Zwei kleine Detektive

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Eine Wintergeschichte mit Detektiven und bösen Räubern

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Zwei kleine Detektive

Der Schnee auf den Brgersteigen verwandelte sich langsam in Matsch. Jetzt war Vorsicht angesagt. Man konnte nicht nur ausrutschen oder aus Versehen in eine groe Wasserpftze treten, sondern man musste auch immer die Dachrinnen hoch oben an den Husern im Auge behalten. Bei diesem Tauwetter lsten sich hin und wieder grere Brocken. Sie sausten das Dach hinunter und strzten aus mehreren Meter Hhe auf die Brgersteige. GB Snorri war achtsam und vorsichtig, so wie er es immer war auf seinen Kontrollgngen. Er hatte eine Aufgabe bernommen. Besser gesagt, sie hatten eine Aufgabe bernommen. Ihr Viertel dieser Stadt sauber zu halten und zu schtzen vor Dieben und Gangstern. Er war nicht allein. Voller Freude und Stolz dachte er an Papayanna. Sie waren zusammen eingeschult worden und gingen jetzt in die dritte Klasse.

Es war Sonntag vormittag und die Straen waren menschenleer. Die Autos parkten dicht bei dicht. Einige, die seit Tagen nicht bewegt worden waren, schlummerten noch unter einer dicken Schneeschicht. Zu GB Snorris Aufgaben gehrte es auch die Autos zu berprfen. Anhand der Nummernschilder wute er woher das Auto kam. Die Schilder der Autos aus der Europazone waren alle nach dem gleichen Schema angelegt worden. Von links nach rechts kam zuerst ein schmaler blauer Streifen. Im oberen Teil ein Kreis mit 12 gelben Sternen, das Zeichen fr die EU . Darunter in weiss der Buchstabe fr das Land. Hier meistens D fr Deutschland. Dann schlieen sich 1-3 Buchstaben fr die jeweilige Stadt an. Es folgen 2 sehr wichtige Plaketten. Die obere ist die TV Plakette, die untere zeigt das Bundesland. Dann folgen wieder bis zu 2 Buchstaben und dann noch bis zu vier Zahlen. Fr GB Snorri war die TV Plakette das Wichtigste. Anhand der Farbe und der aufgedruckten Zahlen konnte er genau ablesen ob dieses Auto noch zugelassen ist. Die meisten Autos kamen aus dieser Stadt oder Stdten der direkten Umgebung. Doch hin und wieder kamen Autos aus Stdten deren Namen er noch nie gehrt hatte oder fremden Lndern. Diese Wagen musterte er ganz besonders und warf auch mal einen Blick ins Innere. Im letzten Sommer hatte er einen kleinen Hund gerettet. Der war im Wagen eingesperrt gewesen und sein Herrchen hatte ihm nichts zu trinken hingestellt. GB Snorri hatte seine Kollegen von der Polizeiwache in der Gutenbergstrasse angerufen. Es waren zwei Beamte gekommen, die Ruck Zuck mit einem langen Draht die Tre aufgebrochen hatten und den kleinen Hund befreiten und mitnahmen. Doch jetzt war weder ein Tier noch ein Mensch zu sehen.

In der kleinen Bckerei an der Ecke brannte schon Licht. Bald wrden die ersten Frhaufsteher kommen um knusprige Brtchen und frisches Brot einzukaufen. GB Snorri hatte schon gefrhstckt. Wie jeden Morgen gab es Vollkornbrot mit Kse oder Schinken, dazu frisch geschnittene Paprikastreifen, 1 Glas Orangensaft und eine groe Tasse heisser Kakao. GB Snorri liebte es mit seinem Vater zusammen zu frhstcken. Der Vater war morgens immer gut gelaunt und kannte keine Eile. Wenn man frh aufsteht , ist der Tag lnger pflegte er manchmal zu sagen. Oder er sprach auch zuweilen englisch. A apple a day keeps the doctor away. GB Snorri liebte Sprichwrter und Redewendungen, die er auch selber gerne anbrachte. Hin und wieder erklrte ihm der Vater woher dieses oder jenes Sprichwort kam, wie es entstanden war und was es jetzt bedeutete. Iss einen Apfel am Tag und der Doktor braucht nicht zu kommen.

