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Institut für Betriebswirtschaft Wie Energiemärkte und Bioenergie-Politik die Welternährung verändern Prof. Dr. Folkhard Isermeyer Dr. Yelto Zimmer 7. Ernährungssymposium der Heinz Lohmann Stiftung Hamburg, 23. Oktober 2008

Wie Energiemärkte und Bioenergie-Politik die Welternährung ... · Gliederung 1 Entwicklung der Weltagrarpreise 2 Welchen Einfluss hat die Bioenergie-Politik? Isermeyer 3 Anpassungspotenziale

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Institut für Betriebswirtschaft

Wie Energiemärkte und Bioenergie-Politik die Welternährung verändern

Prof. Dr. Folkhard IsermeyerDr. Yelto Zimmer

7. Ernährungssymposium der Heinz Lohmann StiftungHamburg, 23. Oktober 2008

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Gliederung

1 Entwicklung der Weltagrarpreise

2 Welchen Einfluss hat die Bioenergie-Politik?

Isermeyer

3 Anpassungspotenziale der Weltagrarwirtschaft

4 Was passiert, wenn die Erdölpreise hoch bleiben?

5 Welche Risiken entstehen für die Welternährung?

6 Schlussfolgerungen für die Bioenergie-Politik

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Weltmarktpreise für pflanzliche Produkte, 2005 - 2008

500

600

700

$ / t

Sojabohnen 1)

Weizen 2)

Mais 3)

Zucker 4)

Quelle: IMF Primary Commodity Prices , 2008 (www.imf.org/external/np/res/commod/index.asp).

1) Soybeans futures (first contract forward) No. 2 yellow, CBOT. 2) U.S: No. 1 hard red winter, FOB Gulf.3) U.S: No. 2 yellow, FOG Gulf. 4) CSCE contract No. 11<, nearest future position, NYBOT.

0

100

200

300

400

20051. Qu. 40. Wo.

2006 20072. Qu.

2008

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Weltmarktpreise für Milchprodukte, 2005 – 2008(Exportpreise Westeuropa1), US-$ / Tonne)

5000

6000

7000ButterschmalzMagermilchpulverVollmilchpulverButterMolkepulver

1) Durchschnitt der angegebenen Minimal- und Maximalwerte.

Quelle: USDA-AMS, eigene Berechnungen.

0

1000

2000

3000

4000

US

-$ /

t

2005 2006 20082007

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Der weltweite Anstieg der Agrarpreisehat viele Ursachen

• Globales Bevölkerungswachstum

• Boomende Weltwirtschaft (mehr Kaufkraft)

• Veränderte Konsumstile in Schwellenländern

Isermeyer

• Veränderte Konsumstile in Schwellenländern

• Ausdehnung der Bioenergie

• Klimabedingte Ertragsausfälle

• Unzureichende Investitionen in Agrarforschung

• Spekulation auf Terminmärkten

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Die globale Agrarwirtschaft boomte schon vor dem Boom der Bioenergie (hier: Erzeugung Milch u. Hühnerfleisch, 1984/86 bis 2004/06)

WesternEurope

NorthAmerica

Oceania Latin America East Asia South Asia Africa

405060708090

100

Mio

. To

nn

en

Milcherzeugung

1984

/86

1994

/96

2004

/06

-13%-2%+9%

+13%

+35%

+30%

+128%

+52%

+60%

Source: FAO STAT, eigene Berechnungen.

010203040

Mio

. To

nn

enM

io. T

on

nen

Erzeugung von Hühnerfleisch

0

5

10

15

20

1984

/86

1994

/96

2004

/06

+30%+35% +45%

+60%

+30%+50%

+4%

+38%

+59%

+94%

+61%

+112% +48%+35%

+77%

+53%

+121%+142%

+183% +64%

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Beispiel: Milchverbrauch in China

1990 2000 2006 20201)

Milchkonsum (kg / Kopf u. Jahr)

Quelle: China Statistical Yearbook 2007 und Mei Fangquan 2006 (entnommen aus: von Braun, 2008)

Stadt

Land

4,6

0,5

9,9

1,1

18,0

3,0

30,0

10,0

Milchkonsum (kg / Kopf u. Jahr)

1) Schätzung

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Einflussfaktor Bioenergie-Politik:Anstieg der Ethanolerzeugung in einigen Ländern

Quelle: FO Licht, Impact of Biofuels on Commodity Markets (2007).

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1.500

2.000

Mio. t

Getreide: Weltweite Produktion, Verbrauch und Lagerbestände seit 1978/79

Produktion

'78/79 '81/82 '84/85 '87/88 '90/91 '93/94 '96/97 '99/00 '02/03 '05/060

500

1.000Verbrauch

davon: Futtermittel

Quelle: USDA, eigene Berechnungen.

