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Zur Brutbiologie der Rall¢ Laterallns lencopyrrhns (Vieill.). Von Wilhelm Meis¢. Herrn MA~TI~ R~N~R jun., Dresden~ danke ich fiir die MSglichkeit, eine sfidamerikanische Rallenart w~hrend ibres Fortpflanzungslebens in der Gefangenschaft beobachten zu diirfen '). In seiner grot~en Voli~re teilen sich fiber 50 VSgel der versehiedensten Art mit den Ratlen in eine abweehslungsreiche Umgebung mit Sand, Sampf and Wasser~ Schilf~ Gestr~uch and B~umen, Gras and Felsen. Der Anl~enraum ist mit zwei Vogelstuben verbunden, die den Rallen im Winter ats aus- schlie$licher AufenthMtsraum dienten. Hier war f[ir eine Temperatur yon 3 0 Wfirme gesorgt, die auch an den k~ltesten Tagen hie unter --0,50 C herabsank. Die Zwergral]en, etwas kleiner als unser Zwergsumpfhuhn, wurden aus Argentinien nach Mainz und kurz darauf nach Dresden importiert. Gleich in der ersten Nacht blieb eine von ihnen drau$en. Auf einer Eisen- stange sitzend, jagte sie am n~chsten 1Viorgen ihren besorgten Pflegern einen geh6rigen Schreck ein. Sie liel3 sieh abet in die Vogelstube treiben, die das P~rehen yon nun an auch beim Eintritt warmen Wetters nicht mehr f~eiwitlig verlie$. Es mul~te spfiter dazu gezwungen werden. Die eigentliche Brutzeit liegt in den Monaten Oktober bis Februar ~). W~hrend dieser Zeit sa~en die Tiere h~ufig fiber der Heiznng und beugten den KSrper fiber den Rand des Sitzbrettes vor, so dal] die warme Luft an ihnen vorbeistreichen muSte Vie]leicht sehoben sie trotz guten Befindens das Br[iten wegen der niedrigen Temperatnr aM~ aber dieser Grand hielt sie nieht davon ab, im Februar ein Nest zu bauen, wenn aueh die Eiablage noch lunge auf sich warren liel3. Anfang 1934 sind sie vim draul~en und veto 20.--23. Januar in lebhafter Balz- stimmung. 1) Ieh genol] seine G~stfreundsch~ft ~m 26. Jun~, 6.--7, 12.--13. and 95.--26. Juli, 17.--18. und 22.--23. August, 2.--4. uncl 15.--16. September 1933 and blieb meistens yore Naehmittag des einen bis zum Morgen des anderen Tages. Aul]er meinen liickenhaften Aufzeichnungen verwerte ieh die m~indliehen Mitteihngen des tIerrn R~SSE~, tier seinen Herrn WI~LKO~ zu Tagebucheintragungen and Beobaehtungen anhielt and mir alas alles liebensw[irdigerweise zur Verfiigung stellte. 9) h~ach J. A. P~a~Y~A, Los Creseiscus (Gallinetas ~.c~nas) in: Hornero Bd. 4, Heft 4, S. 414--415, 1931 (in lift. : bis ~ebruar).

Zur Brutbiologie der RalleLaterallus leucopyrrhus (Vieill.)

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Page 1: Zur Brutbiologie der RalleLaterallus leucopyrrhus (Vieill.)

Zur Brutbio logie der Rall¢ Laterallns lencopyrrhns (Vieill.).

Von Wilhelm Meis¢.

Herrn MA~TI~ R~N~R jun., Dresden~ danke ich fiir die MSglichkeit, eine sfidamerikanische Rallenart w~hrend ibres Fortpflanzungslebens in der Gefangenschaft beobachten zu diirfen '). In seiner grot~en Voli~re teilen sich fiber 50 VSgel der versehiedensten Ar t mit den Ratlen in eine abweehslungsreiche Umgebung mit Sand, Sampf and Wasser~ Schilf~ Gestr~uch and B~umen, Gras and Felsen. Der Anl~enraum ist mit zwei Vogelstuben verbunden, die den Rallen im Winter ats aus- schlie$licher AufenthMtsraum dienten. Hier war f[ir eine Temperatur yon 3 0 Wfirme gesorgt, die auch an den k~ltesten Tagen hie unter - - 0 , 5 0 C herabsank.

Die Zwergral]en, etwas kleiner als unser Zwergsumpfhuhn, wurden aus Argentinien nach Mainz und kurz darauf nach Dresden importiert. Gleich in der ersten Nacht blieb eine von ihnen drau$en. Auf einer Eisen- stange sitzend, jagte sie am n~chsten 1Viorgen ihren besorgten Pflegern einen geh6rigen Schreck ein. Sie liel3 sieh abet in die Vogelstube treiben, die das P~rehen yon nun an auch beim Eintr i t t warmen Wetters nicht mehr f~eiwitlig verlie$. Es mul~te spfiter dazu gezwungen werden.

