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54 akkordeon magazin #49 WORKSHOP Thilo Plaesser 1. Das Mitspielen der Melodie. Das macht (bis auf wenige Ausnahmen) keinen Sinn, da die Melodie von dem anderen zu begleitenden Musiker übernommen wird. 2. Die Akkorde zusätzlich in der rechten Hand spielen. Eine Verdopplung der Akkorde macht ebenfalls keinen Sinn und ist klanglich schlecht. Eine ausbaufähige und variantenreiche Möglichkeit ist das Spielen der Akkorde in der rechten Hand mit den dazugehörigen Basstönen der Einzeltonbässe. Zu Beginn ist es nicht einfach zu entscheiden, in welcher Lage man beginnt und wie man zu den nächs- ten Akkorden fortschreiten soll. Es gibt aber eine einfache Lösung, die ich Ihnen vorstellen möchte. Zunächst kommen wir um eine kleine Dosis Akkordtheorie nicht herum: Ein Akkord besteht aus mindestens drei Tönen. Dem Grundton, der Terz, die über das Tongeschlecht entscheidet (große Terz = Dur, kleine Terz = Moll) und der Quinte. Die Akkorde kann man mehrmals umkehren: Quinte des Akkordes bildet. Liedbegleitung Teil II Ein besonderes Akkordkonzept Liebe Leser, heute möchte ich Ihnen ein besonderes Akkordsystem vorstellen. Natürlich können wir auf unserem Instrument Akkorde in der linken Hand spielen. Darum heißt das Instrument schließlich Akkordeon. Bei der Liedbegleitung hat dies aber entscheidende Nachteile. Zum einen kann man die Akkorde nicht „zerlegen“. Es ist nicht mög- lich, Akkordbrechungen oder andere Spielfiguren zu realisieren. Zum anderen soll ja auch die rechte Hand sinnvoll in das Geschehen eingreifen. Zwei Dinge sollten Sie unbedingt vermeiden: Umkehrungen der Akkorde

WORKSHOP - Thilo Plaesser · 2016. 4. 25. · 54 akkordeon magazin #49 WORKSHOP Thilo Plaesser 1. Das Mitspielen der Melodie. Das macht (bis auf wenige Ausnahmen) keinen Sinn, da

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  • 54 akkordeon magazin #49

    WORKSHOP

    Thilo Plaesser

    1. Das Mitspielen der Melodie. Das macht (bis auf wenige Ausnahmen) keinen Sinn, da die Melodie von dem anderen zu begleitenden Musiker übernommen wird.

    2. Die Akkorde zusätzlich in der rechten Hand spielen. Eine Verdopplung der Akkorde macht ebenfalls keinen Sinn und ist klanglich schlecht.

    Eine ausbaufähige und variantenreiche Möglichkeit ist das Spielen der Akkorde in der rechten Hand mit den dazugehörigen Basstönen der Einzeltonbässe. Zu Beginn ist es nicht einfach zu entscheiden, in welcher Lage man beginnt und wie man zu den nächs-ten Akkorden fortschreiten soll. Es gibt aber eine einfache Lösung, die ich Ihnen vorstellen möchte. Zunächst kommen wir um eine kleine Dosis Akkordtheorie nicht herum:

    Ein Akkord besteht aus mindestens drei Tönen. Dem Grundton, der Terz, die über das Tongeschlecht entscheidet (große Terz = Dur, kleine Terz = Moll) und der Quinte. Die Akkorde kann man mehrmals umkehren:

    Quinte des Akkordes bildet.

    Liedbegleitung Teil II

    Ein besonderes Akkordkonzept

    Liebe Leser,heute möchte ich Ihnen ein besonderes Akkordsystem vorstellen. Natürlich können wir auf unserem Instrument Akkorde in der linken Hand spielen. Darum heißt das Instru ment schließlich Akkordeon. Bei der Liedbegleitung hat dies aber entscheidende Nachteile. Zum einen kann man die Akkorde nicht „zerlegen“. Es ist nicht mög- lich, Akkordbrechungen oder andere Spielfiguren zu realisieren. Zum anderen soll ja auch die rechte Hand sinnvoll in das Geschehen eingreifen. Zwei Dinge sollten Sie unbedingt vermeiden:

    Umkehrungen der Akkorde

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  • WORKSHOP

    akkordeon magazin #49 55

    Beginnt man mit dem C-Dur-Akkord in

    akkord), gelangt man zu fast allen gängi-gen Akkorden, ohne große Sprünge ma-chen zu müssen. Hier gilt das „Gesetz des

    den man als nächstes erreichen möchte, mit dem vorherigen gemeinsame Töne. Diese Spielweise ermöglicht einen ele-ganten Harmoniewechsel. Nicht alle Akkorde kann man so befriedigend spielen. Die meisten Jazzakkorde sind so nicht zu realisieren. Im Hinblick auf Stimmführungsregeln kann man auch kritische Bemerkungen machen. Es geht

    Dieses System funktioniert! sich die Akkorde und die in den nächsten Ausgaben folgenden Spielfiguren einge-prägt haben, sind Sie in der Lage, so gut wie alle gängigen Lieder und Songs aus

    diese Form des Begleitens, kann der nächste Schritt folgen, bei dem Sie sich langsam aus dieser Form lösen und ande-re Begleitungen angehen – vielleicht in

    C-Dur-Akkordes sind auch im darauffolgenden Am- Akkord enthalten. Man braucht also nur das g zum a zu verschieben.

