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Wien! in arbeit... NORDWESTBAHNHOF Stadt- entwicklung Stadt- forschung nord- bahnhof nordwest- bahnhof © J. Kerviel u2 donaustadt liesing Mag. a Maria Vassilakou Vizebürgermeisterin Stadträn für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung © Foto: Lukas Beck Liebe Leserin, lieber Leser! Wien hat außerordentliche Qualitäten zu bieten und ist daher für viele ein idealer Ort, um hier zu leben und zu arbeiten, wie die dynamische Bevölke- rungsentwicklung zeigt. Dies bedeutet nicht nur, dass Polik und Verwaltung gefordert sind, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen, sondern auch, dass die Stadt lebendig, bunt und vielfälg ist. Wachstum bringt enorme Chancen für eine Stadt, die Wien auch nicht vor- beiziehen lässt. Die Areale des ehemaligen Nord- und Nordwestbahnhofes bieten beste Voraussetzungen für arakve und hochwerge neue Stadeile. Von Beginn an wurden die Anrainerinnen und Anrainer intensiv in alle Entwick- lungsschrie einbezogen. Der umfas- sende Dialog mit den BürgerInnen soll mit dem Beginn der Bauarbeiten aber nicht enden. Im Gegenteil – es geht darum, laufend über neue Entwick- lungen zu informieren, eine Plaorm und Anlaufstelle für Interessierte zu schaffen und den Nord- und Nord- westbahnhof noch vor Fergstellung als neues, arakves Stadtviertel im öf - fentlichen Bewusstsein zu verankern. Mit dem „Stadtraum Nord- bahnhalle“ wird dieser Dialog auf neue Beine gestellt. Die ehemalige IMGRO- Halle bietet einen geeigneten Platz, um die Wiener Planungswerksta „auf Tour“ zu schicken und vor Ort ein Infocenter einzurichten. Neben einem 3D-Modell sollen dort auch verschie- dene Veranstaltungen für eine Bele- bung des Stadeils sorgen. In Koopera- on mit PartnerInnen wie der TU Wien, dem Architekturzentrum, den ÖBB und vielen anderen entsteht so eine inno- vave Zwischennutzung am Areal. Ich lade Sie hiermit herz- lich ein, sich in dieser neuen Zeitung über aktuelle Fragen und Projekte der Stadtplanung zu informieren und die spannende Entwicklung des Nord- bzw. Nordwestbahnhofes direkt vor Ort mitzuerleben. Herausgeber MA 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung Für den Inhalt verantwortlich MA 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung, MA 21 – Stadeilplanung und Flächennutzung Grafik SUPERBLOCK ZT GmbH Druck MegaDruck www.stadtentwicklung.wien.at Nr. 01/2017, Juni 2017 Zeitung zu aktuellen Themen der Stadtentwicklung und Stadtplanung

Wien · tion mit PartnerInnen wie der TU Wien, dem Architekturzentrum, den ÖBB und vielen anderen entsteht so eine inno-vative Zwischennutzung am Areal. Ich lade Sie hiermit herz-lich

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Wien!in arbeit...

NORDWESTBAHNHOF

Stadt-entwicklung

Stadt-forschung

nord-bahnhof

nordwest-bahnhof

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viel

u2donaustadt liesing

Mag.a Maria Vassilakou

Vizebürgermeisterin

Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung© Foto: Lukas Beck

Liebe Leserin, lieber Leser!

Wien hat außerordentliche Qualitäten zu bieten und ist daher für viele ein idealer Ort, um hier zu leben und zu arbeiten, wie die dynamische Bevölke-rungsentwicklung zeigt. Dies bedeutet nicht nur, dass Politik und Verwaltung gefordert sind, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen, sondern auch, dass die Stadt lebendig, bunt und vielfältig ist. Wachstum bringt enorme Chancen für eine Stadt, die Wien auch nicht vor-beiziehen lässt. Die Areale des ehemaligen

Nord- und Nordwestbahnhofes bieten beste Voraussetzungen für attraktive und hochwertige neue Stadtteile. Von Beginn an wurden die Anrainerinnen und Anrainer intensiv in alle Entwick-lungsschritte einbezogen. Der umfas-sende Dialog mit den BürgerInnen soll mit dem Beginn der Bauarbeiten aber nicht enden. Im Gegenteil – es geht darum, laufend über neue Entwick-lungen zu informieren, eine Plattform und Anlaufstelle für Interessierte zu schaffen und den Nord- und Nord-westbahnhof noch vor Fertigstellung als neues, attraktives Stadtviertel im öf-fentlichen Bewusstsein zu verankern. Mit dem „Stadtraum Nord-

bahnhalle“ wird dieser Dialog auf neue Beine gestellt. Die ehemalige IMGRO-Halle bietet einen geeigneten Platz, um die Wiener Planungswerkstatt „auf Tour“ zu schicken und vor Ort ein Infocenter einzurichten. Neben einem 3D-Modell sollen dort auch verschie-dene Veranstaltungen für eine Bele-bung des Stadtteils sorgen. In Koopera-tion mit PartnerInnen wie der TU Wien, dem Architekturzentrum, den ÖBB und vielen anderen entsteht so eine inno-vative Zwischennutzung am Areal. Ich lade Sie hiermit herz-lich ein, sich in dieser neuen Zeitung über aktuelle Fragen und Projekte der Stadtplanung zu informieren und die

spannende Entwicklung des Nord- bzw. Nordwestbahnhofes direkt vor Ort mitzuerleben.

Herausgeber MA 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung Für den Inhalt verantwortlich MA 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung, MA 21 – Stadtteilplanung und Flächennutzung Grafik SUPERBLOCK ZT GmbH Druck MegaDruck www.stadtentwicklung.wien.at

Nr. 01/2017, Juni 2017

Zeitung zu aktuellen Themen der Stadtentwicklung und Stadtplanung

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nordwestbahnhof!

Bahnhofsareale auf dem Wiener Stadt-gebiet bieten aufgrund neuer Anfor-derungen an Transport, Logistik bzw. generell an Mobilität infrastrukturell hochwertig erschlossene innerstädti-sche Stadtentwicklungsgebiete. Daher wird seitens der Stadt Wien eine rege Planungs- und teilweise auch bereits umfangreiche Bautätigkeit auf den be-treffenden Flächen vorangetrieben. In den letzten 20 Jahren ist in der Brigittenau ein starkes Be-völkerungswachstum zu verzeichnen, das sich in zahlreichen neuen Wohn-bauten und großflächigen Umnutzun-gen widerspiegelt. Die städtebauliche Ausformulierung der Bebauungskan-te zur Donau, die Neubebauung um

Forsthausgasse, Kornhäuselgasse, am Höchstädtplatz oder auf den Hofbau-ergründen seien beispielhaft genannt. Entsprechende größere und kleinere Potenzialflächen unterstützen diesen unaufhaltbaren Entwicklungsprozess des Bezirkes. Der Nordwestbahnhof, etwa mittig zwischen Donau und Donau-kanal gelegen, ist zentraler Teil ei-ner gewaltigen Entwicklungskette im Hinterland des rechten Donauufers, die sich bereits in einem massiven Transformationsprozess befindet. Die Entwicklungspotenziale reichen vom Brigittenauer Frachtenbahnhof über die Zulaufstrecke Nordwestbahnhof, Nordbahnhof, Praterstern, Prater, Messe, Krieau bis hin zur Marina City in der benachbarten Leopoldstadt. Entsprechend der hervorra-

genden Lage des Nordwestbahnhofes zu Innenstadt, zentralen Grünräumen wie Augarten, rechtem Donauufer und Donaukanal und vor allem aufgrund der Absicht, den Frachtenbahnhof ab-zusiedeln besteht bereits seit gerau-mer Zeit der Anspruch, das Nordwest-bahnhof-Gelände mit seinen ca. 44 ha etappenweise einer hochwertigen städtebaulichen Nutzung zuzuführen und damit neben der Beseitigung stadtstruktureller Entwicklungshemm-nisse auch die Umweltbelastungen durch den Güterverkehr und dessen Folgewirkungen zu verringern. Zukünftig soll nun am Nord-westbahnhof ein neues Viertel entste-hen, das Zukunftssicherheit bieten und

