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SCHWERPUNKT: Lehrer als Teamplayer Wie Zusammen- arbeit in der Schule gelingt DAS MAGAZIN FÜR SCHULE IN SACHSEN 3 / 2013 Eliza passt auf Was Erstklässler alles erleben S.10

Zeitschrift KLASSE 3/2013

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Das Magazin für Schüle in Sachsen

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SCHWERPUNKT:

Lehrer als

Teamplayer

Wie Zusammen-

arbeit in der

Schule gelingt

DAS M AGA ZI N FÜR SCH U LE I N SACHSEN

3 / 2013

Eliza passt aufWas Erstklässler alles erleben S.10

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    Zur Internationalen Junior Science Olympiade nach In-dien reisen drei Schüler aus Sachsen. Damit besteht das Natio-nalteam zur Hälfte aus sächsischen Talenten. Nik-Angus Engwer und  Johann  Lieberwirth  vom  Wilhelm-Ostwald-Gymnasium Leipzig  sowie  Arthur  Guthknecht  vom  Johannes-Kepler-Gym-nasium  Chemnitz  konnten  sich  im  Oktober  in  Hamburg  beim 

Bundesfinale gegen die schlausten 45 jungen Naturwissenschaft-ler durchsetzen. Die drei anderen Teammitglieder kommen aus Bayern, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen. Anfang De-zember reisen sie gemeinsam nach Indien, wo sie mit rund 250 Jugendlichen aus über 50 Nationen um Gold, Silber und Bronze kämpfen. 

IMPRESSUM Herausgeber: Sächsisches  Staatsministerium  für  Kultus  (SMK),  Referat  Presse-  und  Öffentlichkeitsarbeit,  Carolaplatz  1,  01097  Dresden  | Redaktion: Anja Niemke (V. i. S. d. P. ), Telefon: (0351) 564 25 13, E-Mail: [email protected]; Anikó Popella, Peter Stawowy, stawowy media | Mitarbeit in dieser Ausgabe: Christian Bach, Beate Diederichs, Phillip Horn, Sebastian Martin, Brigitte Pfüller, Caroline Vogt | Fotos: Klaus Gigga, Anja Jungnickel, Detlev Müller, Daniel Scholz | Gestaltung: stawowy media | Auflage: 40.000 Exemplare | Druck: Druckerei Vetters GmbH & Co. KG | Verteilerhinweis: Die Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung ver-wendet werden.

Auf Goldsuche in Indien

Arthur Guthknecht vom Johannes-Kepler-Gymnasium Chemnitz fährt Anfang Dezember zur Internationalen Junior Science Olympiade nach Indien.

    Vorerst  sollen  im  ländlichen  Raum  in  Sachsen  keine Grund-  und  Oberschulen  mehr  geschlossen  werden.  Das  hat der  Landtag  in  seiner  Sitzung  im  Oktober  beschlossen.  Sach-sens Kultusministerin Brunhild Kurth begrüßt das Schulschlie-ßungsmoratorium  als  richtige  Antwort  auf  die  demografische Entwicklung im ländlichen Raum. Damit sei ein erster wichtiger Schritt  zur Sicherung von Schulen  im  ländlichen Raum getan. „Der zweite Schritt sollte zu Beginn der neuen Legislaturperiode 

mit einer umfassenden Novellierung des Sächsischen Schulgeset-zes folgen“, so die Kultusministerin in der Debatte im Landtag. Mit  dem  Beschluss  des  Landtages  wird  das  bislang  geltende Schließungsmoratorium für Oberschulen bis zum Inkrafttreten entsprechender Änderungen des Sächsischen Schulgesetzes ver-längert und auf Grundschulen ausgedehnt. Ausgenommen von dem Moratorium sind Grundschulen in den Kreisfreien Städten sowie in den Ober- und Mittelzentren des Freistaates Sachsen.

Landtag für Erhalt von Schulen im ländlichen Raum

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E D I T O R I A L / I N H A LT

Liebe KLASSE-Leserinnen und Leser,

wer  durch  die  sächsischen  Großstädte  spaziert,  sieht:  Kinder prägen ganz maßgeblich das Stadtbild. Dresden etwa ist eine der geburtenstärksten Städte Deutschlands. In ähnlicher Weise trifft dies auch auf Chemnitz und Leipzig zu. Auch wenn der ländliche Raum nicht in diesem Maße vom Zuwachs profitiert, freue ich mich über eine Entwicklung, die mit diesem Kinderreichtum ein-hergeht: Der schmerzliche Prozess der Schulschließungen gehört der Vergangenheit an. 

Gemeinsam  mit  meinem  Kollegen,  Landwirtschaftsminister Frank Kupfer, haben wir daher ein Konzept zur Sicherung von Schulen im ländlichen Raum erarbeitet. Zudem hat der Landtag in  seiner  Sitzung  im Oktober  ein  Schulschließungsmoratorium beschlossen.  Das  begrüße  ich  sehr,  zumal  es  meine  Hoffnung ist, dass dies uns auch mit Blick auf die Schulen in freier Träger-schaft weiterbringt. 

Es hat mich immer nachdenklich gestimmt, wenn im ländlichen Raum eine öffentliche Schule geschlossen und dafür eine private geöffnet wurde. Diese Entwicklung hat mir Sorgen bereitet, sind wir als Staat doch in der Pflicht und wissen um die Qualitäten staatlicher Schulen. Andererseits ist es natürlich ausgesprochen erfreulich, wenn gesellschaftliches Engagement von Eltern und Institutionen dazu führt, die Schule vor Ort selbst zu organisie-ren. 

Ich bin daher der Meinung, dass die unterschwellige „Konfron-tation“ öffentliche gegen private Schule endgültig überwunden sein sollte. Denn diese hat leider allzu oft den Blick verstellt für das, was die Freien Schulen ausmacht. Schulen in freier Träger-schaft  machen  die  Schullandschaft  in  Sachsen  bunter,  sie  be-reichern und ergänzen das Schulangebot. Diese Vielfalt  gilt  es wertzuschätzen. Freie Schulen  sind ein Ausdruck von Freiheit, von freier Schulwahl. 

Heute können Eltern nicht nur  zwischen unterschiedlichen öf-fentlichen Schularten wählen. Dank der Freien Schulen haben sie auch  die  Möglichkeit,  zwischen  verschiedenen  pädagogischen und  konfessionellen  Ansätzen  wählen  zu  können.  Damit  wird das sächsische Schulsystem der Individualität der Schüler besser gerecht. Privatschulen sind eben nicht besser oder schlechter, sie sind anders als öffentliche Schulen. Hierin sehe ich ihre Stärken.

Ich halte ein ausgewogenes Verhältnis von privaten und öffent-lichen Schulen für gut, und ich halte es, so wie es jetzt ist, für angemessen. Ich wünsche mir ein gutes, ein fruchtbares Mitei-nander, denn das sächsische Schulsystem soll genauso vielfältig sein wie unsere Schüler.

