LuftreinhalteplanKamen 2012
www.bra.nrw.de
Impressum Planaufstellende Behörde und Herausgeber: Bezirksregierung Arnsberg, Seibertzstraße 1, 59821 Arnsberg Unter der Mitarbeit von: Stadt Kamen
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucher-schutz Nordrhein-Westfalen (LANUV NRW)
Druck: Hausdruckerei der Bezirksregierung Arnsberg, Dezember 2012
III
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einführung, allgemeine Informationen ........................................................... 1
1.1 Ausgangssituation in Kamen .......................................................................... 1
1.2 Gesetzlicher Auftrag ........................................................................................ 1
1.3 Umweltverträglichkeit ...................................................................................... 4
1.4 Gesundheitliche Bewertung von Stickstoffdioxid (NO2) ............................... 5
1.5 Grenzen des Luftreinhalteplans ...................................................................... 6
1.6 Referenzjahr ...................................................................................................... 8
1.7 Projekt- & Arbeitsgruppe ................................................................................. 8
1.8 Öffentlichkeitsbeteiligung ............................................................................... 9
2 Überschreitung von Grenzwerten ................................................................. 12
2.1 Angaben zur Belastungssituation (Messorte und Messwerte) ................... 12
2.2 Verfahren zur Feststellung der Überschreitungen ...................................... 13
2.3 Trend der Immissionsbelastung ................................................................... 14
2.4 Beschreibung des belasteten Gebietes ....................................................... 14
2.4.1 ABSCHÄTZUNG DER GRÖßE DES LUFTHYGIENISCH BESONDERS BELASTETEN GEBIETES UND DER ANZAHL DER BETROFFENEN PERSONEN ...................................................................... 14
2.4.2 KLIMATOLOGIE ........................................................................................................................... 15
2.4.3 TOPOGRAFIE ................................................................................................................................ 15
3 Analyse der Ursachen für die Überschreitung des Grenzwertes im Referenzjahr.................................................................................................... 16
3.1 Beitrag des regionalen Hintergrundniveaus ................................................ 16
3.2 Emissionen lokaler Quellen ........................................................................... 17
3.2.1 VERFAHREN ZUR IDENTIFIKATION VON EMITTENTEN ................................................................ 17
3.2.2 EMITTENTENGRUPPE VERKEHR .................................................................................................. 18
3.2.3 EMITTENTENGRUPPE INDUSTRIE / GENEHMIGUNGSBEDÜRFTIGE ANLAGEN............................... 22
3.2.4 EMITTENTENGRUPPE KLEINE UND MITTLERE FEUERUNGSANLAGEN, NICHT
GENEHMIGUNGSBEDÜRFTIGE ANLAGEN ..................................................................................... 24
3.2.5 WEITERE EMITTENTENGRUPPEN ................................................................................................. 24
3.2.6 ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG DER RELEVANTEN QUELLEN .......................................... 24
3.3 Ursachenanalyse (Anteile der lokalen Quellen an der Über-schreitungssituation) ..................................................................................... 24
IV
4 Voraussichtliche Entwicklung der Belastung im LRP-Gebiet Kamen ....... 30
4.1 Zusammenfassende Darstellung der Entwicklung des Emissions-szenarios ......................................................................................................... 30
4.1.1 QUELLEN DES REGIONALEN HINTERGRUNDES ............................................................................ 30
4.1.2 REGIONALE QUELLEN ................................................................................................................. 30
4.1.3 LOKALE QUELLEN ....................................................................................................................... 30
4.2 Erwartete Immissionswerte im Ziel- und Prognosejahr .............................. 32
4.2.1 ERWARTETES REGIONALES HINTERGRUNDNIVEAU .................................................................... 33
4.2.2 ERWARTETE BELASTUNG IM ÜBERSCHREITUNGSGEBIET ........................................................... 33
5 Maßnahmen der Luftreinhalteplanung ......................................................... 36
5.1 Grundlagen ..................................................................................................... 36
5.2 Beschreibung der zusätzlichen Maßnahmen ............................................... 38
5.3 Abwägung der Maßnahmen ........................................................................... 46
5.4 Wirkungskontrolle und Berichtspflichten .................................................... 50
5.4.1 WIRKUNGSKONTROLLE – ENTWICKLUNG WEITERER MAßNAHMEN ........................................... 50
5.4.2 UMSETZUNGSÜBERPRÜFUNG DER MAßNAHMEN DES LUFTREINHALTEPLANS ........................... 51
5.5 Ablauf und Ergebnis des Beteiligungsverfahrens ...................................... 51
5.6 Auswirkungen der Maßnahmen auf die Lärmbelastung ............................. 52
5.7 Vorgesehener Zeitplan ................................................................................... 53
5.8 Erfolgskontrolle .............................................................................................. 53
5.8.1 VOLLZUGSKONTROLLE ............................................................................................................... 53
5.8.2 WIRKUNGSKONTROLLE ............................................................................................................... 54
6 Prognose der Belastung unter Berücksichtigung der geplanten Maßnahmen .................................................................................................... 55
6.1 Beschreibung der Maßnahmen ..................................................................... 55
6.2 Emissionsseitige Wirkungen der Maßnahmen ............................................ 55
6.3 Immissionsseitige Wirkungen der Maßnahmen .......................................... 56
7 Möglichkeiten zur weiteren Luftqualitätsverbesserung .............................. 58
7.1 Wegfall der staatlichen Förderung von Dieselkraftstoff ............................. 58
7.2 Besteuerung von Dienstwagen – falsche Anreize ....................................... 60
7.3 Stärkerer Ausbau des ÖPNV einschließlich finanzieller Unterstützung .... 60
V
7.4 Verschärfung der Emissionshöchstmengen-Richtlinie (National Emission Ceilings-Richtlinie, 2001/81/EG) - NEC-Richtlinie ....................... 61
7.5 Vorziehen der verbindlichen Einführung der Euro-6-Norm ........................ 62
7.6 Förderung der Nachrüstung von SCRT®-Filtersystemen im Bereich der ÖPNV-Flotten ........................................................................................... 62
7.7 Ausweitung des Mautsystems für Lkw ........................................................ 63
7.8 Reduktion von Schiffsemissionen und Begrenzung der Binnenschiffs-emissionen, Regelungen für kleine Feuerungsanlagen (< 50 MW) ............ 63
8 Zusammenfassung ......................................................................................... 64
Anhang .................................................................................................................... 66
Anhang 1: Abbildungs- & Tabellenverzeichnis ................................................. 66
Anhang 2: Glossar ............................................................................................... 68
Anhang 3: Abkürzungsverzeichnis ..................................................................... 73
Anhang 4: Ansprechpartner / Kontakte .............................................................. 75
LRP Kamen 2012
1
1 Einführung, allgemeine Informationen
1.1 Ausgangssituation in Kamen
Die Luftqualität wird in vielen europäischen Großstädten durch Stickstoffdioxid (NO2)1
und Feinstaub (PM – Particulate Matter)2 belastet. Auslöser für die Aufstellung dieses
Luftreinhalteplans (LRP)3 ist der Messwert der vom Landesamt für Natur, Umwelt
und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) durchgeführten NO2-
Messungen im Jahre 2009 an der Bahnhofstraße in Kamen. Die Messungen erga-
ben, dass im Bezugsjahr 2009 mit 48 µg/m3 der zulässige NO2-Grenzwert4
(40 µg/m3) zuzüglich der erlaubten Toleranzmarge5 (2 µg/m3) an der Bahnhofstraße
überschritten wurde. Für das Jahr 2010 wurden 47 µg/m3 und für das Jahr 2011
46 µg/m3 gemessen. Die Belastungen sind an dieser Stelle in besonderem Maße
dem städtischen Straßenverkehr zuzuordnen.
Die in den letzten Jahren in der Luftreinhaltung gesammelten Erfahrungen haben
gezeigt, dass der früher verfolgte lokale Ansatz zur Reduzierung von Schadstoffbe-
lastungen in seiner Wirksamkeit begrenzt ist. Deshalb wird ein großflächiges Plange-
biet6 (s. Kap. 1.5), das auch das weitere Stadtgebiet umfasst, vorgesehen. Auf diese
Weise wird der Gesundheitsschutz der in Kamen lebenden Bevölkerung gewährleis-
tet.
1.2 Gesetzlicher Auftrag
Bereits mit der „Luftqualitätsrichtlinie“7 von 1996 sowie mit der neuen „Luftqualitäts-
richtlinie“8 von 2008 hat die Europäische Union (EU9) für ihre Mitgliedsstaaten ver-
bindliche Luftqualitätsziele zur Vermeidung oder Verringerung schädlicher Auswir-
kungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt festgelegt. Danach wird die
Luftqualität in den EU-Staaten nach einheitlichen Methoden und Kriterien beurteilt.
Die Grenzwerte für die wichtigsten Luftschadstoffe NO2 und die Feinstaubfraktion
1 Vgl. Anhang 2 – Glossar & Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 2 Vgl. Anhang 2 – Glossar & Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 3 Vgl. Anhang 2 – Glossar & Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 4 Vgl. Anhang 2 – Glossar 5 Vgl. Anhang 2 – Glossar 6 Vgl. Anhang 2 – Glossar und s. Kap. 1.5 7 Richtlinie 96/62/EG des Rates vom 27. September 1996 über die Beurteilung und die Kontrolle der Luftqualität 8 Richtlinie 2008/50/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über die Luftqualität und saubere Luft für Europa vom 21. Mai 2008 (ABl. EG L 152, S. 55) 9 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis
LRP Kamen 2012
2
PM1010 wurden bestätigt; außerdem wurden neue Ziel- und Grenzwerte für die feinere
Feinstaubfraktion PM2,511
eingeführt sowie das sog. „Notifizierungsverfahren“ gere-
gelt, das die Voraussetzungen für die Gewährung einer Fristverlängerung zur Einhal-
tung von Grenzwerten festlegt.
In der Bundesrepublik Deutschland wurde die novellierte Richtlinie mit Wirkung vom
6. August 2010 durch Novellierung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BIm-
SchG)12 sowie durch die Einführung der 39. Verordnung zum BImSchG
(39. BImSchV)13 in deutsches Recht umgesetzt.
Auf der Grundlage dieser bundesgesetzlichen Regelungen ist auch die Luftqualität
im Gebiet von Nordrhein-Westfalen durchgängig durch Messung oder Modellrech-
nung zu überwachen (§ 44 Abs. 1 BImSchG). Wird dabei festgestellt, dass die ge-
setzlich vorgegebenen Immissionsgrenzwerte14 überschritten werden, müssen diese
Überschreitungen mit allen erforderlichen Daten über die obersten Landes- und Bun-
desfachbehörden der EU-Kommission mitgeteilt werden.
Diese Mitteilung muss spätestens im Jahr nach Feststellung der Überschreitungen
abgegeben werden. Im darauf folgenden Jahr muss der Kommission über die ergrif-
fenen Maßnahmen zur Verringerung der Luftbelastung berichtet werden (§ 31 der
39. BImSchV i. V. m. Kap. V der Richtlinie 2008/50/EG).
Innerhalb dieses Zeitfensters muss die zuständige Behörde ihrer gesetzlichen Ver-
pflichtung nachkommen und einen Luftreinhalteplan aufstellen, der die erforderlichen
Maßnahmen zur dauerhaften Verminderung von Luftverunreinigungen festlegt
(§ 47 Abs. 1 BImSchG).
Gegenstand eines solchen Luftreinhalteplans ist im Wesentlichen (Anlage 13 zur
39. BImSchV)
die Beschreibung der Überschreitungssituation,
die Verursacheranalyse,
die Betrachtung der voraussichtlichen Entwicklung der Belastungssituation,
die Bestimmung von Maßnahmen.
10 Vgl. Anhang 2 – Glossar & Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 11 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 12 Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und
ähnliche Vorgänge i. d. F. d. Bek. v. 26. September 2002 – Bundes-Immissionsschutzgesetz – BImSchG (BGBl. I S. 3830), zuletzt geändert durch Art. 1 des 8. Gesetzes zur Änderung des BImSchG vom 31.07.2010 (BGBl. I S. 1059)
13 39. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über Luftqualitätsstandards und Emissionshöchstmengen – 39. BImSchV) vom 02.08.2010 (BGBl. I S. 1065)
14 Vgl. Anhang 2 – Glossar
LRP Kamen 2012
3
Die Maßnahmen (§ 45 Abs. 2 BImSchG)
müssen einen integrierten Ansatz zum Schutz von Luft, Wasser und Boden verfolgen,
dürfen nicht gegen die Vorschriften zum Schutz von Gesundheit und Sicher-heit von Arbeitnehmern am Arbeitsplatz verstoßen und
dürfen keine erheblichen Beeinträchtigungen der Umwelt in anderen Mitglied-staaten der EU verursachen.
Ziel ist es, die festgelegten Grenzwerte für Luftschadstoffe zu einem bestimmten
Zeitpunkt nicht mehr zu überschreiten bzw. dauerhaft zu unterschreiten. Muss auf
Grund der Belastung ein LRP erstellt werden, sind die Maßnahmen entsprechend
dem Verursacheranteil und unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßig-
keit gegen alle Emittenten zu richten, die zum Überschreiten der Immissionsgrenz-
werte beitragen (§ 47 Abs. 4 S. 1 BImSchG).
Bei der Erstellung eines Luftreinhalteplans sind alle potentiell betroffenen Behörden
und Einrichtungen einzubeziehen (z. B. Straßenverkehrsbehörden, Straßenbaulast-
träger, Polizei, Landesbetrieb Straßenbau NRW (Straßen.NRW), etc.). Da diese
Fachbehörden für Umsetzung und Kontrolle der Maßnahmen zuständig sind, ist eine
enge Abstimmung des Planinhaltes erforderlich. Maßnahmen, die den Straßenver-
kehr betreffen, sind im Einvernehmen mit den Straßenbau- und Straßenverkehrsbe-
hörden festzulegen (§ 47 Abs. 4 S. 2 BImSchG). Bei der Planaufstellung ist die Öf-
fentlichkeit zu beteiligen, wobei ihr die Entwürfe und Pläne zugänglich gemacht wer-
den müssen (§ 47 Abs. 5, 5a BImSchG)15.
Planaufstellende Behörde ist in NRW die jeweilige Bezirksregierung (§ 1 Abs. 1
i. V. m. Nr. 10.6 des Anhangs 2 der Zuständigkeitsverordnung Umweltschutz –
ZustVU)16. Sie ist zuständig für
die Gebietsabgrenzung der Pläne,
die Prüfung der Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen,
die Koordination der Tätigkeit der verschiedenen Behörden einschließlich der Herstellung des Einvernehmens der Behörden,
die Beteiligung der Öffentlichkeit, 15 Siehe Kap. 1.8 & Kap. 5.5 16 Zuständigkeitsverordnung Umweltschutz (ZustVU) vom 11.12.2007 (GV.NRW.2007 S. 662, ber. 2008 S. 155, geändert
durch VO vom 09.06.2009 [GV. NRW. 2009 S. 337] / SGV NRW 282)
LRP Kamen 2012
4
die Festschreibung der zu treffenden Maßnahmen und letztlich
die Veröffentlichung des LRP.
Zur Durchführung dieser Aufgabe beteiligt die Bezirksregierung regelmäßig auch
fachlich betroffene Interessensvertreter und Verbände, aber auch Behörden und
sonstige Stellen, die begleitend bei der Erstellung des Luftreinhalteplans mitwirken.
Schließlich sind die Pläne durch öffentliche Bekanntmachung im Amtsblatt der zu-
ständigen Bezirksregierung in Kraft zu setzen (§ 47 Abs. 5a Satz 2, 5 BImSchG).
Anschließend werden die Maßnahmen durch die zuständigen Behörden (Stadt,
Kreis, Bezirksregierung, Straßen.NRW) durchgesetzt (§ 47 Abs. 6 BImSchG). Sie
müssen auch die Umsetzung einschließlich der Einhaltung des hierfür festgelegten
Zeitrahmens überwachen und deren Finanzierung sicherstellen. Bei der Überwa-
chung straßenverkehrlicher Maßnahmen werden sie von der Polizei bzw. den Ord-
nungsbehörden unterstützt.
Der festgelegte Zeitrahmen ist so bemessen, dass in seinen Grenzen die angestreb-
ten Ziele erreicht werden können; die EU-Kommission behält sich vor, die Ergebnis-
se zu überprüfen. Das LANUV stellt durch Untersuchung und Überprüfung fest, ob
die Ziele des LRP erreicht worden sind. Damit wird auch die Wirksamkeit der ge-
troffenen Maßnahmen kontrolliert, um ggf. eine Anpassung des Maßnahmenkatalo-
ges vornehmen zu können (s. Kap. 5.8 - Erfolgskontrolle).
1.3 Umweltverträglichkeit
Bei der Planaufstellung ist auf der Grundlage des Umweltverträglichkeitsprüfungsge-
setzes (UVPG)17 zu untersuchen, ob eine „Strategische Umweltprüfung“ (SUP)18
durchgeführt werden muss. § 14 b Abs. 1 Nr. 2 UVPG sieht eine Strategische Um-
weltprüfung bei Plänen und Programmen vor, die
1. entweder in der Anlage 3 Nr. 1 zum UVPG aufgeführt sind oder
2. in der Anlage 3 Nr. 2 zum UVPG aufgeführt sind und für Entscheidungen
über die Zulässigkeit von in der Anlage 1 aufgeführten Vorhaben oder von
17 Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung i. d. F. d. Bek. v. 25. Juni 2005 (BGBl. I S. 1757, 2797), zuletzt geändert
durch Art. 2 d. Gesetzes v. 21.Dezember 2006 (BGBl. I S.3316). 18 Vgl. Anhang 2 – Glossar & Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis
LRP Kamen 2012
5
Vorhaben, die nach Landesrecht einer Umweltverträglichkeitsprüfung oder
Vorprüfung des Einzelfalls bedürfen, einen Rahmen setzen.
Pläne und Programme setzen nach § 14 b Abs. 3 UVPG dann einen Rahmen für die
Entscheidung über die Zulässigkeit von Vorhaben, wenn sie Festlegungen mit Be-
deutung für spätere Zulassungsentscheidungen enthalten. Diese betreffen insbeson-
dere Bedarf, Größe, Standort, Beschaffenheit, Betriebsbedingungen von Vorhaben
oder Inanspruchnahme von Ressourcen.
Demnach ist für einen Luftreinhalteplan nach § 47 Abs. 1 BImSchG eine SUP durch-
zuführen, wenn Vorhaben nach Anlage 1 UVPG betroffen sind und durch den Luft-
reinhalteplan ein "enger" Rahmen gesetzt wird.
Der Luftreinhalteplan Kamen 2012 enthält keine konkreten planungsrechtlichen Vor-
gaben für Vorhaben nach Anlage 1 zum UVPG. Ebenfalls werden durch ihn keine
anderen rechtlichen Vorgaben gesetzt, die zwingend Auswirkungen auf Vorhaben
nach Anlage 1 haben. Er enthält vielmehr lediglich Einzelmaßnahmen zur Verbesse-
rung der Luftqualität in verschiedenen Bereichen. Festlegungen mit Bedeutung für
spätere Zulassungsentscheidungen werden nicht getroffen. Damit besteht keine
Verpflichtung zur Durchführung einer SUP bei der Aufstellung dieses Plans. Soweit
dieser LRP Bedingungen und Vorgaben enthält, die sich auf UVPG-relevante Berei-
che beziehen könnten, stellen diese keine eigenständig wirkenden Verpflichtungen
dar, sondern sie sind zusätzlich als Selbstbindung auf rechtliche Verpflichtungen
oder Zusagen anderer Rechtsträger, also z. B. der Städte, gegründet.
Weiter stellt der Luftreinhalteplan auf eine zwingende Beteiligung und Information der
Öffentlichkeit sowie der die Öffentlichkeit vertretenden Gremien ab und gibt bereits
im Sinne einer Umweltprüfung die Prüfschritte und deren Ergebnisse wieder.
Damit ist die Verpflichtung zur Durchführung einer zusätzlichen strategischen Um-
weltprüfung bei der Aufstellung des LRP Kamen 2012 nicht gegeben.
1.4 Gesundheitliche Bewertung von Stickstoffdioxid (NO2)
Als Reizgas mit stechend-stickigem Geruch wird NO2 bereits in geringen Konzentra-
tionen wahrgenommen. Die Inhalation ist der einzig relevante Aufnahmeweg. Die
relativ geringe Wasserlöslichkeit des NO2 bedingt, dass der Schadstoff nicht in den
LRP Kamen 2012
6
oberen Atemwegen gebunden wird, sondern auch in tiefere Bereiche des Atemtrakts
(Bronchiolen, Alveolen) eindringt.
Stickstoffdioxid kann die menschliche Gesundheit nachhaltig schädigen. Eine Erhö-
hung der NO2-Konzentration in der Außenluft führt zu einer Verschlechterung der
Lungenfunktion und einer Erhöhung der Häufigkeit von infektionsbedingten Atem-
wegserkrankungen wie Husten und Bronchitis. Pro Zunahme der NO2-Belastung um
10 µg/m3 muss mit einem Anstieg der Häufigkeit von Bronchitissymptomen oder des
Auftretens von Bronchitis um ca. 10 % gerechnet werden. Besonders betroffen sind
vor allem gesundheitlich vorgeschädigte Personen mit Atemwegserkrankungen so-
wie Kinder und Jugendliche. Aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Sterb-
lichkeit in der Bevölkerung nehmen mit ansteigender NO2-Konzentration zu.
Für Stickstoffdioxid kann nach aktuellem Kenntnisstand kein Schwellenwert benannt
werden, bei dessen Unterschreiten langfristige Wirkungen auf den Menschen ausge-
schlossen werden können. Auch vergleichsweise geringfügige Reduzierungen der
Belastung tragen zu einer Verbesserung des Gesundheitsschutzes bei.
