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WINTERSPORTKULTUR Ein Phänomen wird besichtigt. TOURISMUSMAGAZIN | AUSGABE 01/12 | WINTER/FRÜHLING 2012 P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

Wintersportkultur – Ein Phänomen

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Wintersportkultur hat in Tirol viele Gesichter. Da gibt es die Zeremonien der altehrwürdigen Skiclubs, bei denen in Anzug und Krawatte der Skisport noch wirklich zelebriert wird und die modernen Wintersportler, die zwischen Snowboard und Rocker-Skiern wechseln. Sie erleben den Winterurlaub als Gesamterlebnis zwischen Sport, Natur, Erlebnis, Après-Ski und Wellness. In Tirol wurde und wird der Wintersport kultiviert. Es ist dem Tiroler zur Kultur geworden und dies teilt er auf vielfache Weise auch gern mit jenen, die auf gleiche Weise das Erlebnis Schnee zelebrieren.

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Page 1: Wintersportkultur – Ein Phänomen

WINTERSPORTKULTUREin Phänomen wird besichtigt.

T O U R I S M U S M A G A Z I N | A U S G A B E 0 1 / 1 2 | W I N T E R / F R Ü H L I N G 2 0 1 2

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Page 2: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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Laufland TirolLaufland TirolDie besten Nordic-Walking-StreckenNatur purNatur purein erlebnis – der Sommer in tirol

Laufland TirolKulinarik am BergHochgenuss

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EinWintermärchenEntdecken Sie den Tirol-Eff ekt

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DiebestenEventsderSaison

Page 3: Wintersportkultur – Ein Phänomen

3 saison

StiCHWort

„Ich kenne viele Länder, in denen der Wintersport eine wichtige Rolle spielt, aber in keinem anderen Land wurde so professionell in die Infrastruktur investiert. Ich denke, in dieser Hinsicht ist Österreich für viele Wintersportländer ein absolutes Vorbild.“STEFAN SCHWARZ, Österreich-Chef des sportartikelkonzerns amer sports.

„Die Gäste vergessen alles, was sie gegessen haben, sogar ob es ihnen geschmeckt hat oder nicht, was sie aber nicht vergessen, ist, ob sie sich wohl gefühlt haben.“

JASNA LANZINGER, Restaurantleiterin schaufelspitz,

stubaier Gletscher

Wiege des Skifahrens?

Entgegen allen Erwartungen wurde das

skifahren als sportliche Betätigung nicht

in Tirol erfunden. Es gibt nachweise,

dass bereits im 17. Jahrhundert die

Bauern von Krain (slowenien) waghal-

sige abfahrten und sogar etwas Ähn-

liches wie einen slalom absolvierten.

als Ursprungsregion des skifahrens

gilt aber Telemarken in norwegen –

von dort aus hat sich die sportart nach

Europa und nordamerika verbreitet.

Zahlen, bitte

in Tirol gibt es rund 5.200 Pis-tenkilometer in 121 skigebieten, das entspricht 0,6 % der Tiroler Landesfl äche. außerdem sind 4.100 Kilometer Loipen und 780 Kilometer Rodelbahnen quer übers Land verteilt. Fast 24.000 Betriebe leben in Tirol direkt vom Fremdenverkehr, 340.000 Betten stehen den Gästen zur Verfügung. QUELLE: TiRoL WERBUnG QUELLE: TiRoL WERBUnG/T-Mona WinTER 2008/2009

Der Tirol-Gast

60 % sportliche skifahrer (aktivität)

25 % ski-/Wellnessurlauber

(skifahren und Entspannung)

15 %

Fun-/snowboardurlauber

(ski/snowboard und Party)

APRÈS-SKIEin anderes Wort für Gemütlichkeit

Der Begriff „après-ski” wurde in Frankreich geprägt

und umschrieb das abendliche Essen und Trinken

nach einem gemeinsamen Tag in den kalten

Bergen. st. anton entdeckte diesen Begriff , die

Tiroler ski-Pioniere erkannten im französischen

„après-ski“ das Pendant zur heimischen

„Gemütlichkeit“. in st. anton am arlberg, genauer

gesagt im Hotel Post, wo seinerzeit die berühmte

skischule Hannes schneider ihren sitz hatte, wurde

das après-ski in seiner heutigen Form praktisch

erfunden.

Page 4: Wintersportkultur – Ein Phänomen

4

Wintermagie(r)

D er Magie des Winters kann sich in

diesen Wochen kaum jemand, der

sich gerne in den Bergen bewegt,

entziehen. Traumhaft verschneit

präsentieren sich heuer unsere alpen und wer viel

auf Tirols Pisten unterwegs ist, der erlebt Menschen,

deren Glückszustände direkt an die Emotion des na-

turerlebnisses gekoppelt sind. Die eigene Person und

wohl auch die eigenen Kräfte im Durchmessen des

weißen Raums hautnah zu spüren, scheint angesichts

einer taumelnden Welt als individuelle stabilisation

wohltuend. Hinaus aus dem komplexen, vielfach

längst unverständlichen Wirtschaftsleben, hin zur

Kraft der natur, zum verständlichen Glücksgefühl, zur

kostbaren, weil positiven Emotion. 

         in dieser wunderbaren Winterwelt „erfahren“ die

modernen schneesportlehrer im wahrsten sinne des

Wortes einen hohen stellenwert. Denn die heutigen

Konsumgewohnheiten der Wintersportgäste ändern sich

naturgemäß angesichts der immer knapper werdenden

Urlaubszeit nicht. Zur rechten Zeit immer das richtige Er-

lebnis bieten – so lautet anspruch und Motto zugleich.

Wer spontan immer noch kürzer und fl exibler verreist,

der will vieles – auch immer Extremeres - im Zeitraff er

erleben. Die richtige trendbewusste ausrüstung, das

skifahren-Lernen in drei Tagen, die perfekte Routenwahl

im freien skiraum, den unbefahrenen Pulverhang, die

sicherheit beim „Freeriding“, das wärmere Paar Hand-

schuhe bei klirrender Kälte, die mehrsprachige Vertrau-

ensperson, das ausgelassene après-ski aber auch die

Gourmettipps für Feinschmecker – die anspruchshaltung

der Konsumenten ist gleichermaßen komplex wie spon-

tan. Längst hat sich der schneesportlehrer der Gegenwart

zum vielseitigen Wegbegleiter der Gäste entwickelt, zum

serviceorientierten Wintermagier, der sehnsüchte stillt

und jene Erlebnisse vermittelt, die auch noch zuhause in

der Erinnerung nachhaltig Emotionen entfalten.

Wenn es stimmt, dass die Zukunft in der Dienst-

leistungsgesellschaft liegt, dann ist dem modernen

skilehrer bzw. der skilehrerin ein sehr gutes Zeugnis

auszustellen. Denn die unterschiedlichsten Wünsche

unserer Gäste zwischen Komfort, (Extrem-)Erlebnis

und sicherheit brauchen bestens geschulte, fachlich

versierte aber auch in ihrer sozialen Kompetenz aus-

gereifte Persönlichkeiten mit Führungsqualität. auf der

suche nach dem perfekten Wintertag sind die schnee-

sportlehrer daher vielfach als Wegbegleiter der Gäste

nicht mehr wegzudenken. Und wer in diesem Bereich

reüssiert, wird sich auch in seinem späteren berufl ichen

Fortkommen möglicherweise leichter tun.

 

Maximum an Qualität. Die perfekte Dienst-

leistung ist im Tourismus also gefragter denn je. Wer

den vielschichtigen Wandel vom klassischen skilehrer-

Typus zum weltgewandten, polysportiv ausgebildeten

schneesportlehrer detailliert beobachtet hat, der kann

an dieser stelle den mehr als 250 Tiroler skischulen

und 7.000 skilehrerinnen/schneesportlehrerinnen

nur Respekt zollen. auch im Management der modern

geführten und mittlerweile längst multikulturellen

skischulen wird viel geleistet. Mit einem Minimum an

infrastruktur gelingt hier immer wieder ein Maximum

an Dienstleistungsqualität. Wöchentliche skishows

auf höchstem Perfektionsniveau und schneesport-

begleiter, die im direkten Umgang mit Menschen

aus aller Welt mit Persönlichkeit und Professionalität

überzeugen, mögen als Beleg für diese erfreuliche

Entwicklung gelten.

„service is our sucess!“ Der altbekannte Wer-

bespruch einer Fluglinie steht stellvertretend für das

anhaltende imagehoch der „skilehrer“. Und das ist gut

so. Denn nur so wird die Begeisterung für den Winter-

sport, von der wir alle profi tieren, immer wieder neu

entfacht! ×

EDiToRiaL

J o s EF M a R G R Ei T ER , D i R EK To R T i R o L W ER B U n G

Page 5: Wintersportkultur – Ein Phänomen

5

saison

editorial

Zur rechten Zeit immer das richtige Erlebnis bieten – so lautet Anspruch und Motto zugleich. Wer spontan immer noch kürzer und flexibler verreist, der will vieles – auch immer Extremeres - im Zeitraffer erleben.

Längst hat sich der Schnee-sportlehrer der Gegenwart zum vielseitigen Wegbeglei-ter der Gäste entwickelt, zum serviceorientierten Winter-magier, der Sehnsüchte stillt und jene Erlebnisse vermit-telt, die auch noch zuhause in der Erinnerung nachhaltig Emotionen entfalten.

Wer den vielschichtigen Wandel vom klassischen Skilehrer-Typus zum weltge-wandten, polysportiv ausge-bildeten Schneesportlehrer detailliert beobachtet hat, der kann an dieser Stelle den mehr als 250 Tiroler Skischu-len und 7.000 SkilehrerIn-nen/SchneesportlehrerInnen nur Respekt zollen.

Page 6: Wintersportkultur – Ein Phänomen

Die betriebliche Nachfolge gehört mit zu den spannendsten und richtungswei-sendsten Ereignissen im Lebenszyklus eines Unternehmens. Stellt sie doch einen Neustart dar, der ebenso komplex und he-rausfordernd ist, wie die Gründung eines neuen Unternehmens. Genaue Regeln für die betriebliche Nachfolge aufzustellen macht wenig Sinn, da jede Nachfolge in-dividuell gestaltet werden muss. Jedoch sollte der Zeitpunkt der Nachfolge gut geplant werden, am besten mit der Erstel-lung eines Ablaufplans. Weiters kommt der Analyse des Vermögensbestands und der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der offenen Kommunikation zwi-schen Übergeber und Nachfolger große Bedeutung zu.

Frühe PlanungDer Schlüssel einer erfolgreichen betrieb-lichen Nachfolge für alle Beteiligten liegt in einer frühzeitigen und sorgfältigen Planung, bei der alle Partner und Ex-perten – insbesondere die finanzieren-de Bank – miteinbezogen werden. Der überwiegende Teil der potenziellen Un-ternehmensnachfolgen kann als lang-fristig erfolgreich angesehen werden. Die Gründe für ein Scheitern von Unter-nehmensnachfolgen sind Spannungen in der privaten Sphäre zwischen Übergeber und Übernehmer, die fehlende Einbezie-hung der potenziellen Übernehmer in die Nachfolgeplanung und die mangelnde Bereitschaft, Berater wie Rechtsanwalt, Steuerberater, Notar und Bank in die Pla-nung zu integrieren.

LeistungspaketDie Hypo Tirol Bank ist seit über 100 Jah-ren ein starker, verlässlicher und erfah-rener Partner der Tiroler Wirtschaft und hat in dieser Zeit zahlreiche Unterneh-mensnachfolgen erfolgreich begleitet. In dieser, für das Unternehmen und den Unternehmer bzw. die Unternehmerin höchst spannenden Phase ergeben sich zahlreiche Chancen – in betrieblicher, aber auch in privater Hinsicht. Damit diese optimal genützt werden können, steht die Hypo Tirol Bank als Finanz-dienstleister mit einem umfangreichen Leistungspaket im Rahmen des Investi-tions-, Liquiditäts-, Risiko- und Veran-lagungsmanagements zur Seite. Auch Kooperationspartner und Netzwerke zu rechtsberatenden Berufen helfen bei der optimalen Gestaltung der betrieblichen Nachfolge.

Gemeinsam erfolgreichUnternehmer sind es gewohnt, jeden Tag wichtige Entscheidungen – oft alleine – zu treffen. Die Praxis zeigt, dass die Er-folgswahrscheinlichkeit des Übergangs des Unternehmens in die nächste Gene-ration durch die Einbindung der Familie, der Bankexperten und Experten wie Steu-erberater und Rechtsanwälte steigt. Neh-men Sie die Hilfe und die Unterstützung Ihrer Experten in Anspruch und führen damit Ihr Unternehmen erfolgreich in die nächste Generation. Die Kundenbetreu-er der Hypo Tirol Bank stehen mit ihrem Know-how und mit dem Netzwerk der Landesbank zur Verfügung!

Betriebliche Nachfolge:Herausforderung und Chance

„Gerade in Tirol stellen Familienbetriebe dank ihrer regionalen Stärke und Tradition sowie der gewachsenen Strukturen und Werte ei-nen stabilen und unverzichtbaren Baustein unserer Wirtschaft dar. Als Landesbank sehen wir daher unsere Verpflichtung darin, diese Unternehmen bestmöglich und vertrauensvoll durch die unterschiedlichen Phasen – von der Gründung bis zur Nachfolgeregelung und dem erfolgreichen Fortbestand – zu begleiten. Nut-zen Sie unsere Kompetenzen, Kontakte und Netzwerke – wir unterstützen Sie tatkräftig bei der Umsetzung Ihrer Visionen.“

Mag. Johann KollreiderVorstand der Hypo Tirol Bank

HYPo TIrol BanK agMeraner straße 86020 InnsbruckTel 050700

www.hypotirol.com

● Kontakt

Bestellen Sie Ihr kostenloses Exemplar per E-Mail an [email protected] scannen Sie den QR-Code.

InforMaTIonsBrosCHüre„BeTrIeBlICHe naCHfolge“

Page 7: Wintersportkultur – Ein Phänomen

7 SAISON

INHALT

IMPRESSUMSAISON – Tourismusmagazin, Nr. 1/2012 (64. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steff en Arora, Mag. Sonja Kainz, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografi k.net • LAYOUT: Philipp Frenzel ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, [email protected] • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -20, [email protected] • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten

OFFENLEGUNG GEMÄSS § 25 MEDIENGESETZMEDIENINHABER/FIRMENSITZ: target group publishing gmbh, Karl-Kap-ferer-Straße 5, 6020 InnsbruckUNTERNEHMENSGEGENSTAND: VerlagstätigkeitGeschäftsführer: Michael Steinlechner, Mag. Andreas Eisendle; Mag. Hermann PetzGESELLSCHAFTER DER TARGET GROUP PUBLISHING GMBH, DEREN UNMITTELBARE BETEILIGUNG 25 % ÜBERSTEIGT: • Moser Holding Beteiligung GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegen-

stand: Herausgabe, Verlag und Vertrieb von ZeitungenGESELLSCHAFTER DER MOSER HOLDING BETEILIGUNG GMBH UND UNTERNEHMEN, DEREN MITTELBARE BETEILIGUNG AN DER TARGET GROUP PUBLISHING GMBH 50 % ÜBERSTEIGT: • Schlüsselverlag J.S. Moser GmbH, Innsbruck,

Unternehmensgegenstand: Medienunternehmen • Moser Holding Aktiengesellschaft, Innsbruck,

Unternehmensgegenstand: Verwalten von BeteiligungenUNMITTELBARE BETEILIGUNGEN DER MOSER HOLDING AKTIENGE-SELLSCHAFT AN ANDEREN MEDIENUNTERNEHMEN ODER MEDIEN-DIENSTEN ÜBER 25% SOWIE MITTELBARE BETEILIGUNGEN DER MOSER HOLDING AKTIENGESELLSCHAFT AN ANDEREN MEDIENUNTERNEH-MEN ODER MEDIENDIENSTEN ÜBER 50%:• Schlüsselverlag J.S. Moser GmbH, Innsbruck,

Unternehmensgegenstand: Medienunternehmen• Tiroler Tageszeitung GmbH, Innsbruck,

Unternehmensgegenstand: Nachrichtenagentur und redaktioneller Dienstleister der Tiroler Tageszeitung

• MOHO Newscenter GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Nachrichtenagentur und redaktioneller Dienstleister der Tiroler Tageszeitung

• Tirolerin Verlags GmbH, Fulpmes, Unternehmensgegenstand: Ausübung des Zeitschriften- und Verlagswesens

• Weekend Magazin Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: medienrechtliche Tätigkeiten, Beratungen

• holl-medien GmbH, Wels, Unternehmensgegenstand: Herausgabe von periodischen Zeitschriften

• Neu-Media GmbH, Neumarkt im Hausruckkreis, Unternehmens-gegenstand: Herausgabe von Drucksorten und Magazinen

• target group publishing GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Verlagstätigkeit

• New Media Online GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Betrieb von neuen Medien

• Regionalradio Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Betrieb eines Regionalradios

• Moser Holding Beteiligung GmbH, Innsbruck, Unternehmens-gegenstand: Herausgabe, Verlag und Vertrieb von Zeitungen

• Bezirksrundschau GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Inhaltliche Gestaltung, Herstellung, Verbreitung, Besorgung der Abruf-barkeit und Herausgabe von Medien, insbesondere von periodischen Printmedien in Oberösterreich

SONSTIGE UNMITTELBARE BETEILIGUNGEN DER MOSER HOLDING BETEILIGUNG GMBH AN ANDEREN MEDIENUNTERNEHMEN ODER ME-DIENDIENSTEN ÜBER 25%:• Oberländer Verlags GmbH, Telfs,

Unternehmensgegenstand: Verlagstätigkeit• Tirolerin Verlags GmbH, Fulpmes, Unternehmensgegenstand:

Ausübung des Zeitschriften- und Verlagswesens• Weekend Magazin Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand:

medienrechtliche Tätigkeiten, Beratungen• Neu-Media GmbH, Wels, Unternehmensgegenstand:

Herausgabe von Drucksorten und Magazinen GRUNDLEGENDE RICHTUNG: SAISON informiert sechs Mal im Jahr über den Tourismus in Tirol.

THEMA: WINTERSPORT- KULTUR

8Der Traum vom einzigarti-gen WintersportmomentIn Tirol wurde und wird der Wintersport kultiviert.

14Von der Kunst, auf die Piste zu gehenDer Einkehrschwung zählt zu den Grund-lagen des alpinen Wintervergnügens.

18Von Abenteurern und HedonistenAus welcher Motivation kommen die Wintergäste nach Tirol? Der Versuch einer Typologie

22Genuss für alleWie im neuen Gastronomiebereich am Eisgrat im Skigebiet Stubaier Gletscher die Vielfalt der Esskultur gelebt wird

26Der Berg ruft – und alle kommenDie Subkulturen der Snowboarder und Skibergsteiger sind zu einem Phänomen der Massen geworden.

28„Wintersport ist Teil der Kultur“Stefan Schwarz, Chef von Amer Sports Austria (Salomon, Atomic), im Interview

MAGAZIN

32Nabel der SportweltTirol stand für zehn Tage im Zei-chen der Olympischen Ringe. Eine Bilanz der YOG 2012

38Inszenierung unter StromSeit rund einem Jahr ist der Galtürer Gerhard Walter Geschäftsführer der Verbund Tourismus.

41Marktserie: NiederlandeZu den Krokusferien werden in den Wintersporthochburgen wieder Tau-sende Gäste aus Holland er wartet.

44Andere VerhältnisseDas Innsbrucker aut. architektur und tirol zeigt die Ausstellung „eins zu zwei – zwei zu eins“.

46Hang, Spitzer, Zahnbürsten, StreicherIm März ist der aus Tirol stammende Per-kussionist und Komponist Manu Delago Gast des London Symphony Orchestra.

49 Kommentare

50 Nachgefragt

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INSZENIERUNG UNTER STROM

DER TRAUM VOM EINZIGARTIGENWINTERSPORTMOMENT

GENUSS FÜR ALLE

NABEL DER SPORTWELT

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Page 8: Wintersportkultur – Ein Phänomen

8 saison

wintersport- kultur

Page 9: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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Der Traum vom einzigartigen WintersportmomentIn Tirol wurde und wird der Wintersport kultiviert. Der Stellenwert der sportlichen Betätigung im Schnee zeugt von einer tiefen Verankerung des Phänomens in der Gesellschaft.

