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Editorial

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Abstracts der 26. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Stoffwechselstörungen (APS)„Metabolische Enzephalopathien“, 7.–9. März 2012 in Fulda

Vorsitzende: Dr. J. B. Hennermann

Grußwort

Liebe Stoffwechselinteressierte aus Klinik, Praxis und Labor!

Die diesjährige 26. Jahrestagung der „Ar­beitsgemeinschaft für Pädiatrische Stoff­wech selstörungen“ (APS) vom 07. bis 09. März 2012 widmet sich dem breiten Spek­trum angeborener Stoff wech sel erkrankun­gen mit einer enzephalopathischen Manifes­tation. Der Schwerpunkt soll nicht nur in der Darstellung von Mechanismen der Hirn­schädigung liegen; es sollen vor allem auch neue Erkenntnisse zu klinischen Be son der­heiten, zu diagnostischen Überlegungen so­wie zu neuen Therapieansätzen dieser gro­ßen Erkrankungsgruppe dargestellt werden.

Beeindruckend sind auch in diesem Jahr die Qualität und die Vielfalt der eingereich­ten Abstracts, die einen umfassenden Über­blick über die neuen Entwicklungen in dem Bereich der angeborenen Stoffwechselerkran­kungen bieten.

Monatsschr Kinderheilkd 2012 · 160:299–314DOI 10.1007/s00112-011-2613-1© Springer-Verlag 2012

Wir alle dürfen uns auf hochinteressante Vorträge, angeregte Diskussionen und das Treffen der „Stoffwechsler“ freuen.

Mit herzlichen Grüßen aus Berlin,

Julia B. Hennermann

KorrespondenzadresseDr. Julia B. HennermannPädiatrische Stoffwechselmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Pädiatrie m. S. Endokrinologie, Gastroenterologie und StoffwechselmedizinAugustenburger Platz 1, 13353 Berlin

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Abstracts

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Vorträge

001-V NEURONALER PROGRAMMIERTER ZELLTOD

Bittigau P.1 1Charité, Children’s Hospital, Ped Neurol, Berlin, Germany

Der Begriff Apoptose beschreibt ursprünglich z.  B. das Abfallen der Blätter im Herbst. Es ist eine evolutionär konservierte, aktive, ener-gieabhängige Form des neuronalen programmierten Zelltodes. Der apoptotische Tod von mehr als der Hälfte der während der Ontogenese entstandenen Nervenzellen ist eines der “key events” einer normalen Hirnentwicklung. Überschüssig gebildete Neurone sterben ebenso ab, wie Nervenzellen, die fehlerhaft vernetzt wurden, deren Migration nicht zielgenau verlief oder deren Funktion während der Entwicklung des ZNS transient war. Elektronenmikroskopische Kennzeichen des programmierten Zelltodes sind eine primäre DNA-Fragmentation in ca. 180-Basenpaar-große Stücke, eine Kondensation von Nukleo- und Zytoplasma bei erhaltener Plasma- und Kernmembran, die Bildung apoptotischer Körperchen nach Einstülpung und Verformung der Plas-ma- und Kernmembran und letztlich die Phagozytose des Zelldebris, ohne dass proinflammatorische Zellbestandteile freigesetzt werden. Der genetisch programmierte Zelltod verläuft aktiv entlang einer ex-trinsisch oder intrinsisch initiierten Signalkaskade. Andere, teilweise ähnlich aktive Zelltodformen finden bei Hirnschädigungen unter-schiedlicher Genese, wie Ischämie, Trauma oder metabolischen und neurodegenerativen Erkrankungen statt. Die pathophysiologischen Kenntnisse der neuronalen Apoptose innerhalb metabolischer oder neurodegenerativer Erkrankungen könnten zukünftig ein gezieltes the-rapeutisches Eingreifen oder den Einsatz neuroprotektiver Substanzen ermöglichen.

002-V AMMONIA TOXICITY TO THE BRAIN

Braissant O.1 1Biomedicine, University Hospital, Lausanne, Switzerland

In pediatric patients, hyperammonemia can be caused by various ac-quired or inherited disorders such as urea cycle deficiencies or orga-nic acidemias. Excess of circulating ammonium eventually reaches the brain, where the main toxic effects of ammonium occur. These are reversible or irreversible, depending on the age of onset as well as the duration and the level of ammonium exposure. The brain is more su-sceptible to the deleterious effects of ammonium during development than in adulthood, and patients may develop cortical and basal ganglia hypodensities, cortical atrophy, white matter atrophy or hypomyelina-tion and ventricular dilatation. While the mechanisms leading to ir-reversible effects of ammonium on the brain were poorly understood for a long time, new data emerged recently showing in particular that ammonium exposure alters several amino acid and neurotransmitter pathways, cerebral energy, nitric oxide synthesis, axonal and dendritic growth, signal transduction pathways, as well as K+ and water channels. These effects of ammonium on CNS may lead to energy deficit, oxida-tive stress and cell death. Recent work also proposed neuroprotective strategies, such as using NMDA receptor antagonists, nitric oxide inhi-bitors, creatine or acetyl-L-carnitine. Better understanding the toxicity of ammonium to the brain will allow the development of new neuro-protective strategies.

003-V METABOLIC EFFECTS OF HYPOGLYCEMIA ON NEURONS

Amaral A.1 1University of Cambridge, Cambridge, United Kingdom

Hypoglycemia is characterized by decreased blood glucose levels and is associated to different pathologies, the most common being diabetes. Depending on its severity, it might affect cognitive functions, leading to impaired judgment and decreased memory function, which have been linked to alterations of brain energy metabolism. In this context, neuro-nal cells are highly vulnerable to hypoglycemia, due to their strong de-pendence on glucose metabolism to meet their energy requirements. This talk will provide an overview on the main metabolic effects of hy-poglycemia in neurons. In particular, data on the effects of glucose de-privation on the metabolic fluxes of cultured neurons will be presented. Using 13C-labelled glucose, gas-chromatography-mass spectrometry and the Metabolic Flux Analysis methodology, we were able to iden-tify and quantify a 35% decrease in glucose uptake rate and glycolytic metabolic fluxes and 4-fold increase in glutamine uptake due to hypo-glycemia. In addition, a significant activation of the pyruvate recycling pathway was observed, accounting for 43% of the total pyruvate synthe-sized in control conditions and up to 71% after hypoglycemia, which was correlated with increased glutamine oxidation. This work provides new evidence for pyruvate recycling as an important pathway for glutamine oxidation in cerebellar neurons, particularly after glucose deprivation, and demonstrates how these cells respond to a hypoglycaemic insult by changing their metabolism.

004-V URSACHEN METABOLISCHER ENZEPHALOPATHIEN

Plecko B.P.1 1Neurologie, Kinderspital, Zürich, Switzerland

Metabolische Enzephalopathien können sich in jedem Lebensalter mit akuten, intermittierenden oder chronisch-progredienten Symptomen manifestieren. Die Frühsymptome sind vor allem im Neugeborenenal-ter unspezifisch, später ähnelt die Symptomatik enzephalitiformen Kri-sen oder Intoxikationen. Neben einer unklaren Bewusstseinstrübung sollten insbesondere eine akute Bewegungsstörung (Ataxie oder Dys-tonie) sowie akute psychiatrische Symptome (Halluzinationen, Ver-wirrtheit, Wesensveränderung) an metabolische Differenzialdiagnosen denken lassen. Akute Stoffwechselkrisen sind typisch für Störungen des Intermediärstoffwechsels (Störungen der Fettsäureoxidation, Gly-kolyse bzw. Glukoneogenese, des Harnstoffzyklus sowie Organoazi-dopathien). Das notfallmäßig durchgeführte, erweiterte Routinelabor kann wegweisende Befunde im Sinne einer Hypoglykämie, metaboli-schen Azidose oder einer Hyperammonämie ergeben. Diese Wegwei-ser fehlen oft bei Ahornsiruperkrankung, Glutarazidurie Typ  I sowie Remethylierungsdefekten. Die Ergebnisse des selektiven Screenings (Aminosäuren und Acylcarnitine im Plasma, organische Säuren und Orotsäure im Harn) sollten binnen 24 h vorliegen. Für die Erfassung von Remethylierungsdefekten ist die Bestimmung von Homocystein im Plasma erforderlich. Bei chronischen Enzephalopathien orientiert sich die Stoffwechseldiagnostik an dem neurologischen Leitsymptom (z. B. epileptische Enzephalopathie; „einfache“ mentale Retardierung; Bewegungsstörung), einer evtl. zusätzlichen Organbeteiligung sowie der kranialen Bildgebung.

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005-V LIQUORANALYSEN ZUR DIAGNOSTIK NEUROMETABOLISCHER ERKRANKUNGEN

Assmann B.1 1Universitäts-Kinderklinik, Heidelberg, Germany

Einleitung. Im Liquor cerebrospinalis sind die meisten Metabolite in geringerer Konzentration als in Blut oder Urin enthalten. Liquor ist jedoch kein „Ultrafiltrat“ des Blutes, sondern enthält auch Stoffe, die im Gehirn synthetisiert werden. Um quantitative Analysen einzelner Metabolite durchzuführen, ist die Hochleistungsflüssigkeitschromato-graphie (HPLC) die am häufigsten eingesetzte Methode. Sie benötigt geringe Probenvolumina und ermöglicht die Trennung von komplexen Gemischen zahlreicher Metabolite. Ultraviolettlicht(UV)-, Fluores-zenz- oder elektrochemische Detektion ermöglicht anschließend die Quantifizierung der Metabolite mit unterschiedlichen Empfindlich-keiten. Ergebnisse. Für manche neurometabolische Erkrankung ist Liquor-analytik mit altersgerechten Referenzwerten die Schlüsseluntersu-chung, z.  B. Neurotransmitterstörungen, Serinbiosynthesedefekte, nichtketotische Hyperglycinämie, GLUT-1-Mangel u. a. Daneben kön-nen auch sekundäre Veränderungen hilfreich sein, wie z. B. leicht er-höhtes oder erniedrigtes Alanin. Vitamin-B6-Metabolite, SAICAR etc. können in speziellen Fällen diagnostisch helfen und sind besonders für die Erforschung der Pathophysiologie interessant.

006-V MRT BEI METABOLISCHEN ENZEPHALOPATHIEN

Wolf N.I.1 1VU University Medical Center, Amsterdam, Netherlands

Die kranielle MRT kann sehr hilfreich sein in der Diagnose und Dif-ferenzialdiagnose metabolischer Enzephalopathien. Mit der Methode der Mustererkennung können manche Erkrankungen mit dem MRT diagnostiziert werden, bei anderen kann die Differenzialdiagnose be-deutend kleiner werden. Wenn verfügbar, kann auch die MR-Spektro-skopie mitunter entscheidende Hinweise auf die Diagnose geben. Bei manchen Erkrankungen allerdings kann die MRT, trotz einer ein-drücklichen klinischen Symptomatik normal sein, z. B. bei vielen Neu-geborenen mit pyridoxinabhängigen Anfällen.Im Neugeborenenalter zeigt die MRI typische Veränderungen z. B. bei Hypoglykämie. Andere Erkrankungen, bei denen die MRI deutliche Veränderungen zeigt, sind nichtketotische Hyperglycinämie oder Sul-fitoxidasemangel. Bei älteren Kindern sind die Mitochondriopathien zu nennen, die immer wieder auch zu akuten Präsentationen mit neuen oder fluktuierenden MRI-Veränderungen führen. Als wichtige Differen-zialdiagnose hierzu muss an die akute nekrotiserende Enzephalopathie (ANE) aufgrund dominanter Mutationen in RANBP2 oder bei viralen Infektionen gedacht werden, die häufig als mitochondriale Erkrankung verkannt wird. Erworbene Erkrankungen wie Kohlenmonoxidintoxika-tion oder ein Thiaminmangel haben typische MRT-Veränderungen.

007-V MOLYBDENUM COFACTOR DEFICIENCY: MOLECULAR BASIS, DIAGNOSTIC AND THERAPY

Schwarz G.1 1Department für Chemie, Univ. zu Köln, Köln, Germany

Molybdenum cofactor deficiency (MoCD) is characterized by severe and rapidly progressive neurological damage caused by the loss of sulfite oxidase activity, one out of four molybdenum-dependent enzymes. The molybdenum cofactor is synthesized by a multistep pathway involving proteins encoded by the MOCS1, MOCS2, MOCS3 and GEPHYRIN ge-nes. Disease-causing mutations have been found in three genes with 2/3

of the patients being affected in the MOCS1 locus, presenting type A deficiency. Without effective therapy death in early infancy has been the usual outcome. Given the fact that MoCD type A patients lack the first molybdenum cofactor precursor (cPMP) a first experimental sub-stitution therapy with cPMP has been initiated. Currently five patients receive intra-venous treatment with cPMP (240 µg/kg b. w.), which has been initiated 0–36 days after birth. Following cPMP treatment, disea-se biomarkers (S-sulfocysteine, uric acid, xanthine) have normalized within days with significant clinical improvement, especially in those patients with minor pre-existing brain injury.

008-V NOVEL INSIGHTS INTO D-2-HYDROXYGLUTARIC ACIDURIA

Struys E.A.1 1VUMC Medical Center, Amsterdam, Netherlands

Three decades ago, the first patient with an isolated increased excretion of D-2-hydroxygluratic acid (D2HG) was reported. In the following ye-ars, more patients with this defect were recognized, and it was noticed that the clinical spectrum of this disease was broad ranging from sever-ely affected children and early death to even asymptomatic individuals. These observations implied genetic heterogeneity. In 2005 we reported that in 50% of patients affected with D2HG aciduria (D2HGA), the accumulation of D2HG was caused by mutations in the D2HG dehydrogenase gene encoding D2HG dehydrogenase, with an autosomal recessive trait of inheritance. In 2010 we were able to demon-strate the defect for the remaining 50% of the D2HGA patient populati-on. Their disease was caused by heterozygous mutations in the isocitrate dehydrogenase 2 (IDH2) gene, and this form of D2HGA is usually cau-sed by specific de novo mutations. Moreover, very recently colleagues reported that heterozygous mutations in IDH1 were causative for the condition metaphyseal chondromatosis with D2HGA.Clinical questionnaires send out to, and filled in by clinicians concer-ning their patients’ anamneses, now allow us to stratify the group of patients with D2HGA according to the underlying genetic defect, pro-viding novel valuable clinical information. In addition, therapeutic ap-proaches focused on the reduction of D2HG accumulation, have been tested in-vitro with promising results.

009-V NMDA-REZEPTOR MUTATIONEN: EINE NEUE KLINISCHE ENTITÄT?

