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9 Zett 25/2013 Zett Disziplin Zum Disziplinbegriff in den deut- schen Schulen Siebenbürgens Unterricht Literaturunterricht und Vorbilder Bücher Individualisierung und Zusam- menleben in der Schule Zeitschrift des Zentrums für Lehrerfortbildung S.4 S.14 S.17 Auffälliges Verhalten

Zett 25/2013 Zeitschrift des Zentrums für Lehrerfortbildung

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Zett 25/2013Zett

DisziplinZum Disziplinbegriff in den deut-schen Schulen Siebenbürgens

UnterrichtLiteraturunterricht und Vorbilder

BücherIndividualisierung und Zusam-menleben in der Schule

Z e i t s c h r i f t

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L e h r e r f o r t b i l d u n g

S.4 S.14 S.17

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Zett 25/2013

CFCLG funcþioneazã în subordinea

Ministerului Educaþiei, Cercetãrii, Tineretului

ºi Sportului ºi are ca domeniu de activitate

perfecþionarea pe plan naþional a personalului

didactic care predã în limba germanã - de la

grãdiniþã pânã la liceu - ºi a profesorilor de limba

germanã ca limbã modernã. Revista se adreseazã

acestor categorii de cadre didactice. Ea apare de

douã ori pe an ºi se editeazã în limba germanã.

Unele informaþii privind formarea continuã se

publicã în limba românã (pag. 2).

Adrese ale CFCLG:

- sediul: P-þa Regele Ferdinand nr. 25,551002 Mediaºtel./fax: 0269-831724

- biroul de la Sibiu: str. Turismului nr. 15(în Casa Corpului Didactic), 550020 Sibiutel./fax: 0269-214154

- filiala Timiºoara: str. Gh. Lazãr nr. 2(la Lic. T. „N. Lenau“),300078 Timiºoaratel./fax: 0256-433174

[email protected]

Revista „Zett“ („Die ZfL des ZfL“) este editatã

de Centrul pentru Formarea Continuã în Limba

Germanã (CFCLG), cu sediul în Casa Schuller

din Mediaº, judeþul Sibiu (în imagine).

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Anmeldungen für Veranstal-tungen des ZfL unter

w w w . z f l . r o

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Fortbildungsveranstaltungen inDeutschland 2013

1) Fachseminar für LehrerInnenim deutschsprachigenFachunterricht in RumänienTermin: 26.07.-04.08.2013 (neu)

2) Fachseminar für ErzieherInnenan deutschsprachigen Kinder-gärten in RumänienTermin: 28.07.-06.08.2013

Das vhs-Bildungszentrum Sambachshof organisiert auch in diesem Jahr Fortbildun-gen für deutschsprachige ErzieherInnen und LehrerInnen aus Rumänien. Gefördertwerden die Veranstaltungen von der Gemeinnützigen Hermann Niermann Stiftung,Düsseldorf. Das ZfL übernimmt zusammen mit Familie Dr. Scheerer (Schässburg)die Reiseorganisation. Im Programm stehen Vorträge zu aktuellen schulpädagogischenund methodisch-didaktischen Themen sowie Kindergarten-/Schulbesuche und Ex-kursionen.

3) Fachseminar für Deutsch-LehrerInnen in RumänienTermin: 04.-13.08.2013

4) Fachseminar für Grundschul-lehrerInnen an deutschsprachi-gen Schulen in RumänienTermin: 21.-30.08.2013

Zu allen Seminaren sind TeilnehmerInnen aus Rumänien und Ungarn eingeladen.Die Anmeldung erfolgt bis zum 3. Mai 2013. Interessenten müssen sich auf derWebseite und mit dem Formular von Seite 11 anmelden, das per Fax (0269-214154)ins ZfL geschickt werden kann.

Auswahlkriterien sind unter anderem: die Teilnahme an Fortbildungen im In- undAusland in den vergangenen beiden Jahren und die Anzahl der auf Deutsch unter-richteten Stunden. Die Auswahl wird von der Schulkommission des Deutschen Fo-rums getroffen; Regionalvertreter der Kommission, Vertreter der ZfA, des ZfL undder Schulleitungen sind dabei.

Numarul actual al revisteiCa temã centralã a acestei ediþii am alescomportamentul „neobiºnuit“ al unorelevi - conform spuselor dascãlilor,cazurile problematice fiind tot maifrecvente.

Primul articol trateazã pe larg subiectul„disciplinã“, pornind de la noþiune,continuând cu un studiu de caz, cel alsaºilor transilvãneni, al organizãriicomunitãþii lor ºi, de aici, al felului în careconcepeau formarea comportamentuluielevilor. Sunt comparate metodele ºimijloacele de educare utilizate în Germa-nia ºi în Transilvania în secolele XVIII-XX, iar la final este schiþatã situaþia actualãcu perspectivele sale privind procesul deformare a disciplinei personale ºi de grup.

Imaginile de pe primele pagini provindintr-o carte ilustratã apãrutã în 1845 ºi

care astãzi face parte din literatura clasicãpentru copii: Der Struwwelpeter/Petreciufulici, de Heinrich Hoffmann. Desprepersonajele acestei cãrþi, care sunthiperactive, cu deficienþe de atenþie,piromane ºi nu se hrãnesc sãnãtos, criticulliterar Elke Heidenreich scrie într-o ediþiecomentatã cã, de fapt, ele acþioneazã nor-mal pentru niºte copii, sunt cãpoºi ºi îºiîncearcã puterile, adulþii fiind cei ce suntdeplasaþi, solicitând copiilor sã fie ascul-tãtori - lucrul cel mai important, se pare.Sã nu deranjeze ºi sã corespundã cerin-þelor educatorilor, în timp ce ei înºiºi suntabsenþi, dojenesc, interzic ºi ameninþã.

Toate textele revistei pot contribui lao mai bunã înþelegere a problemelor decomportament ºi la ameliorarea deficien-þelor. Lecturã plãcutã!

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Das Schwerpunktthema dieser Nummer:

Auffälliges Verhalten

1. Zum BegriffDas Wort „Disziplin“ ist alt. Im Wörter-buch findet man zwei Bedeutungen da-für1: zum einen wird es als Synonym-Be-griff für „Zucht und Ordnung“ angege-ben, zum anderen in der Bedeutung von„Wissenszweig“ aber auch „Teilbereichoder Unterabteilung“ einer Wissenschaft:die Disziplin der Philosophie, der Bioche-mie, der Molekularbiologie. Im Sportkennt man beispielsweise die Disziplinender Leichtathletik, des Eiskunstlaufs etc.„Disziplin“ wird also sowohl in kogniti-ver als auch in moralischer Bedeutungverwendet. Im lateinischen Mittelalterschloss der Begriff die Bereiche Schule,Wissenschaft, schulische Zucht mit ein -das lateinische Wort discipulus (= Lehr-ling, Schüler) liegt ihm zugrunde - unddie Begriffe Lernen, Lehren und Wissen

Disziplin - Desiderat einer Ideologie?Zum Disziplinbegriff in den deutschen SchulenSiebenbürgens

waren und sind auch heute mit ihm ver-bunden.

Das Einhalten von bestimmten Vor-schriften, vorgeschriebenen Verhaltens-regeln, denen sich der Einzelne fügen soll,ist die häufigste Bedeutung des morali-schen Begriffes. Bestimmte Ableitungendes Wortes sind heute im Beamtenrechtgebräuchlich: „Disziplinarrecht“ und„Disziplinargewalt“, „Disziplinarstrafe“,auch die Komposita „Disziplinarverfah-ren“, „Disziplinarmaßnahme“. NegativeFormen wie „Disziplinlosigkeit“ und „dis-ziplinlos“ oder „undiszipliniert“ sind nichtweniger bekannt als die Faktitiva „diszi-plinieren“ und „Disziplinierung“ in derBedeutung von Maßregelung.

Die gebräuchlichsten Nomen-Verb-Verbindungen und die dem moralischenBegriff zugewachsenen Attribute zeigen,

dass häufig nicht nur etwas Unangeneh-mes, sondern sogar ausgesprochen Ne-gatives mit dem Wort Disziplin assoziiertwird, dass also ein emotionaler Wortwertfast automatisch mitschwingt, wenn je-mand gegen die Disziplin „verstößt“, sichgegen sie „vergeht“, sie nicht einhält, sichihr „widersetzt“, sie ablehnt, sie „miss-achtet“. Disziplin kann streng, „hart“,„eisern“, aber auch „tadellos“ oder „vor-bildlich“ sein.

Aus pädagogischer Sicht ist Aloys Fi-scher (1880-1937) dem Thema nachge-gangen und hat eine, auch später immerwieder nachgedruckte Begriffsanalysevorgenommen.2 B i l d u n g umfasstlaut dieser Analyse zwei Gebiete: 1) DenU n t e r r i c h t mit dem Ziel derSchulung intellektueller Funktionen undFähigkeiten und der Übermittlung eines

von Gudrun Schuster, Deutschland

Der Text wurde 2006 im Band „Leben mit und gegen Ideologien. Aufsätze, Erfahrungsberichte, Rezensionen“,Aldus Verlag, Kronstadt veröffentlicht.

Das Verhalten der SchülerInnen und El-tern wird in Lehrerkreisen seit einigenJahren viel diskutiert. Berichten zufolgehat sich der Umgang miteinander massivverändert und die Probleme haben sichvermehrt. In der Ausbildung kaum dar-auf vorbereitet, in der Praxis oft ohneUnterstützung, wenn Kinder sich auffäl-lig verhalten und Eltern nur noch Ansprü-che und Drohungen äußern, fühlen sichLehrerInnen allein gelassen und hilflos.

Indem wir dieses Thema aufgreifen,hoffen wir, dass es in Richtung Lösungs-findung vertieft werden kann. Nicht nuruns in den deutschsprachigen Kindergär-ten und Schulen Rumäniens beschäftigtes nämlich. Wir können von Forschungund Praxiserfahrungen im gesamtendeutschsprachigen Raum profitieren. Esgibt viel Literatur zum Thema und eswurden viele „Werkzeuge“ für die Praxisentwickelt.

Auf den nächsten Seiten ein Blick indie Vergangenheit mit dem hochinteres-santen Text über Disziplin von GudrunSchuster - damit wir uns auch bewusstmachen, woher unsere Denkmuster kom-men und sie in Anbetracht der veränder-ten gesellschaftlichen Bedingungen über-denken. Am Ende Literaturempfehlungen.Dazwischen hoffentlich viel Spaß beimLesen, Nachdenken und Sprechen überunsere pädagogische Arbeit.

Adriana Hermann

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hinlänglichen Vorrats richtiger Kenntnis-se und 2) D i s z i p l i n als Schulungdes Willens und seiner Fixierung auf rich-tige, das heißt anerkannte sittliche Zwek-ke.

In diesem engeren Sinne soll, so Fi-scher, Disziplin jedoch nur eines derHilfsmittel jener moralisch-erzieherischenForderungen sein, die ein geordnetesGemeinschaftsleben an den Einzelnenstellt. Daher gebe es so viele Formen vonDisziplin, als es Gemeinschaften gebe, z. B.Familien-, Schul-, Vereins-, Heeres-,Staats-, Kirchen-, Parteidisziplin etc.

