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DOI: 10.1007/s10357-013-2434-1 Zur Anwendbarkeit von Art. 9 Abs. 3 der Aarhus-Konvention BNatSchG § 1, § 33, § 39, § 44, § 54, § 64; BauGB § 1, § 12, § 30, § 33, § 35, § 212 a; VwGO § 146 1. Zur Antragsbefugnis einer anerkannten Vereini- gung (§ 3 UmwRG) gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 1 UmwRG gegen ein nach § BauGB § 30 Abs. BauGB § 30 Absatz 2 BauGB (zunächst § BauGB § 33 Abs. BauGB § 33 Ab- satz 2 BauGB) zugelassenes Vorhaben (hier: Sommer- rodelbahn auf dem L.-Plateau). 2. Zur Anwendbarkeit von Art. 9 Abs. 3 des Aarhus- Übereinkommens bei umweltbezogenen Rechtsstrei- tigkeiten von Vereinigungen i. S. d. § 3 UmwRG. 3. Zur Nachholung einer Umweltverträglichkeits- vorprüfung im Verfahren auf Gewährung einstweili- gen Rechtsschutzes. 4. Bei dem Begriff eines Freizeitparks i. S. v. Nr. 18.3.2 der Anlage 1 zum UVPG ist nicht auf den Grad der Bodenversiegelung, sondern die zugelassene Planfläche abzustellen. 5. Der Begriff des Freizeitparks ist entsprechend dem Schutzzweck der Norm weit auszulegen. OVG Koblenz, Beschluss vom 31. 1. 2013 – 1 B 11201/12.OVG – I. Der Antragsteller begehrt als anerkannter Umweltverband die An- ordnung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs gegen die der Beigeladenen erteilte und sofort vollziehbare Baugenehmigung vom 16. 10. 2012 zur Errichtung einer Sommerrodelbahn mit Zube- höranlagen auf dem Loreley-Plateau in Bornich. Das Verwaltungs- gericht hat mit Beschluss vom 23. 11. 2012 den Antrag abgelehnt (7 L 1029/12.KO). Dagegen richtet sich die Beschwerde des Antragstellers vom 28. 11. 2012, die dieser mit weiteren Schriftsätzen vom 10.01. und 24. 1. 2013 ergänzend und vertiefend begründet hat. Das für die Sommerrodelbahn ausgewiesene Plangebiet liegt in- nerhalb des Kernbereichs des UNESO-Welterbe „Oberes Mittel- rheintal“. Die Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal, im Norden und Süden durch die Städte Koblenz, Bingen und Rüdesheim begrenzt, befindet sich seit dem 27. 6. 2002 auf der Liste des UNESO-Welterbes. Dem baurechtlichen Genehmigungsverfahren wurde ein sogenanntes vereinfachtes Raumordnungsverfahren nach § 18 Landesplanungsge- setz – LPlG – vorgeschaltet. Dieses wurde seitens des Antragsgegners unter dem 4. 8. 2011 mit dem Ergebnis abgeschlossen, dass die bean- tragte Errichtung der Sommerrodelbahn mit einer Plangebietsgröße von 4,4 ha mit den Erfordernissen der Raumordnung vereinbar sei. Der Baugenehmigung liegt mittlerweile ein vorhabenbezogener Be- bauungsplan („Sommerrodelbahn Loreley“) gemäß § 12 Baugesetz- buch – BauGB – zu Grunde, der ein in verschiedene Abschnitte un- terteiltes Sondergebiet für Freizeitsport ausweist. Der Bebauungsplan wurde von dem Planungsverband Loreley am 13. 12. 2012 beschlossen und am 21. 12. 2012 im Wochenblatt der Verbandsgemeinde Loreley öffentlich bekannt gemacht. Im Planungsverfahren hatte der Antrag- steller zuvor unter dem 9. 12. 2012 umfassende Anregungen und Be- denken zur Offenlage des Bebauungsplans des Planungsverbands ge- äußert. Ergänzend zu dem Bebauungsplan haben der Planungsverband Loreley und die Beigeladene als Investor am 18. 1. 2012 einen Durch- führungsvertrag geschlossen. Danach verpflichtet sich die Beigeladene das beantragte Bauvorhaben unter Beachtung der Festsetzungen und Hinweise des vorhabenbezogener Bebauungsplans sowie der festge- setzten landespflegerischen Kompensationsmaßnahmen bis spätestens zwei Jahre nach dem Datum der erteilten Baugenehmigung fertig zu stellen. Zugleich hat sich der Vorhabenträger verpflichtet, für den Fall der Aufgabe des Betriebs sämtliche errichteten baulichen Anlagen zu- rück zu bauen und hierfür eine Sicherheit in Höhe von 30 000 € zu hinterlegen. Das Investitionsvolumen zur Errichtung der Anlage soll nach Aktenlage zumindest 450 000,– € betragen. Aus den Gründen: 1. Der Antrag ist zulässig. a) Dem Antragsteller steht die notwendige Antragsbefug- nis gemäß § 42 Abs. 2 VwGO i. V. m. § 2 i. V. m. § 3 Um- weltrechtsbehelfsgesetz – UmwRG – zu. Nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 UmwRG kann eine gemäß § 3 UmwRG anerkannte Vereinigung, ohne eine Verletzung in eigenen Rechten geltend machen zu müssen, Rechtsbe- helfe nach Maßgabe der Verwaltungsgerichtsordnung ge- gen eine Entscheidung nach § 1 Abs. 1 Satz 1 UmwRG einlegen, wenn die Vereinigung geltend macht, dass eine Entscheidung nach § 1 Abs. 1 Satz 1 UmwRG Rechtsvor- schriften widerspricht, die dem Umweltschutz dienen und für die Entscheidung von Bedeutung sein können. Auf die „Rechte Einzelner“ kommt es dabei im Hinblick auf die Rechtsprechung des EuGH entgegen dem weiteren Wort- laut der Norm nicht (mehr) an. Danach kann ein Um- weltverband nach Art. 11 der UVP-Richtlinie (Richtlinie 2011/92/EU vom 13. 12. 2011) einen Verstoß gegen um- weltschützende Rechtsvorschriften geltend machen, auch wenn die betreffenden einzelstaatlichen Vorschriften kei- nen subjektiven Rechtsschutz Einzelner gewähren (EuGH, Urt. v. 12. 5. 2011 – C-115/09, NuR 2011, 423 (Trianel); vgl. auch Epiney, EurUP 2012, 88, 90 f.). Das Tatbestands- merkmal „Rechte Einzelner begründen …“ durfte daher nicht mehr angewendet werden, was die während des Ver- fahrens in Kraft getretene Neufassung des UmwRG auch berücksichtigt („Gesetz zur Änderung des Umweltrechts- behelfsgesetzes und anderer Vorschriften“ vom 21. 1. 2013, BGBl. I S. 95 vom 28. 1. 2013, in Kraft getreten gemäß Ar- tikel 13 am 29. 1. 2013). Vorliegend geht es – wie das Verwaltungsgericht bereits zutreffend feststellt hat – um eine Entscheidung nach § 1 Abs. 1 Satz 1 UmwRG. Nach dem dortigen Verweis auf § 2 Abs. 3 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeits- prüfung (UVPG) fallen hierunter u. a. Bewilligungen, Er- laubnisse und Genehmigungen sowie Planfeststellungsbe- schlüsse (vgl. Schieferdecker , in: Hoppe/Beckmann, UVPG, 4. Aufl. 2012, Rdnr. 15 ff. zu § 1 UmwRG). Nachdem im erstinstanzlichen Verfahren vor dem Verwaltungs- gericht noch eine Baugenehmigung gemäß § 33 Abs. 2 BauGB – also eine Genehmigung während der Planaufstellung und noch vor der erneuten Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung – Prüfungs- gegenstand war, ist nunmehr eine Genehmigung nach § 30 Abs. 2 BauGB Gegenstand des Verfahrens, da der Bebauungsplan mittler- weile am 21. 12. 2012 im Wochenblatt der Verbandsgemeinde Lore- ley öffentlich bekanntgemacht worden ist. Nach § 30 Abs. 2 BauGB ist ein Vorhaben im Geltungsbereich eines vorhabenbezogenen Be- bauungsplans zulässig, wenn es dem Bebauungsplan nicht wider- spricht und die Erschließung gesichert ist, wovon hier auszugehen ist. § 1 Abs. 1 Nr. 1a UmwRG verlangt weiter, dass es um eine Entscheidung über die Zulässigkeit von Vorhaben geht, für die nach dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprü- fung eine Pflicht zur Durchführung einer Umweltverträg- lichkeitsprüfung bestehen kann. Nach dem Wortlaut dieser Norm („… eine Pflicht bestehen kann“) ist der Anwen- dungsbereich des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes bereits dann eröffnet, wenn die Möglichkeit einer UVP-Pflicht und damit das Vorliegen eines UVP-pflichtigen Vorha- bens gegeben ist (vgl. Schieferdecker , in: Hoppe/Beckmann, UVPG, 4. Aufl. 2012, Rdnr. 22 f. zu § 1 UmwRG; Land- mann/Rohmer , Umweltrecht I, Loseblattsammlung Stand April 2012, § 1 UmwRG Rdnr. 29 m. w. N.). Die Möglichkeit einer UVP-Pflicht ergibt sich vorlie- gend aus der Nr. 18.3.2 der Anlage 1 zum UVPG (Bau ei- nes Freizeitparks …), so dass eine allgemeine Vorprüfung des Einzelfalles nach § 3 c Satz 1 UVPG verpflichtend vor- gesehen ist. Es muss sich demnach um den Bau eines Frei- zeitparks handeln, für den im bisherigen Außenbereich im Sinne des § 35 BauGB ein Bebauungsplan aufgestellt wurde und der eine Größe von vier Hektar bis weniger als 10 Hektar aufweist. Der vom Planungsverband aufgestellte vorhabenbezo- gene Bebauungsplan „Sommerrodelbahn Loreley“ umfasst ein Plangebiet von 4,4 Hektar und unterfällt damit seiner Größe nach der Nr. 18.3.2 der Anlage 1 zum UVPG. Der Senat folgt insoweit nicht der Auffassung der Beigelade- nen, dass bei den Größenangaben der Vorhaben gemäß Rechtsprechung 123 278 NuR (2013) 35: 278–282

