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Zusammenfassung Zivilverfahrensrecht (inkl. Außerstreitverfahren, Insolvenzordnung und Exekutionsordnung) April 2014 Zusammenfassung ZGV April 2014 Gregor 1

Zusammenfassung Zivilgerichtliches Verfahren ZGV

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Zusammenfassung der Stoffgebiete Erkenntnisverfahren, Außerstreitverfahren, Insolvenzrecht und Exekutionsrecht im österreichischen Zivilgerichtlichen Verfahren von 2014 zu Studienzwecken.

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  • ZusammenfassungZivilverfahrensrecht

    (inkl. Auerstreitverfahren, Insolvenzordnung undExekutionsordnung)

    April 2014

    Zusammenfassung ZGV April 2014

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  • Fr diese Zusammenfassung wurden die Orac Skripten Erkenntnisverfahren,Auerstreitverfahren, Insolvenzordnung und Exekutionsordnung verwendet und mitRechberger-Simotta - Zivilprozessrecht sowie Kodek/Mayr - Zivilprozessrecht abgeglichen. Dadies eine Zusammenfassung des Lehrstoffes darstellt, knnen sehr worthnliche Stzeverwendet worden sein, damit ist keine Verletzung von Urheberinnenrechten oder plagiierenbeabsichtigt. Fr Vollstndigkeit und Richtigkeit, vor Allem die Richtigkeit der Antworten imFragekatalog im Anhang kann ich natrlich nicht garantieren. Ebenso fr die richtigeSchwerpunktsetzung in dieser Zusammenfassung. Angaben von Paragraphen beziehen sich,soweit nicht anders angegeben auf die ZPO oder das Schwerpunktgesetz fr das jeweiligeKapitel (z.B. IO im Insolvenzrecht, EO im Exekutionsrecht).

    Aufgrund leichterer Lesbarkeit wurde auf die mnnliche Form gnzlich verzichtet. Woausschlielich die weibliche Form verwendet wird, sind Mnner natrlich mit gemeint.(Generisches Femininum).

    Dieses Werk bzw. Inhalt steht unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 sterreich Lizenz.

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  • ProzessgrundstzeTeilen sich in 2 Gruppen: Aufgabenteilung Gericht/Parteien und tatschlicheVerfahrensgestaltung

    1) Aufgabenteilung Gericht/ParteienDispositionsgrundsatz: Nur Parteien knnen ein Prozess durch Erhebung einer Klageeinleiten, inhaltlich ausgestalten (Inhalt der Klage legt Umfang und Gegenstand derGerichtsverhandlung sowie der Entscheidung fest) und ber den Streitgegenstand disponieren,d.h. den Prozess durch Anerkenntnis, Verzicht, Klagsrcknahme oder Vergleich beenden. Auchber Rechtsmittel gilt der Dispositionsgrundsatz, der Umfang der berprfung durch dasRechtsmittelgericht richtet sich nach dem Rechtsmittelantrag der Partei(en). Das Gegenteil vomDispositionsgrundsatz ist der Offizialgrundsatz, also das Handeln von Amts wegen. Dies giltnicht in der ZPO, wohl aber im Auerstreitverfahren.

    Verhandlungsgrundsatz: Es obliegt den Parteien, den Prozessstoff beizubringen, d.h.Antrge zu stellen und Beweise dafr bzw. dagegen zu liefern. Das Gegenteil ist derUntersuchungsgrundsatz, der es dem Gericht auftrgt, den gesamten entscheidungserheblichenSachverhalt ohne Rcksicht auf das Vorbringen der Parteien zu ermitteln. In sterreich gilt derVerhandlungsgrundsatz, d.h. es obliegt den Parteien Antrge und Beweise zu liefern. Dennochgibt es auch Anleihen aus dem Untersuchungsgrundsatz, wie die Wahrheits- undVollstndigkeitspflicht der Parteien betreffend ihrer Vorbringen. Sie drfen nicht wider besseresWissen Behauptungen aufstellen. Dies soll mittels Strafen (48 ZPO) durchgesetzt werden. Esknnen auch von Amts wegen durch das Gericht Beweise aufgenommen werden, wenn vonihnen Aufklrung ber erhebliche Tatsachen zu erwarten ist (183/1/4 ZPO), wieOrtsaugenscheine, Sachverstndige und Aufforderungen fr die Vorlage von Urkunden.Letzteres ist nur mglich, wenn sich zumindest eine Partei auf die Urkunde beruft und nichtbeide Parteien der Vorlage widersprechen.Amtsbetrieb: Beschreibt ob das Inganghalten des Verfahrens dem Gericht oder den Parteienobliegt. In sterreich liegt die Pflicht beim Gericht. Die Parteien haben die Mglichkeit sich perFristsetzungsantrag gegen eine schleppende Verfahrensdurchfhrung zu wehren.

    2) Verfahrensgestaltung nach fair trial gem. Art.6 EMRKGrundsatz der Mndlichkeit: Entscheidungsgrundlage fr das Gericht ist das, was in dermndlichen Verhandlung vorgetragen wurde. Die ist in der Praxis dadurch eingeschrnkt, daKlage, Klagebeantwortung, Rechtsmittel und Einsprche sowie das Urteil schriftlich sind undmndlich nur darauf verwiesen wird.Unmittelbarkeit: Entscheidungsgrundlage ist auerdem nur das, was sich vor demerkennenden Gericht selbst abgespielt hat. Bei nderung der Zusammensetzung des Gerichts ist

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  • die Verhandlung neu durchzufhren. Die Unmittelbarkeit dient der Wahrheitsfindung, stehtaber manchmal mit Prozesskonomie im Konflikt.ffentlichkeit des Verfahrens: Verfahren sind grundstzlich ffentlich, es sei denn eshandelt sich um Ehesachen oder die ffentlichkeit wurde zur Wahrung vonIntimsphre/Geschftsgeheimnissen ausgeschlossen. Ungerechtfertigter Ausschluss ist einNichtigkeitsgrund. Parteiffentlichkeit bezeichnet das Recht der Parteien vonProzesshandlungen offiziell in Kenntnis gesetzt zu werden, Akteneinsicht nehmen und anVerhandlungen teilnehmen zu drfen. Es drfen auerdem 3 Vertrauenspersonen beiVerhandlungen anwesend sein.Beiderseitig rechtliches Gehr: Jede, die durch eine gerichtliche Entscheidung in ihrenRechten betroffen wird, hat das Recht in dem zu dieser Entscheidung fhrenden Verfahrengehrt zu werden. Verletzung dieses Grundsatzes fhrt zur Nichtigkeit. Die Gelegenheit mussvor der Entscheidung des Gerichtes sein, ein tatschliches Wahrnehmen der Gelegenheit istallerdings nicht erforderlich, wonach Versumungsurteile rechtmig sind. Die Pflicht zurVerstndigung liegt idR bei der Richterin, es sei denn beide Parteien sind anwaltlich vertreten.Will das Gericht den Sachverhalt abweichend von den erkennbaren rechtlichen Anschauungender Parteien beurteilen, mssen diese darauf hingewiesen werden, dass fr die Rechtsansichtder Gerichts erhebliche Tatsachen bislang fehlen, sofern Hauptansprche betroffen sind. (sog.berraschungsentscheidungen)Verfahrenskonzentration: Nach Art.6 EMRK besteht ein Anspruch auf Behandlunginnerhalb angemessener Frist. Grob schuldhaft verzgerte Beweisangebote undTatsachenbehauptungen knnen zurckgewiesen werden, obwohl im Prinzip bis zum Schlussder Verhandlung neue Antrge eingebracht werden knnen. Die Beweisfhrung einer Parteikann auch auf Antrag gem. 279 befristet werden, nach Ablauf der Frist wird die Verhandlungohne den Beweis fortgesetzt. Weniger eingreifend ist eine Kostenstrafe bzw. Kostenseparation,bei der die betroffene Partei unabhngig vom Ausgang des Verfahrens dessen Kosten zu tragenhat. Die Parteien trifft eine Prozessfrderungspflicht, nach der neue Antrge die grob schuldhaftversptet eingebracht werden verbieten (Gericht kann sie zurckweisen).Zur Verfahrenskonzentration trgt auch das Neuerungsverbot im Rechtsmittelverfahren bei.Das Rechtsmittelgericht entscheidet nur auf Basis der zum Schluss der Verhandlung ersterInstanz vorliegenden Beweisantrge und Tatsachenvorbringungen. Die sogenannteEventualmaxime, die vorschreibt dass alle Prozesshandlungen bis zu einem gewissen Zeitpunktbei sonstigem Verfall vorzunehmen sind, gibt es nur im Mietrecht ber Kndigungen (33MRG), in der Oppositionsklage (35 EO) und der Impugnationsklage (36 EO).

    Typischer Gang eines ZivilprozessesEntscheidet sich auch danach, ob es in dem Verfahren um Geldforderungen bis 75.000,- geht.Solche sind nmlich im Mahnverfahren einzuklagen.Mahnverfahren: Mahnklage Zahlungsbefehl Einspruch vorbereitende Tagsatzung Sonstige Verfahren: Klage Auftrag zur Klagebeantwortung Versumungsurteil oder Klagebeantwortung vorbereitende Tagsatzung

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  • Die vorbereitende Tagsatzung dient der Festlegung des Prozessprogramms und derVorbereitung. Das erstinstanzliche Verfahren endet in der Regeln mit einem Urteil (oder einemVergleich). Gegen ein Urteil kann binnen 4 Wochen Berufung eingebracht werden, dasRechtsmittelgericht entscheidet dann auf Basis der Unterlagen der ersten Instanz sowie derBerufung und Berufungsbeantwortung.

    Die ZivilgerichtsbarkeitVerwaltung und Gerichtsbarkeit sind streng zu trennen, in sterreich gilt die Gewaltentrennunggem. Art. 94 B-VG, welcher regelt dass eine Behrde nicht gleichzeitig Gericht undVerwaltungsbehrde sein darf. Auch ein Instanzenzug Gericht an Verwaltungsbehrde undumgekehrt ist nicht mglich.

    Zulssigkeit des RechtswegesDie Zulssigkeit des Rechtsweges stellt sich der Frage, ob die Rechtssache vor ein Gericht odervor eine Verwaltungsbehrde gehrt. Zivilrechtssachen gehren nach EMRK und 1 JN vor einunabhngiges Gericht. Unterschieden wird die Zulssigkeit des Rechtsweges im engeren Sinn,die Zulssigkeit des ordentlichen Rechtswegs und die Zulssigkeit des streitigen Rechtswegs.1) Zulssigkeit des Rechtswegs im engeren SinnBeschreibt die Abgrenzung zwischen Gerichten und Verwaltung. Fehlt eine eindeutigeZuweisung, ist nach der Subjektionstheorie darauf abzustellen, ob sich beide Parteiengleichberechtigt gegenberstehen, oder ob imperium einer Partei vorliegt. In ersterem Fall istein Gericht, im letzteren eine Verwaltungsbehrde zustndig. ber Kompetenzkonflikteentscheidet der VfGH.Das Vorliegen der Zulssigkeit des Rechtswegs im engeren Sinn ist eine allgemeineProzessvoraussetzung und ist von Amts wegen zu prfen. Der Mangel ist in jedem Stadium desVerfahrens wahrzunehmen und bewirkt Nichtigkeit, die nicht einmal mit rechtskrftigemAbschluss heilt. Auf Antrag der obersten Verwaltungsbehrde hat der OGH ein solchesrechtskrftiges Urteil aufzuheben und die Klage zurckzuweisen.2) Zulssigkeit des ordentlichen RechtswegsBetrifft die Frage des Gerichtstyps, also ob ein ordentliches Zivil-/Strafgericht oder einSondergericht (VfGH, Verwaltungsgericht oder Schiedsgerichte) zustndig ist. Sondergerichtehaben nur Erkenntnis- aber keine Vollstreckungsgewalt. VfGH und VwGH als Sondergerichtedes ffentlichen Rechts entscheiden ausnahmsweise ber privatrechtliche Ansprche wenn esum Ansprche gegen den Staat, die nicht durch den ordentlichen Rechtsweg oderbescheidmig am Verwaltungsweg erledigt werden knnen. Schiedsgerichte sind entwederinstitutionell oder privat auf Basis einer Schiedsvereinbarung.Bei der Frage zwischen ordentlichen und Sondergerichten des ffentlichen Rechts gelten diegleichen Regeln wie bei der Zulssigkeit des Rechtswegs im engeren Sinn (Nichtigkeit, etc.).Abgrenzung zwischen ordentlichen Gerichten und privaten Schiedsgerichten erfolgt nach den

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  • Regeln der prorogablen Unzustndigkeit (siehe unten, das Gericht kann den Mangel von Amtswegen nur bei Einlangen der Klage und spter nur bei rechtzeitiger Einrede der Beklagtenwahrnehmen und gegebenenfalls zurckweisen).3) Zulssigkeit des streitigen RechtswegsBetrifft die Unterscheidung von Verfahrenstypen, also streitigem Verfahren,Auerstreitverfahren, Exekutionsverfahren und Insolvenzverfahren. Im Zweifel ist das streitigeVerfahren anzuwenden. Das Auerstreitverfahren betrifft v.a. einvernehmliche Scheidung,Obsorge, Unterhalt, Sachwalterschaft, Erbschaft, Grundbuch und Firmenbuch sowie einiges ausdem MRG. Ob es sich um ein Auerstreitverfahren handelt hngt davon ab, ob ein Gesetz diejeweilige Rechtssache ausdrcklich/unmissverstndlich diesem zuweist. Im Zweifel kann dasGericht per anfechtbarem Beschluss darber entscheiden. Das falsche Verfahren ist bis zurRechtskraft von Amts wegen wahrzunehmen und bewirkt die Nichtigkeit.Die Abgrenzung zwischen Zivil- und Strafgerichtsbarkeit ist problemlos anhand derRechtsfolgen unterscheidbar, wobei hier die Sonderform der Privatbeteiligung imStrafverfahren zu beachten ist.

