6
10 SANUM-Post 91/2010 Zahnherde finden sich in der Regel bei zahnlosen Bereichen nach Zahnentfernung (Restostitis), bei wurzeltoten Zähnen (Granulom, api- kale Aufhellung, Zysten) und bei ver- lagerten Weisheitszähnen. Diese chronischen Prozesse sind Folgen früher durchgemachter akuter Er- krankungen, die meist mit Entzün- dung oder Abszessbildung (im Be- reich des Zahnmarks, an der Wur- zelspitze oder in der Zahnfleischta- sche) einhergingen. Jede Pulpitis, jede Parodontitis, auch ein erschwerter Zahndurch- bruch kann sich u.a. bei der üb- lichen antibiotischen Therapie zu ei- ner chronischen Zahnherdbelastung entwickeln. Zu unterscheiden sind Bereiche mit Auflösung der Kno- chenstruktur (Osteolyse) von Berei- chen mit Verdichtung der Knochen- struktur (Sklerosierung). Eine niedri- ge Alveolarknochendichte ist ein Ri- sikofaktor für Implantate und steht in Verbindung mit schlechter Hei- lungstendenz nach Traumata, Infek- tionen oder chirurgischen Eingriffen. Gleiches gilt bei Mangeldurchblu- tung des Knochens. Dieser Befund kann einhergehen mit schwer typi- sierbaren (Kopf-)Schmerzzustän- den, die in der jüngeren Literatur als NICO (Neuralgia Inducing Cavitatio- nal Osteitis, d.h. neuralgie-verursa- chende höhlenbildende Knochen- entzündung) bezeichnet werden (s. Abb. 1). Problembeschreibung G.V. Black, der Begründer der mo- dernen Zahnheilkunde, beschrieb 1915 eine osteomyelitis-ähnliche Osteolytische Prozesse im Kieferbe- reich sind seit über 150 Jahren be- kannt. Naturheilkundlich arbeitende Therapeuten wissen, dass Zahnher- de häufig Therapieblockaden dar- stellen. Unter Zahnärzten ist dieses Wissen leider nicht so verbreitet. G.V. Blacks Arbeiten zur Therapie kariöser Zähne gehören zum zahn- ärztlichen Basiswissen. Seine wis- senschaftlichen Arbeiten zur Proble- matik von Kieferknochendefekten sind jedoch weitgehend unbekannt. Bislang ist es eine Domäne komple- mentärmedizinischer Verfahren, sol- che Pathologien aufzuspüren. Seit 1994 existiert eine ultraschallge- stützte Methode, Knochendefekte sichtbar zu machen, und seit 2002 ist dieses Verfahren von der US- amerikanischen FDA für diese Indi- kation zugelassen. Im Folgenden soll diese Methode kurz vorgestellt und anhand von zwei Patientenfäl- len aus der Praxis des Verfassers mit entsprechenden Therapieoptio- nen veranschaulicht werden. Klinische Relevanz Festzustellen, ob Zahnherde vorlie- gen, ist weniger leicht, als man denkt. Diese Prozesse sind diag- nostisch schwer zugänglich: Unab- hängig von der Qualität der Rönt- genaufnahmen ergeben sich nur bei einem unzureichenden Prozentsatz pathologische Hinweise. So sind energetische Testverfahren wie Elektroakupunktur oder Kinesiologie verbreitet, um verwertbare Informa- tionen zu erlangen. Zahnstörfelder: Erkennung mittels Transitions-Alveolar- Ultraschalldiagnose (TAU/Cavitat TM ) und Optionen der Therapie von Dr. med. dent. Norbert Guggenbichler Abb.1: Ein typisches Erscheinungsbild von NICO auf dem Röntgenbild: Ovale, schlecht abgegrenzte Transluzenz (cav) mit Anzeichen einer periphe- ren Sklerose. Der Hohlraum reicht bis zu der gestrichelten Linie. „X“ mar- kiert eine nicht resorbierte Lamina dura (knöcherne Zahnfachbegrenzung).