Zur Anwendbarkeit von Art. 9 Abs. 3 der Aarhus-Konvention

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Page 1: Zur Anwendbarkeit von Art. 9 Abs. 3 der Aarhus-Konvention

DOI: 10.1007/s10357-013-2434-1

Zur Anwendbarkeit von Art. 9 Abs. 3 der Aarhus-Konvention

BNatSchG § 1, § 33, § 39, § 44, § 54, § 64; BauGB § 1, § 12, § 30, § 33, § 35, § 212 a; VwGO § 146

1. Zur Antragsbefugnis einer anerkannten Vereini-gung (§ 3 UmwRG) gemäß § 2 Abs.  1 Nr.  1 UmwRG gegen ein nach § BauGB § 30 Abs. BauGB § 30 Absatz 2 BauGB (zunächst § BauGB § 33 Abs. BauGB § 33 Ab-satz 2 BauGB) zugelassenes Vorhaben (hier: Sommer-rodelbahn auf dem L.-Plateau).

2. Zur Anwendbarkeit von Art. 9 Abs. 3 des Aarhus-Übereinkommens bei umweltbezogenen Rechtsstrei-tigkeiten von Vereinigungen i. S. d. § 3 UmwRG.

3. Zur Nachholung einer Umweltverträglichkeits-vorprüfung im Verfahren auf Gewährung einstweili-gen Rechtsschutzes.

4. Bei dem Begriff eines Freizeitparks i. S. v. Nr. 18.3.2 der Anlage 1 zum UVPG ist nicht auf den Grad der Bodenversiegelung, sondern die zugelassene Planfläche abzustellen.

5. Der Begriff des Freizeitparks ist entsprechend dem Schutzzweck der Norm weit auszulegen.OVG Koblenz, Beschluss vom 31. 1. 2013 – 1 B 11201/12.OVG –

I. Der Antragsteller begehrt als anerkannter Umweltverband die An-ordnung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs gegen die der Beigeladenen erteilte und sofort vollziehbare Baugenehmigung vom 16. 10. 2012 zur Errichtung einer Sommerrodelbahn mit Zube-höranlagen auf dem Loreley-Plateau in Bornich. Das Verwaltungs-gericht hat mit Beschluss vom 23. 11. 2012 den Antrag abgelehnt (7 L 1029/12.KO). Dagegen richtet sich die Beschwerde des Antragstellers vom 28. 11. 2012, die dieser mit weiteren Schriftsätzen vom 10.01. und 24. 1. 2013 ergänzend und vertiefend begründet hat.

Das für die Sommerrodelbahn ausgewiesene Plangebiet liegt in-nerhalb des Kernbereichs des UNESO-Welterbe „Oberes Mittel-rheintal“. Die Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal, im Norden und Süden durch die Städte Koblenz, Bingen und Rüdesheim begrenzt, befindet sich seit dem 27. 6. 2002 auf der Liste des UNESO-Welterbes. Dem baurechtlichen Genehmigungsverfahren wurde ein sogenanntes vereinfachtes Raumordnungsverfahren nach § 18 Landesplanungsge-setz – LPlG – vorgeschaltet. Dieses wurde seitens des Antragsgegners unter dem 4. 8. 2011 mit dem Ergebnis abgeschlossen, dass die bean-tragte Errichtung der Sommerrodelbahn mit einer Plangebietsgröße von 4,4 ha mit den Erfordernissen der Raumordnung vereinbar sei. Der Baugenehmigung liegt mittlerweile ein vorhabenbezogener Be-bauungsplan („Sommerrodelbahn Loreley“) gemäß § 12 Baugesetz-buch – BauGB – zu Grunde, der ein in verschiedene Abschnitte un-terteiltes Sondergebiet für Freizeitsport ausweist. Der Bebauungsplan wurde von dem Planungsverband Loreley am 13. 12. 2012 beschlossen und am 21. 12. 2012 im Wochenblatt der Verbandsgemeinde Loreley öffentlich bekannt gemacht. Im Planungsverfahren hatte der Antrag-steller zuvor unter dem 9. 12. 2012 umfassende Anregungen und Be-denken zur Offenlage des Bebauungsplans des Planungsverbands ge-äußert. Ergänzend zu dem Bebauungsplan haben der Planungsverband Loreley und die Beigeladene als Investor am 18. 1. 2012 einen Durch-führungsvertrag geschlossen. Danach verpflichtet sich die Beigeladene das beantragte Bauvorhaben unter Beachtung der Festsetzungen und Hinweise des vorhabenbezogener Bebauungsplans sowie der festge-setzten landespflegerischen Kompensationsmaßnahmen bis spätestens zwei Jahre nach dem Datum der erteilten Baugenehmigung fertig zu stellen. Zugleich hat sich der Vorhabenträger verpflichtet, für den Fall der Aufgabe des Betriebs sämtliche errichteten baulichen Anlagen zu-rück zu bauen und hierfür eine Sicherheit in Höhe von 30 000 € zu hinterlegen. Das Investitionsvolumen zur Errichtung der Anlage soll nach Aktenlage zumindest 450 000,– € betragen.

