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Windspiel Festival Alte Musik Zürich 21.—30. September 2018

Windspiel - Alte Musik

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Page 1: Windspiel - Alte Musik

WindspielFestival Alte Musik Zürich

21.—30. September 2018

Page 2: Windspiel - Alte Musik

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Editorial

Instruments à vents – fiati – wind instru-ments ... Beim Motto des Herbstfestivals 2018 haben wir uns von den Namen der Blas- instrumente in unseren Nachbarsprachen leiten lassen: Windspiel heisst es, und es ist das erste von mehreren, die jeweils einer Familie der historischen Instrumente gewid-met sein sollen.

Die Blasinstrumente also: Da ist es ange-bracht, das erste Konzert dem Instrument der Alten Musik par excellence zu widmen, der Blockflöte. Die Schweizer Blockflötistin Sabrina Frey eröffnet das Festival mit einem Parcours durch das spätbarocke Europa. Dabei mitlaufen wird auch ihr Meister- schüler Linus Leu, und das Schülerensemble Octoplus der MKZ von Martina Joos wird den Startschuss zum Konzert geben.

Etwas verrückt Neues liess sich Mozart bei seinem Klavierquintett KV 452 einfallen: ein Quintett für Klavier und Blasinstru-mente. Der junge Beethoven machte es ihm nach, und Die Freitagsakademie aus Bern spielt beide Werke im selben Konzert. Dazu noch ein Quintett als Duo.

Zorzi Trombetta – Schorsch der Trom-peter aus Venedig: keine Witzfigur, sondern einer der wichtigsten Bläser der Musikge-schichte. Das Ensemble Les haulz et les bas zeigt Ihnen mit Schalmei, Pommer, Dudel-sack, Trompete etc., warum das so ist.

Eigentlich ist alles verbrannt, doch das Zürcher Barockorchester spielt in seinem Konzert Schätze aus der im Zweiten Welt-krieg zerstörten und nun rekonstruierten Darmstädter Musikbibliothek. Die galante Flöte und das robuste Waldhorn spielen dabei eine prominente Rolle.

William Byrd und John Dowland: Bei diesen Namen hören viele Musikbegeisterte gleich Gambenklänge. B-Five zeigt, dass die Musik mit einem Blockflöten-Consort ebenso gut klingt – auch als Begleitung der Starsopranistin Sunhae Im.

Prachtvoll musste eine Vesper in San Marco sein, und besonders prachtvoll ist sie natürlich mit dem Ensemble der früh-barocken Blasinstrumente. Zumindest wenn der Cornettist und Dirigent Roland Wilson dazu seine Capella Ducale und die Musica Fiata mitbringt.

Auch Studierende der ZHdK sind mit dabei, einmal beim Apérokonzert im Keller des Hotels Hirschen und einmal bei einem Präludium im Lavatersaal.

Instruments à vents – fiati – wind instru-ments – Blasinstrumente: Ganz Europa ist bei unserem Festival präsent, und wir freuen uns darauf, Sie bei diesem Windspiel wieder zu sehen.

Martina Joos und Roland WächterPräsidium Forum Alte Musik Zürich

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Fr 21.09. S. 619.30 h Kirche St. Peter

Präludium Stradella, Gabrieli, BachOctoplus SchülerInnen der MKZ

Martina Joos Ltg.

20.00 h Kirche St. Peter

Flötenmusik aus europäischen MetropolenCorelli, Telemann, Bach, Vivaldi, SammartiniAccademia dell’Arcadia Sabrina Frey Ltg.

Sa 22.09. S. 1019.30 h St. Anna-Kapelle, St. Annagasse 11

Quintette zu fünft und zu zweitWolfgang Amadé Mozart und Ludwig van BeethovenDie Freitagsakademie

So 23.09. S. 1417.00 h Helferei, Kirchgasse 13

Bläsermusik im Venedig des 15. JahrhundertsZorzi Trombetta und die Piffari del DogeLes haulz et les bas

Windspiel Festival Alte Musik Zürich

21.—30. September 2018

Fr 28.09. S. 1818.30 h Lavatersaal, vis-à-vis St. Peter

Präludium Telemann, Quantz, Weiss, HotteterreStudierende der ZHdK

19.30 h Kirche St. Peter

Musik aus einer verlorenen Bibliothek Nicolini, Fogliani, Haydn, MozartZürcher BarockorchesterMonika Baer und Renate Steinmann Ltg.

Sa 29.09. S. 2215.00 h Hotel Hirschen, Hirschengasse 6

ApérokonzertTelemann, Quantz, Weiss, Hotteterre Studierende der ZHdK

19.30 h Johanneskirche, Limmatstr. 114

Consort Music and Songs William Byrd und John DowlandSunhae ImB-Five Blockflöten-Consort

So 30.09. S. 2617.00 h Kirche St. Peter

Vespro della Beata Vergine – Venezia 1650Monteverdi, Rigatti, Grandi, GabrieliLa Capella Ducale & Musica FiataRoland Wilson Ltg.

Wir danken herzlich Präsidialdepartement Stadt Zürich, Fachstelle Kultur des Kantons Zürich, Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, Freunde der Alten Musik, Minerva Kunststiftung, Schüller-Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, Radio SRF 2 Kultur. Wir danken weiteren Sponsoren, die nicht namentlich genannt werden möchten.

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Jubiläum

Es gibt etwas zu feiern: Die Alte Musik Zürich wird in diesem Herbst 40 Jahre alt. Verglichen mit Alter Musik in anderen Städ-ten ist das zwar noch jung – aber immerhin: ein schönes Jubiläum!

So begann es: Im September 1978 orga-nisierte die Zürcher Cembalistin Susanne Hess, Schülerin von Gustav Leonhardt, ein Konzert mit alter Musik. Auf dem Programm standen Werke, die man damals gern als «Raritäten» bezeichnete: von B. Marcello, J. Duphly, D. Castello und G. Ph. Telemann. Gespielt wurden sie ausdrücklich mit Barockvioline und Barockvioloncello, mit Blockflöte und Cembalo, die nach histori-schen Vorbildern gebaut waren.

Das Konzert erscheint heute kaum als Sensation, aber es war der symbolische Stein ins Wasser, und seine Auswirkungen halten immer noch an. Denn auf dieses erste Konzert folgte ein zweites, das die heute legendären Namen der Alten Musik nach Zürich brachte: Gustav Leonhardt, Frans Brüggen, Sigiswald und Wieland Kuijken. Der Programmzettel hatte ausserdem ein Logo und das Unternehmen einen Namen: Forum für alte Musik Zürich.

Und der Zeitpunkt war günstig: Am Opernhaus sorgte Nikolaus Harnoncourt mit seinen Interpretationen immer wieder für Gesprächsstoff, und die für Kultur zuständige Präsidialabteilung der Stadt erkannte die Zeichen der Zeit und unter-stützte Susanne Hess und ihr Forum fortan mit einem zwar nicht riesigen, aber regel-mässigen Betrag. So kamen nun auch grosse Werke wie Bachs h-Moll Messe oder Monte-verdis Marienvesper zur Aufführung, und es wurden finanziell riskante Konzerte mit Musik aus Mittelalter und Renaissance mög-lich. Ein schöner «Nebeneffekt» ergab sich auch: Nicht nur international bekannte, son-dern auch einheimische InterpretInnen der historisch informierten Spielweise fanden beim Forum ein Podium.

Nach 14 Jahren war es für Susanne Hess genug; sie wollte selbst wieder mehr musi-zieren und gab die Leitung des Forums 1992 ab. Nach einem Intermezzo nahm sich 1995 Matthias Weilenmann, Blockflötist und Dozent an der damaligen Hochschule für Musik und Theater (heute ZHdK), der Sache an: Mit Gleichgesinnten gründete er das Forum nun als Verein mit dem Namen Neues Forum für Alte Musik Zürich.

Und auch das war ein glücklicher Mo- ment: Der Chefdirigent der Tonhalle, David Zinman, zeigte mit seinen verblüffenden (und verblüffend erfolgreichen) Beethoven- Einspielungen, dass Alte Musik im aktuel-len Musikleben mittlerweile eine treibende Kraft war. Und die Stadt Zürich entschloss sich, das Neue Forum mit einer jährlichen Subvention zu unterstützen. Das ermög-lichte es auch, 2002 von den bisherigen Einzelkonzerten zum Festival-Format zu wechseln und sich so im Zürcher Musik- leben ein stärkeres Profil zu geben. Ein Pro- fil, zu dem nun bereits eine jüngere Gene-ration von Ensembles und InterpretInnen beitrug: Jordi Savall, Chiara Banchini, Christophe Rousset, Cantus Cölln ...

Nach 12 Jahren zog sich Matthias Weilen-mann aus der Leitung des Forums zurück, und mit ihm verschwand auch das Wort neu aus dem Namen des Vereins – Zeichen dafür, dass das Forum seinen Kinder-schuhen endgültig entwachsen war. Und weniger war mehr: Man verabschiedete sich vom einjährlichen, grossdimensionierten Festival und ging zu zwei kleineren Festivals – jedes mit einem eigenen Motto – pro Jahr über. Das brachte nochmals mehr Profil, mehr Kontinuität, mehr Publikumsreso-nanz. Das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Zürich richtet seither ein Symposium zum Festivalthema aus, und bei jedem Festival treten hoffnungsvolle junge MusikerInnen in einem Kurzkonzert auf.

Das Forum Alte Musik Zürich ist heute im Zürcher Musikleben etabliert und scheint auf Erfolgskurs. In falscher Sicherheit wiegen sollten wir uns aber nicht: Andere Veranstalter haben längst erkannt, dass Alte Musik inzwischen mehr als nur ein nettes Mauerblümchen der Musik und manche «Rarität» ein echter Publikumsmagnet ist. Deshalb gilt es, so unternehmungslustig zu bleiben, wie Susanne Hess und Mat-thias Weilenmann es zu ihrer Zeit waren, damit aus den bisherigen 40 Jahren min-destens noch 40 weitere werden. Und um der Geschichte der Alten Musik in Zürich gerecht zu werden, nutzen wir die runde Zahl gern, um nach Matthias Weilenmann auch Susanne Hess zum Ehrenmitglied zu ernennen.

Martina Joos und Roland Wächter im Namen des Vorstands

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Fr 21.09. 19.30 h Kirche St. Peter

PräludiumOctoplus SchülerInnen von Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ)Maya Adler, Tobias Andermatt, Diego Galván, Simon Giesch, Annick Geissbühler, Iris Karahusić, Sarah Mettler, Samuel Mink, Viviane Onus, Andrea Spiri, Tina Staubli, Andrea Vogler

Martina Joos Leitung

20.00 h Kirche St. Peter

Flötenmusik aus europäischen MetropolenRom – Hamburg – Köthen – Venedig – London

Accademia dell’ArcadiaSabrina Frey Blockflöte & LeitungFiorenza De Donatis Violine & KonzertmeisterinGiulia Genini Barockfagott & BlockflöteAndrea Rognoni ViolineSabine Stoffer ViolineStefano Marcocchi ViolaMarco Frezzato VioloncelloVanni Moretto ViolonePhilippe Grisvard CembaloGiangiacomo Pinardi Theorbe

Konzertprogramm Präludium

Alessandro Stradella Sonata(1644-1682)

Giovanni Gabrieli Sonata Octavi Toni a 12 (1557-1612) Johann Sebastian Bach Brandenburgisches Konzert III, BWV 1048: Allegro(1685-1750) Arr. Joris Van Gothem

Konzertprogramm Flötenmusik aus europäischen Metropolen

Arcangelo Corelli Concerto op. 6 Nr. 4 D-Dur(1653–1713) für zwei Blockflöten*, Streichinstrumente und B.c. Nach dem Druck von John Walsh, London Adagio. Allegro – Adagio – Vivace – Allegro. Allegro

Georg Philipp Telemann Concerto (Quartett) d-Moll TWV 43:d2(1681–1767) für Streichinstrumente und B.c. Largo – Allegro – Andante – Presto

Johann Sebastian Bach Brandenburgisches Konzert Nr. 4 G-Dur BWV 1049(1685–1750) für Violine, zwei Blockflöten, Streichinstrumente und B.c. Allegro – Andante – Presto

— PAUSE —

Georg Philipp Telemann Concerto F-Dur TWV 52:F1(1681–1767) für Blockflöte, Fagott, Streichinstrumente und B.c. Largo – (ohne Satzbezeichnung) – (ohne Satzbezeichnung) – Allegro Antonio Vivaldi Concerto op. 3 Nr. 1 D-Dur RV 549 aus L’Estro armonico op. 3(1678–1741) für vier Violinen, Streichinstrumente und B.c. Allegro – Largo e spiccato – Allegro

Giuseppe Sammartini Concerto F-Dur(1695–1750) für Blockflöte, Streichinstrumente und B.c. Allegro – (ohne Satzbezeichnung) – Allegro assai

*Mit Linus Leu (geb. 2004), Blockflöte, Begabtenförderung der MKZ

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Durch die Musik und durch das Europa des Spätbarocks führen in ihrem Konzert-programm Sabrina Frey und die Accademia dell’Arcadia. Gerechterweise beginnt das Konzert mit einem Werk aus Rom, denn Italien beherrschte damals – mit Ausnahme Frankreichs – musikalisch den ganzen Kontinent. Der am meisten bewunderte und nachgeahmte Komponist von Instrumental-musik war um 1700 Arcangelo Corelli, der die meiste Zeit seines Lebens im Rom der Päpste und Kardinäle tätig war. Mit seinen fünf Sammlungen von Trio- bzw. Soloso-naten prägte er gültige und vielbewunderte musikalische Formen. Womöglich noch einflussreicher waren europaweit seine Con-certi grossi op. 6, die zum Teil ebenso früh wie die Sonaten entstanden und vermutlich mehrmals überarbeitet wurden.

