72
WELTVERBAND DER ZOOS UND AQUARIEN - GEMEINSAM FÜR NATURSCHUTZ - Zoos und Aquarien für Naturschutz Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie WAZA-GESCHÄFTSSTELLE, BERN, SCHWEIZ, 2005

Zoos und Aquarien für Naturschutz - tierparkfreunde.de · 5 ALLGEMEINES WZANS 2005 Vorwort Der Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA), früher Internationale Union der Zoodirektoren,

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

WELTVERBAND DER ZOOS UND AQUARIEN

- GEMEINSAM FÜR NATURSCHUTZ -

Zoos und Aquarien für Naturschutz

Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie

WAZA-GESCHÄFTSSTELLE, BERN, SCHWEIZ, 2005

WZANS 2005

Deutsche Ausgabe: Übersetzung: Verband Deutschsprachiger Zoopädagogen e.V. Koordinator: Lothar Philips, Zoologischer Garten Köln Herausgabe und Gestaltung: Peter Dollinger WAZA-Geschäftsstelle 3012 Bern, Schweiz Telefon: ++41-31-300 20 30 Fax: ++41-31-300 20 31 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.waza.org Druck: Stämpfli AG, Grafisches Unternehmen, Bern, Schweiz Deutsche Auflage: 9000 WAZA (2005): Zoos und Aquarien für Naturschutz - Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie © WAZA 2005 ISBN 3-033-428-8 Englische Ausgabe: WAZA (2005): Building a Future for Wildlife - The World Zoo and Aquarium Conservation Strategy Editor: Peter Olney © WAZA 2005

Sponsoren:

Die Drucklegung der vom Verband Deutschsprachiger Zoopädagogen e.V. übersetzten deutschen Ausgabe der Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie wurde ermöglicht durch finanzielle Beiträge folgender Organisationen:

Umschlag: Zoogeborene Przewalski-Stuten (Equus przewalskii) wurden im Sommer 2004 im Gobi B-Nationalpark in der Mongolei freigelassen (WAZA-Projekt Nr. 03002), Einzelheiten auf www.waza.org © Christian Walzer, International Takhi Group

European Association of Zoo and Wildlife Veterinarians

3 ALLGEMEINES

WZANS 2005

Inhalt

Allgemeines

Impressum, Sponsoren 2 Inhalt 3

Zum Geleit 4 Vorwort 5

Die Strategie

Einleitung 7 Kapitel 1 – Naturschutz als Prinzip 11

Kapitel 2 – Schutz wildlebender Populationen 14 Kapitel 3 – Wissenschaft und Forschung 20

Kapitel 4 – Populationsmanagement 28 Kapitel 5 - Bildung und Ausbildung 35

Kapitel 6 – Kommunikation: Marketing und Öffentlichkeitsarbeit 42 Kapitel 7 – Partner und Politik 48

Kapitel 8 – Nachhaltigkeit 55 Kapitel 9 – Ethik und Tierschutz 59

Anhänge

Anhang I – Abkürzungen und Internet-Adressen 65 Anhang 2 – Verzeichnis der Fachbegriffe 67

Anhang 3 - Danksagung 69 Anhang 4 - Bildlegenden 72

WZANS 2005

Zum Geleit

Ich gratuliere dem Weltverband der Zoos und Aquarien zu dieser Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie (WZANS). Sie ist ein in unsere Zeit passendes Dokument, das die Gedanken der 1993 veröffentlichten Welt-Zoo-Natur-schutzstrategie weiterführt. Sie stellt Ex-situ-Institutionen ins Zentrum des Schutzes der biologischen Vielfalt und einer nachhaltigen Entwicklung. Diese Strategie entwickelt eine gemeinsame Philosophie für Zoos und Aquarien in aller Welt und setzt Standards und Richtlinien, mit denen Sie Ihre Naturschutzziele erreichen können. Ihre erste Strategie wurde in einer Zeit des Aufbruchs veröffentlicht – der Tage von Rio und dem Start des Übereinkommens über die biologische Vielfalt. Sie orientierte sich an der Welt-Naturschutzstrategie der IUCN. Seit damals hat sich der Zustand der Umwelt nicht verbessert und die Aufmerksamkeit der Welt konzentriert sich auf Fragen der Wirtschaft und Sicherheit. In diesem Zusammenhang ist die bedeutende Rolle, die Zoos und Aquarien im Naturschutz spielen, wichtiger denn je. Zoos und Aquarien haben eine einzigartige Stellung: Sie kümmern sich um Naturschutz auf zweifache Weise. Für junge Menschen aus den Städten sind Zoos und Aquarien oft der erste Kontakt zur Natur und so Kinderstube für Naturschützer von morgen. Die Forschung, die Sie betreiben, ist lebenswichtig für das Verständnis der Elemente der biologischen Vielfalt und ihrer Wechselwirkungen. Die Kampagnen zur Bewusstseinsbildung und Information, die Sie durchführen, sind entscheidend, um der breiten Öffentlichkeit sowohl den wirtschaftlichen als auch ästhetischen Wert der Natur nahe zu bringen. Ihr Bemühen, Kollegen in anderen Teilen der Welt Fachwissen zu vermitteln und Technik zur Verfügung zu stellen, sichert einen dauerhaften Beitrag von Zoos und Aquarien zum Schutz der biologischen Vielfalt und pflegt einen Geist der Zusammenarbeit, den wir in unserer mitgenommenen Welt so dringend brauchen. Schließlich zeigen die Spenden, die Sie zur Unterstützung des Naturschutzes in freier Wildbahn sammeln, die Verantwortung der Menschen in den Städten, die natürlichen Gebiete der Erde zu erhalten. Unsere Zukunft ist ungewiss. Wenn die WAZA jedoch diese Strategie nutzt, um mehr als 600 Millionen Zoo- und Aquarienbesucher jährlich zu motivieren und zu begeistern, hilft sie beim Schutz der biologischen Vielfalt unseres Planeten. Viele WAZA-Mitglieder sind auch Mitglied der IUCN und dieses Dokument zeigt den Weg, wie sie beitragen können, das Programm und die Vision der IUCN „einer Welt, die die Natur schätzt und schützt“, umzusetzen. Als Partner im Naturschutz begrüßt die IUCN die Welt-Zoo- und Aquarien- Naturschutzstrategie und wünscht Ihnen allen Erfolg bei ihrer Durchführung.

Achim Steiner Generaldirektor der IUCN

5 ALLGEMEINES

WZANS 2005

Vorwort

Der Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA), früher Internationale Union der Zoodirektoren, veröffentlichte seine erste Naturschutzstrategie 1993. Es war das erste Mal, dass die Zoo- und Aquariengemeindschaft der Welt ein solches Unternehmen begann. Für die nächsten zehn Jahre fasste dieses umwälzende Dokument die Vision der Rolle von Zoos im Naturschutz in Worte. Das Dokument war das Ergebnis der internationalen Zusammenarbeit vieler hervorragender Fachleute, wurde in viele Sprachen übersetzt und war seitdem der Leitfaden für Zoos und Aquarien im Naturschutz. 2002 fand bei der Vorbereitung des zehnten Jahrestags der ursprünglichen Strategie ein kleines, aber wichtiges Treffen statt. Ulie Seal, mittlerweile leider verstorben, damals Vorsitzender der Fachgruppe für Erhaltungszucht (CBSG) der IUCN, William G. Conway, damals Direktor der Wildlife Conservation Society in New York, Bert de Boer, Koordinator und Hauptautor der Strategie von 1993, und Gunther Nogge, Direktor des Zoologischen Gartens Köln und Herausgeber der deutschen Fassung, trafen sich, um die Struktur eines neuen Strategiepapiers zu besprechen. Es sollte auf dem Erfolg der ersten Strategie aufbauen, gleichzeitig aber neue Wege aufzeigen, wie Zoos und Aquarien erfolgreich Naturschutz-Aktivitäten unterstützen können. Dieses Dokument ist die Ergebnis ihrer Überlegungen und einer gewaltigen Arbeit vieler Menschen nach diesem ersten Treffen. Im August 2002 wurden auf der Jahrestagung von CBSG und WAZA in Wien Arbeitskreise gebildet, um zu entscheiden, was der Inhalt einer neuen Strategie und wie sie gegliedert sein sollte. Für jedes Kapitel wurden Koordinatoren er- und eine große Zahl von Mitarbeitern benannt. Unter der Schirmherrschaft des WAZA-Naturschutz-komitees, unter Vorsitz von Jo Gipps, begann ein zweijähriger Prozess: Jedes Kapitel musste entworfen, verfasst, bearbeitet, neu diskutiert und verbessert werden. Schließlich wurde der Entwurf der neuen Strategie auf der Jah-reshauptversammlung der WAZA im November 2004 in Taiwan verabschiedet. Alle, die zu diesem Dokument beigetragen haben, sind in Anhang 3 alphabetisch aufgeführt. Diese Liste umfasst Mitglieder des WAZA-Präsidiums, des WAZA-Naturschutzkomitees, die Autoren der Kapitel und all jene, die an ihnen mitgearbeitet oder zu ihnen beigetragen haben, Teilnehmer an CBSG- und WAZA-Arbeitsgruppen und eine große Zahl von Einzelpersonen, die Teile oder das ganze Dokument während der letzten beiden Jahre kommentiert haben. Die Liste ist lang, voller bekannter Namen aus der Zoo- und Aquariengemeinschaft, aber auch von außerhalb. Sie ist hochgradig international. Wir danken allen Beteiligten aufrichtig. Ihre Beiträge haben dieses Dokument zu dem gemacht, was wir hoffen, das es ist: eine wahrhafte Naturschutzstrategie für die nächsten fünf bis zehn Jahre für die Zoos und Aquarien in aller Welt. Ein paar Einzelpersonen müssen besonders erwähnt werden: die Kerngruppe der Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie bestehend aus Miranda Steven-son, Peter Olney, Peter Dollinger, Onnie Byers, Chris West, Bert de Boer, Mark Reed (welchen Institutionen sie angehören, steht in Anhang 3) und uns beiden. Miranda Stevenson koordinierte das ganze Projekt äußerst sorgfältig und stets gut gelaunt und Peter Olney bearbeitete das Dokument in gewohnt untadliger Manier. Unser Dank geht an den WAZA-Direktor Peter Dollinger für seinen

ALLGEMEINES 6

WZANS 2005

unermüdlichen Einsatz bei der Durchsicht, Gestaltung und Fertigstellung des Dokuments. Wir schulden der Kerngruppe großen Dank für ihre Zeit, Energie und Hingabe bei diesem Projekt, ebenso unseren Kollegen von der CBSG, deren Unterstützung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Die Strategie von 1993 bestand aus einem Basisdokument und einer Kurzfassung. Die neue Strategie wird außerdem ein Handbuch mit Hilfsmitteln enthalten (zur Zeit in Vorbereitung), das von den einzelnen Zoos und Aquarien, den regionalen Zooverbänden und von der WAZA selbst genutzt werden kann, um Aktionspläne zu entwickeln, die es allen erlauben, die Strategie umzusetzen. Diese Strategie ist für alle Mitglieder der Welt-Zoo- und Aquariengemeinschaft bestimmt, nicht nur für WAZA-Mitglieder. Es ist auch ein Dokument, so hoffen wir, das dieser Gemeinschaft helfen wird, einer breiteren Öffentlichkeit zu verdeutlichen, wo sie zukünftig ihre Schwerpunkte im Naturschutz sieht. Wie der Generaldirektor der IUCN in seinem Geleitwort feststellt, besteht kein Zweifel, dass Zoos und Aquarien eine wichtige Rolle beim Schutz der biologischen Vielfalt unseres Planeten spielen. Wir hoffen, dass dieses Dokument aufzeigt, wie Zoos und Aquarien diese Rolle erfolgreich ausfüllen können und legen es Ihnen ans Herz.

Ed McAlister Jo Gipps Präsident der WAZA Vorsitzender, WAZA-Naturschutzkomitee

7 EINLEITUNG

WZANS 2005

Einleitung „Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten und hat keine wirkliche Beziehung zu wilden Tieren und Pflanzen.“ (D. Attenborough, 2003)

Es gibt zwei wesentliche Gründe für eine neue Welt-Zoo- und Aquarium-Natur-Schutz-Strategie. Die Zoomitarbeiter auf der ganzen Welt werden von einem klaren Dokument profitieren, das gemeinsame Ziele festlegt. Gleichzeitig möchten viele Menschen, die in den Bereichen Umwelt- und Naturschutz arbeiten, aber auch interessierte Außenstehende mit Zweifeln und Fragen wissen, ob sie Zoos unterstützen sollen oder nicht. Deshalb muss die WZANS Antworten auf diese fundamentalen Fragen geben und gleichzeitig weltweit gangbare Wege für Zoos vorstellen. Warum gibt es Zoos? Was ist ihre gemeinsame Philosophie und ihr gemeinsamer Zweck? Was ist ihre Vision und Bedeutung in einer Welt, die sich nie da gewesenen Herausforderungen stellen muss, da die Bedürfnisse von Pflanzen, Tieren und Menschen offensichtlich widersprüchlich sind. Kurz gesagt, worin besteht der Nutzen von Zoos und Aquarien und welche Erfolge kann man bereits vermelden? Wie können sie den Naturschutz in freier Wildbahn fördern? Die Welt-Zoo- und Aquarium-Gemeinschaft weiß, dass sie Nachhaltigkeit global voranbringen muss. Mit ihren Antworten muss die Gemeinschaft ihre Besucher zur Mitarbeit gewinnen Die erste Welt-Zoo-Naturschutz-Strategie (WZNS) wurde vor mehr als zehn Jahren veröffentlicht und basierte auf der Welt-Naturschutz-Strategie der IUCN (Caring for the Earth). Diese gründete auf der Entwicklungs- und Umweltkonferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro (1992) und dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD). Die WZNS war bei der Information über die Leistungen von Zoos und Aquarien und der Durchsetzung einer einheitlichen Zielsetzung sehr nützlich. Das zweite, nun vorliegende Dokument, die WZANS, definiert und erläutert die Visionen der Mitglieder der WAZA und unterstützt ihren überaus wichtigen Auftrag im Naturschutz. Dieses Grundlagen-Dokument zeigt die Politik und die Richtlinien auf, die alle Zoos und Aquarien, unabhängig von individuellen Unterschieden, als Schlüsselfunktionen und -aktivitäten verfolgen. Außerdem zeigt es, was langfristig im Naturschutz geleistet werden kann. Um erfolgreich zu sein, muss die WZANS eine Richtung vorgeben und praktische Tätigkeiten anleiten. Darüber hinaus muss sie ein Einvernehmen mit anderen erfahrenen Natur- und Umweltorganisationen über gemeinsame Ziele, Führung und Partnerschaft herstellen (Kasten 1). Die Veröffentlichung des zweiten Strategiepapiers schließt an den Weltgipfel zur nachhaltigen Entwicklung in Johannesburg (2002) an. Es spiegelt die zahlreichen Veränderungen der äußeren Bedingungen für alle Naturschutzorganisationen, aber auch die Verlagerung ge-meinsamer Prinzipien und Prioritäten innerhalb der Zoos und Aquarien wider.

Kasten 1 Was ist die WAZA? MISSION UND ZIELE Die WAZA ist der Weltverband der Zoos und Aquarien. Sie ist eine globale Organisation, die die Prinzipien und Tätigkeiten von mehr als 1000 Zoos und Aquarien mit jährlich mehr als 600 Millionen Besuchern koordiniert und Standards für verbesserte Leistungen im Naturschutz vorgibt.. Die WAZA will: 1. die Zusammenarbeit von zoologischen

Gärten und Aquarien im Naturschutz sowie bei der Zucht und Haltung von Tieren in ihrer Obhut fördern;

2. die Zusammenarbeit von nationalen und regionalen Verbänden und ihren Mitgliedern fördern und abstimmen;

3. Umweltbildung, Naturschutz und Umwelt-forschung fördern;

4. bei der Vertretung von zoologischen Gärten und Aquarien in anderen internationalen Organisationen oder Vereinigungen mitwirken;

5. die Zusammenarbeit mit anderen Naturschutzorganisationen fördern;

6. höchste Standards bei der Tierhaltung fördern und umsetzen.

EINLEITUNG 8

WZANS 2005

Umweltbedrohungen und Verlust der Artenvielfalt Zoos und Aquarien arbeiten heute in einer Welt schnell fortschreitender Umweltbedrohungen und einem Schwinden der biologischen Vielfalt. Die letzten zehn Jahre waren von klimatischen Veränderungen, Übernutzung der natürlichen Ressourcen, zunehmend negativen Auswirkungen von einwandernden Arten und einer weitreichenden Umweltzerstörung geprägt. Der Wert und die Verletzlichkeit der Arten und Ökosysteme und ihre Bedeutung für die Menschen werden in den Medien nur unzureichend dargestellt. Die öffentliche Diskussion konzentriert sich eher auf politische Konflikte, Dürrekatastrophen, Hungersnöte und Völker-wanderungen, als auf die Übernutzung der Umweltressourcen, die die eigentliche Ursache unserer Probleme ist. Die Tagesordnung der internationalen Politik wird von der Entwicklung der Menschheit, der Forderung nach Nachhaltigkeit, Fragen der Globalisierung und sozialen Problemen dominiert. Ursache all dessen ist die Bevölkerungsexplosion. Zu viele Menschen verbrauchen einen viel zu großen Teil der auf der Erde verfügbaren natürlichen Ressourcen und lassen den nicht-menschlichen Arten nicht genug zum Überleben. Der vor-ausgesagte Anstieg der Weltbevölkerung und das deutliche Ungleichgewicht bei der Verteilung des Wohlstands innerhalb und zwischen den verschiedenen Nationen sind zwei der Hauptprobleme, denen sich die Menschheit - und direkt oder indirekt der Schutz von Arten und Lebensräumen - gegenüber sieht. „Beim gegenwärtigen Verbrauch natürlicher Ressourcen benötigt die Menschheit drei Planeten von der Größe der Erde, um zu überleben.“ (E. O. Wilson 2002) (Kasten 2) Die Aussichten sind aber nicht nur negativ. Die CBD (Kasten 3) hat eine große Zahl von regionalen und nationalen Initiativen ins Leben gerufen, die oft von der Gesetzgebung unterstützt werden. Nationale Biodiversitäts-Strategien und Bio-diversitäts-Aktions-Pläne (BAPs) wurden entwickelt und reichen bis auf die lokale Ebene unter Beteiligung von Gemeinden und Interessierten. Umweltschutz-bestimmungen werden in vielen Ländern verschärft und Firmen werden stärker in die Verantwortung genommen. Es gibt unterstützenswerte gemeinsame Be-mühungen internationaler, staatlicher und nicht-staatlicher Stellen, auf der Basis objektiver wissenschaftlicher Studien, die multi-disziplinäre Teams einbeziehen. Das Verständnis und die Akzeptanz, dass die Bedrohungen der Umwelt, der Biodiversität und letztlich der Menschheit selbst ernstgenommen werden müssen, wächst. Es wurden Anstrengungen unternommen, die begrenzten Mittel für den Naturschutz durch die Identifizierung so genannter Zentren der biologischen Vielfalt zu bündeln. Diese Zentren befinden sich in Gebieten, in denen auch für die dort lebenden Menschen dringendst eine positive Entwicklung beginnen muss. All das verlagert somit auch von dieser Seite den Schwerpunkt auf eine nachhaltige Nutzung der Umwelt. Der technische Fortschritt ist unaufhaltsam; er wird positive und negative Aus-wirkungen haben. Die globale Verbreitung von Informationstechniken bringt Vorteile beim Zugang zu Informationen und der Einflussnahme auf die Politik. Mögliche technische Lösungen für alle Bereiche der Energieproduktion, der Ab-fallbewirtschaftung und der Versorgung aller Menschen mit Wasser und Nahrung sind vorhanden. Die ökonomischen Vorteile einer nachhaltigen Nutzung natür-licher Ressourcen zum Wohle der lokalen Bevölkerung und zur Aufrechterhaltung der natürlichen Stoffkreisläufe, die die Folgen von Überschwemmungen, Erosion, Versalzung, Verschmutzung und anderen Problemen vermindern, sind bekannt, müssen aber bei Entscheidungen automatisch mit berücksichtigt werden.

Kasten 2 Darstellung der globalen Umwelttrends 1. Übernutzung von natürlichen Ressourcen,

Lebensraumzerstörung, -verschmutzung, -schrumpfung und -zerstückelung.

2. Klimaveränderung, begleitet von globaler Erwärmung, Überschwemmungen, Dürre und Bränden.

3. Einwanderung von fremden Arten; damit Verschiebungen bei Konkurrenz und Räuber-Beute-Beziehungen, Übertragung von Krankheiten und Auftreten von Mischlingen.

4. Weniger „Bio-Sicherheit“ für die Menschheit durch neue Krankheiten wie AIDS, SARS, Ebola.

Kasten 3 Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) Artikel 9. Ex-situ-Naturschutz Jede Vertragspartei wird, soweit möglich und angebracht, zur Ergänzung der In-situ-Maßnahmen: (a) Vorkehrungen zum Ex-situ-Schutz der Elemente der biologischen Vielfalt, vorzugsweise in ihrem Ursprungsland treffen; (b) Einrichtungen für den Ex-situ-Schutz und die Forschung an Pflanzen, Tieren und Mikroorga-nismen, vorzugsweise im Ursprungsland der ge-netischen Ressourcen, schaffen und unterhalten; (c) Maßnahmen zur Regenerierung und Förde-rung gefährdeter Arten sowie zu ihrer Wieder-einbürgerung in ihren natürlichen Lebensraum unter geeigneten Bedingungen ergreifen; (d) die Entnahme biologischer Ressourcen aus ihrem natürlichen Lebensraum für Zwecke des Ex-situ-Schutzes so regeln und beaufsichtigen, dass Ökosysteme und In-situ-Populationen von Arten nicht gefährdet werden, außer wenn besondere vorübergehende Ex-situ-Maßnahmen nach Buch-staben (c) notwendig sind; (e) bei der Bereitstellung finanzieller und weite-rer Unterstützung für den unter den Buchstaben (a) bis (d) vorgesehenen Ex-situ-Schutz und der Schaffung und Unterhaltung von Einrichtungen für den Ex-situ-Schutz in Entwicklungsländern zusam-menarbeiten.

9 EINLEITUNG

WZANS 2005

Die Rolle von Zoos und Aquarien In vielen Ländern werden zoologische Gärten aus historischen und gesellschaft-lichen Gründen - bisweilen sogar zu Recht - immer noch als nur der Unterhaltung dienende Menagerien angesehen. Eine wachsende Zahl von Gruppierungen steht den zoologischen Gärten oft feindselig gegenüber, besonders die „Tierrechts-“ und Teile der „Tierschutzlobby“. Diese Gruppen kümmern sich mehr um die Interessen einzelner Tiere, als um Naturschutz, sprich Arten oder Ökosysteme. Eine weitere Gegenströmung bilden jene Naturschützer, die bezweifeln, dass die Entnahme von Tieren aus freier Wildbahn zu rechtfertigen ist. Wenn Zoos und Aquarien eine aktive Rolle im Naturschutz übernehmen wollen, müssen sie sich dieser Opposition direkt stellen. Berechtigte Kritik müssen sie annehmen, besser werden und ihre Aktivitäten so darstellen, dass die Öffentlichkeit sie unterstützt. Sie müssen ihr deutlich machen, dass Zoos und Aquarien eine Naturschutz-aufgabe wahrnehmen und gleichzeitig hohe Standards für das Wohlbefinden der Tiere einhalten. In diesem größeren Zusammenhang müssen die Zoos ihre einzigartige Rolle und den Beitrag, den sie als Teil der globalen Naturschutzkoalition leisten können, verdeutlichen. Eine stärkere Koordination der Aktivitäten und Konzentrierung der Mittel auf vorrangige Aufgaben müssen mit einer gewissenhaften Betriebs-führung verbunden werden. Insbesondere muss überprüft werden, wie die Schlüs-selprojekte ankommen (Kasten 4,5). Jeder Zoo, jedes Aquarium und die Zoo-Gemeinschaft insgesamt können hervorragend die globalen Aspekte des Naturschutzes hervorheben. Die wissen-schaftlichen Erkenntnisse von den Beziehungen aller Lebensformen und Lebens-räume haben in den letzten paar Jahren stark zugenommen. Es wird daher zu-nehmend deutlich, dass Naturschutz sich nicht darauf beschränken kann, Artenvielfalt und Lebensräume zu retten. Um erfolgreich zu sein, erfordert er Zusammenarbeit und eine weltweite Vorgehensweise. Zoologische Gärten und Aquarien haben große Fachkenntnisse von lebenden Tieren aus aller Welt und können, wegen ihres weltumspannenden Netzwerks, eine Hauptrolle bei der För-derung der globalen Zusammenarbeit im Naturschutz spielen. Nur Zoos, Aquarien und botanische Gärten können das ganze Spektrum der Naturschutzaktivitäten abdecken, von der Ex-situ-Zucht bedrohter Arten, über Forschung, öffentliche Bildung, Ausbildung, Einflussnahme, Beratung bis hin zum In-situ-Schutz für Arten, Populationen und Lebensräume. Sie haben als ein-zige Institutionen in ihren Besuchern ein riesiges, interessiertes Publikum, dessen Wissen, Verständnis, Einstellung, Verhalten und Beteiligung positiv beeinflusst und genutzt werden kann. Sie haben große technische Fähigkeiten und enga-gierte Menschen. Da die Lebensräume im Freiland immer kleiner und die Zahl der Erhaltungszuchtprogramme in Zoos immer größer werden, müssen die ehe-mals eindeutigen Unterschiede zwischen Zoos, botanischen Gärten, Reservaten, sowie zwischen den Berufsbilden von „Ex-situ“-Naturschützern und „Freiland“-Naturschützern allmählich verblassen. Zoos, Aquarien und botanische Gärten haben die Gelegenheit, sich selbst als Modell für „das Prinzip Naturschutz“ zu etablieren und die WZANS ist das Medium, das dies für Zoos und Aquarien möglich macht. Andere Organisationen, wie zum Beispiel Naturschutzorganisa-tionen oder Regierungsbehörden können die WZANS und das „Prinzip Natur-schutz“ ebenfalls nutzen, was für alle, die sich mit Naturschutzfragen befassen, von Vorteil sein wird.

Kasten 4 Was zeigt, ob Naturschutzmaß-nahmen von Zoos und Aquarien erfolgreich sind? QUALITATIVE HINWEISE AUF ERFOLGREICHE ERGEBNISSE DES NATURSCHUTZES 1. Zunehmender Schutz der Arten in ihrem

angestammten Lebensraum. 2. Wachsende Gebiete mit naturnahen

Lebensräumen. 3. Größere Kenntnis und Anwendung der

Biologie der Arten, der Ökologie und der Wissenschaft des Naturschutzes.

4. Verstärktes politisches Bewusstsein für Umweltfragen gepaart mit einer umwelt-freundlichen Entscheidungsfindung und verstärkter Priorität von Naturschutz-maßnahmen.

5. Steigerung der Lebensqualität der Bevöl-kerung naturnaher Räume durch Ausbil-dung, Bildung und Bewusstseinsbildung.

Kasten 5 Definition von Naturschutz Naturschutz dient dem langfristigen Schutz der Populationen von Arten in ihrem natür-lichen Ökosystem und Lebensraum, wo immer dies möglich ist. Obwohl es viele verschiedene Definitionen von Naturschutz gibt, ist es unbedingt nötig eine allgemeine und klare Definition zu haben, die jeder versteht und anwendet. Die oben unterstrichenen Wörter deuten darauf hin, dass viele gute Ansätze nicht wirklich sinnvoll sind, wenn sie sich nicht auf in der Wildnis lebende Tiere und Pflanzen anwenden lassen. Darüber hinaus müssen sich diese Wild-populationen eigenständig entwickeln und durch Evolution weiterentwickeln können. Daraus folgt, dass wir kontinuierlich überprüfen und abschätzen müssen, wie erfolgreich Zoos und Aquarien Naturschutz-programme unterstützt haben.

EINLEITUNG 10

WZANS 2005

Am wichtigsten ist vielleicht, dass Zoos und Aquarien nicht nur die Gelegenheit bekommen, Vorbild im gemeinschaftlichen Naturschutz zu werden, sondern das auch werden wollen. Sie müssen sich verändern, um nützlich, initiativ und radikal in ihrer Vorgehensweise zu sein. Die Welt um uns herum hat sich in den letzten zehn Jahren dramatisch verändert und das wird jetzt auch von den Zoos und Aquarien erwartet. Sie können Naturschützer, Lehrer, Wissenschaftler und gleichzeitig starke Verbündete für einen politischen Wechsel sein, wenn sie es denn sein wollen. Sie haben daher die Wahl, eine neue Identität und neue Ziele anzunehmen oder von der Naturschutz-Bewegung zurückgelassen zu werden. Die WZANS ist für die Zoos und Aquarien die Landkarte, mit der sie ihre Reise beginnen und obgleich einige vielleicht schon etwas weiter gekommen sind als andere, gilt für alle, dass es Zeit ist, nicht mehr länger nur langsam zu gehen, sondern zu rennen (Kasten 6).

Das „Pongoland” im Zoo Leipzig verbindet nicht nur eine Forschungseinrichtung mit einer modernen Haltung für Westliche Schimpansen (Pan troglodytes verus) und anderen Menschenaffen, sondern vernetzt auch die Haltung und Zucht von Schimpansen im Zoo mit den Schutz-bestrebungen der Wild Chimpanzee Foundation (WCF) in der Elfenbeinküste. Durch einen lang-fristigen Kooperationsvertrag unterstützt der Zoo Naturschutzprojekte im Tai-Nationalpark. Besondere Projekte sollen bei der lokalen Bevölkerung das Bewusstsein für die Gefährdung der Schimpansen wecken. Mit unterhaltsamen Mitteln werden die Leipziger Zoobesucher über die Zusammenarbeit mit der WCF informiert, gleichzeitig erhalten die Dorfbewohner um den Nati-onalpark Informationen über die Aktivitäten des Zoo Leipzig und die Forschung im „Pongoland“. WAZA-Projekt Nr. 04020. Photos: Peter Dollinger, WAZA-Geschäftsstelle, und Wild Chimpanzee Foundation

Kasten 6 Rolle und Funktion, die das Ideal-bild aller Zoos und Aquarien prägen Jede zoologische Institution soll: 1. mehr und mehr den Schutz wild lebender

Arten als Schwerpunkt und Hauptziel ihrer Arbeit sehen;

2. ihre einzigartigen Ressourcen nutzbar machen, um sowohl In-situ- als auch Ex-situ-Forschung voranzutreiben;

3. geeignete Bildungsprogramme dazu ent-wickeln, was vorbeugend auf lokaler und globaler Ebene im Umweltschutz getan werden kann;

4. neuartige Gehege gestalten, die die Besucher anregen und inspirieren und dabei gleichzeitig ständig das Wohlbefinden der gehaltenen Tiere verbessern und über-prüfen;

5. den gesamten Einfluss von WAZA und regionalen Zoo- und Aquarienverbänden nutzen, um über Umweltveränderungen zu informieren und auf einen politischen Wandel in der Umweltpolitik hin zu wir-ken;

6. so geführt werden, dass sie einen hohen ethischen Standard einhält, um beim Sammeln von Spenden für Naturschutz-maßnahmen glaubwürdig zu sein;

7. jederzeit ihre Rolle der Öffentlichkeit ver-deutlichen, relevante Sachverhalte an-sprechen und in der Verfolgung der Natur-schutzmission geradlinig bleiben;

8. die Kooperation zwischen den Institutionen verbessern, um die Nutzung der beschränk-ten Mittel wirkungsvoller zu gestalten und global zu handeln;

9. neue Techniken entwickeln und anwenden, um Kommunikation, Forschung und Bildung zu stärken;

10. organisatorische Strukturen weiterent-wickeln, die auf allen Ebenen Kräfte mobi-lisieren und die Teamarbeit fördern;

11. die Qualifizierung, Neueinstellung, Aus-bildung und Weiterbildung von Mitar-beitern auf allen Ebenen vorantreiben.

11 NATURSCHUTZ ALS DURCHGÄNGIGES PRINZIP

WZANS 2005

Kapitel 1

Naturschutz als Prinzip

Zusammenfassung Dieses Kapitel erklärt, warum und wie Zoos und Aquarien direkte Beziehungen zu Naturschutzprogrammen in freier Wildbahn herstellen und wie sie ihre Naturschutzarbeit mit der täglichen Routine im eigenen Betrieb, etwa im Umgang mit Besuchern aber auch mit Aktionen außerhalb verbinden können. Beide, innere und äußere Aktivitäten, werden angesprochen und aufgezählt. Gangbare Wege werden aufgezeigt. Ziel ist durchweg Zusammenarbeit, Koordination und Kommunikation. Vision Übergeordnetes Ziel aller Zoos und Aquarien ist die Verbindung aller Arbeitsbereiche mit Naturschutz-aktivitäten. Grundlage der Philosophie jeder Institution sind die Werte Nachhaltigkeit und Naturschutz sowie Sozial- und Umweltverantwortlichkeit. Diese Werte durchdringen alle Bereiche ihrer Arbeit und werden von allen, die im Netzwerk der WAZA arbeiten, geteilt und vertreten.

1.1 Einleitung Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Zoos und Aquarien sich als eine möglicherweise für den Naturschutz in freier Wildbahn bedeutsame Kraft wahrzunehmen. Seit den 1960er begriffen sie Naturschutz zunehmend als eine ihrer Haupt-aufgaben. Überall auf der Welt gibt es Zoos und Aquarien, besonders in der WAZA, die eine große Rolle beim Schutz der biologischen Vielfalt spielen und ihren Beitrag zum Natur-schutz auf der ganzen Welt weiter verstärken wollen. Ziel der Welt-Zoo- und Aquariengemeinschaft ist heute, dass alle Mitglieder direkt in Naturschutzprogramme in freier Wild-bahn eingebunden sind und die Öffentlichkeit das auch wahr-nimmt. Zoos oder Aquarien können nicht sinnvoll zum Natur-schutz beitragen, wenn sie ihn nicht in ihre Betriebsphiloso-phie einbinden; das Prinzip Naturschutz muss durchgängig ausdrückliches Ziel sein. Das Prinzip Naturschutz kann von den Institutionen dann am wirkungsvollsten umgesetzt werden, wenn all ihre Aktivitäten im Betrieb und außerhalb schon in der Planung miteinander verbunden sind. Hauptziel ist der Schutz bedrohter Arten und gesunder Ökosysteme. Der Prozess der Koordination, Zusam-menarbeit und Kommunikation muss reibungslose Routine sein. Das Prinzip Naturschutz setzt eine Reihe von internen Prozessen in Gang, mit denen ein Zoo versucht, all seine Aktivitäten und Beziehungen in den Naturschutzprogrammen, die unterstützt werden sollen, zu regeln. Es kann auch das übergeordnete Thema sein, unter dem Naturschutzprogramme

Zoobesuchern, Förderern, Medien und der Öffentlichkeit vermittelt werden. In der Institution verankerte Naturschutzaktivitäten können in unterschiedlichen Teilen der Welt unterschiedlich sein, da auch die kulturellen und sozialen Faktoren sowie die alltäg-lichen Lebensumstände verschieden sind. Zoos in Gegenden mit hoher biologischer Vielfalt investieren oft viel Zeit, Energie und finanzielle Mittel als Auffangzentren für Wild-tiere. Sie kümmern sich um Tiere, die in Konflikt mit der Bevölkerung geraten sind, aus illegalem Handel stammen, als Heimtiere missbraucht und später zur Last für ihre Halter geworden sind oder die Opfer von Naturkatastrophen, wie Überschwemmungen, Feuer oder Erdbeben wurden, sich verlaufen haben, streunen oder gestohlen worden sind. Für diese Zoos sind Tierschutzprobleme oft vorrangig, was die Art und Weise beeinflussen kann, wie sie sich im Natur-schutz engagieren oder das Prinzip Naturschutz vermitteln. Zoos und Aquarien können Naturschutz sowohl im eigenen Land als auch im Ausland betreiben. Viele europäische und nordamerikanische Zoos leisten Natur-schutzarbeit in anderen Erdteilen, besonders an Orten mit ho-her biologischer Vielfalt, aber auch in ihrer eigenen Region. Die Australasischen Zoos und Aquarien, einer Region mit vie-len endemischen Arten, stecken mehr Mittel in regionale Pro-jekte als in andere. Viele Zoos und Aquarien in Ländern mit hoher biologischer Vielfalt, wie in Zentral- und Südamerika, Afrika, Süd- und Ostasien suchen noch nach ihrer Rolle im Naturschutz. Diese Institutionen haben oft mehr Besucher als

NATURSCHUTZ ALS PRINZIP 12

WZANS 2005

Zoos anderswo, was viel Arbeit und Energie ihrer Mitarbeiter bindet. Sie können jedoch sehr gut viele Menschen über Naturschutzprobleme, aber auch Lösungen im eigenen Land aufklären. So kann „Prinzip Naturschutz” Unterschiedliches an unterschiedlichen Orten bedeuten. Möglicherweise gibt es einen Interesssenskonflikt, wenn man Mittel einsetzen muss, um Geld zu verdienen, obwohl man sie lieber für Naturschutz einsetzen möchte. Eine finanziell erfolg-

reiche Institution hat für Naturschutz immer Mittel oder kann sie auftreiben. Anders ist das bei Zoos oder Aquarien, die darum kämpfen müssen, ihre Verpflichtungen gegenüber ihren Tieren, Mitarbeitern und Besuchern erfüllen zu können. Jedoch kann jede Institution, egal wie wenig Geld sie hat, sinnvolle Wege finden, zum Naturschutz beizutragen. Letztlich erwarten wir, dass ein starkes Engagement von Zoos und Aquarien im Naturschutz den Erfolg der Institutionen und damit auch die Einnahmen steigern wird.

1.2 Interner und externer Naturschutz Das Prinzip Naturschutz in der Institution Viele Aktivitäten der meisten Zoos und Aquarien berück-sichtigen schon Elemente des Prinzips Naturschutz. So: • sorgen alle Zoos und Aquarien für Tiere und zeigen sie in

Gehegen. Manchmal fassen sie einige Gehege zusammen, die durch Lebensraum, Geographie und Ökosystem oder thematisch durch Biologie oder Naturschutz in Beziehung stehen. Bisweilen beherbergen Gehege unterschiedliche Arten von Tieren und Pflanzen.

• sind Zoos und Aquarien Erholungseinrichtungen für

Familien, soziale Gruppen oder Einzelpersonen; in einigen Weltgegenden sind sie der beste Ort für sichere und er-schwingliche Unterhaltung außerhalb des Hauses.

• können sie z.B. durch Beschilderung und andere Vermitt-

lungsmethoden wie Erklärungen von Tierpflegern, Fütte-rungen und Demonstration des natürlichen Verhaltens der Tiere, die Biologie und das Verhalten der Tiere im Gehege, einschließlich Fortpflanzung, Sozialverhalten und Populationsökologie erläutern. Einige Zoos geben auch Informationen zu den natürlichen Lebensräumen der Tiere, wodurch die Arten bedroht sind und was die Zoos durch Naturschutz dagegen unternehmen.

• haben viele Zoos zoopädagogische Abteilungen für

allgemeine Besucherinformation und Unterricht; in ei-nigen Teilen der Welt sind für Zoopädagogik Mitarbeiter verantwortlich, die auch andere Aufgaben erfüllen oder sie wird von Nicht-Regierungs-Organisationen übernommen.

• vermarkten sich Zoos in der Öffentlichkeit unter-

schiedlich, um Besucher anzuziehen, z.B. durch Werbung, Öffentlichkeitsarbeit oder Mund-zu-Mundpropaganda, obwohl das in einigen Ländern kaum nötig ist und zeit-weise eher eine Beschränkung der Besucherzahlen ins Auge gefasst werden muss.

In Zukunft werden Zoos also, wenn sie das Prinzip Natur-schutz übernehmen: • wirklich nachhaltige Verfahren im eigenen Betrieb auch

beim Bauen anwenden, wo immer möglich mit nach-haltigen oder wieder verwendeten Baustoffen, die energie-sparend hergestellt sind, arbeiten, den Energieverbrauch durch Isolation und passive Heizsysteme verringern, ihre eigene Energie mit Solar- oder Windenergie erzeugen und diese „grünen“ Praktiken ihren Besuchern erklären;

• ausdrücklich klarstellen, was ihre Gehege mit Natur-

schutzprojekten vor Ort zu tun haben, damit die Besucher etwas über den Schutzstatus der Tiere, die sie anschauen, erfahren;

• die Besucher und die breite Öffentlichkeit in die Debatte

über die vielseitigen Gründe der Bedrohung von Arten in freier Wildbahn einbeziehen, sie motivieren und versu-chen, ihre Unterstützung zu gewinnen;

• versuchen, auch die Souvenirläden und Gastronomie in

Naturschutzprogramme einzubinden – z.B. durch den Verkauf von Kunsthandwerk aus Naturschutzgebieten, um mit den Einnahmen die lokale Bevölkerung zu unter-stützen;

• Besucher über die Naturschutzarbeit des Zoos oder Aqua-

riums, anderer Institutionen, Naturschutzorganisationen und Regierungsbehörden informieren;

• Naturschutzfragen durch Öffentlichkeitsarbeit, Internet

oder Werbung in das Bewusstsein einer größeren Öffent-lichkeit bringen. Das Internet sollte als Medium, um Bewusstsein und Übereinstimmung in Fragen des Natur-schutzes herzustellen, nicht unterschätzt werden.

