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TU Darmstadt Institut für Geschichte Seminar: Verräter, Attentäter, Anarchisten, Terroristen: Die Geschichte der politischen Kriminalität vom späten Mittelalter bis zur Moderne; Leitung: Prof. Härter, Prof. Battenberg; Hannappel, Walter Sommersemester 2012 Die politische Polizei in Deutschland 200 Jahre „Ruhe, Sicherheit und Ordnung“ eingereicht von: Marcus van der Kolk Heidelberger Landstrasse 42 Darmstadt E-Mail: [email protected] Studiengang: Geschichte der Moderne Fachsemester 6 Matrikel Nr.: 820 426

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TU Darmstadt Institut für Geschichte Seminar: Verräter, Attentäter, Anarchisten, Terroristen: Die Geschichte der politischen Kriminalität vom späten Mittelalter bis zur Moderne; Leitung: Prof. Härter, Prof. Battenberg; Hannappel, Walter Sommersemester 2012                        

                                                                     

Die politische Polizei in Deutschland

200 Jahre „Ruhe, Sicherheit und Ordnung“

eingereicht von:

Marcus van der Kolk

Heidelberger Landstrasse 42 Darmstadt

E-Mail: [email protected]

Studiengang:

Geschichte der Moderne

Fachsemester 6 Matrikel Nr.: 820 426

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Die politische Polizei in Deutschland. 200 Jahre „Ruhe, Sicherheit und Ordnung“ von M. van der Kolk, TU Darmstadt, Institut für Geschichte, Seminar: Verräter, Attentäter, Anarchisten, Terroristen: Die Geschichte der politischen Kriminalität vom späten Mittelalter bis zur Moderne; Leitung: Prof. Härter, Prof. Battenberg, Hannappel, Walter, Sommersemester 2012

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     Die politische Polizei in Deutschland 200 Jahre „Ruhe, Sicherheit und Ordnung“      Inhalt Einleitung S. 3 Hauptteil 1) Hintergrund S. 6 2) Methoden & Charakteristika S. 7 3) Tendenzen a) Instrumentalisierung S. 9 b) Symbiosetendenz S. 11 c) Verselbständigungstendenz S. 12 d) Zentralisierungstendenz S. 13 e) Verrechtlichungstendenz S. 14 f) Ausbreitungstendenz S. 15 4) Übergänge S. 16 5) Trennungsgebot S. 18 Schluss S. 21 Literatur S. 24                    

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    Die politische Polizei in Deutschland 200 Jahre „Ruhe, Sicherheit und Ordnung“ Einleitung Das Thema der Arbeit ist die politische Polizei des 19. und 20. Jahrhunderts in Deutschland.

Es soll geklärt werden, inwieweit überhaupt von einer 200jährigen Geschichte der politischen

Polizei gesprochen werden kann. Es wird die Auffassung vertreten, dass auch für die

Bundesrepublik die Bezeichnung politische Polizei für die Staatschutzabteilungen der

Landes- und Bundeskriminalämter und für die Landes- und

Bundesverfassungsschutzbehörden seine Berechtigung hat. Es wird die von Grässle-

Münscher vertretene These einer historischen Kontinuität politischer Kriminalität und ihre

Verfolgung als grundlegend gesetzt.1

Die Betrachtung historischer Analysen zur Geschichte der politischen Polizei der Staaten

des Deutschen Bundes im 19.Jh., mit Preußen als einem Schwerpunkt, und dem

nachfolgenden Kaiserreich, bildet den Hauptteil der Arbeit. Können in der

Entstehungsgeschichte Traditionslinien oder Muster identifiziert werden, welche die weitere

Entwicklung dieser Institutionen im 20. Jahrhundert verständlicher machen und/oder auf

Kontinuitäten hinweisen? Haben beispielsweise Legitimationen, Methoden oder Aufgaben

der politischen Polizei die Jahrhunderte überdauert? Ist es sinnvoll eine Gesamtdarstellung

der politischen Polizei zu entwickeln? Hierzu werden wichtige institutionelle Ziele,

Arbeitsweisen und Charakteristika, die das 19.Jh betreffen, erläutert (S. 7).

Es werden die Aspekte der Instrumentalisierung durch Herrschaftseliten,

Zentralisierungstendenzen, Aspekte der Verrechtlichung, Verselbständigungs- und

Ausbreitungstendenzen, ebenso wie der symbiotische Charakter der politischen Polizei

kritisch betrachtet (S. 9f). Um eine historische Gesamtkontinuität verständlicher werden zu

lassen, werden exemplarische Übergänge der verschiedenen Formen deutscher

Staatlichkeit im 20. Jh. kurz beleuchtet (S. 16). Abschließend soll eine Untersuchung des                                                                                                                1 Josef Grässle-Münscher: Kriminelle Vereinigung. Von den Burschenschaften bis zur RAF, Hamburg 1991.

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Trennungsgebotes der alliierten Besatzer und dessen Bedeutung für die

bundesrepublikanische Staats- und Verfassungsschutzgeschichte die These einer

Kontinuität politischer Polizeimethoden erneut aufgreifen und untermauern (S. 18).

Im Seminar „Verräter, Attentäter, Anarchisten, Terroristen: Die Geschichte der politischen

Kriminalität vom späten Mittelalter bis zur Moderne“2 war die epochenübergreifende

Betrachtung der politischen Kriminalität Thema. Die, am beginnenden 19.Jh. mit der

modernen „gewöhnlichen“ exekutiven Polizei, entstehende politische Polizei war in diesem

Zusammenhang ein wichtiger, zentraler und starker Akteur. Der epochenübergreifende

Charakter des Seminarthemas soll mit einer ebensolchen Untersuchung des Akteurs

politische Polizei aufgegriffen werden.

Die politische Polizei war kein unbedeutendes Rädchen im sich vor allem seit dem Beginn

des 19.Jh. entwickelnden, staatlichen Verwaltungsgetriebe, sondern die zentrale Nahtstelle

zwischen Obrigkeitsintention und der sich gleichsam entwickelnden bürgerlichen

Gesellschaft, zwischen Herrschern und Beherrschten, zwischen alter Macht und neuen

Partizipationsbestrebungen. Solche Nahtstellen gibt es noch immer und immer noch spielen

Aspekte wie Rechtsstaat, Gefahrenabwehr, politische Opposition, Gewaltmonopol eine

wichtige Rolle. Noch immer will der Staat über das politische Denken und Handeln seiner

Bürger Wissen erlangen und noch immer unterstellt er seinen Bürgern die Heimlichkeit

mancher solcher politischen Bestrebungen und legitimiert seit fast zwei Jahrhunderten das

ebenso geheime Ausforschen seiner Bürger. Für Emsley steht fest, dass die Größe und

Vorgehensweise einer politischen Polizei dem Historiker mehr über die Ängste der Elite sagt,

als über die tatsächliche Gefährdung des Staates.3

Die Geschichte der politischen Polizei ist verbunden mit jahrzehntelanger Verfolgung

demokratischer Oppositioneller etwa im Preußen des 19.Jh., im Deutschen Bund, im

Kaiserreich und mit den Auswüchsen politischer Verfolgung der Gestapo und der Stasi im

vergangenen Jahrhundert. Wenn der Historiker D. Blasius schreibt, „in der deutschen

Geschichte begegnet man nicht nur Verbrechen gegen den Staat, sondern auch Verbrechen

des Staates“ 4 , dann ist bei diesen Verbrechen die politische Polizei oft ein wesentlicher

Akteur. Dennoch findet sie wenig Eingang in die historische Forschung.

                                                                                                               2 Seminar: Verräter, Attentäter, Anarchisten, Terroristen: Die Geschichte der politischen Kriminalität vom späten Mittelalter bis zur Moderne; Prof. Härter, Prof. Battenberg; Hannappel, Walther, SS 2012, TU Darmstadt. 3 Clive Emlsey: Political Police and the European Nation State in the Nineteenth Century, in: Mark Mazower (Ed.), The policing of politics in the twentieth century: Historical perspectives, 1997. S.20. 4 Dirk Blasius: Geschichte der politischen Kriminalität 1800 – 1980. Eine Studie zur Justiz und Staatsverbrechen, Frankfurt 1983. S. 11.

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Diese behandelt das Thema bisher nur sehr am Rande und selten epocheübergreifend.