Der Disziplinbegriff wurde ein Pro-blem der Erziehungswissenschaft vor al-lem deshalb, „weil die Erfahrung gelehrthat, dass der Mensch ohne Willensbildungseine natürlichen Triebe zugunsten eineshöheren Lebenszieles nicht beherrschenkann“, dass dieses jedoch gleichzeitig fürsein Leben in der Gemeinschaft und dasFunktionieren der Gemeinschaft unver-zichtbare Voraussetzung und Bedingungund er dazu ohne „fremde Leitung“ (Au-torität) nicht in der Lage sei. Ohne festeOrdnungen also keine funktionierendeGemeinschaft, wie ohne Verkehrsregelnkein reibungsloser Straßenverkehr! VomStandpunkt des Einzelnen aber setzen alleForderungen nach Ordnung, nach Regeln,nach Befolgung von Pflichten seinemBelieben Schranken und beeinträchtigensein naturhaftes Bedürfnis nach Freiheit.Ein junger Mensch kann Disziplin-forderungen im Verlaufe des Erziehungs-

prozesses entweder widerstandslos befol-gen, weil er keine Kraft hat, sich ihnen zuwidersetzen, oder weil er zur Einsichtgelangt, dass sie richtig - weil nötig sind;er kann sie jedoch auch nur zum Scheinund ohne innere Überzeugung befolgen.In jedem Falle wird er in bestimmte Ord-nungen hineingeboren, die vor ihm dasind, sodass von Anfang an die Unter-ordnung seines Eigenwillens erwartet undgefordert wird. Ob er nun diesen Zwangin der Kindheit und Jugend als Unterdrük-kung, gar als „Vergewaltigung“ wahrnimmtoder als bloßen „Drill“, oder ob er darineine gut meinende belehrende und not-wendige „Führung anerkennt“ undschließlich „aus der Passivität des Gehor-sams in die Selbstbindung hinüberreift“(Fischer), davon wird sein Leben in ent-scheidendem Maße abhängen und letzt-lich auch das der Gemeinschaft, derenTeil er ja als Individuum immer bleibt.Disziplinforderungen von außen solltenlaut Fischer aber eigentlich nur so langegestellt werden, solange der junge Menschallein noch nicht im Stande ist, notwendi-ge Entscheidungen selber zu treffen. Zielaller Forderungen sollte immer die Frei-heit, d.h. die Befähigung zur freienWillensentscheidung sein. In solchem Sin-ne wäre dann Ziel jeder Erziehung dieFreiheit, wie der deutsche PhilosophFriedrich Hegel sie definiert hat, nämlichals verstandene Notwendigkeit.

Auch der s c h u l i s c h e D i s z i -p l i n b e g r i f f entsteht nicht im

luftleeren Raum, Lehrer denken ihn sichnicht aus. Gesetze und Ordnungen,Funktionsweisen der verschiedenen Ge-meinschaften, angefangen von derZweierbeziehung über die Familien- bishin zu den Gesellschaftsbeziehungen, sindzu jeder Zeit bestimmend auch für dieAuffassung von Schuldisziplin, daherist der Begriff wandelbar und veränder-lich wie die Gesellschaft selbst. Disziplin-forderungen in einem diktatorischen Staatsind auch in der Schule andere als die ineiner Demokratie. Ein staatliches (auchkirchliches) „Untertanenverhältnis“ wi-derspiegelt sich immer auch in der jewei-ligen Kleinwelt der Schuldisziplin mit ih-rer Forderung nach absolutem Gehorsamund den zahlreichen Mitteln, diesen zuerzwingen.

Gleichzeitig sind jedoch Kinder undJugendliche auch immer die ersten, diesich allzu starren, in der Gemeinschaftder erwachsenen Erzieher ungültigen odervon diesen selbst nicht befolgten, d.h. reinformalen Disziplinforderungen widerset-zen und spätestens in der Pubertät dage-gen aufbegehren. Das Beispiel der 1968erGeneration ist hierfür sprechend. Zeit-und sozialgeschichtlicher Hintergrund desjeweiligen „öffentlichen Regiments“ istalso von großer Wichtigkeit für denDisziplinbegriff in der Schule, er bildetsozusagen den Rahmen, innerhalb des-sen sich ersterer entwickelt.

2. Fallbeispiel „Siebenbürger Sachsen“2.1. GemeinschaftscharakterDie deutschen Einwanderer nach Sieben-bürgen, die sich später „SiebenbürgerSachsen“3 nannten, waren seit ihrer An-siedlung im 12. Jahrhundert durch dieungarischen Könige bestrebt, ihre vondiesen verbrieften Autonomierechte zuverteidigen und zu bewahren, die sie dortzu einer der drei „ständischen Nationen“4

erklärten und durch die sie allein demKönig unterstellt waren. Ihr Gemein-schaftsgefüge war in sich geschlossen undhat nie als politische Diktatur funktioniert,im Gegenteil: Ihre Selbstverwaltung warzum großen Teil bestimmt von Spielre-geln einer frühen Demokratie. Als sichfür sie die Rechtslage durch die Aufhe-bung ihrer Privilegien 1876 infolge des

Geboren 1939 in Heldsdorf/Hãlchiu beiKronstadt/Braºov. Besuch der Ber gschule inSchässburg/Sighiºoara, danach Studium derGermanisitik und Ugristik in Klausenburg/Cluj-Napoca. Ab 1963 Deutschlehrerin in Siebenbürgen,zwischen 1972 und 1987 in der Johannes-Honterus-Schule in Kronstadt. 1987 Ausreise nachDeutschland. Von 1988 bis 1991 wissenschaftlicheMitarbeiterin des Arbeitskreises für SiebenbürgischeLandeskunde und der Siebenbürgischen Bibliothekin Gundelsheim am Neckar, zwischen 1990 und2002 Dozentin am Goethe-Institut in München.Lebt seit 2002 in Hardegsen, Niedersachsen.

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österreichisch-ungarischen Ausgleichsänderte, bemühten sie sich, ihre„Minderheitenrechte“ gegenüber demungarischen Staat zu verteidigen. Nach1918/20, dem Anschluss Siebenbürgensan Rumänien, ging dieser Kampf weiterund führte ausgerechnet unter demEinfluss des Nationalsozialismus vorüber-gehend zu gewissen Teilerfolgen. Nachdem Zweiten Weltkrieg befanden sie sichals deklarierte Kollaborateure zunächstaußerhalb des Staatsbürgerechtes (1946–1948). Während der sozialistischen Dik-tatur waren ihre Minderheitenrechte zwarin der Verfassung des Landes festge-schrieben, das politische Ziel der Dikta-tur besonders unter Ceauºescu war jedochdie Assimilation aller in Rumänien leben-den Minderheiten in die homogene Staats-nation.

Die Tatsache, dass die SiebenbürgerSachsen während ihrer Geschichte immerneben und inmitten anderer Völker leb-ten, ihre ethnische (früher auch ihre wirt-schaftliche, soziale und politische) Identi-tät verteidigten, war vermutlich derHauptgrund dafür, dass sie der Schuleschon sehr früh besondere Bedeutungbeimaßen. Bildung, Wissen und Sprachestellten im Laufe der Jahrhunderte, vorallem aber in der späteren Zeit ihres wirt-schaftlichen Abstiegs ein wichtiges, wäh-rend der kommunistischen Diktatur so-zusagen ihr wichtigstes Kapital dar.

Eine Gemeinschaft, die auf Bewah-ren programmiert ist, auf Schützen undErhalten, entwickelt logischerweise einepolitische und gesellschaftlich-moralischeHaltung, die man als konservativ be-zeichnet. Der im Jahre 1843 zum Bischofder Siebenbürger Sachsen geweihte Ge-org Paul Binder mahnte denn auch:

Nur ein über seine äußere und innereWelt wahrhaft aufgeklärtes, in seinen Be-dürfnissen und Bestrebungen bescheide-nes und gemäßigtes und nach möglichstkräftiger und gewissenhafter Pflichterfül-lung in die väterlichen Fügungen Gottesfromm ergebenes Volk kann am Endeund in Wahrheit auch ein glückliches Volksein.5

Der moralische Konsens einer derart„programmierten“ Gemeinschaft erwar-tet und fordert vom Einzelnen vor allem

Anpassung, Konformismus und in erhöh-tem Maße Disziplin. Lernen sollte derjunge Sachse diese innerhalb der patriar-chalischen Familie, der „Schwestern- undBruderschaften“ der evangelischen Kir-che, innerhalb eines gut funktionierendenNachbarschaftsgefüges und nicht zuletztin der Schule. Letztere stand bis 1948 (miteiner kurzen nationalsozialistischen Un-terbrechung zwischen 1941-1944) unterder Obhut der Kirche, das heißt sie warkonfessionell. So stellte sich das wirt-schaftliche, soziale und religiöse Lebenüber Jahrhunderte im Bewusstsein derSiebenbürger Sachsen als Einheit dar, indie der Einzelne eingebunden ist und ausder er nur mit dem Preis des Ausschlus-ses und des Selbstverlustes heraustritt. Diemahnenden Worte des bei seinen Lands-leuten beliebten Dichters Michael Albert(1836-1893) lernte seinerzeit jedes säch-sische Schulkind und jeder Konfirmandauswendig.

Vom Tage

Deiner Sprache, deiner Sitte,deinen Toten bleibe treu!Steh in deines Volkes Mitte,was dein Schicksal immer sei!

Wie die Not auch dräng’ und zwinge,Hier ist Kraft, sie zu bestehn,trittst du aus dem heil’gen Ringe,wirst du ehrlos untergehn.6

2.2. Eine „Wohlanständigkeits-lehre“7 aus dem Jahre 1842Was von einem ordentlichen und an-ständigen, also disziplinierten Schülereiner siebenbürgisch-sächsischen Dorf-schule gefordert und erwartet wurde,ist beispielsweise in der„Wohlanständigkeitslehre“, einer Hand-schrift aus dem Jahre 1842, enthalten.Deren Ziele waren folgendermaßenfestgelegt:

Wer sich wohlanständig beträgt, [...]wer die einmal angenommenen [d.h. dieüberlieferten, tradierten] Regeln derSittlichkeit und der Höflichkeit befolgt,erwirbt die Achtung und Liebe der El-tern und der übrigen Mitmenschen, [...]

wird die Teilnahme an seinem Schicksalgewinnen und Beistand erhalten in Wortund Tat.

In mehreren Kapiteln sind hier Ver-haltens- und Benimmregeln aufgeführt,die ein Schüler zu beherzigen hatte undvon denen im Folgenden die wichtigstenzitiert werden:

In der Schule: Kinder müssen „dieHaare gekämmt und in guter Ordnunghaben“, ihre Kleidung, selbst schadhaftund geflickt, „muss sauber sein und sollgefaltet werden“, ihr „Morgenbrot“ sol-len sie „zu Hause einnehmen und nichtin die Schule mitbringen“, [auch] „keinObst“! Sie sollen „still und ruhig und aufihren Plätzen sitzen, sich mit dem Nach-barn nicht stoßen noch streiten“, um den„heiligen Ort der Schule nicht zu entwei-hen“; sie „müssen den Lehrer achten“,bei seinem Eintreten „aufstehen und grü-ßen, ihn durch Rohheit nicht verdrießen“,denn das wäre „ein schlechter Lohn fürdie große Wohltat des Unterrichtens“!

Auf der Straße: Nach Verlassen derSchule sich „wohlanständig betragen“,nicht streiten noch zanken, jedermann„höflich grüßen“ (mehrere Situationen

„Sieh einmal, hier steht er. Pfui! Der Struwwel-peter!“ - vorderer Umschlag des Kinderbuchklassik-ers von Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1845

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werden aufgeführt, je nachdem, ob es sichdabei um einen Erwachsenen, eine Stan-des- oder Amtsperson handelt; die Schü-ler haben immer zuerst zu grüßen, „ha-ben ihr Haupt zu entblößen“, im Falleder Letzteren „es nicht eher zu bedek-ken, als bis sie vorbei ist“). Werden ihnenFragen gestellt, haben sie „freundlichstAntwort zu geben“, treten sie in ein frem-des Haus, müssen sie „den Hut vor derHaustüre abnehmen, anklopfen“ und nureintreten, „nachdem sie dazu aufgefor-dert werden“. Außerdem sollen sie allesunterlassen, was ihre Eltern und Lehrer„in Verruf bringen“ könnte.

