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Wie kommt die Technik zur Jugend.doc © Helmut Berka, DL2MAJ für den AATiS e. V. Seite 1 von 8 Wie kommt die Technik zur Jugend? –cqDL März 2009 In den letzten Jahren habe ich in der Funky- Serie viele Artikel vorgestellt, die sich mit Technik befassen. Dieser Beitrag fällt völlig aus diesem Rahmen, da er eine Anschubhilfe darstellen soll für alle, die Jugend- und Nachwuchsgewinnung durchführen möchten. Die aufgezeigten Ideen und unsere Umsetzung stellen Beispiele dar, was gemacht werden kann. Sie erheben aber weder Anspruch auf Vollständigkeit, noch zeigen sie den einzig richtigen Weg auf, wie Jugend- und Nachwuchsarbeit aufzusetzen ist. Mit Beginn des neuen Jahres wird es höchste Zeit, sich um die Planungen für die Sommersaison zu kümmern. Neben den wichtigen gesellschaftlichen Veranstaltungen wie z.B. OV-Grillfest gilt es auch, die Strategie für Jugend-, Nachwuchs- und Öffentlichkeitsarbeit festzulegen. Eine „ Inventur“ der seitens der Stadt oder Gemeinde angebotenen Veranstaltungen wie z.B. Stadtfest, Tag der Vereine, Lange Nacht der Geschäfte o. ä. bietet Ansatzpunkte, unser Hobby der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dazu zählen auch die Projekttage in den Schulen, die häufig gegen Ende des Schuljahres veranstaltet werden. Nicht zu vergessen das Ferienprogramm, das in vielen Orten in den Sommerferien angeboten wird. Liegt die Liste der in Frage kommenden Aktivitäten vor, beginnt der kreative Teil – Ideen sind gefragt! Was soll präsentiert werden? Wo bauen wir unseren Stand/Zelt/Pavillon auf? Wie stellen wir uns dar? Wer kann/ will/ darf/ muss mitmachen?. Woher kommt die Ausrüstung? Wie erfolgt der Transport derselben? Usw. . Für Großveranstaltungen wie Stadtfest, Tag des Ehrenamts, etc., bei denen als Veranstaltungsgelände das Ortszentrum mit den Hauptgeschäftsstraßen und/oder der Fußgängerzone fungiert, bieten sich die Anmietung einer von der Stadt aufgestellten Bude an (ähnlich wie z.B. beim Weihnachtsmarkt), das Aufstellen des OV-Fielday- Zelts oder die Anschaffung eines Pavillons an. Stabile Campingtische oder Biertischgarnituren reichen als Standmöbel völlig aus. Soll Amateurfunk gezeigt werden, muss auch eine Antenne aufgestellt werden. Das Funkerherz schlägt bei einem Optibeam auf einem 20m hohen, fahrbaren Masten höher, aber ich fürchte, dass das viele „Unwissende“abschreckt. Also lieber eine einfache Drahtantenne mit einem Fiberglasmast aufstellen und eine Matchbox einsetzen. Es geht auch nicht darum, dass der Contest- Chef- OP im hintersten Eck des Standes ein QSO nach dem anderen fährt – nein, der TRX gehört nach vorne, auf den „Ladentisch“ , so dass jeder Besucher daran herumdrehen kann! Das Standpersonal steht daneben und liefert Erklärungen („hier geht es lauter und leiser, da stellt man den Sender ein, und, ah, das ist ein Amerikaner, der gerade einem Engländer antwortet...... ). Die Erwachsenen lieben es genau wie die Kinder, wenn sie an Knöpfen drehen und Tasten drücken können. Die Erfahrungen in Museen und modernen Ausstellungen belegen das eindrucksvoll. Findet der Event tagsüber statt, sollte auch unbedingt ein Lötstand für Kinder eingerichtet werden. Dafür bieten sich einfache Blinkschaltungen oder die AATiS- Morsetaste AS001 an. Der Bausatz und die sich dadurch ergebende Aufbauzeit