Lassen  Sie uns  gemeinsam daran arbeiten,  dass die  sächsische Schullandschaft so vielfältig und bunt bleibt, wie sie ist. 

Ihre Staatsministerin für Kultus Brunhild Kurth

Meldungen aus dem Ministerium – Seite 4

Für den Job nach Görlitz Eine Förderschullehrerin erzählt – Seite 5

Teamarbeit in der SchuleSächsische Lehrer arbeiten zusammen – Seite 6

Ein Tag in Bildern. Eliza aus Dorfchemnitz, Erstklässlerin – Seite 10

Aus Schülersicht. Wie ich zum START-Stipendium gekommen bin – Seite 11

Kultur(t)räume. Wie Kamenzer Kinder ihre Stadt entdecken– Seite 12

Recht und Ordnung. Medienrecht– Seite 14

Der KLASSE Fragenbogen Mit Klaus Batsch, Gewinner des Deutschen Lehrerpreises 2012 – Seite 15

Inhalt

Sie können kostenlos abonnieren. Dazu genügt eine E-Mail mit Angabe Ihrer Adresse an [email protected]. Ansprechpartner für Ihre Hinweise, Meinungen und Themenvorschläge für die kommenden Ausgaben der ist das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Carolaplatz 1, 01097 Dresden, Telefon: (0351) 564 25 11, E-Mail: [email protected] (kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte Dokumente).

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M E L D U N G E N

    Bereits zum vierten Mal sind Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren aufgefordert, sich um den Kinderkunstpreis zu bewer-ben. Unter dem Motto „Freund statt fremd“ können Arbeiten in Form von Einzel- und Gruppenleistungen in allen künstlerischen Sparten eingereicht werden. Möglich sind zum Beispiel: Bilder, Objekte und Fotografien, Geschichten, Comics sowie eigene Bü-cher, Tanzbeiträge, Zirkusnummern oder Theaterstücke, Lieder, Chor- oder Musikbeiträge und Hörspiele, Video- oder Trickfilme. 

Die Wettbewerbsveranstaltung findet am 17. Mai 2014 im Bür-gerhaus  in  Delitzsch  statt.  Eine  Kinderjury  vergibt  die  Preise. Die Preisträger werden am 5. Juli zu einem spannenden Ausflug eingeladen.

Bewerbungen sind bis zum 11. April 2014 möglich. Kontakt: [email protected], www.lkj-sachsen.de

    Energiesparen  ist  nicht  nur  et-was  für  Erwachsene.  Auch  Kinder  und Jugendliche  können  zum  Klimaschutz beitragen,  indem sie  schon  frühzeitig ei-nen sparsamen Umgang mit Energie  ler-nen.Damit das nicht nur  schöne Worte blei-ben,  hat  das  Sächsische  Umweltminis-terium  eine  Handlungsanleitung  für  die Durchführung von Stromsparwettbewer-ben an Schulen herausgegeben. Dabei tre-ten  Klassen  gegen  andere  teilnehmende Klassen (oder Gruppen) an. Wer am we-nigsten Strom verbraucht, liegt am Ende vorn. Die Kinder und Jugendlichen sollen nicht nur auf den Stromverbrauch in der Schule  achten,  sondern  auch  zu  Hause schauen, wo man effektiver den Energie-verbrauch reduzieren kann.

Wie  diese  Wettbewerbe  genau  funktio-nieren, wird in der Broschüre ausführlich erklärt.  Inbegriffen  sind  außerdem  18 Arbeitsblätter, die im Unterricht im Rah-men  von  themenbezogenen  Workshops verwendet  werden  können.  Zugeschnit-ten auf die Klassenstufe 7 bis 8 kann der Wettbewerb  zudem  fächerübergreifend gestaltet  werden  (Physik  [Energie],  Ma-thematik  [Berechnungen]  und  Geogra-phie [Klimawandel, Treibhauseffekt]).

Interessierten Schulen und Lehrern steht die Broschüre auf der Internetseite  www.enercitee.eu  zur  Verfügung.  Als  Druck-version kann die Anleitung unter www.publikationen.sachsen.de, mit dem Stichwort „EnercitEE“ ebenfalls kosten-frei bestellt werden.

Stromsparwettbewerbe für Schulen

Kleine Künstler ganz groß –Kinderkunstpreis 2014

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    Das entscheidende Telefonat fand bereits während mei-nes Referendariats statt. Ich habe bei der Sächsischen Bildungs-agentur  nachgefragt,  ob  es  in  Görlitz  eine  freie  Stelle  an  einer Förderschule gibt. Die Antwort lautete sinngemäß: „Her mit den Unterlagen! Wann können Sie zum Gespräch kommen?“ Damit hatte ich meine Zusage für die Jahnschule bereits vor der Zeug-nisausgabe in der Tasche.Diese Entscheidung für Görlitz fiel mir und meinem Mann da-mals leicht. Ich habe in Halle an der Saale studiert. Laut des Kul-tusministeriums in Sachsen-Anhalt sollten fünf neue Lehrer mit 

dem Förderschwerpunkt ‚Geistige Entwicklung‘ eingestellt wer-den. Da mein Mann bereits in Görlitz Arbeit gefunden hatte und wir  in der  Stadt  auch Freunde haben, mussten wir nicht  lange überlegen. Bislang habe  ich die Entscheidung nicht bereut. Die Leute sind ausgesprochen freundlich, besonders meine Nachbarn und Kollegen. Sie haben mir den Start sehr erleichtert.

Ich habe mir natürlich Gedanken gemacht: Wie komme  ich  in einer neuen Stadt zurecht? Wie reagieren Schüler und Kollegen auf mich? Das Referendariat war stressig, da wir neben unserer Unterrichtstätigkeit auch Seminarleistungen erbringen mussten. Dennoch waren wir nur 12 und nicht 25 Stunden wöchentlich in der Schule. Daher habe ich im Anschluss bewusst um eine Teil-zeitstelle gebeten. Das Land hat diesem Kompromiss als Arbeit-geber glücklicherweise zugestimmt.

Ich habe in Halle Deutsch und Musik studiert, habe aber außer-dem im ersten Jahr Werken, Computer, Textilarbeit sowie Thea-ter gelehrt. Ähnlich ergeht es anderen Kollegen auch. In die neu-en Fächer musste  ich mich hineindenken und einarbeiten, aber die didaktischen Prinzipien gelten unabhängig von den Inhalten. 

Wir können nicht von allen Kindern die gleichen Leistungen ver-langen. Wir haben die Freiheit  zu  schauen, was  speziell  in der Entwicklung benötigt wird. Diese individuelle Betreuung an un-serer Förderschule  ist nur mit ausreichend Personal zu bewälti-gen. Das Verhältnis von Schülern und Lehrern schwankt je nach Unterstützungsbedarf der Kinder. In der Regel unterrichten wir zu zweit sieben bis neun Schüler. Das scheint für Außenstehende viel zu sein, wird aber ständig flexibel angepasst.