Siemanns grundlegendes Werk über die politische Polizei von der Wende 18. zu 19. Jh. bis

zum Jahr 1866 ist zu nennen,5 auch Huber hat einen Blick auf das gesamte 19.Jh.

geworfen.6 Daneben gibt es Studien die das Thema berühren und solche, die politische

Polizei in einem eingegrenzten Zeitraum behandeln.7

Noch weniger historische Arbeiten befassen sich mit dem Thema für den Zeitraum seit

Gründung der Bundesrepublik.8 Die Institution Verfassungsschutz wird kaum historisch

betrachtet und wenn, dann nicht als politische Polizei.9 Die Gründe könnten darin liegen,

dass die Arbeit solcher Behörden im Geheimen abläuft, und sich der Staat nicht gerne in die

Karten seines sicherheitspolitischen Spiels schauen lässt und daher wenige Akten zum

Quellenstudium zur Verfügung stehen. Es ist weiterhin denkbar, dass vor allem in Bezug auf

die Zeit nach 1945 davon ausgegangen wird, es gäbe nach dem Trennungsgebot der

Siegermächte keine politische Polizei mehr. Foschepoths Untersuchungen zeigen allerdings,

                                                                                                               5 Wolfram Siemann: „Deutschlands Ruhe, Sicherheit und Ordnung“. Die Anfänge der politischen Polizei 1806-1866, Tübingen 1985. 6 Ernst Rudolf Huber: Zur Geschichte der politischen Polizei im 19. Jahrhundert, in: Nationalstaat und Verfassungsstaat. Studien zur Geschichte der modernen Staatsidee, Stuttgart 1965, S. 144-167 7 Karl Härter, Beatrice De Graf (Hg.): Vom Majestätsverbrechen zum Terrorismus – Politische Kriminalität, Recht, Justiz und Polizei zwischen Früher Neuzeit und 20. Jahrhundert, Frankfurt 2012. Blasius,D.: Geschichte der politischen Kriminalität 1800 – 1980. Eine Studie zur Justiz und Staatsverbrechen, Frankfurt 1983. Grässle-Münscher, Josef: Kriminelle Vereinigung. Von den Burschenschaften bis zur RAF, Hamburg 1991. Busch, H., Funk, A., Kauß, U., Narr, W-D., Werkentin, F.: Die Polizei in der Bundesrepublik, Frankfurt/New York 1985. Emsley, C.: Political Police and the European Nation State in the Nineteenth Century, in: Mark Mazower (Ed.), The policing of politics in the twentieth century: Historical perspectives, 1997. P. 1-25. Evans, R. (Hg): Kneipengespräche im Kaiserreich. Stimmungsberichte der politischen Polizei 1892-1914, Hamburg 1989. Florath, B., Mitter, A., Wolle, S. (Hg): Die Ohnmacht der Allmächtigen. Geheimdienste und politische Polizei in der modernen Gesellschaft, Berlin 1992. Funk, A.: Die Entstehung der Exekutivpolizei im Kaiserreich. in: Lange, H-J. (Hg.), Staat, Demokratie und Innere Sicherheit in Deutschland, Opladen 2000. Donald Eugene Emerson: Metternich and the political police. Security and subversion in the Hapsburg Monarchy (1815 – 1830), The Hague 1968.Hsi-huey Liang: The rise of modern police and the European state system from Metternich to the Second World war, Cambridge 1992. Dirk Riesener: Polizei und politische Kultur im 19. Jahrhundert. Die Polizeidirektion Hannover und die politische Öffentlichkeit im Königreich Hannover, Hannover 1996. Eberhard Weber: Die Mainzer Zentraluntersuchungskommission. Karlsruhe 1970. Reinhard Wilms: Politische Polizei und Sozialdemokratie im Deutschen Kaiserreich. Zur Tätigkeit der Politischen Polizei in der Provinz Hannover von der Zeit der Reichsgründung bis zum Ende des Sozialistengesetzes 1871 – 1890, Frankfurt 1992. Ernst Rudolf Huber: Zur Geschichte der politischen Polizei im 19. Jahrhundert, in: Nationalstaat und Verfassungsstaat. Studien zur Geschichte der modernen Staatsidee, Stuttgart 1965, S. 144-167. Gerhardt, P., Mallmann, K-M. (Hg): Die Gestapo. Mythos und Realität, Darmstadt 1995. Knöbl, W.: Polizei und Herrschaft im Modernisierungsprozess. Staatenbildung und innere Sicherheit in Preußen, England und Amerika 1700-1914, Frankfurt 1998., Lüdtke, A., Reinke, H., Sturm, M. (Hg): Polizei, Gewalt und Staat im 20. Jahrhundert, Wiesbaden 2011. Lüdtke, A. (Hg): „Sicherheit“ und „Wohlfahrt“. Polizei, Gesellschaft und Herrschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt 1992. Nolte, J.: Demagogen und Denunzianten. Denunziation und Verrat als Methode polizeilicher Informationserhebung bei den politischen Verfolgungen im preußischen Vormärz, Berlin 2007. Wolfram Siemann: „Deutschlands Ruhe, Sicherheit und Ordnung“. Die Anfänge der politischen Polizei 1806-1866, Tübingen 1985. Bereits Huber beklagt vor vier Jahrzehnten „es gibt keine einzige zusammenfassende historische (..) Darstellung dieses Sachkomplexes“ (Huber, S. 145) 8 Busch, Funk, Kauß, Narr und Werkentin sprechen von politischen Komissariaten und betrachten Staatschutz und politische Polizei synomym – zumindest im Register. Florath, Mitter und Wolle, führen „politische Polizei“ im Buchtitel. 9 Jens Niederhut, Uwe Zuber (Hg.): Geheimschutz Transparent? Verschlusssachen in staatlichen Archiven. Essen 2010, Wolfgang Buschfort: Geheime Hüter der Verfassung. Von der Düsseldorfer Informationsstelle zum ersten Verfassungsschutz der Bundesrepublik (1947 – 1961), Paderborn 2004.

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dass die Realität in der Adenauerzeit eine andere war und daher wird auf seine Ergebnisse

eingegangen.10

Weshalb sich Historiker mit der Geheimhaltung solcher Akten geräuschlos abfinden

erscheint rätselhaft. Die verhaltene Reaktion der Zunft auf den Aufruf von Rainer Blasius in

der FAZ im Jahre 2010 stimmt nachdenklich.11

Hauptteil

1) Hintergrund

Die politische Polizei entstand in Preußen und anderen Staaten des Deutschen Bundes vor

dem Hintergrund großer gesellschaftlicher Veränderungen. Die von Hobsbawm

beschriebene politische und ökonomisch-technische Doppelrevolution war zu Beginn des

19.Jh. bereits in vollem Gange. Aus der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft bildete sich

eine bürgerliche Klassengesellschaft heraus und somit änderten sich die Bedingungen und

Voraussetzungen von Herrschaft.12 Die entstehende bürgerliche Öffentlichkeit begann den

Staat und dessen Handeln kritisch wahrzunehmen. Teile des Bürgertums politisierten sich

und strebten nach Herrschaftspartizipation. Die politische Polizei entstand gleichzeitig mit der

modernen allgemeinen Polizei. Die spätabsolutistische, monarchistische Herrschaft wurde

bis zur Mitte des 19. Jh. gestützt durch eine rechtlich ungebundene, ausschließlich den

Interessen des monarchischen Souveräns gehorchende, politischen Polizei.13 Für A. Funk ist

die politische Polizei des 19.Jh. „Ausdruck eines generellen Exekutivvorbehaltes des Staates

gegen die potentielle Gefährdung durch die bürgerliche Gesellschaft.“ 14

Ihr Ziel war der herrschaftliche Status quo, die Verhinderung der Demokratie, die

Bekämpfung bürgerlicher Partizipation und jeglicher politischer Aktivität. Sie war gegen die

gesamte Bevölkerung gerichtet, und prinzipiell war wegen des generalpräventiven Ansatzes

                                                                                                               10 Josef Foschepoth: Staatsschutz und Grundrechte in der Adenauerzeit. in: Jens Niederhut, Uwe Zuber (Hg.): Geheimschutz Transparent? Verschlusssachen in staatlichen Archiven. Essen 2010, S.27 – 58. 11 http://www.faz.net/frankfurter-allgemeine-zeitung/politik/leitartikel-das-streng-geheime-deutschland-11036033.html (vom 29.09.2012). Dass sich historische Forschung auch unabhängig von der Generosität staatlicher oder militärischer Verwaltungs- und Herrschaftselite betreiben lässt beweist z.B. Ganser mit der Untersuchung: Nato Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung, Zürich 2008. siehe auch: Dominik Rigoll: Rezension zu: Niederhut, Jens; Zuber, Uwe (Hrsg.): Geheimschutz transparent? Verschlusssachen in staatlichen Archiven. Essen 2010, in: H-Soz-u-Kult, 16.09.2011, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2011-3-166>. 12 R. Pröve: Bürgergewalt und Staatsgewalt. Bewaffnete Bürger und vorkonstituelle Herrschaft im frühen 19.Jahrhundert. in: Lüdtke, Reinke, (Hg.), Polizei, Gewalt und Staat im 20.Jahrhundert, Wiesbaden 2011, S. 61 – 80, hier: S. 62. 13 A. Funk: Die Entstehung der Exekutivpolizei im Kaiserreich. in: Lange, H-J. (Hg.), Staat, Demokratie und Innere Sicherheit in Deutschland, Opladen 2000, S. 11-28, hier S. 16. 14 Ebd.: S. 16.

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jeder ein möglicher Staatsfeind. Es wird nicht abgestritten, dass es auch echte

Revolutionsangst einiger Regenten und wirkliche Revolutionsversuche gegeben hat.

Allerdings ist vorstellbar, dass just die repressiven, gegen die bürgerlichen Freiheiten

gerichteten Maßnahmen nicht wenige Menschen erst zu der Überzeugung geführt haben,

dass die Zeit für eine andere Art der Herrschaft nun gekommen sei.

