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Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Ulrich Jasper Zukünftige Ausrichtung der EU- Agrarpolitik Brauchen wir einen Ausbau der ländlichen Entwicklung (2. Säule) in der Agrarpolitik? ASG-Herbsttagung, Göttingen, 27. November 2009

Zukünftige Ausrichtung der EU-Agrarpolitik

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Zukünftige Ausrichtung der EU-Agrarpolitik. Brauchen wir einen Ausbau der ländlichen Entwicklung (2. Säule) in der Agrarpolitik? ASG-Herbsttagung, Göttingen, 27. November 2009. Ulrich Jasper. Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. Gliederung. Zeitplan der EU-Kommission - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Zukünftige Ausrichtung der EU-Agrarpolitik

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Ulrich Jasper

Zukünftige Ausrichtung der EU-Agrarpolitik

Brauchen wir einen Ausbau der ländlichen Entwicklung (2. Säule)

in der Agrarpolitik?

ASG-Herbsttagung, Göttingen, 27. November 2009

Page 2: Zukünftige Ausrichtung der EU-Agrarpolitik

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft

Gliederung

1. Zeitplan der EU-Kommission

2. Politische Rahmenbedingungen

3. Ziele & Herausforderung für die EU-Agrarpolitik

4. Mögliche Instrumente, Notwendige Änderungen

5. Einkommensfunktion von Direktzahlungen?

6. Honorierung gesellschaftlicher Leistungen über DZ?

7. Forderungen

8. Ausblick

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1.) Zeitplan der EU-Kommission

- Finanzielle Vorausschau gilt (bisher) nur bis 2013

- D.h. ab 1.1.2014 braucht es neue Vorgaben (bes. für 2. Säule)

- EP nach Lissabon-Vertrag in voller Mitentscheidung

- KOM: Abstimmungsprozess braucht 18-26 Monate (bisher 6-8 Monate)

- Hinzu kommt Zeitbedarf für nationale Umsetzung: 6-12 Mon.

Mitte/Herbst 2010: Neue KOM will erste „Mitteilung“ vorlegen, und zwar als „Optionen-Papier“

Mitte 2011: Legislativvorschläge

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2.) Politische Rahmenbedingungen

- EU 27 (zur großen Reform 1999 waren es noch 15 EU-MS)

- Internationaler Anspruch der EU und Anforderung an EU steigen: politisch & wirtschaftspolitisch („Konjunkturpakete“)

- Anteil GAP am EU-Haushalt ca. 40 %, Druck von anderen Politik-Bereichen wächst (Galileo, Konjunkturpakete, Bildung)

- Wenn weltweite Nachfrage nach lw. Erzeugnissen steigt und Preishochphasen zunehmen, steigt Druck auf GAP-Haushalt

Überprüfung EU-Haushalt, Mitteilung KOM im 1. Hj. 2010...

- WTO: Gibt es einen Abschluss der Doha-Runde im laufenden EU-GAP-Reform-Prozess? (2012 ?)

Was bedeutet das für GAP? (Außenschutz, Stützung)

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3.) Ziele & Herausforderungen an GAP

- Sicherung der Ernährung (EU ist bereits Netto-Importeur. Soll EU noch mehr importieren, um Exporte zu erhöhen?)

- Arbeitsplätze in der LWft: in aktueller Krise wachsendes Ziel

- Beitrag zur Ländlichen Entwicklung („Lebenswertes Land“)

- Vielfältige Ökologische Leistungen („Neue Herausford‘gen“):

- Klimaschutz

- Wasser- und Bodenschutz

- Biologische Vielfalt

- Energie-Frage (NR / Energie- und Klima-Effizienz)

Gesellschaftliche Legitimation der GAP

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3.) Bsp.: Herausforderung Biologische Vielfalt

Die EU-Kommission schrieb im Mai 2008:

„Die Mitgliedstaaten haben sich verpflichtet, dem Verlust an biologischer Vielfalt bis 2010 Einhalt zu gebieten, obwohl das Erreichen dieses Ziels immer unwahrscheinlicher erscheint. Ein großer Teil der Artenvielfalt Europas hängt von der Land- und Forstwirtschaft ab, und die Bemühungen zum Schutz der Artenvielfalt müssen verstärkt werden...“ (KOM(2008)3006/4, S. 11.)

Was folgt aus dieser „Herausforderung“?