13 NATURSCHUTZ ALS DURCHGÄNGIGES PRINZIP

WZANS 2005

Das Prinzip Naturschutz außerhalb Die moderne, komplexe Welt des Naturschutzes hat viele Punkte auf der Tagesordnung und viele Mitspieler. Keine einzelne Organisation, sei es Zoo, Aquarium, Naturschutz-verband oder Entwicklungshilfeorganisation sollte alleine han-deln. Naturschutzaktivitäten sollten in Zusammenarbeit aller am selben Ziel arbeitenden betrieben werden und Wettstreit oder Ausnutzung vermeiden. Im Naturschutz aktive Zoos und Aquarien müssen von Vorne herein mit Entwicklungshilfebehörden, nationalen und inter-nationalen Naturschutzbehörden, Regierungsstellen und örtli-chen Gemeinden zusammenarbeiten, um dauerhafte, nachhal-tige Lösungen zu finden. In der Vergangenheit sind viele Na-turschutzaktionen gescheitert, weil nicht ausreichend auf über-greifende Fragestellungen geachtet wurde, besonders auf die menschliche Entwicklung, was heute immer noch ein Schwach-punkt ist. Anders als viele Naturschutzorganisationen, die in der Öffent-lichkeit nicht auffallen, sind Zoos und Aquarien Attraktionen. Sie können ihre Besucher in die weite Welt „entführen“ und Fragen des internationalen Naturschutzes bewusst machen. Sie können die Aufmerksamkeit der Besucher direkt auf Probleme des Naturschutzes und deren Lösungen lenken, wenn sie mit anderen Naturschutzorganisationen zusammenarbeiten und das öffentlich verdeutlichen. Sie können zum „Ort des Gesche-hens“ für Netzwerke von Naturschutz- und Entwicklungshilfe-organisationen werden, indem sie z.B. Konferenzräume und Ausbildungseinrichtungen zur Verfügung stellen. In Zusammenarbeit mit anderen Zoos oder Zuchteinrich-tungen halten Zoos und Aquarien Arten in gemeinsam koordi- nierten regionalen, nationalen oder internationalen Erhaltungs- zuchtprogrammen. Die Art der Einbindung in solche Pro-gramme ist weltweit unterschiedlich, in einigen Gegenden gibt es gut etablierte Programme, während andere gerade erst beginnen. Wenn sie das Prinzip Naturschutz übernehmen, werden Zoos und Aquarien also:

• ihre Naturschutzziele vor Ort in strategischen Allianzen

mit anderen Organisationen, wie Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen, Gemeinden, Naturschutz-, Bildungs- und Entwicklungsbehörden erreichen;

• wo möglich, Spenden von Besuchern, Einzelpersonen, Fir-

men, Wohltätigkeitsorganisationen oder aus anderen Quellen sammeln, um Naturschutzprojekte oder –pro-gramme zu unterstützen;

• wo möglich, ihre eigenen Naturschutzprojekte im Freiland

durchführen oder an anderen teilnehmen, sei es durch praktische Beteiligung (technische Unterstützung), Bil-dung (Kapazitätsentwicklung und Arbeit in den Kom-munen) oder wissenschaftliche Forschung;

• mit Zucht- oder Tierschutzeinrichtungen am Ort ihres

Freiland-Naturschutzprojekts, einem örtliche Zoo, einer Zuchtstation oder Schutzzentrum zusammenarbeiten;

• wissenschaftliche Forschung im Freiland oder im Zoo

unterstützen oder durchführen, – solche Forschung sollte direkt zum Naturschutz in freier Wildbahn beitragen, be-sonders zum Schutz von Lebensräumen und schwindenden Arten;

• an Aktivitäten der Species Survival Commission der IUCN

und ihrer Fachgruppen, wie der für Erhaltungszucht, für Wiedereinbürgerung und der der Tierärzte teilnehmen;

• politische Debatten mit der eigenen und anderen Regie-

rungen anregen und sich daran beteiligen.

1.3 Schlussfolgerung Wie oben ausgeführt, ist das Prinzip Naturschutz nicht leicht zu verfolgen. Jedoch haben viele Zoos und Aquarien mit dem

Prozess begonnen und Erfolge werden nach und nach sichtbar.

Empfehlung Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie appelliert an alle Institutionen, egal ob reich oder arm, wie groß, in welcher Rechtsform betrieben, in welchem Land und welcher Kultur, das „Prinzip Naturschutz“ zu verfolgen. Sie sollten ihre finanziellen und personellen Mittel sorgsam und klug einsetzen, die Aktionen ihrer Organisation sorgfältig planen und mit anderen zusammenarbeiten. Das führt zum größten und nachhaltigsten Nutzen beim Schutz bedrohter Arten, ihrer Lebensräume und ihrer menschlichen Nachbarn.

WILDLEBENDE POPULATIONEN 14

WZANS 2005

Kapitel 2

Schutz wildlebender Populationen

Zusammenfassung Dieses Kapitel entwirft die Vision, dass Zoos und Aquarien eine treibende Kraft im weltweiten Naturschutz sind und beschreibt, wie sie dazu werden. Den Bezugsrahmen liefern das Übereinkommen über die biologische Vielfalt und die Ziele der UN Milleniumserklärung, die durch Beteiligung an lokalen und regionalen Programmen in die Praxis umgesetzt werden. So ist sichergestellt, dass die Aktivitäten der Zoos und Aquarien in einem größeren Zusammenhang stehen. Die Institutionen engagieren sich aktiv im Naturschutz mit Schwerpunkt auf Langzeitstudien und -programmen. Ein gutes Beispiel sind Zootierärzte, die durch ihre Ausbildung und Berufserfahrung prädestiniert sind, zur Erforschung neu auftretender Krankheiten beizutragen und an der Schnittstelle zwischen Wild-, Haustieren und Menschen zu arbeiten. Die Gesundheit von Wildtieren ist ein wichtiger Punkt bei Wiedereinbürgerungen oder Umsiedlungen. Sie werden wegen der Zerstückelung der Lebensräume und Mensch-Tier-Konflikten zunehmend notwendig. Zoos und Aquarien entwickeln sich zu Ausbil-dungszentren für Experten vor Ort und bauen dadurch lokal Naturschutzkapazitäten auf. Sie konzentrieren sich auf vorbildliche Tierhaltung, Zucht, Management kleiner Populationen und auf veterinärmedizinische Maßnahmen für Wildtiere. Dadurch tragen sie zum Schutz der lokalen Flora und Fauna bei. Die jährlich etwa 600 Millionen Zoo- und Aquarienbesucher sind eine wichtige Quelle zur Finanzierung von Naturschutzmaßnahmen. Zusammengefasst:: Zoos und Aquarien können einen wesentlichen Beitrag zum Schutz natürlicher Lebensräume im eigenen und anderen Ländern leisten. Sie erreichen dieses Ziel durch Anwendung ihres Wissens, ihres Könnens und den Einsatz ihrer Mittel. Diese Entwicklung voranzutreiben, ist ein Hauptanliegen. Vision Zoos und Aquarien tragen zum Naturschutz in freier Wildbahn durch ihr Wissen, ihr Können und den Einsatz ihrer Mittel bei. Sie ergreifen Initiativen in den Bereichen Erhaltungszucht, Umsiedlung, Wiedereinbürgerung, Wildtiergesundheit, Ausbildung und Vermittlung und finanzieren Aktivitäten in freier Wildbahn. Zoos und Aquarien sind weltweit eine treibende Kraft im Naturschutz und betreiben oder unterstützen Freiland-Projekte zum Schutz von Wildtieren und ihrer natürlichen Lebensräume. 2.1 Einleitung Die moralische Verpflichtung von Zoos und Aquarien, einen direkten Beitrag zum Naturschutz in freier Wildbahn zu leisten und international eine einflussreichere Kraft im Naturschutz zu werden, ist nicht neu. Heute ist es jedoch für viele Menschen wichtiger, etwas zum Schutz der Tiere in freier Wildbahn zu tun, als sie im Zoo nur anzuschauen und etwas über sie zu lernen. Die Zeit ist gekommen, vom Reden zu gemeinsamem Handeln überzugehen. Für Zoos und Aquarien bedeutet das, ihre Unterstützung für Naturschutz-Projekte zu steigern und Kriterien zu entwickeln, welche Institutionen als „Zoos und Aquarien“ anerkannt werden.

Nicht alle Zoos und Aquarien haben dieselben Möglichkeiten, Naturschutz zu unterstützen. Dieses Kapitel zeigt den Rahmen, was einzeln oder partnerschaftlich erreicht werden kann, wobei klar sein muss, dass sich unterschiedliche Institutionen an unterschiedlichen Aktivitäten beteiligen werden. Unterstützung von Naturschutz in freier Wildbahn kann durch direkte Aktionen erfolgen, die Lebensräume oder die Lage einzelner Arten verbessern oder durch indirekte Aktivitäten wie Bil-dungsmaßnahmen, Sponsoring und Forschung, um Theorie und Praxis zu fördern. Diese indirekten Maßnahmen werden in anderen Kapiteln ausführlich behandelt.

15 WILDLEBENDE POPULATIONEN

WZANS 2005

2.2 Der internationale Zusammenhang Im Einleitungskapitel der Welt-Zoo-Naturschutzstrategie (WZNS) wurde die Welt-Naturschutzstrategie der IUCN von 1980 als wichtiger Bezugsrahmen für Naturschutzaktivitäten zitiert. Seitdem hat sich die politische Landschaft verändert. 1992 wurde auf dem Erd-Gipfel in Rio de Janeiro das Über-einkommen über die biologische Vielfalt (CBD) verabschiedet (www.biodiv.org). Die Zoo- und Aquarienwelt muss nun ihre Naturschutzvorhaben und Aktivitäten in diesen Zusammen-hang stellen und keine eigenen, abweichenden zoospezifischen Initiativen entwickeln. Über 180 Länder haben die CBD unterzeichnet; sie ist recht-lich bindend und hat vor allem drei Ziele: Schutz der biolo-gischen Vielfalt, nachhaltige Nutzung ihrer Elemente und eine faire und gerechte Verteilung der Gewinne, die aus der Nut-zung der genetischen Ressourcen entstehen (siehe dazu auch Kasten 3). Die CBD sieht „Naturschutz“ und „nachhaltige Nutzung“ als zwei unterschiedliche Dinge an, anders als die Welt-Naturschutzstrategie, die nachhaltige Nutzung als Be-standteil des Naturschutzes sieht. Die CBD ist die über-

geordnete Übereinkunft im Naturschutzbereich, aber es gibt eine Reihe ähnlicher Staatsverträge: die Konvention zum Schutz des Weltkultur- und Naturerbes, 1972, (www.unesco.org/whc), das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen, 1973, (www.cites.org), und das Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten, 1979, (www.wcmc.org.uk/cms). Sie sind als Leitfaden für Naturschutz-Politik genauso wichtig. Den Anstoß zu grundlegenden Veränderungen in der Politik gaben verschiedene Aktionspläne, insbesondere lokale, regio-nale und nationale Biodiversitäts-Aktionspläne (BAPs), die auf nationaler Ebene von der CBD gefordert werden. Zoos und Aquarien können sich im Naturschutz auf BAP-Prioritäten konzentrieren und damit zu einem umfassenderen Prozess und zur Zusammenarbeit mit mehr Partnern beitragen, als es die Zoo-Gemeinschaft alleine könnte. Wo BAPs schwach sind oder wo sie nicht vorhanden sind, können Zoos und Aquarien Informationen, Ideen oder Mitarbeiter beisteuern, um effektive BAPs zu entwickeln oder durchzuführen.

2.3 Entwicklung Die Bandbreite von Naturschutzaktionen reicht von lokal bis global, deshalb müssen Zoos und Aquarien berücksichtigen, dass wirkungsvoller Naturschutz und nachhaltige Nutzung nur dann funktionieren, wenn die Programme die lokalen Kulturen, Lebensstile und Entwicklungsbedürfnisse beachten (www.unep-wcmc.org.uk/bdp). Mit einfachen Worten, die UN Milleniumserklärung (www.undp.org/mdg) ist der Rahmen, in dem diese Fragen angegangen werden können. Ihr Hauptziel ist die Bekämpfung von Armut und Hunger, die Verbesserung des Gesundheitswesens und der Bildung, aber auch nachhaltige Nutzung der Umwelt, in der Absicht, bis 2015 „den Verlust von Umwelt Ressourcen umzukehren“. Die Verbindung der

Naturschutz- und Entwicklungs-Agenden wäre ein großer Fortschritt; wenn er gelänge, hätten Zoos und Aquarien die Gelegenheit, in großem Stil Entwicklungshilfe anzuzapfen oder zumindest zu beeinflussen. Kasten 2.1 zeigt zwei Beispiele, wie das vor sich gehen kann. Andere Naturschutzinitiativen, die von Zoos und Aquarien unterstützt werden, haben Wildhegemaßnahmen mit der lokalen Bevölkerung vereinbart, um sicherzustellen, dass die Betroffenen nicht übermäßig durch den internationalen Naturschutz belastet werden. Wo ein starker sozialer Zusammenhalt und Raum für partnerschaftliche Verfahren entstehen, kann diese Politik wirkungsvoll und dauerhaft sein.

2.4 Wiedereinbürgerung und Umsiedlung Die ersten Vorschläge von Zoos für den Schutz von Wildbeständen betrafen Zucht und Auswilderung. Sie basierten auf den Erfolgen der Zucht des Bisons (Bison bison) und des Wisents (Bison bonasus) in nordamerikanischen bzw. europäischen Tiergärten und Wildgattern. Zoos und Aquarien können wie „Archen“ funktionieren, in denen sorgfältig gehegte Tierpopulationen gezüchtet und deren Nachkommen wieder ausgewildert werden. Unter günstigen Umständen können Zoos und Aquarien das Fachwissen und die nötigen Tiere bereitstellen. Sie können prüfen, ob der Zuchtbestand geeignet ist, sozial funktionierende Gruppen für eine erfolgreiche Zucht und Aufzucht zusammenstellen, dafür sorgen, dass die Tiere ihr Verhalten ausleben können sowie Futterpläne und Haltungsrichtlinien erstellen. Wenn man diese Haltungsaspekte berücksichtigt und entsprechende Vor-bereitungen trifft, können geeignete Tiere für eine Wieder-einbürgerung zur Verfügung gestellt werden. Durch For-schung können zudem Zucht- und Wiedereinbürgerungs-erfolge verbessert werden (siehe Kapitel 9).

Der spektakuläre anfängliche Erfolg der Wiedereinbürgerung der Arabischen Oryx (Oryx leucoryx) in Oman und Saudi Arabien zeigt, dass die Wiedereinbürgerung von Nachkommen aus Zoozuchten und der Aufbau lebensfähiger Wildbestände möglich sind. Die scheinbar einfache Logik dieses Verfahrens täuscht jedoch über die komplexe zu Grunde liegende Realität hinweg. Viele Wiedereinbürgerungsversuche hatten nur mäßigen Erfolg oder waren einfach zu teuer. Einer der offensichtlich begrenzenden Faktoren ist, dass die Tiere mit den Gefahren der freien Wildbahn fertig werden müssen. Klare Beispiele waren viele wiedereingebürgerte Goldene Löwen-äffchen (Leonto-pithecus rosalia) und Schwarz-weiße Varis (Varecia variegata), die Beutegreifern zum Opfer fielen. Noch komplexere Probleme treten z.B. dann auf, wenn im Zoo geborene Schimpansen (Pan troglodytes), die ihre Angst vor Menschen verloren haben, freigelassen werden und dann in Konflikte mit der lokalen Bevölkerung geraten.

WILDLEBENDE POPULATIONEN 16

WZANS 2005

Zoos und Aquarien müssen Methoden entwickeln, die den Erfolg von Wiedereinbürgerungen verbessern. Neue, später aufgetretene Faktoren, die zum Aussterben führen, können zum Zeitpunkt der Wiedereinbürgerung nicht vorhanden oder zu vernachlässigen gewesen sein. Zum Beispiel wurde der frühe Erfolg des Projekts Arabische Oryx in Oman radikal durch äußere Einflüsse zerstört, als dort Tiere für Bestandsauf-stockungen anderswo gefangen wurden; was nicht vorher-zusehen war. Bei Wiedereinbürgerungsprojekten geht es nicht nur darum, dass Tiere ausgewildert werden. In vielen Fällen spielt eine Kombination von ökologischen, sozialen, öko-nomischen und politischen Aspekten eine Rolle, die alle für einen langen Zeitraum bedacht werden müssen. Bei Nicht-beachtung sozioökonomischer Aspekte und ohne eine anpas-sungsfähige Projektleitung kann das Ergebnis auf lange Sicht Frustration und Misserfolg sein. Auswilderung von Tieren, um überzählige Tiere loszuwerden oder vorgeblich aus Gründen des Tierschutzes, führt eher zur Vergrößerung von Gesundheitsrisiken und zu Konflikten mit den im Gebiet bereits ansässigen Tieren und Pflanzen. Au-ßerdem ruft sie andere Gefahren für Menschen und Tiere hervor und fördert nicht den Schutz wild lebender Populati-onen. Solche Projekte sollten auf Fälle begrenzt werden, wo angemessene Forschung durchgeführt und Sicherheitsvor-kehrungen getroffen worden sind, um bestehende Wild-populationen und Ökosysteme nicht zu gefährden. Auch muss eine sorgfältige Überwachung und Nachsorge der Wieder-einbürgerung gewährleistet sein, um fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, die bei zukünftigen Wiederein-bürgerungsversuche nützen. Eine wichtige Aktivität, die spezielles Fachwissen aus Wiederansiedlungsprogrammen nutzt, ist die Umsiedlung von Wildtieren. Sie kann z.B. erforderlich werden, um Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren zu reduzieren, wenn Wildtiere Vieh, Menschen oder Eigentum zerstören. Da die Zerstückelung von Lebensräumen zunimmt und klimatische Veränderungen die Grenzen und die Qualität von Habitaten beeinflussen, wird die Umsiedelung von wild lebenden Populationen zu einem immer wichtigeren Werkzeug des Naturschutzes in freier Wildbahn. Das Fachwissen und Können von geschulten und erfahrenen Tierhaltungs-Experten wird gebraucht, um Naturschutzorganisationen bei solchen Umsiedlungsaktionen zu beraten. Es versteht sich von selbst, dass diese vielfältigen Bemühungen nur wenig zum Schutz von Populationen in freier Wildbahn beitragen, wenn nicht das Wissen und die Mittel zur Verfügung stehen, die Bestände langfristig zu erhalten.

Alle Wiederansiedlungen und Umsiedlungen brauchen lang-fristige wissenschaftliche Unterstützung, Zeit, Hingabe und Geld. Kasten 2.1 Brücken schlagen zwischen Naturschutz- und Entwicklungs-Agenden EAZA Bushmeat-Kampagne Im Jahr 2000 startete der Europäische Verband der Zoos und Aquarien (EAZA) eine Kampagne gegen den Handel mit gewildertem Fleisch. Ziel war, das öffentliche Bewusstsein zu schärfen und Spenden zu sammeln. Eine öffentliche Petition, die 1,9 Millionen Besucher europäischer Zoos unterzeichneten, wurde an die Europäische Union gerichtet. Sie wurde aufgefordert, durch ihr Parlament und ihre Kommission größere Anstrengungen zum Schutz der Menschenaffen und anderer großer Säuger, die durch den Handel mit gewildertem Fleisch ausgerottet werden, zu unternehmen. Das Ergebnis, zum Zeitpunkt der Niederschrift, ist eine Resolution des Europäischen Parlaments, im Rahmen der Entwicklungshilfe Investitionen so zu lenken, dass Fragen, die mit der Wilderei zusammenhängen, berücksichtigt werden. Ein Aufruf erging zu größeren Ausgaben für Initiativen zur Verbesserung einer nachhaltigen Nutzung von Wildtier-Fleisch. Royal Chitwan National Park Mit Mitteln des britischen Entwicklungsministeriums und der Kadoorie-Stiftung errichtete die Zoologische Gesellschaft London vier Tierkliniken in der Pufferzone um den Royal Chitwan Nationalpark. Ziel war, die schlechten Beziehungen zwischen dem Park und den örtlichen Gemeinden durch das Angebot tier-ärztlicher Hilfe zu verbessern. Verluste, die entstehen, weil die Herden nicht im Park weiden dürfen und Tiere von Tigern und Leoparden gerissen werden, sollten ausgeglichen werden. Nach vier Jahren hatten viele einheimische Hirten ihre Zeburinder gegen bessere Zuchttiere eingetauscht, die wohl teurer sind, aber eine fünffach höhere Milchleistung haben. Das wurde möglich, weil die neuen Kliniken und Veterinäre halfen, die Verluste an Tieren zu verringern, so dass sich das Extrainvestment in bessere Rinder-rassen lohnte. Ein zusätzlicher und wesentlicher Fortschritt war, dass die Hirten aufhörten, ihre teuren Tiere in den Park zu treiben, weil sie keine Verletzung oder gar Tötung riskieren wollten. Das verminderte illegales Weiden und das Risiko, dass domestizierte Rinder Gaur (Bos gaurus) und Wildbüffel (Bubalus arnee) mit Krankheiten infizieren. Ein vorhergehendes Langzeit-Projekt der World Conservation Society für das Indische Nashorn (Rhinoceros unicornis) hat zu einer bedeutenden Erweiterung des Parks geführt.

17 WILDLEBENDE POPULATIONEN

WZANS 2005

2.5 Gesundheit der Tiere in freier Wildbahn Die in Zoos und Aquarien beschäftigten Tierärzte verfügen über großes Fachwissen und wissenschaftliche Erkenntnisse. Daher können sie bei Eingriffen in der freien Wildbahn helfen und den Naturschutz im Freiland aktiv unterstützen. Zoos und Aquarien besitzen eine Schlüsselstellung bei der Ausbildung von Tierärzten für Wildtiere. Tierärztliche Hilfe bei der Wiedereinbürgerung besteht in der Behandlung und Diagnose von Krankheiten und Leiden sowie der Kontrolle von Parasiten und Krankheitserregern in Zoos und anderen Einrichtungen für die Zucht von Wildtieren. Sie sorgt aber auch dafür, dass keine Krankheiten, Stress oder Ver-letzungen während einer Umsiedlung oder Auswilderung auftreten. Auch müssen Tiere tierärztlich untersucht werden, bevor sie ins Freiland entlassen werden, um eine unabsichtliche Freisetzung von Parasiten oder Krankheitserregern aus Zucht-zentren ins Freiland zu verhindern. Die Gesundheit der Tierwelt ist ein wichtiger Punkt beim Schutz von Populationen in freier Wildbahn. Das alte Problem der Rinderpest ist in Kasten 2.2 beschrieben. Neu auftretende Erkrankungen werden zu einem wichtigen Thema, hier sei nur kurz auf den katastrophalen Rückgang von Amphi-bienbeständen in den letzten Jahren auf mindestens vier Kontinenten als Ergebnis einer Infektion mit neuen pathogenen Pilzen hingewiesen. Andere Fragen der Wildtiergesundheit müssen ebenfalls ver-standen werden. Zum Beispiel zeigt die Forschung am prächtigen Steller´s Seeadler (Haliaeetus pelagicus), durch-geführt vom Zoo Moskau, wie das Blei von Geschossen in Aas in den Adlern angereichert wurde und so zu ihrem Tod führte. Die Wildlife Conservation Society in New York führt Forschungen über das Ebola-Virus in Zentralafrika durch, das aufgrund von Indizien im Verdacht steht, die Populationen von Flachlandgorillas und Schimpansen zu vernichten. In jüngster Zeit wurde der plötzliche und schnelle Rückgang der Bengalgeier-Populationen auf den Gebrauch des Medikaments Diclofenac bei Haustieren, speziell Rindern, zurückgeführt, deren Kadaver die Hauptnahrung der Geier sind.

Der Zusammenhang von menschlicher Gesundheit und der von Affen erfordert erhöhte Aufmerksamkeit, wenn man die Entwicklungen im Ökotourismus betrachtet. Er will dem Reichtum der Tierwelt größeren Wert beimessen, um ihn nicht zu zerstören, gleichzeitig aber auch Touristen in große Nähe zu Tieren wie Gorillas oder Schimpansen bringen. Der Berg-gorilla-Tourismus ist ein hervorragendes Beispiel für diese Situation: Es gibt Beweise dafür, dass menschliche Erkran-kungen auf wilde Populationen von Menschenaffen übertragen werden können. Wildtierärzte müssen eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung touristische Angebote spielen, um wilde Populationen von Menschenaffen vor solchen Risiken zu schützen. Kasten 2.2 Rinderpest Ein bekanntes Beispiel für eine eingeschleppte Krankheit ist die Rinderpest, die 1840 durch infizierte Rinder nach Afrika gebracht wurde. Bis 1890 hatte sie die Huftierpopulationen, die sich in Kenia ohne Resistenzen oder Toleranz gegen diese Krankheit entwickelt hatten, ausgelöscht. Die Anzahl der Todesfälle lag bei Hunderttausenden. Verrottende Kadaver lagen Monate lang stinkend in der Savanne Ostafrikas. Auch die Zahl der Gnus (Connochaetes taurinus) in der Serengeti fiel auf rund 300.000 Tiere. Die Populationen konnten sich erst in den 1960er Jahren wieder auf einen Bestand von 1,5 Millionen erholen, nachdem die Rinderpest bei domestizierten Rindern ausgerottet war und infolge auch bei wild lebenden Wiederkäuern verschwand. Rinderpest in Wildpopulationen muss überwacht werden, damit in besonders gefährdeten Gebieten, wie an der Grenze zwischen Somalia und Kenia, Programme zu ihrer Ausrottung gestartet werden können. Dort lebt auch die gefährdete Hunters-Leierantilope (Damaliscus hunteri).

2.6 Einheiten für den Naturschutz in freier Wildbahn Wiedereinbürgerung, Wildtiergesundheit und Forschung rei-chen jedoch für einen dauerhaften Naturschutz in freier Wildbahn nicht aus. Sie können zwar manchmal erfolgreich sein, um eine aussichtslos erscheinende Situation zu retten, sind aber oft sehr teuer. Um eine führende Rolle im Naturschutz zu spielen, müssen Zoos und Aquarien Einheiten von Natur-schutz-Experten für die freie Wildbahn aufstellen oder unter-stützen. Die Aufgaben dieser Mitarbeiter vor Ort können von kurzen Bestandsaufnahmen bis hin zu Langzeitstudien reichen. Kleine, auf einen Punkt konzentrierte Übersichten und For-schungen können sehr effektiv bei der Identifizierung von Problemen sein, Kontrollprozesse in Gang setzen und eine Änderung der Politik anstoßen. Zur Planung von langfristigen

Naturschutz-Aktivitäten müssen sie jedoch durch Langzeit-studien über das Leben von Tieren in freier Wildbahn, ihre Bedrohung und die ihrer Lebensräume ergänzt werden. Um das zu erreichen, müssen Zoos und Aquarien in Einstellung, Aus-bildung und Verbleib der Mitarbeiter im Naturschutz vor Ort investieren. Zusätzlich zu ihren biologischen Kenntnissen und Erfahrungen müssen sich diese Naturschutzexperten in sozialen und ökonomischen sowie den Belangen ihrer Institution bestens auskennen. Die Lösung dieser Aufgabe wird erleichtert, wenn Einheimische als Wildhüter und Park-Mitarbeiter ausgebildet, lokale Gemeinden zur Teilnahme und Regie-rungen und Privatfirmen zur Unterstützung gewonnen werden.

WILDLEBENDE POPULATIONEN 18

WZANS 2005

2.7 Finanzierung Um die Veränderung zu beschleunigen, können Zoos und Aquarien besonders bei der Finanzierung Mittel bündeln. Viele werden alleine nicht in der Lage sein, Naturschutz in freier Wildbahn zu betreiben oder ihre eigenen „Einheiten für Natur-schutz“ einzurichten. Zoos und Aquarien haben jährlich über 600 Millionen Besucher (www.waza.org) und oft Förderer-Organisationen, in denen Hunderttausende von Menschen organisiert sind. Diese repräsentieren einen Großteil der Gesellschaft, der sich um Naturschutz kümmert und sind eine wichtige Quelle für die Beschaffung von Geldern für Natur-schutz in freier Wildbahn. Zoos und Aquarien können eine Vielfalt von Aktivitäten und Kampagnen durchführen, um Geld für Freilandprojekte zu sammeln. Die Summen, die zusammen kommen, sind beacht-licht. Ein Dreijahresrückblick von britischen und irischen Zoos (1997 – 2000) zeigt z.B., dass über 5 Millionen Pfund von Zoos für Freilandprojekte ausgegeben wurden. Die jährlichen Naturschutz-Kampagnen der EAZA (die Projekte der einzelnen Mitgliedzoos und -aquarien nicht berücksichtigt) haben über 250.000 EURO pro Jahr eingebracht. Der Victoria Zoo (Aus-tralien) investiert direkt ca. 300.000 A$ pro Jahr in Freiland-projekte. Die Wildlife Conservation Society, die ihre Wurzeln

im Bronx Zoo hat, gibt über 32 Millionen $ für In-situ-Projekte jährlich aus. Gelder aus Eintritten können durch gemeinsame Spenden, Stiftungen oder Regierungsgelder er-gänzt werden, um bedeutende Summen für den Naturschutz in freier Wildbahn aufzubringen. Mit welchen Beträgen einzelne Zoos und Aquarien Naturschutz im Freiland finanzieren, variiert erheblich. Große Institutionen wenden beträchtliche Summen auf. Es haben aber auch schon Gruppen von Zoos zusammengearbeitet, um spezielle Naturschutzziele zu erreichen. So hat ein Zusammen-schluss von 39 Zoos die Madagaskar Fauna Group gebildet, die Freiland-Projekte, Umweltbildung und Wiedereinbürgerung von Lemuren finanziert. 2003 schlossen sich 120 EAZA-Zoos, mit australasischen, russischen und europäischen Zoos zusam-men, die nicht EAZA-Mitglieder sind, um Mittel für neun Ti-gerprojekte der Organisation „21st Century Tiger“ zu sammeln. Solche Spendenaktionen können Zoos jeder Größe veran-stalten, die Kleineren können etwas zu größeren Konsortien beisteuern, damit überall genügend Mittel für einen grund-legenden Wandel gesammelt werden. Zweifellos werden Zoos oder Aquarien mehr Spender anziehen, wenn sie deutlich machen, dass sie sich aktiv am Naturschutz beteiligen.

2.8 Zoogelände als Lebensraum für einheimische Arten Dass Zoos auch Refugien für einheimische Wildtiere sind, wird oft zu wenig gesehen. Sie können aber so betrieben werden, dass sie Lebensräume für seltene einheimische Arten bieten, die nicht zum eigentlichen Bestand gehören. Durch das Pflanzen von Hecken, das Stehen lassen von Unkraut, das Liegen lassen von verrottendem Holz für Insekten, durch das Errichten von Teichen, das Bereitstellen von Nahrung zu bestimmten Zeiten, das Anbieten von Nistkästen für Vögel oder Fledermäuse kann

vielen Wildtieren geholfen werden. Einige von ihnen sind vielleicht lokal oder national selten, so wie der Haussperling (Passer domesticus) im Londoner Zoo und die Sumpfschildkröte (Clemmys muhelnbergii) im Zoo von Baltimore. Zoos sollten den Besuchern ihre Naturschutzmaßnahmen erklären, um ihre Unterstützung zu gewinnen und sie über die heimische Natur, Pflanzen und Tiere, zu informieren.

2.9 Ausbildung Zoos und Aquarien, die wirkungsvollen Naturschutz in freier Wildbahn unterstützen oder betreiben wollen, müssen ihre Fähigkeiten und Kenntnisse verbessern. Sie müssen eine Reihe neuer Qualitäten im Management entwickeln. Naturschutz-programme im Freiland sind meist räumlich weit von der Mutterinstitution entfernt. Möglicherweise befindet sich das Projekt in einem anderen Land, man muss mit den ansässigen Behörden zusammenzuarbeiten, oft in einer anderen Sprache und in einer anderen Kultur. Die Mitarbeiter im Freiland müssen über sehr weite Entfernungen unterstützt werden. Es bleibt deshalb auf Dauer notwendig, Mitarbeiter aus Natur-schutz, Forstwirtschaft, Nationalparks, Zoos und Aquarien aus Ländern auszubilden, in denen Unterricht und Ausbildung rar

sind, in denen aber seltene Pflanzen und Tiere leben. Zoos und Aquarien können ideale Unterrichtszentren für diese haupt-beruflichen Mitarbeiter sein. Sie können Kurse anbieten, die für eine große Zahl von Bewerbern nützlich sind. Schon lange bestehende Institutionen dieser Art sind z.B. das Smithsonian Institution`s Conservation and Research Center in Front Royal, Virginia, USA und das Durrell Wildlife Conservation Trust International Trainings- Centre in Jersey, Kanalinseln. Die Haltung vieler Tierarten und die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen sind wesentliche Hilfsmittel bei der Ausbildung und dem Aufbau eines weltweiten Netzwerks von Fachleuten mit ähnlichen Ansichten.

19 WILDLEBENDE POPULATIONEN

WZANS 2005

2.10 Überprüfung Es gibt nur wenige Studien, die den Erfolg von Naturschutz-Projekten, die von Zoos und Aquarien oder anderen Natur-schutz-Organisationen unterstützt wurden, bewerten. Es be-

steht also ein Bedarf an objektiven Methoden, den Erfolg solcher Projekte abzuschätzen.

2.11 Schlussfolgerungen Zoos und Aquarien können hervorragend direkt zum Natur-schutz in freier Wildbahn - im eigenen wie im Ausland - beisteuern, wenn sie zwei Vorgehensweisen miteinander ver-binden. Zum einen können sie Fachwissen und Informationen in den Bereichen Tierschutz, Zucht, Management kleiner Popu-lationen und Gesundheitsvorsorge bei Wildtieren bereit stellen. Zum anderen können sie Freilandprojekte in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und Institutionen durchführen. Die ungewöhnliche Verbindung ihrer beiden Stärken, Fachkenntnis und Vermittlung, bietet Zoos und Aquarien eine einzigartige Möglichkeit für den Naturschutz in freier Wildbahn. Kurz gesagt können Zoos und Aquarien direkt zum Schutz wildlebender Populationen aktiv werden durch:

• angemessene Zucht in ihren Beständen, Wiedereinbür-

gerungs- und Umsiedlungs-Programme, Beratung zu Ver-haltens-, Ernährungs- und Tierschutzfragen, zur Wild-tiergesundheit und praktische Hilfe in freier Wildbahn,

• Finanzierung,. • Einrichtung und/oder Unterstützung von Naturschutzein-

heiten, • Aufklärung über Naturschutz-Programme, einschließlich

der für einheimische Wildtiere auf dem Zoogelände, • Lehrgänge. Diese direkten Naturschutzaktivitäten müssen durch indirekte Maßnahmen ergänzt und unterstützt werden: durch Genfor-schung, Forschung über Physiologie, Ernährung, Verhalten, Verhaltensökologie, Tierschutz und Reproduktion; Spenden-aktionen für Freilandaktivitäten, Bildung, Wecken des Be-wusstseins und politische Arbeit.

Empfehlungen Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie (WZANS) ruft alle Zoos und Aquarien auf, ihre Leistungen zur Unterstützung des Naturschutzes im Freiland zu steigern. Die WZANS vertritt die Ansicht, dass Zoos und Aquarien den Schwerpunkt ihrer Naturschutztätigkeit auf lokale, regionale oder nationale Biodiversitäts–Aktions–Pläne oder ähnliche Artenschutz-Programme legen sollten. Wo es diese noch nicht gibt oder sie nicht effektiv sind, sollte ihre Einrichtung betrieben, unterstützt oder verbessert werden. Die WZANS betont mit Nachdruck, dass Zoos und Aquarien nicht unabhängig bei Wiedereinbürgerungs- oder Umsiedlungsprogrammen handeln, sondern dass sie mit anderen Institutionen und immer auch mit den zuständigen Behörden, den entsprechenden IUCN/SSC – Fachgruppen und anderen Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen, vor allem mit jenen des Gastlandes zusammen arbeiten sollen. Die WZANS empfiehlt dringend, dass Zoos und Aquarien, wo möglich, Mitarbeiter für den Naturschutz in freier Wildbahn einstellen, ausbilden und unterstützen. Sie bestärkt jenen Zoos und Aquarien, die Ausbildungs-programme für Naturschutzexperten eingerichtet haben und ermutigt andere Institutionen, eigene Ausbil-dungen zu organisieren oder bestehende zu unterstützen. Die WZANS appelliert an alle Zoos und Aquarien, egal ob groß oder klein, sich aktiv an der Spendensammlung für Freilandprojekte zu beteiligen. Die WZANS befürwortet, dass alle Zoos und Aquarien ihr Gelände ökologisch aufwerten und damit Lebens-raum für einheimische gefährdete Arten schaffen. Die WZANS empfiehlt, dass regionale und nationale Zooverbände Zeit und Geld aufwenden, um Methoden zur Evaluation der Leistung ihrer Mitglieder im Naturschutz zu entwickeln und anzuwenden.

WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG 20

WZANS 2005

Kapitel 3

Wissenschaft und Forschung

Zusammenfassung Dieses Kapitel beschreibt die Vision, dass Zoos und Aquarien ernst zu nehmende, geachtete wissenschaftliche Institutionen sind. Sie sind in die Forschungsgemeinschaft eingegliedert und treffen durchdachte Entscheidungen für das Leben in freier Wildbahn. Es ist allgemein anerkannt, dass sie durch ihren Tierbestand besonders gut zur Forschung im Bereich Naturschutz beitragen können. Auch sind sie der Ort, an dem sich Wissenschaftler und Besucher treffen. Dies gibt Gelegenheit, das Verständnis der Öffentlichkeit für Wissenschaft zu wecken und Aufmerksamkeit auf Forschung und ihren Einfluss auf den Naturschutz zu lenken. Zoos und Aquarien können Forschungen sowohl für eigene Zwecke als auch für andere Institutionen durchführen (z.B. in Zusammenarbeit mit Universitäten). Die Gegenstände der Untersuchungen können reine oder angewandte Biologie sein (z.B. Biologie kleiner Populationen, Verhalten, Ernährung, Fortpflan-zungsbiologie) oder Naturschutzforschung vor Ort (z.B. Verhaltensökologie, Habitatuntersuchungen), können aber auch andere Gebiete betreffen (u.a. ob Besucher etwas lernen, Vermarktung und Überprüfung von Gehegen). Jedes Forschungsprojekt, das dem Naturschutz dient, sollte dokumentiert werden. Die Ergebnisse sollten auf breiter Basis z.B. durch Datenbanken leicht zugänglich gemacht werden. Zoos und Aquarien können ihre Leistungsfähigkeit durch Unterstützung besonderer wissenschaftlicher Mitarbeiter oder durch Partner-schaften mit Universitäten, Förderung regelmäßig erscheinender Veröffentlichungen, Symposien und Arbeitskreisen zur Darstellung und Diskussion wissenschaftlicher Forschung stärken. Die Forschungsresultate sollten einem breiten Publikum zugänglich sein (sowohl im akademischen als auch im Zoo- und Aquarien-Bereich), denn die gemeinsame Nutzung von Techniken und Erfahrungen vergrößert den Wert der Forschung. Zoos und Aquarien unterstützen zukünftige Forscher, indem sie ihnen Zugang zu ihren Tierbeständen und Materialien gewähren. Zusammenfassend ist festzustellen, dass es für Zoos und Aquarien ein weites Betätigungsfeld gibt, auf dem sie ihre wissenschaftlichen Untersuchungen voranbringen können, was Entscheidungen für den eigenen Tierbestand erleichtert und zum Natur-schutz in freier Wildbahn beiträgt. Vision Unsere Vision ist eine vollständige Integration von Zoos und Aquarien in die Forschungsgemeinschaft. Im öffentlichen Bewusstsein und Verständnis werden sie als ernst zu nehmende, wissenschaftliche Institutionen wahrgenommen, die wichtige Beiträge und wissenschaftlich fundierte Entscheidungen zum Naturschutz liefern. 3.1 Einleitung Die Welt steht einer gewaltigen Krise im Naturschutz gegen-über. Wissenschaftliche Forschung ist unverzichtbar, um die Herausforderungen zu identifizieren und zu meistern. Um den Naturschutz vor Ort wirkungsvoller zu gestalten, müssen Untersuchungen Vorrang haben, die klare und eindeutige Hin-weise zur Rettung von Populationen und Lebensräumen in freier Wildbahn liefern. Nur durch Langzeitforschungspro-gramme werden wir Naturschutz-Probleme erfolgreich erken-nen, vorrangige Aktionen festlegen, Maßnahmen zum Natur-schutz beginnen und ihre Ergebnisse überprüfen. Seit der Veröffentlichung der Welt-Zoo-Naturschutzstrategie vor über zehn Jahren hat die Forschung in Zoos und Aquarien an Umfang, Qualität und Bedeutung gewonnen. Trotz dieser Steigerung müssen Zoos und Aquarien in den nächsten Jahren noch mehr tun.

Da Zoos und Aquarien über „lebendes Anschauungsmaterial“ verfügen, können sie in besonderer Weise zur Forschung im Naturschutz beitragen. Kein anderes Netzwerk von In-stitutionen kann typische Populationen einer solchen Fülle von Tieren als Forschungsobjekte zur Verfügung stellen. Außerdem bieten Zoos und Aquarien eine Plattform, auf der Wissen-schaftler und Besucher die seltene Gelegenheit haben, sich zu treffen, über gewonnene Erkenntnisse zu informieren und de- ren Einfluss auf den Naturschutz zu diskutieren. Die Forschung ist ein Werkzeug, mit dessen Hilfe vieles besser gemacht werden kann - man lernt aus eigenen Versuchen, aus denen anderer und ähnlichen Aktivitäten. Das sollte konse-quent getan werden und jeder Zooleitung bewusst sein. Forschung sollte nicht als zusätzliche, lästige Aufgabe betrachtet werden.

21 WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

WZANS 2005

3.2 Forschungsbereiche In Zoos und Aquarien gibt es zwei Hauptbereiche der For-schung: 1. Untersuchungen, die der Institution zum Erreichen der

eigenen Ziele dienen, und 2. Forschungen, die von anderen mit eigenen Zielsetzungen

im Zoo durchgeführt werden, ohne jenen des Zoos zu widersprechen.

In den ersten Bereich fallen Untersuchungen zur Tierhaltung, zu Besuchervorlieben, zoopädagogischen Methoden, Natur-schutz-Verfahren usw., die mehr oder weniger von der beson-deren Zielsetzung des betreffenden Zoos abhängen. Der zweite Bereich betrifft die Unterstützung von Forschern aus Universitäten und Forschungsgruppen, denen die Insti-tutionen Zugang zu nicht-domestizierten Arten und/oder Ma-terialien zu Vergleichszwecken anbieten. Obwohl es unmöglich ist, alle bisherigen Untersuchungen von Zoos und Aquarien zu beschreiben, zeigt die Tabelle 3.1 die mögliche Breite und damit verbundene Vernetzung von For-schungsprojekten. Wenn sich auch einige Bereiche überschnei-den, kann die Forschung weitgehend in folgende Kategorien eingeteilt werden: • Forschung in reiner und angewandter Biologie (ein-

schließlich der Biologie kleiner Populationen, Tierschutz, Wildtiermedizin, Physiologie, Ernährung, Verhalten, Fort-pflanzungsbiologie, Genetik, Evolution und Taxonomie);

• Forschung im Naturschutz vor Ort (z.B. ökologische und Habitatforschung);

• Forschung zur Identifizierung von Problemen und zur Verbesserung des Betriebs von Zoos und Aquarien (z.B. Besucherinformation, Wirkung von Gehegen und Pro-grammen, Vermarktung und Vermittlung der Botschaft, Zooförderer und Entwicklung sowie Geldbeschaffung).