Nach Jessen war die politische Polizei ein „geheimer Apparat zur Gewinnung, Ordnung und

Auswertung von Informationen.“ 15 Für Funk hat die „Art und Weise wie das staatliche

Gewaltmonopol zwischen 1866 und 1914 bürokratisch und rechtlich organisiert wurde (...)

die deutsche Polizei bis in die 70er Jahre der BRD bestimmt.“ Die Grundmuster der

deutschen Polizei wären seit ihrer Entstehung in der Kaiserzeit, weder durch innere

Reformen noch durch Europäisierungstendenzen verändert worden.16

2) Methoden und Charakteristika

Ein kurzer Blick auf die, sämtlich im 19.Jh. entwickelten, Methoden, Arbeitsweisen und

Charakteristika der politischen Polizei, soll helfen die weitere Entwicklung solcher Behörden

im 20.Jh. einzuordnen. Nach Nolte ist die Aufgabe der politischen Polizei die Abwehr von

Gefahren, die den Staat oder seine Verfassung bedrohen, unabhängig von Zeit oder

Staatsform.17 Wichtige Methoden und Eigenschaften der politischen Polizei hat Siemann18

beschrieben. Die folgende, stark zusammenfassende (und dadurch undifferenzierte)

Darstellung basiert neben Siemann auf Huber und Nolte.19

Ein wichtiges Merkmal der politischen Polizei ist ihre Ausrichtung auf die Prävention. Es kam

auf die rechtzeitige, vollständige und zuverlässige Information an und zwar nicht nur von

bereits erkannten Gegnern, in all ihren Bewegungen, sondern von noch unbekannten

Gegnern. Gefahrenabwehr als Präventivmaßnahme und wichtige Aufgabe richtet sich auf

den inneren, noch unbekannten Feind. Es muss also eine Ausspähung auf generellen

Verdacht stattfinden. Jedermann ist potentieller Staatsfeind, die Arbeit der politischen Polizei

ist pauschal gegen die Bevölkerung gerichtet. Nach Huber ist die geheime Staatstätigkeit

                                                                                                               15 Ralph Jessen: Polizei im Industrierevier, Göttingen 1992, S. 39. So definiert sind Staats- und Verfassungsschutz auch heute noch politische Polizei. Deren Existenz ist zwar nicht geheim gehalten, aber ihre Arbeit. Noch bis in 1980er Jahre wurden keine Angaben zum Personalbestand gemacht. 16 Funk: Die Entstehung der Exekutivpolizei im Kaiserreich, S.12. 17 J. Nolte: Demagogen und Denunzianten. Denunziation und Verrat als Methode polizeilicher Informationserhebung bei den politischen Verfolgungen im preußischen Vormärz, Berlin 2007, S. 176, (bei Nolte nicht unterstrichen). 18 Siemann 1985. 19 Nolte 2007, Ernst Rudolf Huber: Zur Geschichte der politischen Polizei im 19. Jahrhundert, in: Nationalstaat und Verfassungsstaat. Studien zur Geschichte der modernen Staatsidee, Stuttgart 1965, S. 144-167.

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dem Recht entzogen, geheim ist gleichzusetzen mit rechtsfrei.20 Ans Licht der Öffentlichkeit,

so Huber, kommen nur die Missgriffe, Betriebsunfälle und Kunstfehler der Protagonisten.21

Die politische Polizei des 19.Jh. war allzuständig, ubiquitär, ressortübergreifend

weisungsbefugt, das gesamte Staatsgebiet einbeziehend, auf jeden Gegenstand, jede

Einrichtung, jede Anstalt und jedes Unternehmen, und jedes Ereignis ausgerichtet. Ihre

Maxime war der Generalverdacht und sie erlangte epocheprägende Bedeutung.

Ihre Methoden waren das Belauschen von Personen/Gesprächen auf öffentlichen Plätzen, in

Kneipen, Bordellen u.v.m., der Aufbau eines flächendeckenden Systems des Einsatzes von

V-Leuten, Spitzeln oder agents provocateurs (Lockspitzel). Es wurde eine heimliche und

umfassend gründliche Kontrolle des gesamten Postsystems aufgebaut, um die Briefe,

welche lange Zeit fast die einzige Kommunikationsmöglichkeit der Bevölkerung darstellten,

zu kontrollieren und zu zensieren.22 Die Hausdurchsuchung wurde zum Standard, um durch

das Mittel der Beschlagnahme von Dokumenten, Papieren, Notizen, u. ä. Beweismittel zu

sichern. Durch Verhaftung und Verhör sollten Aussagen, Geständnisse erlangt und

Widersprüche aufgedeckt werden. Auch die möglichst vollständige Überwachung aller

Reisenden, das Einsickern in Vereine und das Erstellen „schwarzer Listen“ mit Verdächtigen,

gehörte zum Repertoire der politischen Polizeibeamten.

Das Mittel der Denunziation setzte auf die Bereitschaft der Bevölkerung den Nachbar, den

Verwandten, den Konkurrenten, den Kollegen oder andere bei den Behörden

anzuschwärzen.23 Alle diese Methoden und Techniken sind auch zeitgeschichtlich aktuell,

bilden eine eigene Kontinuitätsdimension. Einige wurden von der „gewöhnlichen“ Polizei

übernommen. Auch heute noch interessiert sich der Staat durch seine Polizeibehörden vor

allem für die Kommunikation seiner Bürger. Durch den technischen Fortschritt im Bereich

EDV, der optischen Überwachung und der Datenvernetzung kam es zu einer geradezu

kambrischen Explosion der technischen Überwachungs- und Datenabgleichs und

Speichermöglichkeiten. Die heutigen „schwarzen Listen“ der Behörden, (z.B. INPOL, NADIS,

PIOS, LIMO, REMO, AUMO) sind nicht nur mit Namen und biografischen Beschreibungen

gefüllt. Polizeiliche Dateie wurden bereits im 19.Jh. durch fotografische und daktyloskopische

Methoden und im 20.Jh. durch genetische und biometrische Methoden der

Informationsgewinnung ergänzt. Für Busch, Funk, Kauß, Narr, Werkentin „lässt sich die

                                                                                                               20 Huber 1965, S. 146. 21 Ebd. 22 das preußische Postwesen war systematisch und flächendeckend durchsetzt mit Mitarbeitern der politischen Polizei. Es kam zu personellen Drehtüreffekten zwischen leitenden Postbeamten und Beamten der politischen Polizei. Alternative Kommunikationswege wie beispielsweise wandernde Gesellen, die als Boten fungieren konnten, wurden bekämpft; das Wandern der Gesellen schlicht verboten. Erst mit dem Aufkommen der Eisenbahn schwand die überragende Rolle der Postkontrolle. 23 vergl. Nolte 2007.

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Geschichte der Polizei als Geschichte ihrer zunehmenden Fähigkeit, Informationen zu

gewinnen und zu verarbeiten“ verstehen.24

Ein wichtiger Aspekt ist die Definitionsmacht der politischen Polizei. Sie wirkt auf allen

Ebenen und kann nicht hierarchisiert werden. Selbst der unterste Dienstgrad besitzt diese

Definitionsmacht. Blasius merkt an, dass es nicht nur eine politisch motivierte, sondern auch

eine politisch definierte Kriminalität gibt.25 Emsley stellt fest, dass gerade bei der politischen

Polizei die Persönlichkeit und die persönliche politische Überzeugung (personal ideology)

von entscheidender Bedeutung ist.26 Bei einem Diebstahl oder gewöhnlichen Mord ist die

politische Einstellung des mit der Untersuchung beauftragten Beamten kaum von

Bedeutung, bei der Beurteilung einer möglichen politischen Gefahr dafür um so mehr.

3) Tendenzen

3 a) Instrumentalisierung

Die verschiedenen politischen Polizeien der Staaten des Deutschen Bundes waren

Instrumente gegen die bürgerliche Opposition. Siemann spricht beispielsweise von der

buchstäblichen Kriminalisierung oppositioneller Vereine „mit demokratischen Tendenzen.“ 27

Blasius beschreibt einen „breiten Strom staatlich induzierter Kriminalisierung des politischen

Gegners“ 28

Durch Konzentration und Institutionalisierung wurden die staatlichen Abwehrenergien

gebündelt und weiterentwickelt. Die politische Polizei war keine bereits existierende

Institution, die später etwa neue Aufgaben bekam, sie wurde – im Gegenteil - zum Zweck der

Unterdrückung von Bestrebungen sich politisch zu organisieren erst erfunden und begründet.

Jegliche Organisiertheit –wenn sie verdächtigt wurde politisch zu sein -war Ziel solcher

Behörden. Politischer Widerstand wurde als politische Kriminalität gedeutet. Härter und De

Graaf beschreiben den Staatsschutz als eine Instanz, die sich auch um die Verfolgung des

politischen Gegners kümmerte und die politischen Polizeien auch als Institutionen sozialer

Kontrolle.29

                                                                                                               24 H. Busch, A. Funk, U. Kauß, W-D Narr, F. Werkentin: Die Polizei in der Bundesrepublik, Frankfurt/New York 1985, S. 116. 25 Blasius 1983, S. 12. 26 Emsley 1997, S. 2. 27 Siemann 19985, S. 233. 28 Blasius 1983, S. 16. 29 Karl Härter, Beatrice De Graaf (Hg.): Vom Majestätsverbrechen zum Terrorismus – Politische Kriminalität, Recht, Justiz und Polizei zwischen Früher Neuzeit und 20. Jahrhundert, Frankfurt 2012, S. 8.

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Die Entwicklung verlief in der ersten Hälfte des 19.Jh. nicht gradlinig. Phasen größer

werdender innenpolitischer Freiheiten wechselten sich ab mit Phasen strenger Verfolgung.

Die spätabsolutistischen bis konstitutionellen Monarchen wollten den Teil der Macht, den die

Gesellschaft immer lauter für sich beanspruchte, nicht verlieren. Die politische Polizei als

Machtinstrument in den Händen des Souveräns, war Teil einer Abwehstrategie. Wenn auch

die Institutionen im Bereich des Deutschen Bundes nicht stabil waren und ihre Existenz

durch Änderungen der politischen Großwetterlage oder auch durch die Revolution

unterbrochen wurde, so entwickelte sich dennoch eine Art institutionelles Gedächtnis, das

auf jahrzehntelangem trial & error, einem Lernprozess im Umgang mit der Aushorchung,

Auskundschaftung von Belastendem in Verbindung mit der bemerkenswerten personellen

Kontinuität der leitenden Beamten basierte. Siemann legt nahe, dass die Schnelligkeit und

Gründlichkeit der Reaktion nach der Revolution von 1848, den bereits vor der Revolution seit

zwei Generationen geschulten politischen Polizeibeamten zuzuschreiben ist.30 Gerade die

personelle Kontinuität bleibt, im Bereich der politischen Polizei, selbst ein kontinuierliches

historisches Phänomen.