Lagerbestände

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150

Einfluss der US-Ethanolproduktion auf den Weltgetreidemarkt

Überschuss + 33 - 4 - 25 - 17 - 63 - 64 + 57 - 16 - 48 - 1

Produktion 3)

Verbrauch 3)

1.4811.448

1998/99

1.4631.467

1999/00

1.4441.468

2000/01

1.4751.492

2001/02

1.4431.506

2002/03

1.4711.534

2003/04

1.6441.587

2004/05

1.5881.604

2005/06

1.5851.633

2006/07

1.6871.688

2007/081)

Mais-Einsatz für US-Ethanol (Mio. t) 16 18 25 29 34 41 54 76US-Mais-Einsatz – DDGS (Mio. t) 11 13 18 20 24 29 38 53

+17

1.7601.743

2008/092)

10473

Lagerbestände fast halbiert (von 112 auf < 60 Tage)Kumuliertes

Defizit (bis 2007/08):

-148 Mio. t

-100

-50

0

50

100

150

1) April-Projektion des USDA-WAOB. 2) Geschätzt. 3) Weltproduktion bzw. –verbrauch von Weizen und Grob- / Futtergetreide in Mio. t.

Quelle: USDA, ACTI, eigene Berechnungen.

Kumuliertes Defizit, wenn US-Ethanol seit 2000 nicht gewachsen wäre (bis 2007/08):

-30 Mio. t-100

-50

0

50

100

150

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Zwischenfazit

Ist es möglich, dass Bioenergie auf < 2% der globalen Ackerfläche solch einen Preisanstieg auslöst?

• Kurzfristig „ja“, denn 60 Mio. t entsprechen ¼ des Weltgetreidehandels.

Isermeyer

• Langfristig „nein“, denn für 60 Mio. t benötigt man10 Mio. ha, und global sind >100 Mio. ha ungenutzt.

• Außerdem: Hohe Agrarpreise führen zu Intensivierung und Ertragssteigerung auf der genutzten Agrarfläche.

� Kann Bioenergie also doch einen wesentlichen Teil der globalen Energieversorgung übernehmen, ohne die Agrarwirtschaft zu „überfordern“?

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Wie viel Fläche stünde weltweit für Bioenergie zur Verfügung?

6

8

10

12

14

Mrd

. Hek

tar

Bebaute FlächenAckerfläche/DauerkulturenWaldOhne VegetationGrünland/Buschland

Sehr marginal12%

13,1 12,91,6

11,3 3,7

7,6 3,1

Quelle: Fischer (2008), eigene Darstellung.

1 2 3 4 50

2

4

6

Mrd

. Hek

tar

1 ... Landfläche (ohne Antarktis und Grönland)2 ... abzüglich bebaute Fläche3 ... abzüglich Acker- und Dauerkulturen4 ... abzüglich Wald5 ... abzüglich Ödland und Binnengewässer

12%

Nicht produktiv

22%

Zu steil11%

Naturschutz9%

Nutzbar fürViehhaltung &

Bioenergie46%

7,6 3,1

4,5

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Flächenverfügbarkeit: Vom brutto zum netto ...

• Von den 13,1 Mrd. ha sind „theoretisch“ noch 4,5 Mrd. ha frei.

• Davon sind 54% sehr unproduktiv, zu steil oder geschützt���� verbleiben 2.1 Mrd. ha

Isermeyer

• Diese Flächen sind derzeit zumeist Weideflächen oder Buschland,ca. 60-70% dieser Biomasse werden für Tierernährung genutzt.

• ���� Verbleibendes Flächenpotential für Bioenergie: ca. 700 Mio. ha

• Standorte: 80% in Südamerika und Afrika, 50% in nur 7 Ländern:Angola, Kongo, Sudan, Brasilien, Argentinien, Bolivien, Kolumbien (?!?)

• Außerdem: Nahrungsmittelnachfrage nicht vergessen!

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Fischer (2008).

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Weltgetreideverbrauch 1997/99 und 2015,in Größenordnungen

0,32

Anzahl Köpfe

5,9 Mrd.

0,37

0,05

0,16

0,171997/99

Verbrauch je Kopf (t/Jahr)

Food Feed

0,33

+90 Mio. t

7,2 Mrd.

+430 Mio. t

+700 Mio. t0,205

hypothetisch

Quelle: FAO 2002, ergänzt um eigene Berechungen.