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3.) Bsp.: Herausforderung Biologische Vielfalt

Bericht der EU-KOM zu geschützten Lebensraumtypen (13.7.09):

„Der Erhaltungszustand aller Lebensraumtypen, die mit der Landwirtschaft im Zusammenhang stehen, ist deutlich schlechter als der anderer Lebensraumtypen: Nur 7 % der entsprechenden Bewertungen fielen positiv aus“

Grasland, Feuchtgebiete, Küstenräume am stärksten betroffen

„Ursachen hierfür sind die Umstellung auf eine intensivere Landwirtschaft, die Aufgabe landwirtschaftlicher Flächen und schlechte Bodenbewirtschaftung“

Aussitzen wie bisher? Nein: Kurskorrektur notwendig

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4.) Instrumente der GAP

Heute zwei Felder:

- Marktordnungen

Regeln für Markt-Teilnehmer, Rahmenbedingungen, ordnungspolitisch, z.T. auch finanziell (Intervention)

- Direkte Zahlungen

Seit Agenda 2000 auf 2 Säulen:

1. Einkommensunterstützung

2. Honorierung bestimmter Leistungen, Förderung von Rationalisierungsmaßnahmen, Integrierte Ländliche Entwicklung

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4.) Instrumente der GAP

Marktordnungen

Welches Gewicht werden aktive Regeln in Zukunft haben?

Welche Ziele werden aktive Regeln haben?

- Außenschutz bzw. Qualifizierter Marktzugang

- Produktionsbeschränkungen, ob durch Quoten, Umwelt-Grenzen oder Grenzen gesellschaftlicher Akzeptanz?

- Welche Rolle spielt Intervention (Ausschreibung)?

- Braucht es allgemeine Markt-Regeln, die eine Qualitäts-Erzeugung absichern (Milch)?

- Wem (welchen Interessen) dient Ruf nach „Markt“?

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4.) Instrumente der GAP

Direkte Zahlungen

Zwei Knackpunkte:

- Legitimation gegenüber anderen Ressorts und das heißt gegenüber Steuerzahlern (politischer Rückhalt), denn:

- Verweis auf Referenz verliert an Wirkung (geht gegen Null). Also: andere Bindung notwendig

- Daneben läuft Diskussion über Verteilung innerhalb EU (zugunsten MOEL, zulasten u.a. D: auf ca. 260 €/ha)

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4.) Instrumente der GAP

Direkte Zahlungen: Wie begründen?

Einkommensunterstützung

- das erfordert Feststellung der Bedürftigkeit.

- Insgesamt für alle gleich hoch je Hektar LF?

- Aber wie dann Anspruch MOEL zu werten?

- Einkommen zielt auf Menschen ab, nicht auf Fläche, also muss Mensch/Arbeitskraft mit einbezogen werden

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5.) Einkommensfunktion von Direktzahlungen?

Quelle: Stat. Jahrbuch 2006. EU-KOM 2007.

1,6 % der Betriebe erhalten zus. 30 % der Direktzahlungen (> 100.000 €/Betrieb)

Verteilung der EU-Direktzahlungen in D (2005)

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

Anteil an BetriebenAnteil an Gesamtsumme

Anteil an Betrieben 0,467467 0,180556 0,17499 0,135818 0,025107 0,008137 0,002904 0,002843 0,002178

Anteil an Gesamtsumme 0,060984 0,086345 0,167081 0,269914 0,111631 0,075334 0,047156 0,071927 0,109637

0 - 5.000 €

5.000 - 10.000 €

10.000 - 20.000 €

20.000 - 50.000 €

50.000 - 100.000

100.000 - 200.000

200.000 - 300.000

300.000 - 500.000

> 500.000

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Verteilung Direktzahlungen und Arbeitskräfte auf Betriebe in D 2005

Nach:EU-KOM 2007. Stat. Bundesamt div. 2007.

Verteilung LF, AK, AK-Einheiten und Direktzahlungen auf Betriebe in D 2005

0%

20%

40%

60%

80%

100%

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1

Betriebe (%)

LF, A

K, A

KE,

Dire

ktza

hlun

gen

(%)

Lineare Verteilung

Verteilung AK

Verteilung AKE

Verteilung LF

Verteilung Direktz.

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5.) Einkommensfunktion von Direktzahlungen?

Nach:EU-KOM 2007. Stat. Bundesamt div. 2007.

Auf 20 % der (größten) Betriebe / Empfänger entfallen... (2005)  Mecklen-

burg-Vorp.

Brandenburg

Nordrh.-Westf.

Hessen Deutsch-land gesamt

an Direktzahlungen 76 % 85 % 63 % 62 % 72 %

an Landw. Nutzfläche 76 % 84 % 58 % 62 % 70 %

an AK-Einheiten 65 % 63 % 36 % 40 % 40 %

an AK (Personen) 55 % 50 % 32 % 31 % 33 %

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5.) Einkommensfunktion von Direktzahlungen?

Quelle: Stat. Jahrbuch 2006.

AK-Einheiten je 100 ha LF nach Betriebsgröße in Deutschland (2005)

1,9

18,5

10,6

6,74,4 3,3

0

5

10

15

20

2 - 5 ha 5 - 10 ha 10 - 20 ha 20 - 50 ha 50 und mehrha

gesamt

Betriebsgrößen-Klassen

AK

-Ein

heite

n/10

0 ha

LF

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5.) Einkommensfunktion von Direktzahlungen?