Siemann spricht von einer Modellhaftigkeit der Formen der politischen Polizei der Jahrzehnte

des Polizeivereins für die politische Polizei der Bismarckzeit und beschreibt die „Bündelung

der Beobachtungen (...) beim Polizeipräsidium Berlin, periodischer politisch-polizeilicher

Nachrichtenaustausch und vertrauliche Datensammlungen“ als Aufgabenfeld einer

professionellen und institutionalisierten politischen Polizei.31 Nach Jessen war die politische

Polizei zu dieser Zeit ein Instrument der „Abwehrpolitik“ eines semi-absolutistischen

autokratischen Pseudo-Konstitutionalismus, welche in vorderster Front die Privilegien der

alten und neuen Eliten gegen das erstarkende Selbstbewusstsein der Arbeiterbewegung

verteidigt hat.32

Nach der Reichsgründung kam es in der frühen Bismarckzeit zu „einem Klima politischer

Inquisition“ an dem neben der Justiz auch die politische Polizei ihren Anteil hatte.33 Auch

Knöbl spricht allgemein von Instrumenten des Staats, die sich „feindselig gegenüber allen

politischen Aktivitäten zeigten“ 34 und vergleicht dies mit den Polizeistrukturen in den USA

                                                                                                               30 Siemann S. 464. 31 Siemann S. 468, Diese Modellhaftigkeit bleib auch für das 20.Jh. erhalten, die bloße organisatorische Trennung in Staats- und Verfassungsschutz war eine Reaktion der Alliierten Besatzungsmächte auf die Gestapo und nicht auf die Modellhaftigkeit und die historisch-institutionelle Kontinuität der politischen Verfolgungsbehörden seit der Zeit der Karlsbader Beschlüsse. 32 Jessen 1992, S. 13. 33 Blasius S. 56. 34 W. Knöbl: Polizei und Herrschaft im Modernisierungsprozess. Staatenbildung und innere Sicherheit in Preußen, England und Amerika 1700-1914, Frankfurt 1998, S. 286.

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und in England. Nach Jessen trat die Polizei im Kaiserreich als „Agentin eines sozial

selektiven Disziplinierungsprogramms (...) auf.“ 35

Auch und gerade im 20.Jh. lassen sich ebenso Beispiele für die Instrumentalisierung der

politischen Polizei finden. So haben die Nationalsozialisten beim Aufbau der Diktatur,

Sicherung der nationalsozialistischen Herrschaft und bei der Durchführung der Verbrechen

gegen Minderheiten und Gegnern ihrer Weltanschauung sich einer institutionalisierten,

mächtigen politischen Polizei bedient.36 Auch die politische Polizei der DDR war Instrument

der SED Diktatur.37 Die politischen Polizeien des Staats- und Verfassungsschutzes der

jungen Bundesrepublik waren Instrumente des Antikommunismus der Adenauer-Ära.38 Die

Instrumentalisierung der politischen Verfolgungsbehörden durch die jeweiligen Machthaber

kann also als historische Konstante betrachtet werden und sie verwundert auch nicht.

Bemerkenswert erscheint in diesem Zusammenhang auch die Tendenz, dass selbst bei

tieferen historischen Brüchen, die neuen Machthaber auf dieses eindeutige Machtinstrument

nicht verzichten wollen: So hatten die Sozialdemokraten im Kaiserreich zwar jahrzehntelang

unter der Verfolgung durch die preußische politische Polizei zu leiden und forderten lautstark

die Schließung dieser Behörde, als sie aber 1919 selbst an die Macht kamen, beschloss die

SPD Führung die Schließung nur vorzutäuschen und betrieb die politische Polizeiarbeit nun

getarnt weiter.39

3 b) Symbiosetendenz

Eine politische Polizeibehörde benötigt eine Legitimation für ihre Existenz und diese darf

nach Außen nicht mit der Instrumentalisierung in kausalem Zusammenhang stehen. Die

Exekutive begründet die Schaffung oder den Ausbau der Staatsschutzorgane mit dem

Vorhandensein einer Gefahr für den Staat. Würde die politische Polizei ihren Auftrag zu

100% erledigen und die Gefahr bändigen, dann hätte sie damit ihre Legitimation gleichsam

mit erledigt. So spricht etwa der Historiker A. Graf davon, dass der preußischen politische                                                                                                                35 Jessen, R.: Polizei und Gesellschaft. Zum Paradigmenwechsel in der Polizeigeschichtsforschung, in: Gerhardt, P., Mallmann, K-M. (Hg): Die Gestapo. Mythos und Realität, Darmstadt 1995, S. 19 – 43, hier: S. 41 36 vergl. Gerhardt, P., Mallmann, K-M. (Hg): Die Gestapo. Mythos und Realität, Darmstadt 1995. 37 vergl. Jens Gieseke: Die Stasi 1945 – 1990, München 2011. 38 vergl. Josef Foschepoth: Staatsschutz und Grundrechte in der Adenauerzeit. in: Jens Niederhut, Uwe Zuber (Hg.): Geheimschutz Transparent? Verschlusssachen in staatlichen Archiven. Essen 2010, S.27 – 58. 39 C. Graf: Kontinuitäten und Brüche. Von der Politischen Polizei der Weimarer Republik zur Geheimen Staatspolizei, in: Paul, G., Mallmann, K-M. (Hg), Die Gestapo. Mythos und Realität, Darmstadt 2003, S. 73 – 83, hier S. 73. (einen Hinweis auf die heutige Praxis gibt der Fall Simon Brenner. Der Skandal um den verdeckten Ermittler des Baden-Würtembergischen Staatsschutzes ging 2010 durch die Presse. Lautstark forderten die Grünen Aufklärung durch die Einberufung einer parlamentarischen Untersuchungskommission. Als die Grünen 2011 selbst Teil der Landesregierung wurden, war die Forderung nach Aufklärung plötzlich vom Tisch. (http://www.fr-online.de/politik/spitzel-affaere-das-schweigen-der-maechtigen,1472596,10970044.html vom 03.10.2012))

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Polizei schon zu Beginn der 1880er Jahre, so viele Erkenntnisse über die Anarchisten

vorlagen, dass sie diese jederzeit vollständig ausschalten hätte können.40

Nolte schreibt „politische Polizei und Nachrichtendienste benötigen die Gefahr, zu der sie

berufen sind, häufig selbst, sei es um die eigene Existenz zu rechtfertigen, oder um andere

politische Ziele zu Verfolgen.“ 41 Werkentin vertritt die These, dass die Behörden keineswegs

„ein besonders starkes Interesse daran haben, ihre Gegner völlig auszuschalten. Ihre

Existenz, ihr Wachstum, ihre Bedeutung ist symbiotisch abhängig von der Größe und Stärke

des Gegners.“ 42 Diese Symbiosebereitschaft liegt in der Logik der Idee einer von Oben nach

Unten gerichteten Institutionalisierung von Gewalt und Kontrolle und ist in allen Epochen

ihrer Existenz zu finden. In der „Lernphase“ der politischen Polizei in der ersten Hälfte des

19.Jh. wurden politische Polizeibehörden, nachdem ihre Aufgabe erledigt war, noch

abgewickelt. Die Ausnahme bildet die Habsburgmonarchie, hier waren die politisch

„polizeilichen Abwehrbewegungen am meisten stabil, differenziert, systematisch und

stringent (...).“ 43 Mit der Reichsgründung war der Lernprozess allerdings abgeschlossen. Die

Institutionen wurden nun dauerhafter und wurden nur durch Krieg oder Revolution

unterbrochen, nicht aber durch liberale Bestrebungen der Bürger oder der Machthaber.

3 c) Verselbständigungstendenz

Ist ein politisch-polizeilicher Verfolgungsapparat erst einmal geschaffen und in einer

symbiotischen Beziehung mit einer „Zielgruppe“, so ergeben sich weitere Effekte aus einer

der Methoden, welcher sich politisch-polizeiliche Präventionsarbeit bedient: dem Einsatz von

V-Leuten und oder agents provocateurs. Diese sahen sich oftmals zu einer besonderen

Radikalität legitimiert, um in der Zielgruppe anerkannt zu werden. Somit verfälschten sie die

tatsächliche Radikalität der auszukundschaftenden Gruppe in den Augen und Ohren anderer

Spitzel, und sie ermutigten gemäßigte Gruppenangehörige, sich ebenfalls zu radikalisieren.