    Inlndische GerichtsbarkeitInlndische Gerichtsbarkeit ist die Befugnis der Gerichte des Staates sterreich zurUrteilsfindung in einem Fall. Dieser sind alle Personen unterworfen, die sich im Inlandaufhalten, bzw. alle Sachen, die sich im Inland befinden. In der JN wird der Begriff auch fr dieinternationale Zustndigkeit verwendet, wobei es sich bei den zwei Begriffen um verschiedeneProzessvoraussetzungen handelt.Inlndische Gerichtsbarkeit ist durch Immunitten von Personen, v.a. Diplomatinnenbeschrnkt, die diese aufgrund vlkerrechtlicher Regeln (Wiener Diplomatenkonvention, u..)genieen. Ob eine Immunitt besteht, ist vom Gericht zu beurteilen. Wird trotz Immunitt einUrteil erlassen, gibt es keine Heilung, der Mangel ist jederzeit von Amts wegen festzustellen undnach Rechtskraft ist das Urteil vom OGH auf Antrag des zustndigen Bundesministeriumsaufzuheben.

    Die ordentlichen GerichteDie Gerichtsbarkeit in brgerlichen Rechtssachen wird nach 1 JN durch die Bezirksgerichte,BG fr Handelssachen, Landesgerichte, Handelsgerichte, Oberlandesgerichte und den OGHausgebt. Nach dem ASGG zustzlich vom Arbeits- und Sozialgericht Wien. Die Gerichte sindhierarchisch organisiert. Die erste Instanz bilden Bezirksgerichte (bei Eigenzustndigkeit, v.a.Familienrecht und Mietrecht oder Wertzustndigkeit bis 10.000,-) und Landesgerichte alsGerichtshfe erster Instanz. Sie knnen aber auch als Rechtsmittelgericht die zweite Instanzdarstellen. ber den Landesgerichten sind die OLG als deren zweite Instanz und der OGH derimmer die oberste Instanz darstellt. Ein Gang vor der OGH ist aber nur sehr eingeschrnktzulssig.

    Die Gerichtsbesetzung besteht entweder aus Einzelrichterinnen oder einem Senat, wobei dieerste Instanz nur beim ASG im Senat auftritt. Im brgerlichen Recht und im Handelsrecht wird

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  • ab einem Streitwert von ber 100.000,- auf Antrag einer Partei ein 3-Richterinnen-Senat, imHandelsrecht ist eine Laiin vorgesehen. In zweiter und dritter Instanz entscheiden idR Senate(3er Senate, beim OGH 5er Senate oder 11er Senate bei Rechtsfragen grundstzlicherBedeutung), auer beim Rechtsmittelverfahren gegen Sachverstndigen/Dolmetsch-Gebhren.Im Senat zhlen alle Stimmen gleich viel, die Abstimmung verluft nach einzelnen Grnden undgeheim.Fehlerhafte Gerichtsbesetzung ist ein Nichtigkeitsgrund (477/1/2 ZPO), wobei Senat stattEinzelrichterin nicht schadet. Die Fehlbesetzung heilt, wenn sich die Parteien rgelos einlassen.Die Geschftsverteilung bei Gericht wird jeweils ein Jahr im Voraus beschlossen umBefangenheit auszuschlieen und Unabhngigkeit zu sichern. Die Verteilung erfolgt nachobjektiven Kriterien.Die Unparteilichkeit der Richterin gegenber den Parteien ist eine wesentliche Voraussetzungfr den Rechtsstaat. Ausschlieungsgrnde nach 20 JN stellen eine unwiderleglicheVermutung der beeintrchtigten Objektivitt der Richterin dar. Sie sind jederzeit und von Amtswegen wahrzunehmen, auch noch im Rechtsmittelverfahren und sogar nach Rechtskraft perNichtigkeitsklage. Unbefangenheit kann abgesehen davon nur durch zureichende Grndemoniert werden und ist einzeln zu prfen.

    Ausschlieungsgrndefinden sich in 20 JN bzw. 537 ZPO fr die Nichtigkeits- und Wiederaufnahmeklage und sinddort taxativ aufgezhlt:

    Richterin ist selbst Partei oder mit berechtigt/mit verpflichtet/regresspflichtig Richterin ist mit einer Partei verheiratet oder verwandt (gerader Linie, 4 Seitenlinien,

    verschwgert), inkl. Adoptivverhltnis oder Pflegekindschaft Richterin ist oder war Bevollmchtigte einer der Parteien Richterin hat bereits in einer niedrigeren Instanz an der Entscheidung mitgewirkt

    Befangenheitsgrndesind dazu im Gegenteil nicht taxativ aufgelistet. Es muss sich aus den Umstnden ergeben, dassdie Unbefangenheit in Zweifel zu ziehen ist, wie beispielsweise aufgrund vonFeindschaft/Freundschaft der Richterin oder unsachlichen persnlichen Bemerkungen, sowieAbgabe von Prognosen ber den Ausgang gegenber Dritten. Bei der Prfung ist ein sehrstrenger Mastab anzulegen, denn bereits der Anschein der Befangenheit gengt fr dieAblehnung. Bei Selbstanzeige der Richterin wird idR Befangenheit angenommen.

    AblehnungsverfahrenWenn eine Richterin ausgeschlossen ist, oder ein Grund besteht, die Unbefangenheit in Zweifelzu ziehen, kann eine Partei sie ablehnen gem. 19 JN. Die betroffene Richterin hat sich zuuern , die antragsstellende Partei muss den Ablehnungsantrag glaubhaft, d.h. berwiegendwahrscheinlich machen. ber die Ablehnung entscheidet im BG die Gerichtsvorsteherin, berderen Ablehnung ein besonderer Senat der bergeordneten Gerichtshofs. ber die Ablehnungeiner Richterin eines Gerichtshofs entscheidet ein Senat in diesem. Die Verhandlung dazu ist

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  • nichtffentlich und endet mit Beschluss. Gegen Stattgabe ist kein Rechtsmittel, gegenAbweisung ein Rekurs mglich. Bei erfolgreicher Ablehnung wird die Sache einer anderenRichterin berwiesen.

    Zustndigkeitsordnungist die Frage, vor welches inlndische Zivilgericht der Rechtsstreit gehrt. Dazu gehren diertliche Zustndigkeit (Wohnsitz/Sitz der Beklagten), sachliche Zustndigkeit (Eigen- oderWertzustndigkeit), individuelle Zustndigkeit (konkrete Zuteilung ex lege), funktionelleZustndigkeit (Klage oder Rechtsmittel) sowie die internationale Zustndigkeit(Auslandsberhrung). Diese Zustndigkeitsregeln knnen zwingend sein oder eineprivatautonome Abweichung gestatten, eine sogenannte Prorogation.

    Internationale Zustndigkeitregelt die Flle mit Auslandsberhrung, also ob eine Rechtssache damit vor einem inlndischenGericht entschieden werden darf. Die internationale Zustndigkeit sterreichs ist jedenfallsdann gegeben, wenn sie in einer vlkerrechtlichen, unionsrechtlichen oder innerstaatlichenNorm ausdrcklich angeordnet ist. Beachtlich und relevant ist hier allen voran die EuGVVO. Dieinternationalen bereinkommen und das Unionsrecht gehen dem nationalen Recht vor undverdrngen sterreichische Bestimmungen.Die erste Frage zur Bestimmung der Zustndigkeit ist daher, ob die EuGVVO, die Brssel IIa-VOoder das LGV anwendbar sind. Ist dies nicht der Fall, ist auf die Verweise der JN zu achten,nach denen die internationale Zustndigkeit vom Vorliegen eines Anknpfungspunktes abhngt(im Personen- und Familienrecht ist dies meist die Staatsbrgerinnenschaft oder dergewhnliche Aufenthalt). Wenn sich weder im Vlkerrecht, noch im Unionsrecht odernationalen Recht eine Verweisung, tritt 27a JN ein, nach der sich die internationaleZustndigkeit nach der rtlichen Zustndigkeit richtet.Ist zwar die internationale Zustndigkeit gegeben, aber die rtliche Zustndigkeit unklar, hatder OGH ein Gericht zuzuweisen (sogenannte Ordination 28 JN). Dies kann eintreten, wennsterreich aufgrund eines vlkerrechtlichen Vertrages zur Ausbung der Gerichtsbarkeitverpflichtet ist, wenn die Rechtsverfolgung im Ausland unzumutbar ist oder wenn die Parteienzwar die Zustndigkeit sterreichs aber nicht eines konkreten Gerichts festgelegt haben.

    Prfung der internationalen Zustndigkeit1. Prfung nach autonom sterreichischem Recht:2. Fehlen der internationalen Zustndigkeit ist vom Gericht jederzeit von Amts wegen

    wahrzunehmen, die Klage ist dann zurckzuweisen, sofern die Unzustndigkeit nochnicht nach 104 JN (Einlassen) geheilt ist. Diese Heilung wird zwischen prorogabel(durch Parteienvereinbarung abnderbar; nicht mglich in Bestandssachen, Streitsber unbewegliche Sachen sowie Verbands- und Gesellschaftssachen) und unprorogabelunterschiedlich behandelt. Prorogable internationale Unzustndigkeit heilt durch

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  • mndliches Vorbringen ohne Einrede der Unzustndigkeit. UnprorogableUnzustndigkeit heilt erst mit Rechtskraft der Entscheidung.

    3. Prfung nach EuGVVO/LGV4. Unterliegt ein Fall der EuGVVO oder der LGV, ist die Klage bei Prfung in limine litis

    wegen Unzustndigkeit nur dann zurckzuweisen, wenn ein anderer Mitgliedsstaat nachArt. 22 (dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen, Bestand, ffentliche Register)zwangszustndig ist. Unzustndigkeit heilt durch rgelose Einlassung. Lsst sich dieBeklagte nicht ein, hat das Gericht von Amts wegen die internationale Zustndigkeit zuprfen und eine Unzustndigkeit aufzugreifen oder ein Versumungsurteil zu erlassen.

    Internationale Zustndigkeit nach EuGVVO, LGV und Brssel IIaEuGVVO und LGV finden auf Zivil- und Handelssachen ohne Rcksicht auf die VerfahrensartAnwendung. Ausgenommen sind: Personenstandsangelegenheiten, Erbrecht, Insolvenzrecht,Sozialversicherung und die Schiedsgerichtsbarkeit. Die Brssel IIa-VO betrifft Ehesachen unddas Eltern-Kind Verhltnis wie Obsorge und Besuch.Anwendbar sind alle aber nur, wenn Auslandsberhrung vorliegt und die Beklagte ihrenWohnsitz/Sitz in einem Mitgliedsstaat hat. Personen mit Wohnsitz/Sitz in einem Drittstaat sindidR nicht erfasst, es zhlt das dortige nationale Recht. Oft ist darin der exorbitanteGerichtsstand geregelt, die eine gerichtliche Zustndigkeit ohne Nahebeziehung zu dem Staatbegrndet (z.B. der franzsische Code civil).Ausnahmen der Regelung dass EuGVVO und LGV nur bei (Wohn-)Sitz im Mitgliedslandanwendbar sind, finden sich bei den Zwangszustndigkeiten, bei denen ein mageblicherAnknpfungspunkt gengt und bei Vereinbarungen ber die Zustndigkeit.Die Brssel IIa-VO ist anwendbar, wenn eine Ehegattin den gewhnlichen Aufenthalt oder dieStaatsbrgerinnenschaft eines Mitgliedsstaates hat.