0,41

0,07

0,16

0,172015

Food Feed

Industrieländer

Entwicklungsländer

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500 Mio. ha für Bioenergie verfügbar?Fallstudien für ausgewählte Länder

Russland

BrasilienMosambik

Indonesien

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Forschungsansatz

• Ausgangspunkt: Erwartung nachhaltig hoher Agrarpreise

• Literaturanalyse und Expertengespräche entlang des folgenden Analyse-Rahmens:

� Wie viele Agrarfläche könnte potenziell in 10 Jahren zusätzlich in

Isermeyer

� Wie viele Agrarfläche könnte potenziell in 10 Jahren zusätzlich in Kultur genommen werden?

� Wie könnten sich die Erträge in 10 Jahren entwickeln?

� Welche Beschränkungen stehen diesen potenziellen Entwicklungen entgegen (Logistik, Institutionen, Politik)?

� Wie weit muss deshalb das „Maximal-Szenario“ nach unten korrigiert werden?

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis OECD (2008).

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Brasilien: Große Potenziale, viele offene Fragen

• Schlechte Datengrundlage. „Re-Mapping“ durch Geografie-Institut läuft, aber großer Forschungsbedarf im Bereich Agrarökonomie.

• Gewaltiges Flächenpotenzial: Derzeit ca. 60 Mio. ha Ackerland, 210 Mio. ha Grünland plus 100 Mio. ha potenzielles Agrarland. In der Cerrado müssen 35% per Gesetz ungenutzt verbleiben.

Isermeyer

• Offenbar nur geringe Flächenausdehnung in der Vergangenheit. Prognose bis 2017 ebenfalls gering: + 6 Mio. ha Ackerland.

• Hinzu kommen voraussichtlich + 2 Mio. ha Zuckerrohr, v. a. für den heimischen Kraftstoffmarkt.

• Sehr starke Ertragsentwicklung in der Vergangenheit. Prognose bis 2017 eher niedrig, v. a. für Mais und Soja (<1% p. a.)

• Große Inlands-Entfernungen und schwache Infrastruktur als Haupt-Hindernis. Ansonsten guter Rahmen für Investitionen.

Quelle: MAPA 2008, zusammengestellt von Osaki et al (2008); Evans (2008); Ergebnisse der Workshop-Diskussion im vTI Braunschweig

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Brasilien: Geerntete Ackerfläche insgesamt und Produktion von Sojabohnen, 1976/77 – 2007/08

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

Mio

. ha

Geerntete Fläche insgesamt

Quelle: FAMATO.

1976/77 1979/80 1982/83 1985/86 1988/89 1991/92 1994/95 1997/98 2000/01 2003/04 2006/070

10.000

0

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

60.000

1.00

0 t

Produktion von Sojabohnen

1976/77 1979/80 1982/83 1985/86 1988/89 1991/92 1994/95 1997/98 2000/01 2003/04 2006/07

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Karten zur Ausdehnung der Soya-Fläche geben einen anderen Eindruck als die Statistiken

1999

RR

AMPA MA

CERN

AP

1960

RR

AMPA MA

PI

CERN

PB

AP

1975

RR

AMPA MA

PI

CERN

PB

AP

PI PB

PEAL

SE

BA

TO

MT

RO

AC

GO

MG

ES

RJSP

MS

PR

SC

RS

PB

PEAL

SE

BA

TO

MT

RO

AC

GO

MG

ES

RJSP

MS

PR

SC

RS

PEAL

SE

BA

TO

MT

RO

AC

GO

MG

ES

RJSP

MS

PR

SC

RS

Quelle: FAMATO.

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Inländische Transportkosten betragen bis zu 50% des Weltmarktpreises

Quelle: FAMATO.

< 40,00 US-$ / Tonne

40,00 - 80,00 US-$ / Tonne

> 80,00 US-$ / Tonne

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Mosambik: Erhebliche Potenziale, doch eine rasche Erschließung ist unwahrscheinlich

• Klimabedingungen wie in Teilen Brasiliens, etwas trockener; Bewässerung könnte ausgebaut werden

• Nur 6 von 36 Mio. ha werden ackerbaulich genutzt, der Rest ist als Weide- und Buschland weitgehend ungenutzt.

• Dominanz der kleinbäuerlichen Substistenz-Landwirtschaft

Isermeyer

• Dominanz der kleinbäuerlichen Substistenz-Landwirtschaft

• Kaum Kapitaleinsatz, „Düngung“ und Unkrautkontrolle durch „slash & burn“ mit Rotation (flächenintensiv, kapitalextensiv)

• Sozialistisches System: Staat vergibt Nutzungsrechte auf Zeit, außerdem z. T. Gewohnheitsrechte, kein Bodenmarkt. Starke Orientierung auf „Government Action Plan“

• Ausländische Investoren sind willkommen. Sie erhalten z. T. lang-fristige Pachtverträge, wenn sie gute Business-Pläne vorlegen und möglichst lokale Kleinbauern ins Konzept einbeziehen.