Die Auswertung der „Feinstaubkohortenstudie Frauen in NRW19“, die in NRW als
hoch industrialisiertem Land mit zusätzlicher starker Verkehrsbelastung durchgeführt
wurde, weist darauf hin, dass mit einer Zunahme der NO2-Konzentration um
16 µg/m³ das relative Risiko, an Herz-Kreislauferkrankungen zu versterben, um 50 %
steigt.
1.5 Grenzen des Luftreinhalteplans
Die Grenzen des Plans umfassen ein genau zu umschreibendes Gebiet, das soge-
nannte Plangebiet (bzw. Luftreinhalteplangebiet (LRP-Gebiet)). Bei Luftreinhalteplä-
nen, die sich auf die unmittelbare Umgebung eines Hot Spots (Überschreitungssitua-
tion) beziehen, setzt sich das Plangebiet aus dem Überschreitungsgebiet des jeweili-
gen Luftschadstoffs und dem Verursachergebiet zusammen.
Das Überschreitungsgebiet ist das Gebiet, für das aufgrund der Immissionsbelastung
von einer Überschreitung des Grenzwertes auszugehen ist.
19 Im Auftrag des Landesumweltamtes NRW (jetzt Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes NRW)
durch den Lehrstuhl für Epidemiologie der Ludwig-Maximilian-Universität München und des GSF-Instituts für Epidemiologie
LRP Kamen 2012
7
Das Verursachergebiet ist das Gebiet, in dem die Verursacher für die Grenzwert-
überschreitungen lokalisiert sind. Im Regelfall ist das auch der Bereich, in dem Min-
derungsmaßnahmen zur Einhaltung der Grenzwerte durchgeführt werden.
Der vorliegende LRP erstreckt sich auf das Stadtgebiet Kamen.
Für Berechnungen zur Analyse der Ursache der Überschreitungen (s. Kap. 3) und
zur Prognose der Entwicklung der Belastung (s. Kap. 4) wurde ein rechteckiges Ge-
biet (Rechengebiet) zu Grunde gelegt. Die linke untere Ecke des Rechengebietes hat
die Ost- und Nordwerte 399000/5707000 (s. Abb. 1.5/1). Zusätzlich werden zur Ana-
lyse der Verursachersituation mögliche größere, außerhalb des eigentlichen Re-
chengebietes liegende Emittenten in die Rechnungen einbezogen.
(1) Abb. 1.5/1: Rechengebiet für den LRP Kamen
LRP Kamen 2012
8
1.6 Referenzjahr
Die Teilnahme der Stadt Kamen am Internetscreening, einem Verfahren zur Berech-
nung von Immissionsbelastungen in Straßenschluchten, lieferte erste Hinweise auf
erhöhte NO2-Belastungen im Stadtgebiet. Von den überprüften Straßenabschnitten
wurde für die Bahnhofstraße die höchste NO2-Belastung ermittelt. Im Januar 2008
wurde dort ein Passivsammler installiert. Im Jahr 2009 wurde der NO2-Grenzwert
(Jahresmittelwert) mit 48 µg/m³ überschritten.
Die Grenzwertüberschreitung erfordert nach § 47 BImSchG i. V. m. § 27 der
39. BImSchV die Aufstellung eines Luftreinhalteplans.
Zur Ermittlung der Belastungssituation wurden sowohl Immissionsmessungen als
auch umfangreiche Modellrechnungen durchgeführt.
Weitere zur Beschreibung der Ausgangssituation verwendete Daten und Fakten
(z. B. Emissionsdaten, Angaben zu Verkehrsstärken) sollen sich nach Möglichkeit
auf das Erhebungsjahr 2009 beziehen. In Fällen, wo entsprechende Daten nicht zur
Verfügung standen, wurden vorliegende Daten hochgerechnet. In einigen Fällen sind
Hochrechnungen (z. B. bei Fehlen eines geeigneten Prognosemodells) nicht mög-
lich. Hier werden die Daten wie erhoben verwendet. Das Erhebungsjahr wird ange-
geben.
1.7 Projekt- & Arbeitsgruppe
Die Bezirksregierung Arnsberg hat zur Begleitung der Aufstellung des Luftreinhalte-
plans eine Projektgruppe eingerichtet.
Neben dem LANUV, der Stadt Kamen und dem Kreis Unna wurden die Industrie- &
Handelskammer (IHK zu Dortmund), die Handwerkskammer Dortmund (HWK Dort-
mund), die Polizei, die Verkehrsgesellschaft Kreis Unna mbH (VKU), Straßen.NRW
und das Landesbüro der Naturschutzverbände NRW GbR um Mitwirkung in der Pro-
jektgruppe gebeten.
Zur Detailabstimmung wurde zudem mit der Stadt Kamen und dem LANUV eine
Arbeitsgruppe gebildet.
Unter der Leitung der Bezirksregierung fanden mehrere Projekt- und Arbeitsgrup-
pensitzungen statt, bei denen die Mitglieder Gelegenheit hatten, Erfahrungen und
Anregungen in den LRP einfließen zu lassen.
LRP Kamen 2012
9
Die Bezirksregierung Arnsberg als Plan aufstellende Behörde bedankt sich bei den
Mitgliedern der Projekt- und Arbeitsgruppe und allen anderen Beteiligten für ihre
engagierte und konstruktive Mitarbeit.
1.8 Öffentlichkeitsbeteiligung
Im Rahmen der Aufstellung von Luftreinhalteplänen ist die Beteiligung der Öffentlich-
keit durch mehrere, unterschiedliche gesetzliche Vorgaben sichergestellt. Das Betei-
ligungsgebot betrifft sowohl das Aufstellungsverfahren in der Entwurfsphase als auch
die rechtsverbindliche Einführung.
Nach § 47 Absatz 5 BImSchG sind die Aufstellung eines LRP sowie Informationen
über das Beteiligungsverfahren im amtlichen Veröffentlichungsblatt und auf andere
geeignete Weise öffentlich bekannt zu machen. Danach ist der Entwurf des neuen
oder geänderten Luftreinhalteplans einen Monat zur Einsicht auszulegen.
Bis zwei Wochen nach Ende der Auslegungsfrist kann jeder schriftlich zu dem Ent-
wurf Stellung nehmen (§ 47 Absatz 5a S. 1 – 3 BImSchG).
Die fristgemäß eingegangenen Stellungnahmen sind bei der Entscheidung über die
Annahme des Plans zu bewerten und angemessen zu berücksichtigen.
Der endgültige Plan muss anschließend ebenfalls im amtlichen Veröffentlichungsblatt
und auf andere geeignete Weise öffentlich bekannt gemacht und zwei Wochen zur
Einsicht ausgelegt werden (§ 47 Abs. 5a S. 4 – 7 BImSchG). Die Bekanntmachung
muss das betroffene Gebiet, eine Übersicht zu den wesentlichen Maßnahmen, die
Darstellung des Ablaufs des Beteiligungsverfahrens sowie die Gründe und Erwägun-
gen, auf denen die getroffenen Entscheidungen beruhen, enthalten.
Die Auslegung des Entwurfs des LRP Kamen 2012 wurde im Amtsblatt Nr. 37 vom
15.09.2012 der Bezirksregierung öffentlich bekannt gemacht;
die Auslegung und das Inkrafttreten der Endfassung des LRP Kamen 2012 wurde im
Amtsblatt Nr. 51 vom 22. Dezember 2012 öffentlich bekannt gemacht. Gleichzeitig
wurde durch Pressemitteilungen und Veröffentlichungen auf der Homepage der Be-
zirksregierung auf die Auslegungen hingewiesen.
Im Internetangebot der Bezirksregierung Arnsberg konnte der Planentwurf während
der Auslegungsfristen und kann die Endfassung nach Bekanntmachung dauerhaft
LRP Kamen 2012
10
heruntergeladen werden. Mit der Auslegung der Endfassung wurde auch den gesetz-
lichen Forderungen über Ablauf des Beteiligungsverfahrens und der Gründe und
Erwägungen, auf denen die getroffene Entscheidung beruht, entsprochen.
Neben dem unmittelbar aus dem BImSchG wirkenden Beteiligungsgebot hat die
Öffentlichkeit auch nach den Vorschriften des Umweltinformationsgesetzes des Lan-
des (UIG NRW)20 Anspruch auf eine umfassende Darstellung der Luftreinhaltepla-
nung und der vorgesehenen und getroffenen Maßnahmen.
Auf der Grundlage des § 2 UIG NRW i. V. m. § 10 des Umweltinformationsgesetzes
des Bundes (UIG)21 müssen die Bezirksregierungen die Öffentlichkeit u. a. über Plä-
ne mit Bezug zur Umwelt in angemessenem Umfang aktiv und systematisch unter-
richten (§ 10 Abs. 1 u. 2 Nr. 2 UIG). Die Umweltinformationen sollen in verständlicher
Darstellung, leicht zugänglichen Formaten und möglichst unter Verwendung elektro-
nischer Kommunikationsmittel verbreitet werden (§ 10 Abs. 3 u. 4 UIG). Dem Infor-
mationsanspruch wird auch durch Verknüpfung zu fachlichen Internetseiten genüge
getan.
Diese Anforderungen erfüllt die Bezirksregierung durch das regelmäßige Einstellen
der Entwurfs- / Endfassung des jeweiligen LRP auf ihrer Internetpräsenz sowie durch
die dazu herausgegebenen Pressemitteilungen.
Unabhängig davon hat aber jede Person für sich allein Anspruch auf freien Zugang
zu allen, auch weitergehenden und detaillierteren Umweltinformationen; insoweit also
ebenso zu Informationen im Zusammenhang mit der Aufstellung von Luftreinhalte-
plänen. Ein besonderes rechtliches Interesse muss nicht dargelegt werden
(§ 2 UIG NRW), allerdings muss die Herausgabe der Umweltinformationen beantragt
werden und ist i. d. R. kostenpflichtig. Im daran anschließenden Verfahren ist die
Verwaltung an eine bestimmte Form und Fristen gebunden (§ 4 UIG). Dieses Verwal-
tungsverfahren stellt erforderlichenfalls für den Antragsteller, z. B. bei Ablehnung des
Antrags, die Grundlage für ein mögliches Klageverfahren im förmlichen Verwaltungs-
rechtsweg dar (§ 6 UIG).
Für die Bereitstellung individueller Informationen auf der Grundlage eines Antrags
nach § 4 UIG werden von der Bezirksregierung allerdings Kosten (Gebühren und
20 Umweltinformationsgesetz Nordrhein-Westfalen v. 29. März 2007 (GV. NRW. 2007 S. 142 / SGV. NRW. 2129) 21 Umweltinformationsgesetz v. 22. Dezember 2004 (BGBl. I S. 3704)
LRP Kamen 2012
11
Auslagen) nach der Allgemeinen Verwaltungsgebührenordnung NRW22 erhoben;
mündliche und einfache schriftliche Auskünfte sind gebührenfrei.
Schließlich gewährt auch das nordrhein-westfälische Informationsfreiheitsgesetz
(IFG NRW)23 jedem Menschen den grundsätzlichen Anspruch auf Zugang zu vor-
handenen amtlichen Informationen. Hierzu zählen ebenso Informationen über die
Luftreinhalteplanung. Der Informationsanspruch kann ferner durch Antrag in einem
förmlichen Verwaltungsverfahren geltend gemacht werden und ist ebenso kosten-
pflichtig (vgl. Verwaltungsgebührenordnung zum IFG NRW24).
22 Allgemeine Verwaltungsgebührenordnung v. 3. Juli 2001 (GV. NRW. 2001 S. 262 / SGV. NRW. 2011), zuletzt geändert
durch die 9. ÄnderungsVO v. 29. März 2007 (GV. NRW. 2007 S. 142 / SGV. NRW. 2011). 23 Gesetz über die Freiheit des Zugangs zu Informationen für das Land Nordrhein-Westfalen v. 27. November 2001 (GV.
NRW. 2001 S. 806 / SGV. NRW. 2010), geändert durch Art. 9 d. Fünften Befristungsgesetzes v. 5. April 2005 (GV. NRW. 2005 S. 351 / SGV. NRW. 2010).
24 Verwaltungsgebührenordnung zum Informationsfreiheitsgesetz Nordrhein-Westfalen v. 19. Februar 2002 (GV. NRW. 2002 S. 88 / SGV. NRW. 2011), geändert durch Art. 13 d. Fünften Befristungsgesetzes v. 5. April 2005 (GV. NRW. 2005 S. 351 / SGV. NRW. 2011).
LRP Kamen 2012
12
2 Überschreitung von Grenzwerten
2.1 Angaben zur Belastungssituation (Messorte und Messwerte)
Seit dem Jahr 2008 wird in Kamen die NO2-Immissionsbelastung mit Hilfe eines
Passivsammlers in der Bahnhofstraße überwacht (Standortkennung: KABA). Der
genaue Standort des Passivsammlers ist in Tabelle 2.1/1 beschrieben.
(2) Tab. 2.1/1: Messstandort des LANUV in Kamen
Kürzel RECHTS-
WERT HOCH-WERT
Standort Gebiets-
typ Stations-
typ EU-Code
KABA 2615288 5718476 59174 Kamen Bahnhofstr. 18 städtisch Verkehr DENW231
Die Abbildung 2.1/1 zeigt eine Übersicht des Standortes der Messstelle im Untersu-
chungsgebiet.
(3) Abb. 2.1/1: Übersicht des Messstandortes im Untersuchungsgebiet
LRP Kamen 2012
13
Die ab dem Jahr 2008 gültigen Grenzwerte für NO2 sind in Tabelle 2.1/2 aufgeführt.
Die ermittelten Immissionsbelastungen sind in Tabelle 2.1/3 dargestellt.
(4) Tab. 2.1/2: NO2-Immissionsgrenzwerte 2008, 2009 und seit 2010
Schadstoff Zeitbezug Grenzwert [µg/m³]
NO2 Jahresmittelwert 2008 44 (40 + 4 Toleranzmarge)
NO2 Jahresmittelwert 2009 42 (40 + 2 Toleranzmarge)
NO2 Jahresmittelwert seit 2010 40
(5) Tab. 2.1/3: NO2-Immissionswerte 2008 - 2011 an der Messstelle KABA
Standort NO2-Jahresmittelwert [µg/m³]
2008 2009 2010 2011
KABA 42 48 47 46
> Grenzwert 2010 aber < Grenzwert + Toleranzmarge
Grenzwertüberschreitung
2.2 Verfahren zur Feststellung der Überschreitungen
Im LUQS-Messnetz NRW25 werden unterschiedliche Verfahren zur Bestimmung der
NO2-Belastung eingesetzt. Zum Einen wird die Immission mit kontinuierlich arbeiten-
den NOX26-Analysatoren bestimmt, zum Anderen kommen, wie in
Kamen, NO2-Passivsammler, sogenannte Palmes-Röhrchen, zum Einsatz
(www.lanuv.nrw.de/luft/pdf/passivsammler.pdf).
Das nach dem Prinzip der Chemilumineszenz arbeitende kontinuierliche NOX-
Messverfahren ist als Referenzverfahren anerkannt. Nach Untersuchungen des
LANUV können für mit Passivsammlern ermittelte NO2-Jahresmittelwerte die Anfor-
derungen der EU an die Datenqualität für ortsfeste, kontinuierliche Messungen ein-
gehalten werden. Die mit Passivsammlern ermittelten Messergebnisse werden daher
auch im Rahmen der Luftreinhalteplanung in NRW verwendet. Die NO2-
Passivsammler sind in einer Höhe von ca. 2,5 m angebracht.
25 Vgl. Anhang 2 – Glossar & Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 26 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis
LRP Kamen 2012
14
Kamen, Bahnhofstraße
0
10
20
30
40
50
2008 2009 2010 2011
NO
2 [µ
g/m
³]
Grenzwert ab 2010
2.3 Trend der Immissionsbelastung
In der Abbildung 2.3/1 sind die Ergebnisse der NO2-Immissionsmessungen in Kamen
ab dem Jahr 2008 dargestellt.
(6) Abb. 2.3/1: NO2-Jahresmittelwerte (KABA)
Der NO2-Grenzwert für das Jahresmittel wird im Jahr 2008, in welchem eine Tole-
ranzmarge von 4 µg/m³ NO2 erlaubt war (zulässiger Wert: 44 µg/m³), eingehalten. In
den Jahren 2009 bis 2011 wurde eine Überschreitung des Grenzwertes festgestellt.
2.4 Beschreibung des belasteten Gebietes
2.4.1 Abschätzung der Größe des lufthygienisch besonders belasteten Gebietes und der Anzahl der betroffenen Personen
Die Stadt Kamen ist eine kreisangehörige Stadt im Kreis Unna. Sie ist Mittelzentrum
und liegt am Ostrand des Ballungsraumes „Ruhrgebiet“ zwischen den Oberzentren
Dortmund und Hamm. Die Stadt erstreckt sich über eine Fläche von rund 40,9 km2.
Der Anteil der Siedlungsflächen liegt bei ca. 11,8 km2 (= 28,9 %), der Anteil der Ver-
kehrsflächen bei ca. 4,9 km2 (= 11,9 %). Das Stadtgebiet ist verkehrlich durch zwei
Autobahnen, zwei Bundes-, drei Landesstraßen und einen Hauptschienenweg er-
schlossen.
LRP Kamen 2012
15
Die am stärksten von den Immissionen betroffen Stadtbereiche liegen im Wesentli-
chen entlang der Straßenzüge Bahnhofstraße, Lünener Straße, Westring, Nordring
und Stormstraße bzw. Bergkamener Straße mit einer Gesamtlänge von ca. 4 km.
Kamen hat 44.400 Einwohner (2010). Das sind formal 1.085 Einwohner pro Quadrat-
kilometer. Bezogen auf einen Quadratkilometer Siedlungs- und Verkehrsfläche sind
es 2.659 Personen.
In den Stadtbereichen, die von der Immissionsbelastung am stärksten betroffen sind,
wohnen etwa 1.900 Personen.
2.4.2 Klimatologie
Die Stadt Kamen unterliegt dem Einfluss des Westwindgürtels mit kühl-gemäßigtem
Sommer und mäßig-kaltem Winter. Die Niederschlagsmenge wird im Klimaatlas
NRW mit jährlich 700 – 800 mm im langjährigen Durchschnitt angegeben, wobei der
meiste Niederschlag in den Sommermonaten fällt (200 – 250 mm). Die Winter sind
verhältnismäßig mild (Januar 2 – 3 °C im Durchschnitt), die Sommer mäßig warm
(August 18 – 19 °C im Durchschnitt). Die mittlere Jahrestemperatur liegt zwischen
10 – 11 °C. Der Wind kommt hauptsächlich aus süd- bis südwestlicher Richtung.
Dabei beträgt die mittlere Windgeschwindigkeit in Siedlungslagen 2,5 - 3,0 m/s und
im Freiraum 3,5 - 4,0 m/s.
2.4.3 Topografie
Kamen ist der westfälischen Tieflandbucht und hier der Hellwegbörde zuzuordnen.
Die guten Bodenverhältnisse begründen die intensive landwirtschaftliche Nutzung
des Kamener Freiraums. Waldflächen sind deshalb selten. Das Stadtgebiet ist durch
drei Siedlungsschwerpunkte geprägt: Kamen-Mitte / Südkamen, Heeren-Werve und
Methler. Topografisch weist das Stadtgebiet keine großen Höhenunterschiede auf.
Sie bewegen sich zwischen 60 m und 90 m ü. N. N. Südlich des Stadtgebietes ver-
läuft der erste Höhenrücken der mitteldeutschen Hügelzone, der Haarstrang. Die
Seseke durchfließt das Kamener Stadtgebiet von Ost nach West. Ihr fließt u. a. die
Körne aus südwestlicher Richtung zu. Die Gewässer bilden wichtige Niederungsbe-
reiche, die für den Luftaustausch bedeutsam sind.
LRP Kamen 2012
16
3 Analyse der Ursachen für die Überschreitung des Grenzwertes im Referenzjahr
3.1 Beitrag des regionalen Hintergrundniveaus
Das großräumig vorhandene regionale Hintergrundniveau lässt sich aus den Ergeb-
nissen der über mehrere Jahre am geringsten belasteten, regional verteilten Statio-
nen des LUQS-Messnetzes berechnen.
Die Ergebnisse der Waldstationen in der Eifel und im Rothaargebirge werden nicht
zur Bestimmung der Hintergrundbelastung herangezogen. Bei der Berechnung des
regionalen Hintergrundniveaus wird berücksichtigt, dass regionale Unterschiede in
der Höhe der Immissionsbelastung auftreten.
In NRW wird deshalb für die Gebiete Rhein-Ruhr, Münsterland / Westfalen und den
Großraum Aachen die regionale Hintergrundbelastung differenziert ermittelt.
In Kamen wird das regionale Hintergrundniveau des Rhein-Ruhr-Gebietes herange-
zogen.
Der Auslöser für die Aufstellung des LRP ist die Überschreitung des NO2-
Grenzwertes für den NO2-Jahresmittelwert im Jahr 2009. Daher zeigt die Tabelle
3.1/1 das regionale Hintergrundniveau des Rhein-Ruhr-Gebietes für das Jahr 2009.
(7) Tab. 3.1/1: Regionales Hintergrundniveau 2009, berechnet aus Messungen im Rhein-Ruhr-Gebiet
Station Stations-kennung
Gebietstyp, Gebietscharakteristik
NO2-Jahresmittel
[µg/m³]
Wesel WESE vorstädtisch, Hintergrund 27
Datteln DATT vorstädtisch, Hintergrund 24
Düsseldorf-Lörick LOER vorstädtisch, Hintergrund 31
Hattingen-Blankenstein HATT vorstädtisch, Hintergrund 24
Köln-Chorweiler CHOR vorstädtisch, Hintergrund 32
Hürth HUE2 städtisch, Industrie 26
Mittelwert regionales Hintergrundniveau 27
LRP Kamen 2012
17
3.2 Emissionen lokaler Quellen
3.2.1 Verfahren zur Identifikation von Emittenten
Zur Identifikation der relevanten Emittenten wird in erster Linie das Emissionskatas-
ter Luft NRW herangezogen. Hierin sind folgende Emittentengruppen erfasst:
- Verkehr (Straßen-, Flug-, Schiffs-, Schienen- und Offroadverkehr),
- Industrie (genehmigungsbedürftige Anlagen nach 4. BImSchV),
- Landwirtschaft (Ackerbau und Nutztierhaltung),
- nicht genehmigungsbedürftige Anlagen nach dem BImSchG (Gewerbe und Kleinfeuerungsanlagen),
- sonstige anthropogene und natürliche Quellen.