Von Erns t sprEng

Page 10: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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W intersport-

kultur hat in

Tirol viele

Gesichter. Da gibt es die Zeremonien der

altehrwürdigen skiclubs, bei denen in

anzug und Krawatte der skisport noch

wirklich zelebriert wird und die wie eine

Reminiszenz an vergangene Zeiten wir-

ken. auf der anderen seite gibt es den

modernen Wintersportler, der zwischen

snowboard und Rocker-skiern wechselt.

Er erlebt Winterurlaub als Gesamterlebnis

zwischen sport, natur, Erlebnis, après-ski

und Wellness. in Tirol wurde und wird der

Wintersport kultiviert. Kaum woanders auf

der Welt wird einem Wintersportler mehr

Wertschätzung in der ausübung seiner

Passion entgegengebracht. Es ist dem

Tiroler zur Kultur geworden, nicht nur

selbst das Erlebnis schnee zu zelebrieren,

sondern auch jene in ihre Gemeinschaft

aufzunehmen, die schnee und Winter-

sport zu einem Teil ihres Lebens machen

und Tirol besuchen.

My Skiing. Das Phänomen Wintersport

zeigt sich heute als ein individuelles Erle-

ben des Winters. „My skiing“ ist der aus-

druck für die unterschiedlichsten ausprä-

gungen des Wintersports auf skiern. Da ist

der Tourengeher, auf der anderen seite

der klassische Pistenfahrer und gleich links

oder rechts von der Piste die coolen Kids,

die einen halben Tag lang eine schanze

bauen, um dann ihre Tricks in den schnee

zu setzen. Eines vereint diese Menschen:

sie sind eine Gemeinschaft unterschied-

lichster nationen und gesellschaftlicher

schichten, die den schnee lieben – aber

eben auf unterschiedliche Weise.

„Dieser Hang zur individualität

spiegelt sich nicht nur in der Taillierung

und Länge der skier wider“, erklärt Josef

Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Wer-

bung. „Wir drücken unsere art des skier-

lebnisses inzwischen auch in der Wahl der

SAISON: Herr Margreiter, wie defi nieren Sie persönlich den Begri� Wintersport-

kultur? WERnER MaRGREiTER: Wintersport-

kultur bedeutet für mich, dass es in einer Re-

gion wie dem Land Tirol beste Möglichkeiten

gibt, die verschiedenen Wintersportarten auf

höchstem niveau ausüben zu können. Zur

Kultur gehört aber auch die Verankerung in

der Bevölkerung, sozusagen jene „soziale Er-

wünschtheit“, die den sport in allen Facetten

legitimiert. Damit meine ich zum Beispiel, dass

es in unserer Gesellschaft eine große akzep-

tanz für wintersportbezogene Berufe gibt.

Dazu gehören aber auch Begriff e wie Kom-

petenz, etwa in der Durchführung von Veran-

staltungen wie dem jährlichen Hahnenkamm-

Rennen oder von sportgroßereignissen, und

nicht zuletzt die Vernetzung mit Politik, Wirt-

schaft, Forschung und Entwicklung.

Welche Initiativen setzt der Tiroler Skiver-band für die Zukunft des Wintersports? Der

Tiroler skiverband ist dank seiner struktur

praktisch fl ächendeckend in ganz Tirol vertre-

ten. Die circa 250 Vereine sorgen für die Basis-

arbeit und versuchen, möglichst viele Kinder

mit den schönheiten des „weißen sports“

bekannt zu machen. aus diesen Vereinen

werden die Besten bereits auf Bezirksebene

zusammengefasst. Daraus entwickeln sich

diejenigen Leistungssportler, die vom Tiroler

Landesverband mit modernsten Methoden so

trainiert werden, dass sie die Chance haben,

in einem der nachwuchskader des öster-

reichischen skiverbandes aufgenommen zu

werden. Jedes Jahr werden unzählige Ver-

anstaltungen auf Bezirks- und Landesebene

durchgeführt und schaff en so ein umfas-

sendes netzwerk, das allen interessierten

ermöglicht, den skisport auf der richtigen

alters- beziehungsweise leistungsbezogenen

Ebene auszuüben.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Sozial erwünschtWerner Margreiter ist Präsident des Tiroler Skiverbandes, der in ganz Tirol rund 250 Klubs unter sich vereint. Eines seiner wesentlichen Ziele ist die Jugendarbeit im Wintersportbereich.

„Wintersport-kultur bedeutet für mich, dass es in einer Re gion beste Möglichkeiten gibt, die ver-schiedenen Wintersport-arten auf höchs-tem Niveau ausüben zu können.“WERnER MaRGREiTER

Page 11: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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Mit hochwertigen Rohstoffen, ohne Konservierungsmitteln, ohne Geschmacksverstärker!Echte Tiroler Spezialitäten in Handarbeit gefertigt … Tiroler Qualität - da schmeckt man die Tradition!An Guaten wünschenHeidi & Roland Dengg

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Kleidung aus, wir defi nieren es durch die

Wahl unseres Urlaubsortes und dessen

angebot. Wir erzählen unseren Freunden

in einer anderen Form von unseren Win-

tererlebnissen – zum Beispiel über das

eigene Freeride-Video oder über einen

Twitter-Eintrag.“

Viele der innovationen, die diese

individualisierung des Wintersports in den

vergangenen Jahren vorangetrieben ha-

ben, kommen aus Tirol. so sieht das auch

Werner Margreiter, Präsident des Tiroler

skiverbandes: „Der skisport hat zwar seine

Wurzeln in norwegen, Tirol ist aber die

Heimat des modernen skilaufes. Tiroler

skipioniere hatten maßgeblichen anteil an

der weltweiten Verbreitung dieses sports

und haben die touristische Entwicklung

unseres Landes geprägt. skisportler, ski-

lehrer und die skiverbände tragen auch

heute noch wesentlich dazu bei, dass der

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Schnee-Erlebnis. Wer in Tirol Wintersport ausübt, erfährt hohe Wertschätzung. Diese positive Einstellung zum Schnee-Erlebnis

ist wesentlicher Bestandteil der Tiroler Wintersportkultur.

Page 12: Wintersportkultur – Ein Phänomen

12

schneesport so stark in unserer Kultur

verankert ist.“

Würdigung des Skisports. Die tie fe

Verankerung des Wintersports spürt auch

der Gast. Tirol vermittelt dem Wintergast:

Mein Lifestyle hat nirgendwo anders

eine so hohe Bedeutung wie hier. Josef

Margreiter sieht darin einen schlüssel,

warum viele Menschen in Tirol ehrlich

bemüht sind, den Wintersport jeden Tag

mit frischen ideen zu beleben. „Unser

Land würdigt den Wintersportler. Bist du

in Tirol und erlebst hier den Winter und

den schnee, dann bekommst du das Ge-

fühl, Teil der Community zu sein“, erklärt

Margreiter und ergänzt: „Dazu gehört

auch, dass wir die Besonderheiten der

einzelnen Kulturen in den Wintersport

übersetzen und so eine Bindung zum

Gast fi nden.“

Damit meint der Geschäftsführer

der Tirol Werbung, dass viele ideen aus

anderen Kulturen – etwa norwegen oder

Frankreich – in den modernen Winter-

sport eingefl ossen sind. Die urbane

Clubbingkultur wurde in vielen orten

perfekt in den alpinen Raum transferiert

– mit Urigkeit, altholz, Gemütlichkeit.

Was früher der Fackellauf der skilehrer

einmal in der Woche war, das ist heute

eine Demo-show am Berg, die in ihrer

inszenierung internationalen Verglei-

chen aus dem urbanen Umfeld in nichts

nachsteht. „inzwischen geht das so weit,

dass in Metropolen wie Wien après-ski als

Trend nachgebaut wird und dort mitten

in den Zentren Clubs im alpenstil entste-

hen“, erzählt Josef Margreiter.

Die Zukunft heißt Qualität. so

unterschiedlich die interpretation des Be-

griff es „Wintersportkultur“ in Tirol erfolgt,

so einig ist man sich in zentralen Punkten,

wie die Zukunft dieses Phänomens in Tirol

weiterhin erfolgreich funktionieren kann.

„Wir drücken unsere Art des Skierlebnisses

inzwischen auch in der Wahl der Kleidung aus, wir defi nieren es durch

die Wahl unseres Ur-laubsortes und dessen Angebot. Wir erzählen

unseren Freunden in einer anderen Form von

unseren Wintererleb-nissen – zum Beispiel über das eigene Free-ride-Video oder über

einen Twitter-Eintrag.“JosEF MaRGREiTER,

TiRoL WERBUnG

„In jedem Fall ist für das Er-leben unserer Wintersportkul-tur die Bewe-gung in der Na-tur notwendig, egal welchen

Wintersport man ausübt. Der typische Winterur-laub lebt vom Erlebnis im Schnee, von der Hüttenein-kehr und der Gastfreund-schaft in unserem Land. Schon der ursprüngliche Winterurlaub hat von die-sen Qualitäten gelebt. Mein Fazit: Back to the roots.“

MaRKUs KoFLER, aLPBaCHTaL sEEnLanD ToURisMUs

„Die Verbin-dung von Win-tererlebnis und Erleben der Kultur ist uns ein besonde-res Anliegen. Wir versuchen,

dem Gast eine Mischung zu bieten. Dazu gehört die Winterwanderung entlang kultureller Bauwerke ge-nauso wie der Besuch des Silberbergwerkes oder des historischen Stadtkerns von Schwaz. Beides ist für den Gast wichtig, um die Region im Winter für sich zu ent-decken.“

MaRKUs sCHMiDT, TVB siLBERREGion KaRWEnDEL

„In erster Linie kommen Urlau-ber zum Skifah-ren nach Tirol. Entscheidend ist hier die hohe Qualität der Pisten, Liftan-

lagen und Hotellerie. Tirols Wintersportkultur zeichnet sich durch hohe Vielfalt aus. Regionale Küche auf hohem Niveau, Gastfreundlichkeit und ein sehr gutes Preis-Leistungs-Niveau gerade für Familien zeichnen uns hier besonders aus.“

JosEF sCHiRGi, TVB sERFaUs-Fiss-LaDis

Abenteuer, Qualität, Erlebnis SchneeSAISON hat quer durchs Land Tourismusdirektoren gefragt, wie sie moderne Wintersportkultur in Tirol defi nieren.

Page 13: Wintersportkultur – Ein Phänomen

13

auch wenn der skiurlaub durch viele

Einfl üsse und die Entwicklung der Tou-

rismusorte immer öfter in einem urbanen

Umfeld stattfi ndet, bedeutet Winterurlaub

in Tirol immer das Erleben des Winters in

der natur.

Ein zentraler Punkt für die Zukunft

wird sein, Kindern den Einstieg in das

Wintererlebnis zu bieten. „Der Wegfall

der verpfl ichtenden schulskikurse hat in

Österreich seine spuren hinterlassen“,

bestätigt Werner Margreiter. „Wir merken

das in den skiverbänden. Hier stagniert die

Zahl der Mitglieder derzeit.“ Einig ist man

sich auch in einem dritten Punkt. in Tirol

erlebt man Wintersport besonders inten-

siv, weil sich die Qualität der Pisten, Win-

tersportangebote und der touristischen

infrastruktur auf hohem niveau befi ndet.

in diese Qualität muss man weiter investie-

ren, denn sie ermöglicht es, dass der Gast

jene individualität des Winters erleben

kann, die er sich heute wünscht. ×

„Zum modernen Erleben des Win-ters in Tirol gehö-ren für den Urlau-ber die Ruhe und das Entschleuni-gen. Wir sprechen aber auch von

einer gewissen Abenteuerlust. Wer Winterurlaub in den Alpen macht, hat zu Hause etwas zu berichten. Der Winter in den Alpen ist spektakulär. Der Urlaub hier zeugt von Aben-teurertum und gibt Selbstver-trauen. Zentral für den Gast ist aber auch, dass er bei uns herzlich und unkompliziert aufgenommen wird.“

Toni WURZRainER, TVB PiLLERsEETaL

Page 14: Wintersportkultur – Ein Phänomen

14 SAISON

WINTERSPORT-KULTUR

E benso alt wie das Skifahren

selbst, ist das gemütliche

Beisammensein nach dem

kalten, sportlichen Vergnügen. Mitte des 19.

Jahrhunderts, als in Norwegen der moder-

ne Skilauf erfunden wurde, zelebrierte man

bereits eine Art Ur-Après-Ski. 1877 wurde in

Christiania (dem heutigen Olso) der erste

Skiclub der Welt gegründet. Und schon da-

mals waren Dinnerpartys nach dem Skilauf

obligatorisch. Serviert wurden vornehmlich

Erdäpfel, um den Ur-Skifahrern eine gute

Grundlage für den exzessiven Aquavit-

Konsum zu bieten, mit dem sie sich nach

dem Sportspaß aufwärmten. 1893 folgte im

schweizerischen Glarus der erste Skiclub

der Alpen und weil ein Norweger hier mit

Rat und Tat zur Seite stand, erklärte er den

Eidgenossen auch gleich, dass nach dem

Skifahren das gesellige Zusammensein

dazugehört. Langsam etablierte sich, von

den französischen und Schweizer Alpen

ausgehend, eine Winterurlaubskultur. In

Chamonix waren 1902 zum Beispiel nur

zwei Hotels während der kalten Jahreszeit

geö� net. 1908 waren es bereits zwölf Häu-

ser, die Wintergäste aufnahmen.

Es sollte aber bis kurz nach dem Ers-

ten Weltkrieg dauern, bis man von einem

echten Wintertourismus sprechen konn-

te. Ungefähr zu dieser Zeit erreichte die

Kunde vom sogenannten „après-ski“ die

österreichischen Alpen. Der Begri� wurde

in Frankreich geprägt und umschrieb das

abendliche Essen und Trinken nach einem

gemeinsamen Tag in den Bergen. Es war

ein kleiner Ort auf Tiroler Seite des Arl-

bergs, der diesen Begri� für sich entdeckte

und prägte: St. Anton. Im damals noch

kleinen, aber stetig wachsenden Skidörf-

chen erkannten die Tiroler Ski-Pioniere im

französischen „après-ski“ das Pendant zur

heimischen „Gemütlichkeit“. Und schon

wurde der exotische Begri� mit bestens

bekannten Inhalten aufgeladen. In St. An-

ton am Arlberg, genauer gesagt im Hotel

Post, wo seinerzeit die berühmte Skischule

Hannes Schneider ihren Sitz hatte, wurde

das „Après-Ski“ in seiner heutigen Form

praktisch erfunden.

Diese Skischule war seinerzeit die

größte der Welt. Ihr Chef Hannes Schnei-

der sah es aber anfangs gar nicht gerne,

dass sich seine Lehrer nach dem täglichen

Skikurs mit ihren Schülern und vor allem

Schülerinnen vergnügten und verbot es

kurzerhand. Erst Ende der 1920er-Jahre

gab der gestrenge Skischulchef seinen

Kampf gegen Windmühlen auf, Après-Ski

hatte gewonnen. Und es trat von hier aus

seinen Siegeszug rund um den Globus an.

Allein: Aufgrund der gestrengen Prohibition

setzte sich das „After skiing“-Vergnügen in

den USA erst nach dem Zweiten Weltkrieg

durch. Patriotische Fußnote am Rande: Es

war ein ganzer Schwung österreichischer

Skilehrer, die der schwierigen Nachkriegs-

zeit entfl iehen wollten und „Après-Ski“ in

den Vereinigten Staaten populär machten.

Après-Ski: Von der Kunst, auf die Piste zu gehenSkifahren ist mehr als nur Sport. Nicht umsonst zählt der Einkehrschwung zu den Grundlagen des alpinen Wintervergnügens. Die Vielfalt gesellschaftlichen Lebens am Rande der Pisten beschränkt sich aber längst nicht mehr auf klassische Après-Ski-Feten, wie ein kurzer Streifzug durch Tirol beweist.

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Page 15: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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Mutter aller Après-Ski-Hütten. St.

Anton am Arlberg hat seine lange, feucht-

fröhliche Tradition beibehalten. Wo einst

der Einkehrschwung miterfunden wurde,

treibt man ihn heute auf die Spitze. Und

zwar beim MooserWirt, dem hierzulande

fast unbekannten, dafür in Resteuropa

legendären Partytempel am Arlberg. DJ

Gerhard, der grau melierte, aber kein

bisschen leise Herr über die Tanzfl äche

im MooserWirt, genießt internationale

Berühmtheit. Ganze Gästegruppen reisen

eigens wegen ihm nach St. Anton.

Grund dafür sind der Plattenkonzern

EMI und der TV-Sender RTL II. Bereits zum

elften Mal zeichneten diese Partner heuer

im MooserWirt ihre legendäre Sendung

„Après-Ski-Hits“ auf, die im gesamten

deutschen Sprachraum und darüber hin-

aus ausgestrahlt wird. Was DJ Gerhard in

dieser Sendung abspielt, wird mittlerweile

automatisch zum Partyhit der Saison. Egal

ob am Arlberg oder in den nachgebauten

Après-Ski-Bars der Benelux-Staaten und

Skandinavien. Überall genießen DJ Ger-

hard und der MooserWirt Kultstatus. Das

lukrative Ergebnis: Mehr als 2.000 Feier-

wütige drängen sich zur Hauptsaison täg-

lich in der oder um die Hütte. Der Andrang

ist so groß, dass für jede Wintersaison ein

neuer Steinboden im Lokal verlegt werden

muss. Den Massen an tanzwütigen, ski-

beschuhten Gäste ist kein noch so harter

Bodenbelag gewachsen.

MooserWirt Eugen Scalet kann

sich den enormen Erfolg seines Lokals

oft selbst kaum erklären: „Wenn man

zehn Gäste im MooserWirt dazu befragen

würde, kriegt man zehn verschiedene

Antworten. Wahrscheinlich ist es die Un-

gezwungenheit, die Lockerheit, die ‚Enge‘,

die leichte Kontaktmöglichkeit scha� t. Die

Gäste wollen das Leben für ein paar Stun-

den vergessen. Ich wundere mich selbst

oft, welche Leute – denen man so etwas

wie Après-Ski nie zutrauen würde – das

geradezu genießen.“ Die Statistik des

MooserWirt spricht für sich: 39 Kilometer

lange, teils armdicke Getränkeleitungen,

900 Getränkedüsen, ein eigens ange-

stellter „Fasswechsler“, der zu Stoßzeiten

gehörig ins Schwitzen kommt.

Scalet, dessen Lokal der höchste

Bierverbrauch pro Quadratmeter in ganz

Österreich nachgesagt wird, kann diese

Zahlenspiele schon nicht mehr hören.

Viel lieber spricht er von seinem neues-

ten „Baby“, dem 4-Sterne Superior-Bou-

tiquehotel „Das Mooser“. Denn auch der

Avantgardist in Sachen Party geht neue

Wege und ergänzte sein Angebot der

„wahrscheinlich schlechtesten Skihütte

am Arlberg“ jüngst um ein dazugehöriges

Luxus-Hotel. Wieder mit Erfolg: „Die Kom-

bination heftiger Après-Ski und Niveau im

hochklassigen Hotel fasziniert die Leute

o� enbar sehr.“ Eines ist jedenfalls sicher:

Die Après-Ski-Tradition alter Schule wird

am Arlberg noch lange weiterleben.

MOOSERWIRT, ST. ANTON AM ARLBERGEin Aufl auf wie am Oktoberfest – das ist beim MooserWirt, der Mutter aller Après-Ski-Hütten, ganz normal. Tag für Tag seit zwanzig Jahren geht es zwischen 15.30 und 20.00 Uhr rund mit DJ Ger-hard und mehr als 2.000 Gästen in und um der Hütte. Das Motto des MooserWirts („Die wahr-scheinlich schlechteste Skihütte am Arlberg“) ist also eine Ansage, die sich Betreiber Eugen Scalet locker leisten kann. Und das ganz egal, ob mit oder ohne Augenzwinkern.

