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50 akkordeon magazin #50 WORKSHOP Thilo Plaesser Liebe Leser, über Ihre zahlreiche Resonanz habe ich mich gefreut! Mit diesem Thema habe ich wohl, wie ein Leser meinte, „einen Volltreffer gelandet“. Auch dieses Mal sind die Notenbeispiele verkürzt dargestellt. Sie können die vollständigen Notenbeispiele gratis als PDF bei mir anfordern. Wer mir schon geschrieben hat, bekommt die nächs- ten Notenbeispiele automatisch zugeschickt. In der letzten Ausgabe habe ich Ihnen ein Akkordsystem vorgestellt. Nun zeige ich Ihnen, wie Sie sich aus diesen „Griffen“ interessante und zugleich immer abrufbare Begleitmuster aneignen können. Diese Akkorde lassen sich als Griffmuster auf dem Piano- und dem Knopfakkordeon optisch gut einprägen. Es ist besonders zielorientiert, wenn Sie möglichst viele Lieder in unterschied- lichen Tonarten aus Liederbüchern begleiten. Das gleichzeitige Singen und Spielen sollten Sie anstreben. Am Anfang ist es jedoch besser, wenn Sie sich nur auf das Akkor- deonspiel konzentrieren. Deshalb empfehle ich Ihnen, die Melodie vorher mit Ihrem Instrument aufzunehmen und sich dann beim Abhören zu begleiten. Zu zweit macht es noch mehr Freude. Wechseln Sie sich ab. Liedbegleitung Teil III

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50 akkordeon magazin #50

WORKSHOP

Thilo Plaesser

Liebe Leser, über Ihre zahlreiche Resonanz habe ich mich gefreut! Mit diesem Thema habe ich wohl, wie ein Leser meinte, „einen Volltreffer gelandet“. Auch dieses Mal sind die Notenbeispiele verkürzt dargestellt. Sie können die vollständigen Notenbeispiele gratis als PDF bei mir anfordern. Wer mir schon geschrieben hat, bekommt die nächs-ten Notenbeispiele automatisch zugeschickt.

In der letzten Ausgabe habe ich Ihnen ein Akkordsystem vorgestellt. Nun zeige ich Ihnen, wie Sie sich aus diesen „Griffen“ interessante und zugleich immer abrufbare Begleitmuster aneignen können. Diese Akkorde lassen sich als Griffmuster auf dem Piano- und dem Knopfakkordeon optisch gut einprägen.

Es ist besonders zielorientiert, wenn Sie möglichst viele Lieder in unterschied-lichen Tonarten aus Liederbüchern begleiten. Das gleichzeitige Singen und Spielen sollten Sie anstreben. Am Anfang ist es jedoch besser, wenn Sie sich nur auf das Akkor-deonspiel konzentrieren. Deshalb empfehle ich Ihnen, die Melodie vorher mit Ihrem Instrument aufzunehmen und sich dann beim Abhören zu begleiten. Zu zweit macht es noch mehr Freude. Wechseln Sie sich ab.

Liedbegleitung Teil III

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PraxisWORKSHOPZuerst wurden Akkorde einfach lie-

gengelassen, um sich mit den verschiede-nen Lagen vertraut zu machen. Nun ist es an der Zeit, die Akkorde etwas aufzu-lockern. Eine Viertelbewegung, entweder in den Akkorden oder im Bass, bringt ei-nen Grundrhythmus in die Begleitung. Achten Sie auf die Schwerpunkte. Im 4/4-Takt liegt der Schwerpunkt auf der „Eins“ und auf der „Drei“. Beim Klavier kann man Betonungen durch den An-schlag hervorrufen. Beim Akkordeon wird dies durch die Artikulation erreicht. Die schweren Taktzeiten werden etwas länger gespielt als die leichten. Beim 4/4-Takt bedeutet das: schwer – leicht – schwer – leicht lang – kurz – lang – kurz Natürlich „in Maßen“ und je nach Cha-rakter des Liedes ist diese Artikulation anzupassen.

Eine gleichmäßige Achtelbewegung eig-net sich gut, um Sänger/in oder Instru-mentalistin/en zu führen. Die letzte Note am Bogenende ist immer kurz zu spielen. Das gibt der Begleitung Struktur und Klarheit. Wie bei den anderen Beispielen sind die Harmonien G-Dur und D-Dur.

Dieses Begleitmuster ist eine typische Klavierbegleitung, die sich aber auch gut mit dem Akkordeon darstellen lässt, wenn man die Artikulation beachtet.

Triolen sollten niemals statisch gespielt werden. Betonen Sie jeweils die erste Achtel der Triole entweder durch einen leichten Balgakzent oder noch besser durch eine (kaum wahrnehmbare) Deh-nung der ersten Note. Im „alla breve“-Takt sind es die Noten der ersten und dritten Triolengruppe.