Rosenberger G.1, Endele S.2, Geider K.3, Popp B.2, Tamer C.3, Stefanova I.4, Milh M.5, Kortüm F.1, Fritsch A.1, Pientka F.K.1, Hellenbroich Y.4, Kalscheuer V.M.6, Kohlhase J.7, Moog U.8, Rappold G.9, Rauch A.2, Ropers H.H.6, von Spiczak S.10, Tönnies H.11, Villeneuve N.12, Villard L.5, Zabel B.13, Zenker M.2, Laube B.3, Reis A.2, Wieczorek D.14, Van Maldergem L.15, Kutsche K.1 1Humangenetik, Univ Klin HH-Eppendorf, Hamburg, Germany, 2Human-genetik, Univ Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany, 3Abt Molek u Zell Neurophys, Techn Univ, Darmstadt, Germany, 4Humangenetik, Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany, 5INSERM, Faculté de Médecine, Marseille, France, 6Abt Mol Humangenetik, MPI Mol Gen, Berlin, Germany, 7Zentr Humangenetik, Freiburg, Germany, 8Inst Humangenetik, Univ Heidelberg, Heidelberg, Germany, 9Abt Mol Humangenetik, Univ Heidelberg, Heidel-berg, Germany, 10Abt Neuropäd, Univ Schlesw-Holst, Kiel, Germany, 11Inst Humangenetik, Univ Schlesw-Holst, Kiel, Germany, 12Hôpital Henri Gastaut, Marseille, France, 13Inst Humangenetik, Univ Klin Freiburg, Freiburg, Germany, 14Inst Humangenetik, Univ Klin Essen, Essen, Germany, 15Centre Génétique Humaine, Univ de Liège, Liège, Belgium

N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptoren (NMDAR) sind die wichtigsten Io-nenkanäle für die exzitatorische Neurotransmission im Gehirn. Wir deckten bei 6 Patienten mit neurologischen Phänotypen (Epilepsie und/oder geistige Behinderung) eine durch Chromosomentranslokationen

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bedingte Unterbrechung des GRIN2B- bzw. GRIN2A-Gens auf, welche für die NMDAR-Untereinheiten NR2B und NR2A kodieren. Bei 4 wei-teren Patienten mit geistiger Behinderung konnten wir De-novo-Mu-tationen in GRIN2B nachweisen: eine Missense-Mutation (c.2044C>T; p.R682C), zwei Spleißstellenveränderungen (c.411+1G>A und c.2360-2A>G) und eine 2-Bp-Deletion (c.803_804delCA; p.T268SfsX15). Wäh-rend die Auswirkung der Missense-Mutation unklar blieb, zeigten RNA-Analysen, dass beide Spleißstellenmutationen und wahrschein-lich auch die Deletion in monoallelischer GRIN2B-Expression resultie-ren. Bei einem Jungen mit milder geistiger Behinderung deckten wir eine Nonsense-Mutation (c.652C>T; p.Q218X) auf, die zum Expressions-verlust dieses Allels führt. Seine Mutter und Großmutter, die beide an Krampfanfällen litten, tragen diese Mutation auch. Schließlich fanden wir bei einem Mädchen mit infantilen Spasmen und schwerer geistiger Behinderung eine De-novo-Missense-Mutation (c.1845C>A; p.N615K), die zu gravierenden Veränderungen der NMDAR-Eigenschaften führt. Zusammengefasst deuten unsere Befunde darauf hin, dass NMDAR-Mutationen verschiedene neurologische Phänotypen bedingen: 1.) je nachdem welche Untereinheit (NR2B oder NR2A) betroffen ist und 2.) je nach funktioneller Auswirkung der vorliegenden Mutation.

010-V NONKETOTIC HYPERGLYCINEMIA UPDATE

Van Hove J.1 1University of Colorado, Aurora, United States

Nonketotic hyperglycinemia is defined as deficient glycine cleavage enzyme activity. This mitochondrial enzyme requires pyridoxalphos-phate and lipoate. It consists of the P-protein (GLDC gene), T- protein (AMT gene), H-protein (GCSH gene), and L-protein (unclear gene). It is expressed in placenta, hepatocytes, astrocytes, and neuronal proge-nitor cells. Glycine acts on glycinergic receptors, NR1-NR3 receptors, and NR1-NR2 receptors. Patients have spongiosis, mega-astrocytic gliosis, and migrational abnormalities. Neonates present with lethar-gy, coma, hypotonia, hiccupping, myoclonic spasms, and often apnea. Breathing resumes, but infants remain sleepy and hypotonic. Severely affected patients develop early spasticity, worsening seizures, and lose any skills. Patients with attenuated form do not develop spasticity, have chorea, varying lethargy, mild or no seizures, and learn to sit, walk, and communicate. Brain malformations (corpus callosum, posterior fossa or gyri) always portend a severe outcome. 20% have AMT mutations, 75% have GLDC mutations, of which 20% are exonic deletions. Muta-tions with residual activity relate to a milder form. Early therapy with benzoate and dextromethorphan in patients with the attenuated form results in better outcome. A variant form in 5% of patients is caused by mutations in genes affecting lipoate synthesis, and characterized by leu-kodystrophy, or a neuroregressive condition, or a very severe form with atrophy and intractable seizures.

011-V AN UPDATE ON SERINE DEFICIENCY DISORDERS

de Koning T.J.1 1Dept of Genetics, Univ Medical Centre, Groningen, Netherlands

Patients suffering from defects in the L-serine synthetic pathway present with neurological symptoms such as (congenital) microcephaly, psycho-motor retardation and intractable seizures. Three enzymatic defects are known in the L-serine pathway and these disorders have overlapping clinical and biochemical phenotypes. The defects are 3-phosphoglycerate dehydrogenase (3-PGDH) deficiency, phosphoserine aminotransferase (PSAT) deficiency and phopsphoserine phosphatase (PSP) deficiency.The majority of patients known to date were diagnosed with infantile on-set 3-PGDH deficiency, with PSAT and PSP deficiency reported only in single families. However, it has become clear that serine deficiency disor-

ders comprise a spectrum of severity. Recently a very mild juvenile onset form of 3-PGDH deficiency was reported. New aspects in the diagnosis and treatment of serine deficiency such as the development of a dried blot spot diagnostic test, the importance of using age-related reference ranges for serine in CSF and plasma, the need for early treatment and the pos-sible role of D-serine in the pathogenesis will be discussed in the paper.

012-V KLINISCHE PRÄSENTATION UND THERAPIEOPTIONEN BEI INFAN-TILEN LEUKOENZEPHALOPATHIEN

Gärtner J.1 1Pädiatrie II, Universitätsmedizin, Göttingen, Germany

Leukoenzephalopathien sind seltene, genetisch bedingte Erkrankungen, die Fehler im Aufbau oder der Erhaltung des Myelins, der weißen Subs-tanz des Gehirns und Rückenmarks aufweisen. Die Ursachen sind hete-rogen, bei einigen ist das Krankheitsgen noch unbekannt. Häufig handelt es sich um neurometabolische Erkrankungen mit definiertem Defekt im Stoffwechselnetzwerk der Zelle. Die Verdachtsdiagnose einer Leukoenze-phalopathie wird in der Regel anhand des klinischen Erscheinungsbildes und der Bildgebung des Gehirns gestellt. Klinische Leitsymptome sind der Verlust bereits erworbener motorischer Fähigkeiten, der Verlust ko-gnitiver Fähigkeiten sowie Seh-, Sprach-, Hör- und Bewusstseinsstörun-gen. Abgesehen von der Knochenmarkstransplantation, die bei einzel-nen Leukoenzephalopathien den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen kann, sind diese Erkrankungen in der Regel nicht heilbar. In den letzten Jahren ist es jedoch zunehmend gelungen, neue bislang nicht geklärte Leukoenzephalopathien zu identifizieren, ihre Pathogenese aufzuklären sowie Substrat- und Enzymersatztherapien zu entwickeln. Beispiele sind die zerebrale Folatdefizienz-Erkrankung als neue kausal behandelbare Leukoenzephalopathie sowie die erste klinische Phase-I/II-Studie zur Enzymersatztherapie bei metachromatischer Leukodystrophie.

013-V DEFEKTE IN ABBAU UND SYNTHESE VON NEUROTRANSMITTERN UND PTERINEN: KLINISCHES BILD UND THERAPEUTISCHES VOR-GEHEN

Opladen T.1 1Division of Inborn Metabolic Diseases, ZKJM Heidelberg, Germany

Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe am synaptischen Spalt zwischen den Nervenzellen. Die wichtigsten Neurotransmitter sind die biogenen Amine, Glycin, Glutamat und GABA sowie Acetylcholin. Störungen im Stoffwechsel der biogenen Amine betreffen vor allem die Synthese und den Abbau von Dopamin und Serotonin. Tetrahydrobi-opterin (BH4) ist der essenzielle Kofaktor für die Phenylalanin-, Tyro-sin- und Tryptophanhydroxylase. Defekte in der BH4-Synthese und im Recycling führen daher neben einem gestörten Phenylalaninabbau auch zu einer defekten Dopamin- und Serotoninsynthese. Defekte im Stoffwechsel der biogenen Amine und Pterine manifestie-ren sich typischerweise in den ersten Lebensjahren. Die neurologischen Symptome bestimmen das klinische Bild und umfassen u. a. eine Retar-dierung, pyramidale und extrapyramidale Bewegungsstörungen, Epi-lepsie, autonome Dysfunktionen und neuropsychiatrische Symptome. Da die Symptome nicht spezifisch sind für diese Erkrankungsgruppe, sondern auch im Rahmen einer Vielzahl anderer neurologischer Er-krankungen auftreten, kommt es häufig zu einer verspäteten Diagnose-stellung. Bei einigen Pterindefekten kann eine Hyperphenylalaninämie bereits im Neugeborenenscreening hinweisend sein. Ansonsten sollte bei klinischem Verdacht die Bestimmung der biogenen Amine und Pte-rine im Liquor erfolgen. Wichtigstes Therapieprinzip ist der Ausgleich des zerebralen Neurotransmittermangels durch die Substitution von Neurotransmittervorstufen. Für die Prognose entscheidend sind eine frühzeitige Diagnosestellung und ein zeitiger Therapiebeginn.

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014-V NEUES ZU KLINIK, DIAGNOSTIK UND THERAPIE DES GLUT1-DEFEKTS

Santer R.1 1Kinderklinik, Univ Klin Eppendorf, Hamburg, Germany

Der Glukosetransport an der Blut-Hirn-Schranke erfolgt durch erleich-terte Diffusion: In die Zellmembran eingelagerte Proteine fungieren als hydrophile Poren. Für Endothelzellen zerebraler Kapillaren und Astro-gliazellen (wie auch für Erythrozyten) ist GLUT1 der wichtigste Trans-porter.Der kongenitale GLUT1-Defekt kann daher verständlicherweise (neben einer hämolytischen Anämie) zu einem enzephalopathischen Phänotyp führen. In klassischen Fällen (85%) kommt es zu komplexen zerebralen Anfällen, die oft pharmakotherapieresistent und durch Fastensituatio-nen getriggert sein können. Weitere Symptome können eine globale Entwicklungsstörung und eine erworbene Mikrozephalie sein. In letzter Zeit wurden zunehmend häufig (bis zu 15%) auch nichtklasische Fälle mit paroxysmalen, oft komplexen Bewegungsstörungen (paroxysmale an-strengungsinduzierte Dystonie, Muskelschwäche, Schreibkrampf, milde Chorea, Ataxie, verschiedene Tremorformen oder eine alternierende He-miplegie) beschrieben, die mit, aber auch ohne Epilepsie auftreten können.Die Diagnose des GLUT1-Defekts sollte bei entsprechendem klini-schem Verdacht durch Liquorzuckerbestimmung und Molekularge-netik gestellt werden, wobei für letztere auch eine Untersuchung des GLUT1(SLC2A1)-Gens mittels MLPA-Analyse zu fordern ist.Die Basis der Behandlung ist weiterhin die Bereitstellung alternativer Substrate für das Gehirn in Form der ketogenen Diät, die aber bei nicht-klassischen Formen mit isolierten Bewegungsstörungen modifiziert werden kann.

015-V ENZEPHALOPATHIE ALS LEITSYMPTOM BEI MITOCHONDRIO-PATHIEN

Freisinger P.J.K.1 1Klinikum Reutlingen, Kinderklinik, Reutlingen, Germany

Mitochondriopathien sind Störungen des Energiestoffwechsels, die nahe-zu alle Organe betreffen können. Organe mit hohem Energiebedarf, wie das ZNS, sind meist früher und stärker betroffen. So steht Enzephalopa-thie oft im Vordergrund und zeigt sich in unterschiedlichen Formen, z. B. als Epilepsie, als „stroke-like“-Episode und als chronisch degenerative Er-krankung mit Bewegungsstörungen, Hirnstammsymptomatik und Re-gression, die auch kombiniert auftreten können. Als Pathomechanismen werden Energiedefizit, Schädigung durch freie Radikale u. a. diskutiert.Die Epilepsie ist Leitsymptom z. B. bei Mutationen der Polymerase gam-ma (POLG1) und beim MERRF-Syndrom. Dabei handelt es sich meist um schwer therapierbare, myoklonale Epilepsien, die beim POLG1-De-fekt typische EEG-Veränderungen zeigen.„Stroke-like“-Episoden kennzeichnen das MELAS-Syndrom. Hier kommt es zu akuten, häufig reversiblen, zerebralen Ausfällen, die weder klinisch noch morphologisch einem bestimmten Gefäßareal zuzuordnen sind.Die bei Kindern häufigste Manifestationsform ist die progressive de-generative Enzephalopathie. Der Energiemangel führt zu einem zy-totoxischen zellulären Ödem mit konsekutivem Zelluntergang. Der Verlauf ist meist schubweise und oft nicht oder nur partiell reversibel. Morphologisch sind vor allem die Basalganglien und der Hirnstamm betroffen, bei einem Teil der Patienten steht eine Leukodystrophie im Vordergrund.Die Therapie ist ganz überwiegend symptomatisch. Jedoch sind zuneh-mend spezifischere Therapieansätze, z. B. Arginingabe bei MELAS so-wie die Therapie mit Antioxidanzien in Erprobung.

016-O A TREATABLE METABOLIC ENCEPHALOPATHY MIMICKING LEIGH SYNDROME

Wortmann S.B.1, Wevers R.A.2, Willemsen M.A.3, Morava E.1 1Dep of Ped, Radboud Univ Med Centre, Nijmegen, Netherlands, 2Dep Lab Med, Radboud Univ Med Centre, Nijmegen, Netherlands, 3Dep of Neurol, Radboud Univ Med Centre, Nijmegen, Netherlands

We report on Qatari twins, both presenting with an acute onset of gait disturbance at the age of 2.5 years. The past medical history was un-eventful; moreover parents could not recall any trauma or infection pre-ceding the acute ataxia. Cerebral MRI of both patients showed exten-sive bilateral hyperintense lesions on T2 affecting the caudate nucleus, puta men, corticospinal tract, mesencephalon, vermis cerebellum, cere-bral cortex and subcortical white matter, comparable with Leigh(-like) syndrome. Blood lactate was elevated. Both patients were immediate-ly started on high-dose oral biotin and thiamin. The clinical symptoms completely disappeared within days, the MRI after five weeks of trea-t ment showed dramatic improvement. Sequence analysis of SLC19A3 re vealed homozygosity for a previously described mutation (p.T422A), confirming the diagnosis of biotin sensitive basal ganglia disease. So far less than 20 patients have been described, mostly from the Middle East. All showed impressive clinical and radiological improvement on biotin alone or in combination with thiamin. The underlying pathophysiolo-gy is poorly understood. In contrast to biotinidase deficiency no skin symptoms or alopecia have been reported; only the brain seems to be affected. SLC19A3 is a member of the folate and thiamine transporter family, but has no homology with biotin transporters. How biotin res-cues the clinical phenotype without being a substrate for this transport-er is enigmatic. We want to draw attention for this treatable, possibly under diagnosed condition, which can easily mislead the clinician by mimicking mitochondrial disease.

017-O ZEREBRALE THIAMIN-TRANSPORTER-DEFIZIENZ (SLC19A3) ALS SELTENE BEHANDELBARE URSACHE EINER AKUTEN NEKROTISIE-RENDEN ENZEPHALOPATHIE

Ondruschek M.1, Hahn A.1, Neubauer B.1 1Abt. Neuropädiatrie, Uni-Klinik, Gießen, Germany

Einleitung. Akute nekrotisierende Enzephalopathien (ANE) sind meist rasch progrediente Enzephalopathien mit symmetrischen Läsionen in Basalganglien und Thalamus, die häufig nach Virusinfektionen auftre-ten. Wir berichten über 2 Geschwister mit Defizienz eines zerebralen Thiamintransporters als Ursache.Methodik. Es wurden die mit PCR amplifizierten DNA-Fragmente se-quenziert, Copy-Number-Assays durchgeführt sowie RNA aus Fibro-blasten revers transkribiert und sequenziert.Ergebnisse. Ein 3,5-jähriger Junge entwickelte nach viralem Infekt eine rasch progrediente Bewusstseinsminderung mit Bewegungsstörung und Epilepsie. Im MRT zeigten sich bilaterale Signalanhebungen im Striatum sowie subkortikal. Der Patient überlebte mit schwerem Re-sidualsyndrom. Der Bruder entwickelte im Alter von 13  Jahren eine ähnliche Symptomatik und verstarb. Die Autopsie ergab nekrotische Läsionen in den Basalganglien und subkortikal ohne inflammatorische Komponente. Molekulargenetisch fanden sich bei beiden zwei nicht be-schriebene heterozygote Mutationen im SLC19A3-Gen (NM_025243.3:p.[Trp94Arg];[Phe392_Gln438del]). Eine Therapie mit Biotin und Thia-min führte beim überlebenden Bruder zur Besserung der neurologi-schen Symptome.Schlussfolgerungen. Mutationen im SLC19A3-Gen sind eine bisher nur bei 14 Patienten weltweit beschriebene Ursache einer ANE mit hoher therapeutischer Relevanz. Zumindest bei einigen Betroffenen können durch Behandlung mit Biotin und Thiamin eine Progredienz der Er-krankung verhindert und bestehende Symptome gebessert werden.