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Page 16: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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„Visionär des Rückschrittes“. Dass es auch anders geht, beweist Jakob

Prantl im Ötztal. Von Superlativen hält

der Touristiker und Landwirt aus Sölden

wenig, sagt er. Im Gegenteil, er nennt

sich stolz einen „Visionär des Rückschrit-

tes“ und verweist auf sein Konzept des

unverfälschten Genusses. Vor 14 Jahren

entschied sich der einstige Hotelier und

Nebenerwerbslandwirt, die alte Hütte an

der „Skipiste Nummer 11“ in Sölden zu

pachten, um dort ein revolutionär neues

Gastronomiekonzept umzusetzen. „Alle

haben immer über die Landwirtschaft

gejammert, dass die nix abwirft und eine

Belastung sei“, erinnert sich Prantl an die

Geburtsstunde seiner Idee. Aber für ihn

ist der Hof heilig und niemals würde er

die bäuerliche Tätigkeit aufgeben, die für

ihn eine Mission ist: „Ich besitze den Hof

nicht, ich verwalte ihn vorübergehend. Mir

wurde das vom Vater vererbt und ich wer-

de es wieder an die nächste Generation

weitergeben.“ Trotz heftigen Widerstan-

des aus den Reihen der eigenen Familie

ging er unbeirrt seinen Weg und schuf die

Gampe Thaya, eine Skihütte, die auf den

ersten Blick völlig aus der Rolle fällt.

Prantl bietet fast ausschließlich

Produkte aus der eigenen Landwirtschaft

an. Was er nicht selbst produziert, aber

dringend braucht, kauft er bei Bauern aus

der Region zu. „Der am weitesten entfernte

Zulieferer ist aus Kematen bei Innsbruck.“

Selbst der Schnaps stammt von befreunde-

ten Bauern aus der Umgebung. Frankfurter

Würstel, Pommes frites oder Spaghetti

Bolognese sucht man auf der Karte der

„Gampe Thaya“ vergeblich. Stattdessen

bietet Prantl hausgemachtes Sauerkraut

und heiße Schokolade mit Milch direkt

von der Kuh im hauseigenen Stall. Eier

kauft er für 25 Cent bei einem befreun-

deten Bauern. Er könne sie auch um 13

Cent im Großhandel beziehen, sagt Prantl,

aber das will er aus Prinzip nicht: „Ich frage

die Bauern, was sie verlangen, bezahle es

und verlange das dann eben auch dem-

entsprechend von den Gästen.“ Er habe

noch nie mit einem seiner zuliefernden

Landwirte um Preise gefeilscht, erklärt er

stolz. Allein: Die Produkte müssen sich im

Betrieb bewähren. Wenn die Leute bereit

sind, den Preis dafür zu zahlen, bleibt es

im Angebot. Wenn nicht, fl iegt das Pro-

dukt aus der Karte. „Anfangs war das hart“,

erinnert sich der eigensinnige Visionär,

„während die Terrasse der Nachbarhütte

voll war, hatten wir zwei Tische.“ Die Fami-

lie, die Angestellten, die Mitbewerber und

die Gäste erklärten ihn für verrückt. Aber

Prantl hat es allen gezeigt und seine Gäste

schließlich „erzogen“, wie er schmunzelnd

sagt. „Wir erklären den Leuten, warum

wir vieles nicht haben und wo unsere

Produkte herkommen. Das überzeugt sie

meistens.“ Die Gäste kommen nicht, um

laute Musik zu hören und dazu Pommes zu

essen, glaubt Prantl: „Ich biete ihnen, was

sie zu Hause nicht haben. Gute Produkte

und eine Naturkulisse. Abends gehe ich

mit den Leuten auf die Terrasse und zeige

ihnen die Sterne. Das beeindruckt sie.“

Heute ist die Gampe Thaya eine der

besten Skihütten der Alpen, die ob ihres

visionären Konzeptes sogar in der renom-

mierten deutschen Wochenzeitung „Die

Zeit“ mit einer mehrseitigen Reportage

geadelt wurde. Prantl sieht es dennoch

ganz locker. Die Preise bleiben moderat:

„Ich bin ein Bauernbub aus einfachen

Verhältnissen, ich will, dass sich jeder bei

mir ein Essen leisten kann.“ Das o� zielle

Bio-Siegel hat der Ötztaler verweigert.

„Ich hätte alle Aufl agen locker erfüllt,

aber dann meinte der Kontrolleur, die

Fensterfl äche sei um 0,25 Quadratmeter

zu klein. Ich habe ihn gebeten zu gehen.“

Und sogar ein paar Zugeständnisse an

die Getränketrends hat er gemacht. So

bietet er zwar mittlerweile Red Bull an,

aber unter dem Vermerk „Fusel“. „Der Herr

Mateschitz war schon einmal zu Gast, er

hat sich nicht darüber beschwert.“

Trotz aller Bodenständigkeit hegt

auch Jakob Prantl Ausbaupläne. Eine haus-

eigene Käserei will er heuer noch errichten:

„Es wird – auf über 2.000 Metern Seehö-

he – wahrscheinlich die höchstgelegene

Käserei Österreichs werden.“ Noch wisse er

das nicht genau, aber wenn dem so wäre,

hätte letztlich auch die Gampe Thaya einen

echten Superlativ zu bieten.

GAMPE THAYA, ÖTZTALJakob Prantl, Touristiker und Landwirt aus Sölden, hat mit der Gampe Thaya und seinem Konzept des unverfälschten Genusses so ziemlich alles falsch gemacht – jedenfalls in den Augen jener, die unter ei-ner Skihütte eine möglichst günstig zu führende Massenabfertigung verstehen. Nach einer schwierigen Anfangszeit gibt ihm der Erfolg längst recht: Die Gampe Thaya ist eine der besten Skihütten der Alpen.

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Page 17: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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Winterlicher Beachclub. Statt

lautem Partyvolk und „zurück zur Natur“

setzt man in der Zillertaler Kristallhütte

auf das junge, urbane Zielpublikum, wie

Geschäftsführer Stefan Eder erklärt: „Die

meisten Touristen im Zillertal kommen

aus den Ballungsräumen in Deutsch-

land und sind dementsprechende Aus-

gehkultur gewohnt.“ Seine Gäste seien

regelrecht dankbar für das erfrischend

neue Angebot der Kristallhütte. Denn

Schlagersound an der Dezibel-Schmerz-

grenze sei nicht jedermanns Sache. Eder

und sein Team setzen auf gediegenes

Ambiente, mit relaxtem Lounge-Sound

und gehobener Küche. Das Angebot der

Kristallhütte sei vergleichbar mit einem

winterlichen Beachclub, sagt Eder. Hier

wird im Grunde das geboten, was man

im Sommer auf Ibiza fi ndet. Ergänzt um

ausgewählte Genüsse für elaborierte

Gaumen und Ohren. So bietet die Kris-

tallhütte, für eine Skihütte eher unge-

wöhnlich, Kunstaustellungen ebenso wie

einen Jazzbrunch oder Charityevents.

Vor der Kristallhütte stehen in die-

sem Winter erstmals Iglu-Suiten, die als

exklusive Hotelzimmer angeboten werden

– Gourmetmenü inklusive. Dieser Trend

ist das Neueste, was die Wintersportkultur

zu bieten hat. Marktführer auf dem Ge-

biet Iglu-Bau ist die kleine Tiroler Firma

Unique Locations von Günther Brunner.

Er zeichnet mit seinem Team auch für die

Iglu-Suiten im Zillertal verantwortlich.

Der Jungunternehmer hat sich auf die

polaren Bauwerke spezialisiert: „Ich baue

seit nunmehr zwölf Jahren Iglus, es ist ein

wachsender Geschäftszweig. Wir können

die Nachfrage kaum befriedigen.“ Heuer

sind es fünf Locations, die er mit seinem

Team betreut. „Betreuen“ deshalb, weil

ein Iglu ständiger Nacharbeiten bedarf

und daher kostspielige Infrastruktur ist.

Flaggschi� von Brunners Firma in dieser

Saison ist neben den Suiten der Kristall-

hütte sein eigenes Projekt „Cloud 9“ auf

der Innsbrucker Seegrube. Die nächste

Generation der Après-Ski-Bars: ein ge-

waltiges Iglu, das 350 Personen fasst, mit

eigenem Dancefl oor und DJ-Pult sowie

meterlanger Bar. „Cloud 9“ trägt den

stolzen Titel der größten Eventlocation

aus Schnee im Alpenraum. Dieser Club

auf 2.000 Meter Seehöhe direkt über der

Stadt ist einzigartig und sorgt über die

Grenzen Österreichs hinaus für Furore.

Für Brunner ist es ein Referenz-

projekt, das weitere Aufträge nach sich

ziehen soll: „Wir haben bereits Anfragen

von Skihallen im Ausland und sogar von

Städten, die so ein Iglu im Winter ins Zen-

trum bauen wollen.“ Die Möglichkeiten

seien mannigfaltig, sagt Brunner, der mit

herkömmlichen Après-Ski-Lokalen nichts

anfangen kann. Und er wagt sogar die

Prognose, diese letztlich zu verdrängen:

„Die herkömmliche Schirmbar wird viel-

leicht bald aussterben.“ ×

KRISTALLHÜTTE, ZILLERTALEinen eigenen Ansatz verfolgt auch die Kristallhütte im Zillertal. Man hat ein junges, urbanes Publikum im Blick und setzt daher auf gediegenes Ambiente und gehobene Küche anstatt Hüttenbarock, Schlagerbeschallung und Karto� elsalat aus der Dose. Das Angebot der Kristallhütte sei vergleichbar mit einem winterlichen Beachclub, sagt Geschäftsführer Stefan Eder.

Iglu-Suiten. Das kleine Tiroler Unternehmen Unique Locations hat sich auf spektakuläre Eis-Unterkünfte spezi-alisiert.

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18 SAISON

WINTERSPORT-KULTUR

Von Abenteurern und HedonistenVON S YLVIA A INE T TER

Aus welcher Motivation

kommen die Wintergäste

nach Tirol? Welche unter-

schiedlichen Bedürfnisse

haben die Skiurlauber?

Wieso fahren die einen nach St. Anton,

die anderen lieber nach Seefeld? Die

Tourismus- und Trendforscher versuchen

bereits seit Jahrzehnten, eine Typologie

der verschiedenen Urlauber zu erstellen.

Der Tourismuswissenschaftler Heinz

Hahn defi niert sechs „Urlaubs-Typen“, die

Soziologin Felizitas Romeiß-Stracke vier

„Lebensstil-Typen“. Der Wirtschaftswis-

senschafter und Freizeitforscher Andreas

Zins hingegen beschreibt mehr als zehn

verschiedene Urlauberpersönlichkeiten.

Doch lassen sich auch die Tiroler

Wintergäste auf diese Art einteilen? Wohl

kaum, denn keine Klassifi zierung kommt

ohne Mischformen aus – und eine allge-

meingültige kann es wohl ohnehin nie

geben. Dennoch lässt sich eine Häufung

gleicher Urlaubsvorlieben in bestimmten

Gruppen beobachten. Der Versuch einer

Typologie. ×

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Family time. Viele Skige-biete richten ihr Angebot auf die Bedürfnisse von Fa-milien aus - wie die Region Serfaus-Fiss-Ladis.

Chillen. Entspannen, fl irten und sporteln- der junge Erlebnisurlauber scha� t den Spagat zwischen Natur erlebnis und Party.

Page 19: Wintersportkultur – Ein Phänomen

19

Der Familienurlauber will in erster Linie

die Zeit mit seinen Liebsten genie-

ßen. Sport spielt zwar eine große Rolle,

dient aber nicht so sehr der Steigerung

der eigenen Fitness, sondern vielmehr als

Gemeinschaftserlebnis. Familien, gerade

mit Kindern unter 15 Jahren, fi ndet man

vermehrt in der Skiregion Serfaus-Fiss-

Ladis. Josef Schirgi, TVB-Geschäftsführer,

sagt: „Wir haben die Infrastruktur für Fa-

milien gescha� en. Das fängt bei verläss-

licher Kinderbetreuung an und geht bis zu

Kinderhotels, Seilbahnen mit Kindersiche-

rung und speziellen Genussstationen.“

Skiurlaub mit der gesamten Familie

machen vor allem jene Eltern, die über ei-

nen hohen Bildungsstand und auch über

ein hohes Einkommen verfügen. Laut der

Gästebefragung T-Mona seien die Eltern

zwischen 29 und 47 – und somit verhält-

nismäßig jung, erklärt Schirgi. Wesentlich

sei natürlich die kindgerechte Infrastruktur,

auch würden viele Eltern die Möglichkeit

suchen, Zeit für sich allein – ohne Kinder

– zu haben. Das setzt allerdings eine ver-

lässliche und gute Betreuung voraus.

Aber wie sieht der typische Skitag

einer Familie aus? „Ski gefahren wird meist

zwei oder drei Stunden am Tag, danach

wird ein Spielplatz angesteuert, die Sonne

genossen oder eine der Genussstationen

besucht.“ ×

Die Familien urlauber

DER TIROL-GAST78 % der Winter-Gäste in Tirol fahren Ski.

Davon sind:

60 % sportliche Skifahrer (Aktivität ist das zen-

trale Thema)

25 % Ski-/Wellnessurlauber (Skifahren und

Entspannung)

15 % Fun-/Snowboardurlauber (Ski/Snow-

board und Party/Nachtleben

Weiters sind davon:

36 % Paare

27 % Familien mit Kindern bis 14 Jahre

17 % (Paare) mit Freunden

6 % Familien mit Jugendlichen von 14–18

Jahre

6 % Familienverbände (ältere Kinder, Großel-

tern, Onkel/Tante)

5 % Alleinreisende

3 % Reisegruppen

QUELLE: TIROL WERBUNG/T-MONA WINTER 2008/2009

Der junge Erlebnisurlauber will etwas

Besonderes erleben, das außerhalb

der Norm liegt. Der Wirtschaftsprofes-

sor Andreas Zins charakterisiert diesen

Lifestyle-Typ so: „Jung, unverheiratet,

Student, Arbeiter oder Angestellter mit

mittlerem Einkommen.“ Der junge Erleb-

nisurlauber will mittendrin sein, fl irten,

Spaß haben und Gleichgesinnte kennen-

lernen. Sein Einkommen ist jedoch deut-

lich niedriger als das des Jetset-Urlaubers,

auch wenn seine bevorzugten Tätigkeiten

hedonistischen Charakter haben. In Tirol

fi ndet man ihn zum Beispiel häufi g in

Ischgl.

Andreas Steibl vom TVB Ischgl be-

schreibt den jungen Erlebnisurlauber so:

„Sport steht absolut im Vordergrund, sehr

häufi g handelt es sich auch um Freerider.

Dieser Urlaubertypus verfolgt die Norm

nicht – das zeigt sich nicht nur in seinen

sportlichen Vorlieben, sondern auch in

seiner Kleidung.“ Der junge Erlebnisurlau-

ber gehöre häufi g einer Subkultur an und

komme aus Mitteleuropa. „Vor allem unter

Italienern fi ndet man diesen Typus häufi g,

aber auch bei den Deutschen und Schwei-

zern.“ In Ischgl steigt er nicht im Hotel ab,

sondern mietet oft ein Appartement und

versorgt sich selbst, was in erster Linie Kos-

tengründe hat. „Er möchte aber trotzdem

die Inszenierung erleben“, stellt Steibl fest.

So ist der junge Erlebnisurlauber auch beim

Aprés-Ski zu fi nden. ×

Der junge Erlebnisurlauber

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Page 20: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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Der Erholungsurlauber liebt – laut dem Wie-

ner Wirtschaftswissenschaftler Andreas

Zins – die Zurückgezogenheit, die bekannte

und vertraute Umgebung und den reibungs-

losen Ablauf. Das soziodemografi sche Profi l

beschreibt Zins so: fortgeschrittenes Alter, ver-

heiratet, Kinder außer Haus, bescheidenes bis

mittleres Einkommen.

Die Entsprechung in der Typologie der

Tiroler Wintergäste dürfte etwas einkom-

mensstärker sein. Der Erholungsurlauber in

Tirol verbringt selten den ganzen Tag auf der

Piste. Wenn er Ski fährt, gehört er eher zu

den Anfängern oder den durchschnittlichen

Skifahrern als zu den Profi s.

Man fi ndet den Erholungsurlauber in der Re-

gion Seefeld/Leutasch. „Wir haben ein vielfäl-

tiges Angebot – auch Nicht skifahrer fühlen

sich hier wohl. In die Olympiaregion Seefeld

kommen auch viele Langläufer und Winter-

wanderer“, erklärt Markus Tschoner, Direktor

vom TVB Olympiaregion Seefeld.

Das deckt sich mit den Bedürfnissen des

Erholungsurlaubers, er möchte nicht den gan-

zen Tag auf der Piste verbringen, fährt oftmals

gar nicht Ski. Stattdessen sucht er Entspannung

und Erholung und so kommen die vielfältigen

Wellnessangebote, die in Seefeld zu fi nden sind,

seinen Urlaubsmotiven sehr entgegen: einfach

einmal Nichtstun, Erholung, Entspannung. ×

Der Erholungs-urlauber

Der Abenteurer erlebt gerne Außerge-

wöhnliches. Er will sein Können testen,

neue Herausforderungen annehmen. Das

Risiko ist dabei meist kalkulierbar, seine

Erfahrungen teilt er gerne mit Gleichgesinn-

ten. Man fi ndet ihn in Tirol häufi g in St. Anton

am Arlberg. „Wir haben sehr herausfordern-

de Pisten“, erklärt Martin Ebster vom TVB

St. Anton am Arlberg, „und man muss nicht

lange aufsteigen, um eine schöne Freeride-

Piste zu fi nden.“ St. Anton hat auch den Ruf,

ein Skigebiet für Könner zu sein. Fotos von

tief verschneiten Steilhängen und Skifah-

rern, die über Klippen in die Tiefe springen,

prägen nicht nur Werbung, sondern auch

die redaktionelle Berichterstattung. Der

Abenteurer fühlt sich gut aufgehoben. Er

ist sportlich und trainiert, ein erfahrener

Skifahrer, der sich auch gern abseits der

gesicherten Pisten bewegt.

Doch woher kommt er? „Mit 30

Prozent sind die Gäste aus Deutschland

die größte Gruppe, gefolgt von Engländern

und Niederländern. Aber wir sind sehr inter-

national – 50 verschiedene Nationen kom-

men zu uns zum Skifahren“, so Ebster. Die

Vermutung liegt nahe, dass der Abenteurer

einer jungen Generation angehört. Das

bestätigt Ebster: „Das Durchschnittsalter

unserer Gäste ist deutlich niedriger als in

anderen Skigebieten.“

Auch Soziologen und Psychologen

haben sich mit dem Typus des Abenteurers

beschäftigt. Die Theorien, warum Men-

schen das Abenteuer suchen, reichen von

Selbsterprobung, Grenzerfahrungen, Sehn-

sucht nach Spannung in einer spannungslo-

sen Gesellschaft, ja sogar die Aufarbeitung

kindlicher Traumata will man als Grund für

die Abenteuerlust identifi ziert haben. (Karl-

Heinrich Bette: „X-treme. Zur Soziologie des

Abenteuer- und Risikosports“). ×

Der Abenteurer

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Hoch hinaus. Der Abenteurer sucht Herausforde-rungen - wie es sie zum Beispiel in St. Anton gibt.

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Der Jetset-Urlauber hat hohe Ansprü-

che. Er will von allem die Spitzen-

klasse: exklusive Hotels, Haubenküche,

edle Boutiquen, feinen Champagner

und beste Partys. Man fi ndet ihn häufi g

in Kitzbühel und St. Anton. „Unsere Gäste

sind international, aber stark miteinander

vernetzt – meist sind sie zwischen 35

und 55 Jahre alt“, beschreibt Peter Marko,

Geschäftsführer vom TVB Kitzbühel, den

typischen Kitzbühel-Gast. Skifahren spiele

eine große Rolle, doch auch hier wolle der

Jetset-Urlauber etwas Besonderes, wie

zum Beispiel Haubengerichte auf der Hüt-

te. Dass Kitzbühel zum Ziel für Jetsetter

wurde, führt Marko auf die starke Marke

und natürlich auf die Spitzenhotellerie und

-gastronomie zurück.

Der Jetset-Urlauber ist viel und weit

gereist und ist auch bereit, für Spitzen-

leistungen Spitzenpreise zu bezahlen.

In Andreas Zinks Typologie fi ndet man

den Jetset-Urlauber als Teil der Gruppe

„Globetrotter“: Menschen, die das Reisen

lieben, über ein hohes Haushaltseinkom-

men verfügen und dieses gerne für ihre

Urlaube, aber auch für die persönliche

Unterhaltung (Bücher, Zeitschriften, Kon-

zerte, Theater etc.) ausgeben. ×

Der Jetset-Urlauber

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Runterschalten. Entspannung - auch für Nichtskifahrer: Der vorsichtige

Erholungsurlauber fährt gern in die Olympiaregion Seefeld.