Zahnstörfelder: Erkennung mittels Transitions-Alveolar- … · 2015. 3. 14. · SANUVIS Tbl. 3x 2/Tag, MUCO-KEHL D5 Tbl. 1x/Tag und Opsonat (Fa. Pekana) 3-6 mal ein Teelöffel/ Tag

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • 10 SANUM-Post 91/2010

    Zahnherde finden sich in der Regelbei zahnlosen Bereichen nachZahnentfernung (Restostitis), beiwurzeltoten Zähnen (Granulom, api-kale Aufhellung, Zysten) und bei ver-lagerten Weisheitszähnen. Diesechronischen Prozesse sind Folgenfrüher durchgemachter akuter Er-krankungen, die meist mit Entzün-dung oder Abszessbildung (im Be-reich des Zahnmarks, an der Wur-zelspitze oder in der Zahnfleischta-sche) einhergingen.

    Jede Pulpitis, jede Parodontitis,auch ein erschwerter Zahndurch-bruch kann sich u.a. bei der üb-lichen antibiotischen Therapie zu ei-ner chronischen Zahnherdbelastungentwickeln. Zu unterscheiden sindBereiche mit Auflösung der Kno-chenstruktur (Osteolyse) von Berei-chen mit Verdichtung der Knochen-

    struktur (Sklerosierung). Eine niedri-ge Alveolarknochendichte ist ein Ri-sikofaktor für Implantate und stehtin Verbindung mit schlechter Hei-lungstendenz nach Traumata, Infek-tionen oder chirurgischen Eingriffen.

    Gleiches gilt bei Mangeldurchblu-tung des Knochens. Dieser Befundkann einhergehen mit schwer typi-sierbaren (Kopf-)Schmerzzustän-den, die in der jüngeren Literatur alsNICO (Neuralgia Inducing Cavitatio-nal Osteitis, d.h. neuralgie-verursa-chende höhlenbildende Knochen-entzündung) bezeichnet werden (s.Abb. 1).

    Problembeschreibung

    G.V. Black, der Begründer der mo-dernen Zahnheilkunde, beschrieb1915 eine osteomyelitis-ähnliche

    Osteolytische Prozesse im Kieferbe-reich sind seit über 150 Jahren be-kannt. Naturheilkundlich arbeitendeTherapeuten wissen, dass Zahnher-de häufig Therapieblockaden dar-stellen. Unter Zahnärzten ist diesesWissen leider nicht so verbreitet.G.V. Blacks Arbeiten zur Therapiekariöser Zähne gehören zum zahn-ärztlichen Basiswissen. Seine wis-senschaftlichen Arbeiten zur Proble-matik von Kieferknochendefektensind jedoch weitgehend unbekannt.Bislang ist es eine Domäne komple-mentärmedizinischer Verfahren, sol-che Pathologien aufzuspüren. Seit1994 existiert eine ultraschallge-stützte Methode, Knochendefektesichtbar zu machen, und seit 2002ist dieses Verfahren von der US-amerikanischen FDA für diese Indi-kation zugelassen. Im Folgendensoll diese Methode kurz vorgestelltund anhand von zwei Patientenfäl-len aus der Praxis des Verfassersmit entsprechenden Therapieoptio-nen veranschaulicht werden.

    Klinische Relevanz

    Festzustellen, ob Zahnherde vorlie-gen, ist weniger leicht, als mandenkt. Diese Prozesse sind diag-nostisch schwer zugänglich: Unab-hängig von der Qualität der Rönt-genaufnahmen ergeben sich nur beieinem unzureichenden Prozentsatzpathologische Hinweise. So sindenergetische Testverfahren wieElektroakupunktur oder Kinesiologieverbreitet, um verwertbare Informa-tionen zu erlangen.

    Zahnstörfelder:Erkennung mittels Transitions-Alveolar-

    Ultraschalldiagnose (TAU/CavitatTM )und Optionen der Therapie

    von Dr. med. dent. Norbert Guggenbichler

    Abb.1: Ein typisches Erscheinungsbild von NICO auf dem Röntgenbild:Ovale, schlecht abgegrenzte Transluzenz (cav) mit Anzeichen einer periphe-ren Sklerose. Der Hohlraum reicht bis zu der gestrichelten Linie. „X“ mar-kiert eine nicht resorbierte Lamina dura (knöcherne Zahnfachbegrenzung).