Die eigentliche Brutzeit liegt in den Monaten Oktober bis Februar ~). W~hrend dieser Zeit sa~en die Tiere h~ufig fiber der Heiznng und beugten den KSrper fiber den Rand des Sitzbrettes vor, so dal] die warme Luft an ihnen vorbeistreichen muSte Vie]leicht sehoben sie trotz guten Befindens das Br[iten wegen der niedrigen Temperatnr aM~ aber dieser Grand hielt sie nieht davon ab, im Februar ein Nest zu bauen, wenn aueh die Eiablage noch lunge auf sich warren liel3. Anfang 1934 sind sie vim draul~en und veto 20 . - -23 . Januar in lebhafter Balz- stimmung.

1) Ieh genol] seine G~stfreundsch~ft ~m 26. Jun~, 6.--7, 12.--13. and 95.--26. Juli, 17.--18. und 22.--23. August, 2.--4. uncl 15.--16. September 1933 and blieb meistens yore Naehmittag des einen bis zum Morgen des anderen Tages. Aul]er meinen liickenhaften Aufzeichnungen verwerte ieh die m~indliehen Mitteihngen des tIerrn R~SSE~, tier seinen Herrn WI~LKO~ zu Tagebucheintragungen and Beobaehtungen anhielt and mir alas alles liebensw[irdigerweise zur Verfiigung stellte.

9) h~ach J. A. P~a~Y~A, Los Creseiscus (Gallinetas ~.c~nas) in: Hornero Bd. 4, Heft 4, S. 414--415, 1931 (in lift. : bis ~ebruar).

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[J.f.O. 258 Wilhelm Meise: k 1934

Die Nester.

Des erste Nest steht in einem Biisehel troekenen Schilfes, das an der L~ngswand tier Vogelstube eine Fl~che yon 70 X 30 em bedeekt. Die Helms, durch ein wagereeht angebraehtes Gitter gehalten, sind unter dem Nest an der Spitze umgekniekt oder zur Seite gebogen. Des Nest liegt also in ein Meter H6he auf dem Sehilf. Man kann es heraus- heben, es ist nieht festgefloehten. Es besteht aus troekenen S&ilf- bl~ttern und -hahnen, die einen dickwandigen Napf yon 20 em Aul3en- und 11 em Innendurchmesser formen. Obwohl die Bliitter oft 30 oder mehr em lang sind, kann doeh nieht yon einer Flechtarbeit gesproehen werden. Die Materiatien sind vielmehr ineinander gesehoben. Die einzelnen BlOtter lessen sieh meist leieht herausziehen. Das Nest ist etwa zur HNfte iiberdaeht, aueh die dem Nestrand aufgesetzte Halb- kuppel ist dick und auf dieselbe Weise zusammengeNgt.

Von einer Auspolsterung babe ieh niehts bemerkt, do& hat Herr WILLKOM~{ unmittelbar vet tier ersten Eiablage das Herbeitragen trookener, abgefallener Zweige der Misehzypresse beobaehtet, die (yon beiden Gesehleehtern'?) zu einer dicken Eiunterlage zusammengelegt warden.

Auger diesem Nest beaten die Rallen sp~iter ein zweites in der Augenvoli~re, dessert Herstellung naeh den Beobaehtungen WiImKO~5{s gesehildert Seio Wieder waren troekene Phragmitesbl~tter und -hahne des einzige Baumaterial. Beide Tiere beteiligten sieh in gleieher Weise. Sic fanden den Werkstoff am Fag der Schilfbest~nde in der Vogelstube, brachen ihn wohl aueh yon diesen ab, nahmen meist mehrere der Bliitter in den Sehnabel und zerrten sic die wenigen Sehritte naeh dem Aus- gang in die Voli~re, yon we sic weniger als einen Meter his naeh tier Misehzypresse (Chamaecyparis) zuriickzulegen hatten, in der dieses Nest entstand. Sic flogen dann steil aufwgrts auf einen Ast in etwa 1 m HShe, legten des an einem Ende ergriffene Blatt darauf und sehoben die Sloitze nStigenfalls etwas seitlich hinab, um dann auf einen tieferen Ast zu springen und yon hier aus des Ende soweit herab- zuziehen, wie es erfordertich war. So entstand altmiihlieh eine Gloeke aus laugen Bi~ttern und Italmen. Sic blieb auf der Stammseite und gegen[iber zuniichst often und wurde dana augen dureh Material ver- sehlossen, das die V6gel oben zwisehen die Lagen der nach den Seiten verlaufenden BlOtter einsteekten.

• Die frei herabh?ingenden Enden der Nestgloeke legten sic fiber den unteren Ast, so dab eine nur nazh dem Stamm offene Nestkugel eat-

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LXXXI1 ] Keft ~ Zur Brutbiologie yon Late~'alltts leucopyrrhus. 259

stand. Sie verfertigten dann einen dieken Nestboden, endlich die halbe obere Kuppel. Keine Anspolsterung! Dieses Nest wurde an einem Vormittag begonnen und am n~tchsten ]~iittag vollendet. Beide VSgel sehliefen eine Naeht darin, ohne es allem Ansehein nach sp~iter noch einmM zu benutzen.

