Upload
silvia-baecker
View
217
Download
2
Embed Size (px)
Citation preview
ZAV – Zürcher Anwaltsverband/Fachgruppe Handelsrecht: Dienstag, 23. September 2008, Zürich
Recht der einfachen Gesellschaft:Grundsätzliches sowie Aktualitäten
von
Peter V. Kunz
Prof. Dr. iur., Rechtsanwalt, LL.M. (G.U.L.C.)Ordentlicher Professor für Wirtschaftsrecht und RechtsvergleichungDirektor am Institut für Wirtschaftsrecht sowie Leiter des Departements für Wirtschaftsrecht an der Universität Bern
22
Inhalt
I. Allgemeine Bemerkungen
II. Spezialfragen der jüngsten Praxis
III. Ausblick
33
Allgemeine Bemerkungen
1. Persönliche Vorbemerkungen
PVK sowie ZAV…
… und Fachgruppe Handelsrecht
2007: „Embolien-Intermezzo“…
44
Allgemeine Bemerkungen
2. Einordnungen
Kapitalgesellschaften v. Personengesellschaften
Konkurrenz: z.B. GmbH v. Kollektivgesellschaften
einfache Gesellschaften: unterschätzt und vernachlässigt
praktische Anwendungsfälle: z.B. ABV + Konkubinate
Statistisches: Fehlen eines HR-Eintrags
Literatur-Hinweise: BE Komm. + 2x PVK (vgl. www.iwr.unibe.ch)
55
Allgemeine Bemerkungen
3. Grundsätzliches
einfache Gesellschaft als sog. Rechtsgemeinschaft
aktiv = Gesamthandschaft (bis 1911: Bruchteilsgemeinschaft – BE Komm./Art. 530 OR N 355); passiv = solidarische Haftung
Anzahl sowie Art der einfachen Gesellschafter
Verhältnis zum NC – gibt es sog. „Innominatsgesellschaften“? BE Komm./Art. 530 OR N 155 N 158 ff.
einfache Gesellschaft als eigentliche „Auffanggesellschaft“
66
Allgemeine Bemerkungen
4. Praxishinweise im Wirtschaftsrecht – Auswahl (BE Komm.)
kaufmännische einfache Gesellschaften (Art. 530 OR/N 517 ff.)
Anwaltsgemeinschaften (Art. 530 OR/N 225 ff.)
sog. Emissionskonsortien (Art. 530 OR/N 249 ff.)
sog. Kreditkonsortien (Art. 530 OR/N 296 ff.)
ABV bzw. Teile davon (Art. 530 OR/N 279 ff.)
77
Spezialfragen der jüngsten Praxis
1. Einfache Gesellschaften und börsenrechtliche „Gruppen“
Meldepflicht + Angebotspflicht + generell Übernahmerecht
Unterschiede zwischen Art. 20 BEHG/Art. 32 BEHG
Beispiele aus der jüngsten Praxis
(i) Scor/Converium + (ii) Sulzer/Renova
88
Spezialfragen der jüngsten Praxis
2. Abgrenzung: Auftrag / einfache Gesellschaft
Fall: 4C.30/2007 (16. April 2007) „Miss Kroatien Wahl“
i.c. Auftrag statt einfache Gesellschaft (Erw. 5)
schwierige Abgrenzung, wenn beide Parteien interessiert
Entgelt fliesst in kein „gemeinsames Vermögen“
eher Auftrag, wenn eine Partei „eher untergeordnete Rolle“
99
Spezialfragen der jüngsten Praxis
3. Abgrenzung: Arbeitsvertrag / einfache Gesellschaft
Fall: 4A_57/2007 (17. Juli 2007) „Fussball-Transferklausel“
i.c. Transferklausel im EAV, was keine Gesellschaft begründet trotz einem gewissen „Gleichlauf der Interessen“ (Erw. 3.2)
Fussballclub erhält Transfersumme und muss gemäss Vereinbarung mit betroffenem Profi-Fussballer „teilen“