    F-Dur haben die gemeinsamen Töne a und c. F-Dur und Dm haben die gemeinsamen Töne a und f.

    C-Dur haben ebenfalls nur einen gemeinsamen Ton, das g.

    habe die Bögen zur Veranschau lichung gesetzt.

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  • WORKSHOP

    56 akkordeon magazin #49

    In der folgenden Akkordliste finden Sie die wichtigsten Akkorde, mit denen Sie den größten Teil der Stücke aus Lieder- und Songbüchern mit Akkord-bezifferung abdecken können. Die Vor-

    Note! Der Dur-Akkord besteht aus dem Grundton, der großen Terz und der Quinte. Die Terz darf natürlich nie feh-len, da sie über das Tongeschlecht, also über Dur und Moll entscheidet. Gerne schicke ich Ihnen die Akkordliste in der hohen und tiefen Version als PDF zu. Schicken Sie mir dazu ein kurzes Mail.

    Bei den Mollakkorden ist die Terz tiefalteriert, das heißt, aus einer großen Terz wird eine kleine Terz. Aus Dur wird Moll.

    Beim Septimakkord kann die Quinte fehlen. Das klingt manchmal besser, da der Akkord etwas transparenter klingt.

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  • WORKSHOP

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    Beim Septakkord in Moll ist es ange-brachter, die Quinte beizubehalten.

    sich in diesem System noch relativ gut

    von der weiten Lage. Hier kommt dieses System an seine Grenze.

    Der verminderte Akkord stellt eine Schichtung von Terzen dar. Es kann klanglich vorteilhaft sein, den Akkord um eine Terz zu erweitern. Klanglich ge-sehen gibt es nur drei unterschiedliche verminderte Akkorde. Alle weiteren sind

    Sus-Akkorde sind Akkorde, bei denen die Terz fehlt. Die Terz wurde quasi

    -

    kein Tongeschlecht, sind also weder Dur noch Moll. Allerdings löst sich in tonaler Musik diese Spannung wieder auf, indem die Quarte oder die Sekunde zurück in die Terz geführt wird. Im moderner Musik (Jazz oder zeitgenössische Musik) wird dieser Klang häufig eigenständig behandelt und wird nicht im herkömm-lichen Sinne aufgelöst.

    Als nächstes möchte ich Ihnen die aus der letzten Ausgabe bekannten Lieder mit dieser Begleitform vorstellen:

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  • 58 akkordeon magazin #49

    Down by the Salley GardensDieses traditionelle irische Lied kann man wie viele andere Lieder auch mit nur drei Akkorden begleiten. Das Stück steht in D-Dur. Die Hauptharmonien sind D-Dur.

    (I. Stufe oder Tonika), G-Dur (IV. Stufe V. Stufe

    oder Dominante/Dominantsept). Auch wenn das Lied im Viervierteltakt no-

    eins, zwei, drei, vier – sondern empfin-det: EINS – – EINS – ...

    Die gemeinsamen Akkordtöne werden zwar neu angeschlagen, aber sehr dicht

    gemeinsame Ansprache von Bass und Akkord sollte man besonders achten.

    Old Mac Donald

    einen ganz anderen Charakter. Es ist belebter als Salley Gardens. Aber auch hier empfindet man den Rhythmus in halben Notenwerten. Aufgrund des schnellen Tempos kann man die Zwi-schenräume zwischen den Akkorden schon großzügiger gestalten.

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  • akkordeon magazin #49 59

    House of the rising sunIm Gegensatz zu den anderen beiden Liedern steht dieses Lied in Moll. Auch unterscheidet es sich in seiner Taktart. In einem solchen bewegten 6/8-Takt zählt man nicht: eins, zwei, drei, vier, fünf,

    Vierteln. Also: EINS – pro Takt. Das verleiht dem Lied seinen „wiegen-

    zu Beginn des Taktes angeschlagen.

    Bitte ausprobieren !Nun greifen Sie am besten gleich zu einem Songbook mit Akkordbezifferungen und probieren diese Begleitform aus. Die benötigten Akkorde finden Sie in der Akkordliste. Lassen Sie die Akkorde zunächst liegen oder spielen Sie diese in langen Notenwerten und machen Sie sich mit den Griffen vertraut. In der nächsten Ausgabe zeige ich Ihnen diverse Spielfiguren, mit denen Sie diese Begleitform bereichern können.

    Bis dahin verbleibe ich mit den besten Grüßen,

    Thilo Plaesser

    Info: www.bellowspirit.comE-Mail: [email protected] (zum Anfordern der Notenbeispiele als PDF)

    Praxis

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