Mir  hat  meine  Lehrertätigkeit  im  ersten  Jahr  so  viel  Spaß  ge-macht,  dass  ich nun auf Vollzeit  aufgestockt habe. Das  ist  für mich  eine Umstellung,  da  auch  eine Klassenleiterfunktion hin-zukam. Daraus ergibt sich auf der einen Seite ein Mehraufwand, zum Beispiel  mit Elternabenden. Auf  der  anderen  Seite  erhalte ich so die Möglichkeit, kontinuierlicher mit den Kindern in den anderen Fächern, wie in Kunst und Sport, zu arbeiten.

Noch mehr Spaß macht den Schülern  jedoch der Snoezelraum. Diesen  haben  die  Kollegen  2006  entworfen.  Hier  finden  die Schüler einen Ort der Entspannung, der mithilfe eines Wasser-betts,  Lichtspielen  an  der  Wand,  einer  Wassersäule  und  einer Lichtdusche unterschiedliche Wahrnehmungskanäle anspricht. Insgesamt  bin  ich  sehr  zufrieden  mit  meiner  Wahl,  da  Görlitz auch mein Leben etwas entschleunigt. Gut, an die hiesigen Öff-nungszeiten  der  Läden  und  gastronomischen  Einrichtungen musste ich mich erst gewöhnen. Ich sehe dies jedoch positiv, auch wenn ich zugeben muss, dass die weite Welt 1,5 Stunden mit dem Zug entfernt liegt. Dann bin ich gerade einmal in Dresden. Trotz-dem: Wenn nichts schiefgeht, bleiben wir noch eine ganze Weile hier.

Informationen unter: www.jahnschule-goerlitz.de

AU S L E H R E R S I C H T

Für den Job nach Görlitz Görlitz liegt am östlichsten Rand Sachsens. Diese

Lage zieht angehende Lehrer, speziell für Förder-

schulen, nicht gerade an. Constanze Marquardt

beweist das Gegenteil.

PROTOKOLL: CHRISTIAN BACH, - REDAKTION

» ICH BIN ZUFRIEDEN MIT MEINER ENTSCHEIDUNG NACH GÖRLITZ ZU GEHEN.«

Constanze Marquardt, Förderschullehrerin an der Jahnschule Görlitz

Lehrer-werden-in-Sachsen.de

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R E P O R TA G E

    Mit einem Lächeln geht’s schon los. Gut gelaunt parkt Marika Götze neben der Grundschule in Groß Särchen – einem gelben Bau mit Spitzdach aus den 1960er Jahren, unweit des von Birken  und  Kiefern  gesäumten  Knappensees  gelegen.  Herrlich glitzert die Sonne an diesem Morgen auf der Wasseroberfläche, während der Wind die ersten bunten Blätter über den Schulhof weht. Die Lehrerin steigt aus und atmet tief durch. Doch es ist nicht die idyllische Lage, wegen der sie hier, elf Kilometer süd-lich von Hoyerswerda, gern arbeitet. 

Das  Geheimnis  lüftet  sich  beim  Betreten  des  Lehrerzimmers. Mit einem freundlichen Hallo wird sie von  ihren Kollegen be-grüßt. Ein paar Sekunden später wird bereits über dies und das gequatscht. Man duzt sich. Was sonst? Wenn jemand Geburts-tag habe, werde hier sogar gefeiert, sagt Marika Götze. Sie fühlt sich  sichtlich wohl  und  ist  froh,  dass  sie  sich  vor  zwei  Jahren nach Groß Särchen versetzen hat lassen. Sonst wäre sie als Päd-agogin vielleicht schon längst ausgebrannt. Denn ein Team wie an der Grundschule am Knappensee sei nicht selbstverständlich, erklärt sie. 

Schulleiterin Beate Richter schmunzelt. Sie denkt wahrscheinlich gerade an die letzte Geburtstagsfeier. „Lehrer müssen Freude an ihrem  Beruf  haben.“  Sonst  gehen  sie  irgendwann  kaputt.  Seit Jahren bemüht sie sich deshalb, dass die Lehrer in ihrem Haus zufrieden  sind  und  ein  gutes  Arbeitsklima  herrscht.  Sie  über-trägt ihnen Verantwortung, schickt sie zu Weiterbildungen und erkennt ihre Leistungen regelmäßig an. Denn nur so öffnen sie sich auch für eine verstärkte Teamarbeit, erklärt Beate Richter. Und die sei heute wichtiger denn je für den Erfolg einer Schule. 

Zeit des Einzelkämpfers vorbei

Das weiß auch Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth. „Es wird in Zukunft darauf ankommen, Teamgeist und Teamarbeit an der Schule weiter zu stärken“, sagt sie zum Auftakt des Schul-leitersymposiums an der Universität Leipzig. Die Köpfe im Pub-likum nicken. Einige Hände applaudieren. Über 100 Schulleiter sitzen im Hörsaal 10, um in die „Die fabelhafte Welt des Teams“ einzutauchen.  In  Vorträgen  und  einer  Podiumsdiskussion  hö-ren  sie,  welche  Vorteile  eine  verstärkte  Teamarbeit  hat  –  zum 

Den Überblick bewahren: Das klappt in Groß Särchen sehr gut. Die Kollegen arbeiten Hand in Hand.und unterstützen sich gegenseitig.

Gemeinsam starkLehrer sind Solisten im Klassenraum. Im Lehrerzimmer sollten

sie aber als Teamplayer agieren. Denn das trägt zum Erfolg

einer Schule bei.

VON SEBASTIAN MARTIN, - REDAKTION

»ES WIRD IN ZUKUNFT DARAUF ANKOMMEN, TEAMGEIST UND TEAMARBEIT AN DER SCHULE WEITER ZU STÄRKEN.«BRUNHILD KURTH, SÄCHSISCHE KULTUSMINISTERIN

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Beispiel  im Umgang mit Eltern. Denn ein Kollegium, das etwa Bewertungsmaßstäbe berät und diese anschließend geschlossen nach außen verteidigt, mache sich weniger angreifbar, heißt es.  „Unterrichtsentwicklung als wesentlicher Bestandteil der Schul-entwicklung kann nicht nur von einem Kollegen allein geleistet werden. Vielmehr braucht es ein Miteinander aller, die an Bil-dung und Erziehung beteiligt sind“, betont Brunhild Kurth. 