  • SANUM-Post 91/2010 11

    Krankheit, die er „chronische Oste-itis“ nannte: ein langsames Abster-ben des Knochens mit der Entste-hung von intramedullären Alveolar-defekten bis zur Größe von 5 cm.Seine Verwunderung erregte dieTatsache, dass eine ausgedehnteKnochenzerstörung ohne Eiter, Rö-tung und Schwellung, oft ohneSchmerz vorhanden sein konnte (s.Abb. 2).

    fekte in gleicher Weise diagnosti-zierbar sind. Es wurden 285 Biop-sieproben entnommen und bewer-tet, vorgängig waren Röntgenauf-nahmen und CavitatTM- Untersu-chungen durchgeführt worden.

    Zusammenfassend kann man sa-gen, dass auf der Basis mikroskopi-scher Untersuchungen nach Biop-sien die TAU-Bilder im Vergleich zuröntgenologischen Befunden einesehr große Sicherheit aufweisenund der Schwere der Erkrankungengerecht werden.

    Der Anteil an falsch positiven TAU-Befunden betrug weniger als 3%.Das CavitatTM-Gerät erscheint sehreffektiv bei der Feststellung von nie-driger Knochendichte und mangel-durchbluteten Bereichen, ist jedochweniger hilfreich bei der Diagnosevon dentogenen Entzündungen undzystischen Bereichen.

    Diagnoseeffektivität

    In einer zusätzlichen Studie wurdendie Diagnoseeffektivität und der er-forderliche Interpretationsaufwandbeurteilt. 92 Kieferbereiche wurdendazu mittels orthopantomografi-scher Aufnahmen, TAU-Diagnoseund intramedullärer Biopsie unter-sucht. Die Röntgen- und TAU-Bilderwurden verblindet befundet, unab-hängig voneinander mit einer vier-

    tung zeigt sich gelb. Eine akuteKnochennekrose wird durch dieFarbe orange signalisiert, rot bedeu-tet devitaler Knochen (s. Abb. 3).

    Studienergebnisse

    Nach Bouquot, Shankland undMargolis sind Knochenmarksödemeund ischämische Osteonekrose ty-pischerweise verantwortlich, wennbildgebende Verfahren falsch nega-tive Ergebnisse zeigen. Nachdemeine Pilotstudie das Diagnosepoten-tial des CavitatTM-Geräts bestätigthatte, wurde das Verfahren durchVergleich von Röntgenaufnahmenund TAU-Aufzeichnungen von 170Kieferstellen (72 Patienten) mitmikroskopisch gesicherter Diagno-se überprüft. Die Befunde wurdenauf einer Skala mit vier Graden be-wertet, entsprechend der Intensitätoder des Ausmaßes der Bildabwei-chung. Anschließend wurden diebeiden Verfahren miteinander ver-glichen.

    35% der Röntgenaufnahmen warenvollständig ohne Befund (falsch ne-gative Diagnose), hingegen war nureine Aufnahme der TAU-Bilder voll-ständig unauffällig. Die durch-schnittliche Einstufung für Röntgen-aufnahmen von osteoporotischenBereichen war 1,1 verglichen mit ei-ner durchschnittlichen Einstufungvon 3,5 der TAU-Bilder. Die Bewer-tung der Röntgenbilder vonschlechtdurchblutetem Knochenbetrug 0,8 verglichen mit 3,5 derTAU-Bilder. 86% der TAU-Bilderzeigten hochgradige, d. h. Grad 3-und 4-Defekte, während nur 9% derpositiven Röntgenbefunde hochgra-dig eingestuft waren.

    Hauptindikationen

    Bouquot, Margolis und Shanklandgingen daraufhin der Frage nach, in-wiefern osteoporotische Defekte,mangeldurchbluteter Alveolarkno-chen, chronische Ostomyelitis,Osteosklerose und dentogene De-

    Abb. 3: 2-D- und 3-D-Darstellungzweier Odontone (Patientenfall 1)

    Abb. 2: Großer Hohlraum (Cavita-tion) in einem stark mangeldurch-blutetem Unterkiefer, mit einer ge-nerellen braunen Verfärbung (dege-neriertes Fett- und Fasergewebe)und einem großen osteoskleroti-schen Bereich (unregelmäßige wei-ße „Knocheninsel“)

    Technologie

    Das CavitatTM-Gerät der Fa. CavitatMedical Technologies arbeitet – ver-einfacht ausgedrückt – über dieAufnahme unterschiedlicher elektri-scher Ladungen, ausgelöst durchUltraschall, welche mit Hilfe einesComputers eine dreidimensionaleDarstellung der vorgefundenenKnochensubstanz erlauben. Die sogewonnenen Ergebnisse nennt manTAU-Aufzeichnungen.