    In der EuGVVO und der LGV wird zwischen allgemeinem Gerichtsstand (Wohnsitz derBeklagten) und Wahlgerichtsstnden (besondere Zustndigkeiten) unterschieden. Zustzlichgibt es besondere Zustndigkeiten fr bestimmte Verfahrensgegenstnde wieVersicherungssachen, Verbraucherinnensachen und Arbeitsvertrge sowie ausschlielicheZustndigkeiten (Zwangszustndigkeiten) die den anderen Bestimmungen vorgehen und keineabweichende Gerichtsstandsvereinbarungen oder Heilungen zulassen. Um Kompetenzkonfliktezu vermeiden, gilt das Zuvorkommensprinzip, wobei die Identitt der Streitsache sehr weitdefiniert wird (nur Kernpunkt muss bereinstimmen).In der Brssel IIa-VO stehen 7 Zustndigkeitsgrnde nach Art 3/1 gleichrangig alternativnebeneinander, wobei der zentrale Anknpfungspunkt der gewhnliche Aufenthalt ist.

    Sachliche ZustndigkeitIst die Zustndigkeit einer Rechtssache zu einem bestimmten Gerichtstyp. D.h. dieUnterscheidung zwischen allgemeiner Gerichtsbarkeit (allgemeine BG/LG) undKausalgerichtsbarkeit (Handelsgerichte nach 51 JN, ASG nach 65 ASGG) auf der einen Seite

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  • und die Unterscheidung der beiden Gerichtstypen erster Instanz (BG, LG; Abgrenzung nachWert- und Eigenzustndigkeit, letztere geht vor) auf der anderen Seite.Wird eine Klage beim falschen Gericht eingebracht und nach a limine litis Prfungzurckgewiesen, besteht die Mglichkeit auf berweisung an das sachlich zustndige Gerichtauf Antrag der Klgerin nach 230a ZPO.Bezirksgerichte sind zustndig fr Streitsachen unter 10.000,- und fr alle Streitsachenunabhngig vom Streitwert nach 49/2 JN, also v.a. Miete, Familienrecht, Besitzstrung,Bestand an unbeweglichen Sachen.Landesgerichte sind fr alle anderen Sachen zustndig, sowie aufgrund vonEigenzustndigkeit fr Amtshaftung, Atomhaftung und Schadenersatz nach demBundesvergabegesetz.Handelsgerichte kennen ebenfalls eine Wertzustndigkeitsgrenze und Eigenzustndigkeit.Arbeits- und Sozialgerichte haben die Angelegenheiten der 50,65 ASGG zu verhandeln.

    StreitwertberechnungIst relevant fr:

    sachliche Zustndigkeit die Zulssigkeit von Rechtsmitteln und des Mahnverfahrens fr die Frage, ob Anwltinnenpflicht besteht die Grundlage der Berechnung der Verfahrenskosten

    Mageblicher Zeitpunkt fr die Streitwertberechnung ist die Klageeinbringung. Spterenderungen ndern die Zustndigkeit nicht (perpetuatio fori 29 JN), es sei denn dasKlagebegehren beim Bezirksgericht wird auf ber 10.000,- ausgedehnt, was nur mitZustimmung der Beklagten zulssig ist.Ist der Streitgegenstand in Geld, ist es auch zugleich auch der Streitwert. Relevant ist dafr nurdie Hauptforderung, nicht aber Nebengebhren. Mehrere Forderungen sind zu addieren, sofernsie in einem tatschlichen oder rechtlichen Zusammenhang stehen. Bei wiederkehrendenLeistungen wird ein vielfaches der Jahresleistung als Streitwert angenommen.Ein Streitgegenstand der nicht in Geld besteht ist von der Klgerin zu bewerten und wirdwidrigenfalls mit 5.000,- angesetzt (56/2 JN). Das Gericht ist an diese Bewertung gebunden.Wurde aber durch bermige Bewertung die Zustndigkeit des LG oder eines Senates erwirkt,besteht eine berprfungsmglichkeit (60 JN). Die Beklagte kann jedenfalls den Streitwert alszu hoch/niedrig bemngeln, das Gericht hat daraufhin unanfechtbar eine Bewertungvorzunehmen, was nur auf die Hhe des Rechtsanwltinnenhonorars Einfluss hat.

    rtliche Zustndigkeit - GerichtsstandBetrifft die Zustndigkeit eines Gerichtes unter gleichrangigen Gerichten fr eine bestimmteRechtssache. Die JN kennt allgemeine und besondere Gerichtsstnde, ersterer sichert dieBelangbarkeit jeder Person an ihrem Wohnort oder gewhnlichen Aufenthalt. Die besonderenGerichtsstnde teilen sich in ausschlieliche Gerichtsstnde (d.h. der allgemeine Gerichtsstanddarf nicht angewandt werden) und Wahlgerichtsstnde, die gewhlt werden knnen.

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  • Allgemeiner GerichtsstandIst nach 65 JN derjenige, bei dem Klagen beim sachlich zustndigen Gericht anzubringen sindund definiert sich nach Wohnsitz oder gewhnlichem Aufenthalt. Wohnsitz ist der Ort an demsich eine Person in der Absicht niedergelassen hat, dort ihren bleibenden Aufenthalt zu nehmen(freiwillige Absicht + tatschlicher Aufenthalt). Der Aufenthalt richtet sich dagegen nur nachden tatschlichen Umstnden, also der krperlichen Anwesenheit unabhngig von Absicht,Erlaubtheit oder Freiwilligkeit. Bei mehreren Wohnsitzen/Aufenthaltsorten kann die Klgerinwhlen. Fr Kinder gilt der Gerichtsstand der gesetzlichen Vertreterin. Fr juristische Personengilt der Sitz. Fr Personen die keinen Wohnsitz haben gilt der Ort des Aufenthaltes.

    Besondere Gerichtsstndesind entweder ausschlieliche oder Wahlgerichtsstnde. Ausschlieliche Gerichtsstnde knnenGroteils ebenfalls durch Gerichtsstandsvereinbarung ausgeschlossen werden. Ist dies nichtmglich, spricht man von Zwangsgerichtsstnden.Ausschlieliche Gerichtsstnde ist z.B. fr Streitigkeiten in Ehesachen das Gericht desgemeinsamen gewhnlichen Aufenthalts.Zwangsgerichtsstnde sind beispielsweise Gerichtsstnde ber Gesellschaftsstreitigkeiten.Wahlgerichtsstnde sind in 86a bis 101 JN geregelt wie beispielsweise der Gerichtsstand desErfllungsortes oder der Streitgenossinnenschaft.

    DelegationIst die bertragung einer Rechtssache vom zustndigen Gericht auf ein anderes Gericht gleicherGattung durch gerichtliche Verfgung des angerufenen (Zustndigkeitsbertragung) oder einesbergeordneten (Delegation im engeren Sinne) Gerichts.Delegation im engeren Sinne ist die notwendige Delegation (30 JN) wegen Ausgeschlossenheitoder Befangenheit der Richterinnen durch das bergeordnete Gericht, sowie zweckmigeDelegation (31 JN) durch den Antrag einer Partei aufgrund einer mglichen Erleichterung desVerfahrensablaufes. Dafr ist das OLG innerhalb der Sprengel und der OGH innerhalbsterreichs zustndig.Zustndigkeitsbertragung ist durch bereinstimmenden Parteienantrag sptestens zu Beginnder mndlichen Streitverhandlung mglich. Das Zielgericht muss gleicher Art sein und darfdiese nachtrgliche Prorogation nicht ablehnen. Bei gleichartigen Schadenersatzprozessen ausdem selben Sachverhalt, kann dies auch von Amts wegen vorgenommen werden. Derbertragungsbeschluss ist anfechtbar.

    Zustndigkeitsvereinbarung Prorogation 104 JNParteien haben die Mglichkeit eine Zustndigkeitsvereinbarung ber die internationale,sachliche und rtliche Zustndigkeit zu schlieen (prorogatio fori). Diese muss sich allerdingsauf eine bestimmte Rechtssache oder ein Rechtsverhltnis beziehen. Eine Vereinbarung kann

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  • auch blo bestimmte Gerichtsstnde ausschlieen, solange dies nicht jeglichen inlndischenGerichtsstand betrifft. Formzwang besteht nicht, allerdings muss bei einem Bestreiten eineUrkunde vorgewiesen werden.Vereinbarung ber rtliche Zustndigkeit ist jedenfalls zulssig, solange diese nicht expressisverbis vom Gesetz ausgeschlossen wird (Zwangsgerichtsstnde wie Gesellschaftsklagen).Vereinbarungen ber die sachliche Zustndigkeit sind stark eingeschrnkt. Sie sind nur mglichbeim Wechsel vom Landesgericht auf Bezirksgericht aufgrund von Wertzustndigkeit.Funktionelle Zustndigkeit kann gar nicht Teil einer Zustndigkeitsvereinbarung sein.

    Zustndigkeitsprfung und Folgen von UnzustndigkeitSachliche und rtliche Zustndigkeit sind Prozessvoraussetzungen, ein Fehlen ist aber meistheilbar.Gerichte haben ihre Zustndigkeit bereits in limine litis zu prfen und bei Unzustndigkeit perBeschluss zurckzuweisen. Eine berweisung von Amts wegen gibt es nur im Auerstreit-,Exekutions- und Insolvenzverfahren und beim ASG. Nach Erlassung des Zahlungsbefehls oderder Anberaumung der ersten Verhandlung bzw. dem Auftrag der Klagebeantwortung ist eineamtswegige Wahrnehmung der Unzustndigkeit nur noch bei der unzulssigen Prorogationmglich. Die prorogable Unzustndigkeit kann dann nur noch aufgrund der rechtzeitigenEinrede der Beklagten wahrgenommen werden. Diese ist bei der ersten Gelegenheit zu geben(Klagebeantwortung, Einspruch gegen Zahlungsbefehl, zu Beginn der vorbereitendenTagsatzung).Wurde die prorogable Unzustndigkeit weder durch das Gericht noch die Beklagtewahrgenommen ist sie geheilt und kann nicht mehr beanstandet werden. Die Einlassung durchdie Beklagte lsst die Unzustndigkeit allerdings nur dann heilen, wenn sie anwaltlich/notariellvertreten ist oder von der Richterin ber die Folgen aufgeklrt wurde.Um die Konsequenzen einer Klagezurckweisung (v.a. Verjhrung und Kosten) bei Einreichungam unzustndigen Gericht zu verhindern, kann von der Klgerin ein berweisungsantrag an einnicht offenbar unzustndiges Gericht gestellt werden (261/6, 230a ZPO). Dazu ist ein Antragbinnen 14 Tagen ab Zustellung des Zurckweisungsbeschlusses ntig. Das Gericht hebt dannden Zurckweisungsbeschluss auf und verweist die Klage. Gegen die Zurckweisung kannalternativ auch Rekurs erhoben werden, falls die Zurckweisung als zu Unrecht angesehen wird.Die berweisung erfolgt nach 261/6 ZPO bei Unzustndigkeitseinrede der Beklagten. Derdarauf folgende berweisungsbeschluss ist auer im Kostenpunkt nicht anfechtbar, das dannzustndige Gericht darf nicht mehr zurck verweisen.Im Rechtsmittelverfahren kann die prorogable Unzustndigkeit nur noch aufgegriffen werden,wenn die Unzustndigkeitseinrede rechtzeitig erhoben wurde und mit dem Rechtsmittel dieEntscheidung ber diese Unzustndigkeit bekmpft wird.

    Entscheidung ber ZustndigkeitBei der in limine litis Prfung hat das Gericht von den Angaben der Klgerin auszugehen. BeimVerdacht auf unprorogable Zustndigkeit oder amtsbekannt falschen Tatsachen sind diese vom

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  • Gericht zu erheben. Bei der Zustndigkeitsprfung nach einer rechtzeitigen Einrede ist auf alleTatsachen einzugehen, die mit der Einrede vorgebracht werden.Mageblicher Zeitpunkt fr die Beurteilung sind die Verhltnisse zum Zeitpunkt derKlagseinbringung, sodass eine nachtrgliche nderung unerheblich ist (perpetuatio fori). BeiPrfung whrend des Verfahrens kann die Klage allerdings nicht zurckgewiesen werden, wenninzwischen die Zustndigkeitsvoraussetzungen eingetreten sind.Entscheidung ber die Zustndigkeit erfolgt mit einem Beschluss. Dieser kann nur dannselbstndig angefochten werden, wenn die Verhandlung abgesondert erfolgte. Sonst kann nurgemeinsam mit der Entscheidung in der Hauptsache angefochten werden.Kompetenzkonflikte werden vom gemeinsam bergeordneten Gericht entschieden.