D as z w e i t e N e s t war nieht nur umfangreiehor als das erste, sondern anch a u f e i n e ganz a n d e r e W e i s e g e b a u t , denn bei dem Nest im Sehilf kommt nattirlieh ein Bauen yon oben naeh unten nieht in Frage, weil keine obere, nur eine untere Neststiitze vorhanden ist. Aueh in der Natur bauen die V6gel ihre Nester zumindest an zwei ver- schiedenen Standorten, PEREYaA land sie im Schilf in 1/2 m H6he oder, wo dieses niedergelegt war, in Biisehen and Bgumen, z. B. Weiden.

Ein d r i t t e s N e s t (ohne Kuppel) wurde am 18. 10. yon beiden Alten auf einem neuen Schilfhorst errichtet nnd zur Uebernaehtung der Familie benntzt.

Verlauf tier ersten Brut.

Das im Februar gebauto Nest war bis Ende MM nur Nachtquartier ftir beide Viigel. Dann begann die eigentliche Brutzeit, die also gegen- fiber der siidamerikanischen Heimat um mehr als ein halbes Jahr ver- schoben worden ist. Balz und Paarung sail man nicht. Am 29. Mai lag das erste Ei im Nest, am 31. Mai ein zweites uad am 2. Juni ein drittes. D i e E i a b l a g e erfolgte also e i n e n Tag um den a n d e r e n . Das ganzti~gige ~Briiten begann nach der Ablage des dritten Eies, doeh haben beide VSgel sicher gewohnheitsgemiil3 danernd im Nest iibernachtet und, wie ieh bei der zweiten Brat sah, das Nachtlager sehr friih am Nachmittag aufgesucht Offenbar ist dieses halbt~igige Briiten ftir die Abstgnde des Schliipfens der Geschwister verantwortlich zu machen.

STE1N~¢Z (1930 in: Morphol. Jahrb., Bd. 64, Heft 2, S. 977 f.) stellte bei dem viel grgl3eren Gelege yon Fulicct atra L. eine versehiedene Bebriitungsdauer der einzelnen Eier fest, meist hat demzafolge die Brut- dauer nach der Ablage etwa des 4. Eies begonnen. Fiir Laterallus (ol. Grecise~ts) mgehte wohl eher gelten, dab die volle Bebriitung naeh Ab- schlug des Legens beginnt, dab aber die geimentwieklung dureh W~rme- zufuhr wiihrend des sp~ten Naehmittags and der Naeht schon vorher angeregt wird und tagsitber bei warmem Wetter trotz Abwesenheit der VSgel nieht zum Stillstand kommt.

Die E i e r sind rein weil3, nnsere Art wird aueh yon SCg6~W~TTER (Beitriige zur l%rtpflanzungsbiologie der VSgel Bd. % Heft 5, S. 171,

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[ J .£ O. 260 Wilhelm Meise : 1934

1933) unter den wenigen Rallen mit weil~en Eiern aufgeftihrt. Dull Laterall~ts melanophaeus (Gray) aueh zu diesen geh~rt, hat derselbe Autor mit Reeht, aber unniitigerweise bezweffelt. Offenbar hat ihn die falsche Angabe in dem Referat (ibidem Bd. 8, S. 40, 1932) der oben genannten Arbeit PE~E:~AS irregefiibrt. P~aEYnA hat nur behauptet, dal3 die Eier yon L. leucopyrrhus weit~ sin& Aul~erdern stellte dieser Autor lest, dal3 gewShnlieh ein Ei, nur se]ten drei Eier das Gelege bilden, eine unglaublich niedrige Zahl fiir eine kleine Rallenart und B eweis ftir eine ganz geringeVernichtuagsziffer. Es gibt auch Laterallus- Arten mit 6--10 (13) Eiern, Laterallus jamaice~sisz. B. (B~lvT, Bull. U. S. :Nat. Mus. 135, 1926~ p. 3 2 9 ) . - Beide VSgel trugen yon nun ab ein erregteres Wesen als vorher zur Sehau, mieden die fibrigen VSgel and jagten sie aus ihrer Niihe - - nieht nur in der Nestumgebung, sondern auch ira Aul3enflugraum.

Das Weibehen briitete tagsiiber allein. Des Naehts sal~ wahr- seheinlich immer das Mi~nnehen mit im Nest. Wenn es auf dem etwas fiber NesthShe hinter dem Schilffieek hinlaufenden Balken angetroffen wurde, mug es bei der Anniiherung des Mensehen dahin geschliipft sein, welehen Weg es nach meiner Beobachtung mit Vorliebe nahm. PEREYIt~_ sagt, tier briitende Vogel driieke sich bei der geringsten Gefahr ins benachbarte Sehil£ RE~-,~vEaS KiifigvSgel hielten dagegen meistens den Mensehen in unmittelbarster Nachbarschaft des Nestes aus. Nur im Winter waren sie wirklich scheu gewesen.