sollte dabei je nach Veranstaltung gewählt werden. So können Eltern ihre Kinder für eine mehr oder weniger lange Zeit in sicherer Obhut wissen und so z.B. sich dem Einkauf (z.B. bei einer „Langen Nacht der Geschäfte“ ) widmen. Für den Bausatz sollten ein „symbolischer“Betrag von einigen € angesetzt werden, von einer kostenlosen Abgabe rate ich ab. Das wird zu leicht ausgenutzt und nicht richtig geschätzt. Und eine Verpflegung mit Getränken, gerade im Sommer, und ein paar Leckereien (Bonbons, Duplo, Hanuta, Mars, Bounty, usw., aber auch Obst wie Äpfel und Bananen) lockern die Lötarbeiten auf. Bei Hallenveranstaltungen, wie

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Wie kommt die Technik zur Jugend? – cqDL März 2009 In den letzten Jahren habe ich in der Funky- Serie viele Artikel vorgestellt, die sich mit Technik befassen. Dieser Beitrag fällt völlig aus diesem Rahmen, da er eine Anschubhilfe darstellen soll für alle, die Jugend- und Nachwuchsgewinnung durchführen möchten. Die aufgezeigten Ideen und unsere Umsetzung stellen Beispiele dar, was gemacht werden kann. Sie erheben aber weder Anspruch auf Vollständigkeit, noch zeigen sie den einzig richtigen Weg auf, wie Jugend- und Nachwuchsarbeit aufzusetzen ist. Mit Beginn des neuen Jahres wird es höchste Zeit, sich um die Planungen für die Sommersaison zu kümmern. Neben den wichtigen gesellschaftlichen Veranstaltungen wie z.B. OV-Grillfest gilt es auch, die Strategie für Jugend-, Nachwuchs- und Öffentlichkeitsarbeit festzulegen. Eine „Inventur“ der seitens der Stadt oder Gemeinde angebotenen Veranstaltungen wie z.B. Stadtfest, Tag der Vereine, Lange Nacht der Geschäfte o. ä. bietet Ansatzpunkte, unser Hobby der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dazu zählen auch die Projekttage in den Schulen, die häufig gegen Ende des Schuljahres veranstaltet werden. Nicht zu vergessen das Ferienprogramm, das in vielen Orten in den Sommerferien angeboten wird. Liegt die Liste der in Frage kommenden Aktivitäten vor, beginnt der kreative Teil – Ideen sind gefragt! Was soll präsentiert werden? Wo bauen wir unseren Stand/Zelt/Pavillon auf? Wie stellen wir uns dar? Wer kann/ will/ darf/ muss mitmachen?. Woher kommt die Ausrüstung? Wie erfolgt der Transport derselben? Usw. . Für Großveranstaltungen wie Stadtfest, Tag des Ehrenamts, etc., bei denen als Veranstaltungsgelände das Ortszentrum mit den Hauptgeschäftsstraßen und/oder der Fußgängerzone fungiert, bieten sich die Anmietung einer von der Stadt aufgestellten Bude an (ähnlich wie z.B. beim Weihnachtsmarkt), das Aufstellen des OV-Fielday- Zelts oder die Anschaffung eines Pavillons an. Stabile Campingtische oder Biertischgarnituren reichen als Standmöbel völlig aus. Soll Amateurfunk gezeigt werden, muss auch eine Antenne aufgestellt werden. Das Funkerherz schlägt bei einem Optibeam auf einem 20m hohen, fahrbaren Masten höher, aber ich fürchte, dass das viele „Unwissende“ abschreckt. Also lieber eine einfache Drahtantenne mit einem Fiberglasmast aufstellen und eine Matchbox einsetzen. Es geht auch nicht darum, dass der Contest- Chef- OP im hintersten Eck des Standes ein QSO nach dem anderen fährt – nein, der TRX gehört nach vorne, auf den „Ladentisch“, so dass jeder Besucher daran herumdrehen kann! Das Standpersonal steht daneben und liefert Erklärungen („hier geht es lauter und leiser, da stellt man den Sender ein, und, ah, das ist ein Amerikaner, der gerade einem Engländer antwortet......