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  • ProzessparteienPartei ist, wer eine Klage einreicht oder als Gegnerin in Anspruch genommen wird. DieParteienstellung hngt von der formellen Bezeichnung ab. Steht der Anspruch nicht derKlgerin zu, liegt mangelnde Aktivlegitimation vor, steht er nicht gegen die Beklagte zu, fehlt esan Passivlegitimation. Die Klage ist dann als unbegrndet abzuweisen.Parteien mssen in der Klage mit Vornamen, Nachnamen, Beschftigung, Wohnort undParteistellung individuell bezeichnet werden (226, 75 ZPO). Das Risiko der Bezeichnung trgtjedenfalls die Klgerin. Wird die Partei unrichtig bezeichnet, hngt es von der Art derBezeichnung ab, was geschieht. Eine unrichtige Parteienbezeichnung, die dennoch klarverstndlich ist kann in jeder Lage der Verfahrens, auch noch im Rechtsmittelverfahren aufAntrag und sogar von Amts wegen berichtigt werden. Bei Zustellung an die falsche Person wirddiese nur dann Partei, wenn sie nach dem Inhalt der Klage als Partei gemein sein knnte. Ist dasder Fall und sie erscheint nicht vor Gericht, kann ein Versumungsurteil ergehen. Kann diePerson nicht gemeint sein, passiert gar nichts.

    ProzessstandschaftEs ist mglich, bewusst im eigenen Namen ber fremdes Recht zu prozessieren. Dies wirdProzessstandschaft genannt und ist nach herrschender Meinung nur aufgrund des Gesetzes undnicht aufgrund einer Vereinbarung mglich. Wird die Klagebefugnis im eigenen Namen ausfremden Recht aus dem Gesetz abgeleitet, heit gesetzliche Prozessstandschaft. Wird dies einemOrgan bertragen, ist dies die Amtspartei. In sterreich tritt die Insolvenzverwalterin alsgesetzliche Vertreterin der Schuldnerin auf, allerdings nur im Bezug auf das Insolvenzvermgen.hnlich auch die Zwangsverwalterin und die berweisungsglubigerin.Sammelklagen gibt es in dem Sinn in der ZPO nicht, da sie leicht mit dem Anspruch aufrechtliches Gehr in Konflikt sind.

    Parteimehrheit - StreitgenossenschaftEine Streitgenossenschaft liegt vor, wenn mehrere Personen klagen (aktive S.) oder geklagtwerden (passive S.). Bei der einfachen Streitgenossenschaft werden mehrere Ansprche ineinem Prozess zusammengefasst, es bedarf aber keiner einheitlichen Entscheidung gegen allePersonen, sie kann auch unterschiedlich ausfallen. Bei der einheitlichen Streitpartei ist dasUrteil hingegen gegen alle Personen das gleiche.Die einfache Streitgenossenschaft (11 ZPO) wird ihrerseits noch einmal unterteilt in:

    Materielle Streitgenossenschaft Rechtsgemeinschaft bezglich eines Streitgegenstandes (zB Miteigentum)

    Recht/Pflicht aus dem selben Rechtsgrund (zB mehrere SchdigerInnen)

    Solidarische Haftung Formelle Streitgenossenschaft

    Zusammenfassung ZGV April 2014

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  • liegt vor, wenn gleichartige auf im wesentlichen gleichen Grnden beruhendeAnsprche/Verpflichtungen Streitgegenstand sind und das Gericht fr alleParteien zustndig ist. (z.B. Klage auf Entgelt mehrerer Arbeitnehmerinnen)

    Materielle Streitgenossenschaft schafft einen gemeinsamen Gerichtsstand, formelleStreitgenossenschaft erfordert ihn.

    Wirkung von StreitgenossenschaftenBei der einfachen Streitgenossenschaft fhrt jede Person fr sich selbst den Prozess,Handlungen wirken also nur fr sich selbst (z.B. Anerkennen, Verzichten, etc.). Einheitlich istbei der einfachen Streitgenossenschaft nur die Verfahrensgestaltung.Bei der einheitlichen Streitpartei hingegen wirken Handlungen einer Person fr alle Beteiligten,das Urteil lautet ber alle Personen gleich. Fr Handlungen ist allerdings Einstimmigkeiterforderlich, bei widersprchlichen Haltungen wird auf den hnlichsten Prozessstandpunktreduziert (Richtung Mehrheitsprinzip).

    Parteiwechsel und ParteibeitrittParteiwechselist der Eintritt einer neuen Person in einen Prozess anstelle einer ausscheidenden. Die neuePerson ist an Anerkenntnisse, Verzichte und dergleichen der alten Partei gebunden. DerParteiwechsel ist stark beschrnkt und nur mglich, wenn die ZPO es explizit zulsst.Beim Tod einer Partei tritt zuerst der ruhende Nachlass und danach die Erbin in den Prozessein, die Parteienbezeichnung wird von Amts wegen berichtigt. Anders, wenn die verstorbenePartei durch eine Prozessbevollmchtigte vertreten war, da die Vollmacht durch den Tod nichterlischt, der Prozess also normal fortgefhrt wird. Fehlte die Vertretung wird der Prozess ex legeunterbrochen, bis Erbin oder Verlassenschaftskuratorin einsteigen knnen. Dem Todgleichzuhalten ist der Untergang einer juristischen Person. In Sozialrechtsverfahren wirdebenfalls unterbrochen, zur Aufnahme sind v.a. nahe Angehrige berechtigt.Bei Insolvenzerffnung werden alle anhngigen vermgensrechtlichen Streitigkeitenunterbrochen, eine Wiederaufnahme kann durch Insolvenzverwalterin, Streitgenossin oder derGegnerin erfolgen. An Stelle der Schuldnerin tritt die Insolvenzverwalterin fr dieInsolvenzmasse.Das Ersetzen der zu unrecht Klagenden/Beklagten mit der sachlegitimierten = richtigen Parteiist nicht zulssig, da sie nicht Rechtsnachfolgerinnen sind!Parteibeitrittist der Eintritt einer zustzlichen Partei, ohne dass jemand ausgetauscht werden soll. In der ZPOist dabei nur der Eintritt der streitgenssischen Nebenintervenientin erfasst.

    NebeninterventionIn der Regel ist ein Prozess nur die beteiligten Parteien relevant, da nur sie die Rechtsfolgentreffen. Werden aber die Rechtssphren anderer Personen berhrt, haben diese Dritten dieMglichkeit, sich am Prozess als Nebenintervenientinnen zu beteiligen. Sie untersttzen dann,

    Zusammenfassung ZGV April 2014

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  • ohne selbst Partei zu sein jene Partei an deren Obsiegen sie ein rechtliches Interesse haben. MitZustimmung der Gegnerin kann die Nebenintervenientin auch an Stelle der Hauptparteieintreten.Beruht das Interesse der Dritten ausschlielich auf (mittelbar) rechtlichem Interesse, ist es eineeinfache Nebenintervention. Erstreckt sich aber die Wirkung des Urteils direkt (unmittelbar)auf die Nebenintervenientin, handelt es sich um eine streitgenssische Nebenintervention.Der Beitritt kann spontan erfolgen, oder veranlasst werden. Die Streitgenossin kann auch dieSeite wechseln.

    Voraussetzungist ein anhngiger Rechtsstreit, d.h. die Klage muss bereits an die Beklagte zugestellt sein unddie Eintretende darf nicht Partei sein. Auerdem muss sie partei- und prozessfhig sein.Das rechtliche Interesse ergibt sich aus mittelbaren (einfache Nebenintervention) oderunmittelbaren Eingriffen (streitgenssische Nebenintervention) die privatrechtlichen oderffentlich-rechtlichen Verhltnisse der Person. Das Interesse ergibt sich oft daraus dass sich jenach Ausgang die Rechtslage der Dritten verbessert oder verschlechtert. Blo wirtschaftlichesInteresse reicht allerdings nicht aus.

    Beitritterfolgt durch Abgabe der Beitrittserklrung ans Gericht, wobei das Interesse am Obsiegen derHauptpartei dargelegt werden muss. Das Gesuch wird nach einer Prfung an die Parteienzugestellt und damit der Beitritt wirksam. Ein Beschluss ist blo fr die Zurckweisungerforderlich. Beide Parteien knnen einen Antrag auf Zurckweisung der Nebeninterventionstellen (bis sie sich in Kenntnis auf den Prozess einlassen). Der Antrag ist in einemZwischenverfahren zu behandeln, bei dem die Antragstellerin und die NebenintervenientinParteien sind. Dabei wird das rechtliche Interesse geprft, das Gericht entscheidet mitanfechtbarem Beschluss.

    Prozessuale StellungEinfache Nebenintervenientinnen drfen keine Sachdispositionen vornehmen und auch nichtder Hauptpartei widersprechen. Sie knnen allerdings Sumnisse dieser verhindern und auchalleine ein Rechtsmittel erheben (Frist nach eigener Zustellung). EinfacheNebenintervenientinnen sind als Zeuginnen zu vernehmen, nicht als Partei. Sie haben Anspruchauf Kostenersatz bei Obsiegen, aber keine Verpflichtung auf Kostenersatz bei Unterliegen derHauptpartei.Streitgenssische Nebenintervenientinnen kommt die Stellung von Streitgenossinnen zu (20ZPO), sie werden also gleichberechtigt mit der Hauptpartei und sind auch als Partei zuvernehmen. Von ihnen eingebrachte Rechtsmittel drfen von der Hauptpartei nicht alleinezurckgezogen werden, es trifft sie aber Kostenersatzpflicht im Falle einer Niederlage.Nach dem MRG ist die Hauptmieterin verpflichtet, im Falle eines Kndigungs-/Rumungsverfahrens der Vermieterin, ihrerseits der Untermieterin den Streit zu verknden.Diese kann danach als Nebenintervenientin dem Streit beitreten, ist dann aber nur einfache

    Zusammenfassung ZGV April 2014

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  • Nebenintervenientin, da es kein Vertragsverhltnis zwischen Untermieterin und Vermieteringibt.

    Hauptinterventionist das Einschreiten einer Dritten gegen beide Parteien eines bereits streitanhngigenRechtsstreits, der Gegenstand dessen wird mit einer selbstndigen Klage in Anspruchgenommen. Die Klage ist am Wahlgerichtsstand des Hauptprozesses zu behandeln. BeideParteien des Hauptprozesses sind gesetzliche (einfache materielle) Streitgenossinnen. DasKlagebegehren und damit auch das Urteil ist meist gegen beide Parteien unterschiedlich.

    StreitverkndungStreitverkndung ist die formelle Benachrichtigung einer Dritten vom Prozess mit dem Zweckdiese Person zur Hilfeleistung im Prozess oder Beitritt als Nebenintervenientin aufzufordern.Die Pflicht zur Streitverkndung ist in diversen Gesetzen vorgesehen, ihre Verletzung hatallerdings nur materiellrechtliche Wirkungen (meist Regress).Die Verkndung erfolgt durch einen Schriftsatz, der durch das Gericht zugestellt wird (Inhalt:Lage des Rechtsstreits, Grund der Verkndung). Es erwchst keine Beitrittsverpflichtung.Wurde der Streit verkndet und es erfolgt kein Beitritt, so drfen in Folgeprozessen keineEinreden erhoben werden, die den Entscheidungen des Vorprozesses widersprechen(Bindungswirkung).

    AuktorinnenbenennungIst in der Praxis sehr selten. Sie bewirkt einen gewillkrten Parteiwechsel und ist nur zulssig,wenn die Beklagte als Besitzerin einer Sache oder eines dinglichen Rechts belangt wird, aberdiese es im Namen einer Dritten besitzt. Die Benennung erfolgt schriftlich sofort nachKlagezustellung bei Gericht.

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  • Parteifhigkeit und ProzessfhigkeitParteifhigkeit ist die Frage wer Partei sein kann und ergibt sich aus der Rechtsfhigkeit nachABGB, also allen natrlichen und juristischen Personen, aber auch OG, KG, WEG und derruhende Nachlass. Sonderfall ist die Insolvenzmasse und das Vermgen einer aufgelstenjuristischen Person sowie bestimmte Organe der Arbeitnehmerinnenschaft.Prozessfhigkeit definiert sich nach 1 ZPO danach, ob eine Person selbstndig gltigeVerpflichtungen eingehen kann. Dies betrifft daher nur natrliche volljhrige Personen mitvoller Geschftsfhigkeit, bzw. minderjhrige oder besachwaltete Personen im Rahmen ihrerGeschftsfhigkeit. Die Prozesshandlungen knnen selbst oder natrlich auch durch eine selbstgewhlte Vertreterin erfolgen. Von der Prozessfhigkeit unabhngig ist diePostulationsfhigkeit, d.h. die Fhigkeit in eigener Person wirksame Prozesshandlungenvornehmen zu knnen (siehe auch: Anwltinnenpflicht). Prozessunfhig ist auch dieSchuldnerin whrend des Insolvenzverfahrens bezglich aller das Massevermgen betreffendenProzesse Prozessunfhige Personen werden durch ihre gesetzlichen Vertreterinnen (Eltern,Sachwalterin) oder durch ihre Organe vertreten. Das Handeln von Eltern bedarf unterUmstnden der Zustimmung des Pflegschaftsgerichts.Mngel in Partei- oder Prozessfhigkeit werden gleichermaen nach den ZPO Regeln frProzessunfhigkeit behandelt. Es sind Prozessvoraussetzungen, deren Fehlen jederzeit und vonAmts wegen aufzugreifen ist. Fehlen ist ein Nichtigkeitsgrund. Das Gericht hat jedenfalls einenHeilungsversuch zu unternehmen (wenn beispielsweise nur die Parteienbezeichnung falsch ist).Ebenso ist bei Verdacht auf Prozessunfhigkeit das Pflegschaftsgericht fr einSachwalterschaftsverfahren zu verstndigen (6a ZPO). Wegfall der Parteifhigkeit fhrt nichtzur Zurckweisung der Klage, da idR Gesamtrechtsnachfolge vorliegt.Im Verfahren mit Gegenstand der Prozessfhigkeit oder Parteifhigkeit ist die betroffene Personjedenfalls prozess- und parteifhig.