Das Weibchen wurdev o m M i~ n n c h e n g e fi i t t e r t, verliefl aber auf kurze Zeit das Nest, wenn in seiner N~he Ameisenpuppen und Mehlwfirmer gegeben wurden, was jeden Tag ein- oder zweimal geschah.

Am 23. Juai s e h l i i p f t e das erste Junge. Als am 5/[orgen die gewohnten Mehlwfirmer vorgestreut wurden, verliel]en beide AltvSgel das :Nest - - uud in demselben Augenblick lief das Junge heraus, fiel an den SehilfhMmen herab auf die Erde, we es sogleich Futter annahm.

Das bei P~*¢~Ya.~ ohne Anwesenheit eines Altvogels um 11 Uhr nachts sehliipfende Junge butte sofort alas Bestreben zu ]aufen, obwohl es warm gelagert war. Wahrscheinlich b I e i ben nachts geschlfipfte JungvSgel n u r z w a n g s w e i s e so l u n g e im N e s t , bis der oder d i e E l t e r n v S g e l am ni~ehsten Morgen das :Nest v e r ] a s s e n .

Das Weibchen widmete sich nun der Jungenpflege, d a s M ti n n e h e u i i b e r n a h m das B r u t g e s c h i i f t . Zwei Tage spi~ter schlfipfte das zweite und in demselben Abstand das dritte Junge, so dal~ am 27. 6. das :Nest leer war.

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Bis zu diesem T~ge b]ieben die Jungen mit der ~[utter in N e s t - n~h e. Das dih-fte in der Natur auch der Fall sein~ solange nicht al]e Jungen ausgefalleu sind, was bei einem Dreiergetege fiinf Tage dauert. Am dritten Tage danach, also am 30. 6., besuchte die Familie zum ersten Mal die Au~envoli~re.

Leider wurde das Nest]iingste nur 8 Tage alt. Es schleppte kurze Zeit ein Bein nach~ das ~ielleicht irgendwie verletzt worden war.

lneinandergeschachtelte Bruten.

Das fiir die Rallenbiologie wichtigste Ergebnis der Raltenzucht RENNETS ist die Art und Weise, wie die zweite Brut der ersten folgte.

Am 4. Juli, also sieben Tage nach dem Schliipfen des letzten Jungen, begannen die Atten mit dem oben genauer beschriebenen Nest- ban in der AuBenvoli~re. D i e z w e i t e B r u t z e i t h a t d a m i t be - g o n n e n ! Schon um diese Zeit werden also die Jungen (7, 9, 11 Tage alt) nachts allein gelassen, nachdem sie in den ersten Ngchten auf dem Boden oder auf einem vielleicht 30 cm hohen Balken in guter Deckung hinter Schilf unter das Weibchea geschliipft waren. Schon yore 4. zum 5. Juli sdflafen naeh Wir ,nKo~ beide Alte im neuen Nest, ich finde am 12. guli beide im alten iNest, die Jungen sind 17 und 19 Tage alt. A m 14. J u l i beobachtete Herr R ~ m e ine K o p u l a t i o n , die drauBen nnter dem neuen Nest stattfindet, 17 Tage nach dem Schliipfen des letzten Jungen. Die gurrenden Laute, die Paarung nnd Balz begleiten, werden in der Folgezeit h~tufiger geh6rt.

Am 25. Juli morgens liegt wieder ein Ei im Nest - - die Eier sind wohl alle zwischen 5 Uhr abends und 6 Uhr friih gelegt worden. Das Nest ist ein wenig ausgebessert, aber, soviel bekannt, nicht neu gefiittert worden. Um 173° Uhr finde ich beide Alte im Nest. aueh die Juugen sind bereits zur Ruhe gegangen. Sie standen bis heute und auch noch am n~chsten Tage unter der Aufsicht beider Eltern..

Am 97. JuliAblage des zweiten Eies, das Weibchen briitet nun wieder, des Nachts in Gesellschaft des M~nnGhens, das ihm tagsiiber Futter bringt.

Am 17. und 18. August briitet das Weibchen noch, aber die Brutzeit n~thert sich dem Ende, denn es kommt beim Vorstreuen yon Futter nicht aus dem Nest. Das M~nnchen fiittert noch das Junge der ersten Brut, dessert Geschwister eines Tages spurlos versclhwunden war.

Am 19. A u g u s t m o r g e n s l~uft [-lerrn R ~ E ~ sin kleiner schwarzer D u n e nb a l l aus dem Nest entgegen, als die beiden ~lteren Nestinsassen zur Aufnahme der Leckerbissen herausgestiegen sind.

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262 Wilhelm Meise : ~ J" f' O. 193-{

Am 22. August sehliipft das zweite Junge. B r u t z e i t dieses Mal also 26 Tage seit der Ablage des letzten Eies, beim ersten ,lungen 23 Tage, bei der ersten Brut 21, 23, 25 Tage.

Das Weibchen hudert die beiden Jungen and bleibt in der Nacht bei ihnen, wieder auf dem niedrigeu Balken hinter Schilf. Das Miinnchen bezieht mit seinem Nteren Jungen das alte Nest als Naehtquartier.