Alle Forschungsprojekte, die Zoos und Aquarien als Beitrag zum Naturschutz durchführen, sollten erfasst und dokumen-tiert werden. Die WAZA, regionale und nationale Verbände sollten diese Informationen abgleichen und auf breiter Basis

zugänglich machen, um anderen Institutionen bei der Auswei-tung ihrer Forschungsaktivitäten zu helfen. Da es z.Zt. für diese Aufgabe keine weltweite Datenbank gibt, zeigt Grafik 3.1 als Beispiel eine regionale Datenbank. Zusätzlich sollte die weltumspannende Zoo- und Aquarien-gemeinschaft das Entstehen neuer Wissenschaftsdisziplinen be-obachten und prüfen, ob sie für den Einsatz in Zoos oder Aquarien oder bei Naturschutzproblemen geeignet sind. Kasten 3.1 Die AZA-Datenbank der Zooforschung Der Amerikanische Zoo- und Aquarienverband (AZA) hat eine computertaugliche Datenbank, den Annual Report on Conservation and Science (ARCS) erstellt. Dieser jährliche Bericht über Wissenschaft und Naturschutz ist ein gutes Vorbild für eine breitere Datenbank, die Forschungsprojekte weltweit erfassen kann. Die Datenbank kann mit einem Schlüsselwort, dem Namen des Forschers, dem Thema, dem Land oder der Region, dem Namen der AZA-Institution, dem Titel des Naturschutzprogramms, dem Namen der Partnerinstitution (einschließlich Regierungsbehörden und Nicht-Regierungs-Organisationen, Fachhochschulen oder Universitäten, und Zoos und Aquarien, die nicht Mitglieder sind), Art der Forschung oder Datum durchsucht werden. AZA-Mitgliedsinstitutionen berichteten, dass sie im Jahr 2000-2001 an mehr als 2.230 Naturschutzprojekten in 94 Ländern (davon 1.390 in-situ, 610 ex-situ- und 230 kombinierten Projekten) mitgearbeitet haben. Es wurden 1.450 Bücher veröffentlicht, ferner Beiträge zu Büchern, Zeitschriftenartikel, Tagungsbände, Poster und Forschungs-berichte oder Dissertationen. Diese Publikationen können mit Schlüsselwörtern, Namen des Verfassers, Art der Ver-öffentlichung, Namen des Instituts oder Datum abgerufen werden.

3.3 Prioritäten Die finanziellen Mittel für Forschung sind begrenzt und müssen gezielt eingesetzt werden. Vorrang müssen Projekte haben, die eindeutig zur Rettung von Arten, Populationen und Lebensräumen in freier Wildbahn beitragen. Was in der Forschung vorrangig ist, sollte von Zoos und Aquarien bestimmt werden, da sie über die Fachkenntnis und die Mittel verfügen, aber auch von unabhängigen Gremien, die ein-schätzen können, was für den Naturschutz notwendig ist. Zoos und Aquarien sollten Mitglieder nationaler und welt-weiter Forschungsorganisationen für Naturschutz sein und of-fizielle Beziehungen zu Organisationen unterhalten, die Pri-oritäten im Naturschutz und verwandten Feldern überprüfen

und festlegen. Das heißt: staatliche Naturschutzbehörden, Fachgruppen der IUCN (World Conservation Union) und Species Survival Commission – besonders die Fachgruppe für Erhaltungszucht (CBSG). das Washingtoner Artenschutzab-kommen (CITES), die CMS (Bonner Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten), Univer-sitäten und Forschungsinstitute sowie etablierte Nicht-Regie-rungs-Organisationen im Naturschutz. Regionale und globale Verbindungen sollten hergestellt oder gestärkt werden, um die Empfehlungen dieser Organisationen in Forschungsvorhaben in Zoos und Aquarien umzusetzen.

WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG 22

WZANS 2005

3.4 Daten- und Materialien-Banken Datenbanken und Banken für Forschungsmaterialien sind überaus wichtig. Sie erhöhen die Effektivität und bieten Wissenschaftlern, Leitungen von Zoos und Aquarien, aber auch Feldforschern Unterstützung. Diese Banken werden noch wertvoller, wenn sich viele beteiligen, die Daten leicht zugäng-lich und möglichst kompatibel sind. Weltweit ist die Zoogemeinschaft dabei, eine mächtige Da-tenbank aufzubauen, die Forschern in Zoos und Aquarien er-laubt, auf alle Tierdaten zuzugreifen, die in ca. 600 Zoos und

Aquarien über sechs Kontinente verteilt sind. Nach Fertig-stellung wird sie alle Informationen über Abstammung und Krankengeschichte eines jeden Tieres in Zoos und Aquarien enthalten. Das Hauptinventarverzeichnis wird mit anderen Datenbanken, z.B. zu Ernährung und Verhalten, verlinkt sein. Die Gesamtdatenbank, ein auf Internet basierendes Informa-tionssystem (ISIS neu ZIMS), wird als mächtiges Werkzeug in der Forschung zur Verfügung stehen (Kasten 3.2). Ihre Errichtung wird im Laufe der nächsten zehn Jahre erfolgen (siehe auch Kaptitel 4).

Kasten 3.2 ISIS und die globale Datenbank Das internationale Arten-Informationssystem (ISIS) wurde 1973 gegründet. Es ist heute ein gemeinnütziges Netzwerk für Mit-glieder, das von einem internationalen Aufsichtsrat geleitet wird. An ihm beteiligen sich 613 Einrichtungen aus 70 Ländern auf sechs Kontinenten. Die Mitglieder teilen standardisierte und ausführliche Informationen von über 1.8 Millionen Tiere aus mehr als 10.000 Arten. In Laufe seines 30-jährigen Bestehens hat ISIS einen einzigartigen Wissensschatz und ein Archiv mit wertvollen Informationen für vernünftiges Tierbestandsmanagement, Naturschutz und Grundlagenforschung aufgebaut. Es hat sich weltweit Respekt durch internationale Konventionen wie z.B. dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) aber auch bei nationalen Regulierungsbehörden verschafft. Seit 2001 wird der Aufbau einer neuen online Datenbank vorangetrieben – ZIMS. Sie wird das eine, umfassende, genaue, Echtzeit-, online-Informations- und Management-System sein, das von vielen ISIS Mitgliedern und anderen als zwingend not-wendig betrachtet wird. Jedes Tier wird für die Dauer seines Lebens eine eigene Kennungsnummer haben. Die Auskunft über jedes Tier wird global, statt lokal, für jeden Zoo und jedes Aquarium verfügbar sein. Es wird die Sammlung vieler Daten für Zuchtbücher automatisieren, Gruppen kenntlich machen, den Bedürfnissen von Aquarien dienen, Erfordernisse moderner Tiermedizin und Epidemiologie erfüllen und leichten Zugriff auf Daten bieten, was Verwaltungsaufgaben und Forschungs-initiativen erleichtern kann. ZIMS wird auf der seit dreißig Jahren ersten vollständigen Überprüfung und Aktualisierung der zoologischen Daten unserer Gemeinschaft basieren. Das Programm wird zum großen Teil oder komplett von professionellen Softwarefirmen erstellt. 3.5 Mittel besser nutzen Viele Zoos und Aquarien beschäftigen heute Forscher. Regel-mäßig erscheinen wissenschaftliche Berichte, die Zoos und Aquarien betreffen und immer mehr Symposien über For-schung im Zoo werden organisiert. Wenn Zoos und Aquarien ihre Möglichkeiten voll ausschöpfen wollen, muss dieser Trend gefördert und verstärkt werden. Insbesondere sollten Zoos und Aquarien Kontakt zu Experten in allen erdenklichen Diszi-plinen haben; im Idealfall sollten diese Experten mit den Zoos und ihren spezifischen Angeboten vertraut sein. Einige Beispiele der Zusammenarbeit finden sich in Kasten 3.3. Zoos und Aquarien, die die notwendigen Mittel haben, sollten Forscher einstellen. Regional und global sollten Fachleute aus wichtigen Forschungsdisziplinen gewonnen werden, die ein integraler Teil der Zoo- und Aquariengemeinschaft sind und sie entsprechend beraten können. Es gibt fünf Bereiche, aus denen diese Fachleute stammen können: • Die WAZA und die regionalen Verbände können

regionale und globale Netzwerke von Zoo- und Aquarien- Forschern aufbauen und unterstützen, indem sie wir-kungsvolle, universell zugängliche Kommunikations-mittel, Diskussion und Zusammenarbeit anbieten.

• Zoos, Aquarien und/oder regionale Verbände können Partnerschaften mit wichtigen Forschungsinstituten ein-gehen, um Unterstützung von Spezialisten und erfahrenen Forschern zu erhalten.

• Gruppen von Zoos und Aquarien können zusammen-arbeiten, um eine oder mehrere Stellen für Forscher zu schaffen, deren Arbeiten dann diesen Einrichtungen und regionalen und globalen Netzwerken zugänglich gemacht werden.

• Einzelne Zoos und Aquarien können sich auf Forschungs-gebiete spezialisieren und Forscher einstellen, um die For-schung voranzutreiben. Diese Fachleute bieten ihren Rat dann als Teil regionaler oder globaler Netzwerke an.

• Institutionen können, einzeln oder gemeinsam, regel-mäßige Veröffentlichungen, Symposien und Arbeitsge-meinschaften anregen und unterstützen, um die Natur-schutz-Wissenschaft und Forschung vorzustellen und zu diskutieren.

23 WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

WZANS 2005

Kasten 3.3 Gemeinsame Forschungsarbeit AZA und der Zoo in Saint Louis Das WCC (Zentrum zur Geburtenkontrolle von Wildtieren) begann 1989 als Beobachtungsgruppe der AZA (American Zoo and Aquarium Association). Als die Bedeutung der Geburtenkontrolle in Erhaltungszuchtprogrammen wuchs, erweiterte die Gruppe ihre Dienstleistungen und Mitgliederzahl. Der Zoo von Saint Louis ist der Sitz des stellvertretenden Vorsitzenden der Gruppe und stellt Geld und Hilfsmittel für ihre Arbeit bereit. Im Jahr 2000 wählte die AZA diesen Zoo als Standort für das neu gegründete WCC. Zum WCC gehören Wissenschaftler, Tierärzte und Kuratoren, die mit Forschung und Geburtenkontrolle bei Wildtieren Erfahrung haben. Die Zoologischen Gärten von New South Wales und das australische Wildtier-Gesundheits-Verzeichnis 1985 wurde dieses Verzeichnis von Dr. Bill Hartley als Informations- und Materialiensammlung zu Gesundheit und Krankheiten von einheimischen Wild- und Zootiere zusammengestellt. Dr. Hartley begann seine Arbeit mit einem besonderen Karteisystem; seit 1998 ist dieses Verzeichnis in eine Datenbank aufgenommen worden, um seine beachtliche Datensammlung auszuweiten. Das Verzeichnis ist das einzige seiner Art auf der südlichen Halbkugel und dient auf nationaler und internationaler Ebene als Hilfsmittel zum besseren Verständnis der Gesundheit des australischen Ökosystems. Es wird regelmäßig im öffentlichen wie im privaten Bereich von Universitätstierärzten und Biologen als Informationsquelle genutzt, um den Ausbruch von Tierkrankheiten in freier Wildbahn und im Zoo zu erkennen und zu kontrollieren. Außerdem ist seine Sammlung von normalen Gewebeproben von unschätzbarem Wert für die Forschung an der einheimischen Tierwelt. Der Zugang zu diesem Verzeichnis ist kostenfrei für Personen, die an der Wildtiergesundheits-Forschung interessiert sind. 3.6 Teilnahme fördern Engagierte Teilnahme an Wissenschaft und Forschung sensi-bilisiert für Methoden, Bedingungen und Vorteile. Alle Bereiche in Zoos, Aquarien und In-situ-Naturschutzprogram-men profitieren von Forschung. Das gesamte Personal sollte eingebunden sein, direkt durch Teilnahme oder indirekt durch Information. Eine Zusammenarbeit zwischen Institutionen ist äußerst wichtig. Das globale Netzwerk der WAZA ist ein wertvolles Hilfsmittel sowohl für Universitäten und Forschungsinstitute als auch für Zoos und Aquarien. Gut geplante und durchgeführte For-schungsprojekte, bei denen Zoos und Aquarien zusam-menarbeiten, tragen zur Beteiligung großer und kleiner Institutionen bei, schaffen größere Probenbestände und beeinflussen dadurch ein breiteres Feld von Variablen. So wird die Qualität und die Genauigkeit der erzielten Resultate verbessert. Die Zusammenarbeit von Zoos und Aquarien bei wissenschaftlichen und forschungstechnischen Programmen vor Ort kann eine bessere und sicherere Finanzierung dieser Projekte garantieren und kleineren Institutionen die Teilnahme ermöglichen, die ansonsten weder Mittel noch Gelegenheit hätten, eigene Projekte durchzuführen. Grafik 3.1 zeigt, wie die Zusammenarbeit zwischen Zoos, Aquarien, Universitäten und Forschungsorganisationen wissen-schaftliche Studien auch in kleineren Einrichtungen ermög-licht, die weder über geschultes Personal noch Labors verfügen.

Zoos und Aquarien sollten zu einer breiten Teilnahme an Wissenschaft und Forschung ermutigen durch: • Sicherstellen, dass neues Personal im Verlauf seiner Einar-

beitung dieses Strategiepapier kennen lernt. • Sicherstellen, dass die Ausbildung von Zoo- und Aqua-

rienmitarbeitern grundlegende Forschungsergebnisse, der-en Auswertung und Darstellung umfasst.

• Gelegenheiten für Mitarbeiter, mit Praktikern aus Wissen-schaft und Forschung sowohl in-situ als auch ex-situ zusammenzuarbeiten.

• Nutzung regionaler Zoo- und Aquarien-Netzwerke, um die Probengröße und damit die Qualität und Genauigkeit der Ergebnisse zu steigern.

• Einzel- oder Zusammenarbeit und Partnerschaft mit For-schungsinstituten, um Studenten notwendigen aber beauf-sichtigten Zugang zu Zoo- und Aquarientieren zu er-lauben.

Der letzte Bereich kann einen doppelten Nutzen haben: er fördert zum Einen anerkannte Forschungsprojekte auf institutioneller, regionaler und/oder globaler Ebene. Zum anderen hilft er, zukünftige Freiland-Biologen auszubilden.

WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG 24

WZANS 2005

3.7 Finanzierung Für Zoo- und Aquarienforschung muss mehr Geld bereit-gestellt werden. Einen Großteil der Kosten für die Forschung in Zoos und Aquarien tragen die Einrichtungen selbst, wobei die Höhe der Mittel je nach Einrichtung sehr unterschiedlich ist. Die Zoos können Forschungsprojekte entweder durch ihre

eigenen Einnahmen finanzieren oder durch externe Institutionen, wie Universitäten oder Naturschutzorganisa-tionen. Diese Mittel können als Subventionen, Forschungs-prämien oder gelegentliche Zahlungen bereitstehen.

3.8 Verbreitung der Forschungsergebnisse Die Ergebnisse der Forschungen und Entwicklungen in der Wissenschaft müssen den direkt Betroffenen bekannt werden. Wo und wie die Ergebnisse dokumentiert und verbreitet werden, ist also wichtig. Die Art, wie sie verfügbar gemacht oder vielleicht für Mitarbeiter in Zoos und Aquarien auf-gearbeitet werden, muss sorgsam überlegt werden. Alle von Zoos und Aquarien unterstützten Forscher und For-schungs-Netzwerke sollten: • die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse - zumindest in zu-

sammengefasster Form - in Fachzeitschriften von Zoos und Aquarien und entsprechenden Fachzeitschriften befürworten;

• ihre Arbeit regelmäßig auf Zoo- und Aquarien-Symposien, Arbeitstreffen und Konferenzen vorstellen;

• der Zoogemeinschaft für die Praxis des Naturschutzes relevante Artikel aus Fachzeitschriften oder wis-senschaftlichen Büchern durch Veröffentlichungen von Zusammenfassungen in gängigen Zoozeitschriften, wie dem Internationalen Zoo-Jahrbuch und Verbandszeit-schriften zugänglich machen.

• sicherstellen, dass alle In-situ-Ergebnisse im Forschungsge-biet und in der entsprechenden Landessprache verfügbar sind.

Forschungsergebnisse, die in wissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern veröffentlicht werden, sollten ebenfalls der ge-samten Zoo- und Aquariengemeinschaft zur Verfügung gestellt werden. Sie wird überprüfen, ob die Ergebnisse praktische Bedeutung haben. Es ist jedoch klar, dass die meisten Zoos und Aquarien kein großes Expertenteam haben, das solche oftmals

sehr speziellen Veröffentlichungen auswerten kann. Kasten 3.4 führt eine Reihe von Publikationen auf, die Ergebnisse aus der Zoo- und Aquarien-Forschung veröffent-lichen; oft zusammengefasst oder in populärwissenschaftlicher Form. Gelegentlich bleiben Untersuchungsergebnisse aus Zoos und Aquarien interne Berichte und sind nicht frei zugänglich, obwohl sie von direktem praktischem Nutzen für zukünftige ähnliche Untersuchungen oder andere Institutionen sind.

WAZA-Projekt 03002: Feldforschung an wiedereingebürgerten Przewals-kipferden (Equus przewalskii) im Gobi B-Nationalpark, Mongolei.

Photo: Christian Walzer, ITG

25 WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

WZANS 2005

Kasten 3.4 Veröffentlichungen und Organisationen, die Zoo- und Aquarien-Forschungsergebnisse weitergeben • Animal Conservation • American Zoo and Aquarium Association

Conference Proceedings (Jahres- und Regionaltagungen) • Association of British Wild Animal Keepers (Ratel) • Australasian Society of Zoo Keeping (Thylacinus) • Australasian Regional Association of Zoological Parks

and Aquaria (ARAZPA Newsletter, Internet) • Bongo (Zeitschrift des Zoologischen Gartens Berlin) • Conservation Biology • Der Zoologische Garten (N.F.) • Dodo (Zeitschrift Durrell Wildlife Conservation Trust) • European Association of Zoos and Aquariums

(EAZA Research Committee Newsletter; Internet) • Federation Research Newsletter (BIAZA) • Gazella (Zeitschrift des Prager Zoos) • International Zoo News • International Zoo Yearbook

• IZW – Institut für Zoo und Wildtierforschung, Berlin (Tagungsberichte, andere Veröffentlichungen, Internet)

• Journal of Zoo and Wildlife Medicine • Milu (Zeitschrift des Tierparks Berlin) • Oryx: The International Journal of Conservation • African Association of Zoological Gardens and Aquaria

(PAAZAB News, Internet) • South East Asian Zoos Association (Wissenschaftliche

Beiträge der Jahrestagungen auf Internet verfügbar) • Wildlife Information Network • World Association of Zoos and Aquariums (WAZA

News, Magazine, Facts, Tagungsberichte und Internet) • Zeitschrift des Kölner Zoo • Zoo Biology • Zoos’ Print Journal (Zoo Outreach Organization)

Verschiedene Fachzeitschriften, wie das American Journal of Veterinary Research, Animal Behaviour, Journal of Herpetology, Journal of Mammalogy veröffentlichen Forschungsergebnisse von Tiergartenbiologen und Zootierärzten. 3.9 Überprüfung Eine Überprüfung ist unbedingt notwendig, um sicher-zustellen, dass die Untersuchungen die festgelegte Vorrang-igkeit beachten, finanziell abgesichert sind und ihr Ziel er-reichen. Ehrliche und genaue Einschätzungen sollten regel-mäßig vorgenommen werden. Solche Bewertungen helfen,

heraus zu finden, ob die Forschung tatsächlich in erster Linie dem Naturschutz dient. Sie erleichtern die Festlegung, wo regionale Verbände und andere ihre Mittel am besten einsetzen können.

Empfehlungen Die WZANS (Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie) legt allen regionalen und nationalen Verbänden nahe, Forschungsergebnisse ihrer Mitglieder zu dokumentieren und zu vergleichen. Sie sollen Informationen zugänglich machen und das Entstehen neuer Forschungsdisziplinen für einen möglichen Einsatzes im Natur-schutz beobachten. Die WZANS empfiehlt, dass die Institutionen, in denen Zoo- und Aquarien-Forschung betrieben wird, allein oder gemeinschaftlich Prioritäten, Forschungsschwerpunkte und den eigenen Forschungsbedarf bestimmen. Die WZANS ruft alle Zoos und Aquarien auf, die Einrichtung und Nutzung von Daten- und Materialien-Banken zu fördern, um die Aktionen im Naturschutz zu stärken. Insbesondere fordert sie auf, dafür zu sorgen, dass das Netzwerk der WAZA und das Internationale Arten Informationssystem (ISIS), in seiner endgültigen Form als Zoologisches Informations-Management-System (ZIMS), für alle WAZA Mitglieder und ihre regionalen Verbände nützlich, zugänglich und erschwinglich ist. Außerdem sollen alle regionalen Verbände die weltweite Teilnahme am ISIS-ZIMS-Projekt fördern. Die WZANS bittet die Institutionen, die die erforderlichen finanziellen Mittel haben, Forschungsinitiativen, besonders im Naturschutz, zu unterstützen. Außerdem sollten sie alleine oder in Zusammenarbeit Mittel für Forschungen sammeln. Um das zu erleichtern, sollten die WAZA und die regionalen Verbände Informationen zu Finanzierungsmöglichkeiten und deren Bedingungen anbieten. Die WZANS fordert Zoos, Aquarien und beteiligte Forschungsorganisationen auf, ihre Forschungsergebnisse auszuwerten und in seriösen wissenschaftlichen Zeitschriften zu veröffentlichen. Auch sollten sie ihre Ergeb-

POPULATIONSMANAGEMENT 26

WZANS 2005

nisse zumindest als Kurzberichte in entsprechenden Zeitschriften, Rundschreiben und Websites bekannt machen. Die WZANS bittet um eine regelmäßige Übersicht über Zooforschungen für unseren Berufsstand auf institu-tioneller, regionaler und überregionaler Ebene. Diese Übersicht sollte den erwarteten und erreichten Erfolg der Forschungen und ihren Vorrang überprüfen und falls erforderlich, auf den neuesten Stand bringen.

Der Zoo bietet Die Universi tät bietet

Taxonomie und Evolution

Anatomie

Ernährungswissenschaft

Fort pflanzungsbi ologie

Genetik und Tierzucht

Pathologie und Erf orschungvon Krankheitsursachen

Bildung undBesucherauswert ung

Ethologie undVergleichende Psychologie

Zugang zu Tieren inartgerechter Umgebung

Besondere Materialien

Fachwissen

Fallstudien

Tiere und Proben

WissenschaftlicheFachkenntnisse Personal

LaboreinrichtungenKenntnisse in Analysen und

Veröffentlichungen

Personalfür das Sammeln

von Daten,Analysen und

Veröffentlichungen

Grafik 3.1 Diagramm einer Zusammenarbeit zwischen Zoos, Universitäten und Forschung

Der Waldrapp (Geronticus eremita) ist eine hochgradig bedrohte Zugvogelart mit über-lieferten Wanderrouten, Überwinterungsorten und Brutplätzen. Die Zugtraditionen werden wahrscheinlich von den Jungvögeln dadurch erlernt, dass sie mindestens einmal gemeinsam mit ihren Eltern ziehen. Das „Scharnstein-Projekt” (WAZA-Projekt Nr. 03001) will Grup-pen von jungen, handaufgezogenen Waldrappen eine neue Wandertradition beibringen. Dazu fliegen die Forscher mit Ultraleichtflugzeugen zusammen mit den Vögeln von Ober-österreich zu geeigneten Überwinterungsorten in der südlichen Toskana. Es wird erwartet, dass die Vögel im darauf folgenden Frühjahr selbständig nach Österreich zurückkehren. Sollte das Projekt erfolgreich sein, könnten die Ergebnisse herangezogen werden, um den Waldrapp in Teilen seines Verbreitungsgebiets wieder anzusiedeln, in denen er vor Jahr-hunderten verschwunden ist. Dank großer Medienpräsenz wurde das Projekt weit bekannt und hat bei der Bevölkerung zu einem positiven Bild des Waldrapps beigetragen. Photo: Johannes Fritz, Scharnstein

27 POPULATIONSMANAGEMENT

WZANS 2005

Thema Anatomie Morpho-

logie

Biogeo-graphie

Ökologie Pädagogik Ethologie Genetik Ernährung Physiologie Popula-tions-

biologie

Sozial-wissen-schaften

Systema-tik und Taxo-nomie

Tier- medizin

Alterung X X X X X X X X

Tierschutz X X X X X X

Verhalten X X X X X X

Biomaterial- Archivierung X X X X X

Biotechnologie X X X X X

Empfängnis-verhütung X X X X

Ernährung X X X X X X X X X

Krankheiten X X X X X X X X

Domestikation X X X X X X X

Environmental enrichment X X X X X

Haltung X X X X X X X X

Identifikation X X X X X

Lebensgeschichte X X X X X X X X X

Populations- management X X X X X X X X

Fortpflanzung X X X X X X X X

Taxonomie X X X X X X

Besucherstudien X X X

Tabelle 3.1 Grundlegende und angewandte Untersuchungen in Zoos und Aquarien: Themen und Vorrangigkeiten

Der Zoo von St. Louis hat ein “WildCare Institute” als eine zoo-interne Einrichtung geschaffen, die sich gemeinsam mit anderen In-stitutionen in ganzheitlicher Weise um Naturschutzfragen kümmert. Zur Förderung naturschutzrelevanter Wissenschaft und Forschung wurden im Rahmen des Instituts zwölf Forschungszentren gegründet, darunter • auf den Galapagos-Inseln das Zentrum für Vogelgesundheit

(WAZA-Projekt Nr. 04019), wo der Gesundheitszustand der einzigartigen Avifauna des Galapagos-Archipels überwacht und erforscht wird,

• in Punta San Juan, Peru, das Zentrum für den Schutz des Humboldtpinguins (WAZA-Projekt Nr. 04025), wo biologische Daten über die größte Pinguinkolonie Perus gesammelt werden, und

• das im nikaraguanischen Bosawas-Biosphären-Reservat gelegene Mittelamerikanische Naturschutzzentrum (WAZA-Projekt Nr. 04018), an dem u.a. die Fauna des Reservats, die Arten der Landnutzung und der Jagddruck auf einzelne Arten erforscht werden.

Photo: Bei faunistischen Untersuchungen gefangener Graukehl-schlüpfer (Synallaxis brachyura). Cheryl Asa, Saint Louis

POPULATIONSMANAGEMENT 28

WZANS 2005

Kapitel 4

Populationsmanagement

Zusammenfassung Dieses Kapitel beschreibt die Vision, dass Zoos und Aquarien, die das Fachwissen für das Management kleiner Populationen haben, in gemeinsame regionale und globale Erhaltungszuchtprogramme eingebunden sind. Um für den Naturschutz wertvoll zu sein, müssen Ex-situ-Populationen demographisch stabil, zu einer sich selbsterhaltenden Reproduktion in der Lage sein und für lange Zeit gehalten werden. Sie sollten auf verschiedene Institutionen verteilt und groß genug sein, um eine ausreichende genetische Vielfalt zu haben. Viele Programme haben jedoch zu wenige Gründertiere und Teilnehmer, eine zu geringe genetische Bandbreite oder nur geringe Zuchterfolge. Wege, die Lebensfähigkeit zu erhöhen, sind: Mehr Platz für die Zucht, Ausweitung regionaler zu globalen Programmen, verstärkte genetische Planung, Verbesserung der Haltung durch Forschung sowie Import von Gründertieren aus freier Wildbahn oder anderen Regionen. Populationsmanagement umfasst demographische und genetische Planung, tierärztliche Betreuung und Haltung. Das bedeutet Zahlen und Alter, Geschlechts- und soziale Struktur zu überwachen. Genetische Planung bedeutet die sichere Bestimmung der taxonomischen Zugehörigkeit, um Inzucht oder einen Verlust genetischer Vielfalt zu vermeiden. Planungs-Entscheidungen basieren auf Zuchtbüchern. Populationsdaten sind in einer Datenbank festgehalten, dem Internationalen Arten Information System (ISIS), einschließlich Registrierungs- und Analysesoftware. Andere Aspekte des Managements betreffen konfiszierte und überlassene Tiere, Eigentums-verhältnisse und Auswirkungen des Tieraustauschs. Das Kapitel zeigt, dass es ein vorrangiges Ziel von Ex-situ-Programmen ist (einschließlich demographischer und genetischer Reservoire), In-situ-Naturschutz zu unterstützen. Metapopulations-Planung befasst sich mit dem Management miteinander in Verbindung stehender Populationen. Ihre Elemente können Ex-situ-Populationen, Zuchtprogramme im Land, frei lebende Populationen und Genbanken einschließen. Austausch zwischen Populationen kann auch Wiedereinbürgerung heißen. Das Kapitel endet mit der Feststellung, dass viele Wildpopulationen Ex-situ-Populationen gleichen – klein, mit geringem Genfluss untereinander. Die Wissenschaft des Managements kleiner Populationen entwickelte sich beim Management von Ex-situ-Populationen und ist daher von direkter Bedeutung für den Naturschutz in freier Wildbahn. Dieses Fachwissen können Zoos und Aquarien zum Naturschutz beisteuern. Vision Alle Zoos und Aquarien haben das Fachwissen für das Management kleiner Populationen. Sie sind in globale oder regionale gemeinsame Zuchtprogramme eingebunden. Diese Programme fußen auf soliden Kenntnissen und nutzen die neuesten verfügbaren Daten des Populationsmanagements, der Fortpflanzungsbiologie, der Genetik, des Verhaltens, der Ernährung, der tierärztlichen Betreuung und der Haltung. 4.1 Einleitung Zoos and Aquarien haben in Zukunft einen entscheidenden Anteil am Überleben vieler Arten und sind ein bedeutender Partner von In-situ-Naturschutzprogrammen. Jedoch sind die Bestände in den einzelnen Zoos normalerweise zu klein, um für einen langfristigen Naturschutz von großer Bedeutung zu sein. Wie können dann diese einzelnen Bestände einem Natur-schutzziel dienen? Die Antwort liegt in gemeinsamen, regi-onalen oder weltweiten Ex-situ-Zuchtprogrammen, die große lebensfähige Populationen bilden. Diese kooperativen Zucht-programme dienen vielen Zwecken, z.B. der Pädagogik oder Forschung. Wichtiger noch, sie halten Tiere als demogra-phische und genetische Reserven für Wildpopulationen. Um

das zu erreichen, müssen diese Bestände für einen langen Zeit-raum lebensfähig sein. Das heißt, dass sie demographisch sta-bil, gesund, für lange Zeit werden gehalten und zu sich selbst-erhaltender Reproduktion in der Lage sind. Sie sollten auf ver-schiedene Institutionen verteilt sein, um das Risiko eines Ver-lustes durch Katastrophen zu vermindern. Auch sollten sie von ausreichender Größe sein, um einen hohen Grad genetischer Vielfalt zu gewährleisten. Demographische Stabilität stellt sicher, dass eine ausreichende Zahl von Tieren im fortpflanzungsfähigen Alter zur Verfügung steht. Das erlaubt, so zu züchten, dass die Population auf die gewünschte Größe steigt oder stabil gehalten wird. Gesunde

29 POPULATIONSMANAGEMENT

WZANS 2005

Populationen sind erforderlich, damit die Tiere auch tatsäch-lich züchten, wenn es nötig ist. Genetische Vielfalt ist für Populationen notwendig, damit sie gesund bleiben und sich an wechselnde Umweltbedingungen anpassen können (d.h. na-

türliche Selektion erfahren können). Ex-situ-Zuchtprogramme müssen diese Vielfalt erhalten, sonst wird auf lange Sicht die Fitness der betroffenen Populationen leiden.

4.2 Lebensfähige Bestände erhalten: Festlegung der Ziele für eine Population Naturschutz-Biologen empfehlen, dass Ex-situ-Populationen, um lebensfähig zu bleiben, so groß sein sollten, dass 90% der genetischen Vielfalt des Gründerbestands über 100 Jahre er-halten werden kann. Sie führen aus, dass die hierzu benötigte Größe auch für die meisten anderen Punkte der Lebens-fähigkeit (zuverlässige Fortpflanzung, demographische Stabi-lität, etc.) ausreicht. Die optimale Größe hängt von den Besonderheiten jeder Population ab (so kommen Arten mit längerer Generationenfolge oder größerer genetischer Vielfalt mit kleineren Populationen aus), liegt aber üblicherweise bei einigen Hundert. Deshalb müssen Einzelinstitutionen in regionalen oder globalen gemeinsamen Zuchtprogrammen mitarbeiten. Das “90% / 100Jahre”-Ziel wirkt einschränkend, da es nur die genetischen Kriterien der Lebensfähigkeit berücksichtigt. Eine stärker ganzheitliche Betrachtungsweise sollte die Gesamt-Lebensfähigkeit einer Population mitberücksichtigen. Die Zielgröße einer Population erfüllt dann einen multidimen-sionalen Satz von Kriterien, wie Verringerung der Gefahr der Auslöschung, Erhalt eines hohen Grades genetischer Vielfalt, Haltung einer sich selbst erhaltenden Population und anderer Notwendigkeiten (z.B. der Präsentation sozialer/verhaltens-bedingter Bedürfnisse oder Tiere für eine Wiedereinbürgerung zur Verfügung stellen zu können). Es müssen Methoden

entwickelt werden, mit denen entsprechende Analysen zur Lebensfähigkeit von Populationen durchgeführt werden können. Viele Ex-situ-Erhaltungszuchtprogramme erfüllen nicht die allgemeinen Kriterien für Lebensfähigkeit. Gründe dafür sind zu wenige Gründertiere, bereits verlorene genetische Vielfalt, nicht genug beteiligte Institutionen oder mangelnde Zucht-erfolge. Jedes Programm sollte Strategien entwickeln, die Lebensfähigkeit seiner Population zu erhöhen, durch: • ein größeres Platzangebot zur Zucht für die Art, evtl. hin-

ter den Kulissen; • Ausweitung eines regionalen zu einem internationalen

Programm; • Steigerung der Intensität der genetischen Planung (z.B.

genauere Befolgung der Zuchtempfehlungen); • Verbesserung der Haltungspraxis oder Investitionen in die

Haltung, Forschung über Verhalten, Ernährung und Tier-medizin, um den Fortpflanzungserfolg zu steigern; Ein-fuhr weiterer Gründertiere aus der freien Wildbahn oder anderen regionalen Programmen.

4.3 Die Wissenschaft des Populationsmanagements Populationsmanagement umfasst demographische und gene-tische Planung, tierärztliche Betreuung und Haltung. Die Ko-ordination dieser Gebiete ist unerlässlich, da jedes ins andere hineinwirkt. Zum Beispiel verursachen oft Haltung und Ver-halten Einschränkungen bei der genetischen Planung oder tier-ärztliche Belange verbieten, dass ein Tier züchtet oder einen wünschenswerten Wechsel in eine andere Institution. Demographische Planung befasst sich mit der Kontrolle von Alter, sozialer Struktur und Geschlechterverhältnis in der Po-pulation. Sie legt die Anzahl der beteiligten Artgenossen für eine zuverlässige Fortpflanzung und die Zahl der Tiere fest, die gezüchtet werden müssen, um eine gewünschte Wachstums-rate zu erreichen. Zur Analyse wird Software, die auf Zucht-buchdaten basiert, eingesetzt. Die beiden Hauptprobleme des Populationsmanagements sind die Wachstumsrate und die beschränkten Mittel.

Wenn Bestände anwachsen, müssen Tiere vielleicht an andere gute Zoos und Institutionen abgegeben und die Fortpflanzung eingeschränkt werden, um im Idealfall ein Nullwachstum der Population zu erreichen. Das ist eine erhebliche Ein-schränkung für die Tierhaltung, da die Verhinderung von Fortpflanzung aus tiergärtnerischer Sicht oft schwierig ist; sie vergeudet wertvollen Platz und kann in Hinsicht auf die

normale soziale Gruppierung unnatürlich sein. Obwohl in einigen Fällen empfängnisverhütende Mittel zur Fortpflan-zungsregulation eingesetzt werden, sind sie oft nicht ideal und können bei einigen Arten zu gesundheitlichen und sozialen Problemen führen. Dennoch sind sie in vielen Zoos das Mittel der ersten Wahl zur Geburtenkontrolle. Deshalb ist weitere Forschung erforderlich, um sichere, reversible Antikonzeptiva für die große Vielfalt der in Zoos gehalten Arten zu ent-wickeln. Die Tötung überzähliger Tiere ist eine andere Me-thode, das Bestandeswachstum zu beschränken, sie kommt aber nicht bei allen Arten in Frage und kann ethische und kulturelle Belange verletzen. (Siehe auch Kapitel 9.) Begrenzte Ressourcen, besonders Platz, bereiten der Popula-tionsplanung ebenso Sorgen. Auch wenn wissenschaftliche Methoden zur Berechnung idealer Populationsgrößen genutzt werden, gibt es für einige Arten selbst weltweit nicht genug Anlagen, um auf Dauer lebensfähige Populationen zu halten. Genetische Planung prüft die taxonomische Zugehörigkeit von Tieren und entwirft Zuchtprogramme, um den wichtigsten genetischen Herausforderungen, denen sich Zoo-Populationen gegenübersehen, entgegen zu treten: Schädliche Effekte von Inzucht, genetische Anpassungen an die Zoo- oder Aquarien-umgebung (ähnlich der Domestikation); Verlust von geneti-

POPULATIONSMANAGEMENT 30

WZANS 2005

scher Vielfalt und Auftreten schädlicher Eigenschaften. Zucht-strategien, deren Hauptanliegen die Minimierung des Verlusts genetischer Vielfalt ist, kümmern sich um all diese Belange. Zwei Herausforderungen für die genetische Planung sind ers-tens der taxonomische Status eines fraglichen Tiers, wenn es keine Informationen über seine Herkunft gibt, zweitens Infor-mationen über die Beziehung von Individuen, wenn Stamm-bäume fehlen. Heute sind preiswerte molekulare Techniken (z.B. Analyse der mitochondrialen DNS, Mikrosatelliten-analyse der Kern-DNS) verfügbar, um die Systematik lebender Bestände aufzuklären. Diese Verfahren nutzen einfach zu beschaffende Proben wie Haare oder Kot und Urin. Sicher wird es in Zukunft Techniken geben, die diese Analysen weiter vereinfachen und sie weltweit verfügbar machen. Die besten Zuchtstrategien, um die genetische Vielfalt zu erhalten, sind an Populationen entwickelt worden, in denen die Verwandtschaftsbeziehungen der Individuen bekannt wa-ren oder aufgrund vollständiger Stammbäume berechnet wer-den konnten. Jedoch ist es schwierig, diese Strategien auf Po-pulationen zu übertragen, deren Herkunft im Dunklen liegt. Die Molekular-Genetik kann viele dieser unklaren Bezieh-ungen aufklären und feststellen, ob es eine ausreichende gene-tische Vielfalt gibt, wenn die fraglichen Tiere (potentielle El-tern und Nachkommen) noch für genetische Proben greifbar sind. Wenn es nur eine geringe genetische Bandbreite gibt oder Proben von den Schlüssel-Individuen nicht greifbar sind, kann die Molekulargenetik oft helfen, wenigstens die Be-ziehung zwischen den Individuen aufzuhellen. Bei Populationen mit unvollständigen Stammbäumen oder Ar-ten, die in Gruppen leben und bei denen die Individuen schwer zu unterscheiden sind (z.B. Schwarmfische), hat man oft nur die Chance, mit der ganzen Gruppe und nicht mit In-dividuen zu planen. Fachleute sind dabei, Strategien für diese Gruppensituation zu entwickeln und zu überprüfen. In Zu-kunft wird das Populationsmanagement bei vielen Popu-lationen, sowohl ex-situ wie in- situ, stark auf Strategien des Gruppenmanagements angewiesen sein. Zwei andere genetische Fragestellungen werden zunehmend beim Management von Populationen zum Problem. Es sind dies die Anpassung an Zoo- oder Aquarienumgebung und ein Anstieg von schädlichen Eigenschaften infolge von Inzucht. Genetische Anpassung infolge kontrollierter Zucht ist lange Zeit als wichtiger Punkt beim Populationsmanagement ge-sehen worden, obwohl sie bis jetzt nicht richtig verstanden ist. Künstliche Selektion, absichtlich oder unbeabsichtigt, führt mit der Zeit in einem gewissen Maße zu Domestikations-effekten. Die Veränderung von Eigenschaften durch Selektion mag nur geringfügig sein, ist aber dennoch signifikant; z.B. ge-ringere Fluchtdistanz, geringere Aggression oder effektivere Verdauung von Ersatznahrung. Haltung in Menschenhand hat das unerwünschte Potential, einige Kriterien, die bei der künstlichen Selektion von Haustierbeständen absichtlich ein-gesetzt werden, zu verstärken. Das ist einer der Hauptgründe, dass Zuchtentscheidungen auf Stammbäumen basieren und Strategien nutzen sollten, den Verwandtschaftsgrad gering zu halten. Dadurch wird die genetische Vielfalt gesteigert und nicht auf bestimmte Merkmale selektiert. Trotz dieser Zucht-strategien kann möglicherweise künstliche Selektion auftreten.

Weitere Forschung ist notwendig, um den ungünstigen Effekt, den künstliche Selektion auf lange Sicht auf Zootierbestände haben kann, besser zu verstehen. Auch muss erforscht werden, wie Zoo-Populationen erfolgreich zum Schutz von Arten bei-tragen können (z.B. durch Wiedereinbürgerungsprogramme). Die Ausprägung von unerwünschten Merkmalen wird steigen, da schädliche rezessive Gene normaler Bestandteil der ge-netischen Vielfalt einer Population sind und diese mit der Zeit der Inzucht unterliegt. Die Verantwortlichen müssen zuerst feststellen, ob die Ausprägung schädlicher Merkmale genetisch oder durch die Umwelt bedingt wird. Sie sollten also nicht gleich davon ausgehen, dass es am besten ist, die bekannten und potentiellen Träger des Merkmals auszuselektieren. Wenn man das tut, riskiert man gleichzeitig andere, erwünschte genetische Variationen in der Population zu verlieren. Stamm-baumanalysen sollten durchgeführt werden, um die beste Strategie zu wählen, mit unerwünschten Merkmalen bei steigender Inzucht umzugehen. Das Management von Populationen kann ohne vernünftige tierärztliche Betreuung und Haltungsplanung keinen Erfolg haben. Erfolgreiche Fortpflanzung braucht gesunde, gut gehaltene Tiere in angemessenen Anlagen. Die Verhaltens-ansprüche der Tiere müssen durch richtige Sozialstruktur der Gruppe, Gehegegestaltung und Beschäftigungsprogramme be-friedigt werden. Das erfordert Verhaltensforschung, besonders für wenig bekannte Arten. Der Wechsel von Individuen zwischen Institutionen erhöht tiergesundheitliche Risiken. Tiertransporte sind ein kritischer Teil des Populations-managements und bergen ein erhöhtes Risiko der Krank-heitsverbreitung. Die meisten Tierarten haben eine Ko-evolution mit einer Reihe von Organismen durchlaufen, die möglicherweise Krankheiten oder Tod verursachen können. Diese normale Situation kann sich ändern, wenn Tiere in sub-optimale Situationen gebracht werden (physisch, psychisch, ernährungsbedingt, etc.) oder wenn sie neuen Krankheits-erregern von anderen Arten (einschließlich Menschen) oder Artgenossen aus anderen Ursprungsorten ausgesetzt werden. Es muss kompromisslos dafür gesorgt werden, dass Tiere so wenig wie möglich Kontakt zu anderen Arten oder Organismen bekommen, denen sie natürlicherweise nicht begegnen wür-den. Die Einschätzung neuer Krankheitserreger erfordert ständige Forschung und Schutzprogramme. Zoos und Aqua-rien brauchen gut geführte Quarantäneeinrichtungen und Standards, diesen Problemen adäquat zu begegnen. Wie bei der Handhabung von Populationen generell können Methoden der Gesundheitsvorsorge und der Planung den Erfolg steigern, Risiken minimieren und die Last für die einzelne Institution erleichtern, wenn sie regional organisiert oder viele Institutionen an ihnen beteiligt sind. Ein gewaltiger und ständig wachsender Wissensschatz ist durch die Netz-werke der im Gesundheitsbereich arbeitenden Experten ver-fügbar, wie das der IUCN Tierärzte-Fachgruppe, einem inter-nationalen Netzwerk von Tierärzten, die in freier Wildbahn und im Zoo arbeiten und den regionalen Vereinigungen von Tierärzten (z.B. Amerikanischer Verband der Zootierärzte und Europäischer Verband der Zoo- und Wildtierärzte).