Gegenüber ihren Eltern: Deren„Forderungen befolgen und ihre Verboteeinhalten“, sie lieben und sich „ihr Wohl-wollen verdienen, dienstfreudig und ge-fällig sein“, ihnen „keinen Verdruss, son-dern Freude machen“, „dankbar sein füralles, [was sie von diesen bekommen]auch für Züchtigungen“, „niemals lügenoder die Unwahrheit sagen“, etwaige„Fehler ihrer Eltern“ dürfen sie zwar„missbilligen“, sollen ihnen jedoch „trotz-dem immer Ehrfurcht erweisen, denn siebleiben ihre Eltern! Verlangen diese et-was Böses von ihnen, müssen sie es nichttun, [sollten es aber] so gut als möglichablehnen“. Denn für ihre Eltern müssensich Kinder „nie schämen, da sie ihnenvon Gott gegeben sind“. Werden jene altund krank, so „müssen“ Kinder „ihnenfreiwillig dienen mit Geduld und Verpfle-gung“, sind sie mittellos, so müssen siefür ihren Unterhalt aufkommen, bei ih-rem Ableben für ein „anständiges Begräb-nis“ sorgen.

Vom Verhalten beim Essen: Immerbitten und danken, „Neid und Missgunstnicht aufkommen lassen“, anderen „in derNot helfen“ (was vermutlich bedeutet,mit ihnen christlich zu teilen).

Der Disziplinbegriff, der diesen For-derungen zugrunde liegt, mutet heute aus-gesprochen autoritär an, die Forderun-gen werden alle mit dem Verb „müssen“ausgedrückt, das heißt, sie sind katego-risch; und nachdem es bis zum Ende des19. Jahrhunderts keine weiblichen Leh-rer gab und innerhalb der Familie derVater das unangefochtene Oberhaupt war,auch zugleich patriarchalisch. Ganz all-gemein waren Lehrer, Eltern beziehungs-weise alle Erwachsenen (Amts-)Autori-täten, deren Anspruch nicht angezwei-felt werden sollte. Sie waren es auch, dieüber die Einhaltung der Forderungen auf-merksam wachten.

2.3. Methoden und Mittel desDisziplinerwerbsMittel, Methoden und Wege, die im Dien-ste der Erziehung zu Disziplin und desDisziplinerwerbs standen, waren für allegleich:

- Haltung und Vorbild der Eltern, Pfar-rer und Lehrer spielten dabei eine wichti-ge Rolle. Auch für diese Personen galtenallerdings strenge Gesetze gegenüber derGemeinschaft.

- Mündlich und schriftlich formulier-te Forderungen (wie im Beispiel der„Wohlanständigkeitslehre“) wurden ge-paukt und auswendig gelernt mit demZiel, sie zu verinnerlichen.

- Bei älteren Schülern und Jugendli-chen waren „Gerichte“, d.h.

die öffentliche Buße undBeichte in der Kirche

und innerhalb der so genannten „Bruder-und Schwesternschaften“, in denen dieJugendlichen eines Ortes zusammen-gefasst waren, von großer Wirkung.

- Lob und Tadel, Ermahnungen undVerweise, Strafen aller Art waren auchbei den Siebenbürger Sachsen die klassi-schen Hilfsmittel in der Erziehung.

- Die vielen „indirekten Mittel“ derDisziplinierung verfehlten ebenso wenigihre Wirkung. Vor allem die religiöse Welt-anschauung und religiöse Erziehungs-mittel waren im Laufe der Jahrhundertebesonders wirksam, war doch die SchuleTeil der evangelischen Kirche, der Leh-rer ihr Angestellter. Aber auch alle Be-schäftigung (Arbeit der Kinder und Ju-gendlichen in Haus, Hof und auf demFeld), auch Spiel und Sport sowie dasLernen selbst setzen bekanntlich Ausdau-er, Mühe und Selbstüberwindung voraus,die in der Regel zur Selbstdisziplin füh-ren.

- Nicht zuletzt gehörte die körperli-che Züchtigung zum festen Bestandteilder Disziplinierung in der Schule.8

2.3.1. Körperliche Züchtigung imVergleicha) In Deutschland

Bereits in den mittelalterlichen Kloster-schulen galt körperliche Züchtigung inForm von Fasten, Arrest, Rutenstreichenund Geißelungen als bewährtes Mittel derDisziplinierung durch Kasteiung des sün-digen Körpers und Geistes. In den nichtklerikalen Schulen muss die körperlicheZüchtigung ebenfalls mitunter so exzes-siv betrieben worden sein, dass z. B. 1548die Ratsherren von Esslingen den Leh-rern schriftlich verboten, ihre Schüler mit„Tatzen, Schlappen, Maultaschen, Haar-rupfen, Ohrumdrehen, Nasenschellenund Hirnbatzen“9 sträflich zu traktieren.Ein gewissenhafter schwäbischer Lehrerdes 18. Jahrhunderts, namens Johann Ja-kob Häberle, führte eine Liste über dieseinen Schülern ausgeteilten Hiebe:24.010 Rutenhiebe während des Unter-richts: 36.000 Rutenhiebe für nicht er-lernte Liederverse, in 1.707 Fällenmussten die Kinder die Rute bloß halten;dazu notierte er eine beträchtliche Men-ge verabreichter „Handschmisse, Pföt-

Illustrationen aus demStruwwelpeter : S. 6 DieGeschichte vom Zappel-Philipp; S. 7 Die Ge-schichte vom Daumen-lutscher

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chen, Notabene mit Bibel und Gesang-buch“ und „Kopfnüsse“.10

Zu den häufig angewandten Strafenin der Schule gehörten außerdem: kniendAbbitte tun, im Winkel stehen oder knien,auf Erbsen oder eckigen Kanten knien,am Schulpranger stehen, auf der Esels-bank sitzen, den „asinus“ (ein Schild miteinem aufgemalten Eselskopf) umhängen,mit erhobenen Armen vor der Klasse ste-hen, Stockstreiche auf Fingerknochenund Fingerspitzen u.ä.

Um 1800 wurde das Züchtigungs-recht in Deutschland zunehmend gesetz-lich geregelt. Beispielsweise schränkte dasPreußische Allgemeine Landrecht vom5.2.1794 körperliche Züchtigungen ein,indem es verfügte, dass „die Schulzuchtniemals bis zu Misshandlungen, welcheder Gesundheit des Kindes auch nur aufentfernte Art schädlich werden könnten,ausgedehnt werden (§ 50 II 12 ALR)“.11

In Bayern beschränkten Gesetze undVerordnungen zwischen 1888 und 1903in den einzelnen Regierungsbezirken dasZüchtigungsrecht in Schulen folgender-maßen:

Die körperliche Züchtigung darf nurdurch einige, im höchsten Falle sechsStreiche mit der Rute oder eines mäßigstarken biegsamen Stöckchens und zwarauf die flache Hand oder das Hinterteilvollzogen werden. (Verfügung vom23.11.1888 für Unterfranken undAschaffenburg)12

Die körperliche Züchtigung als Er-ziehungsmittel von Kindern und Jugend-lichen wurde auch im 20. Jahrhundertnoch „in gemäßigter Form“ vom Gesetzerlaubt und zwar aufgrund des so genann-ten Gewohnheitsrechtes, was nicht nurdiesbezügliche Verfügungen landauf undlandab beweisen, sondern was auch eineStudie des Hamburger Erziehungs-wissenschaftlers Professor WalterHävernick, „Schläge als Strafe - ein Be-standteil der Familiensitte in volkskundli-cher Sicht“13, belegt. Seine statistischenErhebungen (so genannte Feldstudien)ergaben, dass 80-85 Prozent aller Elternim Jahre 1966 in der BundesrepublikDeutschland (speziell im HamburgerRaum) Schläge als Erziehungsmittel ein-

setzten, dass sie sozusagen zur „Sitte“gehörten, „Brauch“ waren, „unumstößli-che Selbstverständlichkeit“. Infolgedessensollen sie, laut Aussagen der Befragten,das Vertrauensverhältnis zwischen Stra-fendem und Bestraftem nicht beeinträch-tigt haben. Als Beleg hierfür führtHävernick Aussagen von befragten Per-sonen beider Seiten an.

Mehrere Synonyme für „Schläge“, dieeher ironisch-humorvolle Umschreibun-gen für diese Art der Bestrafungen sind,scheinen solche Aussagen ebenfalls zubestätigen: Prügel, Haue, Dresche, Wich-se, Kloppe, Senge, Schmiere; die Verben:versohlen, verbläuen, austeilen, verpas-sen usw.

Endgültig verboten wurde die körper-liche Züchtigung in Deutschland erst mitdem Gesetz zur Ächtung der Gewalt inder Erziehung, das am 8.11.2000 in Kraftgetreten ist. Erst danach sind körperlicheBestrafungen in der Erziehung, gleichwelcher Art, unzulässig.

b) In Siebenbürgen

In siebenbürgisch-sächsischen Familienund Schulen ist es bezüglich der körperli-chen Züchtigung wohl nicht viel andersals in deutschen Landen zugegangen,möglicherweise gab es andere Rituale undmitunter andere Sprachvarianten für kör-perliche Züchtigung widerspenstiger underziehungsunwilliger Kinder und Schüler,denen der strenge Disziplinbegriff denSpaß an ihrem jungen Leben verdarb.Dialektvarianten des „Siebenbürgisch-Sächsischen“ weisen jedoch in die gleicheRichtung wie die Euphemismen der

Hochsprache: bladern (blättern), wichsen,leimen, schmieren, patzen und platschen(klatschen), longen (langen), walken, dre-schen, birschten (bürsten), af da Notenbirschten (nach Noten bürsten),vermirjeln („vermörseln“), versalzen, denToppert ledern (den Hintern ledern), deStuf aus dem Toppert klopen (den Staubaus dem Hosenboden klopfen), an deArbet nien (in Arbeit nehmen),verarbeden (verarbeiten), de Pielzvergräzen (den Pelz versengen), gäcken(jucken), plesnien (aus dem Rumänischen:a plezni = schlagen). Auch Androhungen,die als „Gaben“ in Aussicht gestellt wer-den, wie: ta bekist (du kriegst), ausdielen(austeilen), gien (geben), int feen (einefangen) und andere sehr bildhafte Wen-dungen dienen der Verharmlosung kör-perlicher Strafen.

In siebenbürgisch-sächsischen Schul-ordnungen wird dem Lehrer im Hinblickauf Strafen in der Schule Folgendes ansHerz gelegt:

Dass er eine vernünftige Schulzuchtbeobachte; die fehlenden Kinder [= Kin-der, die Fehler machen] liebreich zurechtweise, mit Einfältigen und Blöden [Min-derbegabten] Nachsicht habe, nur diemuthwilligen, ungehorsamen und boshaf-ten Kinder bestrafe; jedoch auch diesenicht barbarisch, sondern gleich einemvernünftigen Vater behandle.14

Bezüglich der Körperstrafen:Es ist den Lehrern verboten, die Kin-

der zu schlagen oder irgendwohin einzu-sperren oder herumzuschicken. [...] Stra-fen und Züchtigungen dürfen zur Erwek-

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kung der Lernbegierde und des Fleißesnie angewandt werden, denn diesen Zweckverfehlen sie immer. Wirksam ist dage-gen die Gegenwart, Thätigkeit, Genauig-keit und Freundlichkeit des Lehrers undseiner Gehilfen.15

Dass Lehrer jedoch auch in Sieben-bürgen nach dem altbewährten „Gewohn-heitsrecht“ straften, ist sehr wahrschein-lich und auch durch Zeitzeugenberichtebelegt16.