Corelli hatte mit seinen Concerti grossi eine neue Ensembleformation zwar nicht erfunden, aber fest etabliert: Sie besteht aus dem solistischem Concertino (2 Violinen und 1 Cello) und dem grossen Ensemble des Concerto grosso (Streichinstrumente und Basso continuo); der Begriff Concerto grosso bezeichnet später meist das musikalische Genre, so dass für das grosse Ensemble der Begriff Ripieno geprägt wird. Corellis Con-certi haben meistens fünf oder mehr Sätze, die auf Tanzsätzen basieren; das Concerto des Programms, op. 6 Nr. 4, hat dagegen nur vier. Mit dieser Anzahl und der Folge der Sätze scheint Corelli in diesem Werk gera-dezu die Satzfolge der klassischen Sinfonie vorwegzunehmen.

Da der skrupelhafte Komponist seine Concerti nicht aus der Hand geben mochte, erschienen sie erst 1714, also nach seinem Tod, als sein Opus 6 im Druck. Allerdings nicht etwa in Italien, sondern im Amster-damer Verlagshaus von Estienne Roger, der mit ganz neuen Qualitätsdrucken (und auch ganz neuen PR-Massnahmen) für sich und seine Produkte warb.

Andere Verleger zogen nach: In England, wo Corelli sehr populär war, veröffentlichte das Verlagshaus John Walsh eine Fassung der Concerti grossi für solistische Block-flöten – dies natürlich ohne beim (ohnehin bereits verstorbenen) Komponisten um Erlaubnis zu fragen ...

Mit Antonio Vivaldi tritt in Venedig die nächste italienische Komponistengenera-tion auf. Dafür steht als Meilenstein Vivaldis Sammlung L’Estro armonico op. 3 von 1711; sie enthält 12 Concerti und war seine erste Pub-likation mit Konzerten. Auch sie erschien beim renommierten Verleger Estienne Roger in Amsterdam, hatte Roger doch ein grosses (auch ein grosses finanzielles) Interesse an italienischen Komponisten. Gross war auch das Echo, auf das Vivaldis Musik in Europa insgesamt stiess, transkribierte doch etwa Bach nicht weniger als 6 Concerti der Sammlung.

Die Sammlung L’Estro armonico zeigt

Vivaldis vielfältige Auseinandersetzung mit Corellis Concerto grosso. Bald eifert er seinem Vorbild nach, so in den Concerti grossi für vier oder zwei Violinen oder für Violine und Cello, bald setzt er sich von ihm – in den Solokonzerten – deutlich ab. So wie Corelli ein Ensemble mit zwei Grup-pen etablierte, formt nun Vivaldi (wie auch schon sein Vorgänger Giuseppe Torelli) einen musikalischen Verlauf mit zwei Elementen: Das Concerto grosso (grosses Ensemble, Ripieno) spielt wiederkehrende Ritornelli, das solistische Concertino (kleines Ensemble) dazwischen solistische Episoden. Dieser formale Verlauf etabliert sich auch in den Solokonzerten und in ihnen zeigt sich ausserdem Vivaldis Trend zur dreisätzigen Konzertform. Neu und „un-corellisch“ ist im D-Dur-Konzert RV 549 auch Anderes: unge-wöhnlich markante Passagen des Cellos, venezianische Echo-Effekte zwischen den Violinen, das pathetische Espressivo des langsamen Satzes, die Melodik und Rhyth-mik der schnellen Sätze mit ihrem typisch vivaldischem Brio.

Flötenmusik aus europäischen Metropolen

Nochmals eine Generation jünger sind die Brüder Giovanni Battista und Giuseppe Sammartini. Während der jüngere Gio-vanni Battista sein ganzes Leben in Mailand verbringt, zieht der ältere Giuseppe Sam-martini nach London, wo er ein äusserst geschätzter Oboist und ein populärer Kom-ponist von Sonaten und Concerti grossi wird. Unter seinen Solokonzerten findet sich auch das Concerto in F-Dur, dessen Solopart im Original wohl für die Querflöte gedacht war. Mit ihm kündet sich – besonders deut-lich im langsamen Mittelsatz des Konzerts – der neue Stil der Empfindsamkeit an.

So vielfältig die Besetzungen italieni-scher Concerti grossi sein mögen: Auf die Spitze getrieben haben dieses Element der Variabilität zwei deutsche Komponisten, Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann.

Seine Six concerts avec plusieurs instru-ments datierte Johann Sebastian Bach – in seiner Widmung an den preussischen Mark-grafen Christian Ludwig von Brandenburg – auf den 24. März 1721. Damals war Bach Kapellmeister in Köthen, doch scheinen die (erst später so genannten) Brandenbur-gischen Konzerte teilweise um Jahre früher entstanden zu sein; in die Köthener Zeit fällt erst die Zusammenstellung und Schluss-redaktion der Werke. Da, wo ein Vergleich der Köthener mit einer früheren Fassung möglich ist, zeigt sich, dass Bach bei der Besetzung des Concertinos auf möglichst grosse Vielfalt zielte; keine der sechs Con-certino-Gruppen ist auch nur annähernd ähnlich besetzt wie eine der anderen. Das Spiel mit Klangfarben scheint Bach hier ebenso wichtig zu sein wie strukturelle Verfahren; zu diesen gehört auch, dass die Abgrenzung von Concertino und Concerto grosso, von Ritornellen und Solo-Episoden immer wieder überspielt wird.

Die Lust an Diversität – und eine Prise Humor – zeigt sich auch im Concerto in F-Dur von Georg Philipp Telemann: Der Gegensatz zwischen der hellen und wendi-gen Blockflöte und dem dunklen und etwas behäbigen Fagott ist so stark, dass er gera-dezu eine komische Wirkung hat. Die Expe-rimentierlust des Komponisten, der seit 1721 in Hamburg Musikdirektor war, führte ihn auch auf Gebiete, die selbst der so vielseitige Bach nicht in gleicher Weise pflegte. Wäh-rend Bach – wie die meisten Komponisten der Barockzeit – sich in der Kammermusik an die Besetzung der Solo- oder der Trioso-nate hielt, komponierte Telemann oft auch in einem Genre, das im Telemann-Werk-Ver-zeichnis TWV unter der Nummer 43 als «Quartett» erscheint, damals meist aber Quadro oder Quatuor hiess. Es galt als beson-ders anspruchsvolle Kompositionsweise, da die drei Melodieinstrumente (plus Basso continuo) gleichwertig zu behandeln waren, aber abwechselnd auch solistische Partien übernehmen konnten.

Die bekanntesten Werke dieser Gruppe sind die sogenannten (12) Pariser Quartette; der Titel ist ebenso wenig authentisch wie der der Brandenburgischen Konzerte. Diese beiden Sammlungen – Quadri und Nouveaux Quatuors mit je sechs Werken – stehen mit Telemanns achtmonatigem Pariser Aufent-halt in Verbindung und exponieren in der ersten Stimme durchwegs die Traversflöte. Im Konzert erklingt dagegen ein Werk – TWV 43:d2 mit der Satzfolge einer Sonata da chiesa – in der einheitlicheren Besetzung mit drei Streichinstrumenten, was den kontra-punktischen Charakter der Musik besonders deutlich hervortreten lässt. Dass die Musik aber bei aller Gelehrtheit nicht trocken, sondern galant-charaktervoll ist, versteht sich bei Telemann von selbst.

Flötenmusik aus europäischen Metropolen

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Sa 22.09. 19.30 h St. Anna-Kapelle, St. Annagasse 11 (bei St. Annahof)

Wiener KlassikQuintette zu fünft und zu zweit

Die FreitagsakademieKatharina Suske OboePierre-André Taillard KlarinetteGabriele Gombi FagottOlivier Darbellay HornEdoardo Torbianelli Pianoforte

Konzertprogramm

Wolfgang Amadé Mozart Grande Sonate für Klavier und Klarinette A-Dur (1756–1791) nach dem Klarinettenquintett KV 581 Allegro Larghetto Menuetto Allegro con variazioni

Quintett für Klavier und Blasinstrumente Es-Dur KV 452 Largo – Allegro moderato Larghetto Rondo: Allegretto

— PAUSE —

Ludwig van Beethoven Quintett für Klavier und Blasinstrumente Es-Dur op. 16(1770–1827) Grave – Allegro, ma non troppo Andante cantabile Rondo: Allegro, ma non troppo

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1312 Wiener Klassik

Geradezu unübersichtlich zahlreich sind die Werke, die Wolfgang Amadé Mozart (1756–1791) in den Gattungen Sinfonie, Kon-zert, Sonate oder Quartett schrieb. Wörtlich und auch im übertragenen Sinn «ein-malig» in seinem Schaffen sind dagegen einige Kompositionen, deren Gattung Mozart zuerst einmal überhaupt «erfinden» musste.

Zu ihnen gehört das Klavierquintett Es-Dur KV 452. Hinter diesem umgangssprach-lichen Kurztitel versteckt sich ein veritables Unikat der Kammermusik: ein Werk für Klavier und die vier Blasinstrumente Oboe, Klarinette, Horn und Fagott. Die Bläserbeset-zung entspricht der 1782 in Wien etablierten kaiserlichen Harmoniemusik (mit je zwei Ins-trumenten pro Stimme). Mozarts Werk gehört somit eigentlich zum Genre der populären «Open Air»-Musiken – wenn da nicht noch das Klavier dabei wäre, ein «Indoor»-Instru-ment schlechthin. Der Komponist setzte sich mit diesem Quintett also zwischen alle Stühle der damaligen Gattungskonventionen. Und es scheint ihm etwas daran gelegen zu haben, denn er schrieb das Werk mitten in der Kon-zertsaison 1784, als es für ihn genug Anderes zu tun gab.

Tatsächlich unternahm Mozart in die-sem Werk so etwas wie die Quadratur des Kreises: Musik mit höchstem kompositori-schen Anspruch für eine Besetzung, die eher leichte Unterhaltung zu versprechen schien. Tatsächlich waren sowohl das Publikum wie der Komponist selbst mit dem Werk sehr zufrieden. Es habe ausserordentlichen beyfall erhalten, schrieb Mozart dem Vater, und er selbst halte es für das beste was ich noch in meinem leben geschrieben habe.

Auf den kompositorischen Anspruch des Werks deutet schon die langsame Einleitung Largo hin, die meist den «gelehrten» Gattun-gen der Sinfonie und dem Streichquartett vorbehalten ist. Tatsächlich mobilisiert Mozart in der Folge alles, um das Quintett zu einem Kosmos seines damaligen Kom-ponierens werden zu lassen: Konzertantes

Musizieren in der Art eines Klavierkonzerts wechselt ab mit dem dialogisierenden Aus-tausch von Motiven nicht nur zwischen Klavier und einzelnen Blasinstrumenten, sondern auch zwischen diesen selbst. Aus diesem Mit- und Gegeneinander resultiert ein ununterbrochener Wechsel der Klang-farben und -felder, der seine Entsprechung in weitgespannten harmonischen Entwick-lungen hat. Ein Kunststück eigener Art ist vor allem auch der dritte Satz: Dem ver-meintlichen Gestus eines galant-harmlosen Rondos steht ein strenger Kontrapunkt wie aus dem Lehrbuch gegenüber.

Mit einer einzigen Ausnahme fand Mozarts aussergewöhnliches Quintett erst im 20. Jahrhundert eine Fortsetzung, und zwar mit Kompositionen für die gleiche Besetzung von Elliott Carter und Heinz Holliger. Die einzige Ausnahme davor schrieb ein früherer Avantgarde-Komponist: Ludwig van Beethoven (1770–1827). Sein Quintett für die gleiche Besetzung, mit der gleichen Anzahl Sätze und in der gleichen Tonart wurde 13 Jahre später, 1797, ebenfalls in Wien erstmals aufgeführt: Als Quintett auf dem Fortepiano mit 4 blasenden Instrumenten akkompagnirt wurde es auf dem Programm-zettel angekündigt.