DI Gregor Puscher

MA 21Leiter Planungsgruppe West

EIN KOMMENTAR VON DI GREGOR PUSCHER

Luftbild Nordwestbahnhof © SUPERBLOCK

URBANES WOHNEN IM GRÜNEN

Augarten

Jägerstraße

Friedensbrücke

Hannovermarkt

Dresdner Straße

Traisengasse

U-Bahn

U-Bahn

U-Bahn

S-Bahn

Donau-kanal

Nordbahnhof

NORDWESTBAHNHOF

DER BAHNHOFAls letzter der Wiener Kopfbahnhöfe wurde 1870 bis 1873 der Nordwest-bahnhof nach Plänen des Architek-ten Wilhelm Bäumler errichtet. Das damals noch sumpfige Gebiet erwies sich für die Bauarbeiten als sehr schwierig und musste bis zu vier Me-ter aufgeschüttet werden. Das Bahn-hofsgebäude befand sich an der Ecke Nordwestbahnstraße/Taborstraße, dem vormaligen Standort des Vergnü-gungsparks „Universum”. Die Halle des Bahnhofes wurde für viele Zwecke ge-nutzt. Im Laufe der Jahre fanden hier Vergnügungsveranstaltungen, Propa-gandareden und Ausstellungen statt.

NUTZUNG ALS „SCHNEEPALAST”Nachdem der Personenverkehr nach Mähren erlahmte, wurde er 1924 eingestellt und auf den Nordbahnhof verlegt. Die leerstehende Halle ad-aptierte man daraufhin für politische und kulturelle Veranstaltungen. Mit der Eröffnung am 26. November 1927 verwandelte sich das Gebäude in ei-nen „Schneepalast”. Durch den Eng-länder Laurence Clarke Ayscough und seiner geheimen Schneemixtur konn-te man bald auf einer schiefen Ebene dem winterlichen Vergnügen frönen. Sogar eine Sprungschanze wurde in die Halle gebaut.

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TRANSFORMATIONVom Bahnhof zum Schneepalast und Containerterminal

ZWEITER WELTKRIEG UND ABRISSAm 26. März 1938 hielt Herman Gö-ring gegen den politischen Katholi-zismus eine Rede. Nur Tage danach, am 9. April, sprachen Goebbels und Hitler an gleicher Stelle. Auch die Aus-stellung „Der ewige Jude” fand nicht ohne Grund in der Halle des Nord-westbahnhofes statt, wohnten doch viele Juden in der Leopoldstadt und der Brigittenau. Diese Ausstellung war der Startschuss für die große Ju-denverfolgung. Während des Krieges nutzte die deutsche Wehrmacht den Bahnhof als Lager. Er wurde durch Bombenangriffe schwer beschädigt. Der Nordwestbahnhof wurde 1952 endgültig abgerissen. Seit der Außer-betriebnahme der Nordwestbahnbrü-cke sind die Gleisanlagen des Bahn-hofs im Bereich des Frachtenbahnhofs Brigittenau, nahe der ehemaligen Brü-cke, durch Schleifen nach Norden und nach Süden mit der Donauuferbahn verbunden.

DIE 1970erDas Gelände des Nordwestbahnhofs wurde in den 1970er-Jahren zu einem damals modernen Güter- und Contai-nerterminal mit Krananlagen und La-gerhäusern ausgebaut.

Das Gelände des Nordwestbahnhofs selbst bildet neben dem „Brettldorf“ die letzte großflächige und vor allem städtebaulich bedeutende Flächenreserve in der Brigittenau.

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alle Qualitäten des innerstädtischen Wohnens und Arbeitens mit höchs -tem Freizeit- und Erholungswert ver-einen soll. Die Ansprüche der Men-schen in Bezug auf Arbeiten und Wohnen steigen. Globale Megatrends wie Individualisierung, Wissensgesell-schaft, Ressourcenknappheit, demo-grafischer Wandel, New Work, etc. stellen zusätzliche Anforderungen. Die Antwort der Stadt Wien ist eine innere Stadterweiterung neuen Typs: Alle Bedürfnisse und Funktionen rund um Arbeiten und Wohnen wie Kultur, Bildung, Architektur und Einzelhan-del, aber auch Erholung und Freiraum sollen im Herzen der Stadt, und zwar auf höchstem Niveau, angeboten wer-den. Das Gelände des Nordwest-bahnhofs selbst bildet neben dem

„Brettldorf“ die letzte großflächige und vor allem städtebaulich bedeu-tende Flächenreserve in der Brigitte-nau. Vor allem aber bietet sich hier die historisch einmalige Chance, die beiden, durch den Frachtenbahnhof getrennten Bezirkshälften, durch eine städtebaulich hochwertige Neunut-zung miteinander zu verweben und zu verbinden. Mit dem Leitbild aus 2008 und dem nun evaluierten Leitbild aus 2016 wurde der Grundstein für die Neunutzung des heutigen Nordwest-bahnhofareals gelegt. Ziel muss es daher sein, durch das zukünftige Leitbild über die vorhandenen Standortqualitäten hi-naus einen spezifischen zusätzlichen Unique Selling Proposition zu kreie-ren. Es sind die Grundlagen für die Entwicklung eines attraktiven Stadt-teils mit unverwechselbarem Charak-ter geschaffen worden. Das Leitbild bildet daher einen Orientierungsrah-men, der in weiteren Planungen zu konkretisieren sein wird. Die Realisie-rung der skizzierten städtebaulichen Umnutzung erstreckt sich voraussicht-lich über mehrere Jahrzehnte. Auf geänderte Bedürfnisse oder Anforde-rungen muss reagiert werden können, ohne das Grundkonzept umzustoßen. Es bedarf daher weiterhin robuster Ansätze, die aber flexibel auf geänder-te Vorgaben reagieren können.

Nordwestbahnhof vor 1918

Schneepalast 1927

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nordwestbahnhof!

DI Robert Nowak

Projektleiter Wiener Bahnareale

Bezirksvorsteher Brigittenau

INHALTE UND ZIELE FÜR DAS STÄDTEBAULICHE LEITBILD 2008 UND DIE EVALUIERUNG 2016

Der Nordwestbahnhof mit seiner hervorragenden Lage zu Innenstadt, Augarten und rechtem Donauufer wird derzeit noch als Frachtenbahn-hof genutzt. Eine Neunutzung des Areals bietet die historisch einmalige Chance, die getrennten Bezirkshälften der Brigittenau zu verbinden. Ab 2020 soll auf dem Areal ein neuer Stadtteil für ca. 14.000 Einwohnerinnen und Einwohner entstehen.

AUSBLICKMit der Inbetriebnahme des neuen Güterzentrums Wien-Süd im Dezem-ber 2016 konnte die Terminal-Verlade-stelle vom ÖBB-Gelände Nordwest-bahnhof dorthin verlagert werden. Das Nordwestbahnhofgelände wird noch bis 2019 als Frachtenbahnhof ge-nutzt. Für das Jahr 2020 sind die Frei-machung des Areals und der Start der etappenweisen Bebauung geplant. Mit dem im Jahr 2008 be-schlossenen städtebaulichen Leitbild wurde der Grundstein für die Neu-nutzung des heutigen Nordwest-bahnhofareals gelegt. Aufgrund des weiten Realisierungshorizontes war es wichtig, dass das Konzept an sichverändernde Rahmenbedingungen an-gepasst werden kann. Eine 2015 ge-startete Aktualisierung des Leitbilds wurde im Jahr 2016 abgeschlossen.