High Society. Exklusives Essen,edle Partys, teure

Boutiquen: Der Jetset-Ur-lauber mag Kitzbühel - und

kann es sich leisten.

Page 22: Wintersportkultur – Ein Phänomen

22 SAISON

WINTERSPORT-KULTUR

Genuss für alleVielfalt der Esskultur. Im neuen Gastronomiebereich am Eisgrat im Skigebiet Stubaier Gletscher will man sowohl den kulinarischen Bedürfnissen von Gourmets als auch den Schnell-was-für-Zwischendurch-Gästen gerecht werden. Spitzen-koch David Kostner wagt den Balanceakt zwischen Hummersuppe und Kaiser-schmarrn.

VON SONJA K AINZ

O ne co� ee please”, sagt

ein skandinavisch aus-

sehender Gast zu einer

mit einem recht stramm sitzenden Dirndl

bekleideten Kellnerin. „Arabica?“, fragt sie

zurück. Der Wintersportler schaut etwas

überrascht, entschließt sich dann aber

doch zu einem „Sounds good“. Er ist zu

Gast in der Café-Bar Zum Steinbock am

Stubaier Gletscher. Es ist noch ziemlich

früh am Tag, die Panoramafensterfront

gibt den Blick auf das momentan ne-

belverhangene Gletscherskigebiet frei

und bis auf einen weiteren Urlauber mit

grauem Vollbart ist die Bar noch leer.

Auch im Skigebiet hält sich der Andrang

in Grenzen. Mit Ausnahme einer Hand voll

Hartgesottener sind eiskalte Windböen

das Einzige, was auf 2.900 Metern über

die Pisten fegt.

„Wir servieren in der Steinbockbar

100 Prozent Arabica Ka� ee von Meindl,

die Premiumsorte 1862“, klärt Manfred

Unterkirchner, Chef der Gastronomie

der im Oktober 2010 neu erö� neten

Restaurants am Eisgrat am Stubaier Glet-

scher auf. Rund 10 Millionen Euro hat der

Umbau gekostet, moderner, zeitgemäßer

und insgesamt einfach schöner sollte alles

werden, außerdem versucht man, dem

Spagat zwischen gehobener Gastronomie

auf Gourmetrestaurant-Niveau und den

kulinarischen Bedürfnissen von Skifahrern

gerecht zu werden, die nur schnell etwas

für zwischendurch wollen. Im ersten

Stock des Gebäudes befi ndet sich das

Marktrestaurant Eisgrat, das vor allem auf

Familien und Sportler ausgerichtet ist. Im

Erdgeschoß setzt man mit der Café Bar

Zum Steinbock und dem Schaufelspitz

auf Spitzengastronomie. Eine Herausfor-

derung, nicht nur wegen der Höhe. „Die

Leute erwarten so etwas hier oben ein-

fach nicht.“ Das Marktrestaurant im ersten

Stock bietet Platz für 440 Wintersportler.

Spagat. Küchenchef David Kostner dirigiert sowohl die Mannschaft des Gourmetrestaurants Schaufelspitz als auch die des Selbstbedienungsrestaurants Eisgrat und bewegt sich dabei zwischen Erlesenem vom Rind …

Page 23: Wintersportkultur – Ein Phänomen

23

Spitzengastronomie in dieser Höhe zu etablieren ist eine Herausforde-rung. „Die Leute erwarten so etwas hier oben einfach nicht.“MANFRED UNTERKIRCHNER, DIREKTOR DER GASTRONOMIE

Es gibt hausgemachte Pasta, aber auch die

Klassiker wie Germknödel, Speckknödel,

Kaiserschmarrn und Apfelstrudel.

„Schnell, heiß und gut“. Davon, dass

die Nudeln tatsächlich selbst hergestellt

sind, kann man sich persönlich überzeu-

gen. Durch die Glasscheiben der o� enen

Küche kugeln die frischen Hörnchen, Far-

falle oder Tagliatelle auf das Au� angband.

„Wir produzieren hier die Nudeln für das

gesamte Skigebiet“, erzählt Chefkoch David

Kostner. Zu Spitzenzeiten sind das bis zu

50 Kilo pro Tag. Außerdem haben allein in

dieser Saison bisher 20.000 Speckknödel

die Küche verlassen, für den ebenfalls selbst

gemachten Apfelstrudel werden zweimal

pro Saison zehn Tonnen Äpfel verarbeitet.

Angeliefert werden muss alles mit der Bahn.

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… und zünftigen Klassikern wie Brat-wurst mit Pommes.

Page 24: Wintersportkultur – Ein Phänomen

24

DINE & WINEEinmal pro Jahr wird im Schaufelspitz eine Gourmetnacht veranstaltet. Küchenchef David Kostner bereitet ein sechsgängiges Degusta-tionsmenü zu. Außerdem wird ein Sommelier eingeladen. In diesem Jahr war es Paula Bosch, die 20 Jahre lang für die perfekte Weinauswahl im Münchner Sternerestaurant Tantris verant-wortlich gewesen ist. Darüber hinaus werden auch Kochkurse angeboten. Kostner zeigt dabei, wie die perfekte Pasta auch zu Hause gelingt.

„Wir verwenden keine Conveni-

ence-Produkte in unserer Küche“, so

Kostner. „Alles wird selbst produziert.“

Zwischen neun- und zehntausend Winter-

sportler bevölkern an richtig guten Tagen

den Stubaier Gletscher. „Einmal am Tag

kommt jeder zu uns rein und wenn er nur

auf die Toilette geht“, sagt Unterkirchner.

Da kann es schon mal hektisch werden.

„Schnell, heiß und gut“, heißt deshalb die

Devise im Selbstbedienungsrestaurant.

„Der Gast nimmt sich hier vielleicht eine

Dreiviertelstunde Zeit, danach will er wie-

der auf die Piste. Wenn wir das Geschäft

hier heroben bis halb zwei nicht machen,

dann machen wir s gar nicht mehr“, er-

zählt der Gastronomie-Chef.

Gediegene Atmosphäre. Einen

Stock tiefer, gleich rechts vom Eingang,

betritt der geneigte Skifahrer dann ein ganz

anderes Reich – die Bar Zum Steinbock

und im Anschluss daran das Gourmet-

Restaurant Schaufelspitz. Was als Erstes

au� ällt, ist die Stille, die sich auch hält, als

die Bar beinahe bis auf den letzten Platz

gefüllt ist. Leise tönt Chillout-Musik aus

den Lautsprechern, auf den Flatscreens

über der Bar fl immern Bilder von son-

nenbeschienenen und tiefverschneiten

Pisten. In der Steinbockbar gibt’s vor allem

Ka� ee und kleinere Speisen für zwischen-

durch. Es wird auf überdurchschnittliche

Qualität Wert gelegt und auch die Preise

liegen etwas über dem Normalniveau.

„Für einen Espresso hier sind auch 13

Handgri� e notwendig“, meint die Res-

taurantleiterin, Jasna Lanzinger.

Verlässt man die Steinbockbar,

schließt direkt das Gourmet-Restaurant

Schaufelspitz mit 55 Plätzen an. Die

Tische sind mit tiefvioletten Orchideen

dekoriert, natürlich echt, cremefarbene

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Ansturm. An guten Tagen besuchen bis zu 10.000 Wintersportler das

Gletscherskigebiet. Während die Gäste im Marktrestaurant nach einer Dreivier-telstunde wieder auf der Piste sind, lässt

man sich im Schaufelspitz mehr Zeit.

DIE GASTRONOMIE AM STUBAIER GLETSCHERDie Bergstation Eisgrat wurde für rund 10 Millionen Euro umgebaut und im Oktober 2010 neu er-ö� net. Auf rund 2.900 Metern Höhe befi nden sich das Marktrestaurant Eisgrat, das Gourmetres-taurant Schaufelspitz und die Café-Bar Zum Steinbock.

Marktrestaurant Eisgrat:Es bietet Platz für rund 400 Gäste. Die Besucher bedienen sich selbst. Eine Besonderheit ist die Pastamanufaktur, laut Stubaier Gletscher „die höchste der Welt“. An Spitzentagen werden dort bis zu 50 Kilogramm Pasta hergestellt. Dank Schauküche kann man den Köchen dabei über die Schul-ter blicken oder die Panoramasicht auf den Gletscher genießen.

Gourmet-Restaurant Schaufelspitz:Küchenchef David Kostner bietet im Schaufelspitz Kulinarisches für Verwöhnte. Das Restaurant hat 55 Plätze und setzt auf erlesene Zutaten und ra� nierte Kombinationen aus traditioneller und mo-derner Küche. Die Gäste erwartet außerdem eine große Auswahl an Spitzenweinen und eine große Sonnenterrasse.

Café-Bar Zum Steinbock:Hier erwarten den Wintersportler Ka� eespezialitäten und kleinere Imbisse für zwischendurch. Wie im Schaufelspitz wird Wert auf gehobene Qualität gelegt.

Weitere Gastronomiebetriebe:Bergrestaurant Jochdohle: Das Restaurant liegt auf 3.150 Metern und ist damit der höchstgelege-ne Gastronomiebetrieb im Gletscherskigebiet. In der Bergstation Gamsgarten (2.600 Meter) gibt es mit dem Restaurant Zur Goldenen Gams ein weiteres Restaurant mit Service und mit dem Marktre-staurant Gamsgarten ein zusätzliches Selbstbedienungslokal sowie die Schirmbar Eissee.

Page 25: Wintersportkultur – Ein Phänomen

25

Kompetente Beratung rund um Aus- und Weiterbildung

im Tourismus – einfach – schnell – kostenlos:

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Zum Touristiker geboren?

„Wir verwenden keine Conve-nience-Produkte in unserer Küche. Alles wird selbst produziert.“DAVID KOSTNER, CHEFKOCH

Tischdecken und im selben Ton gehal-

tene Sto� servietten unterstreichen das

gediegene Ambiente ebenso wie der

Kamin am Ende des Raumes. Der Star ist

allerdings auch hier – genauso wie im

Marktrestaurant – der unmittelbare Blick

auf die schro� e Schönheit des Gletschers.

Küchenchef Kostner zaubert Hummer-

suppe, Gänseleber, Tartar, Risotto vom

Seeteufel und auch Bodenständiges ist

dabei, wie der Speckknödel, allerdings

„neu interpretiert“. Im Gegensatz zum

Altbekannten trägt er hier eine Kruste aus

Speckgranulat.

Apfelstrudel wird auch im Schau-

felspitz serviert, allerdings umhüllt von

gezogenem Strudelteig statt Blätterteig.

Richtig sind im Schaufelspitz all jene, die

auch beim Skifahren nicht auf hohe ku-

linarische Ansprüche verzichten wollen.

Kostner kommt aus der Spitzengastro-

nomie und hat unter anderem im Palace

Luzern, das mit 16 Gault-Millau-Punkten

geadelt wurde, und dem mit zwei Michelin

Sternen ausgezeichneten Pétrus in Lon-

don gekocht. Im Schaufelspitz gilt es, die

Gratwanderung zwischen Spitzenküche

und Bodenständigem zu scha� en. Mit

Molekularküche brauche man hier gar

nicht anzufangen, meint er. Die Gäste

erwarten sich in einem Bergrestaurant

einfach bestimmte Gerichte, auch wenn’s

ein Gourmetrestaurant ist. Nur nicht aus-

fl ippen, nur nicht zu exotisch. Dafür nimmt

man sich Zeit.

„Hier wird der Gast von der ersten

Minute an wirklich betreut“, erzählt Un-

terkirchner. „Wir sind ganz nah am Gast“,

fügt er hinzu und das ist nicht übertrieben.

Auch im Schaufelspitz ist die Küche o� en

und man kann dem Chef bei der Zuberei-

tung über die Schulter schauen oder auch

noch ein paar Extrawünsche loswerden.

„Den Lachs bitte ohne Salz“, ruft ein Gast

dem Küchenchef zu, der gerade loslegen

wollte. Wer im Schaufelspitz einkehrt,

bleibt auch gerne etwas länger sitzen.

„Unter zwei Stunden geht eigentlich kaum

jemand“, meint der 32-jährige Chefkoch.

Im Gegensatz zum Marktrestaurant geht

das Geschäft hier auch etwas später los.

Alle Gäste ansprechen. Zuerst ein

paar Abfahrten und dann setzt man sich

ins Restaurant, genießt Ruhe, den Ausblick

und die Küche. Vor allem an Sonnentagen

ist die Terrasse voll. Zurzeit sind es noch

mehr Urlauber als Einheimische, die im

Schaufelspitz einkehren. Beliebt ist es

vor allem bei Russen. „Das sind Gäste, die

kommen zum Teil mit dem Hubschrauber“,

erzählt Lanzinger. Da werde beim Essen

nicht groß aufs Geld geschaut. Obwohl

man im Schaufelspitz zurzeit noch ein

echtes Schnäppchen machen kann. Um

das Restaurant in 3.000 Meter Höhe be-

kannter zu machen, sind die Preise etwas

niedriger als gewöhnlich. Grundsätzlich

wolle man alle Gäste ansprechen, egal

ob im Schaufelspitz oder im Marktrestau-

rant, betont Lanzinger. Wichtig sei, nicht

arrogant zu werden, nach dem Motto,

die Leute müssen ja sowieso kommen,

wo sollen sie denn sonst hin. So etwas

spüre der Gast nämlich sofort, meint die

33-Jährige.

„Die Gäste vergessen alles, was sie

gegessen haben, sogar ob es ihnen ge-

schmeckt hat oder nicht, was sie aber nicht

vergessen, ist, ob sie sich wohl gefühlt

haben“, sagt die Serviceleiterin. Genauso

willkommen sind übrigens auch diejeni-

gen, die ganz auf gastronomische Verpfl e-

gung verzichten wollen. Für sie gibt’s einen

geräumigen „Selbstversorgerraum“. ×

Page 26: Wintersportkultur – Ein Phänomen

26 SAISON

WINTERSPORT-KULTUR

M itch Tölderer könnte

eigentlich im OP-Saal

stehen. Zu langweilig,

beteuert der studierte Mediziner immer wie-

der gerne in Interviews. Stattdessen befährt

der gebürtige Kärntner die schönsten Tief-

schneehänge und wenn das nicht vor der

Haustüre in seiner Wahlheimat Innsbruck

möglich ist, reist er eben dafür um die Welt

und dreht darüber beeindruckende Filme.

Freeriden, das klingt nach einem coolen

Leben. Und so fi ndet, was die Spitzen-

sportler machen, immer mehr Nachahmer.

Seit die Skier breiter wurden und das Ge-

lände abseits markierter Pisten leichter zu

befahren ist, boomt der Sport. Contests für

Nachwuchs-Freerider gehören längst zum

Marketingkonzept vieler Bergbahnenbetrei-

ber, die sich mit ihrem Angebot an eine gut

vernetzte Community richten.

Auf eine solche setzt auch Air & Sty-

le-Erfi nder Andrew Hourmont seit mehr

als 18 Jahren. Die 12.500 Karten, die er im

Vorfeld des Air & Style Contests aufgelegt

hatte, waren schnell weg. Anfang Febru-

ar zeigte sich im gut gefüllten Bergisel

Stadion in Innsbruck, dass Snowboarden

eben keine kleine Subkultur mehr ist. Und

wer die Sportart nicht selber ausübt, der

kleidet sich zumindest wie ein Freerider.

Boom abseits der Piste. So unter-

schiedlich der klassische Tourengeher

und Snowboarder auch sein mögen, ha-

ben sie doch vieles gemeinsam: die Liebe

zur Natur zum Beispiel, das Abenteuer in

den Bergen und im Pulverschnee. Doch

die Skibergsteiger mögen es einfacher:

Sie stehen weniger auf Lifestyle, für ihre

Bewegung brauchen sie auch keinen Ski-

lift. Ihre einzige Aufstiegshilfe sind Felle,

die auf die Unterseite der Skier geklebt

werden, und Muskelkraft.

In Österreich sind zwischen 600.000

und 700.000 Skibergsteiger, ca. 100.000

davon in Tirol, auf den Bergen unterwegs,

weiß Werner Brugger von ASKIMO. Der

Österreichische Alpenverein sieht in den

vergangenen zehn Jahren sogar eine

Verdoppelung der Skitourengeher von

250.000 auf 500.000. Die Hälfte davon

marschiert aus Vorsicht oder mangeln-

dem skifahrerischem und alpinistischem

Können nur auf Skipisten. Die Austrian Ski

Mountaineering Organization, kurz ASKI-

MO genannt, vertritt die Wettkampfszene

Der Berg ruft – und alle kommenSie haben vieles gemeinsam. Die Liebe zur Natur, das Abenteu-er in den Bergen. Snowboarder und Skibergsteiger galten lange Zeit als Subkulturen, sind inzwischen aber zu einem Phänomen der Massen geworden.

VON JANE K ATHREIN

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Page 27: Wintersportkultur – Ein Phänomen

27

im Skibergsteigen, die aus allen Gruppen

hervorgeht: die richtigen Skialpinisten, die

nur das alpine Gelände bevorzugen, jene,

die im Gelände und auf der Piste unter-

wegs sind, reine Pistengeher und eben die

Wettkampszene.

Die sportlichen Leistungen, der

Mut und das Können, die bei den Wett-

kämpfen gefordert sind, sind beachtlich.

Wovon sich Zuseher am 18. März bei der

als Österreichischen Meisterschaften

stattfi ndenden „Achsensee Xtreme“ in

Maurach ein Bild machen können. Rund

1700 Höhenmeter bergauf und bergab

legen die Skibergsteiger zurück, unter-

teilt in vier Anstiege, vier Abfahrten und

eine hochalpine Tragepassage. Wie in den

vergangenen Jahren wollten Hunderte

Skibergsteiger mitmachen, aber nur 150

haben einen Startplatz erhalten.

Moderne Ausrüstung. „Der Skitou-

rensport hat vor rund fünfzehn Jahren

einen deutlichen Zuwachs bekommen“,

sagt Werner Brugger. Skibergsteigen ist in

Österreich inzwischen längst Breitensport.

Der Grund für den Boom lässt sich einfach

erklären: Tourengehen ist die kostengüns-

tigere Alternative zum Pistenskifahren. Die

meisten der neuen Skitouren-Begeisterten

sind Genuss-Geher, die leichte Touren be-

vorzugen. Die moderne Tourenausrüstung

kommt diesen Bedürfnissen mit moder-

nen Textilien und Materialien entgegen.

Um bis zu fünf bis sechs Kilogramm ist

die Last der Tourengeher im Vergleich zu

früher leichter geworden.

An der wirtschaftlichen Bedeutung

lässt sich ein Trend wohl am besten fest-

machen: In Österreich wurden vergange-

ne Wintersportsaison 35.000 Paar Lang-

laufskier, 23.000 Snowboards und 55.000

Paar Tourenski verkauft (Alpinski: 330.000,

40 Prozent davon für den Verleih). Nach

Italien, der Schweiz und Frankreich sei

nun auch in Österreich seit zwei Jahren

das Skibergsteigen nach dem Skilauf die

zweitgrößte, aktiv ausgeübte Wintersport-

art, erklärt Werner Brugger. Institutionen

wie der Österreichische Alpenverein sind

dabei wichtige Wegbereiter: In Kursen ler-

nen angehende Tourengeher die alpinen

Gefahren besser einzuschätzen. Zugleich

sollen sie den eigentlichen Sinn des Tou-

rengehens kennenlernen: die Bewegung

in der freien, unberührten Natur. ×

SAISON: Herr Furtenbach, kann man Skitourengehen noch als Subkultur sehen? LUKAS FURTENBACH: Wird

unter Wintersportkultur der klassische

Alpinski-Wintertourismus in den Alpen verstan-

den, ist Skitourengehen tatsächlich als Subkultur

zu sehen. Das liegt hauptsächlich daran, dass der

Skitourengeher im alpinen Tourismus noch nicht

in die touristische Wertschöpfungskette integriert

wurde. Ein Versäumnis, das es aufzuholen gilt.

Skitourengehen hat unter allen Wintersportar-ten die größten Zuwachsraten. Eine Rückbesin-nung zur Natur? Der Boom betri� t den ganzen

Outdoor-Bereich, Skitourengehen ist da nur ex-

emplarisch zu nennen. Dieser Boom zeigt aber

sehr deutlich den derzeitigen Wandel der Sinnori-

entierung in unserer Gesellschaft und einen Wan-

del der Motive im Sport- und Bewegungsverhalten

sowie im Reiseverhalten. Individuelles Erleben,

Naturerlebnis und vor allem personalisiertes Er-

lebnis stehen im Vordergrund.