Aus den Gründen:

1. Der Antrag ist zulässig.a) Dem Antragsteller steht die notwendige Antragsbefug-

nis gemäß § 42 Abs. 2 VwGO i. V. m. § 2 i. V. m. § 3 Um-weltrechtsbehelfsgesetz – UmwRG – zu.

Nach § 2 Abs.  1 Nr.  1 UmwRG kann eine gemäß § 3 UmwRG anerkannte Vereinigung, ohne eine Verletzung

in eigenen Rechten geltend machen zu müssen, Rechtsbe-helfe nach Maßgabe der Verwaltungsgerichtsordnung ge-gen eine Entscheidung nach § 1 Abs.  1 Satz  1 UmwRG einlegen, wenn die Vereinigung geltend macht, dass eine Entscheidung nach § 1 Abs. 1 Satz 1 UmwRG Rechtsvor-schriften widerspricht, die dem Umweltschutz dienen und für die Entscheidung von Bedeutung sein können. Auf die „Rechte Einzelner“ kommt es dabei im Hinblick auf die Rechtsprechung des EuGH entgegen dem weiteren Wort-laut der Norm nicht (mehr) an. Danach kann ein Um-weltverband nach Art. 11 der UVP-Richtlinie (Richtlinie 2011/92/EU vom 13. 12. 2011) einen Verstoß gegen um-weltschützende Rechtsvorschriften geltend machen, auch wenn die betreffenden einzelstaatlichen Vorschriften kei-nen subjektiven Rechtsschutz Einzelner gewähren (EuGH, Urt. v. 12. 5. 2011 – C-115/09, NuR 2011, 423 (Trianel); vgl. auch Epiney, EurUP 2012, 88, 90 f.). Das Tatbestands-merkmal „Rechte Einzelner begründen …“ durfte daher nicht mehr angewendet werden, was die während des Ver-fahrens in Kraft getretene Neufassung des UmwRG auch berücksichtigt („Gesetz zur Änderung des Umweltrechts-behelfsgesetzes und anderer Vorschriften“ vom 21. 1. 2013, BGBl. I S. 95 vom 28. 1. 2013, in Kraft getreten gemäß Ar-tikel 13 am 29. 1. 2013).

Vorliegend geht es – wie das Verwaltungsgericht bereits zutreffend feststellt hat – um eine Entscheidung nach § 1 Abs. 1 Satz 1 UmwRG. Nach dem dortigen Verweis auf § 2 Abs. 3 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeits-prüfung (UVPG) fallen hierunter u. a. Bewilligungen, Er-laubnisse und Genehmigungen sowie Planfeststellungsbe-schlüsse (vgl. Schieferdecker, in: Hoppe/Beckmann, UVPG, 4. Aufl. 2012, Rdnr. 15 ff. zu § 1 UmwRG).

Nachdem im erstinstanzlichen Verfahren vor dem Verwaltungs-gericht noch eine Baugenehmigung gemäß § 33 Abs. 2 BauGB – also eine Genehmigung während der Planaufstellung und noch vor der erneuten Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung – Prüfungs-gegenstand war, ist nunmehr eine Genehmigung nach § 30 Abs. 2 BauGB Gegenstand des Verfahrens, da der Bebauungsplan mittler-weile am 21. 12. 2012 im Wochenblatt der Verbandsgemeinde Lore-ley öffentlich bekanntgemacht worden ist. Nach § 30 Abs. 2 BauGB ist ein Vorhaben im Geltungsbereich eines vorhabenbezogenen Be-bauungsplans zulässig, wenn es dem Bebauungsplan nicht wider-spricht und die Erschließung gesichert ist, wovon hier auszugehen ist.

§ 1 Abs. 1 Nr. 1a UmwRG verlangt weiter, dass es um eine Entscheidung über die Zulässigkeit von Vorhaben geht, für die nach dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprü-fung eine Pflicht zur Durchführung einer Umweltverträg-lichkeitsprüfung bestehen kann. Nach dem Wortlaut dieser Norm („… eine Pflicht bestehen kann“) ist der Anwen-dungsbereich des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes bereits dann eröffnet, wenn die Möglichkeit einer UVP-Pflicht und damit das Vorliegen eines UVP-pflichtigen Vorha-bens gegeben ist (vgl. Schieferdecker, in: Hoppe/Beckmann, UVPG, 4. Aufl. 2012, Rdnr. 22 f. zu § 1 UmwRG; Land-mann/Rohmer, Umweltrecht I, Loseblattsammlung Stand April 2012, § 1 UmwRG Rdnr. 29 m. w. N.).

Die Möglichkeit einer UVP-Pflicht ergibt sich vorlie-gend aus der Nr. 18.3.2 der Anlage 1 zum UVPG (Bau ei-nes Freizeitparks …), so dass eine allgemeine Vorprüfung des Einzelfalles nach § 3 c Satz 1 UVPG verpflichtend vor-gesehen ist. Es muss sich demnach um den Bau eines Frei-zeitparks handeln, für den im bisherigen Außenbereich im Sinne des § 35 BauGB ein Bebauungsplan aufgestellt wurde und der eine Größe von vier Hektar bis weniger als 10 Hektar aufweist.

Der vom Planungsverband aufgestellte vorhabenbezo-gene Bebauungsplan „Sommerrodelbahn Loreley“ umfasst ein Plangebiet von 4,4 Hektar und unterfällt damit seiner Größe nach der Nr. 18.3.2 der Anlage 1 zum UVPG. Der Senat folgt insoweit nicht der Auffassung der Beigelade-nen, dass bei den Größenangaben der Vorhaben gemäß

Rechtsprechung

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278 NuR (2013) 35: 278–282

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Nr. 18.3.2 der Anlage 1 zum UVPG maßgeblich auf die tatsächlich ermöglichte Bodenversiegelung bzw. den ent-sprechenden Versiegelungsgrad abzustellen sei, so dass für das Erfordernis einer UVPG-Vorprüfung eine Versiege-lung von 4,4 ha die Voraussetzung wäre. Gegen eine sol-che Annahme steht bereits der Wortlaut der Nr. 18.3. der Anlage  1, der die Größe des „Plangebiets“ für maßgeb-lich erklärt. Allein die Erwähnung des Begriffs „Versiege-lungsgrad“ in der Gesetzesbegründung (BT-Drs. 14/4599, S. 121) reicht für eine gegenteilige Annahme nicht aus.

Bei einem Freizeitpark handelt es sich um eine in der Re-gel größere Ausflugs- und Vergnügungsstätte mit üblicher-weise kommerziellen Freizeitangeboten (BT-Drs. 14/4599, S.  121; OVG Schleswig, Beschl. v. 22. 5. 2006 – 9 ME 155/06). Das Verwaltungsgericht hat hierzu bereits eine Vielzahl von Kriterien genannt, die für die Abgrenzung eines Freizeitparks gegenüber einer sonstigen Nutzung zu Freizeitwecken maßgeblich sein können; darauf kann Bezug genommen werden. Zur Überzeugung des Senats muss das Ergebnis bei Erreichen der Mindestgröße aus ei-ner wertenden Gesamtbetrachtung abgeleitet werden.