Er ging an der um diese Zeit noch vllig verwaisten Strassenbahnhaltestelle vorbei und bog an der Ecke mit dem Post und Papierladen in die Kronenstrasse ein. Der obere Teil der Kronenstrasse war ein Geheimtip fr Falschparker. Frher war hier die Strassenbahn entlang gefahren, doch man hatte die Geleise verlegt und so waren schne grosse Brgersteige entstanden, die von den Autofahrern als Parkplatz genutzt wurden. Das war natrlich verboten. Die Politessen kamen aber erst ab 9 Uhr und da waren schon viele mit ihren Autos davon gefahren. Nur manchmal hatten die Autofahrer ihre Blechkisten so ungeschickt geparkt, dass sie nicht mehr weg fahren konnten. Dann wurden sie von der Polizei abgeschleppt und mussten eine grosse Strafe zahlen. GB Snorri schlngelte sich an den Autos vorbei und bog dann nach wenigen Metern in die Fasanenallee ab. In dieser kleinen Prachtstrasse hatte seine Gromutter Brimbulla ein kleines Nhmaschinen- und Stoffgeschft.2.Teil

Ein gewaltiger Knall erschreckte GB Snorry. Entsetzt blieb er stehen, einen Moment lang unfhig , einen klaren Gedanken zu fassen. Was war das ? Woher kam das ? Was hatte das zu bedeuten ? GB Snorry hob den Kopf und suchte den Himmel ab, vielleicht war es ein Flugzeug, ein Dsenjger , der durch die Schallmauer geflogen war. Dann senkte sich sein Blick und er lief zurck in die Kronenstrasse. Nichts regte sich. Doch dann, auf der anderen Straenseite, vielleicht 50 Meter von ihm entfernt, stieg ein Mann aus seinem Auto. Er begutachtete den Kofferraum seines Autos und die Stostange des dahinter parkenden Wagens. GB Snorry hrte ihn fluchen und schimpfen. Er konnte noch nicht genau sehen, was passiert war, ob vielleicht grere Schden entstanden waren. So schlich sich GB Snorri, gedeckt durch die parkenden Autos und den bei einigen Autos dick aufliegenden Schnee, langsam an den Mann heran.

Als dieser Snorri pltzlich entdeckte, richtete er sich auf und lief um den Wagen herum und kam direkt auf Snorri zu. Heh Freundchen, komm mal her! schrie er ihn an. Das klang keineswegs wie eine Einladung, eher wie eine Drohung. GB Snorri berlegte nicht lange, er drehte sich um und ergriff die Flucht. Erst hrte er noch Schritte hinter sich, doch als er in die Melzerstrasse abbog, wurde es hinter ihm ruhig. Im Laufen berlegte Snorri fieberhaft, was als nchstes zu tun sei. Er lief einfach weiter um den Block herum um so sich wieder dem Fahrzeug und seinem sonderbaren Fahrer von der anderen Seite her zu nhern.Als er die obere Kronenstrasse erreichte, waren das Auto und sein rabiater Fahrer verschwunden. Stattdessen stand ein altes Ehepaar klagend und weinend vor dem angefahrenen Auto und begutachtete den angerichteten Schaden. Als GB Snorri die beiden alten Leute erreichte, sagte der Mann gerade, das ist doch Fahrerflucht. GB Snorry stellt sich den Beiden kurz vor und erzhlt ihnen dann was er beobachtet hat. Aber als der Mann nach der Autonummer fragt, musste Snorri passen. Snorri berlegte, aber er konnte sich an nichts erinnern. Vielleicht war das Nummernschild auch noch mit Schnee bedeckt gewesen. Hhnisch sagt der alte Mann zu seiner Frau, da sind wir wieder an so einen Hans Guck in die Luft geraten, und ich dachte schon, wir htten einen Meisterdetektiv vor uns. Das ist unfair , dachte Snorri und ihm fiel ein altes Sprichwort ein: Wie man s macht ist es falsch.

Aber ganz falsch hatte er nicht alles gemacht. Er hatte sich etwas anderes eingeprgt, nur dieses Wissen wrde er erstmal fr sich behalten. Den weien Totenkopf auf dem schwarzen T-Shirt des Mannes. Das war das Fan-Logo des Hamburger Fuballvereins St. Pauli. Hier in Sddeutschland eher ungewhnlich. Und er hatte sich noch etwas gemerkt. Die Automarke. Das war ein gelber Volvo gewesen. Um das Auto herum, auch auf dem Brgersteig waren die meisten Fuspuren im Schnee zertrampelt. Doch auf der Straenseite, auf der der Mann ihm hinterhergelaufen war, waren einige schne Exemplare auch von weitem schon zu erkennen. GB Snorri zckte seine Digitalkamera und machte ein paar Beweisfotos Er verabschiedete sich mit einem Kopfnicken von den ihn etwas verwundert beobachtenden alten Leuten und machte sich auf den Heimweg. Er musste dringend mit Papayanna sprechen.