    Normal durchbluteter Knochen istein hervorragender Klangleiter. Liegtdieser nicht vor, kommt es zu einermerkbaren Abschwächung der Sig-nalintensität. Das Bild ist farblich ko-diert: Normaler Knochen wird grünabgebildet, verringerte Durchblu-

  • 12 SANUM-Post 91/2010

    Druck oder brennendes Gefühl an.“(übersetzt aus: www.maxillofacial-center\Causes of osteonecrosis.mht)

    Beispiele für eine Therapie beiNICO:

    Die operative Sanierung von Kiefer-defekten ist seit langem fast als ein-zige Maßnahme akzeptiert. Dieintraossäre Neuraltherapie nachRau (Stabident-Therapie/neurove-getative Injektionstherapie) wirdnicht unbedingt als Standardthera-pie für diese Indikation gesehen,obwohl Berichte über die erfolgrei-che Anwendung vorliegen. Dieintraossäre Neuraltherapie halte ichfür einen zu Unrecht wenig verbrei-teten Therapieansatz. Zwei Thera-piebeispiele mögen zeigen, warum:

    1. Klinisches Beispiel für einenSchmerzfall aufgrund alveolärerOsteonekrose, Frau C.S.

    Am 2.10.2007 war die PatientinC.S., geb. 2.6.1957, wegen Be-schwerden in der Zahnregion 36(erster großer Backenzahn links un-ten) in meiner Praxis. Es seien plötz-lich Beschwerden im Leerkieferbe-reich unter einer Brücke aufgetre-ten. Das Röntgenbild zeigt einen Al-veolenschatten, der sich über Jahrehin nicht verändert hat (s. Abb. 5).Sie berichtet, seit einer Woche seiein Metallgeschmack im Mund, linksunten ein Ziehen, eine leichte, tast-bare Schwellung, gelegentlich klop-fender Schmerz, dazu ein Ziehen imOhr; vor einiger Zeit wäre eine Kälte-und Wärmeempfindlichkeit dage-wesen. Zahn 36 war vor mehr als20 Jahren entfernt worden. Klinischist bei Sondierung nach McMahon vestibulär vom fehlenden Zahn 36eine leichte Druckdolenz vorhan-den.

    Therapie: Nachdem ich der Patien-tin C.S. eine intraossäre Injektionmit NOTAKEHL D5, Hewedolor 1ml, eine SANUM Mischinjektion 2(SMI 2 s. Anhang), SANUVIS Trop-fen, Argentum nitricum comp (OP

    zeichen der durchblutungsbeding-ten Osteonekrose dar, einer Krank-heit, die durch langanhaltendeschlechte Durchblutung der Kno-chenmarkräume entsteht. Es istwahr, dass eine Kürettage der Kno-chenwände eines solchen Defektesden dadurch verursachten Schmerzbeseitigt oder zumindest stark redu-ziert.

    Dieser Effekt entsteht wahrschein-lich durch eine Kombination aus

    – der Entfernung von lokal vorhan-denen Toxinen aus totem Kno-chen und entzündetem Gewebe(sowie unter Umständen von Bak-terien)

    – dem Abbau von flüssigkeits- odergasbedingtem Druck im Knochen

    – der Anregung der Durchblutungdes unterversorgten Knochens.

    Den Knochendefekt zu behandeln,bedeutet jedoch nicht, die Krankheitselbst zu therapieren. Man geht da-mit nur ein Krankheitszeichen undvielleicht einige damit verbundeneSymptome wie z.B. Schmerz,

    gradigen Skala bewertet und ver-glichen.

    Ergebnisse: TAU-Diagnose mittelsCavitatTM-Gerät erwies sich gegen-über Röntgenbildern als signifikantüberlegen im Aufspüren von histo-pathologisch bestätigten Verände-rungen in Kieferbereichen osteopo-rotischer Art oder verminderter Knochendichte.