Vorliegend handelt es sich um eine weitläufige und – zu-mindest potentiell – gärtnerisch oder landschaftspflegerisch angelegte Fläche. Ob diese Flächen dauerhaft für die All-gemeinheit frei zugänglich sind, lässt sich zum derzeiti-gen Zeitpunkt nicht verlässlich absehen, ist jedoch letztlich auch nicht maßgeblich für die Einordnung unter Nr. 18.3.2 der Anlage 1 zum UVPG. Außerhalb des Bühnenbereichs und des Zentralbereichs des Loreleyplateaus sind zunächst die Rodelbahn selbst sowie ein Fußfühlpfad, ein Minigolf- und ein Spielplatz vorgesehen. Es sind aber bei der werten-den Betrachtung auch die vorhandenen Gastronomieein-richtungen auf dem Plateau zu berücksichtigen. Denn das gesamte Ensemble ist dabei unter Einschluss des Zentral-bereichs des Loreleyplateaus auf eine einheitliche Freizeit-nutzung im Rahmen einer bestimmten Konzeption und Organisation ausgelegt. Maßgeblich für die Einordnung ist dabei der Schutzzweck der umweltbezogenen Rechtsvor-schriften, nicht jedoch das möglicherweise allgemein vor-handene Bild eines modernen großflächigen Freizeitparks (z. B. Holiday Park Haßloch; Europa-Park Rust), mit dem das streitgegenständliche Vorhaben unstreitig nicht annäh-rend vergleichbar ist. Es ist jedoch im Sinne einer effektiven Kontrolle von Vorhaben in einem ökologisch zumindest potentiell sensiblen Außenbereich grundsätzlich keine enge Auslegung dieser Bestimmungen geboten. Dafür spricht auch die Bestimmung des § 3 b UVPG, wonach bei dem Vorliegen eines engen Zusammenhangs von Vorhaben die gemeinsam erreichten Größen und Leistungswerte maß-geblich sein sollen (sog. kumulierende Vorhaben).

b) Dem Antragsteller fehlt es darüber hinaus nicht des-halb an dem allgemeinen Rechtschutzbedürfnis für seinen Antrag, weil nach dem insoweit bestrittenen Vortrag des Beigeladenen (…) das Bauvorhaben bereits zu mehr als 80 % errichtet worden sei und es nunmehr nur noch bei der Prü-fung von umweltbezogenen Belangen um die Frage der In-betriebnahme gehen könne. Diesem Ansatz folgt der Se-nat nicht, weil bei der Klage eines Umweltverbandes nicht singulär auf spätere Immissionen abgestellt werden kann, sondern vorrangig die mögliche nachhaltige Beeinträch-tigung sämtlicher umweltbezogener Belange im Rahmen der gebotenen Interessenabwägung zu berücksichtigen ist. Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus der von der Beige-ladenen genannten Entscheidung des Bundesverwaltungs-gerichts (Beschl. v. 22. 3. 2010 – 7 VR 1/10, juris). Die dort beschriebene Situation der Inbetriebnahme einer bereits komplett fertig gestellten industriellen Anlage ist mit der hier gegebenen Konstellation nicht vergleichbar.

2. Der Antrag ist jedoch unbegründet a) Im Rahmen der Entscheidung nach § 80 Abs. 5, § 80 a

Abs.  1 Nr.  2 VwGO hat das Gericht grundsätzlich eine eigene Ermessensentscheidung unter Abwägung und Be-

achtung der gegenläufigen Interessen und Erfolgsaussichten der Rechtsverfolgung bzw. Rechtsverteidigung im Verfah-ren zur Hauptsache zu treffen. Ist bei einseitig belastenden Verwaltungsakten die Abwägung zwischen dem öffentli-chen Vollzugsinteresse und dem privaten Suspensivinter-esse des Adressaten vorzunehmen, so stehen sich bei ei-nem Verwaltungsakt mit Drittwirkung „unter dem Dach der behördlichen Genehmigungsentscheidung“ (vgl. Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger, BauGB § 212 a Rdnr.  39) häufig sachlich widerstreitende Nachbarinteressen gegen-über. Für den Fall der Verbandsklage ist jedoch zu beach-ten, dass die anerkannten Umweltvereine praktisch stell-vertretend für die Allgemeinheit Belange des Umwelt- und Naturschutzes geltend machen, so dass auch insoweit eine umweltbezogene Folgenabwägung im Rahmen der Er-folgsaussichten des Rechtsmittels geboten sein kann (vgl. nur BVerwG, Beschl. v. 21. 1. 1998 – 4 VR 3/97, DVBl. 1998, 589).

b) Der Maßstab der Begründetheit ergibt sich zunächst aus § 2 Abs. 5 UmwRG. Danach sind Rechtsbehelfe nach § 2 Abs. 1 UmwRG begründet, soweit die Entscheidung nach § 1 Abs. 1 UmwRG oder deren Unterlassen gegen Rechts-vorschriften, die dem Umweltschutz dienen und für die Entscheidung von Bedeutung sind, verstößt und der Ver-stoß Belange des Umweltschutzes berührt, die zu den von der Vereinigung nach ihrer Satzung zu fördernden Zielen gehören. Für angegriffene Bebauungspläne gilt dies ent-sprechend, soweit die Festsetzungen die Zulässigkeit eines Vorhabens begründen, für die die Pflicht zur Durchfüh-rung einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) besteht.

c) Die Umweltverträglichkeitsprüfung nach § 2 Abs.  1 Satz  1 UVPG ist ein unselbstständiger Teil des verwal-tungsbehördlichen Zulassungsverfahrens. Gegenstand der UVP ist die Ermittlung, Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen eines Vorhabens auf die in § 2 Abs.  1 Satz 2 UVPG genannten Schutzgüter. Durch die UVP soll sichergestellt werden, dass die Belange des Umweltschut-zes bereits in einer frühen Phase der Planung gesichtet und ermittelt werden, um sachgerecht als Bewertung der Um-weltfolgen des Vorhabens in die Abwägung einfließen zu können.

Nach § 4 Abs. 1 UmwRG führt eine fehlende Vorprü-fung des Einzelfalls hinsichtlich der UVP-Pflichtigkeit zum Erfolg von Anfechtungsklagen auch privater Vorha-benträger, sofern diese nicht in entsprechender Anwendung von § 45 Abs. 1 und 2 VwVfG bis zum Abschluss der letzten Tatsacheninstanz des verwaltungsgerichtlichen Verfahrens nachgeholt wird. Die unterlassene UVP-Vorprüfung ist da-bei nur dann unbeachtlich, wenn diese anschließend – zu-treffend – zum Ergebnis führt, dass eine UVP nicht durch-zuführen ist (siehe BVerwG, Urt. v. 20. 8. 2008 – 4 C 11.07, NuR 2008, 857; Schink, Der Vorhabenbegriff bei der Um-weltverträglichkeitsprüfung, NuR 2012, 603).

d) Der Antragsgegner kann im gerichtlichen Eilverfah-ren bei vorläufiger Prüfung erfolgreich geltend machen, die Umweltverträglichkeitsvorprüfung sei wirksam nachgeholt worden. Mit Schriftsatz vom 8. 1. 2013 hat der Antragsgeg-ner unter anderem ein mit „allgemeine Vorprüfung des Einzelfalls gemäß § 3 c UVPG; Errichtung einer Sommer-rodelbahn“ überschriebenes Papier vorgelegt. Darüber hi-naus wurden (teilweise erneut) weitere Unterlagen vorge-legt, die sich mit umweltbezogenen Fragen im Rahmen der Planung befassen. Dies sind der „Erläuterungsbericht zum Parkraumkonzept Loreley in Zusammenhang mit der Som-merrodelbahn Loreley“ vom November 2011 die „spezielle artenrechtliche Prüfung (saP) und Natura 2000-Verträg-lichkeitsprüfung“ vom September 2011, die „Umwelt- und landschaftsbildbezogene Ergänzung (Alternativenprüfung) zum Antrag auf vereinfachte Raumordnung zur Prüfung und Änderung des Flächennutzungsplans“ sowie die „Be-gründung zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan Som-merrodelbahn Loreley“ gemäß § 10 BauGB.