Quelle: BFAP, South Africa, 2008, sowie Ergebnisse der Workshop-Diskussion im vTI Braunschweig

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Mosambik: Optische Eindrücke

Isermeyer Quelle: BFAP, South Africa, 2008, sowie Ergebnisse der Workshop-Diskussion im vTI Braunschweig

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Indonesien: Waldrodung und stetige Expansion der Agrarwirtschaft

• Derzeit ca. 23 Mio. ha Ackerbau, 18 Mio. ha Dauerkulturen (Palmöl, Rohrzucker), 90 Mio. ha Wald (davon 41 Mio. ha in Produktion), Ausmaß Grasland / Ödland unklar.

• In der Vergangenheit starke Waldrodung (15 - 20 Mio. ha seit 1995).

Isermeyer

• Regierung: Agrarfläche kann um 40 Mio. ha wachsen. Berater zweifeln (hohe Investitionen, geringe Ertragskraft). Viele Flächen sind eher für Forst geeignet. 10 Mio. ha in 10 Jahren realistisch.

• Nebeneinander von Kleinbauern und großen Plantagen. Neuanlage von Plantagen ist seit Ende des Suharto-Regimes schwierig.

• Konkurrenz zwischen Bioenergie-Plantagen und Food-Flächen ist vor Ort eher gering. Viele Großbetriebe haben nur Nutzungsrechte auf Zeit, danach fällt Land an Kleinbetriebe zurück.

Quelle: Evans (2008) sowie Ergebnisse der Workshop-Diskussion im vTI Braunschweig

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Russland: Starkes Wachstum durch Wieder-belebung früher genutzter Agrarflächen

• Bis 2007 nur 80 Mio. ha genutzt, ca. 40 Mio. ha weniger als 1990. Gegenwärtig starke Wiederausdehnung.

• Konzentrationswelle: 30 größte Agro-Holdings haben derzeit 6,6 Mio. ha, konsequente vertikale Integration.

Isermeyer

derzeit 6,6 Mio. ha, konsequente vertikale Integration.

• Vorteile gegenüber Brasilien: Infrastruktur prinzipiell vorhanden; Flächen waren schon mal in Nutzung

• Nachteile gegenüber Brasilien: größere Ertragsrisiken; geringer Unternehmergeist; hohe „politische“ Risiken

• Ausländisches Kapital kommt nicht direkt, sondern indirekt (Devisen durch Energieverkauf).

Quelle: Walther (2008) sowie Ergebnisse der Workshop-Diskussion im vTI Braunschweig

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Agrarregionen in Russland

(NW)(BS)

(VR)(WS)

(NC)

Quelle: Walther (2008).

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Ackerland in Russland, 1990 - 2007

100.000

120.000

140.000

Flä

che

(1.0

00 h

a)

RotationsbracheGenutztes Ackerland

1)

1) 1990 geschätzt.Quelle: Walther (2008), auf Basis GOSKOMSTAT 2007 – eigene Darstellung.

0

20.000

40.000

60.000

80.000

Flä

che

(1.0

00 h

a)

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Entwicklung des genutzten Ackerlandes, 2006 – 2017 (ohne Rotationsbrache)

30

35

40

Flä

che

(Mio

. h

a)

Expansion 2017Expansion 2012Ist 2006

Quelle: Walther (2008), auf Basis eigener Berechnungen und GOSKOMSTAT 2007.

BlackSoil

NorthWestern

NorthCaucasus

SouthVolga

NorthVolga

WesternSiberia

FarEast

0

5

10

15

20

25

Flä

che

(Mio

. h

a)

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Zwischenfazit

• Rein rechnerisch könnte Welt-Ackerfläche zugunsten Bioenergieum rund 500 Mio. ha ausgedehnt werden.

• Praktisch gibt es viele Hindernisse; bei hohen Agrarpreise wären vielleicht 100 Mio. ha in 10 Jahren erreichbar.

Isermeyer

• Klimapolitische Bewertung: Wiedernutzung von Ackerland (RU) günstig, Grünlandumbruch (BR, ID) ungünstig, Waldrodung (BR, ID) ganz schlecht. Import-Zertifizierung hilft hier nur sehr begrenzt.

• Versorgungssicherung: 500 Mio. ha * 80 GJ/ha = 40 EJ. Das entspricht < 10% des Weltenergie-Verbrauchs

���� Fazit: Beitrag der Bioenergie zur Weltenergie-Versorgung könnte vonz. Zt. 10% auf max. 20% steigen, mit teilw. negativen Konsequenzen.

Quelle: BFAP, South Africa, 2008, sowie Ergebnisse der Workshop-Diskussion im vTI Braunschweig

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Bioenergie ohne Subventionen?