bisheriger Arbeitgeber entscheidet über Freigabe, d.h. Parteien sind nicht „gleichgestellte Partner“ (Erw. 3.3)
1010
Spezialfragen der jüngsten Praxis
4. Auflösung durch SchKG-Aufsichtsbehörde – Präzisierung
Fall: BGE 134 III 133 (11. Dezember 2007)
i.c. ging es um die Verwertung des Liquidationsanteils an einer einfachen Gesellschaft
die kantonale SchkG-Aufsichtsbehörde ordnet Auflösung der einfachen Gesellschaft inklusive Verwertung ihres Vermögens an = sog. Liquidationsstadium der einfachen Gesellschaft
aber: keine zusätzliche Kündigung notwendig (Erw. 1.6)
1111
Spezialfragen der jüngsten Praxis
5. Konkubinat als einfache Gesellschaft (I)
Fall: 4C.195/2006 (12. Oktober 2007)
i.c. Konkubinat als einfache Gesellschaft bejaht betr. Geschäftallg.: BE Komm./Art. 530 OR N 157
Entstehung kann stillschweigend erfolgen, wobei dies den Parteien „nicht bewusst sein muss“ (Erw. 2.1)
nicht jedes Konkubinat ist eo ipso eine Gesellschaft: z.B. notwendig sind „Unterordnung“ unter einen gemeinsamen Zweck, „gemeinsame Kasse“, Beiträge wie finanzielle Leistungen oder „Haushaltsarbeiten“ (Erw. 2.4.1)
1212
Spezialfragen der jüngsten Praxis
6. Konkubinat als einfache Gesellschaft (II)
Fall: 4A_382/2007 (19. Dezember 2007) „Haus in Frankreich“
i.c. Konkubinat als sog. stille Gesellschaft verneint betr. Haus
einfache Gesellschaft ev. „nicht auf längere Dauer“ sowie „eng begrenzt“ – z.B. nur für Hauskauf für gemeinsame Wohnstätte – möglich (Erw. 3.1)
Zweck der stillen Gesellschaft hier mit Hauskauf erfüllt, so dass ex lege aufgelöst (Erw. 3.2) – einfache Gesellschaft braucht keinen wirtschaftlichen Zeck (Erw. 3.4)
1313
Ausblick
1. Mögliche künftige Themen der Rechtsprechung
a) allg.: Aktionärsbindungsverträge (ABV) – z.B. maximale Vertragsdauer, Kündbarkeit
b) jüngst: sog. Stillhalteabkommen (sog. Stand Still Agreements)
c) ev. weitere Konkubinatsentscheide
1414
Ausblick
2. Auslegeordnung zu sog. Stillhalteabkommen
Beispiel: Sulzer/Renova
Vinkulierung zur Abwehr – Stillhalteabkommen als Ausweg?
Stillhalteabkommen und börsenrechtliche Folgen: Gruppenbildung zwischen Aktionär und Gesellschaft?
börsenrechtliche Situation betr. Meldepflicht (Art. 20 BEHG) sowie Angebotspflicht (Art. 32 BEHG)
Literatur-Hinweise: Ruffner, NZZ 13. Sept. 2008 S. 29 + 2x PVK (Jusletter 19. November 2007 N 35 ff. + Liber Amicorum R. Watter S. 248)
1515
Ausblick
3. Mögliche künftige Themen der Rechtssetzung
a) keine Vorstösse à la „GmbH & Co. KG“ oder „PmbH“
b) Aktualität = sog. „grosse“ Aktienrechtsrevision – zwei Themen:
c) Begriff der AG (und GmbH): einfache Gesellschaften ausgeschlossen als Aktionäre?
d) Regelung der ABV?
1616
Besten Dank für IhreAufmerksamkeit..!
Peter V. Kunz
Universität BernInstitut für WirtschaftsrechtSchanzeneckstrasse 1CH-3001 BernTel.: 031 / 631 55 88