    Trotzdem gibt das Röntgenbild er-ste brauchbare Hinweise, ob eineTAU-Diagnose indiziert ist, wennauch eine spezielle Schulung in derAuswertung von Auffälligkeiten, dieüblicherweise als marginal einge-stuft werden, erforderlich ist (verglei-che Tabelle 1).

    Zur Therapie der Osteonekrose

    „Obwohl viele Therapeuten dasKrankheitsbild der Osteonekroseoder das daraus resultierendeSchmerzsyndrom als ‘Knochenka-vitäten’ bezeichnen, sind dieseLeerräume in Wirklichkeit nicht dieeigentliche Krankheit. Sie stellen nureine Ausprägung oder ein An-

    Tab. 1: Erstellt von Dr. Shankland nach einer Vorlage und mit Einverständ-nis von Jiao X, Meng Q: The influence of pathologic bone cavity of jaw bone on the etiopathology of trigeminal neuralgia. Acta Acad Med Sichuan1981; 12:243-247

    NICO-Defekte und mögliche Röntgenbefunde, angeordnet nach der Häufigkeit des Vorkommens

    1. schlecht abgegrenzte Radiotransluzenz

    2. mottenfraßförmige Radiotransluzenz (regionale Osteoporose)

    3. unregelmäßige vertikale Knochenbälkchen im zahnlosen Bereich (laminärer Regen bzw. laminäre Blitze)

    4. leichte milchglasartige Radioopazität (Geistermark)

    5. radioopake Flecken und Striche, die zentripetal um eine schwacheRadioluzenz in der Mittel liegen (Adlerhorst)

    6. fokale Zerstörung des knöchernen Kanals um den unteren Alveolarnerv

    7. seifenblasenartige Radioluzenz

    8. horizontale Knochenbälkchen im zahnlosen Bereich

    9. fokale Zerstörung der knöchernen Begrenzung der Kieferhöhle

    10. fokale Zerstörung des äußeren Zahnfachknochens

    11. radioopake Flecken

    12. baumwollknäuelartige Radioopazität

  • SANUM-Post 91/2010 13

    Wala) gegeben und zusätzlich vonPascoe Lymphdiaral Basis-TropfenN (3x 20 Tr./Tag) zur oralen Einnah-me verordnet hatte, erfolgte nach 11/2 Wochen stufenweise eine völligeRemission der Beschwerden.

    Am 27.11.2007 sprach die Patientin(von Beruf Krankenschwester) von„Wunderheilung”. Wegen geringerpersistierender Symptome erfolgtean diesem Tag eine erneute intraos-säre Injektion mit Hewedolor undSANUM-Mischinjektion 1, (SMI 1 s.Anhang) und am 3.1.2008 eine er-neute Injektion mit Hewedolor, AR-THROKEHLAN A D6, PEFRAKEHL D6

    und Os suis Injeel (Fa. Heel). EinJahr später, am 13.1.2009, ist diePatientin immer noch beschwerde-frei. Eine Untersuchung mit CavitatTM

    zeigt jedoch im Bereich der Zähne36 und 38 jeweils eine NekroseGrad 4 (vgl. Abb. 4).

    Die Patientin berichtet von persistie-rendem Bluthochdruck seit 3 Jah-ren. Im letzten Jahr ist wegen einesMyoms eine Total-OP erfolgt, dievon der Patientin als sehr belastendempfunden wurde. Dazu erhielt sieHormonpflaster und eine Medika-tion mit Aprovel und CoAprovel.Nach einem Jahr trat ein Ausschlag

    am ganzen Körper mit Juckreiz auf,Anfang Januar 2010 wurde des-wegen die Medikation geändert: MitAmlodipin Hexal, dazu Aprovel 300bei RR von 170/110, mit Medikationist ein Blutdruck von 150/110messbar.

    Im Januar 2010 trat bei einer star-ken Erkältung wieder ein leichterSchmerz im linken Unterkiefer auf,der sich zu einem ständigen Ziehenins Ohr und in den Kieferwinkel rück-bildete und seitdem kontinuierlichzu spüren war. Die Palpation im Be-reich der Zähne 36 und 38 zeigtwieder Druckschmerzhaftigkeit.