3.TeilPapayanna sa da wo sie um diese Zeit immer sa: in ihrem Turmzimmer. Sie wohnte mit ihrer Mutter in einem Hinterhaus von dem nur noch das Erdgeschoss existierte. Vom ersten Stock war nur noch ein Zimmer briggeblieben, der Rest des Hauses war im Krieg zerstrt und danach nie mehr richtig aufgebaut worden. Die Tr im ersten Stock erreichte man nur ber eine frei schwingende Strickleiter. Frher war es mal ein Wohnzimmer gewesen mit einem immer noch intakten Kamin, der auch jetzt brannte und gengend Wrme abgab, damit man es aushalten konnte. Papayannas Mutter hatte eine Stromleitung hier hinauf legen lassen, damit sie Licht hatten. Das Besondere an dem Zimmer war der Erker. Beide konnten sie darin sich gegenber sitzen an einem schmalen Tischchen. Das war ihre Kommandozentrale.

GB Snorri war von Papayanna begeistert. Sie saen auch in der Schule nebeneinander. Snorri bewunderte ihre langen schwarzen Haare und ihren Verstand. Papayanna konnte logisch denken, wenn sie ein Problem sah, dann wollte sie es auch lsen.

Was genau haben Sie beobachtet? Wenn Papayanna und GB Snorri im Dienst waren, dann siezten sie sich, da kann man besser denken, sagte Papayanna. GB Snorri berichtete so sachlich und ausfhrlich wie mglich. Papayanna machte sich Notizen und gab die Daten in einen alten IBM PC der 350er Serie ein. Ein altes, aber stabiles Gert mit Floppy Disk. So konnten sie die wichtigen Daten speichern. Das Gert hatten sie von Onkel Jean erhalten, einem Computerspezialisten und Autobastler.

Wir wissen nicht viel, sagte Papayanna und GB Snorri nickte dazu. Aber, fuhr Papayanna fort, es ist genug um mit der Arbeit zu beginnen. Snorri hob den Kopf und sah in die groen runden, tiefdunklen Augen direkt vor ihm. Nehmen wir an es handelt sich um einen St. Pauli Fan, dann besteht die groe Mglichkeit, dass er aus Hamburg kommt. Vielleicht hat sein Auto ein Hamburger Kennzeichen. Vielleicht arbeitet er hier in der Stadt, ein Fuballspiel gegen St. Pauli steht zur Zeit jedenfalls nicht an. Was knnte er heute am Sonntag hier machen? Wahrscheinlich geht er in eine Gaststtte um ein Bier zu trinken. Da gibt es doch hier im Viertel das Lokal der Tausend Biere. Da gehen die Ortsfremden gerne hin, weil sie garantiert dort ein Bier aus ihrer Heimatstadt trinken knnen. Snorri nickte wieder zustimmend. Ja , das ist ein Anfang. Es ist jetzt Mittagszeit. Papayanna muss jetzt runter zu ihrer Mutter und nach dem Mittagessen besuchen sie noch die Gromutter im Altersheim. Doch Snorri hat Zeit. Sonntags schlafen seine Eltern immer lange, da gibt es die Hauptmahlzeit erst abends. Bis dahin versorgt er sich selber mit belegten Broten und Frischmilch in die er immer einen groen Lffel mit Sanddornsirup einrhrt. GB Snorri berprft nochmal seine Ausrstung. Die Kamera hat er dabei, das Notizbuch mit Bleistift und Kuli, das Fernglas und das Taschenmesser. Papayanna hat inzwischen die Daten gesichert und den Computer herunter gefahren. Die Floppy Disk mit ihren ersten Informationen und Erkenntnissen zum Fall mit dem Codewort SanktPeter steckt sicher in ihrer Umhngetasche. Die Holzscheite im Kamin hat sie mit einem eisernen Feuerhaken zusammen geschoben. Dann schlieen sie die Tr ab und steigen ber die Strickleiter vorsichtig nach unten. Bei dieser Witterung muss man besonders vorsichtig sein. Das Ende der Strickleiter ziehen sie durch das Kippfenster der Toilette im Erdgeschoss und befestigen es an einem alten Eisenring. So kann niemand die Leiter einfach herausziehen und hochklettern.