STÄDTEBAULICHE GESAMTSTRUKTUR! Schaffung eines Stadtteils mit unverwechselbarem Charakter! Attraktive stadtgestalterische Ansätze im Hinblick auf Identität, Identifikation und Orientierung! Übernahme zentraler Funktionen! Vernetzung mit den umliegenden Zentren! Impulse und Aufwertung für angrenzende Bezirksteile

BEBAUUNG! Zeitgemäße Bebauungsstrukturen! Durchlässigkeit des Gebietes unter Berücksichtigung von Wunschgehlinien! Verbesserung der Lebens- und Wohnqualität für die benachbarte Bevölkerung! Qualitativ hochwertiger Wohnraum auch bei größeren Höhen und Dichten! Bekannte und bewährte Bautypologien, abwechslungsreich inszeniert! Gleichmäßig hohe Nutzungsqualität über das gesamte Entwicklungsareal! Bereitstellung sozialer Infrastruktur! Beachtung von Sichtachsen! Ansiedlung von Attraktoren ! Umnutzung und Integration bestehender Hallen

GRÜN- UND FREIRAUM, ÖFFENTLICHER RAUM! Neue, integrierende Mitte (Grüne Mitte)! Ergänzende wohnungsbezogene Spiel- und Freiflächen! Öffentliche Frei- und Grünräume ! Hohe Nutzungsqualität (Berücksichtigung von Besonnung und Beschattung)

VERKEHR! Maximal 20% Autoverkehr, mindestens 80% öffentlicher Verkehr, Radverkehr sowie Fußgängerinnen und Fußgänger

! Kein Kfz-Durchzugsverkehr! Attraktive öffentliche Verkehrsmittel (Ausbau des Straßenbahnnetzes)! Dichtes Fuß- und Radwegenetz! Möglichst wenig Stellplätze im öffentlichen Raum! Neue Modelle der Mobilität

ETAPPEN UND FLÄCHENBILANZ! Etappenweise Realisierbarkeit und Anpassungsmöglichkeit an sich ändernde Rahmenbedingungen Wirtschaftlichkeit/Entwicklungs- fähigkeit! Berücksichtigung immobilien- wirtschaftlicher Aspekte

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VISION

GENERELLE ZIELSETZUNGENDas Leitbild besticht durch seine groß-zügigen Baufelder, die ruhige, grüne und halbprivate Freiflächen im Inne-ren ermöglichen. Eine Grüne Mitte mit einer öffentlichen Park-Esplanade durchzieht das Areal. Die Erdgeschoße entlang der Grünen Mitte sind mehr-heitlich öffentlich zugänglichen Nut-zungen vorbehalten. Wichtige Schwerpunktnut-zungen im Bereich Handel, Gewerbe, Dienstleistungen und Büro sollen an der Taborstraße im Süden, zwischen Stromstraße und Hellwagstraße im Norden und an der verlängerten Trai-sengasse in der Mitte des neuen Stadt-viertels entstehen. Sie haben über das Nordwestbahnhofareal hinausgehen-de Bedeutung und tragen zur Vernet-zung des neuen Stadtviertels mit der Umgebung bei. Die Erschließung des neuen Stadtquartiers erfolgt im Wesentli-chen über Stichstraßen. Es wurden keine Durchgangsrouten für den Auto-verkehr vorgesehen. Die verkehrliche Belastung durch das neue Stadtvier-tel soll, trotz seiner Lage im Zentrum des 20. Bezirks, so gering als möglich gehalten werden. Eine Schlüsselrolle wird dabei dem öffentlichen Verkehr und dem Radverkehr sowie der Er-schließung mit Fußwegen zukommen.

BürgerInnen-Information Mai 2016

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Wien! in Arbeit...: Was sind die Auf-gaben der Projektleitung Wien Bahn-areale? Welche Player sind involviert und was ist Ihre Rolle?Robert Nowak: 2015 wurde ich vom Wiener Bürgermeister als Projektlei-ter für das Management städtischer Entwicklungen auf ehemaligen Bahn-arealen und die strategische Koordi-nierung von Infrastrukturprojekten der ÖBB bestellt. Konkret geht es um die Areale um den Hauptbahnhof, den Nord- und den Nordwestbahnhof – in der Summe umfasst das etwa 200 ha. Mit meinem Team bin ich für die Abstimmung aller technischer Erfor-

3 Fragen an ...

ROBERT NOWAK

dernisse zwischen der ÖBB und den Dienststellen der Stadt Wien, den je-weiligen ProjektentwicklerInnen, Inves-torInnen und den Wiener Stadtwerken verantwortlich sowie für die Steuerung des Kosten- und Zeitrahmens.

Wien! in Arbeit...: Mit dem Haupt-bahnhof, dem Nordbahnhof und dem Nordwestbahnhof koordinieren Sie die drei größten innerstädtischen Stadtentwicklungsgebiete Wiens. Sind die Gebiete prinzipiell vergleichbar oder gibt es ganz unterschiedliche He-rausforderungen?Robert Nowak: Die Projekte ähneln

Projektleiter Wiener Bahnareale (PWB), verantwortlich für die Koordination der Entwicklungsgebiete Hauptbahnhof, Nord- und Nordwestbahnhof

Wien! in Arbeit...: Welche Bedeu-tung hat das Stadtentwicklungsgebiet Nordwestbahnhof für Sie und den 20. Bezirk?Hannes Derfler: Ich habe etwa zur sel-ben Zeit als Bezirksvorsteher zu arbei-ten begonnen, wie das erste Leitbild für die neue Nutzung des Nordwest-bahnhofareals entstanden ist. So die WählerInnen wollen, werde ich – pen-sionsbedingt – ca. mit der Fertigstel-lung aus der politischen Tätigkeit aus-steigen. Man kann also sagen, für mich ist es das größte und wichtigste Baby im Bezirk. Das gilt selbstverständlich auch für die Brigittenau insgesamt.

Wien! in Arbeit...: Welche Auswir-kungen werden die Umnutzungen des Areals und die Realisierung des städ-

tebaulichen Leitbilds auf den Bezirk haben?Hannes Derfler: Ca. 15.000 Men-schen werden künftig neu im Bezirk wohnen. Damit wird die Brigittenau zum 100.000er-Bezirk. Arbeitsplätze werden ebenso entstehen wie z.B. fünf Schulen an drei Standorten. Die Belebung von Geschäftsstraßen, die in Zukunft direkt ins Areal führen wer-den, ist ebenfalls ein Effekt, mit dem zu rechnen ist. In aller Kürze ist das ein kleiner Überblick zu den Auswirkun-gen, die ich erwarte. Insgesamt soll nicht eine In-sellösung auf der Insel entstehen. Mir ist wichtig, dass die geplanten Freiräu-me und alle anderen Maßnahmen und Entwicklungen positive Auswirkungen in der gesamten Brigittenau haben.

HANNES DERFLER

Wien! in Arbeit...: Welche Qualitäten erwarten Sie sich vom neuen Stadt-teil?Hannes Derfler: Wohnraum, die große „Grüne Mitte“, Arbeitsplätze. Das wird ohnehin entstehen. Wichtig ist die Be-lebung der Erdgeschoßzonen. Es gibt dazu viele gute Überlegungen, die im Einzelnen beschrieben, hier den Platz sprengen würden. Ich habe mir in der Vergan-genheit vergleichbare Stadtentwick-lungsgebiete in Europa angesehen und auch in Wien die jüngsten Bei-spiele beobachtet. Da kann man viel lernen. Jetzt und in Zukunft gilt es, möglichst viel Einfluss zu nehmen, da-mit sich die letzte große „Bebauungs-chance“ in der Brigittenau in die rich-

sich zwar in ihrem Größenumfang, die jeweiligen Rahmenbedingungen sind aber durchaus verschieden und vor allem befinden sie sich in ganz unterschiedlichen Stadien: Beim Areal rund um den Hauptbahnhof ist bereits der Großteil der Vorhaben umgesetzt – hier gehen wir von einer Fertigstel-lung bis 2021 aus. Der Nordbahnhof steht eher am Beginn der operativen Entwicklungen und beim Nordwest-bahnhof rechnen wir nicht vor 2020 mit dem operativen Projektstart. Beim Hauptbahnhof hat natürlich das Ver-kehrsbauwerk – der Bahnhof selbst – eine gewichtige Rolle gespielt – das

fällt bei den anderen beiden Gebieten beispielsweise weg.