    Am 8.3. erfolgte eine operative Re-vision dieser Bereiche, zusätzlichAugmentation (Knochenaufbau mitBiogran®), begleitend wurde Ozon-begasung eingesetzt, dazu nochSANUVIS Tbl. 3x 2/Tag, MUCO-KEHL D5 Tbl. 1x/Tag und Opsonat(Fa. Pekana) 3-6 mal ein Teelöffel/Tag. Bei der Nahtentfernung, 10 Ta-ge später, berichtete die Patientin,dass sich eine langsame Besserungder Symptomatik einstelle. Der his-topathologische Gewebsbefund eines kortikalen und spongiösen La-mellenknochens mit „diskreter Um-bauaktivität sowie einem ödematösaufgelockerten fettzellreichen Kno-chenmark mit diskreter chronischerentzündlicher Reaktion“ bestätigteim Nachhinein den Verdacht einer„chronischen, fettigen Kieferostitis“.

    2. Klinisches Beispiel eines chroni-schen Schmerzfalles aufgrund den-togener Osteonekrose, Herr K. P.

    Vorgeschichte: Herr P. war wegenrezidivierender Schmerzen (Ver-dacht auf Trigeminusneuralgie) nach3 1/2 Jahren erfolgloser Behandlungbei seinem Zahnarzt, einem HNO-Arzt, einer HNO-Universitätsklinikund einer Neurologin zu mir gekom-men. Er beschrieb seine Beschwer-den wie folgt: „Schmerzen in derrechten Gesichtshälfte, entlang desOberkieferknochens, vom Ohr biszur Nasenscheidewand. Zeitweise

    Abb. 4: TAU-Befund der Patientin C.S.: Osteonekrose im Bereich linkerUnterkiefer, Zähne 36-38

    Abb. 5: Zahnfilme regio Zahn 36 bei Patientin C.S. Alveolenschatten

  • 14 SANUM-Post 91/2010

    ist auch das rechte Auge betroffen.Die rechte Seite des Gaumens so-wie das Zahnfleisch des rechtenOberkiefers sind gereizt und emp-findlich gegen Berührung. Die Be-schwerden sind seit November2000 ohne Unterbrechung vorhan-den, sie schwanken lediglich in derIntensität”.

    Der Zahn 15 (zweiter kleiner Backen-zahn oben rechts) war im Jahr 2003endodontisch versorgt worden (vgl.Abb. 6).

    Im TOPAS-Test zeigte der ZahnWerte von T 2 und PC. (Beim TO-PAS-Test wird mittels einer Papier-spitze eine Probe Gingivalflüssigkeitaus der Zahnfleischfurche entnom-men und mit zwei Laborreagenzienüberprüft. Aus der colorimetrischenReaktion kann semiquantitativ (Stu-fe T 0-5) festgestellt werden, ob eintoter Zahn eine toxische Belastungdarstellt und in welchem Maß ent-zündliche Eiweißstoffe (Stufe P A-D)vorhanden sind.)

    Das bei Herrn P. vorhandeneSchmerzsyndrom ging ursächlichauf eine atypisch verlaufende Pulpa-nekrose zurück, die zu einer chroni-schen Entzündung im Bereich desrechten Oberkiefers geführt hatte,welche auch nach der Wurzelbe-handlung des erkrankten Zahnsnicht abgeklungen war. Es bestanddas Symptombild einer neuralgie-auslösenden kavitätenbildendenOsteonekrose, die röntgenologischnur schwer zu erkennen war.

    Es erfolgte eine intraossäre Injek-tionsbehandlung mit neuralthera-peutischen, isopathischen undkomplexhomöopathischen Mittelnim Zeitraum vom 23.07.04-12.01.05.

    Therapie: Der Patient erhielt am23.7.2004 in der Zahnregion 15 ei-ne submuköse und nachfolgendinsgesamt 6 Stabident-Injektionen(29.7.04, 27.8., 9.9., 26.10., 12.11.,12.1.2005). Am 12.11.2004 gabder Patient an, die Schmerzinten-sität sei auf ca. 15-20% des ur-sprünglichen Wertes gefallen. ImJanuar 2005 war das Schmerzlevelauf ca. 5-7% des anfänglichenSchmerzniveaus zurückgegangen –ein zumindest für den Patienten be-friedigendes Resultat. Eine weitereRemission erfolgte vorerst nicht. DaHerr P. den Zahn unbedingt erhaltenwollte, nahm ich eine Revision derWurzelbehandlung vor (vgl. Abb. 6und 7). Am 20.7.2005 erfolgte derAbschluss der Wurzelbehandlung