Ist der klassische Winterurlaub also ein Aus-laufmodell? Der Trend geht weg vom Massen-

tourismus, weg von der Austauschbarkeit der

Destinationen und des Angebotes. Das Modell

des klassischen Winterurlaubes mag für Orte wie

Ischgl oder Sölden noch seine Gültigkeit haben.

Die Ansprüche sowie die Motive des Gastes aber

erfahren eine breite Diversifi zierung: in der Früh

kurz auf die menschenleere Piste, dann Freeriden

im Variantenbereich, am Nachmittag rodeln, am

nächsten Tag zur Skitour, danach in den Wellnes-

stempel, zum Abschluss noch ein Eiskletterkurs.

Das Angebot beziehungsweise die gesamte

Dienstleistungskette muss darauf angepasst

werden.

Eine Chance, sich als Destinationen neu zu po-sitionieren? Das ist ein Chance, sich von anderen

alpinen Destinationen abzugrenzen. Man könnte

wieder eine Pionierstellung einnehmen. Dazu

müsste man aber mit alten Mustern brechen und

das erfordert Mut, den ich in Tirol derzeit nicht er-

kenne. Andere Winterdestinationen – etwa in der

Schweiz oder in den USA – haben bereits reagiert.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Tirol könnte wieder eine Pioniereinstellung einnehmen“Lukas Furtenbach ist Tourismusberater und passionierter Skitourengeher.

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OM

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„Der Trend geht weg vom Massen-tourismus, weg von der Austausch-barkeit der Destina-tionen und des Ange-botes.“LUKAS FURTENBACH, TOURISMUSBERATER

Page 28: Wintersportkultur – Ein Phänomen

28 saison

wintersport- kultur

„Wintersport ist Teil der Kultur“Stefan Schwarz, Chef von Amer Sports Austria (Salomon, Atomic), erzählt im Gespräch mit der SAISON, was für ihn Wintersportkultur bedeutet, weshalb sie hierzulande so stark ausgeprägt ist und warum die Outdoor-Jacke die Snowboard-Jacke als Statussymbol abgelöst hat.

Da s IntervIew führte sonja K aInz .

S

AISON: Herr Schwarz, Sie sind Österreich-Chef eines der größten Sportartikel-

hersteller und Skiproduzenten weltweit. Welchen Wintersport betreiben Sie selbst? stefan schwarz: ich bin sehr

vielseitig unterwegs, das heißt auf alpin-,

touren- und Langlaufskiern.

Was fasziniert Sie persönlich daran? Mit sicherheit das naturerlebnis, das

entfliehen aus dem stressigen alltag. Die

natur im winter zu erleben, ist bei uns in

den alpen unheimlich schön. neben der

sportlichen fitness gewinnt man zusätz-

lich durch den traumhaften anblick der

naturlandschaft, die einen umgibt.

Wie würden Sie den Stellenwert des Win-tersports in Österreich derzeit einord-nen? Der stellenwert ist sehr, sehr hoch,

nicht nur für den tourismus und die ski-

industrie, sondern auch für andere. Dazu

gehören für mich alle handelsbetriebe,

wobei die sportartikelindustrie natürlich

in erster Linie davon profitiert.

Hat sich seine Bedeutung in den vergan-genen Jahrzehnten Ihrer Meinung nach verändert? Österreich hat sich in den

letzten Jahren international als absoluter

Vorreiter etabliert. Die investitionen, die

hier in die infrastruktur getätigt wurden,

sind beispiellos. ich kenne viele Länder,

in denen der wintersport eine wichtige

rolle spielt, aber in keinem anderen Land

wurde so professionell in die infrastruktur

investiert. ich denke, in dieser hinsicht ist

Österreich für viele wintersportländer ein

absolutes Vorbild.

Was macht für Sie Wintersportkultur aus? für mich gehört mehr dazu als nur

alpines skifahren. auf schnee kann man

noch viel mehr machen. Da hat sich

viel getan, gerade wenn man sich die

entwicklung des tourensportsegments

ansieht, den Bereich Langlauf oder

schneeschuhwandern. für mich gehören

alle Bewegungsformen auf schnee zum

wintersport und das bedeutet für mich

auch wintersportkultur. in Österreich ist

sie etwas historisch Gewachsenes. hier

gibt es keine retortenskiorte, sondern

wintersport ist tatsächlich teil der Kultur.

Abgesehen von den landschaftlichen Gegebenheiten – woran liegt es, dass die Wintersportkultur in Österreich auf einen so fruchtbaren Boden fiel? ich

möchte jetzt nicht sagen, wir haben in

Österreich das skifahren erfunden, aber

Österreich ist eindeutig keine industriena-

tion, sondern eine tourismusnation. Man

hat die chancen schon sehr früh erkannt

und hat dementsprechend intensiv dar-

an gearbeitet, hier eine Vorreiterrolle zu

spielen. Dementsprechend werden wir

im ausland auch als natur-, Berg- und

wintersportregion wahrgenommen, auch

bedingt durch die sportlichen erfolge.

Sie haben erwähnt, dass Wintersportar-ten wie das Tourengehen und Langlaufen derzeit einen Boom erleben. Sportarten, die man abseits der Piste ausübt. Der

trend geht ganz klar weg von der Masse.

Mit Langlauf- und tourenskiern kann man

noch näher an die natur heranrücken. Der

zweite Grund, der dazu führt, dass es hier

zuwächse gibt, ist der trend zu mehr Ge-

sundheitsbewusstsein.

Die Verkaufszahlen bei klassischen Ski-ern gehen allerdings seit Jahren zurück. 2001 wurden beispielsweise allein in Österreich noch 500.000 Ski verkauft, in den vergangen Jahren waren es meist nur noch um die 350.000, heuer sogar 300.000. wir verkaufen weniger ski durch

das große Verleihangebot. wir haben hier

in Österreich nicht weniger skifahrer, son-

dern ein Verleihski ersetzt fünf Verkaufsski

der Vergangenheit. Der Vorteil für den

Kunden ist, dass er sich mehrere ski aus-

suchen kann und zwar für die zeit, in der er

sie braucht. Mit osteuropa sind allerdings

neue Quellmärkte dazugekommen.

Gleichzeitig findet Outdoor-Bekleidung reißenden Absatz. Wie erklärt sich das? outdoor-Bekleidung löst immer mehr die

klassische skibekleidung ab. Die outdoor-

Jacke kann auch fürs wandern oder tou-

rengehen verwendet werden. was früher

die snowboardjacke auf der straße war, ist

jetzt die outdoor-Jacke. wenn wir damals

so viele snowboarder gehabt hätten, wie

wir Jacken verkauft haben, hätten wir

auch einen überproportionalen anteil

an snowboardern auf den Pisten sehen

müssen, dem war allerdings nicht so.

„Ich kenne viele Länder, in de-nen der Winter-sport eine wich-tige Rolle spielt, aber in keinem anderen Land wurde so pro-fessionell in die Infrastruktur investiert.“

Page 29: Wintersportkultur – Ein Phänomen

29

es war einfach trend. Jetzt ist das eben

die outdoor-Jacke, deswegen ist dieser

Markt auch stark gewachsen.

Sind die Menschen wirklich sportlicher geworden, oder legen sie nur mehr Wert darauf, sportlich auszusehen, ohne es tat-sächlich zu sein? wahrscheinlich beides.

es ist en vogue sich mit einer outdoor-Ja-

cke zu zeigen, denn dann wird man auto-

matisch als sportlich und naturverbunden

wahrgenommen. Das war mit den snow-

boardjacken nichts anderes, damit wollte

man zeigen: ich bin trendig, ich bin cool.

wir sehen aber auch, dass die Bevölkerung

immer sportlicher wird. Das gilt vor allem

für das ältere Publikum. Der Vater meines

Vaters oder mein Vater hatten noch ganz

andere Probleme zu bewältigen. wir ha-

ben jetzt viel weniger schwierigkeiten, mit

denen wir uns auseinandersetzen müssen,

und gleichzeitig mehr freizeit und Muße,

um sport zu betreiben.

Gehören Sie auch noch zu der Generati-on, die von ihren Eltern mit drei Jahren das erste Mal auf Ski gestellt wurde? Ja,

ganz klar.

Machen das Eltern ihrer Wahrnehmung nach auch noch verbreitet so? wahr-

scheinlich weniger als in der Vergangen-

heit, weil das angebot damals einfach

nicht so groß war. als ich drei Jahre alt

war, hat es zum Beispiel noch nicht diese

Vielzahl von computerspielen und sport-

arten gegeben. Der skisport war vor der

haustüre und durch die kulturelle Veran-

kerung war klar, dass man schon in jungen

Jahren auf ski gestellt wird.

Sie haben in einem Interview einmal sinngemäß gemeint, dass die Konkur-renz nicht andere Wintersportartikel-produzenten seien, sondern „Nintendo“ und „Playstation“ heiße. zu dieser aus-

sage stehe ich immer noch. wichtig ist,

dass man die Kinder zum sport bringt,

jegliche art von sport ist gut, dadurch

profi tiert auch der skisport. wenn Kinder

von vornherein keinen Bezug zum sport

haben und nicht von der couch wegkom-

men, dann haben wir ein grundsätzliches

Problem. Unsere Konkurrenten sind nicht

andere skimarken oder sportarten, son-

dern alternativen, die nichts mit sport zu

tun haben.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

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DIE BRANCHE.2010 setzte der sportartikelhandel in Österreich 1,53 Milliarden euro um. aufgrund des späten win-tereinbruchs rechnet der sporthandelsfachverband für 2011 mit einer „schwarzen null“ oder einem Minus. ab dem Jahr 2000 bis 2011 sind die Umsätze der Branche konstant um 2,5 Prozent gewach-sen. in Deutschland erzielte der sportfachhandel 2010 einen Umsatz von 11 Milliarden euro. weltweit wurden 2011 laut sporthandelsfachverband etwa 3,5 Millionen ski verkauft, zu spit-zenzeiten waren es mit acht Millionen allerdings wesentlich mehr. in Österreich gingen 2010 etwa 350.000 Paar ski über den Ladentisch. 2011 geht man derzeit von rund 300.000 verkauften ski aus. Mehr als ein Drittel der in Österreich abgesetzten ski sind für den Verleih bestimmt.

ZUR PERSONstefan schwarz, Jahrgang 1967, ist am tegernsee in Bayern auf-

gewachsen. er arbeitet seit 15 Jahren für die firma salomon,

davon seit neun Jahren als Ge-schäftsführer. seit drei Jahren

ist schwarz Österreich-chef des fi nnischen sportartikelkon-zerns amer sports, zu dem die

Marken salomon und atomic inzwischen gehören.

Page 30: Wintersportkultur – Ein Phänomen

30 MAGAZINErfolgreicher Kongresstourismus

M it weit über 40 Millionen Nächtigungen festigte Tirol

in den vergangenen Jahren seine Position als führen-

des Urlaubsland der Alpen. Dynamisch entwickelt hat sich in

diesem Zeitraum auch der Tagungs- und Kongresstourismus

– allein im vergangenen Jahr wurden circa 900 Veranstal-

tungen in Tirol organisiert und abgewickelt. Unter dem Dach

des Convention Bureau Tirol vermarkten sich seit 2005 die

führenden Anbieter, jährlich werden rund 300 Tagungs- und

Kongressanfragen bearbeitet.

Auch im Jahr 2012 lud das Convention Bureau Tirol seine

wichtigsten Kunden und Partner in Wien zum Get-together.

Beim After-Work-Event präsentierten sich 18 Tiroler Vertreter

wie etwa die Regionen Innsbruck, Seefeld oder Kitzbühel,

Kongresszentren und Hotels im exklusiven Ambiente der k47-

VIP-Business Lounge. ×

Rekordstart in die Wintersaison

M it fast 1,2 Millionen Ankünften von

November bis Dezember 2011 hat

Tirol einen neuen Rekordstart in die Winter-

saison hingelegt. Im Vergleich zum Vorjahr

konnte die Tourismusbranche ein Plus von

4,9 Prozent bei den Ankünften verzeichnen.

Bei den Übernachtungen ist hingegen im

Zeitraum November und Dezember 2011 ein

Rückgang von 2,9 Prozent festzustellen, was

aber mit der sehr späten Anreise vieler Gäste

um die Weihnachtszeit und mit dem wet-

terbedingt späten Start in die Wintersaison

zusammenhängt. Besonders erfreulich aus

Tiroler Sicht ist die Entwicklung des Inlands-

marktes: Hier konnte schon zu Saisonbeginn

sowohl bei den Ankünften (+ 7,0 Prozent) als

auch den Nächtigungen (+ 9,9 Prozent) ein

starkes Plus verbucht werden. ×

Immer mehr Öster-reicher entdecken die Tiroler Berge wieder als Urlaubsziel: Allein die Ankünfte aus dem Inland stiegen um 7 Prozent.

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Achensee 2.0

D ie Homepage ist im digitalen Zeitalter

die Visitenkarte eines Unternehmens.

Die Sport- & Vital-Region Achensee hat aus

diesem Grund ihren Internetauftritt einem

gründlichen Relaunch unterzogen. Neben

inhaltlichen Verbesserungen gibt es auch

intelligente neue Features. Mehr als 25.000

Seitenaufrufe verzeichnet der Internetauf-

tritt der Sport- & Vital-Region Achensee

pro Tag, über 2.300 Besucher nutzen das

Online-Angebot täglich. Die Macher ver-

sprechen weitere Optimierungen und neue

Features. × www.achensee.info

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Page 31: Wintersportkultur – Ein Phänomen

31

BEFREIT SPIELENDas Festival artacts der Musik Kultur St. Johann pfl egt den wohl freiesten Zugang zu Musik: Jazz-musiker und Improvisatoren wie Martin Mallaun (Bild) oder das Resonance Ensemble verwandeln die Alte Gerberei in ein Experimentierfeld.9. bis 11. März 2012, Alte Gerberei, St. Johann

IN FREIHEIT LEBEN„Macht.frei | leben“ nennt die Galerie St. Barbara ihr diesjähriges Osterfestival. Die Freiheit liegt dabei in zeitgenössischer klassischer und tra-ditioneller Musik (z. B. aus Korea, Bild), in Tanz, Gesprächen, Filmen und sogar im Puppentheater. 23. März bis 8. April 2012, Innsbruck, Hall, Rum

BERGWÄRTS MALENDramatische Bergsujets wie in „Schöner Zufal“ (Detail) prägen die Bildwelten des Malers Nino Malfatti. Das Tiroler Landesmuseum Ferdinande-um dokumentiert unter dem Titel „Die gemalte Zeit. Retrospektive 1968 bis 2011“ sein Scha� en.24. Feber bis 22. April, Ferdinandeum, Innsbruck

WEITERE VERANSTALTUNGENOpas Diandl: Schubplaadln – Konzert3.3.2012, 20 h, Komma, Wörgl, www.komma.atLeoš Janáček: Jenufa – Oper24.3. bis 4.7.2012, 19.30 h, Tiroler Landestheater, Innsbruck, www.landestheater.atElectric Mountain Festival mit Deichkind, Moon-botica, DJ Antoine u. a.9. bis 21.4.2012, Sölden, Ötztal Bahnhofwww.electric-mountain-festival.comGlasBlasSing Quintett: Liedgut auf Leergut 28.4.2012, 20 h, Altes Sägewerk der Firma Pirlo, Kufstein, www.woassteh.com

KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER

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Der weiße Rausch

Massenstart auf 2.650 Metern, 500 internationale Skifahrer, Snowboarder und

Telemarker, neun Kilometer unpräparierte Piste und 150 Meter Zwischenauf-

stieg – das alpine Skirennen „Der Weiße Rausch“ in St. Anton am Arlberg verlangt den

Teilnehmern alles ab.

Am 21. April beweisen wieder Hunderte Hobby- und Profi sportler Schnelligkeit

und Geschicklichkeit und starten am Vallugagrat die rasante Abfahrt des Kultrennens.

Paul Schwarzacher, mehrmaliger Sieger des Rennens und Mitglied des Trainerteams

der österreichischen Ski-Nationalmannschaft, gibt eine Rekordzeit von 7 Minuten und

48 Sekunden vor. ×

www.stantonamarlberg.com

Die letzte Nacht auf Erden

D ie Landschaft im neuen Video des ita-

lienischen Pop-Sängers Tiziano Ferro

wird den Tirolern sehr vertraut erscheinen.

Denn Schauplatz der Dreharbeiten war die

Olympiaregion Seefeld. „L’ultima notte al

mondo“ („Die letzte Nacht auf Erden“)

heißt die Single, im Video sieht man Ti-

ziano Ferro durch das Winterwunderland

der Olympiaregion Seefeld spazieren,

auch das Seefelder Joch ist deutlich zu

erkennen. Dass Ferro ausgerechnet in

Seefeld gedreht hat, liegt an den guten

Verbindungen der Tirol Werbung zu Italien

und am Engagement der Cine Tirol und

der Olympiaregion Seefeld. Genächtigt hat

Ferro im Hotel Klosterbräu in Seefeld. Das

Video gibt es auf der o� ziellen YouTube-

Seite von Tiziano Ferro zu sehen. ×

www.youtube.com/tizianoferrochannel

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Page 32: Wintersportkultur – Ein Phänomen

32 SAISON

MAGAZIN

E s war eine sympathische Pan-

ne, die die Winterspiele erst

so richtig zu Jugendspielen

machte. Christina Ager sollte

stellvertretend für alle Athleten den Olym-

pischen Eid sprechen, mitten im Satz aber

wollte ihr der Text nicht mehr einfallen.

Dann fi el unüberhörbar das S-Wort und

15.000 Zuschauer applaudierten. Für die

zahlreichen anwesenden Journalisten ein

willkommener Aufhänger, auch weil die

Erö� nungsfeier anders als 2010 in Sin-

gapur ganz ohne Pomp auskam. Gewollt

schlicht, jugendlich eben, so hieß es dazu

vonseiten der Organisatoren.

Klein, aber fein, so lautete das Motto

für die 1. Olympischen Jugend-Winterspiele

(YOG). Die Rechnung fi el deutlich niedriger

aus als bei den Jugendsommerspielen

2010: Das Budget belief sich o� ziell auf 23,7

Millionen Euro – in Singapur verschlang

allein die Erö� nungsfeier mehr Geld.

Was bleibt nun von der Premiere der

Jugend-Winterspiele in Tirol, abgesehen

von einem neuen Kapitel Olympiage-

schichte? Welches Fazit lässt sich relativ

kurz nach der Veranstaltung ziehen?

Jugendliche Zielgruppe. 1.059

junge Menschen aus 70 Nationen waren

in Tirol zu Gast. „Wenn man weiß, dass

nur 13 Prozent aller Menschen in unseren

Kernmärkten überhaupt regelmäßig Win-

tersport betreiben und dass es schwieriger

geworden ist, junges Publikum in die Ber-

ge zu bringen, dann ist das ein Volltre� er.

Wir hatten die Jugend aus der ganzen Welt

hier", sagt Josef Margreiter, Geschäftsfüh-

rer der Tirol Werbung. Und er gibt zu be-

denken: Wenn etwas als Trend entstehe,

dann sei das stets bei der Jugend.

Mediengipfel. Es sind viele Geschich-

ten, die um die Welt gingen. Ein Kulturpro-

gramm samt Musikkonzerten begleitete die

Spiele, Athleten und interessierte Jugend-

liche aus der Bevölkerung konnten sich zu

unterschiedlichen Workshops wie Schuh-

plattln, Social Media, Wettbewerbsvorbe-

reitung, Kochen oder Sicherheit am Berg

anmelden. Die Geschichtenerzähler sind in

erster Linie die Teilnehmer, auch die rund

700 Journalisten und Kamerateams. Allein

die Erö� nungsfeier fand Niederschlag in

weltweit 3.000 Medienberichten.

20 TV-Stationen haben Kamera-

teams entsendet, die Live-Bilder von den

Wettkämpfen brachten. Neben den wich-

Tirol war der Nabel der Sportwelt Ausgebuchte Hotels, gut besuchte Konzerte, beste Stimmung bei den Sportbewerben. Tirol stand für zehn Tage im Zeichen der Olympischen Ringe und die Welt schaute dabei zu, wie ein Stück Jugend-Olympiageschichte geschrieben wurde.