2.3.2. Die Rolle der siebenbürgisch-sächsischen „Coeten“17

Innerhalb der vom zeit- und gesellschafts-typischen autoritären Disziplinbegriffgeprägten Erziehungskonzeption derSiebenbürger Sachsen gab es eine bemer-kenswerte demokratische Einrichtung inihren höheren Schulen, selbst wenn siemit dem, was wir heute unter einer sol-chen verstehen, nicht identisch ist. Anihren „Gymnasien“ funktionierten diesogenannten Coeten. Der SiebenbürgerHumanist Johannes Honterus (1498-1549) hatte diese so bezeichnete Formder Schülervereinigung nach der Rück-kehr von seinen Studien in Europa nachdeutschen Vorbildern am Gymnasium in

Kronstadt eingeführt. 1543 reichte erbeim Kronstädter Senat die „Constitutioscholae Coronensis“ (später unter demNamen „Schulordnung des Honterus“18

bekannt) ein, die auch von anderen Gym-nasien in Siebenbürgen übernommenwurde und nach deren Muster in derFolgezeit in den Städten Hermannstadt,Mediasch, Bistritz und SchässburgSchülervereinigungen entstanden. DieSchüler („Studenten“ genannt) „regier-ten“ auf der Grundlage der Selbstver-antwortung und -verwaltung in der Schu-le sozusagen mit, was für die damaligeZeit durchaus eine Form demokratisier-ter Erziehung darstellte. Die Statuten derCoeten änderten sich im Laufe der Jahr-hunderte vielfach, dennoch blieb ihr päd-agogisches Ziel, die Selbsterziehung derSchüler zur mitverantwortlichen Beteili-gung am gesellschaftlichen Leben ihrerZeit, erhalten. Die Auflösung der sächsi-schen Schülervereinigungen fand erstnach dem Zweiten Weltkrieg statt.

Innerhalb des Coetus waren die älte-ren Schüler für die jüngeren verantwort-lich, jüngere erfüllten älteren gegenüberbestimmte Pflichten, was insgesamt dieLehrer erheblich entlastete und dieSchuldisziplin sozusagen von unten festig-te. Bei Disziplinarvergehen gegen dasReglement wurden Strafen durch dieSchüler selbst verhängt. Die oberenCoetus-„Beamten“ übernahmen außer-dem bestimmte Aufgaben im Unterricht,im Musik- und Theaterleben der Schuleund in kirchlichen Gottesdiensten. Imöffentlichen Leben der Städte hatten die„Coetisten“ ihren festen Platz, wodurchdie Heranwachsenden früh in die Ge-meinschaft integriert wurden, in der siespäter ihre Bürgerpflicht erfüllen sollten.Die Coetus-Beamten hatten darüber zuwachen, dass die für die Schule festge-legte Ordnung eingehalten wurde, dieSchüler den Unterricht nicht störten, ih-ren Schulpflichten nachkamen, ein ent-sprechendes Benehmen zeigten, nicht

miteinander stritten, sauber und ordent-lich gekleidet zur Schule kamen und – zuHonterus Zeiten – untereinander nichtdeutsch sprachen, denn die Unterrichts-sprache Latein sollte geübt werden.

Strafen hatten vor allem die Form vonEhrenstrafen: Verlust des Amtes, Verset-zen auf den letzten Platz in der Klasse u.ä. Außerdem sollte das so genannte „An-gebersystem“ (heute würden wir Spitzel-system dazu sagen) eine strenge Disziplinfördern: die oberen Coetus-Beamten wa-ren verpflichtet, schwerwiegendere Ver-gehen ihrer untergebenen Mitschüler demRektor anzuzeigen.

Einige Regeln für Schüler aus derSchulordnung für das evangelische Gym-nasium A. B. in Kronstadt aus dem Jahr188419 zeigen, wie streng auch zu dieserZeit über das Verhalten der Schuljugendgewacht und wie viel Eigenverantwortungihr im Rahmen des Coetus übertragenwurde.

Regelmäßiger Unterrichtsbesuch, Teil-nahme an den Gottesdiensten der Sonn-und Feiertage, Verbot des Rauchens inder Schule und an öffentlichen Plätzen,des Besuchs von Gast-, Kaffee- undBillardhäusern und anderen Vergnügungs-orten sind im Dokument für die Schülerfestgeschrieben. Außerschulische Treffen,etwa „Kränzchen“ und Tanzunter-haltungen, mussten dem Rektor im Vor-aus angemeldet und ihm danach Berichterstattet werden.

Da die Schulbibliothek über genügendaltersentsprechende Lektüre verfüge, wares den Schülern untersagt, Bücher ausöffentlichen Leihbibliotheken zu lesen.

In der Klasse hatte der vom Direktoroder Klassenlehrer auf Vorschlag derKlasse bestellte so genannte „Decurio“beispielsweise in der Pause für Ruhe undOrdnung zu sorgen, vor Beginn der Stun-de die Tafel zu säubern, die Arbeitshefteeinzusammeln, das Schulzimmer zu lüf-ten und im Winter darauf zu achten, dasses entsprechend geheizt war.

An jedem Freitag fand das sogenann-te „Judicium“ der Officialen (derVerantwortungsträger unter den Schülern)statt. Die Berichte über Vorfälle in deneinzelnen Klassen wurden diskutiert, ineinem Heft als Klagen, Vorschläge oder

„Die Struwwelliese“ (1980 von Dr. Julius Lüthjemit Zeichnungen von Franz Maddalena; 1950 be-bildert von Charly Greifoner und mit Texten vonCilly Schmitt-Teichmann im Kölner Schwager &Steinlein Verlag; hier vorderer Umschlag) soll einPendant zum Struwwelpeter für Mädchen sein.

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Ansuchen zusammengefasst und danachdem Direktor übergeben.

Das streng hierarchische Organisa-tionsprinzip und das Reglement derCoeten mag heute rigoros, fast militärischanmuten. Jedoch wird man die Vergan-genheit nicht nach heutigen Maßstäbenmessen wollen und sich der Gefahr ana-chronistischer Interpretation aussetzen.Vorsicht ist angesagt, auch wenn über„Disziplin in Elternhaus und Schule“ frü-herer Jahrhunderten geurteilt werden soll,über den Zweck, dem sie untergeordnetwar und die Methoden und Mittel, die inihrem Dienste standen: Andere Zeitenund Gesellschaften - andere Disziplin-begriffe! Der „Ideologie der ethnischenSelbsterhaltung“ diente der weiter obenbeschriebene Disziplinbegriff allemal.

2.3.3. Neue Ideen – neuer Disziplin-begriff?Im 19. Jahrhundert kam es auch in densiebenbürgisch-sächsischen Schulen zueiner so genannten „Bildungsrevolution“.Ihre Ideen brachten die aus Deutschlandheimgekehrten Studiosi mit, unter ihnennicht nur der seinen Landsleuten wohl-bekannte Stephan Ludwig Roth, ein Pe-stalozzi-Schüler.

Bei der Reformierung des Schulwe-sens in der zweiten Hälfte des 19. Jahr-hunderts wurde vor allem persönlichkeits-bildenden Fächern große Bedeutung bei-gemessen, die traditionellen Gemein-schaftswerte standen auch im reformier-ten Erziehungsprogramm über denIndividualwerten und sollten den Schü-lern auf der Grundlage der sittlichen Er-ziehung vermittelt werden. Für den Ein-zelnen ergab sich daraus erneut ein Sy-stem von Forderungen, dem er am be-sten durch Disziplin und SelbstdisziplinGenüge tun konnte. Unter solchem Ge-sichtspunkt wurden „Modernisierung,Urbanisierung und Individualisierung (inWesteuropa damals zeittypische Begleit-erscheinungen wirtschaftlichen Fort-schritts) zu einer Gefahr“ für die Einheitder siebenbürgisch-sächsischen „Volksge-meinschaft“, der man nicht zuletzt durchdie Schul- und Bildungsreformen zu be-gegnen gedachte.20

Anhand von Lesebüchern, die vor dernationalsozialistischen Neuorientierung indeutschen Schulen Siebenbürgens nochim Gebrauch waren, lässt sich erkennen,dass Kindern und Jugendlichen die säch-sische Variante des klassischen humani-stischen Ideals nahegebracht werden sollte:der sächsische Mensch, der in Familie,Nachbarschaft, Kirche und Volksgemein-schaft treu, fleißig und ehrenhaft seineArbeit tut zum Wohle dieser Gemein-schaft und im Einklang mit ihr, der dieihn umgebende Landschaft und die Ge-schichte seines Stammes kennt und ihrnützlich sein will.21

Die ausgewählten Texte dieser Lese-bücher humanisieren den strengenDisziplinbegriff, indem sie sich nicht nuran das rationale Denken wenden, sondernüber das „Gemüt“, die Seele, Überzeu-gungen im jungen Menschen fördernwollen, ganz im Einklang mit der Lehredes deutschen Philosophen, Pädagogenund Psychologen Johann Friedrich Her-bart (1776-1841). „Willensbildung durchGesinnungsunterricht“ sowie durch das„Erlebnis des Schönen“ wurde Thema inder pädagogischen Fachdiskussion22 undleistete möglicherweise die edelste Schüt-zenhilfe bei der Disziplinierung der Schü-ler.

Die Tugenden der Unterordnung: Ge-horsam, Fleiß, Ehrlichkeit – und auch diefeineren demokratischen Tugenden - wieHilfsbereitschaft, Gerechtigkeit, Takt,Selbständigkeit, Vertrauen, Initiative undZähigkeit23

blieben jedoch auch weiter vorrangigesZiel der Erziehungstätigkeit in den Schu-len.

1941 übergab das sächsische Landes-konsistorium der Evangelischen KircheSiebenbürgens die Schulen dem Schul-amt der Deutschen Volksgruppe inRumänien, wodurch dieCoetus-Organisationen in denGesamtverband der deut-schen Jugend Rumäniens ein-gingen. Viele der so genann-ten angestrebten Sekundär-tugenden bei der Schuljugendwurden nun auch hier über-

lagert von aus dem Reich importiertenLosungen von eiserner Disziplin, desÜberlegenheitswahns, des Elitebewusst-seins über die Stärkung des Selbst-bewusstseins in einer Zeit, in der dieMinderheitenrechte der Deutschen inRumänien immer öfter beschnitten wor-den waren. Sportlicher Ertüchtigungs-gedanke, romantische Lagerfeuer-kameradschaft und volkstümlicherSangeskult standen im Dienste der frei-willigen Unterordnung und politischen„Brauchbarkeit“ der jungen Generation.Nicht alle Lehrer konnten für dieses Er-ziehungsprogramm begeistert werden,dem Druck von außen und innen habensich jedoch viele gebeugt24.

Nach der rumänischen Unterrichts-reform 1948 wurde allen Minderheiten-schulen und Schulabteilungen, also auchden deutschen, das Konzept der kommu-nistischen „Parteidisziplin“ übergestülpt.Dennoch konnte der eigene Disziplin-begriff, der aufgrund des Selbstverständ-nisses und infolge einer über Jahrhundertebewusst gepflegten Tradition eingeübtworden war, nicht gänzlich verdrängtwerden. Er war in deutschen Schulen undSchulabteilungen in Zeiten der Diktatur

So hätten wir sie gern,unsere SchülerInnen.Doch was könnte

das bedeuten?