    des Zahnes 15 (wegen Obliterationhatte ich vorher eine Depotphoresedurchgeführt). Am 23.4.2007 wurdeein neuer TOPAS-Test durchgeführt,der als Werte T1-2 und PA ergab.Dies bedeutet, dass durch die Be-handlung hinsichtlich Toxizität undEntzündungsparametern eine Ver-besserung erfolgt ist. Wegen derunveränderten Restbeschwerdenerfolgte eine nochmalige Stabident-Injektion.

    Daraufhin wurde eine Überkronungdes Zahnes 15 geplant und am4.6.2007 abgeschlossen. Eine TAU-Befundung am 15.11.2008 ergabeine nur geringgradige Verände-rung. Zahn 15 zeigte sich hierbei miteiner pathologischen Veränderungmesial der Wurzelspitze, die mitdem Grad 2 bewertet wird. Distalbei Zahn 15 stellte sich die Kiefer-höhle dar, ebenso bei Zahn 16 und18 (s. Abb. 8). Die letzte Nachunter-suchung erfolgte am 13.11.2009,das Befinden des Patienten ist un-verändert.

    Bewertung: Dieser Befund deutetdarauf hin, dass der Zahn 15 einengroßen Abszess über der Wurzel-spitze hatte. Grad 2 bedeutet in je-dem Fall, dass mangeldurchbluteterKnochen vorhanden ist, selbstwenn eine Regeneration erfolgte.Prognostisch ist zu beachten, dasses einige Jahre dauert, bis eineNekrose so groß geworden ist, dasssie im CavitatTM-Befund darstellbarist. Insofern ist eine jährliche Kon-

    Abb. 6: Patient K.P., Zahn 15:Zustand nach Wurzelbehandlung2003

    Abb. 7: Patient K.P., Zahn 15: Zustand nach Revision 2005

    Abb. 8: Patient K.P. TAU des ersten Quadranten

  • SANUM-Post 91/2010 15

    trolle mit CavitatTM anzuraten, um ei-ne Verschlechterung rechtzeitig zuerkennen. Unter Umständen ist esmöglich, das wurzelbehandelteOdonton länger funktionsfähig zuerhalten. Am 13.11.09 berichteteder Patient, dass die Beschwerdenauf niedrigem Niveau weiterbestün-den. Parallel zu einem rezidivieren-den Herpes labiales käme es zu einervorübergehenden Verschlimmerungder Schmerzen, eine weiterführendeTherapie wird aber vom Patientenzurzeit abgelehnt.

    Diskussion

    Die Erfahrung zeigt, dass Patientenin der Regel nur ungern in operativeEingriffe einwilligen. Eine objektiveund umfassende Aufklärung überIndikation und Risiken der Behand-lungsalternativen ist Voraussetzungfür eine akzeptable Compliance.Rechtlich ist stets eine Bedenkzeitanempfohlen, bevor ein chirurgi-scher Eingriff durchgeführt wird. DieNotwendigkeit einer effektiven prä-operativen Schmerzbehandlung istfast immer gegeben. Eigene Erfah-rungen zeigen, dass Komplikatio-nen nach Operation in gleicherWeise beherrschbar sind.

    Fazit 1

    Aus der Praxis von über zehn Jahrenmit zahlreichen Fällen von „therapie-resistenten” Schmerzzuständen kannich berichten, dass eine indikations-gerechte intraossäre Injektion einehervorragende schmerz-therapeu-tische Immediat-Intervention darstellt.

    Zur Linderung von Beschwerdensollte die intraossäre Injektion einenhöheren Stellenwert bei der Thera-pie erhalten. Sie kann als sicheresVerfahren eingestuft werden. Sieentspricht den Prinzipien einer humo-ralpathologischen Behandlung, wiesie z.B. Reckeweg formuliert hat,und kann im Sinne einer Milieuthera-pie eine Reduzierung der vorliegen-den Belastungsfaktoren erreichen,besonders in Verbindung mit denArzneimitteln der Fa. SANUM-Kehl-beck. Dem wenig geübten Behand-ler ist die Anwendung von neural-therapeutischen Mitteln wie Procainoder Lidocain in Kombination mitden SANUM-Mischinjektionen zuempfehlen, wie sie Bruno Träger an-gegeben hat. In einer Vielzahl vonIndikationen ist damit zuverlässig eine Remission der Beschwerden zuerreichen, die jedoch nicht mit einemvollständigen Heilungsprozess ver-wechselt werden sollte.