Allerdings zeigt sich Beethoven in diesem Werk nicht so sehr als Revolutionär, sondern als Klassizist, der dem Vorbild Mozart nach-eifert und dabei sogar seine Melodik nach Mozart-Melodien formt.

Doch findet Beethoven, wie zu erwar-ten, auch durchaus eigene Töne: schroffe Akzente, überraschende Modulationen und jähe Wechsel der Dynamik. Auch ist der Klaviersatz solistischer, raumgreifend und kraftvoller gestaltet. Ebenso ist die Tonlage oft eine andere: Die langsame Einleitung Grave erhält durch die punktierten Rhyth-men und die Staccato-Sechzehntel beinahe sinfonisches Pathos; die Eleganz des Allegro ma non troppo weicht stellenweise einer plötzlichen Schroffheit.

Wiener Klassik

Mit einer Aufführung dieses Werks ist auch eine der Anekdoten verbunden, die einen von Beethovens Streichen auf Kos-ten seiner Kollegen überliefert: Im Rondo improvisiert Beethoven wie damals üblich eine kurze Kadenz, und mit einem Triller signalisiert er – der Konvention entspre-chend – den Bläsern ihren bevorstehenden Einsatz. Doch als diese die Instrumente an den Mund nehmen, improvisiert Beethoven weiter, so dass sie die Instrumente verlegen wieder absetzen müssen. Und ein Mal war nicht genug: Beethoven leistete sich gar eine Wiederholung seines Witzes ...

Als Witz erscheinen mag einem aufs Erste möglicherweise auch eine Grande Sonate für Klarinette (oder Violine) und Klavier, die auf Mozarts Klarinettenquin-tett A-Dur KV 581 basiert; sie erschien 1809 ohne Angabe des Bearbeiters im Wiener Verlagshaus Artaria. Bis vor einigen Jahren hätte man nur schon die Berechtigung einer solchen Bearbeitung denn auch weit von sich gewiesen. Diese Beurteilung ist inzwi-schen allerdings einer differenzierten Sicht gewichen, und eine moderne Edition dieser Fassung wurde sogar vom Cembalisten und Dirigenten Christopher Hogwood betreut. Schon Mozart selbst verweigerte sich sol-chen Übertragungen einer Musik in ein weit entlegenes Medium nicht kategorisch: Seine Serenade für Bläseroktett KV 388 arbeitete er zum Streichquintett KV 406 um.

Auch die Gattung des Klarinettenquin-tetts (für Klarinette und Streichquartett) war historisch gesehen eine «Erfindung» Mozarts – dies allerdings auf Wunsch des Klarinettisten Anton Paul Stadler, der ihm das Werk abverlangt hatte. Vorausgegangen war dem Quintett das sogenannte «Kegel-statt-Trio» für Klarinette, Bratsche und Klavier Es-Dur KV 498. Dieses Werk war tatsächlich für die Klarinette geschrieben worden, das «Klarinetten»-Quintett jedoch für Stadlers eigene Erfindung der Bassett-klarinette, die gegenüber der Klarinette im Bassregister vier zusätzliche Halbtöne

hat. Schon die ersten Drucke des Quintetts waren allerdings Arrangements für die nor-male Klarinette, und da Mozarts Autograph leider abhanden kam, kann die Originalfas-sung nur annäherungsweise rekonstruiert werden. Dennoch entfaltet das Werk auch so eine bezaubernde Vielfalt, bei der auch die Musikwissenschafterin Nicole Schwindt ins Schwärmen kommt: blühende Töne, Lega-to-Girlanden, schmachtendes chromatisches Gleiten, brillante Tonraum-Durchmessungen im Staccato als Skala oder als Akkordbrechung, halsbrecherische Registersprünge, Gemurmel im Chalumeau-Bereich, rustikales Dudeln, aufgeräumtes Sprudeln und immer wieder lied-hafte oder sinnliche Kantilenen.

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So 23.09.17.00 h Kulturhaus Helferei, Kirchgasse 13

Bläsermusik im Venedig des 15. JahrhundertsZorzi Trombetta und die Piffari del Doge

Les haulz et les basGesine Bänfer Schalmei, Pommer, Dudelsack, PerkussionIan Harrison Schalmei, DudelsackHanna Geisel Schalmei, Pommer, PerkussionDavid Yacus Busine, Zugtrompete, PosauneChristian Braun Zugtrompete, PosauneMiguel Tantos Posaune, Perkussion

Konzertprogramm

John Dunstable Puis que m’amour(ca. 1390–1453) Ms. Escorial A London British Library Cotton Titus A26 (Zorzi Ms.) Buxheimer OrgelbuchAnon. Tenor duna ballatina francese Zorzi Ms. (arr. Ian Harrison)

***Anon. Qui puis je mais Zorzi Ms.Anon. Jour a jour la vie Faenza Codex / Zorzi Ms.Anon. Tenor gia se far dancer les dames Zorzi Ms. (arr. Ian Harrison)

***Gilles Binchois Je me recommende(ca. 1400–1460) Zorzi Ms.Heinrich von Freiburg Souvent mes pas(†1303) Zorzi Ms. / Faenza Codex / Montserrat Ms. 823Anon. En ce printemps Zorzi Ms. (arr. Ian Harrison)Anon. Souvent mes pas Basse danse (arr. Ian Harrison)

***Giovanni Ambrosio Petit rien(Guglielmo Ebreo da Ms. Paris fonds it. 476 Pesaro, ca. 1420–1484) Anon. Une fois avant que mourir Zorzi Ms. / Lochamer Liederbuch: En avois / Buxheimer Orgelbuch: Vil liber zit / Basse danse (arr. Ian Harrison)

— PAUSE —

Guillaume du Fay Ave maris stella(ca. 1400–1474)Josquin des Préz Ave Maria (ca. 1450–1521) à 4 / à 6Tielman Susato Basse danse I(ca. 1510–1570) à 4 / à 5 / à 6 (arr. Ian Harrison)Anthoine Busnois Fortuna desperata(ca. 1435–ca. 1492) à 3, Ms. Paris 4379 à 3, arr. Josquin des Préz, Ms. Segovia C à 4, arr. Henry VIII., Ms. London 31922 à 6, arr. Alexander Agricola, Augsburger Liederbuch John Bedyngham O rosa bella(ca. 1422–ca. 1460) à 3, Ms. Trent 89 / à 4, Ms. Trent 90 / à 6, Ms. Trent 89

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Zorzi Trombetta und die Pfeifer des DogenVon Ian Harrison

Zorzi Trombetta da Modon – heute sicher kein bekannter Name. Wenn es aber um die Musik in Venedig, um mittelalterliche Blasinstrumente und die Geschichte der Posaune geht, so ist Zorzi eine zentrale Figur. Denn Zorzi Trombetta war Mitbegründer des offiziellen Bläserensembles Venedigs, der Piffari del Doge, der als erster professio-neller Bläser Musik aufschrieb, eine Posaune zeichnete und eine Dynastie von veneziani-schen Posaunisten begründete.

Die Geschichte beginnt mit dem Manu-skript Cotton Titus A26 der British Library, einem Chansonnier oder Liederbuch aus der Zeit um 1420. Der erste Schreiber notierte die drei anonymen Stücke Jour a jour la vie, Qui puis je mais, Une fois avant que mourir sowie Je me recommende von Gilles Binchois. Aber nach diesen vier Musikstücken und sechs weiteren Seiten mit leeren Notenlinien ist das Manuskript vorerst auch schon zu Ende. 

 Weitergeführt wurde es dann von einem

anderen Musiker: Er notierte auf der ersten leeren Seite die Tenor- und Contratenor- Stimmen* von John Dunstables Puis que m’amour. Ein dritter trug das gleiche Lied samt einer sonst unbekannten Contratenor- Stimme nochmals ein, und ein vierter Musi-ker fügte zwei weitere Tenorstimmen hinzu.

Schliesslich gelangte das Buch an jeman-den, der sich 1444 als Gehorgius tubizine und in venezianischem Dialekt als Zorzi trombetta da Modon bezeichnete – Zorzi der Trompeter von Modon. Dieser Gehorgius oder Zorzi trug weitere Tenor- und Con-tratenor-Stimmen ein – sowie zusätzlich Kommentare wie Dies ist eine weitere Contra-

tenor-Stimme, die allein gespielt werden kann, aber ohne den Tenor schlecht klingt.

Alles in allem enthält Zorzis Manuskript neun Musikstücke: einige mit drei oder zwei Stimmen und einige nur mit der Tenor-Stimme. Sechs davon sind Chansons – dar-unter einige der damals populärsten –, zwei sind Tänze, und eine Tenor-Stimme könnte das eine oder andere sein. Das ist genau das Material, das ein Instrumentalist des 15. Jahrhunderts brauchen konnte.  

Doch das ist noch nicht alles: Kein ande-res Manuskript des Mittelalters enthält so viele Informationen über die notierten Stücke. Denn Zorzi verwendete die restli-chen Seiten des Manuskripts als Tage- und Haushaltbuch, als Ablage für verschiedene Notizen und Gebete, für eine Abhandlung über den Schiffbau (mit einigen schönen Zeichnungen von Schiffen) und nicht zuletzt für einige kleine, faszinierende Skizzen von Blechblasinstrumenten. 

Daraus wird klar, dass Zorzi Trombetta anfänglich – wie viele seiner Bläserkollegen – Trompeter auf einem Schiff war. Für die Jahre 1448/49 verzeichnet er, wer ihn wofür, wo und wann bezahlte – und mit wem er seinen Lohn zu teilen hatte. So erhielt er am 17. April 1449 einen Golddukaten in Chattaro (Kotor, Montenegro) für eine Hochzeit, den er mit einem gewissen Augustin zu teilen hatte. In seiner Heimatstadt Modon (Methoni, Griechenland) verkaufte er am 24. August 1448 sechs secchi Wein an Girardo Pifaro. Am 8. Januar 1449 verkaufte er Wein im Wert von 18 Dukaten an Ser Borttolamio Pifaro – der Weinhandel war also seine zweite Ein-nahmequelle. Zorzi sagt nicht, ob Augustin ein Instrument spielte, doch nennt er glück-licherweise die Instrumente der beiden Kol-legen Girardo und Borttolamio: Sie spielten Piffari, also Schalmeien, und diese bildeten zusammen mit der Trompete die Besetzung der klassischen alta capella (lauten Kapelle) des 15. Jahrhunderts. Der Trompeter und seine zwei Schalmei-Kollegen werden wohl

Bläsermusik im Venedig des 15. Jahrhunderts Bläsermusik im Venedig des 15. Jahrhunderts

genau die Musikstücke gespielt haben, die in das Manuskript eingetragen wurden.

Solch detaillierte Informationen über Musikaufführungen im 15. Jahrhundert sind äusserst selten, und zusammen mit den Skizzen von Blechblasinstrumenten sind sie einzigartig. Grob wie diese sind, zeigen sie doch deutlich ein Instrument mit den Pro-portionen einer Posaune – und nicht so sehr einer Trompete wie in andern Illustrationen aus den 1440er Jahren. Somit sind dies die frühesten Bilder einer Posaune.  

Wie Zorzi verdienten sich damals viele Blechblas- und Schalmei-Spieler ihren Lebensunterhalt an Bord eines Schiffes. 1458 verabschiedete Venedigs Senat deshalb einen Entschluss, der eine für ihn untrag-bare Situation beheben sollte: Der Senat stellte fest, dass alle Herrschaften, Signorie und Gemeinwesen der Welt, sogar solche, die uns untergeben und untertan sind, gut aus-gestattete, genügend und gute Trompeten-, Posaunen- und Schalmei-Spieler jederzeit und unbeschränkt im Dienst des Fürsten und der Signoria haben. Doch in Venedig sei man immer noch gezwungen, nach guten Schal-mei- und Blechbläsern erst suchen zu müssen, die vielmals nicht gefunden werden, da sie auf unseren Galeeren Dienst tun. Am 7. Juli 1458 wurde deshalb die erste Liste der neugebil-deten Piffari del Doge mit drei Schalmeien und zwei Blechblasinstrumenten zusam-mengestellt, und sie enthielt niemand ande-ren als Magister Bartholomeus Pifarus und Georgius de Mothona Tubeta, also Ser Bortto-lamio Pifaro und Zorzi Trombetta de Modon. 