31 POPULATIONSMANAGEMENT

WZANS 2005

4.4 Werkzeuge des Populationsmanagements: Datenbanken und Zuchtbücher Zoos und Aquarien, die sich an gemeinsamen Erhaltungs-zuchtprogrammen beteiligen, müssen die Informationen über einzelne Tiere in ihrem Bestand auf die gleiche Weise auf-zeichnen und standardisierte Software benutzen, z.B. das von ISIS entwickelte Tierdaten-Erfassungssystem (ARKS). Die grundlegenden Daten enthalten den Ursprungsort, Daten über Geburt und Tod, Herkunft und Nachkommen, aber auch Informationen über Nahrung und Fütterung, Gesundheit, me-dizinische Behandlungen und Fortpflanzung. Diese Informa-tionen sind für das Populationsmanagement von grundle-gender Bedeutung und bieten oft auch Details über die Bio-logie wenig bekannter Arten. ISIS sorgt für die zentrale Computer-Erfassung von Tieren, gesammelt und genutzt von weltweit über 600 Mitglied-Institutionen (Kasten 3.2). Mit ARKS, können Mitgliedsinstitutionen auf elektronischem Weg direkt Daten in die ISIS Datenbank eingeben. Darüber hinaus werden Aufzeichnungen über besondere Arten in regionalen, nationalen oder internationalen Zuchtbüchern geführt. Zuchtbücher bieten oft die genauesten Angaben über Arten, weil sie von einem Zuchtbuchführer geführt werden,

der für die Sammlung, Prüfung und Veröffentlichung der Daten verantwortlich ist. Internationale Zuchtbücher unter-liegen der Verantwortlichkeit der WAZA, regionale oder na-tionale Zuchtbücher liegen in der Zuständigkeit der betref-fenden Zoo-Vereinigung. ISIS produziert und verteilt jedes Jahr eine CD-ROM, die die letzte Version der Zuchtbücher enthält, die die Zuchtbuchführer eingereicht haben. Die CD-ROM von 2002 enthält 807 regionale und 157 internationale Zuchtbücher, zusätzlich 74 Haltungsrichtlinien. Zusätzlich zu der Software, mit der die Tierdaten betreut werden, gibt es verschiedene spezielle Softwarepakete, mit denen man Zuchtbuchdaten analysieren und Management-Empfehlungen entwickeln kann, z.B. REGASP, PM2000 and MateRx. Das gegenwärtige System unterschiedlicher, sich überschnei-dender Datenbasen ist eine ineffektive Ressourcennutzung. Aber es gibt eine spannende neue Entwicklung, die von ISIS betrieben wird, ein internetgestütztes, umfassendes und inte-griertes Informationssystem (ZIMS), das einen weiten Bereich des Managements von Tieren und Naturschutzaktivitäten unterstützen kann (siehe Kapitel 3, und Kasten 3.2.)

4.5 Organisation von gemeinsamen Zuchtprogrammen Gemeinsame Zuchtprogramme können auf globaler oder regionaler Ebene organisiert sein. Regionale Programme werden oft bevorzugt, da Tiere gewöhnlich leichter innerhalb einer Region ausgetauscht werden können (z.B. innerhalb Eu-ropas). Zoos und Aquarien in unterschiedlichen Regionen können unterschiedliche Schwerpunkte im Naturschutz haben. Einige Regionen entwickeln auch aktiv regionale Bestands-pläne, die bestimmten Tiergruppen Priorität geben und regio-nale Mittel zuweisen. In diesen Plänen werden die Zielgrößen der Populationen für jede Tiergruppe festgelegt, um den Platz optimal zu nutzen. Die beteiligten Zoos berücksichtigen diese regionalen Bestandsplanungs-Richtlinien in ihrem Bestands-plan. Die Zuweisung von Vorrang für Arten schließt viel-schichtige Überlegungen ein, wie: • Grad der Gefährdung der Wildpopulation; • taxonomische Einzigartigkeit; • endemische Art in der Region; • Von pädagogischem und wissenschaftlichem Wert. • Flaggschiff-Art; • Art mit bereits bestehenden und gesunden Populationen; • Arten mit erprobten Haltungsstandards;

Der bedrohte Kalifornische Kondor (Gymnogyps californianus) wird von den Mitgliedzoos der AZA in einem Erhaltungszuchtprogramm vermehrt und wieder ausgewildert. Aufnahme zur Verfügung gestellt von Mike Wallace, Zoologische Gesellschaft San Diego.

Die Software REGASP (Regionaler Arten Bestandsplan) wurde vom Verband der Australasischen Zoos und Aquarien entwickelt, um Zoos bei der Bestandsplanung zu unter-stützen. REGASP kombiniert die Informationen von Tierdaten der Institutionen mit den Zieldaten regionaler Bestände, so dass Zoo- und Aquarienleiter sich während des Planungsprozesses auf regionale und globale Bestands-empfehlungen stützen können. REGASP ist Bestandteil der ISIS-Software. Die IUCN Species Survival Commission ist ein Netzwerk von Fachgruppen, das sich mit bestimmten Tiergruppen befasst, und auch Prioritäten für Naturschutz-Aktivitäten mit festlegt.

POPULATIONSMANAGEMENT 32

WZANS 2005

4.6 Weltweite gemeinsame Zuchtprogramme Weltweite gemeinsame Zuchtprogramme, die es für einige Arten gibt, haben ein internationales Zuchtbuch und einen internationalen Art-Koordinator. Er bewertet die Rolle der einzelnen Tiere, Institutionen und Regionen aus einer globalen Perspektive. Diese Programme können unter der Regie einer nationalen Regierung stehen, der alle oder die meisten Tiere des Zuchtprogramms gehören. Das kann das Bestandsmanage-ment erleichtern, da es mögliche Konflikte oder auch wider-sprüchliche Ziele und Empfehlungen zwischen Regionen ver-meidet. Versuche, regionale Programme für einige Arten im Freiland einzurichten, könnten gefährdet werden, wenn man genetisch wichtige Tiere wegnimmt, um Programme in anderen Regionen zu unterstützen. Andererseits kann ein

regionales Programm überzählige Tiere (und genetisch un-wichtige Tiere) an andere Regionen loswerden, die, wenn sie ein eigenes regionales Programm ins Leben rufen wollen, feststellen müssen, dass ihre Gründerpopulation – aus globaler Sicht – genetisch von geringem Wert ist. Bei einigen Tier-gruppen kann es sein, dass ein koordiniertes Vorgehen ver-schiedener Regionen nötig ist, um eine lebensfähige und gesunde Population derselben Art oder Unterart zu erhalten. In anderen Fällen können die Regionen in der Lage sein, sich ergänzende Programme für verschiedene Unterarten durch-zuführen. Die Mittel von Zoos und Aquarien müssen weltweit koordiniert werden, um eine Zersplitterung oder unnötigen doppelten Aufwand zu vermeiden.

4.7 Eigentumsverhältnisse und Populationsmanagement Der Besitz von Tieren spielt auch heute noch eine wichtige Rolle beim Aufbau und der Realisierung von gemeinsamen Zuchtprogrammen. Bei einigen Programmen bleiben die Tiere im Besitz der Regierung des Ursprungslandes und der Originalbestand und alle Nachkommen sind Leihgaben. Andere Programme geben Empfehlungen zu Tiertransakti-onen, kümmern sich aber nicht um Besitz und überlassen es den beteiligten Institutionen zu entscheiden, ob die Tier geliehen, getauscht, ge- oder verkauft werden. Der Vorteil, Tiere zu verleihen, liegt darin, dass man im Besitz genetisch wertvollen Materials bleibt, aber an Leih-Arrangements auf Gegenseitigkeit beteiligt ist. Dadurch bekommt man besseren Zugang zu einer größeren Zahl von Tieren für seinen Bestand. Einige Zoos sind jedoch aus finanziellen Gründen auf die Einnahmen aus Tierverkäufen angewiesen, nicht zuletzt wegen ihrer Zuchtprogramme. Das macht Trans-aktionen zwischen den Institutionen schwieriger und kann die Effektivität von gemeinsamen Zuchtprogrammen ein-

schränken. Solche Institutionen ziehen es vor, Tiere zu verkaufen und unterstellen sie nicht der Autorität eines koordinierten Managements. Es kann zu großen Interessens-konflikten in Zoos und Aquarien kommen, die ein großes finanzielles Interesse an ihren Tieren haben. Möglicherweise wollen sie einer Empfehlung, die Zucht zu stoppen oder Tiere in andere Institutionen zur Zucht mit Partnern zu geben, die ihnen nicht gehören, nicht folgen. Diese Fragen stehen besonders dann zur Debatte, wenn bei gemeinsamen Zuchtprogrammen Privatpersonen mitwirken. Artkoordinatoren müssen Kosten und Nutzen abwägen, wenn sie Institutionen, die an den fraglichen Arten finanzielle Interessen haben, am Management beteiligen. Obwohl solche Teilnehmer einen genetisch wertvollen Bestand halten und (gegen Geld) verfügbar machen mögen, kann ihr finanzielles Interesse die Glaubwürdigkeit des Programms schwächen oder gar zerstören. (Siehe auch Kapitel 9.)

4.8 Konfiszierte und überlassene Tiere Ein Problem für einige Zuchtprogramme sind konfiszierte oder überlassene Tiere. Sie können illegal als Heimtiere ge-halten oder als Importe konfisziert worden sein. Es können Tiere sein, die gerettet und an die Naturschutzbehörden zurückgegeben worden sind oder Problemtiere, die von den Naturschutzbehörden aus dem Verkehr gezogen worden sind, um Probleme zwischen Mensch und Tier zu vermeiden. Wenn man konfiszierte oder überlassene Tiere in ein Zuchtprogramm einbringt, müssen folgende Punkte bedacht werden: • fragwürdige Gesundheit, Krankheitsrisiken; • fragwürdige Herkunft, weil Lebensdaten fehlen

(wild geboren, Wildfang, Taxonomie);

• fragwürdige Beziehung der Individuen der beschlag-

. Andererseits können gesunde konfiszierte oder überlassene Wildfänge in einem Zuchtprogramm den Gründerbestand aufzufrischen. Die meisten Zuchtprogramme haben zu we-nige Gründertieren. Eine gelegentliche Zufuhr von neuen, nicht verwandten Tieren kann für solche Programme ein Glücksfall sein. Es muss jedoch alles getan werden, sicher-zustellen, dass alle Tiere, die in ein Zuchtprogramm über-nommen werden: gesund, eindeutig bestimmt, wild-geboren (oder, wenn sie im Zoo geboren sind, ihre verwandt-schaftlichen Beziehungen zur Population bekannt) sind und dass sie angemessen untergebracht werden können. WAZA und IUCN haben Richtlinien für Zoos, Aquarien und Naturschutzbehörden zum Umgang mit konfiszierten Tieren entwickelt.

nahmten Gruppe zueinander.

33 POPULATIONSMANAGEMENT

WZANS 2005

4.9 Nationale und internationale Bestimmungen Erhaltungszuchtprogramme kommen nicht ohne den Aus-tausch von Tieren aus. Den Austausch von Tieren zwischen Untereinheiten von Ex-situ-Populationen, Einfuhr von Wild-tieren zur genetischen Auffrischung von bestehenden Popu-lationen, Einrichtung von neuen Ex-situ-Populationen mit Wildtieren und den interaktiven Austausch von Tieren zwischen In-situ- und Ex-situ-Populationen zur wechselseitigen Stärkung. Viele dieser Transaktionen erfordern die Überschrei-tung nationaler und kontinentaler Grenzen. Zoos and Aquarien müssen sich beim Austausch von Tieren an nationale und internationale Gesetzgebung halten. Jedoch sollte die Gesetzgebung zum Nutzen einer wirksamen Popula-tionsplanung, die für Artenschutz von ausschlaggebender Be-deutung ist, so angepasst und entwickelt werden, dass sie große Möglichkeiten für den Austausch von Tieren und genetischem Material zwischen anerkannten Zoos und Aquarien und zwi-schen In-situ- und Ex-situ-Populationen zulässt. Die geltenden Vorschriften sind zeitraubend und kompliziert und verur-sachen unnötige Verzögerungen.

Hier sind zu nennen: • CITES-Bestimmungen und ähnliche nationale oder inter-

nationale Gesetzgebungen zum Import und Export von Tieren gefährdeter Arten.

• Nationale Gesetze, die die Einfuhr von Tieren beschrän-ken (sowohl Haus- als auch Wildtieren), um die Ein-schleppung von Krankheiten zu verhindern.

• Nationale Gesetze oder Naturschutzbestimmungen, die die Entnahme von Tieren aus einem oder ihre Wieder-einbürgerung in einen natürlichen Lebensraum regeln.

• Nationale Gesetze, die im Zuge der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) erlassen worden sind, um Bio-Piraterie zu kontrollieren und einer Nation die Souverä-nität über ihre Biodiversität zu sichern.

• Nationale Gesetze, die darauf zielen, die Einführung fremder Arten mit invasivem Potential zu verhindern.

4.10 Bestandsplanung in-situ und ex-situ: Management von Metapopulationen Ein vorrangiges Ziel von gemeinsamen Ex-situ-Zuchtpro-grammen für bedrohte und gefährdete Arten ist die Unter-stützung des In-situ-Naturschutzes. Das kann durch Bergung von Arten erreicht werden, die in der Wildnis von direkter Ausrottung bedroht sind; aber auch durch Forschung, Auf-klärung oder Unterstützung von Aktionen, die In-situ-Popu-lationen stärken oder durch genetische und demographische Reserven zur Sicherung gefährdeter Wildpopulationen. Ein nützliches Modell, um die mögliche Beziehung zwischen Ex-situ- und In-situ-Populationsmanagement zu beschreiben, ist das Metapopulations-Managementmodell: eine Reihe von miteinander in Beziehung stehenden Populationen werden unter einem Naturschutzziel gemanagt (Abbildung 4.1). Kom-ponenten eines Metapopulationsmanagement-Plans können mehrere regionale Ex-situ-Populationen sein (oder eine globale Ex-situ-Population), Zuchtprogramme einzelner Länder, meh-rere Wild-Populationen, wieder eingebürgerte Populationen, für eine Wiedereinbürgerung geeignete Lebensräume oder sogar Genbanken. Populationsmanagement wird, wie oben ausgeführt, durch Austausch zwischen den Ex-situ-Popu-lationen in Institutionen, Wiedereinbürgerung von im Zoo

geborenen Tieren in der Wildnis oder Austausch von Tieren zwischen wilden Populationen erreicht. Gene können durch künstliche Besamung oder Techniken des Embryonentransfers ausgetauscht werden. Die Rolle von Ex-situ-Populationen kann variieren, sie können einfach als genetische und demo-graphische Reserve für die Art dienen ohne große Interaktion mit der Wild-Population, bis hin zu starkem Genfluss in beide Richtungen. In-situ-Populationen haben oft ähnliche Probleme wie sie Ex-situ-Populationen – kleine Gründerbasis und Gesamtpopula-tionsgröße, eingeschränkter Genfluss, mögliche Hybridisie-rung, Überbevölkerung (Überschreitung der Kapazität, die ein Habitat aushält) und die Notwendigkeit menschlichen Eingreifens. Die Wissenschaft, kleine Populationen zu mana-gen, die vorwiegend für das Management von Ex-situ-Popu-lationen entwickelt wurde, muss auf diese In-situ- Po-pulationen angewandt werden, um deren Lebensfähigkeit zu vergrößern. Zoos und Aquarien werden in einer starken Position sein, weil sie dieses Fachwissen liefern können und sollten nach Gelegenheiten Ausschau halten, es einzusetzen.

POPULATIONSMANAGEMENT 34

WZANS 2005

Abbildung 4.1. Metapopulations-Management betreut eine Reihe von sich gegenseitig beeinflussenden Populationen sowohl in-situ als auch ex-situ unter einem gemeinsamen Naturschutzziel.. Das kann eine Reihe von Teilbereichen betreffen: Austausch zwischen größeren Zuchtinstitutionen (große Kreise); Verteilung von Tieren, die zu alt zur Zucht sind oder nicht züchten auf periphere Institutionen (kleinere Kreise und gestrichelte Linien); Austausch von Tieren zwischen Regionen, Wiedereinbürgerung von im Zoo geborenen Tieren in ihr Ursprungshabitat und gele-gentliche Entnahme von Wildtieren für die Ex-situ-Population. Wenn die Reproduk-tionstechnik in Zukunft Fortschritte macht, kann der Austausch von Genen zwischen Einheiten der Metapopulation durch Tiere oder Keimzellen erfolgen.

Empfehlungen Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie (WZANS) empfiehlt, dass alle Zuchtprogramme für be-drohte Arten in Zoos und Aquarien als globale oder regionale Programme betrieben werden. Regionale Pro-gramme sollten sich zusammenschließen, um globale Naturschutzstrategien zu verfolgen. Für die betroffenen Arten müssen globale oder regionale Zuchtbücher oder gleichwertige Datenbasen geführt werden. Die WZANS empfiehlt, alle Zuchtprogramme, an denen Zoos und Aquarien beteiligt sind, quantitativ und objektiv bezüglich ihrer Ziele, ihres Status und ihrer Lebensfähigkeit zu überprüfen. Die WZANS empfiehlt dringend, dass alle Zuchtprogramme auf wissenschaftlicher und vernünftiger Planung fußen und die neuesten wissenschaftlichen Kenntnisse nutzen. Die WZANS erinnert alle Zoos und Aquarien daran, dass bei der Übernahme von Tieren von Behörden die „WAZA Richtlinie zur Annahme von beschlagnahmten oder konfiszierten Tieren“ zu berücksichtigen ist. Die WZANS drängt alle Zoos und Aquarien die wissenschaftliche Entwicklung des Populationsmanagements besonders für anonyme Tiergruppen (z.B. Fische und Wirbellose) voranzutreiben. Die WZANS erinnert alle Zoos und Aquarien, dass von ihnen erwartet wird, dass sie genaue Daten ihrer Bestände erfassen und diese Daten an die ISIS-Datenbank und die Zuchtbücher rechtzeitig und umfassend weitergeben. Die WAZA und die regionalen Verbände müssen weiterhin ökonomisch vertretbare Lösungen suchen, Institutionen aus Entwicklungsländern an diesem Prozess teilhaben zu lassen. Die WZANS ruft alle Zoos und Aquarien auf, ihre Bestandsplanung in Zusammenarbeit mit den Taxonomie- und Art-Beratungsgruppen der IUCN Species Survival Commission auf regional oder global festgelegte Natur-schutzprioritäten auszurichten. Die WZANS ruft alle Gesetzgeber und Vollzugsbehörden auf, die Gesetze und Verfahren so zu vereinfachen, dass der Austausch von Tieren und genetischem Material zwischen Zoos und Aquarien ohne größere Schwie-rigkeiten möglich wird.

35

WZANS 2005

Kapitel 5

Bildung und Ausbildung

Zusammenfassung Bildung ist eine zentrale Aufgabe und sollte Teil der Organisationsstrategie von Zoos und Aquarien sein. Sie müssen eine schriftliche Richtlinie für Zoopädagogik haben, ein Entwicklungskonzept entwerfen, wie sie ihre pädagogischen Ziele erreichen wollen und ökologische Nachhaltigkeit vorleben (eine „grüne“ Ethik). Pädagogische Ziele sollten integraler Teil der Bestandsplanung, der Gehegegestaltung, der Entwicklung von Naturschutzprojekten und der Planung von Besucherangeboten sein. Aufgabe der Zoopädagogik ist, Tiere und Pflanzen so vorzustellen, dass sie Menschen aus allen Lebensbereichen begeistern, beflügeln und motivieren, im Naturschutz aktiv zu werden. Zoopädagogen präsentieren Tiere sowohl im ökonomischen, kulturellen und politischen als auch im biologischen Zusammenhang. Sie erklären die lokalen und globalen Eingriffe der Menschen ins Tierreich. Deshalb sollten die Mitarbeiter der zoopädagogischen Abteilungen (auch die freien Mitarbeiter) durch Lehrgänge weitergebildet werden. Netzwerke wie das des Internationalen Zoopädagogen-Verbands mit Gegenstücken in Botanischen Gärten, Museen und Wissenschaftszentren bieten Möglichkeiten zum Austausch von Methoden. Zoos und Aquarien geben den Besuchern allgemeine Informationen, durch die sie (freiwillig) etwas lernen können (informale Bildung) und Unterricht in Kooperation mit Schulen, Fachhochschulen, Universitäten und Einrichtungen der Lehrerfortbildung (formale Bildung). Durch die Beteiligung bei der Entwicklung von Lehrplänen können Zoo- und Aquarien-Pädagogen ihre Programme aktuell halten und sicherstellen, dass Naturschutz berücksichtigt wird. Tiere und Pflanzen können über die Vermittlung rein biologischen Wissens hinaus genutzt werden, um Tierschutz, Gartenbau, Gehegegestaltung und Freizeitmanagement zu vermitteln; deshalb stärken Partnerschaften in der Ausbildung die Rolle der Pädagogik. Bildung ist auch eine entscheidende Komponente von Naturschutzprojekten im Freiland, um Bewusstsein zu wecken und Unterstützung zu gewinnen. Dieses Kapitel zeigt die Vision von Zoos und Aquarien, die zum Naturschutz beitragen, indem sie eine führende Rolle in der sozial und kulturell relevanten, informalen und formalen Bildung übernehmen. Sie beeinflussen dadurch die Einstellung und das Verhalten der Menschen lokal und global zum Leben in freier Wildbahn und zur Umwelt.. Vision Zoos und Aquarien mit ihrem außergewöhnlichen Bestand an lebenden Tieren, ihrem Fachwissen und ihrer Verbindung zu Naturschutzprojekten vor Ort werden als Wegweiser und Ratgeber in formaler und informaler Bildung für Naturschutz anerkannt. Die Rolle von Zoos und Aquarien als Bildungsinstitution ist sozial, kulturell und für die Umwelt relevant. Bildung wird, da sie das Verhalten und die Werte der Menschen beeinflusst, als eine bedeutende Naturschutzaktivität anerkannt. Zoos und Aquarien werden die Ausbildung der eigenen Mit-arbeiter und fremder, die in In-situ- und Ex-situ-Projekten arbeiten, verbessern. 5.1 Einleitung Zoos und Aquarien können Menschen besonders gut über die Natur und die Notwendigkeit ihres Schutzes informieren. Wenn Bewusstsein in Handeln mündet, hat das positive Folgen für das Leben in freier Wildbahn, die Menschen und den Naturschutz. Die Bildungsarbeit in Zoos und Aquarien unterstützt also die Umsetzung der Visionen der Agenda 21, einer Initiative der Konferenz über Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro 1992. In der offiziellen Beschreibung heißt es: „die Agenda 21 ist ein umfassender Plan von Aktionen, die auf globaler, nationaler und lokaler Ebene, von Organisationen der Vereinten Nation- nen, Regierungen und wichtigen Gruppierungen in allen Bereichen, in denen der Mensch die Umwelt beeinflusst, durchgeführt werden müssen“. Sie ist ein umfassendes Doku-

ment und der deutsche Originaltext ist zu finden unter: http://www.agrar.de/agenda/agd21k00.htm Kapitel 36 der Agenda 21 mit dem Titel „Förderung von Bil-dung, öffentlichem Bewusstsein und Ausbildung“ ist der Rah-men für alle Aktivitäten, die auf eine Bildung für nachhaltige Entwicklung zielen. Sie schließt alle Aktionen ein, die von anderen UN Konferenzen beschlossen wurden. Kapitel 36 „umfasst alle Bereiche der Bildung, (formale und informale) Grundbildung und alle Schlüsselfragen der Bildung für eine nachhaltige menschliche Entwicklung, einschließlich Umwelt-bildung“. Fortschritte im Naturschutz hängen vom öffentlichen Ver-ständnis der Wechselbeziehungen zwischen Arten und Umwelt

BILDUNG UND AUSBILDUNG 36

WZANS 2005

sowie den Einstellungen und Handlungsweisen der Menschen selbst ab. Andere Naturschutzstrategien wie das Management von Ex-situ-Populationen, Wiedereinbürgerung und Schutz des Lebensraums, können nur Erfolg haben, wenn Bildung das Verhalten von Menschen verändern kann. Zoos und Aquarien lehren die Menschen, für die Natur Wert-schätzung, Bewunderung, Respekt, Verständnis, Fürsorge und Interesse zu entwickeln. Das kann global durch das Netzwerk der Zoos, das lokal, regional, national und international arbei-tet oder durch die direkte Einbindung in In-situ- und Ex-situ-Projekte erreicht werden. Der Erfolg von Zoos und Aquarien bei der Ausbildung, nicht nur der Zoomitarbeiter, sondern auch anderer Personen, die in Naturschutz, Forschung, Umweltmanagement, Bildung, Kom-

munalentwicklung und ähnlichen Bereichen tätig sind, muss gesteigert werden. Zoos und Aquarien sind für ein breites Publikum attraktiv und haben weltweit hohe Besucherzahlen. Dadurch können sie eine wichtige Quelle für Umweltbewusstsein, Bildung und Aktionen für eine nachhaltige Zukunft sein. Anfang des 21. Jahrhunderts müssen wir uns gemeinsam bemühen, Bildungs- und Ausbil-dungsprogramme weiterzuentwickeln und neu zu gestalten. Zugehörige Medien müssen entwickelt, direkte Verbindungen zur In-situ-Arbeit hergestellt und die Bedürfnisse der Gesell-schaft, ihr Verhalten und ihre Erwartungen analysiert werden. Ziel der Pädagogik sollte sein, alle Aspekte der Arbeit in Zoos und Aquarien zu beeinflussen, unabhängig von Größe, Ort und finanziellen Rahmenbedingungen.

Kasten 5.1 Zoopädagogische Standards Die hier zusammengefassten Standards wurden vom Präsidium des Europäischen Verbandes der Zoos und Aquarien (EAZA) im September 2001 verabschiedet. Andere regionale Verbände haben ähnliche Standards. Die Umsetzung der Standards erhöht die Professionalität ihrer Mitglieder. Zusammenarbeit steigert ihre pädagogische Rolle und Wirksamkeit. Zusammenfassung der Zoopädagogischen Standards der EAZA (2001) 1. Die Rolle des Zoos als Bildungseinrichtung muss aus seiner schriftlichen Aufgabenbeschreibung klar hervorgehen. 2. Der Zoo muss eine schriftliche Richtlinie zur Pädagogik haben, die die pädagogischen Programme beschreibt und darlegt, durch welche

Methoden diese Programme auf die unterschiedlichen Gruppen von Zoobesuchern abgestimmt sind. Zoopädagogik muss auf alle Besu-cher und nicht nur auf Schulen zielen.

3. Der Zoo muss durch bestimmte Projekte, Zahlen über die Beteiligung, Überprüfungs-Verfahren und Forschung nachweisen, dass er seine zoopädagogischen Leitlinien umsetzt.

4. Mindestens ein Mitarbeiter der Institution sollte für die professionelle Durchführung von Zoopädagogik verantwortlich sein. 5. Tiere müssen in ihren Gehegen eindeutig und richtig bezeichnet sein. Auf gefährdete Arten und Arten in regionalen, nationalen und

internationalen gemeinsamen Zuchtprogrammen sollte besonders hingewiesen werden. 6. Wenn Tierdressuren Teil des Programms sind, müssen sie eine pädagogische oder naturschützerische Botschaft vermitteln. 7. Wenn pädagogische Programme erfolgreich sein sollen, müssen Zootiere unter besten Bedingungen gehalten werden, also in Gehegen,

die ihnen erlauben, so natürlich wie möglich zu leben und ihnen so weit es geht, das Ausleben natürlicher Verhaltensweisen ermöglichen. 8. Information / Pädagogik sollte integraler Bestandteil jedes Geheges sein. Pädagogen sollten am Gehege- und Bestandsplanungsprozess

beteiligt sein. 9. Eine Präsenzbibliothek entsprechend der Größe und Komplexität des Zoos sollte unterhalten und allen Mitarbeitern und möglichst auch

der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. 10. Basismaterial / pädagogische Information sollte der breiten Öffentlichkeit und den Zoobesuchern zugänglich sein. Das heißt: Flugblätter,

Zooführer, Unterrichtsmaterialien, Materialsammlungen und Arbeitsblätter; sie sollten zur Ansicht, zum Kauf oder kostenfrei zur Verfügung stehen.

5.2 Zoos und Aquarien als Orte des Lernens Zoo- und Aquarien-Pädagogik ist eine ganzheitliche Disziplin, die auf Besucher, Mitarbeiter und die breite Öffentlichkeit zielt. Die Bildungsphilosophie von Zoos und Aquarien sollte die Prinzipien der Umweltbildung und der Erziehung zur Nachhaltigkeit einschließen. Dies kann auch „Bildung für Na-turschutz“ genannt werden. Zoos und Aquarien sollten die Bedeutung der Vermittlung von Grundwissen über Tiere und deren Lebensräume anerkennen. Oftmals bestimmen kulturelle, ökonomische und politische Faktoren, welche Fragen aus der Vielfalt der Umwelt- und Naturschutzthemen in Zoos und Aquarien in verschiedenen Teilen der Welt angesprochen werden. Zoos und Aquarien sollten die Bedeutung der Pädagogik durch Aufnahme in ihre Aufgabenbeschreibung anerkennen. Pädago-

gik muss ein Bestandteil der Aktivitäten des Managements sein. Ihre Ziele müssen bei der Bestandsplanung, der Gehegege-staltung, der Entwicklung von Naturschutzprogrammen und der Planung von Besucherangeboten berücksichtig werden. Alle Zoos und Aquarien und deren regionale Organisationen sollten eine Richtlinie für Zoopädagogik und einen Entwicklungsplan zur Umsetzung der pädagogischen Ziele schriftlich festhalten (vgl. Kasten 5.1.). Zoos und Aquarien sollten eine entsprechend qualifizierte Person mit der Entwicklung und Koordination von Bildungsaktivitäten beauftragen und dafür sorgen, dass entsprechend ausgebildete Mitarbeiter und/oder freie Mit-arbeiter zur Verfügung stehen. Wenn möglich, sollte die In-stitution Pädagogen anstellen und Bildungszentren oder ähn-liche Einrichtungen gründen.

37

WZANS 2005

5.3 Zusammenarbeit Zoopädagogen und andere Mitarbeiter sollten sich an lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Netzwerken wie dem des Internationalen Zoopädagogenverbandes (IZE) und seiner regionalen Gruppen beteiligen. Der Austausch von Ideen, von Angesicht zu Angesicht, in geschriebener oder elektronischer Form, ist ein unabdingbares Element einer

wirkungsvollen Bildungsarbeit. Zoos und Aquarien sollten ihre Pädagogen anhalten bzw. Ihnen die Mittel zur Verfügung stellen, an solchen produktiven Dialogen teilzunehmen, nicht nur mit Kollegen aus anderen Zoos, sondern auch solchen aus Botanischen Gärten, Museen, Wissenschaftszentren und anderen relevanten Institutionen.

5.4 Lebendige Exponate Lebende Tiere haben eine enorme Anziehungskraft; allein sie zu sehen, zu hören oder zu riechen hat schon einen pädagogischen Wert. Das oberste Ziel lebender Exponate ist Bildung. Deshalb sollten Zoopädagogen an der Gehegege-staltung beteiligt sein. Bei zunehmender Verstädterung ist der Kontakt zur Natur lebenswichtig. Auf ihm können wir aufbauen, um für den Naturschutz zu werben und ihn zu fördern. Zum Beispiel können wir verschiedenste Präsen-tationstechniken nutzen, Tiere in natürlicher Umgebung zeigen, Gehege mit mehreren Arten nutzen und Erfahrungen durch Geschichten vermitteln.

Gehegegestaltung orientiert sich am natürlichen Lebensraum, sollte aber auch Aspekte menschlicher Kultur berücksichtigen. Sie kann Pflanzen und andere Besonderheiten wie Geräusche oder Klima nutzen. Das erleichtert den Besuchern die Vor-stellung von der Vielfalt des Lebens, den Wechselwirkungen zwischen Arten, Lebensräumen und Ökosystemen. So erfah-ren sie den Zusammenhang mit menschlichem Handeln. Zoos und Aquarien müssen berücksichtigen, dass die Erlebnisse der Besucher stark durch ihr Wohlbefinden und die Gehege der Tiere geprägt werden. Ihre positive Botschaft darf nicht durch schlechte Bedingungen und Tierhaltungen entwertet werden.

5.5 Freies und eigenverantwortliches Lernen Die meisten Besucher wünschen sich einen erholsamen, ver-gnüglichen Tag, deshalb ist eine große methodische Bandbreite nötig, um sie unabhängig von Alter und Bildung zu erreichen. Die Besucherschaft umfasst verschiedene Zielgruppen, die für Naturschutz gewonnen werden müssen – z.B. Entscheidungs-träger, Wirtschaftsmanager, Konsumenten, Lehrer, Studenten, Eltern und Kinder; Gruppen mit sehr unterschiedlichem sozia-len, kulturellen, ethnischen und ökonomischen Hintergrund. Besucher sind offen für Informationen über Tiere und sind oft durch informale Verfahren leicht zu erreichen. Informale Bil-dung ist effektiver (z.B. Erklärungen von Tierpflegern, direkte Begegnung, körperlicher Kontakt mit Tieren, begehbare Anlagen, Anlagen mit klarem biologischem Thema), wenn das Bildungs- und Naturschutzethos in der gesamten Organisation und bei ihren Mitarbeiter verankert ist. Pädagogik ist glaub-würdig, wenn die Organisation praktiziert, was sie sagt. Beson-

ders, wenn die Organisation so „grün“ und nachhaltig wie möglich handelt (vgl. auch Kapitel 8.) Pädagogik in Zoos und Aquarien sollte: • Menschen aufmerksam machen, begeistern und Interesse

an der natürlichen Welt wecken, • das Verständnis für Fragen des Naturschutzes und der

eigenen Rolle im Umgang mit der Natur fördern, • Unterstützung und Aktionen der Öffentlichkeit initiieren

und Naturschutzfragen auf allen Ebenen ansprechen; • einen weiten Raum für Erfahrungen durch unterschied-

liche Materialien und Medien für Besucher bieten, um sie zu befähigen, im täglichen Leben fundierte Entschei-dungen für die Umwelt und das Leben in freier Wildbahn zu treffen,

• ein Bewusstsein für den Platz des Menschen in der Natur und ein Verständnis für die Bedeutung des Naturschutzes im täglichen Leben schaffen.

5.6 Unterricht Alle Zoos und Aquarien sollten für andere pädagogische Ein-richtungen attraktiv sein. Durch spannende, interaktive, thematische Workshops, Programme oder Unterricht und Bereitstellung von Medien, die auf spezielle Bedürfnisse zugeschnitten sind, können Zoos und Aquarien zum Lernen und Verstehen beitragen. Sie können Teil des lokalen und nationalen Bildungsnetzwerkes im Rahmen der Lehrpläne sein. Gleichzeitig können Zoopädagogen Fragen des Natur- und Umweltschutzes aufwerfen und positive Einstellungen fördern.

Auch können sie Natur-Aktionen von Schulen, Hochschulen und Universitäten in ihrer Kommune initiieren. Die Mitarbeiter der zoopädagogischen Abteilung sollten Kon-takte und Partnerschaften mit Lehrern pflegen. So erreichen sie, dass die Bildungsprogramme des Zoos auf dem neuesten Stand der Lehrplanentwicklung sind. Maßgeschneiderte Aktivitäten können dazu beitragen, die Unterstützung der Bildungsbehörden zu gewinnen und die Bedeutung von Zoos und Aquarien als Bildungsinstitutionen in der jeweiligen

BILDUNG UND AUSBILDUNG 38

WZANS 2005

Gemeinde festigen. Zoos und Aquarien sollten das Konzept des lebenslangen Lernens umsetzen und Lernende aller Altersstufen mit unterschiedlichen Voraussetzungen anspre-chen – vom Kindergarten bis zur Universität, auch Sonderschulen. Außerdem können Zoopädagogen oder spe-ziell ausgebildete Mitarbeiter Bildung für Naturschutz durch die Arbeit in ihrer Gemeinde fördern – z.B. durch Besuche in Schulen, Waisenhäusern und Altersheimen oder durch Mitarbeit in lokalen Natur- und Umweltschutz-projekten.

Die Ziele der formalen Pädagogik können durch Fortbil-dungsprogramme für Lehrer oder Mitwirkung bei der Ent-wicklung von Lehrplänen erreicht werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die Rolle von Zoos und Aquarien im Natur-schutz in den Unterrichtsreihen behandelt wird. Der gesamte Zoo muss ein lebendes Klassenzimmer mit speziellen Kursen vor Ort sein. Die Institution sollte Partnerschaften mit lokalen Hochschulen und anderen Bildungsinstitutionen oder –behör-den pflegen.

5.7 Pädagogische Inhalte Viele Zoos und Aquarien haben Spezialthemen - sie konzen-trieren sich z.B. auf eine lokale Art, eine systematische Gruppe oder eine biogeographische Region. Die Pädagogik will Stau-nen und Respekt für das Netz des Lebens und unsere Rolle darin erzeugen, sie will diese Emotionen nutzen und diese Erfahrungen zu einer Naturschutzethik werden lassen, die in Aktionen mündet. Kurz: „fesseln, inspirieren und befähigen”. Zoos und Aquarien können viele Methoden einsetzen, um ihre Besucher auf das Leben in freier Wildbahn neugierig zu machen. Die Besucher sollen Wissenswertes über einzelne Ar-ten, deren Gewohnheiten, Verhalten und Schutz erfahren und angeregt werden, mehr herauszufinden. Sie sollen ermutigt wer-den, die Bedeutung von Ökosystemen, den sozioökonomi-

schen Wert von Arten und Lebensräumen und den Einfluss des menschlichen Verhaltens auf die freie Wildbahn und Umwelt zu verstehen. Zoos sollten es den Besuchern ermöglichen, aktiv zu werden, um Verantwortung für unsere Welt wahrzunehmen. Verschiedene biologische Themen können angesprochen werden, einschließlich solch komplexer Inhalte wie Popu-lationsdynamik, morphologische und physiologische An-passungen, Evolution und natürliche Selektion, Erhaltungs-zucht und Techniken des Naturschutzmanagements. Die Zoos sollten sich ihrer großen Attraktivität bewusst sein und auch andere Themen für ihre Besucher aufarbeiten, z.B. die Bedeutung einzelner Arten für Kultur und Religion, Do-mestikation, Aspekte der artgerechten Tierhaltung und das Pro-blem der Haltung von Exoten als Haustiere.

5.8 Für den Naturschutz in freier Wildbahn eintreten Zoos und Aquarien können die Öffentlichkeit für Natur-schutzkampagnen, Aktionen oder politische Unterstützung gewinnen. Durch gezielte Aktionen, Informationstafeln, Kam-pagnen und Informationen über die Entscheidungen, die die Menschen in ihrem täglichen Leben selbst treffen können, ver-setzen Zoos und Aquarien ihre Besucher in die Lage, etwas für das Leben in freier Wildbahn zu tun. Für einige Besucher sind Zoos die erste Quelle, aus der sie etwas über das Leben in freier Wildbahn erfahren, über den Schutz der Natur durch Gesetze und alternative Werte. Zoos haben eine große Verantwortung, moralische Einstellungen

auszubilden und Verhalten und Werte zu verändern. So oft wie möglich sollten Zoos und Aquarien Umwelt-probleme für Besucher fassbar machen, indem sie sie mit Fra-gen der alltäglichen Lebenswirklichkeit und Erfahrung ver-knüpfen. So kann z.B. der illegale Handel mit Fleisch von gewilderten Tieren in Afrika mit der Überfischung in Europa verglichen werden. Dadurch können Besucher europäischer Zoos und Aquarien eine Verbindung zu Problemen in anderen Regionen herstellen und sich nicht herausreden, dass es Umweltprobleme nur anderswo gäbe. Mit anderen Worten: Pädagogik kann lokale Aktivitäten anregen.

5.9 Verbreitung der Botschaft Die Besucher von Zoos und Aquarien repräsentieren einen breiten Querschnitt durch die Gesellschaft. Deshalb müssen verschiedene Vermittlungsmethoden zum Einsatz kommen. Die Erfahrungen aus Zoos, Aquarien, Botanischen Gärten, Ausstellungen und Museen zeigen, dass persönlicher Kontakt zum Besucher der effektivste Weg der Vermittlung ist. Die zuständigen Mitarbeiter (die auch andere Tätigkeiten innerhalb der Organisation wahrnehmen können, wie Tierpfleger, Gärt-ner, Zoopädagogen) oder freie Mitarbeiter, sollten auf jeden Fall in Vermittlungstechniken ausgebildet sein. In Zoos und Aquarien gibt es viele verschiedene Vermitt-lungstechniken, die unterschiedliche Medien verwenden. Alle Zoos und Aquarien sollten viele Techniken nutzen, abhängig von Ort, Größe und Budget der Institution. Der Internet-

gebrauch nimmt rasch zu und bietet Zoos und Aquarien enorme Möglichkeiten, ihr Anliegen weltweite zu verbreiten, er erreicht sogar Nicht-Besucher. Das Internet bietet Gelegenheit zum Austausch von Ideen und Informationen. Das inter-nationale online Netzwerk der Zoos und Aquarien erlaubt relativ billig, Techniken und Medien gemeinsam zu nutzen. Das Internet kann sogar besondere pädagogische Aktivitäten wie Ausbildung erleichtern. Darüber hinaus sollten Zoos und Aquarien ihre Botschaft jedoch nach wie vor über Medien wie Zeitungen, Radio oder Fernsehen verbreiten. (siehe auch Kapitel 6.)