Bild: hintererUmschlag von

„Die Struw-welliese“, Verlag

Schwager undSteinlein

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noch immer ein liberalerer als in den mei-sten anderen Staatsschulen, da man demneuen meist nur in opportunistischer Wei-se oder formal Genüge leistete.

Trotz der radikalen politischen, wirt-schaftlichen und sozialen Veränderungenfür die Siebenbürger Sachsen im 20. Jahr-hundert bis heute hat sich einiges von demDisziplinbegriff erhalten, der über Jahr-hunderte für das Überleben der Ethniewichtig war und der trotz relativ autoritä-rer Lehr- und Lernschule das Mitsprach-recht der Schüler und die Schüler-selbstverantwortung nie völlig außer Kraftgesetzt hat. Das mag vielleicht einer derGründe sein, warum die Schulen der deut-schen Minderheit in Rumänien (in denenzur Zeit 99 % nichtdeutsche Schüler un-terrichtet werden) bis auf den heutigenTag hohes Ansehen genießen und beliebtsind bei Andersnationalen, denn Disziplin-begriff, Methoden und Verfahren, ihn zuverwirklichen, unterscheiden sich dortteilweise noch immer von denen der üb-rigen Schulen; sie sind Teil einesTraditionsflusses und als solche bestimmtvon der Geschichte.

3. SchlussbemerkungUm Disziplin in den heutigen Schulennicht nur der Bundesrepublik Deutsch-

land wird - wie wir den öffentlich geführ-ten Diskussionen entnehmen können - inverstärktem Maße gerungen: Allzu vielLiberalität und Unverbindlichkeit in Sa-chen Disziplin erweisen sich als proble-matisch, weil sie den Unterrichts- undLernprozess erschweren. Die Familiensollen nun mehr eingebunden werden inden schulischen Bildungsprozess, auch inder Haltung mancher Eltern müsse sichanscheinend einiges ändern. Immer istjedoch der Weg zurück, das heißt von derFreizügigkeit zu mehr Disziplin schwieri-ger als der umgekehrte. Deshalb habenSchülerhelfersystem und Schüler-schlichtungsverfahren in heutigen Schu-len der Bundesrepublik Hochkonjunktur.Interessant wären auch Untersuchungenzum Prozess in umgekehrter Richtung,wie nämlich aus Rumänien ausgewander-te Kinder und Jugendliche mit ihrem ver-gleichsweise konservativeren Disziplin-begriff die demokratischen Spielregeln inder Schule hierzulande gelernt haben undwelchen Schwierigkeiten sie möglicher-weise dabei begegneten.

Dem Begriff Disziplin haftet auchheute trotz aller Erkenntnis um ihre Not-wendigkeit wie zu allen Zeiten viel Nega-tives an und das zum Teil berechtigter-weise. In der Geschichte, vor allem in der

neueren, gibt es viele Beispiele von Dik-tatur, Terror und Gewalt, die möglichwurden, weil der Einzelne, weil ganze Ge-nerationen nicht zuletzt durch rigorose„Disziplinierung“ menschenverachtendenIdeologien dienstbar gemacht werdenkonnten. Von hier rührt das Misstrauengegenüber der „Disziplin“.

Das richtige Maß für sie zu findenund dabei das humanistische Ziel einerdemokratischen Gesellschaft nicht ausden Augen zu verlieren, ist die schwereAufgabe, der sich kein Erzieher und kei-ne Gemeinschaft und auch der Einzelnenicht entziehen können. Erschwert wirddiese Aufgabe durch die Tatsache, dassdie Auffassung über Disziplin und ihreNotwendigkeit von gesellschaftlichen Ver-änderungen abhängig und daher im un-unterbrochenen Wandel begriffen ist. In-folgedessen ist der Prozess des Erwerbsvon Gemeinschafts- und Selbstdisziplinnie abgeschlossen und wird immer neudefiniert werden müssen.

1 Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Hg. vonGünther Drosdowski. Mannheim, 1983.2 Aloys Fischer: Der Begriff Disziplin. In: Enzy-klopädisches Handbuch des Kinderschutzes undder Jugendfürsorge. Hg. L. Clostermann u. a. 1930.Nachgedruckt in: Karl Kraitmair: GesammelteAbhandlungen zur pädagogischen Psychologieund Schulreform. Band 5/6, München 1957. Auch:Hermann Röhrs (Hrsg.): Die Disziplin in ihremVerhältnis zu Lohn und Strafe. Frankfurt am Main1968, S. 14-25.3 Zur Geschichte u. der Bezeichnung vgl. ThomasNägler: Die Ansiedlung der Siebenbürger Sach-sen, Bukarest, 1979. Auch Konrad Gündisch: Sie-benbürgen und die Siebenbürger Sachsen. Studien-buchreihe der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat,Bd. 8, München 1998. Harald Roth: Kleine Ge-schichte Siebenbürgens, Köln, Weimar, Wien 1996.4 Zu den ständische Nationen in Siebenbürgenzählten: der ungarische Adel, die Volksgruppe derSzekler und die als „Siebenbürger Sachsen“ be-zeichneten Deutschen.5 Zitiert nach: Friedrich Teutsch: Geschichte derSiebenbürger Sachsen für das sächsische Volk. Bd.III, Hermannstadt 1910, S. 168.6 Michael Albert: Ausgewählte Schriften, Bukarest1966, S. 86 [Hervorhebungen G. Sch.].7 „Wohlanständigkeitslehre“, Handschrift aus demJahr1842, aufgefunden in Deutsch-Weißkirch. Pri-vatbesitz Michael Markel.8 Paul Gerhard Weber: Rohrstock in Schule und

Heim. 1977. Hier zitiert nach: Rob Miller:Schulzucht. Die körperliche Züchtigung „gehör-te zum festen Bestandteil des Schulwesens“. Vonden Körperstrafen in den Schulen. 1990. In: http.//mywebpage.netscape.com/corpungermany/schule.htm.9 Ebenda.10 Ebenda.11 Ebenda.12 Ebenda.13 Museum für Hamburgische Geschichte, 196614 Zitiert nach Teutsch: Die siebenbürgisch-sächsi-schen Schulordnungen. Berlin 1892, 2. Bd. (=Monumenta Germaniae Paedagogica, Bd. XIII), S.84. (Neue Schulordnungen für die Landschulenin dem Burzenländer District, 1791).15 Zitiert nach Teutsch: Ebenda, S. 216 (Plan zurVerbesserung des Schulwesens in Siebenbürgenvon 1821).16 Vgl. Schulzeit in Siebenbürgen. AusgewählteErinnerungen erzählt von Zeitzeugen. Projekt derLandsmannschaft der Siebenbürger Sachsen 2005.Videofilm.17 Über Entstehung, Organisation und Geschichteder Coeten siehe: Ute Monika Schuller: Der Coetusam Honterusgymnasium zu Kronstadt in Sieben-bürgen. 1544-1941. Ein Beitrag zur Geschichte desHelfersystems, der Schülermitregierung und Schü-lermitverantwortung. München 1963; Walter Kö-nig: Die Endphase des Coetus an siebenbürgisch-sächsischen Schulen (1920-1940). In: Schola

seminarium rei publicae. Aufsätze zu Geschichteund Gegenwart des Schulwesens in Siebenbür-gen und Rumänien. Köln, Weimar, Wien 2005, S.154-175.18 Siehe dazu: Quellen zur Geschichte der Sieben-bürger Sachsen 1191-1975. Gesammelt und bear-beitet von Ernst Wagner (Schriften zur Landes-kunde Siebenbürgens, Bd. I). Köln, Wien 1976, S.112 ff.19 Vgl. Ute Monika Schuller, a.a.O.: S. 83.20 Vgl.: Walter König: Thesen zur Bildungs-revolution bei den Siebenbürger Sachsen. In: Wal-ter König (Hrsg.): Beiträge zur siebenbürgischenSchulgeschichte. Siebenbürgisches Archiv Bd. 32,Köln, Weimar, Wien 1996, S. 273-313.21 Vgl. u.a.: Franz Oberts Deutsches Lesebuch. Neubearbeitet von Dr. Eduard Morres und WilhelmMorres. Vierter Teil für das 7., 8. und 9. Schuljahr.Brassó (Kronstadt) 1912.22 Vgl. Dr. Heinz Brandsch: Unsere pädagogischeLiteratur der letzten 80 Jahre. Fünftes Buch derBücherei des siebenbürgisch-sächsischen Lehrersverfaßt und herausgegeben von Heinz Brandsch,Seminardirektor. Verlag der Markusdruckerei inSchäßburg, 1931, S. 111ff.23 Ute Monika Schuller: a. a. O., S. 63.24 Siehe: Walter König: Der Einfluss des National-sozialismus auf die siebenbürgisch-sächsischeLehrerschaft. In: Scola Sminarium (Anm. 17), S.118-153.

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Zentrum für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache Mediasch *unvollständige, undeutlich oder falschBüro Hermannstadt ausgefüllte Formulare werdenTel./Fax: 0269-214154 nicht bearbeitetKoordination: Liliana Câmpean, [email protected] unter: www.zfl.ro + Formular *vor dem Ausfüllen S. 2 lesen

Bewerbung für die Teilnahmean einer Fortbildungsveranstaltung in Deutschland

1. Ich bewerbe mich für die Teilnahmean folgender Veranstaltung: .................................................................................................................................................................................in ................................................................................................, Zeitspanne ........................................................................................................ (Ort der Veranstaltung)

2. Name und Vorname ............................................................ geboren am .................... in ..............................

Ausweis/Reisepass (Serie, Nummer): ....................................................... gültig bis zum ..................................

Tel.: ................/.................................. Fax.: ................/................................... Mobil-Telefon.: ................/.................................

E-Mail: ...............................................................................................................................................................

Straße: ............................................................................................................... Nr.: .........................................

Postleitzahl/cod postal: .............................. Ort: ....................................................... Kreis: ...............................

3. Ausbildung: .................................................................................................................... in .......................................................................... (Univ., Päd. Institut, Päda) (Ort)

Jahr des Abschlusses: ........................ Fachrichtung: ....................................................................

4. Ich unterrichte an der Schule ........................................................................................................... in .....................................................

die Fächer ................................................................................................................................................................................................................

davon in deutscher Sprache: ...............................................................................................................................................................................(Fach, Anzahl der Stunden pro Woche)

5. Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen im Ausland:Veranstaltung Ort/Land

2011 .............................................................................................. .....................................................................2012 .............................................................................................. .....................................................................(Falls der Platz nicht reicht, bitte die Rückseite benutzen)

6. Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen im Inland (ZfL Mediasch, Goethe Institut, ...)Veranstaltung Institution/Ort

2011 .............................................................................................. .....................................................................2012 .............................................................................................. .....................................................................(Falls der Platz nicht reicht, bitte die Rückseite benutzen)

Datum: ...................................... Unterschrift: ............................................