Venedig schaffte so nicht nur den Anschluss an die anderen Gemeinwesen der Welt, sondern es überholte sie auch gleich mit der Anstellung von fünf Musikern – zu einer Zeit, da die meisten Ensembles nur aus vier oder noch weniger Musikern bestan-den. Mit 5 Musikern gehörte man damals zur musikalischen Elite, da in dieser Zeit nur wenige Stücke zu fünf Stimmen exis-tierten. Eines davon ist das Arrangement

des berühmten Liedes O rosa bella, das John Dunstable zugeschrieben wird, mit weiteren Stimmen von John Bedyngham. 

1494 war die Besetzung der Piffari auf sechs Spieler angewachsen, drei mit Rohr-blatt- und drei mit Blechblasinstrumenten. Neben Zorzi spielten nun auch seine beiden Söhne Alvise und Jeronimo, und sie waren auch bei der Geburt der Posaune mit dabei: Während Zorzi sich noch Trombetta nannte, nahmen seine Söhne den Zunamen Trom-bon an. Später kam ein dritter Sohn hinzu, Bortholamio. Besonders begabt muss Alvise gewesen sein. Gemäss dem Ernennungs-schreiben zum Mitglied der Piffari war er, wie jedermann weiss, allen andern in der Kunst, Blechblasinstrumente zu spielen, überlegen.  

  Ein Brief Alvises von 1494 an den Her-

zog von Mantua zeigt, dass die Praxis, bestehende Stücke für eine vorhandene Besetzung zu arrangieren, in Venedig damals immer noch geläufig war. Man spielte vier-stimmige Motetten von Jacob Obrecht und Anthoine Busnois und komponierte zusätz-liche Stimmen für Posaunen hinzu, weil wir im Ensemble zu sechst sind. Alvise sagt leider nicht, welches von Busnois’ Werken sie spielten – vielleicht die ihm zugeschrie-bene berühmte Chanson Fortuna desperata. Dieses ursprünglich dreistimmige Lied wurde mit über 30 Fassungen zu einem der am häufigsten arrangierten Stücke der Zeit. Die vierstimmige Version ist in einem Manuskript Heinrichs des VIII. erhalten, während sich Alexander Agricolas prächtige sechsstimmige Fassung in einem Augs-burger Manuskript findet. – Das Konzert-programm enthält im Weiteren neben den erwähnten Stücken andere weit verbreitete und oft bearbeitete Werke der Zeit, so etwa das anonyme Une fois avant que mourir oder John Dunstables Puis que m’amour.

* Tenor meint in der Musik dieser Zeit die Hauptstimme einer Komposition; in etwa der-selben Lage bewegt sich die Contratenor- und über ihr die Cantus-Stimme.

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1918

Fr 28.09.18.30 h Lavatersaal, vis-à-vis St. Peter

PräludiumWerke von G. Ph. Telemann, J. J. Quantz, S. L. Weiss und J. J. Hotteterre

Studierende der ZHdKAndra Munteanu Traverso Akira Toda Traverso Lorenzo Abate Theorbe, Laute

19.30 h Kirche St. Peter

Tresor Musik aus einer verlorenen Bibliothek

Claire Genewein Traversflöte

Thomas Müller Horn

Zürcher BarockorchesterMonika Baer Leitung Renate Steinmann Leitung

Konzertprogramm Tresor

Giuseppe Nicolini Sinfonia ossia Ouvertur à più stromenti c-Moll, 1797(1762–1842) Allegro

Gian Girolamo Fogliani Serenata à due viole, fluta e violino B-Dur, 1804 (†1804) Adagio – Tema con (5) variazioni – Rondo: Allegretto moderato

Wolfgang A. Mozart Konzert für Horn und Orchester Es-Dur KV 495, 1783(1756–1791) Allegro moderate – Romanze: Andante – Rondo: Allegro vivace

— PAUSE —

Joseph Haydn Sinfonia à più stromenti C-Dur Hob.Ia:c1, 1796(1732–1809) Allegro spiritoso

Gian Girolamo Fogliani Concerto per flauto traversiere d-Moll, 1798 Largo. Allegro – Romance espressivo – Rondo

Giuseppe Nicolini Sinfonia D-Dur, ohne Datum Allegro presto – Larghetto – Allegro

Dieses Konzert wird von Radio SRF 2 Kultur aufgezeichnet und zu einem späteren Zeitpunkt gesendet.

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2120 Tresor

Tresor Von Nicola Schneider

In der Nacht vom 11. auf den 12. Septem-ber 1944 flog die britische Luftwaffe einen massiven Bombenangriff auf das Zentrum der südhessischen Stadt Darmstadt. Nicht nur die gesamte Altstadt wurde vernichtet, auch die Museen, Bibliotheken und Archive erlitten verheerende Verluste. In der Hessi-schen Landesbibliothek verbrannte damals der Grossteil der Musikaliensammlung. Sie war das über mehrere Jahrhunderte gewachsene Archiv der Darmstädter Hof-kapelle, die von kunstsinnigen Landgrafen und Grossherzögen mit besonderer Ken-nerschaft gefördert worden war. Während zumindest die Manuskripte mit Werken von Telemann, Graupner, Fasch, Vogler und einigen Darmstädter Kapellmeistern ausge-lagert worden waren und so der Zerstörung entkamen, wurden wertvollste Handschrif-ten und Frühdrucke unwiederbringlich vernichtet.

Angesichts dieser ungeheuren Verluste entstand die Idee, die verlorene Sammlung mit Originalen zu rekonstruieren, so wie die im Ersten Weltkrieg von der deutschen Armee zerstörte Universitätsbibliothek von Löwen später mit gleichwertigen Ersatzstü-cken wieder aufgebaut worden war. Im Fall von Darmstadt ergab sich diese Möglich-keit, weil der historische Katalog erhalten ist. So kauften Nicola Schneider und Agnes Genewein zehn Jahre lang auf Auktionen und in Antiquariaten Musikhandschriften, die den verbrannten Bestand gleichwertig ersetzen. Heute umfasst die Sammlung Schneider-Genewein in Zürich rund 1500 Musikhandschriften aus fünf Jahrhunder-ten. Aus diesen Schätzen wird das Zürcher Barockorchester eine interessante Auswahl präsentieren, bevor die Sammlung nach Darmstadt gelangen und die dort erhalte-nen Bestände ergänzen wird.

Auf mehreren Auktionen in Florenz wurde der musikalische Nachlass des Mar-chese Gian Girolamo Fogliani Sforza d’Aragona (gestorben 1804) ersteigert. Als grosser Musikliebhaber, ausübender Musi-ker und Amateurkomponist nahm Fogliani um 1800 aktiv am Musikleben der Stadt Piacenza teil. Das Wenige, was wir heute über ihn wissen, entnehmen wir seinen Werken selbst: Er komponierte gerne für ausgefallene Instrumentenkombinationen, entsprechend den Möglichkeiten vor Ort, wie etwa in seiner Serenade in B-Dur, einem seiner letzten Werke aus seinem Todes-jahr. Fogliani orientierte sich stilistisch an Haydn und Mozart, was sich auch in dem gross angelegten Flötenkonzert in d-Moll niederschlägt. Daher erklingen im Konzert zum Vergleich zwei Werke seiner Vorbil-der, so die einsätzige Ouvertüre in C-Dur von Joseph Haydn, von der die Sammlung Schneider-Genewein eine Stimmenabschrift aus dem Jahr 1796 besitzt, sowie Mozarts berühmtes Hornkonzert in Es-Dur aus dem Jahr 1786.

Fogliani unterstützte junge Musiker wie den aus Piacenza gebürtigen Giuseppe Nicolini (1762–1842), dessen Studium in Neapel er ab 1778 finanzierte. Nicolini ist später vor allem als Opernkomponist bekannt geworden, bis er vom international erfolgreicheren Gioacchino Rossini von den Bühnen verdrängt wurde. Als Beispiele seines Schaffens erklingen aus der Samm-lung Schneider-Genewein eine einsätzige Ouverture in c-Moll (datiert 1797) sowie eine dreisätzige Sinfonie in D-Dur, die bereits den Schwung der Opernouvertüren Rossi-nis vorwegnimmt.

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Sa 29.09.15.00 h Weinschenke Hotel Hirschen, Hirschengasse 6

ApérokonzertWerke von G. Ph. Telemann, J. J. Quantz, S. L. Weiss und J. J. Hotteterre

Studierende der ZHdKAndra Munteanu Traverso Akira Toda Traverso Lorenzo Abate Theorbe, Laute

19.30 h Johanneskirche, Limmatstrasse 114

Golden Age Consort Music and Songs

Sunhae Im Sopran

B-Five Blockflöten-Consort Markus BartholoméKatelijne LanneauThomas ListSilja-Maaria SchüttMina Voet

Konzertprogramm Golden Age

William Byrd Pavan (ca. 1540–1623) Galliard Ah silly Soul

Come pretty babe

Ye sacred Muses (Elegy on the Death of Thomas Tallis) In nomine I In nomine II Susanna fair In nomine V

John Dowland Lachrimae Gementes (Lachrimae-Pavane Nr. 3)(1563–1626) Sir John Souch his Galiard

William Byrd Browning (Variationen über The leaves be green)

Anna Trauffer Blätter(*1980)

William Byrd Though Amaryllis dance in green

— PAUSE —

Christopher Tye In nomine Cryel(ca. 1505–1572)

William Byrd How vain the toils In nomine III In nomine IV When first by force Come woeful Orpheus

John Dowland M. Henry Noel his Galiard M. John Langtons Pavan M. Buctons Galiard M. George Whitehead his Almand

William Byrd An aged Dame My mistress had a little dog

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2524 Golden Age

Die Dichter William Shakespeare und John Donne, der Miniaturmaler und Gold-schmied Nicholas Hilliard, Komponisten wie Thomas Tallis, William Byrd, Thomas Morley und John Dowland: Es gibt wahr-lich viele Gründe, die Epoche von Königin Elisabeth I. Golden Age – Goldenes Zeitalter zu nennen. Doch nicht für alle war es ganz so golden, vor allem nicht für die Katholi-ken. Zwar suchte die anglikanische Königin einen gewissen Ausgleich zwischen den Konfessionen: Manche Familien der engli-schen Aristokratie waren auch lange nach der Reformation immer noch katholisch und bildeten einen Machtfaktor; dennoch waren Überwachung, Verbote, Strafen und auch Hinrichtungen durchaus üblich, wenn es darum ging, die Ausübung und Ausbrei-tung des katholischen Glaubens in England einzudämmen.

Ein Lied davon singen konnte etwa der

zum Katholizismus konvertierte Komponist John Dowland: Geradezu hysterisch wehrte er sich in einem Brief gegen den Verdacht, in Italien mit englischen Exilkatholiken Kontakt aufgenommen zu haben – eine Rückkehr nach England wäre für ihn dann unmöglich gewesen, ohne sein Leben zu riskieren. Andere Komponisten, wie etwa der renommierte John Bull, zogen das Exil auf dem Kontinent von Anfang an vor.

Ausnahmen gab es jedoch auch: Thomas Tallis und der jüngere William Byrd. Beide gehörten sie dem katholischen Glauben an: Tallis stammte aus einer katholischen Familie, während Byrd – wie Dowland – zum Katholizismus konvertierte. Dennoch waren sie die Leiter und Organisten von Elisabeths Chapel Royal und erhielten als erste Englän-der das Privileg, ihre Werke im Druck zu ver-öffentlichen: 1575 publizierten sie gemein-sam die Cantiones sacrae, einen Band mit zweimal 17 lateinischen Motetten – 17 Jahre hatte Elisabeth damals regiert. Ohne solche Loyalitätsgesten gegenüber der Monarchin ging es natürlich nicht, und Byrd kompo-nierte etwa auch einen anglikanischen Great

Service. Da sich jedoch die relativ tolerante Politik der 1570er Jahre später verschlech-terte, verliess Byrd (der damals anscheinend strenger überwacht wurde) den Hof und nahm eine Stelle auf dem Landsitz eines katholischen Aristokraten, Sir John Petre, in Essex an. Aus dieser Zeit stammen seine drei Messen und zahlreiche kurze Motetten für den – öffentlich verbotenen – katholischen Gottesdienst sowie weitere Bände mit geist-lichen Kompositionen.

Neben diesen religiösen Werken geht Byrds weltliche Vokalmusik oft etwas verges-sen. Doch auch hier war der Komponist sehr fruchtbar und veröffentlichte drei Bände mit Psalms, Sonnets and Songs of Sadness and Pietie (1588), Songs of Sundrie Natures (1589) sowie Psalms, Songs and Sonnets (1611). In England machte sich damals deutlich der Einfluss des italienischen Madrigals bemerk-bar; jüngere Komponisten wie Morley, Weelkes und Wilbye griffen es mit Werken in englischer Sprache denn auch gern auf. William Byrd hielt dagegen am Consort Song fest: Eine Gesangsstimme wird dabei von einem Instrumentalensemble begleitet, dessen Stimmen jedoch kontrapunktisch auskomponiert sind; die Songs können dementsprechend auch rein vokal als mehr-stimmige Lieder ausgeführt werden.