“). Die Erwachsenen lieben es genau wie die Kinder, wenn sie an Knöpfen drehen und Tasten drücken können. Die Erfahrungen in Museen und modernen Ausstellungen belegen das eindrucksvoll. Findet der Event tagsüber statt, sollte auch unbedingt ein Lötstand für Kinder eingerichtet werden. Dafür bieten sich einfache Blinkschaltungen oder die AATiS- Morsetaste AS001 an. Der Bausatz und die sich dadurch ergebende Aufbauzeit sollte dabei je nach Veranstaltung gewählt werden. So können Eltern ihre Kinder für eine mehr oder weniger lange Zeit in sicherer Obhut wissen und so z.B. sich dem Einkauf (z.B. bei einer „Langen Nacht der Geschäfte“) widmen. Für den Bausatz sollten ein „symbolischer“ Betrag von einigen € angesetzt werden, von einer kostenlosen Abgabe rate ich ab. Das wird zu leicht ausgenutzt und nicht richtig geschätzt. Und eine Verpflegung mit Getränken, gerade im Sommer, und ein paar Leckereien (Bonbons, Duplo, Hanuta, Mars, Bounty, usw., aber auch Obst wie Äpfel und Bananen) lockern die Lötarbeiten auf. Bei Hallenveranstaltungen, wie

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z.B. einer Gewerbeschau oder einem „Tag des Ehrenamts“ o. ä. bietet ein Hallenfuchsjagd eine sehr ungewöhnliche und „neuartige“ Betätigung. Diese muss nicht so umfangreich wie bei der HAM Radio in Friedrichshafen ausfallen, oft reichen schon 3-5 Stationen. Kinder wachsen mit vielen technischen Geräten um sich herum auf, es gibt da keine Berührungsängste. Eine kurze Einführung in die Bedienung eines Peilempfängers und wie Peilen abläuft reicht – schon kann es losgehen. Ein „Schulgelände- Foxoring“ wäre dann auch etwas für Projekttage in der Schule. Bei all diesen Aktivitäten und Angeboten muss an ein Anschlussprogramm gedacht werden. Die Öffentlichkeitsveranstaltung bei einer der o. g. Gelegenheiten soll ja Nachwuchs für unser Hobby anlocken! Wenn sich jemand dafür interessiert, dann braucht es auch gleich einen Termin, wann und wo wieder etwas geboten ist. Für Jugendliche ist der OV-Abend ungeeignet, weil keine Bastelaktivität (in der Regel) und weil dieser viel zu spät beginnt! 2000Uhr ist keine adäquate Zeit für 10-15 Jährige! Also am späten Nachmittag beginnen, z.B. von 1700-1830Uhr, im 14-tägigen Rhythmus. Dementsprechend liegt am Stand ein Infoblatt aus, in dem die regelmäßige Veranstaltung kurz beschrieben ist – mit Ort, Zeit, dem nächsten Termin und den weiteren Terminen und Kosten. Aus versicherungstechnischen Gründen (weil wir einen Clubraum haben) müssen alle Teilnehmer im Bastelprogramm bei uns DARC- Mitglieder sein. Dieses Blatt ist dem jugendlichen Löter bzw. dessen Eltern zu übergeben. Natürlich kann dieses auch an Interessenten verteilt werden. Damit kommen wir zur eigentlichen Herausforderung, die die Jugendarbeit darstellt. Einen einmaligen Event zu organisieren fällt relativ leicht, aber regelmäßig in die Pflicht genommen zu werden, ist wesentlich anspruchsvoller. Da türmen sich sofort viele Fragen auf. Organisation Die Organisation kann in den Händen des OVV und/oder des Jugendgruppenleiters liegen. Aber das ist kein Muss! Mitunter gibt es im OV Mitglieder, die so ein Bastelprogramm aufziehen wollen. Hier sollte der OVV deren Motivation ausnutzen und die