39

WZANS 2005

5.10 Bildung für In-situ-Naturschutz Pädagogik ist ein wesentlicher Bestandteil von Freilandpro-jekten, um die Unterstützung und das Verständnis der lokalen Bevölkerung in fremden Ländern zu gewinnen. In-situ-Projekte sind langfristig zum Scheitern verurteilt, wenn die betroffenen Menschen nicht eingebunden werden und wenn die wahren Ursachen des Lebensraumverlusts bzw. der Gefähr-dung der Arten nicht angesprochen werden. Kulturelle Auf-geschlossenheit, Sprachkenntnis und ein offenes Ohr sind hierfür eine wesentliche Grundlage. Zoopädagogen mit ihren speziellen Fähigkeiten können besonders in Projekten eine Rolle spielen, die von ihren eigenen Verbänden und/oder Institutionen unterstützt wer-den. In Freilandprojekte eingebundene Zoos und Aquarien

sind gut beraten, mit Hilfe entsprechender pädagogischer Aktivitäten das Verständnis und die aktive Unterstützung der Öffentlichkeit für das Projekt zu sichern. Projekte können z.B. Organisationen veranlassen, den weltweiten Handel kritisch zu durchleuchten, was dazu führen kann, dass Menschen Produkte kaufen, die spezielle Umweltprojekte unterstützen. Vielleicht regt es sie aber auch an, sparsam mit natürlichen Ressourcen umzugehen oder einen Baum zu pflanzen. Zoos und Aquarien können auch Partnerschaften mit anderen Naturschutzorganisationen eingehen oder das Netzwerk des IZE nutzen, um ein gemeinsames weltweites Programm zur Bewusstseinsbildung zu entwickeln und Naturschutzaktionen ins Leben zu rufen.

5.11 Ausbildung: Pädagogik fördert Fähigkeiten Zoos und Aquarien können durch die Ausbildung ihrer und fremder Mitarbeiter, die an speziellen oder kommunalen Na-turschutzaktionen beteiligt sind, Unterstützung zu leisten. Ausbildung der Mitarbeiter Mitarbeiter von Zoos und Aquarien müssen durch ihre Ausbildung für ihre Arbeit qualifiziert sein. Jeder Angestellte und freie Mitarbeiter sollte einen Überblick über die Ziele und Aufgaben seiner Organisation haben, einschließlich ihrer Na-turschutz- und Bildungsziele. Unabhängig von der Art der Tä-tigkeit, sollten sich die Mitarbeiter bewusst sein, dass sie an ei-nem gemeinsamen Ziel arbeiten. Alle Zoos sollten einen gegliederten Ausbildungsplan für ihre Mitarbeiter und freien Mitarbeiter aufstellen, um optimale Arbeitsabläufe in allen Bereichen zu garantieren und die beruf-liche Entwicklung ihrer Mitarbeiter zu fördern. Während manche Tätigkeiten spezielle Qualifikationen erfor-dern, ist für die praktische Arbeit oft die direkte Erfahrung das Beste. Hierzu sollten klare Ziele und Vorgehensweisen erarbeitet werden. Zoos und Aquarien sollten Fortbildungs-programme für spezielle Posten entwickeln, besonders solche, in denen technische Fertigkeiten und Fortbildung für ein wie-terkommen ausschlaggebend sind. Das kann in Partnerschaft mit anderen Einrichtungen wie Fachhochschulen angegangen werden. Solche Ausbildungsprogramme können gegebenenfalls auch von Außenstehenden genutzt werden. Programme von Zoos und Aquarien sollten mehr als nur biologische Themen beinhalten, z.B. Wissenschaft und Bil-dung, Arbeitsorganisation, Teamarbeit und Führung. Zoos und Aquarien können auch mit lokalen oder internationalen Ausrichtern von Kursen zusammenarbeiten, die die speziellen Kenntnisse und das Wissen der Mitarbeiter von Zoos und Aquarien nutzen. Mitarbeiter sollten angehalten und unterstützt werden, an Arbeitstagungen, Konferenzen oder Seminaren teilzunehmen.

Ausbildungspartnerschaften Zoos und Aquarien sind hervorragende Lernorte für viele Disziplinen, von der Tierpflege zur Gärtnerei, von Informa-tionstechnik zur Gehegegestaltung, vom Freizeitmanagement bis zum Partyservice. In einigen Ländern (z.B. der Schweiz) ist die Ausbildung der Mitarbeiter gesetzlich geregelt und Tiere dürfen nur von Tierpflegern mit entsprechendem Abschluss betreut werden. Wo das so ist, sollten Zoos und Aquarien eng mit den Behörden zusammen arbeiten, die für die gesetzlichen Verordnungen und deren Durchführung verantwortlich sind. Im Bereich der formalen Bildung sind Partnerschaften mit anderen Ausbildungs- oder Bildungseinrichtungen, wie Hoch-schulen und Universitäten oder Berufsorganisationen, wie jener der Zootierärzte (z.B. Europäischer Verband der Zoo- und Wildtierärzte) von Vorteil. Zoos und Aquarien können außer-dem zum Kennen lernen der Arbeitswirklichkeit Praktika für Studenten anbieten. Partnerschaften können auch zur Ent-wicklung von Ausbildungsprogrammen zum Erweb von Zeug-nissen oder Qualifikationen der Mitarbeiter genutzt werden. Sie bieten auch die Möglichkeit einer Gegenfinanzierung von Ausbildungskosten. Vorteilhaft sind auch Partnerschaften mit NGOs, die sich auf die Ausbildung von frei(willig)en Mit-arbeitern spezialisiert haben.

BILDUNG UND AUSBILDUNG 40

WZANS 2005

Erfahrungsaustausch mit Kollegen Eine der besten Fortbildungsmöglichkeiten, die von allen zoo-logischen Institution angeboten werden sollte, ist der Austausch von Fachwissen und Erfahrungen mit Kollegen aus anderen Zoos und Aquarien sowie Mitarbeitern von Nationalparks und allen, die mit ähnlichen Aktivitäten befasst sind. Ausbildung kann informal oder formal sein. Wenn die Mit-arbeiter einer Institution eine andere besuchen und diskutieren wie sie die Dinge anpacken, ist das informal. Beschließt ein Zoo, einen Workshop oder eine Konferenz zu veranstalten und lädt dazu ein, formal. Mit der zweiten Methode kann man

wahrscheinlich mehr Menschen erreichen, aber sie erfordert Gelder und kann kostenintensiv sein, wenn die Teilnehmer anreisen müssen. Billigere Möglichkeiten bieten das Internet, Videokonferenzen oder Publikationen. Relativ gut ausgestattete Organisationen sollten überlegen, Teilnehmer aus anderen Organisationen bei Konferenzen oder Ausbildungskursen zu unterstützen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass dies ein gegenseitiger Prozess ist. Gut ausgestattete Organisationen können viel von anderen „armen“ Einrich-tungen lernen.

5.12 Überprüfung Zoos und Aquarien müssen viele Methoden einsetzen, um den Erfolg ihrer Bildungs- und Ausbildungsprogramme zu über-prüfen. Das beeinflusst die zukunftige Planung und hilft ihnen, ihre Wirksamkeit als Bildungszentren für den Naturschutz und als Faktoren, die das Verhalten und die Werte der Bevölkerung zum Wohl des Lebens in freier Wildbahn und der Gesellschaft verändern, zu untermauern. Techniken der Überprüfung können die vergleichende Beurteilung der pädagogischen Wirkung unterschiedlicher Gehege, Erhebungen und Befra-gungen, Beobachtung des Besucherverhaltens, ihrer Unterhal-tungen und Zufriedenheit, die Anzahl der im Zoo verkauften Produkte, die im Zusammenhang mit bestimmten Botschaften oder Kampagnen stehen, das Spendenaufkommen, die Re-aktion auf Petitionen, die Zahl der Berichte in Medien oder Rückmeldungen von Lehrern zum Unterricht sein. Eine Evaluation sollte ständig erfolgen, die Methoden und Ergebnisse sollten zuerst innerhalb des Zoos und anschließend

mit der ganzen Zoo- und Aquariengemeinschaft diskutiert wer-den. Dazu eignen sich Veröffentlichungen oder Vorträge auf Konferenzen wie der IZE Konferenz oder Treffen des regiona-len Netzwerks. Überprüfung ist auch für die Planung neuer Gehege, das Er-proben neuer Hilfsmittel, die Kontrolle des Erfolgs der Ver-mittlung und für die langfristige Planung wichtig. Die Über-prüfung kann von Zoopädagogen, Wissenschaftlern oder Mit-arbeitern des Marketing durchgeführt werden, jedoch sind Bewertungen von außerhalb am hilfreichsten. Wenn Zoos und Aquarien eine Überprüfung vornehmen wollen, sollten sie mit lokalen Universitäten zusammenzuarbeiten, deren Studenten sozialwissenschaftliche Projekte durchführen wollen. Es ist auch nützlich, sich mit anderen besucherstarken Institutionen in Verbindung zu setzen, um Gedanken über die jeweiligen Me-thoden auszutauschen.

5.13 Schlussfolgerungen Die pädagogische Rolle von Zoos und Aquarien ist entschei-dend für das Erreichen der Ziele der WZANS. Ziel der Bildung für Naturschutz ist es, Tiere den Menschen so nahe zu bringen, dass sie begeistert, inspiriert und willens sind, im Sinne des Naturschutzes zu handeln. Zoopädagogen müssen die Zusammenarbeit mit einer großen Zahl von Institutionen und etablierten Netzwerken pflegen. Sie müssen Methoden und Ergebnisse überprüfen und verbessern. Durch informale und formale Pädagogik können sie einen Wandel zu einer nachhaltigeren Lebensweise unterstützen, innerhalb und außerhalb ihrer eigenen Institution.

41 KOMMUNIKATION

WZANS 2005

Empfehlungen Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie (WZANS) ruft alle Zoos und Aquarien auf, dafür zu sorgen, dass Bildung ein zentraler Teil ihrer Daseinsberechtigung wird. Sie müssen angemessene Unter-stützung und Mittel zur Verfügung stellen, um diese Aufgabe umzusetzen. Die WZANS empfiehlt allen Zoo- und Aquarien-Verbänden, regional und national, zoopädagogische Richt-linien zu entwickeln. Diese sollten angemessene pädagogische Methoden, informal und formal, und eine Vor-reiterrolle bei der Formulierung von Grundlagen, Strategien und zoopädagogischen Standards vorschreiben. Die WZANS empfiehlt, dass die Zoos und Aquarien mit ihren Verbänden eigene Richtlinien, entsprechend ihren Bedürfnissen entwickeln oder anpassen. Die WZANS empfiehlt, dass bildungspolitische Aussagen, Strategien und Standards leicht verfügbar sind, regel-mäßig überprüft und erneuert werden. Die WZANS empfiehlt, dass alle Zoos und Aquarien die Effektivität ihrer Bildungsarbeit für den Naturschutz verbessern, indem sie mit anderen Bildungsinstitutionen und Organisationen, Regierungsbehörden und Minis-terien eng zusammenarbeiten. Sie sollten sich an der Entwicklung von Lehrplänen und Bildungsprogrammen für alle Altersgruppen und Schulformen beteiligen. Die WZANS empfiehlt, dass alle Zoos und Aquarien strukturierte Ausbildungsprogramme für ihre Mitarbeiter und freien Mitarbeiter entwickeln. Die WZANS ermuntert alle Zoos und Aquarien, objektive und anerkannte Methoden zu verwenden, um die Wirksamkeit ihrer Pädagogik für den Naturschutz und ihrer Ausbildungsprogramme zu überprüfen. Die Mittelamerikanische und Karibische Partnerschaft für Natur-schutzaktionen (AZA/MACCAP) und der Verband der Mittelame-rikanischen und Karibischen Zoos und Aquarien (AMACZOOA) organisieren eine gemeinsame Serie von Workshops für Zoo-mitarbeiter mit zwei Zielrichtungen: Eine konzentriert sich auf die Steigerung der Professionalität und Zooangelegenheiten, die andere befasst sich mit breiteren Fragen des Naturschutzes. Die WAZA unterstützt diese drei bis viermal jährlich stattfindenden Fort-bildungsprogramme finanziell. Photo: Workshop Teilnehmer aus der Dominikanischen Republik beim Computerlehrgang. Cheryl Asa, St. Louis

KOMMUNIKATION 42

WZANS 2005

Kapitel 6

Kommunikation: Marketing und Öffentlichkeitsarbeit

Zusammenfassung Dieses Kapitel beschreibt die Vision, dass Zoos und Aquarien eine bedeutende „Stimme im Naturschutz“ sind. Sie vermitteln Natur-schutzfragen, sind integer und verfügen über Fachwissen. Es zeigt, wie Zoos und Aquarien am besten über ihre Arbeit im Naturschutz informieren; dass Zoos und Aquarien weltumspannend arbeiten, Menschen motivieren und sich um ihre Tiere kümmern. Dass sie Natur-schutzeinrichtungen sind, die zu Veränderungen beitragen; der städtischen Bevölkerung nützen; verantwortungsbewusst handeln, und dass ihre Mitarbeiter und Besucher den Naturschutz in freier Wildbahn unterstützen. Neben Naturschutz, Bildung, Erholung und Forschung machen Zoos und Aquarien auch noch Spaß - Naturschutz und Spaß schließen sich nicht aus. Um das zu vermitteln, braucht jede Ein-richtung eine maßgeschneiderte Kommunikations-Strategie und eine klare Definition ihrer Zielgruppen. Die gesamte Kommunikation sollte das Marketingpersonal des Zoos, die zoologischen, pädagogischen und wissenschaftlichen Abteilungen und Naturschutz-Organisationen einschließen: heißt, Bestandesplanung, ethische Fragen, Gehegegestaltung, Veranstaltungen und Bildungsauftrag. Unsere Botschaft sollte sachlich, positiv, auffordernd und optimistisch sein. Die Strategie sollte Zusammenarbeit und Informationsaustausch mit anderen Organi-sationen regeln (Vermarktung und Unternehmensvergleich) und die Kommunikationsfähigkeit der Mitarbeiter durch Weiterbildung ver-bessern. Zoos und Aquarien sollten alle Medien nutzen und alle festen und freien Mitarbeiter gut informieren, damit sie in ihren Familien und der Öffentlichkeit als Multiplikatoren wirken können. Zoos und Aquarien müssen Menschen, die gegen Zoos sind, in die Diskussion einbeziehen und offen und transparent sein. Die Kommunikations-Strategie sollte überdacht, geprüft und mit anderen Institutionen besprochen werden. Wir brauchen eine gute Kommunikation, wenn Zoos und Aquarien eine „Stimme für den Naturschutz“ sein sollen. Vision Zoos und Aquarien werden bei der Vermittlung von Naturschutzaufgaben und ihrer Bedeutung im Naturschutz besser. Ihre Anerkennung und das Vertrauen in ihre Integrität und ihr Fachwissen wachsen, so dass sie zu einem der Hauptfürsprecher des Naturschutzes werden, dem man vertraut. 6.1 Einleitung In einer Welt rasch schwindender Lebensräume, zurück-gehender Arten und zunehmender Verstädterung können Zoos und Aquarien Menschen besonders gut mit ihrer natürlichen Umwelt vertraut machen, sie anregen, diese zu schützen und sie ermutigen, aktiv an der Verringerung der gnadenlosen Umweltzerstörung mitzuwirken. Seit mindestens 70 Jahren haben Zoos und Aquarien erfolgreich für den Erhalt bedrohter Tierarten gearbeitet. Diese Erfolge müssen besser bekannt gemacht werden. Es muss deutlich werden, wie wenig von der freien Wildbahn übrig geblieben und wie ernsthaft die Natur bedroht ist. Immer noch haben Menschen Vorurteile gegen die Haltung von Tieren in Zoos und Aquarien und das Nebeneinander von

Attraktion und Artenschutz verunsichert sie. Diese Verunsicherung wird durch gut organisierte und lautstarke Zoogegner und manche Tierschutz-Organisationen verstärkt. Diese haben Zoos und Aquarien so in die Defensive gedrängt, dass die Zoogemeinschaft gezwungen ist, zu reagieren und spezielle Probleme, wie Tierschutz oder ethische Fragen, aufzugreifen oder sich zu verteidigen. Wenn die Zoos und Aquarien in der Defensive sind, wird wertvolle Zeit und Energie vergeudet, die besser zur Vermittlung der Natur-schutzaufgaben und Erläuterung der Hauptanliegen der Zoo-gemeinschaft genutzt würde. Der allgemeine Erfolg von Zoos und Aquarien als Artenschutz-Zentren, die höchste Standards im Tierschutz einhalten, wird weder ausreichend vermittelt noch entsprechend gewürdigt.

43 KOMMUNIKATION

WZANS 2005

Was Zoos und Aquarien tun können Zoo und Aquarien können eine enorme Fülle gemeinsamer Naturschutzaktivitäten durchzuführen. Und zwar weil sie: • lebende Tiere halten und wichtige Ex-situ-Naturschutz-

aufgaben wahrnehmen; • sehr viele Menschen (rund 10% der Weltbevölkerung) ein-

beziehen und aktivieren, von denen viele in ihrem täg-lichen Leben keine Beziehung zur Natur haben;

• in beispielloser weltweiter Partnerschaft engagiert sind; • sich aus ihren Standortgemeinden in die freie Wildbahn in

aller Welt begeben und dort wertvollen In-situ-Natur-schutz betreiben;

• Forschung für Arten- und Naturschutz betreiben; • Menschen über Naturschutz und Artenvielfalt aufklären

und dabei weltweit Millionen von Menschen aus allen Kulturen und Lebensbereichen erreichen;

• die Diskussion über Management und Schutz der Natur führen und Politiker, Medien und andere beeinflussen;

• Naturschutzerfahrung und -kompetenz fördern. Mit Hilfe einer wirkungsvollen Information, kann die Zoo-gemeinschaft einen entscheidenden Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt auf diesem Planeten leisten.

6.2 Die heutige Sichtweise Seit der Veröffentlichung der Welt-Zoo-Naturschutz-Strategie vor 10 Jahren wuchs die Wahrnehmung der Bedeutung von Zoos und Aquarien im Naturschutz langsam aber stetig. Es gibt aber heute noch, sogar bei Zoobesuchern, tiefsitzende Be-denken bezüglich Tierschutz und „gemischte Gefühle“ gegen-über der positiven Rolle, die Zoos im Naturschutz spielen. Verschiedene dieser problematischen Sichtweisen sind im Folgenden aufgelistet: • Menschen sorgen sich weniger um das Wohlbefinden von

Tieren in Safari-Parks als in traditionellen Zoos. Außer-dem sind sie weniger um Fische in Aquarien als um Säuger und Vögel in Zoos besorgt.

• Sämtliche wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass die Mehrzahl der Zoobesucher immer noch von der Motivation geleitet ist, sich „einen schönen Tag zu ma-chen“. Dies führt zu einem Missverständnis bei den Besuchern über die Rolle von Zoos und Aquarien– wenn sie für den Spaß da sind, wie können sie dann gleichzeitig einem so hehren Ziel wie dem Naturschutz dienen?

• Der Begriff „Zoo“ hat in unterschiedlichen Kulturen unterschiedliche Bedeutung; manchmal kann schon das Wort selbst ein Problem sein – es ruft den Gedanken an Tiere hervor, die einzeln in altertümlichen Käfigen ge-halten werden, wie in einer Briefmarkensammlung.

Ein weiteres Missverständnis ist, dass sich Zoos in Privatbesitz befinden und sehr reich sind. Die Besitzverhältnisse und die Leitung der Zoos sind weltweit sehr unterschiedlich: zahlreiche Zoos werden von gemeinnützigen oder nicht auf Gewinn ausgerichteten Organisationen geführt, einige sind Privat-unternehmen und wieder andere werden von nationalen oder kommunalen Behörden betrieben. • Die Öffentlichkeit hat kaum eine Vorstellung von den

Netzwerken der regionalen, nationalen und internatio-nalen Organisationen der Zoos und Aquarien und von den Verbindungen zu anderen Naturschutz-Organisationen.

• Es gibt nur wenige gesicherte Untersuchungen und Ver-öffentlichungen über die Wirkung von Naturschutz-Akt-ionen von Zoos. Ein Grund dafür ist die Zeit, die vergehen muss, bis Veränderungen sichtbar werden.

• Die Öffentlichkeit hat nur eine mangelhafte Vorstellung, welch hohe Berufsstandards Zoos und Aquarien erfüllen müssen, um von regionalen Zoo- und Aquarienverbänden anerkannt zu werden.

Die Herausforderung ist, dem Zoobesucher die Beziehung zwischen seinem Besuch und der Arbeit von Zoos und Aqua-rien im Naturschutz zu erklären und ihn über Tierhaltung auf einem ständig steigenden, hohen Niveau aufzuklären.

6.3 Neue Ziele „Kommunikation“ bedeutet für Zoos und Aquarien: • das Publikum wirkungsvoll zu begeistern, die Naturschutz-

Botschaft zu vermitteln und eine effektive Überprüfung zu betreiben;

• als eine Expertenstimme in Naturschutzbelangen und als kraftvolle und ausdauernde Gemeinschaft von Institu-tionen anerkannt zu werden, die Menschen der Natur näher bringen;

• als glaubwürdige und exakte Informationsquellen, als sozial und kulturell relevante Institutionen, die praktizieren, was sie predigen, anerkannt zu werden.

Zoos und Aquarien nehmen konstruktive Kritik an und arbeiten daran, berechtigte Kritikpunkte abzustellen. Sie rücken ihre Leistungen ins rechte Licht, indem sie sich auf folgende Botschaften konzentrieren:

Zoos und Aquarien sind weltumspannend Zoos und Aquarien führen positive Aktionen in einer sich immer schneller wandelnden Welt durch. In den nächsten 10 Jahren sollten sie das verdeutlichen, damit es unnötig wird, sich für die Haltung von Wildtieren in Menschenhand zu entschuldigen. Im Gegenteil, ihr Wert wird weithin verstanden und man wird sie für ihren Beitrag zum Schutz der biolo-gischen Vielfalt schätzen. Zoos und Aquarien sollten auf ihre Besonderheit hinweisen – lebende Tiere und erfahrene Mitarbeiter, die sich für deren Haltung und ihren langfristigen Schutz in freier Wildbahn en-gagieren. Die Tiere sollten die Besucher zu Erfahrungen anregen und ein Gefühl von Überraschung und Staunen hervorrufen, dass sich aus der Nähe zu realen, lebenden Tieren in naturnahen Habitaten ergibt.

KOMMUNIKATION 44

WZANS 2005

Zoos und Aquarien sind Naturschutzzentren Zoos und Aquarien sollten ihre Besucher ermuntern, einen Bezug zwischen den Tieren, die sie sehen und den Tieren in freier Wildbahn, herzustellen, und beiden zu helfen. Auch sollten sie die Erfolge anderer Zoos, Aquarien und Natur-schutz-Organisationen im In-situ-Naturschutz herausstellen. Zoos und Aquarien leiten Veränderungen ein Wirkungsvolle Kommunikation beeinflusst nicht nur was Menschen über Zoos und Aquarien, sondern auch was sie über ihre Umwelt denken. Sie motiviert Menschen, mitzuhelfen, die biologische Vielfalt und Lebensräume zu schützen. Ein Element der Botschaft unserer Einrichtungen zur ökologischen Nach-haltigkeit sollten Informationen über die Trennung und Wie-derverwendung von Abfall sein. Durch ihren Zoobesuch können Menschen „etwas verändern“. Die Zoos müssen den Besuchern praktische Hinweise und Ratschläge geben, was sie tun können, egal wie wenig das ist. Zoos müssen die Bedeutung des Naturschutzes für das Leben der Menschen aufzeigen und es ihnen leicht machen, selbst tätig zu werden. Die wahrscheinlich wirksamste Art, wie Zoos und Aquarien Veränderungen anstoßen können, ist, mit gutem Beispiel vor-anzugehen. All ihre Aktivitäten sollten nachhaltig sein: Bau-materialen, Müllbeseitigung, Gastronomie, Handel mit der Dritten Welt. Bei Spenden, Sponsoren und Investitionen sollten sie ethische Grundsätze beachten. Zoos können ihre Aktivitäten durchaus stolz nach außen berichten. Wenn die Zoogemeinschaft vermittelt, was sie für den Naturschutz tut, kann sie nicht nur das Verständnis und die Anerkennung ihrer Bedeutung verbessern, sondern auch die Besucher selbst motivieren, unser Leben auf diesem Planeten aktiv zu verbessern. Dann werden sie sich weniger schuldig und machtlos am Zustand der Erde fühlen und eher bereit sein, selbst einen Beitrag zu leisten. Zoos und Aquarien können begeistern Zoos und Aquarien begeistern Menschen, sich am Schutz der biologischen Vielfalt zu beteiligen. Es gibt eine nachgewiesene Kette von Naturschutz und Bildung, Bildung und Begeis-terung, und Begeisterung und Freude. Zoos und Aquarien haben eine Verantwortung Zoos und Aquarien sollten ehrlich und offen über all ihre Aktivitäten sprechen. Sie sollten genaue Überprüfungen all ihrer Tierpflege-, Zucht-, Forschungs- und Bildungs-Pro-gramme begrüßen. In einigen Jahren sollte das Wort „Zoo“ keinerlei abwertende oder fragwürdige Nebenbedeutung mehr haben und sollte genauso akzeptiert werden, wie es das Wort „Aquarium“ seit einigen Jahren wird. Zoos und Aquarien müssen die ständigen Fortschritte in Tierhaltung und Gehegegestaltung bekannt machen. Diese kommen sowohl den Tieren als auch den Besuchern zugute – weitläufige, naturnahe Gehege, die das Leben der Tiere be-reichern und den Besuchern interessantere Erlebnisse erlauben.

Der Tierschutz verbessert sich ständig, da die Kenntnisse der Bedürfnisse der Tiere – physisch, ökologisch, sozial, psycho-logisch – durch Forschung und Beobachtung steigen. Tiere in gut geführten Zoos haben eine sehr hohe Lebensqualität – mit gutem Futter, tierärztlicher Versorgung, adäquaten Lebens-räumen und der Abwesenheit von Fressfeinden. Außerdem veranlassen und fördern Zoos neue Forschungen über Tier-haltung, sowohl im physischen als auch psychischen Bereich. Mittlerweile gibt es eine vernünftige und verbindliche Gesetz-gebung zum Schutz von Mensch und Tier in Zoos und ähnlichen Einrichtungen. Gute Zoos und Aquarien begrüßen dies und beteiligen sich an der Verbesserung der Gesetze. Sie müssen aber klarstellen, dass Tierhaltungen, die sich diesen Gesetzen weder nach Wort noch Geist fügen, unakzeptabel sind. Abgesehen davon, dass sie möglicherweise den Tierschutz missachten, schädigen schlechte Tierhaltungen den Ruf der guten Zoos und Aquarien. Die Zoogemeinschaft sollte alles in ihrer Macht stehende tun, um schlechte Zoos zu verbessern. Gute Zoos und Aquarien müssen sich von denen, die sich fehlverhalten und nicht die Minimalstandards für Tierschutz, Naturschutz und Zoopädagogik erfüllen, distanzieren und ihren Ausschluss aus den regionalen oder nationalen Verbänden öffentlich bekannt machen. Zoos und Aquarien sind für Städter ein Gewinn Die Stadtkinder von heute sind die Naturschützer und Mei-nungsbildner von morgen. Zoos und Aquarien sind Orte rela-tiven Friedens und der Ruhe, manchmal sogar in spiritueller Hinsicht. Sie sollten klar herausstellen, dass es einen Wert hat, den Menschen mit der Natur in Kontakt zu bringen, damit er mit sich und seinem Platz im natürlichen Gefüge in Einklang kommt. Zoos sind Orte, an denen Menschen als Familie oder soziale Gruppe zusammenkommen, wo sie gemeinsame Werte zum Leben und zur Natur entwickeln und verinnerlichen. Zoos und Aquarien nutzen ethische Verfahren Die Ethik der Tierhaltung ist notwendigerweise komplex. Die Zoogemeinschaft muss nach einem allgemeinen und von jedem akzeptierten Ansatz suchen, um die ethischen Sachverhalte zu erläutern, die sich aus der Wildtierhaltung für den Naturschutz ergeben, einschließlich des Tötens aus Haltungsgründen. Zoos und Aquarien haben einen Bildungsauftrag Bildung wird seit langem als der größte Erfolg von Zoos und Aquarien angesehen. Die Zoos müssen näher erklären, was das eigentlich bedeutet, wie sie Orte lebenslangen Entdeckens und Lernens sein können, wie Zoothemen mit Zukunftsbedeutung in alle Lehrpläne einfließen können und, dass Bildung Verän-derungen anstoßen kann. Zoo- und Aquarienförderer für Naturschutz Wenn man Menschen erklärt, wie ihr Geld direkt den Natur-schutz in freier Wildbahn fördert, wie es die Haltungs-bedingungen im Zoo oder Aquarium verbessert und wie diese Institutionen mit anderen Naturschutzeinrichtungen zusam-menarbeiten, sind sie oft bereit, Zoos und Aquarien zu unter-stützen. Diese sollten keine Gelegenheit auslassen, den Menschen für ihren Besuch, ihre Unterstützung und ihre Spenden, die dem Schutz der Natur und der biologischen Vielfalt zugute kommen, zu danken.

45 KOMMUNIKATION

WZANS 2005

6.4 Spaß und Naturschutz schließen sich nicht aus Es ist kein Problem, Zoos und Aquarien damit zu bewerben, dass sie nicht nur dem Spaß, sondern auch dem Naturschutz, der Bildung, Tierhaltung und Forschung dienen. Ein Zoo-besuch macht Freude. Er sollte die Menschen an das Wunder des Lebens und an den Genuss der Natur erinnern. Auch der beste Tierfilm kann die lebendige Erfahrung, echte Tiere zu sehen, die gut gehalten und in anregenden und naturnahen Gehegen leben oder aus erster Hand persönliche Erzählungen von Tierpflegern zu hören, nicht ersetzen. Sorgfältig geplante Kommunikations-Strategien können dazu beitragen, dass die Besucher etwas lernen und Spaß haben. • Unmittelbare Erlebnisse können durch die Arbeit von

Zoomitarbeitern mit Tieren ermöglicht werden, bei denen natürliche Verhaltensweisen vorgeführt und erklärt wer-den. Solche Vorführungen sollten für die mitarbeitenden Tiere keinen unnötigen Stress verursachen.

• Die Leute sollten verstehen, dass der Besuch eines Zoos oder Aquariums, der ihnen Freude bereitet, direkt zum Schutz bedrohter Arten beiträgt.

• Die Besucher sollten mit Mitarbeitern sprechen können und als Gäste auf einer gemeinsamen Entdeckungsreise zum Verständnis der Natur behandelt werden.

• Wenn die Zoos und Aquarien anderen Naturschutz-organisationen und -einrichtungen völlig gleichgestellt sind, werden die Besucher bei ihrem Besuch ein gutes Gefühl haben, denn sie wissen, dass sie einen Beitrag zum Schutz von bedrohten Arten und Lebensräumen leisten.

• Die Menschen werden aus altruistischen Gründen Förderer und Sponsoren von Zoos – sie treten bei, um Naturschutzziele zu fördern, nicht nur, um eine „freie Jahreskarte“ oder andere Vorteile zu erhalten.

Hauptziel aller Kommunikation ist, dass Zoos und Aquarien als Naturschutz-Einrichtungen anerkannt und respektiert werden. Ihre Naturschutz-Aufgabe ist mit dem Spaß, den Zoos und Aquarien ihren Besuchern machen, absolut vereinbar; Freude und Naturschutz schließen sich nicht aus.

6.5 Die Botschaft vermitteln Eine Strategie entwerfen Der erste praktische Schritt, den jeder Zoo oder jedes Aqua-rium machen kann, ist der Entwurf einer Kommunikations-strategie. Die Zielgruppe bestimmen Hauptzielgruppe sind die Besucher, aber die Zoogemeinschaft sollte ihre Erfolge im Naturschutz auch Politikern, Medien und in Wissenschaft, Bildung und anderen einflussreichen Be-reichen tätigen Menschen vermitteln. Zoos und Aquarien sollten untereinander und mit allen (freien) Mitarbeitern in ihren Einrichtungen wirkungsvoller kommunizieren. Umfassende Kommunikation Um in der Naturschutzarbeit der Zoos und Aquarien in und außerhalb der freien Wildbahn wirkungsvoll zu kommunizie-ren, ist ein umfassender Ansatz notwendig. So sollten Zoos und Aquarien Kontakte zwischen der Marketing-Abteilung, den Wissenschaftlern, den Tierpflegern und den Mitarbeitern der pädagogischen Abteilung sicherstellen, damit alle einen gemeinsamen Kenntnisstand haben. Sie sollten Kontakte zu Mitarbeitern vor Ort und Freiland-Organisationen, die Feld-arbeit leisten, aufbauen. Außerdem sollten sie Kontakte zu Zoos in den Ländern knüpfen, in denen In-situ-Arbeit geleistet wird. Die Mitarbeiter aus der Marketing- und der pädagogischen Abteilung müssen enger zusammenarbeiten, damit sie die gleiche Botschaft vermitteln, auch wenn ihre Arbeitsweise unterschiedlich ist und sie möglicherweise unterschiedliche Ansprechpartner haben. Umfassende Zooaktivitäten Das Marketing sollte vollständig in die anderen Zoo-Aktivitäten eingebunden sein: in die Bestandsplanung, die

allgemeine Diskussionen zu ethischen Fragen, zur Gehege-gestaltung, zu Veranstaltungen und zur Pädagogik. Die manchmal anzutreffende Polarisierung zwischen Marketing und Tierpflegern muss aufgebrochen werden. Jeder arbeitet auf das gleiche Ziel hin und die Arbeit wird sehr viel wirkungs-voller, wenn man zusammenarbeitet. Positive Kommunikation Die Kommunikation von Zoos und Aquarien darf sich nicht wie eine Rechtfertigung anhören. Es besteht keine Not-wendigkeit eine Verteidigungshaltung einzunehmen; statt-dessen sollte die Zoowelt eine bejahende, zupackende Ein-stellung bei all ihren Mitteilungen zeigen. Insbesondere sollte sie ihre Erfolge besser herausstellen und die Bedeutung des Naturschutzes und der biologischen Vielfalt stärker betonen und erläutern. Dann werden sich auch Zweifler bei einem Zoo- oder Aquariumsbesuch bedeutend wohler fühlen, wenn nicht sogar begeistert sein. Zoos und Aquarien müssen die Botschaften, die sie „rüber-bringen“ wollen, deutlicher, prägnanter und folgerichtiger vertreten. Dafür müssen sie stärker an der Formulierung dieser Botschaft arbeiten. Die Botschaft sollte positiv und opti-mistisch sein. Der Prozess der Zerstörung der Ressourcen, der Lebensräume und das Aussterben von Arten auf unserem Planeten können alarmierend und unaufhaltsam wirken. Deshalb sollten die Institutionen jede Gelegenheit wahr-nehmen, den Menschen Erfolgsgeschichten aus dem Natur-schutz zu erzählen und ihnen zu sagen, wie sie sich beteiligen können. Man darf nicht zulassen, dass die biologische Vielfalt weiter abnimmt. Zoos und Aquarien müssen die Menschen daran erinnern, dass sie im Kampf gegen diesen Rückgang eine bedeutende Rolle spielen. Die für Kommunikation Verantwortlichen müssen klar machen, was man unter Naturschutz versteht. Besonders

KOMMUNIKATION 46

WZANS 2005

müssen sie zeigen, dass es einen Unterschied gibt zwischen direktem Naturschutz – der Unterstützung von Feldarbeit in freier Wildbahn und Programmen außerhalb – und indirekten Naturschutz, der durch Veränderung von Einstellungen und Verhalten erreicht wird. Zusammenarbeit mit anderen Zoos und Aquarien Zoos und Aquarien müssen stärker zusammenarbeiten. Durch Netzwerke, Informationsaustausch und Unternehmensverglei-che können sie grundlegende Informationen teilen, die dann einem breiteren Publikum vermittelt werden. Daten müssen gemeinsam genutzt werden, sowohl für den Unternehmens-vergleich als auch für Marketingzwecke. Beispiele sind Berichte über die Zahl der bedrohten Tierarten in Zuchtprogrammen, Berichte über erfolgreiche Zuchten, die Zahl der Besucher, denen die Naturschutzbotschaft vermittelt wurde, die Zahl der Schüler, das Angebot der Themen, die Zahl und die Art der durchgeführten Forschungsprojekte, die Arten, die erfolgreich im Freiland wiedereingebürgert wurden (wobei man vorsichtig sein muss, hier keine falschen Erwartungen zu wecken) sowie Zahl und Art der In-situ-Naturschutzprojekte, die von Zoos und Aquarien unterstützt werden. Wenn man solche Informationen sammelt und gemeinsam nutzt, werden die Botschaften abgesichert. Die Institutionen werden ihre Netzwerke verstärken und die Zoogemeinschaft schafft sich eine gemeinsame Grundlage. Gleichzeitig sollten auch die Netzwerke mit Naturschutzbehörden und Nicht-Regierungs-Organisationen ausgebaut werden. Steigerung der Professionalität Die Mitarbeiter von Zoos und Aquarien müssen lernen, pro-fessioneller zu kommunizieren. Das Personal der Marketing-Abteilung sollte als ein wichtiger Teil der Führungsebene des Zoos oder Aquariums anerkannt werden. Seine Fähigkeiten sollten durch Schulungen, Reisen und Vernetzung gesteigert werden. Zoos und Aquarien sollten Vorgehensweisen und geeignete Techniken entwickeln, um Nachrichten schnell und effektiv miteinander, mit Medien, wichtigen NGOs und anderen aus-zutauschen. Es ist wichtig, dass im Notfall die Zoos und Aqua-rien einen abgestimmten Krisenplan haben, der zweckdienlich und für die eigene Organisation und ihren regionalen Mit-gliedsverband durchführbar ist.

Methoden der Kommunikation Zoos und Aquarien sollten bei jeder Gelegenheit erklären, was sie gegenwärtig für den Naturschutz leisten, gleich wo, wie und wie viel. Das Internet ist dafür geeignet. Auf einem mehr informellen, aber nicht weniger wichtigen Niveau müssen alle Mitarbeiter und nicht nur jene, die an vorderster Front mit Besuchern umgehen, gut informiert werden. Dann können sie im Gespräch mit Freunden und Familienmitgliedern erklären, was ihre Einrichtung für den Naturschutz unternimmt. Naturschutz kann man auf verschiedenste Weise verbreiten: Durch Vorträge und Führungen, Gehegeschilder, Zooführer in Buchform, Broschüren, Poster, Kalender, Pressemitteilungen, Familien-Veranstaltungen und Arbeitskreise, Kunst- und Foto-Ausstellungen oder sogar Tragetaschen in den Zooshops. Es gibt kaum eine Grenze für Medien, um auch kompliziertere Naturschutz-Sachverhalte zu veröffentlichen. Gleichzeitig ver-breitet man so Informationen über die Naturschutz-Arbeit der Zoos und Aquarien . Welche Sprache? Zoos und Aquarien sollten, eine einfache und direkte Sprache wählen und die Benutzung von Jargon und nicht erklärten Fachausdrücken vermeiden. Zoogegner Zoos und Aquarien sollten Kritikern mit Ehrlichkeit und stichhaltigen wissenschaftlichen Argumenten begegnen. Sie sollten sich ihre Kritik ernsthaft anhören, ihre Bedenken beachten und ihnen zeigen, was Zoos und Aquarien im 21. Jahrhundert leisten. Wenn möglich, sollten sie Zookritiker ins Gespräch ziehen. Wenn die Zoos die Vorwürfe verstehen, die von diesen Leuten erhoben werden, können sie sich auf eine einheitliche Botschaft und Strategie innerhalb der lokalen, regionalen oder nationalen Netzwerke verständigen. Sie müssen die Kontrolle über die Auseinandersetzung übernehmen und sie auf ein anderes Niveau heben – über den Langzeitwert der Naturschutzarbeit von Zoos. Letztlich ist die Defensive nicht erfolgreich. Die Zoogemeinschaft muss die gute Arbeit von Zoos und Aquarien aktiv vertreten. Zoos müssen offen und transparent in all ihren Aktivitäten sein, im öffentlichen Bereich und hinter den Kulissen. Ein Zoo, der es seinen Besuchern erlaubt, zu sehen, wie er seine Tiere pflegt, macht es wahrscheinlich richtig. Zoos sollten akzeptieren, dass sie es niemals allen Recht machen können, aber sie können bei der Aufklärung und Überzeugung von Zweiflern einen großen Schritt vorwärts machen.

6.6 Erfolgsprüfung Man kann verschiedene Indikatoren benutzen, um den Erfolg einer abgestimmten Kommunikations-Strategie zu überprüfen: • Kurzfristig müssen Zoos und Aquarien ihre Botschaften

prüfen, ob sie klar und verständlich sind. • Langfristig sollten sie beim Besucher ein Anwachsen des

Interesses an Naturschutzproblemen, insbesondere an der Rolle von Zoos und Aquarien im Naturschutz und am Weltverband der Zoos und Aquarien und seiner Aufgabe („Vereint für den Naturschutz“) erkennen.

• Die Unterstützung von Zoos und Aquarien kann an der Zahl der Besucher, Fördervereinsmitglieder, Tierpaten und Sponsoren abgeschätzt werden, besonders jenen, die den Naturschutz unterstützen.

• Der Gesamt-Medienerfolg kann an einer dauerhaften Zu-nahme positiver Zoo/Naturschutz-Artikel oder Beiträge gemessen werden.

• Die Zahl der Partnerschaften mit anderen Naturschutz-Einrichtungen muss steigen.

47 PARTNER UND POLITIK

WZANS 2005

Empfehlung Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie (WZANS) empfiehlt dringend, dass sämtliche Zoos und Aquarien, gleich ob klein oder groß, eine Kommunikations-Strategie entwickeln und einführen. Dabei sollten folgende Punkte beachtet werden: Die Definition der Ziele der gemeinsamen Kommunikation; das Festlegen der Zielgruppen; die Entscheidung für Schlüsselbotschaften; die Wahl von Taktik und Methode; das Erkennen von vorhandenen und benötigten Mitteln und die Entwicklung von Kontroll- und Überprüfungstechniken.