Am gleichen 22. August beobachtete aueh ich, wie das N/~nnchen das N e s t v e r t e i d i g t . Es sucht gerade Mehlwiirmer, unterbricht aber diese Lieblingstiitigkeit sofort, als sieh fterrn lt~N~c~s Hand dem Nest nahert, ]iiuft herbei, fliegt steil aufw~rts his fast in NesthShe and l~uft die letzte Spanne ins Nest. Des alles sieht etwas plump aus; fiberhaupt steigen die Tiere lieber hinter dem Schilf fiber Balken und Schilf in die ttiJhe, und abw~rts fliegen sie reeht steil auf die Erde. Das M~nnchen nun fiihrt im Nest pickende Bewegungen vor and geb~rdet sich sehr aufgeregt, obwohl kein Ei mehr d~ ist and aueh die Jungen nicht alert iibernachten. Verteidigt die Art ein B r u t r e v i e r ?

Am 3. September ist yon diesem Verteidigungstrieb nichts mehr zu bemerken, obwohl ich das M~nnchen mehrfach herausfordere. Am gleichen Tage vormittags sehe ich jedoch, wie sich des Pear l i e b k o s t - es piekt sich gegenseitig ins Hatsgefieder (was auch P ~ : ~ n A sah).

Am 24. August ist das zweite Junge, 2--3 Tage alt, eingegangen.

In der ersten Septemberh~lfte wird wieder mehrfaeh d er g u r r e n de ]3 a 1 z 1 a u t gehSrt, am 15. September sebltipft das Jiingste beim Weibehen unter. (In seinem Alter muBten die Geschwister der ersten Brat li~ngst allein fibernaehten.) Als ich beide bei beginnender Dunkelheit hinter dem Schilf, we sie nicht zu sehen sind, stfre, rennt nur des Junge ans der Deckung, kehrt aber dann zuriick. Des M~nnchen and das Junge der ersten Brat iibernaehten im Nest. Die Familie ist noch im Februar 1934 eintriichtig beieinander.

Lautiiullerungen.

Wenn man sich einem Altvogel im Nest nghert, raft er leise ein-

silbig gSg oder grg"

Des D u n e n j u n g e l~l]t in Erregung locker gereihte, kurze dip dep dilp di dj61k n. ii. h6ren, in der HShe nnd im Lautwert sehr variabel, aber stets sehr leise und nicht durchdringend. P~xamrRa ver- gleicht diese Rufe nieht ganz zu unrecht mit Kiickenrufen.

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LXXXII] Heft 2 J Zur Brutbiologie yon Lcttera,llus leu, eo2yrrht~s. ~63

Die Mutter loekt als Antwort darauf mit i i e 5 i oder ei5 e r r r r r r r r r ~

einem in der TonhShe bewegten, nattirlieh tiefer als beim Jungen liegenden t~ngeren Ruf, der kaum lauter ist und in kurzen Absti~nden wiederholt wird, his das Junge sich wieder zuriiekgefunden hat. Aehnlieh werden aueh die Jungen zun-i Futter geloekt, doeh ist der Ruf dann mNst kiirzer and ohne TonhShensehwankungen.

Der B a l z r u f ist der einzige laute Ruf, yon dem ieh Kenntnis habe. Er besteht aus mittellangen, tfiiufig wiederholten, aber nieht

gereihten g~. Aul]erdem wurde mir ein huid angegeben, das sieh ja

bei vielen Rallen findet. Diese beiden Motive babe ieh nieht selbst gehSrt.

Einen G e s e h l e e h s d i m o r p h i s m u s der Rufe, bei L. jamaicensis festgestellt ( B ~ T , 1. e.), haben wit far unsere Art nieht besti~tigen kgnnen.

Die Tiere sind also im Gegensatz zu RMlenart s e h w e i g s a m . Ich kann aber nicht behaupten; ihren ganzen Spraehsehatz zu kennen.

Erniihrung. Des Miinnehen ftittert das brtitende Weibehen im Nest. Es stellt

sich w~hrend der Kiickenzeit seiner Jungen sofort zu jeder Fiitterung ein and verschwindet atsbMd wieder, um eiligst Nahrung (Mehlwiirmer usw., Ei) zu seiner Fa, milie in die Vogelstube zu bringen. Gleieh darauf ist es wieder da. In der Natur bringt das M~nnchen offenb~r Nahrung zu der lgngere Zeit am gleichen Oft bleibenden Familie. Nattirlich kommt auch des Weibchen, gber nicht in den ersten T~gen. Als die 1 and 4 Tage alten Jungen untorgesehliipft waren, sail ich~ wie das M~nnchen dem Partner einen Mehlwurm reichte.