Truppe unterstützen, ihnen den Freiraum für eigene Entscheidungen gewähren und sie einfach machen lassen. Was aber nicht heißen soll, dass sich der OV-Vorstand völlig desinteressiert zeigt oder das die Bastelprogrammorganisatoren den OV-Vorstand im Unklaren lassen über Stand und Fortgang der Aktivität. Gemeinsam geht es besser! Zur Organisation gehört auch die vorausschauende Planung zukünftiger Projekte, Ausflüge, Wochenendfahrten usw. Basis für die Projekte können Anregungen der Jugendlichen sein, aber auch Vorschläge der Betreuer. Nicht immer kommt die zündende Idee zur Realisierung sofort. Für die Idee „Mama-Alarm“ haben wir 3 Jahre nach der passenden Umsetzung gesucht. Sehr hilfreich ist es, wenn ein oder zwei Betreuer das „Oberkommando“ haben. Es ist zwingend notwendig, die Arbeit zu verteilen. Ohne Führung geht das nicht. Wo? Wo soll das denn stattfinden? Zugegeben, ein OV wie der C28 hat da einen unschätzbaren Vorteil, weil wir einen Clubraum von der Stadt Fürstenfeldbruck vermietet bekommen. Andere Ortsverbände, wie z.B. der OV München-Süd C18, vereinbarten mit ihrem Clublokal-Wirt, einen Nebenraum nutzen zu dürfen. Denkbar wäre auch die Nutzung eines Raumes in einer Pfarrei, einem Sportverein oder einem Gemeinderaum – fragen kostet nix! Eine solche Nutzung funktioniert in aller Regel nur „stundenweise“. Die benötigten Materialien sowie das Werkzeug müssen jedes Mal mitgebracht werden. Oder der Hausherr erlaubt das Aufstellen eines abschließbaren Schranks zur Aufbewahrung des Werkzeugs. Für die Bastelobjekte der Jugend benutzen wir Kunststoffboxen mit Deckel. Darin verstauen die jungen Elektroniker ihre Bauteile, Anleitungen (z.B. Bestückungsplan, Stückliste, Inbetriebnahmecheckliste) und

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das gerade in Bau befindliche Bauprojekt. Besteht keine Lagermöglichkeit im „Bastelraum“, so müssen diese von den Teilnehmern zuhause gelagert und jedes Mal mitgebracht werden. Das ähnelt aber sehr den Vorgehensweisen für Malen/Zeichen- sowie Sportunterricht, stellt also kein ernsthaftes Hindernis dar. Wer? Wer betreut das Bastelprogramm? Dies Arbeit MUSS auf mehrere Schultern verteilt werden. Neben der Organisation erfordert ein Elektronikbasteln die Betreuung der Jugendlichen vor Ort. Für eine ausreichende „Führungsspanne“ planen wir mit 1 Betreuer für 3-5 Teilnehmer. Generell gilt, je jünger die Teilnehmer und je „neuer“ sie in der Gruppe sind, desto höher ist der Aufwand. Rechnet man jetzt noch einen „Ersatz“- Betreuer hinzu, ist die Crew vollständig. JugendARBEIT soll ja nicht nur den Jugendlichen gefallen, sondern auch für die Betreuer muss der Spaßfaktor ausreichend groß sein. Kein Mitglied des Betreuerteam kann immer teilnehmen. Dienstreisen, Krankheit, Urlaub, usw. sabotieren da alle guten Vorsätze. Trotz aller „Verpflichtung“ für diese Aufgabe darf der Druck nicht so groß werden, dass der Eindruck von „unabkömmlich“ aufkommt. Spätestens dann ist es nämlich mit dem Spaß vorbei – und das wäre sehr schade. Das Alter der Betreuer spielt eine eher untergeordnete Rolle. Opa und Oma können in aller Regel sehr gut mit Ihren Enkeln umgehen. Die Altersverhältnisse bei unserer Jugendarbeit ähneln dieser Konstellation sehr stark. Es ist auch nicht entscheidend, dass ein Projekt, ein Aufbau auf Anhieb funktioniert. Fehlersuche, Debugging