NuR (2013) 35: 278–282 279Rechtsprechung

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e) Zusammengefasst kommen die umweltbezogenen Prüfungen des Antragsgegners zu dem Ergebnis, dass er-hebliche Auswirkungen gemäß § 33 Bundesnaturschutz-gesetz – BNatSchG – auf die dort angrenzenden Schutz-gebiete nicht gegeben und erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Vogelwelt nicht zu erwarten seien. Die in dem Bebauungsplan festgesetzten Kompensations-maßnahmen ermöglichten einen funktional geeigneten Ausgleich in unmittelbarer Nähe des Eingriffs. Bei Um-setzung der Maßnahmen werde daher ein Zustand erreicht werden, in dem die Auswirkungen auf das Schutzgut Bo-den als nicht erheblich einzustufen seien. Durch die Um-wandlung von Ackerland in Dauergrünland sowie von Ge-hölzpflanzungen als Ausgleichsmaßnahmen erfahre dieses Schutzgut sogar eine gewisse Verbesserung. Durch den Bau des Vorhabens werde nicht gegen die artenschutzrechtli-chen Tatbestände des § 44 BNatSchG verstoßen, was sich aus der speziellen artenschutzrechtlichen Untersuchung er-gebe. Bei der Entfernung der Gehölzbestände im unteren Bereich würde § 39 Abs. 5 Nr. 2 BNatSchG beachtet. Er-hebliche Auswirkungen gemäß § 33 BNatSchG seien nicht gegeben, ebenso sei ein Verstoß gegen die Landschafts-schutzverordnung nicht feststellbar. Durch die Umsetzung des Vorhabens werde zwar die Fahrmulde der Sommerro-delbahn im Landschaftsbild wahrnehmbar sein. Das Lore-leyplateau sei jedoch bereits durch seine erheblichen Vor-belastungen als nicht mehr naturnah zu bezeichnen, so dass der Schutzzweck der Landschaftsschutzverordnung un-angetastet bleibe. Auch werde das Vorhaben vom Rhein-tal aus nicht sichtbar sein. Der Eingriff in die Landschaft könne nach einem späteren Abbau der Anlage rückgängig gemacht werden Erhebliche Lärmimmissionen seien durch den Betrieb des Liftsystems und der Rodelbahn ebenfalls nicht zu erwarten. Schließlich sei hervorzuheben, dass im Rahmen einer von dem Ingenieur-Büro Karst erarbeiteten Alternativenprüfung vom 31. 5. 2011 die streitgegenständ-liche Planung als die eindeutig umweltverträglichste Vari-ante herausgearbeitet worden sei.

Auch wenn der Antragsgegner zunächst der Auffassung war, dass eine UVP-Vorprüfung nicht erforderlich sei, so hat er diese jedoch letztlich ohne offensichtliche Fehler durch-geführt (vgl. nochmals BVerwG, Urteil vom 20. 8. 2008 – 4 C 11/07). Für den Senat ist im Rahmen der im Eilver-fahren möglichen summarischen Prüfung nicht ersichtlich, dass die Ergebnisse der Vorprüfung der Umweltverträg-lichkeit in der Sache unzutreffend oder fehlerhaft sind. Dies trifft auch für das Ergebnis zu, dass die noch umfassendere Umweltverträglichkeitsprüfung nicht erforderlich sei. So-fern die festgesetzten Kompensationsmaßnahmen tatsäch-lich durchgeführt werden, ist die Beurteilung nachvollzieh-bar, dass die Auswirkungen auf die betroffenen Schutzgüter aus dem Blickwinkel des Umweltschutzes als kompensier-bar bzw. vertretbar einzustufen sind.

f ) Ohne Erfolg bleibt der Antrag auch in Bezug auf den Landschaftsschutz. Keiner abschließenden Klärung bedarf, inwieweit sich der Antragsteller als Umweltorganisation zur Begründung seines Begehrens vorliegend auch auf den Landschaftsschutz berufen kann. Dabei scheint es möglich, die Unversehrtheit und Schönheit der Landschaft (vgl. § 1 Abs. 1 Nr. 3 i. V. m. Abs. 4 BNatSchG) als Rechtsvorschrif-ten die dem Umweltschutz dienen und damit als Fall des § 2 Abs.  1 Nr.  1 i. V. m. § 1 Abs.  1 UmwRG anzusehen. Zudem ist § 64 Abs.  1 S.  1 BNatSchG zu beachten, wo-nach die dort genannten anerkannten Naturschutzvereini-gungen neben den Rechtsbehelfen nach § 2 UmwRG auch allgemein geltend machen können, dass staatliche Entschei-dungen Rechtsvorschriften widersprechen, den Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu dienen be-stimmt sind.

Der Antragsteller hat jedoch keinen diesbezüglichen Widerspruch gegen Rechtsvorschriften belegen können. Insbesondere hat er einen Verstoß gegen die einschlägige

Landschaftsschutzverordnung (Landesverordnung über das Landschaftsschutzgebiet Rheingebiet von Bingen bis Ko-blenz) vom 26. 4. 1978 nicht dargetan (§ 146 Abs. 4 VwGO). Nach § 4 Abs. 1 Nr. 1 der Verordnung ist zwar das Errichten oder Erweitern baulicher Anlagen aller Art grundsätzlich verboten. Das gleiche gilt gemäß Abs. 1 Nr. 8 für das An-legen oder Erweitern von Stellplätzen, Parkplätzen sowie Sport-, Bade-, Zelt- oder Campingplätzen, was demgemäß für eine Anlage im Sinne eines Freizeitparks erst recht Gül-tigkeit beansprucht. Der Antragsgegner hat jedoch vor dem Hintergrund des § 4 Abs. 4 der Verordnung im Hinblick auf die überörtliche Bedeutung der Maßnahme und unter Beteiligung der Landespflegebehörde ein raumplanerisches Verfahren nach § 18 LPlG durchgeführt, worin die Über-einstimmung mit den Zielen der Raumordnung und Lan-desplanung festgestellt worden ist.