Wien! in Arbeit...: Welche Lehren können Sie von den bisher umgesetz-ten Projekten für den Nordwestbahn-hof mitnehmen?Robert Nowak: Im Bereich des Pro-jektmanagements konnten wir durch-aus einiges vom Hauptbahnhof lernen und bereits für den Nordbahnhof an-wenden. Nur um ein Gefühl für die Größenordnung zu bekommen: Beim Nordbahnhof sind etwa 25 Dienststel-len mit insgesamt 130 Einzelprojekten involviert, die es zu koordinieren gilt.

tige Richtung entwickelt. Lebend und belebend, im und für den 20. Bezirk.

Wien! in Arbeit...: Welche Chancen bietet das städtebauliche Leitbild für die BewohnerInnen im Umfeld des Nordwestbahnhof-Areals?Hannes Derfler: Die Belebung von Geschäftsstraßen habe ich schon er-wähnt. Auch auf dem Gelände werden wir darauf drängen, dass sich Attrak-toren ansiedeln, von denen die umlie-genden Gebiete profitieren werden. Der öffentliche Verkehr ist selbstver-ständlich auch ein Thema, das nicht nur dem zukünftigen Nordwestbahn-hofareal nützen soll.

Was sagt der Bezirksvorsteher?

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nordwestbahnhof!

DIE AKTUALISIERUNGDas „Städtebauliche Leitbild Nord-westbahnhof” wurde im Jahr 2008 von der Stadtentwicklungskommis-sion beschlossen und stellt weiter-hin ein robustes Grundkonzept dar. Im Leitbild ist festgehalten, dass die darin formulierten Ziele im weiteren Planungs- und Umsetzungsprozess gegebenenfalls zu überprüfen und weiterzuentwickeln sind. Zwischen-zeitlich geänderte Anforderungen und Rahmenbedingungen waren für die im Jahr 2015 gestartete Aktua-lisierung des Leitbilds maßgebend (u.a. steigender Wohnraumbedarf, Bedarfserhebung der erforderlichen Bildungseinrichtungen, neue Fach-konzepte). Dabei wurde das Leitbild in Kooperation mit Fachplanerinnen und Fachplanern, den Fachdienststellen und der Grundeigentümerin vor allem im Hinblick auf die Aspekte Bebauung, Verkehr und Infrastruktur überprüft, vertieft und in Teilbereichen adap-tiert. Die Adaptierungen beinhalten unter anderem eine Reduzierung des Büroanteils zugunsten eines höheren

Wohnanteils, eine Nachverdichtung unter Beibehaltung der Baufeldgrö-ßen und des Grünanteils, zusätzliche Flächen für Schulstandorte und eine Differenzierung der baulichen Kanten für eine angestrebte Durchlässigkeit und Öffnung zur Grünen Mitte.

DIE BÜRGERINNENINFORMATIONIm Mai 2016 fand am Nordwestbahn-hofgelände ein Informationsabend über den damaligen Stand der Über-arbeitung des städtebaulichen Leitbil-des statt. Die Bürgerinnen und Bürger hatten die Gelegenheit, im Rahmen einer Ausstellung mit Vertreterin-nen und Vertretern der Stadtplanung (MA 21) sowie Fachplanerinnen und Fachplanern persönliche Gespräche zu führen. An die BürgerInnenbeteili-gung, die bis 2008 den Planungspro-zess „Leitbild Nordwestbahnhof Neu“ begleitet hat, wurde im Bearbeitungs-prozess angeknüpft, indem die im Be-teiligungsprozess 2006 bis 2008 erar-beiteten Empfehlungen im Rahmen des Informationsabends präsentiert

DAS STÄDTEBAULICHE LEITBILD

PLANUNGSPROZESSDas „Städtebauliche Leitbild Nord-westbahnhof“ aus dem Jahr 2008 ist Ergebnis eines in den Jahren 2005 bis 2008 von der Stadt Wien gemeinsam mit den ÖBB durchgeführten inter-disziplinären Planungsprozesses. Für das Planungsgebiet und sein Umfeld wurde zu Beginn des Prozesses eine „Städtebauliche Strukturanalyse“ aus-gearbeitet. Im Anschluss daran wurde von einem Planungsteam aus ver-

schiedenen Abteilungen der Stadt Wien, VertreterInnen der Politik, ex-ternen ExpertInnen und der ÖBB ein „Grobes Leitbild“ entworfen.

WETTBEWERBBasierend auf dem „Groben Leitbild“ wurde 2007/2008 eine Leitidee im Zuge eines internationalen, städte-baulichen Wettbewerbes prämiert, die als Grundlage für das städtebau-liche Leitbild diente. Das Siegerteam ernst niklaus fausch architekten (enf) aus Zürich und das Planungsteam Nordwestbahnhof entwickelten ge-meinsam im Zuge von mehreren Workshops das städtebauliche Leitbild Nordwestbahnhof. Parallel wurden im Zuge des Prozesses Szenarien für eine stadtverträgliche Verkehrsentwicklung sowie ein umfassender Bericht zu Ökologie und Freiraum erarbeitet.

BÜRGERINNENBETEILIGUNGDer Planungsprozess zum Leitbild

Nordwestbahnhof wurde ab dem Jahr 2006 von einer BürgerInnen-beteiligung begleitet. Dabei wurden parallel und in enger Rückkoppelung zur ExpertInnenebene der Stadtpla-nung Empfehlungen zu den einzel-nen Planungsschritten aus Sicht der BürgerInnen formuliert. Die Bürge-rInnenbeteiligung umfasste eine akti-vierende Befragung im Straßenraum, einen Rundgang durch das Gelände, eine Auftakt-, Informations- und Ab-schlussveranstaltung sowie sechs Ar-beitsgruppensitzungen.

GENDER MAINSTREAMINGDie Leitbildentwicklung zum Nord-westbahnhof war ein Gender Main-streaming-Leitprojekt der Stadt Wien. Die Berücksichtigung von Gender Mainstreaming-Aspekten ist ein wich-tiger Beitrag für eine geschlechter-gerechte Stadtentwicklung. Sie sind integraler Bestandteil des Leitbilds Nordwestbahnhof.

LEITBILDERSTELLUNG 2005-2008

AKTUALISIERUNG 2016

Diagramm zur BürgerInnenbeteiligung 2006-2008© MA 21

wurden. Die Bürgerinnen und Bürger hatten die Gelegenheit, diese Emp-fehlungen zu ergänzen. Diese wurden überprüft und sind – soweit möglich – in die Aktualisierung des Leitbildes eingeflossen. Viele Empfehlungen wa-ren bereits im Städtebaulichen Leitbild 2008 berücksichtigt. Jene Empfehlun-gen, die für die weitere Planung und Umsetzung relevant sind, wurden den zuständigen Dienststellen übergeben. DER BESCHLUSSIn der Stadtentwicklungskommission (STEK) im September 2016 wurden das evaluierte städtebauliche Leitbild sowie die dargestellten Entwicklungs-erfordernisse für das Nordwestbahn-hofareal beschlossen. Das Städtebau-liche Leitbild 2008 und das evaluierte Städtebauliche Leitbild 2016 bilden die Grundlage für die weiteren Pla-nungsschritte und die Neufestsetzung des Flächenwidmungs- und Bebau-ungsplanes.

WARUM BRAUCHT ES EINE

AKTUALISIERUNG DES LEITBILDS?

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Vorstellung des Entwurfs des überarbeiteten Leitbildes in einer leeren Postbus-Garage am Nordwestbahnhof im Mai 2016

Vorstellung des Entwurfs des überarbeiteten Leitbildes

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FACT!FLÄCHE DES AREALS44 ha

ÖFFENTLICHE GRÜNFLÄCHE10 ha

BRUTTOGESCHOSSFLÄCHE800.000 m2

WOHNEN71% _ 5.700 Wohnungen

EINWOHNERINNEN13.700

ARBEITSPLÄTZE4.700

*Steigender Wohnraumbedarf >> Überprüfung der Dichte und der Nutzungsverteilung

*Vorsorge Bildungseinrichtungen (Schulen, Kindergärten) >> Bedarfserhebung/konkrete Verortung

*Berücksichtigung der Ziele und Maßnahmen gemäß „Fachkonzept Mobilität“ (2014)

*Berücksichtigung des neuen Garagengesetzes (Bauordnungsnovelle 2014)

*Schärfung der städtebaulichen Zielsetzungen (z.B. Bebauungs- strukturen, Höhenentwicklung)

*Reaktion auf fortgeschrittene Planungen im Umfeld (z.B. Projekt Dresdner Straße 84-90 „Lamberg“, Baulückenschließungen in der Universumstraße, Stadtentwicklungsgebiet Nordbahnhof)

Stadt muss leben

Städtebauliches Leitbild Nordwestbahnhof

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nordwestbahnhof!

