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83 WISSEN 1100 SATELLITENBILDER Der schärfste Schnappschuss der Antarktis – Seite 86 90 PROZENT Viele klinische Studien belegen, was der Geldgeber will – 87 2 STÄMME Kleinstein erklärt das Phänomen der Gabeltanne – Seite 85 Schau mir in die Augen, Kleiner Im Babykino erforscht eine Entwicklungspsychologin, was unsere Jüngsten über Physik wissen VON SABINE OLFF (TEXT) UND BRUNO SCHLATTER (FOTOS) Konstantin ist zum ersten Mal im Kino. Im Babykino. Der neun Monate alte Knirps schaut sich zusammen mit seinem Papa das «Geheimnis des roten Balls» an. Der Vater sitzt im Kinosessel; Konstantin auf Papis Schoss. Im winzigen, mit Stellwänden und Vorhängen abgetrennten Baby- kino gibt es nur den einen Platz. Baby Konstantin schaut ge- spannt auf den TV-Bildschirm. Was er nicht weiss: Er wird bei seinem ersten Kinobesuch mit der Kamera beobachtet. Sie ist mitten über der «Leinwand» versteckt. Die Videoaufnahmen werden live auf einen anderen Bildschirm aus- serhalb des Kinos übertragen. Er steht auf einem Schreibtisch. An ihm sitzen Evelyn Bertin und Dia- na Strehler. Sie schauen Konstan- tin direkt in die Augen. Bertin, 43, ist Entwicklungs- psychologin und Babyforscherin. Sie hat das «Big Brother»-Baby- kino in den letzten Monaten am Psychologischen Institut der Uni- versität Zürich eingerichtet; und sie hat beim «Geheimnis des ro- ten Balls» Regie geführt. In ihrem Babylabor will sie herausfinden, was Babys über Physik wissen. Psychologiestudentin Strehler schreibt über dieses Thema ihre Lizenziatsarbeit. Sie führt die al- lererste Studie im Zürcher Baby- labor durch. Konstantin ist einer von ihren 20 etwa neun Monate alten Probanden. Babys und Physik? «Ja», sagt Bertin, «Babys wissen viel mehr, als man lange geglaubt hat.» Zum Beispiel, dass ein Henkel zu einer Kaffeetasse gehört und das auch so bleibt, wenn man sie vom Regal holt. Das Prinzip, das Gegenstän- de Einheiten sind, ist für Säug- linge schon in den ersten Lebens- monaten sonnenklar. Oder: Ba- bys wissen, dass ein Gegenstand, der hinter einem anderen ver- schwindet, irgendwann wieder auftauchen muss. Er kann sich nicht in Luft auflösen. Überraschendes starren Kleinkinder länger an Bertin stellt einen Kartonkasten eines Puzzlespiels auf den Tisch und lässt einen Ball dagegen rol- len. Sie will ein drittes Beispiel erklären: «Der Kasten ist un- durchdringbar», sagt sie. Studien ihrer US-Kollegin Elisabeth Spel- ke von der Harvard University in Cambridge besagen, dass bereits zweieinhalb Monate alte Babys dieses so genannte Soliditätsprin- zip verstehen. Für Konstantin ist das also längst ein alter Hut. Aber woher wissen Babyfor- scher, was ihre kleinen Proban- den denken? Sie können nicht reden, auf nichts zeigen, ge- schweige denn einen Fragebogen ausfüllen. Babys sind eine abso- lute Herausforderung für jeden Experimentalpsychologen. Bertin kann ein Lied davon singen. «Wir sind vor allem auf ihren Blick an- gewiesen», sagt er. Bereits seit mehr als 40 Jahren ist bekannt, dass Säuglinge und Kleinkinder Neues und Überraschendes län- ger anstarren als Dinge, an die sie sich gewöhnt haben oder die ih- ren Erwartungen entsprechen. Wenn ein Ball durch einen Kar- tonkasten hindurchrollt, wider- spricht das dem Soliditätsprinzip. Falls das auch die Babys wissen, sollte ihr Blick bei einer Szene, in welcher der Ball dieses Wunder vollbringt, länger verweilen als wenn der Ball wie erwartet vor dem Kasten liegen bleibt. Die bei- den Situationen hat Spelke ihren jungen Probanden vorgespielt. Das Ergeb- nis: Sie starrten länger auf die unmögliche Sze- ne. So geht Babyfor- schung. Auf Entwick- lungspsychologen- Deutsch heisst die Methode «Erwar- tungsverletzungspa- radigma». Konstantin schaut inzwischen nicht mehr auf die Leinwand. Die Liveschaltung offenbart, dass er seinem Papa lieber an der Nase herumgrabscht. Der will aber nicht spielen. Konstantin brabbelt irgendetwas. Die Langeweile ist von langer Hand geplant Kein Wunder, ist dem Jungen langweilig. Das «Geheimnis des roten Balls» ist alles andere als ein Actionfilm. Konstantin hat jetzt schon zum siebten oder achten Mal einen roten Ball hinter eine grüne Mauer rollen sehen. Das Rollen wird von einem Ton be- gleitet. Plötzlich verstummt der Ton. Die grüne Mauer fährt nach unten. Es erscheint eine bunte dreiteilige Häuserzeile. Der rote Ball liegt in der Mitte vor dem rosafarbenen Haus. Die Langeweile ist von langer Hand geplant. Sie ist Teil des Er- wartungsverletzungsparadigmas. Mit den Wiederholungen soll sich das Baby an das Ereignis gewöh- nen, lernen, wie weit der Ball, ab- hängig von der Zeit (signalisiert durch den Ton) und dem Tempo rollen kann, und eine Erwar- tungshaltung aufbauen. «Das kann das Baby aber nur, wenn es bereits ungefähr weiss, wie Raum und Zeit zusammenhängen», er- klärt Bertin. Auf das Überprü- fen dieser physikalischen Gesetzmässigkeiten hat es Bertin abgesehen. Im Babykino startet der ei- gentliche Versuch. Konstantin ist plötzlich wieder auf den Ball fixiert. Er rollt mit der gleichen Geschwindigkeit wie in der be- kannten Filmsequenz hinter die grüne Mauer. Der Ton verstummt allerdings schneller. Die Mauer fährt nach unten. Der rote Ball liegt vor dem ersten, dem gel- ben Haus. Und noch einmal. Der Ball rollt mit dem be- kannten Tempo. Der kurz andauernde Ton verstummt. Die Mau- er fährt nach unten. Der Ball liegt plötz- lich vor dem letzten, mintfarbenen Haus. Proband Konstantin Amman, 9 Monate, auf dem Schoss seines Vaters im Psychologischen Institut der Uni Zürich: Rollt ein Ball durch den Kasten hindurch, widerspricht das dem Soliditätsprinzip FORTSETZUNG AUF SEITE 85 Diplom: Anerkennung für den Einsatz im Dienste der Babyforschung MOTTENPLAGE GEFAHR FÜR KAKAO IN INDONESIEN SEITE 86 EINGEMOTTET QUIZ ZU TIERISCHEM WINTERSCHLAF SEITE 88 2. Dezember 2007