Friedlich wirkt die Stadt. Die Menschen sitzen in ihren Wohnzimmern und essen zu Mittag, die Straen sind leer, nur wenige Autos sind bei diesen Verhltnissen unterwegs. GB Snorri luft die Markusstrasse entlang, bis hinunter zum Kreisverkehr und dann in die Burgstrasse hinein. Da kann er schon von weitem das erleuchtete Schild der Gastwirtschaft Tausend Biere sehen. Und er sieht auch einige Autos, die ihre Schneemntel abgeworfen haben. Es sind also einige Gste auch mit dem Auto gekommen. Sofort beginnt GB Snorri mit der berprfung der Autos in unmittelbarer Nhe der Gastwirtschaft. Obwohl er sorgfltig sich Auto um Auto vorarbeitet, hlt er doch schon Ausschau nach einem gelben Volvo. Und richtig, direkt unter einem Absoluten Halteverbotsschild entdeckt er das gesuchte Fahrzeug. Snorri rennt los, er drckt seine beiden Daumen so fest er kann und er htte beinahe vor Freude aufgeschrieen als er das Kennzeichen sah. HH-KA 4326. Hamburg! Ihre Ermittlungen gingen in die richtige Richtung. GB Snorri schaute sich noch die anderen geparkten Autos an und er staunte nicht schlecht , als er noch ein Fahrzeug mit Hamburger Kennzeichen entdeckte. Ein roter , alter VW-Kfer mit der Nr. HH-SS 378 H. H bedeutete historisch. Also eine ziemlich alte Mhle. GB Snorri berlegte. Wahrscheinlich traf sich der Gesuchte hier mit einem Komplizen. Nur zu gern wre Snorri jetzt in die Kneipe hineinspaziert um nach den Verdchtigen Ausschau zu halten. Doch das ging natrlich nicht. Kinder und Jugendliche hatten in Kneipen nichts verloren und wrden sofort auffallen. Snorri htte gar zu gern einen Blick in den Schankraum geworfen, da kam ihm eine gute Idee. Der Kehrdienst hatte den Schnee zum Teil vom Brgersteig auf die Strae , zum Teil aber auch gegen die Hauswand geschoben. Dadurch hatte sich eine Art Sockel gebildet, auf den GB Snorri vorsichtig kletterte. Es reichte ihm gerade, dass er ins Innere sehen konnte. An der Theke standen einige Mnner, ansonsten war der Raum leer.

Nein, jetzt bemerkte er es erst. Ganz hinten im Raum saen sich zwei Mnner an einem kleinen Tischchen gegenber, die sich sehr aufgeregt zu unterhalten schienen. GB Snorri erkannte den Mann von heute morgen, aber was ihn noch mehr elektrisierte war der zweite Mann. Auch er trug ein schwarzes Hemd mit dem St.Pauli Emblem, dem Totenkopf.

4. TeilGB Snorri hatte genug gesehen. Langsam rutschte er von dem Schnee- und Eissockel zurck auf den Brgersteig. Seine Fe waren kalt geworden, da kann man sich leicht eine Erkltung einfangen. Er musste jetzt schnell nach Hause um ein warmes Fubad zu nehmen und anschlieend wollte er zu Papayanna, die aus dem Altersheim dann auch schon zurck sein musste.

In der Kche traf Snorri seinen Vater. Der hatte sich nach dem Frhstck noch mal hingelegt. Am Sonntag vormittag gehrt der Papi mir, sagte seine Mutter und Snorri war es recht, er hatte ja seine Beschftigung. Snorri berlegte, ob er seinem Vater seine Beobachtungen jetzt erzhlen sollte oder ob er erst noch mit Papayanna sprechen sollte. Gerade als er ihn ansprechen wollte, hob sein Vater den Kopf und lie die Sonntagszeitung sinken. Unglaublich, sagte er. Wir haben hier eine Ruberbande im Viertel. Immer sonntags rumen sie kleine Geschfte und Lden aus. Die Polizei tappt noch im dunkeln. Die einzige verwertbare Zeugenaussage verweist auf 2 Mnner, wahrscheinlich Nordeuroper vom Aussehen her. GB Frstenhof oder Knig ludwig ?Snorri verzog keine Miene. Nur , jetzt musste er mit Papayanna reden. Der Fall war noch nicht zu ende.

Im Moment knnen wir nicht viel mehr tun, sagte Papayanna. Geduldig und aufmerksam hatte sie den Bericht GB Snorris zur Kenntnis genommen. Sachbeschdigung und Fahrerflucht, das war die eine Sache. Die andere Sache war die Einbruchserie. Den beiden Detektiven war klar, glasklar sogar, dass da ein direkter Zusammenhang bestehen knnte. Der letzte Beweis fehlte. Sie mussten die Verdchtigen auf frischer Tat ertappen. Die Geschichte mit der Fahrerflucht lief ihnen nicht davon. Papayanna und GB Snorri patrouillierten in der Fasanenallee auf und ab. Sie hofften auf diese Weise Oma Brimbullas Nhmaschinengeschft schtzen zu knnen.