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Diese Begleitung in Achteln eignet sich besonders für getragene Stücke.

Dies ist ein vielfach einzusetzendes Rhythmuspattern, das erst einmal lang-sam erschlossen werden will. Der Strich mit dem Punkt ist das Zeichen für „Por-tato“. Die Spielweise liegt zwischen Legato und Staccato. Man bezeichnet sie auch als differenziertes Legato.

Hier liegt der Rhythmus des vorherigen Beispiels im Bass. Nun können die „Lücken“ zwischen den Tönen schon größer sein, um den tiefen Zungen des Akkordeonbasses Raum zur Ansprache zu geben. Die Intensität ist natürlich stark vom Intrument abhängig.

Der beliebte Walzer darf natürlich nicht fehlen... schwer – leicht – leicht...

Nicht immer ist es der traditionelle Walzer. Zahlreiche Jazzwalzer-Varian-ten peppen so manchen verstaubten Walzer auf. In diesem Beispiel wird die Betonung der „Eins“ um eine Achtel-note vorgezogen.

Normalerweise liegt die Betonung im 3/4-Takt auf der Zählzeit „Eins“. In die-sem Beispiel lieg die Betonung auf der zweiten Zählzeit. Das wird auch durch die Notation im Bass unterstützt. Eine Viertelnote mit einer anschließenden halben Note wirkt wie ein Auftakt.

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Praxis

Eine typische Begleitung für Popsongs im 4/4-Takt.

Die durchgehenden Achtelnoten und der punktierte Rhythmus im Bass geben vie-len Liedern einen fließenen Charakter. Für eine authentische Wiedergabe hilft es, „orchestral“ zu denken. Die Achtel-bewegung könnten in diesem Beispiel von Streichern übernommen werden (Viola und 2. Violine). Der Kontrabass „zupft“ die punktierten Viertelnoten im Bass.

Eine einfachere Form stellt diese Beglei-tung dar. Durchgehende Viertel in den Akkorden geben ein festes rhythmisches Gefüge: einfach, aber wirkungsvoll. Stellen Sie sich vor, Sie würden einen Holzbläsersatz spielen. Dann artiku-lieren Sie schon ganz anders und die Viertel klingen nicht „gehackt“.

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Durch die eingefügten Pausen entsteht mehr Rhythmus. Pizzikato-Akkorde in den Streichern...

Hier noch einmal die typische Klavier-begleitung, die auch auf dem Akkor-deon ihre Wirkung nicht verfehlt.

Die einfache „Bass-Akkord“-Begleitung eignet sich für bewegte Lieder.

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Vielfalt:Viele Künstler haben dieses Lied ein-gespielt: „The Animals“ mit Eric Burdon, Frijid Pink, Roy Acuff, Cat Stevens, Bob Dylan u. v. a. Daher gib es unzählige Be-gleitformen. Spielen Sie die Triolen doch einfach mal punktiert...

Richtungswechsel:Akkordbrechungen lassen sich in beide Richtungen ausführen. In diesem Bei-spiel beginnt die Begleitung mit dem obersten Akkordton.

Kadenz:In der vorherigen Ausgabe hatte ich Ihnen ein Beispiel für eine Kadenz gege-ben. Dieses Beispiel ist nun rhythmisiert. Wechselbässe und Durchgangsnoten ge-ben dem Ganzen schon etwas mehr „Groove“. Spielen Sie diese „Brot-und-Butter-Kadenz“ doch einfach mal in ver-schiedenen Tonarten und machen sich dadurch mit den unterschiedlichen Ak-kord griffen vertraut.

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TangoJetzt wird es akkordeontypisch! Dieser Rhythmus ist Ihnen sicher vertraut. Es ist durchaus legitim und interessant, auch andere Lieder, die keinen Tango-hintergrund haben, mit diesem Rhyth-mus zu begleiten.

Die Bassfigur ist im Standardbass zwar etwas umständlich zu spielen, aber machbar.

Durch die Änderung eines Basstons bei gleichbleibenden Akkorden erhält man besondere harmonische Reize. In diesem Beispiel wird der Am-Akkord durch die Änderung des Basses von A zu F zu einem Fmaj7-Akkord umge-deutet. Experimentieren Sie einfach mal mit Akkordverbindungen und ändern Sie die Basstöne...

Die berühmte „Ode an die Freude“ in einer Tangoversion. Beethoven wäre begeistert...

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Praxis

Wie schon zuvor erwähnt, ist es möglich, die Tangobegleitung „zweckentfremdet“ einzusetzen.

Eine einfache Achtelfiguration mit punk- tiertem Bass.

Eine aufgelockerte Begleitfigur mit punk-tiertem Bass.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Spielen.

Infos und Kontakt:

Web: www.bellowspirit.comE-Mail: [email protected]

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