Ein Paradebeispiel für gute Teamarbeit könnte die Grundschule am Knappensee sein,  in der es gerade zur Hofpause geklingelt hat.  Weil  die  für  die  Schüleraufsicht  verantwortliche  Lehrerin noch  in  einem  Gespräch  vertieft  ist,  übernimmt  spontan  eine Kollegin ihren Job. Ohne zu murren oder die Augen zu verdre-

hen. Die Hilfe scheint vielmehr selbstverständlich zu sein. Der stille Beobachter spürt, dass die Lehrer hier eine Gemeinschaft bilden – ein Team, das sich unterstützt, ergänzt und austauscht. „Mit der Erprobung des neuen Lehrplans mussten wir effektiver werden und enger zusammenarbeiten. Nur so konnten wir die vielfältigen  Aufgaben  bewältigen“,  erklärt  Schulleiterin  Beate Richter. „Es bringt nichts, wenn jeder Lehrer sein eigenes Ding macht.“ 

Der Schullehrer als Solist, als Einzelkämpfer im Klassenraum? Die Zeiten sind an der Grundschule am Knappensee längst vor-bei. Seit 2004 gibt es eine feste Struktur, die die Teamarbeit re-gelt  und  durch  regelmäßige  Evaluationen  verbessert  wird.  Die aktuelle Version passt  in ausgedruckter Form auf ein A4-Blatt und  ist  in  mehrere  Bereiche  gegliedert.  Neben  gegenseitigen Hospitationen und Erfahrungsaustausch unter den Fachlehrern verlangt  der  Plan  mehrere  Arbeitsgruppen  –  zwei  große  und viele kleinere. In den beiden großen beraten sich die Fachlehrer der  Klassenstufen  eins  und  zwei  sowie  der  Klassenstufen  drei und vier. Zweimal pro Jahr kommen beide Teams zusammen, in dringenden Fällen auch spontan. Bei den Treffen geht es unter anderem um die Arbeit am Kind und die einzuhaltenden Regeln und Normen in den Klassen. Dadurch werde ein gemeinsames Handeln  möglich,  erklärt  Beate  Richter  im  Eiltempo.  In  den kleineren Teams treffen sich dagegen nur die Lehrer der einzel-nen Klassenstufen. Sie sollen gemeinsame Stoffverteilungspläne und vergleichbare Klassenarbeiten erstellen sowie einen fächer-übergreifenden  Unterricht  organisieren.  Durch  den  wöchentli-chen  Austausch wissen sie zudem immer, welche Themen gerade behandelt werden, und könnten leichter einen kranken Kollegen vertreten. So weit, so gut.

Soziale Kompetenzen des Teamleiters entscheidend

Aber nicht  jeder kann mit  jedem. Menschen  sind verschieden. Auch Lehrer. Außerdem bedeutet selbst ein Starensemble beim Fußball  noch  nicht,  dass  es  Meister  wird.  Und  hervorragende 

Musiker bilden nicht automatisch ein  tolles Orchester. Welche Voraussetzungen für ein gut funktionierendes Team nötig sind, damit beschäftigt sich Barbara Drinck von der Universität Leip-zig. Seit drei Jahren erforscht die Professorin für Schulentwick-lung das Thema. Entscheidend sei ein guter Teamleiter, sagt sie. Der sollte vor allem eine Ordnungskraft sein – sprich: die Treffen und  Themen  einer  Arbeitsgruppe  in  erster  Linie  organisieren. Die Entscheidungen müssen gemeinsam gefällt werden. Schullei-ter, die nur ihren eigenen Standpunkt durchsetzen wollen, wer-den daher kaum eine Teamkultur fördern, sagt die habilitierte Erziehungswissenschaftlerin und studierte Psychologin. Um ein verstärktes Miteinander im Lehrerzimmer zu erreichen, sollten die Schulleiter vielmehr Transparenz und eine offene Kommu-

nikation pflegen  sowie die Leistung der Mitarbeiter  wertschätzen.  Das  schaffe Vertrauen  und  motiviere  zur  Teamar-beit, erklärt die Professorin. Und sie soll-ten vor allem eins: zuhören können. Nur wer sich der Probleme annimmt und sie lösen will, wird Erfolg haben. Außerdem sollte ein Teamleiter im Idealfall eine re-

spektierte Person sein, die aber nicht angehimmelt werden will. Ein guter Teamleiter müsse also bestimmte soziale Kompetenzen haben, sagt Barbara Drinck. 

Die Leiterin der Grundschule am Knappensee scheint viele der nötigen  Eigenschaften  in  sich  zu  vereinen.  Das  hört  man  zu-

R E P O R TA G E

»ES BRINGT NICHTS, WENN JEDER LEHRER SEIN EIGENES DING MACHT.« BEATE RICHTER, SCHULLEITERIN AN DER GRUNDSCHULE AM KNAPPENSEE

Gute Stimmung im Lehrerzimmer: Mit einem freundlichen Hallo begrüßen sich die Kollegen an der Grundschule am Knappensee.

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mindest,  wenn  man  die  Fachlehrer  in  Groß Särchen  befragt.  Sie  suche  mit  ihren  Kollegen regelmäßig das Gespräch und habe  immer ein offenes Ohr, heißt es. Probleme müssen bei ihr sofort gelöst werden, damit sich Fronten nicht verhärten. Sie verstehe es zudem geschickt, die passenden Kollegen in einem Team zu vereinen. „Dafür braucht man natürlich etwas Fingerspitzengefühl“, sagt Beate  Richter  mit  einem  Lächeln  in  ihrem  dezent  geschmink-ten Gesicht. Monatelang beobachtet sie die Körpersprache und Meinungen der Kollegen, um herauszubekommen, wer mit wem am besten kann. Denn neben den fachlichen Stärken entscheidet bei ihr vor allem der Charakter, in welchen Positionen sie die elf Kollegen im nächsten Schuljahr gewinnbringend einsetzt. 

88 Lehrer unter einem Hut

Dr.  Wolf-Dieter  Goerke  hat  nicht  die  Zeit,  jeden  Kollegen  so genau  zu  analysieren.  Wie  auch?  Er  leitet  das  St.  Augustin  in Grimma – mit 88 Lehrern eine der größten Schulen Sachsens, nachdem auch das zehn Minuten zu Fuß entfernte Seume-Gym-nasium vor sieben Jahren integriert wurde. In dem lernen heute die Klassenstufen  fünf bis  sieben. Das sei eine schwierige Zeit gewesen,  als  er  2006  das  Amt  des  Schulleiters  übernommen habe, erinnert  sich Dr. Wolf-Dieter Goerke – ein großgewach-sener Mann mit tiefer Stimme. Mit weißem Hemd und grüner Krawatte verkörpert er eine Respektsperson, die wie Beate Rich-ter in Groß Särchen das Gespräch mit den Kollegen sucht, ihnen Verantwortung überträgt und auf deren Meinungen hört. Dennoch war es für ihn deutlich schwieriger, eine Teamkultur zu  schaffen  –  schon  allein  wegen  der  Größe  und  räumlichen Trennung. Die erschwerte Kommunikation  löst das St. Augus-tin-Gymnasium  heute  mithilfe  der  Internetplattform  www.lo-

net2.de,  auf  der  Lehrer  auch  Informationen  für  ihre  Kollegen ablegen können. Das macht sie unabhängiger vom Gespräch in der Pause. Sie nutzen die Möglichkeit allerdings nur, wenn sie zur Zusammenarbeit bereit sind, weiß der Schulleiter aus Erfah-rung. Denn gerade nach der Fusion mit dem Seume-Gymnasium haben sich einige von dort übernommene Lehrer kaum für ein verstärktes  Miteinander  motivieren  lassen,  weil  sie  frustriert waren, dass ihre Schule geschlossen wurde. 