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Abstracts

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018-O GENOTYP-PHÄNOTYP-KORRELATION BEI CRLF1-ASSOZIIERTEM CRISPONI-SYNDROM

Buers I.1, Herholz J.1, Crisponi L.2, Rutsch F.1 1Allgem Pädiatrie, Kinderklinik, UKM, Münster, Germany, 2Cittadella Univer-sitaria di Monserrato, Monserrato, Italy

Beim Crisponi-Syndrom (CS) kommt es zu schweren Thermoregula-tionsstörungen wie wiederkehrende Phasen von Hyperthermien im Neugeborenenalter oder kälteinduziertem Schwitzen in der Adoleszenz. Ursache sind Mutationen im Cytokine-related-Factor-1(CRLF1)-Gen. Das lösliche CRLF1-Protein spielt eine zentrale Rolle im Ciliary-Neu-rotrophic-Factor-Receptor-Signalweg, wodurch es die Differenzierung und das Überleben von Nervenzellen beeinflusst. Durch genomweites Homozygotiemapping und anschließender Kandidatensequenzierung identifizierten wir 14  CRLF1-Mutationen. Für eine potenzielle Geno-typ/Phänotyp-Korrelation exprimierten wir diese in COS-7-Zellen um ihre Funktionalität zu überprüfen. Wildtyp-CRLF1 sowie 5 wei-tere Mutanten waren in Zellkulturüberständen nachweisbar, während 4 CRLF1-Mutanten nur partiell und 5 CRLF1-Mutanten gar nicht sezer-niert wurden. Mutationen, die zu einem Verlust der CRLF1-Sekretion führten, gingen immer mit einem schweren CS-Phänotyp einher. Dage-gen verursachten Mutationen, die weiterhin eine CRLF1-Sekretion zeig-ten, einen milden CS-Phänotyp. Dennoch ist unklar, inwieweit CRLF1-Mutationen die Thermoregulation beeinträchtigen. Wir vermuten, dass die Thermoregulationsstörungen beim CS auf Störungen des autono-men Nervensystems im Gehirn zurückzuführen sind, und werden dies durch einen gehirnspezifischen Crlf1-Knockout in Mäusen prüfen.

019-O MUTATIONEN IN ENPP1 ODER ABCC6 VERURSACHEN DIE GENERA-LISIERTE INFANTILE ARTERIENKALZIFIKATION UND DAS PSEUDO-XANTHOMA ELASTICUM

Rutsch F.1, Nitschke Y.1, Baujat G.2, Botschen U.1, Höhne W.3, Hadj-Rabia S.4, Terkeltaub R.5, Martin L.6 1Allgem Päd, Kinderklinik, UKM, Münster, Germany, 2Dept Genet, Necker Hosp, Descartes Univ, Paris, France, 3Inst Biochem, Charité Univ, Berlin, Germany, 4Dept Derm, Necker Hosp, Descartes Univ, Paris, France, 5Dept Rheumatol, UCSD, San Diego, United States, 6Dept Dermatol, Angers Univ, Angers, France

Arterielle Kalzifikationen finden sich im Kindesalter bei generalisier-ter infantiler Arterienkalzifikation (GACI) oder bei Pseudoxanthoma elasticum (PXE). GACI ist meist assoziiert mit biallelischen Ektonu-kleotid-Pyrophosphatase/Phosphodiesterase-1(ENPP1)-Mutationen, während ATP-binding-cassette-subfamily-C-number-6(ABCC6)-Mu-tationen PXE verursachen. Die genetische Ursache bleibt allerdings bei einer Reihe von Patienten ungeklärt. Wir charakterisierten den Phänotyp von 92  Patienten mit GACI an-hand eines standardisierten Fragebogens und analysierten den ENPP1-Genotyp mittels Sanger Sequenzierung. Bei Patienten mit weniger als einer krankheitsverursachenden ENPP1-Mutation sequenzierten wir zusätzlich ABCC6. Drei Patienten mit GACI und biallelischen ENPP1-Mutationen entwi-ckelten typische Zeichen eines PXE im Kindesalter (Angioid Streaks der Retina und Pseudoxanthome der Haut). Bei 14 von 27  Patienten ohne ENPP1-Mutation detektierten wir pathogene ABCC6-Mutationen (biallelische Mutationen bei 8  Patienten, monoallelische Mutationen bei 6 Patienten). Die Gemeinsamkeiten der beiden Erkrankungen in Genotyp und Phä-notyp legen nahe, dass GACI und PXE die beiden Enden eines breiten klinischen Spektrums darstellen. ENPP1- und ABCC6-Mutationen führen wahrscheinlich zu Alterationen desselben physiologischen Path ways.

020-O ERGEBNISSE DER BEHANDLUNG DER INFANTILEN VERLAUFS-FORM DES M. POMPE MITTELS ENZYMERSATZTHERAPIE IN DEUTSCHLAND UND ÖSTERREICH

Hahn A.1, Marquardt T.2, Hennermann J.B.3, Huemer M.4, Smitka M.5, Santer R.6, Meyer A.6, Haase C.7, Mengel E.8 1Abt. Neuropädiatrie, Uni-Klinik, Gießen, Germany, 2Universitätskinder-klinik, Münster, Germany, 3Charité, Berlin, Germany, 4Kinderklinik des Lan-deskrankenhauses, Bregenz, Austria, 5Universitätskinderklinik, Dresden, Germany, 6Kinderklinik, UKE, Hamburg, Germany, 7Universitätskinderklinik, Jena, Germany, 8Villa metabolica, Mainz, Germany

Hintergrund. Die Enzymersatztherapie (EET) hat die Prognose der in-fantilen Verlaufsform des M. Pompe hinsichtlich beatmungsfreiem Über-leben, Herzfunktion und Erwerb motorischer Funktionen signifikant verbessert, doch sind die Erfahrungen mit dieser Therapie immer noch be-grenzt. Daher analysierten wir die Daten aller 24 Säuglinge, die von 2003 bis 2010 in Deutschland und Österreich mittels EET behandelt wurden.Ergebnisse. Insgesamt 10 der 24 Patienten (42%) verstarben und 4 (16%) wurden beatmungspflichtig. Sieben (29%) machten keine motorischen Fortschritte, 8 (33,5%) erlernten das freie Sitzen und 9 (37,5%) das freie Lau-fen. Alle 7 Patienten (100%), die keine motorischen Funktionen erwarben sowie 4 der 8 (50%), die frei sitzen und 3 von 9 (33%), die frei laufen konn-ten, verschlechterten sich und starben oder wurden beatmungspflichtig. Die hypertrophe Kardiomyopathie bildete sich bei 14 der 15 Kinder (93%), für die ausreichende echokardiographische Daten vorlagen, zurück, doch nahm sie bei einem Kind (7%) weiter zu. Zudem blieb die Shortening Fraction bei 3 (20%) deutlich vermindert. Ein gastroösophagealer Reflux, der eine Fundoplicatio notwendig machte (n=5), eine Schluckstörung, die eine PEG-Sondenanlage erforderte (n=11), rezidivierende Pneumonien (n=14), Port-Komplikationen (n=4), Narkosezwischenfälle (n=2) und all-ergische Reaktionen (n=6) trugen wesentlich zur Morbidität bei.Schlussfolgerung. Trotz der Möglichkeit einer EET bleibt der infanti-le M. Pompe weiterhin eine lebensbedrohliche Erkrankung mit hoher Morbidität und oft ungünstiger Prognose.

021-O M. NIEMANN-PICK TYPE C: RESTORATION OF LIPID RAFTS AND OTHER BIOCHEMICAL ANOMALIES BY N-BUTYL-DEOXINOJIRI-MYCIN

Maalouf K.1, Naim H.Y.2, Das A.M.1 1Klinik Päd Stoffw, Med Hochsch, Hannover, Germany, 2Inst Phys Chem, Tierärzt Hochsch, Hannover, Germany

Introduction. Abnormal cellular cholesterol trafficking with seconda-ry accumulation of glycosphingolipids occurs in Niemann-Pick type C (NPC). The mechanism leading to clinical symptoms is unknown. One potential mechanism is related to altered composition of cellular membrane lipids resulting in impaired protein trafficking. Miglustat (N-butyl-deoxynojirimycin, NB-DNJ) reduces glycosphingolipid accu-mulation.Methods. In cultured skin fibroblasts from patients with NPC, the ex-pression levels of the membrane glycoprotein dipeptidylpeptidase IV (DPPIV) and its endocytosis were examined in biotin-labelled cells. Fur-ther, the association of flotillin 2 with cholesterol-/sphingolipids-enriched lipid rafts was assessed in the floating fractions of sucrose density gra-dients. Results. DPPIV was increased 2-fold in membranes of NPC cells relative to normal cells. Endocytosis of DPPIV was delayed in NPC, whereas its overall expression levels were not affected as determined by quantitative PCR. Finally, the structure of lipid rafts was affected in NPC cells as assessed by variations in the distribution of the lipid rafts marker flo-tillin 2. Interestingly, treatment with NB-DNJ resulted in a partial nor-malization of flotillin 2 distribution and hence restoration of lipid rafts.

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Conclusion. We show that NB-DNJ as a potential therapeutic agent re-verses membrane lipid abnormalities in NPC fibroblasts.

022-O LIPIDAPHERESE BEI KINDERN MIT STOFFWECHSELKRANKHEITEN

Driemeyer J.1, Kohlschütter A.1, Oh J.1, Kemper M.1, Santer R.1 1Kinderklinik, Univ Klin Eppendorf, Hamburg, Germany

Hintergrund. Die Lipidapherese ist ein Verfahren zur extrakorporalen Entfernung von atherogenen Lipoproteinen wie Low-density-Lipopro-teinen, Lipoprotein (a) sowie Triglyceriden aus dem Plasma. Dieses Ver-fahren wird auch im Kindesalter bei Patienten mit schwerer familiärer Hypercholesterinämie erfolgreich, bisher aber nur selten eingesetzt. Auch Patienten mit anderen Stoffwechselkrankheiten können davon profitieren.Kasuistik. In unserem Zentrum betreuen wir derzeit 4 Patienten mit initialen Plasma-Cholesterin-Werten von >800 mg/dl. Einer dieser Pa-tienten wird aktuell mit Lipidapherese therapiert. Es handelt sich um eine 11-jährige deutsche Patientin mit einem in compound heterozygo-ter Form vorliegenden LDL-Rezeptor-Defekt. Durch Lipidfiltration in Kombination mit medikamentöser und diätetischer Therapie konnten die Cholesterinwerte drastisch gesenkt werden. Wir berichten ferner von einem 14-jährigen deutschen Mädchen mit milder neurologischer, aber schwerer ophthalmologischer Manifestation eines molekulargene-tisch gesicherten Morbus Refsum. Zusätzlich zur phytansäurearmen Ernährung war eine monatliche Lipidapherese [Membranfiltration und heparininduzierte extrakorporale LDL-Präzipitation (HELP)] über 30  Monate notwendig, bis die Phytansäurekonzentration im Plasma längerfristig außerhalb des toxischen Bereichs lag. Über einen Beob-achtungszeitraum von 12 Jahren war kein Progress der ophthalmologi-schen und neurologischen Symptomatik zu verzeichnen.Schlussfolgerung. Unsere Beobachtungen zeigen, dass die Lipidaphere-se auch bei jüngeren Patienten erfolgreich eingesetzt werden kann.

023-O DILATATIVE KARDIOMYOPATHIE IM VLCAD-KNOCKOUT-MAUS-MODELL

Tucci S.1, Flögel U.2, Sturm M.1, Borsch E.3, Spiekerkoetter U.1 1Div Metab Dis, Univ Child Hosp, Düsseldorf, Germany, 2Div Mol Cardiol, HHU, Düsseldorf, Germany, 3Div Hepatol Gastroent and Infect, HHU, Düs-seldorf, Germany

Hintergrund. Die hypertrophe Kardiomyopathie und Herzrhythmus-störungen sind typische klinische Manifestationen des Very-Long-Chain-Acyl-CoA-Dehydrogenase(VLCAD)-Mangels, dem häufigsten Defekt der β-Oxidation langkettiger Fettsäuren. Methoden. In der vorgelegten Studie untersuchen wir kardiale Mor-phologie und Funktion bei VLCAD-/- Mäusen im Alter von 6 Monaten und 1 Jahr mittels in vivo cine-MR-Tomographie. Die Expression ver-schiedener Regulatoren und Targetgene des Glukose- und Lipidstoff-wechsels wird auf mRNA-Ebene quantifiziert.Ergebnisse. Im Mausmodell entwickelt sich eine Kardiomyopathie erst im Langzeitverlauf und kann über lange Zeiträume kompensiert werden. Im Alter von 1 Jahr findet sich eine ausgeprägte dilatative Kardiomyopathie, mit histologischem Nachweis einer Lipidakkumulation und Fibrose. Im Alter von 6 Monaten zeigen VLCAD-/- Mäuse sowohl eine deutliche er-höhte Expression von Genen, die an der Regulation der Lipidspeicherung beteiligt sind, als auch eine Reaktivierung des fötalen Genprogramms.Schlussfolgerung. Unsere Studien am Mausmodell zeigen, dass kom-pensatorische Mechanismen hinsichtlich einer veränderten Substrat-präferenz im Langzeitverlauf die Entwicklung einer Kardiomyopathie nicht verhindern können. Die genauen Mechanismen, die schlussend-lich zur Dekompensation führen sind aktuell noch unbekannt.

024-O KLINISCHE, BIOCHEMISCHE UND RADIOLOGISCHE WIRKUNG VON KETONKÖRPER-BEHANDLUNG BEI GLUTARAZIDURIE TYP II

Gautschi M.1, Nava E.2, Ozdoba C.3, Slotboom J.3, Nuoffer J.M.4 1Kinderklinik, Universitätsspital Bern, Bern, Switzerland, 2Neurologie, Univer-sitätsspital Bern, Bern, Switzerland, 3Neuroradiologie, Universitätsspital Bern, Bern, Switzerland, 4Klinische Chemie, Universitätsspital Bern, Bern, Switzerland

Einleitung. Die infantile Manifestation der Glutarazidurie Typ II (GA-II) mit Leukodystrophie kann trotz Therapie mit protein-/fettarmer Diät, Carnitin, Riboflavin und Coenzym Q10 schwer verlaufen. Exoge-ne Ketonkörperzufuhr (Van Hove et al. 2003) ist eine vielversprechen-de, aber selten dokumentierte Option.Patient. Ein portugiesischer Knabe von konsanguinen Eltern entwickelte im zweiten Lebensjahr eine progrediente Muskelschwäche und entgleiste bei viralem Infekt metabolisch (schwere Hypoglykämie, Koma). Magnet-resonanztomographisch zeigte sich eine Leukodystrophie. Acylcarnitine und organische Säuren waren charakteristisch für GA-II. Die Diagnose wurde molekulargenetisch bestätigt. Therapie. Natrium Hydroxy-Butyrat wurde 4-stündlich enteral verab-reicht. Die Anfangsdosis von 300  mg/kgKG/Tag wurde bis 900  mg/kgKG/Tag gesteigert und nach 3 Monaten auf 600 mg/kgKG/Tag (ca. 3% des kalorischen Tagesbedarfs) reduziert. Der Verlauf wurde klinisch mit Gross Motor Function Classification Score für Metachromatische Leukodystrophie (GMFC-MLD 0  =  normal, 6  =  maximale Behinde-rung), Neurostatus, biochemisch und mit Bildgebung dokumentiert.Ergebnisse. Verlauf über 14 Monate. Der initiale GMFC-MLD Score von 5–6 betrug nach 2  Monaten 4, nach 5  Monaten 1. Er zeigte deutliche Entwicklungsfortschritte mit Normalisierung der Muskelkraft, Dysto-nie und Ataxie. Die vor Therapiebeginn zunehmenden MRI- und MRS-Befunde waren unter Therapie deutlich regredient.Schlussfolgerung. Natrium Hydroxy-Butyrat ist eine außerordentlich wirk-same Behandlung der Leukodystrophie bei infantiler Glutarazidurie Typ II.