Das Internet ist zu einem wichtigen Kommuni-kationsmittel in der Zoo- und Aquarienwelt ge-worden Die WAZA und die überwiegende Mehrheit ihrer Mitgliedsverbände und Institutionen haben ihre eigene Websites. Sie werden zunehmend zur Verbreitung von Naturschutzfragen genutzt. Bild: WAZA-registrierte Naturschutzprojekte, hier das Na Hang, Cuc Phuong und Cat Ba Projekt des Zoo Münster (WAZA Projekt Nr. 04007, 04008 und 04009), und das Phong Na - Khe Bang Projekt des Zoo Köln (WAZA Projekt Nr. 04015), sie werden vorgestellt unter: www.waza.org

PARTNER UND POLITIK 48

WZANS 2005

Kapitel 7

Partner und Politik

Zusammenfassung Dieses Kapitel zeigt, wie Zoos, Aquarien und anderen Organisationen durch weltweite Zusammenarbeit ihre Ziele im Naturschutz erreichen. Zoos und Aquarien sind ein einzigartiges Geflecht aus biologischer Vielfalt, technischem und pädagogischem Fachwissen und Gesetzes- und Umweltethik.. Trotzdem kann kein Zoo oder Aquarium allein die biologische Vielfalt schützen. Daher müssen sie Partner-schaften miteinander und mit anderen Institutionen eingehen. Zoos und Aquarien sollten Mitglieder in nationalen und regionalen Ver-bänden sein und ihre hoch motivierten, aber schlecht ausgerüsteten Kollegen in wirtschaftlich schwächeren Institutionen unterstützen. Wenn Tierhaltungen die anerkannten Standards nicht erfüllen, sollten die Zoos und Aquarien ihre Regierungen darin bestärken, diese ent-weder grundlegend zu verbessern oder zu schließen. Zoos und Aquarien können sich gegenseitig unterstützen, indem sie Lehrgänge austauschen und lokale Zoos in Schutzprojekte und Veranstaltungen einbinden. Der Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA) baut ein Netzwerk mit verschiedenen Organisationen auf, unter anderem dem Welt-Naturschutzbund (IUCN). Mitglieder der WAZA arbeiten regelmäßig mit Fachgruppen der IUCN für bestimmte Tierarten oder bestimmte Aufgabengebiete zusammen. Partnerschaften mit Universitäten schaffen neue Forschungsmöglichkeiten, Partnerschaften mit Schulen die Grundlage, Lehrpläne zu beeinflussen. Die Ko-operation mit Bibliotheken und Kunstgalerien fördert eine kreative Naturgeschichte in Wort und Bild. Naturschutz berührt Menschen aus allen Berufen und sozialen Schichten. In der Zusammenarbeit mit Architekten, Ingenieuren und Städteplanern können gemeinsame Interessen gefunden werden. Durch die Zusammenarbeit mit den Medien wird der Naturschutzgedanke weiter verbreitet. Wenn sich Zoos und Aquarien ethisch verhalten und ihr Wissen erfolgreich weitergeben, beeinflussen sie die öffentliche Meinung und auch das Wähler-verhalten. Durch Partnerschaften mit vielen verschiedenen Partnern steigern Zoos und Aquarien ihren Einfluss auf die Naturschutzarbeit erheblich. Vision Durch Zusammenarbeit und Engagement verbessern Zoos und Aquarien die Standards in der Tierhaltung, motivieren die Öffentlichkeit, kümmern sich um Naturschutz und unterstützen selbst Naturschutzprojekte vor Ort. Partnerschaften stärken die globale Zusammenarbeit und ermöglichen es allen Zoos, Aquarien und ande-ren Naturschutzorganisationen, ihre Naturschutzziele zu erreichen. 7.1 Einleitung Zoos und Aquarien sind eine einzigartiges Geflecht aus biologischer Vielfalt, technischem und pädagogischem Fach-wissen und Gesetzes- und Umweltverantwortung. Sie betei-ligen sich an gemeinsamen Zucht- und Bildungsprogrammen, Forschungs- und Feldprojekten. Sie wollen die Ausrottung von Tierarten verhindern, die biologische Vielfalt bewahren und ein Naturschutzbewusstsein schaffen. In den kommenden Jahren werden erfolgreiche Zoos und Aquarien ihre Aktivitäten ausweiten und weniger erfolgreiche Zoos in ihrer Arbeit unterstützen. Selbst ein kleiner Zoo kann einen

wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten. Gemeinsam können Zoos und Aquarien ein effektives Netzwerk aufbauen, mit dem sie eine Vielzahl von Einzelpersonen, organisierten Gruppen, Geschäftsverbänden und politischen Institutionen erreichen können. Wenn sie mit Feingefühl und Respekt gegenüber den besonderen politischen, historischen, sozialen und ökonomi-schen Eigenarten der jeweils anderen Kultur arbeiten, werden sie den best möglichen Beitrag zum Naturschutz leisten.

49 PARTNER UND POLITIK

WZANS 2005

7.2 Ein Zoo ist keine Insel Ohne menschliches Eingreifen gelangen kleine Populationen an den Rand der Ausrottung. Die Tatsache, dass Zoos und Aquarien Zuchtprogramme betreiben, hat lange ihre Existenz gerechtfertigt. Heute geht ihre Rolle im Artenschutz weit über das Halten von Reservebeständen in menschlicher Obhut hin-aus: Zoos investieren erhebliche Mittel, um großflächig Le-bensräume zu schützen und Korridore zwischen zerstückelten Gebieten für Wildtierpopulationen zu schaffen. Sie motivieren die Öffentlichkeit, sich am Schutz von Lebensräumen zu be-teiligen. Zoos brauchen aber andere Zoos, um einen effektiven Beitrag zum Naturschutz zu leisten. Sie können nicht unabhängig voneinander alle Aufgaben zum Schutz der biologischen Viel-falt erfüllen. Wenn alle Zoos ernsthaft und kreativ zusam-menarbeiten, entsteht ein beeindruckendes Netzwerk. Die internationale Zusammenarbeit der Zoos sollte dabei höchste Priorität haben. Dies erleichtern regionale und nationale Zooverbände und der Weltverband WAZA. Mögliche Partnerschaften Das Zoo-Netzwerk besteht aus Zoos, Wildparks, Safari-Parks und Aquarien, die einen hohen Entwicklungsstand erreicht haben, weil sie ihr wachsendes Fachwissen miteinander teilen. Partnerschaften sind für Zoos und Aquarien nicht nur nützlich und wünschenswert – sie sind lebenswichtig. Partnerschaften sollten mit folgenden Institutionen angestrebt werden: • anderen Zoos und Aquarien (lokal, regional, international) • nationalen und regionalen Zooverbänden • dem Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA) • Verbänden von Zooförderern • Parks und Schutzgebieten • Regierungseinrichtungen, Ministerien, Organisationen, die

sich mit Wildtieren befassen (z.B. aus den Bereichen Forstwirtschaft, Umwelt, Bildung, Landwirtschaft, Tier-haltung, Veterinärmedizin, Tourismus)

• kommunalen Einrichtungen (Schulen, Bibliotheken) • Umweltverbänden • Natur- und Tierschutzorganisationen • ähnlichen akademischen, kulturellen, kommerziellen und

gemeinnützigen Organisationen (z.B. Forschungseinrich-tungen, Fachhochschulen, Universitäten,

• Fortbildungsinstituten, Museen, zoologischen Vereini-

gungen, botanische Gärten). Kasten 7.1 zeigt Beispiele gelungener Partnerschaften zwischen Zoos, Aquarien und anderen Institutionen.

Gemeinsame Zuchtprogramme Ein gutes Beispiel, wie Zoos ihre Erfahrungen und ihr Fachwissen teilen, sind die Erhaltungszuchtprogramme. Diese stellen die genetische Vielfalt zur Verfügung, die man braucht, um eine schwindende Population am Leben zu halten, eine in der Wildnis ausgerottete Population wiederanzusiedeln und nicht zuletzt genetisches Material für die Zukunft zu bewahren. Ein solches gemeinsames Zuchtprogramm wurde erstmals 1900 eingerichtet, als mehrere Zoos ihre Bestände an David’s Hirschen (Elaphurus davidianus) nach Woburn Abbey sandten. 1923 gründete der Direktor des Frankfurter Zoos eine Internationale Gesellschaft zum Schutz des Wisents (Bison bonasus). Die Zoos von Berlin, Frankfurt, Halle, Hamburg-Hagenbeck und andere brachten Tiere ein. 1932 übernahm der Zoo Warschau das Zuchtbuch. In den folgenden Jahren stieg die Zahl der Zuchtbücher und Zuchtprogramme enorm (s. auch Kapitel 4). In den 1990ern beteiligten sich Zoos und Aquarien an anspruchsvolleren Artenschutzprogrammen. Viele Zoos, vor allem aus den gemäßigten Breiten, begannen, Feldprojekte in Regionen mit hoher biologischer Vielfalt zu unterstützen. Manche Projekte hatten zum Ziel, Zoonachzuchten in ihrem ursprünglichen Lebensraum wieder anzusiedeln. Andere Projekte wollten Lebensräume schützen, Korridore sichern und den Naturschutzgedanken bei der ansässigen Bevölkerung fördern. Artenschutzprogramme erforderten auch die Grün-dung von wissenschaftlichen Programmen, wie etwa den Spe-cies Survival Plans (SSPs der AZA), den Europäischen Erhal-tungszucht-programmen (EEPs der EAZA), den Australian Species Management Programmes (APPs der ARAZPA) und der African Preservation Programmes (APPs der PAAZAB). Diese Programme bilden die Basis für das gemeinsame Ex-situ-Management von Populationen ausgewählter Arten. Feldprojekte Für Zoos und Aquarien, die Feldprojekte durchführen, ist es meist notwendig, Partnerschaften mit anderen Organisationen einzugehen, egal, ob diese Projekte in weit entfernten Ländern oder lokal angesiedelt sind. Wenn Zoos und Aquarien zu-künftig Feldprojekte leiten wollen, müssen sie ihre Aktivitäten mit denen der nationalen und regionalen Zooverbände und lokalen Naturschutzorganisationen koordinieren. Die Zusam-menarbeit der Organisationen hilft auch, doppelte Arbeit, Streit um territoriale Vorrechte und kulturelle Unstimmig-keiten zu vermeiden. Dadurch können die eingesetzten Ressourcen (lebende Organismen, Geldmittel, Fachwissen) effektiver genutzt werden. Wo es geht – und die regionale Regierung erlaubt – sollten lokale Gemeinden als mögliche Nutznießer von solchen Projekte eingebunden werden. (siehe auch Kapitel 2)

PARTNER UND POLITIK 50

WZANS 2005

Kasten 7.1 Beispiele für Partnerschaften Asien Der Zoo Taipei, die TOAF-Stiftung, die Han-Shan Grundschule, der Landwirtschaftsrat und die Zoologische Stiftung Taipei haben sich im Rahmen eines Feuchtgebiet-Projektes zusammengetan, um den Taipei-Grasfrosch (Rana taipehensis) zu retten, dessen Bestand durch den Einsatz von Pestiziden stark zurückgegangen war. Der Zoo ermutigte die Bauern, Wasserlilien (Pomacea canliculata) mit organischen Methoden anzubauen und dann zu verkaufen. Er zeigte ihnen, wie man die Raupen der Tabak-Killer-Motte (Spodoptera litura) mit natürlichen Pflanzenextrakten wirksam bekämpft. Für die Lehrer der lokalen Gemeinde wurde ein Fortbildungsprogramm über Feuchtgebiete organisiert. Das Beispiel zeigt, wie durch lokale und nationale Partnerschaften im Umweltschutz Entscheidungen gefällt werden können, die sowohl ökonomische Vorteile als auch ästhetischen und pädagogischen Gewinn bringen und im Dienst der Umwelt stehen.

Nordamerika Der Zoo Brookfield ist Partner von 130 Institutionen, Naturschutzorganisationen und Gemeindeverwaltungen, die mit 19 Bundes-, Staats- und Kreisbüros sowie den Landeigentümern in „Chicago Wilderness“ zusammenarbeiten. „Chicago Wilderness“ ist ein Zusammenschluss von Organisationen, die das Greater Chicago Biosphere Project ins Leben gerufen haben, das das erste städtische Biosphärenreservat werden könnte. Diese 15 Jahre alte Initiative hat eine Reihe nützlicher Forschungsergebnisse und Informationen erarbeitet. Die Stadt Chicago sorgt für Tausende von Freiwilligen, die vor Ort im Umweltschutz und in der Renaturierung arbeiten. Diese werden durch ein Netzwerk koordiniert, das am Zoo Brookfield angesiedelt ist. Zoos, Aquarien, Museen und Naturschutzzentren werden so zu Kommunikations- und Ver-sammlungszentren für die Menschen der Großstadt Chikago.

Europa Der Zoo Kopenhagen hat eine Gruppe von Goldkopf-Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia) im Poco das Antas -Reservat in Brasilien „adoptiert“ und zahlt das Gehalt eines Freilandbiologen, der Daten zum langfristigen Schutz dieser Tiere sammelt. Der Biologe liefert im Gegenzug authentische Geschichten aus dem Freiland, die der Zoo bei der pädagogischen Nutzung seiner Löwenäffchenanlage wirksam einsetzt. So bringen der Zoo Kopenhagen und andere Zoos „den Naturschutz nach Hause“, den sie 10,000 km von Europa entfernt finanzieren. Das Goldkopf-Löwenäffchen-Projekt wiederum erhält weiter finanzielle Unterstützung, um die Forschung für den Naturschutz fortzuführen. Mit solchen Projekten können Zoos den Naturschutz vor Ort unterstützen, ihm weltweit Aufmerksamkeit verschaffen, Spenden sammeln und ein Verständnis dafür wecken, wie Naturschutz vor Ort arbeitet. Im Juni 2003 eröffnete der Zoo Zürich seine neue Masoala-Halle, ein Regenwaldhaus, das die Bedingungen des Masaola-Nationalparks auf Madagaskar nachbildet. Viele der über 17,000 Pflanzen in diesem Haus stammen aus Samen, die in Wäldern außerhalb des Nationalparks gesammelt und in Gärtnereien großgezogen wurden. Die Gärtnereien wurden von Angestellten der Nationalparkverwaltung mit Hilfe des Zoo Zürich aufgebaut. Der Zoo Zürich unterstützt schon länger verschiedene Projekte in Gemeinden rund um den Nationalpark, die der Trinkwassergewinnung, der Gesundheitsfürsorge und dem Aufbau von Märkten für lokale Produkte dienen. Einkünfte aus dem neuen Regenwaldhaus werden über die Nationalparkverwaltung in Madagaskar (ANGAP) und die Wildlife Conservation Society (WCS) in New York zur Deckung der Betriebskosten des Nationalparks und zur Finanzierung von Entwicklungsinitiativen in den umliegenden Dörfern eingesetzt. Die Besucher der Masoala-Halle werden ermuntert, Madagaskar zu bereisen und unterstützen damit den dringend benötigten Tourismus. Die Vorteile einer solchen Partnerschaft zwischen einem europäischen Zoo, einem Nationalpark in einem Entwicklungsland und einer inter-nationalen Naturschutzorganisation sind vielfältig und weitreichend.

Afrika Der Afrikanische Verband der Zoos und Aquarien (PAAZAB) und die Südafrikanische Arbeitsgruppe Kranich (SACWG) arbeiten beim Schutz, des Klunkerkranich (Bugeranus carunculatus) zusammen. Die SACWG ist Teil des Endangered Wildlife Trust (EWT), einer lokalen Nicht-Regierungs-Organisation. Sie hat ein Schutzprogramm für die lokalen Bestände des Klunkerkranichs entwickelt. Das Programm erfordert unter anderem die Einrichtung eines geschützten regionalen Bestandes von Klunkerkranichen in menschlicher Obhut für eine spätere Wieder-einbürgerung. PAAZAB-Mitglieder beteiligen sich, indem sie Tiere züchten, die ihnen von der SACWG überlassen wurden.

Australasien In Papua-Neu-Guinea haben sich Mitglieder des Australasischen Regionalen Zooverbandes (ARAZPA) mit Dorfgemeinschaften, dem Amt für Natur- und Umweltschutz und Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) zusammengetan und die Tenkile Conservation Alliance gebildet. Ziel des Zusammenschluss ist der Schutz des Schwarzen Baumkängurus (Dendrolagus scottae=“tenkile“), einer erst kürzlich beschriebenen Baum-känguruart. Die Art ist u.a. gefährdet, weil sie aus zeremoniellen Gründen gejagt wird. Unter der Führung der Tenkile Conservation Alliance vereinbarten Vertreter der Regierung Papua-Neu-Guineas, Australiens und der Zoos von Papua-Neu-Guinea mit den lokalen Gemeinden ein Aussetzen der Jagd. Die Tenkile Conservation Alliance betreibt neben dem Forschungs- und Schutzprogramm für schwarze Baumkängurus auch ein Programm zur Entwicklung der Gemeinden sowie ein Bildungsprogramm.

51 PARTNER UND POLITIK

WZANS 2005

7.3 Nicht alle Zoos sind gleich Nicht alle Tierhaltungen, die sich selbst Zoo nennen, erfüllen die Standards für einen effektiven Naturschutz. Oft haben sie keine solide Finanzierung, eine schlechte Tierhaltung, ein mangelhaftes Berufsethos und sind nicht in nationalen, regio-nalen oder globalen Zoo- und Aquarienverbänden organisiert. Schlechte Tierhaltungen sind eine Bedrohung für alle guten Zoos, können einen negativen Einfluss auf die Ressourcen in freier Wildbahn haben und mit dem Tierschutz in Konflikt kommen. Trotzdem können einige von ihnen gute Absichten haben. Diese „Zoos“ müssen von den Institutionen mit hohen Standards als Herausforderung gesehen werden und Unter-stützung bekommen. Angemessene Beratung, technische, logistische und finanzielle Unterstützung kann diesen Ein-richtungen helfen, ihr Potenzial in der Welt-Zoo-Gemein-schaft zu verwirklichen. Gleichzeitig sollte das weltweite Zoo-netzwerk die Regierungen darin bestärken, „Zoos oder Aqua-rien“, die die geforderten Standards des Tiermanagements und -schutzes nicht erfüllen, zu verbessern oder zu schließen. Im letzten Jahrzehnt haben viele Zoos und Aquarien mit Projekten in anderen Teilen der Welt begonnen. Dabei wurden Zuchtstationen eingerichtet, Naturland gekauft und gemanagt, Lebensräume verbessert, Umsiedlungs- und Wie-dereinbürgerungsprogramme sowie Bildungs- und Entwick-lungsprogramme für die Bevölkerung durchgeführt. Dazu werden sowohl beträchtliche finanzielle Mittel bereitgestellt, als auch Mitarbeiter und Arbeitszeit, Technik und Wissen. Die Zoos und Aquarien in den Industriestaaten sind zumeist finanziell und technisch in der Lage, eine Verbesserung der Standards in schlechten Institutionen herbeizuführen. Feldprojekte bieten eine gute Gelegenheit, durch den Transfer von Technik und durch Lehrgänge speziell im Bereich der Bildung, des Managements und Marketings, Partnerschaften zwischen Zoos einzugehen. Dabei können lokale Zoos und Aquarien eine Schlüsselfunktion übernehmen, die lokale Bevölkerung in Projekte einbeziehen und sie in der Wert-schätzung ihrer natürlichen Umwelt bestärken. Institutionen,

die solche Feldprojekte leiten, sollten alles daran setzen, möglichst lokale Zoos und Aquarien am Projekt zu beteiligen. Eine solche Zusammenarbeit ermöglicht den lokalen Institu-tionen, ein Umweltverständnis und einen nachhaltigen Um-gang mit Wildtierbeständen zu fördern. Eine derartige wechselseitige Kommunikation und Partner-schaft schafft Vertrauen und stärkt die Zusammenarbeit zwischen Zoos und Aquarien in aller Welt. Lokale Zoos lernen dadurch außerdem die Standards und das Berufsethos der internationalen Zoogemeinschaft kennen. Einrichtungen mit einem schlechten Standard erwecken zweifelhafte Wertvor-stellungen bei ihren Besuchern und tragen nicht selten zur Zerstörung der regionalen Tierwelt bei. Eine einfühlsame Beratung, Zusammenarbeit und Partnerschaft kann in solchen Fällen dem regionalen Naturschutz nützen. Wo möglich, sollten Zoos, die In-situ-Projekte betreiben, mit nationalen und regionalen Verbänden zusammenarbeiten. Wenn es solche Verbände in der entsprechenden Region nicht gibt, sollten sie mit einzelnen Zoos zusammenarbeiten. Eine gleichberechtigte Partnerschaft kann das Verständnis und die Freundschaft auf beiden Seiten fördern. Während eines Gastbesuches kann Zoopersonal in Kultur und Wirtschaft des Gastlandes, aber auch in technischen Fragen des Umwelt-schutzes geschult werden. Im Gegenzug können Menschen aus anderen Kulturen ihr Wissen über alternative Bewirtschaf-tungstechniken, traditionelle Medizin und natürliche Er-nährung weitergeben. Ein solcher Austausch hilft zu verstehen, welche Tierarten in anderen Zoos und Aquarien gehalten werden und welche Bedeutung einige Tiere in anderen Kulturen haben. Eine solche Zusammenarbeit schafft eine At-mosphäre, in der eine gleichberechtigte und echte Partner-schaft möglich ist. (Siehe auch Kapitel 5.7.4 Besondere Be-ziehungen)

7.4 Besondere Beziehungen WAZA Der Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA) fördert die Zusammenarbeit zwischen Zoos und Aquarien in aller Welt sowie die Zusammenarbeit mit ähnlich denkenden Institu-tionen, Einrichtungen und Privatpersonen. Die WAZA ver-stärkt und systematisiert ihre Beziehungen zu Regierungen, Regierungsorganisationen und internationalen NGOs, beson-ders mit dem Welt-Naturschutzbund IUCN, mit Transport-verbänden und dem Umweltprogamm der Vereinten Na-tionen (UNEP), das für das Washingtoner Artenschutzüber-einkommen zuständig ist. Die WAZA und ihre Mitgliederzoos pflegen Partnerschaften mit ähnlich ausgerichteten Fachorgani- sationen wie dem Internationalen Verband der Zoopädagogen (IZE). Angesichts des enormen Repertoires an Wissenschaftlern, das die WAZA repräsentiert, sollte sie sich auf die technische und

wissenschaftliche Beratung konzentrieren, besonders in Hinblick auf die Unterstützung des Arten- und Habitat-schutzes, die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und die Verbesserung des Tierschutzes. Die Möglichkeiten der Mitgliedschaft sollten erweitert werden, z.B. sollten Berufs-organisationen, die an einer Arbeit unter dem Dach von WAZA interessiert sind, die Möglichkeit haben, assoziiertes Mitglied zu werden. Mit Regierungseinrichtungen und größe-ren NGOs, die nicht an einer Mitgliedschaft interessiert sind, sollten Verständnismemoranden abgeschlossen werden. Auf Foren wie den Vertragsstaaten-Konferenzen internationaler Übereinkommen sollte die WAZA die Aktivitäten der Zoo-verbände und einzelner Zoos und Aquarien koordinieren.

PARTNER UND POLITIK 52

WZANS 2005

IUCN Die IUCN (Welt-Naturschutzbund) mit ihren Mitgliedern auf der ganzen Welt, ihren Regional- und Landesbüros und ihren Kommissionen mit deren Netzwerken von wissenschaftlichen, technischen und politischen Experten bietet viele Möglich-keiten der Zusammenarbeit mit der Zoo- und Aquarienge-meinschaft. Besonders wertvoll ist die Species Survival Com-mission (SSC), die Fachgruppen leitet, die sich um bestimmte Tierarten oder um bestimmte Aufgabenfelder kümmern. Sie verfügt über Fachkräfte mit einem enormen Fachwissen über einzelne Tiergruppen, über Naturschutz-Biologie, Veterinär-medizin, Umsiedlung von Lebewesen und anderen Aspekten, die für Naturschutz von Bedeutung sind. Zoos und Aquarien können sich diese Informationen erschließen, wenn sie mit diesen Fachgruppen zusammenarbeiten. Im Gegenzug kann die Zoogemeinschaft den Fachgruppen der IUCN helfen, indem sie Kontakte zu wichtigen Personen oder Organisationen in Ländern herstellt, in denen die IUCN nicht vertreten ist. Die Zusammenarbeit mit den einschlägigen Fachgruppen ist besonders dann hilfreich, wenn ein Zoo ein Feldprojekt plant. Einige Zoos haben Zeitschriften und Aktivitäten von Fach-gruppen mitfinanziert; z.B. wurde Small Carnivore Conserva-tion, die Zeitschrift der Mustelid, Viverrid and Procyonid Spe-zialist Group, finanziell vom Zoo Antwerpen, dem Zoo und Aquarium Columbus, dem Zoologischen Park Marwell, dem Central Park Zoo in New York und anderen Zoos unterstützt. Die SSC Fachgruppe für Erhaltungszucht (CBSG) der IUCN will „Populationen bedrohter Arten durch Erhaltungs-zuchtprogramme und durch intensiven Schutz und Manage-ment in freier Wildbahn bewahren und aufbauen.“ Sie erreicht dies in konzentrierten systematischen und wissenschaftlichen Gruppenprozessen, die In-situ- und Ex-situ-Naturschutz verbinden und durch Personen, die wissenschaftliche Fach-kenntnisse, und die Fähigkeit zur Koordination besitzen und den Prozess beschleunigen. Andere Fachgruppen, besonders die für Wiedereinbürgerung arbeiten oft mit Zoos zusammen. Zoos und Aquarien stellen regelmäßig Fachwissen von Mit-arbeitern und finanzielle Mittel für IUCN Gruppen zur Verfügung. Sie tragen insbesondere zur Arbeit der Population and Habitat Viability Assessment (PHVA) Workshops bei, die strategische Schutzmaßnahmen für bedrohte Arten und deren Lebensräumen entwickeln und zu den Conservation Assess-ment and Management Plan (CAMP) Workshops, die fest-legen, welche Arten in die Rote Liste der IUCN aufgenommen werden. Die Teilnehmer der Workshops geben Empfehlungen für Management und Forschung, z.B. Schutzmaßnahmen für bestimmte Tiergruppen einzurichten, Feldstudien und Lehrgänge zu Feldtechniken durchzuführen, für eine Habitatverbesserung oder Gesundheitsüberwachung zu sorgen, Bildungs- und Aufklärungsprogramme zu starten und Zootiere für Bildung, Forschung und Naturschutz einzusetzen. Andere Organisationen Wenn Zoos und Aquarien Partnerschaften mit Forschungs-instituten eingehen, ergeben sich Möglichkeiten gemeinsamer Forschung im Naturschutz, in der Biologie, der Veterinär-medizin und den Sozialwissenschaften. Wenn Zoos mit Schulen in der Natur- und Umweltbildung zusammenarbeiten,

können sie Unterrichtsmaterialien und -programme für einen gemeinsamen Lehrplan in einer Stadt oder einer Region er-stellen. Die Bildungsbehörden der Städte und Länder werden in den Zoos wertvolle Ergänzung zu ihren eigenen Aktivitäten finden, wenn sie ihre Umwelt-Programme planen. Partnerschaften mit Botanischen Gärten, Nationalparks und Museen können die künstliche Trennung zwischen Pflanzen, Tieren und Ökosystemen, die seit dem 18ten Jahrhundert besteht, aufbrechen. Solche Partnerschaften können sowohl mit Institutionen im Heimatort des Zoos aber auch mit Institu-tionen in Entwicklungsländern geschlossen werden, wenn eine Institution die finanziellen und technischen Mittel hat, diese Lehrgänge und Ausrüstung für den Naturschutz zu finanzieren. Natur- und Tierschutzbehörden, besonders in weniger ent-wickelten Teilen der Welt, begrüßen die finanzielle und tech-nische Unterstützung von gut ausgestatteten Zoos; Experten für die Projekte haben sie oft in den eigenen Reihen. Ein Tiergehege, besonders eine neu errichtete Anlage, mit ei-nem Reservat oder einem Naturschutzprojekt zu verbinden, ist sinnvoll und bringt Vorteile für alle Beteiligten. Die Zusam-menarbeit mit naturkundlichen Institutionen kann gut auf andere kulturelle Einrichtungen ausgeweitet werden. Zum Beispiel können Zoos und örtliche Büchereien gemeinsame Veranstaltungen zum Thema Natur und Literatur anbieten. Autorenlesungen, Literaturwettbewerbe, Autoren-Workshops und andere kreative Projekte, die sich um Schreiben und Natur drehen, sind denkbar. Ähnliche Partnerschaften können mit Kunsteinrichtungen veranstaltet werden, die Maler und andere Kunstschaffende ermutigen, die Naturschutzbotschaft weiter und anders zu verbreiten als ein Zoo es kann. Naturschutz geht alle Menschen aus allen Berufsschichten etwas an. Gemeinsame Programme zum Naturschutz und nachhaltigen Umgang mit der Umwelt müssen sich daher nicht auf kulturelle Institutionen beschränken. Viele Berufsorga-nisationen – wie die der Architekten, Landschaftsarchitekten, Ingenieure, Bauunternehmer und anderer, die an der Planung und Entwicklung der menschlichen Umwelt beteiligt sind – sollten Bereiche gemeinsamen Interesses und für Aktivitäten finden, die sie zusammen mit Zoos und Aquarien in Angriff nehmen. Wenn Zoos und Aquarien gründlich nachdenken, können sie weitere Partner finden, um die Naturschutz-botschaft einer größeren Öffentlichkeit zu vermitteln. In ihren Kommunen können Zoos in der Debatte über ge-sunde ökologische Verfahrensweisen eine Führungsrolle ein-nehmen und Untersuchungen zu regionalen Problemen an-regen wie Stadtentwicklung, sauberes Wasser, Pestizideinsatz und andere Aktivitäten, die Einfluss auf das Leben der lokalen Tierwelt haben. Partnerschaften mit den lokalen Medien sind hier besonders nützlich. Gewöhnlich pflegen Zoos Kontakte zu den Medien nur, um ihre eigenen Interessen zu vertreten, aber sie könnten sie ebenso für Fragen des Naturschutz nutzen.

53 PARTNER UND POLITIK

WZANS 2005

7.5 Politik und Gesetzgebung Verantwortung Lokale, regionale und nationale Regierungen bestimmen die Gesetzgebung und Politik zu Umwelt, biologischer Vielfalt, Tierschutz, Jagd und Fischerei. In den kommenden Jahr-zehnten wird sich der Blick auf das gesamte Ökosystem Erde richten, Zoos und Aquarien werden Regierungen informieren können, bestärken und mit ihnen in diesem weiten Kontext zusammenzuarbeiten. Sie müssen an der Naturschutzgesetz-gebung und -politik, festhalten. Verantwortliche Zoos und Aquarien werden ihre Schwesterorganisationen darauf hin überwachen, es ablehnen, sich an illegalen oder unethischen Geschäften zu beteiligen und versuchen, andere Institutionen durch gemeinsam ausgeübten Druck dazu zu bringen, sich an die Regeln zu halten. Tun sie das nicht, müssen verant-wortliche Zoos härtere Maßnahmen ergreifen und die WAZA oder zuständige Regierungsbehörden informieren. Die ethi-schen Grundsätze der WAZA verlangen von Mitgliedzoos und –aquarien, dass sie sich an die nationale und internationale Gesetzgebung zu Wildtieren und Tierschutz halten. Alle regionalen und nationalen Zooverbände sollten Mitglieder in der WAZA und somit an die ethischen Grundsätze der WAZA gebunden sein, wie an ihre eigenen regionalen und nationalen Bestimmungen zur Ethik. (siehe Kapitel 9.) Alle Zoos und Aquarien sollten Mitglieder in regionalen oder nationalen Verbänden sein. Solche Verbände haben sich als äußerst wirkungsvolles Instrument herausgestellt, durch Richt-linien, Politik oder gemeinsam ausgeübten Druck Verbes-serungen in Zoos und Aquarien durchzusetzen. Regionale und nationale Zooverbände sollten jede Anstrengung unter-nehmen, ein Naturschutzgewissen herzustellen, das im Ein-klang mit der Kultur ihrer Mitgliedsinstitutionen steht und die Aktivitäten ihrer Mitglieder in einen gemeinsamen ethischen und technischen Rahmen einbindet. Nationale und regionale Verbände sollten ihre jeweiligen Regierungen drängen, die Gesetzgebung für Zoos dahin gehend zu verbessern, dass sie ihre Ziele im Naturschutz umsetzen können. Um effektiv zu sein, sollten die gesetzlichen Zoorichtlinien Bestimmungen enthalten, die explizit für alle Arten Standards und Richtlinien vorgeben. Zoos sollten nicht nur eine ethische Haltung zum Naturschutz unterstützen, sondern das besondere Profil ihrer Institution nutzen, um die öffentliche Meinung und das Wählerverhalten zu beeinflussen. Sie sollten Informationen zu Naturschutzfra-gen zur Verfügung stellen, durch die lokale, nationale oder in-ternationale Gesetzgebung beeinflusst oder verbessert werden kann. Wenn diese Informationen in kommunale Aktivitäten umgesetzt werden können, ist das eins der wirksamsten Mittel, das Zoos für den Naturschutz einsetzen können. Zoos müssen zusammenarbeiten, als Institutionen oder in ihren Verbänden, um Informationen zu erhalten wie sie ihre Leistungen steigern können.

Zoos und Aquarien sprechen ihre Besucher mit unter-schiedlichen Medien wie Gehegebeschilderungen, Unterricht, gedruckten Materialien und anderen an. Zoos können „Zoo-förderer“ an diesen Aufgaben beteiligen, wenn sie gut ge-staltetes, pädagogisch aufgearbeitetes Material zur Verfügung stellen, Aktionen organisieren und mit anderen Naturschutz-organisationen in der Öffentlichkeit Kontakt halten. Zoos können Themen auf internationalen Foren durch ihre Ver-bände und auf lokaler Ebene durch Präsentationen in Rats-versammlungen und Ausschüssen vorstellen. Einfluss auf Entscheidungsträger Der Besuch von Politikern, Entscheidungsträgern und Me-dienstars gibt Fachleuten aus Zoos Gelegenheit, Fragen des Überlebens wilder Arten und ihrer Lebensräume anzu-sprechen. Zoos sollten sich mehr auf diese weitergehenden Fragen konzentrieren und nicht nur auf zoospezifische Aspekte. Zoos und Aquarien können Gesetzgeber und andere einflussreiche Vertreter der Öffentlichkeit beeinflussen, wenn sie ihnen Gegenden zeigen, die für die Tierwelt wichtig sind – vor Ort oder in Übersee. Die Gelegenheit, Wildhabitate oder Naturschutzgebiete in Begleitung von Kuratoren oder For-schern aus Zoos zu besuchen, ist für Laien oft sehr ein-drucksvoll. Zoos und Aquarien können auf die Bedrohung der Wildtiere aufmerksam machen, wenn sie eine direkte Begegnungen mit Tieren und dem Fachwissen von Zoospezialisten herbeiführen. Das Vertrauen und Fachwissen, das bei solchen Treffen geschaffen wird, kann lokal und weltweit zu einer besseren Naturschutz-Gesetzgebung führen. Das Ergebnis bringt für die gesamte Tierwelt Vorteile. Gesetzgebung Einige Länder haben nur allgemeine Zoogesetze erlassen. Nur ein paar haben artspezifische Anforderungen an die Tier-haltung, zum Naturschutz, zur Bildung und zu anderen Aspekten der Zooarbeit festgelegt. In einigen Fällen haben nationale oder regionale Zooverbände die Regierungen bei der Formulierung dieser Gesetze unterstützt. Andere Länder, die keinerlei Zoogesetzgebung oder –verordnung haben, sind gut beraten, wenn sie bei der Formulierung eigener Richtlinien und Verordnungen solche aus anderen Ländern als Modell nutzen. Zoos und Aquarien in Ländern mit guter Gesetz-gebung können andere Institutionen – sowohl regional als auch international - ermutigen, diese Fragen anzusprechen. Sie können Zoos und Aquarien in Ländern, in denen es keine aus-reichende Gesetzgebung gibt, dabei helfen, ein wirksames Sys-tem zur Einhaltung hoher Standards einzurichten und durch-zusetzen.

PARTNER UND POLITIK 54

WZANS 2005

7.6 Schlussfolgerungen Zoos und Aquarien klären ihre Besucher über Wildtiere auf und bezaubern und begeistern sie mit ihnen. Das Hauptziel aller naturkundlichen Institutionen ist, einen so großen Res-pekt und ein so tiefes Verständnis der Natur zu erreichen, dass die Menschen sich im Naturschutz engagieren. Menschen, die die Notwendigkeit des Naturschutzes verstehen, informiert und begeistert sind, werden bereit sein, ihren Lebensstil zu ändern, Entscheidungen des täglichen Lebens im Einklang mit der Umwelt zu fällen und Politiker zu wählen, die fortschritt-liche Umweltrichtlinien erlassen wollen. Die räumliche Trennung unserer naturkundlichen Institu-tionen, seien es Zoos, Botanische Gärten oder Museen, ist hinderlich die Botschaft der Vielfalt und Zusammenhänge zu verbreiten, wechselseitige Abhängigkeiten aufzuzeigen, ganz-heitliche Ansichten der Natur zu geben oder dynamische Geschichten von Ökosystemen zu erzählen. Es ist natürlich nicht möglich, diese Einrichtungen räumlich zusammen-zulegen, aber sie können ihre Zusammengehörigkeit durch strategische Partnerschaften verdeutlichen. Durch Zusam-

menarbeit kann jede Institution ihre Rolle als Botschafter der Natur festigen. Alle Zoos und Aquarien sollten mit anderen Organisationen zusammenarbeiten, um ihren Naturschutz-auftrag zu erfüllen. Die Institutionen, die Vorteile, daraus ziehen, werden sie wieder einbringen, wenn sie sich der Zoogemeinschaft anschließen. Man muss bewusst machen, welche Vorteile Partnerschaften, Mitgliedschaften in Verbänden und Festhalten an einer ge-meinsamen Naturschutzethik bringen. Anerkannte Zoos und Aquarien sollten Anreize schaffen, um Veränderungen in Tier-haltungen herbeizuführen, die nicht von diesen Vorteilen überzeugt sind. Der stärkste Anreiz kann die grundlegende Einsicht sein, dass die Tat eines einzelnen in den Augen der breiten Öffentlichkeit Anerkennung finden kann. Auf diesem Hintergrund werden anerkannte, gute Zoos schnell bereit sein, Einrichtungen, die einen ersten Schritt zur Partnerschaft machen, zu unterstützen. Das wird ihnen helfen, den Wert und die Vorzüge von Netzwerken und Partnerschaften zu erkennen.

Empfehlungen Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie (WZANS) empfiehlt dringend, dass Zoos und Aquarien Partnerschaften auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene einrichten oder verstärken. Die WZANS erinnert alle Zoos und Aquarien, dass sie die Gesetze und Richtlinien, die Natur- und Tierschutz betreffen, einhalten. Die WZANS hält daran fest, dass alle Zoos und Aquarien Mitglieder in regionalen oder nationalen Zoover-bänden sein oder werden sollten. Die WZANS fordert, dass regionale und nationale Zooverbände ihre Mitgliedsinstitutionen verpflichten, ein „Naturschutzgewissen“ im Einklang mit ihrer Kultur zu vertreten und zu entwickeln und, dass sie ihre Aktivi-täten in einen diesem ethischen und technischen Rahmen durchführen. Die WZANS drängt nationale und regionale Verbände ihre Regierungen zu veranlassen, Zoogesetze zu verbes-sern oder zu erlassen, die den Zoos helfen, ihre Naturschutzziele zu erreichen. Die WZANS drängt die Länder, die keine Zoogesetzgebung haben, die bestehende Gesetzgebung anderer Länder zu nutzen oder zu übernehmen, wenn sie ihre eigenen Richtlinien und Verordnungen formulieren und die Hilfe von Zooverbänden zu suchen, die eine Gesetzgebung haben.

55 NACHHALTIGKEIT

WZANS 2005

Kapitel 8

Nachhaltigkeit

Zusammenfassung Dieses Kapitel zeigt die Vision, dass alle Zoos und Aquarien zunehmend nachhaltig arbeiten, möglichst wenig Spuren in der Natur hinter-lassen und natürliche Ressourcen nutzen, ohne Raubbau zu treiben. Die Institutionen zeigen ihren Besuchern, wie diese selbst ihren Le-bensstil in Richtung Nachhaltigkeit verändern können. Unter Nachhaltigkeit versteht man eine „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart deckt, ohne die Möglichkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken“. Sie umfasst soziale, ökonomische und Umwelt-Dimensionen. Der „Erdgipfel“, der 1992 in Rio stattfand, formulierte 27 Prinzipien für eine nachhaltige Entwick-lung, einschließlich der Agenda 21 und der im Anschluss entwickelten ISO 14000; diese Prinzipien regeln den Umgang mit der Umwelt und die Vermeidung von Umweltverschmutzung. Daraus abgeleitet können ein Satz von acht Regeln die Verantwortlichen in Zoos und Aquarien unterstützen, Ziele und Aktivitäten für Nachhaltigkeit zu entwickeln (Abschnitt 8.3). Wenn Zoos und Aquarien zu Vorbildern für Nachhaltigkeit werden, können sie eine Spitzenposition im verantwortlichen Umgang mit der Umwelt einnehmen, die Einhaltung von Umweltschutz einfordern und beitragen, zukünftige Gesetzgebung inhaltlich zu prägen. Dieses Kapitel zeigt den Zoos und Aquarien vier Wege auf, nachhaltige Verfahrensweisen in Gang zu setzen und zu entwickeln, durch die Förderung von Umwelt-Gruppen („green teams“), Entwicklung eines Umweltmanagement Systems, ISO 14001 Zertifizierung und Entwicklung eines Tourismus, der von der Bot-schaft der Tiere ® verantwortet werden kann. Diese Initiativen müssen durch betriebsinterne Umweltrichtlinien und objektive Über-prüfungen (Öko-Audits) unterstützt werden. Zusammengefasst: Zoos und Aquarien, die Umweltschutz und Nachhaltigkeit praktizieren, können Einstellungen beeinflussen, Verhalten ändern und damit zum Erhalt des ganzen Planeten beitragen. Vision Alle Zoos und Aquarien arbeiten im Sinne von Nachhaltigkeit und hinterlassen nur wenige Spuren in der Natur. Sie nutzen natürliche Ressourcen nachhaltig, d.h. so, dass sie ihre Bedürfnisse befriedigen, ohne zu gefährden, dass zukünftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht ebenfalls befriedigen können. Alle Zoos werden den Besuchern Beispiele liefern, wie sie ihr Leben in Verantwortung für die Umwelt gestalten können. 8.1 Einleitung Zoos tragen zunehmend zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei. Sie unterlaufen dieses Ziel jedoch, wenn ihre Wirt-schaftsweise zur Zerstörung natürlicher Ressourcen beiträgt. Wenn sie Maßnahmen und Aktivitäten unterstützen, die dazu beitragen, natürliche Ressourcen zu erhalten, vermindern sie diese Risiken nicht nur, sondern helfen, die Anstrengungen zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu fördern. Der Betrieb eines jeden Zoos oder Aquariums hat einen Ein-fluss auf die Umwelt und hinterlässt Spuren in der Natur. Das Ausmaß und die Auswirkung dieser Spur variieren beträchtlich. So haben z.B. Institutionen mit Tierbeständen, die aufwendige und vielschichtige Systeme zur Lebenserhaltung brauchen,

generell einen höheren Energie- und Wasserverbrauch. Einige Institutionen müssen sich stärker verändern als andere, wenn sie Nachhaltigkeit praktizieren wollen. Für viele Einrichtungen scheint das Ziel ein „Nachhaltiger Zoo“ oder ein „Nachhaltiges Aquarium“ zu werden, erschreckend und weit entfernt von der tag-täglichen Sorge, die Institution am Leben zu halten. Das gilt besonders für Institutionen in den weniger entwickelten und armen Teilen der Erde. Dennoch: Jeder Zoo und jedes Aquarium muss weniger Spuren in der Natur hinterlassen. Die Zoo-Gemeinschaft muss Aktivitäten zur Verringerung starten und fördern und dieses Konzept voll und ganz, im Prinzip wie in der Praxis, annehmen.