Trotz der Hürden ist es Dr. Wolf-Dieter Goerke und seinen Kolle-gen durch viele Gespräche gelungen, eine funktionierende Team-struktur aufzubauen. Die sieht ähnlich aus wie an der Grund-schule am Knappensee. Auf Klassenstufe beraten die Fachlehrer regelmäßig,  wie  sie  einen  fächerübergreifenden  Unterricht  ge-stalten oder auf auffällige Schüler reagieren. Bei der zweimal im Jahr stattfindenden Klassenstufenkonferenz tauschen sie zudem die  Termine  für  größere  Hausaufgaben  und  Exkursionen  aus. So  soll  eine Überlastung der  Schüler  vermieden werden. Auch besondere  Veranstaltungen  wie  die  Nacht  der  Talente  werden gemeinsam  geplant.  In  den  Fachschaften  wird  zudem  regel-mäßig über Methoden und Didaktik diskutiert  –  genauso wie über Anforderungen an Klassenarbeiten, um eine Angleichung der Anforderungen zu erreichen. Jeden Dienstag kommt zudem die erweitere Schulleitung zusammen, die die Marschroute des Gymnasiums beschließt, sich bei ihren Entscheidungen aber auf die Lehrer stützt.

R E P O R TA G E

»DER ORGANISMUS SCHULE MUSS GESTEUERT WERDEN.«

WOLF-DIETER GOERKE, SCHULLEITERR ST. AUGUSTIN GYMNASIUM GRIMMA

Juni 2013: Zum wiederholten Mal ist das St. Augustin Gymnasium von der Flut betroffen, aber das Team um Wolf-Dieter Goerke packt gemeinsam an.

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R E P O R TA G E

Positive Erfahrung beim Hochwasser

„Wildwuchs  kann  nicht  funktionieren.  Der  Organismus  muss sinnvoll gesteuert werden“,  sagt Wolf-Dieter Goerke mit Blick aus dem Fenster in den Innenhof. Dieser wurde Anfang Juni ge-nauso wie der Keller und das Erdgeschoss von der angrenzenden Mulde überflutet. Kniehoch stand die sich dort augestellte Statue von Herzog Moritz von Sachsen, dem Gründer der Bildungsein-richtung,  unter Wasser. Zum wiederholten Mal. Während der diesjährigen Katastrophe  sei  ihm aber bewusst  geworden, wie gut das Team zusammengewachsen ist und funktioniert, erzählt der Schulleiter.  Jeder Lehrer habe sofort mit angepackt. Sogar die, die selbst zu Hause betroffen waren. „Es war eigentlich eine schöne Zeit, weil alle Befindlichkeiten weg waren und nur das 

große Ganze zählte“,  sagt er. Dass der eingeschlagene Weg zu mehr  Teamarbeit  der  richtige  ist,  bestätigen  in  seinen  Augen auch die guten Abschlussnoten der Abiturienten. Mit 2,17 sind sie  im vergangenen Schuljahr wieder besser als  im sächsischen Durchschnitt ausgefallen. 

Wolf-Dieter Goerke wird deshalb auch in Zukunft auf Teamar-beit setzen – genauso wie Beate Richter, die Leiterin der Grund-schule  am  Knappensee.  „Wenn  man  im  Team  agiert,  kommt man als Schule weiter“, sagt sie. Gemeinsam ist man stark. Auch ihr gibt die Statistik Recht. An kaum einer Schule ist der Kran-kenstand so gering wie in Groß Särchen – auch, weil die Lehrer wie Marika Götze schon mit einem Lächeln auf Arbeit kommen.

Was ist lo-net?Lo-net ist eine kostenlose Lern-plattform, die von über 6000 Schulen bundesweit genutzt wird. lo-net bietet vielfältige Funktionen, die sowohl die Schulorganisation als auch die Unterrichtsgestaltung un-terstützen.Die schulinterne Kommunika-tion wird durch werbefreie E-Mail-Adressen, Mailinglisten, Messaging, Foren und zen-trale Dateiablagen erleich-tert. Außerdem können für Klassen, Gruppen, Projekte und Arbeitsgemeinschaften geschützte Online-Arbeits-räume eingerichtet werden. Auch die Verwaltung von Räumen, Geräten, Medien kann online über die Platt-form gelöst werden. Aber auch Eltern und externe Part-ner können über das Internet in die schulische Arbeit einbezogen werden.Weitere Informationen unter:www.lo-net2.de

88 Lehrer managen: Wolf-Dieter Goerke und seine Kollegen vom St. Augustin Gymnasium nutzen die Lernplattform lo-net.

Grundschule am Knappensee: www.lohsa.de/schule

St. Augustin Gymnasium Grimma: www.staugustin.de

www.lo-net2.de

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E I N TA G I N B I L D E R N

Eliza mit einem Z in der Mitte

Ihr  Tag  beginnt  früh  um  6.00  Uhr.  „Dann  gehen  wir,  meine Mutti und  ich, zur Schulbushaltestelle, vorbei am Museum Ei-senhammer,  gleich  neben  unserer  Gärtnerei“,  erzählt  die  Erst-klässlerin. Sie besucht, wie viele andere Kinder aus umliegenden Orten die Grundschule „Max Rennau“ in der Nachbarstadt Say-da. Hier lernen derzeit 110 Mädchen und Jungen. Eliza sitzt in der  Fensterreihe  ganz  hinten.  Ganz  mucksmäuschenstill.  Aber sie  folgt    aufmerksam  den  Worten  ihrer  Lehrerin,  so  dass  sie den schwierigen Namen des Instrumentes „Holzblocktrommel“ sofort nennen kann, während andere Kinder noch nachdenken. „Sport und Mathe mache ich noch lieber“, verrät das Mädchen. „Da bringt die Schulleiterin Frau Fichtner den Stuppsi mit.“ Das ist eine Plüschhandpuppe, die bei allen beliebt ist. „Stuppsi hat manchmal mehr zu sagen als ich“, lächelt Ute Fichtner. 

Nach dem Unterricht gehen die Mädchen und Jungen über die Straße zum Mittagessen. Danach geht es im Bus zum Hort, wo sich  alle  zum  Mittagsschlaf  hinlegen,  bevor  Hausaufgaben  er-ledigt  werden.  „Ich  freue  mich  schon  auf  zu  Hause“,  blinzelt Eliza.  Sie will  eintopfen helfen. Denn  in der Familiengärtnerei warten Jungpflanzen wie Hornveilchen darauf, in größere Töpfe zu kommen. „Rosen sind meine Lieblingspflanzen“, erzählt das Mädchen, das oft draußen unterwegs ist,  Fahrrad fährt und re-gelmäßig im Olbernhauer Sportverein turnt. Zum Abschluss des Tages treffen sich Eliza, Mutti Ute und Vati Jens am Abendbrot-tisch, um gemeinsam über den Tag zu sprechen und sich auf den nächsten vorzubereiten.    