    Zusammenfassung ZGV April 2014

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  • Postulationsfhigkeit und VertretungPostulationsfhigkeit ist die Fhigkeit vor Gericht auftreten und wirksame Prozesshandlungenvornehmen zu knnen. Parteien haben sie nicht selbst, wenn Anwltinnenpflicht besteht. Sie istkeine Prozessvoraussetzung, ein Mangel ist jederzeit von Amts wegen zu bercksichtigen,bewirkt aber nur Unwirksamkeit der zu Unrecht gesetzten Vertretungshandlungen. DasAuftreten ohne Vertretung bei einem Prozess mit Anwltinnenpflicht lst Sumnisfolgen aus.Bei schriftlichen Prozesshandlungen hat die Partei einen Verbesserungsversuch, sonst erfolgtdie Zurckweisung.Ebenfalls fehlende Postulationsfhigkeit ist es, wenn gehrlose oder stumme Personen ohneDolmetsch zur Verhandlung erscheinen.Absolute AnwltinnenpflichtVor dem Bezirksgericht wenn der Streitwert 5.000,- bersteigt, vorm Landesgericht und imRechtsmittelverfahren besteht absolute Anwltinnenpflicht, d.h. die Parteien mssen sich durcheine Anwltin vertreten lassen. Ausnahmen bestehen fr Vergleiche auch ber 5.000,-,Einsprche im Mahnverfahren und deren Zurcknahme sowie Antragstellung und Einspruch imeuropischen Mahnverfahren.Relative Anwltinnenpflichtbedeutet, dass sich eine Partei nicht vertreten lassen muss, tut sie es aber, muss die Vertretungeine Anwltin bernehmen. Relative Anwltinnenpflicht besteht bei Eigenzustndigkeit desBezirksgerichts in Streitsachen bis 5.000,- und unabhngig vom Streitwert in Ehesachen,sofern zumindest 2 Anwltinnen ihren Sitz am Gerichtsort haben.

    Gewillkrte VertretungNatrlich ist Vertretung auch in allen anderen Verfahren mglich. Verboten ist allerdings dasBeschftigen von sogenannten Winkelschreiberinnen, also gewerblich ttigen, nicht zuRechtsausknften berechtigten Personen. Hchstpersnliche Akte wie Vernehmung und Eidsind auch bei Vertretung von der Partei selbst abzulegen. Notarinnen sind vertretungsbefugt,sofern keine 2 Anwltinnen ihren Sitz im Gerichtsort haben. Wer sich in Schriftstzen nichtverstndlich ausdrcken kann, ist vom Gericht aufzufordern, sich eine Vertretung zu besorgen.Handlungen der Vertretung sind in diesem Fall gleichwertig mit Handlungen der Partei.

    Voraussetzungen, Wirkungen um Umfang der VollmachtGewillkrte Vertretung beruht auf den privatrechtlichen Vertretungsregeln (Auenverhltnis/Innenverhltnis, letzteres ist fr den Prozess bedeutungslos). Nach auen wirkt die prozessualeVollmacht der ZPO (Formalvollmacht), diese berechtigt zu:

    1. Einbringung der Klage und Vornahme aller Prozesshandlungen (inkl. Antrag auf einstweilige Verfgungen)

    2. Abgabe von Kenntnis- und Verzichtserklrungen, Abschluss von Vergleichen, Klagezurcknahmen

    3. Exekutionsfhrung4. Empfangsnahme der zu erstattenden Prozesskosten

    (2 und 3 sind durch Erklrung und bei Kenntnis der Gegnerin ausschliebar.)Zusammenfassung ZGV April 2014

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  • Die Bevollmchtigung von Rechtsanwltinnen und Notarinnen (ebenso Jugendwohlfahrtstrgerund qualifizierte Personen nach ASGG) muss nicht urkundlich nachgewiesen werden, es gengtdas Berufen auf die erteilte Vollmacht.Die Vollmacht erlischt jederzeit durch Widerruf der Auftraggeberin oder durch Kndigung derBevollmchtigten. Der Gegnerin gegenber ist die Erlschung der Vollmacht erst wirksam,wenn sie mittels Schriftsatz verstndigt wurde. Im Innenverhltnis bleibt die Bevollmchtigtenoch 2 Wochen lang berechtigt und verpflichtet fr die Vertretene zu handeln, sofern dies ntigist. Tod der Auftraggeberin beendet ein Vollmachtsverhltnis nicht, ebenso wenig der Verlustder Prozessfhigkeit. Tod der Bevollmchtigten beendet hingegen das Verhltnis.Schreitet eine Person fr die Partei ein, ohne die erforderliche Berechtigung nachweisen zuknnen, kann sie vom Gericht als einstweilig Bevollmchtigte zugelassen werden (38 ZPO). Eswird eine Frist zur Nachreichung der Vollmacht gesetzt. Verstreicht diese ungentzt, werden alleAkte als nicht vorgenommen betrachtet.Vertretungsmacht der Einschreitenden ist eine Prozessvoraussetzung, deren Fehlen jederzeitund von Amts wegen zu bercksichtigen ist. Fehlen bildet einen Nichtigkeitsgrund nach477/1/5 ZPO. Nichtigerklrung entfllt, wenn eine nachtrgliche Genehmigung erfolgte.

    Zusammenfassung ZGV April 2014

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  • Die KlageDie Klage ist der Antrag der Klgerin auf Rechtsschutz, der den Zivilprozesses einleitet. DieKlage richtet sich vor Allem an die gegnerische Partei und ist dieser zuzustellen. Mit der Klagewerden die Parteien und der Streitgegenstand bestimmt, es darf nie mehr zugesprochen werden,als in der Klage gefordert wird. Wenn Anwltinnenpflicht besteht muss die Klage von einerAnwltin unterfertigt und eingebracht werden. Rechtsanwltinnen und Notarinnen mssenKlagen elektronisch einbringen.Klagearten unterscheiden sich nach der Art des begehrten Rechtsschutzes:

    Leistungsklagen Feststellungsklagen Rechtsgestaltungsklagen

    LeistungsklageIst die hufigste Klage und richtet sich auf Verurteilung der Beklagten auf ein positives Tun (z.B.Zahlung) oder eine Duldung/Unterlassung. Die Leistungsklage enthlt einerseits das Begehrenauf Feststellung dass die Beklagte zur Leistung verpflichtet ist und das eigentlicheLeistungsbegehren, also den Auftrag zur tatschlichen Leistung.Das Leistungsurteil enthlt den Leistungsbefehl und die Feststellungswirkung, dass einAnspruch besteht.Leistungsklage im engeren Sinnrichten sich auf Verurteilung auf Erbringung einer Leistung, die zum Schluss der mndlichenVerhandlung erster Instanz fllig sein muss. Verurteilung auf knftige Leistungen ist beiUnterhalt mglich wenn Verletzungen drohen oder bereits vorfielen.Duldungsklagendienen der Duldung von Handlungen der Klgerin.Unterlassungsklagesind auf die Unterlassung einer bestimmten Handlung gerichtet. Je nachdem ob bereits eineRechtsverletzung erfolgte oder nicht handelt es sich um eine echte Unterlassungsklage, die aufneuerliches Begehen bezieht. Vorbeugende Unterlassungsklagen sind gegen eine akut drohendeErstbegehung gerichtet.

    FeststellungsklageDie Feststellungsklage geht auf die Feststellung des Bestehens oder Nicht-Bestehens einesRechtsverhltnisses oder Rechts oder Echtheit/Unechtheit einer Urkunde. Voraussetzung frdiese Klage ist ein rechtliches Interesse der Klgerin an der Feststellung und dass das Rechtfeststellbar ist.Das festzustellende Rechtsverhltnis muss dem Privat- der Zivilverfahrensrecht angehren undzwischen den Prozessparteien bestehen. Nicht feststellungsfhig sind Tatsachen (Ausnahme:Urkundenechtheit) und deren Eigenschaften, die rechtliche Qualifikation und eine abstrakteRechtsfrage sowie unklagbare Rechte. Ausnahmsweise erlaubt die Rechtsprechung dieFeststellung der Ersatzpflicht fr knftige Schden aus einem Unfall.

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor21

  • Das rechtliche Interesse ist gegeben, wenn ein aktueller Anlass zur Klrung des strittigenRechtsverhltnisses besteht, also das Bestehen von der Beklagen ernsthaft bestritten wird. Beider negativen Feststellungsklage besteht rechtliches Interesse wenn die Beklagte das strittigeRecht in Anspruch nimmt. Wirtschaftliches Interesse gengt nicht, ebenso das der Ehre, desAnsehens oder zur bloen Information.Dass Urteil auf eine Feststellungsklage enthlt keinen Leistungsbefehl und kann daher nichtvollstreckt werden. Sie ist subsidir zur Leistungsklage und darf nur angestrengt werden wenneine Leistungsklage nicht mglich wre und der Erfolg die Feststellung erbrigen wrde(Ausnahme im ASGG in Arbeitsrechtssachen). Ein Mangel an Interesse ist jederzeit imVerfahren von Amts wegen wahrzunehmen. Das rechtliche Interesse muss sptestens zumSchluss der mndlichen erstinstanzlichen Verhandlung gegeben sein, widrigenfalls ist perBeschluss zurckzuweisen (Rechtsprechung sieht es als Erfolgsvoraussetzung und weist daherdie Klage mit Urteil ab).Richterinnen nachfolgender Prozesse sind an die prjudizielle Entscheidung gebunden.Whrend eines laufenden Verfahrens ist seitens der Parteien gem. 236,259 ZPO einZwischenantrag auf urteilsmige Feststellung mglich. Dies fhrt zur Verselbstndigung derVorfrage, sodass sie mit bindender Wirkung im Urteilsspruch entschieden wird. Voraussetzungfr einen solchen Antrag sind:

    Streitanhngigkeit: erstinstanzlicher Prozess darf noch nicht geschlossen sein das festzustellende Recht muss noch strittig sein das festzustellende Recht muss fr die Entscheidung prjudiziell sein, d.h. die Klage

    muss davon abhngen die Wirkung der Feststellung muss ber den konkreten Prozess hinausreichen das Gericht muss sachlich fr den Antrag zustndig sein der Rechtsweg muss zulssig sein.

    Fehlt eine dieser Voraussetzungen ist der Antrag mit Beschluss zurckzuweisen.

    RechtsgestaltungsklageIst auf die unmittelbare Begrndung, nderung oder Aufhebung eines Rechtsverhltnisseszwischen den Parteien gerichtet (z.B. Scheidung). Es bedarf keine Vollstreckung, da dass Urteilbereits die nderung im Rechtsverhltnis bewirkt. Das Urteil wirkt konstitutiv. DieRechtsgestaltungsklage enthlt zwei Elemente: das Begehren auf Feststellung des zustehendenGestaltungsgrundes und das eigentliche Gestaltungsbegehren zur nderung. Die Klage kommtin 5 Rechtsgebieten vor:

    Vertragsrecht (Anfechtung, Aufhebung, Wandlung) Familienrecht (Ehescheidung) Gesellschaftsrecht (Auflsung, Ausschluss einer Gesellschafterin) Arbeitsrechtssachen Verfahrensrecht (Nichtigkeits- und Wiederaufnahmeklage)

    Rechtsgestaltungsklagen knnen mit ex-nunc Wirkung oder ex-tunc Wirkung erfolgen.Vollkommene Rechtsgestaltungsklagen ndern das betroffene Recht direkt, beiunvollkommenen Rechtsgestaltungsklagen bedarf es zur endgltigen nderung noch eineszustzlichen Aktes (z.B. Zivilteilung nach Auflsung).