Schulleitung/Direcþiunea ºcolii:

Bestätigung der Angaben unter Punkt 4/Se certificã datele de la punctul 4 .................................. (semnãtura)

Einverständnis zum Antrag/De acord cu participarea cadrului didactic .......................................... (semnãtura ºi ºtampila)

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KlassenmanagementEine Fortbildung für Erzieherinnen

Das heutige Leben ist im Vergleich zu frü-her unruhiger, komplexer, unüberschau-barer geworden, die Leistungsanforderun-gen in einer hochtechnisierten Welt stei-gen. In diese Welt hineinzuwachsen ist fürKinder keine leichte Aufgabe, sie in dieseWelt hineinzuführen und zu begleitenebenfalls nicht. Der Kindergarten siehtsich als öffentliche Vorschuleinrichtungmit dieser zunehmend schwieriger zubewältigenden Aufgabe konfrontiert. Abernicht nur die Arbeit mit dem Kind wirdanspruchsvoller, sondern auch die Zusam-menarbeit mit den Eltern. Den auf ih-nen lastenden Druck, ihre Kinder vorzu-bereiten auf eine Zukunft mit hohenAnforderungen an die Leistungsfähigkeitdes einzelnen, geben sie häufig an denKindergarten weiter. Die Erwartungenund Ansprüche der Eltern setzen nebenhohen pädagogischen Kompetenzen vorallem kommunikative Fähigkeiten undemotionale Belastbarkeit der Erzieherinvoraus.

anhand dessen sie eine erste Übungs-einheit in ihrem Kindergartenalltag durch-führen sollen.

Die im Dezember 2012 angebotenedreitägige Fortbildung zu diesem Themawurde von den ca. zwanzig Teilnehme-rinnen mit besonderem Interesse und aus-gesprochen hoher Aufgeschlossenheit be-sucht. Die zahlreichen praktischen Bei-spiele aus dem Kindergartenalltag deranwesenden Erzieherinnen wurden invielen kleinen Übungen mit dem theore-tischen Wissen sehr lebhaft und interes-siert verknüpft und eingeübt.

Corina SteffenDipl. Sozialpädagogin und Praxisberaterin

Jugendamt Stuttgart

Die Fortbildung zum Thema „Kon-fliktmanagement“ bietet zu aller erst dieerforderliche fachliche Basis für eine po-sitive Gesprächshaltung und eine gutstrukturierte und erfolgreiche Gesprächs-führung. „Die vier Seiten einer Nach-richt“, das Kommunikationsmodell nachFriedemann Schulz von Thun, wird alstheoretische Grundlage angeboten. An-schließend werden zwei Methoden derGesprächsführung zur Problem- undKonfliktbewältigung eingeführt: „AktivesZuhören“ und „Ich-Botschaften“. Dastheoretische Wissen wird während des ge-samten Seminars mit praktischen Beispie-len aus verschiedenen Kindergarten-alltagssituationen untermalt. Damit wirdbeabsichtigt, persönliche Lernprozesse derErzieherinnen zu ermöglichen, die zumehr Sicherheit im Umgang mit Men-schen führen können. Zum Abschlusserhalten die Teilnehmerinnen einen Leit-faden für die Durchführung vonKonfliktlösungsgesprächen mit Eltern,

Fortbildung für Erzieherin-nen zum Thema Kommunika-tion, 7.-9.12.2012 inHermannstadt

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GSUmgang miteinanderEin Fortbildungsbericht

Nachdem im Juni 2012 in Hermannstadtein Workshop mit dem Untertitel„Erlebnispädagogik“ stattgefunden hatte,wurde vom 16.-18. November 2012 TeilII angeboten. Die Referenten kamen ausDeutschland: Christin Reuter, Sozialpäd-agogin/Sozialarbeiterin aus Magdeburg,die bereits auch das erste Seminar gehal-ten hatte, und Alexandru Lita, Pfarrer inRittershausen (Hessen), gebürtiger Her-mannstädter, vorher in Frankfurt im Zen-trum für Ökumene im Fachbereich Bil-dung & Begegnung tätig.

Der Schwerpunkt des Seminars leite-te sich aus den Wünschen und Erwartun-gen des Workshops vom Juni ab. Dortwurde u. a. die Frage gestellt, wie man alsLehrer angemessen auf Störungen imUnterricht reagieren kann oder was dieLehrer bei den Schülern entwicklungs-bedingt voraussetzen können, was siesinnvoll unterstützen können. Aus der Dis-kussionsrunde sind die zwei ThemenEntwicklungspsychologie und Kommuni-kation abgeleitet worden.

Am 16.11.2012 kamen 14 Lehrerin-nen in die Brukenthalschule und warenauf das bevorstehende Wochenende ge-spannt. Bevor es in die Arbeitsphase hin-einging, wurde die Runde mit einemEisbrecherspiel, einem Kennenlern-Bingo,eröffnet. Anschließend stand das ThemaEntwicklungspsychologie auf dem Pro-gramm, durchgeführt von Alexandru Lita.Dabei wurden theoretische Grundlagenaufgefrischt und direkter Bezug auf dieKlientel der Lehrerinnen genommen.

Am Samstag, Tag zwei des Seminars,wurde es praktisch. Das große ThemaKommunikation wurde durch ChristinReuter gestaltet. Mit einem Warming-upwurden die müden Gemüter am Morgenerfrischt und die Aufmerksamkeit auf dieFunktion der Kommunikation gerichtet.Eins wurde bald allen klar: Kommunika-tion ist alles andere als einfach. PaulWatzlawicks Theorie sollte ein wenig Lichtins Dunkel bringen. Dabei waren u. a.seine fünf Axiome ein Thema. Es folg-

ten nach jeweils kleinen Theorieab-schnitten einzelne Übungen, die mit demAlltag der Schule in Verbindung standen.

Im Workshop ging es darum, seineeigene Kommunikationsstruktur zu hin-terfragen, sich mit anderen Lehrerinnendarüber auszutauschen, sich auszuprobie-ren und neue Kenntnisse und Erfahrun-gen mitzunehmen.

Wie kann ich beispielsweise einemSchüler vermitteln, dass er mit seinerAntwort leider nicht ganz richtig liegt? Ichkönnte sagen: „Das ist Unsinn!“ In solcheiner Aussage verstecken sich Wünsche,Bedürfnisse und Erwartungen. Dabei istdie Beziehungsebene viel älter als dieInhaltsebene. Wenn man sich derKommunikationstheorie sicher ist undreflektiert, kann es mit der Zeit gelingen,besser zu formulieren. In dem genann-ten Fall könnte ich beispielsweise sagen:„Ich kann nicht verstehen, was dumeinst.“

Der Höhepunkt des Abends nach ei-nem arbeitsreichen Tag waren Rollenspie-le. In Kleingruppen wurden eigene, kon-krete Fälle vorgestellt und jede Teilneh-merin konnte sich ganz praktisch in Kom-munikation üben.

Der dritte und letzte Tag des Semi-nars bestand aus der Vorstellung einerkonkreten Methode, der so genanntenTrainingsraum-Methode, gestaltet durchAlexandru Lita. Diese sieht vor, dassSchülerInnen nicht vom Unterricht aus-geschlossen werden, sonderndie Möglichkeit bekommen,über ihr Verhalten nachzuden-ken. Dabei kann u. a. mit ei-nem Ampelsystem gearbeitetwerden, welches dem Schüleranzeigt, wie sein Verhalten ist.Mit der Zeit lernen dieSchülerInnen, sich selbst ein-zuschätzen. Diese Methodeist eine relativ neue und lang-fristige Methode, die aufNachhaltigkeit setzt. Bei den

Teilnehmerinnen stieß sie auf großes In-teresse.

Dieses Seminar ermutigte dazu, sichselbst und seine Methoden zu hinterfra-gen, Neues anzuwenden, und gab mehrSicherheit beim Unterrichten und imUmgang mit den SchülerInnen. DieSeminarteilnehmerinnen äußerten denWunsch, die begonnene Workshop-Reihefortzusetzen, um weitere Themen-komplexe zu bearbeiten, die dazu beitra-gen können, den Umgang miteinander zuverbessern.

Ermöglicht wurde die Veranstaltungdank finanzieller Förderung des Auswär-tigen Amts der Bundesrepublik Deutsch-land durch das Institut für Auslandsbe-ziehungen Stuttgart.

Ist dieser Artikel jetzt eigentlich schonKommunikation? Ja, denn „[m]an kannnicht nicht kommunizieren.“ (PaulWatzlawick, Janet H. Beavin, Don D.Jackson. Menschliche Kommunikation.Huber Verlag 1969, S. 53)

Doch in der Kommunikation gibt esHürden. Sie haben nun etwas gelesen,also gehört. Doch haben Sie es verstan-den? Sind sie damit einverstanden? Füh-ren Sie es so aus und behalten es gar bei?Ein schwieriges Unterfangen!

Christin ReuterDeutschlnad

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LiteraturunterrichtWas kann der Lehrer leisten?

Stehe ich als Deutschlehrerin vor einerLyzeumsklasse, bin ich oft am Seufzenund muss an den Sokratischen Spruchdenken „Die Jugend liebt heutzutage denLuxus. Sie hat schlechte Manieren, ver-achtet die Autorität, hat keinen Respektvor den älteren Leuten und schwatzt, wosie arbeiten sollte. Die jungen Leute ste-hen nicht mehr auf, wenn ältere das Zim-mer betreten. Sie widersprechen ihrenEltern und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Soist das - was wahrscheinlich meine Leh-rer auch schon dachten und die Lehrermeiner Lehrer auch.

Passend zu diesen Gedanken fand icheinen etwas älteren Artikel aus der Zeit-schrift Praxis Deutsch1, den ich neulichlas. Dem zufolge trägt der Deutschlehrereinzig und allein die Schuld an Folgen-dem: Er verführt seine Schüler zum Le-sen, was dazu führt, dass zu wenig Zeitfür sportliche Aktivitäten bleibt, er gehtmit Ihnen ins Theater, wo „auf Teufelkomm raus geflucht, gestritten, gespucktund auf Feuer brich aus geraucht wird“.Die Autorin weist darauf hin, dass derDeutschlehrer derjenige sei, der den Schü-ler dazu auffordere, die Weltordnung zuhinterfragen, der Deutschlehrer liebe es,

wenn die Bänke umgestellt und für jedeDiskussion Pro- und Contra-Argumentegebracht werden.

Folglich verleitet der Deutschlehrer dieSchülerInnen dazu, sich nicht anzupas-sen und auffällig zu werden. „Und des-halb ist und bleibt der Deutschlehrer anallem schuld. Oder?“ lautet es am Endedes Artikels.

Doch denke ich, dass andererseitsSchülerInnen im Literaturunterricht vie-le positiven Gestalten kennen lernen, dieihnen als Vorbilder für ein wertegeleitetesVerhalten dienen könnten. Folgende Si-tuation belehrte mich eines Besseren: Aufdie Frage nach Vorbildern aus Büchern,die bei einer Prüfung gestellt wurde, nann-ten die KandidatInnen lediglich die Prin-zen und Prinzessinnen aus den Märchen.Nur eine einzige Schülerin kam auf Nathanden Weisen. Was hatte ich eigentlich er-wartet? Faust und sein ständiges Strebennach Höherem, Galileo Galilei und seineKraft, sich für die Wissenschaft zu op-fern, Dürrenmatts Physiker und ihrVerantwortungsbewusstsein gegenüberder Menschheit… Sind doch alles The-men, die wir im Deutschunterricht be-sprochen haben, oder?

Wieso kam nichts davon? Die Antwortist vielleicht ganz einfach: Unterricht isteins, eigene Lebenserfahrungen sind et-was Anderes - sie gehören nicht zusam-men. Geht man also davon aus, dass manim Deutschunterricht verantwortungs-bewusste und mündige Menschen erzieht,liegt man falsch - in der Schule lernt manfür den nächsten Test oder für dieSemesterarbeit und später für das Abitur- hier können erörternd Pro- und Con-tra-Argumente für das VerhaltenWoyzecks gebracht werden, hier kann EffiBriest verurteilt oder ihr vergeben undIphigenie als Humanitätsideal dargestelltwerden. In den Pausen und in der Frei-zeit lernt man dann für das eigene Le-ben... und die Vorbilder kommen nichtaus der Literatur. Der Deutschlehrer hatda nichts zu sagen?