Schon heute hat der Boom hat zwei Ursachen:

(1) Politik ���� Subventionen, Verwendungsgebote

(2) Markt ���� Rentabilität durch hohe Erdölpreise

Isermeyer

(2) Markt ���� Rentabilität durch hohe Erdölpreise

Bisher dominiert der Einfluss der Politik, vor allemin Deutschland und den USA.

Weltweit boomt Bioenergie aber auch ohne Politik, sofern die Erdölpreise hoch bleiben.

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Rohölpreise, Bioenergie, Agrarpreise

80

100

120

Erd

ölp

reis

$ /

Bar

rel

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 20050

20

40

60

Erd

ölp

reis

$ /

Bar

rel

1) 2008: bis September.

Rentabilitätsschwelle Agraralkohol (Brasilien), 2005

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Hohe Erdölpreise → → → → Hohe Weltagrarpreise (hier: Überschlagskalkulation für Ethanolanlage in Australien, Basis Weizen)

Erdölpreis ($/bbl) 60 80 100 120 140

Benzinpreis (€/l) 1) 0,37 0,46 0,55 0,64 0,73

Ethanolpreis (€/l) 2) 0,30 0,37 0,44 0,51 0,58

- Sonstige Kosten, ohne Energie und Weizen (€/l)

0,09 0,09 0,09 0,09 0,09

3)

4) Annahme: Preise für DDGS entsprechen den jeweiligen Weizenpreisen.

Quelle: Eigene Berechnungen und Schätzungen auf der Grundlage von• Department of Agriculture and Food, Weizen Australia (2006): Ethanol Production from Grain (Wechselkurs 1,75€/AU$).• Mineralölwirtschaftsverband (2006): Preisbildung an Tankstellen.

1) Ohne Steuern.

2) Annahme: 20 % Preisabstand aufgrund der geringeren Energiegehaltes.

3) Erdgas und Strom. Annahme: Preise steigen proportional mit dem Erdölpreis.

- Kosten für Energie (€/l) 3) 0,08 0,11 0,14 0,17 0,20

= Zahlungsbereitschaft für Weizen (in €/l Ethanol)

0,13 0,17 0,21 0,25 0,29

in €/t Weizen (ohne DDGS) 47 61 76 90 105

in €/t Weizen (mit DDGS) 4) 66 86 106 126 146

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Entwicklung der Erdölförderung

Quelle: Gehrling 2004.

• Maximale Erdölförderung ist bald erreicht

���� weiterer starker Preisanstieg unausweichlich?

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Schlussfolgerungen für die Weltagrarmärkte

• Nachhaltig hohe Erdölpreise = langfristige „Mindestpreis-Garantie“ für die globale Agrarwirtschaft (das funktioniert ohne Bioenergie-Politik)

• Voraussetzung: Bioenergie-Anlagen

• � Kurzfristig kann es sein, dass trotz hoher Erdölpreise die Agrarpreise stark sinken (was aber den Bau von Bioenergie-Anlagen beschleunigen würde)

Isermeyer

• � Kurzfristig kann es sein, dass trotz hoher Erdölpreise die Agrarpreise stark sinken (was aber den Bau von Bioenergie-Anlagen beschleunigen würde)

• Mittel- und langfristig lautet die Kernfrage also: Bleiben die Erdölpreise auf hohem Niveau? Hierzu gibt es unterschiedliche Prognosen.

• Die Politik kann die „Mindestpreis-Garantie“ absichern, indem sie Bioenergie weiterhin stark fördert (� Bioenergie-Boom unabhängig vom Erdölpreis)

• Ein expansiver Agrarsektor sitzt aber in der Klimadebatte auf der Anklagebank� Druck zur Reduzierung bzw. zum Umbau der Bioenergie-Politik

• „Solarzeitalter“ = Ende des Agrar-Booms (ab 2040, 2050, 2060 ?)

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Anzahl der Hungernden, 1970 - 2004

1.000

950

900

850

800

An

zah

l der

Hu

ng

ern

den

in M

illio

nen

alle Entwicklungsländer

Quelle: FAO, 2006

800

750

700

650

600

550

500

An

zah

l der

Hu

ng

ern

den

in M

illio

nen

1969-1971 1979-1981 1990-1992 1995-1997 2001-2003 2002-2004

provisional preliminary

ohne China

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Wer ist vom Hunger betroffen?

Städt. Arme20,0%

Fischer, Hirten10,0%

Quelle: UN Millennium Project, Hunger Task Force, 2005 (entnommen aus: von Braun, 2008)

Kleinbauern50,0%

Landlos, Ländl. Arme20,0%

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Auswirkungen von Preissteigerungen auf die Armen auf dem Lande

• Die meisten ländlichen Armen sind Netto-Käufer.