Dass Byrd mit diesem Consort Song seinem Publikum mehr abverlangte als seine jüngeren Kollegen mit dem einfacher gestrickten Madrigal, war dem Komponis-ten durchaus bewusst. Im Vorwort seiner Sammlung von 1611 bemerkt er: Ein Lied, das gut und kunstvoll gesetzt ist, kann beim ersten Anhören weder richtig wahrgenommen noch gar verstanden werden, aber je öfter du es anhörst, umso mehr Grund zum Gefal-len wirst du darin finden. Allerdings waren die Werke der drei Publikationen für eine Gesellschaft mit meist hoher musikalischer Bildung bestimmt: Religiöse Stücke dienten der privaten Andacht, weltliche der musi-kalischen Unterhaltung. Zur ersten Gruppe gehören die Elegie auf den Tod von Byrds

Golden Age

Lehrer Thomas Tallis Ye sacred Muses oder die «moralisierenden» Lieder Ah silly Soul und How vain the toils. Das hinderte den Komponisten andererseits aber nicht an der Vertonung von humoristischen Versen. Dazu gehört zum Beispiel die etwas groteske «Ballade» vom Tod eines Hündchens My mistress had a little dog oder das trotzige Anti-Liebeslied eines Schäfers Though Ama-ryllis dance in green.

Mit Vokalmusik verbunden ist auch ein spezielles Genre der englischen Consort- musik, meist für Gambenensemble gedacht, das sogenannte In nomine. Seinen Ursprung und Namen hat es im vierstimmigen Sanc-tus von John Taverners Missa Gloria tibi trinitas. Bei den Worten (Benedictus qui venit) in nomine Domini erklingt der originale gre-gorianische Choral, der sogenannte Cantus firmus, mit gleichmässigen Notenwerten in der einen Stimme, während drei andere Stimmen ein kunstvolles mehrstimmiges Geflecht um den Cantus firmus herumweben. Diese Passage In nomine Domini fand so viel Bewunderung, dass sie zahlreiche Kompo-nisten zur Nachahmung herausforderte und so allmählich zum Genre des instrumentalen In nomine führte; ihm huldigte viele Jahre später auch noch ein Barockkomponist wie Henry Purcell. Im Konzert sind die fünf fünfstimmigen In nomines Byrds zu hören.

Ebenfalls auf Vokalmusik bezieht sich das Stück Browning: Es besteht aus Variationen über ein Volkslied mit dem Text The leaves be green, the nuts be brown, they hang so high, they will not come down. Als Verbindung zwischen diesem und einem weiteren «grü-nen» Stück – Though Amaryllis dance in green – schrieb die Schweizer Komponistin Anna Trauffer für B-Five ihr Stück Blätter.

Nach 1600 wichen die freien Formen der instrumentalen Renaissance-Musik immer mehr den frühbarocken Tanzsätzen. So finden sich auch in der Instrumentalmusik von John Dowland nun hauptsächlich Gal-liarden, Pavanen und Allemanden, häufig im Titel mit dem Namen eines Widmungsträ-gers aus der englischen Aristokratie verbun-den – in der Hoffnung, dass sich dieser auf die eine oder andere Art und Weise erkennt-lich zeigen möge.

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So 30.09.17.00 h Kirche St. Peter

Heilige ReliquienClaudio Monteverdi: Vespro della Beata Vergine – Venezia 1650

La Capella Ducale Monika Mauch, Constanze Backes SopranAlexander Schneider, Rolf Ehlers Alt Georg Poplutz, Hermann Oswald Tenor Dominik Wörner, Ulrich Maier Bass

Musica Fiata Anette Sichelschmidt, Christine Moran ViolineRoland Wilson, Anna Schall Zink, Blockflöte, stiller Zink Gerd Schnackenberg, Detlef Reimers, Cas Gevers Posaune Adrian Rovatkay Dulzian Arno Schneider OrgelAxel Wolf Chitarrone Johanna Seitz Harfe

Roland Wilson Leitung

Konzertprogramm

Anon. Deus, in adiutorium meum intende, Domine, ad adiuvandum me festina à 4 voci e 6 strumenti

Claudio Monteverdi Psalm 109: Dixit Dominus I à 8 (1567–1643) 2 soprani, 2 alti, 2 tenori, 2 bassi; 2 cornetti, 2 violini, 3 tromboni, fagotto

Giovanni Rigatti Audi, dulcis amica mea (1647) (ca. 1613–1648) tenore solo

Claudio Monteverdi Psalm 112: Laudate pueri à 5 da cappella soprano, alto, 2 tenori, basso; cornetto, 3 tromboni, fagotto O quam pulchra es (1625) soprano solo Psalm 121: Laetatus sum à 5 istrumenti e 6 voci 2 soprani, 2 tenori, 2 bassi; 2 violini, 2 tromboni, fagotto

Giovanni Picchi Sonata decima sesta à 6(ca. 1572–1643) doi violini, doi flauti, trombone e fagotto

Claudio Monteverdi Psalm 126: Nisi Dominus à 3 voci e 2 violini soprano, tenore, basso; 2 violini, fagotto

Giovanni Rigatti Ardet cor meum (1647) basso solo

Claudio Monteverdi Psalm 147: Lauda, Jerusalem à 3 con 5 altri voci in ripieno alto, tenore, basso soli 2 soprani, alto, tenore, basso; 2 cornetti, fagotto, 3 tromboni

Massimiliano Neri Sonata XII à 6 (1651)(1623–ca. 1670) 2 cornetti, fagotto, 3 tromboni

Alessandro Grandi Ave maris stella (1630) (1586–1630) soprano e 2 cornetti muti

Claudio Monteverdi Magnificat primo (1641, Selva morale) 2 soprani, 2 alti, 2 tenori, 2 bassi; 2 cornetti, 2 violini, 3 tromboni, fagotto Salve Regina (ca. 1662) 2 tenori, basso Laetaniae della Beata Vergine à 6 2 soprani, alto, 2 tenori, basso

Giovanni Gabrieli Canzon VIII à 8 (ca. 1555–1612) Coro 1: 2 cornetti, 2 viole Coro 2: 3 tromboni, fagotto, organo

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Der Titel der Publikation von 1650 war sehr sachlich, ja geradezu etwas buchhal-terisch: Messa a 4 voci et salmi a 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 et 8 voci, concertati e parte da capella, et con le letanie della Beata Vergine del Signor Monteverdi. Das Vorwort allerdings war schwärmerisch: Diese heiligen Reliquien des hochexzellenten Monteverdi, die ich auf wun-dersame Weise nach seinem Tod sammeln konnte, werden nun von mir veröffentlicht, um ihm eine letzte Ehre zu erweisen.

Titel und Vorwort stammen vom venezia-

nischen Verleger Alessandro Vincenti. Er veröffentlichte 1650 – Monteverdi war schon sieben Jahre tot – eine umfangreiche Sammlung mit geistlichen Werken des Komponisten –, ungewöhnlich für eine Zeit, in der man grundsätzlich nur Musik lebender Komponisten aufführte. Und ein Jahr später folgte noch ein neuntes Madrigalbuch mit Madrigali e Canzonette a due e tre voci del Signor Claudio Monteverde.

Dem Monteverdi-«Fan» Vincenti ver-danken wir also nicht wenige Werke von Monteverdi, die durch das quasi «übliche» Desinteresse der Nachwelt ebenso gut hät-ten verloren gehen können. Vincenti deutet das mit der Wendung an, dass er die Werke auf wundersame Weise sammeln konnte. Wie die monumentale Publikation der Selva morale e spirituale von 1641, die Monteverdi selbst zusammenstellte, enthält auch Vin-centis Publikation eine Reihe von Psalmen, die die Rekonstruktion einer Vesper ermög-lichen. Während die Selva vor allem Psal-men für eine Vesper von männlichen Heili-gen enthält, liefert die Sammlung von 1650 die Psalmen für die Vesper von weiblichen Heiligen. Anders als in der Selva finden sich hier allerdings keine Concerti, die als Anti-phonen zu den Psalmen dienen könnten; ebenso fehlt ein Magnificat. Diese Werke hat der Dirigent des Konzerts, Roland Wilson, mit älteren Werken Monteverdis und mit solchen von dessen jüngeren Zeitgenossen ergänzt, ganz der Praxis der damaligen Zeit entsprechend.

PsalmenDas «Rückgrat» der Vesper sind meist

fünf Psalmen und das Magnificat. Dieses und der erste Psalm, Dixit Dominus, bilden die beiden gewichtigen Eckpunkte der Vesper, mit grösserer Besetzung und Ausdehnung als die Psalmen zwischen ihnen. Da Vin-centi in Monteverdis Nachlass anscheinend kein Magnificat vorfand, nahm er eines von Francesco Cavalli (1602-1672) in seine Publi-kation auf (was andeutet, dass er durchaus mit der Verwendung dieser Werke in den Vesper-Gottesdiensten rechnete); der Diri-gent Roland Wilson hat sich jedoch für eine der Magnificat-Vertonungen aus Montever-dis Selva morale entschieden. Das ermöglicht auch einen Vergleich der Werke der Publi-kation von 1650 mit denjenigen der Selva. Dieser lässt den Schluss zu, dass sich in der posthumen Sammlung stilistisch zwar nichts Neues findet, dass diese Werke jedoch auch keinen qualitativen Abfall gegenüber der Selva bedeuten, was ja für Monteverdi immerhin ein Grund gewesen sein könnte, sie nicht zu veröffentlichen.

Im Gegenteil: Monteverdi gebietet hier souverän über seine musikalischen Mittel: Es finden sich einerseits die für Monteverdi charakteristischen bildhaften, ja manchmal geradezu drastischen Wortausdeutungen in der Musik: So erklingt in Dixit Dominus die Einladung, sich an die Seite des Herrn zu setzen (sede a dextris) in majestätisch hohen Tönen, und die Feinde (inimicos tuos und in medio inimicorum tuorum) werden im kriege-rischen Concitato-Stil dargestellt. In Laudate pueri wird das Emporheben (suscitans), in Laetatus sum das Emporsteigen (ascende-runt) mit einer aufsteigenden Linie symbo-lisiert, und mit einem brüsk eingeworfenen Vanum est vobis ermahnt der Bass in Nisi Dominus seine HörerInnen, ja nicht allzu früh aufzustehen. – Eines der Vergnügen an Monteverdis Musik besteht nicht zuletzt darin, die zahlreichen bildhaften (aber nicht immer offensichtlichen) musikalischen Umsetzungen des Textes zu entdecken.

Heilige Reliquien

Charakteristisch ist aber auch die Viel-falt der rein musikalischen Verfahren des Komponisten: So stehen der «antiquierte» a capella-Stil des Psalms Laudate pueri und der polyphone Stil der Laetaniae ganz selbstver-ständlich neben dem modernen «walking bass» von Laetatus sum. Oft anzutreffen ist in diesen Werken das Verfahren, den Text nicht «durchzukomponieren», sondern mehrere Verse zusammenzufassen und als musikalische Einheit zu gestalten – ein Ver-fahren, das später die ganze Barockmusik bis hin zu Bach und Händel prägen wird.

Schliesslich ist dies die erste Musik, in der die Instrumente einen eigenständigen, mit den Vokalstimmen gleichberechtigten und in der Spielweise idiomatischen Part spielen. In dieser Aufführung betont Roland Wilson die Emanzipation der Blasinstrumente, indem er die hohen Stimmen ihnen (und nicht wie sonst meist üblich den Violinen) zuweist.

Ein Problem stellte sich dem Dirigenten jedoch auch: Der Psalm Lauda Jerusalem ist zwar vollständig für drei Solostimmen durchkomponiert (und wird auch so aufge-führt). Roland Wilson ist jedoch aus ver-schiedenen Gründen der Überzeugung, dass die homophonen Abschnitte der Vertonung für ein achtstimmiges Ensemble gedacht sind und die restlichen fünf Stimmen also fehlen – Fehler sind in den Drucken dieser Zeit keine Ausnahme. Die fehlenden Partien hat er dementsprechend nach dem Vorbild des «Zwillingsstücks» Confitebor tibi aus der Sammlung Selva morale ergänzt.

AntiphonenZu jedem Psalm der Vesper gehört eine

Antiphon – ursprünglich aus dem Repertoire des Gregorianischen Chorals –, die vor und nach dem Psalm gesungen wurde. An San Marco wurden diese gregorianischen Anti-phonen gern durch neue Kompositionen ersetzt, sei es durch solistisch oder klein besetzte Motetten (Concerti) oder durch ins-trumentale Canzonen und Sonaten. Solche

Stücke enthält Vincentis Sammlung aller-dings nicht; Roland Wilson hat sie deshalb der Praxis der Zeit entsprechend von Monte-verdis jüngeren Kollegen übernommen.