Gegen diese Feststellungen hat der Antragsteller bis-her keine erheblichen Vorhalte geltend gemacht und dem-nach auch keine rechtlichen Bestimmungen des Natur- und Landschaftsschutzes benannt, die durch die geplante Maß-nahme verletzt werden. Inwieweit er sich auf ein fehlerhaftes Raumordnungsverfahren berufen könnte, kann vorliegend offen bleiben, da es diesbezüglich bereits an einer entspre-chenden Darlegung fehlt. Die mehrfach pauschal erhobene Rüge der Landschaftsunverträglichkeit der Maßnahme kann in dieser Allgemeinheit daher im Rahmen der Interessenab-wägung des vorläufigen Rechtsschutzverfahrens nicht zu ei-ner dauerhaften Suspendierung des Vorhabens führen.

g) Der Antragsteller hat überdies nicht dargelegt (§ 146 Abs. 4 VwGO), dass sein Antrag durch eine etwaige Be-einträchtigung des Loreley-Plateaus hinsichtlich des UNESCO Welterbes Erfolg haben müsse.

Wie zuvor erwähnt, ist die Loreley bei Sankt Goarshau-sen Bestandteil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittel-rheintal. Die am 16. 11. 1972 von der Generalkonferenz der UNESCO beschlossene Welterbekonvention zielt nach ih-rer Präambel und ihren Art. 1 und Art. 2 auf den Schutz des unbeweglichen materiellen Kulturguts (Denkmäler, Ensembles und Stätten) und Naturerbes (Naturgebilde, geologische und physiographische Erscheinungsformen so-wie Naturstätten und Naturgebiete). Die Bundesrepublik Deutschland hat die Welterbekonvention am 23. 8. 1976 ra-tifiziert (Art. 59 Abs. 1 GG) und am 2. 2. 1977 im Bundes-gesetzblatt bekannt gemacht (BGBl. II S. 215). Die Welt-erbekonvention bestimmt in Art. 4, dass in erster Linie die einzelnen Vertragsstaaten für Schutz und Erhaltung des kulturellen und natürlichen Erbes in ihrem Hoheitsgebiet zuständig sind (Satz 1). Art. 5 legt in Ergänzung zu Art. 4 u. a. fest, dass sich jeder Vertragsstaat wird bemühen nach Möglichkeit und im Rahmen der Gegebenheiten seines Landes (…) eine allgemeine Politik zu verfolgen, die darauf gerichtet ist, dem Kultur- und Naturerbe eine Funktion im öffentlichen Leben zu geben und den Schutz dieses Erbes in die Planungen einzubeziehen.

Im Planungsverfahren wurden die innerstaatlichen zu-ständigen Behörden für das Welterbe Oberes Mittelrheintal umfassend beteiligt. So führte die Projektgruppe Welt-erbe Oberes Mittelrheintal bei der SGD Nord unter dem 14. 5. 2012 aus, dass ungeachtet der bereits zuvor im Raum-ordnungsverfahren sowie im Bebauungsplanverfahren ge-äußerten grundsätzlichen Vorbehalte aus welterberechtli-cher Sicht nunmehr vom Vorliegen der Voraussetzungen für eine Realisierung ausgegangen werden müsse. In der Raumordnungsprüfung nach § 18 LPlG (Bescheid vom 12. 7. 2011) wurde die Thematik des UNESCO-Welterbes ausführlich behandelt, auch hat der Zweckverband Welt-erbe Oberes Mittelrheintal mit Schreiben vom 30. 5. 2012 letztlich seine Vorbehalte zurückgestellt und im Rahmen der Baugestaltung Anregungen (zur Farbwahl „welterbe-grün“) für die Ausführung des Vorhabens eingebracht.

Vorliegend fehlt damit im Beschwerdeverfahren bereits die Darlegung, dass eine nachhaltige Beeinträchtigung des Welt-

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erbes durch die Rodelbahn entstehen würde. Zudem feh-len Ausführungen dazu, inwieweit überhaupt eine konkrete Bindungswirkung der Planungsträger an die Bestimmungen des UNESCO-Welterbes besteht (vgl. OVG Bautzen, Be-schl. v. 9. 3. 2007 – 4 BS 216/06, juris Rdnr. 67 ff. ). Dies kann aus der Sicht des Senats jedoch letztlich offen bleiben, da bis-her eine Befugnis des Antragstellers, Verletzungen des Welt-erbes zu rügen, nicht gesetzlich vorgesehen ist.

Die Rügebefugnis eines anerkannten Umweltverbands ist nach dem Umweltrechtsbehelfsgesetz und dem die-sem zugrundeliegenden Unionsrecht auf die Geltendma-chung der Verletzung umweltschützender Vorschriften beschränkt. Dem entspricht der Prüfungsumfang des Ge-richts als materiell-rechtliche Kehrseite der Klagebefugnis. Für eine darüber hinausgehende vollumfängliche Prüfung der Rechtmäßigkeit der angegriffenen Entscheidung be-steht keine Rechtsgrundlage (vgl. VGH Mannheim, Urt. v. 20. 7. 2011 – 10 S 2102/09, NuR 2012, 204). Damit darf das gesetzlich umrissene „Klageprogramm“ von den Gerich-ten nicht hinsichtlich anderer öffentlicher Belange erweitert werden (vgl. BVerwG, Beschluss vom 19. 5. 1998 – 4 A 9/97, BVerw GE 107, 1 – LS 1). Bei der im Eilverfahren notwen-digerweise nicht abschließenden Prüfung ist daher anzu-nehmen, dass dem Antragsteller als anerkannten Umwelt-schutzverband die Sorge über das Welterbe der UNESCO ausdrücklich durch eine Entscheidung des Gesetzgebers übertragen werden müsste, was bisher nicht geschehen ist. Auch die Rügebefugnis aus Art. 9 Abs. 2 der Aarhus-Kon-vention ist insoweit nicht dargelegt worden.

h) Schließlich führt auch der Vorhalt gegen die Ab-wägung des Bebauungsplans nicht zum Erfolg der Be-schwerde. Im einstweiligen Rechtsschutzverfahren nach § 80 Abs. 5 VwGO als eines summarischen Verfahrens ge-gen eine Baugenehmigung bedarf es grundsätzlich keiner Entscheidung darüber, ob ein verfahrensgegenständlicher Bebauungsplan wirksam ist. Etwas anderes gilt aber dann, wenn ein zur Unwirksamkeit des Bebauungsplanes führen-der Fehler offensichtlich ist bzw. gegen den Bebauungsplan durchgreifende Bedenken bestehen und dies den Antrag-steller in seinen Rechten verletzen kann (vgl. Beschl. des Senats v. 30. 11. 2010 – 1 B 11083/10, ESOVGRP; VGH München, Beschl. v. 27. 10. 2009 – 15 CS 09.2252; OVG Saarlouis, Beschl. v. 13. 4. 1993 – BRS 55 Nr 189).

Der Maßstab der Begründetheit ergibt sich insoweit im Wesentlichen aus § 2 Abs.  5 Nr.  2 UmwRG. Zur Über-zeugung des Senats lässt sich im Rahmen dieser gesetzlich eingeschränkten Inzidentprüfung ein erhebliches Ermitt-lungsdefizit nach Maßgabe von § 2 Abs. 3 BauGB oder ein Abwägungsdefizit da § 1 Abs. 7 BauGB im vorläufigen Eil-verfahren nicht feststellen. Der Antragsgegner hat im Ver-fahren zunächst nachvollziehbar erläutert, dass in einem Änderungsverfahren bereits verringerte Festsetzungen im Plangebiet gefordert und durchgesetzt worden seien. Da-bei sei es in Abstimmung mit der unteren Naturschutz-behörde, der unteren Denkmalschutzbehörde sowie der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord gerade auch um die Dimension der baulichen Anlagen gegangen. Die Begründung zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan vom 19. 1. 2012 befasst sich ausführlich unter Nr. 9 mit der Er-mittlung und Bewertung potentiell erheblicher Umwelt-auswirkungen wobei es unter anderem um die Schutzgüter Biodiversität, Fauna und Flora, Boden, Wasser sowie Luft und klimatische Faktoren geht. Auch werden die Auswir-kungen auf das Schutzgut Landschaft und Erholung sowie die Wechselwirkungen verschiedener Maßnahmen sowie Summationswirkungen berücksichtigt und abgewogen. Ausführlich befasst sich die Begründung mit Auswirkun-gen auf angrenzende FFH- und Vogelschutzgebiete, nimmt dabei auf die Ergebnisse der speziellen artenschutzrechtli-chen Prüfung und der Natura 2000-Verträglichkeitsprü-fung vom September 2011 Bezug und führt diese in die ab-wägenden Überlegungen ein.