der Software und Redesign gehören einfach dazu. Der Lerneffekt dieser Aktionen darf nicht unterschätzt werden. Selbstverständlich ist der „Großeltern“- Status nicht als Voraussetzung für die Betreuung anzusehen, es ist aber auch kein Hindernis! Hilfe und Unterstützung kann und soll von allen Alterschichten kommen. Jugendarbeit ist kein Exklusivauftrag an die Geschäftsstelle in Baunatal, den Distrikt oder den Jugendgruppenleiter, sondern Sache des Ortsverbandes. Da ist jeder gefragt. Kosten Bzgl. Kosten muss eines klar sein: Die Entscheidung, Jugendarbeit durchzuführen, ist gleichbedeutend mit einem Großangriff auf die OV-Kasse! Aus der vorstehenden Schilderung lassen sich schon einige Ausgaben, einmalig oder regelmäßig, ablesen. Anschaffung von Pavillon, Biertischgarnituren, Getränke und Süßigkeiten, Werkzeugboxen, Werkzeug, Bausätze bzw. Bastelmaterial kosten ebenso Geld wie Mieten für Jahrmarktbude oder „OV-Raum“. Die erhöhte Nutzung in unserem Clubraum treibt auch die Energiekosten (Strom und Heizung) in die Höhe. Natürlich darf nicht alles kostenlos angeboten werden. Wie schon erwähnt, verhindert ein symbolischer Betrag das exzessive Verbauen von Bausätzen. Der Kostenanteil, den wir z.B. für das Ferienprogramm erheben, deckt aber nicht alles ab. Bausatz + Mittagessen + Getränk(e) + Süßkram gibt es bei uns für nur 12€. Für die Bastelaktivitäten im laufenden Jugendprogramm erheben wir halbjährlich einen Pauschalbetrag, der aber auch nicht vollständig kostendeckend ist. Den Rest übernimmt die OV-Kasse. Da bei uns die Jugendarbeit im Vordergrund steht, und nicht die Buchhaltung, erfolgt eine mehr oder weniger gute Abschätzung, nach der sich der Pauschalbetrag richtet. Während die laufenden Kosten in der Regel problemlos aus Einnahmen des OVs abgedeckt werden können, muss zur Erstausrüstung das Sparschwein geschlachtet werden. Damit meine ich hauptsächlich die Anschaffungskosten für Werkzeug. Den größten Anteil daran haben die Lötstationen. Aus eigener, schlechter Erfahrung kann ich nur abraten, Lötgeräte für 3.99€ im Baumarkt zu kaufen. Diese erfüllen überhaupt nicht die Anforderungen an heutige Elektronikaufbauten. Bei geplanten 10 Teilnehmern schlagen 5 Lötstationen mit rund

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1000€ zu Buche. Für das übrige Werkzeug wie Seitenschneider, Spitzzange, Digitalmultimeter, Schraubenzieher, Lötzinn, Entlötlitze (sehr wichtig!) und die Werkzeug- und Teilnehmerboxen sind ca. 400€ insgesamt zu veranschlagen. Bei der Finanzierung kann wiederum die Geschäftsstelle und der Distrikt die OV-Kasse unterstützen! Im folgenden Kapitel beschreibe ich den Ablauf einer Ferienprogrammaktivität, die wir seit über 10 Jahren im Ferienprogramm der Stadt Fürstenfeldbruck anbieten. 2007 organisierten wir erstmals ein zusätzliches Angebot nur für Mädchen, den Girls Day. Ferienprogramm „Funk & Elektronik“ im OV Fürstenfeldbruck – C28 Wie jedes Jahr beteiligte sich der Ortsverband Fürstenfeldbruck C28 auch 2008 am Ferienprogramm der Stadt mit zwei Angeboten „Funk & Elektronik“. Diese Ganztagsveranstaltungen, die wir in unserem Clubraum durchführen, beginnen jeweils um 1000Uhr und enden gegen 1600Uhr. 3 bis 5 Betreuer kümmern sich um die 10-14 jährigen Teilnehmer. Je Termin können sich bis zu 15 Jugendliche anmelden. Die Kosten von 12€ je Teilnehmer