Nolte spricht von einer „Dynamik des Spitzelsystems“, welche zu einer Radikalisierung

führte, die von den Verfolgungsbehörden zuerst selbst ausgelöst wurde, dann aber nicht

mehr zu kontrollieren war.44 Außerdem besaßen die V-Leute verschiedene und eigene

Motivationen, etwa finanzieller Art oder angstgetriebene, die erwartete Information auch

                                                                                                               40 A. Graf:: Die politische Polizei und die Verfolgung des deutschen Anarchismus (1898 bis 1914) in: Florath, B., Mitter, A., Wolle, S. (Hg), Die Ohnmacht der Allmächtigen. Geheimdienste und politische Polizei in der modernen Gesellschaft, Berlin 1992, S. 36 – 45, hier S. 41. 41 Nolte, S. 94. 42 Werkentin F.: Die politische Moral der Bundesdeutschen und die Effektivität der Dienste, in: Florath, B., Mitter, A., Wolle, S. (Hg.): Die Ohnmacht der Allmächtigen. Geheimdienste und politische Polizei in der modernen Gesellschaft, Berlin 1992, S. 241 – 262, hier S. 251. (Werkentin nennt hier beispielsweise die symbiotischen Verflechtungen der Ämter für Verfassungschutz mit der rechtsradikalen Szene. Und dies bereits im Jahre 1992! 43 Siemann, S. 460. 44 Nolte, S. 337.

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tatsächlich zu liefern. Waren dann allerdings mehrere, unabhängige politische

Polizeibehörden, wie beispielsweise die des Deutschen Bundes, und weitere mögliche

Polizei- oder Geheimdienste des Auslands, beteiligt, ergab sich ein Effekt, den Nolte

beschrieben hat: Gefahrenermittlung und Gefahrenprognose schaukeln sich gegenseitig

künstlich auf.45 Nolte stellt klar, dass bereits in der ersten Hälfte des 19. Jh. durch die große

Zahl der verschiedenen beteiligten politischen Polizeien die politische Opposition zum Teil

selbst erzeugt wurde.46

3 d) Zentralisierungstendenz

Ausgehend von der historischen Zersplitterung der deutschen Staaten ergab sich bereits zu

Beginn des Deutschen Bundes eine klar erkennbare Tendenz die Nachteile dieser

Kleinstaaterei, vor allem im Hinblick auf die Verfolgung von politischer Kriminalität, durch

neue Formen der Kooperation zu kompensieren. Die zunehmende Mobilität der Menschen

erschwerte deren Überwachung, Kontrolle und Verfolgung. Der Deutsche Bund war, neben

der Bundesversammlung, nicht gerade üppig ausgestattet mit Bundesinstitutionen. Nur bei

der Verfolgung politischer Kriminalität gab es mit der Mainzer „Zentralkommission zur

Untersuchung hochverräterischer Umtriebe“, wenige Jahre nach dem Wiener Kongress und

Aufgrund der Karlsbader Beschlüsse eine zentralisierte Bundesinstitution, die mit ihrer Arbeit

neue Wege bundesstaatlicher Zusammenarbeit aufzeigte.47 Die Mainzer Kommission

erledigte ihre Arbeit geräuschlos und erfolgreich und legte 1827 ihren Abschlussbericht vor.

Huber merkt an, dass in diesem Bericht die Opposition „so gut wie vollständig erfasst

wurde“.48

Nach den Auswirkungen der Julirevolution 1830, vor allem aber der Frankfurter

Wachensturm 1833 regte Metternich abermals die Schaffung einer solche Bundesbehörde

an. Die Frankfurter Zentraluntersuchungsbehörde wurde durch Bundesbeschluss 1833

gegründet,49 und wirkte nach Außen als Justizbehörde. Sie erweiterte ihren Arbeitsbereich

                                                                                                               45 Ebd. 46 Ebd.: S. 338, Außerdem ist zumindest denkbar, dass sich eine professionalisierte, mit Spezialisten ausgestattete Behörde, die sich als Teil einer Polizei-Avantgarde sieht und sich neue Tätigkeitsbereiche selbst sucht. So kann das besprühen einer Hauswand mit einer provokanten Parole einerseits als Sachbeschädigung verfolgt werden, eine politische Polizei wird darin aber eine politisch motivierte Straftat sehen und Anlass haben hier tätig zu werden. Die nun zusätzlich entstehenden Fallzahlen solcher Kriminalität tragen wiederum zur Legitimation der Behörde bei. Vergleicht man Noltes historische Einsichten mit Pressemeldungen zum großen Polizei-, Staats- und Verfassungsschutzskandal der Gegenwart, so fallen Parallelen auf. So soll die rechtsextreme Organisation Thüringer Heimatschutz in den 1990er Jahren von bis zu 40 V-Leuten und Spitzeln durchsetzt gewesen sein. Bekanntermaßen scheiterte im Jahr 2003 der Versuch die NPD verfassungsgerichtlich zu verbieten am hohen Anteil der V-Leute in den Führungsgremien dieser Partei. 47 vergl.: Siemann 1985. 48 Huber, S. 151. 49 Siemann, S. 95.

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wie zuvor die Mainzer Behörde auf die Ermittelung nicht nur bereits verübter Straftaten,

sondern auf die Fahndung nach neuen revolutionären Umtrieben. Ohne Zustimmung dieser

Behörde konnte im Deutschen Bund kein Untersuchungshäftling auf freien Fuß gesetzt

werden.50 Metternich und andere erkannten die Vorzüge einer politisch-polizeilichen

zentralen Bundesinstitution und wollten diese nach Erledigung ihrer Arbeit weiter bestehen

lassen. Nach dem kurzen Intermezzo des südwestdeutschen Polizeivereins 1847 kam es

mit dem 1851 gegründeten Polizeiverein zu einer weiteren politisch-polizeilichen Institution51.

Siemann betont den ausgesprochen geheimpolizeilichen Charakter dieser Einrichtung.52

In der Bundesrepublik wurden mit dem Bundesverfassungsschutz und den Staatsschutz

Abteilungen des Bundeskriminalamtes zwei zentrale Behörden geschaffen, welchen die

Aufgabenstellungen einer politischen Polizei ausführen.53 Auch alle Bundesländer weisen

diese Dopplung auf.

3 e) Verrechtlichungstendenz

Reinhard berichtet, die süddeutschen Länder hatten zwischen 1863 und 1871 erstmals

polizeiliche Arbeit an Gesetze gebunden, Preußen erst ab 1882.54 Dennoch blieb die

Beziehung von Rechtsordnung und Polizeiarbeit bis ins 20. Jh. nicht geklärt.55 In der

Vormärz Epoche stand die politische Polizei außerhalb des Rechts. Es gab zwar einen

gesetzlichen Auftrag aber keine gesetzlichen Schranken. Exemplarisch mögen hier zwei

Äußerungen von Pionieren der politischen Polizei im 19.Jh. gelten: So der erste

Polizeipräsident Berlins Justus Gruner: „Polizei verfehlt ihren Zweck, wenn sie juristische

Formen zu beachten hätte“ 56 Während vom führenden preußischen Demagogenverfolger

(laut Siemann) Tzschoppe die Formulierung überliefert ist, „die Polizei trete da ein, wo die

Gesetze sonst nicht ausreichten“.57 Im Zuge der Entstehung des bürgerlichen Rechtsstaates

nach der Revolution von 1848 begann eine zunehmende Verrechtlichung der Grundlagen

der Arbeit der politischen Polizei. Es gab starke liberale Strömungen in der Justiz und in der

Gesellschaft dafür zu sorgen, dass zum Schutze vor Willkürhandlungen, rechtliche Grenzen

einzubinden seien.

                                                                                                               50 vergl.: Siemann 1985. 51 Sieman, S. 247. 52 Ebd.: S. 270. 53 Die historische Zersplitterung und der föderale Charakter der Bundesrepublik sind Gründe für das heutige Vorhandensein von 36 verdeckt arbeitenden, politisch-polizeilichen Behörden. Dabei sind die Geheimdienste BND und MAD nicht mitgezählt, dennoch könnte diese Häufung potentiell oder tatsächlich „geheim“ operierender Behörden im Verhältnis zur Größe des Staates ein weltweites Alleinstellungsmerkmal darstellen. 54 Wolfgang Reinhard, Geschichte der Staatsgewalt: Eine vergleichende Verfassungsgeschichte Europas von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 2002, S. 370. 55 Ebd.: S. 363. 56 zitiert nach Nolte: S.190. 57 Ebd.

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Für Emsley ist der entstehende Rechtsstaat im Grunde eine Legitimierung und

Umdefinierung (legitimizing and redefining) des vorhandenen autoritären Regimes.58 Lüdtke

spricht von der Funktion einer rechtsstaatlichen „Legitimation als Maske“ für fortgeführte

„diskriminierende Gewalttätigkeit.“ 59 Aus dieser Zeit stammen auch die ersten polizeilichen

Generalklauseln, die auch die präventive Arbeit der politischen Polizei im Bereich der

Gefahrenabwehr, auf rechtliche Grundlagen stellte. Die polizeilichen Generalklauseln als

„Auffangklauseln“ haben ebenso wie die Behörden, die sich auf sie beziehen, alle Brüche der

deutschen Geschichte überstanden und existieren bis in die Gegenwart.