    Fazit 2

    Der große Vorteil einer operativenEntfernung chronisch veränderterKieferknochenbereiche besteht inder weitestgehenden Entlastungdes Patienten und ist oftmals dielangfristig anzustrebende Lösung.

    Fazit 3

    Die TAU-Diagnose mittels CavitatTM-Gerät ermöglicht eine gezielte Erfas-sung und darauf basierende Thera-pie von osteonekrotischen undischämischen Bereichen des Alveo-larknochens, die häufig Ursache von

    Schmerzzuständen sind, aber großedifferentialdiagnostische Erschwer-nisse wegen der unzureichendenFassbarkeit mittels der herkömm-lichen Methoden (Orthopantomo-gramm, Magnetresonanztomogra-phie, Computertomographie) ma-chen. TAU ist daher auch geeignetzur Überprüfung des Therapieer-gebnisses nach Durchführung vonoperativen oder minimalinvasivenMethoden der Störfeldsanierung. �

    Anhang

    Zusammensetzung der SANUM-Mischinjektion (SMI):

    SMI 1 SANUVIS (2 Ampullen)NIGERSAN D 5PEFRAKEHL D6 MUCOKEHL D5 Traumeel (Heel), je 1 Ampulle

    SMI 2 statt MUCOKEHL D5 wird NOTAKEHL D5 verwendet,sonst wie SMI 1

    Literaturliste beim Semmelweis-Verlag

    Anschrift des Autors:

    Dr. med. dent.Norbert GuggenbichlerLouisenstr. 1961348 Bad HomburgTel. 06172/24760 Fax 06172/[email protected]

    /ColorImageDict > /JPEG2000ColorACSImageDict > /JPEG2000ColorImageDict > /AntiAliasGrayImages false /CropGrayImages true /GrayImageMinResolution 300 /GrayImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleGrayImages true /GrayImageDownsampleType /Bicubic /GrayImageResolution 300 /GrayImageDepth 8 /GrayImageMinDownsampleDepth 2 /GrayImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeGrayImages true /GrayImageFilter /FlateEncode /AutoFilterGrayImages false /GrayImageAutoFilterStrategy /JPEG /GrayACSImageDict > /GrayImageDict > /JPEG2000GrayACSImageDict > /JPEG2000GrayImageDict > /AntiAliasMonoImages false /CropMonoImages true /MonoImageMinResolution 1200 /MonoImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleMonoImages true /MonoImageDownsampleType /Bicubic /MonoImageResolution 1200 /MonoImageDepth -1 /MonoImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeMonoImages true /MonoImageFilter /CCITTFaxEncode /MonoImageDict > /AllowPSXObjects false /CheckCompliance [ /None ] /PDFX1aCheck false /PDFX3Check false /PDFXCompliantPDFOnly false /PDFXNoTrimBoxError true /PDFXTrimBoxToMediaBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXSetBleedBoxToMediaBox true /PDFXBleedBoxToTrimBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXOutputIntentProfile (None) /PDFXOutputConditionIdentifier () /PDFXOutputCondition () /PDFXRegistryName () /PDFXTrapped /False

    /Description > /Namespace [ (Adobe) (Common) (1.0) ] /OtherNamespaces [ > /FormElements false /GenerateStructure false /IncludeBookmarks false /IncludeHyperlinks false /IncludeInteractive false /IncludeLayers false /IncludeProfiles false /MultimediaHandling /UseObjectSettings /Namespace [ (Adobe) (CreativeSuite) (2.0) ] /PDFXOutputIntentProfileSelector /DocumentCMYK /PreserveEditing true /UntaggedCMYKHandling /LeaveUntagged /UntaggedRGBHandling /UseDocumentProfile /UseDocumentBleed false >> ]>> setdistillerparams> setpagedevice