Langsam wurde es dunkel. Im Winter wird es ja nie richtig finster, weil der Schnee das wenige Licht der Straenlaternen und das aus den Wohnungen reflektiert. Man kann nicht mehr so weit sehen, die Farben verschwinden. Man erkennt nur noch hell und dunkel, die Scheinwerfer der wenigen Autos blenden. Das Geknatter eines alten Vws lsst sie aufmerksam werden. Die Scheinwerfer sind schlecht eingestellt, das abgeblendete Licht strahlt viel zu sehr nach oben und wrde entgegen kommende Autofahrer blenden. Als der Wagen an ihnen vorbei fhrt, stt GB Snorri Papayanna an. Auch sie dreht den Kopf und beide lesen leise das schlecht beleuchtete Nummernschild HH-SS 378 H. Los, ruft Snorri und die beiden Detektive laufen hinter dem Auto her, das sich erst schnell entfernt um dann pltzlich sehr langsam zu werden. Fast zum Stehen kommt der Wagen als sie genau vor Oma Brimbullas Nhmaschinengeschft sich befinden. Snorri und Papayanna glauben zu erkennen, dass beide Insassen ihre Kpfe dem erleuchteten Geschftsfenster zugewendet haben. Einige Augenblicke spter beschleunigt der Wagen wieder und biegt anschlieend nach rechts in die Kronenstrasse ab. Als die beiden Detektive die Strassenecke erreichen ist von dem alten VW nichts mehr zu sehen und zu hren.

5. Teil Der Montag morgen beginnt mit einer berraschung. Als Snorri auf die Strae tritt ist es Gewissheit. Es taut. ber Nacht ist es wrmer geworden. Groflchig hat sich schon der Asphalt durch die Schneedecke gefressen, die an den Vortagen gerumten Brgersteige sind frei. Nur die Schneehaufen an den Haus- und Straenrndern scheinen noch so hoch wie in den letzten Tagen. In der Zeitung steht nichts Neues und auch Papayanna hat nichts gehrt.

Am Dienstag versuchen die Prtorianer das Turmzimmer zu strmen. Der pltzliche Wrmeeinbruch hatte sie wohl bermtig werden lassen. Snorri und Papayanna hatten sich schon gewundert, dass die Prtorianer sich in letzter Zeit so ruhig verhalten haben. Wahrscheinlich ist es ihnen zu kalt, hatte Papayanna bemerkt. Als die Prtorianer die Strickleiter unter dem Turmzimmer hngen sahen hatten sie sich darauf gestrzt. Doch unsere Detektive waren auf der Hut. Ein Sack voller Schneeblle lag bereit und als der Huptling der Prtorianer Karl-Friedrich Junior die erste Sprosse erklommen hatte, erffneten sie das Feuer. Karl-Friedrich junior konnte sich nicht lange halten, obwohl Ojste, der mit Snorri und Papayanna in dieselbe Klasse ging, ihn tatkrftig untersttzte. Die Dritte im Bunde der Prtorianer war Marlies, Karl-Friedrich Juniors kleine Schwester. Sie war immer dabei, obwohl sie erst in die Vorschule ging. Als ein Schneeball knapp an Marlies vorbeiflog, fing sie an zu weinen. Fr Karl-Friedrich Junior war dies das Signal zum Rckzug.Snorri sicherte die Strickleiter und dann machten sich die beiden Detektive auf den Weg zu Oma Brimbulla. Immer dienstags sind sie eingeladen zum Milchreis essen. Milchreis mit vielen Rosinen und Pfirsichhlften aus der Dose. Es gab immer riesige Portionen und bisher haben sie sie auch jedes mal bis zum letzten Korn verschlungen. Whrend Snorri und Papayanna krftig reinhauten, erzhlte die Oma ihnen eine sonderbare Geschichte. Zwei Mnner waren heute in ihrem Laden gewesen und hatten viel Wind gemacht, aber nichts gekauft. Erst hatten sie sich eine Nhmaschine vorfhren lassen, dann wollten sie pltzlich Stoffe kaufen und zum Schluss brauchten sie Nadeln, ohne die genaue Gre zu wissen. Oma Brimbulla behielt die ganze Zeit ber ihre Kasse im Auge. Es war eine ungute Situation und als die beiden endlich gingen, war sie heilfroh. Diese Hanseaten waren mir unheimlich, sagte die Oma zu den Kindern. Was sind denn Hanseaten, fragte Snorri. Erst wollte die Oma es erklren, aber dann berliess sie es doch Papayanna. Das ist in erster Linie ein wirtschaftlicher Zusammenschluss im Gebiet der Nord- und Ostsee gewesen. Auch viele norddeutsche Stdte waren dabei, nicht nur Hafenstdte, was man heute zum Beispiel auch noch an den Autokennzeichen erkennen kann. HRO wie Hansestadt Rostock oder HH wie Hansestadt Hamburg usw. Ach so, sagte Snorri und wandte sich seiner Oma zu, und warum glaubst Du waren es Hanseaten. Na ja, lachte die Oma, so genau kann ich es ja auch nicht sagen. Sie sprachen halt norddeutsch und da wirft man schon mal alle in einen Topf. So wie wir hier alle als Schwaben bezeichnet werden. Snorri nickte, er verstand was die Oma sagte, aber er machte sich auch Gedanken wegen der beiden Mnner. Papayanna bemerkt seine Unruhe und so verabschiedeten sie sich von Oma Brimbulla und bedanken sich nochmal fr den tollen Milchreis.