VON JANE K ATHREIN

Schlichte Spiele. 1059 Jugendliche

aus 70 Nationen kamen zu den

ersten Olympischen Jugend-Winter-

spielen nach Tirol und sorgten an den Austragungsstätten

in Seefeld, Kühtai und Innsbruck für

ein buntes Bild. Die Erö� nungsfeier im

Berg Isel Stadion, die ohne Pomp auskam,

verfolgten 15.000 Zuschauer.

Page 33: Wintersportkultur – Ein Phänomen

33

tigsten europäischen Sendern, wie BBC,

ARD/ZDF, NRK (Norwegen), TVP (Polen),

RTR (Russland), haben auch Korea, China,

Japan und das lateinamerikanische ESPN

Teams nach Tirol geschickt. Die ausgie-

bigste Berichterstattung darüber gab es im

Internet, in den sozialen Netzwerken und

auf dem You-Tube-Videokanal – insge-

samt wurden diese Seiten über zehn Mil-

lionen Mal aufgerufen. „Aus touristischer

Sicht waren die YOG eine sehr spannende

Geschichte, weil eine ganz andere Kom-

munikation aufgezogen wurde. Kommu-

niziert wurde nicht nur mit Fernseh- und

Radiospots, sondern sehr viel und stark

über Social Media. Das sind Kanäle, die vor

allem für die Jugend und für die Zukunft

von Bedeutung sind“, erklärt Josef Mar-

greiter.

Gastgeber Tirol. Innsbruck, Seefeld

und das Kühtai seien perfekte Gastgeber

gewesen, darin stimmen Politiker und

Touristiker überein. „Am ersten Wochen-

ende war die Stadt ausgebucht und auch an

allen anderen Tagen waren wir überdurch-

schnittlich gut belegt“, bilanziert Innsbrucks

Tourismusdirektor Fritz Kraft für den Monat

Jänner, der sich sonst geringerer Auslas-

tung erfreut. Viele der Gäste hätten bereits

einen Folgebesuch angekündigt.

Welches Fazit zieht man auf be-

trieblicher Ebene? In der Jugendherberge

Reichenau, die eigens für die Olympischen

Spiele 1976 gebaut worden war, waren

alle Betten belegt, wenngleich man das

klassische Jänner-Loch hier nicht kennt.

Auch die 176 Zimmer im Hilton Hotel in

Innsbruck waren ausgebucht. Hier hatte

das Internationale Olympische Komitee

und eine internationale Delegation Quar-

tier bezogen. „Einen besseren Start als eine

Großveranstaltung kann man sich gar nicht

wünschen“, sagt wiederum Magdalena

Frohner, Hoteldirektorin des neu erö� -

neten Hotels Ramada am Tivoli. Die YOG

2012 habe, so Frohners Resümee, kurzfris-

tig eine optimale Auslastung gebracht.

Nachhaltige Entwicklung der Sportstätten. Zufrieden gibt man sich

auch in der Olympiaregion Seefeld. Vom

Privatzimmervermieter, über Pensionen bis

zu den Fünf-Sterne-Hotels hatte defi nitiv

jeder etwas davon, sagt Markus Tschoner,

Direktor des Tourismusverbandes Seefeld.

BESUCHER IN ZAHLENOLYMPIAWORLD INNSBRUCK

• Eiskunstlauf 6.682

• Eishockey 18.914

• Short Track 2.850

• Eisschnelllauf 1.303

INNSBRUCK EXHIBITION CENTRE

• Curling 2.804

KÜHTAI

• Freestyle-Skiing 1.575

• Snowboard 1.575

PATSCHERKOFEL & OLYMPIC SLIDING CENTRE INNSBRUCK

• Ski Alpin 4.544

• Bob 600

• Rodeln 1.530

• Skeleton 250

SEEFELD

• Biathlon 4.090

• Langlauf 2.230

• Nordische Kombination 1.350

• Skispringen 1.600

ANDERE VENUES/EREIGNISSE

• Medals Plaza 34.400

• Kultur-und Bildungsprogramm 5.526

• Erö� nungsfeier 15.000

• 15. Jänner (bestbesuchter Tag) 12.985

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Page 34: Wintersportkultur – Ein Phänomen

34

„Der Funke ist übergesprungen. Weiter-

glühen soll er in den neu errichteten und

touristisch nutzbaren Anlagen für Biathlon

und Skisprung“, ho� t Tschoner. In Seefeld

wurde in zwei neue Sprungschanzen in-

vestiert. Das gesamte Nordische Zentrum

mit neuer Langlauf- und Biathlon-Anlage

kostete 4,4 Millionen Euro und ist für nati-

onale und internationale Teams interessant.

Die Jugend-Winterspiele waren

auch ein willkommener Anlass, um im

Kühtai ein Freestyle-Zentrum mit perma-

nenter Halfpipe, Slopestyle und Skicross-

strecke zu bauen. Kostenpunkt: 400.000

Euro. An einem Betreiberkonzept seitens

der Bergbahnen Kühtai werde derzeit noch

gefeilt, versichert Wolfgang Suitner, Ge-

schäftsführer des Tourismusbüro Kühtai.

„Bei der Jugend müssen wir am meisten

tun. Darum sind auch die Veranstaltungen

wie Air & Style und die modernen Formen

des Skilaufes wichtig“, sagt dazu Tirolwer-

ber Josef Margreiter. „Auch wenn sie nicht

so groß sind wie das Hahnenkammrennen

oder der Weltcup-Auftakt in Sölden, so

sind sie am Puls der Jugend.“

Grüne Spiele. Die 1.059 Athleten und

ihre Betreuer wohnten während der Spiele

im größten Passivhauskomplex Europas.

Auf dem ehemaligen Areal der Eugenka-

serne am Innsbrucker Sill-Ufer sind 444

Wohnungen entstanden, die nach dem

„Wir hatten die Jugend aus der ganzen Welt hier.“JOSEF MARGREITER, TIROL WERBUNG

Page 35: Wintersportkultur – Ein Phänomen

35

MEDIENGIPFEL IN INNSBRUCKOhne die Berichte und die Bilder der Sportjournalisten wären alle Bemü-hungen, sich als Gastgeber und Austragungsort von Sportgroßereignis-sen ins rechte Licht zu rücken, umsonst. Im Rahmen der Jugend-Winter-spiele trafen sich 300 Delegierte und Sportjournalisten aus 104 Nationen zum Kongress des Weltverbandes in Innsbruck. Diskutiert wurden die be-vorstehenden Sportgroßereignisse UEFA Euro 2012, Olympische Winter-spiele 2014 in Sochi und die Ski-WM 2013 in Schladming. Der Weltverband der Sportjournalisten (AIPS) wurde 1924 anlässlich der Olympischen Spiele in Paris gegründet. Dort fand noch im selben Jahr der erste AIPS-Kongress statt. Österreich gehört zu den acht Grün-dernationen des AIPS. Nach Wien 1959 und Bregenz 2007 war Österreich nun zum dritten Mal Schauplatz dieses jährlichen Mediengipfels.

Mit einem Promi-Biathlon wurden in Seefeld die inter-nationalen Sportjournalisten begrüßt.

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DER SPRUNG IN EIN NEUES MEDIENZEITALTER

Raum- und Sprachbarrieren lassen sich überwinden. Die jugendlichen Akteure und Fans der Winterspiele haben das mittels Twitter, Flickr, Fa-cebook und YouTube eindrucksvoll vorgezeigt. Die Bilder und Nachrich-ten aus Tirol gingen um die Welt – in Echtzeit, mit minimalem Kosten-aufwand. Die vielen freiwilligen Helfer twitterten bei den einzelnen Veranstal-tungen, was das Zeug hielt. Für jede Disziplin stand ein eigener Kanal zur Verfügung, auf zwei weiteren wurde über das Kultur- und Bildungspro-gramm sowie alle Geschehnisse rund um die Austragungsstätten be-richtet. Der aktuelle Spielstand war via Statusmeldung direkt am Mobil-telefon, iPad oder Computer verfolgbar, Live-Bilder vom Wettbewerb inklusive. Mit den „Twitterern“ konnte man direkt in Kontakt treten und Fragen stellen. Insgesamt wurden die Spiele von 2.500 Followern beob-achtet, wobei auch ohne Registrierung das Lesen der täglich ungefähr 1000 „Tweets“ (Meldungen) möglich war. Die größte olympische Online-Gemeinde war die Facebook-Gruppe „Innsbruck 2012 Winter Youth Olympic Games“. Die Plattform „Flickr“ dokumentierte in 7.800 Fotos die Höhepunkte der Veranstaltungen. Das Videoportal „Planet Tirol“ bot in Kooperation mit dem Medienkolleg Kurzreportagen über das Rahmenprogramm. 500.000 Mal wurden die auf YouTube verö� entlichten dreiminütigen Zusammenschnitte der Spor-tevents aufgerufen. „Mit 25.000 Fans haben wir 7,5 Millionen Personen erreicht“, weiß Christoph Walter von der YOG-Pressestelle. Die Olympischen Jugend-Winterspiele haben vorgezeigt, wie eine Großveranstaltung den Sprung in ein neues Medienzeitalter scha� en kann. Der Lohn für die Arbeit ist ein weltweites Echo auf die YOG 2012.

Dabei sein war alles. Neben den Sportbewerben gab es 25 Workshops täglich im Rahmen eines bunten Kultur- und Bildungsprogramms, das auch von den Tirolern intensiv genutzt wurde. Die abendlichen Konzerte auf dem Medal Plaza waren der Höhepunkt des Tages.

Page 36: Wintersportkultur – Ein Phänomen

36

„Wir haben viele neue Tirol-Botschafter gewonnen“Landeshauptmann Günther Platter im Interview

SAISON: Herr Landeshauptmann, die 1. Olympischen Jugend-Winterspiele sind zu Ende. Haben sich die Erwartungen erfüllt?

GÜNTHER PLATTER: Es war ein tolles Olympia-Comeback! Ich möchte

diese Spiele fast als kleines Wintermärchen bezeichnen. Persönlich werde

ich die absolut positive, internationale und welto� ene Stimmung, welche

während dieser Tage überall zu spüren war, in Erinnerung behalten.

Tirol stand für zehn Tage im interna-tionalen Scheinwerferlicht. Welche Wirkung hat das auf den heimischen Tourismus? Tirol hat sich während

dieser zehn Tage von seiner schönsten

Seite präsentiert. Aufgrund der vor-

herigen Schneefälle konnten wir tolle

Bilder aus der wunderschönen Tiroler

Winterlandschaft in die Welt transpor-

tieren. Wir haben aber auch als toller

Gastgeber viele neue Tirol-Botschafter

gewonnen. Insofern waren diese Win-

terspiele nicht nur das Sahnehäubchen

für eine tolle Wintersaison, sondern ein

nachhaltiger Impuls.

Die Gästestruktur in Tirol soll sich ver-jüngen. Mit der YOG 2012 ist ein Impuls dazu gelungen? Wir sollten diesen po-

sitiven Schwung nutzen, indem wir uns

noch stärker als Destination für junge,

natur- und sportbegeisterte Menschen

positionieren. Bereits im Herbst haben

wir deshalb eine umfassende Kampagne

zur Bewerbung von Schulsportwochen

gestartet. Seit 1. Februar dieses Jahres

unterstützt das Land Tirol zudem Qua-

litätsverbesserungen in bestehenden

Jugendunterkünfte und fördert neue

Quartiere für Jugendliche.

Soll sich Tirol/Innsbruck erneut für eine derartige Großveranstaltung bewerben? Die perfekte Abwicklung

dieser Spiele ist geradezu ein Bewer-

bungsschreiben für künftige Sportevents. Ich denke hier insbesondere

an eine Ski-Weltmeisterschaft für Tirol. Eines haben die letzten Wochen

gezeigt: Wir sind nicht nur Tourismus-, sondern auch Sportland Num-

mer 1. Kein anderes Land kann zeitgleich zwei solche Großevents wie

Olympische Jugend-Winterspiele sowie das Hahnenkammrennen in

Kitzbühel veranstalten!

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Die perfekte Ab-wicklung dieser Jugendspiele ist geradezu ein Be-werbungsschrei-ben für künftige Sportevents.“ LH GÜNTHER PLATTER

Auszug der Olympioniken der Innsbru-

cker Bevölkerung zur Verfügung steht. Die

1.600 Möbelstücke kommen Flüchtlings-,

Landessportheimen und anderen Organi-

sationen zugute. Wiederverwendung fi n-

det auch das bunte Werbematerial. Planen,

Fahnen, Banner und Fleece-Sto� e werden

von den Schülern der Modeferrarischule

in Innsbruck zu Taschen, Legwarmers und

Rucksäcken weiterverarbeitet. Angedacht

ist auch, Accessoires von Sozialbetrieben

serienmäßig produzieren zu lassen – ein

Weg, wie Großveranstaltungen auch nach

ihrem Ablauf gegenwärtig bleiben.

Flauer Einkaufssonntag. „Der

erste Einkaufssonntag, der anlässlich der

Jugendwinterspiele in Innsbruck erprobt

wurde, war durchwachsen“, berichtet

Patricia Niederwieser, Obfrau der In-

nenstadtkaufl eute. Von den ursprünglich

geplanten und auch abgesegneten zwei

Einkaufssonntagen wurde der zweite

Termin von den Händlern rasch wieder

gestrichen. Die Aktion erwies sich als

Flickwerk, so blieben etwa die Geschäfte

in den Rathaus-Galerien zu, das Kaufhaus

Tyrol hingegen hatte geö� net. Zu kurzfris-

tig, hieß es seitens der Kaufl eute. Für eine

gemeinsame Aktion brauche es ein halbes

Jahrs Vorlaufzeit, die Sonderverordnung

sei aber erst kurz vor Weihnachten verab-

schiedet worden.

Netzwerke. Neben den unmittelbaren

wirtschaftlichen Auswirkungen erho� en

sich die Wirtschafts- und Tourismus-

betreibenden auch eine weitreichende

Nachwirkung. Auch wenn es sich nicht

um reguläre Olympische Spiele handelte,

so waren doch die großen Sponsoren der

olympischen Bewegung in Tirol zu Gast

– wichtige Netzwerkpartner, die sehr

nützlich sein können, wenn es darum

geht, weltweit Werbung für den Winter-

sport in Tirol zu machen. Bei Olympischen

Spielen werde man jedenfalls auch künftig

präsent sein, um Tirol in Szene zu setzen,

versichert Josef Margreiter. Die nächste

Gelegenheit dazu bietet sich schon im Juli

in London. ×

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Page 37: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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DIE YOG 2012 IN ZAHLEN• internationale TV-Berichterstattung: 70 Nationen verwendeten News Feed• mehr als 11.000 verö� entlichte Artikel weltweit

• knapp 600.000 Views auf YouTube• 25.000 Fans auf Facebook, davon waren 20 % täglich aktiv• mehr als 8 Millionen Kontakte über IOC-Plattformen

• etwa 100.000 Zuschauer, inklusive 34.000 auf der Medals Plaza, 15.000 bei der Erö� nungsfeier

und fast 20.000 beim Eishockey-Turnier.

• die offi zielle Website generierte seit 13. Jänner 2012 4,7 Millionen Besuche• 50.000 Merchandising-Artikel sind ausverkauft; übrig blieben einige Pins, Münzen, T-Shirts und Tassen

• allgemeines Shuttle Service: 169.079 Passagiere

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Höhepunkte.Ein Afrikaner gewann den Superriesensla-lom, in der alpinen Kombination der Mädchen stand eine Niederländerin am Podest. Aus sportli-cher Sicht gab es bei den Jugendspielen viele Besonderheiten. Das Publikumsin-teresse entlang der Pisten und in den Stadien erfüllte mit 70.000 Besuchern alle Erwartungen.

Page 38: Wintersportkultur – Ein Phänomen

38 SAISON

MAGAZIN

Inszenierung unter StromSeit rund einem Jahr ist der Galtürer Gerhard Walter Geschäftsführer der Verbund Tourismus. Öster-reichs führendes Stromunternehmen hat in dieser Konzerntochter seine touristischen Unternehmun-gen gebündelt.

VON ERNS T SPRENG

V erbund ist heute einer der

größten Stromerzeuger

aus Wasserkraft in Europa.

Vom Flusskraftwerk an der Donau bis hin

zum Schlegeis-Stausee im hintersten Zil-

lertal nutzt man die Kraft des Wassers, um

Energie zu erzeugen. Aus diesen Stand-

orten touristischen Nutzen zu ziehen, ist

keine Idee des 21. Jahrhunderts. Bereits

1915 begann man in Kaprun, die dortigen

Kraftwerksanlagen touristisch zu verwer-

ten, erzählt Gerhard Walter im Interview.

SAISON: Herr Walter, wie ist die Ver-bund Tourismus als Tochterfi rma eines Stromkonzerns entstanden? GERHARD

WALTER: Rund um viele Verbund-Stand-

orte wurde immer wieder touristische

Infrastruktur geschaff en. Im vergangenen

Jahr hat man unter dem Dach der Verbund

Tourismus alle touristischen Aktivitäten,

diverse Dienstleistungsbetriebe und Be-

teiligungen zusammengeführt, um sie in

ihrer Gesamtheit strategisch weiterzuent-

wickeln.

Was erwartet sich der Konzern von dieser neu geschaff enen Tochterfi rma? Grundsätzlich würde ein international

tätiges Unternehmen wie Verbund so

einen Schritt nicht machen, wenn man

kein Potenzial sähe. Wir sind eine kleine

Tochter des Konzerns, aber auch von uns

erwartet man Gewinne. Verbund ist bör-

sennotiert, jeder Unternehmensbereich

muss seinen Teil zum Ganzen beitragen.

Wichtig ist für uns, eine Bühne zu schaf-

fen, wo wir unsere Themen und Inhalte

Page 39: Wintersportkultur – Ein Phänomen

39

transportieren können. Das spannende

Erleben der Erzeugung sauberer Energie

hat für Verbund einen hohen Imagefaktor.

Es gibt genug Beispiele von Unterneh-men, die Erlebniswelten schaff en und dadurch in ihr Image investieren. Braucht das ein internationaler Konzern heute? Hier stellt sich die Frage, wie man an die

Sache herangeht. Viele dieser Erlebnis-

welten und Museen sind ein Statement

des Konzerns abseits von Gewinndenken

und transportieren ausschließlich ein kon-

struiertes Image. Wir gehen einen anderen

Weg. Wir zeigen das, was wir machen.

Und vor allem: Wir zeigen es dort, wo

wir es machen. Für den Besucher wirkt

es damit ehrlicher und authentischer.

Ein Brandland rund um Stromerzeugung

ohne Bezug zum Ursprung käme für uns

nicht in infrage.

Wie würden Sie Ihre Aufgabe als Touris-tiker in einem Stromkonzern defi nieren?

„Technik sollteman nicht verstecken – Technik solltetransparent, angreifbar und sichtbar sein.“

Meine Aufgabe ist es, folgende Frage zu

beantworten: Wie gelingt es uns, die

Inhalte des Konzerns so zu inszenie-

ren, dass der Besucher die Kraft und

„Energie“ dieser Orte spürt? Ein erstes

umgesetztes Beispiel ist der Airwalk am

Malta-Staudamm. Hier haben wir auf der

höchsten Staumauer Österreichs eine 15

Meter hinausragende Plattform errichtet.

Auf dieser Plattform kann der Besucher

spüren, welche beindruckende Architek-

tur und Ästhetik und welche gewaltige

Dimensionen diese Mauer hat. Wenn man

es nicht beschreiben kann, muss man es

erlebbar machen.

Wohin bewegt sich Verbund Tourismus in Zukunft? Wir sprechen derzeit öster-

reichweit von rund 450.000 Besuchern

in einer Sommersaison, die unsere ver-

schiedenen Standorte besuchen. Das lässt

auch ein bisschen das Potenzial und die

Größenordnung erkennen. Wir werden in

den kommenden Jahren einiges in unse-

re Standorte investieren. Dieser Weg ist

bereits eingeschlagen. Wir planen zurzeit

konkret für einen Standort in Tirol und

Kärnten neue Projekte, die wir in den kom-

menden zwei Jahren umsetzen möchten.