025-O PRÄNATALE UND POSTNATALE BEHANDLUNG BEI COBALAMIN-C-DEFEKT: PRÄVENTION INTRAUTERINER ZNS-SCHÄDIGUNG

Trefz F.1, Scheible D.2, Huemer M.3, Suomala T.3, Fowler B.3 1Medizinisches Versorgungszentrum, Gammertingen, Germany, 2Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Reutlingen, Germany, 3Universitäts-Kinderspi-tal beider Basel, Basel, Switzerland

Der Cobalamin-C-Defekt (Cbl-C) ist die häufigste angeborene Störung im Vitamin-B12-Stoffwechsel. Trotz früher Behandlung nach Geburt ist der Langzeitverlauf unbefriedigend. Auch eine pränatal durchgeführte Behandlung (ab 24.  SSW OH-Cbl 2-mal 1  mg/Woche) verhinderte die Entstehung einer typischen Symptomatik nicht. Wir berichten über ein Kind mit einem Cbl-C-Defekt mit erfolgreicher pränataler und postna-taler Behandlung. In der Familie wurde bei dem zweiten Kind ein Cbl-C-Defekt diagnostiziert und ab dem 30. Lebenstag mit OH-Cbl und Betain behandelt. Trotz dieser frühen und kontinuierlichen Behandlung zeigt das Kind im Alter von 11 Jahren eine schwere psychomotorische Retar-dierung. Bei der dritten Schwangerschaft ergab die pränatale Diagnostik in der 14. SSW einen positiven Befund. Die Mutter wurde daraufhin ab der 16. SSW mit OH-Cbl 3-mal 10 mg i.m./Woche und Folsäure 5 mg/Tag behandelt, bei Geburt war das Homocystein im Nabelschnurblut mit 45 µmol/l, im Serum mit 27 µmol/l deutlich erhöht, MMA im Urin leicht erhöht (66 mmol/mol Kreatinin). Im weiteren Verlauf wurde das Kind mit OH-Cbl (zuletzt 2-mal 5 mg pro Woche), Betain 200 mg/kg/Tag und Folsäure 5 mg/Tag behandelt. Das Kind ist jetzt 7 Jahre alt und zeigt trotz unverändert bestehender Hyperhomocysteinämie von 40–60  µmol/l eine normale Entwicklung ohne Augen- oder ZNS-Symptome. Dies ist der erste Fall einer erfolgreichen pränatalen und postnatalen Behandlung eines Cbl-C-Defektes und deutet auf eine bereits intrauterin entstehende ZNS-Schädigung bei diesem Defekt hin. Eine Frühbehandlung in der SS mit hochdosierter Vit.-B12-Gabe über die Mutter erscheint essenziell.

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Abstracts

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026-O RETINALE FUNKTIONEN BEI PHENYLKETONURIE – PRÜFUNG DER HYPOTHESEN ZUR DEPLETION VON DOPAMIN UND MEHRFACH UNGESÄTTIGTEN LANGKETTIGEN FETTSÄUREN (LCPUFAS)

Gramer G.1, Förl B.2, Springer C.2, Weimer P.2, Haege G.1, Mackensen F.2, Müller E.1, Völcker H.E.2, Hoffmann G..F1, Lindner M.1, Krastel H.2, Burgard P.1 1Universitäts-Kinderklinik, Heidelberg, Germany, 2Universitäts-Augenklinik, Heidelberg, Germany

Fragestellung. Sind Beeinträchtigungen retinaler Funktionen bei Phe-nylketonurie (PKU) durch Dopamindepletion oder Mangel mehrfach ungesättigter langkettiger Fettsäuren (LCPUFAs) bedingt?Patienten. Bei 36 PKU-Patienten und 18 gesunden Kontrollpersonen wur-den Kontrast- und Farbsehen, Elektroretinographie (ERG), Frequency Doubling Technology (FDT) und ihr Zusammenhang mit Blutspiegeln von Phenylalanin (Phe) und Docosahexaensäure (DHA) untersucht.Ergebnisse. Patienten zeigten signifikant niedrigere Ergebnisse im Kontrastsehen und höhere Fehlerwerte im Farbsehen. ERG-, nicht aber FDT-Ergebnisse unterschieden sich signifikant zwischen Patienten und Kontrollpersonen. Eine multivariate Regressionsanalyse zeigte einen Trend für den Einfluss des Phe-Spiegels auf Kontrastsehen und signi-fikanten Effekt für Farbsehen und FDT. Der IQ der Patienten korrelierte signifikant mit den Ergebnissen im Farbsehen und FDT, aber nicht mit dem aktuellen Phe-Spiegel. Die Konzentration von DHA zeigte keinen Zusammenhang mit den geprüften retinalen Funktionen. Schlussfolgerung. Der Einfluss des Phe-Spiegels auf Kontrastsehen, Farbsehen und FDT bei PKU-Patienten und das Vorliegen ähnlicher Veränderungen bei Patienten mit M. Parkinson weisen darauf hin, dass den Ergebnissen der PKU-Patienten ein Ungleichgewicht von Phe und Tyrosin und damit eine retinale Dopamindepletion zu Grunde liegen könnte.

027-O UNZUREICHENDE MIKRONÄHRSTOFFVERSORGUNG VON PATIEN-TEN MIT MILDER PKU ODER HPA

Rohde C.1, Arelin M.1, van Teeffelen A.2, Baerwald C.3, Schultz S.4, Heller C.5, Kiener C.6, Gerloff J.6, Mütze U.1, Kiess W.1, Beblo S.1 1Uni-Klinik für Kinder und Jugendliche, Leipzig, Germany, 2Universitäts-klinik für Kinder u. Jugend., Münster, Germany, 3Medizinische Universitäts-klinik, Leipzig, Germany, 4Universitätsklinik für Kinder- u. Jugendmedizin, Hamburg-Eppendorf, Germany, 5Universitätsklinik Kinder- u. Jugendklinik, Erlangen, Germany, 6Nutricia GmbH, Heilbronn, Germany

Einleitung. Patienten mit milder Phenylketonurie (PKU) oder Hyper-phenylalaninämie (HPA) haben eine im Vergleich zur klassischen PKU hohe Phenylalanintoleranz. Sie müssen im Rahmen der diätetischen Therapie nur eine geringe Menge oder keine mit Mikronährstoffen (MN) angereicherte, phenylalaninfreie Aminosäuremischung (ASM) einnehmen. Ziel der Studie war die Untersuchung der Mikronährstoff-versorgung dieser Patienten.Methoden. Auswertung eines 3-tägigen Esstagebuchs bezüglich der Makro- und Mikronährstoffzufuhr bei 67 PKU-Patienten (6-45 J.) mit einer Phe-Toleranz >600 mg/Tag.Ergebnisse. Die Versorgung mit essenziellen Aminosäuren erscheint im Vergleich zu den Empfehlungen bei allen Patienten adäquat (p<0,001). Die Gesamtproteinzufuhr korreliert mit der MN-Zufuhr. Patienten, die eine ASM einnehmen, zeigen eine ausreichende MN-Versorgung, sofern die Gesamtproteinzufuhr >120% der Empfehlungen liegt. Pa-tienten, die keine ASM einnehmen, zeigen eine signifikante Minder-versorgung mit Vitamin D, Kalzium, Eisen, Folsäure und Jod (p<0,05) im Vergleich zu den Empfehlungen. Einzig die Zufuhr an Vitamin B12 erscheint ausreichend. Schlussfolgerung. Ohne Zufuhr einer ASM zeigen Patienten mit milder PKU oder HPA eine deutliche Unterversorgung mit Mikronährstoffen. Ob diese Unterversorgung klinisch relevant ist, ist bisher nicht bekannt.

028-O EINE SCHNELLE UND SENSITIVE UPLC-METHODE ZUR TRENNUNG UND QUANTIFIZIERUNG VERZWEIGTKETTIGER AMINOSÄUREN AUS TROCKENBLUTPROBEN ZUR DIAGNOSEBESTÄTIGUNG UND THERAPIEKONTROLLE BEI MSUD

Fingerhut R.1, Röschinger W.2, Heck M.3 1Universitäts-Kinderklinik, Zürich, Switzerland, 2Labor Becker, Olgemöller und Kollegen, München, Germany, 3Universitäts-Kinderklinik, Zürich, Waters, Baden-Dätwill, Switzerland

Das Neugeborenenscreening auf Ahorn-Sirup-Krankheit (MSUD) stellt insofern eine besondere Herausforderung dar, weil Patienten mit MSUD ohne adäquate Therapie bereits innerhalb der ersten 2 Lebens-wochen metabolisch schwer entgleisen können. Die Screening-Metho-de erfasst aber den eigentlichen Markermetabolit (allo-Isoleuzin) nicht spezifisch, sondern nur als Summe zusammen mit den anderen isoba-ren Aminosäuren Leuzin, Isoleuzin und Hydroxyprolin. Wir beschrei-ben eine schnelle und sensitive Second-tier-UPLC-Methode, mit der die verzweigtkettigen Aminosäuren bereits aus der initialen Screening-Ex-traktion bestimmt werden können. Die Quantifizierung erfolgt anhand einer 7-Punkte-Kalibrationskurve. Die Methode kann außerdem zur Therapiekontrolle bei bekannten Patienten mit MSUD herangezogen werden. Referenzbereiche (MW + SD in µmol/L) wurden aus 179 un-auffälligen, nicht vorselektionierten Proben aus dem Neugeborenen-screening bestimmt: Leuzin: 72 + 27; Isoleuzin: 37 + 19; Valin: 98 + 46; Hydroxyprolin: 23  +  13. Die Konzentration von allo-Isoleuzin war in etwa 55% der Fälle unterhalb der Nachweisgrenze, das Maximum lag bei 1,9 µmol/L. Bei allen 23 retrospektiv untersuchten Screening-Proben von Patienten mit bestätigter MSUD war die Konzentration des allo-Isoleuzins signifikant erhöht. Bei 9 Proben mit falsch-positivem Neu-geborenenscreening auf Grund von deutlich erhöhtem Leu/Ile (400– >4000 µmol/L) konnte kein allo-Isoleuzin nachgewiesen werden.

029-O NEUGEBORENENSCREENING AUF ZYSTISCHE FIBROSE IN DER SCHWEIZ – EVALUATION NACH 1 JAHR PILOTSTUDIE

Fingerhut R.1, Barben J.2, Gallati S.3, Schöni M.H.4, Kühni C.5, Baumgartner M.1, Torresani T.1, die Schweizer CF6 1Universitäts Kinderklinik, Zürich, Switzerland, 2Abteilung für Pädiatrische Pulmonology, Kinderspital St. Gallen, Switzerland, 3Abteilung für Human Genetik, Universtäts-Kinderklinik, Bern, Switzerland, 4Abteilung für Päd-iatrie, Universität Bern, Switzerland, 5Inst. f. Sozial und Präventivmedizin, Universität Bern, Switzerland, 6Screening, Gruppe, Switzerland

Am 1. Januar 2011 wurde das Neugeborenenscreening auf zystische Fi-brose (CF) als 2-jährige Pilotstudie eingeführt. Entsprechend dem Stu-diendesign wird das immunreaktive Trypsin (IRT) bei allen Neugebo-renen, und anschlieβend die Analytik der 7 häufigsten Mutationen bei Kindern mit IRT-Werten über der 99. Perzentile, durchgeführt.Zur Evaluierung der Ergebnisse wurden die initialen IRT-Werte, Re-call-Raten, die Anzahl der Kinder, die in ein CF-Zentrum überwiesen wurden, sowie die Anzahl der bestätigten Diagnosen einbezogen.Innerhalb eines Jahres wurden 85.588  IRT-Bestimmungen von rund 83.000 Lebendgeborenen durchgeführt. Davon waren 0,76% positiv und ein DNA-Screening wurde durchgeführt. Bei 439  Neugeborenen war ein 2. IRT-Test notwendig. Insgesamt wurden 85 Kinder einem CF-Zentrum zur Durchführung eines Schweiβtests zugewiesen. Bei 28 von diesen Kindern (33%) wurde die Diagnose CF bestätigt. Zusätzlich wur-de ein Kind auf Grund der klinischen Symptomatik diagnostiziert, mit Mekonium-Ileus und normalem IRT. Insgesamt 54 Kinder (64%) hatten einen negativen Schweiβtest und bei 2 Kindern steht die Konfirmations-diagnostik noch aus. Die Recall-Rate für einen 2. IRT-Test lag bei 0,51%. Die vorläufige Inzidenz liegt bei 1:2850 (1:1985 – 1:4260; 95% CI).Die Einführung des Neugeborenenscreenings auf CF in der Schweiz verlief ohne gröβere Probleme. Die Recall-Rate lag mit 0,51% deutlich

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niedriger als erwartet. Bei einem Drittel der Patienten, die an ein CF-Zentrum überwiesen wurden, hat sich die Diagnose bestätigt.

030-O MULTIPLEX-LIGATION-DEPENDENT-PROBE-AMPLIFICATI-ON(MLPA)-ANALYSE DES ALDOLASE-B-GENS (ALDOB) BEI PATIEN-TEN MIT HEREDITÄRER FRUKTOSE-INTOLERANZ (HFI)

Santer L.1, Steglich C.1, Bergmann J.2, Tsiakas K.2, Schneppenheim R.3, Santer R.2 1Inst Human Genet, Univ Klin Eppendorf, Hamburg, Germany, 2Kinderklinik, Univ Klin Eppendorf, Hamburg, Germany, 3PHO, Kinderklinik, Univ Klin Eppendorf, Hamburg, Germany

Einleitung. Die HFI beruht auf Defekten des ALDOB-Gens. Einzelne Mutationen (p.A150P, p.A175D) sind häufig, die Rolle längerstreckiger Deletionen ist bisher unklar. Wir berichten über Erfahrungen mit der MLPA-Analyse, einer Methode, die bekannte Mutationen nachweisen, aber – im Gegensatz zu Sequenzierungsmethoden – auch „copy number variations“ detektieren kann.Patienten und Methoden. Insgesamt 88 Patienten mit gesicherter HFI wurden untersucht (davon 72  publiziert [Hum Mutat 25: 594, 2006]). Darunter waren 7, bei denen eine längerstreckige Deletion in homo- oder heterozygoter Form vermutet werden konnte. Die MLPA-Analyse erfolgte mit dem SALSA MLPA P255 ALDOB probemix (MRC Holland) und durch Auftrennung der exon- oder mutationsspezifischen fluores-zenzmarkierten PCR-Produkte mittels Kapillarelektrophorese. Ergeb-nisse wurden durch Sequenzierung von Junction-Fragmenten bestätigt.Ergebnisse. Die beiden häufigsten Punktmutationen ließen sich mittels MLPA gut nachweisen. In 5/7 Fällen konnten längerstreckige Deletio-nen der exons 1, 6 bzw. 2–6 gefunden werden. In 3/5 konnten die Bruch-punkte bestimmt werden (del c.540+567_c.651 insATGGGTT [del 1315 ins7 bp], del -2053_c.624+63 [del 6449 bp], del -1747_c.624+41 [del 6131 bp]). Auch eine neue 2-bp-Deletion c.893_4delTA [p.L298Hfs37X] war mit MLPA detektierbar.Schlussfolgerung. Längerstreckige Deletionen des ALDOB-Gens fan-den sich bei uns bei 5/88 (ca. 6%) der Patienten. Da häufige Punktmu-tationen und längerstreckige Deletionen nachweisbar sind, kann die MLPA-Analyse als erster Schritt der molekulargenetischen Diagnostik der HFI angewandt werden.