Eine kleine Hoffnung bleibt: Bei spä-teren Klassentreffen begegnet man höfli-chen, verantwortungsbewussten und mün-digen Erwachsenen. Hat der Deutschleh-rer doch ein bisschen was bewirken kön-nen?

Tita MihaiuDeutschreferat im ZfL

1 Röckelein, Inge: Die „Omniszienz“ des Deutsch-lehrers, Kolumne, Praxis Deutsch Heft 166/2001

Liebe Frau Hermann,á propos Deutschunterricht und „Diszi-plin“: Natürlich kann das Thema imDeutsch- oder Literaturunterricht nichtunter dem Begriff Disziplin gehandeltwerden. Es können jedoch wohl an vie-len literarischen Beispielen Selbstüberwin-dung, Verzicht auf Rache oder Gewalt,schwerwiegende Unterlassungen, Rück-sichtslosigkeit, Egoismus etc. besprochenwerden, die ja im Grunde in RichtungDisziplin führen. Positiv auch: Nächsten-liebe, Gemeinschaftssinn, Hilfsbereit-schaft, Empathie etc. Analoge Situatio-

nen aus dem Schulalltag, aus der Familie,dem Verhältnis zwischen Freunden, ge-genüber älteren, schwächeren Menschenfallen den Schülern dann ein bzw. mankann ihnen dazu verhelfen, sie zu finden.Kurz: Die Literatur liefert unzählige Bei-spiele für all das und kann auf bestimm-ten Altersstufen vor allem über die emo-tionale Ebene nachhaltiger wirken als überdie rationale. - Ich freue mich auf dieangekündigten Seiten der Zett und grüßeSie freundlichst,

Gudrun Schuster

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Anmeldungen unter www.zfl.ro

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KlassenmanagementEine Fortbildung für FachlehrerInnen

Kindergarten

Visualisieren, HermannstadtKIGA157, 19.-20.04.2013, FR-SA

Computereinsatz, HermannstadtKIGA158, 10.-12.05.2013, FR-SO

Unterricht in deutscher Sprache,MediaschKIGA161, 24.-28.06.2013, MO-FR

7. Spiel- und Sporttag, HermannstadtWV033, 01.06.2013, SA

Deutsch

Ganzschriften im Unterricht, Hst.DT443, 08.-09.04.2013, MO-DI

Portfolio, Hst.DT480, 10.-11.04.2013, MI-DO

Konfliktmanagement, Hst.DT480, 17.-18.04.2013, MI-DO

Deutschsprachiger Fachunterricht

KlassenmanagementDFU429, 11.-13.04.2013, Mediasch

Visualisieren, HermannstadtDFU430, 15.-16.04.2013, MO-DI

ZfL-SeminareGrundschule

Visualisieren, HermannstadtGS275, 15.-16.04.2013, MO-DI

Unterricht in deutscher Sprache,Hermannstadt (Terminänderung!)GS279, 28.-30.06.2013, FR-SO

Klassenmanagement, HermannstadtGS278, 01.-03.07.2013, MO-MI

Öffnungszeiten der DLW(Deutsch-Lernwerkstatt)

Dienstag, 13-15 UhrMittwoch, 13-15 Uhr

Donnerstag, 13-15 Uhr

Im September steht den Lehrern nichtnur der Herbst mit seinen häuslichenArbeiten bevor, sondern auch die Aufga-be, neue SchülerInnen kennen zu lernenund sie zu einer Gruppe zusammenzu-führen, mit der erfolgreich gearbeitetwerden kann. Ob das klassische Modellvon Tuckman, der die einzelnen Phaseneines Gruppenentwicklungsprozesses be-schreibt, heute noch anwendbar ist, wol-len wir zusammen mit Seminar-teilnehmern bei folgender Veranstaltungherausfinden:

- vom 11. bis zum 13. April 2013 imLehrerfortbildungszentrum MediaschSeminar zum Thema Klassen-management

Das Seminar ist Teil des akkreditier-ten Fortbildungsprogramms „Klassen-management“ und hat eine Dauer von40 Stunden. Für die Teilnahme am Pro-gramm werden 10 Kreditpunkte erteilt.

Ein Teil findet als Präsenzlehrgang statt,ein anderer muss durch online-Arbeitbewältigt werden.

Folgende Aspekte stehen im Mittel-punkt:

- allgemeine Begriffe;- Strategien, Methoden und moderne

Mittel für eine gute Klassenführung;- Planung, Durchführung und Evalua-

tion von Tätigkeiten mit der Schüler-gruppe.

Ebenso werden thematisiert: gelunge-ne Stundeneinstiege, die beziehungs-fördernd sind und ein gutes Arbeitsklimasichern; Vor- und Nachteile der verschie-denen Sitzordnungen; „Energizer“ fürzwischendurch.

Jeder kennt das „Klagelied“ vom un-disziplinierten Schüler und es gibt heut-zutage kaum einen Lehrer, der sich da-mit rühmen kann, während des Unter-richtes von Schülern nicht gestört zu wer-

den. Doch wie reagieren wir darauf? DieSeminarteilnehmerInnen werden sichauch mit Interventionsmaßnahmen (z.B.Konfliktgespräche, Konfliktbearbeitung,Verhaltensmodifikation mit Tokens) so-wie Präventionsmaßnahmen auseinander-setzen. Können Methoden wie No BlameApproach oder die Farsta-Methode Lö-sungen bringen? Was bedeutetCybermobbing und wie kann man alsLehrer eingreifen? Was haltenLehrerInnen von Selbstreflexion bzw.Selbstcoaching? Was zeigt ein Disziplin-management-Profil? Auf diese und wei-tere Fragen werden wir versuchen, wäh-rend des Seminars Antworten zu finden.

Marius GosaDFU-Referatsleiter im ZfL

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Zett 25/2013 FäÜ

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„Verhalten: auffällig?“Grundschule aktuell 120 - Eine Leseempfehlung

Im Editorial erklärt Ulrich Hecker:„Fotos veröffentlichen, die Kinder alsverhaltensauffällig zeigen - das geht nicht.“Das geht nicht, weil Kinder, die Proble-me machen, Probleme haben, und siedamit nicht an den Pranger kommen sol-len, sondern in erster Linie verstandenwerden müssen. Auf das Thema Verhal-ten gehen Ulrich Hecker und HildegardKremers im theoretischen Teil des Hef-tes ein. Sie nennen als Umstände, die zuUrsachen von Verhaltensauffällig-keiten werden können, unter anderem:besondere Begabungen, kranke Familien-mitglieder, Lernschwierigkeiten und Miss-erfolgserlebnisse, Verwöhnung undWohlstandsverwahrlosung, häusliche Ge-walt und Bindungsstörungen.

Im Umgang mit auffälligen Kindern,die „das gemeinsame Lernen teilweise mas-siv behindern“, brauchen Schulen Unter-

„Grundschule aktuell“ ist die Zeitschrift des Grundschulverbandes in Deutschland. Das Heft 120 von November2012 hat uns für die Zett-Ausgabe Februar 2013 sowohl zum Schwerpunktthema als auch zur Gestaltung mit Bil-dern aus dem Kinderklassiker „Der Struwwelpeter“ angeregt.

stützung. Empfohlen wird: „Statt immernur auf unangemessene Verhaltenswei-sen eines Kindes zu reagieren, sollte dieLehrerin versuchen zu agieren, und zwarso, dass sie dem Kind ermöglicht, sichanders (angemessen) zu verhalten.“ Dazugehört die Förderung der emotionalenund sozialen Kompetenzen in Unterrichtund Schulleben. Grundlegend für denLernerfolg ist, dass es Kindern gelingt, so-wohl ihre negativen wie auch ihre positi-ven Gefühle angemessen zu bewältigen.Dafür muss das Kind spüren, ob es vonder Lehrperson so angenommen und ak-zeptiert wird, wie es ist. Als erstes näm-lich gilt, Vertrauen, Beziehung undBindung aufzubauen.

Dies kann nicht gelingen, wenn iso-lierte Unterrichtssequenzen sich mit „so-zialem Lernen“ befassen, so wie das beiuns oft in Fächern wie „Persönliche Ent-wicklung“ in den Vorbereitungsklassenoder „Staatsbürgerkunde“ in den Grund-schulklassen geschieht. Vielmehr geht esdarum, dass „Regeln, Rituale, Routinenund Konsequenzen für die Kinder ver-ständlich und transparent“ sein müssenund die Kinder sich an der Gestaltungdes Lebens und Lernens in der Klasseverantwortlich beteiligen können.

Hilfreich für das bessere Verständnisder Probleme des Kindes ist es, „das Ver-halten zu beobachten und zumindest inStichworten festzuhalten“ und Gesprä-che mit dem Kind und mit möglichst vie-len an der Erziehung beteiligten Perso-nen zu führen.

Außerdem ist es wichtig, dass dieLehrerInnen ihren Unterricht reflektie-ren, ihre „eigenen Gelingensbedingungenbewusst herausarbeiten“. Darum geht esim Beitrag von Rosemarie Köhler undNatalie Müller. Wann arbeitet die Lern-

gruppe besonders gut? Elemente der dreiDimensionen - Unterricht, Managementund Beziehung - bestimmen das Lernen.

Erkenntnisse der Forschung legitimie-ren insbesondere Präventionsmaßnah-men, um Risiken abzumildern, heißt esim Beitrag von Thomas Hennemann,Clemens Hillenbrand und Dennis Hövel.Denn Fehlentwicklungen sind wahr-scheinlicher, „je mehr Risikofaktorenvorliegen und kumulieren, je früher einProblemverhalten gezeigt wird, je häufi-ger ein Problemverhalten auftritt, je län-ger ein Problemverhalten bereits gezeigtwurde, je vielfältiger das Problem-verhalten ist und je verschiedener dieKontexte sind, in denen das Problem-verhalten auftritt.“

Das Heft enthält auch einen Praxis-teil mit folgenden Beiträgen:

Effektives Classroom Manage-ment - in dem Beitrag werden elf Prinzi-pien einer effektiven Klassenführungvorgestellt.

Das KlasseKinderSpiel - ein Verfah-ren, das von folgender Tatsache ausgeht:Beim Spielen ist das Einhalten von Re-geln wichtig und die Regeleinhaltung wirdvon den Spielern aktiv eingefordert. Dieswird auf das Klassenzimmer transferiert.

Mit „Lubo aus dem All!“ üben Kin-der der 1. und 2. Klasse den Umgang mitRegeln, Emotionen und Problemen.

Auffälliges Verhalten ist auch für un-sere LehrerInnen ein großes Thema.Deshalb empfehlen wir ihnen, diesesHeft, das es in der ZfL-Bibliothek gibt,zu lesen und sich so auf einen besserenUmgang miteinander vorzubereiten.