WISSEN - UZH

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WISSEN1100 SATELLITENBILDERDer schärfste Schnappschuss der Antarktis – Seite 8690 PROZENTViele klinische Studien belegen, was der Geldgeber will – 872 STÄMMEKleinstein erklärt das Phänomen der Gabeltanne – Seite 85

Schau mir in die Augen, KleinerIm Babykino erforscht eine Entwicklungspsychologin, was unsere Jüngsten über Physik wissen

VON SABINE OLFF (TEXT) UND BRUNO SCHLATTER (FOTOS)

Konstantin ist zum ersten Mal im Kino. Im Babykino. Der neun Monate alte Knirps schaut sich zusammen mit seinem Papa das «Geheimnis des roten Balls» an. Der Vater sitzt im Kinosessel; Konstantin auf Papis Schoss. Im winzigen, mit Stellwänden und Vorhängen abgetrennten Baby-kino gibt es nur den einen Platz.

Baby Konstantin schaut ge-spannt auf den TV-Bildschirm. Was er nicht weiss: Er wird bei seinem ersten Kinobesuch mit der Kamera beobachtet. Sie ist mitten über der «Leinwand» versteckt. Die Videoaufnahmen werden live auf einen anderen Bildschirm aus-serhalb des Kinos übertragen. Er steht auf einem Schreibtisch. An ihm sitzen Evelyn Bertin und Dia-na Strehler. Sie schauen Konstan-tin direkt in die Augen.