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor22

  • KlagehufungBezeichnet das Vorliegen mehrerer Klagen in einem Prozess. Es gibt die subjektive(Streitgenossenschaft) und die objektive (mehrere Ansprche der Klgerin gegen die selbeBeklagte) Klagehufung.Mehrere Ansprche knnen in einer Klage geltend gemacht werden, wenn sie nach 55 JNzusammenzurechnen sind, also in tatschlichem oder rechtlichem Zusammenhang stehen. EineKlagehufung ist auch dann nach 227 ZPO zulssig, wenn das Gericht fr jeden Anspruchsachlich und rtlich zustndig ist und fr alle Ansprche die selbe Verfahrensart zulssig ist.Unterscheidet sich blo die Wertzustndigkeit, knnen die Verfahren verbunden und vor denGerichtshof erster Instanz gebracht werden.Sonderfall: Eheverfahren. Dabei mssen alle Ansprche aus dem Eheverhltnis beim Gerichtder Ehesache geltend gemacht werden.

    Kumulative Klagehufung: Gleichrangige nebeneinanderstehende Ansprche, Teilurteil ber fertige

    Ansprche mglich. Eventualklagenhufung

    Ein Hauptanspruch und zustzliche Ansprche fr den Fall dass erstererzurckgewiesen oder abgewiesen wird (in eventu). Auch das Eventualbegehrenbewirkt Streitanhngigkeit. Das Gericht muss immer zuerst ber denHauptanspruch entscheiden.

    Alternative Klagehufung Klgerin macht mehrere Ansprche wahlweise geltend. Dabei kann der

    Schuldnerin ein echtes Wahlrecht zustehen.

    Mehrere Rechtsstreitigkeiten knnen durch richterlichen Beschluss zu einer gemeinsamenVerhandlung und Entscheidung verbunden werden, wenn sie beim selben Gericht anhngigsind, mindestens eine Partei ident ist, die Verfahrensart die selbe ist und eine Vereinfachung,Beschleunigung oder Kostensenkung zu erwarten ist. Die Verbindung kann wieder rckgngiggemacht werden. Anordnung der Trennung und der Verbindung sind nicht anfechtbar.

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor23

  • WiderklageIst der Gegenangriff der Beklagten whrend des Verfahrens. Der Vorteil ist die Mglichkeit desWahlgerichtsstandes und die Verbindung zur gemeinsamen Verhandlung. Die Widerklage isteine selbstndige Klage gegen die Klgerin eines anhngigen Rechtsstreits zur Durchsetzungeines in engem Zusammenhang stehenden Streitgegenstandes. Sie richtet sich auf dieVerurteilung der Widerbeklagten. Die Voraussetzungen sind:

    Prozessparteien sind mit vertauschten Prozessrollen ident Hauptklage ist streitanhngig, aber die mndliche Verhandlung noch nicht geschlossen Ansprche der Widerklage sind konnex, kompensabel oder es besteht Prjuziditt Gericht der Hauptklage ist nicht unprorogabel sachlich/rtlich unzustndig.

    Hauptanwendungsfall ist das streitige Eheverfahren.Anders als die Widerklage ist die Aufrechnungseinwendung. Diese richtet sich auf Aufrechnungeiner gegen die Klgerin zustehenden Gegenforderung, weshalb die ursprngliche Klage ganzoder teilweise abzuweisen ist. Mglich ist die Geltendmachung von Gegenforderungen perWiderklage oder per Aufrechnungseinwendung. Die Aufrechnungseinwendung ist auch beiUnzustndigkeit des Gerichts hinsichtlich dieser mglich, bei einer Widerklage bedarf esZustndigkeit. Weiters darf bei der Aufrechnungseinwendung ber die Forderung nurentschieden werden, wenn die Hauptforderung zu Recht besteht und nur bis zur Hhe derHauptforderung. Ein Teilurteil ist bei der Aufrechnungseinwendung nur ber dieHauptforderung mglich und sie bewirkt alleine auch keine Streitanhngigkeit.

    Inhalt und Bestimmtheit der KlageEine Klage muss die Form- und Inhaltserfordernisse eines Schriftsatzes nach 75,226 ZPOentsprechen, also die Bezeichnung des Gerichts, der Parteien und des Streitgegenstandsenthalten. Sie muss auerdem auf ein bestimmtes Begehren gerichtet sein, die erheblichenTatsachen behaupten (Klageerzhlung) und Angaben zur sachlichen und rtlichenZustndigkeit enthalten. All dies ist der sogenannte notwendige Klageinhalt. Beweismittel frdie aufgestellten Behauptungen sind ratsam, da es ohne Beweise kein stattgebenden Urteilgeben wird. Die Klage kann auch nicht weitere Antrge enthalten, beispielsweise bezglichVerfahrenshilfe, Beweissicherung, Streitanmerkung im Grundbuch und auf einstwilligeVerfgungen.Die Klageerzhlung ist das Vorbringen und die Tatsachenbehauptung, auf die sich das Begehrensttzt, der Klagegrund. Die Erzhlung muss so gestaltet sein, dass sie schlssig ist, es muss sichalso die Subsumtion unter einen Rechtssatz daraus ableiten lassen. Gibt es keine entsprechendeNorm ist die Klage unschlssig und ist nach einer mndlichen Verhandlung abzuweisen, soferndie Schlssigkeit nicht hergestellt wird.Das Klagebegehren richtet sich auf die Fllung eines Urteils mit bestimmtem Inhalt, derHauptanspruch und Nebenansprche (Zinsen/Prozesskosten) beinhlt. Das Klagebegehrenmuss in einer Art bestimmt sein, die keine Verwechslungsgefahr zulsst und ohne weitersvollstreckbar ist. Bei Leistungsklagen ist anzugeben, was konkret und wann zu leisten, zu duldenoder zu unterlassen ist. Bei Feststellungsklagen ist anzugeben welches Recht(sverhltnis) als

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor24

  • bestehend oder nicht bestehend festgestellt werden soll und bei der Rechtsgestaltungsklagewelches Rechtsverhltnis wann und wie begrndet/gendert/aufgehoben werden soll.Fehlt ein Klagebegehren, ist der Klgerin ein Verbesserungsauftrag zu erteilen.Ein Klagebegehren ist bedingungsfeindlich Zulssig ist aber das Eventualbegehren (s.o.).Ausnahmen vom Bestimmtheitserfordernis:

    Stufenklage: Einklagen von Forderungen, deren genaue Hhe nicht bekannt sind, sichaber aus dem Prozess ergeben sollen da die Beklagte die Unterlagen hat und nichtherausgibt. Es besteht dann ein zweistufiges Klagebegehren: Manifestationsklage aufRechnungslegung oder Vermgensangabe und die Klage auf Herausgabe/Bezahlung.

    In Sozialrechtssachen eine Klage auf Leistung und Feststellung vonVersicherungszeiten der Pensionsversicherung im gesetzlichen Ausma

    KlageerhebungMit dem Einlangen einer Klage bei Gericht tritt Gerichtsanhngigkeit ein, was prozess- undmateriellrechtliche Folgen nach sich zieht. Ein Sachantrag auf Klageausdehnung whrend desVerfahrens fhrt zur Gerichtsanhngigkeit ab Geltendmachung in der mndlichen Verhandlung.Prozessrechtlich: Die im Zeitpunkt der Gerichtsanhngigkeit gegebene sachliche/rtliche/internationale Zustndigkeit des Rechtsweges bleibt auch bei spteren nderungen aufrecht(perpetuatio fori).Materiellrechtlich: Mit Klageeinbringung werden Verjhrung und Ersitzung unterbrochen,sofern die Klage gehrig fortgesetzt wird (1497 ABGB).Nach Einlangen ist die Klage durch das Gericht auf das Vorliegen der Prozessvoraussetzungen,das Nichtvorliegen von Hindernissen und die Einhaltung von Form- und Inhaltsvorschriften zuprfen:

    1. Zustndigkeitsprfung: Prfung der sachlichen und rtlichen Zustndigkeit vonAmts wegen. Das Gericht ist dabei an amtsbekannte Tatsachen und v.a. die Angaben derKlage gebunden. Bei Unzustndigkeit ist die Klage zurckzuweisen, einberweisungsantrag ist dennoch mglich.

    2. brige Prozessvoraussetzungen: wie inlndische Gerichtsbarkeit, Parteifhigkeit,Prozessfhigkeit etc. werden vom Gericht ohne Bindung an die Klage geprft, bei Zweifelkann amtswegig erhoben werden. Liegt ein Hindernis vor, oder sind dieVoraussetzungen nicht erfllt, wird die Klage mittels Beschlusses zurckgewiesen. BeimFehlen von Partei- oder Prozessfhigkeit ist allerdings ein Heilungsversuch zuunternehmen.

    3. Form- und Inhaltsvorschriften: liegt ein Formfehler (Formgebrechen) vor, der dieordnungsgeme geschftliche Behandlung hindert, ist ein Verbesserungsverfahreneinzuleiten (84,85 ZPO). Beispielsweise: Fehlen der anwltlichen oderParteienunterschrift, etc.

    ZustellungNach positiver Klageprfung hat die Richterin im Gerichtshofverfahren entweder einenZahlungsbefehl zu erlassen oder eine Erstattung einer Klagebeantwortung binnen 4 Wochenaufzutragen. Beim Bezirksgericht ist statt der Klagebeantwortung eine vorbereitende

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor25

  • Tagsatzung anzuberaumen. Die Klage ist der Beklagten mit der Post zuzustellen(Zustellnachweis, Zustellung an Ersatzempfngerin zulssig). Eine Ersatzzustellung ist nichtwirksam, wenn die Empfngerin wegen Abwesenheit von der Abgabestelle nicht rechtzeitigKenntnis erlangen konnte. Die Zustellung wird mit dem der Rckkehr an die Abgabestellefolgenden Tag wirksam. Ist die Ersatzzustellung auch nicht mglich, ist zu hinterlegen (17ZustG). Das Poststck wird dabei vom Sprengelpostamt der Abgabestelle hinterlegt. Dies ist nurzulssig, wenn es Grund zu Annahme gibt, dass die Person sich regelmig dort aufhlt. Mitdem ersten Tag der Abholfrist (2 Wochen) gilt die Sendung als zugestellt (Fiktion), auer dieEmpfngerin konnte wegen Abwesenheit von der Abgabestelle nicht rechtzeitig von derZustellung Kenntnis erlangen. Gleich durch Hinterlegung kann die Zustellung dann erfolgen,wenn eine Partei whrend des laufenden Verfahrens mitteilungslos ihre Abgabestelle ndert.Bei nicht blo vorbergehendem Aufenthalt im Ausland, ist eine inlndischeZustellungsbevollmchtigte namhaft zu machen. Personen ohne Anschrift knnen perKundmachung in der Ediktsdatei erreicht werden. Wenn die Partei eine Prozesshandlungvorzunehmen htte, ist eine Zustellkuratorin vom Gericht zu bestellen.

    StreitanhngigkeitAb ordnungsgemer Zustellung der verfahrenseinleitenden Schriftsatzes trittStreitanhngigkeit ein (232 ZPO). Ab Streitanhngigkeit ist also die Zustimmung der Beklagtenntig um die Klage dann noch abzundern, auerdem bestimmt sich der Gerichtsstand derWiderklage dadurch.Whrend der Dauer der Streitanhngigkeit darf kein zweiter Rechtsstreit ber den Gegenstandzwischen den selben Personen gefhrt werden. Streitanhngigkeit ist also eine negativeProzessvoraussetzung (Prozesshindernis). Eine zweite solche Klage wre zurckzuweisen.Identitt der Parteien ist gegeben, wenn sich dieselben Rechtssubjekte oder derenRechtsnachfolgerinnen gegenberstehen. Identitt des Anspruchs ist gegeben, wenn derStreitgegenstand derselbe ist. Eine Aufrechnungseinwendung begrndet keineStreitanhngigkeit.Streitanhngigkeit in einem anderen Vertragsstaat der EuGVVO/LGV/Brssel IIa-VO wirddurch das Prinzip des Zuvorkommens entschieden: das spter angerufene Gericht hat seinVerfahren auszusetzen, bis die Zustndigkeit feststeht (dann: ev. als unzustndig erklren).International wird die Identitt der Streitsache sehr weit gefasst und bedarf blo einerbereinstimmung im Kernpunkt, d.h. ob der selbe Lebenssachverhalt betroffen ist. Ein Prozessin einem anderen Drittstaat begrndet nur dann ein Hindernis, wenn ein entsprechenderbilateraler Vertrag besteht.