031-O VERSCHIEBUNG DER GLYKOSYLIERUNG URINÄRER VESIKEL VOM HIGH-MANNOSE-TYPE ZUM COMPLEX-TYPE BEI PATIENTEN MIT KLASSISCHER GALAKTOSÄMIE

Staubach S.1, Schadewaldt P.2, Wendel U.3, Hanisch F.G.1 1Biochemie II, med. Fak, Univ. Köln, Köln, Germany, 2DDZ, Bio-Pathobio-chem, UKD, Univ. Düsseldorf, Düsseldorf, Germany, 3Pädiatrie, UKD, Univ. Düsseldorf, Düsseldorf, Germany

Der klassischen Galaktosämie liegt eine starke Aktivitätsminderung der Galaktose-1-Phosphat-Uridyltransferase (GALT) zugrunde. Da-durch kommt es zu einer Blockade der obligaten Umwandlung jeg-licher im Organismus befindlicher exogener und endogen gebildeter Galaktose zu Glukose. Die charakteristischen Langzeitkomplikationen bei Galaktosämie werden auf die Abbaustörung endogener Galaktose zurückgeführt. Dabei könnte die Akkumulation von Galaktose-1-Phos-phat und weiterer Galaktosemetaboliten sowie die verminderte Bereit-stellung von UDP-Galaktose die regelrechte Ausbildung von Glykokon-jugaten in und an den Zellen stören. In der vorliegenden Untersuchung wurden bei Patienten mit Galaktos-ämie für urinäre Vesikel (Exosomen), welche auf ihren Oberflächen transmembranäre Glykoproteine präsentieren, mit den Methoden der Glykananalytik deutliche Veränderungen der Glykosylierung nach-

gewiesen. Dabei wurden mittels einer Endoglykosidase (PNGaseF) die Gesamtheit der N-Glykane (Glykom) von den Glykoproteinen der Exosomen abgetrennt, methyliert und massenspektroskopisch unter-sucht. Im Vergleich zu Exosomen aus dem Urin gesunder Kontrollper-sonen ergab sich für Patienten mit Galaktosämie eine drastische Ver-schiebung des Glykosylierungsmusters vom High-Mannose-Type zum Complex-Type.Es wird diskutiert, dass sich die Verschiebungen des N-Glykosylie-rungsmusters auf die Sortierung der Glykoproteine und damit auf die plasmamembranäre Expression von Glykorezeptoren, wie dem EGFR, auswirken können.

Poster-Präsentationen

032-P CASE-REPORT: GALAKTOSIALIDOSE

Karabul N.K.1, Lampe C.L.1, Paschke E.P.2, Mengel E.M.1 1Villa Metabolica, Unimedizin Mainz, Mainz, Germany, 2Uni-Kinderklinik Graz, Graz, Austria

Einleitung. Die Ursache der Galaktosialidose ist durch eine verminder-te Aktivität der Enzyme α-D-Neurominidase und β-Galaktosidase be-dingt. Sie wird durch einen Defekt des bifunktionalen Proteins Protec-tive Protein/Cathepsin A verursacht. Klinisch unterscheidet man drei Phänotypen der Galaktosialidose: die früh-infantile, die spätinfantile und die juvenile/adulte Form.Diagnostik. Die Oligosaccharidausscheidung ist erhöht. Die Aktivität der betroffenen Enzyme lässt sich in Fibroblasten und Trophoblasten bestimmen.Fallbeispiel. Das 7-jährige Mädchen ist das 2. Kind gesunder, konsan-guiner Eltern (Cousin und Cousine 1.  Grades). Die körperliche und geistige Entwicklung ist bisher normal verlaufen. Auffällig wurde die Patientin im Alter von 5 Jahren, da sie nach einem Streptokokkeninfekt eine Proteinurie aufwies. Bei Persistenz der Proteinurie erfolgte im Ja-nuar 2011 eine Nierenbiopsie, die Speicherphänomene zeigte. Das Mäd-chen wurde mit der Verdachtsdiagnose einer Sialidose überwiesen. Bei der klinischen Untersuchung zeigte die Patientin keine Auffälligkeiten. Die Diagnose einer Galaktosialidose wurde enzymatisch in Leukozyten und Fibroblasten sowie genetisch bestätigt.Schlussfolgerung. Entsprechende Beobachtungen sind nur von wenigen Patienten bekannt, daher kann im Einzelfall keine exakte Prognose ge-macht werden. Insbesondere lässt sich nicht voraussagen, ob sich die Krankheit später noch in anderen Organen wie z. B. im Zentralnerven-system manifestiert. Eine kausale Therapiemöglichkeit steht aktuell noch nicht zur Verfügung.

033-P DER 6-MINUTEN-GEHTEST UND DIE ATEMFUNKTION BEI 46 PA-TIENTEN MIT M. MORQUIO A

Herzog A.1, Reinke J.1, Mengel E.1, Spieles N.1, Lampe C.1 1Zentr. f. Kinder- und Jugendmedizin, Mainz, Germany

Einleitung. M. Morquio A ist eine autosomal rezessive lysosomale Speichererkrankung. Im Vordergrund stehen skeletale Symptome wie disproportionierter Kleinwuchs und eine Hypermobilität der Gelenke. Weiterhin kommt es unter anderem zu Spinalkanalstenosen des kra-niozervikalen Übergangs und Einschränkungen der Ventilation.Methoden. In einer Querschnittstudie wurde die Leistungsfähigkeit im 6-Minuten-Gehtest (6MWT) und ihre Korrelation mit dem Alter, der Körperlänge und der forcierten Vitalkapazität (FVC) von 46 Patienten untersucht.

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Abstracts

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Ergebnisse. Die Ausprägung des disproportionierten Kleinwuchses war heterogen. Mit steigendem Alter blieb die Körperlänge der Patienten hinter der Normalgröße zurück und die altersnormierte prozentuale Leistung im 6MWT sank. Die Leistung im 6MWT korrelierte mit dem Defizit der Körperlänge. Die Einschränkungen der FVC waren hetero-gen und zeigten keine Korrelation mit dem Alter, dem Defizit der Kör-perlänge oder der Leistung im 6MWT.Schlussfolgerung. Die Reduktion der Leistung im 6MWT bei Patienten mit M. Morquio A zeigt eine deutliche Korrelation mit dem im Alter zunehmenden Defizit der Körperlänge, nicht jedoch mit der FVC. Die Variabilität im Einzelfall weist auf den Einfluss weiterer Einflussfakto-ren, wie neurologischen Symptomen oder Einschränkungen der kar-diopulmonalen Leistungsfähigkeit hin.

034-P MUKOPOLYSACCHARIDOSE TYP VII (MORBUS SLY) – 9 DIAGNOSEN IN DEN LETZTEN 20 JAHREN

Arash L.1, Karabul N.1, Whybra C.1, Kampmann C.2, Beck M.1, Mengel E.1 1Villa Metabolica am ZKJM JoGU, Mainz, Germany, 2Kinderkardiologie am ZKJM JoGU, Mainz, Germany

Einleitung. MPS VII ist eine autosomal-rezessive lysosomale Speicher-erkrankung. Das Gen liegt auf dem Chromosom 7q21.1-q22. Die Defi-zienz der β-Glukuronidase resultiert in einer vermehrten Chondroitin-sulfatausscheidung. Die häufigste Manifestation ist ein Hydrops fetalis. Selten überleben Patienten die Neugeborenenperiode. Das breite klini-sche Bild ähnelt dem einer MPS Typ I mit einer Dysostosis multiplex, Hepatosplenomegalie und Kardiomyopathie.Ergebnisse. In unserem Labor haben wir in den letzten 20 Jahren 9 Pa-tienten mit MPS  VII diagnostiziert, die einen Hydrops fetalis zeigten, davon 2 pränatal-diagnostisch, 2 pränatal anamnestisch, 1 perinatal ver-storbener Patient, 3 Patienten, die die Neugeborenenperiode überlebten, sowie einen älteren Fall. Alle Manifestationen im mittleren Trimenon endeten mit einem Hydrops fetalis et letalis in der 27.–28. SSW. Interes-santerweise war bei 2 Patienten, deren Urin wir gewinnen konnten, in der Elektrophorese lediglich eine akzentuierte Chondroitinsulfat-Aus-scheidung bei hoher Glykosaminoglykan-Gesamtausscheidung zu sehen.Fazit. MPS VII tritt mit einer Prävalenz von <1:1.000.000 auf. Weltweit sind weniger als 30 Fälle beschrieben. Wir haben in den letzten Jahren 9 Fälle diagnostiziert. Durch die Verbesserung der prä- und perinatalen medizinischen Versorgung werden wir in Zukunft auch klinisch mehr Patienten mit MPS VII sehen und betreuen als bisher.

035-P OSTEOPENIE BEI MUCOLIPIDOSE TYP II – ALENDRONAT-BEHAND-LUNG IM MAUSMODEL

Karkmann K.1, Kollmann K.1, Schöne E.1, Pestka J.M.2, Schweizer M.3, Schinke T.2, Braulke T.1 1Abteilung Biochemie, Kinderklinik, UKE, Hamburg, Germany, 2IOBM, UKE, Hamburg, Germany, 3ZMNH, UKE, Hamburg, Germany

Einleitung. Mucolipidose Typ II (MLII) ist eine unheilbare lysosomale Stoffwechselerkrankung, die durch Mutationen der GlcNAc-1-Phos-photransferase verursacht ist. Die Phosphotransferase ist ein Schlüssel-enzym bei der Synthese eines lysosomalen Erkennungssignals, das für den Transport von neu synthetisierten lysosomalen Enzymen zu den Lysosomen essenziell ist. Bei einem Funktionsverlust der Phospho-transferase kommt es zum Verlust lysosomaler Enzyme in der Zelle und zur Akkumulation von nicht abbaubaren Substraten. MLII-Patienten haben eine Lebenserwartung von 5 bis 10 Jahren und zeigen starke ske-letale Veränderungen, die Steifigkeit und chronische Schmerzen in den Gelenken verursachen sowie ihre Gesamtmobilität einschränken. Ergebnisse. In unserer Arbeitsgruppe verwenden wir ein Knock-in-Mausmodel für MLII, um die skeletalen Symptome der Erkrankung

zu untersuchen. Die MLII-Mäuse haben ein reduziertes Körpergewicht und eine verminderte Körpergröße, Gesichtsdysmorphismen, verkürz-te Knochen, starke skeletale Verformungen, sowie eine erhöhte Sterb-lichkeit. Radiographische Untersuchungen und histomorphometrische Analysen zeigen eine Reduktion der Knochendichte, begleitet von einer vermehrten Knochenresorption durch Erhöhung der Anzahl an Osteo-klasten. In der hier vorgestellten Studie wurde der Effekt des Bisphos-phonats Alendronat auf die skeletalen Symptome am MLII-Mausmodel untersucht. Schlussfolgerung. Im Mausmodel konnte durch die Alendronat-Be-handlung die Knochenresorption reduziert und die Knochendichte der erkrankten Mäuse auf das Wildtyp-Niveau erhöht werden.

036-P GEZIELTE MYOSONOGRAPHIE BEI M. POMPE

Karabul N.K.1, Gökce S.G.1, Beck M.B.1, Mengel E.M.1 1Villa Metabolica, Unimedizin Mainz, Mainz, Germany

Einleitung. Glykogenspeicherkrankheit Typ  II ist eine autosomal-re-zessive Stoffwechselerkrankung. Die Schädigung der Muskelzellen ist durch eine Anhäufung von Glykogen in den Lysosomen wegen Man-gel des lysosomalen Enzyms saure Alpha-Glucosidase verursacht. Bei protokollgerechten Follow-up-Untersuchungen unseres Patientenkol-lektivs etablierten wir die Muskelsonographie zusätzlich zu den MRT-Untersuchungen der Muskulatur.Material und Methode. Die Myosonographie erkennt insbesondere Schä-den an isolierten Muskelfasern/-gruppen mit Muskeländerungen im Sinne von Echogenitätserhöhungen und bei fortgeschrittener Grunder-krankung im Sinne von fettiger Degeneration des proximalen Muskels. Gezielt wurden systematisch in sitzender Position die Musculi biceps, triceps, pectoralis, trapezius und die autochthone Rückenmuskulatur untersucht. Qualitativ und quantitativ wurden die Muskelultraschallbil-der in 3 Gruppen abhängig vom Schweregrad gescort. Score von 0 = un-beeinträchtigter Muskel, Score von 1 = leichte Echogenitätsanhebungen und noch erhaltene Muskelfaserungen. Score von 2 bedeutet fettige De-generation und bindegewebiger Umbau der Muskulatur. Jede einzelne Muskelgruppe wurde singulär beurteilt und anschließend gescort. Schlussfolgerung. Das Fortschreiten der Grunderkrankung sieht man von proximal nach distal sich ausbreiten. Die Sonographie der Muskeln ist eine leicht zugängliche und eine günstige Alternative und/oder zu-sätzliches Instrument zur MRT. Myosonographie sollte in Follow-up-Untersuchungen mit eingebunden werden.

037-P M. FABRY: ABNORMALITIES OF LIPID-RAFTS CAN BE REVERSED BY ERT

Maalouf K.1, Naim H.Y.2, Das A.M.1 1Klinik Päd Stoffw, Med Hochsch, Hannover, Germany, 2Inst Phys Chem, Tierärzt Hochsch, Hannover, Germany

Introduction. It is not clear how alpha-galactosidase deficiency trans-lates into clinical symptoms of M. Fabry. Disturbed glycosphingolipid metabolism may lead to abnormal lipid composition of cell membranes resulting in alteration of “lipid rafts”.Methods. We studied trafficking of the raft-associated protein dipepti-dylpeptidase IV and the non-raft-associated protein aminopeptidase N using immunofluorescence in cultured fibroblasts from male patients with M. Fabry. Furthermore, we measured “lipid raft”-associated flo-tillin 2.Results. Trafficking of aminopeptidase N was normal, trafficking of the raft-associated protein dipeptidylpeptidase IV to the plasma membrane was impaired in Fabry cells. Flotillin 2 shifted to the soluble fraction of sucrose gradient. After treating the diseased cells with agalsidase alfa (10 and 20  µg/ml) and in parallel with N-butyl-deoxynojirimycin 50

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and 100 µM, flotillin 2 shifted from the soluble fraction to the floating fraction, indicating reversibility of lipid raft abnormalities in M. Fabry.Discussion. Trafficking of “lipid-raft” associated proteins was compro-mised in fibroblasts from males with M. Fabry. This may indicate ab-normal function of “lipid rafts” in the plasma membrane contributing to pathophysiology. Cells can be rescued by incubation with agalsidase alfa. “Lipid raft” associated proteins may serve as biomarkers.

038-P EUROPEAN REGISTRY AND NETWORK FOR INTOXICATION TYPE METABOLIC DISEASES (E-IMD)

Kölker S.1, Dobbelaere D.2, Chakrapani A.3, Parker S.4, Burgard P.1, Hoffmann G.F.1, Häberle J.5, Baumgartner M.R.5 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg, Germany, 2Referen-ce Centre for Inherit Metab Dis, Lille, France, 3Birmingham Child Hosp NHS Trust, Birmingham, United Kingdom, 4Orphan Europe Sarl, Paris, France, 5Kinderspital, Zürich, Switzerland

Einleitung. Patienten mit Harnstoffzyklusdefekten (UCDs) und Orga-noazidurien (OADs) sehen sich mit einer hohen Morbidität und Mortali-tät sowie mit uneinheitlichen diagnostischen und therapeutischen Strate-gien und unzureichenden Informationsmöglichkeiten konfrontiert. Methoden. Im Januar 2011 wurde die EU-geförderte Initiative „Euro-pean registry and network for Intoxication type Metabolic Diseases (E-IMD)“ gestartet, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Gesundheit von Patienten mit UCDs und OADs zu verbessern. Ergebnisse. An E-IMD nehmen derzeit 49 Partner (Stoffwechselzentren, Patientengruppen, Industrie) aus 20 Ländern auf 3 Kontinenten (Europa, Nordamerika, Australien) teil. Weitere Mitglieder können aufgenommen werden. Ein webbasiertes Patientenregister (https://www.eimd-registry.org) wurde etabliert, um Daten von mindestens 600 Patienten mit UCDs und OADs (derzeit ca. 200) systematisch zu erheben und auszuwerten. Eine Website (www.e-imd.org) wurde erstellt, die Informationsbroschü-ren für Patienten, Eltern und Ärzte in unterschiedlichen Sprachen zur Verfügung stellt. Weiterhin hat sich das Konsortium zur Aufgabe gestellt, evidenzbasierte Empfehlungen für Diagnostik und Therapie zu erarbei-ten, die als Vorlage für nationale Leitlinien dienen sollen. Schlussfolgerung. Die Etablierung dieses europäischen Referenznetz-werks soll Patienten und Ärzten einen einfachen Zugang zu aktuellen Informationen ermöglichen, die Vernetzung fördern sowie die Diag-nostik und Therapie optimieren helfen.