Bertin, 43, ist Entwicklungs-psychologin und Babyforscherin. Sie hat das «Big Brother»-Baby-kino in den letzten Monaten am Psychologischen Institut der Uni-versität Zürich eingerichtet; und sie hat beim «Geheimnis des ro-ten Balls» Regie geführt. In ihrem Babylabor will sie herausfinden, was Babys über Physik wissen.

Psychologiestudentin Strehler schreibt über dieses Thema ihre

Lizenziatsarbeit. Sie führt die al-lererste Studie im Zürcher Baby-labor durch. Konstantin ist einer von ihren 20 etwa neun Monate alten Probanden.

Babys und Physik? «Ja», sagt Bertin, «Babys wissen viel mehr, als man lange geglaubt hat.» Zum Beispiel, dass ein Henkel zu einer Kaffeetasse gehört und das auch so bleibt, wenn man sie vom Regal holt. Das Prinzip, das Gegenstän-de Einheiten sind, ist für Säug-linge schon in den ersten Lebens-monaten sonnenklar. Oder: Ba-bys wissen, dass ein Gegenstand, der hinter einem anderen ver-schwindet, irgendwann wieder auftauchen muss. Er kann sich nicht in Luft auflösen.

Überraschendes starren Kleinkinder länger an

Bertin stellt einen Kartonkasten eines Puzzlespiels auf den Tisch und lässt einen Ball dagegen rol-len. Sie will ein drittes Beispiel erklären: «Der Kasten ist un-durchdringbar», sagt sie. Studien ihrer US-Kollegin Elisabeth Spel-ke von der Harvard University in Cam bridge besagen, dass bereits zweieinhalb Monate alte Babys dieses so genannte Soliditätsprin-zip verstehen. Für Konstantin ist das also längst ein alter Hut.

Aber woher wissen Babyfor-scher, was ihre kleinen Proban-

den denken? Sie können nicht reden, auf nichts zeigen, ge-schweige denn einen Fragebogen ausfüllen. Babys sind eine abso-lute Herausforderung für jeden Experimentalpsychologen. Bertin kann ein Lied davon singen. «Wir sind vor allem auf ihren Blick an-gewiesen», sagt er. Bereits seit mehr als 40 Jahren ist bekannt, dass Säuglinge und Kleinkinder Neues und Überraschendes län-ger anstarren als Dinge, an die sie sich gewöhnt haben oder die ih-ren Erwartungen entsprechen.

Wenn ein Ball durch einen Kar-tonkasten hindurchrollt, wider-spricht das dem Soliditätsprinzip. Falls das auch die Babys wissen, sollte ihr Blick bei einer Szene, in welcher der Ball dieses Wunder vollbringt, länger verweilen als wenn der Ball wie erwartet vor dem Kasten liegen bleibt. Die bei-den Situationen hat Spelke ihren jungen Probanden vorgespielt. Das Ergeb-nis: Sie starrten länger auf die unmögliche Sze-ne. So geht Babyfor-schung. Auf Entwick-lungspsychologen-Deutsch heisst die Methode «Erwar-tungsverletzungspa-radigma».

Konstantin schaut inzwischen

nicht mehr auf die Leinwand. Die Liveschaltung offenbart, dass er seinem Papa lieber an der Nase herumgrabscht. Der will aber nicht spielen. Konstantin brabbelt irgendetwas.

Die Langeweile ist von langer Hand geplant

Kein Wunder, ist dem Jungen langweilig. Das «Geheimnis des roten Balls» ist alles andere als ein Actionfilm. Konstantin hat jetzt schon zum siebten oder achten Mal einen roten Ball hinter eine grüne Mauer rollen sehen. Das Rollen wird von einem Ton be-gleitet. Plötzlich verstummt der Ton. Die grüne Mauer fährt nach unten. Es erscheint eine bunte dreiteilige Häuserzeile. Der rote Ball liegt in der Mitte vor dem rosafarbenen Haus.

Die Langeweile ist von langer Hand geplant. Sie ist Teil des Er-wartungsverletzungsparadigmas. Mit den Wiederholungen soll sich das Baby an das Ereignis gewöh-nen, lernen, wie weit der Ball, ab-hängig von der Zeit (signalisiert durch den Ton) und dem Tempo rollen kann, und eine Erwar-tungshaltung aufbauen. «Das kann das Baby aber nur, wenn es bereits ungefähr weiss, wie Raum

und Zeit zusammenhängen», er-klärt Bertin. Auf das Überprü-fen dieser physikalischen Gesetzmässigkeiten hat es Bertin abgesehen.