    Prfung der ProzessvoraussetzungenProzessvoraussetzungen sind Voraussetzungen damit im Prozess eine Sachentscheidung geflltwerden kann. Beim Fehlen darf keine Entscheidung in der Sache selbst erfolgen, die Sache istmit Beschluss zurckzuweisen. Es gibt positive und negative Prozessvoraussetzungen:Positive:

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor26

  • 1. ordnungsgeme Klageerhebung2. inlndische Gerichtsbarkeit3. internationale Zustndigkeit4. Zulssigkeit des Rechtsweges 5. sachliche und rtliche Zustndigkeit 6. Parteifhigkeit7. Prozessfhigkeit8. Vertretungsmacht der Einschreitenden

    2-5 sind die sogenannten gerichtsbezogenen Prozessvoraussetzungen, 6-8 sind die persnlichen.Teile der Lehre sehen auch noch dass Rechtsschutzbedrfnis als Prozessvoraussetzung.Rechtliches Interesse sieht die Rechtsprechung als Erfolgsvoraussetzung fr dieFeststellungsklage, die dann mittels Urteil abgewiesen werden kann.Negative:

    1. Streitanhngigkeit2. Rechtskraft (bereits entschiedene Rechtssache)3. Klagezurcknahme unter Anspruchsverzicht (bzw. eine solche einer frheren

    Klage)Erscheint die Klgerin nicht zur Verhandlung wird die Klage als zurckgenommen erklrt, diesist nur materiell gesehen ein Hindernis.Unterschieden werden absolute und relative Prozessvoraussetzungen. Absolute sind bis zurRechtskraft und von Amts wegen wahrzunehmen (z.B. inlndische Gerichtsbarkeit). Relativesind nur ber rechtzeitige Einrede der Beklagten aufzugreifen (z.B. sachliche, rtliche,internationale Zustndigkeit).Das Vorliegen der absoluten Prozessvoraussetzungen ist von Amts wegen und unter demUntersuchungsgrundsatz zu ermitteln. Erhebungen sind aber nur bei Anhaltspunkteneinzuleiten. Whrend des Prozesses kann mittels Prozesseinrede jederzeit durch die Beklagteder Mangel einer Prozessvoraussetzung gelten gemacht werden. ber die 239 ZPOProzesseinreden darf erst nach mndlicher Verhandlung entschieden werden. Die Anmeldungdieser Einreden erfolgt durch die Klagebeantwortung, die Verhandlung darber soll nachMglichkeit abgesondert passieren. Die abweisende Entscheidung ber die Prozesseinrede kannbei gemeinsamer Verhandlung nur gemeinsam mit der Berufung gegen das Urteil derHauptsache angefochten werden.Die Prozessvoraussetzungen mssen zum Zeitpunkt des Schlusses der mndlichen Verhandlungerster Instanz vorliegen (fr Zustndigkeit: perpetuatio fori).Die Entscheidung ber Einreden und Prozessvoraussetzungen ergeht immer als Beschluss.Fehlen einer Voraussetzung fhrt zur Zurckweisung der Klage. Beim fehlen persnlicherProzessvoraussetzungen ist zuerst ein Heilungsversuch zu unternehmen. Ein Mangel kann nichtmehr wahrgenommen werden, wenn bereits eine rechtskrftige Entscheidung ber dieProzessvoraussetzung ergangen ist, oder die ex lege Heilung eingetreten ist.

    Noch nach Rechtskraft kann allerdings der Mangel der Prozessfhigkeit undVertretung(smacht) mit Nichtigkeitsklage wahrgenommen werden.

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor27

  • Mngel wegen Immunitt und unzulssigem Rechtsweg werden mit Aufhebungsantragder obersten Verwaltungsbehrde bekmpft.

    Wurde eine bereits rechtskrftige Entscheidung bersehen, kann die Entscheidung mitWiederaufnahmeklage angefochten werden.

    Die Prfung erfolgt nach der Rangordnung:1. Ordnungsmigkeit der Klageerhebung2. Prfung der persnlichen Prozessvoraussetzungen (Parteifhigkeit, Prozessfhigkeit)3. Prfung der gerichtsbezogenen Prozessvoraussetzungen4. Prfung der den Streitgegenstand betreffenden Prozessvoraussetzungen

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor28

  • Der StreitgegenstandDer Streitgegenstand ist bedeutsam fr:

    Begrenzung des sachlichen Umfangs des Rechtsstreits Grundlage zur Beurteilung der Zulssigkeit des Rechtsweges Sachliche Zustndigkeit richtet sich oft nach dem Wert des Streitgegenstandes oder

    seiner Beschaffenheit. Klagehufung liegt nur bei Mehrheit von Streitgegenstnden vor. Identitt des Streitgegenstandes fhrt zum Prozesshindernis der Streitanhngigkeit Klagenderung liegt vor, wenn der Streitgegenstand gendert wird Materielle Rechtskraft des Urteils bezieht sich nur auf den Streitgegenstand Richterliche Entscheidungsbefugnis ergibt sich aus den Grenzen des

    Streitgegenstandes

    Der Begriff Streitgegenstand ist in der ZPO nicht genau definiert. Die hL geht von einem reinprozessualen (zweigliedrigen) Streitgegenstandsbegriff aus, es ist daher nicht dermateriellrechtliche Anspruch. Anhaltspunkte fr den Begriff der ZPO ergeben sich aus 226 und235. Der Begriff umfasst das Klagebehren und den Klagegrund, v.a. die Tatsachengrundlage.Erschwert wird damit die Ausdehnung, erleichtert dafr das Anhngigmachen eines zweitenProzesses.

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor29

  • Die KlagenderungKlagenderung liegt vor, wenn der Gegenstand whrend des Verfahrens gendert wird. Einesolche liegt vor, wenn:

    die Klage quantitativ erweitert wird (plus) oder qualitativ erweitert wird (aliud). EineEinschrnkung ist keine nderung, ebensowenig das Umsteigen auf das Interesse

    die rechtserzeugenden Tatsachen derart gendert oder ergnzt werden, dass ein andererrechtserzeugender Sachverhalt vorliegt.

    beides o.g. gemacht wird

    Voraussetzungen:Eine Klagenderung ist vom Einbringen bis zum Schluss der Verhandlung erster Instanzzulssig. Durch die nderung darf allerdings nicht eine Prozessvoraussetzung wegfallen oder einHindernis geschaffen werden. Bis zur Streitanhngigkeit kann die Klage jederzeit gendertwerden, nach der Streitanhngigkeit bedarf es dazu die Zustimmung der Beklagten. DieZustimmung wird vermutet, wenn ber die genderte Klage rgelos verhandelt wird. (Dadurchkann gleichzeitig auch die sachliche/rtliche Unzustndigkeit heilen) Das Gericht kann auch dienderung gegen den Willen der Beklagten zulassen, wenn es trotz nderung zustndig bleibtund kein erheblichen Erschwerungen oder Verzgerungen zu erwarten sind. Das Gerichtentscheidet mittels anfechtbarem Beschluss.Die nderung kann Anwltinnenpflicht auslsen. Dieser gilt in der ersten folgenden Tagsatzung.

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor30

  • Veruerung der streitverfangenen SacheDie Veruerung der streitverfangenen Sache hat keinen Einfluss auf den Prozess. DieVeruererin bleibt Partei, prozessiert aber ber fremdes Recht im eigenen Namen(Prozessstandschaft). Die Erwerberin muss das Urteil gegen sich gelten lassen, das Urteil hatRechtskraft auch gegen sie. Das Klagebegehren ist so umzustellen, dass die Leistung an/durchdie Rechtsnachfolgerin zu erbringen ist. Die wirkliche Rechtslage zum Entscheidungszeitpunktwird bercksichtigt. Die Klage muss auch von/gegen die Erwerberin erfolgreich sein knnen(strenge Relevanztheorie nach der hL). Die Rechtsprechung folgt eher der Irrelevanztheorie:Alles Vorbringen, das sich aus der Veruerung und der Erwerberin ergibt bleibt aus demProzess ausgeschlossen. Die Exekutionsbewilligung fr/gegen die Rechtsnachfolgerin kann nachTitelergnzung erreicht werden. Einwendungen hat die Rechtsnachfolgerin erst imExekutionsverfahren mit Oppositionsklage.

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor31

  • Das Verfahren erster InstanzGerichtshofverfahren mit KlageDer Zivilprozess wird mit einer Klage eingeleitet, es tritt Gerichtsangngigkeit ein. Die Klagewird durch das Gericht auf Form- und Inhaltsvorschriften sowie auf die Prozessvoraussetzungen(v.a. rtliche und sachliche Zustndigkeit) und Prozesshindernisse geprft. Ist es unzustndig,ist die Klage mit Beschluss a limine zurckzuweisen (43/1 JN), es besteht die Mglichkeit zumAntrag auf berweisung an ein nicht offenbar unzustndiges Gericht wodurch dieGerichtsanhngigkeit erhalten bleibt. Bei Formgebrechen ist die Klage zur Verbesserungzurckzustellen. Nach einer positiven Klageprfung ist die Klage der Beklagten zuzustellen,gemeinsam mit der Aufforderung zur Klagebeantwortung (sofern kein Zahlungsbefehl zuerlassen ist). Mit Zustellung der Klage beginnt die Streitanhngigkeit.Es folgt die Klagebeantwortung binnen 4 Wochen, die klren soll ob sich die Beklagteberhaupt auf den Prozess einlsst und ob Prozesseinreden vorgebracht werden. DieBeantwortung ist ein Gegenantrag der Beklagten auf Klageabweisung und als Gegenstck zurKlage auch mit der gleichen Form einzubringen. Sie dient auch dazu, Sumnisfolgenabzuwenden, wobei die Rechtsprechung sogar eine leere Klagebeantwortung, die blo dieFormerfordernisse erfllt, aber keinen Inhalt vorbringt. In der Beantwortung knnen alleProzesseinreden erhoben werden, bestimmte Einreden mssen bei sonstigem Ausschluss auchhier schon geltend gemacht werden:

    Einrede der prorogablen sachlichen/rtlichen Unzustndigkeit Antrag auf aktorische Kaution Antrag auf Klageentbindung nach der Auktorbenennung Antrag auf Ablehnung einer Richterin oder Schriftfhrerin wegen eines bekannten

    Befangenheitsgrundes

    Im Wechselmandatsverfahren und in Arbeitsrechtssachen gibt es keine Klagebeantwortung.Streiteinlassung besteht im Urteilsgegenantrag der auf die Abweisung der Klage gerichtet ist.Eine Pflicht zur Streiteinlassung besteht nicht, es gibt aber dann die Mglichkeit vonSumnisfolgen wie das Versumungsurteil, bzw. wird ein Zahlungsauftrag u.. rechtskrftig. DieStreiteinlassung erfolgt durch die Klagebeantwortung/Einspruch gegen Zahlungsbefehl undmndlich durch Bestreitung und den Antrag auf Klageabweisung in der vorbereitendenTagsatzung. Durch die Streiteinlassung wird das Verfahren kontradiktorisch, es kann keinVersumungsurteil mehr ergehen. Mit Streiteinlassung heilt auch (wenn vertreten oder belehrt)die unprorogable sachliche/ rtliche Unzustndigkeit sowie die prorogable internationaleUnzustndigkeit.

    MahnverfahrenDas Mahnverfahren dient dazu, rasch, einfach und gnstig durch ein abgekrztes Verfahreneinen Zahlungsbefehl fr unstrittige Geldansprche zu erlangen. Die Klage dient dabei derErlangung eines Exekutionstitels und zur Verhinderung der Verjhrung. Das Verfahren wirdautomationsuntersttzt unter einer Rechtspflegerin abgewickelt und hat eine Streitwertgrenze

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor32

  • von 75.000,-. Der Zahlungsbefehl wird ohne Beiziehung der Beklagten erlassen, wird aberdurch rechtzeitigen Einspruch sofort auer Kraft gesetzt. Bei einem Einspruch ist sofort einevorbereitende Tagsatzung auszuschreiben. Wenn die Voraussetzungen von 244/2 ZPO gegebensind, ist das Mahnverfahren obligatorisch anzuwenden, es besteht keine Wahlmglichkeit. DieVoraussetzungen von 244/2 ZPO sind:

    Klage ausschlielich auf Geldzahlung Klagebetrag bis max. 75.000,- kein Wechselzahlungsauftrag Klage darf nicht wegen sachlicher/rtlicher Unzustndigkeit zurckzuweisen sein Forderung muss klagbar (keine Naturalobligation), fllig und bedingungslos sein Der Aufenthaltsort der Beklagten muss bekannt sein Beklagte muss im Inland ihren gewhnlichen Aufenthalt oder Sitz haben

    Zahlungsbefehlist ein gerichtlicher Beschluss der allein auf Basis der Angaben in der Klage erlassen wird (gegenMutwillen gibt es in der ZPO Strafen). Die Beklagte wird darin aufgefordert binnen 14 Tagen zuzahlen oder binnen 4 Wochen (nicht erstreckbar) Einspruch zu erheben. Streitanhngigkeit trittmit Zustellung an die Beklagte ein.Einspruch gegen den ZahlungsbefehlDer Rechtsbehelf Einspruch, der den Inhalt der Klagebeantwortung aufweisen und anwltlichunterzeichnet sein muss, setzt den Zahlungsbefehl auer Kraft (Ausnahme: Dein Einspruchrichtet sich nur gegen einen Teil des Klagebegehrens). Nach dem Einspruch ist einevorbereitende Tagsatzung auszuschreiben. Wird nicht rechtzeitig berufen wird der Befehlrechtskrftig und vollstreckbar.Rechtsmittel gegen die KostenentscheidungDer Zahlungsbefehl ist ein Beschluss, das Rechtsmittel dagegen ist allerdings nicht der Rekurssondern der Einspruch. Die im Zahlungsbefehl enthaltene Kostenentscheidung kann vonKlgerin und der Beklagen per Rekurs angefochten werden.

