Waffe. Der Staub-schutzdeckel aus grünem Plastik passt farblich sehr gut zu den Griffen und zuMagpuls Schubschaft. Die Autoren würden trotzdem ein Metallteil vorziehen.

    Der schwarz nitrierte Lothar-Walther-Lauf mit verstellbarer Gasentnahme nimmtvorn einen vierfach geschlitzten Mündungsfeuerdämpfer (DAR Heavy Tex) auf.

    Vier Schrauben verbinden das Gehäuse mit dem frei-

    schwingenden Vorderschaft,zwei Passstifte sorgen für

    einen exakten Sitz des DAR-Rail-Tube-Systems

    am RTS Advanced Upper.

  • .223 Remington kennt. Dieser Rück-schub (Stoß kann man ihn wirklich nichtnennen) stört die Schulter überhauptnicht. Aber dieses AR-15 wandert erheb-lich stärker aus dem Ziel, als es die 223erModelle tun. Bei einem 6,8er Geschoss-gewicht von etwa acht Gramm und Ge-schossgeschwindigkeiten von ungefähr800 Meter pro Sekunde verwundert dasauch nicht weiter. Die 223 wiegt nur zirka3,6 Gramm und fliegt mit 900 Meter proSekunde. Der Schütze merkt bei jedemSchuss, dass der Impuls und damit auchder Rückstoß vom Geschossgewicht ab-hängt. Doch um mehr Leistung ging esschließlich bei der Entwicklung der 6,8SPC (mehr dazu in VISIER 4/2004).

    Während des Präzisionstests regnete esleider hin und wieder auf dem offenenStand. Doch trotz dieser Widrigkeitbrachte das Schießen ordentliche bis sehrgute Ergebnisse. Beim Blick in die Testta-belle berauschen die meisten Fünfer-Gruppen der Stichprobe zwar nicht überalle Maßen. Lässt man den einen oderanderen Ausreißer weg, kommt man im-merhin auf Gruppen um die 30 mm. Da-für überzeugte das Modell 68 aber mit 20,schnell aus der Schulter abgegebenenSchuss (Laborierung 1 und 2): 51 bis 55Millimeter, das ist sehr gut. Mit selbstgela-dener Munition lässt sich die Präzision si-cher noch um einige Millimeter verbessern.

    FFaazziitt:: Ein wunderschönes AR-15 mitmakellosem Finish. Die durchgehendePicatinny-Schiene, der Uhl-Matchabzug,der komfortable Ladehebel, die Gasre-gulierung – all das spricht trotz des Kauf-preises unbedingt für das DAR-68 HunterAdvanced. Doch viele Freunde wird es inDeutschland wohl trotzdem nicht finden.Denn eine Patrone aus der Fabrik in dem

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    Oben: Der Spanngriff ist an beiden Seiten 19 mm breiter als üblich. DieVerschlussköpfe fertigt D.A.R. nach eigenen Angaben aus 42CrMo4-Stahl. Unten: Die Tester nutzten nur das Zehn-Schuss-Magazin für das sportlicheSchießen. Auf dem 27er Magazin stehen eine .308 Winchester, eine 6,8 SPC und eine .223 Remington. Vorn 6,8er und 223er Geschosse.

  • exotischen Kaliber 6,8 SPC kostet mehrals einen Euro. Zu viel für Sportschützen,denn diese potentiellen Kunden wollen janicht nur alle paar Wochen einmal fünfSchuss abgeben. Für Gelegenheitsschüt-zen wiederum dürfte der Preis des 68erModells etwas zu hoch sein. Bleiben alsodie Jäger als zweite Zielgruppe. Die Ener-gie der 6,8 SPC genügt nach deutschenJagdrecht für Hochwild, in diesem Punktmacht die Patrone also keine Probleme.Doch in Lichtentanne weiß man, dass dietraditionsverbundenen deutschen Waid-männer nur selten AR-15-Gewehre nut-zen. In den USA gibt es derlei Abneigungnatürlich weniger. Dort hat diese Waffesicher größere Chancen. ÆInfo: wwwwww..ddaarr--ggeerrmmaannyy..ccoomm

    Wie der Name schon sagt ... | DAR-68 Hunter Advanced

    Fabrikpatronen Streukreis in mm v0 in m/s E0 in J

    1) 110 grs Hornady BTHP 26 (20) / 51 (37)1 811 2344

    2) 115 grs Remington Express Rifle 32 (15) / 55 (37)2 747 2079

    3) 115 grs Remington Matchking BTHP 35 (21) 761 2158

    4) 115 grs Remington Core-Lokt 24 754 2118

    5) 115 grs Remington MC 34* (33)* 786 2302

    Hinweise und Abkürzungen: Die Streukreise wurde auf 100 m, sitzend aufgelegt (* oder mit Hilfe des Zweibeins) undmit aufgelegter Schulterstütze aus jeweils fünf Schuss ermittelt. Werte in Klammern: bester Streukreis aus vier Schuss. 1 = Gruppe aus 20 (19) Schuss. 2 = Gruppe aus 29 (16) Schuss. Zielhilfe: Zeiss Hensoldt 6-24 x 56. v0 = Anfangs-geschwindigkeit des Geschosses, ermittelt mit Mehl BMC 18, Durchschnittswert aus fünf Schuss. E0 = Anfangsenergie des Geschosses, errechnet aus der jeweiligen v0 und dem Geschossgewicht. Abkürzungen: m/s = Meter pro Sekunde, J = Joule, mm = Millimeter, MC = Metal Case, BTHP = Boat Tail Hollow Point.

    Der Hersteller Dynamic Arms Researchkonzipierte das Modell 68 Hunter

    sowohl für Sportschützen als auch fürJäger. Für Präzision sorgt ein Match-

    abzugssystem von Uhl. Auch innen wardas Testmodell perfekt verarbeitet.

    Schießtest: DAR-68 Hunter Advanced, Kaliber 6,8 SPC

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