Der vorliegende LRP bezieht sich auf die Komponente Stickstoffdioxid (NO2). Die
Auswertung des Emissionskatasters umfasste deshalb die Untersuchung der hierfür
relevanten Emittentengruppen Verkehr, Industrie und Kleinfeuerungsanlagen.
Während die Schadstoffbelastung bei der Beurteilung der Immissionssituation als
NO2 angegeben wird, werden Emissionen immer in ihrer Gesamtheit als Stickstof-
foxid27 (NOX) betrachtet. Dies entspricht den tatsächlichen Gegebenheiten: Emittiert
wird generell ein Gemisch aus Stickstoffmonoxid (NO)28 und NO2 als NOX.
Bei industriellen Emittenten und Kleinfeuerungsanlagen ist in der Regel das Verhält-
nis der beiden Verbindungen stabil. Im Verkehrsbereich ändert sich jedoch das Ver-
hältnis von NO zu NO2 je nach Belastungs- und Betriebszustand sowie der verwen-
deten Abgasreinigungstechnik der Kraftfahrzeuge (Kfz)29 stark.
Einen wesentlichen Einfluss auf die Relevanz der Emissionen bezüglich der Immissi-
onen im Überschreitungsbereich ist die Freisetzungs-(Quell-)Höhe. So wirken sich
bodennahe Emissionen z. B. aus dem Straßenverkehr, von Gewerbe und Kleinfeue-
rungsanlagen eher im Nahbereich der jeweiligen Quelle aus. Emissionen aus Indust-
rieanlagen haben deutlich seltener niedrige Quellhöhen; normalerweise handelt es
sich in diesen Fällen um diffuse Quellen (wie z. B. Abwehungen). Der größte Teil
industrieller Emissionen wird über hohe Schornsteine und damit mit breiter Streuung
27 Vgl. Anhang 2 – Glossar 28 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 29 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis
LRP Kamen 2012
18
und Aufpunktmaxima in größerer Entfernung von der Emissionsquelle in die Umwelt
abgegeben.
3.2.2 Emittentengruppe Verkehr
Ausgangspunkt für die Untersuchung der Verkehrsdaten im Untersuchungsgebiet
waren das landesweite Emissionskataster Straßenverkehr mit Daten für das Bezugs-
jahr 2009. Darauf aufbauend wurden mit Hilfe der Stadt Kamen weitere potentielle
Verdachtspunkte ermittelt und falls noch nicht im Kataster vorhanden mit entspre-
chenden Verkehrsdaten hinterlegt. So ergaben sich im Stadtgebiet von Kamen neun
Verdachtspunkte (s. Tab. 3.2.2/2).
Straßenverkehr
Von den insgesamt im LRP-Gebiet verkehrenden Kraftfahrzeugen (Kfz) wurde im
Jahr 2009 eine Jahresfahrleistung von ca. 468 Mio. Fahrzeugkilometer pro Jahr
(Fzkm/a)30 erbracht. Der höchste Anteil (ca. 83 %) davon besteht aus Pkw31-Verkehr.
Mit nur 11 % Jahresfahrleistung verursachen die schweren Nutzfahrzeuge und die
Busse ca. 59 % der NOX-Emissionen.
Die Verteilung der Jahresfahrleistungen und der NOX-Emissionen auf die einzelnen
Fahrzeugkategorien ist in der nachfolgenden Tabelle 3.2.2/1 dargestellt.
(8) Tab. 3.2.2/1: Jahresfahrleistung (Mio. Fzkm/a) sowie NOX-Emissionen im LRP-Gebiet nach Fahr-zeugkategorien (Datenbasis 2009)
30 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 31 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 32 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 33 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis
Fahrzeugkategorie Jahresfahrleistung NOX
[Mio. Fzkm/a] [%] [kg/a] [%]
Pkw 387 82,7 111.701 32,1
Leichte Nutzfahrzeuge (lNfz)32 23 4,8 28.421 8,2
Busse 2 0,5 16.930 4,9
Kräder 5 1,1 1.225 0,3
Schwere Nutzfahrzeuge ohne Busse (sNoB)33 51 10,9 189.542 54,5
Kfz 468 100,0 347.819 100,0
LRP Kamen 2012
19
Für das gesamte Luftreinhalteplangebiet sind in der folgenden Karte (s. Abb. 3.2.2/1)
die DTV34-Werte und der Orte der Immissionsmessstation dargestellt.
(9) Abb. 3.2.2/1: DTV im Straßennetz des LRP-Gebietes (Datenbasis 2009)
Mit diesen Eingangsgrößen und den fahrzeugspezifischen Kenngrößen werden die
NOX-Emissionen des Kfz-Verkehrs für das LRP-Gebiet für das Jahr 2009 berechnet.
Die straßenbezogenen Emissionen für NOX sind in der Abbildung 3.2.2/2 dargestellt.
Sie werden als Emissionsdichte [kg/(kma)] angegeben.
Die verkehrsbezogenen Daten des Untersuchungsgebietes wurden mit Hilfe der
Kenntnisse der Stadt Kamen und einem vom LANUV vorgegebenen Auswahlverfah-
ren ergänzt und mögliche weitere Verdachtsfälle ermittelt. Die Lage dieser Punkte
und die ermittelten Daten sind in Tabelle 3.2.2/2 dargestellt.
34 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis
LRP Kamen 2012
20
(10) Abb. 3.2.2/2: NOX-Emissionen des Kfz-Verkehrs im LRP-Gebiet (Datenbasis 2009)
(11) Tab. 3.2.2/2: DTV sowie NOX-Emissionen an einzelnen Straßenabschnitten im LRP-Gebiet nach Fahrzeugkategorie (Datenbasis 2009)
Straßenname DTV [1/24h] NOX
[kg/(km*a)]Pkw lNfz Krad35 sNfz36 Kfz
1. Lünener Str. (westlich Westring) 14.080 477 323 508 15.388 3.418
2. Lünener Str. (östlich Westring) 7.326 555 43 615 8.539 2.228
3. Bergkamener Straße 8.789 207 292 132 9.420 1.624
4. Nordring 11.068 338 302 362 12.070 2.632
5. Lindenallee 5.948 72 267 173 6.460 1.080
6. Robert-Koch-Straße 4.607 57 209 196 5.069 1.028
7. Wasserkurler Straße 8.412 65 303 365 9.145 2.154
8. Westicker Straße 6.808 144 201 352 7.505 1.726
9. Werver Mark 10.621 207 350 539 11.717 2.777
35 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 36 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis
LRP Kamen 2012
21
Schienenverkehr
Die Angaben zum Schienenverkehr für Kamen entstammen speziellen Erhebungen
zur Luftreinhalteplanung aus dem Jahre 2008. Sie enthalten die Abgas- und Abrie-
bemissionen des Schienenverkehrs der Deutschen Bahn AG (DB AG).
Im LRP-Gebiet wurden im Jahr 2008 durch den Schienenverkehr 1,2 t/a NOX emit-
tiert. Die NOX-Emissionen aus dem Schienenverkehr sind in der Abbildung 3.2.2/3
grafisch dargestellt. Der Wert wird als eine Emissionsdichte [kg/(kma)] angegeben.
(12) Abb. 3.2.2/3: NOX-Emissionen des Schienenverkehrs im LRP-Gebiet (Datenbasis 2008)
Offroad-Verkehr und Flugverkehr
Der Emissionsanteil des Offroad-Verkehrs enthält die Emissionen, die durch den
Verkehr von Baumaschinen, Verkehr in Land- und Forstwirtschaft, bei Gartenpflege
und Hobby, durch Militär- (außer Flugverkehr) und durch industriebedingten Verkehr
(außer Triebfahrzeugen) verursacht werden.
Zur Auswertung wurden die Emissionskataster der Offroad-Verkehre mit Stand 2010
und des Flugverkehrs mit Stand 2008 herangezogen. Hiernach betragen die Emissi-
LRP Kamen 2012
22
onen aus diesen Bereichen 10,8 t/a NOX. In der Tabelle 3.2.2/3 sind die Emissionen
unter “Sonstige“ ausgewiesen.
Schiffsverkehr
Der Schiffsverkehr ist im Untersuchungsgebiet kein relevanter Emittent.
Gegenüberstellung der Emissionen aus dem Verkehrssektor
Auch wenn den Daten der Verkehrsträger im Verkehrskataster nicht dasselbe Be-
zugsjahr zugrunde liegt, so können doch zumindest die Größenordnungen der Emis-
sionen der unterschiedlichen Verkehrsträger, wie in der Tabelle 3.2.2/3 dargestellt,
verglichen werden.
(13) Tab. 3.2.2/3: NOX-Gesamtverkehrsemissionen in Kamen in t/a
Emissionen des Verkehrs [t/a]
Verkehrsträger, Bezugsjahr
Straße 2009 Schiff 2004 Schiene 2008 Sonstige 20101) Gesamt
NOX 347,8 - 1,2 10,8 359,8
1) Sonstige Verkehrsträger: Offroad 2010 und Flug 2008
Der Straßenverkehr verursacht danach im LRP-Gebiet den Hauptanteil der ver-
kehrsbedingten NOX-Emissionen mit über 96 %, gefolgt von der Quellengruppe
„Sonstige“, die mit ca. 3 % zu den NOX-Emissionen beiträgt.
3.2.3 Emittentengruppe Industrie / genehmigungsbedürftige Anlagen
Vorbemerkung
Genehmigungsbedürftige Anlagen sind in besonderem Maße geeignet, schädliche
Umwelteinwirkungen hervorzurufen, z. B. durch Emissionen von luftverunreinigenden
Stoffen. Sie sind im Anhang der 4. Verordnung zum BImSchG aufgeführt.
Gemäß der 11. BImSchV37 sind Betreiber genehmigungspflichtiger Anlagen dazu
verpflichtet, luftverunreinigende Stoffe in Menge, räumlicher und zeitlicher Verteilung
anzugeben.
37 Elfte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über Emissionserklärungen -
11. BImSchV) i. d. F. d. Bek. v. 5. März 2007 (BGBl. I S. 289)
LRP Kamen 2012
23
Mit der am 5. März 2007 novellierten 11. BImSchV (BGBl. I S.289) wurde in § 4 fest-
gelegt, dass der nächste Erklärungszeitraum für die Emissionserklärung das Kalen-
derjahr 2008 ist, mit Abgabetermin bis zum 31. Mai des Folgejahres. Zukünftig ist
nach dieser Novellierung für jedes 4. Kalenderjahr eine Emissionserklärung für ge-
nehmigungsbedürftige Anlagen abzugeben. Der nächste Erklärungszeitraum ist
demnach das Jahr 2012. Für den LRP Kamen werden somit die Daten von 2008
verarbeitet.
Anlagenstruktur im Luftreinhalteplangebiet Kamen
Die Emittentengruppe Industrie spielt im Stadtgebiet von Kamen eine untergeordnete
Rolle. Nach der 4. BImSchV existierten acht genehmigungsbedürftige Anlagen im
Jahr 2008. Von diesen Anlagen emittierten gemäß Emissionserklärung drei Anlagen
Stickstoffoxide (gesamt: 13,0 t/a). Im Vergleich zu der Emittentengruppe Verkehr
(359,8 t/a NOX) ist diese Menge vernachlässigbar gering.
Die drei NOX-Emittenten der Industrie, sind in der nachfolgenden Karte (Abb. 3.2.3/1)
dargestellt und benannt.
(14) Abb. 3.2.3/1: NOX-Emissionen der nach dem BImSchG genehmigungsbedürftigen Anlagen der Industrie im LRP-Gebiet
LRP Kamen 2012
24
3.2.4 Emittentengruppe kleine und mittlere Feuerungsanlagen, nicht genehmi-gungsbedürftige Anlagen
Aus dem Bereich der immissionsschutzrechtlichen nicht genehmigungsbedürftigen
Anlagen sind für das Luftreinhalteplangebiet die Kleinfeuerungsanlagen als weitere
NOX-Quellen zu betrachten. Für das Jahr 2010 betragen die Emissionen im LRP-
Gebiet insgesamt 49,6 t/a NOX.
3.2.5 Weitere Emittentengruppen
Weitere Emittentengruppen sind die Landwirtschaft, natürliche Quellen sowie sonsti-
ge Emittenten. Diese Emittentengruppen haben für die Belastungssituation in der
Bahnhofstraße keine Relevanz.
3.2.6 Zusammenfassende Darstellung der relevanten Quellen
In der Tabelle 3.2.8/1 werden die Emissionen der für den LRP Kamen untersuchten
Emittentengruppen im Luftreinhalteplangebiet dargestellt. Die Jahresgesamtemissio-
nen für NOX betragen 422,4 t/a, wovon 3 % aus Industrieanlagen, 12 % aus Klein-
feuerungsanlagen und 85 % vom Verkehr emittiert werden.
(15) Tab. 3.2.8/1: Vergleich der NOX-Emissionen aus den Quellbereichen Industrie, Kleinfeuerungsan-lagen und Verkehr für das LRP-Gebiet
NOX-Emissionen im Luftreinhalteplangebiet [t/a]
Industrie 2008 Kleinfeuerungsanlagen 2010 Verkehr 2009 1)
13 49,6 359,8
1) Bezugsjahre „Verkehr“: Straßenverkehr 2009, Schienenverkehr 2008 und für die sonstigen Verkehrsträger (Offroad 2010 / Flugverkehr 2008)
Bei der Beurteilung der Emissionen ist zu beachten, dass die meisten industriellen
Emissionen über hohe Quellen (Schornsteine) emittiert werden. Diese Emissionen
wirken sich, da sie weit getragen werden, auf den regionalen Hintergrund aus. Bei
der Betrachtung der Immissionsbelastung in Straßenschluchten sind hingegen nied-
rige Quellen und hier vor allem der Straßenverkehr relevant.
3.3 Ursachenanalyse (Anteile der lokalen Quellen an der Über-schreitungssituation)
Das Modellgebiet (Rechengebiet) umfasst ein Gebiet mit der Größe von 41 x 35 km2.
Die linke untere Ecke dieses Gebietes hat die Ost- und Nordwerte 399000/5707000.
LRP Kamen 2012
25
Für die meteorologischen Bedingungen wurde zur Berechnung der lokalen Anteile
der Verursachergruppen eine Ausbreitungsklassenstatistik der DWD-Station Werl
(1981-1990) verwendet.
Für die Ursachenanalyse wurde an dem Messpunkt in Kamen, Bahnhofstraße (KA-
BA) eine detaillierte Untersuchung durchgeführt. Zudem wurden die in Kap. 3.2 er-
mittelten Verdachtsfälle betrachtet.
Das regionale Hintergrundniveau von 27 µg/m³ für NO2 (s. Kap. 3.1.1) bzw. 42 µg/m3
für NOX wurde für das Jahr 2009 aus Messungen der Luftqualitätsüberwachungssta-
tionen ermittelt. Bedingt durch die lokalen Gegebenheiten kommen zum regionalen
Hintergrund noch Anteile aus Straßenverkehr, Industrie und Quellen aus nicht ge-
nehmigungsbedürftigen Kleinfeuerungsanlagen (im Folgenden mit HuK38 abgekürzt)
hinzu. Diese lokalen Verursacheranteile wurden mit dem Modell LASAT39 ermittelt.
LASAT (Lagrange-Simulation von Aerosol-Transport) ist ein Partikelmodell nach
Lagrange40. Mit diesem Modell wurde der nicht lokal bedingte Anteil des Straßenver-
kehrs berechnet (im Folgenden als „Kfz urban“41 bezeichnet). Die Anteile des Off-
road- und Schienenverkehrs sind gering und können vernachlässigt werden, da es
sich gezeigt hat, dass die jeweiligen Einzelquellen keine signifikanten Beiträge an der
Belastungssituation in Kamen liefern.
Der Anteil des lokalen Kfz-Verkehrs wurde durch Berechnungen mit aktualisierten
und detaillierten Linienquellenemissionen mit Stand 2009 auf Basis des Handbuchs
für Emissionsfaktoren des Umweltbundesamtes (Version 3.1, Februar 2010) ermit-
telt. Mit IMMISluft 42 wurde der lokale Anteil des Straßenverkehrs (im Folgenden mit
„Kfz lokal“43 abgekürzt) berechnet. IMMISluft modelliert die Ausbreitung der durch den
Straßenverkehr erzeugten Schadstoffbelastung im Straßenraum. Die Anteile des
lokalen Straßenverkehrs wurden, nach den Fahrzeugarten Auto (Pkw), Motorrad
(Krad), leichte Nutzfahrzeuge (lNfz), schwere Nutzfahrzeuge ohne Busse (sNoB) und
38 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 39 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 40 Janicke, L., 1983: Particle simulation of inhomogeneous turbulent diffusion. – Air Pollution Modelling and its Application II,
Plenum Press, New York, S. 527-535. 41 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 42 Diegmann, V., 1999: Vergleich von Messungen der Luftschadstoffbelastungen im Straßenraum mit Berechnungen des
Screening-Modells IMMISluft Immissionsschutz, 3, S. 76-83. 43 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis
LRP Kamen 2012
26
Busse (Bus)44 aufgelöst, bestimmt. Für dieses Modell wurde eine zehnjährige Wind-
feldstatistik (1981-1990) von Werl verwendet.
Es wird die Bahnhofstraße und zusätzlich eine Reihe von Verdachtsfällen, d. h. Stra-
ßen, die seitens der Stadt Kamen als Straßen mit potentiellen Grenzwertüberschrei-
tungen gemeldet wurden, untersucht. Es handelt sich hierbei um insgesamt neun
Straßenabschnitte (s. Tab. 3.2.2/2). Alle Straßenabschnitte wurden auf die Höhe der
Emissionen, eine potentielle Grenzwertüberschreitung, den Straßenschluchtcharak-
ter und IMMISluft-Konformität überprüft. Die Überprüfung ergab, dass von den Ver-
dachtsfällen drei wegen zu geringer Randbebauung nicht mit dem Modell IMMISluft
rechenbar sind. Es handelt sich dabei um die Bergkamener Straße, den Nordring
und die Lindenallee, für die das Gutachten45 vom Ingenieurbüro SimuPLAN keine
Grenzwertüberschreitungen zeigt. Die Ergebnisse sind aber nicht vergleichbar mit
den Daten des Luftreinhalteplans, da die verwendeten DTV-Werte aus der Bundes-
verkehrswegezählung 2005 stammen und eine bundesdeutsche Flottenzusammen-
setzung betrachtet wurde.
Es wurden daher für drei Straßen im Innenstadtbereich, die räumlich repräsentativ
für die Verdachtsfälle im Innenstadtbereich sind, sowie für die drei etwas außerhalb
gelegenen Straßen Berechnungen mit IMMISluft durchgeführt. Die Summe aus regio-
nalem Hintergrundniveau und sonstigen Quellen wurde analog zu der Bahnhofstra-
ße, in der Messungen vorliegen, angesetzt. Die berücksichtigten Straßen und ihre
rechnerisch ermittelten NO2-Belastungen sind in der Tabelle 3.3/1 zusammengefasst.
(16) Tab. 3.3/1: Berechnete NO2-Belastung (2009) für eine repräsentative Auswahl an Straßen aus den Verdachtsfällen der Stadt Kamen
Straße berechnete NO2-Belastung 2009 in µg/m³
Lünener Straße (westlich Westring) 40
Lünener Straße (östlich Westring) 41
Robert-Koch-Straße 35
Wasserkurler Straße 39
Westicker Straße 38
Werver Mark 37
44 Vgl. Anhang 3 – Abkürzungsverzeichnis 45 Ludes, G., 2011: Überprüfung der Luftqualität an drei potentiell stark belasteten Standorten in Kamen.
LRP Kamen 2012
27
Pkw = Personenkraftwagen
sNoB = schwere Nutzfahrzeuge ohne Busse
lNfz = leichte Nutzfahrzeuge
Bus = Busse
Krad = Motorräder
Kfz urban = Beitrag d. Straßenverkehrs, der nicht unmittelbar in dem unter- suchten Straßenabschnitt fährt
HuK = Hausbrand & Kleinfeuerungen
In Abbildung 3.3/1 sind prozentual die berechneten Anteile der verschiedenen Verur-
sachergruppen sowie des regionalen Hintergrunds an den NOX-Immissionen für den
Messpunkt KABA dargestellt. In Abbildung 3.3/2 sind prozentual die berechneten
Anteile der verschiedenen Verursachergruppen sowie des regionalen Hintergrunds
an den NOX-Immissionen für die in Tabelle 3.3/1 aufgelisteten Verdachtsfälle darge-
stellt.
Die Verursacheranteile werden hier als NOX und nicht wie sonst für Immissionen
üblich als NO2 angegeben, da es sich bei den Eingangsdaten der Berechnungen
auch um Emissionen (angegeben als NOX) handelt; dies ist in diesem Fall nicht an-
ders möglich, da es keinen konstanten Faktor für die Anteile von NO2 in NOX gibt
(vgl. Kap. 3.2.1).
(17) Abb. 3.3/1: Prozentual berechnete Beiträge der verschiedenen Verursachergruppen sowie des regionalen Hintergrunds für die NOX-Belastung 2009 am Messpunkt KABA
LRP Kamen 2012
28
(18) Abb. 3.3/2: Prozentual berechnete Beiträge (2009) der verschiedenen Verursachergruppen sowie des regionalen Hintergrunds für die NOX-Belastung an einer repräsentativen Auswahl an Straßen aus den Verdachtsfällen der Stadt Kamen
Im Bezugsjahr 2009 lag der einzuhaltende Wert für NO2 bei 42 µg/m³ (Grenzwert
40 µg/m³ + 2 µg/m³ Toleranzmarge). Dieser Wert wurde in der Bahnhofstraße
(KABA) überschritten.