• Beispiel: Ein 5 Personen-Haushalt in Bangladesch verwendet von seinen $5,00 pro Tag ungefähr

– $ 3,00 für Lebensmittel

Isermeyer

– $ 3,00 für Lebensmittel

– $ 0,50 für Energie

– $ 1,00 für andere Verbrauchsgüter

• Preissteigerungen für Lebensmittel zwingen ihn zu Einsparungen vor allem bei der Ernährung

• Folge: Reduzierte Qualität, zunehmender Mangel an Spurenelementen und Vitaminen

Quelle: von Braun, 2008

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Eine Medaille mit zwei Seiten

• Effiziente Bioenergie-Verfahren können ländliche Räume unabhängig von Energie-Importen machen.

• Steigende Agrarpreise stimulieren Investitionenim Ländlichen Raum (regionale Wertschöpfung)

Isermeyer

im Ländlichen Raum (regionale Wertschöpfung)

Fazit zur Bioenergie:

(1) Bioenergie ist nicht die Ursache des Welthungers, kann aber die Hungerprobleme massiv verschärfen.

(2) Bioenergie kann, richtig eingesetzt, Impulse für dieEntwicklung ländlicher Räume geben.

Quelle: von Braun, 2008

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Es geht aber nicht nur um ländliche Räume;die Urbanisierung schreitet weltweit voran

7

6

5

4

Mrd

. M

ensc

hen

Quelle: Eigene Darstellung nach Schmidhuber, Head, Global Perspective Studies (FAO 2008).

4

3

2

1

0

1950 20501970 1990 2010 2030

Mrd

. M

ensc

hen

Rural

Urban

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Ausgaben für Nahrungsmittel in Ländern mit unterschiedlichen Wohlstandsniveau

Anteil Nahrungs-mittelausgaben an 47 29 13

niedrig(< 15 % der USA)

mittel(15 - 50 % der USA)

hoch(> 50 % der USA)

Einkommensniveau der Länder

Isermeyer

mittelausgaben an Ausgaben insg. (in %)

darunter:

- Getreide

- Fleisch

- Milchprodukte

- Obst u. Gemüse

47

13

8

4

11

29

6

6

4

6

13

2

3

2

3

Quelle: Regmi et al. (ERS/USDA), eigene Berechnungen.

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Wirkungen der deutschen Bioenergie-Politik

• Bioenergie auf 10% der deutschen Agrarfläche = knapp 10 Mio. t Getreideäquivalent (pro Jahr)

• EEG und Biokraftstoff-Politik tragen zur Knappheit auf den Weltagrarmärkten bei (aber relativ gering im Vergleich zu USA).

Isermeyer

• EEG und Biokraftstoffpolitik haben unterschiedliche Wirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft:EEG kann Viehhaltung verdrängen.

• Bioenergie vom Ackerland leistet bisher nur einen geringen Beitrag zur Energieversorgung.

• Die segmentierte Bioenergie-Förderung hat deutschen Firmen zum Teil internationale Technologie-Führerschaft ermöglicht.

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1,20

1,60

Futterkosten-Anstieg in der Schweinehaltung von 2006 bis Winter 2007/08

/ 100

kg

sw

Winter 2007/08

0,00

0,40

0,80

Quelle: Haxsen (2007) auf Basis von InterPIG 2007 und DMA 2006.

Kanada Brasi-lien

€/ 1

00 k

g s

w

USA Belgien ItalienÖster-reich

Groß-britan-nien

Schwe-den

Deutsch-land

Ir-land

SpanienDäne-mark

Frank-reich

Nieder-lande

2006

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500 kW Biogasanlage vor/nach EEG-Novelle(Ackerbauregion, 70% Mais, 30% Gülle, Gülleimport aus 100 km, 30% Wärmenutzung)

Altes Düngerpreisniveau(0,64 €/kg N; 0,69 €/kg P2O5; 0,40 €/kg K2O)

Neues Düngerpreisniveau(1,10 €/kg N; 1,60 €/kg P2O5; 0,80 €/kg K2O) (4)

EEG2004

EEG 2009

EEG 2004

EEG 2009

Erlöse 770.891 € 911.254 € 841.424 € 981.788 €

Gewinn (1) -20.547 € 119.817 € 49.986 € 190.350 €Gewinn (1) -20.547 € 119.817 € 49.986 € 190.350 €

ZB Mais (2) 26 € 40 € 33 € 46 €

ZB Gülle (3) 5 € 39 € 22 € 56 €

(1) Bei 35,50 €/t Mais (im Silo; 28 €/t ab Halm) u. Güllepreis 10 €/t frei Biogas-Lager (0 €/t ab Schweinehalter)(2) Zahlungsbereitschaft (ZB) bei Güllepreis 10 €/t frei Biogas-Lager (0 €/t ab Schweinehalter)(3) Zahlungsbereitschaft (ZB) bei 35,50 €/t Mais (im Silo; 28 €/t ab Halm)(4) Annahme zum Düngewert: 50% N-Ausnutzung

Zur Einordnung: - Biogas-Anlagen in den Veredlungsregionen sind u. U. rentabler als die hier dargestellte,weil Gärrest-Trocknung 100% KWK-Bonus bringt und Düngertransport verbilligt.