enthalten neben dem Bastelmaterial auch Mittagessen, Getränke und Leckereien. Wir beginnen mit einer kleinen Bauteilekunde, bei der wir die unterschiedlichen Bauteile wie Widerstand, Kondensator, Diode, Transistor und IC kurz vorstellen. Wolfgang Förtsch DK4MZ erklärt mit seiner kurzweiligen und die Teilnehmer einbeziehenden Art die Funktion. Anschließend zeigen wir die zur Verfügung stehenden Bausätze im aufgebauten Zustand. Aus dem Portfolie des AATiS stehen in der Regel die Bausätze Morsetaste (AS001), LED-Voltmeter (AS011), LED-Fader (AS019), Blinkdreieck (AS114), Roulette (AS116), Taschenlampe (AS306) und Elektroskop (AS311), zur Auswahl. Jetzt gilt es, dass jeder seinen Bausatzwunsch äußert. Nach dem Verteilen der Bausätze schreiten wir zur Tat. Aufgrund der vorhergehenden Bauteilkunde identifizieren die Kinder mit Hilfe der Farbringe die Widerstandswerte und bestücken die Platinen. Selbstverständlich erfordert das auch eine Unterstützung seitens der Betreuer (Bild 1), aber ist jedes Mal wieder faszinierend, zu erleben, wie schnell die Kinder die Handhabung der Farbringe lernen. Und die nächste Herausforderung wartet schon: das Löten.

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Bild 1: Gudrun DL9MBP steht den Teilnehmerinnen mit Rat und Tat zur Seite

Unserer Erfahrung nach verfügen bereits 10-jährige über die nötige Feinmotorik, um mit Lötkolben und Zinn umgehen zu können. Wir waren uns da anfangs nicht so sicher, unsere Bedenken wurden aber restlos zerstreut. Dazu tragen auch sicher die professionellen Weller-Lötstationen bei, die wir im Laufe der Jahre angeschafft haben (ebay, Firmen-„Schrott“, Spenden). Ebenso verhilft die Biegelehre für Widerstände zu einem schnelleren und vor allem optisch ansprechenden Aufbau. So geht der Aufbau fix voran und die Stunde der Wahrheit, auch Funktionstest genannt, rückt näher. Nicht immer funktioniert jeder Aufbau auf Anhieb, die häufigsten Fehler sind kalte Lötstellen oder Zinnbrücken. Das finden die Betreuer (Bild 2) recht schnell heraus und liefern die nötigen Tipps zur Fehlerbeseitigung, so dass das Unternehmen Mittagessen beginnen kann.

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Bild 2: Benni zeigt wie es geht

Während wir früher immer einen OM aus dem OV mit dem Aufnehmen der Bestellung und der Abholung der Pizzen beauftragt haben, unternimmt das jetzt ein Betreuer mit 2 oder 3 Kids. Das Kfz ist mit Funk (2m) ausgerüstet, so dass sich eine günstige Gelegenheit ergibt, den Amateurfunk praktisch vorzustellen. Natürlich ist die Gegenstation im Clubraum auch besetzt. So können die „Wir verhungern – Hilferufe“ direkt an die Einkaufstruppe weitergeleitet werden und andererseits der Fortschritt der Beschaffungsaktion leicht abgefragt und mitverfolgt werden. Nach dem Mittagessen geht es raus an die frische Luft. Fuchsjagd lautet das Thema! Im nahegelegenen Garten eines OMs aus dem Ortsverband wurde der Fuchs, ein selbstgebauter 80m-Sender, versteckt. Die Kinder werden jeweils paarweise mit einem Peilempfänger ausgerüstet, und nach einer kurzen Einweisung zur Handhabung des Geräts geht´s los. Wir veranstalten diese Fuchsjagd in zwei Durchgängen. Da nicht immer alle Kinder vor dem Mittagessen ihren Bausatz fertig stellen, komplettieren diese ihre Aufbauten, während die erste Gruppe zur Fuchsjagd aufbricht (Bild 3).