Von den hier mit dem Modell IMMISluft berechneten Verdachtsfällen zeigen keine
Straßen eine Überschreitung des NO2-Jahresmittelwertes im Bezugsjahr 2009, wobei
einige Verdachtsfälle knapp unterhalb des erlaubten Wertes liegen. Der ab 2010
gültige Grenzwert wird jedoch in der Lünener Str. (östlich Westring) überschritten.
Hauptverursacher an der Stickstoffoxidbelastung ist in den betrachteten Straßen der
Straßenverkehr (∑ Kfz lokal + Kfz urban). In der Bahnhofstraße trägt der Straßenver-
kehr mit 53 %, der regionale Hintergrund mit 43 % und HuK mit 3 % zur NOX-
Belastung bei. Die anderen Verursacherquellen Industrie, Offroad- und Schienenver-
kehr leisten keine signifikanten Beiträge. Aus der Gruppe des lokalen Kfz-Verkehrs
leisten die Pkw mit 17 % den höchsten Beitrag, gefolgt von sNoB mit 14 %. Busse
tragen mit 11 % und lNfz 1 % zu der NOX-Belastung bei.
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Lü
nen
erS
traß
e (ö
stl.
Westrin
g)
Lü
nen
erS
traße (w
estl.W
estring
)
Ro
bert-K
och
-S
traße 40
Westicker
Straß
e 26
Wasserku
rlerS
traße
Werver M
ark
PKW
SNOB
LNFZ
BUS
KRAD
Kfz (urban)
HuK
Industrie
RegionalerHintergrund
* Legende: s. Abb. 3.3/1
LRP Kamen 2012
29
Bei den Verdachtsfällen liegt der Beitrag des lokalen Straßenverkehrs zwischen
17 % und 35 %. Der regionale Hintergrund trägt hier zwischen 49 % und 63 % zur
NOX-Belastung bei. Aus der Gruppe des lokalen Kfz-Verkehrs liegen die Beiträge der
Pkws zwischen 9 % und 18 %, die Beiträge der sNoB liegen zwischen 4 % und 16 %,
die Beiträge der Busse liegen zwischen 1 % und 3 %.
Der Beitrag der Quellgruppe HuK beträgt bei den Verdachtsfällen max. 4%. Der
Beitrag der Industrie ist ebenfalls wie in der Bahnhofstraße zu vernachlässigen.
Fazit:
Der ab 2010 gültige Grenzwert für den Jahresmittelwert für NO2 von 40 µg/m³ wird
nach der Messung an der Bahnhofstraße (KABA) überschritten. Die Ergebnisse der
anderen Verdachtsfälle liegen zum Teil in der Größenordnung des Grenzwertes.
Deshalb sollten die Verdachtsfälle, die im Bereich des Grenzwertes liegen, bei der
Maßnahmengestaltung berücksichtigt werden.
Die Hauptverursacher für die Stickstoffoxid-Gesamtbelastung an dem Messpunkt in
Kamen sind der lokale Kfz-Verkehr und der regionale Hintergrund mit jeweils
gleichen Beiträgen von 43 %. Auffallend ist der relativ hohe Anteil der sNoB mit 14 %
und der Busse mit 11 % an den NOX-Immissionen.
LRP Kamen 2012
30
4 Voraussichtliche Entwicklung der Belastung im LRP-Gebiet Kamen
4.1 Zusammenfassende Darstellung der Entwicklung des Emissi-onsszenarios
Erkenntnisse über wesentliche Änderungen der Emissionen aus der Quellengruppe
„nicht genehmigungsbedürftige Anlagen“ im Plangebiet bis 2015 liegen nicht vor. Da
im Wesentlichen nur der Verkehr an der Überschreitung der zulässigen Belastung im
Referenzjahr relevant war, wird bei der Prognose der Entwicklung der Belastung im
Folgenden hauptsächlich diese Quellengruppe betrachtet.
4.1.1 Quellen des regionalen Hintergrundes
Europaweit liegen Emissionsdaten mit einer horizontalen Maschenweite von 50 km
für das Jahr 1999 und als Projektionen für 2010 und 2020 vor. Sie werden von EMEP
und der TNO an diesem Gitter bereitgestellt (Vestreng und Klein, 2002). Die Projekti-
onen für 2010 und 2020 erarbeitete das IIASA (International Institute for Applied
Systems Analysis) und orientieren sich an den Vorgaben der EU-Richtlinie über
nationale Emissionshöchstmengen für bestimmte Luftschadstoffe vom 23.10.2001
(2001/81/EG–NEC-Richtlinie), die in Deutschland für NOX eine Emissionshöchst-
menge von 1.051 kt/a ab 2010 vorsieht. Das nationale Programm zur Einhaltung der
NEC-Richtlinie umfasst hinsichtlich NOX eine Reihe von Punkten, die bei der Emissi-
onsprojektion berücksichtigt werden.
4.1.2 Regionale Quellen
Für die Betrachtung der regionalen Quellen wird ebenfalls das Emissionskataster
Luft des LANUV, wie unter Kapitel 3.2 beschrieben, verwendet.
4.1.3 Lokale Quellen
Industrie
Die Berechnungen der Verursacheranteile an den NOX-Emissionen weisen für den
Bereich der Industrie mit den genehmigungsbedürftigen Anlagen einen Anteil von
1 % und damit weniger als 3 % aus. Wesentliche Änderungen der Emissionen aus
dieser Quellengruppe liegen nicht vor.
LRP Kamen 2012
31
Straßenverkehr
Die Daten für Kamen stammen aus Erhebungen zur Luftreinhalteplanung 2009. Un-
ter Berücksichtigung der Fahrzeugentwicklung werden diese auf das Jahr 2015
hochgerechnet.
Hiernach wird in 2015 im Untersuchungsgebiet insgesamt eine Jahresfahrleistung
von ca. 489 Mio. Fzkm/a erbracht. Den höchsten Anteil daran mit ca. 82 % hat der
Pkw-Verkehr. Die schweren Nutzfahrzeuge >3,5 t (Lkw, Lastzüge, Sattelzüge und
Busse) erbringen zusammen ca. 12 % der Jahresfahrleistung.
Mit diesen 12 % Jahresfahrleistung verursachen die schweren Nutzfahrzeuge mit
Bussen aber ca. 46 % NOX-Emissionen.
Die Verteilung der Jahresfahrleistungen, der NOX-Emissionen auf die einzelnen
Fahrzeugkategorien in 2015 ist in der folgenden Tabelle 4.1.3/1 dargestellt.
(19) Tab. 4.1.3/1: Jahresfahrleistung (Fzkm/a) sowie NOX-Emissionen im LRP-Gebiet nach Fahrzeug-kategorien (Prognose 2015)
Fahrzeugkategorie Jahresfahrleistung1) NOX
1)
[Mio. Fzkm/a] [%] [kg/a] [%]
Pkw 399 81,5 103.166 43,0
Leichte Nutzfahrzeuge (lNfz) 26 5,2 25.379 10,6
Busse 2 0,5 10.983 4,6
Kräder 5 1,1 1.166 0,5
Schwere Nutzfahrzeuge ohne Busse (sNoB) 57 11,7 99.035 41,3
Kfz 489 100,0 239.729 100,0
1) Prognosewerte 2010 für das Luftreinhalteplangebiet Kamen.
Die Jahresfahrleistung von 2009 nach 2015 steigt leicht an, vor allem bei den Fahr-
leistungen der leichten und schweren Nutzfahrzeuge ohne Busse wird eine Zunahme
erwartet.
Die NOX-Emissionen verringern sich von 347,8 t im Jahr 2009 auf 239,7 t im
Jahr 2015. Dies entspricht einer Reduktion um ca. 31 %. Besonders deutlich ist der
Rückgang im Segment der sNoB von 190 t auf 99 t. Diese prognostizierten Rück-
gänge - trotz steigender Kfz-Fahrleistung - sind die Folge der immer weiter fortschrei-
tenden Verbesserung der Abgastechnologie. Bei der Fahrzeugkategorie Busse tritt
eine starke Reduktion auf, da eine Modernisierung der Busflotte bis 2015 berücksich-
tigt wurde.
LRP Kamen 2012
32
(20) Tab. 4.1.3/3: Veränderungen der NOX-Emissionen des Straßenverkehrs nach Fahrzeugkatego-rien im LRP-Gebiet.
Fahrzeugkategorie Veränderung 2015 / 2009
NOX-Emissionen in [%]
Pkw -8
Leichte Nutzfahrzeuge (lNfz) -11
Busse -35
Kräder -5
Schwere Nutzfahrzeuge ohne Busse (sNoB) -48
Kfz insgesamt -31
Schienenverkehr
Eine Hochrechnung auf das Jahr 2015 ist nicht durchführbar, da hierfür keine Daten
vorhanden sind. Jedoch werden die Emissionen des dieselbetriebenen Schienenver-
kehrs mit Umsetzung der Abgasgesetzgebung für Triebfahrzeuge und der weiteren
Elektrifizierung der Bahn zurückgehen.
Sonstiger Verkehr
Eine Hochrechnung auf das Jahr 2015 ist nicht durchführbar, da hierfür keine Daten
vorhanden sind. Die Einführung und Verschärfung von Abgasgrenzwerten für mobile
Maschinen und Geräte wird zur weiteren Reduktion der Luftschadstoffe führen.
4.2 Erwartete Immissionswerte im Ziel- und Prognosejahr
Seit dem Jahr 2010 (Zieljahr) ist der Grenzwert für NO2 von 40 µg/m3 (als Jahresmit-
telwert) einzuhalten. Er wurde im Jahr 2010 jedoch in der Bahnhofstraße (KABA) mit
47 µg/m3 weiterhin überschritten. Deshalb müssen schnellstmöglich zusätzliche
Minderungsmaßnahmen ergriffen werden.
Aufgrund der Grenzwertüberschreitung wurde auf Basis der EU-
Richtlinie 2008/50/EG für den Messpunkt in Kamen bei der EU-Kommission zur Ein-
haltung des NO2-Grenzwertes eine Fristverlängerung bis 2015 beantragt (Notifizie-
rung). Die Entscheidung der EU-Kommission hierzu steht noch aus.
Da die regionale Hintergrundbelastung vom Jahr 2010 bis zum Jahr 2015 voraus-
sichtlich nur um 2 µg/m³ sinken wird (vgl. Kap. 4.2.1), ist allerdings nicht davon aus-
LRP Kamen 2012
33
zugehen, dass der Grenzwert im Prognosejahr 2015 ohne zusätzliche Maßnahmen
eingehalten werden wird. Zusätzliche Maßnahmen zur Grenzwerteinhaltung bis 2015
sind damit Grundvoraussetzung für eine Notifizierung. Ohne Notifizierung droht bei
anhaltender Grenzwertüberschreitung ein EU-Vertragsverletzungsverfahren.
Für das Prognosejahr 2015 wurde die erwartete Belastung in Kamen, ohne Berück-
sichtigung weiterer Maßnahmen, durch eine Kombination der EURAD-Prognosen für
den regionalen Hintergrund und den in Kapitel 3.3 berechneten Beiträgen der Verur-
sachergruppen abgeschätzt. Damit ist die Abschätzung eher konservativ, da ange-
nommen wurde, dass sich die Beiträge der Verursachergruppen außer denen des
lokalen Kfz-Verkehrs nicht verändern. Die Wirkung zusätzlicher Maßnahmen wird in
Kapitel 6 betrachtet.
4.2.1 Erwartetes regionales Hintergrundniveau
Das regionale Hintergrundniveau für 2015 wurde mit dem mesoskaligen Chemie-
Transport-Modell EURAD auf einem 5 * 5 km2 Gitternetz prognostiziert46. Es wurden
Prognosen für Nordrhein-Westfalen durchgeführt und der europaweite sowie der
deutschlandweite Ferntransport berücksichtigt.
Für Kamen wurde angenommen, dass die regionale Hintergrundbelastung für NO2 im
Vergleich zu 2010 bis zum Jahr 2015 um etwa 2 µg/m3 sinkt.
4.2.2 Erwartete Belastung im Überschreitungsgebiet
In Tabelle 4.2.2/1 ist der für das Prognosejahr 2015 berechnete Jahresmittelwert für
NO2 für die Bahnhofstraße und den von der Stadt Kamen gemeldeten Verdachtsfäl-
len dargestellt. Im Jahre 2015 wird für die Bahnhofstraße weiterhin eine Überschrei-
tung prognostiziert. Die Verdachtsfälle werden nicht weiter untersucht, da davon
ausgegangen wird, dass dort der Grenzwert im Jahr 2015 eingehalten werden wird.
Die Verursacheranalyse 2015 für Stickstoffoxide ist in Abbildung 4.2.2/1 dargestellt.
Die Verursacheranteile werden hier als NOX und nicht wie sonst für Immissionen
üblich als NO2 angegeben, da es sich bei den Eingangsdaten der Berechnungen
46 Memmesheimer, M., E. Friese, H.J. Jakobs, C. Kessler, G. Piekorz und A. Ebel, 2010: ELINA: Ausbreitungsrechnungen zur
Ermittlung der Luftqualität in NRW mit einem komplexen Aerosol-Chemie-Transport-Modell für die Jahre 2009 und 2015 mit besonderem Schwerpunkt auf der zukünftigen Entwicklung der Stickstoffdioxid-Belastung. Abschlußbericht, im Auftrag des LANUV NRW, Rheinisches Institut für Umweltforschung an der Universität zu Köln.
LRP Kamen 2012
34
auch um Emissionen (Angabe als NOX) handelt; dies ist in diesem Fall nicht anders
möglich, da es keinen konstanten Faktor für die Umrechnung von NOX zu NO2 gibt.
(21) Tab. 4.2.2/1: Prognosejahr 2015 - berechnete NO2-Immissionskonzentrationen für die Bahnhof-straße und die untersuchten Verdachtsfälle in Kamen
(22) Abb. 4.2.2/1: Prozentual berechnete Beiträge der verschiedenen Verursachergruppen und des regionalen Hintergrunds für die NOX-Belastung im Prognosejahr 2015 am Mess-punkt KABA
Straßenabschnitt Kamen NO2-Jahresmittel 2015 [µg/m³]
Prognose
Bahnhofstraße 43
Lünener Straße (westlich Westring) 36
Lünener Straße (östlich Westring) 37
Robert-Koch-Straße 31
Wasserkurler Straße 34
Westicker Straße 33
Werver Mark 33
Pkw = Personenkraftwagen
sNoB = schwere Nutzfahrzeuge ohne Busse
lNfz = leichte Nutzfahrzeuge
Bus = Busse
Krad = Motorräder
Kfz urban = Beitrag d. Straßenverkehrs, der nicht unmittelbar in dem unter- suchten Straßenabschnitt fährt
HuK = Hausbrand & Kleinfeuerungen
LRP Kamen 2012
35
Deutlich ist aus Tabelle 4.2.2/1 zu erkennen, dass im Jahr 2015 eine Reduktion der
Belastungssituation im Vergleich zu 2009 zu erwarten ist.
Für das Prognosejahr 2015 wird davon ausgegangen, dass die Beiträge der einzel-
nen Verursachergruppen gegenüber 2009 bis auf den lokalen Kfz-Verkehr und den
regionalen Hintergrund unverändert bleiben. Beim lokalen Verkehr wurden die Fahr-
zeugentwicklung und eine Busflottenmodernisierung berücksichtigt.
Die größten Anteile der NOX-Belastung in der untersuchten Straße in Kamen werden
weiterhin durch den Straßenverkehr sowie den regionalen Hintergrund verursacht.
Der regionale Hintergrund wird rund 43 % an der NOX-Belastung beitragen.
Die Anteile der NOX-Belastung, verursacht durch den für das Jahr 2015 prognosti-
zierten Kfz-Verkehr (lokal + urban), werden in dem untersuchten Straßenabschnitt
um die 52 % liegen. Auf den lokalen Kfz-Verkehr entfallen 39 %, auf den urbanen
Kfz-Verkehr 13 %.
Die Pkw verursachen 17 % der Stickstoffoxid-Belastung, die Gruppe sNoB 13 %,
Busse 8 % und lNfz 1 %. Die übrigen Verursacher des lokalen Kfz-Verkehrs werden
keine signifikanten Beiträge an der NOX-Belastung leisten.
Im Prognosejahr 2015 wird der Beitrag der Stickstoffoxid-Belastung durch HuK rund
4 % betragen. Der Beitrag aus der Industrie wird weiterhin zu vernachlässigen sein.
Fazit:
Im Jahr 2015 werden ohne zusätzliche Maßnahmen weiterhin Grenzwertüberschrei-
tungen für NO2 in der Bahnhofstraße zu erwarten sein. Weiterhin auffällig ist der
hohe Beitrag der sNoB an der Gesamtbelastung.
LRP Kamen 2012
36
5 Maßnahmen der Luftreinhalteplanung
5.1 Grundlagen
Bei der Aufstellung eines Luftreinhalteplans hat die zuständige Behörde die erforder-
lichen Maßnahmen zur dauerhaften Verminderung von Luftverunreinigungen festzu-
legen (§ 47 Abs. 1 BImSchG). Nach § 47 Abs. 4 BImSchG sind die Maßnahmen
entsprechend des Verursacheranteils und unter Beachtung des Grundsatzes der
Verhältnismäßigkeit zu wählen und gegen alle Emittenten zu richten, die zum Über-
schreiten der Immissionsgrenzwerte oder in einem Untersuchungsgebiet im Sinne
des § 44 Abs. 2 BImSchG zu sonstigen schädlichen Umwelteinwirkungen beitragen.
Zur Erfüllung der Ziele eines wirksamen Luftreinhalteplans sind den zuständigen
Bezirksregierungen in zwei Bereichen hoheitlich durchsetzbare Instrumente an die
Hand gegeben: Dies sind zum einen denkbare Anordnungen gegenüber industriellen
Verursachern (§§ 17, 24 BImSchG) und zum anderen ausführbare Verkehrsbe-
schränkungen (§ 40 Abs. 1 BImSchG i. V. m. der Straßenverkehrsordnung (StVO)).
Die 39. BImSchV verfolgt den so genannten „Schutzgutbezug“ (Schutz der Gesund-
heit). Im Rahmen der Verhältnismäßigkeitsprüfung sollen mit geeigneten Mitteln die
Schadstoffeinwirkungen (Immissionen) auf die Wohnbevölkerung gemindert werden.
Die Verordnung bindet ausschließlich die zur Handlung verpflichteten Behörden.
Eine unmittelbare Wirkung für die Anlagenbetreiber entfaltet sie nicht.
Damit die Behörden Maßnahmen gegen einen Betreiber treffen können, müssen sie
den Nachweis erbringen, dass die konkrete Anlage einen relevanten Beitrag zu den
belastenden Schadstoffimmissionen leistet. Wird eine Anordnung nach
§ 17 BImSchG durch die Regelungen der TA Luft bzw. der 13. oder 17. BImSchV
begründet, so wird damit ein „anlagenbezogener“ Ansatz verfolgt. Die Anordnung
richtet sich speziell gegen die industriell austretenden Luftschadstoffe (Emissionen),
die bereits unmittelbar in der Anlage zurückgehalten oder vermindert werden sollen.
Sowohl die TA Luft als auch die 13. und 17. BImSchV sind letztlich allgemeinverbind-
lich. Diese Regelungen beinhalten die Verpflichtungen, Anlagen nach dem fortschritt-
lichsten und neuesten Stand der Luftreinhaltetechnik auszurüsten. Mit der Novellie-
rung der TA Luft im Jahre 2002 wurden die Emissionsanforderungen für nahezu alle
genehmigungsbedürftigen Industrieanlagen verschärft. Speziell für Großfeuerungs-
LRP Kamen 2012
37
anlagen (z. B. Kraftwerke) und Abfallverbrennungsanlagen wurden in der 13. bzw.
der 17. BImSchV noch anspruchsvollere Grenzwerte festgelegt. Mit einer weiteren
EU-weiten Minderung der zulässigen Emissionswerte ist in den nächsten Jahren zu
rechnen. Das Ergreifen von Maßnahmen gegen Anlagenbetreiber war im Rahmen
dieses Luftreinhalteplans jedoch nicht notwendig; eine relevante industriell bedingte
Luftbelastung wurde in Kamen nicht nachgewiesen.
Auch eine signifikante Luftbelastung durch Hausbrand und Kleinfeuerungsanlagen
konnte nicht ermittelt werden. Zudem ist durch Änderungen der Gesetzgebung für
Kleinfeuerungsanlagen (Erste Verordnung zur Durchführung des Bundes-
Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen -
1. BImSchV) vom 26. Januar 2010 mit einer weiteren Reduzierung relevanter Luft-
schadstoffemissionen zu rechnen.
Die Belastungsanteile des Offroad- und Schienenverkehrs sind gering und können
bei der Maßnahmenentwicklung ebenfalls vernachlässigt werden. Auch hier ist durch
Änderungen der aktuellen Gesetzgebung (z. B. EU-Richtlinie 2004/26/EG – zustän-
dig EU) im Bereich des Offraod-Verkehrs davon auszugehen, dass künftig die NOX-
Emissionen im Bereich Offroad-Verkehr (mobile Maschinen) reduziert werden und
sich somit auch der Anteil der NO2-Immissionen durch den Offroad-Verkehr reduzie-
ren wird.
Im Rahmen der Untersuchungen zum Luftreinhalteplan ist der Straßenverkehr als
Hauptverursacher identifiziert worden (s. S. 27, Verursacheranalyse). Zur Festlegung
straßenverkehrlicher Maßnahmen im Luftreinhalteplan muss die Bezirksregierung
das Einvernehmen der zuständigen Straßenbau- bzw. Straßenverkehrsbehörde
einholen (§ 47 Abs. 4 S. 2 BImSchG). Eine Weigerung, das Einvernehmen zu ertei-
len, kann ausschließlich aus fachlichen (straßenbau- bzw. straßenverkehrlichen)
Gründen erfolgen; ökonomische Gesichtspunkte oder kommunalentwicklungspoliti-
sche Gründe sind hierbei unbeachtlich.