Adriana Hermann

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BücherIndividualisierung und ZusammenlebenNeue Titel in der Lernwerkstatt-Bibliothek

Individualisierung - das Geheimnisguter Schulen. 25 Filmclips. Zwei Essayszur Individualisierung des Lernens. VonReinhard Kahl, Archiv der Zukunft 2011

Aus der EinleitungRemo Largo hat an der Universität

Zürich eine der größten europäischenLangzeitstudien zur Entwicklung von Kin-dern durchgeführt. Sein Resümee: „Je-des Kind ist anders. Alle sind verschie-den. Und wir werden im Laufe unseresLebens immer verschiedener.“ SeineSchlussfolgerung für die Schulen: „Nurdie Individualisierung des Lernens wirdden Kindern gerecht.“ Er kennt die Ge-genargumente, dass ein Eingehen auf ihreVielfalt eine pädagogische Überforderung

sei. Aber in diesem Punkt geht er keinenKompromiss ein: „Wer die Vielfalt negiert,weil er glaubt, individualisierter Unterrichtsei nicht realisierbar, der hat als Pädago-ge kapituliert, damit aber die Vielfalt un-ter den Kindern nicht aus der Welt ge-schafft.“

(...)Individualisierung und Zusammenle-

ben sind (ja) keine Alternativen, sie sindgewissermaßen das Yin und Yang der Bil-dung. Es sind Kräfte, die sich gegenseitigbedingen und steigern. Wer die eine Seiteschwächt, mindert auch die andere.

(...)Lernen ist das große Projekt des eige-

nen Lebens, das - so zeigen alle Beispiele- nur mit anderen zusammen gelingt.

Praxishandbuch für soziales Lernen in Gruppen. Erlebnis-orientiertes Arbeiten mit Kindern, Jugendlichen und Erwach-senen. Stefan Schulz, Birthe Hesebeck, Georg Lilitakis. 2007,Ökotopia Verlag, Münster

Aus dem Kapitel „Spielen - mit Spaß lernen!“:In unserer Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen, von

Kindergartenkindern über Klassen aller Altersstufen bis hin zuFührungskräften in Unternehmen, haben wir das Spiel als eine der,wenn nicht sogar als die wirkungsvollste Methode für verschieden-ste (Lern-)Situationen kennen gelernt. Spielen ist ein wunderbarerMarkt der Möglichkeiten. Eine ganz besondere Rolle kommt der„Methode Spiel“ im Bereich des Sozialen Lernens und den damiteinhergehenden Kompetenzen im Sozialverhalten zu.

Inhaltsverzeichnis1. Einleitung: Lass uns spielen!2. Spielen - mit Spaß lernen3. Die Spielleitung - eine spannende Herausforderung4. KennLernspiele5. Gruppenzuammenhalt, Teamarbeit und Teamspiele6. Kommunikation und Kommunikationsspiele7. Spiele für zwischendurch - Warm-up, Energizer und Co.8. Methoden zur nachhaltigen Erlebnisverarbeitung und fürden Transfer in den Alltag9. Aufbau von Programmen und Spieleinheiten10. Anhang

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Disziplinmanagement in der Schul-klasse. Unterrichtsstörungen vorbeu-gen - Unterrichtsstörungen bewälti-gen. Gustav Keller. 2. Auflage 2012,Verlag Hans Huber, Bern

Aus dem Kapitel „Die Notwendigkeitder Disziplin“:

Unter Disziplin soll eine hilfreicheOrdnung verstanden werden, die gemein-sames und wirksames Lernen ermöglicht.Konkret heißt dies, dass die Schülerin-nen und Schüler aufmerksam sind, sichachtsam zueinander verhalten, zuhören,nicht dazwischen rufen, Lernwillige ler-nen lassen, mitarbeiten, das Recht aufseelische und körperliche Unversehrtheitrespektieren und Kritik konstruktiv äu-ßern. Eine so verstandene Disziplin istkein Selbstzweck, sondern eine wohltu-ende lernförderliche Unterrichtsstruktur.

Die Trainingsraum-Methode. Unterrichtsstörungen - klareRegeln, klare Konsequenzen. Heidrun Bründel, Erika Simon.2. Auflage 2007, Beltz Verlag, Weinheim und Basel

Aus dem Vorwort, „Werteerziehung - verantwortlich denken undhandeln“:

Der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule umfasst auchdie Vermittlung von Werten und Normen. Schülerinnen und Schülerbenötigen nicht nur eine gute Allgemeinbildung, sondern ebenfallseine Persönlichkeitsbildung, die sich an den Werten unserer Gesell-schaft orientiert. Dazu gehören Verantwortungsbewusstsein, dieAnerkennung von Regeln im Umgang miteinander, Entscheidungs-und Antizipationsfähigkeit, Problemlösekompetenz sowieKooperations- und Kommunkationsbereitschaft. Diese Fähigkei-ten sind bei vielen Schülerinnen und Schülern jedoch nicht ausrei-chend vorhanden, sodass der Förderung persönlicher und sozialerKompetenzen sowie der Etablierung von Regeln und der Sensibili-sierung für Normen und Werte eine hohe Bedeutung zukommt.Schulen müssen die Schülerinnen und Schüler befähigen, eigeneRechte zu wahren und die Rechte anderer zu respektieren.(...)

In unseren Schulen muss Eigenverantwortung wieder erfahr-bar und erlebbar gemacht werden. Je konsequenter dieses Prinzipvon allen in Schulen Beteiligten realisiert wird, desto eher wird esauch von Schülerinnen und Schülern als Leitidee für ihr eigenesHandeln akzeptiert. Schülerinnen und Schüler können nur dannden Sinn von Werten verstehen und danach handeln, wenn sieerleben, dass sie für alle gleichermaßen gültig sind, und wenn ih-nen Respekt entgegengebracht wird.

InhaltsverzeichnisEinleitung1. Das Klagelied vom undiszipli-nierten Schüler2. Die Notwendigkeit der Diszi-plin3. Erscheinungsformen vonUnterrichtsstörungen4. Häufigkeit von Unterrichts-störungen5. Ursachen von Unterrichts-störungen6. Intervention bei Unterrichts-störungen7. Störungsprävention8. Unterrichtliche Führungstippskurz und bündig9. Literaturverzeichnis10. Internetadressen

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TheaterFaschingDas ist auch Theater!

Fasching wird in Hermannstadt in Kin-dergarten und Schule, im Deutschen Fo-rum und in der Evangelischen Akade-mie, in der Arena Platoº auf Schiern undsicher auch an weiteren Orten gefeiert.

Wikipedia weiß darüber: Als Karne-val (auch Fastnacht, Fasnacht, Fasnet, Fa-sching, Fastelovend, Fasteleer oder fünf-te Jahreszeit) bezeichnet man zahlreicheBräuche, durch die vor der sechswöchi-gen Fastenzeit ausgelassen gefeiert wird,die mit dem Aschermittwoch beginnt undim Christentum der Vorbereitung auf dasOsterfest gilt.

Um mit dem Feiern nicht in der Fa-stenzeit zu liegen, die Tradition nicht nurder Unterhaltung zuliebe zu pflegen, son-dern auch den Hintergrund dazu zu ver-mitteln, muss man wissen, wann Ascher-mittwoch ist und den Termin für späte-stens den Samstag davor festsetzen. 2013ist Aschermittwoch am 13.02.2013 ge-wesen und katholische und evangelischeOstern sind sechs Wochen später, am 31.März.

Indem man sich für den Fasching ver-kleidet und laut feiert, versucht man, denWinter zu vertreiben. Das Fest steht näm-lich an der Wende vom kalten Halbjahrzum warmen und fruchtbaren Sommer-

halbjahr und manche Bräuche zeigen sym-bolisch den Kampf zwischen Licht undFinsternis, zwischen Gut und Böse, zwi-schen Frühling und Winter.

Beim diesjährigen Fasching der Brukenthalschule Hermannstadt, am Samstag, dem 9.02.2013,traten LehrerInnen unter der Leitung von Gertraud Nowak als sächsische Tanzgruppe auf

- jedoch mit vertauschten Männer-Frauen-Rollen. Foto: Inge Sommer

Der 7. Kindergarten-Theatertag zum Thema „Meine Mutter“ fand am 23.02.2013im Hermannstädter Puppentheater statt. Organisiert wurde er von Daniela Olar,Kindergarten Schellenberg/ªelimbãr, Iulia Cioran, Kindergarten in der Schule Nr.21 Hermannstadt, und Liliana Câmpean vom ZfL Mediasch.

Teilgenommen haben in diesem Jahr Gruppen aus dem Evangelischen Kinder-garten Bukarest, Erzieherinnen Mihaela Berºoaie, Eliza Vasile und Andreea Noll;aus Sophies Kindergarten Schässburg, Erzieherinnen Mihaela Chelemen und SofieIlie-Giz, und aus vier Hermannstädter Kindergärten: Nr. 14, Erzieherinnen LuciaCotârlea und Angelika Günther; Nr. 33, Erzieherinnen Alina Dache und Diana Tarcea,Forumskindergarten, Erzieherin Andrea Wermke; „Sf. Dimitrie“, Erzieherin Ioana-Alexandra Conþiu.

Liliana Câmpean

7. Kindergarten-Theater-TagDer 17. Grundschul-Theatertagfindet am Samstag, dem 18.05.2013,in Schässburg statt. Organisiert wirder von Christa Rusu und KatharinaMoraru-Schaaser, Lehrerinnen ander Joseph-Haltrich-Schule.

Anmeldungen unter www.zfl.roWeitere Infos:

[email protected]@yahoo.de

Die meisten Menschen jedoch nutzendie Gelegenheit um anders als im Alltagauszusehen, sich anders zu verhalten undin der neuen Rolle bewundert zu werden.

Adriana Hermann

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Zett 25/2013

Anmerkung des Herausgebers: Die Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder, die sich nicht unbedingt mit derMeinung des Herausgebers deckt.Umschlagfoto: Hedwig Juliana Seifert, „Heddatante“, in Sankt Martin/Târnãveni im Sommer 1930. Foto aus demFamilienarchiv Ingrid Arvay, Kronstadt

IMPRESSUM:Zett (Die ZfL des ZfL), Nummer 25/2013, Februar 2013. Erscheint zweimal jährlich.Herausgeber: Zentrum für Lehrerfortbildung in deutscher SpracheAdresse: Piaþa Regele Ferdinand nr. 25, 551002 Mediaº, RumänienTel./Fax: 0040-269-831724, E-Mail: [email protected], Internet: www.zfl.roVerantwortlich: Dr. Radu CreþulescuRedaktion: Adriana Hermann, Gerold HermannGestaltung: Adriana HermannZentrum für Lehrerfortbildung in deutscher SpracheISSN: 1582-4357

Schwerpunktthema der nächsten Ausgabe:Lehrertage, November 2013

Ihre Vorschläge, Anregungen und Hinweise, vor allem aber auch Beiträge sindwillkommen und hilfreich. Sie können sie ab sofort und bis zum 1. September2013 an das ZfL schicken.

Sprachecke»Geliebte Knaben, ich bin erfreut,Daß ihr nunmehro gekommen seid,Um, wie ich hoffe, mit allen KräftenAugen und Ohren auf mich zu heften. -

Zum ersten: Lasset uns fleißig betreibenLesen, Kopf-, Tafelrechnen und Schreiben,alldieweil der Mensch durch sothane KünsteZu Ehren gelanget und Brotgewinnste.

Zum zweiten: Was würde das aber besagenohne ein höfliches Wohlbetragen;Denn wer nicht höflich nach allen Seiten,Hat doch nur lauter Verdrießlichkeiten.

Darum zum Schlusse - denn sehet, so bin ich -,bitt ich euch dringend, inständigst und innig,habt ihr beschlossen in eurem Gemüte,meiner Lehre zu folgen in aller Güte,so reichet die Hände und blicket mich anund sprechet: Jawohl, Herr Bokelmann!«

Auszug aus:Plisch und Plumvon Wilhelm Busch