Im Babykino startet der ei-gentliche Versuch. Konstantin

ist plötzlich wieder auf den Ball fixiert. Er rollt mit der gleichen Geschwindigkeit wie in der be-kannten Filmsequenz hinter die

grüne Mauer. Der Ton verstummt allerdings schneller. Die Mauer

fährt nach unten. Der rote Ball liegt vor dem ersten, dem gel-ben Haus. Und noch einmal. Der Ball rollt mit dem be-

kannten Tempo. Der kurz andauernde Ton verstummt. Die Mau-er fährt nach unten. Der Ball liegt plötz-lich vor dem letzten,

mintfarbenen Haus.

Proband Konstantin Amman, 9 Monate, auf dem Schoss seines Vaters im Psychologischen Institut der Uni Zürich: Rollt ein Ball durch den Kasten hindurch, widerspricht das dem Soliditätsprinzip

FORTSETZUNG AUF SEITE 85

Diplom: Anerkennung für den

Einsatz im Dienste der Babyforschung

MOTTENPLAGEGEFAHR FÜR KAKAO IN INDONESIENSEITE 86

EINGEMOTTETQUIZ ZU TIERISCHEM WINTERSCHLAFSEITE 88

2. Dezember 2007

Page 2: WISSEN - UZH

WISSEN 852. Dezember 2007

Konstantins Augäpfel wandern ganz nach rechts, er schaut sich die Szene an, er bleibt länger hän-gen als beim roten Ball vor dem gelben Haus. «Genau das erwar-ten wir», sagt Bertin. Die Szene widerspricht dem physikalisch Möglichen: Der rote Ball kann bei vorgegebener Geschwindigkeit und Zeit niemals bis vors letzte Haus gerollt sein.

Neue Filmdrehbücher für Babys sind in Vorbereitung

Um die Blickzeiten von Konstan-tin detailliert auszuwerten, ver-schwindet die angehende Psycho-login Diana Strehler in den Com-puterraum. Sie schaut sich den Konstantin-Film in ganz kleine Einheiten geschnitten in Zeitlupe an. Das hat sie mit den Filmen von den anderen Babys genauso gemacht. Die meisten schauten sich die unerwartete Szene länger an. Es deutet sich an, dass die neun Monate alten Babys schon irgendwie über den Zusammen-hang von Zeit, Tempo und Dis-tanz Bescheid wissen.

Bertin will das natürlich ge-nauer wissen. Sie hat ein ganzes Studienpaket zum Thema «funk-tionale Beziehung zwischen Zeit, Geschwindigkeit und Distanz» geschnürt, das vom Schweize-rischen Nationalfonds (SNF) un-terstützt wird.

Derzeit arbeitet Bertin an neu-en Filmdrehbüchern. Das ist alles andere als einfach. Die Experi-mente müssen die Babys anspre-

chen, simpel und gleichzeitig aus-sagekräftig sein. «Ich versuche mich in ein Baby hineinzuverset-zen», sagt Bertin. Dazu muss sie genau wissen, was ein Baby in welchem Alter kann. Sie zeichnet skizzenartig Experimente auf, verwirft sie, zeichnet neu. Und programmiert schliesslich am Computer eine Filmsequenz.

Getestet werden die Experi-mente zunächst an Erwachsenen. Danach wird erneut gefeilt und verbessert. Dann gibt es einen Testlauf mit Babys. Da ist oft auch Bertins Tochter Thea mit dabei. Thea, neun Monate, kennt das Babylabor in- und auswendig.

Ziel des SNF-Projekts ist es, eine Lücke im Wissen der Entwick-lungspsychologie zu schliessen. Was Kinder über den Zusammen-hang von Zeit, Geschwindigkeit und Distanz wissen, ist erst ab einem Alter von vier Jahren be-kannt. Im Wesentlichen hat das Bertins Chef, Friedrich Wilke-ning, herausgefunden.

Doch mit welchem Alter weiss ein Baby zum ersten Mal irgendet-was über diese Zusammenhänge? Vielleicht hätte Konstantin schon mit sechs Monaten gewusst, dass der Ball nicht bis vor das mintfar-bene Haus kullern kann. «Wir werden das Experiment gegebe-nenfalls auch mit jüngeren Babys durchführen», sagt Bertin.