„Eliza Süß“, heiße ich. „Eliza mit

einem Z in der Mitte“. Selbstbe-

wusst macht die Siebenjährige da-

rauf aufmerksam, obwohl sie erst

vor wenigen Wochen in die Schule

gekommen ist. Sie ist in dem klei-

nen Erzgebirgsort Dorfchemnitz im

Landkreis Mittelsachsen zu Hause.

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    Seit nun mittlerweile elf Jahren vergibt das Programm der START-Stiftung gGmbH in Sachsen Stipendien an engagier-te und leistungsstarke Schülerinnen und Schüler mit Migrations-hintergrund im Alter von 14 bis 17 Jahren. Oberstes Ziel ist es, einen Beitrag zur »Bildungs- und Chancengleichheit« zu leisten und Jugendliche zu motivieren, soziale Verantwortung zu über-nehmen. 

Im September war es für Ayah soweit. Gemeinsam mit anderen ausgewählten Schülern erhielt sie die Aufnahmeurkunde für das START-Stipendium von Kultusministerin Brunhild Kurth. »Ich war sehr, sehr aufgeregt vor dieser schicken Veranstaltung«, erinnert sie sich.

Ayah glaubt an START. Sie kennt das Programm gut. Ihr Bruder war bereits START-Stipendiat und ist heute als Alumni aktiv. Er und ihr Arabischlehrer Bashar Alwan haben die junge Dresdne-rin bestärkt, sich zu bewerben. »Es war ganz unkompliziert und hat auch sofort geklappt«, erinnert sie sich.Die Voraussetzungen, gute Noten und soziales Engagement, er-füllt Ayah. Das junge Mädchen mischt mit, hilft jüngeren Schüle-rinnen und Schülern bei den Hausaufgaben und unterstützt ihre Schule bei der Organisation von Schulfesten. Bei den vergange-nen  interkulturellen  Tagen  in  Dresden  betreute  sie,  zusammen mit ihrem Vater, den Stand des Islamischen Zentrums Dresden e.V., verteilte Flyer und Kaffee.

So viel Aktivität wird belohnt. Durch ihr Stipendium erhält Ayah einen Drucker, einen Laptop und monatlich 100 Euro Bildungs-geld. Dafür reicht sie bis zum Abitur jedes halbe Jahr ihren No-tenstand ein sowie einen Bericht über ihr Engagement.»Ich  bin  bis  jetzt  sehr  zufrieden«,  lächelt  sie  verschmitzt  »und freue mich schon darauf, an den Projekten teilzunehmen.«

Die Projekte finden zweimal  im Jahr am Wochenende statt. Es sind Bildungsseminare mit vielfältigen Themen, z.B. Persönlich-keitsbildung, berufliche Orientierung und Bewerbertraining aber auch Medienkompetenz und kreatives Schreiben.Zusätzlich  stehen  Ferienakademien,  der  Sommer-Campus  und überregionale Bildungsangebote auf dem Programm. Der posi-tive Nebeneffekt ist der Austausch, der durch das Netzwerk von jungen Stipendiaten, Alumni, Trainern und Betreuern entsteht.Welche Angebote Ayah am besten gefallen, kann sie noch nicht sagen. »Das kommt erst alles im nächsten Jahr aber am meisten 

freue ich mich auf die kreativen und künstlerischen Angebote.«Sie  verspricht  sich  Hilfestellung  und  Strukturierung  vom  Pro-gramm, besonders vom Netzwerk. »So kann man Sachen lernen, die wirklich wichtig sind«, hofft sie.»Ich möchte auf jeden Fall studieren, weiß aber noch nicht genau was, wahrscheinlich etwas im kreativen Bereich.« Bis aus dem ‚wahrscheinlich‘ ein ‚mit Sicherheit‘ wird, hilft das START-Programm mit seinen Projekten.

Weitere Informationen unter: www.start-stiftung.de

AU S S C H Ü L E R S I C H T

»Es war ganz unkompliziert« Sie wohnt in Dresden, ist 16 Jahre alt und ihre Lieblingsfächer sind Biologie und Englisch. Die Freizeit

gestaltet sie kreativ mit Zeichnen und Zumba. Bis hierhin klingt die Beschreibung nach einem ganz

normalen Mädchen, doch Ayah Mahmoud hat mehr zu erzählen. Sie ist eine von neun sächsischen

START-Stipendiaten und mächtig stolz darauf.

VON CAROLINE VOGT, - REDAKTION

Ayah Mahmoud, hat noch viel vor: Sie will studieren. Das START-Stipendium hilft ihr, herauszufinden, was sie will.

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B E R I C H T

»Wie es die Piraten tun« Wie mehrere andere sächsische Teams hat das Projektteam Kamenz am Programm »Kultur(t)räume« teilge-

nommen. Dafür schlossen sich die Grundschule »Am Gickelsberg«, die Kindertagesstätte »Langes Gässchen«

und das Museum der Westlausitz zur Gruppe »Kulturpiraten« zusammen. Nachdem das Programm im August

nach zwei Jahren auslief, resümieren die Vertreter der drei Einrichtungen: Es hat allen viel gebracht.

VON BEATE DIEDERICHS, - REDAKTION

    Orange ist eine frische Farbe, die Lebendigkeit sugge-riert, Aufgeschlossenheit, Entdeckergeist. Die Kamenzer „Kul-turpiraten“ haben viel Orange in ihr Handbuch hineingeschrie-ben: So sind die beiden Themen, mit denen sich die Kita- und Grundschulkinder  befasst  haben,  in  orangenen  Lettern  ge-druckt: „Die vier Elemente“ und „Die vier Jahreszeiten“. Jedes Thema hat die Kinder ein Jahr lang begleitet. „Auf den Namen „Kulturpiraten“ sind wir gekommen, weil wir die Stadt und ihre Kultur  buchstäblich  entern  wollten.  Wie  es  Piraten  tun!“,  er-klärt Museumspädagoge Schiek. Seine beiden Mitarbeiterinnen im  Projektteam,  Schulleiterin  Schütze  und  Erzieherin  Harder, nicken.  „Uns  wurde  damals  bei  einer  Schulleiterberatung  das Programm vorgestellt. Ich fand es sofort gut und lud Kita und Museum ein, mitzumachen“, sagt Kathrin Schütze. „Wir haben gleich Feuer gefangen!“, erinnert sich Anke Harder. „Schule und Kita  arbeiteten  ohnehin  schon  eng  zusammen,  um  die  Kinder beim Übergang von der ältesten Kitagruppe in die erste Klasse zu unterstützen. Das Programm gab uns die Möglichkeit, diese Kooperation auszubauen und gemeinsam mit dem Museum zu erweitern.“