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Bild 3 : Wolfgang DK4MZ und Gudrun DL9MBP mit den Nachwuchsjägerinnen

Auch die Fuchsjäger verfügen über ein 2m-Handfunkgerät, so dass ständiger Kontakt sichergestellt ist. Die zeitlichen Lücken zwischen Fertigstellung der Bausätze und Rückkehr der Jagdmannschaft füllen wir mit Aufräumen bzw. Funken an der Clubstation. Je nach Alter bzw. Sprachkenntnissen kommt Kurzwelle oder UKW zum Einsatz. Nach erfolgreicher Rückkehr der ersten Gruppe zeigen wir diesen Jugendlichen die Betriebstechnik an der Funkstation. Mit Hilfe des Ausbildungsrufzeichens DN2MA steht das Funken auch den Teilnehmern offen. Während sich auf Kurzwelle immer genügend Gesprächspartner finden, benötigen wir für 2m häufig die Unterstützung der OV-Mitglieder. Der Bastelnachmittag klingt aus mit Funkbetrieb. Abschließend verteilen wir einen „Feedbackbogen“, der aus einem Blatt vom Abrissblock stammt, mit der Bitte, aufzuschreiben was am Besten und am Wenigsten gefallen hat. Die Antworten sind hochinteressant und oft auch sehr amüsant! Vor der Verabschiedung überreichen wir die Teilnehmerurkunden und ein Informationsblatt. Dieses Informationsblatt weist die Jugendlichen und deren Eltern auf unser Jugendbasteln hin, das wir während der Schulzeit im vierzehntägigen Rhythmus, jeweils mittwochs von 1700-1830Uhr, durchführen. Der Zuspruch zu diesem Jugendbasteln hat sich enorm erhöht, seitdem wir dieses Infoblatt verteilen. In den vergangenen Jahren meldeten sich jeweils 12-18 Jugendliche zu den beiden Kurstagen an. Der Anteil der Mädchen liegt bei rund 40% ! Diese Quote erreichen wir aber erst seitdem wir den „Girls Day“, also einen Basteltag nur für Mädchen, anbieten. Im direkten Vergleich der Geschlechter gibt es neben einigen Gemeinsamkeiten auch signifikante Unterschiede zu beobachten. Zu ersterem zählt z.B. Handwerkliches Geschick. Mit Lötkolben, Lötzinn und Entlötlitze kommen alle sehr schnell zurecht. Mädchen lassen sich beim Aufbau aber mehr Zeit, ohne zu trödeln. Bei den Jungs hat das manchmal den Anschein eines Wettbastelns, was lediglich die Fehlersuche und

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Nacharbeitungsdauer erhöht, so dass bis zum funktionsfähigen Aufbau praktisch genau soviel Zeit aufgewendet werden muss wie bei den Mädels. Bei der Auswahl der Bausätze rangiert die Taschenlampe bei den Jungs ganz oben, die Mädchen hingegen bevorzugen Blinkdreieck, Roulette und den LED-Fader. Der größte Unterschied kommt beim Funken zutage. Während die Jungs jeweils dem anderen den Vortritt lassen wollen („...mach´ Du zuerst, ich mach´ dann später...“), nehmen die Mädchen das Mikrofon in die Hand und reden los! Ein Erlebnis der besonderen Art hatten wir letztes Jahr. Während drei Mädchen auf 2m einen allgemeinen Anruf starteten („cq 2m cq 2m, ....