Vielleicht ist ein gewisses phy-sikalisches Wissen sogar angebo-ren. Davon sind einige Entwick-lungspsychologen fest überzeugt. Allen voran Elisabeth Spelke, die Grande Dame unter den mehr-heitlich weiblichen Babyforsche-rinnen. Alle Menschen kämen mit einem bestimmten Kernwis-sen auf die Welt, sagt sie. Dieses Kernwissen bilde den Ausgangs-punkt für alles, was wir im Leben lernen.

Bertin hat sich weder dieser noch anderen entwicklungspsy-chologischen Theorien verschrie-ben. Sie will lieber erst mal eige-ne Daten sammeln. Auf die heiss diskutierte Frage, ob angeboren oder gelernt, wird sich ihrer Mei-nung nach sowieso nur schwer eine eindeutige Antwort finden lassen. Man müsste Studien mit Neugeborenen durchführen. Die sind allerdings kaum praktizier-bar. Die Erwartungsverletzungs-paradigma-Versuche sind zu kom-

pliziert und sie dauern zu lange. «Die Neugeborenen schlafen wahrscheinlich einfach ein», sagt Bertin.

Neurowissenschaftler können bald mehr Klarheit liefern

Dass die Babyforscher bei ihrer Suche nach den kognitiven Fähig-keiten derzeit vor allem auf den Sehsinn und auf die Blickpräfe-renz der Kleinen setzen, wird im-mer wieder von anderen Entwick-lungspsychologen kritisiert.

«Was sollen wir machen?», fragt Bertin. Auch sie schliesst nicht aus, dass manches «über-interpretiert» wird. Nicht immer müsse ein langer Blick bedeuten, dass höhere kognitive Prozesse ablaufen. Doch zeige sich das Verhalten einheitlich bei 20 oder 30 Babys, sei der Fall schon ziem-lich klar.

Noch mehr Klarheit können künf-tig die Methoden der Neurowis-senschaftler liefern. Mit ihnen kann man dem Gehirn von aus-sen beim Arbeiten zuschauen. Erste Studien mit Babys wurden bereits gemacht.

Konstantin ist das alles ziem-lich egal. Er will jetzt nur raus aus dem dunklen Kino. «Das Geheim-nis des roten Balls» ist gelöst. Zur Belohnung darf er sich aus einem Sammelsurium von Spielsachen etwas aussuchen. Er entscheidet sich für einen Stofffisch. Evelyn Bertin hat auch noch was: Kons-tantins erste Diplom-Urkunde – für seinen Einsatz im Dienste der Babyforschung.

Das Zürcher Babylabor sucht

immer nach kleinen Probanden.

Infos unter: www.psychologie.uzh.

ch/fachrichtungen/genpsy.html.

Schau mir in die …FORTSETZUNG VON SEITE 83

GabeltanneKürzlich ist mir beim Ski-fahren in den Bergen aufge-fallen, dass manche Tannen einen gegabelten Stamm haben. Wie kommt es zu diesem seltenen Phänomen? ST. MONSTEIN PER E-MAIL

Im Gegensatz zu Laubbäumen können sich die Stämme von Tannen nicht verzweigen. Wird aber die Spitze einer Tanne beschädigt – etwa wenn ein rücksichtsloser Ski-fahrer darüber fährt –, dann übernehmen die obersten Äste die Funktion der Baum-spitze. Sie wölben sich all-mählich nach oben und bil-den Seitentriebe aus. Sind dabei zwei Äste gleich stark, verwandeln sich beide zu Stämmen. Kleinstein beobachtete selbst, wie eine Wettertanne beim Lotharsturm ihre Spitze verloren hat. In den folgenden Jahren richteten sich die obersten Äste auf, und nun wächst der Baum mit zwei Stämmen weiter.

KLEINSTEIN

Fragen an Professor Kleinstein?SonntagsZeitung, Kleinstein, Postfach, 8021 Zürich, oder kleinstein@ sonntagszeitung.ch

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Evelyn Bertin: «Babys wissen viel mehr, als man lange geglaubt hat»

DAS ERSTE JAHR

Babys wissen nicht nur über Physik Bescheid. Sie erken-nen Gesichter, haben einen Blick für soziales Verhalten und können sogar schon ein bisschen rechnen. Einen guten Überblick über das Wissen der Babys bietet die deutsche Babyforscherin Sabina Pauen in ihrem Buch.

S. Pauen: Was Babys denken;

C. H. Beck, 31.70 Franken