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HSR Hochschule für Technik Rapperswil Institut für Landschaft und Freiraum Institut für Raumentwicklung Veranstaltungsreihe Herbst 2017: Planen mit der Ungewissheit – Herausforderungen für die Landschaftsarchitektur und die Raumplanung
«Zukünfte» – Was heisst das für die Planung? Basil Rogger Mittwoch, 27. September 2017
Agenda 1: Zukunft hat Geschichte 2: Zukunft hat Methode(n) 3. Ein Beispiel 4. Fazit
Aber zuerst … …ein paar Bilder
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Aber zuerst … …ein paar Bilder
Aber zuerst … …ein paar Bilder
Aber zuerst … …ein paar Bilder
1: Zukunft hat Geschichte
Die Zukunft ist nicht immer gleich.
Die Vorstellungen von Zukunft haben sich im Verlauf der Jahrhunderte verändert.
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1: Zukunft hat Geschichte
Der Weg vom «Handeln, Hoffen, Bangen» über die Futurologie zu «No Future» und einer menschenleeren Zukunft
1: Zukunft hat Geschichte
Der grosse Topos ist der Umgang mit der Figur des «Neuen».
Das Neue hat eine beispiellose Karriere hinter sich.
Lange war das Neue das Böse an sich.
Der Bruch erfolgte im 17. Jahrhundert mit der Entstehung der modernen Naturwissenschaft: 1609 Johannes Kepler: Astronomia Nova 1620 Francis Bacon: Novum Organon 1627 Francis Bacon: New Atlantis 1638 Galileo Galilei: Discorsi intorno a due nove scienze
Seither ist das Neue das Gute.
1: Zukunft hat Geschichte
Versuch einer «Topographie des Neuen»:
Invention, Innovation, Kreation
Naturwissenschaft: Invention
Ökonomie: Innovation (Joseph Schumpeter)
Kultur und Kunst: Kreation
1: Zukunft hat Geschichte
Fazit
1. Zukunftsvorstellungen sind nicht stabil, sie verändern sich.
2. Die Zukunft ist ins Diesseits und in die Gegenwart gekommen.
3. Dieser Zukunftsbegriff ermöglicht uns, das Neue zu denken und positiv zu würdigen.
4. Was wird die Zukunft des Neuen sein und was wird das Neue der Zukunft sein?
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2: Zukunft hat Methode(n)
Prognostik ist eine Kulturtechnik.
2: Zukunft hat Methode(n)
Der Werkzeugkasten der Prognostik ist reich bestückt:
Wahrsagerei: Astrologie, Kristallkugel, Vogelflug- und Eingeweideschau, Orakel, Prophezeiung
Science Fiction
Planung
Extrapolation: Lineare Modelle, Wellen- und Zyklenmodelle, Generationenmodelle
2: Zukunft hat Methode(n)
Simulationen (ursprünglich aus der Kriegswissenschaft, grosser Aufschwung durch Computer, Club of Rome 1972)
Werteforschung (USA: Ronald Inglehart, D: Elisabeth Noelle-Neumann, Helmut Klages)
2: Zukunft hat Methode(n)
Trendforschung
Trend in der Statistik: Grundrichtung einer Zeitreihe also das, was eine Extrapolation als sehr wahrscheinlich erscheinen lässt)
Trend in der Trendforschung: Schwache Signale (Verbreitungsmechanismus: Trendsetters, Early Adaptors, Mainstream)
Trendscout-Modell
Trendhierarchien (Moden/Streams/Effekte/Mikrotrends, Trends und Gegentrends/Megatrends/Metatrends)
Gesellschaftliche Drift
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2: Zukunft hat Methode(n)
Szenario-Technik
Fünf Schritte (nach P. Weinbrenner):
1. Aufgaben- und Problemanalyse (Inhalt und Zeithorizont)
2. Einflussanalyse und Deskriptorenbestimmung
3. Trendprojektion und Faktorenbündelung
4. Szenarioentwicklung und Szenariointerpretation
5. Massnahmen und Handlungsmöglichkeiten
2: Zukunft hat Methode(n)
Delphi-Methode
Expertenbefragung im Konsens-Verfahren
Rand-Institute 50er Jahre
Zukunftswerkstätten
Dreischritt Kritik – Utopie – Realisierung
Grosser Moderationsbedarf
Verankert in Politik, urspr. aus der Stadtentwicklung)
2. Zukunft hat Methode
Fazit
• Prognostik im wissenschaftlichen Sinn gibt es nicht.
• Prognostik hat nicht mit der Erforschung der Zukunft zu tun, sie ist eine Aussage über die Gegenwart.
• Prognostik braucht es dringend, denn wir treffen ständig zukunftsrelevante Entscheidungen.
2: Zukunft hat Methode(n)
Prognostik ist eine Herrschaftstechnologie.
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2: Zukunft hat Methode(n)
Prognostik ist eine Herrschaftstechnologie.
Auch dieser Werkzeugkasten ist gut bestückt:
• Visionen
• Mission Statements
• Leitbilder
• Unternehmerische oder institutionelle Werte
• Strategien
• Massnahmen
2. Zukunft hat Methode
Fazit
• Zukunft ist nicht etwas Gegebenes, sondern etwas Gemachtes.
• Zukunftsgestaltung ist Aushandlungsprozess.
• Damit Zukunftsgestaltung nachhaltig werden kann, muss sie in transparenten, demokratischen und partizipativen Prozessen erarbeitet werden.
3. Ein Beispiel
Zukunftsweberei Toggenburg
Ideenwettbewerb Textiles in der Ostschweiz Wettbewerb – Stufe 2 Verfasst von Basil Rogger Consulting GmbH mit Häusler + Weidmann eingereicht am 1. Mai 2017
ZUKUNFTS WEBEREIEN
4. Fazit
• Zukunft ist:
• in den Plural zu setzen
• als nicht vorhersehbar zu akzeptieren
• als gestaltbar zu verstehen
• Wir müssen:
• prognostische Methoden als Kulturtechniken UND Herrschafts-technologien verstehen.
• Prognosen nicht als Zukunftsaussagen, sondern als Handlungsanleitungen für die Gegenwart gebrauchen.
• eine hohe Frustrationstoleranz gegenüber – eigenen und fremden – Fehlprognosen entwickeln
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4. Fazit Um eine Zukunftskultur zu haben (oder zu entwickeln), dürfen wir unsere Zukunft nicht aus der Hand geben, sondern vielmehr selbst aktiv mitgestalten. Fünf Punkte zum Abschluss: • Sorge tragen • Hartnäckig bleiben • Freude haben • Leichtigkeit finden • Zukunft gestalten
Und: Einen hohe Toleranz gegenüber eigenen und fremden Fehlprognosen entwickeln.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit Bei Fragen: Basil Rogger [email protected] +41 (0)79 334 16 22