Wien! in Arbeit...: Was sind die we-sentlichen Elemente des städtebauli-chen Ansatzes und aus welchem Kon-text sind diese entstanden?Bertram Ernst: Unsere Kernaussagen wurden alle aus der Auseinanderset-zung mit der umgebenden Stadtstruktur, dem zugrundeliegenden Raumpro -gramm und unserer Auseinandersetzung mit einer lebenswerten Stadt entwickelt. Dabei war uns wichtig, dass das neue Stadtquartier Nordwest-bahnhof sowohl eine eigenständi-ge Identität als „Grätzel” erhält und gleichzeitig als Bindeglied (fast wie ein Reißverschluss) zwischen den momentan getrennten Teilen der Brigittenau wirkt. Das neue Stadt-quartier Nordwestbahnhof bezieht dabei seine Eigenständigkeit somit aus dem Dialog zwischen den beste-henden Strukturen der Umgebung und der neuen urbanen Setzung.  Aus topologischer Sicht bildet der neue zentrale Stadtpark den urba-nen „Stempel“, welcher das Areal Nordwestbahnhof klar erkennbar in den Stadtgrundriss einschreibt. Diese „Grüne Mitte“ vereint im ursprüng-lichen Sinne eines „Volksparks“ un-terschiedliche Freiraumnutzungen in einer gemeinsamen, offenen Struk-tur für unterschiedlichste NutzerIn-nengruppen. Erst diese Gleichzei-tigkeit und Offenheit bietet unserer Meinung nach die Gewähr für ein funktionierendes städtisches Leben. Durch die Durchgängigkeit von Nor-den nach Süden können auch alle Be-wohnerInnen und Kinder ohne Über-querung einer Straße Einkaufs- oder Schulnutzungen erreichen. Ein auto-mobiler Durchzugsverkehr durch den Nordwestbahnhof findet nicht statt, hingegen entstehen attraktive Verbin-dungen für den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr.

Vier Hochpunkte (zwei an der Hellwag-/Stromstraße, je eines an der Wallensteinstraße und an der Tabor-/Nordbahnstraße) bezeichnen wichtige Orte des Areals und veror-ten es im Sinne von Blickbeziehun-gen im Maßstab der ganzen Stadt.  In einer typologischen Betrachtung bindet die Struktur der neuen Baufel-der und die neuen Straßenzüge das Areal auf eine selbstverständliche Art und Weise in die umgebende Stadt-struktur ein. Alle zum Nordwestbahn-hof führenden Straßenzüge werden

auf dem Areal aufgenommen und di-rekt bis an die „Grüne Mitte“ geführt. Typologisch entsprechen die Baufel-der den umliegenden städtischen Be-bauungsstrukturen mit der Möglich-keit zur vertikalen Nutzungsmischung. Diese Nutzungsmischungen schaffen für uns auch die Grundlage für einen qualitätsvollen städtischen Alltag im Stadtquartier Nordwestbahnhof. Da-bei ist unserer Meinung nach weniger die Menge der Nutzungen als vielmehr die Möglichkeit der Nutzungen für die-ses städtische Leben entscheidend.

Wien! in Arbeit...: Wie finden Sie das nun vorliegende Städtebauliche Leit-bild?Bertram Ernst: Das vorliegende Leit-bild widerspiegelt die wesentlichen Elemente und Themen des städtebau-lichen Ansatzes gut. Uns ging es darum, für das vorliegende Städtebauliche Leitbild diese wesentlichen Elemente noch einmal zu überprüfen, ein wenig zu verdichten und – wo nötig – anzu-passen. Dabei haben wir vor allem im Bereich der Ränder, also bei der

Wallenstein- und Nordwestbahn-straße, bei der Traisengasse und bei den Anschlüssen an die bestehenden „halben Blöcke“ im Nordosten an der Universumstraße Anpassungen vorge-nommen.  Nun wird es darum gehen, basierend auf dem Leitbild, einfache und klare Regeln zu entwickeln, wel-che die städtebauliche Qualität im Areal sichern und die Realisierung der folgenden Projekte durch unterschied-liche BauträgerInnen und ArchitektIn-nen zu ermöglichen.

Wien! in Arbeit...: Welche Wünsche haben Sie für eine weitere Entwick-lung und Umsetzung?Bertram Ernst: Für die weitere Ent-wicklung und Umsetzung werden wir nun diese Regeln zusammen mit wei-teren Beteiligten entwickeln. Was mir aufgefallen ist, ist eine ge-wisse Tendenz zur „Überregulierung“ in den städtebaulichen Entwicklungs-gebieten – sei dies in Wien oder in Zürich. Mein Ziel ist es, diese Regeln so präzise zu formulieren, dass diese die beabsichtigten Qualitäten sichern und trotzdem eine große Flexibilität ermöglichen. Es wird darum gehen, die Leitthemen des städtebaulichen Leitbildes auch in der Umsetzung kon-sequent von allen weiteren PlanerIn-nen und BauträgerInnen einzufordern, damit sie in den übrigen Bereichen mehr Flexibilität erreichen können. Deshalb wünsche ich mir wenige, dafür innovative und klare Regeln, aufgestellt von innovativen Planungs-behörden, umgesetzt von innovati-ven BauträgerInnen und innovativen ArchitektInnen, welche nicht ihre Selbstverwirklichung als oberstes Ziel haben, sondern ihren individuellen Beitrag zu einem lebenswerten Stadt-quartier für alle beitragen wollen.  Für mich persönlich und für unser Büro wünsche ich mir natürlich, dass wir auch als ausführende und pla-nende Architekten an einem oder mehreren Baufeldern die Umset-zung von Städtebau zu Architek-tur aufzeigen können, wie wir das auch schon bei mehreren Planungen durch unser Büro realisieren konnten.

Wien! in Arbeit...: Möchten Sie darü-ber hinaus noch etwas erwähnen?Bertram Ernst: Ich bin überzeugt, dass durch die städtebaulichen Setzungen im Areal des Nordwestbahnhofs hoch-

wertiger und vielfältiger Lebensraum erzeugt wird, welcher für die zukünf-tigen BewohnerInnen und hier Arbei-tenden eine große und in Wien bis dahin nicht realisierte innerstädtische Lebensqualität ermöglichen kann.  Wenn unterschiedliche BauträgerIn-nen mit unterschiedlichen Architek-tInnen innerhalb eines verbindenden Regelkanons die zukünftigen Bauten realisieren, entsteht eine Vielfalt – nicht nur der Bauten, sondern auch der BewohnerInnen und der zugehö-rigen Lebensentwürfe. Diese Vielfalt und die zugehörigen Kontakte und manchmal auch die Reibungsflächen gehören zu einer Stadt und machen das städtische Leben letztendlich aus. Das Thema der „Individualität in der Gemeinsamkeit“ kennt man aus den historischen Stadtstrukturen, welche wir alle immer wieder gerne besuch-ten. Somit hoffe ich natürlich, dass man in ein paar Jahren – vielleicht schon zur IBA in Wien – den Nordwest-bahnhof als positives Beispiel einer in-nerstädtischen Entwicklung besuchen und den positiven Eindruck bei einem Achterl im Parkcafé teilen wird.

„BINDEGLIED MIT IDENTITÄT”Im Gespräch mit Bertram Ernst vom Schweizer Büro enf Architekten,

verantwortlich für das Leitbild für den Nordwestbahnhof

Arch. Bertram Ernst

enf Architekten

Modell Leitbild 2008© enf ernst niklaus fausch architekten

Visualisierung Grüne Mitte/Esplanade

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nordwestbahnhof!