Es sind zwei Formen der Verrechtlichung auszumachen: die nachträgliche Legalisierung von

bereits erfolgender Fahndungspraxis und die Weiterungen und Verschärfungen durch

Gesetze, die –meist im Zuge der „symbolisch-medialen“ Aufarbeitung eines Attentates oder

eines terroristischen Anschlages- den Sicherheitsbehörden neue Kompetenzen,

Möglichkeiten oder Instrumente zugestanden haben.60 Das Attentat auf Kotzebue durch den

Studenten Sand und die darauf folgenden Karlsbader Beschlüsse und die Mainzer

Zentralkommission; das Hambacher Fest und der Frankfurter Wachensturm und die folgende

Frankfurter Zentralkommission, die Attentate auf Kaiser Wilhelm I und die folgende

Sozialistengesetzgebung, die Anschläge der RAF und die folgende Antiterrorgesetzgebung

der 1970er Jahre, - auf alle diese Vorfälle und die dazugehörige sicherheitspolitische

Aufrüstung/Verschärfung passt das berühmte Metternich Zitat „Meine Sorge geht dahin, der

Sache die beste Folge zu geben (...)“ 61

Es ist erkennbar, dass die gleichen Muster eine die Jahrhunderte überdauernde Tradition

bilden und die politische Polizei davon profitiert, mehr Kompetenzen erhält, weniger

rechtliche Beschränkungen erfährt und sich daraus ein Machtzuwachs ergibt, der eng an das

Zustandekommen von terroristischen Anschlägen gebunden ist. Die Polizei kann nicht

besser legitimiert sein als der Staat, dessen Organ sie ist. 62

                                                                                                               58 Emsley, S. 15. 59 A. Lüdtke: „Gemeinwohl“, Polizei und „Festungspraxis“. Staatliche Gewaltsamkeit und innere Verwaltung in Preußen.1815 – 1850, Göttingen 1982, S. 24. 60 vergl.: Härter/De Graaf 2012. 61 Blasius, S. 29, Härter und De Graaf führen als Beispiele für Gesetzesverschärfungen und Erweiterung der politischen Polizei die Karlsbader Beschlüsse 1819, das Sozialistengesetz 1878 und die Anarchistengesetze der 1890er Jahre auf. (Härter/De Graaf 2012, S. 9) 62 C. Gusy, G. Nitz: Vom Legitimationswandel staatlicher Sicherheitsfunktionen. In: Hans-Jürgen Lange (Hg.), Staat, Demokratie und Innere Sicherheit in Deutschland. Opladen 2000, S. 335 – 354, hier: S. 340.

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3 f) Ausbreitungstendenz

Ein Hauptmerkmal der politischen Polizei der Staaten des Deutschen Bundes war ihre

Ausrichtung auf die Prävention. Nicht die begangene Straftat war der Anfangspunkt von

Ermittlungen, sondern die noch nicht begangene Tat, die sich gegen den Staat richtet. War

eine politisch verfolgende Institution für einen bestimmten Zweck erst einmal geschaffen, so

weitete sich ihr ursprüngliches Feld der Beobachtung allmählich aus. Die politische Polizei im

Deutschen Bund legte nach den Karlsbader Beschlüssen ihr Hauptaugenmerk auf die

Burschenschaften und Universitäten63, dann kamen die Handwerksgesellen und die

oppositionellen Literaten der 1830er Jahre an die Reihe das bürgerliche Pressewesen, das

gesamte Vereinswesen in den Blick solcher Behörden und schließlich die beginnende

Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung64. Im zeitgeschichtlichen Kontext wird deutlich, dass

sich solcher Art Weitungen des Beobachtungsfeldes auch in der Bundesrepublik ergeben

haben. Nachdem der Gesetzgeber Mitte der 70er Jahre den Straftatbestand „Terroristische

Vereinigung“ geschaffen hatte, kamen nach den tatsächlichen Unterstützern der RAF in den

80er Jahren vermehrt alle möglichen linken radikaleren Gruppen ins Visier des Staats- und

Verfassungsschutzes: Hausbesetzerszenen, Tierschützer, Atomkraftgegner, Gegner von

Industrie bzw. Infrastrukturprojekten wie der Startbahn West, Kriegsdienstverweigerer. 65

Hatte die „schwarze Liste“ der Frankfurter Zentraluntersuchungskommission noch die Daten

von ca. 2000 in Verfahren verwickelte Personen zentral gesammelt 66, kam die preußische

politische Polizei im Zuge der Anarchismusbekämpfung bereits auf 35 000 Personen.67 Die

bekannte Sammelwut der Stasi kann demgemäß zwar als Sonderentwicklung gelten, aber

die in den 1980er Jahren gespeicherten Daten von 3 Millionen Bürgern in den Datenbanken

der Staats- und Verfassungsschutzbehörden lassen eine eindeutige historische Tendenz

erkennen, die sich nicht allein mit einer Zunahme der Bevölkerung oder der Annahme einer

tausendfach gesteigerten politischen Kriminalität der Bevölkerung erklären lassen.68

                                                                                                               63 Siemann, S. 26. 64 Siemann, S. 27. 65 vergl: Grässle-Münscher 1991. 66 Siemann, S.98. 67 Herbert Reinke: Policing politics in Germany from Weimar to the Stasi in In: The policing of politics in the twentieth century: historical perspectives / ed. by Mark Mazower, Oxford 1997 1997. – S. 91-106, hier S. 93. 68 Grässle-Münscher 1991, S. 173.

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4) Übergänge

Eine kurze Betrachtung der Entwicklung der politischen Polizei im 20. Jh. benennt

Zusammenhänge zwischen den zahlreichen Brüchen deutscher Staatlichkeit einerseits und

der historischen Kontinuität der institutionalisierten politischen Polizei andererseits.

Verschiedene Historiker zeigen personelle, institutionelle oder organisatorische Kontinuitäten

dieser Behörden,69 allen (Zusammen-)Brüchen der staatlichen Verfasstheit zum Trotz.

Festzuhalten ist bei der Betrachtung des „institutionellen Gedächtnisses“ einer

Polizeibehörde, dass sich die konkreten Arbeitsweisen, ihr Selbstverständnis, ihre

Philosophie oder ihr Charakter in den Individuen verankert und sich aus dem täglichen

Handeln und Denken derer ergibt, die dort arbeiten. Ihre Handlungsmuster, ihre

Ermittlungslogik, ihre Legitimationsstrategien bei der Überwindung von Widersprüchen

zwischen Anspruch und Wirklichkeit werden nicht in Behördenhandbüchern beschrieben

sondern durch Ermittlungspraxis tradiert. Wagner nennt dieses mit einer personellen

Kontinuität verbundene Wissen „kommunikatives Gedächtnis“ 70 Daher ist es gestattet die

jeweilige personelle Kontinuität zu betonen.

Wie Gusy und Nitz anmerken, hat die Weimarer Verfassung die Polizei im Allgemeinen nicht

nennenswert umgestaltet. Es gab demnach einzelne Polizeiführer, die eine

Republikanisierung und Demokratisierung forderten, aber die aus der Monarchie

übernommenen Beamten, zusammen mit der weiterhin militärischen Ausbildung und dem

alten Polizeirecht haben nur zu einer äußeren, aber keiner wirklichen/inneren Reform

geführt.71 Der Historiker Graf stellt fest, dass ein großer Teil der Angestellten und Beamten

der kaiserlichen politischen Polizei in die Weimarer Behörden übernommen wurde und

spricht von einer deutlichen institutionellen und personellen Kontinuität über das Jahr 1919

hinaus.72 Im Jahr 1928 wurde die politische Polizei zentralisiert, vereinheitlicht und somit

wurden, ohne Intention, institutionelle Voraussetzungen für die wenige Jahre später folgende

Entstehung der Gestapo geschaffen.73 Bereits 1931 wurden durch zwei Notverordnungen die

Kompetenzen der politischen Polizei erweitert.74 Nach dem Putsch von v.Papen in Preußen

im Juli 1932 wurde die preußische politische Polizei, so Graf, zu einem „wichtigen

Machtinstrument des reaktionären Komissariatsregimes.“ 75 Für Graf wirkte sich die

personelle und institutionelle Kontinuität der politischen Polizei seit dem Kaiserreich negativ

auf die republikanische Festigkeit ihrer Gesinnung aus, und sie sah in den Kommunisten

                                                                                                               69 vergl,: C. Graf, Jessen. 70 Bauman, I., Reinke, H., Stephan, A., Wagner, P.: Schatten der Vergangenheit. Das BKA und seine Gründungsgeneration in der frühen Bundesrepublik, Köln 2004, S. 335. 71 Gusy, Nitz: S. 341. 72 Graf, C.:Kontinuitäten, S. 73. 73 Ebd.: S. 74. 74 Ebd.: S. 75. 75 Ebd.: S. 76.

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nicht nur einen Staatsfeind sondern auch den Klassenfeind. So wurde die politische Polizei

nach dem Papenputsch zu einem komplett einseitigen Kampfinstrument gegen

Kommunisten und Sozialdemokraten.76 Einen weiteren bedeutenden Kontinuitätsfaktor

beschreibt Graf mit der Unterwanderung der preußischen politischen Polizei durch die

„Nationalsozialistische Beamten-Arbeitsgemeinschaft“.

Nach 1933 kam es dann auch nur zu geringfügigen personellen Neubesetzungen bei der

politischen Polizei, und somit gab es nicht etwa eine demokratische Kontinuität der

politischen Polizei beim Übergang Weimar – 3. Reich, sondern eine anti-republikanische

Kontinuität, bei der die Behörde selbst eine wichtige Rolle bei der Umwandlung einer

Demokratie zur Diktatur spielte und diese politische Polizei wurde nach 1933 immer

zentralistischer und mächtiger.77

Übergang 3. Reich – Bundesrepublik

Die beiden mit politischen Polizeiaufgaben beauftragten Bundesbehörden

Verfassungsschutz und Staatsschutzabteilungen beim BKA waren institutionelle

Neugründungen. Insofern gab es keine behördeninternen, institutionellen Strukturen, die

fortgesetzt werden konnten. Zu einem Neuanfang gerieten diese Neugründungen dennoch

nicht: Die leitenden Beamten waren zu einem großen Teil einschlägig (Gestapo) im 3. Reich

beruflich sozialisiert worden.78 Der Anteil der leitenden Beamten mit NS Vergangenheit lag

im Bereich des Staatsschutzes (der sog. Sicherungsgruppe) des BKA im Jahr 1952 bei 75% 79 Im Jahr 1959 lag der Anteil beim Führungspersonal des BKA insgesamt bei mindestens

73 % frühe, also vor 1937 stattgefundene NSDAP Mitgliedschaften und mindestens 65 %

SS-Mitgliedschaften.80 Wagner beschreibt ein mit dieser personellen Kontinuität

verbundenes „kommunikatives Gedächtnis“ 81 der Behörde und vermutet dieses könne bis

Mitte der 60er Jahre bestanden haben. Die Arbeit der Sicherungsgruppe, sprich der

politischen Polizei des BKA, bezeichnen Baumann und Reinke als „Teil eines

Präventivkampfes.“ 82 Dieser richtete sich gegen einen ideologischen Gegner – den

Kommunismus - nicht gegen tatsächliche politische Gewalt, nicht gegen reale Kriminalität

sondern gegen eine Weltanschauung.