Die Jungen p i c k e n unmittelbar, nachdem sie dgs Nest verlassen haben, P u t t e r yore S c h n a b e l d e r E l t e r n ~b. Anch unter- geschtiipft greifen sie nach VorgehMtenem. Mehlwiirmer werden zu- n~ehst yon den Alten angepickt, die herausqnollenden Weiehteile yon den Jungen abgenommen, Ameisenpuppen meistens erst ins Wasser getaueht and dann vorgehMten, in der allerersten Zeit aueh zerkleinert. WasserflShe gab es gelegentlieh. Ein drei Tage altes Tier nahm eine Ameisenpuppe yore Sehnabet der Miatter, konnte sie aber otlenbar wegen besonderer GrSge nieht gleieht heruntersehlueken und versuehte erfolglos, sie auf dem Boden mit dem Sehnabel zu zerkleinern. Aul~er- dem wird, aber vim seltener, in diesem Alter vorgelegtes Fatter auf-

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[J. riO. 264 Wilhelm Meise: [ 1934

genommen. Doch habe ich nie gesehen, dal3 jetzt schon selbstiindig Fatter gesucht wird. Das lernen die Jungen jedoch bald.

Mit etwa 4 Woehen (urn den 20. dull) stellen sie sich g e rn ins W a s s e r, sehltipfen aueh alert unter and picken naeh WasserflShen und Ameisenpuppen. Bevorzugt wird das unter grot]en Pestwurzblii~tern liegende Wasserfleekchen.

Obwohl die Jungen bald weitgehend selbst~ndig sind, lassen sie sich noch ]ange yon den A]ten fiihren und fiittern, wie iiberhaupt die Jungen meist ganz in der Nfihe eines Elternteils bleiben. Dasselbe gilt sogar bis Mitre September far das fast drei Monate alte Junge der ersten Brut, dessen Fiitterung dureh das Miinnchen ich am 17. 8, 3. and 15. 9. gesehen babe. Es hatte beim letzten ]Kal eine Beinverletzung und zog sich tagsiiber fiir Stunden ins Nest zurtick. Hier wurde es verpflegt, aber aueh, wenn es leieht hnmpelnd selbst Nahrung suchte.

Die Jungen werden manchmat in der Sonne allein getassen, nnd zwar begibt sieh dann das Weibehen in den Sehatten der Vogelstnbe, we keine Deeknng ist, oder in die Deeknng der Gestrguehe in der Angenvoligre.

Beteiligung des iilteren Jungen an der Sorge tiir die zweite Brut.

1. An dem Morgen, als das erste Junge der zweiten Brut das Nest verlieg, saB das ~ltere Junge mit dem Weibchen und zum ersten Mal im Nest, das Miinnchen hatte nnten iibernachtet. Ich nehme an, dag schon am Abend vorher das Nest ats Schlafquartier bezogen wurde. Ob das Piepen der Jungen im El, yon dem PE~EYRA beriehtet, das gerade aeht Woehen alte Tier heraufloekte trod darum alas M~nnehen zmn ersten ~ a l seit langem nachts nieht ira Neste Platz land, weil~ ieh nicht. Jedenfalls scheint ein Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n dem S c h l t i p f e n des J u n g e n n n d dem A u f e n t h a t t des A e l t e r e n im N e s t zu bestehen, zumal die Flugf~higkeit, die vielleieht in diesen Tagen er- worben wurde (?), fiir alas Besteigen des Nestes nieht notwendig ist.

2. Als die Jungen eben das Nest verlassen batten, b e t e i l i g t e s i c h das ~Itere Gesehwister an de r F t i t t e r u n g . Das schien in den ersten Tagen erfolglos zu sein, denn es hi e l t die Ameisenpuppen nieht vet, sondern l e g t e sie vor, jedenfalls immer, wenn ieh dabei war. Ich babe aber sparer das Gelingen der Ftitterung gesehen. Auch die Herren R ~ und WILLKOM~ sahen es hgufig, aber nieht mehr naeh Mitte September (Alter des Jungen 3 Woehen). Das mag damit zusammen- h~ngen, dag tier Helfer selbst verletzt war. Dieser nahm iibrigens wi-~hrend der ganzen Zeit yon seinen Eltern Nahrung an.

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LXXXII Heft 2 ] Zur Bmtbiologie yon Laterallus leucopyrrhus. 265

3. In den ersten Tagen b e t e i l i g t e s i c h das fi.ltere Junge auch a m H u d e r n der jiingeren Geschwister.

Am 22. August sieht Her r R E ~ E R iibrigens, wie es an einem Schilfblatt zerrt, es regt sich (spielerisch) der N e s tb a u t r i e b.

Entwicklung des (iefleders und der Nacktteile.

Das D u n e n k l e i d ist vSllig schwarz. Das bei den Rallen iibliehe Kopfmal fehlt nicht, ist aber auf den Schnabel verlagert, dessen Basis weil3 wirkt. Das 2 his 3 Tage alte Junge, das am 25. 8. dem Dresdner Museum geschenkweise iiberlassen wurde, triigt noch den E i z a h n . Gesamtl~nge etwa 7 cm, Lauf 13,5 ram, Gewicht 5,25 g. L~nge des Sehnabels yon der Mundspalte 10, am Culmen 6,5, HShe des Sehnabels 4,5 ram. An der Basis wird ein Viertel der Firstl~nge yon einer im Tode hell hornfarbenen Haut iiberzogen, die sich seitlich his vor die Nasenl6zher erstreckt, also mehr ats ein Drittel der Sehnabellgnge einnimmt und fast bis zur Sehneido reicht. Auch auf dem Unter- schnabel ist jederseits solch ein weil3er Fleck.