Im Frühling 2011 bewarb sich das Kamenzer Team für das Pro-gramm. Schnell erarbeiteten die drei Köpfe den Themenplan für das  erste  Jahr,  zu  den  „Vier  Elementen“.  „Wir  trafen  uns  da-nach  sechs-  bis  achtmal  im  Jahr,  meist  im  Museum.  Oft  war auch noch eine externe Partnerin dabei, die Grafikerin Martina Burghart-Vollhardt.  Sie  begleitete  unsere  Arbeit  und  hielt  die Ergebnisse mit Zeichnungen und Comics auf Flipcharts fest. So konnten die jüngeren Kinder, die noch nicht lesen können, stets nachvollziehen,  was  die  „Kulturpiraten“  schon  alles  gemacht haben“,  erläutert  Anke  Harder.  Natürlich  unterstützten  auch die anderen Lehrerinnen, Erzieherinnen und Museumsmitarbei-ter das Projekt. Bei der Zielgruppe stieß es auf großes Interesse: Fast alle wollten „Kulturpirat“ werden. „Wir haben uns dann entschieden, immer ein halbes Jahr mit einer Gruppe zu arbei-ten, die je aus der Hälfte der Vorschulgruppe der Kita und der ersten Klasse der Grundschule bestand“, sagt Kathrin Schütze. Die Piraten trafen sich alle zwei Wochen an einem festgelegten Tag um 12.30 Uhr, wenn der Unterricht der „Großen“ vorbei war, und enterten neunzig Minuten die Stadt. „Wir trafen uns meistens  am Museum und sangen dort als erstes unser Kamen-zer Kulturpiratenlied. Dann ging‘s auf zu Musik, Theater, an-

Piraten ahoi: Die Kamenzer Kultupiraten entern ihre Stadt und lernen dabei sich und ihre Umgebung besser kennen.

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B E R I C H T

deren  künstlerischen  Tätigkeiten  oder  zum  Forschen“,  erzählt Hauke Schiek. 

Anke Harder zeigt die Filzhandpuppen, die  sie zusammen mit Kathrin Schütze gebastelt hat und die die Kinder an den Nach-mittagen begleitet haben: Sie hält den Piraten mit Augenklappe hoch, lehnt ihn dann wieder an den Apfelbaum mit seinen Ästen aus  grauem  Stoff.  Die  Handpuppen  herzustellen,  hat  die  För-dersumme von 12.000 Euro, die die „Kulturpiraten“ bekamen,  nicht  belastet.  „Einen Teil  der  Förderung haben wir dagegen beispielsweise für unsere Exkursi-onen ausgegeben, unter anderem zu einem Flugplatz, als wir uns mit dem Element Luft beschäftigten, oder zur  Tongrube  Wiesa,  als  es  um  das  Element  Erde ging“, berichtet Kathrin Schütze. 

Der Filz-Apfelbaum kam bei den „Vier Jahreszeiten“ zum Einsatz. Hier befassten sich die Jungen und Mäd-chen  damit,  wie  sich  der  Baum  im  Frühling,  Sommer,  Herbst und Winter verändert und was alles wichtig ist, damit sich die Früchte gut entwickeln. Die Kinder führten dabei unter anderem das Theaterstück „Der traurige Apfelbaum und der kleine Pirat“ auf, aquarellierten Apfelblüten und besuchten einen Imker. „Ich fand es erstaunlich, wie die Kleinen dort ein Bienenvolk gestrei-chelt  haben.  Ganz  zart  und  vorsichtig,  ängstlich  zuerst,  dann zunehmend mutiger. Kein Kind wurde gestochen. Nur der Imker ließ sich stechen, um den Kindern zu zeigen, wie sich ein Stich auf die Biene auswirkt“, erzählt Anke Harder. Auch die sechs-jährige Anikó erinnert sich gut daran, wie weich sich die Bienen anfühlten. Noch  lieber  erzählt  sie  aber  von dem Theaterstück mit dem Apfelbaum. „Ich war das Wildschwein, das den Apfel-korb umgestoßen hat, und du warst ein Schmetterling und hast getanzt“, sagt sie und weist auf ihre Freundin Vanessa, ebenfalls sechs Jahre alt. Vanessa fällt beim Thema „Schmetterling“ ein, wie sie im Frühling auf der Wiese Wildkräuter gesammelt und später  Quark  gegessen  hat,  der  damit  gewürzt  war.  „Das  hat ungewohnt geschmeckt“, erinnert sie sich. „Die Kinder staunen beim  ersten  Mal  immer,  dass  das,  was  auf  der  Wiese  wächst, nützlich ist. Doch sie begreifen es schnell“, kommentiert Kathrin Schütze.

Die Mädchen und Jungen lernen beim Projekt auch voneinander: „Diejenigen, die schon in der Schule sind, haben großen Respekt vor dem, was die Kita-Kinder zum Thema leisten, denn sie er-leben es hautnah mit oder haben es im vergangenen Jahr selbst 

gemacht. Die Kleineren bewegen sich  selbstverständlich  in der Schule, haben keine Hemmschwelle vor dem, was im nächsten Jahr auf sie zukommt“, sagt die Schulleiterin. Alle Kinder lernen das Museum besser kennen, weil sie einfach öfter dort sind, und besuchen es auch in der Freizeit ohne Scheu mit ihrer Familie. Die Pädagogen erfahren bei der Arbeit mit den Kindern, wo die rich-tige Balance zwischen Strukturgeben und Selbsterkennenlassen liegt. „Ich als Museumspädagoge verstehe, wie ich komplexere 

Inhalte so vereinfacht und anschaulich erklären kann, dass auch Fünf- bis Sechsjährige sie begreifen“, fügt Hauke Schiek hinzu. „Wir  Lehrerinnen  und  Erzieherinnen,  die  die  Kinder  öfter  se-hen, erleben sie in der Aktion als „Kulturpiraten“  noch einmal anders als sonst. Wir beobachten sie dabei genau und erhalten viele wertvolle Hinweise über ihre Stärken und Schwächen, mit denen wir sie zielgerichtet  in der Schuleingangsphase begleiten können“, so die Schulleiterin. 

Vieles, was die ‚Kulturpiraten‘ in den zwei Jahren erarbeitet und angeschafft  haben,  bleibt  ihnen  auch  danach:  Neben  unzähli-gen Erfahrungen und Erkenntnissen  sind das  vor  allem Dinge wie Theaterkostüme, Zeichnungen und Fotos, Lupen und Bü-cher,  Kinderfotoapparate  und  natürlich  die  Filzpuppen.  Doch das  Team  möchte  auch  die  bewährte  Kooperation  möglichst lückenlos  fortsetzen.  Ein  Glücksfall,  dass  Kita-Leiterin  Janet Horn das Deutsche Kinderhilfswerk mit seinem Förderfonds für Kinderkultur  als neuen Sponsor  gewinnen konnte.  3000 Euro sichern die Zusammenarbeit zunächst  für ein Jahr. Unter dem Namen „Kinder entern die Stadt“  lernen sie nun Kamenz und Umgebung besser kennen. „Dabei wird die Geschichte und Kul-tur  unserer  Stadt  kindgerecht  aufbereitet.  Das  Museum  spielt darin wieder eine große Rolle“, sagt Hauke Schiek. Also heißt es weiterhin „Piraten, ahoi!“

»DAS PROJEKT KULTUR(T)RÄUME GAB UNS DIE MÖGLICHKEIT MIT DEM

MUSEUM ZUSAMMENZUARBEITEN.« ANKE HARDER, ERZIEHERIN IN DER KITA »LANGES GÄSSCHEN«

Die Kinder aus Kamenz erfahren mehr über die Jahreszeiten und wie wilde Kräuter schmecken. Immer mit dabei sind die Filzhandpuppen, die beim Erklären helfen.