6. TeilAls Snorri erwachte, fhlte er sich wie gerdert. Das Rdern war eine mittelalterliche Foltermethode gewesen. So schlimm war es natrlich nicht, aber er hatte sich unruhig im Bett herum gewlzt, war immer wieder aufgewacht und hatte schlecht getrumt. Er fhlte sich unausgeschlafen und der Gedanke an die Einbrecher beunruhigte ihn. Sein Vater sa noch in der Kche und las die Tageszeitung. Bald wrde er aufstehen, seine Brote einpacken und zur Arbeit fahren. Snorris Mutter hatte in dieser Woche Nachtschicht, das bedeutete wenn sie nach Hause kam, legte sie sich sofort ins Bett und durfte bis zum Nachmittag nicht gestrt werden. Snorris Vater hatte einen Einkaufszettel vorbereitet. Dazu legte er 20 Euro. Kauf das bitte bei CAP ein, die muss man untersttzen. Bei CAP arbeiten Menschen die ein krperliches Handicap, das heit, eine Behinderung haben und in anderen Geschften es schwer htten eine Arbeit zu finden. So sa bei CAP ein Mann an der Kasse , der nur einen Arm hatte. Natrlich ging das Kassieren nicht so schnell wie in anderen Geschften, aber die Kunden akzeptierten das und warteten geduldig. So auch Snorri als er mit seinem Einkaufswagen in der Reihe stand. Pltzlich legte sich eine schwere Hand auf seine rechte Schulter und eine ihm nur zu bekannte Stimme trompete los. Da ist ja unser Meisterdetektiv, unser Hans-Guck-in-Luft. Na, hast Du wieder in die falsche Richtung geschaut, du Fehlznder. Der alte Mann prustete los und konnte sich ber seinen eigenen dummen Witz nicht mehr beruhigen. Snorri wurde rot im Gesicht, er rgerte sich und die umstehenden Leute schauten ihn an. Jetzt knnte er dem alten Mann und seiner Frau sagen, was er herausgefunden hatte und das er den Fahrerflchtigen jederzeit der Polizei melden knnte. Doch er beherrschte sich. Das htte die Ermittlungen im Falle der Einbruchserie empfindlich gestrt, ja vielleicht sogar zum erliegen gebracht. Snorri war froh die Waren endlich aufs Band legen zu knnen, zu bezahlen und den Laden zu verlassen. Er schleppte seine Einkufe nach Hause. Beherrschung ist alles , hatte sein Vater mal zu ihm gesagt, und immer hflich bleiben. Aber er hatte ihm auch gesagt, und das trstete Snorri, dass Erwachsene und alte Leute manchmal auch groen Bldsinn reden und gegenber Kindern nicht immer Recht haben.

7. TeilAm Donnerstag kam der Winter zurck. ber Nacht war es wieder kalt geworden. Die Brgersteige und die Strassen waren mit einer feinen Eisschicht berzogen. Snorri musste den Brgersteig vor ihrem Haus mit Splitt bestreuen, damit niemand ausrutschte. Als Papayanna von ihrer Ballett Stunde zurck kam waren beide zusammen ins Turmzimmer gestiegen und hatten krftig eingeheizt. Bald saen sie wieder gemtlich auf ihren Lieblingspltzen. Sie schauten zum Fenster hinaus und wunderten sich nicht sehr, als es langsam anfing zu schneien. Snorri hatte den Kopf in beide Hnde gesttzt und starrte vor sich hin. Was ist los, sagte Papayanna, so gefllst Du mir gar nicht. Snorri nickte nur, dann nach einer Weile sagte er, ich habe das Gefhl wir treten auf der Stelle, wir mssen wieder die Initiative an uns reissen. Im Moment komme ich mir hilflos und nutzlos vor. Papayanna nickte und dachte nach. Mir geht auch die Geschichte , die Oma Brimbulla erzhlt hat nicht aus dem Kopf. Gleich morgen frh wollen wir in ihr Geschft gehen und mal den ganzen Laden checken. Vielleicht kriegen wir doch raus was die beiden Kerle dort gesucht haben.