Das am 23. oder 25. Juni geschliipfte Junge zeigte dieses Schnabelmal noch am 18. 8., es schien aber nieht mehr so auffiillig zu sein. Am 22. 8 , also in der 9. Woche, war es versehwunden. Auch dies spricht wohl fiir ein langes Zusammenhalten der Familie.

Der S c h n a b e l des Jungen tr~gt vor dora well,lichen Mal eine schwarze Binde, die SpitzenhMfte des Oberschnabels ist schwarzbraun, die des Unterschnabels dunkel fleisehfarben. 1) Mit zwei Monaten war der Untersehnabel etwas griin geworden, kurz darauf leuchtend grtin, besonders an der Basis, tier OberschnabeI hornbraun, alas Ganze nicht mehr veto Altersschnabel zu unterseheiden.

An den mit Dunen bedeckten F l i i g e l c h e n des 2 bis 3 Tage alten Tieles ffil]t der D a u m e n sehr aui, ragt er doch bei 29 mm L~nge des Armes 4 mm aus dessen ttauptfl~ehe heraus. Seine Hunt ist mit I)unen bedeckt. E r endigt in einer kriiftigen, schwgrzlichen K r a l l e yon 1 mm L~nge. Sie ist an der Spitze kurz and scharf rechtwinklig yon der Fliigel- und Daumenvorderkante weggebogen. Das 8 Tage alte .lunge zeigt dasselbe mit denselben absoluten Malten des Daumens and der Kralte. 2) Die Fliigelstummel wurden zwar oft leb-

1) PEaEY~A beschreibt den Sehnabel des eben Gesehliipften als rosenrot mit schwarzer Spltze. Vielleicht ist doch in den ersten Stunden alas helle Mal noch riitlieher und dunkler.

~) Fax~z sah Aehnliehes bei Gallinula chloropus L. und bei Rallus aquaticus L. (Naturwiss. Wochenschr. N. F. Bd. 17, 1918, S. 200--~09), H~I~aO~H aueh bei Fuliea atra L. (VSgel Mitteleuropas Bd. 3, S. 79~, 1998).

Journ. f. Orn. LXXX/I . Jahrg . Apr i l 1934. 18

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haft bewegt, aber yon einer Benutzung beim Klettern oder sonst war nichts zn sehen.

Herr Wlnl~Ko~ notierte, da~ die J u n g e n de r e r s t e n B r n t schon n a c h d r e i W o e h e n g r a u und an der Brust weii]lieh win*den. Die erste Federbedeckung s~h ich bei dem letzten Jungen am 14. 9. (26 Tage alt), doch sind sehon am 21. Tage unterseits wei•liehe Federn vorhanden gewesen. Der Kopf war am 14. 9. grau, der grSl]te Teil des KSrpers noch sehwarz bedaunt, nur auf Kehle und Brust ein wei~lichgraner Scheiu. Von Groftgefieder war noch niehts zu sehen. Am 25. Jnli abet hatten die Jungen des ersten Geleges, dama]s 30 und 32 Tage alt, graue KSpfe, weit31iehe Unterseite und schon sicht- baren Schwanz yon l - -2 cm Lgnge und sichtbare Schwungfedern. Die weiteren Angaben beziehen sich auf eins dieser Jungen, das am 17. 8., 53 oder 55 Tage alt, im wesentlichen grau gefgrbt ist. Von Dunen ist niehts mehr zu sehen. Das @ran hat auf dem R~icken und an den Brustseiten einen sehwaeh br~unliehen Einsehlag. Der UnterkSrper ist weiBlictl, gran verwaschen. D e r IKopf i s t s c h o n w i e d e r a n d e r s a ls vor d re i W o c h e n g e f g r b t , aber offenbar steht tier Vogel n o e h in de r J n g e n d m a u s e r , da neben dem r6stliehen Braun Grau zu sehen ist. Naeken nnd Halsseiten sind etwas lebhafter rostbrann. Wahrscheinlich ging aueh hier ein graues gleid voraus. Die Weichen- federn sah ich gleieh so, wie sie heute noch sind, unscharf grau und weiB geb~mdert. Am ~2. 8., 5 Tage spD.ter, nnd am 16. 9. ist alas Tier ebenso gef~rbt, etwas reiner rostbraun auf dem Oberkopf, auf dem Riieken branngrau, nicht so oliven wie die Alten. Das im Oktober fert]ge kombinierte erste Jahreskleid, dutch eine volle gleingefieder- mauser des Jugendkleides entstanden, unterscheidet sieh nicht yore Alterskleid.

In der G--rS~e fAllt das Junge noch hente weir ab, sicher sind" die Fltigel 1--2, der Sehwanz 0,5--1 cm kiirzer als bei den Eltern.