Für den LRP Kamen liegen die Einvernehmen der zuständigen Straßenbau- bzw.
Straßenverkehrsbehörden vor.
Neben hoheitlich durchsetzbaren Maßnahmen können weitere Mittel zur Luftquali-
tätsverbesserung eingesetzt werden. Die von nachgewiesener Luftschadstoffbelas-
LRP Kamen 2012
38
tung betroffenen Kommunen sind damit nicht frei in ihrer Entscheidung, ob sie
Schadstoff mindernde Maßnahmen ergreift oder nicht. Vielmehr sind sie im Rahmen
ihrer kommunalen Möglichkeiten verpflichtet, alle geeigneten Maßnahmen zu ergrei-
fen, die zu einer Reduzierung der Luftschadstoffbelastung führen, und zwar unab-
hängig von der Existenz eines Luftreinhalteplans oder eines Plans für kurzfristig zu
ergreifende Maßnahmen. Unterlässt es die Kommune, dieser Verpflichtung nachzu-
kommen, entsteht für betroffene Bürgerinnen und Bürger bei gesundheitsrelevanten
Grenzwertüberschreitungen ein gerichtlich durchsetzbarer Rechtsanspruch auf das
Eingreifen der Kommune. Sie muss dann unter mehreren rechtlich möglichen – ge-
eigneten und verhältnismäßigen – Maßnahmen eine Auswahl treffen.
5.2 Beschreibung der zusätzlichen Maßnahmen
(23) Tab. 5.2/1: Maßnahmentabelle
Nr. Maßnahme Umsetzung durch
Bemer-kungen
M 1 Bau des Netzschlusses "Innerer Ring" & Umbau der Bahnhofstraße mit verkehrsrechtlichen Änderungen
Infolge einer früheren städtebaulichen Planung erweitert die Stadt Kamen das innerstädtische Straßennetz um den Netzschluss „Innerer Straßenring“ zwischen Seseke-damm im östlichen Teil und Westicker Straße im westli-chen Teil.
Durch die Erweiterung werden Teilströme des innerstädti-schen Straßenverkehrs auf den neu errichteten und leis-tungsfähigen Straßenabschnitt verlagert. Gleichzeitig er-folgt eine verkehrliche Entlastung des Belastungsschwer-punktes in der Bahnhofstraße. Die Umsetzung der Maß-nahme ist seit Ende Januar 2012 abgeschlossen.
Mit Ausbau des inneren Straßenrings ist die Bahnhofstra-ße für den Lkw-Durchgangsverkehr >3,5 t gesperrt. Durch diese Maßnahme wird die verkehrliche Belastung der Bahnhofstraße reduziert. Die Sperrung ist Ende Janu-ar 2012 erfolgt.
Nach erfolgtem Umbau richtet die Stadt Kamen in der Bahnhofstraße eine Tempo 30-Zone ein. Die Umsetzung erfolgt voraussichtlich bis September 2012. Diese Maß-nahme bewirkt eine Verkehrsberuhigung am Belastungs-schwerpunkt. Durchgangsverkehre sollen hierdurch auf den inneren Ring verlagert werden.
Die Stadt Kamen baut im Zuge dieser Maßnahmen die die Bahnhofstraße westlich (Kreuzung Koppelstra-ße / Westicker Straße) und östlich (Hochstraßenauffahrt) begrenzenden und mit Lichtsignalanlagen (LSA) versehe-nen Verkehrsknotenpunkte zu Kreisverkehren um.
Stadt Kamen
Umset-zung bis Septem-ber 2012,
teilweise bereits umge-setzt
LRP Kamen 2012
39
Nr. Maßnahme Umsetzung durch
Bemer-kungen
Durch den Wegfall der bisher durch LSA geregelten Kno-tenpunkte soll eine Verkehrsverflüssigung erzielt werden. Die Umsetzung am Knotenpunkt Koppelstraße / Westicker Straße erfolgt bis Ende Juni 2012. Die Umsetzung am Knotenpunkt Hochstraßenauffahrt erfolgt bis Septem-ber 2012.
M 2 Lkw-Routing
Die Stadt Kamen nimmt an dem Projekt “Metropole Ruhr“ teil. Im Zuge des Projekts werden Lkw-Vorrangrouten z. B. zu Gewerbegebieten ausgewiesen und in die Lkw-Navi-gation integriert. Bei der Festlegung sind dabei insbeson-dere die NO2- und PM10-Immissionen die Lärmbelästigung sowie die Betroffenenzahl zu berücksichtigen. Die Ver-kehrsdaten werden auf einer Datenbank zusammengeführt und den Herstellern von Navigationskarten zur Verfügung gestellt, damit diese Informationen zeitnah in handelsübli-che Navigationssysteme eingespeist werden können.
Durch diese Maßnahme wird die Lkw-Verkehrsführung optimiert, wodurch u. a. stärker schadstoffbelastete Stra-ßenabschnitte entlastet werden und sich dort eine Verbes-serung der Luftqualität einstellt.
Die Maßnahme soll bis Ende 2013 abgeschlossen sein.
Stadt Kamen
Umset-zung bis
Ende 2013
M 3 Optimierung der LSA-Steuerung
Die Stadt Kamen optimiert die LSA-Steuerungen in der Lünener Straße (Knotenpunkt Westring), dem Westring und dem Nordring (Knotenpunkt Ostring) hinsichtlich der Schaltung einer "Grünen Welle".
Diese Maßnahme bewirkt eine Verstetigung des innerstäd-tischen Verkehrsflusses auf den genannten Straßen und somit einen verringerten Schadstoffausstoß.
Die Maßnahme wurde größtenteils im Oktober 2011 abge-schlossen.
Stadt Kamen
Umset-zung
größten-teils seit Oktober
2011 abge-
schlos-sen
M 4 Machbarkeitsstudie „Umgestaltung einer Anschluss-stelle zum Knotenpunkt mit LSA“ in Verbindung mit neuer Anbindung des Gewerbegebiets „Kamen-Ost“
Die Stadt Kamen führt eine Machbarkeitsstudie „Umge-staltung einer Anschlussstelle zum Knotenpunkt mit LSA“ für die Anschlussstelle der B 233 Unnaer Stra-ße / Hochstraße / Henry-Everling-Straße durch.
Mit dieser Maßnahme sollen die Potentiale eines Knoten-punktes mit LSA hinsichtlich einer Verkehrsverflüssigung und Verlagerung des Verkehrs ermittelt werden.
Bei einer hinsichtlich des Verkehrsflusses positiven Bewer-tung der Knotenpunktumgestaltung zu einem Knotenpunkt mit LSA setzt sich die Stadt Kamen für eine gemeinsame Umsetzung der Baumaßnahme beim zuständigen Stra-ßenbaulastträger (Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW)) im Zuge der anstehenden
Stadt Kamen
Voraus-sichtliche Umset-zung bis
Ende 2014
LRP Kamen 2012
40
Nr. Maßnahme Umsetzung durch
Bemer-kungen
Sanierung der B 233 bis 2013 / 2014 ein. In diesem Rah-men würde die verkehrliche Anbindung des Gewerbege-biets „Kamen-Ost“ an die B 233 angepasst und eine ver-kehrsgünstigere und direktere Anbindung des Gewerbe-gebiets „Kamen-Ost“ an die B 233 und die Bundesautob-ahn A 1 geschaffen werden. Weiterhin würden die zu fahrenden Strecken von Lkw in diesem Bereich deutlich reduziert, so dass in der Gesamtheit eine Reduktion der Belastung erreicht würde.
M 5 Technische Umrüstung der Busflotte der Verkehrsge-sellschaft Kreis Unna mbH (VKU) bzw. stetige Ersatz-beschaffung besonders schadstoffarmer Fahrzeuge
Die VKU stellt den Fuhrpark nach dem in der u. a. Umrüs-tungstabelle abgebildeten Zeitplan (Tab. 5.2/2) durch Ersatzbeschaffungen bzw. technische Nachrüstung (z. B. SCRT®-Systeme) auf schadstoffärmere Fahrzeuge um.
Durch die Fahrzeugumrüstung auf bessere Abgasstan-dards werden die Schadstoffemissionen (NO2 bzw. PM10) verringert.
VKU Dauer-aufgabe
M 6 Berücksichtigung neuester Umweltstandards bei der Neuanschaffung von Bussen
Die VKU erwirbt im Rahmen der Neuanschaffung aus-schließlich Busse mit aktuellstem Abgasstandard, d. h. Euro V bzw. EEV und bei Verfügbarkeit besser (z. B. Euro VI) an.
Durch die Anschaffung von Fahrzeugen mit aktuellstem Abgasstandard werden die Schadstoffemissionen (NO2 bzw. PM10) verringert.
VKU Dauer-aufgabe
M 7 Umstellung der städtischen Fahrzeugflotte durch Ersatzbeschaffung besonders schadstoffarmer Fahr-zeuge
Die Stadt Kamen plant ihren städtischen Fuhrpark nach dem in der u. a. Umrüstungstabelle abgebildeten Zeitplan (Tab. 5.2/3) durch Ersatzbeschaffung von Neu- oder Ge-brauchtfahrzeugen auf schadstoffärmere Fahrzeuge um-zustellen.
Durch die Fahrzeugumstellung auf bessere Abgasstan-dards werden die Schadstoffemissionen (NO2 bzw. PM10) verringert.
Stadt Kamen
Dauer-aufgabe
M 8 Berücksichtigung neuester Umweltstandards bei der Neuanschaffung von städtischen Fahrzeugen
Die Stadt Kamen schafft im Rahmen der Neuanschaffung ausschließlich Fahrzeuge mit aktuellstem Abgasstandard, d. h. Euro V bzw. EEV und bei Verfügbarkeit besser (z. B. Euro VI) an.
Durch die Anschaffung von Fahrzeugen mit aktuellstem Abgasstandard werden die Schadstoffemissionen (NO2 bzw. PM10) verringert.
Stadt Kamen
Dauer-aufgabe
LRP Kamen 2012
41
Nr. Maßnahme Umsetzung durch
Bemer-kungen
M 9 Umweltstandards im Rahmen der Vergabe von Ver-kehrsleistungen im ÖPNV und Schülerverkehr
Der Kreis Unna berücksichtigt bei der Vergabe von ÖPNV- und Schülerverkehrsleistungen an Verkehrsunternehmen im Sinne des PBefG die Belange des Umweltschutzes und der Luftreinhalteplanung für die einzusetzenden Fahrzeu-ge.
Durch die stetige Verbesserung der Fahrzeugtechnik werden die Schadstoffemissionen (NO2 bzw. PM10) ge-mindert.
Kreis Unna
Dauer-aufgabe
M 10 Attraktivitätssteigerung des ÖPNV
Der Kreis Unna wird im Rahmen des neu aufzustellenden Nahverkehrsplans ein Busbeschleunigungsprogramm in Kamen installieren. Des Weiteren wird die Tarifgestaltung überarbeitet und die Haltestellen werden modernisiert.
Ziel der Maßnahmen ist die Attraktivität der Nutzung des ÖPNV zu steigern und den Anteil am Modal Split zu erhö-hen.
Kreis Unna
Dauer-aufgabe
M 11 Förderung des Fahrradverkehrs
Die Stadt Kamen fördert den Radverkehr, um langfristig eine Verlagerung von Verkehrsmengen zu erreichen. Die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundli-cher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e. V. (AGFS) und die damit eingegangene Selbstverpflichtung ist hier die Grundlage für die die För-derung einer umweltverträglichen Nahmobilität. Durch die Mitgliedschaft in der AGFS wird die Förderung der Nahmobilität eine kommunalpolitische Zielsetzung mit Leitlinien wie:
Prioritätensetzung für die Radverkehrsförderung
Fahrradfreundliche Infrastruktur schaffen
Fahrradfreundliches Klima schaffen
Die Stadt Kamen wurde 2010 in die AGFS aufgenommen, dies soll auch zukünftig fortgesetzt werden.
Stadt Kamen
Dauer-aufgabe
M 12 Radstationen in Kamen
Einen deutlichen Beitrag zur umweltfreundlichen Nahmobi-lität leisten die Radstation Kamen Bf. und Kamen Methler. Darüber hinaus dienen die Radstationen als Bindeglied zwischen umweltfreundlichen Verkehrsarten wie Schiene, Bus und Fahrrad. 365 Parkplätze in der Station am Bahn-hof sind meist durch Pendler belegt, die mit einem Chip-Zugang für Stammkunden rund um die Uhr zugänglich ist. Die Station war 2011 / 12 mit 302 Dauerparkern belegt - alle mit einem ÖPNV-Ticket. 140 dieser Dauerparker wurden durch das Modellprojekt Radstationen des Kreises mit kostenlosem Radparken für ÖPNV-Zeitkartenbesitzer gewonnen.
Kreis Unna
LRP Kamen 2012
42
Nr. Maßnahme Umsetzung durch
Bemer-kungen
M 13 Berücksichtigung der Luftreinhalteplanung bei der Bauleitplanung
Die Belange der Luftreinhalteplanung sind im Rahmen der Bauleitplanung zu berücksichtigen. Die negative Wirkung verkehrsbedingter Emissionen in engen Straßenschluch-ten erfordert eine sorgfältige Prüfung der Effekte z. B. von Baulückenschließungen an bereits hoch belasteten Stra-ßen. Im Einzelfall muss geprüft werden, ob sich durch geschickte Bauleitplanung solche Effekte vermeiden oder reduzieren lassen.
Stadt Kamen
Dauer-aufgabe
M 14 Umweltstandards im Rahmen der Vergabe von Bauauf-trägen
Die Stadt Kamen berücksichtigt im Rahmen der Vergabe von Bauaufträgen Belange des Umweltschutzes und der Luftreinhalteplanung für die einzusetzenden Fahrzeuge, Maschinen und Geräte sowie bei der Bauausführung und gibt diesbezügliche Anforderungen vor.
Durch die stetige Verbesserung der Fahrzeug- und Ma-schinentechnik werden die Schadstoffemissionen (NO2 bzw. PM10) gemindert.
Stadt Kamen
Dauer-aufgabe
M 15 Berücksichtigung staubmindernder Maßnahmen bei Baustellen
Zur Minderung von Staubemissionen aufgrund von Bautä-tigkeit ist die Arbeitshilfe „Maßnahmen zur Bekämpfung von Staubemissionen durch Baustellen“ (s. S. 44 u. 45) als Grundlage für baustellenspezifische Vorgaben anzuwen-den. Die in v. g. Arbeitshilfe aufgeführten Maßnahmen sind bei allen relevanten Bauvorhaben für die Festlegung von Nebenbestimmungen zu Grunde zu legen.
Stadt Kamen
Dauer-aufgabe
M 16 Betriebliches Mobilitiätsmanagement - Mobil.Pro.Fit
Der Kreis Unna führt in Zusammenarbeit mit der IHK Dortmund das Modellprojekt "Betriebliches Mobilitätsma-nagement" durch. Dabei werden Mobilitätsalternativen u. a. für Beschäftigte der Kamener Unternehmen geför-dert. Damit soll die Bildung von Fahrgemeinschaften, vermehrte Busnutzung und Steigerung des Radverkehrs erreicht werden.
Hierzu ist eine Zertifizierung von ortsansässigen Unter-nehmen vorgesehen, die auf dem Gebiet der Information von Mitarbeitern über Mobilitätsangebote (mit entspre-chender fachlicher Unterstützung) aktiv werden.
Kreis Unna
M 17 mobil&Job
Mit dem Projekt „mobil&Job“ betreibt der Kreis Unna eine Initiative, kreisansässige Unternehmen motiviert und un-terstützt, ihre Verkehrsabläufe umwelt- und klimafreundli-cher zu gestalten. Dazu steht interessierten Unternehmen ein kostenloser „alles aus einer Hand Service“ zur Verfü-gung, der mit der Erfassung der Verkehrswege bzw. -mittel des Unternehmens und seiner Mitarbeiter / -innen beginnt
Kreis Unna
LRP Kamen 2012
43
Nr. Maßnahme Umsetzung durch
Bemer-kungen
und mit der Erarbeitung eines umfassenden Mobilitäts-plans endet. „mobil&Job“ setzt dabei auf individuelle Lö-sungen, abhängig von Unternehmensart und -größe, geografischer Lage und dem Einzugsgebiet der Beschäf-tigten. Durch die Verbesserung der Arbeitswege leisten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer täglich einen Beitrag zum Klimaschutz.
(24) Tab. 5.2/2: Umrüstungsplan der Verkehrsgesellschaft Kreis Unna mbH
Zu M 9) Umrüstungstabelle der Busflotte der Verkehrsgesellschaft Kreis Unna mbH
Erhebungsstichtag jeweils zum 31.12 jeden Jahres
Stand: 01.06.2012
Euro- Klasse
Serienmäßige Abgasreini-
gungstechnik
NachgerüsteteAbgasreini-
gungs- technik
Anzahl Busse
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Euro 0 - - - - - - - - -
Euro 1 - - - - - - - - -
Euro 2 Dieselpartikelfilter - 6 2 - - - - -
- Dieselpartikelfilter 6 6 3 - - - -
Euro 3 Dieselpartikelfilter - 25 25 24 19 16 10 10
- Dieselpartikelfilter 17 17 15 15 12 11 4
Euro 4 - - 6 6 6 6 6 6 6
Euro 5 - - - - 1 1 1 1 1
EEV - 18 22 30 37 43 50 57
Euro 6 - - - - - - - - -
Gesamtanzahl Busse 78 78 79 78 78 78 78
(25) Tab. 5.2/3: Umrüstungsplan der städtischen Fahrzeugflotte der Stadt Kamen
Zu M 11) Umstellungstabelle der städtischen Fahr- zeugflotte der Stadt Kamen
Erhebungsstichtag jeweils zum 31.12 jeden Jahres
Stand: 20.04.2012
Euro-Klasse Anzahl Fahrzeuge
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Euro 0 16 16 14 13 12 11 10
Euro 1 3 3 3 2 2 2 2
Euro 2 16 15 15 14 13 11 10
Euro 3 19 16 16 16 16 16 14
Euro 4 22 22 22 22 22 22 22
Euro 5 5 11 15 15 17 20 24
EEV 1 1 1 1 1 1 1
Euro 6 - - - - - - -
Fahrzeuge o. Angaben 8 8 9 9 9 9 9
Gesamtanzahl Fahrzeuge 90 92 95 92 92 92 92
LRP Kamen 2012
44
(26) Abb. 5.2/1a: Arbeitshilfe „Maßnahmen zur Bekämpfung von Staubemissionen durch Baustellen“
Zu M 15) Arbeitshilfe „Maßnahmen zur Bekämpfung von Staubemissionen durch Baustellen“ (S. 1)
LRP Kamen 2012
45
(27) Abb. 5.2/1b: Arbeitshilfe „Maßnahmen zur Bekämpfung von Staubemissionen durch Baustellen“
Zu M 15) Arbeitshilfe „Maßnahmen zur Bekämpfung von Staubemissionen durch Baustellen“ (S. 2)
LRP Kamen 2012
46
5.3 Abwägung der Maßnahmen
Maßnahmen, die in die Rechte Dritter eingreifen und in den LRP aufgenommen wer-
den, müssen entsprechend den gesetzlichen Vorgaben nachfolgende Kriterien erfül-
len. Sie müssen
1. zu einer dauerhaften Verminderung von Luftverunreinigungen führen,
2. entsprechend ihrem Anteil gegen den relevanten Verursacher gerichtet und
3. insgesamt verhältnismäßig, also geeignet, erforderlich und angemessen sein.
zu 1) Dauerhafte Verminderung von Luftverunreinigungen
Im Gegensatz zu Maßnahmen in Plänen für kurzfristig zu ergreifende Maßnahmen,
die sehr kurzfristig wirken, aber nicht unbedingt Nachhaltigkeit sichern, müssen für
einen Luftreinhalteplan weitergehende Maßnahmen ausgewählt werden, die sich auf
eine dauerhafte Absenkung der Luftbelastung auswirken. Ziel ist hierbei die nachhal-
tige Einhaltung der Grenzwerte für NO2 und den Zeitraum der NO2-
Grenzwertüberschreitung so kurz wie möglich zu halten (§ 47 Abs. 1 BImSchG).
Aus diesem Grunde enthält das Maßnahmenkonzept neben Maßnahmen, die bereits
kurzfristig Wirkung zeigen werden, wie die Fertigstellung des Baus des Netzschlus-
ses "Innerer Ring" und des Umbaus der Bahnhofstraße mit verkehrsrechtlichen Än-
derungen und der „Optimierung der LSA-Steuerung“, auch mittel- und langfristige
Maßnahmen, wie z. B. die Umrüstung des ÖPNV, die die Luftqualität in Kamen
nachhaltig verbessern wird.
zu 2) Relevante Verursacher
Im Rahmen des LRP Kamen 2012 wurden insbesondere die Daten von Industrie,
Hausbrand und Kleinfeuerungsanlagen sowie Verkehr ausgewertet. Der Kfz-Verkehr
hat sich dabei in der Bahnhofstraße (KABA) und an den weiteren, im Plangebiet
untersuchten, Belastungsschwerpunkten als relevanteste NO2-Emissionsquelle her-
ausgestellt. Die Emissionen durch den lokalen Straßenverkehr sind unmittelbar durch
gezielte Maßnahmen beeinflussbar. Insbesondere eine differenzierte Betrachtung
des Straßenverkehrs stellt sicher, dass die Emissionen auch bei den Fahrzeuggrup-
pen reduziert werden, die maßgeblich an den Immissionen beteiligt sind. Nachge-
wiesen ist, dass schwere Nutzfahrzeuge die vielfache Menge an Luftschadstoffen als
LRP Kamen 2012
47
die eines normalen Pkw emittieren. Aus dem Bereich der schweren Nutzfahrzeuge
können wiederum auch die Busse des ÖPNV gesondert untersucht werden. Die
differenzierte Betrachtung hat ergeben, dass in der Bahnhofstraße neben dem Pkw-
Verkehr die schweren Nutzfahrzeuge und Busse sowie der urbane Kfz-Verkehr einen
großen Anteil an der Immissionsbelastung haben.
zu 3) Grundsatz der Verhältnismäßigkeit
Die hier getroffenen Maßnahmen zur Luftreinhalteplanung unterliegen darüber hin-
aus auch dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, auch „Verhältnismäßigkeits-
prinzip“ oder „Übermaßverbot“ genannt. Die Maßnahmen sind dabei zum einen in
ihrer Gesamtheit, also als Maßnahmenbündel zu beurteilen, zum anderen aber auch
in ihrer Wirkung gegeneinander abzuwägen. Je nach Intensität des Eingriffs in be-
stehende Rechte ist es angezeigt, auch einzelne Maßnahmen insbesondere deren
Angemessenheit besonders zu begründen.