Zwei der Solo-Motetten stammen von Giovanni Rigatti, eine von Alessandro Grandi. Beide waren Monteverdis Stellver-treter an San Marco, wobei sich Grandi mit seinem Vorgesetzten nicht sonderlich gut vertrug. Ihre Motetten zeichnen sich durch eine bezwingende Ausdruckskraft und Melodik aus. Beide wären eventuell würdige Nachfolger Monteverdis geworden, wenn sie nicht schon jung gestorben wären.

Die Instrumentalstücke, die als Antiphon- ersatz dienen, stammen von zwei venezia- nischen Organisten: Massimiliano Neri wurde Organist am Markusdom kurz nach Monteverdis Tod, Giovanni Picchi war Organist an der Kirche Santa Maria gloriosa dei Frari, wo Monteverdi beerdigt wurde. Den Ruf der venezianischen «Orgelschule» begründet hatte vor Monteverdis Zeit Gio-vanni Gabrieli, auch er Organist am Mar-kusdom. Sein doppelchöriges Stück heisst bezeichnenderweise noch Canzone und ist im polyphonen Stil der Spätrenaissance geschrieben; die Werke der beiden jünge-ren Komponisten sind dagegen Sonaten im damals modern-affektreichen Stil.

Ein Werk der Vesper verdient eine beson-

dere Erwähnung: In einem Sammeldruck von 1662 mit musiche de alcuni eccellentissimi musici finden sich auch drei Salve Regina- Vertonungen, die erst vor wenigen Jahren als authentische Werke Monteverdis identi-fiziert und 2011 veröffentlicht wurden. Auch sie verdanken wir dem Monteverdi-«Fan» Alessandro Vincenti.

Heilige Reliquien

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49. Internationales Heinrich-Schütz-Fest in Zürich

1.–3. November 2018 VEREIN ZUR FÖRDERUNG DER WERKE VON HEINRICH SCHÜTZ www.schuetz-zyklus.ch

Do 1. Nov. Kulturhaus Helferei, Kirchgasse 13, Zürich19.30 h Konzert «Ut unum sint» – «Damit sie eins seien» A-Cappella-Musik der Reformationszeit und der Moderne zur Einheit der Kirche mit Werken von Ludwig Senfl, Leonhard Paminger, Heinrich Schütz, Arvo Pärt u.a. Ensemble Stimmwerck mit Renaissancelaute

Fr 2. Nov. Theologisches Seminar, Universität Zürich, Kirchgasse 909.15 – 12.00 h Symposium «Heinrich Schütz im Konzert der Konfessionen»

Sa 3. Nov. Theologisches Seminar, Universität Zürich09.15 – 12.00 h Symposium (Fortsetzung)

Grosses Festkonzert mit über 40 Mitwirkenden im Rahmen der Aufführung sämtlicher Werke von Heinrich Schütz in den Jahren 2017 bis 2022:

Sa 3. Nov. Augustinerkirche, Augustinerhof 8, Zürich19.30 h Konzert «Gaudeamus» – Symphoniae Sacrae & Psalmen

Doppel- und mehrchörige Musik von Heinrich Schütz, Giovanni Gabrieli und Claudio Monteverdi Ensemble für Alte Musik Il Dolcimelo Chor Cappella der Hofkirche Luzern Leitung: Ludwig Wicki

Mitglieder des Forums Alte Musik Zürich erhalten einen ermässigten Eintrittspreis

Biografien

Octoplus www.martinajoos.ch

OCTOPLUS wurde 2010 am damaligen Konservatorium Zürich (heute Musikschule Konservatorium Zürich MKZ) von Martina Joos als Ensemble für BlockflötenschülerIn-nen gegründet, die neben ihrer individuel-len Ausbildung auf anspruchsvollem Niveau mit anderen SpielerInnen musizieren und konzertieren möchten. Das Kernrepertoire umfasst die mehrchörige Musik der Spät-renaissance und Werke des 20./21. Jahrhun-derts, die z.T. extra für dieses Ensemble in Auftrag gegeben und von ihm uraufgeführt werden. Auch Bearbeitungen von Werken aus Barock, Klassik und Romantik sind Teil der Programme von OCTOPLUS.

Martina JoosStudium mit

Hauptfach Blockflöte an der Hochschule für Musik und Thea-ter Zürich (heute ZHdK) bei Matthias Weilenmann und Kees Boeke, Lehr- und Konzertdiplom mit Auszeichnung. Lizenziat (MA UZH)

an der Philosophischen Fakultät der Univer-sität Zürich in Musikwissenschaft, Musik-ethnologie und Kunstgeschichte.

Konzerttätigkeit in zahlreichen euro-päischen Ländern, Marokko, Brasilien und Kuba als Solistin und als Mitglied des Ensembles RAYUELA. Mitglied des Zür-cher Barockorchesters und Zuzügerin von La Scintilla am Opernhaus Zürich, dabei Zusammenarbeit mit Dirigenten wie

William Christie, Marc Minkowski, Giovanni Antonini und Adam Fischer. CD- und Rund-funk-Aufnahmen. Preisträgerin internatio-naler Wettbewerbe. Stipendiatin der Fonda-tion Royaumont.

Unterrichtstätigkeit an Musikschule Konservatorium Zürich, Fachschaftsleitung Alte Musik an MKZ, Schulleiterin an MKZ. Dozentin bei Kursen für Alte Musik. Freie Mitarbeiterin bei der Schweizer Musikzei-tung und bis 2008 bei Schweizer Radio SRF 2 Kultur. Jurytätigkeit bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Mitglied der Musikkommission der Stadt Zürich. Co-Prä-sidentin des Forums Alte Musik Zürich. Mitglied von EEM.

Accademia dell’Arcadia www.sabrinafrey.com

Als «eine der aufgeschlossensten, innovativsten und interessantesten Musi- kerinnen ihrer Generation» wird die in Zürich lebende Blockflötistin Sabrina Frey bezeichnet. Sie wurde in der Schweiz gebo-ren und erhielt ihre künstlerische Ausbil-dung an den Musikhochschulen in Wien, Freiburg im Breisgau und Zürich. Als Solis-tin und Kammermusikerin gewann sie an internationalen Wettbewerben erste Preise sowie zahlreiche weitere Auszeichnungen. Konzerteinladungen und Tourneen führ-ten Sabrina Frey zu bekannten Festivals in Europa, nach Russland, in die USA und nach Japan. Als Solistin und Kammermusi-kerin ist Sabrina Frey gern gesehener Gast

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Biografien

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bei renommierten Orchestern wie I Baroc-chisti, Zürcher Kammerorchester, Moscow Baroque Soloists, sowie Kammerorchester Basel. Sie musiziert regelmässig mit Künst-lern wie Maurice Steger, Nuria Rial, Julia Schröder, Fiorenza De Donatis, Vittorio Ghielmi, Luca Pianca und Naoki Kitaya. Konzertmitschnitte wurden im Fernsehen und Radio übertragen; es erschienen meh-rere CD-Einspielungen.

Die Freude und Leidenschaft an der Barockmusik und der Blockflöte vermittelt Sabrina Frey an der Kalaidos Fachhoch-schule sowie in einer Privatklasse mit Meisterstudenten. Regelmässig lehrt sie als Professorin an internationalen Meisterkur-sen wie der Baroque Academy Gstaad, am Mozarteum Salzburg und an internationalen Flöten-Festivals; 2015 gründete sie einen Meisterkurs für Barocke Kammermusik im Schloss Weikersheim, an dem international renommierte Dozenten unterrichten.

Als Betreuungsperson an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, als Jury-Mit-glied von Wettbewerben und als Fachex-pertin für Blockflöte am Konservatorium Zürich MKZ setzt sich Sabrina Frey leiden-schaftlich für die Förderung der jungen BlockflötistInnen ein.

Das Barock-Ensemble Accademia

dell’Arcadia wurde von Sabrina Frey gegründet und besteht aus hervorragen-den MusikerInnen, die sich auf historische Aufführungspraxis spezialisiert haben. Ziel ist es, lebendige Interpretationen auf Origi-nalinstrumenten zum Klingen zu bringen. Die gemeinsamen Auftritte in der Schweiz, Österreich, Italien und Deutschland ernten beim Publikum grossen Beifall und werden von der Presse hoch gelobt.

Die Freitagskademie www.freitagsakademie.com

Die Freitagskademie wurde 1993 gegrün-det und ist Berns erstes Barockensemble. Das künstlerischen Credo des Ensembles lautet: «Es gibt keine alte Musik.» Vielmehr geht es ihm darum, historische Musik auf historischen Instrumenten und in histori-scher Musizierpraxis von ihrem musealen Staub zu befreien und zu packender zeitge-nössischer Kunst zu machen.

So spielt das Ensemble unter der künstle-rischen Leitung von Katharina Suske Musik vom 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert, jeweils auf Instrumenten der jeweiligen Epoche und in verschiedenen Besetzungen. Zur ständi-gen Suche nach neuen Wegen der Annähe-rungen an die alte Musik gehört auch die regelmässige Zusammenarbeit mit Künst-lerinnen und Künstlern aus verschiedenen anderen Sparten wie zum Beispiel dem (zeitgenössischen) Tanz, der bildendenden Kunst, der Literatur und dem Puppentheater.

Die Freitagsakademie ist mit ihren zahl-reichen Konzerten und Aufnahmen seit Jahren im schweizerischen und internatio-nalen Musikgeschehen präsent. Neben Auf-tritten in allen grösseren Schweizer Städten führten und führen verschiedene Engage-ments die Freitagsakademie an europäische Festivals und nach Japan. Zahlreiche Kon-zertmitschnitte und Fernsehauftritte u.a. bei Radio SRF 2, WDR und ARTE, verschiedene Opernproduktionen (in Zusammenarbeit mit dem Puppenspieler Neville Tranter) sowie verschiedene CDs legen Zeugnis von der vielfältigen Arbeit des Ensembles ab. 2012 erschien beim Label Winter & Winter die Aufnahme von Bachs 6 Brandenbur-gischen Konzerten im neuartigen Format eines «Hörfilms», 2016 die Aufnahme der Klavierquintette von Mozart und Beethoven, für die das Ensemble mit dem Diapason d’or ausgezeichnet wurde. Seit 2002 hat die Freitagsakademie ihre eigene Konzertreihe; sie ist heute im Grossen Saal des Konserva-toriums Bern beheimatet.

Biografien

Im Zentrum des vielfältigen Wir-kens der Oboistin Katharina Suske als Musikerin, Kul-turschaffende und Musikvermittlerin steht die Arbeit in der Freitagsakade-mie, die sie leitet.

Studienjahre in Graz, Wien, Mailand und Den Haag u.a. bei Ku Ebbinge, Hans Peter Westermann und Pedro Memelsdorff. Mit-wirkung in vielen namhaften Ensembles für Alte Musik wie Akademie für Alte Musik Berlin, Venice Baroque Orchestra, I Baroc-chisti, Wiener Akademie, La Scintilla. Päda-gogische Tätigkeit, u.a. Meisterkurse bei der Austria Barockakademie Gmunden.

Pierre-André Taillard studierte Klarinette bei Hans Rudolf Stalder sowie Klavier bei Klaus Linder und Jürg Wyttenbach. Schon während der Ausbildung lernte er die historische Klarinette kennen

und spielte in verschiedenen Orchestern (Concentus Musicus Wien, La Petite Bande, Concerto Köln, Les Musiciens du Louvre u.a.) unter Dirigenten wie Nikolaus Harnon-court, Frans Brüggen, Jordi Savall, Frieder Bernius und Philippe Herreweghe. Seine Einspielung des Klarinettenkonzerts von W. A. Mozart mit Concerto Köln wurde von der Kritik einhellig gelobt. Seit 1989 unterrichtet Pierre-André Taillard historische Klarinetten und Kammermusik an der Schola Cantorum Basiliensis sowie moderne Klarinette am Conservatoire von La Chaux-de-Fonds.

Der Fagottist, Gabriele Gombi, geboren 1984 in Italien, erhielt Unter-richt am Konser-vatorium in Reggio Emilia bei Franco Fusi, wo er 2004 sein

Diplom erwarb. 2007 beendete er sein Stu-dium bei Sergio Azzolini mit Auszeichnung. Er gewann als Solist erste Preise an nationa-len und internationalen Wettbewerben und ist in verschiedenen Orchestern als Solofa-gottist tätig. In den letzten Jahren entdeckte er das Barock- und klassische Fagott. Er spielt im «La Cetra» Barockorchester Basel und arbeitet mit Venice Baroque Orches-tra, Giardino Armonico und der Freitags-akademie Bern. Seit einem Jahr hat er eine Dozentur für Fagott am Conservatoire de Neuchâtel.