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R E C H T U N D O R D N U N G

Neue Medien in der Schule In den Klassenzimmern wird immer mehr Medienkompetenz gefordert, gleichzeitig bestehen teilweise

erhebliche rechtliche Unsicherheiten bei den Lehrkräften, gerade im Umgang mit neuen Medien. Eine neue

Rubrik auf dem Sächsischen Bildungsserver soll der Information dienen und Handlungsempfehlungen

aussprechen.

VON JAN PHILIPP HORN, - REDAKTION

    Wie kann ich Neue Medien im Unterricht medienpä-dagogisch sinnvoll einsetzen? Darf ich als Lehrer für meinen Unterricht aus einem Schulbuch Seiten fotokopieren oder ein-scannen, und wenn ja, wie viele Seiten? Welche urheberrecht-lichen Vorgaben muss ich allgemein bei der Gestaltung meines Unterrichts beachten? Wie steht es mit dem Datenschutz in der Schule? Und wie gehe ich mit (Cyber-) Mobbing in einer Klasse um? Diese und ähnliche Frage spielen  in den Klassenzimmern eine zunehmende Rolle. Denn die neuen technischen Möglichkeiten, die  Smartboards,  schulinterne  Netzwerke  oder  die  Mobiltele-fone der Schüler mit sich bringen, werfen auch neue rechtliche Fragen etwa in den Bereichen Urheberrecht, Datenschutzrecht und Strafrecht auf. 

Die neue Rubrik „Medienbildung“ unter www.schule.sachsen.de/medienbildung auf dem Sächsischen Bildungsserver bietet eine Plattform, auf  der  sich  vor  allem  Lehrkräfte  umfassend  zu  diesen und  ähnlichen  medienrechtlichen  und  medienpädago-gischen Fragen  informieren können.  In der Unterrubrik „Medienrecht“  wird  auf  die  rechtlichen  Fragen  in  den vier  Themenkomplexen  „Unterricht“,  „außerunterricht-liches Schulleben“, „Persönlichkeitsschutz in der Schule“ und „Allgemeine Grundsätze des Urheberrechts“  einge-gangen.  Dabei  werden  meist  anhand  von  Fallbeispielen aus der Praxis konkrete Rechtsfragen beantwortet. 

Die Inhalte für die neue Unterrubrik „Medienrecht“ wurden durch Beschäftigte aus dem Geschäftsbereich des Staatsministeriums für Kul-tus  in Zusammenarbeit mit  dem Sächsischen  Datenschutz-beauftragten und der Zentralstelle für polizeiliche Prävention beim Landeskriminalamt Sachsen erstellt. Das neue Angebot versteht sich als fortlaufendes Projekt, in das auch zukünftig Fälle aus der Schulpraxis eingepflegt  werden  sollen.  Die  Autoren  hoffen  darauf, dass  die  dargestellten  Beispielsfälle  gerade  Lehrkräften eine Hilfe für die tägliche Arbeit in den Schulen bieten und ausgiebig  genutzt  werden.  Anregungen  und  Vorschläge  zur besseren Gestaltung des Angebots sind jederzeit willkommen und können an [email protected] übermittelt werden.

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Als ich klein war, wollte ich Sportreporter werden.

Meine Eltern wollten, dass ich meinen eigenen Weg gehe, wenn ich groß bin.

Als Schüler war ich gut in Sport (wenn es kein Geräteturnen war). Heute bin ich gut in... Das müssen andere Personen entscheiden.

Mein liebstes Schulfach war erst Russisch, später Geschichte.

Das Schulfach, das ich überhaupt nicht mochte, war Kunsterziehung, weil ich

überhaupt nicht zeichnen kann. Das hat mich in der Schule am meisten genervt: Nichts, sonst wäre ich doch

nicht lebenslänglich geblieben. Das hat mir an Schule am besten gefallen: Die Pausen, in denen wir immer

Volleyball gespielt haben.Ein guter Lehrer...: Wenn er seinen Schülern vorlebt, was er von ihnen

verlangt.

Ein guter Schüler...: Wenn er das Beste aus seinen Möglichkeiten macht.

In meinem Leben will ich noch Zeichnen lernen.

Am besten kann ich mich konzentrieren, wenn ich ausgeschlafen bin.

Mein Lieblingsbildungsort ist die O2-World in Berlin bei einem Eishockey-

spiel der Eisbären. Wenn ich meinen Beruf noch einmal wechseln würde, dann würde ich wieder Leh-

rer werden.

Als Ausgleich zu meiner Arbeit bin ich Fußballfan.

Ich liebe an meinem Job, dass ich mit Menschen arbeiten kann.

Mit Handy verlasse ich nie das Haus. - In diesem Zeitalter muss ich erst noch ankommen!

Meine Kollegen / Freunde sagen von mir, dass für mich das Glas immer halb-

voll ist!

D E R K L A S S E F R A G E B O G E N

»Sonst wäre ich doch nicht lebenslang geblieben.«

Klaus Batsch ist Lehrer aus Leidenschaft.

Seit mehr als 20 Jahren leitet er die Auer-

bacher Oberschule „Geschwister Scholl“

und unterrichtet dort Geschichte. 2012

erhielt er den Deutschen Lehrerpreis. Und

den bekommt man nicht einfach so: Ge-

duld, ein ausgeprägtes Interesse an den

Schülern und methodenreicher Unterricht

zeichnen ihn aus.

Was macht einen guten Lehrer aus? Und einen guten Schüler? Mit dem

KLASSE-Fragebogen bitten wir „Bildungsträger“ aus Sachsen, uns

einen Einblick in ihre persönlichen Lernerfahrungen zu geben. Den Auf-

takt macht Klaus Batsch aus Auerbach, der 2012 den Deutschen Lehrer-

preis erhalten hat.

ANTWORTEN: KLAUS BATSCH, AUERBACH

Page 16: Zeitschrift KLASSE 3/2013

Gesucht werden Projekte, die der Schule ein besonderes Gesicht geben, die keine Eintagsfliegen sind, die das Schulleben bereichern, die Talente stärken und bei denen neben Schülern und Lehrern auch Eltern und externe Partner mitmachen. Einsendeschluss ist der 29. November 2013.

www.schulpreis.sachsen.de

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