Was bedeutet das für den Besucher? Unser Ziel ist es, unsere Besucher wissen

und spüren zu lassen, welcher Aufwand,

welche Dimension, Technik und Urgewalt

hinter der Energieerzeugung aus Wasser

steckt. Energie ist eines der zentralen The-

men unserer Zukunft und das Interesse

hat nicht zuletzt auch aufgrund des AKW-

Unglücks in Fukushima sehr an Aktualität

gewonnen. Wir versuchen nicht nur, diese

Fragen zu beantworten. Wir wollen dem

ZUR PERSONGerhard Walter begann seine Karriere 1990 im Marketing der Bregen-

zer Festspiele und wechselte danach in die USA zum Austrian National Tourist Offi ce. Zwischen 1993 und 2004 stand Walter dem Tourismus-verband Galtür vor und war in dieser Funktion auch maßgeblich für die international beachtete Krisenbewältigung der Lawinenereignisse von

1999 verantwortlich. Im Jahr 2004 wurde Walter zum Geschäftsführer der Lech Zürs Tourismus GmbH bestellt. Seit rund einem Jahr ist er ei-ner der beiden Geschäftsführer der Verbund Tourismus GmbH und in

dieser Funktion zuständig für Strategie und Marketing.

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Page 40: Wintersportkultur – Ein Phänomen

40

Besucher auch die Emotion dieser Orte

vermitteln. Er soll wissen, was Strom ist,

soll sehen, woher der Strom kommt, was

man damit machen kann und natürlich

solle er auch wissen, was Verbund ist.

Was ist in Ihrem neuen Tätigkeitsfeld für Sie persönlich besonders spannend? Mein Know-how aus dem Tourismus mit

den Gegebenheiten eines Energie-Kon-

zerns zu verknüpfen, das ist schon sehr

spannend. Ich habe zu Beginn einiges

lernen müssen: über Energiegewinnung

als zentrales Zukunftsthema, über den

Konzern, über wirtschaftliche und politi-

sche Zusammenhänge in Österreich und

Europa, über die Fragen, die uns wahr-

scheinlich alle beschäftigen. Es ist für mich

jeden Tag ein Abenteuer, ein paar dieser

Antworten erlebnisreich und authentisch

umzusetzen. Eine Führung durch das In-

nere einer Staumauer ist zum Bespiel um

vieles spannender als ein Science-Center

oder ein Brandland.

Aber neue Kraftwerksprojekte sind bei Weitem nicht immer unumstritten. Das

stimmt, das wissen wir alle und solche

Bedenken sind auch ernst zu nehmen.

In touristisch starken Bundesländern wie

Vorarlberg, Salzburg oder Tirol kann bei

Kraftwerksprojekten eine touristische Idee

auch eine wertvolle Ergänzung sein und

als Potenzial und Chance zur Entwicklung

des Tourismus in der Region gesehen

werden.

Worin liegen die Unterschiede in der Arbeit für einen Tourismusverband und der Arbeit eines Touristikers in einem produzierenden Konzern? Der große

Unterschied liegt im Umfeld. Die Struk-

turen in einem Konzern sind sehr klar

und so kann man sich auf seine Aufgaben

konzentrieren. Ich bin schlussendlich nur

meinem Konzernvorstand gegenüber

verantwortlich. Nebengeräusche und

Zurufe – wie in manchen Tourismusver-

bänden üblich – gibt es hier nicht. Was

in beiden Strukturen gleich wichtig ist:

die Kommunikation nach innen. Diese

Kommunikation muss man im Konzern

und in den Tourismusorganisationen je-

den Tag leben. Generell macht es aber

eine Konzernstruktur einfacher, eine Idee

und daraus ein Konzept zu entwickeln und

umzusetzen.

Wie geht der Touristiker Walter an das Thema „saubere Energie“ heran? Indem

ich jetzt ganz bewusst meinen Strom kau-

fe, das heißt, ich schaue welcher Strom

von welchem Lieferanten kommt. Ich bin

kein Techniker, habe mir vieles erklären

lassen müssen. Das bedeutet aber auch,

dass ich an Projekte unvoreingenommen

herangehen kann und einen mehr emo-

tionalen Zugang habe. Ich betrachte die

Architektur und Ästhetik einer Staumauer

in Malta oder spüre die Vibrationen und

Kraft einer Turbine am Kraftwerk in Freu-

denau, durch die 500.000 Liter Wasser pro

Sekunde fließen. Es gilt in unserer Arbeit,

das Produkt spürbar und erlebbar zu ma-

chen. Ein Beispiel aus meiner Zeit am Arl-

berg erklärt das sehr gut: Die Skiroute „Der

Weiße Ring“ hat es in Lech und Zürs seit

über 50 Jahren gegeben, aber erst durch

das Rennen und den Event mit über 1.000

Teilnehmern ist das Ganze zum einem Kult

mit unglaublichen Emotionen geworden.

Was haben Sie im vergangenen Jahr an Erfahrung mitgenommen? Wenn man

etwas Neues macht, braucht man Zeit,

um hineinzuwachsen. Diese Zeit muss

man bekommen. Die Erfahrung und das

Wissen aus meiner Zeit bei den Bregenzer

Festspielen waren anders als bei meiner

Tätigkeit bei der Österreich Werbung in

New York. Und die Erfahrungen von Galtür

habe ich in Lech nach zwei Wochen ad

acta gelegt. Das vergangene Jahr beim

Verbund hat mir gezeigt, dass es hier

unglaublich spannend und motivierend

sein kann.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Im Tourismus muss man eine Idee und ein

Produkt für die Men-schen spür- und

vor allem auch erlebbar

machen. Dann ist

es erfolg- reich.“

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Page 41: Wintersportkultur – Ein Phänomen

41 SAISOn

MAGAZIN

NIEDER-LANDE

Die Holländer fl iegen auf den SchneeKernmarkt Niederlande. Zu den Krokusferien verbringen in den Wintersporthochburgen wieder Tausende Gäste aus Holland ihren Urlaub. Es sind vor allem Familien, die in Tirol am liebsten mit Skiern unterwegs sind.

VON JANE K ATHREIN

KONTAKTMag. (FH) Corinna GleirscherMarketing Süd- und WesteuropaTel. 0512/ [email protected]

Wintersportbegeistert. 2,2 Millionen Holländer fahren Ski. Die Tendenz ist steigend. Verblüff end viele Anhänger fi ndet der Wintersport in einem Land, in dem es weder Berge noch Schnee gibt.

N eun Stunden. So lange

braucht man, um von

Amsterdam nach Inns-

bruck zu fahren. Steht der Verkehr, dauert

die Anreise länger. Die Holländer stört das

nicht. Weder die lange Anfahrtszeit zu den

Wintersportdestinationen noch das zö-

gerliche Vorankommen auf den Straßen.

Sie gelten als Meister im Geduldigsein.

Wer in einem der am dichtest besiedelten

Länder nordeuropas lebt, ist es gewöhnt,

im Stau zu stehen.

Reiselust. Keinem anderen Volk wird so

viel Reiselust nachgesagt wie den Hollän-

dern. Jakob Le Maire, Abel Tasman – die

Entdeckergeschichte kommt nicht ohne

holländische namen aus. Das Reisen ist

der Seefahrernation quasi in die Wiege

gelegt. Im Jahr 2010 sind die Holländer 23

Millionen Mal ins Ausland gereist. 80 Pro-

zent dieser Fahrten führten in den Urlaub.

„Die niederlande sind nach Deutschland

der zweitwichtigste Quellmarkt für den

Tiroler Tourismus. Tirol gilt als die Win-

tersportdestination der niederländer,

gefolgt von der Schweiz und den franzö-

sischen Alpen“, weiß Corinna Gleirscher,

Marktverantwortliche niederlande bei der

Tirol Werbung. Après-Ski, die Qualität der

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Page 42: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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Skigebiete, die Infrastruktur und die Tiroler

Gastfreundschaft sind Kriterien, die für Ti-

rol als Urlaubsdestination sprechen.

Familienurlaube. Der größte Ansturm

an Gästen wird während der momentan

stattfindenden Krokusferien verzeichnet. Es

sind vor allem Familien, welche die Tiroler

Tourismushochburgen allen voran in der

Region Kitzbüheler Alpen – Brixental be-

völkern werden. Hier liegen die Holländer

auch ganz eindeutig zahlenmäßig vor den

Deutschen – eine Besonderheit in Tirol.

Viele Holländer haben sich hier nach meh-

reren Urlaubsaufenthalten niedergelassen,

einen Job angenommen, ein Haus gekauft.

Die Verbindungen in die Heimat wirken sich

auch auf das Reiseverhalten aus.

2,2 Millionen Holländer fahren Ski.

Tendenz steigend. Wie nährt man die Ski-

begeisterung in einem Land, das weder

Berge noch Schnee hat? Man kann sich

den Schnee nach Hause holen. Im De-

zember 2001 wurde etwa in Landgraaf in

der Euregio Aachen-Maastricht die erste

Skihalle eröffnet. Inzwischen gibt es vier

davon. Oder man baut sich einen Berg. Als

der Journalist Thijs Zonneveld in einer Ko-

lumne vorschlug, als Attraktion für Touris-

ten und Sportler einen Berg ins Flachland

zu bauen, löste er eine wochenlang an-

dauernde öffentliche Debatte damit aus.

Dabei hatte Zonneveld nur einen Scherz

gemacht. Die Sehnsucht nach den Höhen

ist bei den Flachländlern sehr stark aus-

geprägt, mit einem Urlaub in den „echten

Alpen“ können aber weder Skihallen noch

künstliche Berge schritthalten.

Konkurrenz. „Wir nehmen die mittel-

deutschen Skigebiete seit einigen Jahren

verstärkt als Konkurrenz war“, sagt Corin-

na Gleirscher. Es sind kleine, feine Ski-

gebiete ideal für Familien, kostengünstig

und für die Holländer, die gerne mit dem

eigenen Auto anreisen, leicht erreichbar.

Ideal also für Kurztrips und erste Versu-

che im Schnee. „Den ersten längeren

Familienfreundlich. Die Tourismusregion Kitzbüheler Alpen Brixental ist bei den holländischen Familien im Winter besonders beliebt.

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Page 43: Wintersportkultur – Ein Phänomen

43

DER TYPISCHE nIEDERLÄnDISCHE GAST ist

im Winter jünger als im Sommer (42 vs. 47

Jahre).

HERKUnFTSREGIOn: noord-Holland, Zuid-

Holland, noord-Brabant, Utrecht, Gelderland,

Limburg, Drenthe und Overijssel.

AUFEnTHALTSDAUER: 6,1 Tage im Winter

(Durchschnitt aller Gäste: 4,9 Tage), 5,0 im

Sommer (4,0).

BEVORZUGTE UnTERKUnFT: 37,8 % nächtigen

in der Ferienwohnung (Tirol gesamt 24,2 %).

WInTERAKTIVITÄTEn: Skifahren (80 %),

Snowboarden (27 %), Langlaufen (24 %), Win-

terwandern (12 %) – vor allem ältere Gäste,

Rodeln (33 %).

SOMMERAKTIVITÄTEn: Wandern (82 %), Berg-

steigen (47 %) – vor allem bei den bis 19-Jäh-

rigen, Radfahren (36 %), Mountainbiken (25

%), Element Wasser, naturattraktionen, Se-

henswürdigkeiten, Brauchtum.

GAnZJÄHRIGE AKTIVITÄTEn: Kulinarik (lan-

destypische Spezialitäten), Erholung (Spazier-

gänge, Ausfl üge), Wellness, Shopping (25 % im

Winter, 43 % im Sommer).

AnREISE: neun von zehn reisen mit dem Auto

an (im Sommer mit Wohnwagen/-mobil), nur

8 % mit dem Bus. Flugzeug (3 %) – direkte An-

bindung Amsterdam (Winter und Sommer),

Eindhoven, Groningen und Rotterdam (jeweils

nur im Winter).

AnREISEZEIT: Amsterdam–Innsbruck in neun

Stunden.

BUCHUnGSGEWOHnHEITEn: Eher frühzeitig.

2⁄3 entscheiden sich im Winter mehr als zwei

Monate vorher. Im Sommer etwas mehr als

die Hälfte. 3⁄4 buchen direkt beim Vermieter.

InFORMATIOnSQUELLE: niedriger Infobe-

darf. Internet ist die wichtigste Informations-

quelle. Freunde/Bekannte und Reiseliteratur/

Reisebüros folgen mit Abstand.

TAGESAUSGABEn: Im Winter 129 Euro, im

Sommer 80 Euro (laut T-Mona 2008/09).

MARKTAnTEIL: Rang 2 im Winter, Rang 3 im

Sommer hinter Deutschland und Österreich.

HAUPTREISEZEIT: 50 % aller nächtigungen

entfallen auf den Zeitraum Dezember bis Fe-

bruar (mit 26,5 % der gefragteste Monat); im

Sommer Juli und August.

REISESTRÖME: Frankreich (17 %), Deutsch-

land (17 %), Spanien (10 %). 53 % der Öster-

reichurlauber aus den niederlanden fahren

nach Tirol.

WICHTIGSTE TIROLER REGIOnEn IM WInTER:

Kitzbüheler Alpen – Brixental (10,3 %), Ser-

faus-Fiss-Ladis (9,7 %), Zillertal Arena (8,3 %),

Ötztal Tourismus (8,3 %), Tiroler Zugspitz Are-

na (7,8 %), Paznaun Ischgl (6,5 %). Im Sommer:

Erste Ferienregion im Zillertal (8,6 %).

nÄCHTIGUnGSZAHLEn 2010/2011: nieder-

länder in Tirol: 4,8 Millionen gesamt – 3,4

Millionen im Winter, 1,4 Millionen im Sommer,

nächtigungsminus gegenüber TJ 2009/2010:

1,2 %.

REISEVOLUMEn 2009: 22,6 Millionen Aus-

landsreisen, davon 19,7 Millionen Urlaubsrei-

sen, 1,6 Millionen Geschäftsreisen. Reiseaus-

gaben 2009 gesamt: 16,7 Milliarden Euro.

REISEMARKT NIEDERLANDE IN ZAHLEN:

„Die Niederlande sind nach Deutschland der zweitwichtigste Quellmarkt für den Tiroler Touris-mus. Zugpferde sind ganz eindeutig Après Ski, die Qualität der Skigebie-te, die Infrastruktur und die Tiroler Gastfreundschaft.“ CORInnA GLEIRSCHER, MARKTVERAnTWORTLICHE nIEDERLAnDE – TIROL WERBUnG

Winterurlaub verbringen die meisten

dann aber doch wieder in Tirol. Daher

sind wir zuversichtlich, die Destination

Tirol auch weiterhin stärken zu können.“

Die Statistik bestätigt: In der vergange-

nen Wintersaison haben 53 Prozent der

niederländischen Österreichurlauber ihre

Ferien in Tirol verbracht.

Crossmedial. Und welche Tipps gibt

die Expertin für Marketingkonzepte, die

am niederländischen Markt ankommen?

Die meisten Gäste kennen Tirol, eine allzu

blumige PR-Sprache ist also in Prospekten

und auch bei Medienvertretern fehl am

Platz. Auch weil der Holländer als sehr

direkt in seinem Wesen gilt. Gute Kontakte

zu einzelnen Journalisten sind erfolgsver-

sprechender als Massenaussendungen an

Redaktionen, Cross-Media-Kampagnen

wirksamer als Einzelaktionen. Die Tirol

Werbung bietet Vertriebskampagnen an

und lädt die Tiroler Regionen und auch die

Hotels ein, sich daran zu beteiligen. Diese

Kampagnen können für die Regionen ein

Mehrwert sein, indem sie sich unter dem

Dach der Marke Tirol präsentieren und so

von der Strahlkraft einer starken Marke

profi tieren.

Wer erfolgreich Marketing betreiben

will, kommt aber auch an den Informati-

onskanälen des SocialWeb inzwischen

nicht mehr vorbei. Mit 14,7 Millionen

Internet-Usern (87,5 Prozent der Bevöl-

kerung) gelten die Holländer als online-

affi ne nation. Die Tirol Werbung wird in

Zukunft noch mehr auf Facebook und sein

Gegenstück Beehive sowie Twitter setzen.

Und auch wenn viele Holländer deutsch

sprechen, gehört ein Online-Aufritt in

niederländisch zum guten Ton. ×

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nG

Page 44: Wintersportkultur – Ein Phänomen

44 SAISON

MAGAZIN

D ie Idee, jeweils zwei künst-

lerische Positionen in einer

Ausstellung zusammenzu-

bringen, verfolgt das aut. architektur und

tirol in der mittlerweile vierten Aufl age.

Nach dem Architekten Walter Angonese

und dem Künstler Manfred Alois Mayr, die

„amol eppas ondorsch“ probierten, nach

dem Designer Ruedi Baur und der Künstle-

rin Susanne Fritscher, die mit Schriften und

Zeiten spielten, und den Brüdern Martin

(Architekt) und Werner Feiersinger (Künst-

ler), die dreißig Jahre italienische Baukunst

Revue passieren ließen, wurde die vierte

und letzte Ausstellung der Reihe von

einem Team entwickelt, das vom Leiter

des aut, Arno Ritter, zusammengebracht

wurde und erstmals gemeinsam ein Pro-

jekt verwirklichte: Das Designbüro EOOS

ist vor allem in der Produktentwicklung

und -gestaltung sowie im Möbeldesign

tätig, beispielsweise für Bulthaup, Walter

Knoll und Alessi. Das Architekturbüro the

next ENTERprise – architects entwirft

ö� entliche und private Bauten wie den

„Wolkenturm – Freiluftbühne Grafenegg“,

gestaltet Ausstellungen, unter anderen

für das ZOOM Kindermuseum, und ent-

wickelt künstlerische Interventionen im

Stadtraum.

Forschergeist. Gemeinsam ist den

beiden ein Zugang zur Entwurfsarbeit, der

viel mit Forschung und Entdeckung zu tun

hat. Die Designer haben dafür das Instru-

ment der „poetischen Analyse“ geschaf-

fen, das drei Teilgebiete zusammenführt,

wie Harald Gründl von EOOS erklärt: „Die

drei Eckpfeiler unserer Philosophie sind

Rituale, Geschichten und intuitive Bilder.

Am Beginn eines jeden Projekts versuchen

wir zu schauen, aus welchen dieser drei

Suchfelder sich ein Ansatz ergibt.“ Dazu

wird ausgiebig recherchiert, mitunter

– wie bei der Küche b2 für Bulthaup –

sogar mehrere Jahre. Nicht weniger

intensiv erforschen die Architekten die

Gegebenheiten und Möglichkeiten, die

ein Bau- oder Kunstwerk bestimmen. „Am

Anfang sammeln wir, interessieren uns für

das Umfeld und seine Eigenschaften. Das

sind strukturelle, inhaltliche Dinge, Begrif-

fe und raumatmosphärische Merkmale“,

sagt Marie-Therese Harnoncourt von the

next ENTERprise – architects über den

Entstehungsprozess ihrer Arbeiten. Und

führt eine weitere Übereinstimmung mit

EOOS an: „Über die Art, wie ein Nutzer den

Dingen gegenübertritt, denken EOOS und

wir ganz ähnlich, obwohl wir aus verschie-

denen Gebieten kommen.“

„Wir möchten Raum schaf-fen, der in Besitz genom-men wird, der Lust darauf macht, ihn zu entdecken.“MARIE-THERESE HARNONCOURT, THE NEXT ENTERPRISE – ARCHITECTS

the next ENTERprise – architects: Marie-Therese

Harnoncourt, Ernst J. Fuchs

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Andere Verhält-nisseDie Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Größenver-hältnissen, die Möglichkeit zum räumlichen Experiment und ein Abrücken vom Gewohnten prägen die Ausstellung „eins zu zwei – zwei zu eins“, die von 2. März bis 16. Juni 2012 im Innsbrucker aut. architektur und tirol stattfi ndet.

VON ES THER PIRCHNER

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Demonstration einer Ar-beitsweise: Audiolounge von the nextENTERprise – architects aus der Aus-

stellung Trespassing in der Secession, Wien

Page 45: Wintersportkultur – Ein Phänomen

45

Maßstabssprünge. Dementspre-

chend standen am Beginn der Vorberei-

tung von „eins zu zwei – zwei zu eins“ viele

Gespräche, aus denen sich nach und nach

das Thema unterschiedlicher Maßstäbe

und Erfahrungswelten herauskristallisier-

te. Wesentliche Ausgangspunkte waren

die Herangehensweisen von Kindern und

Erwachsenen und die Unvoreingenom-

menheit, mit der Kinder Dinge ihrer Um-

welt entdecken. Nicht zuletzt nützen die

Gestalter das Mittel der Irritation, um Ge-

wohnheiten zu durchbrechen: Besucher

von „eins zu zwei – zwei zu eins“ können

im aut anders sehen lernen und Bekanntes

neu für sich entdecken. Herausgekom-

men ist „eine Versuchsanordnung, ein

Experimentierfeld“, wie Marie-Therese

Harnoncourt es nennt, das vielfältige

Wahrnehmungen und Nutzungen zulässt

und ebenso spielerisch wie ernsthaft mit

Größenverhältnissen und Raumerfahrun-

gen umgeht.