                                                                                                               76 Ebd.: S. 79, Obgleich Graf klarstellt, dass die preußische politische Polizei sich zuvor bemüht habe nach beiden Seiten, d.h. nach links und nach rechts gleich vorzugehen. 77 Ebd.: 81. 78 vergl.: Bauman, Reinke, Stephan, Wagner 2004. 79 hier: Mitgliedschaft in der NSDAP vor 1937, Ebd.: S. 168. 80 Ebd.: S. 58. 81 Ebd.: S. 335. 82 Ebd.: S. 165.

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Die jeweiligen Brüche der staatlichen Verfasstheit wurden von Kontinuitäten der politischen

Polizeibehörden auf verschiedenen Ebenen begleitet. Es wurde aber nicht stets die „alte“

Philosophie in die neue Verfasstheit eingebracht, denn die republikanische politische Polizei

blieb ohne diesen Effekt.

5) Trennungsgebot

Das durch den alliierten Polizeibrief vorgeschriebene Trennungsgebot ist der wichtigste

Faktor für, eine nach 1945 nicht mehr gebräuchliche, Bezeichnung politische Polizei für Teile

der Sicherheitsbehörden der Bundesrepublik. Rechtlich sind die Bestimmungen des

Polizeibriefs seit 1968 (Erlöschen alliierter Vorbehaltsrechte) und 1990 (Erlangung der vollen

Souveränität mit der Wiedervereinigung) nicht mehr bindend.83 Ob das Trennungsgebot

dennoch mittlerweile Verfassungsrang hat ist in der (verfassungs-)rechtlichen Literatur

umstritten und nicht abschließend geklärt.84 Die Trennung von Polizei und Geheimdiensten

soll nach Klee verhindern, dass

„sich verselbständigenden Sicherheitsapparat und gegen Sicherheitsbehörden, deren

gebündelte Informationserhebungs, -Speicherungs, und Verarbeitungskapazitäten den

Bürgerinnen und Bürgern keine informellen Freiräume mehr lassen, sondern sie zu

transparenten Objekten staatlicher Herrschaft machen könnte.“ 85

Klee thematisiert einen ganzen Katalog von institutionalisierter Zusammenarbeit zwischen

Polizei und Geheimdiensten, welche durch verschiedene Gesetze geschaffen wurden: Das

gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum GTAZ, das gemeinsame Internetzentrum, die

Bündelung der Telekommunikationsüberwachung im Bundesverwaltungsamt, die

gemeinsamen Informations- und Analysezentren „Politisch Motivierte Kriminalität“ in Hessen

oder der Polizei und des Verfassungsschutzes in Niedersachsen, Thüringen, u.v.m.. Ein

                                                                                                               83 Klee, R.: Neue Instrumente der Zusammenarbeit von Polizei und Nachrichtendiensten. Geltung, Rang und Reichweite des Trennungsgebotes, Baden-Baden 2010, S. 45. 84 Bezeichnender Weise taucht als einer der schärfsten Gegner dieser Sichtweise in ein gewisser Roewer auf, der Mitte der 80er Jahre in mehreren einschlägigen und häufig zitierten Kommentaren diesen Verfassungsrang bestreitet. (z.B.: Roewer: Nachrichtendienstrecht der Bundesrepublik Deutschland, § 3BVerfSchG, Rn 187 ff., Köln 1990). Diese Ansichten müssen beeindruckt haben, denn Roewer wurde 1994 bekanntlich Verfassungsschutzchef in Thüringen, ausgerechnet Leiter der Behörde, die mit am tiefsten in den gegenwärtigen Skandal um NSU und Thüringer Heimatschutz verwickelt ist. Roewer, der nach finanziellen Unregelmäßigkeiten seinen Posten im Jahr 2000 räumen musste, wird in der Presse allerdings nicht als ein führender Kritiker des Trennungsgebotes beschrieben, sondern als eine Art Witzfigur, die barfuss ins Büro kam oder im 6. Stock mit dem Fahrrad fuhr. (http://www.sueddeutsche.de/politik/thueringer-verfassungsschutz-im-nsu-skandal-es-war-dunkel-ausserdem-war-ich-betrunken-1.1407991 vom 19.9.20012) Bemerkenswert erscheint, dass Roewer heute in einem Verlag publiziert, der nach Feststellung des Landgerichts Graz als „rassistisch, rechtsextrem und antisemitisch“ bezeichnet werden darf. 85 Klee 2010, S.165.

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weiteres Feld der Zusammenarbeit sind die gemeinsamen Dateien der Antiterrordatei und

der „Projektbezogenen“ gemeinsamen Dateien. Nach Klees Analyse bleibt das

Trennungsgebot trotz dieser Zusammenarbeit bestehen.86

Für die 50er Jahre der Bundesrepublik geben historische Untersuchungen klare gegenteilige

Antworten: Foschepoth stellt fest, dass bereits von beginn an praktisch alle Grundsätze des

Trennungsgebotes missachtet wurden: Die Verfassungsschutzbehörden gaben

Anweisungen an sämtliche Behörden, was zu melden war und diese wurden zu „jeder Form

von Amtshilfe“ verpflichtet, es wurde „ein dichtes System organischer Zusammenarbeit

geschaffen, mit dem Ziel die von den Alliierten aufgestellten Barrieren möglichst geräuschlos

zu umgehen.“87 Es wurden mündliche Absprachen der Leiter der

Verfassungsschutzaußenstellen mit den Leitern der Kriminalhauptstelle getroffen, es wurde –

wenn Polizei und Verfassungsschutz im gleichen Gebäude residierten „sehr eng und

planmäßig“ zusammengearbeitet.88 Ein Behördenleiter des Staatschutzes beim LKA war

1958 gleichzeitig Abteilungsleiter bei einem Landesverfassungsschutz. Dies verstieß gegen

alle betreffenden gesetzlichen Regelungen des Bundes und der Länder und gegen die

Bestimmungen der Alliierten.89 Mit den so genannten Unkeler Richtlinien des Jahres 1958

wurde dem Verfassungsschutz eine Art Vorherrschsaft über die Polizei eingeräumt, dieser

wurde ein „operativer Geheimdienst mit weitreichenden Exekutivbefugnissen(!).“90

Schließlich beteiligte sich der Verfassungsschutz an Beschlagnahmungen, Durchsuchungen

und Vernehmungen, also an genau den polizeilichen Exekutivmaßnahmen, mit deren strikter

Trennung die Genese der Behörde bis heute legitimiert wird.91 Foschepoth spricht von einem

„allgemeinen System (unter Einbeziehung aller Beamten) der Überwachung und Meldepflicht

politischer Vorkommnisse und möglicher Straftaten“ 92 Gesetzliche Regelungen wurden,

wenn es um das Verhältnis Geheimdienste und Polizei kam, also Verhältnis Staats- und

Verfassungsschutz ging, nicht beachtet.93

                                                                                                               86 Ebd.: 171 ff. 87 Foschepoth 2010, S. 41. 88 Ebd.: S. 42. 89 Foschepoth 2010, S. 42. 90 Ebd.: S. 44. 91 Ebd. 92 Ebd. S. 41. 93 Einen weiteren Hinweis auf den Umgang des Verfassungsschutzes der 50er Jahre mit verfassungsrechtlichen Garantien zeigt Foschepoth in seiner Studie „Postzensur und Telefonüberwachung in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1968“ Sie zeigt, dass der Bundesverfassungsschutz an jahrzehntelangem, systematischen, millionenfachem (!) Verfassungsbruch beteiligt war. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 57 (5) 2009, S. 413-426. Eine weitere, kaum beachtete Aufweichungstendenz des Trennungsgebotes stellen personelle Drehtüreffekte dar: wenn aus Polizeipräsidenten Verfassungsschutzpräsidenten wurden und gleichzeitig aus Verfassungschutz-Vizepräsidenten wiederum Polizeipräsidenten, dann erinnert es an ähnliche Vorgänge bei der engen personellen Verquickung der politischen Polizei mit den Leitern der Postbehörden im Vormärz. http://www.pd-goe.polizei-nds.de/wir_ueber_uns/behoerdenleitung/-236.html, http://www.verfassungsschutz.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=12253&article_id=54305&_psmand=30, (beide 08.10.12).