8. TeilKaum hatte Oma Brimbulla das Geschft geffnet, da standen schon die beiden Detektive vor ihr. GB Snorri hatte seinen Detektiv Koffer dabei. Darin war alles was er zur Ermittlung gebrauchen konnte. Papayanna liess sich nochmals ganz genau von Oma Brimbulla erzhlen wie das mit den beiden Mnnern gewesen war. Wo sie gestanden hatten, was sie im Laden angefasst oder vielleicht sogar hin und hergeschoben hatten. Whrend Papayanna und Oma Brimbulla sich im Rollenspiel versuchten, hatte GB Snorri sein Vergrerungsglas herausgeholt und suchte Zentimeter fr Zentimeter den Boden ab. Fr sich und Papayanna hatte er weie Tcher mitgebracht, die sie sich jetzt um die Schuhe gebunden hatten. In einem Kriminalfilm hatte Snorri gesehen, dass die Mnner von der Spurensicherung immer solche weien Tuchschuhe anhatten. Zum Glck hatte Oma Brimbulla unregelmige ffnungszeiten. In den letzten 2 Tagen war das Geschft geschlossen gewesen und nach den beiden Mnnern hatte niemand mehr den Laden betreten. GB Snorri pfiff durch die Zhne. Dann holte er aus seinem Koffer eine ehemalige, jetzt leere Bonbondose und eine Pinzette. Mit dieser hob er kleine Kgelchen vom Boden auf und lie sie in die Dose fallen. GB Snorri nickte wissend vor sich , dann reichte er Papayanna das Vergrerungsglas und lie sie in die Dose schauen. Du kannst es auch anfassen, sagte GB Snorri. Papayanna rieb ein Kgelchen zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her. Dann schaute sie GB Snorri und Brimbulla mit strahlenden Augen an. Wachs, sagte sie und nach einer kleinen Pause, jetzt wird es ernst. Der Fall hatte eine dramatische Entwicklung genommen.

Als erstes schloss Oma Brimbulla die Ladentr ab und hngte ihr Schild Heute geschlossen ins Fenster. Dann zogen die drei sich zur Beratung ins Hinterzimmer zurck. Eines war klar. Die beiden Mnner hatten versucht sich einen Wachsabdruck des Schlssels zu machen. Oma Brimbulla rgerte sich masslos weil sie immer den Schlssel von innen stecken lie. Jetzt war wahrscheinlich dieser Leichtsinn ausgenutzt worden. Es gab nur eine Lsung, das Schloss musste ausgetauscht werden. Oma Brimbulla rief sofort beim Schlsseldienst Freimuth an. Doch das neu aufgekommene Winterwinter hatte auch beim Schlsseldienst einiges durcheinander gebracht. Frhestens am Montag konnte ein Handwerker kommen. Die Einbrche hatten bisher immer am Sonntag Nachmittag stattgefunden. Oma Brimbulla wollte sich da demonstrativ in den Laden setzen und an einem Quilt fr die Enkeltochter Hennymaus arbeiten. Mit sich einigermassen zufrieden verliessen die drei den Laden und hofften, es wrde schon alles gut gehen.

9. TeilDer Samstag begann so wie jeder Samstag. Schon bald fllten sich die Straen und Brgersteige mit Menschen auf dem Weg zum Einkauf. Auch GB Snorri war wieder unterwegs zu CAP. Vor dem Laden traf er auf Karl-Friedrich Junior und Marlies. Wie wre es mal wieder mit einer Runde Monopoly fragte Karl-Friedrich Junior. Leider keine Zeit, antwortete GB Snorri, Papayanna und ich sind gerade im Einsatz. Da wren die Prtorianer gerne dabei, sagte Karl-Friedrich Junior. Doch GB Snorri winkte ab, zu gefhrlich, und dabei deutete er auf Marlies. Um 13,00 Uhr schloss Oma Brimbulla ihren Laden zu und ab 14,00 Uhr versank das Viertel im Wochenendschlaf. Nur Papayanna und GB Snorry hielten die Augen offen, sie drehten noch eine Runde durchs Revier. Die Brgersteige waren gerumt und gestreut, einige Autos waren wieder vllig eingeschneit, andere hatten Schwierigkeiten beim Einparken gehabt und standen ein bisschen kreuz und quer. Vorsicht war wieder angesagt fr Autofahrer und Fugnger. Beim Postamt wurde gerade zum letzten Mal in dieser Woche der Briefkasten geleert, dann bogen sie in die Fasanenallee ein und schlenderten an Oma Brimbullas Nhmaschinengeschft vorbei. Mann, zischte GB Snorri , packte Papayanna und zog sie abrupt hinter ein geparktes Auto. Papayanna sah ihn fragend an und GB Snorri deutete direkt auf die Eingangstr. Die Tr stand halb offen und im Schloss steckte ein blitzender, nagelneuer Schlssel. Von Oma Brimbulla war nichts zu sehen, stattdessen hrten sie eine Mnnerstimme aus dem Inneren des Ladens. Wenig spter verliessen zwei Mnner das Geschft, in jeder Hand eine Nhmaschine. Whrend sie schnell in Richtung Kronenstrasse verschwanden, warf GB Snorri Papayanna sein Diensthandy zu und strmte in den Laden. Er zog den Schlssel auen ab und verschloss die Tr von innen. GB Snorri hatte von draussen die ber die Theke geworfene Lederjacke gesehen und wusste dass die Einbrecher nochmal zurckkommen um mindestens sie zu holen. Das alles hatte er Papayanna so schnell nicht erklren knnen, hoffte aber, dass sie mit dem Handy die Polizei anrufen wrde. In diesem Moment wurde schon an der Tr gerttelt. Es war der Mann, den er von der Fahrerflucht her schon kannte. Sein Gesicht war rot vor Wut und Anstrengung. Mach auf , du Knilch, schrie er GB Snorri an. Jetzt tauchte auch der zweite Mann auf. Lass uns abhauen, schrie er, wir haben doch alles! Nein, schrie der Erste, da ist noch meine Jacke drin mit all meinen Papieren und er trat mit voller Wucht gegen die Tr. GB Snorry wurde es Angst und Bange. Auf der anderen Strassenseite sah er wie Papayanna mit dem Handy herumhantierte und dabei mit den Schultern zuckte. Oh, nein dachte GB Snorri der Akku wird doch nicht leer sein. Der erste Einbrecher hatte es aufgegeben an der Tre zu rtteln, er nahm jetzt ein paar Meter Anlauf und strzte auf die Tr zu. In diesem Moment ertnte ein gellender Schrei, der nicht nur GB Snorri sondern auch die beiden Einbrecher zusammenzucken liess. Feuer, Feuer! brllte Papayanna aus Leibeskrften. An den Husern in der Umgebung flogen die Fenster auf und aufgeregt riefen alle durcheinander. Wo, was ist passiert ? Polizei! Feuerwehr! GB Snorry schnappte die Lederjacke und rannte in den hinteren Teil des Ladens um sich auf der Toilette einzuschliessen. Der Einbrecher hatte sich in die Tr geworfen, die Glasteile waren geborsten und hatten ihn am Arm verletzt. Er blutete aus einigen Wunden. Als er sich aufrappelte ertnte schon das fr GB Snorry erlsende Ta-t-ta-ta.