- Für Ackerbauern sind 22 €/dt Weizen und 44 €/t Mais (im Silo) ungefähr gleich rentabel.���� Bei Getreidepreisen < 20 €/dt wird der Biogasboom neu aufleben !

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Bioenergie von deutschen FeldernSchätzung für 2007, in % des Endenergieverbrauchs (EEV)

Anteil Erneuerbare Energieam EEV

8½ %

Sonstige

2/3 1/3

in DeutschlanderzeugteAckerfrüchte

im AuslanderzeugteAckerfrüchte

1 % 1 %

BioenergieSonstige(Wasser, Wind, Solar, ...)

2½ %6 %

ausAckerfrüchten

ausHolz4 %2 %

1/3 2/3

Bioenergie auf 10 % der deutschen LF, aber nur 1% Beitrag zur Energieversorgung���� Stimmt die Richtung?

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Zusammenfassung

• Der Bioenergie-Boom (v. a. in den USA) war eine wichtige Ursache des Agrarpreisanstiegs 2007.

• Die globale Agrarwirtschaft nutzt derzeit ihr Expansionspotenzial,so dass die Agrarpreise wieder sinken.

• Das Expansionspotenzial hat Grenzen: Der Anteil der Bioenergie

Isermeyer

• Das Expansionspotenzial hat Grenzen: Der Anteil der Bioenergie an der Energieversorgung kann von 10 auf max. 20% steigen.

• Wenn der Erdölpreis hoch bleibt, wird Bioenergie auch ohne Politikeinfluss weltweit boomen ���� „Agrar-Mindestpreise“

• Vorübergehendes Preis-Tief ist möglich. Bioenergie-Politik kanndem entgegenwirken, birgt aber die Gefahr der „Überförderung“.

• Bioenergie ist nicht die Ursache des Hungers, kann aber das Hungerproblem massiv verschärfen. (���� „maßvolle Politik“)

• Sehr starke Bioenergie-Expansion = klimapolitisch kontraproduktiv.

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Backup

Isermeyer

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Die globale Agrarwirtschaft boomte schon vor der Bioenergie (Agrarproduktion, 1992/94 - 2004/06, in % pro Jahr)

EU-27 Nord-amerika

Süd- u. Mittel-amerika

Afrika Asien

Weizen

Sonst. Getreide

Ölfrüchte +3,6

+1,8

+1,3

Ozeanien

+2,9

-0,5

+1,4

+8,8

+2,1

+2,4

+3,1

+4,6

+2,5

+5,7

+1,0

+1,4

+2,6

+3,4

+1,9

+4,2 +10,9

Quelle: FAOSTAT, eigene Berechnungen.

Ölfrüchte

Zucker

Rindfleisch

Schweinefleisch

Geflügelfleisch

Schafe u. Ziegen

Milch

+2,1

+3,6

-0,2

-1,0

+0,8

-1,2

+0,2

+2,9

-0,2

+0,9

+2,1

-2,6

+1,3

+8,8

+2,3

+2,8

+2,4

-0,3

+3,4

+4,7

+3,1

+2,9

+1,8

+2,5

+2,1

+3,6

+8,1

+5,7

+0,9

+5,5

+5,3

+5,5

+5,2

+6,0

+2,6

+2,8

+1,5

+1,6

-0,4

+4,1

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Indonesien: Flächennutzung in 2 Szenarien(A: „strong growth“; B: „muddling through“)

50

60BaumkulturenAckerbau drylandAckerbau wetland

2006 2017-A 2017-B0

10

20

30

40

Mio

. ha

Quelle: Evans (2008) auf Basis eigener Berechnungen.

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Indonesien: Ertragsentwicklung in 2 Szenarien(A: „strong growth“; B: „muddling through“)

5

620062017-A2017-B

Reis Mais Soyabohnen Erdnüsse0

1

2

3

4

t / h

a / J

ahr

Quelle: Evans (2008) auf Basis eigener Berechnungen.