PARTNER UND POLITIK 56

WZANS 2005

8.2 Nachhaltigkeit Eine zoologische Institution hat Nachhaltigkeit dann erreicht, wenn alle ihre Handlungen für die Umwelt neutral sind. Das genau zu messen, ist sehr schwer und erfordert, da die Entwicklung weltweit schnell voranschreitet, eine ständige Jus-tierung der Messgeräte und wiederholte Messungen. Eine praktikablere Definition ist die der Welt-Kommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Report): „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart deckt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürf-nisse zu decken.“ Diese Definition umfasst drei Dimensionen: soziale, ökonomische und umweltbezogene. Die Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahre 1992 – der Erdgipfel – war ein Meilenstein für eine nachhaltige Entwicklung. Dort wurden verschiedene Übereinkünfte, die für Zoos und Aqua-rien von Bedeutung sind, verabschiedet: neben anderen die Rio

Erklärung über Umwelt und Entwicklung, die Agenda 21, die Erklärung über Grundsätze der nachhaltigen Waldnutzung, die Klimarahmenkonvention und die Übereinkunft zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Die Erklärung von Rio formulierte 27 Prinzipien für eine nachhaltige Entwicklung. Die Agenda 21 ist „ein umfassender Plan von Maßnahmen, die global, national und lokal in allen Gebieten, in denen Menschen Einfluss auf die Umwelt ausüben von UN-Organisationen, Regierungen und Meinungsführen ergriffen“ werden müssen. Ein bedeutender Aspekt war die Teilnahme der Internationalen Organisation für Standardi-sierung (ISO), die in der ISO 14000 mündete, einer Reihe von Standards für Nachhaltigkeit und Umweltmanagement. Sie schließt die ISO 14001 ein, die Umweltmanagement und Ver-meidung von Umweltverschmutzung regelt.

8.3 Handlungsrichtlinien für Nachhaltigkeit in Zoos oder Aquarien Aus den oben genannten Grundlagentexten kann man acht Leitprinzipien gewinnen, aus denen jede Institution ihre Ziele und Aktivitäten für Nachhaltigkeit ableiten kann. Wenn ein Zoo oder Aquarium diese Ziele praktische umsetzt, können seine nachhaltigen Praktiken zertifiziert werden. Gehe umweltverträglich mit Müll um • Verringere die Produktion von Abfall insgesamt. • Trenne den Müll direkt, wo er anfällt, um ein Höchstmaß

an Wiederverwertung und Recycling zu erreichen. • Vermindere das Risiko von Umweltverschmutzung. Sei energiebewusst • Steigere die Energieausbeute in allen Bereichen. • Versuche den Energieverbrauch bei Reisen zu senken. • Senke wirkungsvoll den Energieverbrauch, nutze möglichst

erneuerbare Quellen. • Wende möglichst die drei W´s an:

weniger, wiederverwerten, wieder aufbereiten Nutze natürliche Ressourcen umweltverträglich • Nutze Produkte, die mit dem wirkungsvollsten und am

wenigst belastenden Verfahren aus erneuerbaren oder nicht erneuerbaren natürlichen Ressourcen hergestellt sind. Das betrifft alle Produkte von Baumaterialien bis hin zu Din-gen des täglichen Gebrauchs.

• Wende die drei W´s an • Stelle sicher, dass der Erweb und der Einsatz von Tieren

nicht nur nachhaltig, sondern auch unter sozialem Aspekt ethisch vertretbar sind.

Wenn Du verschmutz, zahle • Unterstütze das Prinzip, dass der Verschmutzter die Kos-

ten der Beseitigung nicht auf andere abwälzen soll.

• Wende dieses Prinzip als Maßstab einer guten Praxis in deiner eigenen Institution an.

Nutze zuerst Güter aus der Region • Steigere den Anteil von Waren und Dienstleistungen von

örtlichen Lieferanten. • Vermindere die Umweltbelastung durch Transporte, wo

immer das möglich ist. Trage zu einer gerechten Entwicklung bei Bedenke, dass eine nachhaltige Entwicklung eine Angleichung der Lebensbedingungen auf der Welt fordert und, dass Du dazu beitragen kannst, durch: • Durchführung von Aktivitäten, die diesem Ideal dienen; • Unterstützung von Naturschutzprojekten, die dieses Prin-

zip umsetzen; • Verfolgung einer Einkaufspolitik und –praxis, die fairen

Handel unterstützt. Handle vorausschauend • Sammle und analysiere so viele Informationen wie mög-

lich, bevor Du eine Entscheidung triffst. • Wenn Du Zweifel hast, ergreife Maßnahmen, die die

Auswirkungen auf die Umwelt verkleinern. Steigere das Bewusstsein und Engagement • Nutze das Bildungspotential des Zoos, um den Leuten

begreiflich zu machen, warum Änderungen notwendig sind und was sie persönlich tun können, um in einer nach-haltigeren Weise zu leben.

• Gib anderen Unternehmen ein Beispiel umweltfreund-licher zu operieren.

57 NACHHALTIGKEIT

WZANS 2005

8.4 Vorteile der Nachhaltigkeit Die Leute fragen oft: „Was kostet Nachhaltigkeit?“ Das zeigt eine ernst zu nehmende Sorge und unterstreicht die Not-wendigkeit, nachhaltige Praktiken so einzuführen, dass die öko-nomische Lebensfähigkeit von Zoos und Aquarien gestärkt wird. Ein nachhaltig geführter Zoo oder ein Aquarium sollte durch grüne Praktiken Kostenersparnisse erzielen und wird zu einer attraktiven Option für Besucher, Sponsoren, Investoren, Versicherer und Partner und erhöht dadurch sein Einkommen. Die Institution kann ihre nachhaltigen Aktivitäten als Grund-lage für Werbung und Vermarktung herauskehren. Andere Vorteile sind weniger greifbar aber genau so wichtig. Ein Zoo oder Aquarium der/das nachhaltige Bewirtschaftung einführt, wird zweifellos helfen, die Umwelt zu verbessern und erfüllt damit den moralischen Anspruch der Institution, so zu handeln – wie alle anderen Bereiche der Gesellschaft auch handeln müssten. Man könnte argumentieren, dass die Zoo-gemeinschaft eine größere Verantwortung der Umwelt gegen-über hat als viele andere Institutionen und dass nachhaltiges Handeln ihr helfen wird, ihren Verpflichtungen nach zu kommen. Der Schutz der biologischen Vielfalt, ohne Aktionen

für Nachhaltigkeit, ist unvollständig. Zoos und Aquarien müssen Vorbilder für eine nachhaltige Praxis sein und andere ermutigen, besonders in der gleichen Gemeinde. Wenn sie im Besitz der öffentlichen Hand sind, geben sie ein Beispiel für eine „grüne“ Verwaltung. Indem sie andere in regionalen Zooverbänden anregen, nach-haltige Praktiken zu übernehmen, werden Zoos und Aquarien ihr Image als Vorreiter in der Umweltverantwortung verbes-sern, die Beachtung von Umweltprinzipien steigern und mehr noch, inhaltlich zu zukünftiger Gesetzgebung beitragen. Sie werden auch das Bewusstsein ihrer Mitarbeiter für Umwelt-fragen und -verantwortung schärfen, ihre Moral heben und sicherstellen, dass die Institution als begehrter Arbeitgeber an-gesehen wird. Darüber hinaus werden sie dieses Konzept ihren Besuchern verdeutlichen und sich für öffentliche Preise und Anerkennung qualifizieren. Viele diese Vorteile wurden detailliert auf dem 1. Symposium für umweltfreundliches Zoomanagement 2001 im Zoo Aal-borg, Dänemark, erörtert.

8.5 Einführung nachhaltiger Praktiken Dieser Abschnitt stellt vier mögliche Wege vor, wie Zoos und Aquarien nachhaltige Praktiken beginnen oder verbessern können. Sie werden als Richtlinien vorgestellt, um allen Zoos und Aquarien zu helfen, wobei bewusst ist, dass es kulturelle, soziale und finanzielle Unterschiede gibt, die den Weg und den Grad beeinflussen, wie diese Praktiken umgesetzt werden können. Weitere Einzelheiten können in den Handbüchern nachgelesen werden, die dieser Veröffentlichung folgen werden. Zoos und Aquarien werden die beste Kombination von Maßnahmen ergreifen, um ihr Ziel Nachhaltigkeit zu erreichen. An Umweltfragen interessierte Gruppen Viele Zoos haben „grüne Teams“ oder andere Gruppen, zu denen sich Mitarbeiter freiwillig melden können. Ein Zoo oder Aquarium der/das auf Nachhaltigkeit achtet, wird solche Gruppen fördern. Sie können der Zooleitung helfen, vor-rangige Aufgaben zu identifizieren und anzugehen, „grüne“ Optionen zu erforschen, Öko-Audits durchzuführen und bei der Einrichtung oder sogar der Etablierung von Umwelt-strategien helfen. Umweltfreundliche Management Systeme Ein umweltfreundliches Management System (EMS) ist ein Bündel von Prozessen und Praktiken, die eine Organisation in die Lage versetzen, ihre negativen Einflüsse auf die Umwelt zu vermindern und ihre Handlungseffizienz zu erhöhen. Die Entwicklung eines EMS ist ein strukturierter Weg, Ziele der Nachhaltigkeit zu erreichen. Ein EMS betont neben Umwelt die Bedeutung von Gesundheit und Sicherheit. Es sollte durch einen gegliederten Prozess von Planung, Einführung, Kontrolle, Überarbeitung und Ausführung notwendiger Veränderungen, zu einer ständigen Verbesserung führen. Ein EMS kann auf bereits vorhandenen Standards basieren. Zoos und Aquarien sollten eines wählen, das ihren Bedürf-nissen am ehesten entspricht. Einige Länder und Regionen

haben ihre eigenen EMS-Standards entwickelt. Ein Beispiel ist das Öko-Management und Audit Schema (EMAS) der Euro-päischen Union. ISO 14001 ISO 14001 ist ein vollständiger, weltweiter Standard für ein EMS, der vorschreibt, dass alle Mitglieder einer Organisation am Umweltschutz teilnehmen. Er berücksichtigt alle Beteilig-ten und startet Prozesse, alle Eingriffe in die Umwelt zu identi-fizieren. Er ist zukunftsorientiert und konzentriert sich auf vorwärts gerichtetes Denken und Handeln. ISO 14001 ver-bessert den Umweltschutz, indem sie ein einziges EMS quer durch alle Aufgaben der Organisation nutzt. Sie bewertet we-der Durchführung noch Produkt: Vielmehr erlaubt sie, den Institutionen zu messen, wie ihre Aktivitäten die Umwelt beeinflussen. Um die ISO 14001 Zertifikation zu beantragen und zu erlangen, muss ein Zoo oder Aquarium ein EMS haben. ISO 14001 ist im öffentlichen und privaten Sektor auf breiter Ebene anerkannt. Da mehr und mehr Zoos und Aquarien die ISO 14001 Zertifikation erlangen, wird dies zu einer größeren Anerkennung durch Regierung, Körperschaften und der Gesellschaft führen und Vorteile für die Zoogemeinschaft bringen. Botschaft der Tiere „Botschaft der Tiere“ ist ein internationaler Standard der Um-weltverantwortung mit besonderer Bedeutung für Zoos und Aquarien. Er vereint Tier-Management und andere Standards mit Umweltkriterien wie denen, die die ISO 14001 abdeckt. Er wird vom Institut für verantwortlichen Tourismus und Loro Parque in Spanien entwickelt und verlangt von allen teil- nehmenden Institutionen, dass sie ein EMS haben. Es gibt verschiedene Zertifizierungsprogramme für grünen Touris-mus, aber „Botschaft der Tiere“ ist das einzige Pro-gramm, das Zoos und Aquarien betrifft. Vor allem verbindet es Zoos und Aquarien mit nachhaltigem Tourismus, aber es bietet auch hilfreiche Schritte Richtung ISO 14001.

PARTNER UND POLITIK 58

WZANS 2005

8.6 Richtlinien zur Umwelt Ein integraler Bestandteil der oben genannten Strukturen sind Umwelt-Richtlinien und Öko-Audits. Wenn eine Organisation ihre Politik zur Umwelt erklärt, kann sie Ziele und Probleme herausarbeiten und eine Atmosphäre des Bewusstseins schaffen. Eine klare Richtlinie kann einen positiven äußeren Einfluss ausüben, indem sie andere ermutigt, ihre Absicht in die Tat

umzusetzen. Für die Verfassung der Richtlinie zur Umwelt muss erfahrenes Führungspersonal verantwortlich sein. Es erstellt die anfängliche Einschätzung und Prüfung der Umwelt-bedingungen, die die Verfassung der Erklärung leiten. Es ist wichtig, während aller Phasen alle festen und freien Mitarbeiter zu beteiligen.

8.7 Öko-Audit Ein Öko-Audit bemisst und bewertet die Auswirkungen auf die Umwelt, die die Aktivitäten eines Zoos oder Aquariums auf seine Umgebung haben. Es nimmt auch historische oder zukünftige Eingriffe unter die Lupe. Eine Umweltanhörung ist ein erster Schritt zu einem erfolgreichen Management System (EMS). Die Vorbereitung einer grundlegenden Umwelt-bewertung, mit Input von allen Mitarbeitern, ist der Beginn einer Anhörungssequenz. Selbstbewertung, mit oder ohne Hilfe von außen, ist nicht nur zu Anfang wichtig, sondern bleibt ein

wesentlicher Bestandteil eines EMS, auch wenn ein Audit durch unabhängige Dritte ein erstrebenswertes Ziel sein mag. 2003 waren der Zoo Aalborg in Dänemark und der North Carolina Zoo in den USA die einzigen Zoos, die eine komplette Anhörungssequenz durchgestanden haben und für ihre EMS mit ISO 14001 zertifiziert sind. Viele Zoos werden dem Beispiel von Aalborg und North Carolina folgen, wenn sie die Vision der Nachhaltigkeit übernehmen.

Empfehlungen Die Welt Zoo und Aquarien Naturschutzstrategie (WZANS)empfiehlt dringend, dass alle Zoos und Aquarien Maßnahmen und Aktivitäten starten, die natürlichen Ressourcen zu erhalten. Die WZANS empfiehlt, dass alle Zoos und Aquarien über eine schriftliche Umwelt- Richtlinie verfügen und Öko-Audits durchführen. Die WZANS fordert alle Zoos und Aquarien auf, Nachhaltigkeit zu praktizieren; sie können an ihrem Beispiel zeigen, wie Nachhaltigkeit erreicht werden und soziale Einstellungen und Verhalten geändert werden können. Zoos und Aquarien können so zeigen, dass sie zum Schutz des gesamten Ökosystems beitragen.

Viele Zoos nutzen ein umweltfreundliches Wasseraufbereitungs-system für Teiche, Gräben u.ä. und sparen dadurch eine Menge Geld. Jedoch machen bisher nur wenige von diesen Praktiken auch pädagogischen Gebrauch. Man kann den Besuchern durch-aus vermitteln, dass Wasser keine unerschöpfliche Ressource ist, und verantworlich genutzt werden muss. Photo: Das Wiederaufbereitungssystem für Wasser im Zoo Johannesburg Peter Dollinger, WAZA Büro

59 ETHIK UND TIERSCHUTZ

WZANS 2005

Kapitel 9

Ethik und Tierschutz

Zusammenfassung Dieses Kapitel entwirft die Vision von ethisch handelnden Zoos und Aquarien, die höchste Standards bei Haltung und langfristiger Zucht von Wildtieren einhalten. Sie vermitteln der Öffentlichkeit glaubwürdig die Ziele einer Bildung für Naturschutz. Die ethischen Gründsätze des Weltverbandes der Zoos und Aquarien (WAZA) sind Grundlage für das Ex-situ-Management und die In-situ-Naturschutzaktivitäten aller WAZA Mitglieder. Entsprechende Maßnahmen dienen der Arterhaltung, ohne das Wohlbefinden von Einzeltieren zu beeinträchtigen. Fragen der Anschaffung und Verteilung von Tieren müssen im Zusammenhang des Populationsmanagements gelöst werden. In Tierhalt-ungen ohne Feinde, Krankheiten und Nahrungsknappheit können Zuchtprogramme zu Geburten überschüssiger Tiere führen. Zoos und Aquarien müssen diesen Überschuss so klein wie möglich halten. Sie können überzähligen Nachwuchs an andere anerkannte Einrichtungen weitergeben, in Semireservaten ansiedeln, im Rahmen gemeinsamer Naturschutzprogramme wiedereinbürgern oder vorübergehend die Fortpflanzung verhindern. Die Nachteile einer längerfristigen Verhütung werden aufgezeigt. Wenn nicht anders möglich, kann als letzte Lösung eine schnelle, schmerzlose und stressfreie Tötung erwogen werden. Die Tierhaltung muss ausreichend Platz bieten, um die physischen und verhaltensbiologischen Ansprüche der Tiere zu erfüllen. „Enrichment“ sollte ein fester Bestandteil der Haltungsroutine sein. Zoos und Aquarien sollten objektive Beurteilungen zum Tierschutz durchzuführen und bei der Planung neuer Gehege berücksichtigen. Dieses Kapitel nennt eine Reihe von Methoden und Verfahren, an die sich Zoos und Aquarien halten sollten. Außerdem werden Zoos und Aquarien aufgefordert, über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehende, höchste Standards anzustreben und sich dadurch als Institutionen darzustellen, denen man zutrauen kann, dass sie ihre Tiere optimal halten. Vision Alle Zoos und Aquarien werden nach ethischen Grundsätzen geführt. Sie erfüllen die höchsten Standards des Tierschutzes, um sich selbst erhaltende, gesunde Populationen für den Naturschutz aufzubauen oder zu erhal-ten. Sie vermitteln die Ziele des Naturschutzes glaubwürdig der Öffentlichkeit. 9.1 Einleitung Ethik wird hier als philosophische Untersuchung des Wesens und der Grundlagen moralischen Denkens und Handelns verstanden. Die praktische Ethik und die Analyse von Argu-menten, die zu bestimmten moralischen Schlüssen führen, sind oft von ethischen Prinzipien abgeleitet. Ethische Prinzi-pien und moralisches Handeln werden in verschiedenen Ge-sellschaften, Kulturen und Religionen unterschiedlich definiert und begründet. Zoos und Aquarien haben eine moralische Verpflichtung im Interesse der Gesellschaft und der Tiere zum Schutz von Lebensräumen und der biologischen Vielfalt beizutragen. Sie müssen daher gleichermaßen die Interessen ihrer Gäste (Besucher) und ihrer Bewohner (Tiere) berücksichtigen. Die Existenz von Zoos und Aquarien hängt von einer soliden, ethischen Begründung der Ausstellung lebender Tiere ab. Selbstverständlich muss der Tierschutz für Tiere in ihrer Obhut in höchstem Maße beachtet werden. Die Ansichten und Gefühle der Besucher und Medien ändern sich laufend

und die sich daraus ergebenden ethischen und Tierschutz-Debatten sollten als ein fortlaufender kritischer Diskurs verstanden werden. Im Rahmen dieses Dokuments wird Tierschutz als Verhalten von Menschen gegenüber einem einzelnen Tier verstanden. Immer wenn ein Konflikt zwischen der Verwendung von Tieren im Naturschutz und dem Tierschutz besteht, müssen Zoos und Aquarien sorgfältig überlegen und entscheiden, wem die Priorität gegeben wird. Bei dieser Entscheidung müssen Zoos und Aquarien bedenken, dass das Überleben von Arten ein hohes Ideal ist, aber niemals Leiden von Tieren in ihrer Obhut rechtfertigen kann. Allen Zoos und Aquarien muss als „Sorgeberechtigten“ für ihre Tiere breites Vertrauen entgegen gebracht werden, als Institutionen, die nicht nur das hehre Ziel des Naturschutzes vor Augen haben, sondern stets die unmittelbaren Bedürfnisse der Lebewesen, für die sie verantwortlich sind.

ETHIK UND TIERSCHUTZ 60

WZANS 2005

Die WAZA hat ethische Grundsätze (Code of Ethics and Animal Welfare) verabschiedet, die von ihren Mitgliedern – unabhängig von regional unterschiedlichen ethischen Vor-stellungen und Tierschutzbestimmungen – weltweit anerkannt werden (Kasten 9.1). Diese Grundsätze sind die Grundlage für das Ex-situ-Management und die In-situ-Naturschutz-aktivitäten der WAZA-Mitglieder. Alle Institutionen, Ver-bände und sonstigen Mitglieder der WAZA müssen schriftlich ihr Einverständnis abgeben und sind damit an sie gebunden. Außerdem haben regionale und nationale Zoo- und Aquarien-verbände und Einzelinstitutionen ihre eigenen ethischen Richtlinien und einige genaue Tierhaltungsrichtlinien, die ihre eigenen, besonderen sozialen und kulturellen Gegebenheiten

berücksichtigen. Die meisten Regelungen der regionalen und nationalen Verbände sind genauer und strenger als die Grund-sätze der WAZA, die als Dachorganisation die verschiedenen Sichtweisen und Situationen all ihrer Mitglieder berück-sichtigt. Zoo- und Aquarienverbände sollten bei der Festlegung von Regeln oder Richtlinien höhere Standards als die gesetzlich vorgeschriebenen Minimalstandards oder die in ihrer geo-grafischen Region üblichen festschreiben. Es ist unabdingbar, dass alle Zoos und Aquarien die von ihren Verbänden festgelegten Verfahrensweisen und Tierschutz-standards befolgen.

Kasten 9.1 Ethische Grundsätze der WAZA Präambel Der Fortbestand von Zoologischen Gärten und Aquarien hängt von der Einsicht ab, dass unser Berufstand auf der Anerkennung der Würde der Tiere in unserer Obhut, der Menschen, denen wir dienen und der Mitglieder der internationalen Zoo-gemeinschaft gründet. Eine Zusammenarbeit mit der WAZA setzt die Anerkennung der Welt-Zoo-Naturschutz-Strategie voraus. Obwohl jede Region ihre eigenen Grundsätze zur Ethik und Tierhaltung formuliert haben mag, wird sich die WAZA bemühen, eine starke ethische Tradition als Grundlage für Verhaltensregeln unseres Berufsstands zu entwickeln. Beim Umgang mit-einander werden die Mitglieder die höchsten ethischen Verhaltensstandards einhalten. Richtungsweisende Grundprinzipien für alle Mitglieder des Weltverbandes der Zoos und Aquarien (WAZA):

1. Die Unterstützung des Natur- und Artenschutzes muss Ziel aller Mitglieder des Berufsstandes sein. Alles, was mit einem

einzelnen Tier unternommen wird, z.B. Euthanasie oder Empfängnisverhütung, muss auf dem Hintergrund des über-geordneten Ideals des Überlebens von Arten unternommen werden; dabei darf das Wohlbefinden des einzelnen Tieres nicht beeinträchtigt werden.

2. Insgesamt muss den Kollegen und der Gesellschaft Naturschutz, biologische Vielfalt und Tierschutz näher gebracht werden. 3. Zusammenarbeit mit der weiten Naturschutzgemeinschaft wie Naturschutzbehörden, -organisationen, Forschungsein-

richtungen, um beim Erhalt der weltweiten biologischen Vielfalt mitzuwirken. 4. Zusammenarbeit mit Regierungen und entsprechenden Gremien zur Verbesserung der Tierschutzstandards und zur Sicher-

stellung des Wohlbefindens der Tiere in unserer Obhut. 5. Unterstützung von Forschung und Verbreitung der Leistungen und Ergebnisse in geeigneten Veröffentlichungen und Foren. 6. Offener Umgang mit Mitgliedern bei der Weitergabe beruflicher Informationen und Ratschläge. 7. Förderung öffentlicher Bildungsprogramme und kultureller Aktivitäten von Zoos und Aquarien. 8. Ständige Arbeit an der Umsetzung aller Berufsregeln der WAZA. Mitglieder beachten jederzeit alle lokalen, nationalen und internationalen Gesetze. Sie bemühen sich um die höchsten Standards bei: Umgang und Verwendung von Tieren, Gehegegestaltung, Anschaffung von Tieren, Tiertransport, Empfängnisverhütung, Euthanasie, Stutzen, Forschung an Zootieren, Wiedereinbürgerungsprogrammen, Tod von gehaltenen Tieren, Schutz von Wild-tieren außerhalb von Zoos und Aquarien. Genauere Informationen finden Sie in den kompletten Regeln unter http://www.waza.org.

61 ETHIK UND TIERSCHUTZ

WZANS 2005

9.2 Ethische Fragen Ethische Probleme entstehen oft durch Interessenskonflikte. In einigen Fällen kann durch die Beachtung bestehender Gesetze, Richtlinien oder Standards eine Lösung gefunden werden. In anderen Fällen kann der Konflikt durch eine Abwägung der widersprüchlichen Werte gelöst werden – diese Wertent-scheidungen sind komplex und kontextabhängig. In manchen Fällen können die ethischen Grundsätze oder eine andere von der WAZA oder der IUCN herausgegebenen Empfehlung einen Lösungsansatz liefern. In der Praxis kann ein Inter-essenkonflikt zwischen Artenschutz/Schutz einer Population und dem Schutz eines bestimmten Tieres entstehen. Nach den WAZA-Grundsätzen müssen Maßnahmen gegenüber einem einzelnen Tier in Zusammenhang mit dem Überleben von Arten stehen, wobei beim Schutz des einzelnen Tiers kein Kompromiss eingegangen werden sollte. Tierschutz muss ein-gehalten werden, wenn sich ein Tier in menschlicher Obhut befindet. Das Auswildern von Tieren muss strikt gemäß den IUCN-Empfehlungen zur Wiedereinbürgerung erfolgen, die allgemeine, praktische und methodische Anweisungen sowie Details zur Vorbereitung und weiteren Begleitung der Maß-nahme geben. Tierhaltung Zoos und Aquarien sollten Tiere so halten, dass kein Ver-letzungs- oder Ansteckungsrisiko für Besucher entsteht. Besonders müssen sie darauf achten, dass Tiere, die direkten Kontakt zum Besucher haben können, keine Überträger von Zoonosen sind. Eine Einrichtung, die einen Bestand hält, der als großes Gesundheitsrisiko für die Öffentlichkeit angesehen wird, muss das Risiko prüfen und falls notwendig abstellen. Wenn die Öffentlichkeit sich gefährdet fühlt, entwertet das die Naturschutzbotschaft der Einrichtung. Zoos und Aquarien müssen beachten, dass invasive exotische Tier- und Pflanzenarten eine mögliche Bedrohung für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt darstellen. Sie müssen dafür sorgen, dass exotische Tiere in ihrer Obhut nicht ent-weichen und zu einer Gefahr für einheimische Arten werden. Sie sollten auch bei der Auswahl von Pflanzen für ihre Gartenanlagen vorsichtig sein. Aquarien müssen sicherstellen, dass keine Wasserpflanzen oder ihre Samen in den natürlichen Wasserkreislauf geraten. Anschaffung von Tieren Die Welt-Zoo-Naturschutz-Strategie von 1993 fordert (S. 42): „dass der kommerzielle Handel als Quelle für Zootiere so bald wie möglich versiegen muss. Die Tiere, die aus der Natur erworben werden müssen, dürfen nur in Erziehungs- oder Erhaltungszuchtprogrammen eingesetzt werden. Sie sollten nicht aus den Listen des rein kommerziellen Tierhandels ausgesucht werden. Die Strategie vertritt auf lange Sicht die

Auffassung, dass die Festlegung von Preisen für Zootiere den Erhaltungszuchtprogrammen eher schadet. Die Strategie be-tont, dass naturschutzrelevante Arten keinen Handelswert darstellen und fordert, dass alle nationalen und übernationalen Zoovereinigungen Strategien zur Abschaffung von Preislisten, wo es solche noch gibt, entwickeln.“ Diese Ziele gelten weiter-hin. (siehe auch Kapitel 4.) Alle Zoo- und Aquarienverbände sollten Regeln zur Anschaf-fung von Tieren erarbeiten und umsetzen. Sie müssen sicher-stellen, dass die Handlungen ihrer Mitglieder die Tiere, die in ihre Einrichtung gebracht werden, nicht gefährden und die Auswirkungen auf die natürliche Population möglichst gering sind. Alle Zoos und Aquarien müssen Rechenschaft darüber ablegen können, wie und woher sie ihre Tiere erhalten. Ethische Überlegungen dürfen auch bei gesetzlich legaler und richtlinienkonformer Tieranschaffung nicht außer Acht ge-lassen werden; die Verfahren müssen laufend überprüft wer-den und aktuelle Überlegungen und Informationen berück-sichtigen. In der Praxis werden Tiere mit anderen Zoos und Aquarien getauscht, verliehen oder verschenkt und in manchen Ländern werden Tiere auch aus unsachgemäßer Tierhaltung überstellt. Wenn ein Zoo oder Aquarium von einer Regierungsbehörde oder einer seriösen Organisation ein beschlagnahmtes Tier angeboten bekommt, muss die Übernahme in Übereinstim-mung mit den WAZA-Grundsätzen über die Annahme von beschlagnahmten Tieren erfolgen. Zoos und Aquarien sollten hilfsbereit sein, beschlagnahmte Tiere jedoch nur annehmen, wenn sie über die nötigen Fachkenntnisse und entsprechende Tierpflege- und Unterbringungsmöglichkeiten verfügen. Tiere sollen der Natur nur entnommen werden, wenn eine Auffrischung zum Erhalt einer Population in Menschenobhut zwingend notwendig ist. Alle rechtlichen Verpflichtungen müssen erfüllt sein und ihre Beschaffung darf keinen schäd-lichen Einfluss auf die Wildpopulation haben. Die Entnahme von Tieren einer vom Aussterben bedrohten Art aus der Natur ist nur dann akzeptabel, wenn es Maßnahmen und Pläne gibt, den Erhalt der in freier Wildbahn lebenden Population auf Dauer sicherzustellen. Zoos und Aquarien dürfen unter keinen Umständen in illegalen oder ungerechtfertigten Handel mit Wildtieren ver-wickelt sein. Der Fang von Tieren aus einer Wildpopulation darf (1) nur in Übereinstimmung mit internationalen Ab-kommen, regionalen und nationalen Regelungen erfolgen, (2) nicht das langfristige Überleben bzw. die Erholung dieser wildlebenden Art gefährden und (3) nur in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen des Herkunftslandes geschehen. Wildfänge müssen zum Erhalt ihrer wilden Artgenossen bei-tragen, entweder durch Einsatz in pädagogischen und/oder in Erhaltungszucht- und Forschungsprogrammen.

ETHIK UND TIERSCHUTZ 62

WZANS 2005

Abgabe von Tieren Ethische Überlegungen spielen bei den Grundsätzen der Abgabe von Tieren immer eine Rolle und entwickeln sich mit dem Verständnis der Bedürfnisse von Tieren in menschlicher Obhut weiter. Die ethischen Grundsätze der WAZA ver-langen, dass Tiere, die von Mitgliedsinstitutionen abgegeben werden, nur an solche Institutionen oder Organisationen weitergegeben werden, die auf Dauer die gleichen hohen Haltungsstandards garantieren können. Zoos und Aquarien müssen sicherstellen, dass Haltung und Tierschutz für ihrer Tiere weiterhin gut sind, auch nachdem sie die Institution verlassen haben. Populationsmanagement Tiere in Zoos und Aquarien müssen so gehalten werden, dass ihr natürliches Verhalten berücksichtigt wird, auch die Möglichkeit der Fortpflanzung. Angemessene Bedingungen zur Fortpflanzung in Tierhaltungen sollten die in freier Wildbahn so weit wie möglich widerspiegeln. In freier Wildbahn werden jedoch oft mehr Nachkommen geboren, als überleben – Räuber, Krankheiten, Nahrungsmangel, Konkurrenz, Klimaveränderungen und Abwanderung verringern die Zahl der Tiere. Erfolgreiche Erhaltungszuchtprogramme von Zoos und Aquarien, bei denen diese Faktoren wegfallen oder gesteuert werden, können zu überzähligen Tieren führen. Besonders die an gemeinschaftlichen Erhaltungszucht-programmen beteiligten Zoos und Aquarien haben auf Grund der Tierschutzbestimmungen die Verantwortung, die Größe ihres Tierbestands zu regulieren. Überschüssige Tiere können: (1) an andere verantwortliche Zoos, Aquarien oder ähnliche Institutionen weitergegeben werden, (2) in Semireservaten angesiedelt werden, (3) im Rahmen eines abgestimmten Naturschutzprogramms wiedereingebürgert werden oder (4) zeitweilig von der Fortpflanzung ausgeschlossen werden. Falls keine dieser Möglichkeiten ohne Leid für das Tier realisierbar ist, das Gruppenverhalten nachteilig beeinflusst wird oder der Bestand der Ex-situ-Population gefährdet wird, kann es notwendig werden, Euthanasie in Erwägung zu ziehen. Ausgehend von ethischen Überlegungen kann Euthanasie Teil des Populationsmanagements sein und somit natürliche Verluste, wie sie in der Natur vorkommen, ersetzen. Euthanasie, die manche für ethisch falsch halten, sollte nur in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen Möglichkeiten geprüft wurden – die mit ihr zusammenhängenden Fragen müssen sensibel behandelt werden. Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, Geburten von überzähligen Tieren zu vermeiden. Man muss überlegen, Einrichtungen (z.B. Junggesellenherden) für Tiere, die nicht zur Zucht geeignet oder nicht mehr fortplanzungsfähighig sind zu gründen, in denen sie angemessen gehalten werden können. Die Mitarbeiter von Zoos und Aquarien sollten jedoch beachten, dass es sich negativ auf Gesundheit, Wohlbefinden,

Funktion sozialer Gruppen und den langfristigen Ex-situ-Bestand von Tieren auswirken kann, wenn man ihre Fortpflanzung verhindert. Die Haltung von nicht mehr fortpflanzungsfähigen Tieren kann viel Platz beanspruchen und kann zu Leiden durch altersbedingte Krankheiten führen. Dennoch kann der ganze Kreis der Fortpflanzung mit Balz, Paarbildung, Mutter-Kind-Bindung und Sozialisation der Jungtiere oft positive Auswirkungen auf die Individuen haben und ihr Leben bereichern. Unter bestimmten Umständen liefert Tierschutz objektive Gründe für eine Zucht, aber auch für Euthanasie oder Töten ganzer Herden. Wenn das Tier ein angstfreier, schneller Tod erwartet, ist Töten aus Sicht des Tierschutzes kein Problem, obwohl Einwände aus einer anthropozentrischen Sichtweise erhoben werden könnten. Derartige Bedenken müssen ernst genommen, aber auch gegen Prinzipien des Tier- und Naturschutzes abgewogen werden. Zoos und Aquarien sollten die Zahl der überzähligen Tiere so niedrig wie möglich halten. Eine Kontrolle der Fortpflanzung und Euthanasie sind zwei der vielen Möglichkeiten, die von den Populationsmanagern abgewogen werden müssen. Welche Möglichkeit gewählt wird, hängt vom jeweiligen Land und der Kultur ab. Die Institutionen sollten alle anderen Optionen prüfen, bevor sie Euthanasie wählen und müssen der Öffentlichkeit, den Medien und den Mitarbeitern erklären, warum Euthanasie für den Erhalt gesunder Tiere und Populationen erforderlich ist. Wenn ein Tier getötet werden muss, ist dafür zu sorgen, dass es schnell, schmerzlos und möglichst stressfrei passiert. Wiedereinürgerungsprogramme Die ethischen Grundsätze der WAZA verlangen, dass alle Wiedereinbürgerungsprogramme in Übereinstimmung mit den 1995 offiziell verabschiedeten „IUCN-Richtlinien zur Wiedereinbürgerung“ erfolgen. Das heißt, dass keine Wieder-einbürgerung stattfinden darf, ohne dass eine gründliche tierärztliche Untersuchung der Tiere in Übereinstimmung mit den Welt-Tier-Gesundheits-Quarantäne- und Untersuchungs-Protokollen der OIE/IUCN (World Organisation for Animal Health) stattgefunden hat. Das Wohlbefinden der Tier sollte nach der Freilassung in vernünftigem Maße überwacht und ein Langzeit-Überwachungsprogramm eingerichtet und unterhalten werden. (siehe auch Kapitel 2)

63 ETHIK UND TIERSCHUTZ

WZANS 2005

9.3 Fragen des Wohlbefindens Zoos und Aquarien können die freie Wildbahn nicht nach-bauen, sollten aber soweit möglich die natürliche Umgebung der Tiere nachbilden und dabei das Verhalten der Tiere und ihre physiologischen Bedürfnisse berücksichtigen. Die meisten Länder, in denen die WAZA aktiv ist, regeln den Tierschutz per Gesetz. Solche Gesetze bestimmen, wie Men-schen mit Tieren umgehen und unter welchen Bedingungen Tiere gehalten werden dürfen. Sie verlangen insbesondere, dass Tiere „normales“ Verhalten zeigen können und, dass sie nicht Durst, Hunger oder Fehlernährung, Schmerz, Verletzungen, Krankheiten, Angst und schädlichem Stress ausgesetzt sind. Darüber hinaus können Gesetze und Vorschriften genaue Anforderungen stellen, wie Wildtiere zu halten sind. Die Gesetze und Vorschriften können regelmäßig überarbeitet werden, wobei die allgemeine Tendenz in Richtung höherer Standards geht. Die Politik der WAZA unterstützt Zoos und Aquarien dabei, die geltenden Minimalanforderungen zu über-treffen, um physisch und verhaltensbiologisch gesunde Popu-lationen für den Naturschutz zu halten und der Öffentlichkeit die Botschaft des Naturschutzes vermitteln zu können. Es gab viele Fortschritte in der Zootierhaltung in den letzten Jahren und das Ziel aller Zoos und Aquarien ist die Einhaltung hoher Standards des Wohlbefindens auf der Grundlage aktu-eller Forschungsergebnisse. Dies wird vor allem durch die Entwicklung von Haltungsempfehlungen durchgesetzt, die alle Zoos und Aquarien einhalten sollten. Im Gegensatz zu vielen ihrer Artgenossen in freier Natur werden Zootiere gut gefüttert und versorgt, ohne Risiko selbst zur Beute zu werden oder zu verhungern. Die Tatsache, dass sie nicht soviel viel Platz wie unter natürlichen Bedingungen haben, dürfte nicht zu einer Beeinträchtigung ihres Wohl-

befindens führen, so lange die Größe und Gestaltung ihrer Ge-hege, die Größe und Zusammensetzung ihrer Gruppe und die Haltungsbedingungen es ihnen ermöglichen, natürliches Ver-halten zu zeigen. Alle Zoos und Aquarien sollten dafür sorgen, dass die ihnen anvertrauten Tiere - einschließlich der Tiere hinter den Kulissen - unter entsprechenden Bedingungen gehalten werden. Außer einem Gehege entsprechender Größe und Beschaffenheit können „Enrichment-Aktivitäten“ notwendig sein, um viel-fältige Verhaltensweisen und Erfahrungsmöglichkeiten zu erlauben, wie sie in freier Natur zu erwarten sind. „Environ-mental Enrichment“ ist „ein Prinzip der Tierhaltung, das durch die Identifizierung und Erzeugung von äußeren Reizen, die für ein optimales psychologisches und physiologisches Wohl-befinden notwendig sind, auf eine qualitative Verbesserung der Tierhaltung abzielt.“ Obgleich viele Zoos und Aquarien bereits Enrichment-Techniken anwenden, sind die Erkenntnisse dazu relativ jung und weitere Forschung und Evaluation sind notwendig. Zumindest eine regionale Vereinigung, der Amerikanische Zoo- und Aquariumverband, verlangt von seinen Mitgliedern einen Environmental-Enrichment-Plan für ihren Tierbestand und einen Nachweis der Umsetzung. Wissenschaftliche Untersuchungen zu Tierhaltung und -schutz sind mittlerweile vorhanden und die Mitarbeiter von Zoos und Aquarien müssen die verfügbaren Erkenntnisse und Literatur kennen und nutzen. Einschätzungen des Wohlbefindens von Tieren sollten auf objektiven Beobachtungen fußen und die Mitarbeiter sollten ermutigt werden, solche objektiven Beob-achtungen der Reaktionen ihrer Tiere auf die Umwelt zu machen. Es ist außerordentlich wichtig, dass diese Erkenntnisse in eine Verbesserung der Gehegegestaltung einfließen.

9.4 Zusammenfassung Zoos und Aquarien tragen im 21. Jahrhundert eine enorme Verantwortung für die von ihnen gehaltenen Tiere und für einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Wenn Zoos und Aquarien für die heutige Gesellschaft von Bedeutung bleiben wollen, müssen sie es als Herausforderung ansehen, wie sie mit ihrer Verantwortung umgehen. Sie sollten laufend ihre ethische Philosophie und moralischen Regeln hinterfragen. Sie müssen sicherstellen, dass die gehaltenen Tiere ihre verhaltens-spezifischen und physischen Bedürfnisse befriedigen können und als Reservepopulationen für den Naturschutz und als Bot-schafter ihrer Artgenossen in freier Wildbahn dienen. Besonders wichtig ist, dass die Öffentlichkeit die Realität des Naturschutzes und des Schutzes der biologischen Vielfalt erfasst und die Rolle von Zoos und Aquarien im Naturschutz unter-stützt. Gegenwärtig besteht eine beträchtliche Verwirrung bezüglich der Begriffe Recht, Ethik, Tierschutz, und Natur-

schutz mit Auswirkungen auf die Naturschutzpolitik und das Management von Tieren in freier Wildbahn. Zoos und Aquarien sollten eine entscheidende Rolle bei der Klärung dieser Fragen spielen. Diskussionsforen unter Beteiligung von Mitarbeitern und der Öffentlichkeit sollten organisiert werden, um diese Problematik zu diskutieren und zu lösen. Fragen der Ethik und der Haltung von Wildtieren müssen ständig neu eingeschätzt und überprüft werden. Das ist für die Zukunft von Zoos und Aquarien wesentlich. Nur so können sie ihren Kernauftrag: Naturschutz, Bildung und Wissenschaft erfüllen. Sie können diese Ziele nur erreichen, wenn sie das Vertrauen ihrer Besucher und Förderer genießen. Alle Mitglieder des WAZA-Netzwerks müssen höchste Standards in der Tierhaltung erreichen und neue Wege suchen, ihre Aktivitäten zum Schutz von Wildtieren und Lebensräumen auszuweiten und zu verbessern.

ETHIK UND TIERSCHUTZ 64

WZANS 2005

Empfehlungen Die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie (WZANS) empfiehlt, dass alle Zoos und Aquarien auf der Basis fortschreitenden Wissens und Bewusstseins, eine Verbesserung ihrer Verfahren und Berufspraktiken anstreben.

Die WZANS empfiehlt, dass alle Zoo- und Aquarienverbände ihre eigenen ethischen Grundsätze und Regeln zum Tierschutz aufstellen und dafür sorgen, dass ihre Mitglieder diese befolgen.

Die WZANS fordert, dass Zoos und Aquarien, die Wildfänge einer bedrohten Art beschaffen, die „Technischen Richtlinien der IUCN zum Management von Ex-situ-Populationen im Naturschutz“ befolgen.

Die WZANS fordert, dass alle Tiertransporte den Bestimmungen gemäß durchgeführt werden, wie z.B. den „Bestimmungen zum Transport lebender Tiere“ der Internationalen Lufttransport-Vereinigung und den entsprechenden nationalen Regelungen.