STADT IN BEWEGUNG. ZUM ABSCHIED EINES LOGISTIK-AREALS

DIE GRÜNE MITTEUND DER ÖFFENTLICHE RAUM

GRÜNE MITTEDer Freiraum für die Menschen steht im Zentrum – egal, ob als Erholungs- und Freizeitgrün oder als urbaner Platzbereich. Entscheidend ist dabei das Etablieren einer grünen, einer entschleunigten Mitte als durchgän-gige Verbindung von Norden nach Sü-den. Diese Grüne Mitte zeichnet das Areal unverkennbar in den Grundriss der Stadt. Sie vereint im Sinne eines Stadtparks unterschiedliche Freiraum-nutzungen in einer gemeinsamen, offenen Struktur. Flexibel und multi-funktional bedient die Grüne Mitte die Bedürfnisse nach Freiraum und erfüllt auch die Funktion als Schnittstelle und Kommunikationsfläche zwischen den unterschiedlichen Funktionen der Stadt. Insgesamt sind ca. 10 ha für den öffentlichen Grünraum vorgese-hen. Das öffentliche Grün soll durch wohnungsbezogene Freiflächen, Frei-flächen sozialer Infrastruktur, Erschlie-ßungsflächen und Plätze ergänzt werden. Ziel ist die Schaffung von gleichmäßig guten Lebensbedingun-gen bzw. Erreichbarkeiten für alle neu-en NutzerInnen. Von dem zentralen Grünraum ausgehend soll sich der Freiraum bis in die wohnungsnahen Hofbereiche baumartig erstrecken und über das Gebiet in Form von Alleen, Baumrei-hen oder sonstigen Grünstrukturen weiter fortbilden. Die beiden Ränder des Parks sind unterschiedlich ausformuliert: im Westen – mit Morgensonne – ein Parkweg, im Osten – mit Nachmittags-sonne – eine Parkesplanade. Sie ist eine wichtige Rad- und Fußverbindung für die neuen BewohnerInnen ebenso wie für die umgebende Stadt. Der unmittelbar angrenzen-de Augarten wird an das Freiraumsys-

tem der Grünen Mitte angebunden. Darüber hinaus wird durch eine direk-te Park/Freiraumverbindung Richtung Nordbahnhof ein weiteres Stadtent-wicklungsgebiet vernetzt. Durch die zukünftige Auf-lassung der Zulaufstrecke der Nord-westbahn ergibt sich die Möglichkeit, ein weiteres lineares Grünsystem bis zur Donau zu entwickeln und in unterschiedlichen Richtungen mit den bestehenden Grünräumen zu verknüpfen. Die Grüne Mitte könnte daher signifikanter Bestandteil einer Grünverbindung von Nußdorf bis zum Grünen Prater werden.

PRIVATE UND HALBÖFFENTLICHE RÄUMENeben der Grünen Mitte sind auch den Wohnungen zugeordnete Frei-räume in den Baufeldern vorgesehen, die der täglichen Kommunikation und Kontemplation dienen sollen und als Spielfläche für Kleinkinder und Schulkinder genutzt werden können. Diese Flächen sollen der halböffentli-chen und gegebenenfalls der privaten Sphäre zugeordnet sein. Auch die In-tegration von MieterInnengärten ist in den besonnten, den Wohnhäusern angrenzenden Bereichen vorstellbar.

URBANE GASSENUm die verkehrliche Belastung durch das neue Stadtviertel so gering wie möglich zu halten, sind keine neuen Durchzugsrouten für den Autoverkehr vorgesehen. Die vorgesehenen Stich-straßen enden im Gebiet jeweils knapp vor der Grünen Mitte in ausreichend dimensionierten Wendehämmern. Bei entsprechender Bauplatzkonfi-guration sind damit alle zukünftigen Bauplätze mit Kfz erreichbar, und es werden klare Wege und Adressen ge-schaffen.

Grüne Mitte© enf ernst niklaus fausch architekten

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Ein Projekt im Rahmen der Initiative KÖR – Kunst im öffentlichen Raum – nimmt sich temporär dem Areal des Nordwestbahnhofes und seiner Ge-schichte als zentrumsnaher Logistik-Knoten an. Seit Sommer 2015 be-treibt der Verein Tracing Spaces einen Projektraum am Nordwestbahnhof. Zahlreiche KünstlerInnen setzten sich auf verschiedene Art und Weise mit dem Ort und den hier arbeitenden Menschen auseinander. An dem Ort, so die Projektbeschreibung, „lässt sich nicht nur die Transformation des ur-banen Raums, sondern über die Bio-grafien der vor Ort tätigen Akteure, auch die vergangene Mobilitäts- und Migrationsgeschichte der Stadt nach-zeichnen“. Ziel des Projektes ist es, die Geschichte eines speziellen Ortes in Wien vor seinem Verschwinden noch einmal in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

STADT IN BEWEGUNG wurde konzipiert und organisiert von Tracing Spaces. Institut für künstlerische und wissenschaftliche Forschung und wird unterstützt von KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien.

Nähere Infos unter: http://tracingspaces.net/stadt-in-bewegung/ http://www.koer.or.at/projekte/tracing-spaces/

Bis Juli 2017

TRACING SPACES

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Öffnungszeiten Projektraum und Ausstellung:Mittwoch - Freitag: 15-19 UhrSamstag - Sonntag: 11-15 UhrFeiertags geschlossen

Besuchszeiten der Interventionen am Areal/Parcours: Freitag: 15-20 UhrSa., So., Feiertag: 11-20 UhrFührungen nach Vereinbarung und bei jeder Veranstaltung am Areal.

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nordwestbahnhof!

NUTZUNGENWOHNEN UND ARBEITEN

NUTZUNGENIn der Mehrzahl der zukünftigen Bau-felder soll die Wohnnutzung dominie-ren. Die angebotenen Wohnungen ha-ben Ausblick nach außen in großzügige öffentliche und nach innen in private Außenräume. In den Baufeldern ent-steht ein urbanes Wohnen im Grünen. Auch Teile der Erdgeschoße stehen für Wohnen offen. Im Nahbereich der U6-Stati-on Dresdner Straße sowie in Verlänge-rung der Wallensteinstraße Richtung S-Bahn-Station Traisengasse wird eine Konzentration von Arbeitsplätzen an-gestrebt. Auch in den Erdgeschoßen der sonstigen Baufelder ist Nichtwohn-nutzung (z.B. kleinere Büros) zulässig; in Bereichen mit erhöhter Verkehrs-belastung (z.B. Nordwestbahnstraße) wird Wohnen im Erdgeschoß nicht angestrebt. Die Erdgeschoße entlang der Parkesplanade der Grünen Mitte sind mehrheitlich öffentlich zugäng-lichen Nutzungen (kommerziell und nicht-kommerziell) vorbehalten. Dies können Cafés, Einkaufsmöglichkeiten, Servicepunkte etc. sein. Einzelhan-delseinrichtungen sollen mehrheitlich der lokalen Versorgung dienen. Zen-trenbildungen und Konzentrationen von Einkaufsflächen sind im Bereich der verlängerten Wallensteinstraße anzustreben, um Synergieeffekte mit den traditionellen Bezirkszentren zu ermöglichen. Für die ergänzende lo-

kale Versorgung bietet sich etwa der Bereich der Nordwestbahnstraße an. Zur Unterstützung der Zentrenbildung soll soziale Nutzungsvielfalt Infrastruk-tur in Kombination mit Freizeiteinrich-tungen und Freiraum als Frequenz-bringer dienen.

SOZIALE INFRASTRUKTURDie Ausgestaltung sozialer Infrastruk-tur ist für einen attraktiven Stadtteil, der sich durch qualitätsvolles Wohnen auszeichnet, entscheidend. Grundsätzlich sind drei Inf-rastrukturbauplätze für Schulen (u.a. für ein Campus-Modell) vorgesehen. Aufgrund der Größe vieler Baufelder ist auch die Integration zusätzlicher Kindergärten in den Wohnbau mög-lich und erwünscht.