    Die mndliche StreitverhandlungIst der wichtigste Teil des erstinstanzlichen Verfahrens und umfasst die Vortrge der Parteien,die Errterung des Sach- und Rechtsvorbringens, die Beweisaufnahme und die Errterung ihrerErgebnisse. Die mndliche Verhandlung bildet eine Einheit, auch wenn sie aufgeteilt wird aufTagsatzungen. Sie wird durch die Schriftstze der Parteien vorbereitet, bis sptestens eineWoche vor der vorbereitenden Tagsatzung knnen noch weitere vorbereitende Schriftstzeeingebracht werden. Das Gericht kann auerdem die Vorlage von Urkunden undAugenscheinsgegenstnden anordnen.Nach dem Aufrufen erfolgt der Vortrag der Parteien und die Sichtung/Errterung derStreitpunkte, wobei Gericht und Parteien Fragerecht haben. Urkunden die vorgelegt werden,werden von den anderen Partei als echt/nicht echt bzw. richtig/unrichtig bezeichnet. berqualifizierte Prozesseinreden (261/1 ZPO, inlndische Gerichtsbarkeit,sachliche/rtliche/internationale Zustndigkeit, Streitanhngigkeit, Rechtskraft) darf erst nachmndlicher Verhandlung entschieden werden, wobei diese nach Mglichkeit abgetrennt zu

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    Gregor33

  • verhandeln sind. Ist das nicht der Fall kann nur gemeinsam mit der Entscheidung in derHauptsache berufen werden.Nach der Beweisaufnahme sind deren Ergebnisse mit den Parteien zu errtern, das Gerichtkann auch jederzeit versuchen auf einen Vergleich zu drngen. Offene Antrge sindabzuarbeiten, die Parteienvertreterinnen legen ihre Kostennoten und danach schliet dieRichterin die Verhandlung. Meist ergeht die Entscheidung schriftlich. Die Verhandlung ist dannzu schlieen, wenn die Richterin die Sache fr spruchreif hlt. Ab dem Schluss gilt dasNeuerungsverbot. Der Verhandlungsschluss kann vorweggenommen werden, wenn nur nocheinzelne auerhalb der Verhandlung zu bewirkende Beweisaufnahmen ausstehen und dieParteien verzichten oder das Gericht sie fr Entbehrlich hlt. Das Gericht kann auch eineWiedererffnung anordnen, wenn sich die Notwendigkeit weiterer Aufklrung ergibt.Der Schluss der Verhandlung fixiert auch den Urteilsgegenstand, bis dahin sind neueVorbringen erlaubt, sofern nicht Verschleppungsabsicht besteht. Bei Schluss der Verhandlungmssen auch alle anspruchsbegrndenden Tatsachen (z.B. Flligkeit) und alleProzessvoraussetzungen gegeben sein. Bezglich des Neuerungsverbotes wird zwischen novareperta und nova producta unterschieden:

    nova reperta sind neue Tatsachen, die aber schon vor Schluss der Verhandlungvorhanden waren, jedoch nicht geltend gemacht wurden. Schuldlos nicht vorgebrachteTatsachen knnen mit Wiederaufnahmeklage geltend gemacht werden.

    nova producta sind neue Tatsachen die erst nach Schluss der Verhandlung eingetretensind. Sie knnen mit einer neuen Klage oder im Exekutionsverfahren mitOppositionsklage geltend gemacht werden.

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor34

  • Die Rolle des Gerichts im Ablauf des VerfahrensDem Gericht obliegt der Prozessbetrieb, also die Organisation (formelle Prozessleitung) und dieAufbereitung des Prozessstoffes (z.B. durch Befragungen; materielle Prozessleitung). Dadurcherklrt sich auch der abgeschwchte Untersuchungsgrundsatz, nach dem die Richterin denProzess aktiv gestaltet, dabei jedoch an die Behauptungen der Parteien weitgehend gebundenist.

    Formelle Leitung umfasst die Verhandlungsvorbereitung wie Beischaffung von Akten,Terminkoordination, Ladungen und die Verhandlungsleitung selbst. Diese Umfasst dieSitzungspolizei (d.h. Verhinderung strender Einflsse), der alle Beteiligten undZuhrerinnen unterliegen und gemahnt bzw. mit Ordnungsstrafen belegt werdenknnen (bis zu 2.000,-) und des Saales verwiesen werden knnen, sofern sie nichtProzessbevollmchtigte sind. Notarinnen und Anwltinnen unterliegen derDisziplinargerichtsbarkeit der Kammern und daher nicht den Ordnungsstrafen.

    Materielle Prozessleitung ist einerseits die Stoffsammlung durch Fragestellung undBeweismittelsammlung sowie Sammlung aller Aufschlsse die zur wahrheitsgemenSachverhaltsfeststellung notwendig erscheinen. Andererseits umfasst die materielleProzessleitung auch die Stoffgliederung (Verbindung und Trennen von Prozessen,Beschrnkung von Streitpunkten, Unterbrechen des Prozesses zur Klrung vonVorfragen).

    Zustellung, Termine, FristenZustellung ist die bergabe eines Schriftstcks an eine Empfngerin zu deren Kenntnisnahme.Sie werden von Amts wegen und nicht durch die Parteien zugestellt, wenn mglich im ERV,sonst per Post. Objekt der Zustellung sind alle gerichtlichen Entscheidungen und Antrge, diesich (auch) an die gegnerische Partei richten. Sind beide durch Anwltinnen vertreten, mssendie Gleichschriften selbst bermittelt werden, solange sie nicht direkt zu eigenen Hndenzuzustellen sind oder eine Notfrist (=nicht erstreckbare Frist) auslsen. Die Zustellung istamtlich zu beurkunden und ist im Zustellgesetz geregelt. Eine Zustellung die dem Gesetz nichtentspricht wird durch tatschliches Zukommen geheilt.Tagsatzungen sind die gerichtlich angeordneten Zusammenknfte von Gericht und Parteienbzw. Dritten zur Vornahme von Prozesshandlungen. Am wichtigsten ist dabei die Tagsatzungzur mndlichen Streitverhandlung in der ber Klagebegehren und Gegenantrag verhandeltwird. Tagsatzungen knnen bei Gericht oder vor Ort (Ortsaugenschein) bzw. bei gebrechlichenZeuginnen (328/2 ZPO) stattfinden. Die Verstndigung durch das Gericht erfolgt per Ladung,wobei den Parteien Zeit zur Vorbereitung bleiben muss (mind. 3 Wochen in erster, 2 Wochen inzweiter Instanz). An Samstagen, Sonntagen und Feiertagen drfen keine Tagsatzungenstattfinden. Von 15.Juli bis 17.August und 24.Dezember bis 6.Jnner werden Verlegungen vonTagsatzungen bevorzugt stattgegeben. Die Notfristen im Rechtsmittelverfahren sind whrenddieser Zeit gehemmt (Ausnahmen 222 ZPO gegen Versumungs- und Anerkennungsurteile,etc.).

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    Gregor35

  • Bereits anberaumte Tagsatzungen knnen abgesetzt, verlegt oder in der Verhandlung erstrecktwerden (134 ZPO). Ursprnglich sah die ZPO vor, dass die mndliche Verhandlung in nureiner einzigen Tagsatzung durchgefhrt werden sollte. Das ist vorm Bezirksgericht auchweiterhin das Ziel, das allerdings nicht immer eingehalten wird. Die erste Tagsatzung ist dievorbereitende Tagsatzung (258 ZPO) die der Gliederung des Prozessstoffes und derVorbereitung dient. Whrend dieser wird auch ein Termin fr die Tagsatzung zur mndlichenStreitverhandlung festgelegt.Eine Partei ist sumig, wenn sie oder ihre Vertretung trotz nachgewiesener Ladung nichterscheint, trotz Aufforderung nicht verhandelt oder bei Anwltinnenpflicht ohne Anwltinerscheint. Das Sumnis hat Prklusionswirkung, die versumten Prozesshandlungen knnennicht mehr nachgeholt werden und es kann uU ein Versumungsurteil erlassen werden.Der Verlauf und Inhalt jeder mndlichen Verhandlung wird im Verhandlungsprotokollfestgehalten. Dies umfasst anwesende Personen, Beginn und Ende sowieSachverhaltsvorbringen, Beweisangebote, Antrge und Prozesserklrungen der Parteien,Entscheidungen und Belehrungen sowie Rgen aufgrund von Verfahrensmngeln und dieBeweisaufnahme ansich. Am Ende der Verhandlung ist das Protokoll von Richterin,Schriftfhrerin (so vorhanden) und Parteien bzw. deren Vertretung zu unterfertigen. Vlligblich ist mittlerweile das Tonbandprotokoll, auf die Parteienvorbringen in Form derSchriftstze wird oft nur verwiesen. Widersprche durch die Parteien knnen gleich angegebenwerden. Nimmt die Richterin keine Richtigstellung vor, kann ein Widerspruch gegen dieProtokollierung erhoben werden. Dieser Widerspruch (212/1 ZPO) ist kein Rechtsmittel,verhindert aber die volle Beweiskraft des Protokolls, was im Rechtsmittelverfahren geltendgemacht werden kann. Ein unwidersprochenes Protokoll ist eine ffentliche Urkunde.Fristen dienen vor Allem der Prozessbeschleunigung. Prozessuale Fristen sind solche bis zuderen Ablauf eine Partei eine bestimmte Prozesshandlung vorzunehmen hat, wie zB dasErheben eines Rechtsmittels. Wird die Frist nicht eingehalten, kann die Prozesshandlung nichtmehr vorgenommen werden (Prklusionsprinzip). Materiellrechtliche Fristen sind solche, andie das Gesetz materielle Rechtsfolgen knpft (z.B. Verjhrungsfrist, Frist zur Einbringung einerBesitzstrungsklage, etc.). Die wesentlichen Unterschiede sind:

    Bei prozessualen Fristen werden die Tage des Postlaufen nicht eingerechnet (89 GOG),bei materiellrechtlichen Fristen ist das schon der Fall.

    Nichteinhaltung prozessualer Fristen ist von Amts wegen wahrzunehmen,materiellrechtliche oft nur ber Einwendungen

    Bei materiellrechtlichen Fristen ist eine Wiedereinsetzung nicht mglich. Fristenhemmung nach 222/2 ZPO gilt nur fr prozessuale Fristen.

    Fristen werden unterschieden nach: Gesetzliche Fristen die sich ex lege ergeben (z.B. Rechtsmittelfristen) und

    richterlichen Fristen die nach Einzelfllen von Richterinnen festgesetzt werden(z.B.Frist zum Erlag einer Sicherheitsleistung).

    Zusammenfassung ZGV April 2014

    Gregor36

  • Erstreckbare Fristen sind durch die Richterin erstreckbar. Notfristen knnen nichtverlngert werden (z.B. Rechtsmittelfristen). Unter Umstnden besteht jedoch dieMglichkeit der Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand.

    Wiederherstellbare (restituierbare) Fristen erlauben die Wiedereinsetzung in denvorherigen Stand, was im Erkenntnisverfahren die Regel darstellt. Dagegen ist dies nichtmglich bei Prklusiv-/Fallfristen wie sie im Exekutionsverfahren,Insolvenzverfahren und Grundbuchsverfahren vorherrschen. Fallfristen sind auch dieKlagefrist fr die Nichtigkeitsklage und fr die Wiederaufnahmeklage. Die meistenNotfristen sind restituierbar.

    Der Fristenlauf beginnt mit der Zustellung der die Frist anordnenden Entscheidung, oder mitder Verkndung. Fristen werden in Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren angegeben.Hemmung bedeutet Stillstand der Frist. Unterbrechung lsst die Frist von Neuem beginnen.

    Stillstand des VerfahrensIn manchen Fllen wird das Verfahren ausgesetzt, beispielsweise bis nach dem Tod einer Parteieine Erbin oder Vertreterin den Prozess weiterfhrt. Unterschieden wird Unterbrechung desVerfahrens (vlliges Stillstehen) und Ruhen des Verfahrens (zB Notfristen laufen weiter).Unterbrechung (155-167,190-191 ZPO) ist einerseits die Unterbrechung im engeren Sinn(also ex lege ohne richterlichen Beschluss) und die Aussetzung auf Basis eines Beschlusses. Diegesetzlichen Unterbrechungsgrnde sind taxativ aufgezhlt:

    Tod/Prozessunfhigkeit Insolvenzerffnung Stillstand der Rechtspflege (z.B. bei Krieg) und Verwaltungsbehrdenantrag auf VfGH Entscheidung ber einen Kompetenzkonflikt.

    Der Prozess ist per Beschluss