A1 t e r s g e f ie d e r lebhafter, yon feurigem Braunrot an Oberkopt, Nacken, Kopf-, Hals- und Brustseiten. UnterkSrper im iibrigen atlas- weil~ m i t scharf sehwarzweil~ gebgnderten Weichenfedern. Riicken, Fliigel und Schwunz olivenbraun, die seitlichea Unterschwanzdecken beim o ~ reiner, auffalliger weil3 a]s beim Q - - tier einzige uns sicht- bare ( ~ e s c h l e c h t s u n t e r s c h i e d . Brutvo]lmauser Ende September, Schwingen und Schwanzfedern gleichzeitig erneuert. Die I r i s , zungchst schwarzbraun, zeigt etwa mit 2 Monaten dunkelroten Ton, ist jetzt noch nicht rubinrot wie bei den Atten.

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LXXXII] Heft 9 Zur Brutbiologie yon Laterallus I~ucopyrrh~ts. 267

Die F ill3 e, zuerst braunschwarz, waren nach 8 Woehen br~unlich- gran, vier Tage sp~ter braunrot, am 16. 9. gelblichrot wie bei den ausgefiirbten Tieren.

Verhalten zum Wasser.

Aus dem Verhalten der Tiere hatte man den Eindruck, dal3 sie g e r n f l a c h e s W a s s e r a u f s u c h e n , in ihm stehen und daraus lebendes Getier aufpicken. Das best~tigt aueh PEmsYRA, der sie auf feuehtem Boden, der den Regen und das Hoehwasser der Bgehe lange zurfiekhglt, antraf. Die Dunenjungen, alas jfingste wenigstens bis zum 26. Tage, gehen nicht ins Wasser. Hieriiber, fiber die Bewegung und einiges andere vgl. M•ISE 1933 in Gefiederte Welt, Jg. 62, Heft 44.

Unter Hinweis auf das, was ich schon unter ,,Erniihrung" fiber die Bedeutung des Wassers far die Tiere gesagt habe, mSchte ich noch auf eine ErsG.heinung atffmerksam machen, die yon einiger Wichtigkeit i st. Herr WILLKOM~ hat n~imlich mehrfach das ,, E i n f e t t e n" d e s G e - f i e d e r s gesehen. Mitte August, als die Tiere hgufig badeten, war das Junge etwa 50 Tage alt und sein Gefieder im ganzen ausgewachsen. Es stellte sich nun nach dem Bade mit seinem Vater anf einen der Steine gleich am Wasserrand und lie~ sich, meist im prallen Sonnen- schein, die Federn der ausgebreiteten Flfigel und dann des Schwanzes ,,einfetten". Das M~innchen steckte zwischendurch immer wieder seinen Kopf in sein eigenes Bauchgefieder und zog auch wohl seine eigenen Federn durch den Schnabel. Auch das Junge versuchte, sich auf die- selbe Weise ,,einzufetten". Da Herr ~ILLKOM~ auf das Bestimmteste versichert, eine Entnahme yon Fett ausder Biirzeldriise w~hrend dieser Handlung komme nicht in Frage, liegt der (}edanke nahe, da~ unter dem Banch Material entnommen wird, und das kann nur P u d e r sein, tier zum T r o c k n e n und a l s v o r b e u g e n d e r N g s s e s c h u t z oder zur Reinigung Verwendung finden wfirde. Das %Vasser perlte fibrigens vorher yore Gefieder des Jungen ab.

Ich wu~te sehr wohl, dal~ Rallen keine Puderdunen haben, aber diese Beobachtung driingte reich zur genaueren Untersuchung. Ich fand bei einem Ba.lg yon Late~'allus atbigularis (Lawr.), einer nahe ver- wandten Art, einige sprossende Weichenfedern, die beim Abstreiehen der schon ausgebreiteten Spitzen deaflich einen wei]3en P u d e r f l e c k lieferten. Der Puder war wenig gr6ber als der yon Mes~tes, aber yon grSberen Bruchstficken verunreinigt. Es handelt sieh um die gebgn- derten KSrperfedern, nicht nm Dunen. Mit aller Vorsicht mSchte ich die V e r m n t u n g aussprechen, dal] s o l c h e n zu r B r u t z e i t s p r o s -

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s e n d e n P u d e r f e d e r n das i ~ i a t e r i a l zum , E i n f e t t e n " de r J u n g e n e n t n o m m e n wird.

Ich babe meistens darauf verzichtet, ~hnliche oder abweichende Beobachtungen aus der Biologie anderer Rallen zu zitieren, wie man sie besonders bei HEI~O'rE, Die VSgel Mitte]europas~ 1. c., vorfindet. Es kam mir nur auf einen Bericht iiber jene tropische Art an, aber ich denke~ mancher Leser wird wiinschen, diese oder jene Eigenheit auch bei den einheimischen Porzana- und Rallus-Arten zu suchen, nachdem man einen Tell der auff~illigeren Eigenheiten schon bei Gallinula chloropus L. beobachtet hat.