Die WZANS verlangt, dass Zoos und Aquarien alle Maßnahmen treffen, um das Entweichen von Tieren und Pflanzen nicht-einheimischer invasiver Arten zu verhindern.

Die WZANS ruft alle Zoos und Aquarien auf, die gesetzlichen Bestimmungen zur Tierhaltung einzuhalten, weist aber darauf hin, dass die Gesetze nur Mindeststandards setzen und die Zoo- und Aquariengemeinschaft höhere Standards anstreben sollte.

Die WZANS rät, wenn aus gesetzlichen oder kulturellen Gründen das Töten von überzähligen Tieren nicht möglich ist und die Fortpflanzung nicht verhindert werden kann, ohne den betroffenen Tieren gesundheitlichen Schaden oder Leid zuzufügen, der Zoo bzw. das Aquarium diese Tiere nicht halten und in Betracht ziehen sollte, sie an eine andere Institution abzugeben.

Die WZANS empfiehlt allen regionalen und nationalen Verbänden Empfehlungen für die Tierhaltung zu entwickeln - besonders für Arten, die in gemeinsamen Ex-situ-Erhaltungszuchtprogrammen geführt werden.

Die WZANS empfiehlt, dass Zoos und Aquarien „Environmental Enrichment“ einsetzen und Mittel für die Forschung bereit stellen, um Enrichment Techniken weiter zu verbreiten, zu verbessern und zu überprüfen.

Die WZANS empfiehlt, dass mehr objektive Beobachtungen zur Tierschutzsituation durchgeführt werden und die Ergebnisse genutzt werden, um die Haltung von Tieren zu verbessern.

Die WZANS empfiehlt, dass sich alle Zoos und Aquarien mit der Bedeutung von ethischen und von Tierschutzfragen für ihre Naturschutzaktivitäten vertrauter machen und, dass sie ihre Mitarbeiter und die Öffentlichkeit stärker unterrichten und einbinden.

Die WZANS empfiehlt, dass alle Zoos und Aquarien Ausschüsse zu ethischen Fragen und zur ethischen Überprüfung aller Aspekte ihres Handelns, einschließlich der außerhalb der Institution, einrichten sollten. Die Zucht von Tieren ist notwendig, um lebensfähige Ex-situ-Bestände zu erhalten und erlaubt den Tieren, ihr normales Fortpflanzungsverhalten auszuüben. Bei der Zucht werden aber auch Tiere geboren, die letztlich überzählig sind. Eine Verhin-derung der Fortpflanzung kann negative Auswirkungen auf den Fortbestand der Ex-situ-Population und das Verhalten der Tiere oder Tiergruppe haben und Kör-perfunktionen beeinträchtigen. Geschlechtszyklen, die nicht zu einer Trächtigkeit führen, können zu krankhaften Veränderungen am Genitaltrakt führen und vor-zeitige Unfruchtbarkeit zur Folge haben. Verhütungsmittel unterdrücken die Zyklusaktivität und können ebenfalls dramatische Veränderungen an den weib-lichen Geschlechtsorganen hervorrufen. Zuchtmanagement hat deshalb Auswirk-ungen sowohl auf den Tierbestand als auch auf das Einzeltier. Diese Fragen müssen gegeneinander abgewogen werden. Photo: Renaud Fulconis, Zoo d’Amnéville

65 ANHANG

WZANS 2005

Anhang 1 Abkürzungen und Internet-Adressen

African Association of Zoological Gardens and Aquaria PAAZAB www.paazab.com African Preservation Programme of PAAZAB APP American Association of Zoo Veterinarians AAZV www.aazv.org American Zoo and Aquarium Association AZA www.aza.org Animal Record Keeping System developed by ISIS ARKS Association Nationale Française des Parcs Zoologiques ANPZ Australasian Species Management Programme of ARAZPA ASMP Australian Regional Association of Zoological Parks and Aquaria ARAZPA www.arazpa.org.au Biodiversity Action Plan BAP Botanic Gardens Conservation International BGCI www.bgci.org.uk British and Irish Association of Zoos and Aquariums BIAZA www.biaza.org.uk Central Zoo Authority CZA www.cza.nic.in Colombian Association of Zoos and Aquariums ACOPAZOA www.acopazoa.zoobaq.org Conservation Assessment and Management Plan CAMP Conservation Breeding Specialist Group of the IUCN/SSC CBSG www.cbsg.org Convention on Biological Diversity (1992) CBD www.biodiv.org Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (1973)

CITES www.cites.org

Convention on Migratory Species (1979) CMS www.cms.int Danish Association of Zoological Gardens DAZA www.daza.dk Durrell Wildlife Conservation Trust’s International Training Centre DWT-ITC www.durrellwildlife.org Earthwatch www.earthwatch.org Environmental Management System EMS Eurasian Regional Association of Zoos and Aquariums EARAZA www.zoo.ru European Association of Zoo and Wildlife Veterinarians EAZWV www.eazawv.org European Association of Zoos and Aquaria EAZA www.eaza.net European Endangered Species Programmes of EAZA EEP European Union’s Eco-Management and Audit Scheme EMAS www.europa.eu.int/comm/environment/emas German Federation of Zoo Directors VDZ www.zoodirektoren.de Global Strategy for Plant Conservation GSPC www.bgci.org.uk/conservation/strategy.htm Iberian Association of Zoos and Aquaria (Asociación Ibérica de Zoos y Acuarios - formerly Asociación Española de Zoos y Acuarios)

AIZA www.aiza.org.es

Institute for Zoo and Wildlife Research (Institut für Zoo-und Wild-tierforschung, Berlin)

IZW www.izw-berlin.de

International Air Transport Association IATA www.iata.org International Organization for Standardization ISO 14000 www.iso.org International Species Information System ISIS www.isis.org International Takhi Group ITG www.takhi.org International Zoo Educators Association IZE www.izea.net Italian Union of Zoos and Aquaria UIZA IUCN/SSC Guidelines for Re-Einleitungs www.iucn.org/themes/ssc/pubs/policy/reinte.htm Japanese Association of Zoos and Aquariums JAZA www.jazga.or.jp/ Landcare Australia www.landcareaustralia.com.au

ANHANG 66

WZANS 2005

Latin-American Zoo and Aquarium Association ALPZA Madagascar Fauna Group MFG www.madagascarfaunagroup.org Malaysian Association of Zoological Parks and Aquaria MAZPA www.mazpa.org.my Mesoamerican & Caribbean Zoo & Aquaria Association AMACZOOA National Foundation of Zoological Parks and Aquaria FUNPZA www.funpza.org.ve Population and Habitat Viability Assessment PHVA Ramsar Convention on Wetlands (1971) RAMSAR www.ramsar.org Re-Einleitung Specialist Group of the IUCN/SSC RSG www.iucnsscrsg.org Regional Animal Species Collection Plan REGASP Smithsonian Institution's Conservation and Research Center nationalzoo.si.edu/ConservationAndScience/CRC/ Sociedade de Zoológicos do Brazil SZB www.szb.org.br South Asian Zoos Association for Regional Cooperation SAZARC www.zooreach.org South East Asian Zoo Association SEAZA www.seaza.org Species Survival Commission of the IUCN SSC www.iucn.org/themes/ssc Species Survival Plan of AZA SSP www.aza.org/ConScience/ConScienceSSPFact/ Swedish Association of Zoological Parks and Aquaria SAZA (SDF) www.svenska-djurparksforeningen.nu Swiss Association of Scientific Zoos - ZOOSchweiz SASZ www.zoos.ch Syndicat National des Directeurs de Parcs Zoologiques Français SNDPZ www.sndpz.fr The World Conservation Union (formerly called International Union of Nature Conservation)

IUCN www.iucn.org

The World Organisation for Animal Health OIE www.oie.int UNEP - World Conservation Monitorig Centre WCMC www.unep-wcmc.org Union of Czech and Slovak Zoological Gardens UCSZ www.zoo.cz United Nations UN www.un.org/ United Nations Development Programme UNDP www.undp.org United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization UNESCO www.unesco.org United Nations Environment Programme UNEP www.unep.org United Nations Millennium Development Goals www.undp.org/mdg Veterinary Specialist Group of the IUCN/SSC VSG www.iucn-vsg.org Wild Chimpanzee Foundation WCF www.wildchimps.org Wildlife Conservation Society WCS wcs.org Wildlife Information Network WIN www.wildlifeinformation.org World Association of Zoos and Aquariums WAZA www.waza.org World Heritage Convention (1972) www.unesco.org/whc World Zoo and Aquarium Conservation Strategy WZACS www.waza.org World Zoo Conservation Strategy (1993) WZCS www.waza.org WWF - The Global Conservation Organization WWF www.wwf.org Zoo Outreach Organization Z.O.O. www.zooreach.org Zoological Information Management System ZIMS www.zims.org

Zugang zu weiteren Informationen erlaubt die Liste in Kasten 3.4, siehe auch dort nicht aufgeführte Veröffentlichungen der WAZA-Mitglieder. Deren Internet-Adressen finden sich auf der WAZA-Webseite www.waza.org.

67 ANHANG

WZANS 2005

Anhang 2 Verzeichnis der Fachbegriffe

Anpassungsfähige Projektleitung – Projekte werden auf Grund ständiger Überprüfung angepasst, sozi-ökonomische Aspekte werden mitberücksichtigt, Projektüberwachung und Überprüfung liefern Daten für zukünftige Projekte Antikonzeptivum – Medikament oder Hilfsmittel, das Schwangerschaften verhütet, indem es den Eisprung, die Befruchtung oder Einnistung verhindert Bestandsplanung – zielgerichteter Planungsprozess auf institutioneller, regionaler oder globaler Ebene, der festlegt welche Arten Vorrang haben und gehalten werden sollen, dabei spielen zahlreiche Aspekte eine Rolle, wie taxonomische Einzigartigkeit, pädagogischer Wert, Verfüg-barkeit für den Bestand Biodiversität – biologische Vielfalt – die Vielfalt des Lebendigen Biodiversitäts-Aktionspläne (BAPs) werden nationaler Ebene von der CBD gefordert, sie beschreiben biologische Ressourcen, Pläne zu deren Schutz und spezielle Aktionen, die sich auf bestimmte Arten und Lebensräume konzentrieren Biologische Sicherheit– die Handhabung von absichtlich oder zufällig frei gesetzten tierischen oder pflanzlichen Schädlingen oder Krankhei-ten (z.B. neue Schädlinge und Krankheiten, invasive Arten, biologische Waffen) Botschaft der Tiere ist ein internationaler Standard der Umweltverantwortung mit besonderer Bedeutung für Zoos und Aquarien. Er ver-eint Tier-Management- und andere Standards mit Umweltkriterien wie denen, die die ISO 14001 fordert, entwickelt vom Institut für verant-wortlichen Tourismus und Loro Parque in Spanien. bushmeat – Fleisch von Wildtieren aller Art zum Verzehr, oft stammt das Fleisch von gewilderten Tieren und wurde illegal gehandelt Demographie – Untersuchung der Faktoren, die eine Population beeinflussen, wie Geburts- und Todesrate demographische Reserve – Zahl der Individuen (gewöhnlich in einem regionalen Erhaltungszuchtprogramm), die als “Sicherheitsnetz” dient, um die Anzahl möglicher Zuchttiere für eine bedrohte Art zu vergrößern demographische Stabilität – stabile Alterverteilung, oft gemessen an der Fähigkeit einer Population schädlichen Umwelteinflüssen zu wi-derstehen und zu einem Gleichgewichtszustand zurück zu kehren; Management eines Erhaltungszuchtprogramms, um es in den Kapazitäts-grenzen der beteiligten Institutionen zu halten demographisches Management – Kontrolle einer Population unter Nutzung demographischer Faktoren endemisch – Art, die nur in einem bestimmten geographischen Gebiet vorkommt Environmental Management System – ein ständiger Kreis von Planung, Einführung, Überprüfung und Verbesserung der Prozesse und Handlungen, die eine Organisation unternimmt, um ihre wirtschaftlichen Umweltziele zu erreichen Ethologie – Wissenschaft des Verhaltens Euthanasie – schmerzlose Tötung ex-situ – außerhalb des “natürlichen” Lebensraums (z.B. Tierhaltung, Pflanzen in einer G$rtnerei) formale Bildung – Unterricht für organisierte Gruppen (und was dazugehört z.B. Unterrichtsmaterialien) Genetik –Wissenschaft von den Genen und der Vererbung, wie Eigenschaften von den Eltern auf die Kinder kommen Genetische Anpassung – Prozess der natürlichen Selektion, durch den Individuen ihre Fitness in einer bestimmten Umwelt steigern Genetische Auffrischung – Einbringen neuen genetischen Materials in eine Population zur Vergrößerung der genetischen Vielfalt in kleine, isolierte Populationen, die möglicherweise unter Inzucht leiden Genom Bank – auch Gen Bank – ein Archiv von genetischen Informationen (oft von bedrohten) Arten, besonders Keimzellen (Ei- und Sa-menzellen) Gesundheitscheck – dauernde Überprüfung der Gesundheit, einschließlich klinischer, Blut- und Parasitentests etc. Gründerbestand – oft Wildfänge, aus einer Population, die genetisch eine Subpopulation bilden (z.B. in einem Erhaltungszuchtprogramm) und Nachkommen haben holistisch – ganzheitlich; Zugang aus unterschiedlichen Perspektiven informale Bildung – allgemeine Besucherinformation (z.B. kommentierte Fütterung, Beschilderung, Gehege) in-situ – im angestammten Lebensraum der Art invasive Art – Art, die mit heimischen Arten in Konkurrenz um Raum und Ressourcen steht, oft exotisch und eingeschleppt (es gibt aber auch heimische invasive Arten)

ANHANG 68

WZANS 2005

Inzucht – Verpaarung verwandter Individuen ISO 14001 – internationaler Standart des Umweltmanagements, bietet einen Rahmen für ein EMS prüft die Umsetzung und Verträglichkeit von Umweltrichtlinien und –praktiken durch ein externes Audit Künstliche Selektion – Auslese bei der Pflanzen- und Tierzucht durch den Menschen, um gewünschte Merkmale herauszuzüchten Lebensraum Zerstückelung – durch menschlichen Einfluss werden ursprünglich zusammenhängende Gebiete zu isolierten Stücken, diese bieten nur kleinen Populationen Raum und leiden z.B. an verändertem Mikroklima Metapopulationsmanagement – Management von teilweise isolierten Populationen einer Art (z.B. Austausch von Individuen oder Genen zwischen Wild- und Haltungsbeständen) Molekulargenetik – Zweig der Genetik, der sich mit der Struktur und Funktion von Genen befasst (z.B. wie Gene kopiert werden, wie Mutationen entstehen, wie die genetische Information in den Phänotyp übersetzt wird) Morbidität – Krankheitsstatus Morphologie – Wissenschaft von Form und Gestalt eines Organismus Nachhaltigkeit – das Konzept, die Ressourcen der Erde so zu nutzen, dass wir ein angenehmes Leben führen können, ohne zu gefährden, dass unsere Kinder und Kindeskinder das ebenfalls können natürliche Kreisläufe - „environmental services“ – natürliche Prozesse, wie Versorgung mit sauberem Wasser, sauberer Luft, Boden, die Teil einer funktionierenden Umwelt sind, aber selten bedacht werden, wenn natürliche Ressourcen verbraucht werden Neue Krankheiten – neue oder unbekannte Erkrankung verursacht durch Bakterien, Pilze, Viren oder Parasiten Öko-audit – bemisst und bewertet die Auswirkungen der Aktivitäten einer Institution auf die Umwelt. Oft Selbstbewertung, Audit durch unabhängige Dritte ist erstrebenswert Ökologie – Wissenschaft der Wechselwirkungen von Organismen und ihrer Umwelt Ökosystem – ein dynamisches System von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen und ihrer nicht belebten Umwelt im Funktionszusammen-hang (z.B. Regenwald, Korallenriff) Ökotourismus – ein Tourismus zu den biologischen Attraktionen eines Gebiets, der möglichst wenig Schaden verursachen will (z.B. Wale beobachten, trekking) passive Heizsysteme – Gebrauch von Solarenergie zum Heizen (z.b. durch nach Süden gerichtete Glasfenster) pathogen – krankheitserregend Physiologie – Wissenschaft von den Lebensprozessen und Funktionen eines Organismus Populations Ökologie – Zweig der Ökologie, untersucht Struktur und Wechselbeziehung in Populationen, bildet mit der Populationsgenetik die Populationsbiologie Pufferzone – neutrale Zone, um die Grenze zwischen unterschiedlich genutzten Landflächen allmählich übergehen zu lassen (z.B. mehrfach genutzte Gebiete, in denen einige Entnahmen erlaubt sind, wie Honig und Medizinpflanzen sammeln, rund um das Kerngebiet) rezessives Gen – wird im Phänotyp nur ausgeprägt, wenn das Partnerallel ebenfalls rezessiv ist Species Recovery Programme – Maßnahmenbündel, um in freier Wildbahn dauerhaft überlebensfähige Populationen zu etablieren Spuren in der Natur – engl. ecological footprint – Maß wie viel Land oder See zur Herstellung eines Produkts verbraucht wird, wie viel Abgase entstehen, wie viel Treibstoff und Land zur Müllentsorgung verbraucht wird Stammbaum – graphische Darstellung der Verwandtschaft und Abstammung eines Individuums Systematik – Wissenschaft der Verwandtschaft der Arten; Beschreibung von Arten, Einordnung in Verwandtschaftsgruppen (Gattungen, Familien etc.) und deren stammesgeschichtliche Verwandtschaft Taxon – Gruppe von Lebewesen mit verwandtschaftlicher Beziehung, wie Art, Unterart oder Gattung Taxonomie – wissenschaftliche Klassifizierung und Benennung von Organismen Umsiedlung – absichtliche Verbringung von Wildtieren aus einem Teil ihres Verbreitungsgebiets in ein anderes Umweltverantwortlichkeit – nachhaltige und verantwortliche Nutzung von Ressourcen Verwandtschaftsgrad – Maß, wie eng ein Individuum mit der Population verwandt ist, d.h. wie selten die Gene eines Tieres sind. Je seltener die Genkombination, desto wertvoller ist das Tier für ein Erhaltungszuchtprogramm Wiedereinbürgerung – Versuch, eine Tierart in ihrem angestammten Lebensraum, in dem sie ausgerottet wurde, wieder heimisch zu ma-chen (nutzt oft Tiere aus Erhaltungszuchtprogrammen) Zentren biologischer Vielfalt – („hotspots“ of biodiversity) Region mit großer Vielfalt endemischer (oft bedrohter) Arten, hat Vorrang im Naturschutz Zoonose – Infektionskrankheit, die zwischen Mensch und Tier übertragen werden kann oder an der beide leiden können Zuchtbuch – genaue Aufzeichnungen von Geburt, Tod und genetischer Beziehung und anderer biologischer Daten, die Grundlage des Popu-lationsmanagements sind

69 ANHANG

WZANS 2005

Anhang 3 Danksagung

Dieses Dokument wäre nicht möglich gewesen ohne die Mithilfe zahlreicher Personen und Institutionen, denen WAZA zu größtem Dank verpflichtet ist. Die Übertragung ins Deutsche wurde von folgenden Mitgliedern des Verbandes Deutschsprachiger Zoopädagogen e.V. vorgenommen: Cord Crasselt, Hagenbecks Tierpark, Hamburg; Ruth Dieckmann, Zoo Köln; Detlev Fricke, Zoo Köln; Dr. Elmar Finke, Aquazoo + Löbbeckemuseum Düsseldorf; Dr. Leo Slotta-Bachmayr, Salzburg; Eva Oberauer, Alpenzoo Innsbruck; Eva Schumann, Zoo Köln, Jochen Haßfurther, Zoo Hannover, Lothar Philips, Zoo Köln; Sabine Schoirer, Tiergarten Nürnberg; Martina Schürer, Zoo Wuppertal. Alle, die an der Originalausgabe dieser Strategie mitgewirkt haben, sind in der nachfolgenden Liste aufgeführt. Die angegebene Organisation ist jene zum Zeitpunkt der Mitarbeit und kann unter Umständen heute nicht mehr zutreffend sein. Trotz aller Bemühungebn um Vollständigkeit kann es sein, dass einzelne Personen nicht erfasst wurden, wofür wir uns gegebenenfalls bei den Betroffenen entschuldigen möchten. Yoshitake Abe, Fukushima Aquarium, Japan; Jörg Adler, Allwetterzoo Münster, Deutschland; Govindasamy Agoramoorthy, Zoo Singapur, Singapur; Amanda Alabaster, Edinburgh Zoo, UK; Jayanthi Alahakoon, Colombo Zoo, Sri Lanka; Ruth Allard, AZA, USA; Thomas Alt-haus, CITES-Vollzugsbehörder der Schweiz und Liechtensteins; Lars Lunding Andersen, Zoo Kopenhagen, Dänemark; Brad Andrews, Sea World Inc., USA; Tatjana Arjanova, Zoo Moskau, Russland; Beth Armstrong, Brevard Zoo, Florida, USA; Andreas Artmann, Zoo Schmi-ding, Österreich; Cheryl Asa, Saint Louis Zoo, USA; Stephane Auffret, Oceanarium Brest, Frankreich. Dayton Baker, National Aviary, Pittsburgh, USA; Anne Baker, Rosamond Gifford Zoo at Burnett Park, USA; Haig Balian, Artis Zoo, Ams-terdam, Niederlande; Jonathan Ballou, National Zoo, Washington D.C. , USA; Andrew Balmford, Cambridge University, UK; Chris Banks, Zoo Melbourne, Australien; Yehuda Bar, Ramat Gan Zoo, Israel; Joseph Barber, Disney's Animal Kingdom, Lake Buena Vista, USA; Laura Barraza, UNAM, Mexiko; Annette Berkovits, Wildlife Conservation Society, New York, USA, und IZE; Brian Bertram, Bristol Zoo Gar-dens, UK; Laurie Bingaman Lackey, ISIS, USA; Evan Blumer, The Wilds, Ohio, USA; Suzanne Boardman, Twycross Zoo , UK, und WIN; Duncan Bolton, Bristol Zoo Gardens, UK; Jeffrey Bonner, Saint Louis Zoo, USA, und ISIS; Jerry Borin, Columbus Zoo, USA; Marcus Bor-ner, Frankfurter Zoologische Gesellschaft, Deutschland; Paul Boyle, Wildlife Conservation Society, New York, USA; Thomas Brooks, Con-servation International, USA; Koen Brouwer, EAZA, Niederlande; Syd Butler, AZA, USA; Onnie, Byers, CBSG, USA. Amy Camacho, Africam Safari, Puebla, , Mexiko, und CBSG; Frands Carlsen, Zoo Kopenhagen, Dänemark; Bryan Carroll, Bristol Zoo Gardens, UK; Paolo Cavicchio, Zoo di Pistoia, Italien, und EAZWV; Gerardo Ceballos, Mexiko; Bor-yeu Chang, Kaohsiun Shoushan Zoo, Taiwan; Ravi Chellam, Neu-Delhi, Indien; Pai-chung Chen, Taipei Zoo, Taiwan; Wen-haur Cheng, Zoo Singapur, Singapur; Li Yi Cheng, Taipei Zoo, Taiwan; Tch-lung Chiang, Nantou County Bird Park, Taiwan; B.C. Choudhery, Wildlife Institute of India, Indien; Sarah Chris-tie, Zoological Society of London, UK; Chris Clark, Durrell Wildlife Conservation Trust, Jersey, Kanalinseln; William G. Conway, Wildlife Conservation Society, New York, USA; Robert Cook, Wildlife Conservation Society, New York, USA; Mark Craig, Zoo Adelaide, Austra-lien; Hamish Currie, Back to Africa, Kapstadt, Südafrika. Glyn Davies, Zoological Society of London, UK; Bert de Boer, Apenheul Zoo, Niederlande, und EAZA; Antonio de Freitas, South African Association for Marine Biological Research, Südafrika; Bill Dennler, Toledo Zoo, USA, und WAZA; Lesley Dickie, Zoological Society of London, UK; Ellen Dierenfeld, St Louis Zoo, USA; Peter Dollinger, WAZA-Geschäftsstelle, Schweiz; Maria Clara Dominguez, ALPZA, Kolumbien; Holly Dublin, IUCN/SSC, Kenya; Sue Dubois, Disney's Animal Kingdom, USA; Sophon Dumnui, Dusit Zoo, Bangkok und Zoo-logical Parks Organization, Thailand; Lee Durrell, Durrell Wildlife Conservation Trust, Jersey, Kanalinseln. Brian Easton, Zoo Perth, Australien; Mark Edgerley, Marwell Zoo, UK; Susie Ellis, Conservation International, USA; Amanda Embury, Zoo Perth, Australien; Yeon Eo Kyung, Seoul Zoo, Südkorea. John Fa, Durrell Wildlife Conservation Trust, Jersey, Kanalinseln; Mauricio Fabry, Zoológivo Nacional, Santiago de Chile, Chile; Lex Fearn-head, Two Oceans Aquarium, Kapstadt, Südafrika; Anna Feistner, Durrell Wildlife Conservation Trust, Jersey, Kanalinseln; John Fellowes,

ANHANG 70

WZANS 2005

Kadoorie Farm and Botanic Gardens, Hong Kong, China; David Field, Zoological Society of London, UK; Karen Fifield, Zoos Victoria, Aust-ralien; Fiona Fisken, Zoological Society of London, UK; Nate Flesness, ISIS, USA; Tom Foose, International Rhino Foundation, USA; Bill Foster, Birmingham Zoo, USA; Reinhard Frese, Zoo Duisburg, Deutschland; Yolan Friedmann, CBSG, Südafrika; Renaud Fulconis, Char-tres, Frankreich.

Simon Garrett, Bristol Zoo Gardens, UK; Pierre Gay, Zoo Doué-la-Fontaine, Frankreich und EAZA; Greg Geise, Binder Park Zoo, USA; Suzanne Gendron, Ocean Park, Hong Kong, China; Nico Gerrits, Universität Rotterdam, Niederlande; Wolfgang Gettmann, Aquazoo Düsseldorf, Deutschland; David Gibson, The Deep, Hull, UK; Paul Gill, Environmentally Sustainable Systems, UK; Jo Gipps, Bristol Zoo Gardens, UK, und WAZA; Mauvis Gore, UK; Jennifer Gray, Zoo Johannesburg, Südafrika; Wolfgang Grummt, Tierpark Berlin, Deutsch-land; Rosamira Guillen, ACOPAZOA, Kolumbien; B.K. Gupta, Central Zoo Authority, Indien; Sabine Gyger, WAZA Executive Office, Schweiz. Franck Haelewyn, Lille Zoo und SNDPZ, Frankreich; David Hancocks, Australien; Bernard Harrison, Bernard Harrison & Friends, Singa-pur; Jane Hartline, Oregon Zoo, USA; Matthew Hatchwell, Wildlife Conservation Society, New York, USA; Mary Healy, Sacramento Zoo, USA; Jens-Ove Heckel, Zoo Landau, Deutschland; Bart Hiddinga, EAZA, Niederlande; Charlie Hoessle, St Louis Zoo, USA; Heribert Hofer, Institut für Zoo- und Wildtierforschung, Berlin, Deutschland; Glen Holland, Zoo Auckland, Neuseeland; Bengt Holst, Zoo Kopenha-gen, Dänemark, CBSG Europe und EAZA; Heather Holve, Bristol Zoo Gardens, UK; Jesper Hørsted, Danmarks Akvarium, Dänemark; Alexander Hoskins, Philadelphia Zoo, USA; Chung-Hsiiung Hsu, Leopard King Safari Zoo, Taiwan; Ming-Shih Hung, Hsinchu Zoo, Taiwan; Michael Hutchins, AZA, USA; Colin Hyde, Zoo Perth, Australien. Walter Jansen, European Zoo Nutrition Centre, Amsterdam, Niederlande; Thierry Jardin, CERZA Lisieux, Frankreich; Dieter Jauch, Wil-helma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart, Deutschland; Thomas Jermann, Zoologischer Garten Basel, Schweiz; Katherina Jewgenow, Institut für Zoo- und Wildtierforschung, Berlin, Deutschland; Vladislav Jirousek, Zoo Jihlava, Tschechien; David Jones, North Carolina Zoo, Asheboro, USA; Phillippe Jouk, Zoo Antwerpen, Belgien; Henning Julin, Zoo Aalborg, Dänemark, und WAZA; Jörg Junhold, Zoo Leipzig, Deutschland. Mati Kaal, Zoo Tallinn, Estland; Rainer Kaiser, Zoo Berlin Aquarium, Deutschland; William Karesh, Wildlife Conservation Society, New York, USA; Werner Kaumans, Zoo Köln, Deutschland; Ken Kawata, Staten Island Zoo, USA; Takami Kazutoshi, Ueno Zoo und JAZA, Japan; Itoh Kazuyoshi, Ueno Zoo und JAZA, Japan; Uzma Khan, WWF, Pakistan; Cathy King, Zoo Rotterdam, Niederlande; James Kirk-wood, Universities Federation for Animal Welfare, UK; Vernon Kisling, Marston Science Library, USA; Bjarne Klausen, Zoo Odense, Dä-nemark; Devra Kleiman, USA; Isobel Koch, Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart, Deutschland; Heather Koldewey, Zoolo-gical Society of London, UK; N. Krishna Kumar, Indian Forest Service, Madras, Indien; Yeun Zo Kyung, Seoul Grand Park Zoo, Südkorea. Willie Labuschagne, National Zoo, Pretoria, Südafrika; Bob Lacy, Brookfield Zoo, USA, und CBSG; Fanny Lai, Zoo Singapur, Singapur; Jürgen Lange, Zoo Berlin, Deutschland, und EUAC; Chris Larcombe, Australien; Hans-Ove Larsson, Stiftung Skansen, Stockholm und SAZA, Schweden; Alison Lash, Zoo Wellington, Neuseeland; Richard Lattis, Wildlife Conservation Society, New York, USA; Frédéric Lau-nay, IUCN/SSC/Re-Introduction Specialist Group, UAE; Nigel Leader-Williams, Durrell Institute of Conservation Ecology, University of Kent, UK; Hang Lee, Seoul National University, Südkorea; Caroline Lees, ARAZPA, Australien; Nicholas Leroux, Zoo d’Amnéville, Frank-reich; Kristin Leus, Zoo Antwerpen, Belgien; John Lewis, International Zoo Veterinary Group, UK; John Lewis, Los Angeles Zoo, USA; Carmen Linares, Africam Safari, Mexiko; Don Lindburg, San Diego Zoo, USA; Lena M. Lindén, Nordens Ark, Schweden; Kristen Lukas, Cleveland Metroparks Zoo, USA; Peter Luptak, Zoo Bojnice, Slowakei; Jörg Luy, Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz, Berlin, Deutschland. Alastair Macdonald, Royal (Dick) School for Veterinary Science, Edinburgh, und EAZA, UK; Georgina Mace, Zoological Society of London, UK; Neil Maddison, Bristol Zoo Gardens, UK; Alexis Maillot, Zoo d’Amnéville, Frankreich; Francis Maina, William Holden Conservation Foundation, Kenya; Sue Mainka, IUCN/SSC, Schweiz; Jeremy Mallinson, Durrell Wildlife Conservation Trust, Jersey, Kanalinseln; Jansen Manansang, Taman Safari, Indonesien; Judy Mann-Lang, South African Association for Marine Biological Research, Südafrika; Maria Marti-nez, Guadalajara Zoo, Mexiko; Michael Martys, Alpenzoo, Innsbruck, Österreich; Georgia Mason, Oxford University, UK; Mitsuko Masui, Yokohama Zoological Garden, Japan; Yolanda Matamoros, AMACZOOA, Costa Rica, und WAZA; Sue Mathews, Canberra, Australien; Mike Maunder, Fairchild Tropical Gardens, USA; Ed McAlister, Royal Zoological Society of South Australia, Adelaide, Australien, und WAZA; Gordon McGregor Reid, Zoo Chester, UK, und WAZA; Stephen, McKeown, Zoo Chester, UK; Jeff McNeely, IUCN/SSC, Schweiz; Abdul Qadeer Mehal, SAZARC, Pakistan; Jill Mellen, Disney's Animal Kingdom, Lake Buena Vista, USA; Dennis Merritt, USA; Phil Miller, CBSG, USA; Brian Miller, Zoo Denver, USA; Eric Miller, St Louis Zoo, USA, und AAZV; Russ Mittermeier, Conservation Interna-tional, USA; Thembi Mogoai, Zoo Johannesburg, Südafrika; Manuel Mollinedo, San Francisco Zoo, USA; David Morgan, PAAZAB, Südafri-ka; Xola Mphahlele, National Zoo, Pretoria, Südafrika; Ludwig Müller, Primate Center, Costa Rica; Laura Mumaw, Zoo Melbourne und WAZA, Australien; Koichi Murata, Nihon University, Japan. Tom Naiman, Wildlife Conservation Society, New York, USA; Akemi Narita, Yokohama Zoological Garden, Japan; Ruben Ngwenya, Na-tional Zoo, Pretoria Südafrika; Gunther Nogge, Zoo Köln, Deutschland; Shane Noyes, Zoo Hamilton, Neuseeland.

71 ANHANG

WZANS 2005

Peter Olney, UK; Steve Olson, AZA, USA. Olivier Pagan, Zoologischer Garten Basel, Schweiz; Paul Pearce-Kelly, Zoological Society of London, UK; Shaun Peng, Taipei Zoo, Taiwan; Hant Perera, National Zoo, Dehiwala, Sri Lanka, und SAZARC; Elsie Perez, Zoo Havanna, Kuba; Miklos Persanyi, Zoo Budapest, Ungarn; Wolfgang Peter, Straubing Zoo, Deutschland; Chris Peters, Zoo Rotterdam, Niederlande, und IZE; Lothar Philips, Zoo Köln; Deutschland; Graham Phipps, Australien; Mark Pilgrim, Zoo Chester, UK; Vijay Kumar Pillai, Zoo Singapur, Singapur; Frank Princee, Niederlande. George Rabb, Brookfield Zoo, USA; Greg Rasmussen, Painted Dog Research Trust, Zimbabwe; Parntep Ratanakorn, Mahidol University, Thailand; Richard Reading, Zoo Denver, USA; Mark Reed, Sedgwick County Zoo, Wichita, USA, und WAZA; Roman Rehak, Zoo Teschen, Tschechien; Ivan Rehak, Zoo Prag, Tschechien; Jan Reimbiszewski, Zoo Warschau, Polen; Barbara Revard, Columbus Zoo, USA; Frank Rietkerk, Apenheul Zoo, Niederlande; Vinod Rishi, Government of India, Indien; Klaus Robin, Robin Habitat AG, Uznach, Schweiz; John Robinson, Wildlife Conservation Society, New York, USA; Alex Rübel, Zoo Zürich, Schweiz, und WAZA; Anthony Rylands, Conservation International, Brasilien und USA. Kanchai Sanwong, Chiangmai Zoo, Thailand; Karen Sausman, The Living Desert, Palm Desert CA, USA, und WAZA; Anne Savage, Dis-ney's Animal Kingdom, Lake Buena Vista, USA; Nan Schaffer, SOS Rhino, USA; Christian Schmidt, Zoo Frankfurt, Deutschland; Dagmar Schratter, Tiergarten Schönbrunn, Österreich; Arndt Schreiber, Universität Heidelberg, Deutschland; Harald Schwammer, Tiergarten Schönbrunn, Österreich; Ulie Seal, CBSG, USA; S.C. Sharma, Central Zoo Authority, Indien; Brij Raj Sharma, Central Zoo Authority, Indien; Asad Shirez, Zoo Singapur, Singapur; R.K. Shreshta, Zoo Kathmandu, Nepal; Lee Simmons, Omaha Zoo, USA; P.R. Sinha, Central Zoo Authority, Indien; Brandie Smith, AZA, USA; Lucy Spelman, National Zoo, Washington DC, USA; Vladimir Spitsin, Zoo Moskau und EARAZA, Russland; Stephen Standley, ARAZPA, Australien; Mark Stanley Price, Durrell Wildlife Conservation Trust, Jersey, Kanalinseln; Christian Stauffer, Wildpark Langenberg, Schweiz, und ITG; Beth Stevens, Disney's Animal Kingdom, Lake Buena Vista, USA; Miranda Ste-venson, BIAZA, UK; Hiroshi Sugaya, Ueno Zoo, Japan; Gloria Svampa, UIZA, Italien. Kazu Takami, Osaka Municipal Tennoji Zoo, Japan; Kit Sun Tan, Zoo Singapur, Singapur; Kevin Tanner, Oceanis Australien Group, Austra-lien; Richard Tenaza, Indonesien; Sue Thornton, International Zoo Veterinary Group, UK; Esteve Tomàs, Zoo Barcelona, Spanien, AIZA und WAZA; Simon Tonge, Paignton Zoo, UK; Arshad Toosey, National Avian Research Centre, UAE; Kathy Traylor-Holzer, CBSG, USA; Eric Tsao, Taipei Zoo, Taiwan; Seppo Turunen, Zoo Helsinki, Finnland. Endang Budi Utami, TMII Vogelpark Djakarta, Indonesien. Paul van den Sande, Zoo Antwerpen, Belgien, und EUAC; Linda van Elsacker, Zoo Antwerpen, Belgien; Rudy van Eysendeyk, Zoo Ant-werpen, Belgien; Robert van Herk, Zoo Rotterdam, Niederlande; Hans van Weerd, Artis Zoo, Amsterdam, Niederlande; Mark Vincent, ARAZPA, Australien; Gerald Visser, Zoo Rotterdam, Niederlande; Paul Vogt, Zoo Krefeld, Deutschland. Jonas Wahlström, Skansen Akvariet, Schweden; Sally Walker, Zoo Outreach Organization, Indien, und SAZARC; Olivia Walter, BIAZA, UK; Chris Walzer, Zoo Salzburg, Österreich, und ITG; David Waugh, Loro Parque, Spanien; Felix Weber, Natur-und Tierpark Goldau und ZOOSchweiz, Schweiz; Stephanie Wehnelt, Zoo Chester, UK; Chris Wemmer, Smithsonian Institution, Washingzon DC, USA; Chris West, Zoological Society of London, UK; Dan Wharton, Wildlife Conservation Society, New York, USA; Malcolm Whitehead, Wildfowl and Wetlands Trust, UK; Jonathan Wilcken, ARAZPA, Australien; David Wildt, Smithsonian Institution, USA; Roger Wilkinson, Zoo Chester, UK; Ekkhard Wolff, Schönbrunn Aquarium, Österreich; Hon Mun Wong, Jurong Bird Park, Singapur; Stephen Woollard, Dudley Zoo, UK, und IZE; Rob Young, Universidade Catholica de Minas Gerais, Brasilien. Xie Zhong, Chinese Association of Zoological Gardens, China.

Unterwasserwelt erleben – Kontaktbecken mit Seesternen. Aufnahme zur Verfügung gestellt von Kevin Tanner, Underwater World, Mooloolaba, Australien

ANHANG 72

WZANS 2005

Anhang 4 Bildlegenden

3 Junge, zoogeborene Brückenechse (Sphenodon punctatus) Orana Wildlife Park, Neuseeland Peter Dollinger, WAZA 4 Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis als ’Critically Endangered’ eingestuft Kenya Renaud Fulconis, Chartres 5 Zoogeborene Kleine Pandas (Ailurus fulgens) werden wieder ausgewildert Singhalila-Nationalpark, Indien PNH Zoological Park, Indien 7 Kinder begegnen Alpenmurmeltieren (Marmota marmotta) Wildpark Argelès, Frankreich Peter Dollinger, WAZA Meeresleben erleben – Kinder und Quallen Underwater World, Australien Kevin Tanner, Mooloolaba

10 Aussenanlage für Schimpansen (Pan troglodystes verus) im „Pongoland“ Zoo Leipzig, Deutschland Peter Dollinger, WAZA WAZA-Projekt 04020: Schimpansenschutz im Ursprungsland Elfenbeinküste Christophe Boesch, WCF

11 Die Masoala-Halle verbindet den Zoo mit einem Nationalpark in Madagaskar Zoo Zürich, Schweiz Peter Dollinger, WAZA 14 WAZA-Projekt 04024: Schutz des Grévyzebras (Equus grevyi) Nördliches Kenya Jeffrey Bonner, St. Louis 20 WAZA-Projekt 04004: Auswilderungstechniken für den Waldrapp erproben Jerez, Spanien Miguel A. Quevedo, Jerez 23 WAZA-Projekt 03002: Feldforschung an „Takhis“ (Equus przewalskii) Gobi B, Mongolei Christian Walzer, ITG 25 WAZA-Projekt 04018 Faunistische Erhebung als Grundlage für Naturschutz Bosawas-Schutzgebiet, Nicaragua Cheryl Asa, St. Louis 27 WAZA-Projekt 03001 - Fliegen mit Waldrappen (Geronticus eremita) Scharnstein, Österreich Johannes Fritz, Scharnstein 28 Der Montserrat-Frosch (Leptodactylus fallax) ist äusserst gefährdet DWCT – Zoo Jersey, Kanalinseln Peter Dollinger, WAZA 32 Wiederansiedlung des Kalifornischen Kondors (Gymnogyps californianus) Kalifornien, USA Mike Wallace, San Diego 35 Umwelterziehung wird von der Madagascar Fauna Group gefördert Ivoloina, Madagaskar Priska Ketterer, Luzern 42 Køb ikke deres liv (Kauf nicht ihr Leben): CITES-Ausstellung im Zoo Zoo Aalborg, Dänemark Peter Dollinger, WAZA 47 Naturschutzprojekte von Mitgliedinstitutionen werden vorgestellt www.waza.org Peter Dollinger, WAZA 48 Wildhüter-Ausbildung zum Schutz wieder angesiedelter Nashörner Nord-Luangwa-Nationalpark, Sambia Christian Schmidt, Frankfurt 55 Abfall trennen und wiederverwenden – ein zoopädagogisches Thema Zoo Johannesburg, Südafrika Peter Dollinger, WAZA 58 Biologische Kläranlage für Zoobesucher erklärt Zoo Johannesburg Peter Dollinger, WAZA 59 Afrikanischer Wildhund (Lycaon pictus) mit erbeutetem Großem Kudu Madikwe-Wildreservat, Südafrika Peter Dollinger, WAZA 64 Zoolöwin bei der Jungenaufzucht Zoo d’Amnéville Renaud Fulconis, Chartres 65 WAZA-Projekt 04016: Baumkänguruh (Dendrolagus goodfellowi pulcherrimus) Wewak, Papua-Neug uinea Jean Thomas,TCA 67 Beschäftigung – Malaienbär (Helarctos malayanus) öffnet eine Kokosnuss Zoo Melaka, Malaysia Peter Dollinger, WAZA 69 Die Sandkatze (Felis margarita) wird im Rahmen des EEP und SSP gezüchtet The Living Desert, Palm Desert The Living Desert 71 Meeresleben erleben – Seesterne berühren dürfen Underwater World, Australien Kevin Tanner, Mooloolaba 73 Vorbereitung der Auswilderung eines Sandtigerhais (Carcharius taurus) Two Oceans Aquarium, Südafrika Pat Garrat, Kapstadt