Eingreifende Maßnahmen erfordern immer eine gesetzliche Grundlage („Vorbehalt
des Gesetzes“). Die im Maßnahmenkatalog des LRP Kamen 2012 festgelegten
Maßnahmen, die Eingriffe in die Rechte Betroffener darstellen, stützen sich auf die
§§ 47 und 48a BImSchG (i. V. m. §§ 17, 24 und 40 BImSchG sowie 39. und
35. BImSchV), für verkehrliche Beschränkungen auch auf § 45 StVO.
Daneben enthält der Maßnahmenkatalog auch Mittel, die zur Verbesserung der Luft-
qualität im Stadtgebiet beitragen, ohne einen Rechtseingriff vorzunehmen.
Das Verhältnismäßigkeitsprinzip fordert zum Schutz vor übermäßigem Eingriff des
Staates, dass die gewählten Maßnahmen
geeignet,
erforderlich und
verhältnismäßig im engeren Sinn, also zumutbar bzw. angemessen sind.
Geeignet sind die Maßnahmen, wenn sie zweckorientiert sind, also dem Erreichen
des angestrebten Ziels dienen und mit ihm in direktem Zusammenhang stehen. Die
ausgewählten Maßnahmen stehen allesamt in direktem Zusammenhang mit der
Verbesserung der Luftqualität im Stadtgebiet. Ihre Ansätze sind unterschiedlich, die
LRP Kamen 2012
48
Zielrichtung ist aber vorrangig auf die Reduzierung der Emission von Stickstoffdioxid
gerichtet. Sie sind somit geeignet i. S. d. Verhältnismäßigkeitsprinzips.
Erforderlich ist eine Maßnahme dann, wenn kein milderes und gleich geeignetes
Mittel zur Verfügung steht. Für den LRP Kamen 2012 wurden unterschiedliche, ge-
eignete Maßnahmen festgelegt. Die Maßnahmen, die keinen Rechtseingriff enthal-
ten, reichen aber alleine nicht aus, um den angestrebten Zweck, die dauerhafte Sen-
kung der NO2-Belastung unter den gesetzlichen Grenzwert, zu erreichen. Daher ist
eine Abwägung innerhalb der Gruppe der geeigneten Mittel nicht zielführend.
Die geeigneten und erforderlichen Maßnahmen des LRP Kamen 2012 müssen
schließlich auch verhältnismäßig im engeren Sinn sein, d. h. die durch die rechtsein-
greifenden Mittel hervorgerufenen Belastungen dürfen nicht deutlich außer Verhältnis
zu den erwarteten Erfolgen stehen. Sie müssen vor diesem Hintergrund für die Be-
troffenen zumutbar und angemessen sein.
Der Maßnahmenkatalog des LRP Kamen beinhaltet Maßnahmen zur Verkehrsverla-
gerung, zur Verkehrsverflüssigung, zur Umrüstung von Fahrzeugflotten im Bereich
ÖPNV und städtischer Fahrzeuge und sonstige Maßnahmen, die u. a. eine Verände-
rung im Modal Split begünstigen sollen.
Die Maßnahmen „Bau des Netzschlusses "Innerer Ring" und Umbau der Bahn-
hofstraße mit verkehrsrechtlichen Änderungen“ (M 1) und „Lkw-Routing“ (M 2)
verfolgen das Ziel, die Lkw- & Kfz-Verkehre aus der Bahnhofstraße und dem direkten
Umfeld sowie den weiteren Belastungsbereichen zu verlagern. Sie sind sowohl ge-
eignet, als auch erforderlich, um das Reduzierungsziel nachhaltig zu erreichen. Die
eventuell geringfügige Mehrbelastung anderer Bereiche ist zum Schutz der Bevölke-
rung in der Bahnhofstraße angemessen und somit auch verhältnismäßig.
Die „Optimierung der LSA-Steuerung“ (M 3) an bedeutenden Verkehrsknoten-
punkten bewirkt eine allgemeine Verkehrsverflüssigung und wirkt sich somit entlas-
tend auf die weiteren Verdachtspunkte in Kamen sowie reduzierend auf den Verur-
sacheranteil „Kfz urban“ aus und ist zur Belastungsreduzierung erforderlich. Die
Maßnahme ist sowohl geeignet, die Schadstoffbelastung zu senken, als auch ange-
messen, da dies im Rahmen der Lärmaktionsplanung durch die Stadt Kamen ohne-
hin vorgesehen ist.
LRP Kamen 2012
49
Sonstige Maßnahmen die der Verkehrsverflüssigung dienen, wie z. B. die „Mach-
barkeitsstudie „Umgestaltung einer Anschlussstelle zum Knotenpunkt mit
LSA“ in Verbindung mit neuer Anbindung des Gewerbegebiets „Kamen-Ost“
(M 4) bewirken eine weitergehende Verbesserung der Luftqualität im Verursacherbe-
reich „Kfz urban“ und sind daher ebenfalls geeignet, erforderlich sowie angemessen
und somit verhältnismäßig.
Die Maßnahmen zur Umstellung von Fahrzeug- bzw. Busflotten (M 5, M 7) und deren
zugehörige Maßnahmen (M 6, M 8, M 9) sind aufgrund des überproportional hohen
Schadstoffausstoßes dieser Fahrzeuggruppen hinsichtlich der Minderung der allge-
meinen NO2-Belastung, insbesondere am Belastungsschwerpunkt, und somit der
Zweckerfüllung dieses Luftreinhalteplans sehr wirkungsvoll und somit erforderlich.
Die Umrüstungskonzepte wurden freiwillig und in enger Abstimmung mit den Ver-
kehrsbetrieben festgelegt. Die finanziellen Belastungen sind insbesondere im Hin-
blick auf das Minderungspotential und den damit einhergehenden positiven Auswir-
kungen auf den Gesundheitsschutz der Bevölkerung verhältnismäßig.
Weiterhin sind mehrere Maßnahmen im LRP festgeschrieben (M 10, M 11, M 12 und
M 16), die eine Verschiebung des Modal Split zu Gunsten des ÖPNV sowie des Rad-
und Fußverkehrs bewirken sollen und somit zur Verbesserung der Situation beitra-
gen. Die Maßnahmen sind erforderlich, um den Anteil des motorisierten Individual-
verkehrs (MIV)47 am Gesamtverkehr zu verringern. Sie sind geeignet, weil sie sowohl
durch die direkte Verminderung des MIV als auch durch die damit indirekt einherge-
hende Verkehrsverflüssigung die NO2-Belastung senken. Die Maßnahmen sind da-
her verhältnismäßig.
Die Maßnahme „Berücksichtigung der Luftreinhalteplanung bei der Bauleitpla-
nung“ (M 13) ist geeignet, weil z. B. durch die Schaffung von Frischluftschneisen
einer erhöhten Schadstoffbelastung entgegengewirkt werden kann. Eine voraus-
schauende Bauleitplanung ist für eine nachhaltige Verbesserung innerstädtischer
Luftqualität erforderlich.
Die Maßnahmen „Umweltstandards im Rahmen der Vergabe von Bauaufträgen“
(M 14), „Berücksichtigung staubmindernder Maßnahmen bei Baustellen“ (M 15)
47 Vgl. Anhang 10.3 - Abkürzungsverzeichnis
LRP Kamen 2012
50
sind geeignet die Luftqualität in der Stadt Kamen und am Belastungsschwerpunkt zu
verbessern. Die Maßnahmen sind erforderlich, die durch Baumaßnahmen zusätzlich
auftretende Belastungen gering zu halten. Sie sind verhältnismäßig, weil Umwelt-
standards bei der Vergabe von Bauaufträgen, wie im Tariftreue – und Vergabegesetz
Nordrhein-Westfalen (TVgG - NRW)48 geregelt, generell zu beachten sind.
Würden im Zuge einer Abwägung innerhalb der Gruppe der geeigneten Mittel die
Maßnahmen M 1, M 2, M 3 und M 5 wegen der größeren Milde anderer Mittel aus
dem Maßnahmenbündel gestrichen, wäre damit der Zweck des Plans gefährdet.
Um zudem eine schnellstmögliche Grenzwerteinhaltung zu erreichen ist die vollstän-
dige Umsetzung des Maßnahmenbündels erforderlich. Denn das angestrebte Ziel
kann nur erreicht werden, wenn die aufgeführten Maßnahmen gemeinsam wirken
können. Insofern muss sich die interne Abwägung der Mittel hinsichtlich ihrer Erfor-
derlichkeit auf ein Minimum reduzieren. Die in Kapitel 5.4.1 genannte „Wirkungskon-
trolle – Entwicklung weiterer Maßnahmen“ dient zudem der Absicherung von Prog-
noseunsicherheiten (z. B. Entwicklung der Hintergrundbelastung).
Die Umsetzbarkeit und Wirksamkeit aller Maßnahmen ist gegeben. In Abwägung der
durch die Maßnahmen für die Bürger (bzw. Betroffenen) hervorgerufenen Einschrän-
kungen und dem Schutz der menschlichen Gesundheit vor Stickstoffdioxid überwiegt
das Letztere. Insbesondere wird durch das breite Maßnahmenbündel gewährleistet,
dass die Belastungen auf den Schultern Vieler verteilt werden und die Maßnahmen
nicht zum Nachteil Einzelner ausfallen.
5.4 Wirkungskontrolle und Berichtspflichten
5.4.1 Wirkungskontrolle – Entwicklung weiterer Maßnahmen
Im Falle einer wider Erwarten nachhaltigen Überschreitung des zulässigen NO2-
Jahresmittelwertes an der Messstelle „KABA“ im Messjahr 2013 wird durch die Be-
zirksregierung Arnsberg eine Arbeitsgruppe zur Entwicklung weiterer kurzfristig wir-
kender planunabhängiger Maßnahmen eingerichtet. Durch die Entwicklung geeigne-
ter weiterer kurzfristig wirkender Maßnahmen soll dann die Grenzwerteinhaltung
spätestens für das Messjahr 2015 gewährleistet sein. 48 Gesetz über die Sicherung von Tariftreue und Sozialstandards sowie fairen Wettbewerb bei der Vergabe öffentlicher
Aufträge (Tariftreue – und Vergabegesetz Nordrhein-Westfalen – TVgG - NRW) vom 10. Januar 2012
LRP Kamen 2012
51
5.4.2 Umsetzungsüberprüfung der Maßnahmen des Luftreinhalteplans
Die für die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen zuständigen Stellen berichten der
Bezirksregierung Arnsberg unaufgefordert jeweils bis zum 01.03. eines Jahres über
den Stand der Maßnahmenumsetzung zum Stichtag 31.12. des Vorjahres. Hierbei
sind die konkreten Umsetzungen zu benennen und zu beschreiben.
Die Bezirksregierung Arnsberg berichtet anschließend bis zum 01.04. eines Jahres
über den Stand der Maßnahmenumsetzung an das MKULNV.
5.5 Ablauf und Ergebnis des Beteiligungsverfahrens
Auf der Grundlage des § 47 Abs. 5 und 5a BImSchG wurde der Entwurf des Luftrein-
halteplans Kamen 2012 in das Beteiligungsverfahren gegeben:
Veröffentlichung im Amtsblatt Nr. 37 der Bezirksregierung Arnsberg 15.09.2012
Der Luftreinhalteplan Kamen 2012 wurde in seiner Entwurfsfassung bei der Stadt
Kamen und der Bezirksregierung Arnsberg ausgelegt.
Beginn der öffentlichen Auslegung: 17.09.2012
Ende der öffentlichen Auslegung: 16.10.2012
Ende der Frist für das Einreichen von Stellungnahmen: 30.10.2012
Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung ist eine Stellungnahme eingegangen, in
welcher NO2-Passivsammlermessungen an den Verdachtsfällen der Stadt Kamen
gefordert werden.
Die Stellungnahme wurde fachlich geprüft, bewertet und berücksichtigt.
Die Belastungssituation an den Verdachtsfällen wurde im Rahmen der Planaufstel-
lung bereits berücksichtigt. Schadstoffmessungen sind nicht erforderlich.
Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt Nr. 51 für den Regierungsbezirk Arnsberg tritt
der Luftreinhalteplan Kamen 2012 am 24.12.2012 in Kraft.
Der Plan ist über den Internetauftritt der Bezirksregierung Arnsberg
(www.bezreg-arnsberg.nrw.de) abrufbar.
LRP Kamen 2012
52
5.6 Auswirkungen der Maßnahmen auf die Lärmbelastung
Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität sollen auch die Auswirkungen auf
Lärm im Sinne einer qualitativen Betrachtung berücksichtigen. Eine Verbesserung
der Luftqualität darf nicht mit einer Verschlechterung des Lärmschutzes bezogen auf
die jeweiligen Grenzwerte einhergehen.
Nach einer qualitativen Abschätzung führen die beschriebenen Maßnahmen zu kei-
ner wesentlichen Verschlechterung der Lärmsituation im Plangebiet. Erfahrungen
aus anderen Luftreinhalteplänen zeigen, dass durch Maßnahmen, die die Senkung
des Verkehrsaufkommens und eine Verstetigung des Verkehrsflusses bewirken,
grundsätzlich eine Verbesserung der Lärmsituation zu erwarten ist.
Im Rahmen der Lärmaktionsplanung beabsichtigt die Stadt Kamen zudem die Um-
setzung einer Reihe von Lärm mindernden Maßnahmen, die ggf. Synergieeffekte auf
die Luftreinhalteplanung haben, u. a.
Nachtfahrverbot in der Lünener Straße für Lkw >3,5 t
Die Stadt Kamen beabsichtigt die Einrichtung eines Nachtfahrverbotes (22 – 6 Uhr)
für Lkw >3,5 t in der Lünener Straße.
Geschwindigkeitsreduzierung in der Lünener Straße
Die Stadt Kamen beabsichtigt die Einrichtung einer Geschwindigkeitsbeschränkung
von 30 km/h in der Lünener Straße.
Verlangsamung des Kfz-Verkehrs auf der Bundesautobahn A 2
Die Stadt Kamen setzt sich für die nächtliche Verlangsamung des Kfz-Verkehrs auf
der Bundesautobahn A 2 für Pkw von 120 km/h auf 80 km/h und für Lkw von
100 km/h auf 60 km/h ein.
Verlangsamung des Kfz-Verkehrs in der Hammer Straße, Dortmunder Allee und der Hochstraße
Die Stadt Kamen beabsichtigt die max. zulässige Geschwindigkeit in der Hammer
Straße, der Dortmunder Allee und der Hochstraße von 70 auf 50 km/h zu reduzieren.
LRP Kamen 2012
53
5.7 Vorgesehener Zeitplan
Die Einhaltung der Grenzwerte lässt sich nur in Zusammenarbeit mit verschiede-
nen Partnern erreichen. Aufgrund der staatlichen Aufgabenverteilung, der Interes-
senlagen und der umweltpolitischen Möglichkeiten ist zur Realisierung des Luft-
reinhalteplans die Mitarbeit der bzw. des
Stadt Kamen,
Kreises Unna
Verkehrsbetriebe,
Polizei,
Branchen-, Berufs- und Fachorganisationen aus der Wirtschaft und
Interessensverbände der Bereiche Verkehr und Umwelt erforderlich.
Der Zeitplan dieses Luftreinhalteplans ist so konzipiert, dass sich die Umsetzungs-
schritte der einzelnen Maßnahmen nicht widersprechen, sondern sich vielmehr sinn-
voll ergänzen. Darüber hinaus erfolgt die kontinuierliche Überprüfung der Maßnah-
menumsetzung und der Wirksamkeit der Maßnahmen in einem abgestimmten Zeit-
rahmen (s. Kap. 5.8.2 - Wirkungskontrolle).
5.8 Erfolgskontrolle
Die Erfolgskontrolle setzt sich aus einer Vollzugskontrolle und einer Wirkungskontrol-
le zusammen. Mit einer periodisch durchgeführten Erfolgskontrolle soll überprüft
werden, ob die von verschiedenen Partnern in eigener Verantwortung umzusetzen-
den Maßnahmen tatsächlich realisiert (= Vollzugskontrolle) und inwieweit die gesetz-
ten Ziele erreicht worden sind (= Wirkungskontrolle).
5.8.1 Vollzugskontrolle
Die Bestimmung des Umsetzungs- und Vollzugsstandes der Maßnahmen auf der
Vollzugsebene bedingt eine periodische Überprüfung. Da sich die Rahmenbedingun-
gen und Einflussfaktoren bei der Umsetzung von Maßnahmen verändern können, ist
im Rahmen der maßnahmenorientierten Wirkungskontrolle (s. Kap. 5.8.2) die Mög-
lichkeit von flexiblen Anpassungen offen zu halten. Dies kann beispielsweise eine
Anpassung des Maßnahmenkonzeptes im Rahmen einer Fortschreibung des Luft-
reinhalteplans bedeuten, oder aber auch der Wegfall bestimmter Maßnahmen. We-
LRP Kamen 2012
54
sentlich ist dabei, dass die Erkenntnisse der wirkungsorientierten Erfolgskontrolle
möglichst rasch und vollständig für eine Neubeurteilung des Handlungsbedarfs in
den verschiedenen Aktionsfeldern zur Verfügung stehen.
Die Bezirksregierung Arnsberg wird bei gegebenem Handlungsbedarf, Arbeits- bzw.
Projektgruppensitzungen durchführen und über die Einschränkung bzw. Ausweitung
der durchzuführenden Maßnahmen entscheiden.
5.8.2 Wirkungskontrolle
Das Messen und Beurteilen von Emissionen und Immissionen stellt die wesentliche
Grundlage dar, um den Erreichungsgrad der NO2-Reduzierung zu überprüfen. Damit
ist es möglich, den Erfolg der getroffenen Maßnahmen zu kontrollieren und gegebe-
nenfalls die Maßnahmen anzupassen. Die Wirkungskontrolle besteht somit haupt-
sächlich darin, dass die Auswirkungen der verschiedenen Maßnahmen auf die Luft-
qualität laufend beobachtet werden. Hierzu wird das LANUV die Messungen weiter
durchführen und ggf. begleitende Berechnungen vornehmen.
Sollten die Ergebnisse der Wirkungskontrolle des Messjahres 2013 zeigen, dass mit
der vollständigen Umsetzung aller Maßnahmen des Luftreinhalteplans nicht die
prognostizierten Minderungseffekte erzielt werden, wird durch die Bezirksregierung
Arnsberg die Projektgruppe zur Entwicklung kurzfristig wirkender planunabhängiger
Maßnahmen und ggf. Fortschreibung des Luftreinhalteplans einberufen.
LRP Kamen 2012
55
6 Prognose der Belastung unter Berücksichtigung der ge-planten Maßnahmen
Von der Bezirksregierung Arnsberg wurde in Zusammenarbeit mit dem LANUV, der
Stadt Kamen und den übrigen Beteiligten im Zuge der Aufstellung des Luftreinhalte-
planes ein Maßnahmenkatalog zur Reduzierung der Schadstoffbelastung aufgestellt.
6.1 Beschreibung der Maßnahmen
Bereits im Vorfeld des Luftreinhalteplans wurden seitens der Stadt Kamen und der
Verkehrsbetriebe wichtige Maßnahmen eingeleitet und im Zuge der Aufstellung des
Luftreinhalteplans fortgeführt (M 1 „Bau des Netzschlusses "Innerer Ring" und
Umbau der Bahnhofstraße mit verkehrsrechtlichen Änderungen“). Die Maß-
nahme M 5 „Technische Umrüstung der Busflotte der Verkehrsgesellschaft
Kreis Unna mbH (VKU) bzw. stetige Ersatzbeschaffung besonders Schadstoff-
armer Fahrzeuge“ und die natürlich stattfindende Modernisierung der Fahrzeugflotte
sind bereits in die Prognoserechnung für 2015 in Kapitel 4 eingerechnet. Im Folgen-
den werden die emissions- und immissionsseitigen Wirkungen für den Belastungs-
schwerpunkt Bahnhofstraße durch die Maßnahme M 1 abgeschätzt.
Neben den oben genannten Maßnahmen sieht der Luftreinhalteplan eine Reihe wei-
terer Maßnahmen vor, die eine positive Wirkung, sowohl in der Bahnhofstraße, als
auch im gesamten Stadtgebiet erwarten lassen.
6.2 Emissionsseitige Wirkungen der Maßnahmen
Nachfolgend sind in Abbildung 6.2/1 die berechneten Emissionen und die Anteile der
verschiedenen Fahrzeugarten für die Analyse 2009 und die Prognose 2015 mit und
ohne das Maßnahmenpaket (M 1) für den Belastungsschwerpunkt Bahnhofstraße
dargestellt.