Nach alledem wird bei dem im einstweiligen Rechts-schutzverfahren möglichen Prüfungsumfang deutlich, dass die Planungsgemeinschaft bei der Aufstellung des Bebau-ungsplans Sommerrodelbahn Loreley die notwendigen Er-mittlungen durchgeführt und umweltbezogenen Betrach-tungen angestellt hat. Bei der Gesamtbetrachtung ist auch zu beachten, dass mit den geplanten Vorhaben des Bebau-ungsplans auf dem Plateau neben der Rodelbahn derzeit „le-diglich“ eine Minigolfbahn, ein Kinderspielplatz und ein Fußfühlweg geplant sind. Im Übrigen ist im Rahmen der Interessenabwägung darauf hinzuweisen, dass die bean-spruchten Flächen bereits derzeit regelmäßig für Großver-anstaltungen (insbesondere Konzertereignisse, siehe http://www.loreley-freilichtbuehne.de/) als Parkraum vorgehalten worden sind. Zu Recht weisen die Beigeladene und der An-tragsgegner darauf hin, dass es sich insoweit um ein durch-aus nicht unvorbelastetes Gebiet handelt. Letztlich trägt im Hinblick auf die Interessenabwägung zudem die Beigela-dene als Investorin das Risiko, dass sich bei der Prüfung im Hauptsacheverfahren gleichwohl noch Verstöße gegen Umwelt- und Landschaftsschutzbestimmungen herausstel-len sollten. Für diesen Fall dürfte im Hinblick auf den relativ geringen Anteil an Flächenversiegelung eine Renaturierung des Geländes auch ohne weiteres möglich sein.

b. Ein Erfolg des Antrags folgt auch nicht aus Art. 9 Abs. 3 der Aarhus-Konvention („Übereinkommen über den Zu-gang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten In Umweltangelegenheiten“) vom 25. 6. 1998.

Dabei ist zu sehen, dass die europäische Gemeinschaft selbst Vertragspartei ist und in Umsetzung von Art. 9 der Konvention die sog. UVP-Richtlinie (Richtlinie 85/337/EWG vom 27. 6. 1985, ersetzt durch Richtlinie 2011/92/EU vom 13. 12. 2011) erlassen hat. Diese Richtlinien verpflich-ten ihrerseits die Mitgliedstaaten, Umweltschutzorganisati-onen einen möglichst umfassenden Zugang zu Gerichtsver-fahren zu öffnen. Dies hat die Bundesrepublik Deutschland grundsätzlich u. a. durch die Vorgaben des UmwRG in das deutsche Recht umgesetzt, dass somit seinerseits den Ur-sprung in der Aarhus-Konvention hat (vgl. Mainzer/Möbus, Das Umweltrechtsbehelfsgesetz, I+E, 2012, 213). Zudem gilt die Aarhus-Konvention aufgrund des Zustimmungs-gesetzes vom 9. 12. 2006 und der anschließenden Ratifika-tion als innerstaatliches Recht (BGBl. II 2007, S. 1392, so dass Erweiterungen der Klagebefugnisse des UmwRG in Betracht gezogen werden können, soweit die innerstaat-liche Umsetzung unvollständig gewesen sein sollte (vgl. zu Art. 9 Abs. 2: OVG Münster, Urt. v. 12. 6. 2012 – 8 D 38/08.AK, NuR 2012, 722).

Nach dem von dem Antragsteller primär in Anspruch ge-nommene Art. 9 Abs. 3 der Konvention stellt, „zusätzlich und unbeschadet der in den Absätzen 1 und 2 genannten Überprüfungsverfahren […] jede Vertragspartei sicher, dass Mitglieder der Öffentlichkeit, sofern sie etwaige in ihrem innerstaatlichen Recht festgelegte Kriterien erfüllen, Zu-gang zu verwaltungsbehördlichen oder gerichtlichen Ver-fahren haben, um die von Privatpersonen und Behörden vorgenommenen Handlungen und begangenen Unterlas-sungen anzufechten, die gegen umweltbezogene Bestim-mungen ihres innerstaatlichen Rechts verstoßen.

Dieser Zugang ist dem Antragsteller durch die hier vor-genommene Auslegung des Senats zum UmwRG so-wie zum UVPG gewährleistet. Hinsichtlich der Begrün-detheit des Begehrens legt die Beschwerde indessen nicht dar, dass sich unmittelbar aus der Konvention ein erwei-terter Prüfungsmaßstab ergibt, der vorliegend zum Erfolg des Rechtsmittels führen müsste. Denn ein Verstoß ge-gen „umweltbezogene Bestimmungen ihres innerstaatli-chen Rechts“ (einschließlich unionsrechtlich determinier-ter Vorschriften) ist – wie ausgeführt – nicht belegt worden.

Vor diesem Hintergrund ist der behauptete – bisher zu Überzeugung des Senats aber nicht belegte – Verstoß ge-

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gen das Regelwerk des UNESCO-Welterbes bei der Beur-teilung im vorläufigen Rechtsschutzverfahren für den An-tragsteller nicht nach Art. 9 Abs. 3 der Aarhus-Konvention rügefähig, da diese völkerrechtliche Vereinbarung gerade den „Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten“ er-möglichen sollte, nicht jedoch einen eigenen und erwei-terten materiellrechtlichen Prüfungsmaßstab zu schaffen vermag. Nach alledem war es nicht geboten, auf Grund-lage der Beschwerde die aufschiebende Wirkung des Wi-derspruchs anzuordnen und somit das Vorhaben der Bei-geladenen bis zur Rechtskraft der Hauptsacheentscheidung auszusetzen.

Zur Anwendbarkeit von Art. 9 Abs. 3 der Aarhus-Konvention (hier verneint)

Aarhus-Konvention Art. 9 Abs. 2 und 3; BNatSchG § 63, § 64; UmwRG § 1 Abs. 1, § 2; VwGO § 42 Abs. 2 VwGO, § 80 Abs. 5

1. Art. 9 Abs. 3 des Aarhus-Übereinkommens kann mangels unmittelbarer Wirkung im innerstaatlichen Recht keine von der Geltendmachung einer subjektiven Rechtsverletzung unabhängige Klage- bzw. Antrags-befugnis als „anderweitige gesetzliche Bestimmung“ i. S. v. § 42 Abs. 2 VwGO begründen.