Den zweiten Einbrecher hatte ein aufgebrachter Brger schon im Schwitzkasten. Der Dieb hatte versucht mit dem Auto zu fliehen und dabei ein vor ihm stehendes Fahrzeug gerammt. Der Einbrecher im Laden hatte sich doch schwerer verwundet , als im ersten Moment gedacht. Sein schwarz-weisses Totenkopf Hemd hatte sich an einigen Stellen rot gefrbt und er lie sich widerstandslos von Hauptwachtmeister Gusskopf abfhren. GB Snorri berreichte der Wachtmeisterin Weichhendl die Lederjacke und gab einen kurzen Bericht. Dann machte er sich auf die Suche nach Papayanna. Es war nicht so leicht sie in all diesem Gewimmel von Menschen und Einsatzfahrzeugen, diesem nervsen Blinken der Feuerwehr- und Polizeifahrzeuge ausfindig zu machen. Papayanna stand an die Wand gelehnt, neben dem Uhrengeschft, die Augen geschlossen und sie bemhte sich, wieder ruhiger zu atmen. GB Snorri strzte auf sie zu, er packte sie an den Schultern und schttelte sie vllig ausser sich vor Freude, vor Begeisterung, vor Anerkennung, voller Dankbarkeit und er schrie sie an was fr ihn das Zeichen hchster Bewunderung und Achtung ist Du geiler Bursche!

10. TeilSnorri und sein Vater sassen wie jeden Sonntag in der Kche und frhstckten. Snorri hatte die guten Sonnenblumenbrtchen geholt, der Vater hatte Kaffee und Kakao gekocht. Whrend Snorri noch an seinem Brtchen herum mmmelte war der Vater schon hinter der Zeitung verschwunden. Snorri hrte die blichen Kommentare wie diese Politiker, das wurde aber auch Zeit, alles knnen die sich aber auch nicht erlauben, frher gab es so was nicht, und andere. Dann war Ruhe. Dann senkte der Vater die Zeitung und schaute seinen Snorri so an, als htte er ihn schon jahrelang nicht mehr gesehen. Er schob Snorri die Zeitung rber und sagte nur: Junge, Junge, Junge!SondermeldungZwei Kinder Detektive bringen lang gesuchte Einbrecher Bande hinter Gitter Stop Polizei voll des Lobes fr wachsame Schler Stop Diebesgut im grsseren Umfang sicher gestellt Stop Grere Belohnung in Aussicht gestellt Stop Brgermeister Schmalfinger : wir werden uns nicht lumpen lassen Stop ausfhrlicher Bericht in der morgigen Ausgabe.

Das muss ich sofort Papayanna zeigen, sagte Snorri, denn nur gemeinsam sind wir stark.