LRP Kamen 2012
56
970
428
784
332
62
28
50
22
601
568
368
340
819
36
577
24
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
2009 Maßnahmenpaket 2015 Maßnahmenpaket
Jä
hrl
ich
e N
Ox
-Em
iss
ion
en
in [
kg
/(a*k
m)]
sNoB > 3,5 tBusse lNfz <= 3,5 tPkw + Kräder
Bahnhofstraße
2009 (M 1) 2015 (M 1)
(28) Abb. 6.2/1: NOX-Emissionsanteile verschiedener Fahrzeugarten für die Bahnhofstraße (Analyse 2009, Trend 2015 u. Maßnahmenpaket (M 1))
6.3 Immissionsseitige Wirkungen der Maßnahmen
Zur Abschätzung der immissionsseitigen Wirkung der verkehrlichen Maßnahmen
werden die Immissionen für den Streckenabschnitt mit einem Screening-Verfahren
ermittelt. Als Eingangsdaten sind bekannt:
- die Gesamtimmissionsbelastung
- die regionale Hintergrundbelastung
- die lokalen Belastungen aus allen Quellen, ohne den lokalen Kfz-Verkehr (im
Folgenden „übrige Belastungsanteile“ genannt).
Aus der Differenz der bekannten Immissionsbelastungen und der Gesamtimmissi-
onsbelastung resultiert die lokale verkehrsbedingte Zusatzbelastung.
Im Rahmen des Screening-Verfahrens wird davon ausgegangen, dass sich die emis-
sionsseitigen Maßnahmenwirkungen direkt in der lokalen verkehrsbedingten Zusatz-
belastung wiederfinden und weitere Parameter (Bebauung, Meteorologie) unverän-
LRP Kamen 2012
57
2724 24
19
12
21
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
2009 2015 Maßnahmenpaket 2015
NO
2-Im
mis
sio
ne
n [
µg
/m³]
regionaler Hintergrund Zusatzbelastung
NO2-Immissionen Bahnhofstraße in Kamen
dert bleiben (d. h. es wird vereinfacht ein linearer Zusammenhang zwischen Emissi-
on und Immission unterstellt).
Für den Berechnungsfall wurde die Emissionsänderung im Vergleich zum Analyse-
fall 2009 bzw. Prognosefall 2015 ermittelt und diese prozentualen Änderungen auf
die lokale verkehrsbedingte Zusatzbelastung übertragen. Durch Addition der jeweils
modifizierten lokalen verkehrsbedingten Zusatzbelastung mit den übrigen Belas-
tungsanteilen konnte die Gesamtimmissionsbelastung für den Berechnungsfall abge-
schätzt werden. Zur Berücksichtigung der Umwandlungsrate von NO in NO2 wurde
der Ansatz nach Romberg49 herangezogen.
In der Bahnhofstraße reduziert sich infolge der Flottenmodernisierung (einschließlich
der Erneuerung der Busflotte) und in Verbindung mit einer Reduktion des regionalen
Hintergrundes um 3 µg/m³ der Prognosewert 2015 auf 43 µg/m³. Wird zusätzlich das
oben beschriebene Maßnahmenpaket (M 1) umgesetzt, sinkt die berechnete
zu erwartende Gesamtimmissionsbelastung auf 36 µg/m³ ab (s. Abb. 6.3/1).
(29) Abb. 6.3/1: NO2-Immissionsprognose für die Bahnhofstraße 2009 & 2015 (o. & mit Maßnahmen)
49 Romberg: NO-Umwandlungsmodell für die Anwendung bei Immissionsprognosen für Kfz-Abgase. Gefahrstoffe – Reinhal-
tung der Luft 56, pp. 215-218. 1996
(M 1)
LRP Kamen 2012
58
7 Möglichkeiten zur weiteren Luftqualitätsverbesserung
Für eine langfristig erfolgreiche und nachhaltige Luftqualitätsstrategie sind Regelun-
gen auf europäischer Ebene erforderlich, die zu einer wirkungsvollen Minderung
insbesondere der Hintergrundbelastung führen.
Im Hinblick auf die weiterhin zu hohen Luftschadstoffwerte hat die EU-Kommission
nach Abschluss des CAFE-Prozesses (Clean Air for Europe) eine „Thematische
Strategie zur Luftreinhaltung" erarbeitet, die im 6. Umwelt-Aktionsprogramm als lang-
fristige, integrierte Strategie für die gesamte Luftreinhaltepolitik angekündigt worden
war. Mit dieser Strategie werden Umweltziele für das Jahr 2020 vorgeschlagen. Ziel
ist es, die gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaub und Ozon, den Anteil von
übersäuerten Waldflächen sowie von Flächen mit überhöhtem Schadstoffeintrag
weiter zu vermindern. Es soll eine Luftqualität erreicht werden, die keine erheblichen
negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt hat und
keine entsprechenden Gefahren verursacht.
Zur Umsetzung der Strategie kommen u. a. folgende (Kap. 7.1 – 7.8) neue Maßnah-
men zur Verminderung der Luftschadstoffemissionen in Betracht:
7.1 Wegfall der staatlichen Förderung von Dieselkraftstoff
Die staatliche Förderung des Diesels, bei dessen Verbrennung wesentlich mehr Ruß
und Stickstoffdioxid freigesetzt wird, als bei bleifreiem Benzin, besteht aus einer
geringeren Besteuerung (47 statt 65,4 Ct/l)50.
Für den Vielfahrer bestehen dadurch, den Bemühungen der Luftreinhalteplanung
zuwiderlaufend, Anreize bei der Kfz-Wahl auf die Dieseltechnologie zu setzen. Gera-
de bei hohen jährlichen Laufleistungen hat das Diesel-Kfz gegenüber dem Benziner
einen monetären Vorteil für den Verbraucher.
Die erhöhte Feinstaubkonzentration im Abgas der Selbstzündungsmotoren
(20 µg/m³), kann durch effiziente Partikel-Filtersysteme kompensiert werden. Diese
können für viele Fahrzeugarten und Modelle nachgerüstet werden.
50 http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/energie/Greenpeace_Subventionsstudie_final.pdf
LRP Kamen 2012
59
Abgesehen von den dieseltypischen Partikelemissionen stellen die aufgrund des
Verbrennungsverfahrens relativ hohen Stickstoffoxid-Emissionen der Dieselmotoren
das größte Problem dar. Diesel-Kfz stoßen im Vergleich zu den Benzinern ein Vielfa-
ches an Stickstoffoxiden aus.
(30) Abb. 7.1/1: kumulierte NOX-Emissionen von zwei Diesel-Pkw im Vergleich mit einem Otto-Pkw in einem Autobahnzyklus, der bis 160 km/h reicht51
Ein Blick auf die Abbildung 7.1/1 macht deutlich, dass die NOX-Emissionen der Die-
sel-Pkw diejenigen des Otto-Pkw um mehr als eine Größenordnung überschreiten.
Mit dem Verzicht auf eine gleichwertige Mineralölsteuer bzw. Energiesteuer, durch
deren Preisregulierung der Bund eine richtungsweisende positive Änderung bewirken
könnte, setzt der Gesetzgeber eindeutig auf die Dieseltechnologie im Kfz-Bereich.
Damit erzielt er eine entsprechende Lenkungsfunktion bei der Kaufentscheidung der
Autofahrer, die den Bemühungen zur Luftreinhalteplanung im Hinblick auf PM10 und
NO2 entgegensteht. Wegen dieser negativen Auswirkungen auf die Umwelt sollte die
51 http://www.poel-tec.com/diesel_abgaswerte/diesel_abgaswerte_19.php
LRP Kamen 2012
60
Ermäßigung des Dieselsteuersatzes aufgehoben und auf das Niveau des Benzins-
teuersatzes angehoben werden.
7.2 Besteuerung von Dienstwagen – falsche Anreize
Die pauschale Besteuerung für die private Nutzung von Dienstwagen erfolgt derzeit
monatlich, im Rahmen der Einkommenssteuer, in Höhe von 1 % des Listenpreises
des Fahrzeugs bei Erstzulassung, als geldwerter Vorteil. Dies ist für Unternehmen
ein Anreiz, einen Teil des Gehalts an den Arbeitnehmer in Form von einem Dienst-
wagen auszuzahlen. Das Dienstwagenprivileg fördert den Pkw als Verkehrsmittel
und trägt zu den Umweltbelastungen des Straßenverkehrs bei. Die private Nutzung
der Dienstwagen, insbesondere der Dienstfahrzeuge mit Dieselmotor, sollte deshalb
höher besteuert und wie z. B. in Großbritannien nach den CO2-Emissionen differen-
ziert werden.
7.3 Stärkerer Ausbau des ÖPNV einschließlich finanzieller Unter-stützung
18,5 Millionen deutsche Bürger pendeln täglich mit einem Pkw zur Arbeit, viele von
ihnen fahren allein.
Diese Menge an Fahrzeugen stellt eine große Belastung nicht nur für das Straßen-
verkehrsnetz, sondern auch für die Umwelt dar. Gerade in Ballungsräumen führt der
hohe Anteil an Individualverkehr (meist Berufspendler) zu regelmäßigem Chaos auf
den Straßen und zu hohen Luftverunreinigungen.
Der öffentliche Personennahverkehr bietet sich als sinnvolle Alternative an, da er
wesentliche Standorte erreichen kann und dabei wesentlich zur Schadstoffreduzie-
rung beiträgt - theoretisch. In der Praxis sieht es leider oft anders aus. Überfüllte
Regionalzüge und Straßenbahnen sowie Verspätungen tragen nicht gerade dazu
bei, den Modal Split zu Gunsten des ÖPNV zu verändern. Hinzu kommen Kürzungen
finanzieller Mittel für den ÖPNV; an einen Ausbau oder eine Verbesserung des An-
gebotes ist vor diesem Hintergrund nicht zu denken.
Dabei hat der ÖPNV im Vergleich zum MIV drei wesentliche Vorteile: Die höhere
Kapazität, der geringere Flächenverbrauch sowie der geringere Schadstoffausstoß
LRP Kamen 2012
61
(bez. auf Personenkilometer). Insbesondere aus Gründen der Luftreinhalteplanung
und der Reduzierung der Schadstoffbelastung in Ballungsräumen ist dem Ausbau
und der Attraktivitätssteigerung des ÖPNV deshalb ein besonderes Gewicht beizu-
messen.
Zur Umsetzung derartiger Maßnahmen müssen Regelungen auf Landesebene ge-
troffen werden, die es auch Kommunen, die einem Haushaltssicherungskonzept
unterstehen, ermöglicht Maßnahmen kurzfristig und konsequent zu realisieren.
Zur Umsetzung weitergehender Maßnahmen sollte den Städten zusätzliche finanziel-
le Unterstützung für Infrastrukturmaßnahmen zur Einhaltung der Grenzwerte nach
der EU-Luftqualitätsrichtlinie gewährt werden. Ohne diese wird zum Beispiel die
Finanzierung eines entsprechenden ÖPNV-Angebotes, das die Ziele der Luftreinhal-
teplanung nachhaltig unterstützt, aufgrund der Haushaltslage der Kommunen, an
enge Grenzen stoßen.
7.4 Verschärfung der Emissionshöchstmengen-Richtlinie (National Emission Ceilings-Richtlinie, 2001/81/EG) - NEC-Richtlinie
Die NEC-Richtlinie ist ein Instrument des 6. Umweltaktionsprogramms der EU und
wurde gemeinsam mit der Richtlinie über den Ozongehalt in der Luft durch die
39. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes in nationa-
les Recht umgesetzt. Sie erweitert die bisherigen Konzepte zur Einhaltung hoher
Luftqualitätsstandards (Luftqualitätsrichtlinien und Richtlinien mit Anforderungen zur
Emissionsbegrenzung bei stationären und mobilen Quellen sowie Produkten), um
einen dritten Weg der Gesamtbegrenzung der nationalen Emissionsfrachten. Jeder
Mitgliedstaat muss hierzu ein Nationales Programm zur Verminderung der Schad-
stoffemissionen erarbeiten und Maßnahmen zur Einhaltung der NEC’s der Europäi-
schen Kommission melden.
Die NEC-Richtlinie legt nationale Emissionshöchstmengen, u. a. für den Luftschad-
stoff Stickstoffoxid (NOX) fest, die nach dem Jahr 2010 nicht mehr überschritten wer-
den dürfen. Die notwendigen NOX-Minderungen sollen teils im Verkehrsbereich, teils
bei industriellen Anlagen erbracht werden.
LRP Kamen 2012
62
Die EU-Kommission will im Jahr 2013 eine Fortschreibung der NEC-Richtlinie bis
zum Jahr 2020 vorschlagen. Neben neuen nationalen Emissionsobergrenzen für die
bisher geregelten Stoffe wird erwogen, auch für PM2,5 nationale Emissionsobergren-
zen festzulegen.
7.5 Vorziehen der verbindlichen Einführung der Euro-6-Norm
Die EU Kommission hat mit der Verordnung (EG) Nr. 715/2007 die verbindliche Ein-
führung der Norm Euro 6 ab 1. September 2014 für die Typzulassung und ab
1. Januar 2015 für die Zulassung und den Verkauf von neuen Fahrzeugtypen (Pkw
und leichte Nutzfahrzeuge) beschlossen.
Da die technischen Möglichkeiten für eine durchgreifende Minderung sowohl der
Partikel- als auch der Stickstoffoxid-Emissionen schon jetzt existieren, sollte die Frist
für die verbindliche Einführung der Euro 6-Norm vorgezogen werden.
Weil auch für schwere Nutzfahrzeuge die techn. Möglichkeiten gegeben sind, sollten
für diese ebenfalls schnellstmöglich eine verbindliche Regelung getroffen werden.
7.6 Förderung der Nachrüstung von SCRT®-Filtersystemen im Be-reich der ÖPNV-Flotten
Unter SCRT® 52 (Selective Catalytic Reduction Technology) versteht man eine Tech-
nologie zur Minimierung von Stickstoffoxiden (NOX), Rußpartikeln (PM), Kohlenwas-
serstoffen (HC) und Kohlenmonoxiden (CO) in den Abgasen von Dieselmotoren.
Durch das SCRT®-System können Feinstaubpartikel und Stickstoffoxid-Emissionen
um bis zu 90 % reduziert werden. Im Einzelnen wird die Feinstaubpartikelmasse um
mindestens 30 %, die Feinstaubpartikelanzahl um über 80 % und Stickstoffoxide um
bis zu 90 % reduziert.
Die Nachrüstung ist effektiv, aber kostspielig. Deshalb bedarf die Nachrüstung von
SCRT®-Filtersystemen im Bereich der ÖPNV-Flotten der öffentlichen Förderung.
52 Vgl. Anhang 2 - Glossar
LRP Kamen 2012
63
7.7 Ausweitung des Mautsystems für Lkw
Ab August 2012 gilt für Lkw auch auf vielen Bundesstraßen eine Mautpflicht. Diese
Ausweitung der Lkw-Maut auf vierspurige Bundesstraßen wurde vom Bundeskabinett
beschlossen.
Mit der Maßnahme soll verhindert werden, dass Lkw-Fahrer gut ausgebaute Bun-
desstraßen nutzen, um die mautpflichtige Autobahn zu umgehen. Bei der Auswei-
tung sind insbesondere geeignete Bundesstraßen mit erhöhtem Transitaufkommen
innerhalb der Umweltzonen zu berücksichtigen.
7.8 Reduktion von Schiffsemissionen und Begrenzung der Binnen-schiffsemissionen, Regelungen für kleine Feuerungsanlagen (< 50 MW)
Diese Themen hat die EU aufgegriffen, z. B. laufen Gespräche mit der IMO (Interna-
tional Maritime Organization) zu Schiffemissionen, Ergebnisse liegen aber noch nicht
vor. Ebenso ist es noch nicht gelungen, Regelungen zur Begrenzung der Binnen-
schiffsemissionen sowie Regelungen zur Emissionsminderung bei kleinen Feue-
rungsanlagen (< 50 MW) durchzusetzen. An dieser Stelle besteht dringender Hand-
lungsbedarf auf Seiten der EU.
LRP Kamen 2012
64
8 Zusammenfassung
Ursächlich für die Aufstellung des LRP Kamen 2012 ist die gemessene Grenzwert-
überschreitung des NO2-Jahresmittelwertes (inkl. Toleranzmarge) in der Bahnhof-
straße in 2009.
Als Hauptverursacher der Stickstoffdioxidbelastung am Messpunkt wurde der lokale
Straßenverkehr – insbesondere der Bus- und Pkw-Verkehr sowie schwere Nutzfahr-
zeuge in der Bahnhofstraße ermittelt. Dementsprechend wurden im Rahmen dieses
Luftreinhalteplans Maßnahmen zur Verkehrsentlastung und -verflüssigung, Umrüs-
tung von Fahrzeugflotten im Bereich des ÖPNV und städtischer Fahrzeuge sowie
sonstige Maßnahmen festgelegt, die die NO2-Belastung durch diese Hauptemittenten
wirkungsvoll senken.
Die Prognoserechnung für 2015 ergibt, dass durch die verkehrliche Entlastung auf-
grund der Maßnahmen im Zusammenhang des Netzschlusses „Innerer Ring“ sowie
einer Busflottenumrüstung und Fahrzeugentwicklung die Luftbelastung so weit ge-
mindert wird, dass von einer Einhaltung des NO2-Grenzwertes in der Bahnhofstraße
ausgegangen werden kann. Damit die Grenzwerteinhaltung unter Beachtung der
Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen schnellstmöglich erzielt werden kann und zu-
dem auch die weiteren Verdachtspunkte Berücksichtigung finden, wurden über die in
der Prognoserechnung berücksichtigten Maßnahmen hinaus noch weitere unterstüt-
zende Maßnahmen aufgenommen (Lkw-Verlagerung, Optimierung von Lichtsignal-
anlagen, allgemeine Verkehrsverflüssigung, Einwirken auf Veränderungen im Modal-
Split).
Sollte wider Erwarten die Wirkungsüberprüfung des Messjahres 2013 eine nachhalti-
ge Überschreitung des zulässigen NO2-Jahresmittelwertes an der Messstelle „Bahn-
hofstraße“ ergeben, wird eine Arbeitsgruppe zur Entwicklung weiterer kurzfristig
wirkender planunabhängiger Maßnahmen eingerichtet, um eine Grenzwerteinhaltung
im Jahr 2015 zu gewährleisten.
Eine erhöhte Belastung durch Feinstaub wurde in Kamen nicht nachgewiesen, so
dass die Maßnahmen in erster Linie auf eine Stickstoffdioxidminderung ausgelegt
sind. Nichtsdestotrotz bewirkt z. B. eine Reduzierung bzw. Verflüssigung des Stra-
LRP Kamen 2012
65
ßenverkehrs auch eine Verbesserung der Luftqualität hinsichtlich einer Belastung
durch Feinstaub.
Darüber hinaus steht auch außer Frage, dass nur durch das Zusammenwirken einer
Vielzahl von Maßnahmen auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebe-
ne eine nachhaltige Lösung der lufthygienischen Probleme in den Städten erzielt
werden kann.
Der Luftreinhalteplan Kamen 2012 tritt am 24. Dezember 2012 in Kraft und ist auf
der Internetseite der Bezirksregierung Arnsberg (www.bezreg-arnsberg.nrw.de) ein-
sehbar.
LRP Kamen 2012
66
Anhang
Anhang 1: Abbildungs- & Tabellenverzeichnis
(1) Abb. 1.5/1: Rechengebiet für den LRP Kamen............................................................. 7
(2) Tab. 2.1/1: Standort der Messstelle des LANUV in Kamen........................................ 12
(3) Abb. 2.1/1: Übersicht des Standortes der Messstelle im Untersuchungsgebiet ......... 12
(4) Tab. 2.1/2: NO2-Immissionsgrenzwerte 2008, 2009 und seit 2010 ............................ 13
(5) Tab. 2.1/3: NO2-Immissionswerte 2008 - 2011 an der Messstelle KABA ................... 13
(6) Abb. 2.3/1: NO2-Jahresmittelwerte (KABA) ................................................................ 14
(7) Tab. 3.1/1: Regionales Hintergrundniveau 2009, berechnet aus Messungen im
Rhein-Ruhr-Gebiet ................................................................................... 16
(8) Tab. 3.2.2/1: Jahresfahrleistung (Mio. Fzkm/a) sowie NOX-Emissionen im LRP-
Gebiet nach Fahrzeugkategorien (Datenbasis 2009) .............................. 18
(9) Abb. 3.2.2/1: DTV im Straßennetz des LRP-Gebietes (Datenbasis 2009) .................... 19
(10) Abb. 3.2.2/2: NOX-Emissionen des Kfz-Verkehrs im LRP-Gebiet (Datenbasis 2009) ... 20
(11) Tab. 3.2.2/2: DTV sowie NOX-Emissionen an einzelnen Straßenabschnitten im
LRP-Gebiet nach Fahrzeugkategorie (Datenbasis 2009) ........................ 20
(12) Abb. 3.2.2/3: NOX-Emissionen des Schienenverkehrs im LRP-Gebiet (Datenbasis
2008) ........................................................................................................ 21
(13) Tab. 3.2.2/3: NOX-Gesamtverkehrsemissionen in Kamen in t/a .................................... 22
(14) Abb. 3.2.3/1: NOX-Emissionen der nach dem BImSchG genehmigungsbedürftigen
Anlagen der Industrie im LRP-Gebiet ...................................................... 23
(15) Tab. 3.2.8/1: Vergleich der NOX-Emissionen aus den Quellbereichen Industrie,
Kleinfeuerungsanlagen und Verkehr für das LRP-Gebiet ........................ 24
(16) Tab. 3.3/1: Berechnete NO2-Belastung (2009) für eine repräsentative Auswahl an
Straßen aus den Verdachtsfällen der Stadt Kamen ................................. 26
(17) Abb. 3.3/1: Prozentual berechnete Beiträge der verschiedenen Verursacher-
gruppen sowie des regionalen Hintergrunds für die NOX-Belastung
2009 am Messpunkt KABA ...................................................................... 27
(18) Abb. 3.3/2: Prozentual berechnete Beiträge (2009) der verschiedenen Verur-
sachergruppen sowie des regionalen Hintergrunds für die NOX-Be-
lastung an einer repräsentativen Auswahl an Straßen aus den Ver-
dachtsfällen der Stadt Kamen .................................................................. 28
(19) Tab. 4.1.3/1: Jahresfahrleistung (Fzkm/a) sowie NOX-Emissionen im LRP-Gebiet
nach Fahrzeugkategorien (Prognose 2015) ............................................. 31
LRP Kamen 2012
67
(20) Tab. 4.1.3/3: Veränderungen der NOX-Emissionen des Straßenverkehrs nach
Fahrzeugkategorien im LRP-Gebiet. ........................................................ 32
(21) Tab. 4.2.2/1: Prognosejahr 2015 - berechnete NO2-Immissionskonzentrationen für
die Bahnhofstraße und die untersuchten Verdachtsfälle in Kamen ......... 34
(22) Abb. 4.2.2/1: Prozentual berechnete Beiträge der verschiedenen Verursacher-
gruppen und des regionalen Hintergrunds für die NOX-Belastung im
Prognosejahr 2015 am Messpunkt KABA ................................................ 34
(23) Tab. 5.2/1: Maßnahmentabelle .................................................................................. 38
(24) Tab. 5.2/2: Umrüstungsplan der Verkehrsgesellschaft Kreis Unna mbH ................... 43
(25) Tab. 5.2/3: Umrüstungsplan der städtischen Fahrzeugflotte der Stadt Kamen .......... 43
(26) Abb. 5.2/1a: Arbeitshilfe „Maßnahmen zur Bekämpfung von Staubemissionen
durch Baustellen“ ..................................................................................... 44
(27) Abb. 5.2/1b: Arbeitshilfe „Maßnahmen zur Bekämpfung von Staubemissionen
durch Baustellen“ ..................................................................................... 45
(28) Abb. 6.2/1: NOX-Emissionsanteile verschiedener Fahrzeugarten für die Bahnhof-
straße (Analyse 2009, Trend 2015 u. Maßnahmenpaket (M 1)) .............. 56
(29) Abb. 6.3/1: NO2-Immissionsprognose für die Bahnhofstraße 2009 & 2015 (o. & mit
Maßnahmen) ............................................................................................ 57
(30) Abb. 7.1/1: kumulierte NOX-Emissionen von zwei Diesel-Pkw im Vergleich mit
einem Otto-Pkw in einem Autobahnzyklus, der bis 160 km/h reicht ........ 59
LRP Kamen 2012
68
Anhang 2: Glossar
Analysator Messgerät zur Messung von Immissionskonzentrationen in der Luft
Anlagen sind ortsfeste Einrichtungen wie Fabriken, Lagerhallen, sonstige Gebäude und andere mit dem Grund und Boden auf Dauer fest verbundene Gegen-stände. Ferner gehören dazu alle ortsveränderlichen, technischen Einrich-tungen wie Maschinen, Geräte, Fahrzeuge und Grundstücke ohne besonde-re Einrichtungen, sofern dort Stoffe gelagert oder Arbeiten durchgeführt werden, die Emissionen verursachen können; ausgenommen sind jedoch öffentliche Verkehrswege.
anthropogen bezeichnet alles vom Menschen Beeinflusste, Verursachte oder Hergestellte
Basisniveau ist die Schadstoffkonzentration, die in dem Jahr zu erwarten ist, in dem der Grenzwert in Kraft tritt und außer bereits vereinbarten oder aufgrund beste-hender Rechtsvorschriften erforderlichen Maßnahmen keine weiteren Maß-nahmen ergriffen werden.