2. Zu den Grenzen richterlicher Rechtsfortbildung.OVG Koblenz, Beschluss vom 27. 2. 2013 – 8 B 10254/13.OVG –

Aus den Gründen:

Die zulässigen Beschwerden sind nicht begründet.…Der Senat teilt die Auffassung des Verwaltungsgerichts,

dass die auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung ihrer Widersprüche gegen die der Beigeladenen erteilten Bauge-nehmigung vom 29. 6. 2012 gerichteten Anträge gemäß § 80 Abs. 5 VwGO unzulässig sind, weil es den Antragstellern an der Antragsbefugnis gemäß § 42 Abs. 2 VwGO fehlt.

Wie das Verwaltungsgericht zutreffend ausgeführt hat und von den Antragstellern auch nicht in Frage gestellt wird, können sich die Antragsteller zunächst weder auf eine mögliche Verletzung in eigenen Rechten durch die angefochtene Baugenehmigung im Sinne von § 42 Abs. 2, letzter Halbsatz VwGO berufen, noch können sie im vor-liegenden Fall als anerkannte Naturschutz- bzw. Umwelt-schutzverbände eine Antragsbefugnis aus § 64 BNatSchG oder aus § 2 des Umweltrechtsbehelfsgesetzes – UmwRG – ableiten. Denn die vorliegend von ihnen angefochtene Baugenehmigung für den Neubau von Trocknergebäuden mit Rundsilos zur Erweiterung der „F. Mühle“ zählt zum einen nicht zu den in § 63 BNatSchG aufgeführten Ent-scheidungen, gegen die anerkannten Naturschutzverbän-den gemäß § 64 BNatSchG ein ihnen unabhängig von der Verletzung in eigenen Rechten eingeräumtes Klagerecht zusteht. Wie zwischen den Beteiligten unstreitig ist, han-delt es sich bei dem Erweiterungsvorhaben der Beigelade-nen zum anderen auch nicht um ein UVP-pflichtiges Vor-haben, gegen dessen Genehmigung den Antragstellern als anerkannten Umweltverbänden ein Klagerecht gemäß § 2 i. V. m. § 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 UmwRG zustehen könnte.

Entgegen der Auffassung der Antragsteller hat das Ver-waltungsgericht aber auch zutreffend entschieden, dass den Antragstellern im Hinblick auf die der Beigeladenen erteil-ten Baugenehmigung eine Anfechtungsbefugnis auch nicht aus Art. 9 Abs. 3 des Übereinkommens über den Zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Ent-scheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten in Um-weltangelegenheiten vom 25. 6. 1998 – Aarhus-Überein-kommen – (BGBl. 2006 II, S. 1252 ff.) zusteht. Denn dieser

völkervertraglichen Bestimmung kommt keine unmittel-bare Wirkung in dem Sinne zu, dass aus ihr ohne weite-ren unionsrechtlichen oder innerstaatlichen Rechtsakt in-dividuelle Anfechtungsrechte gegen die in der Vorschrift angesprochenen umweltbezogenen Entscheidungen abge-leitet werden könnten (1.). Eine Antragsbefugnis der An-tragsteller kann auch nicht im Wege richterlicher Rechts-fortbildung durch erweiternde Auslegung von § 42 Abs. 2 VwGO im Lichte von Art. 9 Abs. 3 des Aarhus-Überein-kommens begründet werden (2.).

1. Der Senat teilt die Auffassung des Verwaltungsgerichts, dass sich aus Art. 9 Abs. 3 des Aarhus-Übereinkommens unmittelbar keine Rechte der darin angesprochenen „Mit-glieder der Öffentlichkeit“ ergeben, weil die Vorschrift keine hinreichend bestimmte Regelung enthält.

Nach ständiger Rechtsprechung kann die durch das Zu-stimmungsgesetz bewirkte innerstaatliche Geltung eines völkerrechtlichen Vertrages nur dann zur unmittelbaren Anwendbarkeit einer völkervertraglichen Bestimmung mit Wirkung für und gegen die von der Regelung Betroffenen führen, wenn sie nach Wortlaut, Zweck und Inhalt geeig-net und hinreichend bestimmt ist, wie eine innerstaatli-che Vorschrift rechtliche Wirkung zu entfalten, also dafür keiner weiteren normativen Ausfüllung bedarf (vgl. z. B. BVerwG, Beschl. v. 13. 12. 2010 – 7 B 64.10, NVwZ 2011, 752 und juris, Rdnr. 9; OVG Münster, Urt. v. 12. 6. 2012 – 8 D 38/08.AK, NuR 2012, 722 und juris, Rdnr. 204; je-weils m. w. N.). Daran fehlt es bei Art. 9 Abs. 3 des Aarhus-Übereinkommens in mehrfacher Hinsicht:

So gewährt Art. 9 Abs. 3 des Aarhus-Übereinkommens den Vertragsstaaten bereits einen Entscheidungsspielraum, ob sie den Mitgliedern der Öffentlichkeit zum Zwecke der Anfechtung umweltbezogener Entscheidungen Zugang zu einem verwaltungsbehördlichen oder zu einem gerichtli-chen Verfahren gewähren. Entgegen der Ansicht der An-tragsteller können weder dem Wortlaut der Vorschrift noch ihrem systematischen Zusammenhang mit den Absätzen 4 und 5 des Art. 9 hinreichende Anhaltspunkte dafür entnom-men werden, dass insoweit nur eine eingeschränkte Wahl-freiheit der Vertragsparteien in dem Sinne gewollt ist, dass diese den Mitgliedern der Öffentlichkeit entweder ein ver-waltungsbehördliches und ein gerichtliches Verfahren oder nur ein gerichtliches Verfahren anbieten müssen, der Begriff „oder“ also inklusiv gemeint ist. Vielmehr will das Über-einkommen mit der Einräumung einer echten Wahlmög-lichkeit zwischen einem gerichtlichen und einem (bestimm-ten Anforderungen genügenden) behördlichen Verfahren offenbar den ganz unterschiedlichen Rechtstraditionen der – mittlerweile 44 (vgl. Berkemann, DVBl. 2011, 1253) – Ver-tragsstaaten Rechnung tragen, die nicht alle eine eigen-ständige Verwaltungsgerichtsbarkeit kennen und zum Teil möglicherweise auch noch nicht über sonstige, den Anfor-derungen des Art. 9 Abs. 4 und 5 Aarhus-Übereinkommen genügende gerichtliche oder behördliche Überprüfungsver-fahren für umweltbezogene Entscheidungen verfügen.

Darüber hinaus überlässt Art. 9 Abs. 3 Aarhus-Überein-kommen aber auch die Regelung weiterer Verfahrensmo-dalitäten den Vertragsparteien. Denn diese Bestimmung eröffnet Anfechtungsrechte für Mitglieder der Öffent-lichkeit nur, „soweit sie etwaige in ihrem innerstaatlichen Recht festgelegte Kriterien erfüllen“ (vgl. dazu z. B. Berke-mann, a. a. O., S. 1256 und Schink, DÖV 2012, 622, 625). Im Hinblick auf diesen Vorbehalt zu Gunsten möglicher näherer Regelungen der Verfahrensmodalitäten durch die Vertragsstaaten hat der EuGH die unmittelbare Wirkung des Art. 9 Abs. 3 Aarhus-Übereinkommen im Unionsrecht verneint: Die Bestimmungen dieser Vorschrift enthielten keine klare und präzise Verpflichtung, die die rechtliche Situation Einzelner unmittelbar regeln könnte; da nämlich nur „Mitglieder der Öffentlichkeit, sofern sie etwaige im innerstaatlichen Recht festgelegte Kriterien erfüllen“, In-haber der in Art.  9 Abs.  3 des Übereinkommens vorge-

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