Der Hornist Olivier Darbellay, geboren in Bern und aufgewachsen in einer Musiker-familie, studiert zunächst in seiner Heimatstadt Cello bei Patrick Demenga

und Peter Hörr. Zeitgleich schliesst er seine Hornstudien bei Thomas Müller in Bern und Basel sowie bei Bruno Schneider in Freiburg i. Br. mit Auszeichnung ab. Seit dem Sieg bei der Tribune des Jeunes Interprètes 2000 in Lissabon sowie dem Titel als ‹Soliste de l’An 2000› der frankophonen Radiounion tritt er bei wichtigen Podien und Festivals in Europa, Nordamerika und Asien sowohl als Solist wie auch als Kammermusikpart-ner namhafter Musikerpersönlichkeiten auf. Seine besonderen Interessen gelten sowohl der historischen Aufführungspraxis wie auch dem zeitgenössischen Repertoire; dabei liegt ihm die Zusammenarbeit mit Komponisten wie Holliger, Pauset, Gerva-soni, Gubler und Darbellay, die alle für ihn geschrieben haben, sehr am Herzen.

Biografien

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Nach dem Kla-vier- und Cembalo-diplom in Triest studierte Edoardo Torbianelli u.a. an den Hochschulen von Antwerpen und Tillburg. Spezialisie-rung auf historische Aufführungspraxis sowie Technik und

Ästhetik des klassischen und romantischen Klavierspiels. Rege internationale Konzert-tätigkeit, bei der er oft auf historischen Hammerklavieren der wichtigsten europäi-schen Instrumentensammlungen Europas spielt. Sein Wirken belegen zudem zahl-reiche Rundfunk- und CD-Aufnahmen, für die er neben anderen Auszeichnungen auch zweimal mit dem Diapason d’or prämiert wurde. Er wirkt als Dozent für Hammerkla-vier, Kammermusik und historische Auffüh-rungspraxis an den Hochschulen von Basel, Bern und Paris.

Les haulz et les bas www.les-haulz-et-les-bas.com

Das Ensemble Les haulz et les bas spe-zialisiert sich seit 1993 auf die Aufführung historischer Bläsermusik aus Mittelalter und Renaissance. In detektivischer Klein-arbeit rekonstruiert es die Musik der Stadt-pfeifer und der mittelalterlichen Höfe, der sogenannten Alta Capella mit Schalmei, Pommer und Zugtrompete. Die Ergeb-nisse dieser Arbeit haben internationale Anerkennung gefunden. Das Ensemble ist Preisträger des Internationalen Festivals für Alte Musik, Brügge, und Gewinner des belgischen BRTN-Radiopreises. Geleitet wird es von Gesine Bänfer und Ian Harrison; sie sind ausserdem Preisträger des Festivals «Rencontres Internationales de St. Chartier» France.

Les haulz et les bas geben Konzerte bei den führenden europäischen Festivals; sie haben eine Reihe von hochgelobten CDs ver-öffentlicht, zuletzt «Concilium zu Constanz 1414–1418». An den Universitäten von Oxford und London, dem Königlichen Konservato-rium Den Haag und an der Schola Cantorum Basiliensis hielten sie Vorträge über die Alta Capella. Die Bandbreite der angebotenen Konzertprogramme reicht von Kammer-musik-Besetzungen mit drei Bläsern über Festkonzerte mit grossem Ensemble bis hin zu Openair-Konzerten. Auch Ausflüge in die Ethno- und Jazzmusik sind dem Ensemble willkommen.

Studierende ZHdK

Andra Munteanu begann ihr Studium an dem Kunstkolle-gium Octav Bancila in Jassy, Rumänien, und studierte weiter an der Kunstuni-versität George Enescu. 2010 ging sie als Stipendiatin

an die Hochschule für Musik Würzburg und erlangte 2012 dort ihren künstlerischen Dip-lomabschluss. Im gleichen Jahr begann sie dort ihr Masterstudium bei Andras Adorjan und studierte bei Vladislav Brunner und Christiana Fassbender weiter. Sie schloss ihr Studium 2016 mit dem Master in Music Performance ab.

Andra Munteanu ist Erst- und Zweitpreis-trägerin verschiedener Solo- und Kammer-musik-Wettbewerbe und trat als Solistin mit dem Philharmonischen Staatsorchester Jassy auf. Die Leidenschaft führte sie dazu, ausser ihrer künstlerischen Tätigkeit auch ihre pädagogische Kompetenz zu vertiefen. Seit 2017 studiert sie Flöte an der Zürcher Hochschule der Künste bei Philippe Racine und Traversflöte bei Claire Genewein. In diesem Rahmen erweitert sie durch das Spiel verschiedener Flöten (Traverso- und Böhmflöte) sowohl ihr Repertoire als auch ihre pädagogische Perspektive.

Akira Toda ist 1989 in Yamagata, Japan, geboren. Sie bekam ihren ersten Flötenunterricht von Yuri Sato und studierte Querflöte bei Hidefumi Iwa-hana an der Senzoku Musik Hochschule

Kawasaki. 2012 schloss sie dort das Bachelor-studium ab. In diesem Jahr gründete sie das Hinode-Sinfonieorchester Tokyo, das bis

heute besteht und in dem sie auch noch auftritt. Akira Toda absolvierte dann die Senzoku-Ensembleakademie und einen Meisterkurs bei Christian Studler. Darauf begann sie 2015 das Studium Master of Music Performance Konzert an der ZHdK bei Maria Goldschmidt, Martin Bachofen, Sabine Poyé Morel sowie Haika Lübke und schloss dieses 2017 ab. Danach begann Akira Toda ein weiteres Masterstudium in Musikpädagogik, u.a. auch bei Claire Genewein (Traversflöte und Fachdidaktik).

Lorenzo Abate wurde 1994 in Porde-none geboren und gehört zur neuen Generation italieni-scher Lautenisten. Im Alter von 11 Jah-ren begann er seine Ausbildung in klas-sischer Gitarre an

der Segovia Guitar Academy in Pordenone, wo er bei Paolo Pegoraro und Adriano Del Sal Unterricht erhielt. 2017 schloss er sein Bachelor-Studium in Historischer Auffüh-rungspraxis an der Hochschule für Musik und Theater in München bei Evangelina Mascardi ab. Ergänzend nahm er an Meister-kursen bei Rolf Lislevand, Eduardo Egüez und Hopkinson Smith teil. 2014 begann er seine Konzerttätigkeit als Solist und hat seitdem als Continuospieler mit verschiede-nen Ensembles gearbeitet; darunter sind Il Canzoniere, Orchestra La Ciaccona, Ensem-ble Elyma (Gabrièl Garrido), Accademia La Chimera, Munich Baroque und I Madrigalisti di Cremona. Mit der Münchner Vokalkapelle nahm er ausserdem eine CD mit Musik aus Monteverdis «Selva morale e spirituale» auf. Derzeit studiert Lorenzo Abate an der Zür-cher Hochschule der Künste Theorbe und Laute bei Eduardo Egüez.

Biografien Biografien

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Zürcher Barockorchester

Das Zürcher Barockorchester wurde 2002 im Umfeld der Musikhochschule Zürich gegründet. Von 2014 bis 2017 hatte Konzertmeisterin Renate Steinmann die künstlerische Leitung inne. Ab 2018 teilen sich die beiden Zürcher Barockspezialistin-nen Monika Baer und Renate Steinmann die künstlerische Leitung.

Das künstlerische Selbstverständnis des Orchesters beinhaltet neben höchster Klangqualität einen frischen Zugang auch zu bisher selten gespielten Werken. Die Zusammenarbeit des Barockorchesters mit MusikwissenschaftlerInnen ermöglicht eine facettenreiche, wissenschaftlich abgestützte und zugleich lebendige Programmkonzep-tion. Bei den Zürcher Festspielen 2018 wid-mete das Orchester einen ganzen Tag dem Komponisten Arcangelo Corelli.

Monika Baer stammt aus

Zürich und studierte an der Musikhoch-schule Genf (Lehr- und Solistendiplom für Violine) sowie Kammermusik in Basel. Es folgten Jahre intensiver Auseinandersetzung

mit Alter Musik, die sie unter anderem an die Hochschule für Musik in Dresden zu John Holloway führte. Von 1999 bis 2004 arbeitete sie als Konzertmeisterin des Kam-merorchesters Basel im engen Austausch mit Dirigenten wie Christopher Hogwood, Philippe Herreweghe und Giovanni Anton-ini. Seit 1995 spielt Monika Baer als Zuzü-gerin in der Philharmonia Zürich an der Oper und ist Gründungsmitglied sowie seit 2014 Konzertmeisterin des dortigen Barock-orchesters La Scintilla, welches regelmässig mit Persönlichkeiten wie Marc Minkowski,

William Christie und Cecilia Bartoli zusam-menarbeitet. Als Kammermusikerin setzt sie sich ebenso für barocke Raritäten wie für moderne Musik ein und hat diverse Studio- und Liveaufnahmen unter anderem für das Label ECM gemacht. Monika Baer ist Dozen-tin für Barockvioline und Kammermusik an der Zürcher Hochschule der Künste sowie geschätzte Gesprächspartnerin in der Radio-sendung «Diskothek» von Radio SRF 2 Kultur.

Renate Steinmann verfügt über

künstlerische und pädagogische Erfahrungen als Barockgeigerin, Barockbratschistin, Konzertmeisterin und Programmge-stalterin.

Seit 2006 ist sie Konzertmeisterin der J.S. Bach-Stiftung St. Gallen. 2014 erschien die CD-Einspielung von Bachs Matthäus-Passion mit ihr als erster Konzertmeisterin. Seit 2006 ist Renate Steinmann Konzertmeisterin des Zürcher Barockorchesters, seit 2014 dessen künstlerische Leiterin. 2013 produzierte sie die CD Dresda galante; 2017 trat das Ensem-ble zusammen mit der Sopranistin Miriam Feuersinger an den Tagen Alter Musik Regensburg auf; das Konzert ist mit einer Live-Aufnahme des Bayerischen Rundfunks dokumentiert. Bei ECM spielte sie mit John Holloway eine CD mit Werken von John Dowland ein, die den ersten Preis der ICMA 2015 gewann.

Nebst ihrer vielfältigen Konzerttätigkeit ist Renate Steinmann als Musikpädagogin an der Kantonsschule Wettingen (AG) tätig. Dort unterrichtet sie seit 1999 Violine, Viola, Kammermusik sowie Orchesterspiel und leitet den Konzertzyklus «Wettinger Som-merkonzerte». In Zürich unterrichtet sie Barockvioline und Barockviola.

Claire Genewein, geboren in Mün-chen, studierte Quer-flöte am Mozarteum in Salzburg, wo sie ihr Diplom mit Aus-zeichnung abschloss. 1998 erlangte sie das Konzertdiplom bei Philippe Racine an der Zürcher Hoch-schule der Künste,

anschliessend das Diplom für Alte Musik an der Schola Cantorum Basiliensis mit Hauptfach Flauto traverso, und den Master of Music am Royal Conservatorium in Den Haag bei Barthold Kuijken.

Claire Genewein erhielt von Karlheinz Stockhausen 1998 einen Sonderpreis für ihre Interpretation des Zungenspitzentanzes für Piccolo solo und 2000 gemeinsam mit dem Schlagzeug-Ensemble anthos den ersten Preis für ihre Interpretation von Kathinkas Gesang. 2004 errang sie den zweiten Preis beim Traverso-Wettbewerb der National Flute Organisation (USA). Im Zusammen-hang mit ihrer Forschungsarbeit für den Doctor of Performing and Creative Arts rekonstruierte sie gemeinsam mit Andrea Marcon die Oper L’Olimpiade von Baldas-sare Galuppi und brachte sie 2006 im Teatro Malibran in Venedig zur Aufführung (DVD Dynamic 2009).

Claire Genewein arbeitet als Flötistin in Ensembles wie La Cetra, Venice Baroque Orchestra, L’Orfeo Barockorchester, Bach-stiftung St. Gallen, Ensemble Miroir, L’Arca-dia und Kammerorchester Basel. Sie spielte unter der Leitung von Michi Gaigg, Gustav Leonhardt, Andrea Marcon, Jordi Savall, William Christie, Rudolf Lutz u.a. Zahlreiche CD- und Radio-Aufnahmen Dokumentieren ihr Schaffen. Seit 2006 lehrt Claire Gene-wein an der Anton-Bruckner-Universität in Linz (Traversflöte sowie historische Auffüh-rungspraxis) und seit 2010 an der Zürcher Hochschule der Künste; ausserdem gibt sie regelmässig Meisterkurse.