039-P HYPERAMMONÄMISCHE ENZEPHALOPATHIE IM RAHMEN EINER HARNWEGSINFEKTION MIT UREASE-BILDENDEN BAKTERIEN: MÖGLICHER EINFLUSS EINER NAGS-HAPLOINSUFFIZIENZ?

Müller U.1, Böttcher C.2, Häberle J.3, Kreuder J.2, Zimmer K.-P.2, Kamrath C.2 1Unikinderklinik Giessen, Giessen, Germany, 2Unikinderklinik Giessen, Giessen, Germany, 3Universitäts-Kinderspital, Zürich, Switzerland

Kasuistik. Eine 15-jährige Patientin mit bekannter Hydronephrose stell-te sich mit akutem Harnverhalt bei klarem Bewusstsein bei uns vor. Die Entlastung ergab 1,8 l klaren Urin. Am Folgetag trat eine Wesensverän-derung mit rasch progredienter Bewusstseinstrübung auf. Eine Liquor-punktion sowie eine zerebrale CT waren unauffällig. Es zeigte sich eine Hyperammonämie von 350 μmol/L (normal <50). Unter der Therapie mit Glukose, Arginin, Natriumbenzoat und L-Carnitin besserte sich die Somnolenz rasch, und die Ammoniakkonzentration normalisierte sich. Bei unauffälligen Befunden für Plasma-Aminosäuren und orga-nische Säuren im Urin ergab sich zunächst kein weiterer Hinweis auf einen Harnstoffzyklusdefekt. Die mikrobiologische Urinuntersuchung ergab den Nachweis von Urease bildenden Corynebacterium pseudoge-nitale. Es erfolgte eine antibiotische Therapie. Die weiterführende mole-

kulargenetische Diagnostik ergab die heterozygote Mutation c.1192A>T (p.S398C) im NAGS-Gen.Schlussfolgerung. Im Rahmen eines Harnwegsinfekts mit Urease bilden-den Bakterien kam es zu einer hyperammonämischen Enzephalopathie. Erstmals wurde in einem solchen Fall eine heterozygote Mutation im NAGS-Gen nachgewiesen. Es erscheint möglich, dass diese Mutation die Kapazität des Harnstoffzyklus beeinträchtigt und somit die Hyperammo-nämie bei maximaler Ammoniakentgiftungsbelastung begünstigt hat.

040-P KOINZIDENZ VON METHYLMALONAZIDÄMIE UND AHORNSIRUP-KRANKHEIT: EIN CASE-REPORT

Karabul N.K.1, Arash L.A.1, Mengel E.M.1, Beck M.B.1 1Villa Metabolica, Unimedizin Mainz, Mainz, Germany

Einleitung. Die Inzidenz der autosomal-rezessiven Methylmalonazidä-mie/-urie wird mit 1:30.000 bis 1:50.000 angegeben. Es ist eine Störung des Stoffwechsels verzweigtkettiger Aminosäuren und ungeradzahliger Fettsäuren vor. Die Inzidenz der Ahornsirupkrankheit („maple sirup urine disease“), dieses Multienzym-Komplex-Mangels (PDH-Komplex-Mangel), beträgt in Europa ca. 1:200.000.Fallbeispiel. Das mittlerweile 15-jährige Mädchen ist das 1. Kind kon-sanguiner gesunder Eltern (Cousin-Cousine 1. Grades) und leidet zu-gleich an Methylmalonazidämie und Ahornsirupkrankheit, welches durch das Neugeborenenscreening diagnostiziert wurde. Postpartal wurde sofort eine eiweißbilanzierte Diät eingeleitet. Ihr 4  Jahre alter jüngerer Bruder ist klinisch gesund, und die 13 Jahre jüngere Schwester leidet auch an Methylmalonazidämie. Die Patientin besucht die Regel-schule und hat mittelmäßige Schulleistungen. Die klinische Unter-suchung zeigte leicht verlangsamte Bewegungen, schuppige trockene Haut, sonst internorganisch keine Auffälligkeiten.Schlussfolgerung. Eine Herausforderung ist eine ausgewogene eiweiß-bilanzierte Diät bei Vorliegen von mehreren Stoffwechselerkrankungen in einer Person zu erzielen, dabei auch auf eine kohlenhydratreiche und hochkalorische Ernährung, insbesondere bei Stress und Infekten zu achten. Wichtig ist es, einen sekundären Isoleucin- und Valinmangel zu vermeiden. Die Prognose ist bei rascher Therapie und konsequenter Diät zufriedenstellend, dennoch sollten auf eine progrediente Nierenin-suffizienz und eine sekundäre Osteoporose im Verlauf geachtet werden.

041-P METABOLISCHE ENTGLEISUNGEN BEI METHYLMALONAZIDURIE (MMA): WELCHE BIOCHEMISCHEN PARAMETER SIND AUSSAGE-KRÄFTIG?

Zwickler T.Z.1, Haege G.1, Riderer A.1, Hörster F.1, Hoffmann G.F.1, Burgard P.1, Kölker S.1 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg, Germany

Einleitung. Bei Patienten mit Methylmalonazidurie (MMA) kommt es rezidivierend zu lebensbedrohlichen metabolischen Entgleisungen.Patienten und Methoden. Die Analyse umfasste 76 außerplanmäßige Vorstellungen sowie 179 reguläre Vorstellungen von 10  Patienten mit bestätigter MMA. Es wurden 35 biochemische Parameter untersucht.Ergebnisse. Das häufigste Symptom einer akuten metabolischen Ent-gleisung war Erbrechen (90%). Symptome einer interkurrenten Infek-tionskrankheit (29%) oder andere Symptome (wie Nahrungsverweige-rung und Bewusstseinsstörungen) waren hingegen seltener. Unter den biochemischen Parametern waren pathologische Veränderungen bei der Blutgasanalyse im Sinne einer metabolischen Azidose mit (par-tieller) respiratorischer Kompensation und eine Erhöhung des Ammo-niaks die zuverlässigsten Parameter zum Erkennen einer metabolischen Dekompensation sowie zur Einschätzung des Schweregrades. Die Ana-lyse der organischen Säuren, der Acylcarnitine und des Carnitinstatus waren dagegen weniger aussagekräftig.

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Abstracts

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Schlussfolgerung. Eine kleine Anzahl schnell verfügbarer biochemi-scher Parameter in der Zusammenschau mit einer sorgfältigen Anam-neseerhebung und klinischen Untersuchung sind ausreichend, um eine kompensierte metabolische Situation von einer (drohenden) metaboli-schen Krise zu unterscheiden.

042-P ANAPLEROTISCHE THERAPIE BEI PROPIONACIDURIE

Ott T.1, Kaiser T.1, Stege D.2, Masjosthusmann K.1, Rutsch F.1, Omran H.1, Marquardt T.1 1Allg Pädiatrie, Universität Münster, Münster, Germany, 2Kinderkardiologie, Universität Münster, Münster, Germany

Bei der Propionacidurie ist aufgrund eines Defekts der Propionyl-CoA-Carboxylase die Umwandlung von Propionyl-CoA in D-Methylmal-onyl-CoA gestört. Dieses wird normalerweise nach Umwandlung zu Succinyl-CoA in den Citratzyklus eingeschleust, wo es zu Succinat um-gewandelt wird. Dies kann bei der Propionacidurie zu einer Substrat-verarmung des Citratzyklus führen. Eine anaplerotische Therapie ist bei der Propionacidurie bisher nicht etabliert, u. a., da in Frage kommende Substanzen wie Triheptanoin zunächst zu Propionyl-CoA abgebaut werden. Eine andere mögliche Substanz ist Bernsteinsäure. Wir berichten über den Fall eines weiblichen Neugeborenen, das an einer schweren neonatalen Propionacidurie erkrankte. Es entwickelte neben einer Hyperammonämie eine schwere Laktatazidose und eine ausgeprägte Kardiomyopathie, die sich trotz intensiver Therapie nicht besserte. Um eine mögliche Störung des Citratzyklus zu beheben, be-gannen wir eine orale Substitution von 1 g Bernsteinsäure pro Tag.Diese wurde ohne Komplikationen vertragen. Es kam zu einer deut-lichen Besserung der kardialen Funktion. In der Literatur beschriebene mögliche Nebenwirkungen wie die Umwandlung von Bernsteinsäure zu Propionyl-CoA durch Darmbakterien konnten nicht nachgewiesen werden.

043-P ZEREBRALER LYSINSTOFFWECHSEL BEI DER GLUTARAZIDURIE TYP I

Opp S.1, Ruppert T.1, Okun J.G.1, Kölker S.1, Sauer S.W.1 1e.g. Div Metab Dis, Univ Child Hosp, Heidelberg, Germany

Einleitung. Die Glutarazidurie Typ  1 ist ein angeborener Defekt der Glutaryl-CoA-Dehydrogenase (GCDH), einem Schlüsselenzym der Ly-sinoxidation. In Patienten akkumulieren Glutarsäure (GA) und 3-Hy-droxyglutarsäure (3-OH-GA) im ZNS und führen zur Schädigung der Basalganglien. Der vollständige zerebrale Abbauweg von Lysin und seine subzelluläre Lokalisation sind bisher unbekannt. Wir haben die einzelnen Schritte der hepatozytären und zerebralen Lysinoxidation in Gcdh-defizienten Mäusen mit dem Ziel einer therapeutischen Modifi-kation dieser Wege untersucht.Methoden. Wir untersuchten die Aktivitäten und Lokalisation aller potentiellen Enzyme der Lysinoxidation in Leber, Gehirn und Niere der Mäuse. Weiter wurde der Effekt einer Induktion der peroxisomalen Biogenese auf die GA- und 3-OH-GA-Spiegel getestet.Ergebnisse. Die Saccharopin-Dehydrogenase, erster Schritt der Lysinoxida-tion im Mitochondrium, war in Leber und Niere vorhanden, jedoch nicht im Gehirn. Die Aminoadipatsemialdehyd-Dehydrogenase und Aminoa-dipat-Transaminase waren im Cytosol und Mitochondrium messbar. Die Pipecolat-Oxidase, welche den peroximalen Abbauweg repräsentiert, war in Niere und Gehirn vorhanden. Die Behandlung mit Clofibrat verringerte GA- und 3-OH-GA-Spiegel in Leber und Gehirn der Mäuse.Schlussfolgerung. In der Leber wird Lysin vorrangig über den mito-chondrialen Abbauweg oxidiert, während die zerebrale Oxidation von Lysin im Peroxisom stattfindet. Clofibrat kann eine komplett peroxiso-male Lysin-Oxidation induzieren.

044-P 3-HYDROXY-3-METHYLGLUTARYL-COENZYM A-LYASE-MANGEL – EINE STÖRUNG VON KETOGENESE UND LEUZIN-KATABOLISMUS

Sass J.O.1, Bähr L.1, Spiekerkoetter U.2, Hismi B.3, Coskun T.3, Wegener V.M.1, Beermann F.1 1Lab Klin Biochem Stoffw, ZKJ, Univ Klin, Freiburg, Germany, 2Päd Stoff-wechselstör, ZKJ, Univ Klin, Düsseldorf, Germany, 3Dept of Pediatr, Hacette-pe Univ Fac Med, Ankara, Turkey

Beim HMG-CoA-Lyase (HMGCL)-Mangel ist sowohl die Ketogenese aus Fettsäuren als auch der Leuzin-Abbau gestört. Bisher wurden weni-ger als 100 Patienten beschrieben.Wir berichten über 4  Kinder türkischen bzw. arabischen Ursprungs, die alle in den ersten 5 Lebenstagen durch Trinkschwäche/stöhnende Atmung und eine metabolische Azidose auffällig wurden. Das Muster der organischen Säuren deutete jeweils auf einen HMGCL-Mangel hin, das Azylkarnitin-Profil war nur in 3 von 4 Fällen wegweisend. Zwei der Patienten werden normal ernährt, bei den anderen beiden erfolgen Leu-zin-Restriktion und Carnitin-Gabe.Eine Bestimmung der HMGCL-Aktivität in immortalisierten Lympho-zyten ergab jeweils stark verminderte Werte. Es wurden drei bislang noch nicht beschriebene Mutationen im HMGCL-Gen identifiziert, neben der Stop-Mutation c.31C>T (p.Arg11X) eine Mutation, die das Splicing beeinträchtigt (c.497+1dupG), und eine Missense-Mutation (c.272T>A; p.Val91Asp). Alle 4 Patienten haben sich nach frühzeitiger Diagnose bis-lang gut entwickelt, zwei von ihnen haben allerdings das erste Lebensjahr noch nicht vollendet. Ein systematisches Erfassen des klinischen Ver-laufs samt biochemischer Besonderheiten und genetischer Grundlagen erscheint zu einem besseren Verständnis des HMGCL-Mangels wichtig.

045-P 3-METHYLCROTONYL-COA-CARBOXYLASE-MANGEL: KLINISCHE, BIOCHEMISCHE, ENZYMATISCHE UND MOLEKULARGENETISCHE DATEN VON 88 INDIVIDUEN

Grünert S.C.1, Stucki M.1, Morscher J.R.1, Suormala T.1, Bürer C.1, Burda P.1, Christensen E.2, Ficicioglu C.3, Herwig J.4, Kölker S.5, Möslinger D.6, Pasquini E.7, Santer R.8, Schwab K.O.9, Wilcken B.10, Fowler B.11, Baumgartner M.1 1Stoffwechsel-Abteilung, Kinderspital, Zürich, Switzerland, 2Dep. Clinical Ge-netics, Rigshospitalet, Copenhagen, Denmark, 3Sec. Biochem. Genet., Childr. Hospital, Philadelphia, Pennsylvania, United States, 4Universitätskinderklinik, Frankfurt, Germany, 5Stoffw.-Abteilung, Univ. Kinderklinik, Heidelberg, Ger-many, 6Allg Päd, AKH, Univ.-Klin., Wien, Austria, 7Metab. Unit, Meyer Child. Hosp., Florenz, Italy, 8Univ.-Klin. Hamburg Eppendorf, Kinderklinik, Hamburg, Germany, 9ZKJ, Universitätsklinikum, Freiburg, Germany, 10Dep. Bioc. Genet., Child. Hosp. Westmead, Sydney, Australia, 11Stoffw.-Abteilung, Univ.-Kinder-spital, Basel, Switzerland

Einleitung. Der 3-Methylcrotonyl-CoA-Carboxylase (MCC)-Mangel ist ein Defekt im Abbau von Leucin, verursacht durch Mutationen im MCCC1- oder MCCC2-Gen. Das klinische Bild ist sehr variabel und reicht von schweren neonatalen Manifestationen bis hin zu asympto-matischen Verläufen. Patienten. Wir haben klinische, biochemische, enzymatische und mo-lekulargenetische Daten von 88  MCC-defizienten Individuen zusam-mengestellt (53 Individuen im Neugeborenenscreening diagnostiziert, 26 mittels selektivem Screening und 9  Mütter infolge eines positiven Neugeborenenscreeningbefunds ihres gesunden Kindes). Ergebnisse. 57% waren asymptomatisch, während 43% klinische Symp-tome zeigten, die jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit nur zu einem geringen Teil durch den zugrundeliegenden Stoffwechseldefekt bedingt waren. Bei 12  Patienten trat mindestens einmalig eine akute meta-bolische Dekompensation auf. Fünfzehn neue MCCC1- und 16 neue MCCC2-Mutationen wurden identifiziert. Schlussfolgerung. Der MCC-Mangel kann trotz niedriger Penetranz zu einem schweren klinischen Phänotyp ähnlich den klassischen Orga-noazidurien führen. Der klinische Verlauf lässt sich weder anhand des Genotyps noch des biochemischen Phänotyps voraussagen.