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Nutzungsverteilung im Erdgeschoß (Schwerpunktnutzungen)

Wohnen, Nebenräume Wohnen und Büro

Wohnen (StudentenInnen-wohnheim, Hotel etc.)

Handel, Gewerbe, Dienstleistung, Nebenräume Büro Büro

Handel, Gewerbe, Dienstleistung, Nebenräume Wohnen Handel, Gewerbe, Dienstleistung

optionale Fläche im EG für Handel, Gewerbe, Dienstleistungen

Soziale Infrastruktur (Schulen, Kindergärten etc. )

Innenhof WohnenBereich Umnutzungen Bestandsbauten

Nutzungsverteilung Gesamtbilanz

Standort Hochhaus

Büro

gemischt (Wohnen, Büro, Handel etc.)

Wohnen (inkl. StudentInnen-wohnheim, Hotel etc.)

Private Schule

Soziale Infrastruktur

Handel, Gewerbe, Dienstleistungen

Bereich Umnutzungen Bestandsbauten

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Wien! in Arbeit...: Was sind die nächs-ten Planungsschritte für den Nord-westbahnhof und wie sieht der Zeit-plan für die Projektumsetzung aus?Claudia Nutz: Bis Ende letzten Jahres wurde der Masterplan adaptiert und in der STEK beschlossen. Wir arbeiten nun an städtebaulichen Detailanaly-sen, um die Regelwerke des Master-plans auf deren Anwendbarkeit und Umfang zu überprüfen. Die Grundla-gen für ein Verwertungskonzept wer-den erarbeitet. Ansonsten läuft gerade der Feststellungsantrag für die Umwelt-verträglichkeitsprüfung (UVP), von deren Ausgang der weitere Zeitplan maßgeblich abhängt: Sollte eine UVP notwendig sein, wird dieser Prozess etwa von Mitte 2017 bis Mitte 2019 laufen – erst dann könnte mit den Ab-brucharbeiten begonnen werden.

Wien! in Arbeit...: Worin sehen Sie bei der Umsetzung die größten Her-ausforderungen?Claudia Nutz: Wir haben das Glück, dass der Masterplan für den Nord-westbahnhof ein sehr robustes Grund-gerüst für die weitere Entwicklung bereitstellt. Vor allem baufeldüber-greifende Themen wie Mobilität oder Erdgeschoßnutzung bedürfen – wie wohl in allen Stadtentwicklungsgebie-ten – eines konkreteren Konzeptes, das noch ausgearbeitet werden muss.

Wien! in Arbeit...: Gibt es spezifische Anforderungen bei der Entwicklung des Nordwestbahnhofareals im Unter-schied zu anderen Bahnarealen? Claudia Nutz: Während die Areale um den Hauptbahnhof und den Nord-bahnhof für sich stehende Projektge-biete abbilden, steht beim Nordwest-bahnhof das Thema des Verbindens der bisher getrennten Bezirksteile viel mehr im Vordergrund. Auch beim Masterplan drängt sich ganz stark das Bild eines Reißverschlusses auf, der viel mehr eine Ergänzung der Umge-bung als ein eigenes Gebiet ist.

Wien! in Arbeit...: Welche Erfahrun-gen könnten aus den Entwicklungen anderer Bahnareale Wiens, die der-zeit in Umsetzung sind, in das Stadt-entwicklungsgebiet Nordwestbahnhof einfließen?Claudia Nutz: Für die EG-Zone evalu-ieren wir unterschiedliche Modelle, die bereits in anderen Wiener Stadt-entwicklungsgebieten umgesetzt wer-den und schauen dann, welches am besten den Ansprüchen am Nord-westbahnhof gerecht wird. Auch das Prinzip der Quartiershäuser, die der-zeit am Hauptbahnhof entstehen und dort maßgeblich die Vielfalt erhöhen werden, könnte für den Nordwest-bahnhof ein wichtiger Ansatz sein. Generell diskutieren wir auf einer fachlichen Ebene, wie Quali-

DIE NÄCHSTEN SCHRITTE ...täten definiert und vor allem in der Umsetzung gesichert werden können: Welche Management-Tools müssen wir festschreiben und welche Umset-zungs-Tools brauchen wir, um die Qua-litäten weiterzutragen? Wie bei einer Staffelübergabe gibt es hier immer wieder Bruchstellen, die überwunden werden müssen – da lässt sich einiges von anderen Stadtentwicklungsge-bieten lernen. Unterm Strich wird die Entwicklung des Nordwestbahnhofs an viele bisherige Lösungen aus den Themenstellungen der Stadt ando-cken und vorhandene Instrumente einsetzen oder weiterentwickeln. Wir müssen zum Glück nicht das Rad völlig neu erfinden!

Claudia Nutz, ÖBB, über die Herausforderungen am Nordwestbahnhof

DI Claudia Nutz, MBALeiterin Hochbau- und

LiegenschaftsentwicklungÖBB-Immobilienmanagement GmbH

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nordwestbahnhof!

Wien! in Arbeit...: Welche Rolle spielt die Öffentlichkeitsarbeit in der Phase vor der Umnutzung einer so großen Potenzialfläche wie der des Nordwest-bahnhofareals?Hans-Christian Heintschel: Spätestens ab dem Moment, an dem es ein Leit-bild über die Neunutzung eines Areals gibt, ist kontinuierliche Kommunika-tion relevant. Beim Nordwestbahn-hof handelt es sich mit seinen 44 ha um ein sehr großes Areal in zentraler Lage, das dennoch den meisten Wie-nerinnen und Wienern unbekannt ist, so ähnlich wie bei Kasernenanlagen. Für die nun anstehende Transforma-tionsphase haben wir uns vorgenom-

heitsgrad des Ortes unter Spediteuren das Paradoxon der Unsichtbarkeit. Ich würde mal behaupten, dass jede drit-te Wienerin und jeder dritte Wiener vom „Nordwestbahnhof“ bislang noch nichts gehört hat.

Wien! in Arbeit...: Welche Veranstal-tungen finden derzeit auf dem Nord-westbahnhofareal statt? Welche Akti-vitäten sind vor Ort noch geplant?Hans-Christian Heintschel: Seit 2015 sind wir mit kleinteiligen Formaten wie Radtouren, historischen Spazier-gängen oder ExpertInnen-Führungen vor Ort. Dieses Programm wird sehr gut angenommen, da die Neugierde

men, bei den Menschen ein Interesse für dieses spannende Areal zu wecken und ein Gefühl für diese Gegend zu entwickeln. Auf einer Mikroebene knüpfen wir bereits jetzt Kommunika-tionsnetze, die in der Zukunft weiter genutzt werden sollen.

Wien! in Arbeit...: Welche Identitäten weist der Nordwestbahnhof auf? Was hat sich da besonders ins Bewusstsein der Bevölkerung eingeprägt?Hans-Christian Heintschel: Bei älteren AnrainerInnen ist vor allem die frühe-re Lärmentwicklung des Verschubes im Areal in Erinnerung. Ansonsten denke ich gibt es neben dem Bekannt-

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für das Areal zweifelsohne wächst. Vor allem das „Hinter die Kulissen“-Schauen erfreut sich regen Zuspruchs. Ein weiterer Schwerpunkt ist unsere Geschichts-Werkstätte, die wir mit der lokalen Gebietsbetreuung (GB*2/20) seit Ende letzten Jahres ins Leben gerufen haben. Erzählungen „von frü-her“ sind ein brauchbarer Transmitter in der Kommunikation: AnrainerInnen und ÖBB-Bedienstete dimmen die Unsichtbarkeit des Ortes zurück, die Bedeutung des Areals gewinnt Kontur. Ab Juni gibt es für etwa zweieinhalb Jahre eine Ausstellung zu den beiden Arealen Nord- und Nordwestbahn-hof. Untergebracht in der ehemali-

gen Imgro-Halle beim Wasserturm im Nordbahnhofareal geht es dort vor al-lem um die nächsten städtebaulichen Schritte.