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Den Abschluss soll eine kurze Betrachtung zweier leitender Beamter der BKA Staatschutz

Abteilungen, der so genannten „Sicherungsgruppe“ der ersten Stunde bilden: Der frühere

SS-Hauptsturmführer Theo Saevecke94 arbeitete seit 1952 als Kriminalhauptkommissar beim

BKA, wurde befördert, suspendiert, wiedereingestellt und im Zuge der Spiegel-Affäre

wiederum suspendiert. Er wurde von einem italienischen Gericht wegen Kriegsverbrechen

(Geiselerschießungen) 1999 zu lebenslanger Haft verurteilt.95 Sein Vorgesetzter war der

Kriminalrat und frühere SS-Obersturmbandführer Dr. Josef Ochs, der 1952 (!) zum Besten

gab: „Zürich, Paris, Amsterdam und München sind die Zentralen des Judentums in Europa“,

von wo aus eine „weitverzeigte internationale Organisation“ gegen Deutschland operiere. Da

man keine einzelnen Täter dingfest machen könne, müsse man „Internierungslager“

aufbauen. „Gegenwärtig verbleibt nur der Weg der Repressalien“ 96 Diese Zitate sprechen für

sich und bleiben unkommentiert. Für diese Arbeit interessanter ist der Gedanke, den

Kriminalrat Dr. Ochs in einer Denkschrift an das Bundesinnenministerium 1953 äußert:

„die Polizei in Weimarer Republik, des „Dritten Reiches“* und der Bundesrepublik habe

eigentlich immer das Gleiche getan, nämlich „den“* Staat gegen den Kommunismus

verteidigt (...)“. 97

Dieses bemerkenswerte Zeugnis einer Selbstbetrachtung zeigt das Topos des inneren

Feindes 98 deutlich und weist auf Kontinuitäten aus dem 19.Jh. hin. Die ersten Jahrzehnte

der politischen Polizei waren ebenso, gezeigt wurde von einem durchgehenden inneren

Feind geprägt und dieser war der Demokrat. Der Jahrhundertfeind Kommunismus hat seit

zwei Jahrzehnten abgedankt. Der politisch-polizeiliche Fahndungsapparat wurde indes nicht

reduziert. Das neue Bedrohungsszenario und Legitimationsfeld ist der internationale

Terrorismus.

Schluss

Konzept der Kriminalisierung von Gesinnung bei gleichzeitigem Versuch diese zu Erkennen,

bevor sie sich in Taten niederschlägt ist nicht nur ein vordemokratisches Konzept autoritären

Staatsverständnisses, sie ist vielmehr ein antidemokratisches Konzept, dass sich zuallererst

und mit wirkmächtiger Gewalt, gegen die bürgerlichen Freiheiten wie Versammlungs-,

Meinungsfreiheit richtete. Die Revolutionsangst, die ein Auslöser dieser Konzeption von

                                                                                                               94 Bauman, Reinke, Stephan, Wagner 2004, S. 1. Saevecke, seit 1929 NSDAP Mitglied, hatte die Zwangsarbeit tunesischer Juden organisiert und war Leiter der Mailänder Außenstelle der Sicherheitspolizei. 95 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13734325.html vom 19.09.2012. Dies wird im über 20 Seiten langen Bericht Baumanns zum Thema Saevecke nicht erwähnt.) 96 Bauman, Reinke, Stephan, Wagner, S. 2. 97 Bauman, Reinke, Stephan, Wagner S. 328 (*Anführungszeichen von Wagner) Dr. Ochs war nicht irgendein hoher Beamter einer neuen politischen Polizei des Bundes. Er war ihr erster Chef. 98 Jessen: Polizei u. Gesell. S. 37.

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heimlicher Kontrolle war, ist heute nicht mehr begründbar. Der heutige Staat ist durch die

politische Gesinnung seiner Bürger nicht in seiner Existenz bedroht. Vielmehr entwickeln

sich durch Verselbständigungseffekte der immer mächtiger werdenden Institutionen der

geheimen Kontrolle und des Sicherheitsapparates insgesamt, diese Institutionen selbst zu

einer Gefahr für die Demokratie.

Wenn ähnliche Aufgaben genauso geheim wie vor 150 Jahren, mit prinzipiell gleichen

Methoden und der gleichen Intention, gestützt auf eine Institutionsgeschichte, auf eine

eigene Tradition, auf ein hohes Maß personeller Kontinuität auch bei den größten

Umbrüchen, und flankiert von ähnlichen Gesetzen,99 ausgeführt werden, dann kann auch

weiterhin von einer Institution politische Polizei gesprochen werden. Einzig der veränderte

behördenorganisatorische Aufbau mit einer Aufteilung nach Verfassungsschutz und

Staatsschutz kann nicht dazu führen, dass diese Behörden nicht mehr historisch in

Beziehung zu ihren Vorgängern gesetzt werden können, dürfen und sollen.

Durch sie belauscht, beobachtet, bewertet und beurteilt der Staat seine Bürger präventiv und

heimlich, erfolgreich und mit den ähnlichen Konsequenzen des Freiheitsentzuges oder des

Berufsverbotes für die Subjekte seiner Verdächtigungen, wie seit dem 19.Jh. Ob diese

Behörde dem Namen nach den Staat oder die Verfassung schützt ist für die praktische

Arbeit unerheblich. Es ist ja die praktische Arbeit dieser Behörde, die dem einzelnen Bürger

begegnet, ohne dass er je davon erfährt. Dieser Bürger kann sich auch durch noch so

rechtskonformes Handeln den beobachtenden, belauschenden, bewertenden Staat nicht

vom Leib halten.100

Es handelt sich, bezogen auf die politische Polizei und ihren analogen Strukturen wie

Verfassungsschutz und Staatsschutz, also um eine Geschichte, die ihren Anfang in von

autokratischen Regimes instrumentalisierte antidemokratische Verfolgung der Opposition

nahm, ihre Gegenwart in Groß-Skandalen101 darbietet und in ihrem Verlauf an

                                                                                                               99 Mit den Änderungen des Strafrechtsgesetzes vom August 1951 wurden analog zur Demagogenverfolgung des Vormärz und dem Strafrecht der Reaktionären Ära wiederum nicht nur die hoch- oder landesverräterische Tat sanktioniert, sondern bereits die staatsgefährdende Absicht und dies konnte und kann schon eine politische Gesinnung sein. (vergl. Grässle-Münscher 1991, Foschepoth 2010, Klee 2010, F.P. Schafranek: Die Kompetenzverteilung zwischen Polizei- und Verfassungsschutzbehörden in der Bundesrepublik Deutschland, Aachen 2000., F.Roggan: Auf legalem Weg in einen Polizeistaat. Entwicklung des Rechts der Inneren Sicherheit, Bonn 2000., F.Roggan, M. Kutscha (Hg.): Handbuch zum Recht der Inneren Sicherheit, Berlin 2006., F.Werkentin: Die Restauration der deutschen Polizei. Innere Rüstung von 1945 bis zur Notstandsgesetzgebung, Frankfurt 1984. 100 vergl.: Verfassungsjurist Grimm zitiert nach C. Bommarius: Nachwort in: F.Roggan, M. Kutscha (Hg.): Handbuch zum Recht der Inneren Sicherheit, Berlin 2006,: Der einzelne kann ihn (den Staat) durch legales Verhalten nicht mehr auf Distanz halten. S. 583 – 592, hier S. 587. 101 Seit dem Auffinden der Leichen der des vielfachen Mordes beschuldigten Neo-Nazis Mundlos und Böhnhardt im November 2011 mussten 4 Verfassungsschutzpräsidenten (Bund, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt) zurücktreten. Dies stellt in der Geschichte des Staats- und Verfassungsschutzes einen einmaliger Vorgang dar.

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prominentester Stelle bei beiden totalitären Diktaturen der deutschen Geschichte des 20.

Jahrhunderts aufs Unheilvollste verbunden ist. 102

Es konnte gezeigt werden, dass einige Methoden, Bedingungen und Legitimationen der

politischen Polizei, die mit ihrer Entstehung verbunden sind eine gewisse Kontinuität

aufweisen, die allen Veränderungen der staatlichen Verfasstheit durch Revolutionen oder

Kriege trotzte und die über das 20.Jh. bis in die Zeitgeschichte wirken. Nicht näher

beleuchtet oder diskutiert wurde eine mögliche Notwendigkeit oder Berechtigung solcher

Institutionen. Es wurden Argumente gefunden, die es rechtfertigen auch für die

Bundesrepublik von einer politischen Polizei zu sprechen. Das Hauptaugenmerk liegt

erkennbar auf einer kritischen Betrachtung. Die Geschichte der Demokratie in Deutschland

und die Geschichte der politischen Polizei sind von Anfang an miteinander verwoben.

Flankiert werden sollten die hier skizzierten Zusammenhänge mit Vergleichen mit der

Entwicklung der politischen Polizeien in anderen Gesellschaften. Hier wären, neben den

europäischen Staaten und den USA auch außereuropäische Entwicklungen zum Beispiel in

Südamerika oder Asien sicher erhellend. Gerade die Kontrastierung mit den

angelsächsischen Systemen, die im 19.Jh. keine gleichzusetzende politische Polizei

entwickelt haben,103 oder solchen Staaten, welche ihre eigenen Polizeistrukturen nach

europäischen Vorbildern (z.B. Japan) ausrichteten, könnte fruchtbar sein.

                                                                                                               102 Wenige andere behördlichen Institutionen können eine solch beeindruckende historische performance darbieten. Die kritische Haltung dieser Arbeit ist von der Hoffnung genährt, dass die kaum vorhandene demokratische Kontrolle des Wirkens dieser Behörden wenigstens im Nachhinein irgendwann durch historische Untersuchungen ein wenig ausgeglichen werden könnte. 103 vergl.:W. Knöbl: Polizei und Herrschaft im Modernisierungsprozess. Staatenbildung und innere Sicherheit in Preußen, England und Amerika 1700-1914, Frankfurt 1998.  

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