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046-P THROMBOZYTENFUNKTION BEI PATIENTEN MIT PHENYLKETON-URIE UNTER DIÄTETISCHER THERAPIE

Mütze U.1, Beblo S.1, Kortz L.2, Brügel M.3, Rohde C.1, Thiery J.2, Kiess W.1, Ceglarek U.2 1Universitätskinderklinik, Leipzig, Germany, 2Institut für Laboratoriums-medizin, Leipzig, Germany, 3Institut für Laboratoriumsmedizin, München, Germany

Hintergrund. Die Thrombozytenfunktion kann durch den Verzehr lang-kettiger mehrfach ungesättigter Fettsäuren (LC-PUFA) beeinflusst wer-den. Die für die Thrombozytenfunktion wichtigen Eicosanoide werden aus LC-PUFA gebildet. Die dietätische Therapie der Phenylketonurie (PKU) verursacht eine unausgewogene Fettsäurenversorgung, mit niedri-gen Plasma- und Zellmembrankonzentrationen an LC-PUFA. Untersucht wurde, ob bei PKU-Patienten die Thrombozytenfunktion verändert ist. Methoden. Etablierung eines standardisierten Versuchsprotokolls zur aggregometrischen Thrombozytenfunktionsmessung und Analyse der Eicosanoidantwort mittels Flüssigchromatographie-Tandemmassen-spektrometrie (LC-MS/MS) nach Kollagenaktivierung von plättchen-reichem Plasma. Untersuchung von 12 (6 w/6 m) PKU-Patienten und 8 (5 w/3 m) gesunden Kontrollen.Ergebnisse. PKU-Patienten zeigen im Vergleich zu Gesunden niedrigere mediane LC-PUFA-Plasma-Konzentrationen (Eicosapentaensäure 63,7 vs. 81,9 ng/ml; p=0,08; Docosahexaensäure 279 vs. 406 ng/ml; p=0,07) bei signifikant höherer Thrombozytenzahl (329 vs. 272 Gpt/l; p<0,05). Es zeigten sich keine Unterschiede in der Thrombozytenfunktion.Schlussfolgerung. Trotz niedrigerer Konzentrationen von LC-PUFA im Plasma kommt es bei den untersuchten PKU-Patienten nicht zur Ver-änderung der Thrombozytenfunktion.

047-P PHENYLALANIN- UND TYROSIN-TAGESPROFIL IM SERUM, TRO-CKENBLUT UND MIKRODIALYSAT BEI ERWACHSENEN PATIENTEN MIT PHENYLKETONURIE UND HYPERPHENYLALANINÄMIE

Brichta C.1, Grünert S.C.1, Clement H.-W.2, Hennighausen K.2, Fleischhaker C.2, Sass J.O.3, Schwab K.O.1 1ZKJ Uniklinik, Freiburg, Germany, 2KJP Uniklinik, Freiburg, Germany, 3LKBS ZKJ Uniklinik, Freiburg, Germany

Einleitung. Die metabolische Kontrolle bei PKU-Patienten wird in der Regel durch einzelne Blutentnahmen realisiert. Die Fluktuation der Konzentration von Phenylalanin (Phe) und Tyrosin (Tyr) ist unklar.Patienten und Methoden. Bei 9 erwachsenen PKU- (n=8) und HPA-Pa-tienten (n=1) wurden die Phe- und Tyr-Werte aus Serum (S), Trocken-blut (T) und subkutanem Mikrodialysat (MD) über 24 h in Intervallen von 60  min unter kontrollierter Nahrungszufuhr und 20-minütiger Ergometrie bestimmt.Ergebnisse. Die Phe-Konzentrationen schwanken in Serum und Tro-ckenblut nur geringfügig [Variationskoeffizient (S) 4 % (95% CI 2,7–5,3); (T) 8% (95% CI 5,110,0), jedoch etwas ausgeprägter im MD (17%; 95% CI 13,1–21,2)]. Die Tyr-Werte schwanken im Vergleich zu den Phe-Kon-zentrationen signifikant stärker (p<0,05): Variationskoeffizient (S) 26% (95% CI 17,5–34,5); (T) 26% (95% CI 15,2–35,9); (MD) 28% (95% CI 20,2–35,6]. Postprandial und nach Ergometrie zeigte sich keine signifikante Veränderung der Phe-Konzentration im Serum.Schlussfolgerung. Da die Phe-Konzentration über den Tag nur gering-fügig schwankt, scheint bei Erwachsenen mit PKU/HPA eine Einzel-messung im Serum eine adäquate Kontrolle des Phe-Spiegels zu ge-währleisten. Die subkutane MD zeigt im Vergleich zu S und T größere Schwankungen der Phe-Konzentration.

048-P EINFLUSS INDIVIDUELLER PAH-MUTATIONEN AUF DIE SAPROPTE-RIN-RESPONSE BEI PKU: ERGEBNISSE EINER MONOZENTRISCHEN STUDIE

Leuders S.1, Wolfgart E.1, Feldmann R.1, Ott T.1, van Teeffelen-Heithoff A.1, du Moulin M.1, Nienhaus S.1, Weglage J.1, Marquardt T.1, Rutsch F.1 1Allgem Päd, Kinderklinik, UKM, Münster, Germany

Hintergrund. Im Sinne einer personalisierten Medizin ist es wün-schenswert, das Ansprechen auf Sapropterin bei PKU-Patienten an-hand des individuellen PAH-Mutationsstatus vorherzusagen.Methoden. Wir untersuchten die Response auf Sapropterin (Reduktion der Phe-Konzentration im Serum >30%) in einer 2-wöchigen Testphase (Woche 1: 10 mg/kg/Tag; Woche 2: 20 mg/kg/Tag) bei 101 PKU-Patien-ten (Alter: 4–44 Jahre). Das PAH-Gen wurde bei allen Patienten sequen-ziert, die individuellen PAH-Mutationen wurden mit der Sapropterin-Response korreliert. Ergebnisse. Insgesamt 37 von 101 Patienten zeigten ein Ansprechen auf Sapropterin. Die Mutation Y414C war häufig mit einem Ansprechen auf Sapropterin verbunden (13 Allele bei 37 Respondern). Bei den 64 Non-Respondern wurde am häufigsten die Mutation R408W (33 Allele) und am zweithäufigsten die Mutation IVS12+1G>A (17 Allele) identifiziert. Keine der gefundenen Mutationen konnte jedoch eindeutig das Anspre-chen auf die Therapie vorhersagen, da die Mutation im heterozygoten Zustand sowohl bei Non-Respondern als auch bei Respondern vorkam. Homozygote Träger der Mutation Y414C zeigten dagegen alle Response. Schlussfolgerung. Die eindeutige Vorhersage der Sapropterin-Response bei PKU-Patienten aufgrund der PAH-Mutation eines einzelnen Allels ist nicht möglich und erfordert immer die Berücksichtigung der Muta-tion des zweiten Allels.

049-P FILMPROJEKT „PKU – NA UND? LEBEN MIT PKU“ – EIN MUTMACH-FILM FÜR ELTERN UND BETROFFENE

Ellerbrok M.1, Tsiakas K.1, Schultz S.1, Santer R.1 1Kinderklinik, Univ Klin Eppendorf, Hamburg, Germany

Die Diagnose PKU ist für Eltern ein einschneidendes, kritisches Le-bensereignis, das bei vielen Angst, Mutlosigkeit und Verzweiflung auslöst. Die Eltern stehen unvorbereitet vor einer zusätzlichen komple-xen Lebensaufgabe, die die Therapie bei PKU erfordert. Aufgrund der Seltenheit der PKU gibt es im Umfeld der Familien keine Erfahrungen dazu. Die Diagnoseeröffnung und Beratung erfordert ein spezialisier-tes Team, das die Eltern schult und bei der Bewältigung der Diagnose unterstützt. Hierfür ist es für die Eltern zusätzlich sehr hilfreich, be-troffene Eltern und Kinder mit PKU kennen zu lernen.Die zentrale Botschaft des Films: Ein Leben mit PKU kann man sehr gut meistern. Der Film zeigt wie Eltern und Kinder mit PKU gelernt ha-ben, positiv und angstfrei mit dieser Stoffwechselstörung umzugehen. Er zeigt Patienten in verschiedenen Altersstufen bis zum Erwachsenen in Alltagssituationen im Umgang mit der PKU. Dabei werden auch Prinzipen der Behandlung von Stoffwechselärzten und Diätassistentin-nen angesprochen und erklärt. Der Film informiert auf unterhaltsame und emotionale Weise über die Besonderheiten der PKU. Somit ist er für Eltern betroffener Kinder eine wichtige Hilfe für die erste Zeit. Er kann aber auch Informationsquelle für Angehörige, Erzieher, Lehrer, Freunde des Kindes und medizinisches Personal sein.Wir planen den 45-minütigen Film im Rahmen der Jahrestagung vor-zustellen. Wir denken, er wird überall dort, wo er gezeigt wird, für mehr Verständnis und Akzeptanz gegenüber der PKU sorgen.Der Film wurde ermöglicht durch Unterstützung von „Hamburg macht Kinder gesund e.V.“ und der BerenbergKids Stiftung.

Page 14: Abstracts der 26. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Stoffwechselstörungen (APS) 2012

Abstracts

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050-P HYPOGLYKÄMIE MIT SCHWERER LAKTATAZIDOSE: FRUKTOSE-1,6-BIPHOSPHATASE-MANGEL

Eilers E.1, Emeis M.1, Du Chesne I.2, Jackowski-Dohrmann S.1, Marquardt T.2, Rossi R.1 1Kinderklinik Neukölln, Berlin, Germany, 2Universitätskinderklinik Münster, Münster, Germany

Einleitung. Die Fruktose-1,6-Biphophatase ist ein Schlüsselenzym der Glukoneogenese, ihr Mangel kann schon im Säuglingsalter zu lebens-bedrohlichen Hypoglykämien mit Laktatazidosen führen. Die Behand-lung besteht in häufigen Mahlzeiten, ggf. mit Glukose-Polymeren an-gereichert.Fall. Das Kind konsanguiner pakistanischer Herkunft fiel erstmals im Neugeborenenalter mit einer respiratorischen Anpassungsstörung und einer muskulären Hypotonie auf. Es zeigte sich eine Hypoglykämie (BZ 3 mg/dl) mit Laktatazidose (Laktat 173 mg/dl). Die Untersuchung der organischen Säuren im Urin zeigte eine massive Laktat- und Ketonurie. In den folgenden 2 Jahren entwickelte sich der Junge normal, danach traten erneut 2 Episoden mit Erbrechen und Vigilanzstörung auf. La-borchemisch gab es neben der Hypoglykämie und Laktatazidose keine Hinweise auf eine Störung der Fettsäurenoxidation oder eine Organo-zidurie; eine Glykogenose wurde ausgeschlossen. Sonographisch leichte Hepatomegalie, kraniales MRT normal. Der Fruktose-1,6-Biphospha-tase-Mangel konnte durch den Nachweis einer homozygoten Mutation im FBP1-Gen gesichert werden.Fazit. Der Fruktose-1,6-Biphosphatase-Mangel wird nur selten diagnos-tiziert, muss aber bei Hypoglykämien mit Laktaterhöhung neben der GSD I differenzialdiagnostisch in Erwägung gezogen werden.

051-P MOLYBDÄN-COFAKTOR-MANGEL TYP B: EINE DIFFERENZIALDIAG-NOSE BEI NEUGEBORENENKRÄMPFEN MIT LAKTATAZIDOSE UND CK-ERHÖHUNG

Tsiakas K.1, Mühlhausen C.1, Reiss J.2, Schwarz G.3, Saß J.O.4, Santer R.1 1Kinderklinik, Univ Klin Eppendorf, Hamburg, Germany, 2Inst Human Genet, Univ Klinikum Göttingen, Göttingen, Germany, 3Inst Biochem, Univ Köln, Köln, Germany, 4Kinderklinik, Univ Klinikum Freiburg, Freiburg, Germany

Einleitung. Störungen der Molybdän-Cofaktor-(MoCo)-Synthese füh-ren zu einer multiplen Enzym-Defizienz (Xanthin-Dehydrogenase, Sul-fit- und Aldehyd-Oxidase). Für den Typ B sind Mutationen im MOCS2-Gen verantwortlich, das für die Molybdopterin-Synthase kodiert. Wir berichten über eine Patientin mit einem MoCo-Mangel und initialen klinischen Symptomen wie bei einer Mitochondriopathie. Kasuistik. Das 3. Kind einer türkischen 7. Gravida fiel bei der U2 durch Myoklonien, fehlenden Saugreflex, Apnoe-Episoden und Opisthotonus auf. Es zeigten sich Hypoglykämie und persistierende Laktatazido-se mit Laktaterhöhung im Liquor, eine CK-Erhöhung im Plasma, ein „burst suppression“-Muster im EEG, und eine Hirnatrophie mit zysti-schen defekthaften Marklagerläsionen im MRT. Entwicklungsstagna-tion und Optikusatrophie im Verlauf. Normale Aktivität der Enzyme der Atmungskette in Fibroblasten. Sulfit-Test initial negativ. Die Ein-ordnung ist durch Untersuchung der Purine/Pyrimidine im Urin und des Homocysteins im Blut (unter der Nachweisgrenze) gelungen. Der MoCo-Mangel Typ  B wurde biochemisch, enzymatisch und moleku-largenetisch gesichert. Fazit. Koexistenz und Persistenz von Laktatazidose und CK-Erhöhung bei Neugeborenen mit Enzephalopathie sind hinweisend auf mitochon-driale Stoffwechselstörungen. Laktatazidose ist bei extramitochond-rialen neurodegenerativen Krankheiten wie M. Krabbe, M. Alexander und MoCo-Mangel beschrieben. Der MoCo-Mangel sollte wegen der Behandelbarkeit des Typ A rechtzeitig, möglichst im Neugeborenenal-ter, diagnostiziert werden.

052-P MR-SPEKTROSKOPISCHER GLYCIN-NACHWEIS BEI NICHTKETOTI-SCHER HYPERGLYCINÄMIE

Tsiakas K.1, du Moulin M.1, Mühlhausen C.1, Grzyska U.2, Vianey-Saban C.3, Santer R.1 1Kinderklinik, Univ Klin Eppendorf, Hamburg, Germany, 2Klinik Neurorad, Univ Klinikum Eppendorf, Hamburg, Germany, 3Lab Malad Hered, Centre Hosp Univ, Lyon, France

Einleitung. Die nichtketotische Hyperglycinämie (NKH) ist eine Stö-rung des Glycinabbausystems, die zu einer Akkumulation von Glycin im Gehirn führt. Die Diagnose wird üblicherweise bei typischer Klinik und erhöhtem Liquor/Plasma(L/P)-Glycin-Quotienten gestellt. Blut-kontamination des Liquors kann die Interpretation dabei erschweren. Wir berichten hier über eine Patientin mit NKH, auffälliger kranieller Magnetresonanztomographie (cMRT) und dabei einem erhöhten Gly-cin-Peak in der gleichzeitig durchgeführten Spektroskopie (MRS).Kasuistik. In der ersten Lebenswoche sind Apathie, Trinkschwäche, Muskelhypotonie und fokale klonische Krampfanfälle aufgetreten. Das EEG zeigte „sharp-waves“ und eine Verlangsamung, das cMRT im Ver-lauf einen Myelinisierungsrückstand und ein schmales Corpus callosum. Die L/P-Glycin-Ratio war erhöht (0,06) bei Blutkontamination. Die MRS zeigte einen erhöhten Glycin-Peak. Die daraufhin durchgeführte Moleku-largenetik bestätigte die Diagnose durch Nachweis einer Compound-He-terozygotie für 2 Mutationen der T-Untereinheit des Glycinabbausystems.Fazit. Die NKH ist eine wichtige Differentialdiagnose bei Neugebore-nen mit Krampfanfällen, Muskelhypotonie und Enzephalopathie. Eine erhöhte L/P-Glycin-Ratio ist ein Grund für weitergehende Diagnostik hinsichtlich einer NKH. Der Nachweis eines Glycin-Peaks in der MRS gilt als relativ spezifisch für die NKH und ist eine gute Alternative zu invasiven Maßnahmen wie einer Leberbiopsie.