Thomas Müller absolvierte seine Studien an der Musik-Akademie der Stadt Basel beim Hornisten Joszef Brejz und an der Musikhochschule Essen bei Hermann

Baumann. An der Hochschule der Künste Bern unterrichtet er alle Horninstrumente, vom historischen Naturhorn über das moderne Ventilhorn, das Wienerhorn bis hin zur Wagnertuba. Gleichzeitig lehrt er das Naturhorn an der Schola Cantorum Basi-liensis. Als Spezialist dieser Instrumenten-gattung wird er regelmässig von auswärtigen Hochschulen und Orchestern als Gastdozent bzw. Gastsolist eingeladen. Parallel zu seiner Lehrtätigkeit ist Thomas Müller Solohornist beim Zürcher Kammerorchester. 1979 bis 2003 spielte er zudem auf der gleichen Posi-tion im Berner Symphonieorchester. Vom Kanton Solothurn wurde ihm ein Kultur-preis für Musik zugesprochen.

Thomas Müllers musikalische Aktivitäten weisen ein breites Spektrum auf, von der barocken Literatur (Corno da caccia) über die Klassik (Inventionshorn) bis hin zur Moderne (Ventilhorn). Vieles davon ist auf CDs und in Rundfunkaufnahmen dokumen-tiert, darunter auch auf zwei CDs der SCB Documenta-Reihe, zuletzt mit Hornsonaten von Beethoven, Ries und Danzi. Thomas Müller zählt heute zu den herausragenden Spielern des Naturhorns und arbeitet mit namhaften Ensembles und Dirigenten der Alten Musik zusammen, u. a. Jordi Savall, René Jacobs, Freiburger Barockorchester oder Tafelmusik.

Biografien Biografien

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B-Five Blockflöten-Consort www.b-five.eu

Virtuose Spielfreude, intimes Zusam-menspiel und klangsinnliches Musizieren, verbunden mit einer wohldurchdachten Programmgestaltung – mit diesen Marken-zeichen konnte sich das B-Five Blockflöten-Consort bereits auf zahlreichen europäi-schen Podien einen Namen machen. In seinen Konzerten präsentiert B-Five ein ganzes Arsenal von Blockflöten, von der fin-gergrossen Sopraninoflöte bis zum manns-hohen Grossbassinstrument. Aus diesen unterschiedlichen Instrumenten eine klang-liche Einheit – ein «Consort» – zu formen ist das Bestreben der fünf MusikerInnen. Das Resultat ist ein warmes und homogenes Klangbild, in dem viele unterschiedliche Farben und überraschende Effekte Platz finden.

Das Repertoire der Renaissance steht zen-tral in den Programmen von B-Five. Um den klanglichen Möglichkeiten der originalen Kompositionen möglichst nahe zu kommen, musiziert das Ensemble auf Kopien von Instrumenten des 16. Jahrhunderts. Dabei verlässt es sich nicht nur auf ein intensives Studium der historischen Aufführungs-praxis und kulturgeschichtlichen Zusam-menhänge, sondern weiss diese mit einer lebendigen und spontanen Musizierweise zu verbinden.

Eine Debut-CD mit dem Titel „The Fruit of Love“ erschien 2006 und wurde von der Fachpresse mit viel Lob aufgenommen. 2011 erschien „Geld Macht Musik”, 2014 „In Search of Dowland” und als neuste Einspie-lung 2017 „William Byrd: Songs and Consort Music” bei Coviello Classics.

Sunhae Im www.sunhaeim.com

Die aus Südkorea stammende Sopra- nistin Sunhae Im – die ihre Ausbildung an der Seoul Natio-nal University bei Lokyung Pak und bei Roland Hermann an der Hochschule in Karlsruhe erhielt – hat ihre künst-lerische Vielseitig-

keit schon in zahlreichen internationalen Produktionen unter Beweis gestellt. Sie gastierte u.a. an der Berliner Staatsoper Unter den Linden, Oper Frankfurt, Staats-oper Hamburg, Deutsche Oper Berlin, Opéra National de Paris, La Monnaie Brüssel, Theater an der Wien und an der Korean National Opera. Sie interpretierte u.a. die Euridice (Glucks Orfeo), Ilia (Idomeneo), Susanna (Le Nozze di Figaro), Zerlina (Don Giovanni), Constance (Les Dialogues des Carmélites), Adina (L’Elisir d’Amore) und Poppea (Agrippina).

Als gefragte Konzertsängerin gastierte sie u.a. beim New York Philharmonic Orchestra, Pittsburgh Symphony Orchestra, Münchner Philharmoniker, Orchestre des Champs- Elysées und Israel Philharmonic. Sie trat bei zahlreichen Festivals auf, so beim Edinburgh International Festival, Haydn Festival Eisen-stadt, Salzburger Festspiele, Festwochen für Alte Musik Innsbruck, Händel-Festspiele Halle, Holland Festival sowie bei den Festi-vals von Verbier und Beaune.

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xEine regelmäßige Zusammenarbeit ver-

bindet sie mit führenden Barockensembles wie der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Freiburger Barockorchester, B`Rock Orchestra Gent, dem Collegium Vocale Gent, Europa Galante, Academy of Ancient Music, Helsinki Barockorchester oder Ensemble Matheus.

Sunhae Im arbeitet mit Dirigenten wie Philippe Herreweghe, Manfred Honeck, William Christie, Fabio Biondi, Thomas Hengelbrock, Herbert Blomstedt, Gio-vanni Antonini, Iván Fischer, Kent Nagano, Ricardo Chailly, Sylvain Cambreling, Ton Koopman oder René Jacobs, mit dem sie zahlreiche Opern- und Konzertprojekte gestalten konnte.

Zu ihrem Kernrepertoire zählen Werke von Vivaldi, Bach, Händel, Gluck, Rameau, Charpentier, Mozart, Haydn, Schubert, Mah-ler und Mendelssohn. Viele von Sunhae Ims CD-Aufnahmen sind preisgekrönt.

Musica Fiata & La Capella Ducale

www.musicafiata.com

Roland Wilson studierte Trompete am Royal College of Music, London. Aufgrund seines Interesses für die Musik des 16. und 17. Jahrhunderts fing er an, autodidaktisch Zink zu lernen, und ging zu weiteren Stu-dien an das Koninklijke Konservatorium Den Haag. Als Gründungsmitglied und Lei-ter von Musica Fiata hat er bei führenden Festivals in ganz Europa gespielt und war häufig Gast bei anderen renommierten Ensembles. Seine musikalischen Aktivitäten konzentrieren sich jetzt auf Musica Fiata und La Capella Ducale und schliessen die Erforschung der Aufführungspraxis und eigene Editionen von bisher unbekannten Werken ein. Die Arbeit mit diesen Ensem- bles wird auf zahlreichen CDs bei Sony Classical, Deutsche Harmonia Mundi, CPO und Pure Classics dokumentiert. Seine

hervorragenden Kenntnisse der Musik des 17. Jahrhunderts erlauben es ihm, viele unvollständig überlieferte Werke von Komponisten wie Biber, Scheidt, Valentini, Buxtehude, Gabrieli und Monteverdi stilecht zu rekonstruieren. Seine Aufführungen sind gekennzeichnet durch ihre Kombination von historischer Genauigkeit mit künstle-rischer Inspiration. Neben seiner musikali-schen Tätigkeit baut Roland Wilson Rekon-struktionen historischer Zinken.

Musica Fiata wurde 1976 als Ensemble für die Aufführung der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts auf historischen Instrumenten gegründet. Ein ausführliches Studium der Quellen zur Aufführungspraxis, der origi-nalen Instrumente dieser Epoche und ihrer Spieltechniken führte zur Entwicklung einer sprechenden Spielweise und eines charakte-ristischen Klanges, die selbst die dichtesten Strukturen transparent erscheinen lassen.

La Capella Ducale wurde 1992 von Roland Wilson als Ergänzung zu Musica Fiata gegründet, um eine stilistische Einheit bei grösseren Werken zu gewährleisten. Von den Kritikern wurde dem Ensemble eine bestechende Leistung sowohl im Solo- als auch im Ensemblebereich attestiert. Eben-falls wird die ausserordentlich homogene Verbindung mit dem Instrumentalklang her-vorgehoben. Der Erfolg der ersten CD mit Musik aus Monteverdis Selva morale brachte Einladungen zu Festivals überall in Europa. Es folgten zahlreiche weitere CD-Aufnah-men, zuletzt «Eternal Monteverdi – Vespro della Beata Vergine 1650».

Biografien Biografien

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Mitgliederbeiträge Einzelmitglied: Fr. 80.– Paarmitglieder: Fr. 120.–Juniormitglied: Fr. 20.–

PC: 84-58357-5

FestivalsHerbst 2002 UnterwegsHerbst 2003 DaseinHerbst 2004 Eppur si muove Herbst 2005 Festen – 10 Jahre Forum Alte MusikHerbst 2006 ZentrenFrühling 2007 Dietrich Buxtehude (+1707)Herbst 2007 RokokoFrühling 2008 TenebraeHerbst 2008 Habsbvrg 10. Festival Alte Musik Zürich:Frühling 2009 Ekstase & AnbetungHerbst 2009 Henry Purcell (*1659)Frühling 2010 Ludwig Senfl Herbst 2010 Die ElementeFrühling 2011 IberiaHerbst 2011 HumorFrühling 2012 KomponistinnenHerbst 2012 Himmel & HölleFrühling 2013 ZahlenzauberHerbst 2013 Ferne Musik 20. Festival Alte Musik Zürich:Frühling 2014 altemusik@chHerbst 2014 Bach-Brüder (C. Ph. E. Bach *1714)Frühling 2015 PassionHerbst 2015 Epochen – 20 Jahre Forum Alte MusikFrühling 2016 Trauer & TrostHerbst 2016 Mittelalter – Fünf Musik-BiographienFrühling 2017 Claudio Monteverdi (*1567)Herbst 2017 Wein, Tanz, GesangFrühling 2018 In ParadisumHerbst 2018 Windspiel 30. Festival Alte Musik Zürich:Frühling 2019 Metamorphosen

ImpressumForum und Festival Alte Musik Zürich Postfach 1111CH-8031 Zürich+41 (0)44 252 63 [email protected]

VorstandMonika BaerThomas GoetschelMartina JoosYvonne RitterRoland Wächter

PräsidiumMartina JoosRoland Wächter

Beirat Martin KorrodiMartin Zimmermann

PatronatRuth GennerAlice Harnoncourtin memoriam Nikolaus HarnoncourtHans-Joachim HinrichsenJohn Holloway Alexander Pereira

EhrenmitgliederSusanne HessPeter ReidemeisterMatthias Weilenmann

MitarbeitMarianne LehnerBarbara OttMarkus Werder RedaktionRoland Wächter Visuelle GestaltungMauro Lardi

GeschäftsführungRegula Spirig

Preise Festival WindspielPreise an der Abendkasse

Fr 21.09. Octoplus / Sabrina Frey, Kirche St. Peter Accademia dell’Arcadia Blockflötenkonzerte

Sa 22.09. Die Freitagsakademie St. Anna-Kapelle Mozart / Beethoven

So 23.09. Les haulz et les bas Helferei Musik in Venedig

Fr 28.09. Präludium Lavatersaal Studierende ZHdK

Fr 28.09. Zürcher Barockorchester Kirche St. Peter Nicolini, Fogliani, Haydn, Mozart

Sa 29. 09. Apérokonzert Hotel Hirschen Studierende ZHdK

Sa 29. 09. B-Five, Sunhae ImJohanneskirche Byrd und Dowland: Consort Songs

So 30.09. R. Wilson, Musica Fiata, 1. Kat.Kirche St. Peter La Capella Ducale 2. Kat. Monteverdi: Vesper 1650

Festivalpass mit 1. Kategorie MonteverdiFestivalpass mit 2. Kategorie Monteverdi

40.–

40.–

40.–

Frei

40.–

Frei

40.–

60.–45.–

220.–205.–

30.–

30.–

30.–

Frei

30.–

Frei

30.–

45.–34.–

165.–154.–

32.–

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32.–

Frei

32.–

Frei

32.–

48.–36.–

176.–164.–

15.–

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20.–15.–

80.–75.–

Regulär

Mitglie

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AHV / CB

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Als FAMZ-Mitglied erhalten Musik-StudentInnen der ZHdK und der Uni Zürich freien Eintritt. Übliche Ermässigungen: KulturLegi (KL), Carte Blanche an der Abendkasse 20%

Vorverkauf ab 1. September 2018: www.altemusik.ch / übliche VorverkaufsstellenZzgl. Vorverkaufsgebühr / Alle Preise in CHF / Programmänderungen vorbehalten