Page 49: Wie Energiemärkte und Bioenergie-Politik die Welternährung ... · Gliederung 1 Entwicklung der Weltagrarpreise 2 Welchen Einfluss hat die Bioenergie-Politik? Isermeyer 3 Anpassungspotenziale

Entwicklung der Produktion ausgewählter Ackerfrüchte in Russland, 2005/07 - 2017

153

128150

200

Pro

du

ktio

n (

Mio

. €)

Ø 2005 - 2007

2012

2017

16

84

38

128

13

6438

80

727

38

Getreide (inkl. Mais u.

Hülsenfrüchte)

Ölsaaten Zuckerrüben Kartoffeln0

50

100

Pro

du

ktio

n (

Mio

.

2017

Quelle: Walther (2008) auf Basis eigener Berechnungen.

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Hohe Erdölpreise → → → → Hohe Weltagrarpreise(hier: FAO Kalkulationen zur bushel barrel correlation bei Zucker)

Geschätzte Gleichgewichtspreise

RohölUS-$ / Barrel

RohzuckerUS cent / pound

500

600

700

GleichgewichtspreisRohzucker (€ / t) 1)

?40

60

65

70

7,52

12,94

13,34

13,98

Quelle: FAO-Homepage, eigene Berechnungen (www.fao.org/es/ESC/en/15/106/highlight_107_p.html,Download 27.8.2008)

1) Wechselkurs: 1,50 US-$ / €

0 20 40 60 80 100 120 140

Rohölpreis ($ / bbl)

0

100

200

300

400

500 ?

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Preiselastizität für Lebensmittel(Prozentuale Veränderung des Verbrauchs je % Preissteigerung)

Elasticity

0.0

-0.2

-0.4

Cereals Meat Dairy Oils & fats Fruit & vegetables

Low-income countries Medium-income countries High-income countries

-0.6

-0.8

-1.0

-1.2

-1.4

Quelle: ERS/USDA estimates based on 1996 international Comparison Project data.

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Bioenergie und Arbeitsplätze: Technologieführer-schaft ist positiv, Verdrängung der Tierproduktion wäre negativ

200

250

maxlandwirtschaftliche Biogasanlage

nachgelagerter Bereich

landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion

AK-Bedarf verschiedener landwirtschaftlicher Produktionszweige

Quelle: Nach Auer 2007, Berenz et al. 2007, BVDF 2007, Müller 2007, BMELV 2006, KTBL 2006ab, Weindlmeier 2006, FNR 2005, LfL 2003.

100

25 35

0

50

100

150

Akh

/ha

Milchprodukte Schweinefleisch BiogasRindfleisch

max

max

max10

50 25

20

min

min

min

min

120

120

70

45

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Produktion und Netto-Export tierischer Produkte, EU-27, 2007 und 2014 (Prognose EU-Kommission)

Käse

Butter

2007 2014 ∆∆∆∆ (%)∆∆∆∆ (Mio.t)

Produktion (Mio. t)

9.078

2.070

9.756

1.967

+7,5%

-5,0%

678

-103

2007 2014

Netto-Export (Mio. t)

∆∆∆∆ (Mio. t)

518

64

425

1

-93

-63

1)

1) Eigene Berechnung in Abweichung von EU-Vorlage ohne Lagerbestandsveränderung. Quelle: Europäische Kommission 2007, eigene Berechnungen.

Summe

Butter

MMP

Rindfleisch

Schweinefleisch

Geflügelfleisch

Schaf-/Ziegenfleisch

+2,6%

-5,4%

+2,3%

+7,8%

-6,6%

1.402

-433

508

874

-72

54.297

2.070

861

7.980

22.049

11.160

1.099

55.699

1.967

811

7.547

22.557

12.034

1.027

-5,0%

-5,8%

-103

-50

1.345

-444

1.257

178

-271

537

-685

1.117

-54

-274

64

43

1

7

-63

-40

-808

-241

-140

-232

-3

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Negative Wirkung von Grünlandumbruch auf die Treibhausgas-Emissionen

360 t CO360 t CO2

Freisetzung=

100 Jahre Weizen-Ethanol-

Produktion

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Klimaschutz: Eine Herkulesaufgabe !Entwicklung der CO2-Emissionen, 1991-2006

25

30

35Rest der Welt

Großbritannien

Deutschland

Afrika

Südamerika

Mrd. t

Jährlicher Anstieg der globalen THG-Emissionen:fast 1 Mrd. t CO2äq

Emissionsminderungs-Potenzial Agrar-Bioenergie Deutschland

Quelle: BMWi; BP.

19911992

19931994

19951996

19971998

19992000

20012002

20032004

20052006

0

5

10

15

20Südamerika

Japan

Mittlerer Osten

Frühere SU

China

USA

Agrar-Bioenergie Deutschland (30% LF, derzeitiger Bio-Mix):20 Mio. CO2äq