053-P A MUTATION IN BOLA3 CAUSES MULTIPLE MITOCHONDRIAL DYSFUNCTIONS SYNDROME

Ahting U.1, Haack T.B.2,3, Haberberger B.3, Mayr J.A.4, Zimmermann F.4, Schum J.3, Strecker V.5, Graf E.2, Hoppen T.6, Wittig I.5, Strom T.2, Meitinger T.2,3, Prokisch H.2,3, Sperl W.4, Freisinger P.7, Rolinski B.1,8 1Städt. Klinikum München, Dept. Klinische Chemie, Munich, Germany, 2Inst. of Human Genetics, TU München, Munich, Germany, 3Inst. of Human Genetics, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg, Germany, 4Dept. of Paediatrics, Paracelsus Medical University, Salzburg, Austria, 5Molekulare Bioenergetik, Zentrum Biologische Chemie, Univ. Frankfurt, Germany, 6Dept. of Paediatrics, Gem.-Klinikum Koblenz, Germany, 7Dept. of Pae-diatrics, Städ. Klinikum Reutlingen, Germany, 8ELBLAB Zentrum f. Labor Medizin, Elblandkliniken, Meißen, Germany

Defects in mitochondrial energy metabolism are multi-organ diseases often affecting the central nervous system. Defects of the mitochondrial oxidative phosphorylation in combination with an impaired activity of the pyruvate dehydrogenase complex have been rarely reported so far. We investigated two siblings presenting with severe neonatal lactic acidosis, hypotonia, encephalopathy and cardiomyopathy; leading to death within the first months of life. Muscle biopsy revealed a peculiar biochemical de-fect consisting of a combined deficiency of respiratory chain complexes I and II accompanied by a defect of the pyruvate dehydrogenase complex. Joint exome analysis of both affected siblings uncovered a homozygous missense mutation in BOLA3. The causal role of the mutation was va-lidated by lentiviral-mediated expression of the mitochondrial isoform of wildtype BOLA3 in patient fibroblasts leading to an increase of both residual enzyme activities and lipoic acid levels. Homology studies suggest that BOLA3 is involved in the biogenesis of iron-sulfur clusters which are necessary for proper function of respiratory chain complexes and pyruvate dehydrogenase.

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Our results suggest that defects in BOLA3 lead to a combined deficien-cies of respiratory chain complexes and pyruvate dehydrogenase provi-ding the molecular basis for a new class of mitochondrial dysfunction syndrome with cerebral involvement.

054-P KLINISCHER VERLAUF BEI SUCLG1-DEFEKT

Näke A.1, Stopsack M.1 1Univ.-Klinikum Carl Gustav Carus, Dresden, Germany

Vermutet wenigstens 15% der angeborenen (Hepato-)Enzephalomyo-pathien könnten auf mitochondriale Deletionssyndrome zurückzu-führen sein (Ostergaard 2007). Bei Symptomkombinationen von früher muskulärer Hypotonie und Atrophie vor dem 5. Lebensmonat, psycho-motorischer Retardierung und dystonen oder hyperkinetischen Bewe-gungsstörungen sollte an Mutationen im SUCLA2- oder SUCLG1-Gen gedacht werden. Wir beschreiben den diagnostischen (Irr)weg und den klinischen Ver-lauf sowie das therapeutische Management über 6  Jahre bei einem Brüderpaar mit heterozygotem Mutationsnachweis auf dem SUCLG1-Gen. Pat. 1 fiel postnatal mit Neugeborenenkrämpfen und sich rasch entwickelnder Tetraspastik, Athetose und deutlicher psychomotori-scher Retardierung auf. Dies wurde auf die (wenig belastete) Perinatal-anamnese zurückgeführt. Erst im 4. Lebensjahr führten Zweifel an der Diagnose zur intensiven Abklärung des komplexen Schädigungsbildes, wobei initial eine Methylmalonazidurie vermutet wurde. Kurz darauf Geburt des Bruders (Pat. 2), der trotz proteinrestriktiver Diät eine pro-grediente Hirnatrophie, Myoklonien und eine schwere dystone Störung entwickelte.

055-P 3-JÄHRIGER MIT RAPIDER PSYCHOMOTORISCHER REGRESSION NACH BANALEM INFEKT – MANIFESTATION EINES LEIGH-SYN-DROMS

Jachertz P.1, Hintz A.-B.1, Sauerbrey A.1 1HELIOS Klinikum GmbH, Erfurt, Germany

Einleitung. Vorstellung eines 3-jährigen Jungen mit Fieber, starker Mü-digkeit, zunehmendem Verlust des Sprachwortschatzes und statomoto-rischer Fähigkeiten. Ziel: Klärung der Frage, ob eine Mitochondriopat-hie vorliegt. Aufklärung des biochemischen und molekularen Defektes.Methode. Labor- und Stoffwechseldiagnostik (Blut/Liquor), EKG, Echokardiographie, EEG; MRT(-Spektroskopie), neurophysiologische Diagnostik; Muskelbioptat und pathohistologsiche Aufarbeitung; bio-chemische Untersuchungen der mitochondrialen Atmungskettenenzy-me; genetische Untersuchung.Ergebnisse. Symmetrische hyperintense Läsionen und Diffusions-störungen in T2/FLAIR des MRT im Bereich des Hirnstammes und paraventrikulär des 3.  Ventrikels. Hochgradige COX-Defizienz im Skelettmuskelbioptat. Erhöhte Laktatwerte im Blut und Liquor cerebro-spinalis. Aktivitätsminderung im Komplex IV der Atmungskettenen-zyme. Kein Nachweis einer spezifischen Genmutation.Diskussion. Eine Enzephalitis infektiologischer und immunologischer Genese konnte ausgeschlossen, ein Leigh-Syndrom im Rahmen einer Mitochondriopathie diagnostiziert werden. Der Nachweis einer spezi-fischen Genmutation gelang nicht. Im Verlauf zeigten sich eine Progre-dienz der cerebralen Läsionen sowie eine rasche Verschlechterung des klinischen Zustands des Patienten. Mittels einer ketogenen Diät gelang eine Reduktion der Hyperlaktatämie. Eine kausale Therapie existiert nicht.Schlussfolgerung. Bei progredienter Enzephalopathie sollte eine mög-liche mitochondriale Erkrankung bedacht werden.

056-P LABORDIAGNOSTIK DES MORBUS CANAVAN (MC) DURCH BE-STIMMUNG DER ASPARTOACYLASE(ASPA)-AKTIVITÄT IN IMMOR-TALISIERTEN LYMPHOZYTEN (LYM) UNTER VERWENDUNG DES SYNTHETISCHEN SUBSTRATES N-TRIFLUOROACETYL-L-ASPARTAT (TFAA)

Sexauer D.1, Sommer A.1, Sass J.O.1 1Lab Klin Biochem Stoffw, ZKJ, Univ Klin, Freiburg, Germany

Einleitung. Zur Bestätigung eines klinisch bzw. durch Akkumulation des Metaboliten N-Acetyl-L-Aspartat begründeten Verdachtes auf einen MC ist die Bestimmung der ASPA-Aktivität von Nutzen. Unsere früheren Versuche, auf der Basis der Beschreibung von Matalon et al. (1988) ASPA-Analysen von Fibroblasten (FIB) auf LYM umzustellen, bewährten sich bei Ausweitung der Untersuchungen nicht. Methoden. Um ASPA-Aktivität unter Verzicht auf eine Hautstanzbiop-sie ermitteln zu können, wurde nun ein Ninhydrin-basierter Test unter Verwendung von TFAA etabliert.Ergebnisse. In einer menschlichen Zelllinie (HEK293) überexprimierte humane ASPA wies für TFAA KM- und vmax-Werte von 9,2 mM bzw. 63,7 µmol/g-1/min-1 auf. In FIB- und LYM-Homogenaten von MC-Pa-tienten war ASPA-Aktivität nur in Spuren (<0,4 µmol/g-1/min-1) nach-weisbar, während die Aktivitäten in Negativkontrollen beider Zelltypen erheblich waren.Schlussfolgerung. Mit einer Intraassay-Variation von 19,4% und einer Interassay-Variation von 20,4% lieferte der neue Assay auch mit LYM für ein manuelles mehrstufiges Verfahren eine akzeptable Reproduzier-barkeit. Der neue Test ist spezifisch und sensitiv genug, um eine Bestim-mung der ASPA-Aktivität in LYM zu ermöglichen. Er liefert somit die Basis für minimalinvasive diagnostische und wissenschaftliche Unter-suchungen bei Vorliegen eines Verdachtes auf einen MC.

057-P EVALUATION EINER LC-MS/MS-METHODE ZUR BESTIMMUNG DER ACYLCARNITINE UND ACYLGLYCINE IM URIN

Femppel C.1, Lange S.1, Klein J.1, Hennermann J.B.1 1Charité Universitätsmedizin, Berlin, Germany

Einleitung. Die Trockenblutanalyse auf Acylcarnitine mittels Tandem-Massenspektrometrie ist ein etabliertes Verfahren zur Diagnose von Fettsäurenoxidationsdefekten (FAO) und Organoazidopathien (OA).Fragestellung. Ziel dieser Studie war die Evaluation einer neuen LC-MS/MS-Methode zur Bestimmung nicht derivatisierter Acylcarnitine (AC) und Acylglycine (AG) im Urin.Methode. Insgesamt 548 Urinproben von gesunden Probanden (n=359) sowie von Patienten mit MCAD-Defekt (n=98), Methylmalonazidurie (MMA; n=53), Isovalerianazidämie (IVA; n=19) und Propionazidämie (PA; n=19) wurden mittels Triple-Quadrupol Massenspektrometrie auf 37 AC und 17 AG untersucht. Ergebnisse. Der MCAD-Defekt wurde mit 94% Sensitivität und 93% Spezifität anhand folgender Marker des AC-/AG-Profils detektiert: P-C3-G, C5OH-G, C6-G, C7-G, C8DC-G, C8OH-G, C6, C8 und C10:1. MMA wurde mit 94% Sensitivität und 96% Spezifität (Marker: C3), IVA mit 100% Sensitivität und 98% Spezifität (Marker: C5, C5-G), PA mit 100% Sensitivität und 100% Spezifität (Marker: C3) diagnostiziert. An-dere charakteristische Marker waren: C4DC für MMA und C5OH-G, C0, C5:1-G, C8OH-G für PA.Schlussfolgerung. Mit schneller Probenaufarbeitung und hohem Pro-bendurchsatz sind AC und AG mittels LC-MS/MS im Urin sicher de-tektierbar. Spezifische Ausscheidungsmuster lassen mit hoher Sensitivi-tät und Spezifität die Diagnose bestimmter FAO und OA zu.

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Abstracts

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058-P EVALUATION OF A NOVEL, COMMERCIALLY AVAILABLE MASS SPECTROMETRY KIT FOR NEWBORN SCREENING INCLUDING SUC-CINYLACETONE WITHOUT HYDRAZINE

Merk M.1, Gottschalk A.1, Metz T.F.2, Mechtler T.P.3, Herkner K.R.2, Kasper D.C.2, Lukacin R.1 1Chromsystems Instrument & Chemicals GmbH, Gräfelfing, Germany, 2Dep Pediatrics & Adolescent, Med Univ., Vienna, Austria, 3ResCore Unit Pediatric Biochem & Analytics, Vienna, Austria

Newborn screening for tyrosinemia type  I (Tyr-I) is mandatory to identify infants at risk before life-threatening symptoms occur. The analysis of tyrosine alone is limited, and might lead to false-negative re-sults. Consequently, the analysis of succinylacetone (SUAC) is needed. Current protocols are time-consuming, and above all, include hazar-dous reagents such hydrazine. We evaluated a novel, commercial kit to analyze amino acids, acylcarnitines and SUAC with a significantly less harmful hydrazine derivative in a newborn screening laboratory. Dried blood spot specimens from 4,683 newborns and samples from known patients with inborn errors of metabolism (IEM) were analyzed by a novel protocol and compared to an in-house screening assay. All sam-ples were derivatized with butanol-HCl after extraction from 3/16-inch DBS punches. For the novel protocol, the residual blood spots were ex-tracted separately for SUAC, converted into hydrazone, combined with amino acids and acylcarnitines, and subsequently analyzed by mass spectrometry using internal isotope-labeled standards. All newborns were successfully tested, and 74 patients with IEMs including three with Tyr-I (SUAC 1.50, 4.80 and 6.49; tyrosine levels 93.10, 172.40 and 317.73, respectively) were detected accurately. The mean SUAC level in non-affected newborns was 0.68 µmol/l (cut-off 1.29 µmol/l). The novel as-say was demonstrated to be accurate in the detection of newborns with IEM, robust, and above all, without the risk of the exposure to highly toxic reagents and requirement of additional equipment for toxic fume evacuation.

059-P NEUGEBORENENSCREENING AUF ZYSTISCHE FIBROSE IN DER SCHWEIZ – ZWISCHENEVALUIERUNG NACH DER AUSWERTUNG DER ERSTEN 4 MONATE PILOTSTUDIE

Fingerhut R.1, Torresani T.1, Gallati S.2, Schöni M.H.3, Baumgartner M.1, Barben J.4, die Schweizer CF5 1Universitäts Kinderklinik, Zürich, Switzerland, 2Abteilung für Human Ge-netik, Universtäts-Kinderklinik, Bern, Switzerland, 3Abteilung für Pädiatrie, Universität Bern, Switzerland, 4Abteilung für Pädiatrische Pulmonology, Kinderspital St. Gallen, Switzerland, 5Screening Gruppe, Switzerland

Das Neugeborenenscreening auf zystische Fibrose (CF) mittels immun-reaktivem Trypsin (IRT) und der 7 häufigsten Mutationen wurde in der Schweiz zum 1. Januar 2011 eingeführt. In der Literatur ist ein IRT-Wert von 60  ng/mL für die 99.  Perzentile beschrieben. In einer Testphase im Dezember 2010 wurde von uns ein IRT-Wert von 45 ng/mL für die 99. Perzentile mit der bei uns verwendeten Methode ermittelt. Ziel der Zwischenevaluierung war, zu bestimmen, ob durch eine Anpassung des Cut-offs bei fehlender CFTR-Mutation eine unnötige zweite IRT-Be-stimmung vermieden werden könnte. Um diese Frage beantworten und den Verlauf der IRT-Werte beurteilen zu können, wurde auch bei allen Kindern, die zum Schweißtest in ein CF-Zentrum überwiesen wurden, eine zweite IRT-Bestimmung durchgeführt.In den ersten 4  Monaten wurden 27.297  IRT-Tests durchgeführt, von denen 0,92% über 45  mg/dL lagen und eine DNA-Analyse durchge-führt wurde. Bei 211 Kindern war eine 2. IRT-Bestimmung erforderlich (Recall-Rate: 0,77%). Insgesamt 40  Kinder wurden in ein CF-Zent-rum überwiesen. Kein Kind mit einer bestätigten CF hatte einen IRT-Wert <50 ng/mL. Alle 15 Kinder mit einem initialen IRT zwischen 45 und 60 ng/mL ohne CFTR-Mutation hatten einen normalen 2. IRT-Test.Die Änderung des Cut-offs von 45 auf 50 ng/mL (99,5. Perzentile) ergibt eine erhebliche Reduktion der Recall-Rate ohne Verlust von diagnosti-scher Sensitivität.


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