3 Fragen an ... HANS-CHRISTIAN HEINTSCHELverantwortlich für die Kommunikation zu den Wiener Bahnarealen

Mag. Hans-Christian HeintschelKommunikation Wiener Bahnareale

RAD- UND GRÄTZELTOUREN ZU WIENS EHEMALIGEN BAHNAREALEN

MISCHUNG: NORDBAHNHOF

eine Initiative der Projektleitung Wien Bahnareale (PWB) zusammen mit den ÖBB und lokalen Gebietsbetreuungen

OKTOBER

2017

bis

Telefon: 01 319 82 00E-Mail Radtouren: [email protected]änge: [email protected]: [email protected]

ALLE TERMINE UNTER:www.nordbahnhof.wien.at oderwww.nordwestbahnhof.wien.atQuelle: Projekt Mischung: Nordbahnhof, Grafik: STUDIOVLAY

SSOMMER 2017

TART

bestehender Stadtteil

neue Baufelder

Nordbahn-HalleImpulslab Mischung: Nordbahnhof

Wasserturm

Mischung Nordbahnhof

SYMPOSIUM

10.00 Uhr - 19.00 Uhr:

30.06. 2017

CARE + REPAIR

CARE + REPAIR

20.06. 2017ERÖFFNUNG des öffentlichen Arbeitsraumes

und der wachsenden Ausstellung im Rahmen der Vienna Biennale

ANMELDUNG

VERANSTALTUNGEN IN DERNORDBAHN-HALLE

2 StundenTourdauer:

Im Rahmen des Forschungs- und Ent-wicklungsprojektes „Mischung: Nord-bahnhof“ wird die Nordbahn-Halle für die nächsten Jahre zur Andockstation für nachhaltige Nutzungen. Mitten im Nordbahnviertel gelegen, stehen hier ab Sommer 2017 experimentelle Ar-beitsräume (co-working), Werkstattflä-chen (co-production), Veranstaltungs-räume und Ausstellungsflächen für MacherInnen, interessierte NutzerInnen und BewohnerInnen zur Verfügung. Die Vielfalt der Nutzungsmi-schung soll über das Zusammenspiel verschiedener AkteurInnen und Netz-werke erprobt und weiter entwickelt werden. Im Rahmen einer Lehrver-anstaltung der TU Wien werden die Räume der Nordbahn-Halle für die unterschiedlichen Nutzungen von Studierenden adaptiert. Interessier-te haben die Möglichkeit, sich an der Entwicklung des neuen Stadtteils zu beteiligen und diese Räume zu nut-zen. „Mischung: Nordbahnhof“ lädt mit Begehungen, Gesprächen und Workshops dazu ein, gemeinsam Lö-sungsansätze zu erproben.

01.2017 bis 12.2019

TU Wien (Lead) – Abteilung Wohnbau und Entwerfen und Fachbereich SoziologieArchitekturzentrum WienErste gemeinnützige Wohnungsgesellschaft HeimstätteSTUDIOVLAYOnline-Plattform imGrätzl.at

GEPLANTE LAUFZEIT

PROJEKTPARTNERINNEN

www.nordbahnhalle.orgINFORMATIONEN unter:

Das Vorhaben wird aus Mitteln des Kli-ma- und Energiefonds gefördert und im Rahmen der Smart Cities Initiative durchgeführt.

ENTDECKE DIE WIENER BAHNAREALE! „STADTRAUM“ NORDBAHN-HALLE 22.06. 2017

2017: bis 19.10.2018: April -Oktober

Ecke Taborstraße-Leystraße

15.00 Uhr - 20.00 Uhr

jeweils Donnerstag 15.00-20.00 Uhr(ausgenommen Feiertage)Flexible Öffnungszeiten jeweils im Rahmen von Veranstaltungen

12.10. 2017„VERNEBELTE VERGANGENHEIT: NORD(WEST)BAHNHOF ALS ERINNERUNGSORT“

14.09. 2017„FREIE MITTE – NEUE WEGE IN DER FREIRAUMPLANUNG“

Das Areal des ehemaligen Nordbahnhofs hat sich seit der Stilllegung zu einer weiteren Insel im Freiraumgefüge des 2. Bezirks entwickelt. Wie können die Qualitäten dieses neuen Landschaftsraums erhalten werden? Was bedeutet das Konzept der „Freien Mitte“? Darüber diskutieren:Thomas Proksch_Landschaftsplaner, Büro Land in SichtBernd Vlay_Architekt, studiovlayIsabel Wieshofer_MA 18, Leiterin Referat Landschaft und öffentlicher RaumMA 22 (N.N.)_angefragt

07.09. 2017„WELCHE QUALITÄTEN BRAUCHT DAS NORDBAHNVIERTEL?“

Intelligente Stadtplanung nimmt Vor-Ort-Bedürfnisse ernst. Was braucht es, um sich im Nordbahnviertel rasch heimisch zu fühlen? Wiens Stadtplanung geht zusammen mit Wohnbauträgern neue Wege, um nachhaltige Qualitäten zu ermöglichen. Eine erste Bilanz mit:DIin Brigitte Jilka_StädtebaudirektorinChristoph Chorherr_Planungssprecher Wiener GrünePeter Rippl_ Anrainer und IG Nordbahnhof-Mitglied Wohnbauträger (N.N.)

Der eine galt als schönster Bahnhof der Stadt, der andere ist bis heute für viele unbekannt: Nord- und Nordwestbahnhof haben Wien lange Zeit mitgeprägt. Welche Identitäten haben diese Areale herausgebildet? Leben Teile davon noch weiter? Es diskutieren:Michael Zinganel und Michael Hiesmayr_Architekten und KünstlerDr. Bernhard Hachleitner_HistorikerDr. Sandor Bekesi_HistorikerFranz Haas_ÖBB/NordbahnhofAnrainerIn Nordwestbahnhof

ERÖFFNUNG UND TAG DER OFFENEN TÜR

KOOPERATION MIT TU WIEN UND ARCHITEKTURZENTRUM WIEN

AUSSTELLUNGSDAUERÖFFNUNGSZEITEN

www.nordbahnhof.wien.at www.nordwestbahnhof.wien.at

VERANSTALTUNGEN IM STADTRAUM

Um bekannt zu machen, was auf den beiden Bahnarealen künftig passieren soll, hat die Stadt Wien die Gelegen-heit genutzt, direkt auf dem Areal in der ehemaligen IMGRO-Halle – jetzt Nordbahn-Halle – den „Stadtraum“ einzurichten. Der „Stadtraum“ ist ein Infocenter der Stadt Wien mit einem digital bespielten 3D-Modell des Ge-bietes, das Informationen rund um die beiden neuen Stadtteile bietet. Historisches kommt dabei ebenso we-

Der Stadtraum kooperiert mit dem Projekt „Mischung Nordbahnhof“ der TU Wien und dem AzW. In diesem Rahmen kuratiert das Architektur-zentrum Wien von Juni bis Juli 2017 den öffentlichen Arbeitsraum „Care + Repair“ als Teil der Vienna Biennale 2017. Dabei entwickeln sechs interna-

INFORMATIONEN unter:

Beginn ist jeweils 18.00 Uhr, ab 17.00 Uhr gibt es Vorab-Infos beim 3D-Modell

Infocenter für Nord- und Nordwestbahnhof sperrt aufnig zu kurz wie die aktuellen und künf-tigen Entwicklungen. Veranstaltungen beleben den Ort genauso wie Urban Gardening-Projekte, um das neue Stadtviertel im öffentlichen Bewusst-sein zu verankern. Mit dem Stadtraum geht die Wiener Planungswerkstatt, das bisherige Ausstellungszentrum der Stadtentwicklung, auf Tour, um Informationen zu spannenden Pro-jekten auch direkt vor Ort anbieten zu können.

tionale Architektur- und Planungsteams mit lokalen Initiativen und ExpertInnen Vorschläge für einen zukunftsfähigen Urbanismus. Eine wachsende Ausstel-lung zeigt Projekte, die verdeutlichen, wie Care + Repair-Architektur mit der bestehenden Stadt agiert.www.azw.at