Beurteilung Alle Verfahren zur Messung, Berechnung, Vorhersage oder Schätzung der Schadstoffwerte in der Luft
Emissionen sind Luftverunreinigungen, Geräusche, Licht, Strahlen, Wärme, Erschütte-rungen und ähnliche Erscheinungen, die von einer Anlage (z. B. Kraftwerk, Müllverbrennungsanlage, Hochofen) ausgehen oder von Produkten (z. B. Treibstoffe, Kraftstoffzusätze) an die Umwelt abgegeben werden.
Emissionserklärung Erklärung der Betreiber genehmigungsbedürftiger Anlagen gem. der 4. BImSchV über aktuelle Emissionsdaten an die zuständige Überwa-chungsbehörde; erfolgt im Vierjahresrhythmus
Emissionskataster ist die räumliche Erfassung bestimmter Schadstoffquellen (Anlagen und Fahrzeuge). Das Emissionskataster enthält Angaben über Art, Menge, räumliche und zeitliche Verteilung und die Ausbreitungsbedingungen von Luftverunreinigungen. Hierdurch wird sichergestellt, dass die für die Luftver-unreinigung bedeutsamen Stoffe erfasst werden. Regelungen hierzu enthält die 5. Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum BImSchG.
Emissionswerte sind im Bereich der Luftreinhaltung in der TA Luft festgesetzt. Dabei handelt es sich um Werte, deren Überschreitung nach dem Stand der Technik vermeidbar ist; sie dienen der Vorsorge gegen schädliche Umwelteinwir-kungen durch dem Stand der Technik entsprechende Emissionsbegrenzun-gen. Von den Emissionsbegrenzungen kommen in der Praxis im Wesentli-chen in Frage: zulässige Massenkonzentrationen und -ströme sowie zuläs-sige Emissionsgrade und einzuhaltende Geruchsminderungsgrade.
Emissionsdaten Angaben über Art, Menge, räumliche und zeitliche Verteilung von Emissio-nen aus einer Anlage
Epidemiologische Untersuchungen
Untersuchung der Faktoren, die zu Gesundheit und Krankheit von Individu-en und Populationen beitragen
EURAD Europäisches Ausbreitungs- und Depositionsmodell des Rheinischen Institu-tes für Umweltforschung (RIU) an der Universität zu Köln.
Exposition Ausgesetzt sein von lebenden Organismen oder Gegenständen gegenüber Umwelteinflüssen
Feinstaub (Particulate Matter - PM) Luftgetragene Partikel definierter Größe. Sie werden nur bedingt von den Schleimhäuten in Nase und Mund zurückgehal-ten und können je nach Größe bis in die Hauptbronchien oder Lungenbläs-chen vordringen. S. auch PM10
LRP Kamen 2012
69
Gesamthintergrund ist das Immissionsniveau, das sich in einer Stadt ohne direkten Einfluss lokaler Quellen ergibt (bei hohen Kaminen innerhalb von ca. 5 km, bei niedrigen Quellen innerhalb von ca. 0,3 km; diese Entfernung kann - z. B. bei Gebieten mit Wohnraumbeheizung - kleiner oder - z. B. bei Stahlmühlen - größer sein). Bei dem Gesamthintergrundniveau ist das regionale Hintergrundniveau einbezogen. In der Stadt ist der Gesamthintergrund der städtische Hinter-grund, d. h. der Wert, der in Abwesenheit signifikanter Quellen in nächster Umgebung ermittelt würde. In ländlichen Gebieten entspricht der Gesamt-hintergrund in etwa dem regionalen Hintergrundniveau.
genehmigungsbedürfti-ge Anlagen
sind Anlagen, die in besonderem Maße geeignet sind, schädliche Umwelt-einwirkungen oder sonstige Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Nachbarschaft oder die Allgemeinheit herbeizuführen. Die genehmigungsbedürftigen Anlagen sind im Anhang der 4. BImSchV festgelegt.
Grenzwert ist einen Wert, der aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse mit dem Ziel festgelegt wird, schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und / oder die Umwelt insgesamt zu vermeiden, zu verhüten oder zu verrin-gern, und der innerhalb eines bestimmten Zeitraums erreicht werden muss und danach nicht überschritten werden darf.
Hintergrund vgl. auch „Hintergrundniveau“
Hintergrundniveau ist die Schadstoffkonzentration in einem größeren Maßstab als dem Über-schreitungsgebiet. Es handelt sich hierbei um das großräumige Immissions-niveau ohne direkten Einfluss lokaler Quellen
Hintergrundstation Messstation (in NRW Messstation des LUQS-Messnetzes) die Aufgrund ihres Standortes Messwerte liefert, die repräsentativ für die Bestimmung des Hintergrundniveaus sind.
Hochwert ist neben dem Rechtswert ein Bestandteil der Koordinaten im Gauß-Krüger-Koordinatensystem. Er gibt die Entfernung des Punktes zum Äquator an.
IMMISluft landesweites kommunales Luftschadstoffscreening in NRW nach aktuellen EU-Richtlinien. Das Screeningmodell ist ein Computerprogramm, das in der Lage ist, die Konzentration von Stickstoffdioxid und Feinstaub mit relativ geringem Aufwand rechnerisch zu ermitteln.
Immissionen sind auf Menschen, Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Atmosphäre und Sachgüter einwirkende Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen. Gemessen wird die Konzentration eines Schadstof-fes in der Luft, bei Staub auch die Niederschlagsmenge pro Tag auf einer bestimmten Fläche.
Immissionsbelastung Maß der Belastung der Atemluft mit Schadstoffen
Immissionsgrenzwert vgl. Grenzwert
Immissionskataster Räumliche Darstellung der Immissionen innerhalb eines bestimmten Gebie-tes, unterteilt nach Spitzen- und Dauerbelastungen. Immissionskataster bilden eine wichtige Grundlage für Luftreinhaltepläne und andere Luftrein-haltemaßnahmen.
Jahresmittelwert ist das arithmetische Mittel der gültigen Stundenmittelwerte eines Kalender-jahres (soweit nicht anders angegeben).
Langzeit-Exposition Aussetzung des Körpers gegenüber Umwelteinflüssen über einen längeren Zeitraum
LRP Kamen 2012
70
Luft ist die Luft der Troposphäre mit Ausnahme der Luft an Arbeitsplätzen. (Gebrauch in Luftreinhalteplänen)
Luftreinhaltepläne sind gemäß § 47 Abs. 1 BImSchG von den zuständigen Behörden zu erstel-len, wenn die Immissionsbelastung die Summe aus Grenzwert und Tole-ranzmarge überschreitet. Ziel ist - mit zumeist langfristigen Maßnahmen - die Grenzwerte ab den in der 22. BImSchV bzw. 39. BImSchV angegebenen Zeitpunkten nicht mehr zu überschreiten und dauerhaft einzuhalten (§ 47 Abs. 2 BImSchG).
Luftverunreinigungen sind Veränderungen der natürlichen Zusammensetzung der Luft, insbeson-dere durch Rauch, Ruß, Staub, Gase, Aerosole, Dämpfe, Geruchsstoffe o. ä. Sie können bei Menschen Belastungen sowie akute und chronische Gesundheitsschädigungen hervorrufen, den Bestand von Tieren und Pflan-zen gefährden und zu Schäden an Materialien führen. Luftverunreinigungen werden vor allem durch industrielle und gewerbliche Anlagen, den Straßen-verkehr und durch Feuerungsanlagen verursacht.
LUQS ist das Luftqualitätsüberwachungssystem des Landes NRW, das die Kon-zentrationen verschiedener Schadstoffe in der Luft erfasst und untersucht. Das Messsystem integriert kontinuierliche und diskontinuierliche Messungen und bietet eine umfassende Darstellung der Luftqualitätsdaten.
mesoskalig In der Meteorologie wurden zwecks einer besseren theoretischen Handha-bung verschiedene Skalenbereiche bzw. Größenordnungen definiert, auf denen atmosphärische Phänomene betrachtet werden. Mesoskalige atmo-sphärische Phänomene haben dabei eine horizontale Erstreckung zwischen 2 und 2.000 Kilometern.
nicht genehmigungsbe-dürftige Anlagen
Alle Anlagen, die nicht in der 4. BImSchV aufgeführt sind o. für die in der 4. BImSchV bestimmt ist, dass für sie eine Genehmigung nicht erf. ist.
NO2- Grenzwert vgl. Grenzwert
Offroad-Verkehr ist der Verkehr auf nicht öffentlichen Straßen, z. B. Baumaschinen, Land- und Forstwirtschaft, Gartenpflege und Hobbys, Militär.
Passivsammler Kleine mit Absorbermaterial gefüllte Röhrchen, die ohne Pumpen Schadstof-fe aus der Luft über die natürliche Ausbreitung und Verteilung (Diffusion) aufnehmen und anreichern. Sie werden in kleinen Schutzgehäusen mit einer Aufhängevorrichtung z. B. an Laternenpfählen montiert.
Plangebiet besteht aus dem Überschreitungsgebiet und dem Verursachergebiet.
PM10 / Feinstaub sind die Partikel, die einen Größenselektierenden Lufteinlass passieren, der für einen aerodynamischen Durchmesser von 10 µm eine Abscheidewirk-samkeit von 50 % aufweist. Der Feinstaubanteil im Größenbereich zwischen 0,1 und 10 µm ist gesundheitlich von besonderer Bedeutung, weil Partikel dieser Größe mit vergleichsweise hoher Wahrscheinlichkeit vom Menschen eingeatmet und in die tieferen Atemwege transportiert werden.
PM10 - Exposition Das den Partikeln (PM10) Ausgesetztsein.
Rechtswert ist neben dem Hochwert ein Bestandteil der Koordinaten im Gauß-Krüger-Koordinatensystem. Er gibt die Entfernung des Punktes vom nächsten Mittelmeridian an.
Referenzjahr Bezugsjahr
Regionales Hintergrundniveau
ist das Belastungsniveau, von dem in Abwesenheit von Quellen innerhalb eines Abstands von 30 km ausgegangen wird. Bei Standorten in einer Stadt wird beispielsweise ein Hintergrundniveau angenommen, das sich ergäbe, wenn keine Stadt vorhanden wäre
LRP Kamen 2012
71
Ruß sind feine Kohlenstoffteilchen oder Teilchen mit hohem Kohlenstoffgehalt, die bei unvollständiger Verbrennung entstehen.
Schadstoff ist jeder vom Menschen direkt oder indirekt in die Luft emittierte Stoff, der schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und / oder die Umwelt insgesamt haben kann.
Schwebstaub Feste Teilchen, die abhängig von ihrer Größe nach Grob- und Feinstaub unterteilt werden. Während die Grobstäube nur für kurze Zeit in der Luft verbleiben und dann als Staubniederschlag zum Boden fallen, können Feinstäube längere Zeit in der Atmosphäre verweilen und dort über große Strecken transportiert werden. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der Partikel ist die Teilchengröße. Schwebstaub hat eine Teilchengröße von etwa 0,001 bis 15 µm. Unter 10 µm Teilchendurchmesser wird er als PM10, unter 2,5 µm als PM2,5 und unter 1 µm als PM1 bezeichnet. Staub stammt sowohl aus natürlichen wie auch aus von Menschen beeinflussten Quellen. Staub ist abhängig von der Größe und der ihm anhaftenden Stoffe mehr oder weniger gesundheitsgefährdend.
SCRT-Filter Das SCRT®-System (Selective Catalytic Reduction Technology) ist eine Kombination aus CRT®-Filter und SCR-Katalysator. Zusätzlich zu den bereits im CRT®-System zurückgehaltenen Schadstoffen reduziert das SCR-System mit Hilfe von AdBlue® die giftigen Stickoxide (NOX).
Stand der Technik ist der Entwicklungsstand fortschrittlicher Verfahren, Einrichtungen oder Betriebsweisen, der die praktische Eignung einer Maßnahme zur Begren-zung von Emissionen gesichert erscheinen lässt. Bei der Bestimmung des Standes der Technik sind insbesondere vergleich-bare Verfahren, Einrichtungen oder Betriebsweisen heranzuziehen, die im Betrieb mit Erfolg erprobt worden sind.
Stickstoffdioxid in höheren Konzentrationen stechend-stickig riechendes Reizgas, für das aufgrund seiner gesundheitsschädigenden Wirkung Grenzwerte aufgestellt wurden.
Stick(stoff)oxide Beim Verbrennen des Stickstoffs der Luft in Anlagen oder Motoren entste-hen Stickoxide. Diese bestehen im Wesentlichen aus einer Mischung aus Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid, wobei das Verhältnis dieser beiden Gase zueinander je nach Entstehungsvorgang (z. B. in Otto-Motoren und Dieselmotoren) unterschiedlich ist. In weiteren chemischen Reaktionen in der Atmosphäre wird Stickstoffmonoxid mit Ozon zu Stickstoffdioxid umge-setzt. Während bei Emissionsdaten die Summe der Stickoxide relevant ist und berechnet wird, benötigt die Einschätzung der Luftqualität insbesondere den Gehalt des gesundheitsschädlichen Stickstoffdioxids.
Strategische Umweltprüfung (SUP)
Systematisches Prüfungsverfahren mit dem Umweltaspekte bei strategi-schen Planungen untersucht werden
TA Luft ist eine normkonkretisierende und auch eine ermessenslenkende Verwal-tungsvorschrift der Bundesregierung zum BImSchG. Sie gilt für genehmigungsbedürftige Anlagen und enthält Anforderungen zum Schutz vor und zur Vorsorge gegen schädliche Umwelteinwirkungen. Für die zuständigen Behörden ist sie in Genehmigungsverfahren, bei nach-träglichen Anordnungen nach § 17 und bei Ermittlungsanordnungen nach §§ 26, 28 und 29 BImSchG bindend; eine Abweichung ist nur zulässig, wenn ein atypischer Sachverhalt vorliegt oder wenn der Inhalt offensichtlich nicht (mehr) den gesetzlichen Anforderungen entspricht (z. B. bei einer unbestreitbaren Fortentwicklung des Standes der Technik). Bei behördlichen Entscheidungen nach anderen Rechtsvorschriften, insbe-sondere bei Anordnungen gegenüber nicht genehmigungsbedürftigen
LRP Kamen 2012
72
Anlagen, können die Regelungen der TA Luft entsprechend herangezogen werden, wenn vergleichbare Fragen zu beantworten sind. Diesem Bericht liegt die TA Luft von 1986 zu Grunde. Die TA Luft besteht aus vier Teilen: Teil 1 regelt den Anwendungsbereich, Teil 2 enthält allge-meine Vorschriften zur Reinhaltung der Luft, Teil 3 konkretisiert die Anforde-rungen zur Begrenzung und Feststellung der Emissionen, und Teil 4 betrifft die Sanierung von bestimmten genehmigungsbedürftigen Anlagen (Altanla-gen).
Toleranzmarge ist der zeitlich gestaffelte Prozentsatz des Grenzwerts, um den dieser unter den in der 39. BimSchV festgelegten Bedingungen überschritten werden darf. Mit Erreichen der Zieljahre für die Grenzwerte für Feinstaub (PM10) in 2005 und Stickstoffdioxid in 2010 wird die Toleranzmarge für diese beiden Luftschadstoffe aufgehoben.
Toxikologische Untersuchungen
Untersuchung der Wirkung von Stoffen auf lebende Organismen.
Überschreitungsgebiet ist das Gebiet, für das wegen der messtechnischen Erhebung der Immissi-onsbelastung und / oder der rechnerischen Bestimmung (Prognoseberech-nung in die Fläche) von einer Überschreitung des Grenzwertes bzw. der Summe aus Grenzwert + Toleranzmarge auszugehen ist.
Umweltzone definierter Bereich, in dem zum Schutz der Umwelt nur Kfz, die eine be-stimmte Emissionsnorm einhalten, fahren dürfen
Verursachergebiet ist das Gebiet, in dem die Ursachen für die Grenzwert- bzw. Summenwert-überschreitung im Überschreitungsgebiet gesehen werden. Es bestimmt sich nach der Ursachenanalyse und aus der Feststellung, welche Verursa-cher für die Belastung im Sinne von § 47 Abs. 1 BImSchG mitverantwortlich sind und zu Minderungsmaßnahmen verpflichtet werden können.
Wert stellt die Konzentration eines Schadstoffs in der Luft o. die Ablagerung eines Schadstoffs auf bestimmten Flächen in einem bestimmten Zeitraum dar.
LRP Kamen 2012
73
Anhang 3: Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz
BImSchV Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes
Bus Busse
DTV Durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke
EEV Enhanced Environmentally Friendly Vehicle
EG/EU Europäische Gemeinschaft/Europäische Union
HuK Hausbrand & Kleinfeuerungen
Kfz Kraftfahrzeug
Kfz urban Beitrag des Straßenverkehrs, der nicht unmittelbar in dem untersuchten Straßenabschnitt fährt
Kfz lokal lokaler Straßenverkehr, Verursacheranteile in Summe von Pkw, sNoB, Bus, lNfz, Krad
Krad Motorräder
lNfz leichte Nutzfahrzeuge
LANUV Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW
Lkw Lastkraftwagen
LRP Luftreinhalteplan
LUQS Luftqualitäts-Überwachungs-System
MIV motorisierter Individualverkehr
MKULNV Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Ver-
braucherschutz NRW
NRW Nordrhein-Westfalen
ÖPNV Öffentlicher Personen-Nahverkehr
Pkw Personenkraftwagen
sNfz schwere Nutzfahrzeuge
sNoB schwere Nutzfahrzeuge ohne Busse
SPNV Schienenpersonennahverkehr
SUP Strategische Umweltprüfung
Tab. Tabelle
TA Luft Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft
UBA Umweltbundesamt
LASAT Lagrange - Simulation von Aerosol-Transport
NEC Richtlinie über nationale Emissionshöchstmengen für bestimmte Luft-
schadstoffe
LRP Kamen 2012
74
Stoffe, Einheiten und Messgrößen
Fzkm/a Fahrzeugkilometer pro Jahr
NO Stickstoffmonoxid
NO2 Stickstoffdioxid
NOX Stick(stoff)oxide
PM Particulate Matter (Partikel bzw. Feinstaub)
PM2,5 / PM10 Partikel (Particulate Matter) mit einem Korngrößendurchmesser von
maximal 2,5 µm (PM2,5) bzw. 10 µm (PM10)
µg/m3 Mikrogramm (1 millionstel Gramm) pro m3; 10-6 g/m3
kg/a Kilogramm (tausend Gramm) pro Jahr
t/a Tonnen (million Gramm) pro Jahr
kt/a Kilotonnen (milliarde Gramm) pro Jahr
LRP Kamen 2012
75
Anhang 4: Ansprechpartner / Kontakte
Bezirksregierung Arnsberg
Seibertzstraße 1
59821 Arnsberg
Stadtverwaltung Kamen
Fachbereich Planung, Bauen, Umwelt
Rathausplatz 1
59174 Kamen