Schon der von EOOS gestaltete

Eingang – eine Tür in der Tür, die sich

wie die Tore zu großen Wohnhäusern in

Wien oder Sakralbauten in verschiede-

nen Größen ö� nen lässt – verweist auf

das Spiel mit Maßstäben, auf Märchen, in

denen (fest verschlossene oder sich von

Zauberhand ö� nende) Türen oft eine

wichtige Rolle spielen, und auf ein bauli-

ches Element, das „die Grenze zwischen

Design und Architektur“ darstellt (Harald

Gründl). In der poetischen Analyse ist die

Idee dazu aus der Suche nach Ritualen

hervorgegangen, dem Feld der Geschich-

ten widmet sich EOOS mit Erzählungen

von kleinen und großen Menschen, die

überall in den Räumen in verschiedenen

Höhen zu lesen sind, und als Bild haben

sie eine klassische Holzbank ausgewählt,

die in verschiedenen Größen hergestellt

wird. Das gleiche Objekt wird somit allein

durch die Veränderung der Proportionen

für Ausstellungsbesucher aller Altersgrup-

pen und Größen zu Hocker, Bank, Tisch

oder sogar zu einem kleinen Haus.

DIE AUSSTELLUNGeins zu zwei – zwei zu einsEOOS, the next ENTERprise – architects2. März bis 16. Juni 2012Di, Mi, Fr 11–18 h, Do 11–21 h, Sa 11–17 haut. architektur und tirolLois-Welzenbacher-Platz 1, Innsbruck

www.aut.ccwww.eoos.comwww.thenextenterprise.at

Höhlen und Hüllen. Möbel und

Raumhüllen im weitesten Sinn sind auch

die Grundelemente für zwei Installationen

von the next ENTERprise – architects. Mit

dem Objekt „Gestapeltes Kinderzimmer“

haben sie sich der Vorliebe von Kindern,

Höhlen zu bauen und sich zu verstecken,

angenommen und gleichzeitig ein Bau-

werk gescha� en, das in vergrößertem

Maßstab auch als Turm im Stadtraum

stehen könnte. Der Lust am Verkleiden

und einer ganz ursprünglichen Raum-

erfahrung gilt die „Kleiderlandschaft“:

„Kleidungsstücke sind sozusagen die

erste Raumhülle, die ganz nahe an uns

liegt“, erläutert Marie-Therese Harnon-

court. Aus ihnen entsteht im aut eine

ganze Landschaft, die sich im Laufe der

Ausstellung ständig verwandeln wird –

ganz im Sinne des gestalterischen Ziels,

Räume zu scha� en, die zur Veränderung

der Wahrnehmung, zum Spielerischen

und zum Entdecken anregen. ×

„Die Zusammenarbeit mit the next ENTERprise war sehr befruchtend. Es ist immer schön, wenn am Ende etwas herauskommt, das sich einer alleine nicht ausdenken kann.“HARALD GRÜNDL, EOOS

EOOS mit Bankmodell: Gernot Bohmann, Martin Bergmann, Harald Gründl (v. li.)

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Vergrößerte Dimensionen im Modell: Aus Kleidung und Beton entsteht eine

Landschaft.

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Page 46: Wintersportkultur – Ein Phänomen

46 saison

magazin

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AISON: Herr Delago, mit dem Hang haben Sie sich ein noch junges, ungewöhnliches In-

strument ausgesucht. Welche Vorzüge hat es und wie haben Sie es erlernt?

Manu Delago: im Hang vereinen sich

viele instrumente, die ich schon früher ge-

spielt habe: Marimba, schlagzeug, Klavier

und Tablas. es hat einen faszinierenden

Klang, ist Rhythmus- und Melodieinstru-

ment. ich verwende mehrere instrumente

gleichzeitig, dadurch ergänzen sie sich

zu einer chromatischen Tonfolge. erlernt

habe ich es autodidaktisch, und mit der

Zeit hat es eine immer wichtigere Rolle

eingenommen.

Eines Ihrer Projekte, Living Room mit dem Bassklarinettisten Christoph Pepe Auer, das seit mehreren Jahren besteht, existiert als Living Room in London auch in erweiterter Form mit drei Streichern. Welche Möglichkeiten eröffnet Ihnen diese Zusammenarbeit? Mit den strei-

chern wurde das Projekt eine spur ex-

perimenteller, das ganze Klangspektrum

wurde erweitert. living Room in london

klingt teilweise wie ein Kammerorches-

ter, obwohl wir nur fünf Musiker sind:

es gibt einen Holzbläser, hohe und tiefe

streicher und das Hang, das nicht nur

Perkussionsinstrument ist, sondern auch

einen harfenähnlichen Klang hat. Für

diese Besetzung zu komponieren, ist sehr

spannend – auch weil die Musiker alle sehr

offen sind für verschiedene stilrichtungen.

Sie selbst sind zurzeit in ganz unter-schiedlichen musikalischen Zusam-menhängen zu hören, unter anderem auf einer Tournee mit der isländischen Musikerin Björk, die Sie aufgrund eines YouTube-Videos engagiert hat. Verän-dert sich mit dem musikalischen Umfeld auch die Art zu spielen? eigentlich schon.

Bei meinen eigenen Projekten kann ich

mehr oder weniger selbst steuern, wie

ich komponiere, arrangiere oder spiele.

aber ich genieße es auch sehr, vielseitig

eingesetzt zu werden und verschiedene

instrumente zu spielen. in den Konzerten

mit Björk spiele ich Hang, aber nur in zwei

oder drei stücken. in den anderen spiele

ich schlagzeug, elektronisches schlag-

zeug, Marimba und andere Percussion.

Björk versteht es sehr gut, außergewöhn-

Hang, Spitzer, Zahnbürsten, StreicherAm 28. März 2012 ist der aus Tirol stammende Perkussionist und Komponist Manu Delago Gast der Reihe „Eclectica“ des London Symphony Orchestra in London. Die Aufführung seines „Concertino Grosso für Hang & Streichorchester“ ist aber nur eines von vielen außergewöhnlichen Ereignissen im aktuellen Schaffen des Musikers.

Da s IntervIew führte es ther PIrchner .

Seit 2003 spielt Manu Delago das Hang, das inzwischen

zu seinem Hauptinstrument geworden ist.

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Page 47: Wintersportkultur – Ein Phänomen

47

ZUR PERSONManu Delago, geboren 1984 in innsbruck, ist Musiker und Komponist. sein bevorzugtes inst-rument ist das Hang. er studierte am Konser-vatorium in innsbruck sowie Jazz-schlagzeug an der guildhall school of Music & Drama in london und komponiert für eigene Projekte und klassische ensembles. aktuelle CD: „living Room in london“.

www.manudelago.com

AUFTRITTE WELTWEIT (AUSWAHL)Mit Björk:• Residency in new York bis 2. März 2012• imperial Festival, san Jose, Costa Rica,

24. März 2012• lollapalooza, santiago, Chile, 31. März 2012• sonar, são Paulo, Brasilien, 11. Mai 2012• Primavera sound Festival, Barcelona, spanien,

2. Juni 2012Mit den streichern des london symphony orchestra & special guests:• lso st. lukes’s, london, 28. März 2012

HANGDas Perkussionsinstrument Hang wurde 2000 von Felix Rohner und sabine schärer in Bern erfunden und besteht aus zwei miteinander verklebten stahlschalen mit gestimmten Ton-feldern. Verwandt mit der steeldrum, wird es mit den Händen gespielt und bietet sowohl rhythmisch als auch klanglich vielfältige Mög-lichkeiten.

liche eff ekte – wie das Hang, das ein eher

seltenes instrument ist – einzusetzen, sie

aber gleichzeitig nicht zu überreizen.

auch die Bandbreite der auftritte ist

groß, es gibt Konzerte mit 30.000 leuten

und solche im kleinen Rahmen. Wir haben

einige Residencies gespielt, bei denen wir

jeweils einen Monat in einer stadt waren

und alle drei Tage einen auftritt hatten,

und im sommer gastieren wir auf meh-

reren Festivals.

Im März ist Ihnen und Ihrer Musik ein Konzertabend des London Symphony Orchestra im LSO St. Luke’s gewidmet. Welche Möglichkeiten bietet die Reihe „Eclectica“ für Sie als Solist und Kompo-nist? in der Reihe werden fünf, sechs Mal

pro Jahr junge Musiker vorgestellt, die den

abend mehr oder weniger selbst gestalten

können. im ersten Teil des abends wird

Kammermusik von mir zu hören sein: ein

selbstporträt, das ich zeichne und in dem

die Musik durch die geräusche von Blei-

stift, Radiergummi und spitzer entsteht,

ein stück für Hang solo – „Mono Desire“

–, ein Marimbastück für drei spieler auf

zwei Marimben, übrigens die erste meiner

Kompositionen, die weltweit ohne meine

Mitwirkung aufgeführt wird, ein streich-

quartett sowie ein stück von meinem

Vater [der Musiker und Komponist Her-

mann Delago, anm. d. Red.], das für die

Percussiongruppe The next step entstan-

den ist. Dann habe ich ein stück für zwei

akustische Zahnbürsten komponiert und

zum abschluss des ersten Teils spielen

alle acht Musiker – vier streicher und vier

Perkussionisten – zusammen. im zweiten

Teil trete ich dann als Hangsolist mit den

streichern des lso auf.

Wie gestalten sich die Proben mit den Streichern? ich fi nde es immer sehr span-

nend, mit Musikern zusammenzuspielen,

die von verschiedenen Hintergründen

kommen. Man kann sehr viel dabei lernen.

es liegt auf der Hand, dass streicher mehr

über intonation wissen und schlagzeuger

vielleicht mehr über Rhythmus. solange

aber mit dem endergebnis alle einverstan-

den sind, ist das okay.

Ist es als Komponist, der von einem Hintergrund als Schlagzeuger kommt, schwierig, seine Ideen mit klassischen Musikern umzusetzen? anfangs war es

das schon, damals war ich mit dem rhyth-

mischen endergebnis oft nicht zufrieden,

weil ich das sehr aus der Perspektive des

schlagzeugers betrachtet habe. aber ich

hatte das glück, mit sehr guten Musikern

zusammenzuarbeiten, mit denen ich viel

diskutiert habe – über sound, intonation

und so weiter. ich habe begonnen, mir

Musik aus anderen epochen anzuhören,

habe Partituren studiert und versucht zu

verstehen, wie zum Beispiel ein Kompo-

nist wie strawinsky, der sehr rhythmisch

geschrieben hat, das macht. ich habe mir

mehr vorgestellt, einen Bogen in der Hand

zu haben als schlagzeugstöcke.

Je mehr ich selbst gemacht habe, desto

besser habe ich es verstanden, für strei-

cher zu komponieren. und in den letzten

Jahren, bei meinen letzten Kompositionen

für streicher, war ich mit dem endergebnis

dann immer sehr zufrieden.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Ich fi nde es immer sehr spannend, mit Musikern zusammenzuspielen, die von verschiedenen Hintergrün-den kommen.“

„Wie ein Kammerorchester“: Mit der Band Living Room in London hat Manu Delago vor Kurzem eine CD veröff entlicht.

Page 48: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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Page 49: Wintersportkultur – Ein Phänomen

49 SAISON

KOMMENTARE

Land ohne Defi nitionsmacht VON ALOIS SCHÖPF

Die Verbindung VON ERNS T MOLDEN

Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien. Sein neues Album ES LEM (monkeymusic) wurde mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

M an kann geteilter Meinung darüber sein, ob die

1. Olympischen Jugendwinterspiele das Geld

wert waren, das sie kosteten. Die touristischen

Entscheidungsträger Tirols bejahten die Frage

jedenfalls, und je länger die Spiele dauerten, desto mehr setzte

sich in breiten Teilen der Bevölkerung die Ansicht durch, dass die

Veranstaltung für Tirol und sein Image als Wintersportland einen

sinnvollen Innovationsschub in Gang setzte.

Ausdruck dieser nach Beginn der Winterspiele immer

positiver werdenden Einstellung der Bevölkerung war ein stetig

wachsender Ärger auf der Leserbriefseite der „Tiroler Tageszei-

tung“, der die Arroganz unseres staatlichen Rundfunks und Fern-

sehens zum Gegenstand hatte. Die Berichterstattung des ORF

wurde mit bissigen Bemerkungen im Verhältnis zur Bedeutung

der Olympischen Jugendwinterspiele als zu lieblos und zu wenig

umfangreich kritisiert.

Wenn man nun voraussetzt, dass Leserbriefe lediglich

die Spitze eines Eisbergs darstellen, der unterhalb der medialen

Wahrnehmungsschwelle auf ein breites Problembewusstsein

hinweist, kann daraus gefolgert werden, dass hier ein Missstand

diagnostiziert wurde, der im Sinne einer absolut notwendigen

M eine Liebste, meine Kinder und ich werden in

48 Stunden mit unserem dreckigen Auto die

Bundeshauptstadt verlassen, um die Semes-

terferien im Tiroler Bergdorf zu verbringen. 

Ich bereite mich also innerlich vor. Auf die mit ein bisschen

Gnade nur  fünfstündige Autofahrt im Lemmingszug mit Hun-

derttausenden anderen Wienern. Auf die Tatsache, dass die ent-

stauenden Kurz-amal-austeigen-Pausen diesmal sehr, ja zu kurz

ausfallen werden, weil die Temperaturen sich zweistellig unter

dem Gefrierpunkt aufhalten, wo, in den Worten meiner Söhne,

„der Lulustrahl gefriert“. 

Aber auch auf unser Ziel bereite ich mich vor. Auf die von

Jahr zu Jahr o� ensichtlicher werdende erste Steifheit auf der

Piste, aber auch auf die immer größere Euphorie, wenn diese

dann zurückgewonnener Gelenkigkeit weicht. Schließlich auch

auf das Dorf selbst. Dies Dorf, das ich jetzt bald 40 Jahre kenne,

das für mich erst Ferienort war, dann ein paar Jahre sogar Le-

bensmittelpunkt, dann wieder Ferienort, oder wenigstens, wenn

sich keine Ferien ausgingen, Ziel von Sehnsüchten.

Schon jetzt weiß ich, dass gewisse Themen auch heuer das

Dorf wieder bestimmen werden. Etwa die Sache mit der Verbin-

dung. Die Verbindung meint einen seit Jahren angedachten, heiß

Mindestrepräsentanz Tirols in Zukunft ernster

genommen werden sollte: Tirol ist, obgleich über

das Rundfunkgesetz, Gebühren, Subventionen

und den Stiftungsrat am staatlichen Rundfunk

beteiligt, immer noch eine ferne Medienprovinz,

deren Willen, etwas als bedeutend angesehen zu

bekommen, auf dem Weg nach Wien regelmäßig „in Verstoß“ gerät.

Ob es Künstler, Dichter, Musiker, Wissenschaftler, Sportler,

Festivals oder eben Veranstaltungen wie Olympische Jugendspie-

le sind: Ob etwas davon bedeutend ist und als bedeutend wahrge-

nommen werden soll, entscheiden Medienhofräte

am fernen Küniglberg, wobei, sollte mit ihren Ent-

scheidungen jemand nicht einverstanden sein, der

Verweis auf die Selbstbefriedigungsmöglichkeiten

der regionalen Eitelkeiten durch die Hervorbrin-

gungen der Landesstudios in den meisten Fällen

ausreicht, um föderale Lästigkeiten ins Leere laufen zu lassen.

Bei den Olympischen Jugendspielen hat diese Masche

nicht mehr funktioniert, weshalb im letzten Moment versucht

wurde, die Berichterstattung hochzufahren. Das änderte jedoch

nichts mehr an einem eklatanten Auseinanderkla� en zwischen

der Bedeutung, die den Jugendwinterspielen in Tirol beziehungs-

weise in Wien gegeben wurde. An der bitteren Erkenntnis, dass

die Defi nitionsmacht unseres Landes eine Quantité négligeable

ist, führt kein Weg vorbei. ×

umkämpften und nunmehr, glaubt man der Fama,

ausfi nanzierten Skilift, der das mittelkleine Skige-

biet unseres Dorfes mit dem kleinkleinen Skige-

biet eines Dorfes im nächsten Tal verbinden soll.

Befürworter der Verbindung behaupten,

dass „der Gast“ eine „Skischaukel“ wünsche.

Gegner bemerken, dass „der Gast“ genau die

abgeschlossene Kuscheligkeit und Übersichtlichkeit von Dorf und

Skigebiet schätze und dass mit der für die Verbindung zu errich-

tenden Gondelbahn der zweite von drei das Dorf umstellenden

Bergen verhunzt sei. Als einer, der ganz gern Ski fährt, gehöre ich

dennoch klar der zweiten Fraktion an. Ich emp-

fi nde die existenten eh schon zwanzig Lifte als

völlig ausreichend. Und ich erinnere in diesem

Zusammenhang stets gern an ein Faktum aus

der jüngeren Vergangenheit: Als ich nämlich

urlaubendes Kind in genau diesem Dorf war,

hörte man aus diesem Nachbardorf immer nur eines: dass nämlich

die Hiesigen mit den Dortigen wieder einmal gerauft hätten. 

Irgendwie komisch, nicht? Da rauft man Jahrhunderte, und

dann verbrüdert man sich plötzlich, um miteinander schaukeln

zu gehen. Aber nicht, weil man sich liebt, sondern weil man die

Gier als womöglich einzige Gemeinsamkeit entdeckt hat. Solche

Schaukeln, rufe ich euch zu, sind auf Sand gebaut!

Sie stürzen bald um, und der Schaukelnde fällt in den

Gatsch. ×

„Ob etwas davon bedeutend ist und als bedeutend wahrgenommen werden soll, entscheiden Medienhof -räte am fernen Küniglberg.“

„Da rauft man Jahrhunderte, und dann verbrüdert man sich plötzlich, um miteinander schaukeln zu gehen. Aber nicht, weil man sich liebt, sondern weil man die Gier als womöglich einzige Gemeinsamkeit entdeckt hat. “

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Page 50: Wintersportkultur – Ein Phänomen

50 SAISON

NACHGEFRAGT

DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Chamonix, Arco, New York

DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Gastfreundschaft, Authentizität, Engagement

DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: fehlende Kundenorientierung, falsche Werbeversprechen

DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: persönlicher Kontakt, Natur, Aktivitäten, Sport

DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Kirchturmdenken, Innovationsfeindlichkeit

DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: eigentlich keine Idee, sondern eine Entwicklung: Smartphones –

jederzeit, und überall online – Fluch und Segen und eine neue Chance für das Marketing

LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Oktober 2011 – Vicenza

MEIN LIEBLINGSORT IN TIROL IST ... natürlich der Stubaier Gletscher, es gibt aber unzählige schöne

Plätze in Tirol

ICH LERNE VON ... Misserfolgen und Erfolgen

DREI WORTE ZUM STUBAIER GLETSCHER: schneesicher, weitläufi g, imposant

ICH ENTSPANNE MICH BEIM ... Klettern, Skifahren und bei Skitouren

FÜR DIE ZUKUNFT TIROLS WÜNSCHE ICH MIR .... dass es bei uns irgendwann wieder mehr zählt, etwas zu erscha� en,

als etwas zu verhindern.

OHNE WINTERSPORT WÄRE TIROL ... ärmer in jeder Hinsicht.

DIE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DEN TIROLER WINTERTOURISMUS SIND ... die Begeisterung für den Skisport aufrechtzuerhalten. Die kleinen

Strukturen und die Regionalität zu erhalten und trotzdem gemeinsam Produkte zu scha� en, die dem Gast einen unkomplizierten Zugang zu einem vielfältigen Winterurlaub ermöglichen.

BRAUCHT TIROL MEHR LIFTE? In den letzten Jahren ist die Zahl der Anlagen in Tirol rückläufi g. Man

sollte einerseits eine Marktbereinigung zulassen, andererseits sinnvolle Weiterentwicklungen ermöglichen.

1 5 FR AG EN A N . . .

Reinhard Klier

Reinhard Klier ist seit November 2011 Vorstandsvorsitzender der Wintersport Tirol AG (Stubaier Gletscher) und mit 31 Jahren der jüngste Seilbahnchef Österreichs.

Page 51: Wintersportkultur – Ein Phänomen

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