Nach:EU-KOM 2007. BetrPrämDurchfG. Stat. Bundesamt div. 2007.

Direktzahlungen umgerechnet je AK und AK-Einheit in Prämienregionen 2005

0

5000

10000

15000

20000

25000

BW BY BB&

BE

HE MV NI &HB

NW RP SL SA ST SH&

HH

TH Dges.

Euro/AK Euro/AKE

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5.) Einkommensfunktion von Direktzahlungen?

Lohnansatz für Lohn-AK (Buchführungsergeb.): 25.529 Euro/AK

EU-Direktzahlungen je AK in Haupterwerbsbetrieben nach Bundesland

BMELV-Testbetriebsnetz 2006/07

26.942 €

5.148 €

24.818 €

6.979 €

- €

5.000 €

10.000 €

15.000 €

20.000 €

25.000 €

30.000 €

BW BY BB HE MV NI NW RP SA ST SL SH TH

€/AK

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5.) Einkommensfunktion von Direktzahlungen?

Direktzahlungen je AK und je ha sowie AK/100 ha nach Höhe der Direktzahlungen je Betrieb

Betriebe des Testbetriebsnetzes, Wirtschaftsjahr 2006/07

1

10

100

10000

0-5

5-10

10-2

0

20-3

0

30-5

0

50-7

0

70-1

00

100-

200

200-

300

> 30

0

Diretzahlungen je Betrieb (in 1.000 €)

€/ha

u. A

K/10

0 ha

05.00010.00015.00020.00025.00030.00035.000

€/AK

€/ha

AK/100ha LF

€/AK

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6.) Direktzahlung für gesellschaftliche Leistungen?

Direkte Zahlungen: Wie begründen?

Honorierung gesellschaftlich gewünschter oder notwendiger Leistungen

- Klimaschutz

- Biodiversität

- Wasser- und Bodenschutz

Aber wie bemessen? (Effektivität, Effizienz)

- Generell je ha?

- Aufgeschlüsselt nach Regionen / Kulissen?

- Oder letztlich betrieblich / vertraglich wie in 2. Säule

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6.) Direktzahlung für gesellschaftliche Leistungen?

Was kosten höhere EU-Standards? Wie hoch muss DZ dafür sein?

Beispiel Ackerbaubetrieb D / Ukraine (vTI-Studie 2009):

- Einschränkungen Pflanzenschutz: 8 €/ha Weizen, 9 €/ha Raps

- Lagerräume Pflanzenschutz & Diesel: 2,60 €/ha

- Einschränkungen Dünung: 8 €/ha Weizen, 7 €/ha Raps

- Naturschutz (L-Elemente, GL), Humusbilanz: 0 €/ha

- Summe: < 20 €/ha (1,6-1,7 % der Vollkosten)

vTI (FAL): Plankl, Nieberg u.a. (April 2009): Quantifizierung gesellschaftlich gewünschter, nicht marktgängiger Leistungen“ der Landwirtschaft

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6.) Direktzahlung für gesellschaftliche Leistungen?

Was kosten höhere EU-Standards? Wie hoch muss DZ dafür sein?

Beispiel Offenhaltung der Landschaft

- Kosten für das Mulchen (nach KTBL): 50 €/ha

- Mit anteiligen Boden-Kosten (Grundsteuer u.a.): < 100 €/ha

- Mit hoher naturschutzfachlicher Zielsetzung: über 320 €/ha

vTI (FAL): Plankl, Nieberg u.a. (April 2009): Quantifizierung gesellschaftlich gewünschter, nicht marktgängiger Leistungen“ der Landwirtschaft

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7.) Grund-Forderungen Honorierung gesellschaftlicher Leistungen und Einkommensfunktion erfordert Differenzierung, sonst verschärfen Zahlungen Wettbewerbsnachteile.

Treffsicherheit bei Einkommensfunktion nur über Bezug zur Arbeitskraft zu erreichen (modifizierte Modulation / Degression)

Weil der Ansatz der 2. Säule zielgerichteter ist, erfordern „Neue Herausforderungen“ wesentlich mehr Geld in diesem Ansatz (mind. 25 % mehr in 2. Säule)

Nationale Kofinanzierung ist für 1. und 2. Säule einheitlich zu gestalten, um EU-weite Ziele (2. Säule) auch EU-weit durchsetzen zu können.

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8.) Ausblick

Falsche Liberalisierung der Märkte degradiert 2. Säule zum Reparaturbetrieb, der den Herausforderungen hinterherläuft, statt aufzuholen

Beim Geld kommt es zum Schwur.

Das EP redet mit, schafft weitere Öffentlichkeit.

Wegducken geht nicht mehr.

Eine Offensiv-Strategie ist notwendig, die die Gesellschaft nicht nur mitnimmt, sondern überzeugt.

Bäuerliche Landwirtschaft hat viel zu bieten!

Es geht um Interessen, nicht um Theorie?