“), lief daneben der Kurzwellentransceiver auf 20m. Eine vierte Teilnehmerin kurbelte über der Frequenz und hörte eine amerikanische Station, auch mit einem allgemeinen Anruf. Als diese verstummte, ergriff sie das Mikrofon und antwortete. Und der OM kam zurück! Die beiden hatten dann ein QSO in Englisch. Auf ihre guten Englischkenntnisse angesprochen, erzählte sie uns, dass sie in England aufgewachsen ist. Ihre „Muttersprache“ ist Deutsch, mit ihrem Vater, einem Engländer, wird aber Englisch gesprochen. So ein Ereignis erleben wir natürlich nicht in jedem Ferienprogramm, aber solche Highlights kommen nur zustande, wenn man aktiv Jugend- und Nachwuchsarbeit betreibt. 2008 nahmen jeweils 7 männliche und weibliche Jugendliche an unseren beiden Ferienprogrammtagen teil. Als Folge davon und des bereits erwähnten Infobogens kamen am ersten Jugendbasteltag zusätzlich 7 Jugendliche (!). Da bewährt es sich, dass wir über ein relativ großen Vorrat an Bastelmaterial verfügen. Damit können wir solche Spitzen problemlos abfangen. Für die Betreuer stellt das aber eine Herausforderung dar, denn nicht nur die Neulinge, sondern auch die altbekannten Jugendlichen wollen mit Material und Rat versorgt werden. Insgesamt waren an diesem Abend 18 Jugendliche anwesend. Für die Neulinge bauen wir ein einfaches Lauflicht mit einem PIC, aufgebaut auf einer Lochrasterplatine, mit 9 LEDs die in einer 3x3 Matrix angeordnet sind. Das erlaubt vielfältige Variationen, beschäftigt die Kids mit Hardware und Software. Somit gewinnen wir Zeit, zukünftige Projekte mit den Jugendlichen zu planen. Der obige Bericht über unsere Erlebnisse mit der Jugendarbeit möge bitte niemand abschrecken. Wir haben Jahre gebraucht, um diesen Stand zu erreichen. Unsere Erfahrung sollen anderen helfen, unsere Fehler (z.B. Ferienprogramm ohne Infoblatt, ohne „Plan B“, wenn Interesse an einer regelmäßigen Veranstaltung besteht) zu vermeiden und so schneller zum Erfolg kommen wie wir. Unser Clubraum stellt sicher einen Glücksfall für uns dar, der uns vieles erleichtert. Wie andere Ortsverbände aber beweisen, geht es auch anders. Wichtig ist ein Team mit mind. 4 Betreuern, die sich die Arbeit teilen. Weniger sollten es nicht sein, denn jeder Betreuer muss ohne schlechtes Gewissen zu haben auch an einer Urlaubsreise, einem Theater- oder Konzertbesuch, einer Geburtstagsfeier o. ä. teilnehmen dürfen. Der Spaß sollte nicht nur bei den Kids, sondern auch bei den Betreuern im Vordergrund stehen! Eine detaillierte Planung ist überflüssig, denn es kommt sowieso anders! Eine grobe Vorstellung, wie es ablaufen sollte, muss natürlich vorhanden sein, inkl. einem „Plan B“ (z.B. Fuchsjagd bei Regen im Ferienprogramm?). Dieser ist für den größten anzunehmenden Zwischenfall vorzuhalten. Neben der Organisation eines Jugendbastelns darf auch die Öffentlichkeits- und Pressearbeit nicht vernachlässigt werden. Mit einem Artikel ab und zu ist es nicht getan! Steter Tropfen höhlt den Stein, und so sollte in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen in den örtlichen Zeitungen bzw. Lokalblättern über den Ortsverband und die Jugendarbeit im speziellen berichtet werden. Unserer Erfahrung melden sich meistens die Mütter, die für ihre Jungs eine Freizeitbeschäftigung suchen. Ohne Zeitungsartikel finden sie uns aber nicht! Weiblichen Nachwuchs gibt es in der Regel durch Mundpropaganda, hier scheinen die Mütter die Information aus der Zeitung nicht als „passendes“ Interessensgebiet für ihre Töchter zu erkennen.